Die ISO/IEC 27001 Norm - ocg.at · 03 y 2013 OCG Journal 5 Die ISO/IEC 27001- Norm wurde im Jahr...

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Ausgabe 03 2013 I Jg. 38 I EUR 5,00 Die OCG als Zertifizierungsstelle nach ISO/IEC 27001 Der neue ECDL startet in Österreich Die Siegerarbeit des OCG Förderpreises 2013 P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien I 02Z031460M Die ISO/IEC 27001 Norm

Transcript of Die ISO/IEC 27001 Norm - ocg.at · 03 y 2013 OCG Journal 5 Die ISO/IEC 27001- Norm wurde im Jahr...

  • Ausgabe 03 2013 I Jg. 38 I EUR 5,00

    • Die OCG als Zertifizierungsstelle nach ISO/IEC 27001• Der neue ECDL startet in Österreich• Die Siegerarbeit des OCG Förderpreises 2013

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    Die ISO/IEC 27001 Norm

  • iiWAS 2013

    The 15th International Conference on Information Integration and Web-based Applications & Services

    The iiWAS 2013 is a leading international conference for researchers and industry practitioners to share their new ideas, original research results and practical de-velopment experiences from all information integration and web-based applications & services related areas.iiWAS2013 is endorsed by the International Organi-zation for Information Integration and Web-based Applications & Services (www.iiwas.org), and will be held from 2-4 December 2013, in Vienna, Austria in conjunction with the 11th International Conferen-ce on Advances in Mobile Computing & Multimedia (MoMM2013).

    www.iiwas.org/conferences/iiwas2013

    MoMM 2013

    The 11thInternational Conference on Advances in Mobile Computing & Multimedia

    The MoMM 2013 is a leading international conferen-ce for researchers and industry practitioners to share their new ideas, original research results and practical development experiences from all mobile computing and multimedia related areas.MoMM2013 is endorsed by the International Orga-nization for Information Integration and Web-based Applications & Services (www.iiwas.org) and will be held from 2-4 December 2013, in Vienna, Austria in conjunction with the 15th International Conference on Information Integration and Web-based Applica-tions & Services (iiWAS2013).

    www.iiwas.org/conferences/momm2013

    http://www.iiwas.org/conferences/iiwas2013http://www.iiwas.org/conferences/momm2013

  • Editorial Wir leben in Zeiten, die für IT-Interessierte

    kaum spannender sein könnten. Omniprä-senz, Charakteristik und Auswirkungen von Informationstechnologien werden auch für breite Bevölkerungsgruppen sichtbar, leider zum Teil negativ besetzt. Sämtliche Beispiele und Themen dieses Journals zeigen: Wir kommen an nachhal-tiger IT-Mindestausbildung für alle nicht

    vorbei, insbesondere nicht für alle Lehrenden, die eine entschei-dende Multiplikatorenrolle haben.

    Orwells 1984 ist teilweise bereits überholt. Man müsste Herrn Snowden und der NSA geradezu dankbar sein, dass die geballte Präsenz aller Medien weltweit zeigen kann, was IT heute ist und schon kann, wie sie sich verhält, was sie demnächst können wird und welche Bedeutung diese Technologie – meist unterschätzt oder überhaupt nicht wahrgenommen – tatsächlich hat. Was technisch machbar ist, wird – bei Fehlen entsprechender Kon-trolle – auch gemacht.

    Es geht um einen seriösen Umgang mit Information und diesbe-zügliche gesellschaftspolitische Zielsetzungen, um fundamentale Grundrechte der Bürger, einschließlich Privatsphäre und Daten-schutz, sowie um internationale Einhaltung und Durchsetzbar-keit diesbezüglicher Normen. Die notwendige Balance zwischen Sicherheit und Kontrolle ist noch nicht ausreichend definiert. Die Europäische Union ist samt nationalen Regierungen massiv ge-fordert, auch betreffend Ausbildung, Öffentlichkeitsarbeit und künftigen Aktionsrahmen der Industrie. Der OCG-Arbeitskreis „Privacy“ hat dazu eine OCG-Stellungnahme erarbeitet (s. Bei-trag im Heft). Ihre Kommentare sind erwünscht!

    Die OCG ist seit Jahren sehr aktiv an der Entwicklung und Um-setzung des ECDL beteiligt. Per 1. September 2013 gibt es eine profunde Anpassung. Im Schulbereich wurde konzeptuell auf die Zielkategorie „digitale Kompetenzen“ umgestellt, also auf die Fähigkeit der Schüler, gewisse Problemstellungen tatsächlich konkret bearbeiten und lösen zu können (nicht nur zu verste-hen). Das Konzept des ECDL liefert hier nach wie vor die Ba-sis des konkreten Umgangs mit wesentlichen Werkzeugen und damit den Nachweis einer Qualifikation, die seitens der Schule besonders mit Blick auf die Wirtschaft aufgebaut wird.

    Ein weiterer beeindruckender Nachweis der Leistungsfähigkeit der OCG: Sie ist seit Juli 2013 gemäß ISO/IEC 17021:2011 als Zertifizierungsstelle für Informationssicherheits-Managementsy-steme nach ISO/IEC 27001 akkreditiert.

    Diese neue Zertifizierung passt perfekt in das OCG-Aufga-benspektrum von Ausbildung und Qualitätssicherung. Gerade die letzten Entwicklungen rund um IT-Sicherheit zeigen, dass substantieller Bedarf an dieser Dienstleistung besteht.

    Reinhard Goebl, Präsident OCG

    IMPRESSUM Medieninhaber und Herausgeber: Österreichische Computer Gesellschaft | Präsident: Mag. Reinhard Goebl | Generalsekretär: Dr. Ronald Bieber | Adresse: Wollzeile 1, 1010 Wien | Tel.: +43 1 512 02 35-0 | Fax: +43 1 512 02 35-9 | E-Mail: [email protected] | URL: www.ocg.at | Kon-takt zur Redaktion: Dr. Rupert Lemmel-Seedorf, [email protected] | Layout: Elisabeth Waldbauer, Rupert Lemmel-Seedorf | Desktop Publishing: Elisabeth Waldbauer | Fotos: Archiv OCG, Autoren, Privatarchive, sxc.hu, istockphoto.com | Druck: „agensketterl“ Druckerei GmbH | Gefördert durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie. | ISSN 1728-743X

    InhaltThemenschwerpunkt: Die ISO/IEC 27001 Norm

    4 Die OCG als neue Zertifizierungsstelle für ISO/IEC 27001

    Arbeitskreise

    7 Überwachung braucht Transparenz und demo-kratische Kontrolle

    Ausbildung und Qualität

    10 Der neue ECDL startet in Österreich ECDL Österreich Timeline

    18 Das Schulbuch – überhaupt noch zeitgemäß

    Gesellschaftliche Kohäsion

    20 Barrierefreies Webdesgin

    Preise und Wettbewerbe

    23 „Innovativ und methodisch exzellent“ – Die Siegerarbeit des OCG Förderpreises 2013

    Neue Mitglieder der OCG

    25 Neue Mitglieder und ihre Meinungen zur OCG

    Aktuelles aus der OCG

    27 Mailüfterl im Computer Heritage Program Veranstaltungen OCG Schriftenreihe

    mailto:info%40ocg.at?subject=OCG%20Journal%20Ausgabe%203/2013http://www.ocg.atmailto:rupert.lemmel%40ocg.at?subject=OCG%20Journal%20Ausgabe%203/2013

  • 4 OCG Journal | 03 2013

    Durch die zunehmende Vernetzung un-serer Informationsgesellschaft spielt der Schutz von Know-how, immateriellen Res-sourcen und Daten eine immer größere Rolle. Seit der Aufdeckung der umfassen-den Dateneinsicht durch den amerika-nischen Geheimdienst NSA ist dies noch stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Das Thema Informationssicherheit wird für Unternehmen und Organisationen daher immer wichtiger. Die Österreichische Com-puter Gesellschaft (OCG) bietet nun erst-mals eine Zertifizierung im Bereich Infor-mationssicherheit entsprechend der Norm ISO/IEC 27001 an.

    INFORMATIONSSICHERHEITS- MANAGEMENTSYSTEME (ISMS) FÜR MEHR IT-SICHERHEIT UND INFORMATIONS SICHERHEITAlle Geschäftsprozesse in Unternehmen und Organisationen sollen möglichst ungestört ablaufen und die dafür notwendigen IT-Pro-zesse und -Systeme hoch verfügbar und ausfallsfrei funktionieren. Heute sind jedoch

    Über den Nutzen und Wert der ISO/IEC Zertifizierung

    von Thomas Geretschläger, Dimitris Karagiannis, Wolfgang Prentner, Wolfgang Resch und Ingrid Schaumüller-Bichl

    Die OCG als neue Zertifizierungsstelle für ISO/IEC 27001

    Unternehmenswerte wie Firmengeheimnisse und Kundendaten oft schwer vorhersehba-ren Bedrohungen ausgesetzt.

    Unternehmen, die eine Mindestgröße über-schreiten, sollten zur Verwaltung und Ver-besserung der Informationssicherheit ein entsprechendes Managementsystem einfüh-ren und weiterentwickeln. Das ist einerseits eine technische Herausforderung, beinhaltet andererseits aber auch viele organisatorische Aspekte sowie unterschiedlicher Planungs-, Analyse- und Verbesserungsprozesse. Ziel ist es, durch ständige Audits und Analysen die kontinuierliche Verbesserung des ISMS und damit verbundener Prozesse mit entspre-chenden Maßnahmen nach dem PDCA-Mo-dell (Plan-Do-Check-Act) zu erreichen und das zertifizierte Unternehmen damit insge-samt sicherer zu machen.

    VON DER INFORMATIONS-SICHERHEIT ZUR ISO/IEC 27001-NORMUm Risiken, die im Unternehmen bestehen, beherrschen zu können, werden diese durch effektives Risikomanagement identifiziert und behandelt. Zur Behandlung der Risiken wählt das Unternehmen verschiedene Maß-nahmen aus und setzt diese um. Zu diesen Maßnahmen zählen nicht nur technische, sondern auch organisatorische oder perso-nelle Maßnahmen. Eine Zusammenstellung solcher Maßnahmen („Controls“) ist in der internationalen Norm ISO/IEC 27001 zu fin-den. Damit setzt diese Norm einen internati-onal anerkannten Standard zur Zertifizierung von Informationssicherheits-Management-systemen (ISMS).

    „Informationssicherheit wird zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Eine Zertifizierung nach ISO/IEC 27001 zeigt Kunden und Partnern, dass sich eine Organisation aktiv um die Sicherheit ihrer Informationen kümmert.“Ingrid Schaumüller-Bichl, FH Hagenberg

    Themenschwerpunkt: ISO/IEC 27001 Norm

    OCGCERTIFICATIONISO/IEC 27001

  • 503 2013 | OCG Journal

    Die ISO/IEC 27001- Norm wurde im Jahr 2005 erstmals publiziert und die neue Auflage (ISO/IEC 27001:2013) wurde am 1.10.2013 auf Englisch publiziert. Die Norm ist derzeit in Österreich und Deutschland in Begutachtung und Übersetzung und wird voraussichtlich im Februar oder März 2014 auf Deutsch vom Austrian Standards Institute (ÖNORM) und vom DIN publiziert werden.

