Die KPD, während des Kapp-Putsches und des Ruhrkampfes … · 2006-12-29 · 3 1.Vorbemerkungen...

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1 Kai Schmidt-Soltau Die KPD, während des Kapp-Putsches und des Ruhrkampfes 1920, im Spiegelbild ihrer eigenen Geschichtsschreibung bis 1933 angefertigt für das Proseminar "Kapp-Putsch und Ruhrkampf 1920" Seminarleiter: Dr.Ernst Laubach gehalten am historischen Seminar der Westfälischen Wilhelms Universität zu Münster im Sommersemester 1990.

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Kai Schmidt-Soltau

Die KPD, während des Kapp-Putsches und des Ruhrkampfes 1920, im Spiegelbild ihrer eigenen

Geschichtsschreibung bis 1933 angefertigt für das Proseminar "Kapp-Putsch und Ruhrkampf 1920" Seminarleiter: Dr.Ernst Laubach gehalten am historischen Seminar der Westfälischen Wilhelms Universität zu Münster im Sommersemester 1990.

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Gliederung 1. Vorbemerkungen 2. Einschätzung der KPD zur Möglichkeit einer Revolution im März 1920 3. Der Aufruf der Zentrale der KPD vom 13.3. im Spiegelbild der Diskussionen 4. Die Entwicklung des Generalstreiks und die Haltung der KPD zu ihm 5. Diskussion um die Erklärung einer "Loyalen Opposition" gegenüber einer so-

zialistischen Regierung vom 21.3. 6. Das Bielefelder Abkommen. Verrat oder taktischer Rückzug? 7.Die Stellung der KPD im Machtgefüge der Arbeiterparteien, ihre Einschätzung ge-

genüber der USPD und der SPD und die Frage der Schuldzuweisung für die Niederlage der Revolution

8. Abschlußbemerkung

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1.Vorbemerkungen Ich werde mich in dieser Abhandlung mit der KPD in der Weimarer Republik be-schäftigen. Denn die Geschichtsschreibung der KPD zum Kapp-Putsch und Ruhrkampf spiegelt die innerparteiliche Entwicklung wider, und somit hat jede Quelle eine zweiseitige Aussage in sich. Sie spiegelt auf der einen Seite die Diskussion um die Haltung der KPD im Kapp-Putsch wider, auf der anderen Seite spiegelt sie auch die Diskussion zu allgemeinen Feldern der Politik wider, wie sie beim Erscheinen des Dokuments innerhalb der KPD geführt wurde. Diese beiden Seiten und Sichtweisen der Dokumente durchdringen sich dialektisch und sind somit untrennbar. Dieses rührt daher, daß für Kommunisten, wie für alle Marxisten, Geschichte vor allem politisch ist. Geschichte hat einen hohen Stellenwert für Marxisten- "Wir kennen nur eine einzige Wissenschaft, die Wissenschaft der Geschichte" <MEW. Bd.3 S.18> - wobei sie nicht wie die bürgerliche Wissenschaft nur beschreiben will, sondern "in der Tat, als Aufgabe der Theorie, als Ziel der Wissenschaft wird hier <im wissenschaftlichen Sozialismus> direkt die Unterstützung der Klasse der Unterdrückten in ihrem ökonomischen Kampf gestellt, wie er sich in Wirklichkeit vollzieht."<LW. Bd.1 S.334>. Dabei wird der Autor getrieben von einer Parteilichkeit für die eine oder andere Klasse, "denn kein einziger lebender Mensch kann umhin, sich auf die Seite einer bestimmten Klasse zu stellen (sobald er einmal die Wechselbeziehung der Klassen verstanden hat), kann umhin, sich über den Erfolg der betreffenden Klasse zu freuen und über deren Mißerfolge betrübt sein,..."<LW. Bd.2 S.544>. Ob dies richtig ist oder nicht, soll an dieser Stelle nicht beantwortet werden. Die Quellenlage zu dieser Arbeit ist gut, sogar sehr gut. Es ist eine Unmenge an Material über den Kapp-Putsch von Seiten der KPD erschienen, da er neben der Märzaktion von 1921 eines der bedeutendsten Ereignisse der Arbeiterbewegung in der Frühphase der Weimarer Republik war. Ich habe aus dieser Menge von Materialien diejenigen herausgefiltert, in denen der Inhalt taktisch frisiert wurde. Also Materialien die für die Öffentlichkeitsarbeit der KPD gedacht waren, hauptsächlich Artikel in der "Roten Fahne" und anderen Parteizeitungen, sowie Reden vor dem Parlament und vor Gerichten. Es ist zwar auch von Interesse, diese Dokumente zu untersuchen, es ergäbe sich aber dann ein anderer Titel für diese Arbeit: Die Haltung der KPD im März 1920 im Spiegelbild ihrer Öffentlichkeitsarbeit. Ich habe in dieser Abeit also nur auf Dokumente zurückgegriffen, die einen eindeutigen theoretsichen Charakter tragen. Also Broschüren, Bücher, Parteitagsdiskussionen, sowie Artikel in den theoretischen Zeitschriften "die Internationale", herausgegeben vom ZK der KPD, und "die kom-munistische Internationale", herausgegeben vom Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale <KI.>. Leider waren nicht alle Schriften von Interesse erreichbar - ich habe diese in der Bibliographie aufgelistet und kenntlich gemacht. Die verwendeten Dokumente lassen sich in 3 Zeitepochen einteilen: A) Die Zeit vom Kapp-Putsch bis 1921; in dieser Zeit erschien die Mehrheit der

Materialien; B) Das Jahr 1925;<Schneller>,<Thälmann>; C) Die Jahre 29 und 30; <Hölz>,<Brauer>,<Ill.Gesch.>;

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Da die Persönlichkeiten der Autoren häufig Rückschlüsse auf ihren Text zulassen, habe ich deren Biographien ermittelt und stelle sie im Anhang zur Verfügung. 2. Die Einschätzungen zur Möglichkeit einer Revolution im

März 1920 In diesem Abschnitt werde ich auf den Charakter der Epoche eingehen, denn die Frage nach der Möglichkeit einer Revolution ist auch eine Frage nach der Struktur der Gesellschaft. Aus diesem Punkt ergibt sich die Einschätzung der einzelnen taktischen Handlungen. Hier wird sich die Strategie zeigen, die von den einzelnen Autoren gewählt wurde und die sie zu dieser oder jener Beurteilung der Haltung der KPD im Kapp-Putsch veranlaßte. Ich gehe chronologisch vor; A) Am 25.3. erklärte das Exekutivkomitee der KI, daß "der Bürgerkrieg in Deutschland nicht eher enden wird, als bis der Sieg in den Händen der Arbeiter ist."<Komm.Intern.1 S.230> Also war die revolutionäre Situation da, und "die deutsche Revolution geht wieder in aufsteigender Linie vorwärts, und wird zum völligen Sieg gelangen."<S.231> Hier wurde also ein Wiederaufflammen der Revolution von 1918 festgestellt und darauf hingewiesen, daß dies das letzte Gefecht um die Errichtung des Sozialismus sei. Braun schätzte die Situation im April 20 ähnlich ein, wenn er auch zu anderen Ergebnissen kam. "Der proletarische Kampf im März 1920 war der Abschluß einer absteigenden Linie der Revolution und bildet den Anfang zu einer aufsteigenden Bewegung."<Braun 2 S.169> Dies kam daher, daß "seit Wochen und Monaten die bürgerlich-sozialistische Regierung nichts anderes war, als die willenlosen Beauftragten der militärischen Diktatur. <...> So ist es also die 5/4jährige Tätigkeit der <SPD>, die den militärischen Putsch vorbereitet und die gesamte arbeitende Bevölkerung der Miltärkamarilla ausgeliefert hat." <S.148/49> Klara Zetkin <ca. April `20> kam zu dem Ergebnis, daß "die Ebertiner die bürgerliche Klassendiktatur unter Führung und Bevorrechtigung der übrigen Industriellen, der Handels- und Finanzkapitalisten in Form der bürgerlichen Demokratie wollen. Es gab <dagegen> nur eine reale Garantie, <...> das Weitertreiben der proletarischen Revolution, ..." <Zetkin S.155> Levi, Meyer Radek und Hoernle waren der gleichen Auffasung. Frölich schloß sich dieser Argumentation an und führte aus, daß "die Kommunistische Partei den Beruf hat, das Gewissen der Revolution zu sein." <Frölich S.19> Auf dem 4. Parteitag (April `20) stellte Levi fest, daß "der Kapp-Putsch eigentlich kein neues Problem aufrollt. <...> Die Revolution war <am 13.3> in ihrer Fragestellung zurückgekehrt zum 9.11.1918, der Frage ..." <4.Pt. S.17> Kapitalismus oder Sozialismus? Das Mitglied der Zentrale Walcher führte aus, daß "die Möglichkeit einer sozialistischen Regierung in greifbare Nähe gerückt war, daß diese sozialistische Regierung zustande gekommen wäre, wenn die USPD sich einigermaßen klar gewesen wäre <,für die Diktatur des Proletariats zu sein>." <4.Pt. S.43>

