Die individuelle Kompetenzentwicklung der Kinder im Blick ... · 1 Grundschule...

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1 Magazin für die Grundschule • Februar 2013• Copyright © 2013 Cornelsen Schulverlage GmbH, Berlin FEBRUAR 2013 E rfahrene Pädagogen kennen ihre Kinder und die Lern- gegenstände gut. Sie können also den Lernstand jedes Einzelnen mit dem der anderen Jungen und Mädchen in der Klasse meist gut vergleichen. Es ist aber auch wichtig, „über den Tellerrand“ zu blicken und anstelle des klassenbezogenen Maßstabs eine zusätzliche Referenzgruppe als Vergleichsmög- lichkeit heranziehen zu können. Dazu ist es ratsam, den Kindern standardisierte Aufgaben vorzulegen und ihre Leistungsfähig- keit anhand von Vergleichsnormen einzuordnen. Es ist sinnvoll, in regelmäßigen Abständen einen Test durchzu- führen, der die eigene Einschätzung ergänzt und objektive Maß- stäbe in die Beurteilung einführt. Am besten wäre es, wenn es für verschiedene Lernbereiche auch vergleichbare Tests gäbe, die nach ähnlichen Kriterien die Kompetenzen der Kinder regel- mäßig erfassen würden. Dies würde eine übersichtliche Darstel- lung der Lernstände und -entwicklungen ermöglichen. Dann könnte man die Lernfortschritte in den verschiede- nen Fächern über Jahre hinweg vergleichbar einordnen und die Lernentwicklung der einzelnen Kinder dokumentieren. Schüle- rinnen und Schüler mit Förderbedarf würden auf diese Weise erkannt und die Lernfortschritte in den einzelnen Fächern ein- heitlich festgestellt. Mit den Kollegen der anderen Bereiche könnte man die Ergebnisse austauschen und so auch feststel- len, ob die Kinder in den verschiedenen Fächern gleichermaßen zulegen. Um diese Anforderungen für eine umfassende Lern- entwicklungsdiagnostik zu erfüllen, wurde KEKS entworfen. KEKS ist ein neuartiges diagnostisches Konzept zur Beschreibung individueller Lernentwicklungen von Kindergarten- und Grund- schulkindern in den Bereichen Deutsch, Mathematik und Eng- lisch. Die KEKS-Instrumente sind für die Hand von Pädagogen gedacht, die mit ihrer Hilfe in ökonomischer und zuverlässiger Weise die individuellen Kompetenzen der Kinder feststellen (Screening) und ihre Lernentwicklung in Form eines Kompetenz- profils beschreiben können (Monitoring). KEKS – Kompetenzerfassung in Kindergarten und Schule Die individuelle Kompetenzentwicklung der Kinder im Blick behalten Kinder kommen mit unterschiedlichen Voraussetzungen in die Schule und lernen unterschiedlich schnell. Darüber hinaus sind sie nicht in allen Fächern gleichermaßen sicher. Wer also seine Schülerinnen und Schüler frühzeitig individuell fordern und fördern möchte, sollte genau wissen, wo sie jeweils stehen – was sie schon können und wo sie noch gezielte Hilfe benötigen. Herzstück des gesamten Diagnosekonzepts ist die KEKS-Test- serie 1 , die von den Schülerinnen und Schülern in Papierform be- arbeitet wird und deren Ergebnisse in Auswertungsbögen oder online ausgewertet werden können. Die KEKS-Tests erfassen sog. Kernkompetenzen. Damit sind all- tagsrelevante Fähigkeiten gemeint, über die jeder Einzelne nicht nur in Schule und Ausbildung, sondern in nahezu allen Lebens- bereichen verfügen sollte, um den gesellschaftlichen Anforde- rungen gewachsen zu sein. Die Aneignung dieser Kernkompe- tenzen erfolgt im Rahmen des schulischen Unterrichts sowie im außerschulischen Alltag (z. B. in der Familie oder einer privaten Fördereinrichtung). Die KEKS-Tests prüfen also nicht nur das schulbezogene Wissen, das in den einzelnen Jahrgangsstufen 1 Die Tests und Einschätzungsskalen wurden von Wissenschaftlern aus dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (Leitung: Dr. P. May) in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Universitäten Hamburg (Prof. Dr. G. Ricken) und Erfurt (Prof. Dr. G. Mannhaupt) entwickelt. Kernkompetenzen Der KEKS-Test dokumentiert den Lernfortschritt des einzelnen Kindes auch fächerübergreifend. © iStockphoto/Chris Schmidt