    FÜR (FAST) ALLE UNTERNEH-MEN GEEIGNETDie Zertifizierung eignet sich prinzipiell für Unternehmen jeder Branche und Größe. Sie kann unter bestimmten Voraussetzungen auch für kleinere und mittlere Unternehmen zielführend sein:

    • spezielles Know-how und Geschäftsge-heimnisse

    • sensible Finanzdaten (z.B. Banken, Versi-cherungen)

    • personenbezogene Daten der ortsansässi-gen Bürger (z.B. größere Gemeinden und Verwaltungseinheiten der Bundesländer)

    • Gesundheitsdaten (z.B. Krankenhäuser, Ambulanzen, Arztpraxen, Labors)

    • private Daten von Mitgliedern (z.B. Partei-en und religiöse Organisationen)

    • Betreiber kritischer Infrastrukturen (z.B. Energieversorger, Transport- und Logistik-Unternehmen)

    NUTZEN DER ZERTIFIZIERUNGEine ISO/IEC 27001-Zertifizierung trägt dazu bei, sich mit der Informationssicherheit im eigenen Unternehmen bewusst und syste-matisch auseinanderzusetzen. Denn für die Zertifizierung ist es notwendig, alle Risiken und Maßnahmen genau zu dokumentieren,

    „In vielen Branchen werden Unternehmen von ihren Geschäftspartnern bereits danach beurteilt, wie sie mit der Sicherheit ihrer Informationsverarbeitung umgehen. Nach ISO 27001 zertifizierte Unternehmen haben hier eindeutig einen Wettbewerbsvorteil.“Prof. KommR Hans-Jürgen Pollirer, SecurData

    „Die Sensibilisierung der Wirtschaft und Behörden zu Internetsicherheit und Cyber crime hat bereits ein hohes Niveau erreicht. Die ISO 27001 ist dabei ein nützliches Instrument um die Sicherheitstechnik und das Informationssicherheitsmananagement strukturiert, normgerecht und zielgerichtet umzusetzen. “Wolfgang Prentner, ZT Prentner IT GmbH

    Bild oben: Eine ISO/IEC 27001 Zertifizierung hilft Kundenvertrauen zu steigern und Unter-nehmenswerte zu schützen.

  • 6 OCG Journal | 03 2013

    sich einem jährlichen Audit und einer alle drei Jahre stattfindenden Neuzertifizierung zu stellen. Die Zertifizierung steht für ein laufen-des Risiko-Assessment, das mögliche Sicher-heitslücken aufdeckt.

    Damit • wird Kundenvertrauen gesteigert. Die

    ISO/IEC 27001 Zertifizierung ist ein wich-tiges Signal an Kunden und Geschäfts-partner, dass mit Daten entsprechend umsichtig umgegangen wird. Das ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.

    • werden Unternehmenswerte geschützt. Der Schutz von Betriebsgeheimnissen ge-gen unautorisierte Zugriffe ist eine not-wendige Maßnahme, um Betrieben ihren technologischen Vorsprung zu erhalten und ihre Konkurrenzfähigkeit zu gewähr-leisten.

    • wird das Haftungsrisiko gesenkt. Durch eine aufrechte Zertifizierung kann das Ma-nagement gezielt Haftungsrisiken senken und notfalls auch vor Gericht glaubhaft machen, dass dem Stand der Technik ent-sprechende Anstrengungen unternommen werden, um Sicherheitsvorfälle zu vermei-den und das akzeptierte Restrisiko klein zu halten.

    DIE OCG ALS ISO/IEC 27001- ZERTIFIZIERUNGSSTELLEAls akkreditierte Zertifizierungsstelle zertifi-ziert die Österreichische Computer Gesell-schaft (OCG) Informationssicherheits-Ma-nagementsysteme (ISMS) von Kunden in Österreich nach der Norm ISO/IEC 27001. Die Zertifizierung erfolgt auf der Basis systema-tischer Auditierung. Dabei wird geprüft, ob das Unternehmen bzw. die Organisation des Kunden innerhalb des zu zertifizierenden Be-reichs ein wirksames ISMS betreibt, das mit dem ISO/IEC 27001-Standard konform ist.

    Als IT-Plattform für Wissenschaft, Forschung und Lehre, Behörden und für die Wirtschaft beschäftigt sich die OCG seit vielen Jahren mit dem Thema IT-Sicherheit. In Arbeits-kreisen, bei Veranstaltungen und auch in ECDL-Zertifikaten ist das Thema immer stär-ker in den OCG-Fokus gerückt.

    Vom Arbeitskreis IT-Governance ausgehend, wurde gemeinsam mit dem Arbeitskreis IT-Si-cherheit das Projekt, die OCG zur Zertifizie-rungsstelle für ISO/IEC 27001 akkreditieren

    zu lassen vorangetrieben. Die Akkreditierung durch das BMWFJ bzw. die Akkreditierung Austria erfolgte Mitte 2013.

    Zusätzlich zu ihrer Neutralität, Objektivität und Unabhängigkeit stellt die OCG auch die notwendigen fachlichen Kompetenzen für die Zertifizierungen zur Verfügung. Lang-jährige Erfahrung als Zertifizierungsstelle für Personenzertifikate (seit 1997 mehr als 400.000), sorgsame Auditorenauswahl und unabhängige Entscheidungsgremien machen die OCG zur überzeugenden Partnerorgani-sation auf dem Weg zur Zertifizierung.

    INFORMATIONSVERANSTAL-TUNGEN UND AUDITORINNEN-SCHULUNGENDie OCG wird in Zukunft regelmäßig Informa-tionsveranstaltungen zum Thema ISMS-Zer-tifizierung abhalten. Nähere Informationen werden Sie unter www.ocgcert.com finden.

    Sobald die neue Normversion ISO/IEC 27001:2013 auf Deutsch publiziert ist, wer-den auch AuditroInnenschulungen basierend auf dem neuen Release angeboten (voraus-sichtlich ab Frühjahr 2014).

    Themenschwerpunkt: ISO/IEC 27001 Norm

    Kontakt Wolfgang Resch ISO/IEC 27001 Zertifizierungsstelle in der OCG +43 1 512 02 35-13 [email protected] www.ocgcert.com

    „Die ISO 27001 bietet ein international anerkanntes und erprobtes Rahmenwerk für die Einführung und Steuerung von Informationssicherheit in Unternehmen. Durch die Etablierung kontinuierlicher Kontrollen wird die Wirksamkeit getroffener Maßnahmen sichtbar. Die Zertifizierung bestätigt das Funktionieren des Managementsystems im Informationssicherheitsbereich. Zusätzlich zur positiven Außenwirkung der Zertifizierung wird auch das Sicherheitsbewusstsein der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesteigert.“Markus Klemen, SBA Research

  • 703 2013 | OCG Journal

    Anlässlich der von Edward Snowden auf-gedeckten weltweiten Überwachungs-praktiken erarbeitete der Arbeitskreis Forum Privacy der OCG nachfolgende Stellungnahme, die am 27. August 2013 in der Printausgabe der Tageszeitung Der Standard erschien, und vom OCG-Präsidi-um am 23. September 2013 als offizielle Position der OCG angenommen wurde.

    Das Internet vergisst nicht. Die meisten un-serer Aktivitäten hinterlassen heute digitale Spuren: Smartphones verraten unseren Auf-enthaltsort, Surfen und Suchanfragen enthül-len unsere Interessen. Die Informationstech-nologie hat einen Entwicklungstand erreicht, der es ermöglicht, diese Aktivitäten und die Kommunikation aller Bürgerinnen und Bür-ger gleichzeitig und nahezu flächendeckend zu überwachen und auszuwerten. Edward Snowdens Enthüllungen über die umfang-reichsten Überwachungsaktivitäten in der Geschichte der Menschheit1 zeigen auf, dass es für den Fortbestand unserer demokrati-schen Gesellschaftsordnung unerlässlich ist, einen Weg zu finden, mit diesen technischen Möglichkeiten verantwortungsbewusst um-zugehen und deren Einsatz wieder unter de-mokratische Kontrolle zu bringen.

    Werden die vorhandenen technologischen Möglichkeiten ausufernd und unabhängig davon, ob ein konkreter Verdacht besteht, zur flächendeckenden Überwachung nahezu aller Bürgerinnen und Bürger eingesetzt, ist dies als Missbrauch dieser Technologien, als

    1 Überblick über die Fakten zu den Enthüllungen: www.zeit.de/digital/datenschutz/2013-07/faq-nsa-skandal/komplettansicht

    Stellungnahme des OCG Forum Privacy zu den von Edward Snowden aufgedeckten weltweiten Überwachungspraktiken

    Koordination der Stellungnahme: Walter Hötzendorfer

    Überwachung braucht Transpa-renz und demokratische Kontrolle

    Missbrauch der Informatik zu werten. Das Fo-rum Privacy der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG) spricht sich entschieden gegen diesen Missbrauch aus und fordert einen verantwortungsbewussten Umgang mit Informationstechnologie unter Wahrung der Grundrechte auf Privatsphäre und Daten-schutz. Öffentlichkeitsarbeit und Bildungs-maßnahmen auf allen Ebenen, die über Da-tenmissbrauch und betroffene Grundrechte aufklären, sind dafür im Sinne der Entwick-lung einer „digitalen Zivilgesellschaft“ eine entscheidende Voraussetzung.

    Die Überwachung von verdächtigen Perso-nen kann im Einzelfall entscheidend zur Ver-hinderung oder Aufklärung von Verbrechen beitragen. Doch die Überwachung aller mit dem Ziel, ein möglicherweise verdächtiges Verhalten festzustellen bzw. vorherzusagen, ist abzulehnen. Das Bewusstsein permanen-ter Überwachung und Kontrolle führt dazu, dass die Menschen selbst legitimes Verhalten verändern und mit opportunen Anpassun-gen an vermeintliche Erwartungshaltungen

    Gezeichnet: Die Mitglieder des Fo-rum Privacy der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG): Walter Hötzendorfer, Co-Leiter Dr. Christof Tschohl, Co-Leiter Reinhard Goebl, Präsident der OCG Dr. Georg Becker tit. ao. Univ.-Prof. Dr. Gunter Ertl ao. Univ.-Prof. Dr. Gerald Futschek O. Univ.-Prof. Dr. Georg Gottlob Wolfgang Keck Dr. Wolfram Proksch ao. Univ.-Prof. DDr. Erich Schweighofer Univ.-Prof. Dr. Hannes Werthner

    OCG Arbeitskreise

    http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2013-07/faq-nsa-skandal/komplettansichthttp://www.zeit.de/digital/datenschutz/2013-07/faq-nsa-skandal/komplettansicht

  • 8 OCG Journal | 03 2013

    reagieren. Die Rechte auf freie Meinungs-äußerung und informationelle Selbstbestim-mung werden dadurch unverhältnismäßig eingeschränkt, was auch den politischen Diskurs und somit die politische Partizipation der Bevölkerung beeinträchtigt – selbst ohne bewusste Kontrolle politisch Andersdenken-der mittels der vorhandenen Überwachungs-technologien.2 Diese Kontrolle und andere Missbrauchsrisiken zählen ebenfalls zu den Gefahren der Überwachung der Bevölkerung und der Speicherung großer Mengen perso-

    2 Die Beispiele dafür, dass dies nicht nur in autoritären Regimen vorkommt, reichen vom Watergate-Skandal bis in die jüngere Geschichte und auch nach Österreich.

    nenbezogener Daten.