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Düwell <Sept.'20> teilte diese Auffasung ebenfalls, betonte aber, daß "in fort-schrittlichen Gruppen die putschistische Illusion spukt von der Masse als Schnellzug der Revolution. <...> Die KPD muß solche Ansichten, muß Putsche als in ihren Auswirkungen gegenrevolutio-när ganz entschieden ablehnen." <Düwell S.2> Hier haben wir also eine andere Prämisse als bei den vorhergehenden Autoren. Düwell sah die Abwehr des Putsches von Kapp-Lütwitz als wichtiger an, als selber die Revolution zu propagieren. B) Die Bezirksleitung von Ruhr-Westfalen <1921> schloß sich dieser These genauso an wie Schneller <1925>. Er führte aus, daß die Arbeiterschaft "aus den Kämpfen des Jahres 1919 und aus dem Beispiel der russischen Revolution die Lehre ziehen <mußte>, daß sie die Noske-Regierung zu stürzen und ihre eigene Regierung aufzurichten hatte." <Schneller S.166> C) Auch in der Zeit der These des Sozialfaschismus wurde von Brauer <1930> die Vorstellung aufrechtgehalten, daß ein Übergang zur Diktatur des Proletariates möglich war. Einschränkend erklärte er, "daß ein kühner, revolutionärer Heroismus der Kommunisten nicht genügt, wenn nicht gleichzeitig die große Masse der Arbeiterschaft mitmarschiert. Wir dürfen nicht von den Massen isoliert bleiben! <...> Der Sozialfaschismus <SPD>, ... wird einer unserer zähesten Gegner sein." <Brauer S.110> Halten wir also fest, daß sämtliche Autoren von der Möglichkeit einer Revolution ausgingen, wenn alles richtig gelaufen wäre, und somit sind sie sich auch über die Notwendigkeit revolutionärer Aufrufe einig. Auch internationale kommunistische Führer schätzten die Situation falsch ein, wie der italienische Marxist Antonio Gramsci im März 1920, als er sagte: "im Ausgang des Kapp-Putsches sehe ich nicht die Niederlage der deutschen Militärkaste, sondern eine der bedeutendsten Phasen in der Entwicklung der deutschen Revolution, weil sich das Übergewicht der proletarischen Kräfte gegenüber denen des bürgerlichen Staates zeigt, weil sie zeigt, daß sich in Deutschland das Kräfteverhältnis zugunsten der Arbeiterklasse verschoben hat. Nach dem demokratischen Zwischenspiel nimmt die deutsche Revolution ihren Rhythmus der Gewalt wieder auf. Somit wurde eine wesentliche Phase der proletarischen Revolution im europäischen wie im Weltmaßstab abgeschlossen, denn das deutsche Proletariat bleibt der Protagonist der Weltgeschichte, do wie es früher die deutsche Bourgeoisie war." <Gramsci S.99/100> Es ist eine interessante Tatsache, daß in der DDR und in der Geschichtsschreibung der KPD und der DKP in der BRD eine andere Einschätzung dieser These vorgenommen wird, aber dies ist nicht Thema dieses Aufsatzes. 3. Der Aufruf der Zentrale der KPD vom 13.3. im

Spiegelbild der Diskussionen Am 13.3. gab die Zentrale ein erstes Flugblatt zu dem weiteren Vorgehen gegen den Kapp-Putsch heraus, in dem gefordert wurde, "daß <das Proletariat> gegen die

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Militärdiktatur auf Leben und Tod zu kämpfen haben wird. Aber es wird keinen Finger rühren, für die in Schmach und Schande untergegangene Regierung der Mörder Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs. Es wird keinen Finger rühren, für die demokratische Republik, die nur eine dürftige Maske der Diktatur der Bourgeoisie war." <Könnemann S.178/79> Damit stellte sich die Zentrale der KPD gegen die Gewerkschaften und die anderen Arbeiterparteien. Dieser Aufruf wurde in der Geschichtsschreibung zumeist scharf kritisiert. Die Diskussion läßt sich in 3 Abschnitte einteilen, die mit der innerparteilichen Demokratie der KPD zusammenhängen. Es durfte offen und kontrovers diskutiert werden, bis ein hohes Parteigremium, in diesem Fall das höchste -der Parteitag April 1920-, eine abschließende Entscheidung gefällt hatte. Danach müßte die Partei entweder die gleiche Position vertreten oder sie hatte zu schweigen. Also können wir teilen: a) in die Zeit bis zum April; b) den Beschluß des Parteitags; c) die anschließende Diskussion; a) Levi malte ein sehr düsteres Bild als Resultat dieses Aufrufes. Sein "Urteil: der KPD droht ein moralischer und politischer Bankrott." <Levi S.147>; "kurzum organisatorisch und politisch brechen unsere Bonzen dem Generalstreik das Genick." <S.148> und deswegen "sehe ich nicht, wie sich die Partei von diesem Schlag erholen soll. <ebd.> Meyer ging näher auf die Entstehung dieser Parole ein und führt aus, daß "bei der Beratung des Flugblattes nur wenige Genossen der Zentrale anwesend waren." <Meyer S.151> Für ihn reichte als Selbstkritik die Feststellung über den "Fehler" <ebd.> und der Verweiß auf das den Generalstreik unterstützende Flugblatt vom 14.3. <ebd.>. Klara Zetkin hüllte den Mantel des Schweigens über diesen Vorfall und stellte sogar das Gegenteil fest: "die breiten proletarischen Massen empfanden, erkannten es: sie mußten in dem Militarismus das Schwert der kapitalistischen Wirtschaftsordnung zerbrechen;" <Zetkin S.156> Radek war hingegen der Auffasung, "daß die Haltung der Zentrale am Tag des Kapp-Putsches ein Fehler war, der unter keinen Um-ständen zu entschuldigen ist." <Radek S.162> "Die Kommunistische Partei hatte die Pflicht, gegen die Kapp-Lüttwitz das Proletariat aufzurufen." <S.163> Er stellte fest, "daß wir <die KPD> selbst als Minderheit eine Partei der Aktion sind und daß die Aktionslosigkeit zum Verbrechen wird, wo die historischen Ereignisse nicht nur die Vorderreihen des Proletariates, sondern das ganze Proletariat zum Kampf treiben." <S.165>. Braun rechtfertigte mit gewissen Einschränkungen den Aufruf, denn "dieses Flugblatt entsprach der momentanen Stimmung der Arbeiterschaft in Deutschland und hauptsäch-lich in Berlin, wo das Noskeregime ganz besonders verhaßt war. Ein Kampf für die Noskerepublik und gegen deren Feind schien so absurd und stand so sehr im Gegensatz zu der Freude <!>, die am 13.3. allgemein in Berlin über den Sturz der Ebert-Noske herrschte, <so daß> von bewaffnetem Aufstand und Generalstreik keine Rede war. Im Gegenteil! Man beglückwünschte einander zu dem Putsch." <Braun 1 S.27> Er stellte aber auch fest, daß die Reichszentrale "in ihrem ersten Flugblatt entgegen ihren eigenen Richtlinien und im Widerspruch zu ihrer eigenen Auffassung" <Braun 2 S.152> handelte. Er schätzte diesen Fehler aber als nicht schwerwiegend ein, da "die Partei im

