Die Kunst Der Schrift

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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

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Die

Kunst der

Sehr·

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

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Die Kunst

der Schrift

UNESCO Ausstellung in ünfzig

Tafeln

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

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Herausgegeben von der

Staatlichen

Kunsthalle

Baden-Baden

Verlag Dr. Ernst Hauswedell Co. Harnburg Baden-Baden

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de

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Köln

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Druck- und Verlagshaus P. W. Wesel Baden-Baden

©UNESCO 1964 · Printed in Germany

Jedes Wesen mödlte sich ausdrüCken und mitteilen

die Schrift ermöglicht uns

den Zeitgenossen unsere Gedanken mitzuteilen

und

sie den kommenden Generationen weiterzugeben.

Seit

dem frühesten Altertum

bis beute

bemüht sich der Mensch

an

verschiedenen Orten unserer Erde

seine Gedanken in Zeichen zu übertragen

wenn

er einem

fernen

Freund

etwas mitteilen

oder für die Nachkommen ein Erlebnis verewigen will

in

den 5 000 Jahre alten Höhlen

auf den Mauern unserer modernen Städte

und auf den unzähligen Papieren

welche die DruCkereien an allen Enden

der Welt

zu

Tausenden über

die

neugierigen

Bürger ausschütten

In  den letzten 5000 Jahren haben sich die Zeichen entwiCkelt

die abgebildeten Gegenstände (Sach-Zeichen) sind immer

abstrakter geworden

zu allererst stellen die Zeichen statt der Gegenstände

Gedanken dar

dann Lautgruppen (Silben-Zeichen)

und schließlich vor 3000 Jahren einen einzigen Laut

Diese

letzte Etappe war

entscheidend

die Zahl der Zeichen konnte auf einmal auf 25 beschränkt

werden

unsere moderne Schrift geht auf jene geniale Erfindung

der

Phönizier zurüCk

Später fand man in Indien

ein

Zeichen für null

(eine Methode die schon die Mayas benutzt hatten)

und diese Erfindung

durch die Araber verbreitet

bahnte der

Mathematik

und allen Wissenschaften

die auf ihr gründen

den

Weg

Während die arabischen Ziffern zum überstaatlichen

Kommunikationsmittelgeworden sind

bat

die Schrift in dem Moment wo sie sich an Laute band

ihren internationalen Charakter verloren

sie Ist zum Träger einer einzigen Sprache geworden

Am Anfang konnten

nur

einige Eingeweihte dieses

Kommunikationsmittelnutzen

beute kommt es in manchen Ländern

der

gesamten

Bevölkerung zugute

Schuld daran sind besonders auch

immer wirksamere Methoden

die sich in den letzten 500 Jahren entwickelt

haben

um das gesprochene

Wort

zu vervielfältigen

diese Entwicklung

steht

in engem Zusammenbang

mit

religiösen, politischen

und

sozialen

Verhältnissen

Diese Ausstellung befaßt sich mit der Geschichte der Schrift

seit ihren

frühesten

Anfängen bis zu ihrer heutigen

Verbreitung

natürlich kann eine

Zusammenstellung

die eine

allgemeine

EntwiCklung verbildliche n will nicht vollständig sein

Die Schriftbeispiele die wir zeigen

sind nicht allein wegen ihrer bistorisehen Bedeutung

gewählt worden

sondern auch auf ihren Inhalt bin

die wertvolle Aussage die ihnen innewohnt

Der Wert dieser Aussage hält nicht nur von ihrem Inhalt ab

sondern auch von der Art und Zahl der Menschen

die sie aufnehmen können

Jetzt wo das

Diktaphon

dabei

ist

die Feder zu überbieten

wo die diskotheken sich immer mehr vergrößern zum Schaden

der Bibliotheken

wo Radio und Fernsehen versuchen dieZeitungen zu

ersetzen

jetzt wo das Analphabetentum nah dran ist zu verschwinden

kommt eine Ausstellung über die Schrift gelegen

Die Schrift

war

eines der nachhaltigsten Mittel

um dem Menschen aus seiner Primitivität herauszuhelfen

Sandberg

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Danksagung

UNESCO

dankt

allen, die mit

der

bedeutenden Aufgabe der

Organisation

und Vorbereitung

dieser Ausstellung

betraut

waren.

Besonderer Dank gebührt W. J. Sandberg, vormals Direktor

des Stedelijk Museums in Amsterdam,

der

die Verantwortung

für die Planung, Zusammenstellung

und

das

äußere

Bild

der Ausstellung trug: Dr. Marcel Cohen, Professor emeritus

des Lehrstuhls für moderne Orientalische Sprachen

an

der

Sorbonne, der die Grundidee der Ausstellung schuf: der

verstorbenen Claire

Levy,

Assistentin von

Professor

Dr. Cohen und Dr. Dietrich Mahlow, Direktor der Staatlichen

Kunsthalle Baden-Baden;

sowie Ferdinand Anton, Godula Buchholz, Professor

Dr. Arnold M. Goldberg, Professor Dr.

Hans

Jensen,

Dr. Franz Löffelholz, Professor Dr. Julius Rodenberg,

Frau Irmtraud Sdlaarsdunidt-Ri<hter.

Die Herstellung der Tafeln wurde von der Firma Enderberg,

A.msterdam, übernommen.

ur

usstellung

Die Sdlrift könnte, wie die Sprache .Ä.sops

als

das schlimmste

oder beste aller Mensdlenwerke bezeidlnet werden,

dennO(h bleibt sie die Stütze unserer Kultur und sidlert

deren Zukunft. Selbst wenn man - angesichts des

Mißbrauchs,

der

oft mit dieser menschlichen Errungenschaft

getrieben wird - dazu neigte, die Trauer des chinesischen

Dichters

Wou

Wei-ye zu teilen,

der

in einem "wehmütigen

Lied" an seinen Freund Wou Ki-tseu schrieb,

der

sagen

umwobene Erfinder der Schrift, Ts'ang Kie, weine des

Nadlts und er habe dazu Grund genug"; selbst wenn

die Sdlrift lediglich dazu diente, jahrhundertelang die Lügen

der Tyrannei oder die Albernheiten der billigen Presse

zu verbreiten, bliebe es dabei, daß alle Kul turen schon bei

der Entwicklung dieses Informationsmittels Kunstwerke

damit schaffen wollten

und

konnten. Schon deshalb wurde

die Schrift zu Recht erfunden und kann vor unserem Urteil

bestehen.

Diese Ausstellung macht sich in dreifacher Hinsicht verdient:

sie zeigt, daß einerseits zwisdlen den

versmiedeneu

Schrifttypen und dem Schönen eine uralte und sozusagen

angeborene Verwandtsdlaft besteht, daß sich andererseits

die Schrift oft mit der Malerei (in China), mit der Bildhauer

kunst

(in manChen Siegeln), mit

der Ardlitektur

(in

der

mohammedanisChen Kunst) verbunden hat und daß drittens

die moderne Kunst dazu neigt, einen Teil der

bildenden Künste unter der BezeiChnung K a

11

i g r a p h i e

zusammenzufassen. Aus all di esen Gründen ist die Aus

stellung kostbar und verdient aufmerksame Besudler.

Gibtes denn etwas Sdlulmeisterlidteres, etwasLangweiligeres

als eine Ausstellung über die Sdlrifn Nun, sehen Sie sidl um

Wenn

sie

audl

mit ihren zugleidllogisdl

und

dlronologisdl

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geordneten Tafeln (wobei ein kurzer Text

jedes

Bild

erhellt

und einige gedrängte Zeilen

jede

thematische Einheit

erläutern) zunächst zwar instruktiv sein sollte, wünschte

man

sie sich doch auch anziehend. Diese beiden Forderungen

sind von den Veranstaltern so glücklich

vereint

worden,

daß der Besucher

sehr

rasch entdeckt, wie

sehr gerade

die

Schrift ein Kunstwerk ist, das mit dem Nützlichen

stets

und

untrennbar das Angenehme zu

verbinden

weiß.

Mehrere hundert gut ausgewählte

und

sinnvoll besprochene

Bilder,

von

den

immer

noch

geheimnisvollen Steinen des

Mas d'azil bis zur modernen Linotype, sind zu

einer Art

illustrierter Geschichte

der

Schrift zusammengefaßt, die

zugleich ein kleines Museum

jener

schönen Formen

sein

kann, welche die Schreiber, Kalligraphen

oder

die

Gründer

von Alphabeten in Sumer wie bei den Mayas,

in

Rom

und

in

Bagdad,

in

China

und in

Indien erfunden haben.

Nicht, daß die

ersten

Piktogramme aus Sumer alle schön

wären oder daß die

ersten

Buchstaben

der ersten

phönizischen

Alphabete das Auge voll

und

ganz befriedigen

könnten;

aber

wie vermöchte man nicht

in

jenen,

wenn

auch unvoll

kommenen Schriftzeichen etwas

ahnen oder

fühlen,

woraus

bald Schönes entstehen wird? Schon im dritten

Jahrtausend

vor

Christus stimmt im Industal die Schrift

von

Mohenjo-daro,

die wir trotz größter Bemühungen noch nicht entziffern

konnten, harmonisch mit den schönen Tierformen

überein

und ist

in

ihrer eigenen Vollkommenheit so ausgeglichen,

daß man darin schon manche Schriftzüge

der

späteren,

verfeinerten chinesischen Kalligraphie

ahnen und bewundern

kann: Schriftzüge, die mit dem Sinn des Textes, den sie

darstellen und mit dem Ton des Bildes, dem dieser

Text

zugehört, übereinstimmen.

Wenn man jene Wunderwerke

betrachtet, versteht man, weshalb die Chinesen bis zur

T'ang-Dynastie

von

den Kalligraphen

viel mehr als von

den

Malern halten.

Ob die Schrift,

wie

die ägyptischen Hieroglyphen,

bei denen

der

Naturwissenschaftler mühelos die

Vögel erkennt, eine

gewissenhafte Abbildung gibt; ob sie, wie die dlinesischen

Schriftzeichen, wo steh Abbildungen, Symbole,

ordnende

Schlüsselzeichen, phonetische Hinweise mischen

und

mandlmal

nebeneinander

erscheinen, Begriffsbilder gibt; ob Silbenschrift,

wie

die japanischen Kana; oder ob schließlieb

alphabetlsdl

wie

das cyrilliscbe

oder

das römische Alphabet; ob man

diese

Schrift tief in

den Stein

eingemeißelt

oder

als Flachrelief

hervorgehoben, mit

schwarzer

Tinte

nachgezogen

oder

mehrfarbig

wie ein Fresko oder eine Tempera

gemalt

hat;

ob sie

sich im

naivsten

Piktogramm an die lehrhafte Malerei

der

predigenden

Religionen

anlehnt

oder ob

sie

wie die

konsonantischen

Sduiften der

Semiten

zu

reiner

Abstraktion

neigt;

ob

sie

zur

Kurzschrift

oder wie in gewissen

quadrati

schen kufischen Schriften zu geometrischen Figuren führt,

denen wiederum

gewisse Bilder

Monddans verwandt

sind;

ob sie wie

einzelne, hier gezeigte, schöne Keilschriftzeichen

in die bloße Erde eingedrückt

oder

mit dem

Pinselleicht

auf

dem

Blatt des Palmbaumes

oder

des Reispapiers nach

gezogen

ist

- immer gilt von der Schrift, daß sie nicht nur

aussagt, mitteilt

und

belehrt,

sondern

auch nach

der

Schönheit strebt.

Man könnte

befürchten, -

und man hat

früher sicher

befürchtet - daß die

Buchdrucktechnik

dieser

Berufung

ein

Ende

bereite oder sie zumindest gefährde.

Die

ausgestellten

Werke zerstreuen unsere

Befürchtungen.

Von der karolingi

schen

Majuskel

zur

Antiqua, von der

gotischen

Minuskel

zur Bodoni,

von der Bastarda

zur Didot-Antiqua,

von der

Capitalis

quadrata

zur Baskerville,

von der

Schrägschrift zur

Garamond machen

die Tafeln deutlich,

daß

alle Jahrhunderte und

alle Druckverfahren

den

Gründem wie den

Schreibern

erlaubt

haben, die

Iibido

sclendi

und die

Iibido

cupiendi, unser

zweifaches Bedürfnis

zu

lernen und

zu

bewundern, gleichermaßen

zu

befriedigen.

,.Blütenblätter des

Wissens

und des

Verlangens ,

diese

Deutung Supervielles für die menschlichen Lippen

läßt

sich

auf die

Verdienste der

Schriften

übertragen, die uns hier in

solcher Fülle

dargeboten werden.

Wenn

man

in der ersten

Bibel Gutenbergs

blättert

(eines Gutenberg,

der

von

der

damals

gebräudllidlen gotisdlen

Schrift

ausging und dessen

Typographie

und

Umbruch

von

vomherein über allen Tadel

erhaben

waren), wie könnte man sieb dann nicht

daran

erinnern, daß die Bibliophilen aus China der Ansicht sind,

die

Vollkommenheit der ersten Drucker Song sei nie

übertroffen worden? Dem Besucher wird dabei klar, daß die

Mechanik das Schöne nicht unbedingt erschlägt,

und

er

wünsdlt

sieb, daß es immer so sei.

Ebenso gibt die Ausstellung zu erkennen, daß dieses Streben

nach Schönheit

in

der Schrift nicht das Vorrecht

einer

Rasse

oder einer

Nation

ist.

Vom

Knoten

am

Taschentuch, das

uns

an

etwas

erinnern soll, bis zu den Verkehrstafeln, die uns

mahnen, den

einen oder anderen

Fehler nicht zu

begehen

-

alles ist kunstgerecht erdacht, um unsere Aufmerksamkeit

zu wecken: die Tifinagh-Zeicben

der

Tuaregs ebenso wie die

mongolische Schrift; vom berühmten Liebesbrief

einer

Yonkaghir bis zu den kretischen Schriften,

von

den Knochen

zeichnungen

unter

der Schang-Dynastie bis zu den Setzkästen

der

chinesischen Druckereien

von

heute. All das will besagen,

daß Menschen

jeder

Farbe, Arme

oder

Reiche, Christen

oder

Heiden, Buddhisten

oder

Mohammedaner, Polytheisten

oder

Monotheisten zum großen

Werk

beigetragen haben.

Es

ist

zum Beispiel

in

Europa nicht

genug bekannt, daß

die

130 000

Seiten

des Tripitaka, des buddhistischen Kanons

zwischen

971 und 983 in

China gedruckt

und

daß im

11. Jahr

hundert

die beweglichen Lettern aus Keramik dort erfunden

wurden, daß Pelliot

in

Touen Houang eine Auswahl

von

beweglichen Lettern aus dem Uigurischen (sie stammen

etwa

aus

dem

Jahre

1300 entdeckte, daß

man

in

Korea

am

Ende

des 14.

Jahrhunderts

Bücher mit beweglieben Metallettern

druckte. Der dritte Guß koreanischer Lettern stammt aus dem

Jahre 1434; Gutenberg druckt seine

ersten

Bücher

etwa

um

1450. Die Ein fälle der Mongolen

hatten

bei uns die chinesische

Buchdruckerkunstverbreitet. Marco Polo

ist

nicht

der

einzige,

der den

Europäern vom Papiergeld Kubilai Khans berichtet.

Geschriebene Zauberformeln, Banknoten, .,himmlische

Buchstaben der Betrüger, die sich auf den Taoismus beriefen,

und

Neon-Reklame, alles

vermag

schöne Formen zu zeitigen:

die

hier

ausgestellten Beispiele beweisen

es mehr

als einmal .

Ganz mit Recht zeigen die

Veranstalter

einige Fotografien

von

den Festen, die

in

Bulgarien zu Ehren des heiligen Cyrill

und

des heiligen Methodius gefeiert

werden und

an

denen

die Gläubigen Standarten mit cyrilliscben Buchstaben tragen.

Man hätte

ebenso

gut an jene

.,Sammlungen

von

Schrift

zügen

erinnern

können,

in

denen die Chinesen ehrfurchtsvoll

die Reste geschriebener Zeichen, auch die verwaschensten

Spuren

alter

Begriffsbilder zusammentrugen.

Wenn

man bei

allem Elend

und

Unrecht, bei

aller

Grausam

keit und

Tyrannei Gefahr läuft, am Menschen zu verzweifeln,

so kann einem eine Ausstellung wie diese

wieder etwas

Hoffnung geben. Daß die Schrift, halb magisch, halb nützlich,

seit sechs

Jahrtausenden stets

gleichzeitig auch Schönes

hervorgebracht hat -

und

dies

in

reichster Abwandlung -

das

legt

uns den Gedanken nahe, daß,

wenn

die Sprache

wirklieb den Menschen für immer zur Ehre gereicht

und

den

Menschen verpflichtet,

ihn

die Schrift nicht

weniger ver

pflichtet. Mögen

wir

der Lehre,

oder der

Lehren dieser

Ausstellung eingedenk

bleiben.

Professor Etiemble

Ubersetzung

aus dem

Französischen:

Jeanne

Moll,

Baden-Baden

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  ie eschichte der Schrift

Als Teilgebiet und Antrieb der Mensroheitsgesdrlrote ist

die Gesroirote der Schrift, und zwar teils unter ihrem

wirtsroaftllchen, teils ästhetischen, immer aber sozialen

Aspekt ungeheuer vtelsroirotlg.