    Zudem führen Überwachungsmaßnahmen unweigerlich zu falschen Verdächtigungen: Algorithmen sind niemals fehlerfrei, die „ver-dächtigen“ Handlungen sind oft alltäglich und banal. Zahlreiche Fälle der vergangenen Jahre zeigen, dass zu Unrecht erfolgte Ver-dächtigungen für die Betroffenen folgen-schwer sein können. Nicht nur dieser Um-stand widerlegt die Aussage, „wer nichts zu verbergen hat, hat nichts zu befürchten.“

    Selbst wenn ein Algorithmus zur Identifika-tion „verdächtigen Verhaltens“ so gut arbei-tet, dass er nur in einem von einer Million Fäl-le harmloses Verhalten fälschlicherweise für verdächtig hält, führt dies alleine im Zuge der

    XXXX

    Bild oben: Die digitale DNA als Herausforder-ung für den demokratischen Staat.

  • 903 2013 | OCG Journal

    Analyse der elektronischen Aktivitäten aller Österreicherinnen und Österreicher täglich zu zahlreichen falschen Verdächtigungen. Jene, die etwas Kriminelles zu verbergen haben, werden zudem immer Möglichkeiten finden, sich vor Überwachung wirksam zu schützen.

    Weder ungeheurer Überwachungsaufwand noch andere Maßnahmen können hundert-prozentige Sicherheit gewährleisten. Schon allein aus diesem Grund muss eine Balance zwischen Sicherheit und Privatsphäre gefun-den werden.

    Das OCG Forum Privacy fordert daher:

    • Transparenz und demokratische Kont-rolle: Demokratische Staaten müssen ihre Überwachungsmaßnahmen offenlegen und dazu bereit sein, diese Maßnahmen von Informatikern, Juristen, Soziologen etc. evaluieren zu lassen; dies sollte in eine öffentliche Debatte über die Befugnisse der Sicherheitsbehörden und Geheim-dienste münden.

    • Offenlegung: Die österreichische Bun-desregierung muss völkerrechtliche Ver-einbarungen Österreichs mit den USA und anderen Staaten, die teilweise bis weit in die Zeit des Kalten Krieges zurückreichen, offenlegen und glaubhaft die Vermutung ausräumen, dass ihre Reaktionen auf die Enthüllungen rund um PRISM deswegen so zurückhaltend ausfielen, weil sie von diesen Aktivitäten wusste und auch öster-reichische Behörden davon profitieren.

    • Eine wirksame Nachfolgeregelung für das Safe-Harbor-Abkommen muss ver-handelt und abgeschlossen werden, um das europäische Datenschutzniveau für in die USA übertragene Daten zu gewährleis-ten. Das gegenwärtige Abkommen erfüllt diesen Zweck nur unzureichend. Auch EU-Kommissarin Reding spricht von Safe Harbor als „Schlupfloch“.3

    • Eine völkerrechtliche Vereinbarung zur Wahrung der Grundrechte im Internet und zur Kontrolle des Cyberwar muss ver-handelt und abgeschlossen werden.

    • Die Förderung einer europäischen Cloud („Airbus in the Clouds“): Es müs-sen Initiativen gestartet werden, um zu

    3 europa.eu/rapid/press-release_MEMO-13-710_en.htm

    Siehe auch der Standard vom 27. August 2013: derstandard.at/1376534643777/Einschraenkungen-fuer-den-Ueber-wachungsstaat

    Weiterführende Links:www.youtube.com/watch?v=iHlz-sURb0WI

    OCG Forum Privacy: Bilder und Videos zur Veranstaltung IT-Unternehmen zwischen Überwa-chungsstaat und Kundenverantwor-tungwww.ocg.at/privacy_business

    OCG Arbeitskreis

    erreichen, dass in Zukunft die wichtigsten Dienstleistungen im Internet auch von konkurrenzfähigen europäischen Unter-nehmen angeboten werden. Dadurch sol-len nicht nur Monopole ausgeschaltet und die europäische Wirtschaft durch Nutzung ihrer spezifischen Standortvorteile gestärkt werden, sondern vor allem werden den Bürgerinnen und Bürgern (aller Staaten) Dienste zur Verfügung gestellt werden, die ihre Privatsphäre respektieren und nicht von Behörden zur unverhältnismäßigen Herausgabe von Nutzerdaten gezwungen werden können. Dies ist dringend nötig, wie die Fälle der E-Mail-Anbieter Lavabit4 und Silent Circle5 zeigen, die unter dem Druck der US-Behörden von ihren Betrei-bern freiwillig geschlossen wurden. (Ge-naueres durften die Betreiber dazu nicht bekannt geben)

    • Evaluation: Die in der österreichischen Verwaltung eingesetzten Softwareproduk-te und IT-Services müssen hinsichtlich de-ren Sicherheit gegenüber Überwachungs-maßnahmen evaluiert werden.6

    • Schritte gegen Wirtschaftsspionage: Ermittlungen und diplomatische Schritte sind einzuleiten, um Wirtschaftsspionage mittels staatlicher Überwachungsmaßnah-men zu unterbinden.7

    • Die Achtung der Freiheit der Presse: Dieses Grundrecht gilt auch und insbe-sondere für jene Journalistinnen und Journalisten, die unverhältnismäßige Überwachungsmaßnahmen bekannt ma-chen und dadurch entscheidend dazu beitragen, die Überwachung wieder unter demokratische Kontrolle zu bringen.

    4 www.forbes.com/sites/kashmirhill/2013/08/09/lavabits-ladar-levison-if-you-knew-what-i-know-about-email-you-might-not-use-it/ Lavabit war auch von Edward Snowden verwen-det worden.

    5 www.forbes.com/sites/parmyolson/2013/08/09/e-mails-big-privacy-problem-qa-with-silent-circ-le-co-founder-phil-zimmermann

    6 Es ist darauf hinzuweisen, dass grundsätzlich nur Open-Source-Software umfassend auf das Vorhandensein von sogenannten Backdoors untersucht werden kann.

    7 Hinweise auf Wirtschaftsspionage: www.washingtonpost.com/politics/kerry-to-face-questions-on-nsa-spying-during-south-america-trip/2013/08/12/afdab47e-0382-11e3-88d6-d5795fab4637_story.html

  • 10 OCG Journal | 03 2013

    Ausbildung und Qualität

    Mit 1. September hat in Österreich eine neue ECDL Zeitrechnung begonnen. Mit der bislang sechsten Überarbeitung hat sich der ECDL neu erfunden. Eine flexible Modulstruktur neben neuen Zertifizier-ungsmöglichkeiten machen die bedeu-tendste IT-Anwenderzertifizierung der Welt individuell nutzbar und in Kombination mit den aktualisierten Inhalten zum wohl besten ECDL, den es jemals gegeben hat.

    Drei große Trends bestimmen die Welt der Computeranwendung heute: Cloud-Compu-ting, Social Media und neue Anwendungsge-räte wie Tablets und Smartphones. Die rasan-te technische Weiterentwicklung bringt viele neue Anwendungsmöglichkeiten mit sich. Damit verändern sich auch die Kenntnisse und Fertigkeiten, die für eine sichere und effi-ziente Nutzung von Software im Berufsalltag und in der Freizeit erforderlich sind. Dieser Entwicklung trägt der ECDL Rechnung.

    FLEXIBEL UND STANDARDISIERTEine neue, flexible Modulstruktur gewährt eine sinnvolle Wahlmöglichkeit, um indivi-duelle Bedürfnisse am Ausbildungsweg zu berücksichtigen. Definierte Modulkombinati-onen ergeben Zertifikate, die einen schnellen Eindruck über die Kompetenz ermöglichen. Es kann zwischen den Zertifikaten ECDL Base, dem ECDL Standard und dem ECDL Profile gewählt werden. Für alle weiterfüh-renden Fertigkeiten bleibt der ECDL Advan-ced die beste Wahl.

    Der ECDL Base besteht aus vier Modulen, der ECDL Standard aus den vier Base-Modulen

    Sicher. Aktuell. ECDL

    von Rupert Lemmel-Seedorf

    Der neue ECDL startet in Österreich

    und drei Wahlmodulen und das ECDL Profile steht für eine spezi-fische individuelle Zusammenstel-lung von Modulen.

    LEBENSLANGES LERNEN: DAS ECDL PROFILJeder benötigt und verwendet Technologie individuell. Deshalb gibt es das ECDL Profil. Das ECDL Profil ist der Onlinenachweis, der festhält, was wann geleistet wur-de. Damit entsteht ein Portfolio von Kompetenzen, das beliebig er-weitert werden kann. Das ECDL Profil wächst mit und begleitet bzw. dokumentiert das le-benslange Lernen.

    WAS ÄNDERT SICH IM DETAIL?

    DIE MODULEEinige Module wurden durch neue ersetzt und andere gestrichen:

    Computer-GrundlagenDas bisherige Modul 2 (Computerbenutzung und Dateimanagement) wird durch das neue Modul Computer-Grundlagen ersetzt.

    Online-GrundlagenDas bisherige Modul 7 (Web und Kommu-nikation) wird durch das neue Modul On-line-Grundlagen ersetzt.

    Das Modul 1 (Grundlagen der IKT) wird ge-strichen. Die wesentlichen Inhalte von Modul 1 sind künftig in den beiden neuen Grundla-gen-Modulen enthalten.

    Bild oben: Damien O‘Sullivan, Chief Executive der ECDL Foundation, bei der offiziellen Ein-führung des ECDL neu im Rahmen des ECDL Forums im April des Jahres in London.

    “The programme has evolved many times since it began in 1996, and I believe it continues to stay true to its intended and original purpose: to provide skills for work, and skills that work.”

    Jim Friars, Vorsitzender der ECDL Foundation

  • 1103 2013 | OCG Journal

    Der Entstehungsprozess des neuen ECDL erfolgt in Abstimmung mit den ECDL Ko-operationspartnern weltweit. Ein schwie-riger, langwieriger aber wichtiger Prozess.

    Eva Reckendorfer, Content-Managerin, arbeitet im Namen der OCG in der Expert Working Group der ECDL Foundation mit. Sie erklärt im Interview woher die Inhalte für den ECDL kommen, warum gerade jetzt die Vielzahl von Neuerungen eingeführt wurden und warum das Zertifikat auch in Zukunft nachgefragt sein wird.

    Frau Reckendorfer, der ECDL wird seit 1997 erfolgreich angeboten. Warum wurde der neue ECDL entwickelt?Es war höchste Zeit für eine Aktualisierung bzw. Weiterentwicklung. Die ECDL Founda-tion steht in engem Kontakt mit den nati-onalen ECDL Kooperationspartnern in 148

    „Für die Zukunft bestens gerüstet“

    Online-ZusammenarbeitEin neues Modul über Cloud-Computing, So-cial Media, Online-Meetings, Online-Lernplatt-formen, mobile Endgeräte u.v.a.m.

    Die Module Textverarbeitung, Tabellenkalku-lation, Datenbanken anwenden, Präsentation und IT-Security bleiben unverändert.

