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MENORCA balearische inseln www.menorca.es DIE HÄUSER Während des Posttalayotikums wurden die Häuser nach ein und demselben Prototyp errichtet: ein Rundbau mit Doppelwänden, der einen Innenhof aufwies, in welchen die verschiedenen Räume des Hauses zusammenliefen. Die Raume hatten verschiedene Funktio- nen: Werkstatt, Getreidemühle, Lager und Ruhebereich. Im unüber- dachten Innenhof befand sich die Küche und manchmal eine in den Boden gemeißelte Zisterne. In Torre d’en Galmés können die aneinander liegenden Häuser 2 y 3 besichtigt werden, an deren Innenwänden bauliche Veränderungen und Wiederverwendungen zu sehen sind,die in der Römerzeit vorge- nommen wurden. Die Steine sind dort kleiner und etwa rechteckig. Haus 1 wurde unter Ausnutzung einer Höhle und eines leicht abfa- llenden Felsbodens erbaut, wodurch noch eine ansehnliche Höhe seiner Mauern erhalten ist. Die Südhäuser wurden mit glatt geschli- ffenen Steinen errichtet. Besonders zu erwähnen sei das Haus, das zu Ehren des ersten Archäologen, dem Franzosen Emile de Carthailhac, auf den Namen „Cartailhac“ getauft wurde. Cartailhac erwähnte das Haus in einem Ende des 19. Jahrhunderts veröffentlichen Abkom- men. Dieses riesige Haus wurde erst kürzlich ausgegraben und res- tauriert. Es muss einer recht reichen Familie gehört haben. Ferner ist bekannt, dass es etwa zwischen 250 und 50 v. Chr. bewohnt wurde. DER HYPOSTYLOSSAAL Südlich der Siedlung befinden sich zwei an die Rundhäuser errichtete Gebäude, denen die Archäologen den Namen „Hypostylossäle“ ga- ben. Es sind mit großen flachen Steinen überdachte Räume, die von Pfeilern und Säulen gestützt werden. Ihre Funktion ist nicht geklärt, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass sie als Lager oder Nebenräume genutzt wurden. Die Säulen sind mediterraner Art und zeichnen sich dadurch aus, dass ihr oberer Teil breiter als der untere ist, der sich auf den Boden stützt. DIE WASSERNUTZUNG Es ist interessant, an einem Bereich südlich der Siedlung innezu- halten und das System für das Auffangen von Regenwasser zu be- gutachten. Es basiert auf in den Boden gemeißelten Rinnen, die das Regenwasser zu kleinen Speichern leiten, die ursprünglich mit abgerundeten Kieselsteinen gefüllt waren. Diese Kieselsteine fun- gierten als Filter, da das Regenwasser aufgrund der Schwerkraft von den Bergen hinuntergespült wurde. Das Wasser wurde zunächst von diesen, mit Kieselsteinen gefüllten Speicher von Unreinheiten (Erde, Blätter, etc.) befreit und lief dann in wesentlich größere, ebenfalls in den Boden gemeißelte Speicher, die als Zisternen dienten. Ein un- terirdisches Bauwerk, das im Prätalayotikumals Grab diente, wurde später ebenfalls als Wasserspeicher genutzt. TORRE D’EN GALMÉS DAS TALAYOTISCHE MENORCA

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Page 1: DIE HÄUSER DAS TALAYOTISCHE Boden gemeißelte Zisterne. … · DIE VORGESCHICHTE AUF MENORCA Die ersten Momente der menorquinischen Vorgeschichte sind um 2000 v. Chr. anzusiedeln

MENORCAbalearische inseln

www.menorca.es

DIE HÄUSER Während des Posttalayotikums wurden die Häuser nach ein und demselben Prototyp errichtet: ein Rundbau mit Doppelwänden, der einen Innenhof aufwies, in welchen die verschiedenen Räume des Hauses zusammenliefen. Die Raume hatten verschiedene Funktio-nen: Werkstatt, Getreidemühle, Lager und Ruhebereich. Im unüber-dachten Innenhof befand sich die Küche und manchmal eine in den Boden gemeißelte Zisterne.

In Torre d’en Galmés können die aneinander liegenden Häuser 2 y 3 besichtigt werden, an deren Innenwänden bauliche Veränderungen und Wiederverwendungen zu sehen sind,die in der Römerzeit vorge-nommen wurden. Die Steine sind dort kleiner und etwa rechteckig. Haus 1 wurde unter Ausnutzung einer Höhle und eines leicht abfa-llenden Felsbodens erbaut, wodurch noch eine ansehnliche Höhe seiner Mauern erhalten ist. Die Südhäuser wurden mit glatt geschli-ffenen Steinen errichtet. Besonders zu erwähnen sei das Haus, das zu Ehren des ersten Archäologen, dem Franzosen Emile de Carthailhac, auf den Namen „Cartailhac“ getauft wurde. Cartailhac erwähnte das Haus in einem Ende des 19. Jahrhunderts veröffentlichen Abkom-men. Dieses riesige Haus wurde erst kürzlich ausgegraben und res-tauriert. Es muss einer recht reichen Familie gehört haben. Ferner ist bekannt, dass es etwa zwischen 250 und 50 v. Chr. bewohnt wurde.