Man kann ihr nirot einfaro m Ablauf der Zeit folgen; sie hat

sehr oft und mancherorts angefangen; will man verstehen

was sich bis zur Geburt unseres Alphabets und seither

zugetragen hat, so muß man sich

in

verschiedene Länder

versetzen und die Dinge

von

versrotedenen Blickwinkeln aus

sehen,

und zwar

auf Grund

besonderer

Umstände, vielseitiger

Anlagen einzelner Völker, und auf Grund dessen, was die

Erhaltung und die Deutung alter Urkunden uns zu kennen

erlaubt.

Deswegen wird der Leser einer Geschichte der Schrift,

die freilich bebildert

sein

muß,

und der

Besuroer

einer

Ausstellung, wie wir sie hier sehen, ebenfalls dauernd von

einem Bild zum anderen gehen müssen und dabei versuchen,

einer gemeinsamen Linie durro die Vielfalt der einzelnen

Srorlftäußerungen zu folgen.

Die vorgesdlirotllroe Sirot ist notwendig, denn die eigenturoe

Geschirote hat erst beginnen können nachdem slro die

Schrift so weit entwickelt hatte daß die Mensroen Zeugnisse

ihres Tuns hinterließen.

Wir

müssen folglich mehr oder

weniger

hypothetisro mit

Hunderten von Jahrtausenden

rechnen.

Nach

den

neuesten

Entdeckungen

kann man

sagen,

daß es seit fünfhunderttausend Jahren Mensroen gibt,

Mensroen mit Werkzeugen Waffen, besonderen Geräten

aus Stein oder aus pflanzliroen Stoffen, von denen siro

letztere srowerliro bis heute erhielten.

Am Ende einer langen Linie von

Vormensroen

ohne jede

Industrie, d. h. ohne die entspreroenden Gelstesfähigkeiten,

haben siro diese Wesen sehr langsam entwickelt, in Etappen,

die uns großenteils entgehen. Vor sroätzungswelse .hörostens

4

000

Jahren

- also von uns relativ

nur

wenig

entfernt -

findet man einen Menschen, so wi e er heute ist (mit der

Hirngröße als Kriterium), der nicht nur über ziemlich

vielseitige und vervollkommnete Werkzeuge verfügt,

sondern auch - wenigstens bei gewissen Völkern -

Darstellungen von lebendigen Wesen auf eine Art einritzen,

formen

und malen

kann, die uns

heute

noro einen ästhetischen

Genuß bereiten. Für jene Menschen war höchstwahrschelnlidt

schon das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden. Der

Nutzen bestand vermutlich für sie darin, unter bestimmten

Voraussetzungen Darstellungen zu schaffen und sidt Ihrer

in geeigneter Weise

(Beschwörungsformeln, Berührungen,

Stiche

usw

zu bedienen, um die Vermehrung

und den

Fang des Wildes zu begünstigen. Die Freude ergab sich

sicherlich aus dem Schaffen selber und dem Betrachten

- man bedenke, bei welchem rußigen Licht in den Höhlen

dies geschah Wir müssen auch denken, daß es sich nidtt

allein um

dieMaleret

handelte: so wie dieMenschenSchmuck

trugen, gab es auf den Gebrauchsgegenständen schmückende

Linien, ga,nz gleirogültig, welroes der Wert ihrer magischen

Wirkung war. Man fand sicher auch schon kleine Bauten,

wenigstens Laubhütten, vielleicht mit Tierfellen bedeckt,

also eine Andeutung der Baukunst; andererseits existierte

sicher auch Instrumental-, Vokalmusik und Tanz.

Wäre es denkbar, daß diese

Handwerker und

Künstler keine

Lautsprache gehabt hätten1 Widerspruchsvolle Köpfe haben

sich ausgedacht, daß Im Laufe der Jahrtausende die not

wendigen Mitteilungen für die gemeinsamen Arbeiten, für

die Völker-

und

Herdenwanderungen, für die

Jagden

usw.

nur

mit Gesten gemacht

worden

seien, das Zeidtnen sei

sogar

dem Wort vorausgegangen. Es wäre recht eigentümlich,

wenn die Vormenschen mit ihrenverschiedenen Krelsdtlauten

-

nadt

dem Belspiel unserer Affen, ganz zu schwelgen von

allen anderen Säugetieren mit Ihren mehr oder weniger

starken Kehllauten - am Ende ihrer Stammlinie eine

unbestimmte Zeit lang stumm geblieben wären, bevor sie

in

wenigen Jahrtausenden eine organisierte Lautspradte

entwickelt hätten. Umgekehrt ist die Behauptung, daß eine

Gebärdensprache

in

den Höhlen nicht von Nutzen gewesen

sei, lächerlich, da d as Höhlenleben sicher sehr besdtränkt

gewesen sein muß,

und

da

abtastende

Gesten in der Dunkel

heit möglich blieben. Höchstwahrscheinliro - und darüber

sdteint jede Diskussion erhaben zu sein - haben siro die

handfertigen Menschen schon am Anfang ihrer Entwick-

lung ihrer Kehle u n d der Gebärdenspradte bedienen

können, da si e ein bewegliches Gesicht hatten. Bei der Dauer

der Entwicklung (sagen wir

etwa 3

Jahre) darf man

vermuten, daß

eine

Grundsprache mit sdtlecht differenzierten

und verteilten Lauten und srolecht gekennzeidtneten Wörtern

sich zu

der

uns

bekannten

Sprache entwickelt hat, die

siro mit Ihrer Kompliziertheit und ihren unbewußten Aus

geglichenheilen zwischen den Bestandteilen bei allen

Menschen heute auf der Erde findet, sel bst bei denen, deren

Handfertigkeit am größten ist.

Wahrsroeinlich sind im Laufe der Entwicklung, die die

Sprache verbesserte, Mittel aufgetaucht, um sie materiell zu

ersetzen

und mehr

oder weniger haltbar zu machen. Hierher

gehört das große Kapitel der Z e 1c h e n (im weiten Sinne

des Wortes), die der Sdtrift vorausgegangen sind und neben

Ihr mit besonderen Anwendungen weiter bestanden haben.

Man findet alle die geritzten und als Abgrenzung gedaroten

Striche: von den mit den Fingerspitzen im Sand gezogenen

Linien bis zu

den

mannigfaltigsten Kerben, einschließlidt der

Schlitze in den Tierohren als Besitzzeichen, oder denTätowie

rungen. Man findet da Gegenstände, die man mehr oder

weniger lange beiseite gelassen hatte: Steine oder trockenen

Kot zum Abzählen bei Spielen

oder

ernsthaften Beredtnungen.

Man

findet

da

alle

Knoten-

auch

den aus mehreren

Zweigen

oder aus einem biegsamen Zweig - die bedeuten daß

jemand entweder vorbeigekommen ist oder dies tun will.

Wenn wir das Entsprechende in unserem Kulturkreis suchen,

können wir alles, von den Goldmünzen bis zu den Straßen

verkehrszeichen anführen. Aber wir müssen vor allem an

die Elemente der versrotedenen Zahlensysteme denken, die

wie Sdtriftzeiroen aussehen, aber ganz anders gehandhabt

werden. Hier herrsdtt ganz unnachsirotlg die Nützlidtkeit;

die

Kunst äußert sich in

einem

Mindestmaß.

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Auf der anderen Seite steht die Kunst,

oder

stattdessen

wenigstens eine

graphisdle

Geschicklidlkeit, am

Ursprung

aller Systeme, die das sidltbar madlen wollen, was im

Wort

ausgedrückt werden kann. Oberall trifft man zuerst die

Piktographie (aus der lateinischen Wurzel .,malen und

der

griedlisdlen .,Stridle ziehen, sdlreiben ).

Der Piktographie

begegnet

man

zuerst

in den verschiedenen

Äußerungen der Ursdlrift, die sidl als Bruchstück bildhafter

Rede wohl

an

den Sdlauenden ridltet, ohne

daß sie

in

Wörter

zerfällt, folglich

keine tatsädllidle Verbindung

mit

einer

bestimmten

Spradle

aufweist. Im

allgemeinen hat

man

es mit versdliedenartigen Sadlzeidlen für die Formen und

Sitten in Gesellsdlaften zu tun, die sich ihrerseits unter

sdleiden,

aber alle

auf

einer

materiell

niedrigen

Stufe

geblieben sind, Gesellsdlaften

der Jäger,

Fisdler, einfacher

Bauern in Afrika, Nordasien, Amerika, Ozeanien. Daneben

bestehen Signale - Piktogramme, die sidl für den Betrachter

nidlt

auf

besdlreibende

Einzelheiten beziehen,

sondern dazu

bestimmt sind, Formeln auszulösen

und

dabei

dem

geübten

Besdlwörer als Gedädltnisstütze zu dienen: das Gezeichnete

ist hier ein Hilfsmittel und nidlt, wie es immer mehr wurde,

ein Ersatz des

von

Berufs

wegen geübten Gedädltnisses.

Sobald

der gesprodlene Text selber

aufgebaut, rhythmisch

geordnet und gesungen wird, ist eine äußerlidle Ver

bindung zur Kunst hergestellt. Bei den Cuna-Indianern

in Mittelamerika (Panama) findet

man Gesänge als

aneinandergereihte Piktogramme, die hübsdl

gezeidlnet und

gefärbt und

gut

geordnet sind. Ein Grundelement, das fast

überall auftritt, muß

man

dabei festhalten,

nämlidl die

Stilisierung, die

bei der graphisdlen

Darstellung

der

Gegen

stände auswählt

und

vereinfacht. Man muß

außerdem

festhalten, daß es auf

ähnlidlen

Kulturstufen deshalb

zu Gesängen kam, weil Gegenstände, deren

Symbolwert

audl eine geistige Stilisierung bedeutet, da

waren und

gehandhabt wurden (Stöcke mit oder ohne Kerben,

Fledltwerk). Man

bat

geglaubt, daß die Sdlrift der Täfeldlen

von der

Osterinsel aus Piktrogramm-Signalen

bestehen

könne,

aber

die

neuesten

Entzifferungsversudle

sdleinen dodl eine

piktographische

Sdlrift ans Lidlt

zu

bringen.

Die

Zeidlen

Piktogramme

können

unter

anderem

dazu dienen, eine

Botsdlaft mitzuteilen, die aus Mangel

an

einem

Boten

mehr

oder

weniger ausdrückliche Zeichen erforderlich macht:

so bringen die Eskimos beim

Verlassen

ihrer

Wohnstatt

auf

deren

Tür Reihen von

Figürchen

an, die die

Dauer

und das

Ziel

ihrer

Reise kundtun.

In

diesem

Fall

findet

man eine

mandlmal eingerahmte Anordnung auf

einer streng

horizontalen Linie. Die Aufteilung der Botsdlaft in

getrennte

Figürchen

bedeutet eine

Analyse

der vermutlichen

Erzäh

lungen

oder

Reden

in

Sach-Zeidlen

und

Umstands-Zeichen.

In

Amerika besonders findet

sidl eine

ähnliche,

aber

anders

und

weniger regelmäßig zergliederte Aufteilung

in

bebilderten Erzählungen auf Bisonfellen, die als

Mantel

dienen:

Bruchstück aus

dem

Lebenslauf eines Häuptlings,

Erinnerung an

widltige Ereignisse;

am

Rande

beachte man

dabei

eine

Ornamentik des Kostüms.

In

derselben Kultur

findet

man nodl

stilisiertere Bilder auf geflodltenen

Schärpen.

Hier wird die Aufgabe

der

sidltbaren

Figuration,

die darin besteht, die Erinnerung

an

gewisse Ereignisse

aufredlt

zu erhalten, auf'einfadle

Art

gemeistert.

Eine wirklidle Sdlrift, die

der

Zergliederung

der

Sätze

in

nebeneinander

gezeichnete

Wörter entspridlt, eine

Schrift

also als

neues Zeichen

der

Beobadltung

und der

Abstraktion,

erscheint

erst

in höher entwickelten Kulturkreisen mit

Städten;

der

Städtebau nämlidl setzt verwickelten und

regelmäßigen Verkehr

besonders

wegen der

Ernährung

der

Städter

durdl

das Land

und vor

allem die Entwiddung

der

Baukunst als handwerklidles

und

künstlerisdles Schaffen

voraus.

Das

beweist übrigens, daß mandle materiellen

Fortsdlritte

an der

Schwelle

der

historischen Zeiten wie in

der

ferneren Vorgesdlidlte

ohne Gebraudl der

Sdlrift

erreidlt

werden

konnten.

Ein einziges Beispiel eines organisierten Staates, der

eine

Verwaltung ohne Sdlrift besaß, ist der Staat der Inkas in

Südamerika vom 12. bis

zum

16.

Jahrhundert. Sie entbehrten

auch des Rads für

den Verkehr.

Dagegen

hatten sie die

Systeme

der

Knotenschnüre

sehr

entwickelt, um Remnungen

zu machen

und

sich

an

sie zu erinnern. Man

kann

zwar

einige Beispiele

von

einzelnen Menschen in Afrika und

Amerika

anführen,

die eine

Schrift

erfunden hatten; aber es

sind Zivilisationsspritzer , da die Erfinder um die Existenz

der

europäischen Schrift wußten. In

der

Tat erlaubt keine

archäologische Entdeckung

von

schriftlichen Urkunden,

weiter

als

höchstens

ungefähr

bis zum

Jahr

4000 zurück

zugehen; grob gesagt hat also

die Schrift, die für das Leben

nicht

unbedingt notwendig

ist,

nur

eine

Geschichte

von

etwa

6000 Jahren. Und am Ende dieser Zeitspanne ist sie nicht

zu einem allgemeinen Gebrauch gelangt: man kann sagen,

daß

beinahe die

Hälfte

der Mensdlen

sich

ihrer

nicht

bedient.

Eine wahre, vollkommen piktographische Sdlrift würde

verlangen, daß jedes Wort

durch

eine erkennbare,

spezielle

Zeichnung dargestellt wird - so verfährt das Bilderrätsel

(lateinisch r e b u s .,durch die Dinge ), das

heute

noch

als

Spiel mit verschiedenen

weiteren

Regeln ge

braucht

wird

. Man sieht zum Beispiel

eine

Kreissc

he

i

be

mit

Strahlen, die Sonne bedeutet, eine Kopfbedeckung

für .,Hut , verschiedene Tiere, die durch ihre Abbildung

gemeint sind

(so Katze ). Die Sach-Zeichen sind zugleich

Wort-Zeichen;

da sie Inhalte

aussagen,

ohne

die Laute

zu bemühen

und

im einzelnen abzugrenzen, ist ihr Gebrauch

ideell und

man kann

sie Ideogramme heißen (aus dem

griedlischen

idea

.,Idee ).

Was

das Gezeichnete

anbelangt,

so

kann

man, solange es sich um realistische Abbildungen

handelt,

von

Hieroglyphen

(Bilderschrift) i m

weiten

Sinne

sprechen, nach

der

Bezeidlnung

der

Griedlen für die Zeichen

der alten

ägyptisc hen Sdlrift (hieros .,heilig , .,glyph

bilden).

Wenn es sidl

um ganze,

nidlt

zergliederte

Wörter

handelt,

kann

ein

soldles System ohne

Rücksidlt

auf

die

Ausspradle

gehraurot

und

folglich in versmiedeneo Sprachen

gelesen

werden.

Wenn man über

mannigfaltige Dinge sdlreiben will,

muß

man eine

Vielzahl

von versmiedeneo Zeichnungen

voraussetzen. Wenn man

von

dem

eben

beschriebenen

Verfahren nicht abgeht, tauchen unüberwindlidle Schwierig

keiten bei der

Darstellung aller abstrakten

Wörter

auf (zum

Beispiel .,Glück ) und aller, die in den Reden eine verbindende

Funktion haben z. B. die

Präpositionen).

Tatsädllich

scheint

dieses

System

in keinem Land eine feste

und

dauerhafte

Existenz gehabt zu haben. Es wurde möglicherweise jedodl

auf

leimt

vergänglichen Stoffen in Gegenden angewandt,

wo die Geschichte der Schrift mit vervollkommnetereD

Mitteln anfängt

(so

in

Ägypten). Als

Hauptbeispiel können

die ältesten mesopotamischen

Urkunden

gelten,

die

dank

ihres festen Materials - Stein

oder vor

allem gebackener

(gebrannter)

on

erhalten blieben; es sind Handels

urkunden: Waren-

oder

Tiernamen

und

Ziffern:

man

weiß

nicht, in welcher

der

beiden Sprachen, die

sidl

in dieser

Gegend

noch entwickeln

sollten

- s um er is ch

oder

akkadisch- ie zu lesen sind. Die ältesten elamitischen

und kretischen (minoische Hieroglyphen) Urkunden zeigen

anscheinend

dieselben Verhältnisse.