    DIE ZERTIFIKATEAus dem ECDL Start wird ECDL Base.Aus dem ECDL Core wird ECDL Standard.Das ECDL Base Zertifikat wird nach erfolgrei-cher Absolvierung von 4 Modulen ausgestellt. Der ECDL Standard besteht aus den Base-Mo-dulen und drei Standard-Modulen, die aus den insgesamt fünf Standard-Modulen zu wählen sind: Präsentation, Datenbanken an-wenden, IT-Security, Online-Zusammenarbeit, Image Editing.

    Unverändert als Einzelzertifikate werden an-geboten:

    ECDL AdvancedECDL Image EditingECDL Web EditingECDL CAD

    Ländern der Welt. Mitunter haben die Län-der deutlich unterschiedliche Vorstellungen über geeignete Maßnahmen zur Erhaltung und zur Verbesserung der Marktakzeptanz. Die ECDL Foundation hat die schwierige Aufgabe, basierend auf dem Feedback von den Ländern neue Konzepte zu entwickeln und für einen möglichst breiten Konsens zu sorgen. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet die ECDL Product Strategy Group. Dieses Gremium ist mit Experten aus beson-ders erfolgreichen und engagierten Ländern besetzt, die OCG ist in dieser Gruppe mit Thomas Geretschläger vertreten.

    Welche wesentlichen Änderungen bringt der neue ECDL mit sich?Auf den ersten Blick fallen die neuen Be-zeichnungen für die Zertifikate ins Auge: ECDL Base und ECDL Standard. Geändert wurden auch die Voraussetzungen für den

    “New ECDL is our commitment to changing with the needs of our candidates and the requirements of the workplace.”

    Damien O‘Sullivan

    “The ECDL Foundation has worked for a long time to boost Europe’s ICT skills and has done a great job.”

    Neelie Kroes, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission

  • tem Sophia, dazu gehört u.a.: Übersetzung; inhaltliche Anpassung an Österreich; Beach-tung aller Kriterien für einen barrierefreien Zugang; Prüfungsfragen, Arbeitsdateien und Auswertungskriterien für die Implementie-rung im Testsystem Sophia aufbereiten. Da-rüber hinaus überprüft die OCG im Rahmen der Approbation von Testsystemen die ECDL Tests, die von weiteren Anbietern für deren automatische Testsysteme adaptiert bzw. ent-wickelt werden, und sorgt so für die Quali-tätssicherung am heimischen ECDL Markt.

    Welchen Vorteil bringt die neue Struktur und Flexibilität für die Zukunft des ECDL? Ich sehe hier viele Vorteile! Mit dem neuen ECDL Base gibt es erstmals ein Zertifikat mit klaren Vorgaben über die erforderliche Kern-kompetenz in der Computernutzung. Der ECDL Standard bietet nun die Möglichkeit, in Zukunft bei Bedarf weitere Module zur Auswahl hinzuzufügen. Und es kann auch rascher auf neue Entwicklungen in einzelnen Bereichen reagiert werden, weil die Lernziel-kataloge der Module jetzt völlig unabhängig voneinander aktualisiert werden können. Damit ist der ECDL für die Zukunft bestens gerüstet!

    Wir danken für das Gespräch!

    Erhalt der Zertifikate, also welche Module positiv zu absolvieren sind. Die Lernzielkata-loge der Module wurden aktualisiert, neue Inhalte wurden aufgenommen, und so ent-standen 3 neue Module. Bei der Entwicklung neuer Lernzielkataloge nützt die ECDL Foun-dation das Know-how der ECDL Expert Wor-king Group. Diese Gruppe besteht ebenfalls aus ExpertInnen aus verschiedenen Ländern, die alle über langjährige ECDL Erfahrung ver-fügen. Ich habe die ehrenvolle Aufgabe, die OCG in dieser Gruppe zu vertreten.

    Warum mussten die ECDL Module geän-dert werden?Seit 1997 haben sich die Anwendungsmög-lichkeiten von Computern und damit auch die erforderlichen Computer-Kenntnisse ra-sant weiterentwickelt. Einige Beispiele dazu: Neben den herkömmlichen Stand-PCs und Notebooks sind heutzutage Tablets und Smartphones für viele unverzichtbar. Das Internet wird intensiv für Social Media und Cloud-Computing genutzt. Durch die vielfäl-tigen neuen Möglichkeiten sind aber auch die Gefahren gestiegen. Dieser Entwicklung wird im neuen ECDL Rechnung getragen, in-dem die neuen Module Computer-Grundla-gen, Online-Grundlagen und Online-Zusam-menarbeit entwickelt wurden.

    Warum wird jetzt beim ECDL zwischen Pflicht-Modulen und Wahl-Modulen un-terschieden?Pflicht-Module gibt es nur beim ECDL Base, weil die Inhalte der Base-Module genau der Computer-Kompetenz entsprechen, die heute alle haben sollten. Sie dienen als Basis für den Erwerb weiterer Anwendungskennt-nisse, die den beruflichen Anforderungen oder den persönlichen Interessen entspre-chen. Zur Zertifizierung dieser Kenntnisse gibt es den flexiblen ECDL Standard mit der freien Wahl der Module.

    Wer liefert den Content für die automa-tischen ECDL Testsysteme?Die ECDL Foundation entwickelt für jedes Modul mehrere Prüfungen, um eine mög-lichst vollständige inhaltliche Abdeckung der Lernzielkataloge zu erreichen. Sie bestimmt auch den Schwierigkeitsgrad und den Um-fang der ECDL Tests. So sorgt die ECDL Foundation für ein international standardi-siertes Leistungsniveau.Die OCG adaptiert die Tests für das Testsys-

    Eva Reckendorfer war ab 1997 ECDL Trainerin und arbeitet seit 2008 in der OCG als Content-Managerin für den ECDL. Zusätzlich ist sie An-sprechpartnerin für die Approbation von Lernmaterialen und sie gehört dem Team für die Entwicklung elektronischer Testsysteme in der OCG an.

    [email protected]

    TabellenkalkulationAdvanced

    TextverarbeitungAdvanced

    DatenbankAdvanced

    PräsentationAdvanced

    ADVANCEDModule

    ECDLAdvanced

    unabhängige4 Einzelzertifikate

    Präsentation

    Datenbankenanwenden

    STANDARDModule

    ECDLStandard

    Base4 Module+

    Standard3 Module

    IT-Security

    Online-Zusammenarbeit

    Textverarbeitung

    Online-Grundlagen

    Computer-Grundlagen

    BASEModule

    ECDLBase

    Base4 Module

    Tabellenkalkulation

    Image Editing

    BIld oben:

    ECDL Base – der kompakte ECDLFür den Erwerb des ECDL Base Zertifikats sind 4 Module verpflichtend.

    ECDL Standard – der umfassende ECDLFür den Erwerb des Zertifikats ECDL Standard sind 7 Module zu absolvieren. 4 Base-Module und 3 Wahlmodule, die aus derzeit 5 Stan-dard-Modulen ausgewählt werden können.

    ECDL Advanced – der spezialisierte ECDLDie ECDL Advanced Module werden als Einzel-zertifikate angeboten.

    Ausbildung und Qualität

  • 20001994

    1994Die finnische Computergesell-schaft erhebt die Bedürfnisse der Wirtschaft und erarbeitet die sie-benteilige Modulstruktur.

    1995Der internationale Dachverband der Europäischen Informatikge-sellschaften CEPIS (Council of European Professional Informatics Societies) greift das Konzept auf und entwickelt es in einer eigenen Arbeitsgruppe weiter.

    1996Die Arbeitsgruppe wird in eine selbständige Organisation umge-wandelt, in die ECDL Foundatin mit Sitz in Dublin (Irland).

    1996Erfolgreiches ECDL Pilotprojekt in Schweden.

    Eine Vielzahl europäischer Länder führen den ECDL ein.

    Die Österreichische Computer Gesellschaft (OCG) tritt der ECDL Foundation bei und ist somit Lizenznehmer für den Europäischen Computer Führerschein in Öster-reich.

    ECDL Prüfungen an Schulen über den „Verein zur För-derung des ECDL an Schulen“ beginnen.

    In Österreich wer-den die ersten

    100 ECDL Test Center autorisiert.

    30.000 ECDL KandidatInnen

    in Österreich

    1997

    ECDL Österreich Timeline

    Offizieller Start in Österreich

    9. September 1997

  • 20032001 2002

    Das Projekt ECDL für krebskranke Kinder und Jugendliche wird von der Stadt Wien mit der Verleihung des Gesundheitspreises ausge-zeichnet.

    Der Eurocity (EC 561) von Bre-genz nach Wien wird auf den Namen „ECDL Kurier“ getauft.

    Unternehmen, die auf den ECDL setzen:

    Nettingsdorfer PapierfabrikPharmakonzern Janssen-CilagDDSGVoest AlpineOpel Austria Powertrain Konsumgenossenschaft Salzkam-

    mergut Stadt WienKELAG (Kärntner Elektrizitäts-AG)

    Die Österreichische Staatsmeisterin im Tischtennis, Liu Jia, macht den ECDL.

    Der ECDL CAD, zum Nachweis von Computer-design-Kenntnissen in 2D, wird erstmals in Österreich angeboten.

    10.000 Zertifikate

    in Österreich

    50.000 ECDL KandidatInnen

    in Österreich

    100.000 ECDL KandidatInnen

    in Österreich

    50.000 Zertifikate

    in Österreich

    Spektakuläre Zugstaufe in Salzburg durch Landesschulratspräsident Hofrat Prof. Mag. Gerhard Schäffer.

    Die (symbolische) erste Taufe des Zuges in Bregenz (v.l.n.r.): a.o. Univ.Prof. DI Dr. Gerald Futschek (OCG Vizepräsident), Dr. Herbert Sausgruber (Vorarlberger Landeshauptmann), DI Markus Linhart (Bregenzer Bürgermeister).

    Rita Elisabeth Michlits (Bildmitte) erhielt das Zertifikat ECDL AD-VANCED No. 1 in Austria. Über reicht durch Bundesministerin Elisabeth Gehrer (rechts) und a.o.Univ.Prof. DI Dr. Gerald Futschek (links).

    Einführung des ECDL Advanced in Österreich.

  • 2004

    Fast alle Bundesländer ver-geben individuelle Landesförderungen für die Absolvierung von ECDL Kursen.

    2004 startet die Pilotphase für den ECDL WebStarter, das Zertifikat für grundlegendes Wissen zur Gestal-tung einfacher Webseiten.

    Der ECDL CAD wird von Mitarbeitern der Firma Umdasch gemacht.

    Der „Verein zur Förderung des ECDL an Schulen“ meldet

    500.000 Modul-prüfungen an Schulen in Österreich

    Das Projekt ECDL barrierefrei unter-stützt die Integration von Menschen mit Behinderungen am Ar-beitsmarkt durch För-derung bei der IT-Aus-bildung.

    Der ECDL ImageMaker (ECDL zur digitalen Bildbear-beitung) wird erstmals ange-boten.

    Der ECDL WebStarter wird offiziell in die Kursbü-cher zahlreicher ECDL Test Center aufge-nommen.

    Die nordischen Kombinierer holen Gold bei den Olypmi-schen Winterspielen in Turin. Allen voran Felix Gottwald, der nicht nur 2x Gold und 1x Silber holt, sondern auch – wie seine Teamkollegen – den ECDL absolviert hat.