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Reich - mit wenigen Ausnahmen - die Situation richtig erfaßte und mit aller Energie sofort für den Generalstreik eingetreten ist." <ebd.> Frölich hingegen stellte fest, daß "die Partei in den Kämpfen in und nach den Kapp-Tagen in Berlin versagt hat." <Frölich S.19> Er bezeichnete den Aufruf vom 13.3. als durchdrungen von "syndikalistischen Redensarten" <ebd.> und somit ergab sich eine Situation, in der "die Arbeiterschaft in ganz Deutschland <zum Wiederstand> entschlossen war, die Leitung der revolutionären Partei es <aber> nicht war." <S.21> Daraus folgte für Frölich zwangsläufig, daß "dieses Versagen im entscheidenen Augenblick sich furchtbar gerächt hat. Im politischen Brennpunkt Berlin war somit der Einfluß der KPD auf die proletarische Aktion gebro-chen." <ebd.> Für ihn war dieser Fehler unverständlich, da es nach marxistischem Wissen "Situationen gibt, wo die Parole zum Kampf unbedingt heraus muß, selbst für auf die Gefahr hin, daß <der Kampf> zusammenbricht. Am 13.3. war diese Situation gege-ben." <ebd.> b) Auf dem 4.Parteitag wurde eine von Levi vorgelegte Resolution verabschiedet, nach der "die KPD jede Aktion <fördern muß, die der Hintanhaltung solcher Streiche <wie dem von Kapp> dient, und muß, wenn sie unternommen werden, fordern, daß die Gewalt der bewaffneten Militärbanden durch die Gewalt bewaffneter Arbeiter niedergekämpft wird."<4.Pt. S.25> Da der Beschluß des höchsten Gremiums der KPD, der Parteitag, den Aufruf kritisierte, wurde in den Schriften, die nach diesem Beschluß verfaßt wurden, entweder nicht auf das Flugblatt vom 13.3. eingegangen oder es wurde der Kritik zugestimmt. c) Düwell ging einerseits aus diesem Grund nicht direkt auf den Aufruf ein, andererseits brauchte er dies auch nicht, da sein Objekt der Betrachtung der Ruhrkampf war. Er ver-wies auf das Flugblatt der Bezirksleitung Rheinland-Westfalen, in dem es hieß, daß "wir nicht für die Regierung Ebert-Noske kämpfen. Unsere Parole heißt: gegen die Reaktion, gegen die Verräter am Sozialismus, die Handlanger der Bourgeoisie, für die Diktatur des Proletariats." <Düwell S.42> Düwell betonte, daß die Bezirksleitung "es von vornherein ablehnte, mit der SPD eine gemeinsame Aktion einzuleiten" <S.40>, da sie ahnte, daß "die künstliche Einigung des Proletariats die Hauptursache der Niederlage der Arbeiterschaft im Industriegebiet war." <S.34> Er begründete dies damit, daß "die Parole für die Diktatur des Proletariats, von SPD-Führern ausgegeben, von vornherein ein Verrat sei." < S.35> Er teilte also einen Teil der Argumentation, wie sie im Aufruf der Zentrale zum Vorschein kam, nämlich die Ablehnung und den Haß gegen die SPD. Düwell war aber im Gegensatz zur Zentrale der Auffassung, daß das Proletariat zu kämpfen hatte, um gegen Kapp vorzugehen. Er stellte aber die Errichtung des Sozialismus in den Vordergrung und nicht die Rettung der Republik. Es ist in diesem Punkt ein Widerspruch zu Düwells Argumentation über die Möglichkeiten einer Revolution festzustellen. Dies ist kein Fehler meiner Wiedergabe, sondern ein Widerspruch innerhalb des Textes. Die Bezirksleitung der KPD an der Ruhr ging 1921 über die Diskussion innerhalb der Zentrale hinweg und betonte nur, daß "unmittelbar nach dem Kapp-Putsch auch in Rheinland-Westfalen der Generalstreik einsetzte." <Stellung S.281>

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In Schnellers Text wird dessen linke Position deutlich, wenn er schrieb, daß "für die Arbeiterschaft die Aufgabe nur so gestellt werden konnte: Abwehr des Kapp-Putsches und Niederwerfung der Konterrevolution; ... Die Arbeiterklasse konnte sich nicht darauf einlassen, Ebert, Bauer, Noske, zu verteidigen,... sie mußte vielmehr aus den Kämpfen des Jahres 1919 ... die Lehre ziehen, daß sie die Noske-Regierung zu stürzen und ihre eigene Regierung aufzurichten hatte." <Schneller S.166> Hoelz kam zu dem Schluß, daß "selbst dem unpolitischen Laienverstand ein solches Flugblatt als Gipfel des Irrsinns erscheinen mußte." <Hölz S.104> Brauer gab 1930 eine ganz andere Einschätzung über die Lage ab. Wurde in allen bisherigen Schriften die Haltung der Zentrale als eher zu links, also gegen eine Ein-heitsfront der Arbeiter, beschrieben, nannte sie Brauer "opportunistisch" <Brauer S.77>, also rechts. Dieses ist nur logisch, da zu diesem Zeitpunkt fast alle Mitglieder der Zentrale von 1920 aus der Partei ausgetreten oder ausgeschlossen waren (Levi Vorsitzender zur SPD; Thalheimer Chefideologe zur KPO; Brandler, Vorsitzender 21-23 zur KPO). Brauer vertrat die These, daß die Parteibasis die "geschichtlich" richtige Parole hatte in der Forderung nach "der Übernahme der Macht durch das bewaffnete Proletariat." <S.23> Abschließend können wir festhalten, daß in diesem Punkt der Taktik im Großen und Ganzen die Einmütigkeit der Ablehnung des Aufrufs vom 13.3. bestand. Wenn der eine oder andere den Aufruf mehr oder weniger unterstützte, hatte das zwei Ursachen; a) sie waren mitbeteiligt an der Verfassung des Flugblattes; oder b) sie waren gegen jegliche Zusammenarbeit mit SPD und USPD und somit auch gegen die Forderung der Einheitfront. 4. Die Entwicklung des Generalstreiks und die Haltung der

KPD zu ihm In diesem Punkt sind sich alle mir vorliegenden Schriften ausnahmsweise einig. Alle Autoren befürworteten den Generalstreik. Sie waren aber unterschiedlicher Meinung über die Parolen und Forderungen, unter denen sich der Streik ausbreiten sollte. Die zentrale Forderung war hier "die Parole der Bewaffnung der Arbeiterschaft", durch die "die Einigung der gesamten kämpfenden Massen herbeigeführt werden konnte. <...> Dadurch, daß aber auch die KPD während der ersten 5 Tage des Kampfes diese Parole nicht herausgab, wirkte sie hemmend auf den Verlauf der Ereignisse und wurde nach und nach von der Führung des Kampfes zurückgedrängt. <...> So, daß die mehrheitssozialistischen Gewerkschaftler tatsächlich die Führung des Kampfes be-haupteten." <Braun 2 S.154-56> So konnte es zu den "9 Punkten der Gewerkschaften" kommen und zu dem Abbruch des Generalstreiks. Nur im Ruhrgebiet war die Lage anders, da dort "die Arbeiterräte, zusammengefaßt im Zentralrat ..., tatsächlich unter dem ideologischen Einfluß der Führung des Kampfes allein in die Hand zu nehmen." <Schneller Ausübung der proletarischen Diktatur <sah>. Sie wird gegenüber der Regierung eine loyale Opposition treiben, ... <darunter> verstehen wir: Keine Vorbereitung zum gewaltsamen Umsturz, bei selbst-verständlicher Freiheit der