Die nächste Erfindung

gehört in den

Zeitabschnitt,

wo die

Laute niedergeschrieben werden, wo die Schrift

aber

zuerst

nur

teilweise phonographisch wird (aus dem griechischen

phonos .,Laut ). Dies wird erreicht, ohne daß man die

Pikto-ldeographie aufgibt,

und zwar

durch

das

Verfahren

des übertragenen Bilderrätsels, das genaue Beobadltungen

bei einer bestimmten Spradle voraussetzt: man

kann

nämlidl

bei kurzen Wörtern

beobachten, daß

es Homophone

(Gleichlaute) gibt (aus dem griechisdlen homos gleidl

und phonos .,Laut ) - ein Begriff,

der genauer ist

als

Homonym mit

dem gleidlen Namen

(onoma

oder

onyma)

-

und so wird man ein Zeidlen sparen, i ndem man

-

um ein

Beispiel aus

dem

Französisdlen zu nehmen -

einen

.,pot

zeidlnet

und

dabei eine .,peau meint.

Wenn

man einen Schritt weitergeht

und Wörter

aufteilt,

wird man mehrsilbige

Wörter

zerlegen können; so

kann man

.,dlapeau mit den gekoppelten Zeidlen

einer

<hat

und

eines

pot darstellen. Dieses Beispiel

gilt natürlldl nur für

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

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das Französisdle:

hier

dedd

sidl

das, was an

der

Sdlrift

nodl ideographisdl ist, mit den Lauten der Sprache.

Die folgenden Beispiele

sind

einer amerikanisdlen

Sdlrift

entnommen. Ungeadltet der

Chronologie pflegt

man die

Sdlriften

Zentralamerikas

in der Gesdlidlte

der

Sdlrift an

den Anfang zu stellen. Dies wird durdl die

anderswo

nidlt

bekannte Entwicklung der piktographisdlen oder

hiero

glyphischen

Zeidlnung

geredltfertigt, ohne

daß

es zu einer

Sdtematisierung kam.

Aus

diesem

Grund könnte

diese

empirisdle Einteilung weiterbestehen, selbst wenn

die

gegenwärtigen

Bemühungen, Maya- und Azteken-Urkunden

zu entziffern, Misdlungen

von

ideographisdlen

und

phono

graphisdlen Verfahren enthüllen sollten, wie man sie in

älteren Sdlriften

der

alten

Welt

sieht. Diese

alten

Sdlriften

sollen im folgenden

summarisdl

besdlrieben werden.

In

Zentralamerika

kam es zum Gehraum der

Sdlrift

im

Stadium des

Städtebaus.

Das Reim

der

Mayas

sdleint

im

4

Jahrhundert

nadl Christus existiert zu haben; es mußte

nadlher vieles durdlmadlen; sdlon vor der spanisdlen

Eroberung

im

16.Jahrhundertwar

es

praktisdl versdlwunden.

Wie sehr

sidl die Baukunst

besonders

mit

Pyramiden

und

Riesentreppen entwickelt

hatte,

wird durdl Ruinen bestätigt;

nun aber stand

die

Sdlrift in

Zusammenhang

mit der Bau

kunst:

die Stufen

einer

soldien Treppe

waren

mit großen,

gemeißelten

Hieroglyphen

verziert. Man kennt audl Stuck

figuren, und man hat Fresken festgestellt. Bei der Ver

fertigung

von

Pergament-

und Papieralben mit mehr oder

weniger großen

Figürdlen

in sorgfältig

aneinandergereihten

Vierecken wurde audl die Farbe gebraudlt. Viele Figürdlen

waren zum Teil phantastisdl stilisiert und ließen allerlei

Sagen

und

mythisdle Interpretationen aufkommen. Bekannt

Um war

bei den Mayas

die Kenntnis der Sdlrift

auf Priester

und Adelsfamilien besdlränkt. Aber die Skulpturen auf den

Bauwerken standen vor aller Augen und sollten erklärlidl

sein,

genau

wie

die

Statuen und die Glasmalereien unserer

romanisdien

und

gotisdten

Kathedralen.

Auf weldlen praktisdlen Nutzen hin ergab

sidl

diese große

graphisdle Entwicklung?

Eine

Frage, die für jeden Kulturkreis

gestellt

werden

muß. Der Inhalt

der

Texte

oder Tafeln, den

die nodl in den Anfängen steckenden Entzifferungen

erkennen lassen, betrifft hauptsächlich den Kalender.

Bekanntlich herrschte in

dieser

Kultur

der

Glaube

an

die

regelmäßige

Wiederkehr derselben Ereignisse.

Gegebenheiten

festzulegen,

die Vorhersagungen

ermög

lichten, schien also höchst nützlich.

Die

Azteken, die

sich

im

14. Jahrhundert

in

Mexiko

nieder

gelassen haben und deren Kultur

von

den Mayas beeinflußt

wurde,

haben

auch Denkmäler gehabt; nach

der

spanischen

Eroberung

ist davon

nur sehr

wenig

übriggeblieben.

Während man nur drei

echte

Maya-Handschriften kennt,

beläuft sich glücklicherweise die Zahl

der

erhaltenen

aztekischen Manuskripte auf etwa

dreißig bis vierzig.

Man unterscheidet darin Religiöses, Historisches und

Geographisdles; unter dem letzteren liefern Städtenamen

Beispiele

für übertragene Bilderrätsel.

So wird

der Name

der Stadt

COATIAN

durch eine Schlange und darunter zwei

Zähne mit ihrem Zahnfleisdl dargestellt, es bedeutet Ort der

Schlangen . COATL ist das Wort

für

Schlange, und um den

Ort

anzuzeigen, wurde

die Präposition

Tlan

( in )

durdl

tlantli ( Zähne ), dessen

Endung

wegfällt,

ersetzt.

Die phonetisdle Analyse

kam

zur Identität

der

beiden

Wörter, und

die Zeichnung zeigt zugleich

die

Aussprache

und die

Bedeutung.

Wenn wir hier das Chinesische, und zwar

vor

den am

frühesten belegten Schriften, behandeln - obwohl es

wahrsdleinlich nur

bis

zur Mitte des dritten Jahrtausends

zurückgeht -

o

auch wegen des Schriftvorganges.

Das

chinesische System ist der idealen Piktographie nahe,

insofern als

es prinzipiell

eine Zeidlnung, d. b. einen

Buchstaben

für jedes

Wort gibt,

wobei das

Wort einsilbig

und unveränderlich ist. Dieses ist wahr, obwohl es den

Sprachgelehrten gelungen ist, zu erkennen, daß die

Wörter

nicht immer

einsilbig

gewesen sind

und

obwohl

sehr

oft

zwei

Elemente

in einer Art zusammengesetzter Wörter

verbunden sind. Daraus ergibt sidl,

daß

die Buchstaben in

die Tausende gehen.

Das gewöhnlidle

Lesen

erfordert

die Kenntnis von

3000

Buchstaben;

Wörterbüdler

für die Gelehrten

enthalten

mehr

als 40 000 und mit den seltenen Wörtern noch mehr.

Aber

es

sind keine Hieroglyphen mehr. Die nähere

Prüfung

erlaubt

-

wenn der Sinn bekannt

ist -

die

ursprünglichen

Zeichnungen zu

erkennen. Man

nimmt

an,

daß

einzelne von

ihnen nicht direkt Gegenstände oder Haltungen darstellten,

sondern vereinbarte Gesten einer ziemlich

entwickelten

Mimensprache. Diese Zeichnungen sind

in

mehr

oder

weniger

verwickelten

graphischen Zusammensetzungen schematisiert

worden, und zwar seit den ältesten uns bekannten

Texten,

die

vor

allem auf Schildkrötenschalen

gezeidlnete,

prophetische Aussagen enthalten.

Nun sind

diese

Bumstaben aber nicht

ideell verbunden,

sondern zu bestimmten Lautgruppen der dlinesischen Sprache

vereinigt (Konsonant und Vokal und teilweise noch ein

Konsonant

am

Schluß);

es

sind

also

Silbenphonogramme.

Ohne Veränderung sind viele dahin gelangt, mannigfaltige

Gegenstände

zu

bezeichnen. Erst nachher hat man, um

die

verschiedenen Bedeutungen auseinander zu

halten,

mehr

oder weniger

komplizierte

Striche (von einem einzigen

bis

zu

17

Strichen) innerhalb der Buchstaben eingeführt, um

also

ideographische

Lautgruppen zu unterscheiden. Es gibt

deren

214 in der klassisdlen Schrift; sie werden

Sdllüssel genannt.

Das

hier sehr

kurz dargelegte System

ist

ideographisch

und

phonographisch

zugleidl. Trotz der Schwierigkeit, das

Zeichnen und

Lesen zu

erlernen, hat es

bis

heute bestanden.

Seit kurzem

wird

die lateinische Schrift gebraucht,

um

das

Lesen

zu

lernen, ehe man die alten, zum Teil vereinfachten

Buchstaben selbst lernt.

Im allgemeinen sind ja diese Buchstaben kompliziert, sie

bestehen aus vielen kleinen geraden Strichen, die mit der

Pinselspitze gezeidlnet werden. Der Gebrauch

der

Schrift,

der einst den gebildeten Kreisen der Beamten und Reimen

vorbehalten war (heute existieren Schulen fast

überall),

verrät Sinn

für Ästhetik. Jeder kleine Buchstabe füllt

ein

gedachtes Viereck aus, steht vereinzelt in der streng

geradlinigen Rubrik mit ihrerseits gleich großen Zwischen

räumen

(Interpunktion ist

dazu da, auf

die

nötigen

Gruppierungen hinzuweisen),

und ist

so

ein kleines Kunst

werk. Die guten Schreibmeister,

ob

beruflidl

dazu

ausgebildet

oder nicht, sind gleich Zeichnern und Malern berühmt

geworden. Der

Gebrauch

der Sdlrift als Verzierung ist

häufig.

Im

alten

Ägypten

läßt sidl

-

dank der erhaltenen

Ruinen

und der wiedergefundenen Urkunden - sch on

vor dem

Jahr

3000 das

Bestehen

organisierter Staaten mit großen Städten

nadlweisen, wo die Schrift

mit

Hieroglyphen als kleinen

und

doch

erkennbaren und eleganten

Zeichen

im

Gebrauch

war; einige von ihnen veranschaulichten zweifellos alther

gebrachte Gesten.

Auf dem Gebiet der monumentalen Kunst - dazu gehören

kleine Stelen

mit

Inschriften und Malereien als Innen

ausstattung

der

Grabkapellen -

haben

sich eingeritzte

oder

gemalte Zeichnungen bis zur christlichen Zeit etwa erhalten.

Dann sind sie der alphabetischen Schrift gewichen, die von

den Griechen

in der

Form entliehen war, welche

man wie die

weiterentwickelte Sprache, die bis beute in der christlichen

Liturgie lebt, koptisch nennt.

Auf

den schriftlichen

Urkunden werden kleine

Redltecke (prinzipiell

sind es

Vierecke), die von einem großen oder zwei bis drei

gruppierten kleinen Zeichen ausgefüllt werden, entweder

senkredlt oder

waagrecht

sorgfältig

aneinandergereiht

Die Zeichen muteten ästhetisch an und hatten außerdem in

den Augen der Leute, die zum größten Teil nicht

lesen

konnten, eine mehr

oder

weniger magische Bedeutung:

n gewissen Fällen wurden die Zeichen verstümmelt und

Abbildungen von lebenden

Wesen in

ihrer Ganzheit

gemieden.

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

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Das Sdueiben wurde zahlreichen Schreibern anvertraut die

einen ziemlich hohen Rang

in der

Gesellschaft einnahmen;

außerdem mußte die Schrift

wenigstens einem

Teil

der

oberen Stände

vertraut

sein. Das

Gravieren und Malen

erforderte ebenfalls eine genügende Zahl von künstlerisch

begabten Handwerkern.

Nach etwa 1000 Jahren gesellte sich zu

der

Schrift der

Denkmäler eine im allgemeinen mit

Tinte

festgehaltene

Kursivschrift,

deren

Zeichnungen

um der

Schnelligkeit

willen

schematisiert

und reduziert wurden und somit

aufhörten,

erkennbar zu sein: das ist das erste erwähnenswerte Beispiel,

wo das Bedürfnis nach schnellem Schreiben wichtiger

wurde als die Klarheit für das Lesen.

Aber in dieser

Kursiv

schrift, deren Zeichnungen (zuerst hieratisch,

dann

demotisch

genannt) sich je nach den Epochen geändert haben, ist das

System als solches das gleiche geblieben.

Es

war ein verwic:keltes System, was, nachdem die Tradition

verloren gegangen war, die Entzifferung für die Gelehrten

die

an

das alphabetische System gewöhnt waren schwierig

machte. Nach

dem

ideographischen Prinzip

umfaßte es

vor

allem Wort-Zeichen; sie waren ursprünglich Sach-Zeichen in

direkten Bilderrätseln oder in übertragenen ungeteilten

Bilderrätseln für Wörter mit ähnlichem Inhalt (Erscheinungs

form der Polyphonie), wobei die

Ubertragung

für Wörter

mit

gleicher

oder

ähnlicher Lautung (Erscheinungsform

des

Polysemantismus) psychologischwar.

Dank dieser

beiden Verfahren konnte

die Zeichenzahl

auf

einige Hundert herabgesetzt werden, wodurch die

Zeichnungen besser zu erlernen

und

zu behalten waren aber

das Lesen unsicherer wurde. Infolgedessen

wurden

zwei

zusätzliche, nicht-ausgesprochene Ergä nzungen angenommen

die das Lesen erleichtern sollte n. Es

waren

zunächst Zeichen

(aus dem ideographischen Bereich), um

Sinnkategorien

zu

bestimmen (menschliche

Wesen und deren

Handlungen,

Tiere, Geräte usw.), Ideogramme von Kategorien, die

den

chinesischen Schlüsseln ähnlich waren. Zweitens gab es als

Hilfsmittel für die Aussprache der Zeichen Laute

oder

Lautzeichen, die für die Konsonanten (und nur Konsonanten)

kurzer

Wörter

standen; es kam ihnen

nicht auf

den

Sinn,

sondern

nur

auf die Aussprache an. In dem häufigsten

Fall,

nämlich im

Sy

s

tem

der

Wörter mit einem Konsonanten

,

hat man die Entsprechung dessen was später der Buchstabe

sein wird. Diese phonographischen Mittel, die auf

eine

fortgeschrittene

Gliederung

des

Wortes

in

seine

Grund

bestandteile

schließen lassen,

sind

nur

dazu

da, Nach-

und

Vorsilben

zu

notieren während die Wort-Zeichen

Stammwörter

bezeichnen. So

verfügte man

über

ein

gemischtes System, das ideographisch und phonographisch

zugleich war.

Es mußte ursprünglich praktische Anwendungen geben die

aus Mangel

an hartem

Material

nicht erhalten blieben. Schon

die ältesten erhaltenen Urkunden zeigen

den Wunsch,

zeitgenössische Ereignisse festzulegen. Nachher findet man

Zeugnisse aus dem Alltag in zahlreichen Gedenkschriften.

Bilder

mehrerer

Schreiber, die anscheinend diktierte

Texte

gleichzeitig schreiben, zeigen die

Anfänge

von

verviel

fältigter Schrift,

anders gesagt

von Büchern.

Erwähnenswert

sind dabei Käfer mit

gravierten Buchstaben;

sie dienten als

Siegel

: dies

ist m

Hinblick

auf die Funde verschiedener

Kulturkreise einschließlich der Städtekultur am lndus die

zeitlich etwa mit

den Anfängen

der ägyptischen Königreiche

zusammenfällt

und wo

man nur

Siegel als

Schriftträger

(in

einer

noch nicht entzifferten Schrift) gefunden hat

eine der ältesten Anwendungen der Schrift.

In Ägypten blieb die Schrift an die

Ardlitektur

und die

monumentale Kunst gebunden; auf den Obelisken vor allem

waren die Hieroglyphen genug vergrößert daß

sie

von dem

Lesekundigen

gelesen

werden

konnten.

In

einer

anderen Gegend

des

von

uns

so genannten Nahen

Ostens ist ungefähr zur

gleichen Zeit ein Schriftsystem

entstanden das

in

seiner Auffassung dem ägyptischen

verwandt

war aber sieb

in

der Ausführung sehr unterscbied.

Es

liegen

fast 1000 Jahre zwischen

den

Zahlenpiktogrammen

(gegen 3500), von

denen

wir

oben

gesprochen haben,

und der

klassischen Keilschrift, Ausdruck

jener beiden

Sprachen,

die

in

dieser Gegend eine große

religiöse

und

literarische Rolle

spielten: das Sumerische, dem bis jetzt keine Sprach

verwandtschaft zugeschrieben werden konnte, und das

Akkadische (assyrisch-babylonisch), das als ost-semitisch

anzusprechen ist.

Die eher grobschläcbtigen Zeichnungen, ohne künstlerischen

Wert

haben

sich allmählich

in jene

Zusammenstellungen

von

Strichen verwandelt die an einem Ende

ein

kleines

Dreiec:k

haben und so

die Bezeichnung Nägelu

verdienen

und

von Dreiecken mit zwei

kleinen Ve

rlängerungen,

für die die Bezeichnung KeUU paßt (daher der Name

Keilschrift). Diese Striche und Dreiecke wurden gezeichnet,

indem

man eine

zugeschnittene Schilfspitze mehr oder

weniger

tief

in eine

noch nichtgebrannteTontafeleindrückte;

dieses

Material

hat sich durcb seine Dauerhaftigkeit

verdient

gemacht.