    Unternehmen, die auf den ECDL setzen:

    MAN-Powertrain Billa-Konzern Militärakademie Wiener Neustadt Fritz Egger GmbHSPAR ÖsterreichSalzburger VerwaltungsakademieKonica Minolta

    Unternehmen, die auf den ECDL setzen:

    Engel AustriaÖsterreichische Sparkassenaka-

    demieFlextronics in AlthofenSiemens ÖsterreichPlansee AG in ReutteTelekom Austria

    2005 2006

    100.000 Zertifikate

    in Österreich

    5.000.000 ECDL KandidatInnen

    weltweit

    Gottwald (vorne) und seine Kollegen bei der Vorbereitung auf den ECDL.

    Unternehmen, die auf den ECDL setzen:

    Die Stadtwerke KlagenfurtBest Water Technology AGBootswerft FrauscherVerbund

    Der 150.000ste ECDL Absolvent ist General-leutnant Edmund Enta-cher (Mitte), zuletzt Chef des Generalstabes des Bundesheeres. Gemeinsam mit seinem Adjutanten, Major Ger-hard Pfeifer (re.) und seiner Sekretärin, Irene Sinnegger (li.), hat er den ECDL absolviert.

    10.000 Advanced Zertifikate in Österreich

    Die 10.000ste ECDL Advanced Absolventin Christine Gröpl.

    Oktober 2004 wird das ECDL Zertifikat in Österreich zum 100.000sten Mal im Rahmen der Pressekonferenz „ITAusbildungsstandards“ verliehen.

    BM Elisabeth Gehrer mit den ECDL Absolventen Erik Lackner, Bettina Schierleitner und Karl Aumayr, OCGPräsidentin Univ.Prof. Gabriele Kotsis und Mag. Gotthard Mayringer, kaufm. Geschäftsführer ENGEL AUSTRIA (v.l.n.r.)

    Pressekonferenz mit der Unterrichtsministerin und internationale Auszeichnung mit dem Social Contribution Award durch die ECDL Foundation.

    Der ECDL wird zum „heimlichen Lehrplan“ in den Pflichtschulen.

  • 2009

    ECDL Core Module sind ab sofort barrierearm. Das bedeutet, dass sie auch von Menschen mit be-sonderen Bedürfnissen wie seh-, hör- und lernbehinderten Men-schen, problemlos verstanden werden.

    Der ECDL Core, das bekann-teste Zertifikat der internatio-nalen Initiative Europäischer Computer Führerschein, bekommt neue Lern- und Prüfungsinhalte.

    Der neue Standard wird ab September 2008 eingesetzt.

    1.000.000 Modul-prüfungen an Öster-reichs Schulen.

    Der Leiter der Konsularabtei-lung, Konsul Salman A. I. Al-Sheikh, von der Botschaft des Königreichs Saudi-Arabien in Wien, hat gemeinsam mit drei seiner Mitarbeiter den ICDL erworben. Das sind die ersten ICDL Zertifikate, die in Österreich ausgestellt und überreicht werden.

    2007 2008

    Silhouette International wird 2008 mit dem ös-terreichischen Staats-wappen für seinen Ausbildungsbetrieb von Wirtschafts-Staatssekretä-rin Christine Marek aus-gezeichnet. 2008/09 wird auch der ECDL Core in das Lehrlingsausbildungspro-gramm aufgenommen.

    Überreichung der ECDL Auszeichnung an die SPAR Österreichische WarenhandelsAG (v.l.n.r.): Maria Oßberger (SPAR), Mag. Rupert LemmelSeedorf (OCG), Dr. Gerald Futschek (OCG), Mag. Friedrich Poppmeier (SPAR, Mitglied des Vorstandes), Mag. Angelika Wimmer (SPAR)

    Damit die Fertigkeiten und Kompetenzen der MitarbeiterInnen bei der UNO in New York besser einge-setzt werden können, führte die Personalab-teilung im Jahr 2008 den ICDL Start ein.

    200.000 Zertifikate

    in Österreich

    10 Jahre ECDL

    in Österreich

    400.000 ECDL KandidatInnen

    in Österreich

    1.000 CAD Zertifikate in Österreich

    Lehrlinge von Silhouette haben gut lachen.

    Vorstandsvorsitzender der Bene AG.

    Unternehmen, die auf den ECDL setzen:

    Hueck FolienOMV AktiengesellschaftBeneSPAR Österreichische Warenhan-dels-AG

    Der EU-Kommissionspräsi-dent Manuel Barroso ist der 9-millionste ECDL Teilnehmer.

    Unternehmen, die auf den ECDL setzen:

    Weltmarktführer RHIGeberit Österreich

    Wichtiger Erfolgsfaktor: IT Aus und Weiterbildung der MitarbeiterInnen und Lehrlinge .

    Der Konsul AlSheikh (2. v.l.) und seine Kollegen.

    Stefan Bogdanovic (re.) erhält von Jim Friars (li.) den interna-tional ausgeschriebenen Preis „A Brighter Future“ der ECDL Foundation.

    Unternehmen, die auf den ECDL setzen:

    Kässbohrer

    v.l.n.v.: a.o.Univ.Prof. Dr. Gerald Futschek, Präsident der OCG, Beatrix Szilagyvari, 200.000ste ECDL Absolventin, KommR Eva Maria Braunstein, Direktorin der Humboldt Bildungsgesellschaft, und Senator h.c. Professor KommR Walter Nettig, AltPräsident der Wirtschaftskammer.

  • 2012 20132010 2011

    Unternehmen, die auf den ECDL setzen:

    MAGNA STEYR Fahrzeugtechnik AG & Co KG

    Flughafen Wien

    Am 30. November 2011 überreicht der Staatsse-kretär für Integration, Se-bastian Kurz, im Medien-zentrum des Parlaments, das 300.000ste ECDL Zertifikat an Marija Milo-savljevic, einem Lehrling der Wiener Stadtwerke.

    ECDL Core: Nr. 1 in Europa und der Welt

    Stiftung Warentest empfiehlt den ECDL Core und ECDL Advanced

    MAGNA STEYR bietet Gesamtfahrzeugentwicklung vom Sportwagen bis zum Offroader und vieles mehr.

    Pressekonferenz zur Überreichung des 300.000sten ECDL Zertifikats (v.l.: Dr. Ronald Bieber, Dr. Gabriele Domschitz, Sebastian Kurz, Marija Milosavljevic).

    Unternehmen, die auf den ECDL setzen:

    Verkehrsverlag Medienconsulting GmbH

    Mehr als

    525.000 ECDL KandidatInnen

    in Österreich

    Mehr als

    320.000 Zertifikate

    in Österreich

    Eine Studie des Bera-tungsunternehmens IDC stellt fest, dass bis 2014 für Menschen ohne Com-puterkenntnisse nur mehr weniger als 10 % der Arbeitsplätze zugänglich sein werden.

  • 18 OCG Journal | 03 2013

    Wer heute an ein Schulbuch denkt, hat ein farbig gedrucktes Buch mit zahlreichen Abbildungen vor Augen. Schon Schulan-fänger haben manchmal so viele davon in der Schultasche, dass diese oft sehr schwer ist. Die Inhalte, ihre Reihenfolge und die Aufgabenstellungen der Schulbücher sind dabei in aller Regel maßgeblich für die alltägliche Unterrichtsgestaltung: Schulbü-cher sind damit auch der „geheime Lehr-plan“ im Schulalltag.

    Doch wer sich ein wenig umschaut, sieht zahl-reiche Hinweise dafür, dass das Schulbuch, wie wir es kennen, sich in den nächsten Jahren verändern wird. So gibt es Bestrebungen der Verlage, Schulbücher zu digitalisieren, es gibt immer mehr und mehr (internetfähige) Mobil-geräte in der Hand von Kindern, auch machen neuartige Druckverfahren und Geschäftsmo-delle rund um „Print on Demand“ Furore. Doch was passiert mit den Schulbüchern?

    Im Sommer letzten Jahres haben sich mehr als 40 Expertinnen und Experten getroffen, um die Zukunft von Lern- und Lehrmateri-alien in einer Fachveranstaltung mit dem Titel „L3T‘s WORK“ zu diskutieren. In un-terschiedlichen Formaten und mit unter-schiedlichen Zeithorizonten wurden dabei Trends identifiziert, Entwicklungen aufge-zeichnet und auch an Visionen gearbeitet.

    Die Zukunft von Lern- und Lehrmaterialien

    von Martin Ebner und Sandra Schön

    Das Schulbuch – überhaupt noch zeitgemäß?

    Die TeilnehmerInnen entwickelten Thesen zur zukünftigen Entwicklung der Lern- und Lehrmaterialien aus der Perspektive der un-terschiedlichen Akteure, also beispielsweise der Lehrenden, der Lernenden, der Schul-buchautorInnen, der Verleger oder auch der zuständigen (Bildungs-) Behörden. Daraus greifen wir hier die wichtigsten Thesen aus Sicht von SchülerInnen sowie LehrerInnen für die nächsten fünf Jahre auf.

    DIGITAL UND CROSSMEDIALAuch wenn gedruckte Materialien, gerade in der Primarstufe, wichtig bleiben, nimmt die Digitalisierung der Lehrmaterialien stetig zu: Der Einsatz von digitalen Medien in der Schule, und sei es nur zur Projektion von Bildern mit dem Laptop und dem Beamer, macht eine Digitalisierung notwendig. Lehrmaterialien werden dabei in den nächsten fünf Jahren nicht nur (auch) digital zur Verfügung ste-hen, sondern werden verstärkt so gestaltet werden, dass sie für die unterschiedlichen Medien, Geräte und Dienste verwendbar sind. „Crossmediale“ Lehrmaterialien sind gleichermaßen gedruckt und digital, für die unterschiedlichen Geräte geeignet bzw. da-mit verwendbar.

    MULTIMEDIAL UND INTERAKTIVEng mit der stärkeren Nutzung von Techno-logien im Unterricht und Zuhause, ist auch

    Das Buch zum Text: Die Zukunft von Lern und Lehrmaterialien: Entwicklungen, Initiativen, VorhersagenISBN: 978-3-8423-8245-9

    Lehrbuch für Lernen und Lehren mit TechnologienISBN: 978-3-8442-6594-1(http://l3t.eu)

    Ausbildung und Qualität

  • 1903 2013 | OCG Journal

    die Entwicklung zu mehr multimedialen und interaktiven Lernmaterialien verknüpft: Lern-videos im Web, mobile Apps wie der Einmal-eins-Trainer der TU Graz (mathe.tugraz.at) oder auch einfache Testfragen sind Formen solcher multimedialen Lehrmaterialien.

    KOSTENFREI BZW. OFFEN VER-FÜGBARDie Experten sind sich zudem sicher, dass in fünf Jahren die Zahl der kostenfrei zugängli-chen Lehrmaterialien im Internet deutlich zu-genommen haben werden. Sie argumentie-ren dabei pragmatisch: Moderne LehrerInnen bereiten heute schon ihren Unterricht mit dem Internet vor. In fünf Jahren sind Materia-lien, die nicht online verfügbar sind, für viele Lehrende damit gar nicht mehr erreichbar. Darüberhinaus sorgen die urheberrechtlichen Einschränkungen für einen Auftrieb von soge-nannten „offenen Bildungsressourcen“, also Materialien, die so lizensiert wurden und kostenfrei zur Verfügung stehen, dass es Lehrerinnen und Lehrern frei steht, sie im Un-terricht einzusetzen. Nicht nur Lehrende pro-fitieren von dieser Entwicklung, auch für die SchülerInnen und Eltern verändert dies die Si-tuation: Einen Internetzugang vorausgesetzt, können solche Materialien ja auch von ihnen kostenfrei genutzt werden.