DER HYPOSTYLOSSAAL

Südlich der Siedlung befinden sich zwei an die Rundhäuser errichtete Gebäude, denen die Archäologen den Namen „Hypostylossäle“ ga-ben. Es sind mit großen flachen Steinen überdachte Räume, die von Pfeilern und Säulen gestützt werden. Ihre Funktion ist nicht geklärt, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass sie als Lager oder Nebenräume genutzt wurden. Die Säulen sind mediterraner Art und zeichnen sich dadurch aus, dass ihr oberer Teil breiter als der untere ist, der sich auf den Boden stützt.

DIE WASSERNUTZUNG Es ist interessant, an einem Bereich südlich der Siedlung innezu-halten und das System für das Auffangen von Regenwasser zu be-gutachten. Es basiert auf in den Boden gemeißelten Rinnen, die das Regenwasser zu kleinen Speichern leiten, die ursprünglich mit abgerundeten Kieselsteinen gefüllt waren. Diese Kieselsteine fun-gierten als Filter, da das Regenwasser aufgrund der Schwerkraft von den Bergen hinuntergespült wurde. Das Wasser wurde zunächst von diesen, mit Kieselsteinen gefüllten Speicher von Unreinheiten (Erde, Blätter, etc.) befreit und lief dann in wesentlich größere, ebenfalls in den Boden gemeißelte Speicher, die als Zisternen dienten. Ein un-terirdisches Bauwerk, das im Prätalayotikumals Grab diente, wurde später ebenfalls als Wasserspeicher genutzt.

TORRED’EN GALMÉS

DASTALAYOTISCHE

MENORCA

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DIE VORGESCHICHTE AUF MENORCA

Die ersten Momente der menorquinischen Vorgeschichte sind um 2000 v. Chr. anzusiedeln und werden auf architektonischer Ebe-ne durch die megalithischen Grabstätten wie Roques Llises (Torre d’en Galmés) dargestellt. Um 1800 v. Chr. wurden Häuser namens „Naviformes“, wie die von Son Mercer de Baix, erbaut. Gegen 1400 v. Chr. entstanden Beispiele wie die Navetas von Rafal Rubí und l’Argentina (Straße von Maó nach Ciutadella). Bereits im Jahr 1000 v. Chr. wurden die Grabstätten wie die Naveta des Tudons intensiv genutzt. Die talayotische Zeit (1000 - 550 v. Chr.) zeichnet sich aus durch den Bau von Siedlungen mit klarer Städteplanung, öffent-lichen Gebäuden und riesigen Bauwerken (die Talayots) sowie Wo-hnflächen, die noch nicht weiter erforscht sind. Bereits im Posttala-yotikum (550-123 v. Chr. ), wurden die bekannten Taula-Kultstätten, mit dem riesigen T in der Mitte, die diesen Tempeln Namen geben, sowie die runden Häuser mit zentralem Innenhof, der Bereich der Trinkwasserversorgung, Zisternen, etc. erbaut. Die Bestattungsri-tuale fanden in Nekropolen statt, die sich in Naturhöhlen oder in un-terirdischen Bauten befanden, die künstlich in die Felsenwände der Steilküste oder der Schluchten eingemeißelt wurden. Einige Jahr-hunderte lang wurden diese Siedlungen und Nekropolen zwar noch genutzt, ihre Struktur und Ausstattung wurde jedoch verändert.

BESCHREIBUNG DER SIEDLUNG TORRE D’EN GALMÉS Es handelt sich um eine große Siedlung, die sich auf einer Fläche von 6 Hektar mit mehreren historischen Bauten Richtung Süden aus-breitet. An einigen ihrer Grenzstellen ist die Siedlung durch Mauer-fassaden geschützt, während an anderen Stellen diese Funktion von den Außenmauern der Häuser übernommen wird. Die Siedlung umgibt große öffentliche Gebäude und riesige Bauwer-ke (drei Talayots und eine Taula-Kultstätte), die auf der höchsten Stelle des Siedlungshügels stehen.

LAGE UND CHRONOLOGIE

Torre d’en Galmés ist eine große talayotische Siedlung im Süden Menorcas, die über die Straße von Alaior Richtung Strand von Son Bou zu erreichen ist. Links von dieser Straße führt ein etwa zwei Ki-lometer langer asphaltierter Weg zur Siedlung. Auf dieser Abzwei-gung findet man nach einem halben Kilometer auf der linken Seite zunächst das Interpretationszentrum und danach eine der größten und beeindruckendsten archäologischen Fundstätten der Balearen.