Wir müssen erwähnen daß die vielen mesopotamischen

Schreiber, die sich bekanntlieb vielen Studien hingaben

(vor

allem

grammatikalischen Vergleichen zwiscben

den

beiden benutzten

Sprachen),

es

mit

ihren

winkligen Schrift

elementen zu

einer

richtigen Schreibkunst brachten, in der

es

an

gekonnten Anordnungen

des Umbruchs, an über

raschenden

Konzentrierungen auf kleinen Flädlen und

geschickt

eingefügten

weißenu

Formen

nicbt fehlt.

Ein interessantes Beispiel bildet jene Art von Kursivsduift

auf weichem Material die von geschickten Stecbem

in

kleinen

Denkmälern, vor

allem Stelen

(jenen Mauem

im Kleinen),

auf Stein übertragen

wurde,

jenen kleinen

Denkmälern die

zu der majestätiscben mesopotamischen

Arcbitektur mit ihren oft riesenhaften Skulpturen gehören.

Die meisten Zeicben (500 etwa in

der alten

sumeriscben

Spracbe) sind, wie

die

ägyptiscben, Wort-Zeicben,

die

sieb

aus

ehemaligen Sacb-Zeicben herleiten. Viele sumeriscbe Wörter

sind einsilbig - mit einem Konsonanten vor und nach

einem Vokal -

andere

sind kürzer (Vokal,

oder Vokal

und

Konsonant)

oder

länger. Im Akkadischen

überwiegen

die

Stämme mit

drei

Konsonanten

wie überhaupt im

Semitischen.

Im

Sumerischen

wie

auch

im

Akkadischen haben

dieselben

Zeichen,

dank einer

großzügigen, psychologisch zu

erklärenden Ubertragung mehrfache Bedeutung.

In den beiden Sprachen vollzog sich die phonographiscbe

Ubertragung sowohl für

kurze

Wörter

wie

auch für Teile

langer

Wörter wo e i im Gegensatz zum Ägyptischen -

immer

ein Vokal dabei sein

mußte. Da

das

Akkadiscbe

sumerische Werte

behielt und andere

durch

Zerlegung

der

semitiscben Stämme gewann

ist

es besonders reich an

Zeichen mit mehrfachen Bedeutungen, die man oft nur durcb

den

Zusammenhang voneinander unterscheiden kann.

Der

Gebrauch entspricht dem des Ägyptischen;

Stämme

werden meistens mit Hilfe eines Ideogramms dargestellt.

Die Gattungsideogramme sind weniger zahlreim als m

Ägyptischen,

aber

im Akkadischen reichlicher als m

Sumerischen. Der Gebrauch

der

phonographischen Zeicben

ermöglicht das Lesen;

sie werden

für Wort-

Endungen

und

-Anfänge, nicht nur für Affixe, sondern für Stammteile mit

oder ohne

zusätzlichem Affix gebraucht. Sowieso war

das

Lesen immer eine komplizierte Sache

und erforderte

im

vorhinein ein ernsthaftes

Uben,

um die verschiedenen

Bedeutungen eines und desselben

Zeichens

kennen

zu

lernen.

Wenn

man die

sehr

reiche Literatur prüft, die sieb dank

der harten

Stoffe erhalten hat

sieht

man, wie verscbiedent

lich

der

phonographische Teil

des Systems gebraucbt wurde.

Vor allem gibt es Unterscbiede je nadl der Art der Texte:

es gibt zum Beispiel mehr Ideogramme in den historisdlen

Texten und

Verträgen

weniger in

den Gesetzessammlungen.

Die

moderne

Entzifferung hat glüdillcberweise aus

den

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

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Hilfsmitteln, welcher sich die

ehemaligen

Schreiber

bedienten,

Nutzen ziehen können; man

hat

ziemlich viele Grammatik

täfelchen wiedergefunden, wo die sumerischen und

akkadischen

Wörter

zergliedert

und

in Lautgruppen

erklärt

sind.

In der Keilschrift

haben

sich Ideogramme und Silbenphono

gramme als

Instrumente

der Kultur gegen Süd-Osten nach

Elam verbreitet, wo eine ehemalige Bilderschrift sich nicht

weiterentwickelt hatte. Um 2500 wurde die Keilsduift

übernommen,

vor

allem

ihre

Lautgruppen. Im

Nord-Westen,

m Land der Hethiter, bestanden um 1500 eine Bilderschrift

und die Keilschrift

nebeneinander,

deren zahlreiche Ideo

gramme zur Entzifferung verhalfen, weil sie den Inhalt

der

Texte in großen Zügen verdeutlichten.

Das Verfahren, mit Hilfe

einer

Schilfspitze Nägel zu

zeichnen, wurde wenigstens zweimal rein phonographisch

gebraucht, einmal für das Ugaritische um die Zeit, als das

Alphabet in

der

syrisch-palestinensischen

Gegend

seinen

Anfang nahm,

und

zum andern für das alt-persische Silben

alphabet, als die Perser zur Herrschaft gelangten. Diese

beiden Schriften waren

aber

nicht von Dauer; das Alphabet

mit Gebrauch der Tintenschrift drang überall durch.

In der Inselwelt

der

.Ä.gäis, auf Kreta und Zypern

haben

sich

eigenmächtige Kulturen entwickelt, wo die Schrift anfänglich

ebenfalls eine Bilderschrift war. Es kam anscheinend ziemlich

sdmell zu einer Lautschrift, da die Wörter systematisch

in

Silben (vom Typ Konsonant

und

Vokal)

zergliedert wurden.

Die Zeichen mit mäßig komplizierter Ausführung sind immer

viel weniger zahlreich als in den deo-phonographischen

Systemen 80 im B-Linearen auf Kreta, 55 im Zyprischen).

Urschriften in Sprachen, die vor den indo-europäischen

Einwanderungen nach Hellas lagen, sind noch nicht entziffert

worden. In den Silbenschriften ist es auf Kreta und in

Mykene auf dem Festland gelungen, griechisch aus der Zeit

etwa

zwisdJ.en 1450 und 1200 vor Christus zu lesen,

ehe die

Griechen das Alphabet übernommen hatten,

und um

500

vor

Christus auf Zypern, als die Griechen dann

anderswo

sdJ.on

längst das

Alphabet

benutzten.

Das letztere

ist

unter gewissen Umständen und an einer

bestimmten Stelle,

die

sich unserer Kenntnis entziehen,

am

Ostufer des Mittelmeeres entstanden. Ursprünglich

war

es

sicher piktographisch

wie

die

anderen

Schriften.

Aber es war

unmöglich,

eine

Beziehung zu bestimmten hieroglyphischen

Urkunden

aus

Phönizien zu finden;

es

ist fraglich, ob

es

zu

einigen geritzten, auf Sinai entdeckten Urkunden

vielleicht

aus der

Zeit zwischen 1800

und

1500

vor

Christus,

mit

wenigen, grob

ausgeführten Zeichen

in Beziehung steht.

Eins ist sicher:

neben den

großen Schriften

aus den

Kulturen

des

Nahen

Ostens und 2000 Jahre danach

kam

es

- unseres Wissens

ein

einziges

Mal

-

zur

Bildung

einer

phonographischen SChrift, die

auf der

Gliederung

der

Wörter in ihre kleinsten Teile beruhte

und

infolgedessen

aus sehr

wenigen

(kaum mehr

als zwanzig) einfachen,

nicht-abbildenden Zeichen

bestand:

so

kam es

zur Herrschaft

der

Laut-Zeichen

oder

Buchstaben.

Es

war ein

echtes "Zeichen

der Zeit ,

nämlich

der

Augenblick,

wo der

nachsinnende Mensch

den

eigentlichen Bau

seiner

Sprache

klar

einsah

und daraus

praktische Schlüsse zog.

Dies geschah in

einer

Gegend

von kleinen

Stadt-Staaten,

wo der Fernhandel über die Meere und die Wüsten zum

Wohlstand beitrug

und wo

die Bürger zweifellos

in

weitem

Maße

an der

Verwaltung teilnahmen. Die

vielen

Leuten

zugängliche Schrift sollte

dann

die Weiterentwicklung

der

Kultur immer

mehr

erleichtern.

Die GesChichte des Alphabets,

von den

Ursprüngen bis heute,

ist

verwickelt. Zu berücksichtigen sind: die Frage

der

Aus

dehnung in verschiedene Richtungen im Zusammenhang

mit sozialen

Ereignissen;

nationale Untersmeldungen

der

geschriebenen ZeiChen,

mehr oder

weniger im Zusammenhang

mit

ästhetisChen

Typen;

versChiedene Arten, die LautsChrift zu ergänzen (vor allem

bei der

Notierung der Vokale);

verschiedene Arten, die

Wörter

zu begrenzen, wobei das

IdeographisChe berücksichtigt werden mußte.

So überrasChend es audt scheinen mag, es ist nachgewiesen,

daß das Alphabet zum erstenmal auf den in der Bibliothek

von Ugarit (im Norden von Phönizien) entdeckten Täfelchen

gebraucht wurde, und

diese Keilschrift (von links nach rechts

zu lesen)

ist etwa

auf die Zeit zwischen 1600 und 1200

vor

Christus

festzulegen.

Ihre

Sprache

ist eine Abart

des

Westsemitischen, die dem Kananäischen und Aramäischen

nahe

verwandt

ist. Sicherlich sind spätestens gegen 1000

vor

Christus (1300 meinen manche Archäologen auf Grund von

bestimmten phönizischen Denkmälern) die Zeichnungen, die

zu unserem

Alphabet

führen sollten,

in

Phönizien

und

den

benachbarten

Gebieten

sowohl für das Kananäische

wie

auch für das Aramäische aufgetaucht. Es

war

ein Alphabet

von

22 Buchstaben, alles Konsonanten: man schließt daraus,

daß die Vokale

nidtt unbekannt

sein konnten,

aber

vernach

lässigt wurden, und daß die Buchstaben in

der

Tat Silben

mit nicht notiertem Vokal darstellten: ein Stadium zwischen

der

Silbenschrift und

dem vollständigen

Alphabet. Die

Buchstaben

waren

in

der

Größe verschieden, und manche

gingen

über

die gewohnte Doppellinie

der

kleinen Zeichen,

entweder

nach oben (Stiel) oder nach unten. Von vornherein

gab

es eine Kursivschrift und eine mit getrennten Buchstaben,

die

dann auf den harten

Stoff

der Sarkophage oder der

Grabmäler übertragen

wurde.

In den alten Inschriften, so

wie in der

einzig

bekannten

Inschrift aus dem Moabitischen

(einer

anderen

kananäischen

Sprache) sind die

Wörter

im

allgemeinen durch Punkte getrennt. Es wird von rechts

nadt

links gesdtrieben.

Das Aramäische, eine

andere

west-semitische Spradte,

hatte

in seinen Anfängen (gegen 1000 vor Christus?) fast dieselben

Buchstaben und wurde audJ. von rechts nach links gelesen.

Daß die Griechen, vielleicht gegen 1000 vor Christus,

von

den Phöniziern das semitische Konsonantenalphabet direkt

borgten und es übernahmen, als es sidJ. in Kleinasien

verbreitete, hat bedeutsame Folgen gehabt.

Die erste Folge war, daß das alphabetische System mit

Buchstaben als Konsonanten

und

Bumstaben als Vokale

vollendet

wurde. Um ihre Sprache

klar

zu

notieren, konnten

die Griechen es

nidtt unterlassen,

die Vokale

darzustellen;

sie benutzten dafür einfadJ. die im Gri echischen

nidtt

existierenden Konsonanten aus dem Semitisdten. So

wurde

das phonographische Prinzip bis zu Ende geführt. Da die

Griechen die aufeinanderfolgenden

Bumstaben

lasen,

ohne

etwas hinzufügen zu müssen, um die Wörter zu erraten,

haben

sie (nach

der

arebaisehen Periode) auf die Trennungen

der Wörter verzichtet. Erst nach einigen Jahrhunderten

haben sich die Gelehrten damit beschäftigt, die Schrift durch

ZeiChen zu

vervollständigen, besonders durdt

die Betonung

oder

den Wortakzent, dessen Verschiebung

in

dieser

Spradte

Schwierigkeiten zur Folge hat. Später

haben sie

die deutlidte

Physiognomie der

Wörter

wiederhergestellt,

trennten

sie

durch Abstände und schrieben sozusagen gruppierte Wörter,

eine für uns unerläßliche Gewohnheit.

In

ihrer Schreibweise (nach anfänglichem Zögern:

von

links

nadt

rechts) haben sich die Griechen für das,

was

wir große

Buchstaben nennen, an deutlieb viereckige Formen gewöhnt,

wobei

diese weder nach

oben

noch nach

unten

ragen

und

sehr

oft symmetrisch sind, was ohne Zweifel ästhetisch wirkt.

Später bildeten sich für die schnelle Handschrift kleine

Buchstaben.

In

Indien ist

die Schrift wahrscheinlieb im

5

Jahrhundert vor

Christus erschienen, wurde dem semitischen Konsonanten

alphabet ziemlich sicher entliehen, aber für die meisten

Buchstaben schon

von Anfang an mit einer

solchen Schreib

weise versehen, daß die

Entlehnung nidtt

unbedingt nach

gewiesen ist. Eines

steht

fest: daß die Vokale ganz anders als

bei den Griechen festgehalten wurden

und

daß dieses System

zu der Bildung eines Silbenalphabets führte. Die bloßen Buch

staben werden

wie ein von dem

Vokal A

gefolgter Konsonant

gelesen. A findet sich nämlich am häufigsten. Zeichen (und

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

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nicht Lettern), die nach, vor, über oder unter dem Schrift

zeichen stehen, kennzeichnen kurze oder lange Vokale mit

verschiedenem Klang. Im Satz, dessen Ende seinerseits

gekennzeichnet ist, sind die

Wörter

nicht getrennt.

Es

gibt nicht eine indische Schrift, sondern verschiedene

Formen mit mannigfaltigen Kalligraphien von links nach

rechts geschrieben).

Es

ist

sehr

aufregend, in

den

verschiedenen Gegenden

der

Welt, wo die Schrift mehr oder weniger eindrang und

verschieden gebraucht wurde, die wechselvolle Geschichte

des Alphabets zu verfolgen und zu sehen, wie es sich über

die Wege des Handels und der religiösen Beeinflussung

verbreitete; wie sich

außerdem

die Schriftformen

mit anders

geartetem Material ändern; in welcher Beziehung die

Schreibkunst zu

anderen

Künsten steht;

wie

unterschiedlich

sich der spradtlidte Ausdrud{

an

die Rechtschreibung anpaßt

usw

.• Wir

können hier nur einen äußerst begrenzten

Uberblid{ geben.

Aus der alten semitisdten Urform entwid{elten sidt

nidlt nur

das Kananäisdte und das Aramäische; im Süden gibt es einen

eigenen Zweig,

vor

allem auf süd-arabischen Inschriften mit

symmetris dt geformten Schriftzeichen wahrscheinlich unter

griechisdtem Einfluß); und

wenn

vor allem bei

den

großen

lnsduiften auf Gebäuden die Zeilen abwechslungsweise

von

redlts

nadt

links und von links nadt

redtts

angeordnet sind,

so zeugt dies

von

dem

Wunsdt

dem vor

der

Fassade hin

und hergehenden Besudter ein ununterbrodlenes Lesen zu

erlauben. Die

daraus abgeleitete

äthiopische Sdlrift

wird von

links

nadt

redlts gesdtrieben.

Ein westlidter Zweig ist das Lybisdl-Berberisdle,

dessen

Gehraum besdlränkt geblieben ist und dessen ebenfalls

symmetrisdl geformte, aber originelle Sdtriftzeidlen auf

alten

Stelen

von

unten nadl oben

in

Reihen angeordnet sind.

Die

aramäisdle

Sdlrift

hat m semitisdlen

Gebiet,

wo

sidl

das

Aramäisdle seinerseits auf Kosten des Kananäisdlen des

Ugaritisdlen, das Akkadischen und des Sumerischen)

ausgebreitet

hat mannigfaltige

Sonderformen

gebildet, die

von

rechts nach links gelesen werden. Daher das viered{ige

Hebräische, dem ein unbestimmtes Los zuteil werden sollte

und das heute die Amtsschrift des israelischen Staates

ist; das Syrische des kleinen Staates Edessa, das noch als

religiöse Schrift

überlebt; das

Palmyrische,

das

in Palmyrien,

ebenfalls einem kleinen Staat

sehr

kurzlebig war nachdem

es die

ersten

Beispiele an

gebundenen

Buchstaben entwickelt

hatte die in dem anderen kleinen Zentrum

am

Rande

Arabiens wo das Habaleische gebraucht wurde

häufiger

waren.

Außer dem Semitischen

verbreitete

sich die aramäisdte

Sdtrift gegen Norden über

einen

großen Teil Asiens bei

Völkern

iranischer, türkischer und mongolischer

Spradle.