    MODULAR UND PERSONALI-SIERBARSchulbücher wie wir sie bisher kennen passen zum Lehrplan des ganzen Jahres und haben im besten Falle differenzierte Aufgabenstel-lungen. Zukünftig ist zu erwarten, dass auch durch die zunehmende Zahl unterschiedlicher Ressourcen, aber auch neuartiger crossmedi-aler Produktionsweisen verstärkt modulare und auch personalisierte Lernmaterialien ein-gesetzt werden. Schon jetzt kann man bei-spielsweise beim „Lehrbuch für Lernen mit Technologien“ online Kapitel auswählen und erhält sein persönliches gedrucktes Exemplar geliefert (http://l3t.eu). Es würde nicht über-raschen, wenn Lehrmaterialien eingesetzt werden, die eben auch lokale Besonderhei-ten oder individuelle Bedürfnisse und Interes-sen berücksichtigen.

    VON LERNENDEN ERSTELLTDas Mitmachweb und offene Bildungsres-sourcen machen es nicht nur für Lehrende leichter, selber Materialien zu veröffentlichen oder gemeinsam mit anderen zu erstellen,

    sondern auch für Kindern selbst. Häufig ist die Erstellung solcher Lernressourcen aus Kinderhand im Unterricht angeleitet, um sich intensiv mit einem Thema auseinander-zusetzen. So entstehen dann Wiki-Einträge zur Pflanzenwelt im Garten, Weblog-Berichte über die Klassenfahrt oder auch Lernvideos.

    Das Schulbuch wie wir es heute kennen wird es vermutlich nicht mehr lange in dieser ei-nen Form und in allen Schulfächern geben. Orientiert am Lehrplan sind Lehrer zukünftig verstärkt aufgerufen und auch in der Lage, unterschiedliche digitale Medien und Lehr-materialien im Unterricht einzusetzen und mit ihnen zu arbeiten. Mit welcher Dyna-mik und auch mit welcher Systematik solche Veränderungen eintreten werden, sehen die ExpertInnen auch an äußere Gegebenheiten gebunden: Gibt es Änderungen in der Förde-rung und Finanzierung von Lehrmaterialien durch die Bildungsbehörden? Welche Geräte werden entwickelt und sind in Kinderhand? Mit welchen Erfahrungen und Kompetenzen kommen neue Lehrkräfte in die Schulen und bildet sich der bestehende Lehrkörper weiter?

    Natürlich sind fünf Jahre ein vergleichsweise langer Zeitraum für Vorhersagen. Besonders deutlich wird das, wenn man darüber nach-denkt, mit welchen Geräten und Technologi-en man selbst vor fünf Jahren noch gearbei-tet hat. E-Book-Reader und Tablet Computer sind heute in den öffentlichen Verkehrsmit-teln eine Selbstverständlichkeit – vor fünf Jah-ren galten sie noch als Zukunftsmusik. So sind auch die zitierten erwarteten Entwicklungen ein Versuch, zukünftige Dinge zu beschreiben – vielleicht liegen wir auch gründlich dane-ben. Sicher sind wir allerdings: Wird man in fünf Jahren LehrerInnen oder SchülerInnen fragen, was das wichtiges Lehrmittel ist: Das „eine“ Schulbuch wird viel seltener genannt werden. Wir tippen eher auf: Das Smartpho-ne. Oder: Das Tablet. Die SchülerInnen wer-den aber natürlich damit all die Materialien auf den Geräten meinen. Vermutlich ist das neue Gerät aber noch gar nicht erfunden.

  • 20 OCG Journal | 03 2013

    Ähnlich, wie Stufen und Treppen Barrieren für RollstuhlfahrerInnen darstellen, gibt es auch im World Wide Web eine Menge Bar-rieren für Menschen mit Behinderungen. Derartige Barrieren können im schlimms-ten Fall Menschen mit Behinderungen von der Benützung von Webseiten ausschlie-ßen. Gerade für diesen Personenkreis stellt jedoch das Internet ein überaus wertvolles Informations- und Kommunikationsme-dium dar, und ist darüber hinaus für viele auch ein Mittel zur Integration. Schon der Begründer des Internets Tim Berners-Lee forderte für alle Menschen freien und un-gehinderten Zugang zum Internet.

    Die Mythen, dass barrierefreies Webdesign zu „langweiligen Nur-Textseiten“ führt und sich nicht mit modernem Design vereinbaren lässt, und dass die Umsetzung von barriere-freien Webangeboten viel teurer ist, als das Programmieren von Webseiten bei dem man bewusst auf einen Teil der möglichen Kund-schaft verzichtet, wurden in den Vorgänger-artikeln dieser Artikelserie schon weitgehend entkräftet. Weiters wurde bereits klar darge-stellt, dass es nicht nur um die soziale Ver-antwortung geht, sondern dass es auch wirt-schaftliche Aspekte und immer mehr auch die gesetzliche Forderung zur barrierefreien Umsetzung sind, die der Ausgrenzung ver-schiedener Zielgruppen, wie Menschen mit Behinderungen, älteren oder nicht technikaf-finen Menschen, entgegenwirken.

    WIE DESIGNE ICH RICHTIG? Die erste Frage, die sich jemand stellt, der er-kannt hat, wie wichtig es ist, Informationen auf barrierefreien Webseiten anzubieten, ist meist jene nach dem „Wie“ – „Wie bekom-me ich eine barrierefreie Webseite?“. Genaue diese Fragestellung versuchen wir in diesem Artikel zu erörtern und Ihnen so den Weg zu einer barrierefreien Umsetzung ihrer Webseite zu ebnen.

    Viele Mythen, aber eigentlich ist die Umsetzung ganz leicht!

    von Franz Pühretmair und Klaus Miesenberger

    Barrierefreies WebdesignBarrierefreies Webdesign ist keine spezielle Programmiertechnik, es ist lediglich der kor-rekte Einsatz standardkonformer Techniken zur Gestaltung von Webseiten, sodass Men-schen mit Behinderungen (mit oder ohne As-sistierende Technologien) diese ohne fremde Hilfe bedienen und nutzen können. Webde-signer scheitern jedoch oft daran, dass sie die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderun-gen nicht kennen und diese somit (oft unbe-wusst) ignorieren. Dies führt zu Barrieren, die Menschen mit Behinderungen am Bedienen der Webseite und am Lesen der Inhalte hin-dern. Sehr häufig auftretende Barrieren sind beispielsweise:

    • Fehlende oder nichts sagende Alternativ-texte bei Bildern

    • Fehlende oder falsch angewendete Be-zeichnungen bei Eingabefeldern in Formu-laren

    • Falsche oder unzureichende Benutzung von Tabellen

    • Schlechte Strukturierung des Inhalts• Nichtssagende Verweistexte wie z.B. „le-

    sen sie mehr“• Nicht der Spezifikation entsprechender

    Quellcode von Webseiten Eine Internetseite ist dann barrierefrei, wenn ihre Inhalte von allen Menschen (mit und ohne Behinderung) bestmöglich wahrge-nommen und bedient werden können. Um Webentwickler zu unterstützen, hat das World Wide Web Consortium (W3C) mit den „Web Content Accessibility Guidelines (WCAG 2.0)“ international gültige Richtlinien entwickelt. Mit Hilfe dieser Richtlinien ist es Webentwicklern möglich, eine Webseite hin-sichtlich ihrer Barrierefreiheit zu evaluieren, existierende Probleme zu erkennen und die-se zu korrigieren. WCAG 2.01 fordert dabei von Webauftritten, dass sie wahrnehmbar,

    1 www.w3.org/WAI/intro/wcag.php

    Gesellschaftliche Kohäsion

    http://www.w3.org/WAI/intro/wcag.php

  • 2103 2013 | OCG Journal

    verständlich, bedienbar und robust sind. Zu all diesen Grundprinzipien gibt es genaue Richt-linien und Erfolgskriterien, wie eine barriere-freie Webseite programmiert und gestaltet werden muss:

    • „Wahrnehmbar“ erfordert unter anderem, dass alle angebotenen Informationen (vor allem Grafiken und multimediale Inhalte) auch in Textform zur Verfügung stehen, dass der Kontrast von Text und Hintergrund hoch genug ist, dass die Schriftgröße ange-passt werden kann, und dass die Bedeu-tung des Inhalts nicht von sensorischen Eigenschaften wie Farbe abhängig ist.

    • Unter das Kriterium „Bedienbar“ fallen Punkte wie: Ist die Seite rein per Tastatur bedienbar? Gibt es einen Mechanismus, um Inhaltsblöcke zu umgehen? Stimmt die Fokusreihenfolge? Sind die Linktexte, Überschriften und Labels sinnvoll?

    • „Verständlich“ stellt sicher, dass die Spra-che einer Website und einzelner anders-sprachiger Textpassagen im Code gekenn-zeichnet wird, dass die Navigation auf allen Unterseiten konsistent bleibt, und dass fehlerhafte Eingaben eine hilfreiche Fehler-meldung hervorrufen.

    • Letztendlich wäre da noch das Kriterium „Robust“, welches in erster Linie validen HTML und CSS Code fordert, damit ein möglichst breites Spektrum an Benutzer-programmen, inklusive Assistierender Tech-nologien, in der Lage ist, die bereitgestell-ten Inhalte ohne Probleme darzustellen.

    Die standardkonforme Umsetzung von Web-seiten hängt dann am handwerklichen Kön-nen des Webdesigners. Es gibt kaum spezielle Toolunterstützung, jedoch zeigen die WCAG 2.0 und die enthaltenen Umsetzungsvor-schläge den Weg zu einer korrekten Umset-zung. Empfehlenswerte Tools sind beispiels-weise:

    • HTML Validator des W3C: validator.w3.org• CSS Validator: jigsaw.w3.org/css-validator• Total Validator: www.totalvalidator.com• Web Accessibility Toolbar für IE: www.paci-

    ellogroup.com/resources/wat/ie• Web Developer Toolbar für Firefox und

    Chrome: chrispederick.com/work/web-de-veloper

    • Colour Contrast Analyser: www.paciellog-roup.com/resources/contrastAnalyser

    Viele Webentwickler vergessen leider auch, dass es bei barrierefreiem Webdesign nicht nur um blinde Menschen geht. Allen Men-schen mit eingeschränkter Wahrnehmung, eingeschränkten motorischen Fähigkeiten und/oder kognitiver Behinderung kommt ein barrierefreies Web zugute. So sind Bei-spielsweise gehörlose Menschen, wenn sie Video- und Audioinhalte nutzen wollen, auf Untertitel, Gebärdensprache oder sonstige Textalternativen angewiesen. Weist eine Webseite blinkende Elemente auf, kann dies bei Menschen mit Epilepsie mitunter Anfälle auslösen. Menschen mit motorischer Behin-derung können oft nur mit einer speziellen

    XXXX

    http://validator.w3.org%0Dhttp://jigsaw.w3.org/css-validator%0Dhttp://www.totalvalidator.comhttp://www.paciellogroup.com/resources/wat/ie%0Dhttp://www.paciellogroup.com/resources/wat/ie%0Dhttp://chrispederick.com/work/web-developer%0Dhttp://chrispederick.com/work/web-developer%0Dhttp://www.paciellogroup.com/resources/contrastAnalyser%0Dhttp://www.paciellogroup.com/resources/contrastAnalyser%0D

  • 22 OCG Journal | 03 2013

    Tastatur durch Webinhalte navigieren, wes-halb eine barrierefreie Seite auch ohne Maus gut bedienbar sein muss.