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politischen Agitation der Partei für ihre Ziele und Losungen."<4.PT. S.28/29><Braun 2 S.161> Da zu diesem Komplex eine Entschließung des Parteitags vorliegt, greife ich auf die Dreiteilung der Texte zurück wie ich sie in 3. entwickelt habe. a) Braun stellte fest, daß "diese Erklärung der Zenrale in der Partei eine lebhafte Opposition hervor rief," <Braun 2 S.161> die in einer Erklärung der Linken innerhalb der Zentrale endete. In dieser "Resolution Brandler, Thalheimer, Posner" wurde die These aufgestellt, daß "noch keine realen Voraussetzungen für die Bildung einer reinso-zialistischen Regierung gegeben <waren>, weil die Machtposition der Bourgeoisie noch nicht genügend erschüttert waren."<S.163> Für die KPD wurde gefordert, daß sie "unter schärfster Kritik der SPD und der USPD führend in die kommenden Kämpfe einzugreifen hat, zur Eroberung und Befestigung weiterer Machtpositionen auf dem Wege revolutionärer Massenaktionen," <ebd.> und nicht durch die Erklärung einer loyalen Opposition. Braun kritisierte diese Auffassung, da beim Zustandekommen einer Regierung der SPD/USPD "eine Gelegenheit gewesen wäre, die Hilferdinge und Kautskyaner sich durch praktische Betätigung in den Augen der Massen abwirtschaften zu lassen, wie sich die SPD tatsächlich durch ihre Regierungstätigkeit schon kompromittiert und ab-gewirtschaft hat." <S.165> Es wäre nach Braun die Möglichkeit gewesen, "ein Exempel zu statuieren für die Unmöglichkeit, den Sozialismus ohne die Diktatur des Proletariats durchzuführen." <S.167> Aber auch so "hat die Erklärung der Zentrale der KPD ihren historischen Dienst geleistet." <ebd.> Für ihn war aber die Erklärung der Loyalen Opposition eine Taktik und keine Strategie, denn "es ist keine Preisgabe unseres Endziels, wenn wir bestrebt sind, einen Zustand zu erreichen, der, wenn auch nicht im entferntesten unseren politischen Forderungen entspricht, doch der Arbeiterschaft wenigstens volle politische Bewegungsfreiheit gewährleistet." <S.166> In einer der Zeitungen der KPD, der "Freiheit", wurde diese These noch zugespitzt. Dort hieß es, "die gegenwärtige Situation ist noch nicht reif für die Räterepublik, sondern für eine reine Arbeiterregierung. Als revolutionäre Arbeiter ist uns eine reine Arbeiterregierung außerordentlich recht, <.... deswegen> muß die Arbeiterregierung erzwungen werden, kein anderer Weg führt zur Räterepublik. <Freiheit vom 24.3.; nach Frölich S.26> Dieser, aus heutiger Sicht sehr weitsichtigen These, wurde die schärfste Kritik aller anderen Artikel zu Teil. Nur Lenin, der nicht in einen Revolutionarismus verfallen war, teilte Brauns Einschätzung. Er schrieb über die Erklärung der Zentrale, daß "sie sowohl ihrer Hauptvoraussetzung nach als auch ihrer praktischen Schlußfolgerung nach vollkommen richtig <war>." <Lenin 1 S.97> Trotz dieses Statements Lenins, dem "erfahrenen Steuermann der Weltrevolution" <Radek S.174>, das zwar erst am 12.5.20 veröffentlicht wurde, aber mit Sicherheit Radek schon vorher bekannt war, wurde Braun stützende Macht der Räte kann gar nicht jene Erwartungen erfüllen, die unsere Reichszentrale in der <...> Resolution aussprach." <Hörnle S.41> "Die regierenden Hampelmänner der herrschenden Bourgeoisie haben gewechselt, das Programm der Regierung, das System der bürgerlichen Klassenherrschaft ist unverändert geblieben." <Zetkin S.159> Es wurde auch behauptet, daß "die ganze Theorie von der histo-rischen

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Notwendigkeit einer sozialistischen Regierung falsch ist." <Frölich S.28> "Es kommt darauf an, aus jeder Bewegung so viel an mobiler revolutionärer Kraft herauszuholen als irgend möglich ist," <S.31> und nicht über die Zusammensetzung der Regierung zu beraten. Frölich machte Levi für die Fehler verant-wortlich, denn "die falsche Auffasung des Gen. Levi schaltet die revolutionäre Wirkung der Tatsachen auf die Massen vollkommen aus." <ebd.> b) Auf dem Parteitag wurde diese Kritik zur Diskussion gestellt. Pieck stellte den Beschluß des Zentralausschusses vor, nach dem "es die Aufgabe der Vertreter der KPD ist, alle Energie lediglich darauf zu richten, die realen Machtverhältnisse mit re-voluitionären Mitteln zu ändern. Die Frage einer eventuellen Regierungskombination ist von sekundärer Bedeutung." <4.PT S.28> Es kam zu einer heftigen Diskussion, in deren Verlauf sich einige Redner auf die Seite des Aufrufs stellten (Rück, Thalheimer, Eulert, Pieck). Thalheimer führte in seinem zentralen Referat aus, daß "wir nichts zu tun hatten, um das Zustandekommen einer solchen sozialistischen Regierung zu <ver>hindern." <S.33> Er forderte dazu auf, den Begriff Loyale Opposition so aufzufassen wie Kapp ihn verstanden hatte, und der Regierung SPD/USPD, wenn es nachmals zu einem solchen Gebilde oder der Möglichkeit dazu Vorschein kommt. Der Revolutionarismus wurde dem Reformismus entgegengestellt und als das einzig Wahre und Richtige angesehen. Die einzigen, die die Dialektik von Reform und Revolution in diesem Punkt erkannten, waren Bauer und Lenin. Beide gingen wie Marx davon aus, daß eine Revolution durch eine große Anzahl von Reformen vorbereitet wird. Bei der Mehrheit der Autoren, die sich gegen die Erklärung ausgesprochen haben, rührt dies meiner Ansicht nach daher, daß sie die Möglichkeit zur Revolution in dieser Phase überschätzt haben, und dann ist es natürlich folgerichtig, daß die Revolution nicht auf halbem Wege stehen bleiben kann und sich mit einigen Reformen und einer Regierung von SPD und USPD zufrieden geben kann. 6. Das Bielefelder Abkommen; Verrat oder taktischer

Rückzug? Am 23.3. fand in Bielefeld auf Anregung des Reichskommissars Severing eine Verhandlung zwischen verschiedenen Vertretern von Arbeiterräten aus dem Ruhrgebiet und Vertretern der Reichsregierung statt. Als Ergebnis wurde das Bielefelder Abkommen verabschiedet, in dem sich die Arbeiterverbände verpflichteten, ihre Waffen abzugeben und die verfassungsmäßige Regierung anzuerkennen; dafür versprach die Regierung ihrerseits, einige demokratische Reformen durchzuführen, die den 9 Punkten der Gewerkschaften entsprachen. Für die Arbeiterseite unterschrieben Vertreter der SPD, der USPD und auch zwei Mitglieder der KPD.Da es zu diesem Problem keinen Entschluß auf dem Parteitag gab, greife ich hier auf die Gliederung, wie ich sie in Punkt 1. entwickelt habe, zurück.