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Magazin für die Grundschule

• Februar 2013• Copyright © 2013 Cornelsen Schulverlage GmbH, Berlin

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Erfahrene Pädagogen kennen ihre Kinder und die Lern- gegenstände gut. Sie können also den Lernstand jedes Einzelnen mit dem der anderen Jungen und Mädchen in

der Klasse meist gut vergleichen. Es ist aber auch wichtig, „über den Tellerrand“ zu blicken und anstelle des klassenbezogenen Maßstabs eine zusätzliche Referenzgruppe als Vergleichsmög-lichkeit heranziehen zu können. Dazu ist es ratsam, den Kindern standardisierte Aufgaben vorzulegen und ihre Leistungsfähig-keit anhand von Vergleichsnormen einzuordnen.

Es ist sinnvoll, in regelmäßigen Abständen einen Test durchzu-führen, der die eigene Einschätzung ergänzt und objektive Maß-stäbe in die Beurteilung einführt. Am besten wäre es, wenn es für verschiedene Lernbereiche auch vergleichbare Tests gäbe, die nach ähnlichen Kriterien die Kompetenzen der Kinder regel-mäßig erfassen würden. Dies würde eine übersichtliche Darstel-lung der Lernstände und -entwicklungen ermöglichen.

Dann könnte man die Lernfortschritte in den verschiede- nen Fächern über Jahre hinweg vergleichbar einordnen und die Lernentwicklung der einzelnen Kinder dokumentieren. Schüle-rinnen und Schüler mit Förderbedarf würden auf diese Weise erkannt und die Lernfortschritte in den einzelnen Fächern ein-heitlich festgestellt. Mit den Kollegen der anderen Bereiche könnte man die Ergebnisse austauschen und so auch feststel-len, ob die Kinder in den verschiedenen Fächern gleichermaßen zulegen. Um diese Anforderungen für eine umfassende Lern-entwicklungsdiagnostik zu erfüllen, wurde KEKS entworfen.

KEKS ist ein neuartiges diagnostisches Konzept zur Beschreibung individueller Lernentwicklungen von Kindergarten- und Grund-schulkindern in den Bereichen Deutsch, Mathematik und Eng-lisch. Die KEKS-Instrumente sind für die Hand von Pädagogen gedacht, die mit ihrer Hilfe in ökonomischer und zuverlässiger Weise die individuellen Kompetenzen der Kinder feststellen (Screening) und ihre Lernentwicklung in Form eines Kompetenz-profils beschreiben können (Monitoring).

KEKS – Kompetenzerfassung in Kindergarten und Schule

Die individuelle Kompetenzentwicklung der Kinder im Blick behaltenKinder kommen mit unterschiedlichen Voraussetzungen in die Schule und lernen unterschiedlich schnell. Darüber hinaus sind sie nicht in allen Fächern gleichermaßen sicher. Wer also seine Schülerinnen und Schüler frühzeitig individuell fordern und fördern möchte, sollte genau wissen, wo sie jeweils stehen – was sie schon können und wo sie noch gezielte Hilfe benötigen.

Herzstück des gesamten Diagnosekonzepts ist die KEKS-Test-serie1, die von den Schülerinnen und Schülern in Papierform be-arbeitet wird und deren Ergebnisse in Auswertungsbögen oder online ausgewertet werden können.

Die KEKS-Tests erfassen sog. Kernkompetenzen. Damit sind all-tagsrelevante Fähigkeiten gemeint, über die jeder Einzelne nicht nur in Schule und Ausbildung, sondern in nahezu allen Lebens-bereichen verfügen sollte, um den gesellschaftlichen Anforde-rungen gewachsen zu sein. Die Aneignung dieser Kernkompe-tenzen erfolgt im Rahmen des schulischen Unterrichts sowie im außerschulischen Alltag (z. B. in der Familie oder einer privaten Fördereinrichtung). Die KEKS-Tests prüfen also nicht nur das schulbezogene Wissen, das in den einzelnen Jahrgangsstufen

1 Die Tests und Einschätzungsskalen wurden von Wissenschaftlern aus dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (Leitung: Dr. P. May) in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Universitäten Hamburg (Prof. Dr. G. Ricken) und Erfurt (Prof. Dr. G. Mannhaupt) entwickelt.