    Zusammenfassend profitieren nicht nur Men-schen mit Behinderungen von barrierefreien Webseiten, sondern alle Menschen. Richtig angewandt kann ein barrierefreies Design die Qualität einer Seite und die Darstellung der Inhalte für alle Menschen signifikant ver-bessern. Barrierefreiheit fordert, dass die dar-gebotenen Inhalte gut strukturiert, mühelos navigierbar, übersichtlich präsentiert, und vor allem technologieunabhängig zur Verfügung stehen. All das sind Kriterien, die auch für Menschen ohne Behinderung den Besuch ei-ner Website angenehmer gestalten können.

    Besonders wichtig ist, dass man bei der Umsetzung eines Webauftritts nicht auf die Usability vergisst. Das strikte Einhalten der WCAG 2.0-Richtlinien führt zwar zu einer technisch barrierefreien Lösung, was aber nicht automatisch bedeutet, dass die Web-seite auch gut bedienbar ist. Das Einbinden der Zielgruppe und Tests mit potentiellen Be-nutzerInnen der Zielgruppe sind höchst emp-fehlenswert.

    Darüber hinaus kann die beste barrierefreie Website viel an Qualität verlieren, wenn be-reitgestellte Informationen nicht für alle zu-gänglich und verständlich sind, das beginnt mit der verwendeten Sprache. Die auf einer Webseite angebotenen Inhalte sollen für die Zielgruppe leicht lesbar und leicht verständ-lich sein („Easy-to-Read2“).

    Aber auch zum Download bereitgestellte In-formation (meist sind das PDF-Dokumente)

    2 www.capito.eu/de/Leicht_Lesen

    „So gehen Sie vor“:

    1. Lernen Sie den Nutzen kennen: Barrierefreiheit ist viel mehr als das Erfüllen einer lästigen Pflicht.

    2. Immer wenn Sie die Web-Seite ändern oder Relaunches planen: Je früher Sie an Accessibility denken, umso geringer ist der Aufwand.

    3. Für Ihre EntwicklerInnen und AutorInnen: Die Accessibility Toolbar sollte in den Browsern installiert sein, um bei jedem Schritt Barrierefreiheit checken zu können. Sehr schnell lernt man so die Anforderungen der Zielgruppe kennen.

    4. Machen Sie Quickchecks mit den Accessibility Check Tools.

    5. Fragen sie Experten und vor allem: Testen sie die Seite mit den Nutzerinnen und Nutzer.

    Gesellschaftliche Kohäsion

    Dipl.Ing. Dr. Franz Pühretmair ist Geschäftsführer und wissenschaft-licher Leiter des KI-I - Kompetenz-netzwerk Informationstechnologie zur Förderung der Integration von Menschen mit Behinderungen in Linz und Mitglied des OCG Arbeitskreises Barrierefreiheit durch IKT. [email protected] www.ki-i.at

    a.Univ.Prof.Dr. Klaus Miesenberger ist stellvertretender Institutsvorstand am Institut Integriert Studieren der Universität Linz. [email protected] www.integriert-studieren.jku.at

    müssen grundsätzlich barrierefrei gestaltet sein. Auch für die Erstellung von PDF-Doku-menten gibt es Regeln, durch deren Einhal-tung Dokumente entstehen, die von allen Be-nutzern und Benutzerinnen gelesen werden können.3

    Wenn Sie weitere Fragen zu barrierefreiem Webdesign, Easy-to-Read oder barrierefrei-en Dokumenten haben, stehen Ihnen die Autoren dieses Artikels und die OCG gerne zur Verfügung. Zudem gibt es zahlreiche In-formations- und Fortbildungsmöglichkeiten zum Thema barrierefreies Webdesign:

    • Förderung von Web-Accessibility Beratun-gen im Rahmen der Unternehmensbera-tung des WIFI Wien (www.wifiwien.at/default.aspx/Spezielle-Angebote/@/menu-Id/866)

    • Incite Lehrgang „Barrierefreies Webde-sign“ des Fachverbandes Unternehmens-beratung und IT (UBIT) der Wirtschaftskam-mer Österreich (www.incite.at/ausbildung/de/lehrgaenge/webaccessibility)

    • Veranstaltungen von Accessible Media (www.accessiblemedia.at)

    • IKT-Forum (www.iktforum.at) Wie auch in der Architektur gilt im barriere-freien Webdesign, je mehr man sich von An-fang an um Barrierefreiheit kümmert und je mehr man sich Gedanken macht, desto ge-ringer ist der Mehraufwand und desto mehr Ärger erspart man sich später.

    3 www.access-for-all.ch/ch/barrierefreiheit/barrie-refreie-pdf-dokumente/pdf-ua.html

  • 2303 2013 | OCG Journal

    Die Siegerarbeit des OCG Förderpreises 2013

    von Günter Haring

    „Innovativ und methodisch exzellent“

    Die achtköpfige Jury zur Vergabe des OCG Förderpreises 2013 hat aus den 21 eingereichten Diplom- bzw. Masterar-beiten auf dem Gebiet der Informatik, Wirtschaftsinformatik und ihren Anwen-dungen drei Arbeiten ausgewählt, die ihr preiswürdig erschienen und sie somit für den Preis nominiert (siehe Journal Aus-gabe 02/2013). Diese Arbeiten wurden externen Gutachtern zur Beurteilung zu-geleitet. Auf Basis dieser Gutachten hat die Jury den Sieger des OCG Förderprei-ses 2013 ermittelt.

    Der Sieger ist Dipl. Ing. Michael Morak mit seiner Arbeit über die „Effiziente Auswer-tung von Logik-Programmen mit Hilfe von Baumzerlegung“. Diese Arbeit hat in allen Beurteilungskriterien am herausragendsten abgeschnitten.

    Der Gutachter, o.Univ.Prof. DI Dr. Gerhard Friedrich von der Alpen-Adria Universität in Klagenfurt, der sich dankenswerter Weise für die Begutachtung zur Verfügung gestellt hat, hat in seiner abschließenden Beurteilung darauf hingewiesen, dass die vorgelegte Ar-beit aus seiner Sicht äußerst innovativ und methodisch exzellent ist sowie sehr wert-volle Resultate für Theorie und Praxis liefert. Weiters weist der Gutachter darauf hin, dass diese Arbeit zu jenen zählt, die ein tiefes Ver-ständnis der theoretischen Konzepte der In-formatik erfordern, grundlegende komplexe Zusammenhänge aufzeigen und praktisch hoch relevante Problemstellungen einer Lö-sung zuführen. Er sieht im Verfasser dieser hervorragenden Arbeit, die sich auch durch eine sehr verständliche und präzise Formu-lierung und Struktur auszeichnet, einen je-ner Studierenden, die sowohl theoretische

    Ergebnisse aufgreifen und weiterentwickeln können als auch darauf aufbauend äußerst relevante praktische Probleme lösen können. Die in der Diplomarbeit dargestellten Er-kenntnisse und Methoden weisen einen sehr hohen Neuigkeitsgrad auf. Einerseits wird eine neue Beschreibung von „Head-cycle free disjunctive logic programs“ gegeben und andererseits ein äußerst innovativer Beitrag mit dem von Herrn Morak vorgeschlagenen Verfahren erzielt, das zu einer signifikanten Laufzeitverbesserung führt.

    Die Tatsache, dass der Ansatz von Michael Morak generell, d.h. nicht auf spezielle Pro-bleme zugeschnitten ist, eröffnet auch ein breites Anwendungsfeld, mit unmittelbaren Einsatzmöglichkeiten im Design und der Kon-figuration technischer Systeme.

    Im Namen der Österreichischen Computerge-sellschaft gratuliere ich dem Sieger des OCG Förderpreises 2013 herzlichst und wünsche ihm für seine weitere berufliche Laufbahn das beste.

  • 24 OCG Journal | 03 2013

    Preise und Wettbewerbe

    Herr Morak, wie können Sie jemanden, der noch nie von Ihrem Forschungsgebiet gehört hat, Ihre Arbeit und Ihre Ergebnisse erklären?Nun, ein Problem mit Computern heute ist, dass man ihnen, wenn Sie ein bestimmtes Problem lösen sollen, eine genaue „Schritt-für-Schritt“-Anleitung in Form eines Pro-gramms geben muss. Macht der Program-mierer hierbei einen Fehler, so wird auch der Computer das Problem nur fehlerhaft lösen. Viel einfacher wäre es, dem Computer ein-fach nur zu sagen, was denn das Problem ist, und wie eine korrekte Lösung auszusehen hat (sogenanntes „deklaratives Programmie-ren“). Anschließend soll der Computer sich dann selbstständig den genauen Schritt-für-Schritt-Lösungsweg ausdenken. In meiner Arbeit wurde ein Ansatz entwickelt, der beste-hende Techniken in diesem Bereich verbessert.

    In der Beurteilung Ihrer Siegerarbeit wird die methodisch exzellente Vorgehens-weise hervorgehoben. Was machen Sie besser als die anderen?„Besser als die anderen“ muss man hier viel-leicht etwas relativieren, da es natürlich viele exzellente Arbeiten gibt, wie beim OCG-För-derpreis jedes Jahr demonstriert wird. Ich selbst lege einfach viel Wert darauf, wissen-schaftlich zu arbeiten. Das bedeutet also, dass jeder Schritt zwischen bereits Bekann-tem und den neuen Erkenntnissen klar do-kumentiert wird, sodass jeder, der sich in der Materie auskennt, diese Schritte nachvollzie-hen und überprüfen kann. Nachdem man im Master-Studium unter Anderem genau diese Vorgehensweise lernen soll, muss ich mich hier natürlich auch bei meinen Betreuern Ste-fan Woltran und Stefan Rümmele bedanken, die mich in dieser Hinsicht ausgezeichnet un-terstützt haben.

    Wo sehen Sie konkrete Einsatzmöglich-keiten Ihrer Erkenntnisse?Die ersten Systeme, die dem in der ersten Fra-ge beschriebenen Ansatz folgen, sind bereits im Einsatz, etwa bei logistischen Fragen. So-bald es um Optimierung bestimmter Abläufe

    geht (z.B. ein Lieferant, der die optimale Route zur Paketauslieferung berechnen will), kann ein solches System eindeutige Verbesse-rungen mit sich bringen, da hierbei nicht nur eine „gute“ Lösung berechnet wird, sondern tatsächlich die beste. Durch die Erkenntnisse in meiner Arbeit werden solche Systeme in Zukunft noch effizienter arbeiten können.

    Und worin besteht der Neuigkeitswert?Wenn man als Mensch komplizierte Proble-me löst, etwa die vorher angesprochene Rou-tenplanung, so bemerkt man oft, dass es mit der Zeit einfacher wird, diese zu lösen. Man bekommt „Routine“. Das zeigt, dass im Pro-blem eine „Struktur“ versteckt ist, wodurch es eigentlich einfacher ist, als es zunächst scheint. In meiner Arbeit wird versucht, ei-nem Computer beizubringen, diese Struktur zu erkennen und auszunützen, um Probleme effizienter zu lösen.