Im

Süden

des semitischen

Gebiets selber

haben die Beduinen

aus Arabien die Sdtrift

von den Nabatheanern

entliehen.

Zusammen mit dem

Aufsdlwung des

Islams sollte diese

Tatsachebedeutende Folgen in

der

Schrift haben. Die arabische

Schrift war eine schnelle, gebundene Kursivschrift, besonders

wenn man es

unterließ die

Vokalzeidten

über oder unter die

Bumstaben zu setzen, wie

man es

für

den

Koran und für

die Schule madlte. Sie w r teilweise

stilisiert-fürallerlei

kalligraphische Ubungen

und

Spiele geeignet

aber

sie wurde

auch als Ornament sowohl auf Gegenständen wie auf Denk

mälern

vor

allem auf

deren

Stuckteilen, reichlich gebraudlt.

Sie wurde außer von

den

Arabern audl von den anderen

Mohammedanern angewandt und

verbreitete

sidt so in

Vorder- und Zentralasien

in

einem Teil Indiens und lndo

nesiens, sowie in manchen afrikanischen Gegenden.

Die

indisdle Sdlrift umfaßte den Bereidl

der

indo-arisdlen

Spradlen - bis nach Nepal und das Gebiet der dravidisdlen

Spradlen m

Süden, aber auf

den Spuren

des Buddhismus

der

sidl in

Indien selbst

nidlt halten

sollte) hat

sie

im

Norden Tibet und m Süd-Osten

einen

Teillndodlinas und

den größten

Teil

lndonesiens erreldlt.

Die

Sdlriftzeidlen

mit

ihrem

Silbengehalt zeigen nicht wie im Arabischen leichte

Abwandlungen sondern bilden zahlreiche Schriften wirklich

verschiedenen Typs, und es

wäre

interessant, sie mit den

Abwandlungen

der

Ornamentik zu vergleichen.

Die griechische Schrift, die bis

heute in ihrer

klassischen

Form auf

ein

kleines Gebiet beschränkt blieb, hat in diesem

Rahmen verschiedene Ausdehnungen erfahren und sich dabei

zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Richtungen

mehr oder weniger stark verändert.

Im Osten muß man in

der

Antike

gewisse Sprachen Klein

asiens

die

nicht fortlebten,

wie

das Phrygische, beachten.

Aber diese Sprachen hatten - wen ig st en s zu m Te il - d ie

semitische Schrift gleichzeitig mit dem Griechischen, vielleicht

sogar vor ihm übernommen).

In der

christlichen Missions

zeit wurde das Griechische in Afrika für das Koptische

und das Alt-Nubische gebraucht, eine Zeitlang nördlich des

Sdlwarzen Meeres für das Germanisch-Gotische, dann für

die slawischen Sprachen mit einer bis heute gültigen, zwar

eigenen aber nah verwandten cyrillisch genannten Schreib

form; es folgte also dem Schid{sal der östlichen Kirdte.

Abwegige Nachahmungen mit Bestandteilen fremder Herkunft

findet man

in

Armenien und Georgien. Da sichheutzutage das

sowjetisdle Rußland einheitlidl für die cyrillische Schrift

entsdllossen

hat ersetzt diese zum Teil die arabisdie Schrift

und wird

bei

verschiedenen finnisdt-ugrischen, türkisdten,

mongolischen und anderen Spradten angewandt.

Gegen

Westen hat sich die alphabetische Schrift in der

Antike durdt Berührung der Kulturen, anscheinend jedodl

ohne

besondere

religiöse Absicht,

verbreitet

besonders

in

Italien sowohl bei den Etruskern, deren Sprache noch

unverstanden und unbekannter Herkunft ist, wie - mit oder

ohne

deren

Zutun -

bei

den italischen Völkern indo

europäischer Sprachen,

vor

allem bei den Lateinern.

Ansmeinend hat eine besondere Form des Nordens

in

den

Alpen

zu den Runen geführt, die in

den

skandinavisdlen

Ländern eine originelle Form gehabt haben und zum Teil

aus der Magie herzuleitende Anwendungen erhielten.

Die lateinisdte Schrift mit großen

Bumstaben

hat wie die

griechische meist symmetrische, sehr klare Formen

bekommen. Sie

war

zu monumentalen Zwecken geeignet,

konnte nach Bedarf größer werden so daß man sie von

ziemlich weit lesen konnte. Zum alltäglichen Gebrauch und

für die Anwendung in Büchern hat sie allerlei Formen mit

einer eigenen Geschichte angenommen, zum Teil mit

ästhetischen, zum

andern

mit praktischen Gesichtspunkten

der Schnelligkeit und Lesbarkeit verbunden.

Aus dem 16

Jahrhundert

kann

man die

gotische Buchsdtrift

erwähnen die auffällig an

den

gotischen Baustil

erinnert

und die man n den letzten Handschriften und in verschiedenen

Inkunabeln zusammen mit einer besonders schlechtgeformten

Kursivsdtrift findet; darauf folgte die

besonders

nüchterne

und klare humanistische Schrift, die bis

in

die heutigen

Drucke nachwirkt.

Die lat einische SChrift

hat

sich

in

Europa verbreitet zuerst

durch die römische Verwaltung dann mit der allmählidlen

Ausbreitung

des Christentums bis zu den Gebieten der

cyrillischen Sdtrift.

Während

der Entded{ungsfahrtenund

Kolonisation durch die Europäer hat sie

einen

großen Teil

der Welt erobert,

vor

allem den amerikanisdlen Kontinent.

Heute ist sie die am weitesten verbreitete Schrift.

Dank der Missionsschulen wurde die lateinisdle SChrift auf

Madagaskar dem Madegassisehen und in lndochina dem

Vietnamischen angepaßt. Die jetzige indonesisdle Republik

und

die Republik

der

Philippinen

haben sie

für

ihre National

sprachen übernommen. In

der

chinesisdlen Volksrepublik

wurde sie den Minderheiten gegeben, die keine Schrift

hatten und man lehrt sie jetzt audl die Chinesen siehe

oben). Sie hat auch angefangen,

den

afrikanisChen und

Indianismen Spradlen zu dienen.

Systematisdl vervollständigt, dient sie dazu, andere Systeme

zu umsdlreiben und die AusspraChe sdtriftlidl festzuhalten.

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

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In ihrer Entwicklung ist die SChrift an die Herstellung

von

Sdlreibunterlagen, -geräten und -flüssigkeiten

gebunden; sie war lange von der

Handfertigkeit

der

Kalligraphen und anderer SChreiber abhängig. Eine

bedeutsame Wende

war

die Vervielfältigung

von

SChriften

durCh Druckverfahren, der hrerseits nocheine Papierindustrie

vorausgehen mußte. Die Geschichte der Kupferstiche beginnt

in China im 2 Jahrhundert naCh Christus. Die Kunst der

Holzdrucke wurde im 6 Jahrhundert betrieben. Die beweg

lichen Bumstaben in China und Korea gehen auf das

11 Jahrhundert zurück. In Westeuropa hat nach einem

besChränkten Gebrauch der Holzdruckkunst die Herstellung

bewegliCher

Bumstaben

und der Druckpressen im 15 Jahr

hundert

den AufsChwung des Buches und der Flugschrift

erlaubt:

es wurde nun in

beträchtliCh erweiterten Kreisen

gelesen, ohne

daß die Erziehung jedoCh

verallgemeinert

worden wäre. Die BuChdruckerkunst verlangte natürlich ganz

neue Arten von Technikern es sei hier nur die Schreib

masChine und ihr Gefolge von Bürokräften erwähnt . Im

19 Jahrhundert kam es dann in den entwickelten Industrie

ländern mit den Tageszeitungen unter Ausnützung immer

mehr

vervollkommneter

Maschinen) zum Massendruck und

gleiChzeitig

zur

allgemei nen SChulpflicht.

Die

gesteigerten

FortsChritte der Industrie, zu

denen die

SChrift als geistiges Hilfsmittel weitgehend beigetragen hat,

haben eben dieser Schrift im Zeitalter der Elektrizität viele

Konkurrenten erstehen lassen, die die gleichen Beditrfnisse

wie

sie befriedigen: erleiChterte Nachrichtenübermittlung

das Telegramm), Registrierung, Ubertragung und allgemeine

Verbreitung der Nachrichten, Unterricht, Propaganda

einsChließliCh Reklame), Ze rstreuung . Tel efon, Kino,

Radio, Fe111sehen, Tonband

übernehmen

die Rolle sowohl des

BriefsChreibens wie auCh der Zeitung,

der

Schul- und Unter

haltungslektüre.

Die Bedeutung der SChrift sCheint auf einem Teilgebiet ihrer .

ursprüngliChen Anwendungen unangefochten, nämliCh dort,

wo sie dem BuCh vorausgeht, das uns erst in zweiter Linie

als eigentliCher Ausdrum der SChrift ersCheint. Zuerst galt sie

der

Bestätigung

im weiten Sinne des Wortes: die beglaubigte

Mitteilung, der Vertrag, das feierliche Gedenken,

das

Edikt

oder

das

Urteil,

die religiösen Texte,

bei deren

Wieder

holung es auf wortgetreues

Hersagen

ankam. Dazu das

Testament das nicht immer holographisch, d. h. eigenhändig

geschrieben war) und

der

authentische Bericht legislativer

und geriChtlicher Uberlegungen. Unter den späteren An

wendungen sCheinen von Dauer zu sein: der vertrauliche

BriefweChsel, die persönlichen Memoiren, die Notizen und

Konzeptniederschriften

für

spätere literarisChe oder er

zieherisChe Werke.

In welchem Maße wird die mechanische Registrierung des

Wortes alle

diese

Anwendungen verdrängen? Inwiefern

wird andererseits

die

Schrift mit der Hand oder

mit

der

Maschine zu

Papier

gebracht)

für die

Vorbereitung eben

dieser verschiedenen Registrierungen

in

Gebrauch bleiben?

Ein

Problem

der Zukunft .-

Die nunmehr 6000 Jahre alte Geschichte war

mannigfaltigem

Wandel

unterworfen. Die Erscheinung des Alphabets

gegen

1500 vor Christus

war von

entscheidender Bedeutung.

Das Auftauchen

der

Buchdruckerkunstim 15.

Jahrhundert

in

Europa

war ein neuer Wendepunkt

für die

in

der ganzen

Welt

immer größer werdende Bedeutung

der

Schrift.

Wir

stehen mitten in einem neuen Wandel; wird

er

zu einem

endgültigen Niedergang der Schrift zugunsten anderer

Erfindungen führen, die die Sprache

von

Generation zu

Generation erhalten und weitergeben

Marcel Cohen

Ubersetzung aus dem Französischen:

Jeanne

Moll,

Baden-Baden

ie Tafeln

1 Die

Funktion der

Schrift

im

tägliChen Leben

2 SChreiben, für wen?

3 Elementare ZeiChen

4 SpreChende Bilderschriften

5 Marken und Symbole

ie

ntwicklung

der

Schrift

Ostlimes

Mittelmeer

6 Frühe Schrifterfinder in Sumer

7 Die Ausbreitung der KeilsChrift

8 Altmitt elmeerisch e SChriften

9 Die ägyptische n Hieroglyphen

10 Idem

11 Der

semitisChe Stamm

12

Aramäische ToChterschriften

13 Hebräisch

14 Die arabisChe SChrift

Indien und Ostasien

15 SChriften in Indien,

Tibet

und Ostturkestan

16 SChriften

in

Hinterindien

und

lndonesien

17 Die chinesisChen SChriftzeiChen

18 ldem

19 Einfluß der ChinesisChen SChriftzeiChen

20 ChinesisChe Schreibkunst

21 JapanisChe Schreibkunst

22 OstasiatisChe SChriften im tägliChen GebrauCh

Mittel-

und

Südamerika

23 BildersChrift im me:rlkanisdlen Raum

ie Kunst der Schrift

24 Die SChrift der Maya-Völker

25 Material und Werkzeug

Europa

26 Das Alphabet kommt nach Europa

27 Das Alphabet der Etrusker, Römer und Germanen

28 Die slawisChen SChriften

29 Handschriften des

Mittelalters

30 Papier, BiombuCh und bewegliChe Lettern

31 Die Inkunabelzeit 1450--1500)

32 Die gebrochenen SChrifttypen

33 Die runden Schrifttypen

34 Die vier Familien der runden SChrifttypen

35 Die

vielen

Gestalten

eines

Buchstabens

36 Die

beiden großen

Schriftbereiche

37 Die Ziffern

und die

Erfindung der

Null

er Gebrauch

der

Schrift

38 Lesen- und SChreibenlernen

39 Lesende

40

Modeme

DrumteChnik

41

Die Verbreitung der SChrift

42 Zeitung

und Plakat

43 Propaganda im zweiten Jahrhundert

44 Publizität auf

der

Straße

45 PersönliCher Ausdrum und Standardisierung

46 Die Handschrift

47 SChrift als Kunst

48 SChriftelemente n der bildenden

Kunst

49 Kunst

als

SChrift

50 Stufen der

Kommunikation

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

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Die Vielzahl der Bilder auf den Tafeln 6 12 15 16 21, 22, 26 und 48 machte eine Wiedergabe aller auf den

Textseiten des

Kataloges

genannten

Vorlagen nicht möglich.

Fotonadlweis:

Albek, Azis, Istambul 7 a; 26 c

American Embassy, Bad Godesbe rg 40 a, e

Anton, Ferdinand, München Tafel 23, 24 25

Arntz, Kunstarchiv Stuttgart 12 k; 6 e; 7 f; 271;

29

c, i, k

Associated Press GmbH, Frankfurt d; 12 b

Associated Press Ltd., London 12 a, c

Aufsberg, Lala, Sonthofen 3 i; 39 c, d

Bernisches Historisches Museum 4 c

British Museum, London 13 e

Casse Nationale des Monnments Historiqu es, Paris 6 d; 11 e

Chuceville, M., Paris 6 a, g; 7 e, g; 10 c, d, e; 11 h

Coll. F. Vannotte 201

Colombo

J.-Gerard

Paris 27 e

Deutsche Presse Agentur GmbH, Harnburg 26

e;

40 g

Deutsches Ardlaeologisdles Institut, Rom 43 c, d, e, f g, h,

i k, 1

Goldberg, Dr. A. M. 13 d, f

Hammerhh Co., Hamburg 37

Handke Historisches Bildarchiv, Bad Derneck m; 26 b; 27 f

29

e; 31

a,

d, f

Huber Max, Milano 1; 3 b; 44

Kunstinstitut Marburg 9 a; 10 a; 11 d; 27 k; 39 h

Le Directeur de la Mission Archeologique

r a n ~ a i s e

7 h

Leve, Manfred, DUsseldorf 44

Löffelholz, Irmgart, Frankfurt 3 a, c, g,

k;

4 b, d, k;

a, f g, k; 7 c; 8 a, b, c, d; 9 b, c; 10 g; 11 b, c; 26 a i; 27 g;

31 c,

1

k; 32 d, e, f h, i, k; 33 a, b, c, d, e, f h

Martin-Luther Universität

Halle

15 a, b, c, d

Musee de

l Homme,

Paris

3d

e,

f;

4 a,

f

g,

h;

b, I; 16 b, n

Monotype Corporation Ltd. 40 i, h, k

Musee Guimet, Paris 15 h, I m, o; 16

e;

17 cz

ht

z; 21 i

National Museum  of Finland, Helsinkt h, 1

Pragher Willy

Freiburg

20 g

Shan, Ben, Gem. Museum van Amsterdam 1

Staatlimes Museum, Berlin 2 c

VIIstein GmbH Bilderdie nst, Berlin 8

e;

26 d; 44 e

Vigneau Andre Paris 7 b;

11 f

Wlschnitzer,

R. 13

b

ieTafeln

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

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Die Funktion er Schrift im täglichen Leben

Wir

sind

von

Schrift

umgeben

zu Hause beim Erwachen

aui

der

Straße

bei der Arbeit

und

der

Entspannung

Die Schrift läßt sich aus unserem Leben

nicht

mehr wegdenken

Wie ist sie

dahin

gekommen?

Dies z beantwortenversucht die Ausstellung

··

IW P il

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Schreiben für wen

a für

die

Zeitgenossen

in

Briefen

und Zeitungen.

b Für die Nachkommen

auf ägyptischen Reliefs und im Testament.

c Für sich selber

als

kritzelnde

Kinder, im

Journal und

Notizbuch

hier notiert Gauguin seinen

Gemäldetausch mit van

Gogh)

.

a

b

-

I

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3

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

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Elementare Zeichen

Die Abbildungen dieser Tafel zeigen

Beispiele frühester

Zeichen,

aus denen sich

unter bestimmten kulturellen Bedingungen

eine

Schrift

entwickeln kann. So wird aus

dem Bild der Wellenlinie (a) im semitischen

Kulturbereich der Buchstabe .,M",

nach

dem

phönizischen

Wort

für .,Wasser , von dem

auch

der griechische und

lateinische

Buchstabe M abgeleitet

ist. Die

Motive zur

frühesten Zeichenbildung

entstammen

dem

leben der Jäger - und Hirtenvölker: Wege

markieren, Eigentum kennzeichnen, Tausch

und Abgaben

fixieren,

Abwesendes ver

gegenwärtigen, die Erinnerung wachrufen,

Geister beschwören. Sie dienen nicht immer

der Mitteilung,

sondern

sind

oft

Ausdruck

der eigenen Welterfahrung und -deutung.