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A) Dieses Abkommen wird von allen verwendeten Schriften kritisiert, mit Ausnahme Bauers. Dieser stellt fest, daß "das Bielefelder Abkommen ... ein günstiger Abschluß eines siegreichen Kampfes hätte sein können, auch dann wenn die Militärkamarilla sich gegen <den Entschluß von Bielefeld> auflehnte und ihre Rachebedürfnisse in einem Blutbad zu befriedigen suchte." <Braun 2 S.159> Allem Anschein nach wurde in der Zeit um das Abkommen auch eine ähn-liche Einschätzung durch die Zentrale der KPD vorgenommen, da ihr Mitglied Piek auf der Essener Delegiertenkonferenz am 25.3. für die Annahme des Abkommens plädierte. Auf einer Konferenz zur Wiederaufnahme des Generalstreiks am 30.3. in Berlin erklärten Piek und Levi, "eine bindende Zustimmung zu dem Bielefelder Abkommen zu geben." <Stellung S.506> Auch ist es bezeichnend, daß in den Schriften von Mitgliedern der Zentrale nur einmal auf Bielefeld eingegangen wurde, und auch dort erklärte Zetkin nur, daß "die Abkommen von Bielefeld nur von <der Regierung> geschlossen wurden, um gebrochen zu werden." <Zetkin S.161> Auch auf dem Parteitag wurde nicht zu diesem Thema debat-tiert. Erst Düwell ging wieder auf das Abkommen ein und führte aus, daß "die Regierung ihren geheimen Verrat der Arbei-terschaft krönte durch einen bewußten Betrug. Dabei fand sie die Hilfe der SPD und die der USPD-Führer. Hier müssen wir wieder sagen, daß sich auch einige, auf ei-gene Faust handelnde Mitglieder der KPD zum Mit-spielen verlocken ließen. So kam es zum Bielefelder Abkommen." <S.13> Abschließend stellte er fest, daß "das Spiel von Bielefeld Empörung hervor rief," <S.16> da die Front der Arbeiter nun wackelte. So ist der "Verrat von Bielefeld" <ebd.> für Düwell einer der Hauptgründe für die Niederlage der Arbeiterselbstverwaltung, wie sie sich im Ruhrgebiet, im Verlauf der Kämpfe gegen Kapp, herausgebildet hatte. B) Ernst Thälmann teilte diese Einschätzung und führte aus, daß "die Gegenaktion der Arbeiterklasse im Ruhrgebiet gegen das Kapp Abenteuer ihr Ende im Bielefelder Abkommen <fand>, das den blutigen Rachefeldzug der Truppen des General Watter möglich machte. Keiner von den 17 Punkten <...> ist erfüllt worden. Im Gegenteil, gerade diese 17 Punkte bildeten die Grund-lage für den Vormarsch der Reaktion auf allen Gebieten." <Thälmann S.122> C) Brauers Text bildet den Gipfel der Polemik gegen das Bielefelder Abkommen, das schon durch dessen Benennung deutlich wird. "Der große Verrat von Bielefeld" <Brauer S.64>, "die Schlinge des Betruges" <ebd.>, "das teuflische Verhandlungswerk, das das Schwert des Verrats tief in den Rücken der Kämpfenden bohrte." <S.65> "Der Schandvertrag" <S.67>; "Hier in Bielfeld sitzen kalt berechnende Schurken und befehlen den Kampfabruch und damit den weißen Schrecken." <ebd.> Brauer ging auch näher auf die beiden kommunistischen Unterzeichner des Abkommens ein. Sie "erhielten von der Bezirksleitung der KPD später für ihren schurkischen Bubenstreich eine öffentliche Rüge. Wäre damals nicht der spätere Sozialdemokrat Paul Levi Vorsitzender der KPD gewesen, dann wären schon 1920 diese beiden kommunistischen Renegaten im weiten Bogen aus der KPD geflogen." <S.68> Er stellte fest, daß "Triebel und Charpentier aber durch ihre Unterschrift unter das Bielefelder

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Abkommen ihre restlose Kapitulation vor Noske und Severing zeigten. Triebel ist als Renegat später auch aus der KPD ausgeschlossen worden." <S.47> Brauer stellte die Folgen von Bielefeld ählich dar wie Düwell und Thälmann. Seine Darstellung wich jedoch stark von der Wirklichkeit ab, besonders wenn er auf die KPD zu sprechen kam. Die Rede von Wilhelm Piek (der auch 1930 noch im ZK der KPD saß) in Essen, wo er sich für die Annahme des Abkommens eingesetzt hatte, wurde mit keinem Wort erwähnt. Brauer konstatierte das Gegenteil. "Klar und scharf folgte die Stellungnahme der KPD: Jetzt kann uns nur die proletarische Diktatur retten! <...> Welche Kühnheit und politische Klarheit lag in dieser Stellung-nahme: <...> Die rote Proletarierfaust mit dem Schwert in der Hand droht nach Bielefeld hinüber." <S.69> Auf der anderen Seite erwähnte er auch, daß die Kommunisten infolge der passiven, opportunistischen, schwankenden Haltung der Spartakus-Zentrale <...> keinen bestimmenden Einfluß auf den Gang der Bewegung hatten." <S.77> Dieses lag seiner Meinung nach hauptsächlich an Paul Levi, der, "wie nicht anders zu erwarten war, bald bei den Sozialfaschisten gelandet ist." <S.74> Es läßt sich also abschließend feststellen, daß die Haltung zum Abkommen von Bielefeld um so radikaler wird, je weiter sie historisch von dem Ereigniss entfernt ist. Dieses hat Ursachen, die innerhalb der KPD zu suchen sind. Ich denke, daß durch die Stalinisierung der KPD, die zwischen 1925 und 1930 erfolgte, die Selbstkritik der Partei ihrem eigenen Handeln gegenüber mehr und mehr einer Selbstbeweihräucherung wich. Diese wird in dem für diese Zeit typischen Parteilied deutlich: "Die Partei, die Partei die hat immer Recht." Vergessen war der Auspruch Lenins: "Klug ist nicht, wer keine Fehler macht. Solche Menschen gibt es nicht und kann es nicht geben. Klug ist, wer keine allzu wesentlichen Fehler macht und es versteht, sie leicht und rasch zu korrigieren." <Lenin 1 S.20> Die KPD "muß auch die Partei der Selbstkritik sein, einer Kritik, die desto rücksichtsloser, desto schärfer ausfallen muß, je mehr sich zeigt, daß trotz aller Fehler, die die KPD macht, doch sie allein und nur sie der Zentralpunkt der deutschen Arbeiterbewegung ist." <Radek S.162> Wie es dazu kommen konnte, daß aus dieser Partei der Selbstkritik, wie sie etwa auf dem 4. Parteitag geübt wurde, die Partei der Heuchler auf historischem Gebiet werden konnte, die sich im Text von Brauer widerspiegelt, kann an dieser Stelle nicht untersucht werden.

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7. Die Stellung der KPD im Machtgefüge der Arbeiterparteien, ihre Einschätzung gegenüber der USPD und der SPD und die Frage der Schuldzuweisung für das Scheitern der Revolution.