Torre d’en Galmés liegt auf einer kleinen Anhöhe, die Richtung Sü-den ihre höchste Stelle hat und von der aus ein großer Teil der Süd-seite der Insel zu überblicken ist. An klaren Tagen sind die Berge der Nachbarinsel Mallorca zu sehen. Von dort aus waren in der prähisto-rischen Zeit zahlreiche talayotische Siedlungen zu sehen, gegenüber denen, so wird vermutet, Torre d’en Galmés eine Vormachtstellung innehatte.

Das Interpretationszentrum ist in einem alten Straßenarbeiterhaus untergebracht und versorgt die Besucher mit Grundinformation für die Interpretation der Reste, die sie später in der Siedlung vorfin-den. Diese Information ist sehr didaktisch und wird in verschiedenen Sprachen angeboten. Dank zwei audiovisueller Medien, den Repro-duktionen verschiedener, in der Siedlung gefundener Gegenstände und einer Reihe von Tafeln mit Erläuterungen kann der Besucher seine anstehende Besichtigung in die richtige Perspektive bringen.

Die Blütezeit der Siedlung wird zwischen 1000 v. Chr. und dem 2. Jahrhundert v. Chr. vermutet, obwohl hier Überreste gefunden wurden, die auf eine Besetzung um 2000 v. Chr. bis zur Eroberung durch die Christen im Mittelalter im Jahre 1287 schließen lassen.

DIE TALAYOTS

Der Talayot ist das charakteristischte Bauwerk der Vorgeschichte Menorcas und Mallorcas. Sein Name ist von dem Wort „atalaya“ (Beobachtungs- und Wachturm) abgeleitet. Seine turmartige Form und sein massives Erscheinungsbild sind nicht wegzudenkende Bes-tandteile der Landschaft Menorcas. Wenngleich Talayots gefunden wurden, die mit einer Innenkammer ausgestattet waren, wiesen die bekannten Talayots größtenteils einen Raum auf der Plattform auf, der in einigen Fällen aus Stein (wie in Torelló) und in anderen Fällen aus Holz (wie in Biniparratx Petit) war.

In Torre d’en Galmés sind derzeit drei Talayots erhalten. Zwischen dem mittleren und dem westlichen Talayot gibt einen offenen Be-reich, der einen Platz vermuten lässt. Sie nehmen den höchsten Teil der Siedlung ein und sind daher aus kilometerweiter Entfernung zu sehen. Die Archäologen sind der Auffassung, dass diese Bauwerke neben der Bewachung und Kontrolle des Gebiets auch noch andere Funktionen erfüllten. In den oberen Kammern könnten auch Kultri-tuale an eine Gottheit stattgefunden haben. In dem im Westen ge-legenen Talayot wurde eine kleine Bronzefigur - wahrscheinlich ein Krieger - gefunden.

DIE TAULA-KULTSTÄTTE

Was wir heute als Taula-Kultstätte kennen ist ein hufeisenförmiger Bereich, in dessen Mitte eine großer aufrechter Stein mit einem waagerecht aufliegenden Kapitell in Form eines umgekehrten Pyramidenstumpfes steht. Das Ganze sieht aus wie ein riesiger Tisch, weshalb der Volksmund dem Objekt den Namen Taula gab, der zum wissenschaftlichen Begriff wurde, unter anderem, weil es ein Bauwerk ist, das ausschließlich auf unserer Insel zu finden ist. An keinem anderen Ort der Welt sonst sind Taulas zu finden.

Der Kapitellstein der Taula von Torre d’en Galmés ist herunterges-türzt und liegt zwischen dem Eingang des Taulabereichs und dem Stützpfeiler. Allerdings ist die Mauer, die diesen Bereich umgibt, sehr gut erhalten. An ihr sind zwei Bautechniken zu erkennen. Die Apsis besteht aus großen ungeschliffenen Steinen, während die Innenseiten des Bereichs mit großen glatt geschliffenen Felssteinen errichtet wurden. Im Inneren der Taula-Kultstätten fanden Schafs- und Ziegeno-pferungen statt. Hierzu wurden Nahrungsmittel und Flüssigkeiten - wahrscheinlich Wein - gereicht. Rechts am Eingang wurden Reste einer Feuerstelle gefunden, die wahrscheinlich ständig brannte. Am Fuße von einem der Pilaster der linken Seite des Bereichs wurde eine kleine Bronzestatuette gefunden, die den ägyptischen Halbgott Imhotep darstellt, der für seine architektonischen und medizinis-chen Kenntnisse im alten Ägypten verehrt wurde und dessen Kult sich während des 4. und 3. Jahrhunderts v. Chr. über den gesamten Mittelmeerraum erstreckte.