Moderne Künstler (h) können daher wieder

an ihren Formenschatz anknüpfen.

Die Zeichen

lehnen sich an die Gestalt der

Dinge an, auf die sie

sich

beziehen. Gelegent

lich sind

sie

jedoch auch abstrakt und nur

für den verständlich, der ihre Bedeutung

schon

kennt, und

daher

heute kaum mehr

zu deuten (a, c, g). Sie haben ihre Konven

tion,

sind also

Besitz

einer bestimmten

Gruppe von Menschen,

die

ihre Formen

überliefern an die nächste Generation. So

e rgibt sich eine gewisse Stabilität der

Formen, wie

sie für

eine ausgebildete

Schrift

dann unentbehrlich ist. Die

Bildzeichen

aus

Kreta

(k)

sind mit denen

der

spanischen

Felswände (a) nahezu

gleichzeitig,

doch

werden sie in e iner

hochentwickelten

Kultur

verwandt und haben

schon

den

Schritt

zur

Schrift

getan.

a

Prähistorische Felsmalerei

aus

Spanien.

Rechte Reihe: Dämonische Regengeister

sitzen auf den Zeichen für .,Wasser

(Wellenlinien), die Hän de

über den

Kopf

erhoben.

Daneben eine

menschliche

Gestalt

mit Kopf und

ausgebreiteten

Armen, in

den Händen zwei

Gestirne, ihre

Füße aus

Regenwolkenzeichen. l inke Reihe: Ab

strakte

Gestalten mit der

Figur des

Mondes, 2. Jahrtausend v. Chr. Bronzezeit.

Nach Kühn,

Die Felsbilder

Europas,

Stuttgart 1952.

b

Die

Lust

am

Kritzeln,

Straßenbild aus

Mailand.

Foto

Max Huber.

c

Abstrakte

Zeichen auf Kiesel gemalt,

gefunden bei

Maz d'

Azil,

Südfrankreich.

Mittlere Steinzeit.

Nach

Diringer, The Alphabet,

New York 1948.

d Tänzer mit Maske , Malerei auf Stein,

Sudan.

Musee de l'Homme, Paris .

e

Tänzer mit Antilopenmaske

,

Malerei

auf

Stein, Sudan.

Musee

de l'Homme, Paris .

Afrikanische Felswandmalerei in

Bandiagara, Nigeria.

Musee de l'Homme, Paris.

g Figuren

von

südamerikanischen

Fels

gravierungen . Bedeutung nicht

bekannt.

Nach Koch-Grünberg, Südamerikanische

Felszeichnungen, Berlin 1907.

h Miro, Illustration aus .,a toute

epreuve

von Paul Eluard, Ed. G. Cramer, Genf.

Kreuze,

Wappen

und Jagdszene,

Freskomalerei auf

einer Kirchenwand,

Genhofen Allgäu (Deutschland).

Foto lala Aufsberg.

k Bilderschriftzeichen

von

Siegelabdrücken

aus

Kreta. Bilder

von Lebewesen

und

Gegenständen, aber auch abstrakt

ornamentale

Zeichen

dienen als früheste

Schriftzeichen.

Minoische Kultur um

2000-1900 v. Chr.

-

ach Evans , Scripta Minoa, Oxford 1909.

b

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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 17/67

Sprechende

ilderschriften

Die Niederschriften durch Bildzeichen

~ i e n e n

meist

als Gedächtnishilfen

zur U n t e r s t ~ t z u n g

d

mündlichen Uberlieferung. Ihre

Zeichen

er . .

sind

stark

vereinfacht

und

erreichen

emen

Grad von Abstraktion, wie er

auch ~ e n

Worten der Sprache

eigen

ist, d. h . Sie

s ~ e l l e n

nicht einen individuellen Gegenstand, d1esen

Baum dar, sondern Baum überhaupt ,

und

die

besonderen Umstände,

die im

speziellen Fall gelten,

müssen aus

dem

Zu

sammenhang hervorgehen.

Bildergeschichten

wandeln

sich so zur Bilderschrift (Pikto

graphie), und

es

kann

das

.Stadium e r ~ e i c h t

werden, daß ein

Zeichen mcht mehr emen

Gegenstand (wie

in

a und

c

sondern

dessen

Namen,

also

ein Wort, repräsentiert.

So

enthält

z. B. die aztekische Inschrift (b)

neben den bildhaften Szenen bereits Wort

zeichen (für die

Stammesnamen)

und

ist

damit auf dem

Weg

zu

einer

leistungs

fähigeren Schrift, die auch schwierigere

Zusammenhänge

wiedergeben kann . In der

aztekischen Inschrift gelten noch die

kompo

sitorischen

Re

geln

e

ines

Bildes; in der

Cuna

Schrift (f)

dag ege

n

ist

nur noch die sprachliche

Reihenfolge der angedeuteten Liedteile

maßgebend: Die Zeile zeichnet sich ab, hi er

noch

in

der uralten Weise

der

wechselnden

Richtung

(Rustrophedon: wie

der Pflug

geführt wird). J e mehr sich Schrift

im

eige

ntlic

hen

Sinne

herausbildet,

des to

unanschaulicher sind die bildmäßigen

Elem

en

te. Die

Tafel

von der Ost

eri

n

se

l läßt

das Piktographische

nur noch in

Spuren

erkennen. Bei Analphabeten (h) hält sich

die Bilderschrift jedoch bis in un se r

Jahrhundert.

a Eskimozeichnung. Szenenfolge zur Er

innerung an e

inen

Jagdzug, auf einen

Knochen

geritzt.

Musee de I'Homme, Paris.

b Az tekische Bilderschrift über ein wichtiges

Ereignis. Von links nach rechts: Vier

wandernde aztekische Stämme (Fuß

spur en )

mit

ihren

Namenszeichen

über

den Köpfen. Zusammentreffen an einem

Ort nam ens Tamoanchan

die

Stelle des

Herabkommens

(durch einen

gefällten

Baum

und

einen

Altar gek

ennzeichnet)

mit

8 anderen

Stämmen.

Abschied der

Stämme

voneinander:

die

beiden Häuptlinge

rechts oben,

von denen

der eine weint

(das Zeichen für Wasser

unter seinem Auge).

Darüber

die Namen

der

8

Stämme und das Zeichen für den

gestirnten

Himmel:

die

Szene

findet nachts

statt.

Die

Stämme selbst feiern ein

kultisches Fest

(rechts

unten).

Aus

dem Codex Boturini.

c

Bemaltes

Bisonfell der Hidatsa-

Indianer.

Obere

Hälfte: Fünf Kämpferpaare

, bei

denen

immer

der

rechte Krieger Sieger

ist.

Die Gewehre daneben sind durch

eine

Hand als Beutestücke gekennzeichnet.

Die Zeichen der unteren

Hälfte

können

die Zahl

der getöteten

Feinde, vielleicht

aber auch die der Geschenke

darstellen.

Auch

die

Schützen sind soweit

schemati

siert, daß sie

nur noch

als

Zeichen,

nicht

mehr als individuelle Personenerscheinen.

Derart bemalte Felle dienten

als

Mäntel

und demonstrierten den

auf kriegerischer

Leistung

beruhenden

Rang

ihres

Besitzers.

Be rn . Histor. Museum, Ethnographische

Abteilung,

Sammlung

Schoch.

d Verordnung

des

Gouverneurs von

Tasmanien an die leseunkundigen Ein

geborenen.

1.

Reihe:

der

erwünschte

Friedenszustand

zwischen

Europäern

und Eingeborenen;

2.

Reihe: der offizielle Friedensvertrag;

3. Reihe:

tötet ein

Schwarzer

einen Weißen,

wird er gehängt;

4.

Reihe : lötet ein Weißer einen Schwarzen,

wird

er

gehängt.

e Nsibidi-Schrift,

Süd-Nigeria. Ursprung

nicht bekannt.

Stark konventionalisierte Bildzeichen, vor

allem

von einem

Geheimbund benutzt,

auch als Zaubermittel:

1) Mann und Frau

lieben sich innig

und umarmen

sich gern

(ausge streckte Hände). Sie sind reich,

denn

sie besitzen

3

Kissen

und je einen

Tisch

auf

jed er

Seite. (2)

Ehepaar

des

Egbo-Stammes, de

sse

n Zeichen die Feder

ist. (3) Streit zwischen Mann und Frau.

Sie haben

ein Kissen zwischen

sich und

zeigen

sich den Rücken.

(4)

Mann und

Frau

durch einen Fluß (Kanus

')

g

etrennt.

Kreuze·

sie haben bereits Nachrichtend w

a u s g e t ~ u s c h t . Nach Talbot, In

the

Sha

0

of

the

Bush, London 1912. ma

Bilderschrift der

Cuna-Indianer,

a ~ a ·

. Z .

hen dienen

Ursprung unbekannt.

D1e elc ·nes

als

Gedächtnisstütze

für

den Sanger elh

rituellen Gesanges über die Suche

nac

der entwichenen Seele

eines

Kranken

.

Die Zeilen verlaufen abwechselnd von

recht

s

nach

links und umgekehrt (sog.

Bustrophedon).

. eichen

g Holztafel mit unbekannten Schnftz.

.

k) D

Schnft

der Oster-Inseln (Paz1h · le . um Teil

besteht

aus

etwa 500 Zeichen, d1e

z .

Tiere

Gegenstände und Menschen m n

' d Hanlieru -

erschiedenen Stellungen un f

gen darstellen.

Jede 2. Zeile steht

au

dem

Kopf, so

daß

die

Tafel beim

L e ~ e ~

gedreht werden

muß

. Alter der Schnf

nicht bekannt.

Musee de I'Homme, Paris. d st·

h Brief

eines

Yukaghi-Mädchens (Nor

0

Sibirien) an ihren fernen Liebhaber:

1

.,Ich bin allein in meinem

Heim. Du h : ~ -

mich verlassen und bist

weit

weg

geg

gen. Du liebst eine

Russin

(mit w e i t e ~ e l l

Rock )· du hast sie geheiratet (unter el

' . . ht

Dach

mit

ihr), aber

eure Ehe

1st

mc

glücklich

(gekreuzte

Striche zwische? h

ihnen)

.

Du

wirst Kinder haben, und

. c k ·

werde traurig (gekreuzte Striche)

zuru

bleib

en. Ich werde dich immer l i e ? e ~ der

obwohl

es

einen anderen Mann

g1b

'

mich

liebt.

Musee de l 'Homme, Paris. . vo ll

Gaunerzinken. Mordbrennerzeichen •

JeS

Ende des

17. Jhs.: in Richtung d

es

Pf

1

e

1

ten

das

4.

Haus wird in der

Nacht

des

näc

15

le tzten Mondviertels überfallen . s·

Nach Gross, Handbuch für Untersuchun

richter Band

1,

München 1904.

·1 er

k

Ein Weber

(a) ist

verhaftet

(b), wel d r

einen Fleischer (c) berauben

wollte

, e

dab ei verwundet wurde (d). Der Weber

wurde überwältigt (e) und mußte ge·

stehen (f). Er hat

früher

einen Pferde ··nen

händler

(g)

ermordet (h) und bittet s e ~ a

Kameraden, davon nichts auzusagen,

er diesen

Fall

leugnen

will

(i).

d

b

II II

 

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 18/67

arken und Symbole

Der

Knoten

im Taschentuch

(a) ist das

alltägliche Beispiel für einfache Gedächtnis

stützen, wie sie der eigentlichen Schrift

vorausgehen und sie begleiten. Die Inkas

in Peru

hatten

aus Knoten e

in

kompliziertes

System gebildet, wichtige Dinge, vor all

em

Zahlenangaben, festzuhalten (1, m). Da diese

konkrete Schrift keine

Bilder

verwend et,

muß

der

Empfänger bereits wissen, um

welchen Sachbereich

es sich handelt, wenn

er sie

richtig

lese n will. Zur seihen Gruppe

gehören

die in der

bäuerlichen Arbeitswelt

vieler Völker üblichen Kerbhölzer (h, i).

Sie helfen

nicht nur über

die Unkenntnis

d

er

Schrift

hinweg,

sondern dienen

auch als

Quittung

für

Leistungen,

die nicht gefäl

sc

ht

werden

kann,

wenn je

der

Partner

eine Hälfte

de s Holzes bes itzt (h).

Die

Kerbhölzer

zeigen

gelegentlich auch mit

einer Marke an, auf wen sie sich beziehen (i) .

Unabhängig von dem Gebrauch einer Schrift

verweisen

Haus-

und Viehmarken (f),

Handwerkerzeichen (g), Wappen (c) und

Signets aller

Art

in abgekürzter Form auf

den Besitzer e ines Gegenstandes, auf

di

e

Herkunft oder den Namen

des Trägers.

Oft sind s ie viel einprägsamer als der

geschriebene Name und sagen in ihrer

Symbolik etwas aus über

di e Rolle,

den Rang

und die Bedeutung ihres Trägers (b , c).

Wo

Sprache

und Schrift versagen

müssen,

dienen

Wappen

oder Flaggen auch

heute

noch

zur

Identifizierung.

In gefahrbringenden

Situationen, wo keine Zeit bleibt zum Lesen

eines ums tändlichen Textes, sind prägnante,

bildhaft

andeutende Warnsymbole ge radezu

unentbehrlich (d, e). Hier stößt uns e re

ausgebildete Schrift an ihre

Grenze.

a

Eine alltägliche Gedächtnisstütze:

der

Knoten im Taschentuch.

Foto lrmgart

Löffelholz.

b

Herr

sc

haftszeichen: ein Häuptlings

insignium aus Dahomey, Afrika.

Musee de l'Homme , Paris.

c Wimpel und Wappen.

Einschiffung

der

Ritter vom Orden

zum

Heiligen Geist

zum Kreuzzug. Mit den

Wappen

des

Papstes, des Kai se rs, von

Frankreich,

England, Anjou-Sizilien, Tarent u . a.

Miniatur aus dem Ordens-Statut, 14. Jh.

Louvre, Paris.

Foto

Historisches

Bildarchiv

Lolo Handke.

d Verkehrszeichen an einem Engpaß.

Foto

Associated Press.

e

Warnzeich

en bei

Lebensgefahr

:

der

Totenkopf.

Aus Sandberg ,.nu,

die

kunst und ihre

funktion im leben , Hilversum.

Hausmarken aus Anatolien, Türkei.

Nach Gelb,

Von

der

Keilschrift

zum

Alphabet, Stuttgart

1958.

g Steinmetzzeichen von den Basaltquadern

der

Rheinbrücke bei

Koblenz.

Die Nr.

1-108 stammen von

dem Bau

der

Brücke

1340--1348. Die übrigen be

finden sich auf

später erneuerten

Steinen.

Vielfach sind

Andeutungen

der typischen

Handwerkszeuge: Hammer, Meißel,

Winkelmaß, zu

erkennen.

Jeder Steinmetz

geselle erhielt ein solches Zeichen von

seinem Meister. Es

war

aus

der

Mutter

figur der Bauhütte, bei der er frei

gesprochen war, abgeleitet. Uberall, wo er

arbeitete, hinterließ

er

sein

Zeichen.

Nach Hohmeyer, Die Haus -

und

Hof

marken,

Berlin

1870.

h Kerbholz. Im 19. Jh . von finnischen

Gutsbesitzern gebraucht. Links

wurden

die

Tagedienste von

Pferden,

rechts

die

Tagedienste der Leute eingekerbt.

Kansallis-Museum, Helsinki.

Kerbhölzer aus Finnland. Einfachster Typ.

Auf

ihnen wurden Abgaben

usw. ver

merkt.

Die Zeichen nahe der

Durchbohrung

geben

die

Hausmarke

od er das Namens

zeichen an.

Kan sa llis-Museum, Helsinki.

k

Bauernkalender

aus der Steiermark,

Osterreich, für

den

Monat

September 1398.

Die Buchstaben bez eichnen die Wochen

tage, die

Strichzeichen darunter

die

Zahlen.

Diese sind vermutlich von

den

Zeichen

der

Kerbhölzer abgeleitet.

Nach Menninger,

Zahlwort

und Ziffer,

Göttingen 1958.

Knotenschrift, sog

. Quipu,

aus Peru.

An

einen Hauptstrang

sind

zahlreiche

Einzelschnüre geknüpft. Sie

dienten

vor

allem

dazu,

Zahlen

von

Vieh ,

Abgaben

usw. festzuhalten . Daneben konnten sie

auch historische Ereignisse, Briefe u.

a.

mitteilen. Die Färbungen der Schnüre, die

Art der

Knoten

und ihr Abstand von

der

Hauptschnur helfen

die

Bedeutungen

unter

sc

heiden

. Die Quipus

dienten der

Organisation des Inka-Reiches.

Jn

jedem

Ort gab es kundige Beamte, die die

Aufzeichnungen

herstellten und

in die

Hauptstadt schickten .