Die Frage nach dem Einfluß der KPD ist auch eine Frage nach der Größe der Partei. Sie hatte sich auf dem 2. Parteitag gespalten. Die Opposition erklärte dort ihren Austritt und gründete im März 1920 die Kommunistische Arbeiterpartei (KAPD). <zu den Gründen vgl. 2.PT. S.33-43> Die KPD verlor ihre stärksten Organisationen und ihr Mitgliederbestand reduzierte sich von ca. 107000 auf etwa die Hälfte. In Berlin blieben von ca. 10000 nur einige Dutzend Mitglieder übrig. <Ill.Gesch. S.444-467> Die KPD war zu dieser Zeit also eine sehr kleine Partei, was sich auch am Wahlergebnis der Reichtagswahl vom 6.6.20 zeigt. Für die SPD stimmten 5,6 Mill., für die USPD 4,9 Mill. und für die KPD nur 441000 Wähler. <Rosenberg S.115> <Flechtheimer S.152> Diese Zahlen sagen zwar nicht alles über den Einfluß der Partei auf die Arbeiterklasse aus. Sie zeigen aber, daß die KPD in einer Minderheit gegenüber den anderen Arbeiterparteien war. Daraus folgern natürlich andere Resultate, als wenn die KPD in der Mehrheit gewesen wäre. Ich nehme hier die historische Dreiteilung vor wie ich sie in Punkt 1. vorgestellt habe. A) Braun kam zu der Einschätzung der SPD als "Partei der Sozial-verräter" <Braun S.169>, die "zusammen mit dem rechten Flügel der USPD dafür verantwortlich ist, daß die Bourgeoisie weiter ihren politisch arbeiterfeindlichen Einfluß ausüben kann. Sie ist dafür verantwortlich, daß die Bourgoisie wieder in den Sattel gehoben wurde und mit ihr der zur Verfassung bekehrte Militarismus." <ebd.> Nach Zetkin kam es zur Niederlage auf dem Weg zur Räterepublik durch den "offenen oder kaum verschleierten Verrat der Mehrheitssozialdemokratie und Gewerkschaftsbürokratie." <Zetkin S.159> "Der Ausgang ist aber auch die Schuld der USP--Führerschaft des rechten Flügels <... und> der Schwäche der revolutionären Erkenntnis und Energie der links gerichteten Führerschaft der USP" <ebd.>, da es nicht zu einem einheitlichen Kampf für die Diktatur des Proletariates kam und so eine Restauration der alten Herrschaftsstruktur erfolgte. Für Radek versuchten die SPD und USPD immer, "die Arbeiterklasse in ihrem Marsch aufzuhalten, um sie zu verraten." <Radek S.174> Für Frölich war es eine der Hauptforderungen, die Unterschiede zu SPD und USPD herauszuarbeiten, denn "nur dann kommen die Massen zu uns, wenn wir ihnen ganz klar und deutlich den Spalt zei-gen, den sie zu überspringen haben, wenn sie wirklich als revolutio-näre Kämfer gelten wollen" <Frölich S.30>, also als Mitglieder der KPD. "Es kommt darauf an, aus jeder Bewegung so viel an mobiler revolutionärer Kraft herauszuholen als irgend möglich ist, gerade um des geistigen Gewinnes willen, den die Arbeiterschaft dabei davontragen kann."<S.31> Die "richtige" Forderung nach Bildung von Arbeiterräten wurde für Hörnle "von den Gewerkschaften unter Beihilfe der SPD und der USPD planmäßig sabotiert." <Hörnle S.42> Auf dem 4. Parteitag kam es zu einer großen Debatte über dieses Thema. Piek stellte den Entwurf der Zentrale vor, nach welchem "es die Aufgabe der Partei ist, unter schärf-

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ster Kritik der SPD und USPD führend in die kommenden Kämpfe einzugreifen zur Eroberung und Befestigung weiterer Machtpositionen auf dem Wege revolutionärer Massenaktionen des Proletariats." <4.PT. S.29> Fröhlich führte aus, daß "die Niedertracht der Rechtssozialisten und die Feigheit der USPD der Massenbewegung das Genick gebrochen hat." <ebd.> Meyer stellte fest, daß "die linke USPD nur durch Fußtritte zu Aktionen zu treiben ist" <S.42> und Friesland forderte, "daß auch in Zukunft nicht scharf genug gegen die USPD aufgetreten werden kann. Die Erfahrungen in den letzten Kämpfen zeigen, daß dort eine Rechtentwicklung eintrat zur SPD, sie zielen auf einen gemeinsamen Wahlkampf hin, der Einigkeitsrummel ist stark. Wir wollen auch die Einigkeit, aber auf Grund der Rätediktatur." <S.46> Düwell stellte fest, daß "die Parole: Für die Diktatur des Proletariats! - ausgegeben von SPD-Führern - von vornherein ein Verrat ist. Solchen Verrat des Proletariats mitzuma-chen, das mußte die KPD entschieden ablehnen." <Düwell S.35> Er machte aber nicht die SPD für das Scheitern des Aufstandes verantwortlich, da "die SPD gar nicht anders handeln kann, <weil> ihre ganze Politik kapitalistisch, konterrevolutionär orientiert ist." <S.40> Es war nach Düwell vielmehr die USPD, die "aus parteipolitischen Gründen den Arbeitern eine Niederlage bereitete" <S.38>, da sie "durch die gemeinsamen Aktionen mit der SPD, durch die gemeinsame Herausgabe der falschen Parole, die Irreführung der Massen gefördert <hatte>." <S.40> Auch kritisierte er die KAPD, "die eine erfolgreiche Helferin der Reaktion in dem Bestreben war, die KPD organisatorisch zu zerschlagen und innerlich zu schwächen." <S.39> Lenin stellte in seinem Text fest, daß sich "die wahre Natur der jetzigen Führer der USPD <...> während des Putsches der Herren Kapp und Lüttwitz aber und abermals of-fenbart hat. <...> Das sind weinerliche spießbürgerliche Demokraten, die dem Proletariat noch tausendmal gefährlicher sind, wenn sie sich als Anhänger der Rätemacht und der Diktatur des Proletariats ausgeben, denn in Entlarvung der konter-revolutionären Rolle der SPD, <die 1930> nach den beiden revolutionären Epochen <1920; 1923> und insbesondere nach der Entwicklung der SPD zum Sozialifaschismus, bereits in der Vorbereitung zu einer siegreichen deutschen Oktoberrevolution geschehen ist." <S.108> Für Brauer war der Aufstand von 1920 die "Generalprobe für die siegreiche Revolution der Zukunft" <S.106>, in der der Kampf "mit der deutschen Konterrevolution, mit dem Sozial- und Nationalfaschismus" <S.109> zu führen sei. Seine Abschlußforderung war, daß "der Sozialfaschismus, der offen zum Krieg gegen die Sowjetunion treibt, ... einer unserer zähesten Gegner sein wird." <S.110>Auf die USPD ging er nicht speziell ein, da es bekanntlich auf dem 6. Parteitag der KPD zu einer Vereinigung mit der linken USPD gekommen war und der Vorsitzende der KPD 1930 (Thälmann) ein ehemaliges USPD Mitglied war. Es zeigt sich hier also, daß die Haltung gegenüber der SPD mit der Zeit feindlicher wurde, beziehungsweise schon immer feindlich war. Die Kommunisten konnten und wollten nicht vergessen, daß ihre Führer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg mit Unterstützung der SPD ermordet worden waren. Eine Politik der Einheitsfront wurde bis 1921 zwar gefordert, man verstand aber unter ihr die Einheit der Arbeiter unter dem Banner des Kommunismus und unter Führung der KPD. Es war also eine andere Einheitsfront gemeint als die, die später sich im Kampf gegen Hitler bildete. Die