    Sie studieren gegenwärtig für den PhD in Computer Science an der University of Oxford. Woran forschen Sie und wie se-hen Ihre weiteren Pläne aus? Im Moment beschäftige ich mich mit soge-nannten ontologischen Datenbanken. Das Gebiet ist stark verwandt mit dem meiner Master-Arbeit, da es ebenfalls um dekla-ratives Wissen geht. Hierbei wird versucht, Datenbanken so zu erweitern, dass sie die abgespeicherten Daten auch „verstehen“, es also möglich wird, dass die Datenbank selbst-ständig Rückschlüsse aus den Daten zieht, fehlende Daten ergänzt oder Fehler in den Daten erkennen kann. Diese Erkenntnisse sind wichtig für das sogenannte „Semantic Web“, einem Teil von Web 3.0, von dem man sicher in Zukunft noch mehr hören wird.Nach meinem PhD (oder DPhil, wie es in Oxford heißt) werde ich vermutlich wieder nach Österreich zurückkehren. Mein grund-sätzlicher Plan wäre es nämlich, meine For-schungsarbeiten im Bereich der deklarativen Wissensverarbeitung fortzusetzen.

    Wir danken für das Gespräch und wünschen noch viel Erfolg für die weitere Arbeit!

    Der Computer soll sich selbstständig den Lösungsweg ausdenkenDer Gewinner des OCG Föderpreises 2013 im Interview.

    Dipl.-Ing. Michael Morak (26), besuchte die HTL in Villach mit dem Schwerpunkt Elektronische

    Daten verarbeitung und Organisation, ehe er nach Wien kam, um an der Technischen Universität zuerst den Bachelor in Informatik und anschlie-ßend im Februar 2011 den Master zu erwerben. Während des Studiums arbeitete er zunächst als Tutor und Studienassistent und dann als Universitätsassistent. Gegenwärtig studiert er für seinen PhD in Computer Science an der University of Oxford.

  • 2503 2013 | OCG Journal

    Neue Mitglieder der OCG

    ANGEWANDTE FORSCHUNG BEI FRAUNHOFER AUSTRIA RESEARCH GMBHDie gemeinnützige, nicht gewinnorientierte Forschungsorganisation gliedert sich in die zwei Geschäftsbereiche Produktions- und Lo-gistikmanagement (Wien) und Visual Com-puting (Graz).Das Produktions- und Logistikmanagement in Wien beschäftigt sich mit der Wertschöp-fungsoptimierung in Produktionsnetzwerken. Die Forscher unterstützen die Planung und Optimierung von Struktur, Organisation und Prozessen in Industrie- und Dienstleistungs-unternehmen oder deren Logistiknetzwerk.In Graz entwickeln und erforschen die Mit-arbeiter zielführende Lösungen im Geschäfts-bereich Visual Computing. Hierunter fallen Graphische Datenverarbeitung, Computer Vision sowie Virtuelle und Erweiterte Realität. Fraunhofer Austria ist spezialisiert auf anwen-

    dungsorientierte Forschung und übernimmt die Brückenfunktion von der universitären Forschung in die industrielle Produktentwick-lung.

    Dr. Eva Eggeling, Leiterin Geschäftsbereich Visual Computing

    Fraunhofer Austria Research GmbHTheresianumgasse 27, 1040 Wien+43 1 504 69 [email protected]

    „In der IuKTechnologie ist ein weltweites Netzwerk notwendig, um Spitzenforschung zu betreiben. Die OCG ist genau die Plattform, um uns mit den richtigen Partnern zu vernetzen. Wir selbst bringen zudem unsere internationalen Kontakte, wie zum Beispiel nach Singapur, als Mitglied in die OCG ein. Man darf gespannt sein, welche Möglichkeiten sich für alle Seiten hieraus entwickeln.“

  • 26 OCG Journal | 03 2013

    Neue Mitglieder der OCG

    EINE NÜTZLICHE ERGÄNZUNG MEINER EDV-AMBITIONEN„Ich studierte ab 1960 an der Wiener Tech-nischen Hochschule in der Fachrichtung Ma-schinenbau. 1962 inskribierte ich bei Doz. Heinz Zemanek die Vorlesung Schaltalgebra und erwarb damit Grundkenntnisse der Computertechnik. Da der Maschinenbau meiner mathematisch-analytischen Bega-bung kaum entsprach und mich die EDV faszinierte, brach ich 1964 mein Studium ab und nahm eine Anstellung als Programmierer bei der Fa. ZUSE an. Nach weiteren Program-mierjobs bei NCR, Panalpina, Honeywell und NIXDORF gründete ich 1975 mein eigenes Softwarehaus. In der Folge war ich einige Jahre als Arbeitskreisteilnehmer und -leiter bei der ADV sowie in der Bundeswirtschafts-kammer - Fachgruppe Unternehmensbera-tung und Datenverarbeitung - ehrenamtlich tätig.

    Nunmehr lebe ich als Pensionist in einem kleinen Dorf im Gemeindebereich von Hol-labrunn und betätige mich ehrenamtlich mit mehreren Leitungsfunktionen im NÖ. Seni-orenbund. Die EDV fasziniert mich weiter-hin – ich sitze immer noch täglich mehrere Stunden am Computer, schreibe weiterhin

    Programme für meine Privatanwendung so-wie für mein Ehrenamt und beziehe einige EDV-Fachzeitschriften, um am Ball zu bleiben.

    Vor einigen Wochen gründete ich im Senio-renbund Hollabrunn einen Computerklub, in dem ich in monatlichen Sitzungen für unsere ziemlich EDV-unerfahrenen Senioren diverse Anwendungsthemen vortrage und Hilfestel-lung bei der Computeranwendung gebe. Mittlerweile kommen Teilnehmer aus dem ganzen Weinviertel und auch aus Wien zu meinen Vorträgen.

    Im Zuge meiner persönlichen Vorstellung in diesem Computerklub kam ich auch auf Prof. Zemanek als meinen ersten EDV-Lehrer zu sprechen und stieß bei entsprechenden Inter-net-Recherchen wieder einmal auf die OCG. Die Mitgliedschaft bei Ihnen erscheint mir als nützliche Ergänzung meiner EDV-Ambiti-onen. Ich freue mich auf Ihre Informationen und hoffe, an einzelnen Ihrer Veranstaltun-gen teilnehmen zu können.“

    Fritz Wagner, Gründer eines Computerklubs im Seniorenbund Hollabrunn

  • 2703 2013 | OCG Journal

    nötig auch über das Telefonnetz. Kurt Walk im Video: „Wir haben sie beobachtet wie einen Kranken auf der Intensivstation.”

    Das Team übersiedelte 1961 mit seinem Rechner zur IBM und bildete den Grund-stock des IBM Labors Wien, in dem u.a. die Vienna Definition Method (VDM) ent-wickelt wurde.

    Heute kann das Mailüfterl in der medien.welten Abteilung des Technischen Muse-ums Wien besichtigt werden.

    OCG [email protected]

    Energieinformatik 2013 Band 298, EUR 21,50/EUR 16,- (für OCG Mitglieder)Peter Palensky (Hrsg.)ISBN 978-3-85403-298-4

    25 Jahre Digitale Schule Österreich – Eine analoge Standortbestimmung anlässlich der eEducation Som-mertagung 2013Peter Micheuz, Anton Reiter, Gerhard Brandhofer, Martin Ebner, Barbara Sabitzer (Hrsg.) Band 297, EUR 29,-/EUR 25,- (für OCG Mitglieder)ISBN 978-3-85403-297-7

    Internationale THz 2013 ConferenceBand 296, EUR 21,50/EUR 16,- (für OCG Mitglieder)Raimund Leitner, Thomas Arnold (eds.)ISBN 978-3-85403-296-0

    VeranstaltungenEinen ausführlichen Überblick bietet Ihnen der Veranstal-tungskalender unter blog.ocg.atAusblick auf Veranstaltungen bis November 2013:

    D-A-CH Energieinformatik 2013Wissenschaftliche Fachkonferenz zum Thema intelligente Energietechnik12. bis 13. November 2013, WienKontakt: www.energieinformatik2013.at

    OCG Horizonte Crowdfunding Innovative Finanzierung für Innovative Ideen19. November 2013, 18 Uhr, Österreichische Computer Gesellschaft, Wollzeile 1, 1010 WienKontakt: www.ocg.at/horizonte

    iiWAS 201315th International Conference on Information Integration and Webbased Applications & Services 2.-4. Dezember 2013, WienKontakt: www.iiwas.org/conferences/iiwas2013

    MoMM 201311thInternational Conference on Advances in Mobile Computing & Multimedia 2.-4. Dezember 2013, WienKontakt: www.iiwas.org/conferences/momm2013

    Das Video finden Sie hier!

    Aktuelles aus der OCG

    Am 1. Oktober 2013 wurde ein kurze Video- Dokumentation über die Entstehung des österreichischen Großrechners Mailüfterl im Technischen Museum Wien präsentiert.

    Das Video mit dem Titel An Austrian star of European computing wurde im Auftrag von Google Europe für ihr Computer Heri-tage Program produziert und zeichnet die abenteuerliche Entstehungsgeschichte ei-nes der ersten Transistorrechner, eben des Wiener Mailüfterls, nach. Zu Wort kom-men im Video neben Mastermind Heinz Zemanek auch die beiden Mitglieder des Mailüfterl-Teams Kurt Walk und Viktor Ku-dielka, die bei der Premiere auch persön-lich anwesend waren.

    Wie man im Video erfährt, fand sich Prof. Zemanek in der Mitte der 1950er Jahre an

    Mailüfterl im Computer Heritage Programvon Karin Hiebler

    der damaligen Technischen Hochschule Wien in einer einzigartigen Situation wie-der: Er hatte keinen unmittelbaren Vorge-setzten und begann mit einer Gruppe von begeisterungsfähigen Studierenden die Vorbereitungsarbeiten für den Bau eines Transistorrechners. Heinz Zemanek dazu: “Ich nahm mir einfach die Freiheit, einen Computer zu bauen, und niemand hat mich aufgehalten.”

    In mühevoller Kleinarbeit mussten ent-sprechende Literatur, geeignetes Material und auch finanzielle Mittel organisiert wer-den. Aber das Team konnte alle Hindernis-se überwinden und das Mailüfterl führte schließlich am 27. Mai 1958 seine erste Berechnung durch. Die Programme des Großrechners wurden von den Team-Mit-gliedern Tag und Nacht überwacht, wenn

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    Cover OCG Journal Ausgabe 3/2013InserateEditorial/InhaltDie OCG als neue Zertifizierungsstelle für ISO/IEC 27001 Informationssicherheits-Managementsysteme (ISMS) für mehr IT-Sicherheit und Informationssicherheit Von der Informationssicherheit zur ISO/IEC 27001-Norm Für (fast) alle Unternehmen geeignet Nutzen der ZertifizierungDie OCG als ISO/IEC 27001-Zertifizierungsstelle Informationsveranstaltungen und Auditorinnenschulungen

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    Neue Mitglieder und ihre Meinungen zur OCGFraunhofer Austria Research GmbH GEMDAT OÖÖsterreichisches Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT)Fritz Wagner

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