Musee de l'Homme, Paris .

m

Ein Inka läßt

sich

von

einem Beamten

an

Hand eines Quipu Kassenbericht

erstatten.

Darstellung in

einer zeit

genössischen spanischen

Hand

schrift

von

Poma de Ayala.

Foto Historisches Bildarchiv, Handke

.

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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 19/67

arken

und Symbole

Der Knoten im Taschentuch

(a)

ist das

alltägliche

Beis

piel

für

einfache Gedächtnis

stützen, wie sie der eigentlichen

Schrift

vorausgehen und sie begleiten. Die Inkas

in

Peru hatten aus

Knoten

ein kompliziertes

System gebildet, wichtige Dinge, vor allem

Zahlenangaben, festzuhalten

(I,

m).

Da

diese

.,konkrete

Schrift

keine Bilder

verwendet,

muß der Empfänger bereits wissen, um

welchen Sachbereich

es sich handelt, wenn

er sie richtig

lesen

will. Zur selben Gruppe

gehören die in der bäuerlichen Arbeitswelt

vieler

Völker üblichen Kerbhölzer

(h, i).

Sie

hellen nicht

nur über

die Unkenntnis

der

Schrift hinweg, sondern dienen

auch als

Quittung

für

Leistungen, die nicht gefälscht

werden kann, wenn

jeder

Partner eine

Hälfte

des

Holzes

besitzt (h).

Die Kerbhölzer zeigen gelegentlich auch mit

einer Marke an, auf wen sie sich beziehen (i) .

Unabhängig von dem Gebrauch einer Schrift

verweisen Haus- und Viehmarken (f),

Handwerkerzeichen

(g),

Wappen

(c)

und

Signets aller Art in abgekürzter Form auf

den Besitzer

eines Gegenstandes,

auf die

Herkunft oder den Namen des Trägers.

Oft sind sie viel einprägsamer

als der

ge

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chriebene Name und

sagen

in

ihrer

Symbolik etwas aus

über

die Rolle, den Rang

und

die Bedeutung

ihres

Trägers

(b, c).

Wo Sprache und Schrift versagen müssen,

dienen Wappen oder Flaggen

auch heute

noch

zur Identifizierung. In gefahrbringenden

Situationen, wo keine Zeit bleibt zum Lesen

eines

umständlichen Textes, sind

prägnante,

bildhalt andeutende Warnsymbole geradezu

unentbehrlich (d, e). Hier stößt unsere

ausgebildete

Schrift an

ihre Grenze.

a Eine alltägliche Gedächtnisstütze: der

Knoten im Taschentuch.

Foto Irmgart

Löffelholz

.

b Herrschaftszeichen: ein Häuptlings

insignium aus Dahomey, Afrika.

Musee de l'Homme, Paris.

c Wimpel

und

Wappen. Einschiffung

der

Ritter vom .,Orden zum Heiligen Geist

zum

Kreuzzug.

Mit den

Wappen

des

Papstes, des Kaisers,

von

Frankreich,

England, Anjou-Sizilien,

Tarent

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dem Ordens-Statut, 14

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Foto Historisches Bildarchiv

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Foto Associated

Press.

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Warnzeichen bei L ebensgefahr: der

Totenkopf.

Aus Sandberg .,nu, die kunst und ihre

funktion im leben , Hilversum.

Hausmarken aus Anatolien, Türkei.

Nach Gelb,

Von

der Keilschrift zum

Alphabet, Stuttgart

1958.

g Steinmetzzeichen von den Basaltquadern

der Rheinbrücke bei

Koblenz.

Die Nr. 1-108

stammen

von

dem Bau

der

Brücke

1340-1348. Die übrigen be

finden sich auf

später erneuerten

Steinen.

Vielfach sind

Andeutungen

der typischen

Handwerkszeuge: Hammer, Meißel,

Winkelmaß,

zu

erkennen.

Jeder Steinmetz

geselle erhielt ein solches Zeichen von

seinem Meister . Es

war

aus der Mutter

figur der Bauhütte,

bei

der er

frei

gesprochen war, abgeleitet. Uberall, wo er

arbeitete, hinterließ

er

sein Zeichen.

Nach Hohmeyer, Die Haus- und Hof

marken, Berlin 1870.

h

Kerbholz

.

Im

19. Jh. von finnischen

Gutsbesitzern gebraucht. Links wurden

die Tagedienste

von

Pferden, rechts die

Tagedienste

der Leute

eingekerbt.

Kansallis-Museum, Helsinki.

Kerbhölzer

aus

Finnland.

Einfachster Typ.

Auf ihnen

wurden Abgaben

usw. ver

merkt.

Die Zeichen nahe der

Durchbohrung

geben

die Hausmarke oder das Namens

zeichen an.

Kansallis-Museum, Helsinki.

k

Bauernkalender

aus der Steiermark,

Osterreich, für den Monat September 1398.

Die Buchstaben bezeichnen die Wochen

tage, die Strichzeichen

darunter

die Zahlen.

Diese sind vermutlich von den

Zeichen

der

Kerbhölzer abgeleitet.

Nach Menninger, Zahlwort und Ziffer,

Göttingen 1958.

Knotenschrift, sog. Quipu,

aus

Peru.

An

einen Hauptstrang

sind zahlreiche

Einzelschnüre

geknüpft.

Sie dienten vor

allem dazu, Zahlen von Vieh, Abgaben

usw

. festzuhalten. Daneben

konnten

sie

auch historische Ereignisse, Briefe

u. a.

mitteilen. Die

Färbungen der

Schnüre, die

Art der

Knoten

und ihr

Abstand

von der

Hauptschnur helfen die Bedeutungen

unterscheiden. Die Quipus

dienten der

Organisation

des Inka-Reiches.

Jn

jedem

Ort gab es kundige Beamte, die die

Aufzeichnungen

herstellten und

in

die

Hauptstadt schickten.

Musee de l'Homme,

Paris.

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Ein Inka läßt

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von

einem Beamten

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Hand

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Quipu

Kassenbericht

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in einer zeit

genössischen spanischen Handschrift von

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Foto Historisches Bildarchiv, Handk e.

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Ostliebes

Mittelmeer

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 20/67

rühe Schrifterfinder n Sumer

Die Sumerer im

unteren Mesopotamien

sind

neben

Ägyptern, Kretern und

Chinesen

die

frühesten Erfinder

eines

leistungsfähigen

Schriftsystems.

Die

Organisation ihrer

um

einen

Tempel

angelegten Stadtstaaten

machte

es erforderlich,

Einzelheiten

über Abgaben

und

Verträge zu notieren.

Die sumerischen

Schriftzeichen

entstehen aus den Bedürfnissen

der

Tempelwirtschaft. Zunächst

benutzt

man

dazu bildhafte

Zeichen,

die unmittelbar an

den Gegenstand selbst erinnern

(b, c). Sie

lassen deutlich ablesen, welche Sachbereiche

in

dieser

allen

Kultur

eine

Rolle

gespielt

haben

(c).

Auch der

Wille

des Herrschers,

wichtige

Staatsakte

zu

dokumentieren

und

vor dem Vergessen zu bewahren, beginnt

sich niederzuschlagen. Das sog. Familien

relief

eines

Königs von

Lagasch

zeigt

Bild

und

Schrift

in der

für diese archaischen

Zeiten charakteristischen

Verbindung:

die Figuren

reihen

sich wie Lettern

auf der

Fläche,

jede

mit ihrem

Namen

beschriftet, so daß Schrift und

Gestall

als

Einheit

erscheinen,

wie

auch

die

Schriftzeichen

selbst noch bildhaft sind. Bild und Schrift

unterstützen

sich gegenseitig (a). Die Schrift

zeichen sind bereits auf die Worte bezogen,

nicht

mehr unmittelbar

auf die Gegenstände,

so daß genauer

unterschieden

werden kann,

z.

B.

ob ,.Pferd

oder

,.Roß gemeint ist.

Zu

dieser Phonetisierung der ursprünglich

piktographischen Zeichen trieb vermutlich

die Notwendigkeit,

Namen

eindeutig wieder

zugeben: Worte, die schwer

durch

ein

Bildzeichen

wiederzugeben

sind,

werden

durch das Zeichen eines gleich

oder

ähnlich Iaulenden Wortes bezeichnet, so

etwa wenn

,.Sonne (engl. ,.sun ) für Sohn

(engl.

son )

geschrieben wird. Man

spricht

dabei von Lautrebus. Mit

seiner

Hilfe werden

alle sprachlich formulierten Zusammenhänge

schreibbar

.

Allerdings ist das

Verfahren

noch

sehr

unhandlich . Die Keilschriftsysteme

haben es nur bis zur Silbenschrift gebracht,

bei

der

80 und mehr Schriftzeichen

verwendet

werden

müssen - immerhin ein

gewaltiger

Fortschritt,

wenn

man

an

die vielen

Hunderle

und Tausende von Zeichen

einer

Ideen- oder Wortschrift z. B. der

chinesischen)

denkt.

Nur

einmal

bringt

es die Keilschrift

zur

Buchstabenschrift: in der sog. Ras Schamra

Schrift

in Ugarit

(Syrien)

aus der Mitte des

2. Jahrtausends.

Louvre, Paris. Foto M. Chuzeville, Paris.

a

Weißer

Tempel

aus Uruk

b Tontäfelchen

aus

Uruk,

archaische

Schicht

111,

um 3300 v. Chr.

Das

frühe piktographische Stadium ist

noch deutlich zu erkennen,

doch

sind die

Zeichen schon

in Reihen senkrecht

unter

einander geordnet. Die Kerben und

Löchet

sind Zahlzeichen. Die Schrift

ist

noch nicht

eindeutig

erschlossen.

Nach

Falkenstein,

Archaische Texte

aus

Uruk, Berlin 1936.

c

Sog. Familienrelief

des

Königs Urnansche

von

Lagasch, geschnitzte Kalksteinplatte,

um2400v.Chr.

Vermutlich

als Weihegabe

im Tempel aufgehängt. Der

König

oben

links im Zottelrock beim Staatsakt des

Mörteltragens

für den

Tempelbau,

daneben eine

Tochter

und vier

Söhne

mit eingeritzten Namen.

Unten der König

mit

berichterstattenden

Beamten,

auch sie

durch ihre Namen gekennzeichnet.

Louvre, Paris,

Foto

M. Chuzeville,

Paris.

d

Frühe piktographische Schriftzeichen von

den Tontafeln aus Uruk

(b),

4. Jahrtaus.

v.

Chr. Die Zeichen lassen noch ihren

piktographischen Ursprung

erkennen,

sind zum Teil

jedoch

bereits erheblich

schematisiert. Vermutliche

Bedeutungen:

1 Kopf, 2

Mund (das Gemeinte ist

schraffiert) , 3 essen, 4

gehen,

Frau,

6

Löwe,

7 Laufhund, 8

Damhirsch,

9 Berg

ziege, 10 Rind, 11

Wildrind,

12 Kuh,

13 Hund,

14 Schwein, 15 Fuchs, 16 Fisch,

17

eine Fischart,

18, 19

Getreide,

20

Garten,

21 Getreide,

22 Bier, 23 Milch, 24 Himmel,

Gott,

25

Gottheil Inanna,

26 Gottheit,

27

Hütte,

Stall, 28 Pflug, 29 Schiff, 30 Pfeil,

Leben,

31, 32

Gottheit.

e Astrologische Tafel in sumerischer

Keilschrift.

Musee de I'Homme, Paris.

Geritzter Stein des

Königs

Eannatum

von

Lagasch.

Um

2400 v.

Chr.

Foto

Vigneau,

Ed. Tel .

g

Kaufvertrag aus Lagasch in

Keilschrift,

um

2400 v. Chr. (Abb

.)

h Sumerische ZylindersiegeL

Oben: Siegel des lbil-Ischtar, Jagdszene,

um

2250 v.

Chr

.

Mille: Heros und

Tiere,

um

2750

v. Chr. Unten:

Befreiung

des

Sonnengottes,

um 2250 v. Chr.

British

Museum,

London,

Foto

Kunstarchiv

Arntz, Haag.

 

Östliches

Mittelmeer

V

y

v

4

H

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 21/67

Die usbreitung der Keilschrift

Von den Sumerern haben die aufsteigenden

Völker

de

s

Zweistrornland

es ,

die

Babyionier

und Assyrer,

und weiter

die

Hethiter

und

Pe rser das Keilschriftsystem entlehnt und

ihren sprachlichen Gegebenheiten anzupassen

versucht

a, b) .

Dabei

entfernen sich di e

Schriftzeichen imm e r

weiter

von ihrem

piktographischen Ursprung c). Ihr e Elemente

werden bis

auf den

geraden Strich de s

Schr

ei

bgriffels reduziert, der senkrecht,

waagrec

ht

und im Winkel angeordne t wird.

Das Schriftbild gewinnt dadurch eine

geo

metrische Strenge

und

strahlt

die Rationalität

dieser jungen, s

traff

organisierten Staaten

aus. Die zahllosen Tontäfelchen, die gefunden

worden sind, bewe isen, daß

die

Schrift

unentbehrlich für den Organismus der

Staaten geworden ist.

Dem

Leseunkundigen

teilt oftmals e ine bildliehe Darstellung neben

der abstrakten

Schrift

mit

,

worum es

sich

handeil

e, f . Doch liegen Bild und Schrift

jetzt auf gesonderten Ebenen,

sie

verlangen

nicht mehr einander.

Die Schrift ist

in

der

Regel

der Obhut

von

Schreiber-lnnungen d)

anvertraut,

doch ist

die Kunst des Lesens und

Schreibens

auch

sonst vertraut.

König

Assurbanipal

668

  626

v. Chr.) ist

der

erste

Herrscher,

von dem

ausdrücklich

überliefert

ist, dall e r

lesen und schreiben gelernt hat g). Sein

Verständnis für den

Wert

de s Geschriebenen

lällt

ihn in

seiner Res

idenz

Ninive eine

umfangreich

e

Keilschriftbibliothek sammeln,

zu der auch die Literaturen benachbarter

Völker ihre Texte beiste

uern.

a Tontafel

mit

assyrischer Keilschrift,

19.-18. Jh. v.

Chr., gefunden

in

Küllepe

.

Der Figurenfries

(oben)

ist mit einem

Stempel eingedrückt.

Foto Aziz Albek.

b Babylonische Keilschrift von der Gesetzes

stele des Königs Harnrnurabi, 18. Jh. v. Chr.

Louvre, Paris,

Foto

Andre Vigneau, Ed.

Tel .

c

Entwicklungsstufen der Keilschrift

(sumerisch,

frühbabylonisch, assyrisch).

Von

oben nach

unten:

Zeichen für

Vogel, Fisch, Esel, Ochse,

Sonne, Ähre,

Obstgarten.

Nach Gelb, Von der Keilschrift zum

Alphabet ,

Stuttgart

1958.

d Assyrische Schreiber eine Liste

von

Gefangenen anlegend

Relief).

Die

Dar

stellung zeigt deutlich wie die Schreib

griffel gehallen

wurden.

e Babylonischer Kudurru, Relief 9. Jh. v . Chr.

Auf

den Kudurrus

wurden Verleihungen

und Schenkungen dokumentiert.

Das

Bild oben) zeigt den Vorgang

der

Schenkung:

den Herrscher

mit der

Tiara

und den Empfänger; daneb en Symbole

der

Götter die zu Zeugen angerufen

werden;

darunter

ein

Schreibgriffel

(außen

links) als Symbol des

Schreibergottes

Nabu

.

Louvre, Paris, Foto M. Chuzeville.

Alabastertafel des Königs Nabu-apal -iddin

von Babyion mit

der

Bauurkunde

für

den

Tempel des Sonnengottes

Scharnasch

in

Sippar. Das Bild zeigt die Anbetung des

Sonnengottes im Symbol

der

Sonnen

scheibe),

9.

Jh. v.

Chr.

British Museum, London, Foto Arntz.

König

Assurbanipal von Assur

mit

einem

Leibwächter, 9. Jh. v. Chr.

Die

Figuren

sind von

einer

Inschrift bedeckt.

Louvre, Paris.

Foto M. Chuzeville, Paris.

h Siegel des Königs von Karkernisch mit

Keilschriftzeichen

und

hethitischen

Hieroglyphen, gefunden

in Ras

Scharnra.

Foto Le

Directeur

de

Ia

Mission

Archaeologique Fran<;:aise.

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  Ostliches

Mittelmeer

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

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ltmittelmeerische Schriften

Im östlichen Mittelme

e

rraum entsteht auf

dem Boden jahrtau se

ndealter

Siedlungen

se

it

2000 v. Chr . die

ägäisch-minoische

Hochkultur mit

Kreta

als Zentrum . Die

Bedürfnisse

einer aufblühenden Zivili

sation

führ

en

alsbald

aus

piktographi

schen

Anfängen

zu ei

ner

brauchbaren Schriit. Die frühen

S

ieg

el a)

verraten ber

e

its

ein

sicheres

Formgefühl in der Art, wie die

Bildzeichen

in da s Siegeloval eingefügt sind. Vorbildlich

mag d ie

hohe

Kunst d

er

ägyptischen

Hiero

glyphen

gewirkt hab en. Doch können sie als

ei

gens tändige Erfindung en d

er

kretischen

Palastbevölkerung

en

von Kno ss os

, Phaisto s

usw. gelten. Die Bedürfnisse de s Alltags

dräng

en auch

hi

er bald

über die bildhalten

Hieroglyphen

hinau

s

zu einer vereinfachten,

lin earen Kursiven, di e wenig bildhalte

Momente me

hr

enthält,

jedoch geläufig

e r

zu

sch

re

iben

ist

e).