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Haltung gegenüber der USPD war differenzierter. Man versuchte, sie zu spalten und einen Teil der Linken an die KPD anzugliedern, was bekanntlich im Winter 20/21 gelang. Die Schuldfrage wurde von allen Autoren nahezu einstimmig beantwortet. Die SPD und die rechte USPD waren die Schuldigen für die Niederlage der Revolution. Wenn es unterschiedliche Gewichtungen gab, so deswegen, weil die tagespolitische Wirkung, die der Artikel verursachen sollte, einen größeren Stel-lenwert erhielt als die Wissenschaft. 8. Abschlußbemerkungen Ich habe in diesem Aufsatz zu zeigen versucht, daß die innerparteiliche Diskussion der KPD demokratischer war als man es in den einschlägigen Büchern findet. Es fand, zu Beginn meines Betrachtungzeitabschnitts, dort eine harte offene Diskussion zu allen Bereichen der Taktik und der Strategie statt. Es gilt zu betonen, daß es zu dieser recht offenen Auseinandersetzung kam, obwohl die Partei einen Großteil der Zeit illegal war oder am Rande der Illegalität stand und so ihre Publikationsmöglichkeiten stark einge-schränkt waren. Es wäre eine interessante Untersuchung wann und wie es zu dem Umbruch kam, so daß sich die KPD zu einer Partei entwickelte, von der es in der einschlägigen Literatur heißt, daß sie undemokratisch und gegen jede Fehlerdiskussion war. Es hat sich meiner Ansicht nach auch gezeigt, daß es bis zu einem gewissen Zeitpunkt, der meinen Erkenntnissen zufolge um 1927 liegt, auch ein hohes Maß an Selbstkritik gegeben hat. Ebenfalls wurde in diesem Zeitraum eine relativ "richtige" Einschätzung der Politik der KPD im Kapp-Putsch gegeben. Dieses läßt sich für mich schwer feststellen, da die Frage nach der Rolle der KPD im März 1920 aus der heutigen Sicht ein anderes Thema ist, das ich mir nur zum Teil erschlossen habe, um die Diskussion, wie sie in der Weimarer Republik lief, zu verstehen. Es gilt auch festzustellen, daß die Entwicklung der verhängnisvollen These des Sozialfaschismus nicht nur ein Resultat der Politik der KPD war. Auch die SPD hatte einen entscheidenden Anteil daran, daß die Arbeiterpartein gegeneinander ankämpften, anstatt sich gemeinsam den Fragen der Zeit zu stellen. Der Kapp-Putsch steht hier in einer Reihe, die von der Niederschlagung der Revolution von 1918 und der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg bis zum Blutsonntag am 1.Mai 1929 führt, an dem ein SPD-Polizeipräsident gegen demonstrierende Arbeiter schießen ließ und es so zu 33 Toten und hunderten Verletzten kam. Das Ende dieses Weges war die Behauptung der SPD 1932, daß jede Stimme, die Thälmann entrissen und ihrem Kandidaten Hindenburg zugeführt wurde, ein Schlag gegen Hitler sei. Auch war die KPD an dieser Verschärfung der Trennung nicht unbeteiligt. Stalin stellte schon 1924 fest, daß "der Faschismus eine Kampforganisation der Bourgeoisie ist, die sich auf die aktive Unterstützung der Sozialdemokratie stützt. Die Sozialdemokratie ist objektiv der gemäßigte Flügel des Faschismus." <SW. Bd.6. S.253> Wir können also festhalten, daß von beiden Seiten Fehler gemacht wurden und so die Einheit gegen Hitler zu spät hergestellt wurde. Aber die Forderung nach Einheitsfront oder Abtrennung der Parteien ist ein anderes Thema. Ich wollte nur

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verdeutlichen, daß der Kapp-Putsch - und dort die Politik der KPD - kein singuläres Ereignis war, sondern daß sowohl die Haltung der KPD im Putsch, als auch ihre Aufarbeitung der Problematik objektiven Einflüssen unterworfen war.

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Kurzbiographien der Autoren Die politischen Standpunkte der Autoren innerhalb der KPD lassen sich prinzipiell aufteilen in Linke, Zentristen, Rechte. <Einteilung nach Flechtheimer> Zu BRAUER konnte ich nicht ermitteln. BRAUN vertrat in seinen Schriften zum Kapp-Putsch eine rechte Position. Den Text <Braun 2> habe ich ihm zuerkannt, da eine Textgleichheit in großen Teilen zu dem von ihm gekennzeichneten Text <Braun 1> existiert. Die gleiche Zuordnung wird auch von Karl Radek vorgenommen.<Radek S.163> Zur Person Brauns ließ sich wenig ermitteln. Er wird in der Kommunistischen Internationalen war als "ein sehr einflußreicher deutscher Kommunist"<Braun 2 S.171> bezeichnet, war aber nach meinen Kentnissen nie Mitglied der Zentrale. Es ist aber auch durchaus möglich, daß Braun nur ein Pseudonym eines Mitgliedes der Zentrale ist. Wilhelm DÜWELL (Duisburg) vertrat in seiner Bro-schüre zum Ruhrkampf eine ge-mäßigte rechte Position. Über seine Biographie gibt es einige Unklarheiten. In der Broschüre trat er als Bezirksleiter der KPD auf und wurde auch vom 4. Parteitag auf Platz 17 der Reichswahlliste gewählt.<4.PT. S.77> Auf dem Vereinigungsparteitag trat er aber als Delegierter der USPD auf.<6.PT. S.276> Paul FRÖLICH (Erfurt) vertrat in seinem Artikel zum Kapp-Putsch eine linke Position, wie auch in seinen Reden auf den Parteitagen 3-6, auf denen er in die Zentrale der KPD gewählt wurde. Er war Reichstagsabgeordneter von 21-24 und 28-30, ab 1928 trat er als Verteter der Kommunistischen Partei/Opposition (KPO) auf und wurde im selben Jahr aus der KPD als Rechter ausgeschlossen. Nach dem WK 2 wurde er Mitglied der SPD. <KPO;S.376> Max HOELZ trat in seinem politischen Leben als Linksradikaler auf und wurde wegen seiner Rolle beim Kapp-Putsch, wo er eine Räterepublik zu errichten versuchte, aus der KPD ausgeschlossen. <Hölz S.110> Dieses wurde aber durch seine Bezirksor-anisation nicht anerkannt, und somit trat er auch weiterhin als Kommunist auf und erhielt 1923 als erster Deutscher den Frontkämpferorden der UdSSR. Er war einer der herausragenden Persönlichkeiten der deutschen Arbeiterbewegung der Weimarer Zeit. HECKERT sprach auf dem 4. Parteitag als Linker. Er wurde auf Platz 4 der Reichswahlliste gewählt <4.PT; S.77) und übte bis mindestens 1928 Funktionen in der Zentrale der KPD aus. HÖRNLE (Stuttgart) vertrat in seinem Artikel zum Kapp-Putsch und auf dem 4. Parteitag eine linke Position. Sein politischer Schwerpunkt war die Landagitation.<4.Pt. S.79 ff.> Er war auf Platz 10 zu den Reichtagswahlen 1920.<4.PT; S.77> Paul LEVI wurde nach der Ermordung von Luxemburg und Liebknecht am 15.1.19 Parteivorsitzender der KPD und blieb es bis zum März 1921. Weil er sich gegen die Offensivtaktik stellte, damit aber in der Zentrale nicht durchkam, legte er seine Parteiämter nieder und wurde dehalb am 15.4.21 aus der KPD ausgeschlossen. Er galt in seiner politisch aktiven Phase als ein Rechter und hatte so in der ultralinken KPD der

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Gründerjahre keine Chance der politischen Arbeit. Er trat später der SPD bei und arbeitete dort gegen die KPD. <KPO S.479-481> Ernst MEYER kommt in seinem Text zur "Loyalitätsdeklaration" zu zentristischen Positionen. Er war Mitglied der Zentrale von der Gründung der KPD bis zum 6. Parteitag. Meyer wurde nach dem Ausschluß Levis Parteivorsitzender <Spartakus S.200> und blieb es bis zum 7. Parteitag. Später bleibt er zwar weiterhin in der Zentrale (ZK), hat dort jedoch kaum Einfluß. Er kam später in Konflikt mit den Linken und Rechten und wird in der Geschichtsschreibung als "Versöhnler" <KPDO S.42/44> <Flechtheimer S.46> geführt. RADEK vertrat in seinem Beitag zum Kapp-Putsch eine linke Position, genau wie in späteren Diskussionen innerhalb der KPdSU. Er war der Deutschlandexperte Lenins und als solcher auch viel in die aktive KPD-Politik involviert. Er wurde 1936 auf Befehl Stalins hingerichtet. Aus SCHNELLERs Text spricht eine linke Position. Er war sehr auf Moskau und Stalin ausgerichtet und wurde in der Parteidiskussion 1926 auch zu den Mitgliedern der Thälmann-Gruppe gezählt. Er war bis zu seiner Ermordung durch die Nazis führendes KPD Mitglied.<Flechtheimer S.46> THALHEIMER war seit der Gründung der KPD eines der führenden Mitglieder; Herausgeber der "Roten Fahne", sowie des theoretischen Organs "Die Internationale". Er nahm als Cheftheoretiker in der Phase bis zum Scheitern der Offensivtaktik 1921 eine linke Position ein. Anschließend war er meistens rechts und mußte deswegen auch von 1924, kurz vorher waren ihm alle Parteiämter aberkannt worden, ins Exil nach Moskau. Dort blieb er bis 1928. Kurz nach seiner Rückkehr wurde er aus der KPD ausgeschlossen und trat der KPDO bei. <KPDO S.430> Ernst THÄLMANN war bis zum 6. Parteitag USPD-Mitglied. Ab dem 8. Parteitag gehörte er zu den Führen der KPD und war bis zu seiner Ermordung durch die Nazis 1944 deren Vorsitzender. Er war ein Vertrauter von Stalin und verbreitete dessen Politik in Deuschland. WALCHER wurde auf dem 2. Parteitag in die Zenrale als Verantwortlicher des Gewerkschaftsbereichs gewählt. Er blieb in dieser Funktion bis 23; 1928 wird er als Rechter ausgeschlossen und gründet die KPDO mit. <KPDO S.439> Klara ZETKIN war die große alte Dame der KPD und vertrat eine gemäßigt linke Position. Sie gehörte seit der Gründung der Partei zu ihren Führern und blieb es bis zu ihrem Tod 1933. Sie ist für die ganze Zeit der Weimarer Republik in der Zentrale und in der Kommunistischen Internationalen tätig.