Kernkompetenzen

Der KEKS-Test dokumentiert den Lernfortschritt des einzelnen Kindes auch fächerübergreifend. © iStockphoto/Chris Schmidt

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Teil des Lehrplans ist. Da die Lernstände in einer Klasse breit streuen, enthalten die KEKS-Tests Aufgaben aus einem großen Schwierigkeitsspektrum, das über die Jahrgangsstufen hinaus-reicht. Nur so ist es möglich, weit vorangeschrittene Lerner und auch Kinder mit Lernverzögerungen gleichzeitig mit einem Test zu erkennen.

Die KEKS-Sprachtests (Deutsch, Englisch) erfassen jeweils die gleichen Kompetenzbereiche (Hörverstehen, phonologische Be-wusstheit, Lesen, Grammatik, Wortschatz, sprachlicher Aus-druck, Rechtschreibung), sodass vergleichbare Kompetenzpro-file in verschiedenen Sprachen erstellt werden können.

In Mathematik werden sowohl Aufgaben gestellt, die eher technisch-formale Fertigkeiten prüfen, als auch solche, bei denen die Problemstellung durch ei-nen Text eingeführt wird und die Kinder das mathe-matische Vorgehen selbst finden müssen. Die Aufga-ben sind einfach und in der Regel selbsterklärend. Sie umfassen u. a. folgende Bereiche: Mengenverständnis, Umgang mit Strukturen, Zahlen und geometrischen Objekten, einfaches und komplexes Rechnen im Stellenwertsystem.

Zunächst lesen die Lehrkräfte der Klasse die Testanleitung (meist mit Beispiel) vor. Danach füllen die Kinder allein die Testaufgaben aus. So kann KEKS ohne Spezialkenntnisse durchgeführt und ausgewertet werden.

Die Auswertung der Tests ist unkompliziert, da für die meisten Aufgaben Auswahlantworten vorliegen. Sie kann entweder ma-nuell oder online über die Eingabe auf der Auswertungsplatt-form www.kekstest-online.de erfolgen. Die Online-Auswertung bildet die Heftseiten 1:1 ab. Hier werden die Antworten der Schüler eingegeben, auf der Basis von Datenbanken automati-siert ausgewertet und in Form eines übersichtlichen Gutachtens sofort rückgemeldet. Auswertungen können für einzelne Schü-ler oder beliebig große Lerngruppen erfolgen.

Die KEKS-Tests wurden im Jahr 2011 bundesweit normiert. So-mit kann der Lernstand der einzelnen Kinder oder der Klasse mit der Leistungsverteilung in Deutschland verglichen werden. Zu-sätzlich wurden Vergleichsnormen für Stadtstaaten und groß-städtische Ballungszentren erhoben, in denen die Umwelt der Kinder durch einen hohen Migrantenanteil und durch eine große Heterogenität der sozialen und kulturellen Milieus bestimmt wird. So können alle Schulen realistische Vergleichswerte heran-ziehen. Der Anwender kann also die Testleistungen mit den bun-desdeutschen oder mit den großstädtischen Normen verglei-chen. Da die Online-Auswertung blitzschnelle Ergebnisse liefert, ist ein Wechsel der Referenzgruppe jederzeit möglich.

Einfache Durchführung – einfache Auswertung

Vergleichsnormen für Deutschland oder für Stadtstaaten und großstädtische Ballungszentren

3 Dr. Peter May ist Experte für Förderdiagnostik. Als Lehrer, Schulpsychologe, Forscher, Entwickler und Dozent beschäftigt er sich seit Jahren mit dem Lernen von Kindern. Er leitet das Referat Testentwicklung und Diagnostik am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schul-entwicklung in Hamburg.

Neben dem sozialen Vergleich (Prozentrang, Referenzniveau) werden die Ergebnisse in Form von inhaltlich beschriebenen Kompetenzstufen ausgewiesen, in denen angegeben wird, über welche Kernfähigkeiten die einzelnen Schüler verfügen. Da-durch erfährt man, über welches Kompetenzniveau ein Kind be-reits verfügt bzw. auf welchem Stand die Förderung einsetzen sollte. Und dies unabhängig von der Klassenstufe, die das Kind besucht. Für eine Einordnung des erreichten Lernstands liefert KEKS zudem noch Angaben zum sog. Lernentwicklungsalter,

das besagt, welchem Lernjahr die im Test gezeigte Leistung in etwa entspricht.

Die Ergebnisse aller KEKS-Tests werden mit einheitlichen Skalen erfasst. Diese ermögli-chen die Einordnung der Kompetenz der einzelnen Kinder in die Verteilung der Kom-petenzen der Alters- bzw. Jahrgangsstufe. Auf diese Weise können z. B. im Bereich Deutsch die erreichten Niveaus der Teil-

kompetenzen wie Hörverstehen, Phonologische Bewusstheit etc. verglichen werden. Werden die Tests in mehreren Jahr-gangsstufen durchgeführt, kann die Entwicklung auch über mehrere Jahre auf einer einheitlichen Skala beschrieben werden.

Das einheitliche Auswertungskonzept aller KEKS-Tests erlaubt auch direkte Vergleiche der Kompetenzen in verschiedenen Be-reichen (Deutsch, Mathematik, Englisch). Dadurch können Kom-petenzprofile für die Schüler und für die ganze Lerngruppe be-schrieben werden, die Stärken und Schwächen in den einzelnen Kompetenzbereichen zeigen. Lernstände und Profilvergleiche können halbjährlich durchgeführt werden. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit eines Lernentwicklungsmonitorings.

Kompetenzstufen und Lernentwicklungsalter

Lernentwicklungsmonitoring

KEKS erscheint im Februar 2013 im Cornelsen Verlag. Informationen zu den Heften finden Sie unter www.kekstest-online.de

© iStockphoto/Chris Schmidt

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9Durchführungsanleitung

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2.3.1 Grammatiktest (Testheft S. 3–6)

Durchführung:Schlagt bitte Seite 3 in eurem Heft auf, die mit dem Affen oben. Vor neuen Aufgaben gibt es Beispiele, die wir uns gemeinsam anschauen. Die Beispiele zeigen euch, wie ihr die Aufgaben bearbeiten sollt.

Anleitung:Lest euch die Beispiele kurz durch und sucht die richtige Antwort. Nur eine Antwort in der Reihe ist richtig. Wir sprechen die Aufgaben gleich durch. (Kurz warten.)

Ich lese einen Satz, ihr lest leise mit und sucht dann das Bild, das dazu passt. Ihr müsst ganz genau überlegen; nur ein einziges Bild in der Reihe passt.

Beispiele:Im Park wachsen viele …

Apfel Baum Palme Blumen

Im Park wachsen viele … Welches Bild passt? Apfel? Nein. Es müsste ÄPFEL heißen, hier ist aber nur einer zu sehen. Baum? Nein. Es müsste BÄUME heißen. Hier ist aber nur einer zu sehen. Das Bild von der Palme passt auch nicht. Es müsste ja PALMEN heißen. Es passt: BLU-MEN. – Im Park wachsen viele Blumen. Das ist richtig. Kreuzt das Kästchen unter den Blumen an. (Vergewissern.)

Die Kinder klettern auf die …

Baum Leiter Stuhl Berg

Ich lese: Die Kinder klettern auf die … Welche Antwort passt? Baum? Nein. Es müsste auf DEN Baum heißen. Leiter? Ja. Die Kinder klettern auf DIE Leiter. Das passt. Der Satz klingt richtig.

KEKS – beispiel Durchführungshinweis

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Grammatik: Sätze beenden 5

6 Das Mädchen zerbrach das …

Teller Vase Becher Glas

7 Zur Schule kommt Tina auf dem …

Gummi- stiefel

Rollschuhe Beine Fahrrad

8 Der Ball rollt zwischen die …

Beine Ball Haus Baum

5 Lea erzählt begeistert von der …

Känguru Wurm Katze Affe

KEKS – beispiel Test

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KEKS – beispiel Online-auswertung