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Biblographie der Dokumente und Materialien Bericht über den 3.Parteitag der KPD (Spartakusbund); Berlin 1920 <zitiert als: 3.Pt.>. Bericht über den 4.Parteitag der KPD (Spartakusbund); Berlin 1920 <4.Pt.>. Bericht über den 5.Parteitag der KPD (Sektion der Kommunistischen Internationale);

Berlin 1921. Bericht über die Verhandlungen des <6> Vereinignugsparteitages der USPD (Linke)

und der KPD (Spartakusbund); Berlin 1921 <6.Pt.>. Brandler,H.;Die Aktion gegen den Kapp-Putsch in Westsachsen; Berlin 1920. Brauer,E.;Der Ruhraufstand von 1920; Internationaler Arbeiter Verlag Berlin 1930

<wenn nicht anders gekennzeichnet, werden alle Artikel mit dem Namen ihres Autors zitiert: Brauer>

Braun,M.J.;Die Lehren des Kapp-Putsches; in "Die Internationale" Heft 20/1, Seite 22-37 und 20/2, S.4-18; Reprint "Die Neue Kritik" Frankfurt/M 1972 <Braun 1>.

<Braun,M.J.> Spartakus; Der Kapp-Lüttwitz-Putsch; in "Die Kommunistische Internatinale" H.20/10, S.147-171; Reprint "Politladen" Erlangen 1973 <Braun 2>.

Düwell,W; Der Kapp-Putsch und die Märzkämpfe im rheinisch- westfälischen Industriegebiet; Duisburg 1920.

Frölich,P.;Die Kappiade und die Haltung der Partei; in "Die Internatinale" H.20/2, S.19-31; Reprint a.a.o..

Gramsci,A.; in "Oedine Nuovo" vom 20.3.1920 zitiert nach scritti politici, Bd.2; Rom 1973.

Gumbel,E.J.;Vier Jahre Politischer Mord; Berlin 1920. Hoelz,M.; Vom "Weissen Kreuz" zur Roten Fahne; Malik Berlin 1929. Hoernle,?; Die Lehren des Kapp-Putsches; in "Die Internationale" H.20/2, S.39-44;

Reprint a.a.o.. Illustrierte Geschichte der Deutschen Revolution; Berlin 1929 <Ill.Gesch.>. Kambrink,R.; Bei der Polizei im Kapp-Putsch; in "Westfälischer Kämpfer" 6.3.1930-

21.3.1930. Kommunistische Internationale, das Exekutivkomitee; An die Arbeiter Deutschlands, an

die Arbeiter der ganzen Welt; in "Die Kommunistische Internationale" H.20/10, S.229-232; Reprint a.a.o. <Komm.Intern.>.

KPD; Die Stellung der KPD zum Abbruch der bewaffneten Kämpfe im Rheinisch-Westfälischen Industriegebiet; in "Die Kommunistische Internationale" H.21/15, S.481-523; Reprint a.a.o. <Stellung>

Lenin,W.; Der linke Radikalismus, die Kinderkrankheit im Kommunismus; Moskau 1920 nach Werke Bd.31, S.1-106; Dietz Verlag Berlin/DDR

<Lenin 1>. Levi,P.; Brief an das Zentralkomitee der KPD; in "Die Kommunistische Internationale"

H.20/12, S.147-151; Reprint a.a.o.. Meyer,E.; Über die Loyalitätsdeklaration der Kommunistischen Partei; in "Die

Kommunistische Internatinale" H.20/12, S.151- 154; Reprint a.a.o..

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Oberkommando des Heeres; Errettung des Ruhrgebiets 1918-1920; Mittler & Sohn Berlin 1943 <Heer 1>.

Prager,E.;Geschichte der USPD; Verlagsgenossenschaft Freiheit Berlin 1922 <Gesch.USPD>.

Radek,K.; Die KPD während der Kapptage; in "Die Kommunistische Internationale" H.20/12, S.162-175; Reprint a.a.o..

Schneller,E.;Die Taktik der KPD beim Kapp-Putsch; in "Die Internationale" H.25/6, S.164-172; Reprint a.a.o..

Severing,C.;Im Wetter- und Watterwinkel; Buchhandlung Volkswacht Bielefeld 1927. Spartakus,(Braun,M.I.); Der Kapp-Lüttwitz-Putsch; in "Die Kommunistische

Internationale" H.20/10, S.147-171; Reprint a.a.o. <Braun 2>. Spethmann,H.;Die Rote Armee an Ruhr und Rhein; Berlin 1930. Thälmann,E.; Von Kapp bis Luther; in "Rote Fahne" 13.3.1925 nach Werke Bd.1

S.121-125; Verlag Neuer Weg Stuttgart 1977. Walcher,J.; Die Zentrale der KPD und der Kapp-Putsch; in "Die Kommunistische

Internationale" H.26/1. Zetkin,K.;Die Lage in Deutschland; in "Die Kommunistische Internationale" H.20/12,

S.154-161; Reprint a.a.o.. Monographien Bergmann,T.;Gegen den Strom, Die Geschichte der KPDO; VSA Hamburg 1987

<KPDO> Bogdal,H.; Rote Fahne in Vest Bd.2 Die Niederschlagung des Kapp- Lüttwitz-Putsches;

Klartext Essen 1984. Eildermann,W.; Als Wanderredner der KPD unterwegs; Dietz Verlag Berlin/DDR 1977. Flechtheim,O.K.; Die KPD in der Weimarer Republik; Europäische Verlagsanstalt

(EVA) Frankfurt/M 1969. Geschichte der Militärpolitik der KPD; Militärverlag der Deutschen Demokratischen

Republik 1987. <Mil.Gesch.> Klassenkampf,Tradition,Sozialismus; VEB Deutscher Verlag der Wissenschaft

Berlin/DDR 1974. <Trad.> Könnemann,E.; Krusch,H-J.; Aktionseinheit contra Kapp-Putsch; Dietz Verlag

Berlin/DDR 1972. <Könnemann> Krause,F.; Arbeitereinheit rettet die Republik; Frankfurt/M 1970 Lucas,E.;Märzrevolution im Ruhrgebiet; März Verlag Frankfurt/M 1970.<Lucas1> Lucas,E.; Märzrevolution 1920; Verlag Roter Stern Frankfurt/M 1973.<Lucas 2> Meinberg,A.; Aufstand an der Ruhr; Verlag Roter Stern Frankfurt/M 1973. Retzlaw,K.; Spartakus Aufstieg und Niedergang; Neue Kritik Frankfurt/M 1971;

<Spartakus> Rosenberg,A.; Geschichte der Weimarer Republik; EVA Frankfurt/M 1961. Schabrod,K.; Generalstreik rettet Weimarer Republik; Carolus Verlag Düsseldorf 1960. Weitere Literatur

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Lenin,W.I.; Werke in 42 Bänden; Dietz Verlag Berlin/DDR 1953 ff. <LW> Marx,K.;Engels,F.; Werke in 43 Bänden; Dietz Verlag Berlin/DDR 1959 ff. <MEW>.

Stalin,J.; Werke in 15 Bänden; Dietz Verlag Berlin/DDR 1946 <SW>. _