Zugleich wird die Anzahl

der be

nötigten

Zeichen dadurch wese ntlich

verringert, daß aus der

Wort-

eine

Silben

sc

hrill wird.

D

er Prozeß

der

Rationalisie rung

se

tzt

sich auch noch in der

Weiter

entwicklung

der Line

ar

schrill

selbst

fort,

die

sc

hli

eßlich

nur no ch 64 s tatt e twa 90 Zeichen verwendet.

Von Kr e ta au s hat sich die Schrilt nach

Griechenland d)

und

in der Ägäis

verbreitet

und ist

von

Kolonisten

auch nach

Zypern

gebracht worden.

Ein

es der

frühesten

Zeug

nisse dieses Vorganges zeigt: Die meisten

zypris

c

hen

In sc

hrillen

s

ind

in

griechischer

S

pra

che

geschrieben. Bestimmt

e

Schwierig

keiten der Schreibung deuten jedoch darauf

hin, daß die

Schrill

ur sprünglich für eine

nichtgri

ec

hische S

prache

entworfen

worden

ist.

Die

Hethiter hab

en n eben d er übernommenen

Keilschriit

s.

Taf

el

7,

h) seit e twa 1500 v.

Chr.

ei

ne

besondere

hi e

roglypi

sche Silbensc

hriit

ausgebilde t, die

von

ähnlichem Typ ist wie

die kretische. Sie

wurde

von

den

Hethitern

als Monumentalschrill

für offizielle In

schrillen

verwendet. Ihr e e indrucksv oll en bildhalten

Zeichen

wirkten

auch auf den, der sie nicht

zu

lese n

ver mo

c

ht

e. Auch ihn e n kam di e

A

nr egu ng vielleicht von den prächtig

en

Hieroglypheninschrillen der Pharaonen, doch

s

ind die

Bildz

eichen unabhängig von den

ägyptischen ausgeformt

f,

g).

Auch zu

dieser

Schriit

hat

sich alsbald eine Kursive für

die

praktischen

Be

dürfnisse entwickelt

h).

a

Hi

e

roglyph

enschrill aus

Kreta, mittel

minoische Epoche, um

2000-1600

v . Chr.

Siegeltäfelchen). Etwa 150 verschiedene

Zeichen, neb en ideographischen - ver

mutlich auch e ine Reihe von phoneti

sch e n .

Nach Evans,

Scripta

Minoa,

Oxford 1909.

b, c

Tonschei

be

mit piktographi

sc

hen

Zeichen,

gefunden im Palast

von

Phai stos, Kreta,

ca. 1700 v. Chr. Vorder-

und

Rückseite).

Die

auf

beiden

Seiten

angebrachten Bild

zeichen

von

Menschen, Tieren

und

Gegen

s tänden sind mit Stempeln eing e drückt.

Insgesamt sind

45 verschiedene

Zeichen

zu unterscheiden, die nicht mit

der

kretischen

Schriit zusammenhängen. Die

Schrillzeichen ähneln den

hethitischen

Hieroglyphen und

waren

bisher

nicht zu

entziifern. Ne

uerdings

hat Professor

S.

Davis von der Universität Witwater

strand in Südafrika

ihren

Inhalt er

s

chlossen: eine Widmung

des Herrsche

rs

von Phai

s

tos Nokeul) , anläßlich der

Einweihung

seines

Palastes, zwischen

1700

und

1800 v.

Chr.

Die spiralförmige Inschriit

wird von außen

nach

innen

gelesen.

Nach Evans,

Scripta

Minoa, Oxford

1909.

d

Lineare In

sc

hrift aus Kreta Klasse

A),

mit einem Schillrohr im Innern einer

Tasse

aufgetragen, aus den

Hi

eroglyph

e n

a)

seit

ca. 16.

Jh.

v .

Chr. entwickelt.

Bestand

aus

ca. 90 Zeichen, also vermutlich

eine Silbenschrift.

Nach Evans, Scripta Minoa, Oxford

1909.

e Inschrift auf einer Tontafel, gefunden in

dem Palast

von

Pylos,

Westküste

Griechenlands.

In

dem

Palast wurde ein Staatsarchiv mit

über

600 Tafeln entdeckt, die

noch nicht

entziffert werden konnten.

Foto Irmgart Löffelholz .

Hethitische

Hieroglypheninschriit aus

Karkemisch am oberen

Euphrat, 9. Jh.

v .

Chr. Basaltrelief).

Bus

trophedonverlauf

der Zeilen.

Innerhalb

einer Zeile werden

die

Zeichen von oben

nach

unten

gelesen. Die Zeichen blicken

zum Zeilenanfang. Ideographische Schrift

mit phonetischen Elementen.

British

Museum ,

London.

g Hethitische

Hieroglypheninschriit

aus

Karkemisch.

British

Museum,

London.

h

Hethitische lmr

s

ive Hieroglyphen

s

chriit,

in Blei

geritzt

er Brief. Zu

sammengerollt

im

Fundament eines Hauses in Assur

gefunden, vielleicht in magischer Absicht

eingemauert.

Lineare Silbenschrill auf

einem

Tontafel

fragment,

ge

funden in Enkomi

auf

Zypern,

letztes

Viertel de s 13 .

Jh

. v. Chr.

Cyprus

Mus e

um.

~ : ~

--  

  Ostliches Mitte lme er

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

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ie ägyptischen Hieroglyphen

Wi e die Sumerer (s. Tafel 6) erfinden di e

Ägypter

schon in

ält

es ter Zeit ein pikto

graphisches Schriftsys tem . Auf

der

bekannten

Schminkpalette des Nam e r (g, a) sind

bildliehe Darstellung (die Ers chlagung des

Feind es, die Ve

rtr

ete r d er

Städt

e

unt

en)

und Schriftzeichen für die Nam en zusamm en

in eine Fläche komponiert. Die Bes tandteile

sind no ch nicht in eine bes timmte, zeile n

mäßig

e L

es

eordnung ge bracht, wie es e

in

e

Schrift erforde rt e

und

wie es sich dann in

de r R e ihung auf den Annale ntäfelchen (g, b)

be re

it

s a b

ze

ic

hn

et.

Di

e

Hi

e

rogl

y

ph

en

reprä

se

nti eren zunä chst ein bestimmt

es Wort,

vor all em

au

ch Nam en, die nicht durch ein

abb ildendes Zeichen wiedergegeben w erd en

könn en. D ie Zeichen tr eten in fes te Ve r

bindung

mit dem Lautwe

rt

und stellen

diese n na ch dem R e

bu

sprinzip auch

unabhängig von der ur sprüngliche n

Bede

utung

dar. Die

au

sgea rb e

it

ete Hiero

glyp

henschrift ist, ähnli ch wie die kr etische

oder h e thitische (s. Tafel 8), eine Silben

schrift. Doch voll zieht sie den Wand el ni cht

mit volle r Kon se qu e nz, sond ern be

hält

dan

eben stets zahllo se ide

ographi

sche

Zeichen b ei und muß ein komplizie

rt

es

Sys tem ausbilden, damit die Mitteilung en

eind eutig werd e n.

Die Bildzeichen lö

se

n sich, s

obald

sie

Schrift charakte r gew inn en, au s jeder Rücksicht

a uf Na turtreue und P e rspe

ktiv

e und liegen

umrillha t in der Fl

äc

he, man chm al in den

Ste in

ve

r

se nkt.

Es e

ntw

ic

kelt sich eine

s tereo ty pe Kon

ve

ntion, die s ich übe r di e

J ahrta use nd e hin kaum mehr veränd ert.

Dabei b ehalt

en di e Zeiche n ein e hoh e

kün

slleri sche

Prägnanz

. Das hä ngt damit

zusammen, da

ll

sie in der Regel fü r monu

m

en

tal e Ge legenh eiten, W eiheinschr iflen,

Gr

abin

sc

hrift

en, K önig s

biographi

en, o

ffi

zielle

Denkm äler ve rwe nde t wurd en,

hr e

nd

sich

für den alltägli chen Schriftve rk ehr in d er

Ve rwallung und im Geschält , der sich auf

l' apyru sblällern, Holzplatt en, Tonscherben

abspielt, handlichere

Sc

hriftfo rmen ein

h ürg ern, die sog. hie

rati

sche

und

schlielllich

die demotische Schrift 10, e und f) . S ie

entstehen ni cht mehr du rch d en M eißel

sond ern

au

s de r Rohrfeder. Die Ägypter

hab en au ch noch d en letzten Schritt ge tan:

sie h

ab

en e

in

Kon s

on

a

nten-A

l

phab

et

von

24 Buchstaben geschaffen,

oh

ne die le tzte

Konse quenz zu ziehen, ein e reine Buch

stabenschrift auszubilden.

Bild

und

Hierog ly phen bleiben für die

Ägypter immer auf e ina n

der

bezogen.

Die über 500 Schriftzeichen der a usgebildeten

Hieroglyphenschrift

er

laub en es immer

wieder, die Zeichen so au szusuchen

und

zu

kombini eren, daß sich auch

in

ihrem Bild

e twas

von

der

Mitt

e ilung

ni

ederschlägt.

Die Darstellungen

aus

dem Grab e der

nigin

Nefe

rtari

zeigen eindrücklich,

wie

die sy

mbolis

chen

Obj

ekte des Bildes

unter

den Hi erog lyphen als Schriftelemente

wieder kehren (z. B. Falk e, Scheib e, da s

Lebensze ichen in der Hand des Gottes ) 9 f).

Di

e E

ntzi

ffe

rung

der Hi

er oglyph

en, die

jahr

hund

e

rt

el

ang

als rät se

lhaft

e, okkulte Symbo le

angese hen wurden, ge

lang

dem Franz

osen

Champollion 18 22 dank ein er I nschrift, die

gleic

hlaut

e nd in gri echischen

und

ägyptisch en

Zeichen g es chrieben

war

(10 h). Solche

bilingu

en I nsch riften s

ind üb

e rhaupt die

unentb ehrlichen H elfer bei

der

Ent

schlü sse Jung

ve

rg essener Schriften und

Sprachen.

a Schminkpa le

tt

e

des

Königs Narmer

(Rückseite ), um 2750 v. Chr.

Der König er schläg t

ein

en G egn

er

. Rechts

führt

der

Gott Horus,

du rch den

Fa

lken

symbolisier t,

mit

dem de r König ide ntiscll

ist, Unt e rägypten gefangen. Unt erägyp ten

wird durch die

dort

wach

send

en

Papyr

us

st

enge 

da

rg

es

tellt. Oben zwi schen den

Gesichtern der Himmels

königin

der Natne

des Königs. G anz unt en Vertre ter b ere

it

s

unterworfene r

Städ

te

mit

ihren Namens

zeichen .

Staatlich

e

Mu

see

n, Be rlin,

Foto

Marb

urg.

b

Annal

entä felchen

de

s

König

s Horus-Dje r

über einen Empfang der Fürs

ten Ober

und

Unte räg y ptens. In d er l Zeile links

der König

in

Gestalt

de

s Horus

-Fa

l

ken,

de r d em G eschehen, da s

im Sinn

e der

Schrift von rechts nach

link

s läuft,

entgegenblickt Frühes piktographisches

Stadium der Hierog lyph enschrift.

Nach Emery , Excavations at Saqqara, 1938.

c Hie

roglypi

sc

he

s Begriffsze ichen .

a) Konkre ta : Mann , Kind, Rind, Haus;

b)

und

c) Ve

rben

: trinl{en, schlagen,

fliegen, we

in

en,

mähen,

schr eib en, hacken,

schneiden;

d)

Zeichen für Substantive

we

rden

auf ve rbale Bedeutungen

über

tragen

:

Aug

e

und

sehen, Ma nn und sitzen,

Schiff

und

fahren, Last und

trag

en;

e) Zeichen für Konkre ta werd en m e ta

phoris

ch zu r

Dar

s tellung von

Ab

strak ta

verwandt : S

onn

e für

Tag

,

Mond

für Monat ,

Stern für Stunde, BiP.n P f

ii

r

Arb

e it .

Nac

h S

oth

e,

Vom

Bilde

zum

Buc

hstaben,

Le

ipzig 19

39.

d Aus den A

nn

alen Tutmosis 111,

Neu es

Reich,

Mitt

e d

es

15. J h. v.

Chr.

Louvr

e,

Pari

s, Foto M.

Chu

ze ville.

e Sc

hreibw

eise des Namens "Ramses II",

20. Dyn as tie, 13 .

Jh

. v . Ch r.

Louvre, Paris, Foto M . Chuzeville.

Der Gott Re Harakthi

und

di e

Göttin

Amentit, mit

hi

e

roglyphi

scher In schrift.

Wandmalerei au s dem Grab d e r K öni gin

Nefertari , 19. Dynastie, 13. Jh . v. Chr.

Na ch Egypt e, Paris 1954.

g S

tatu

e ein

es

ä

gypti

schen Schreibe rs.

Louvre, Paris.

a

b

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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

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Ostliebes Mittelmeer

er

semitische Stamm

Eine

de r folg e

nr

e

ichst

en

Schriitenlwick

lunge n is t im Gebie t

der

syrisch-palästinen

s

ischen

Kl e in staaten d

es

2.

und I

Jahr

ta u

se

nd s v. Chr. gelung e n.

Hier,

im

wichtigsten

A us

taus

c

h- und Durchzug

sr

aum

der

Allen

W e

il,

d

er von

e in e r re

gsam

en,

welloiienen

Bev

ölkerung

b ew ohnt is t,

drängen

di e Be

dürfni

sse

d

es

Hand

els

und

de r

Diplomati

e zu

zahlreichen Versuch

en,

e in e

praktikabl

e

Schrill

zu Iinden . Oiienbar

ge

nüg

en

di

e

im

2.

Jahrlaus

e

nd

be

kannt

en

k eil

schriiliör

mig

en

oder

hi

e

roglyphi

sch en

Silbensc

hrift

en

mit ihren komplizi

e

rt

en

Sys

teme n, di e

aus

id

eo graphi

sc

hen und

phon

e ti schen

Elem

e

nt

en

zusammengesetzt

s

ind,

ni cht me

hr.

In de r

syrischen Stadt

Ugaril hat

man

als Unikum e in e keil sc

hriit

förmige

Sc

hrill

e

nt d

eckt, de ren Z

eic

h en

Bu chs

lab

en

darst

ell en

und

di e

dah

er

mit

ei n em vi e l spa rs

am er e

n Ze ich enschatz

a u

skommt

als di e

bis

da

hin

üblichen

Sc

hrill

e n. Di e Tend enz gehl

zur

Ve re in

fachung hin

. U

nd

es

tau chen

imm

e r neu e

Vers

u che v

on

Bu ch s

tab

en-, ge

na u

er

Konsonal

en

schriil

en

auf, die

s

tatt

e

twa

80

nur

me

hr

20

 

0 Zeichen b enö

tig

e n

und

damit w

es e

ntlich h a ndliche r sind. Es ge

nügt

s

ogar, nur

di e

Konsonant

en

zu

sc

hr

e iben,

da

diese e

nt

sche id e nd für die semitischen

Sprachformen s in d.

Viel

sp ä te r

lügt

man

Hili

sze ichen

iür die Vokal

e

hinzu

.

Di

e Buchtst

ab e

n sc

hriit

en de r phönizisch

pa

s

lin

en s

ische n Stä

dt

e s

ind

natürlich

ni c

ht

ohn e die A

nr

e

gung

en d

er Hi

e r

og lyph

en und

de r Ke ilsc

hrill

e n de

nkba

r. Die Sc

hr

eib

täielchen vo n de r

Halbinsel

Si nal (a)

sind

vielle

icht Zeugen

iür

di e Ve

rmittlung

de r Hi er o

glyph

e n. Doch

ist

de r E

nt

s te

hungs

proze ll noch in h

istor

isch

es

Dunkel

gehüllt.

Die

bew

e

glichen Phönizier

h

ab e

n

ih r

e

so

prakti

sche und all en S

pr ac

he n le icht

anschmi

egs

am

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rill auf ih r

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Hand

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wegen

in

a lle H

imm

e l

sr

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htung

en

getrag

en .

Sie wa nd

e

rt

e

nicht nur in

d

ie ph

önizi

sche

n

Koloni

e n

( ) und

de re n Einilullg e

bi

e te (g, i),

s

on d

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rn

tr i

eb

in

d

er aramäisch

en

und

in

d

er

gr iechi

schen

Versio

n

zw

ei

c

htig

e

Zw

eig e ,

di e s ich schlie llli ch üb e r grolle Teile der Erde

ve

rb r

e

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e te n.

K

.. . Barrakab

von

<

Wandrelie

f d

es omgs

·

um

Sendschirli mit

aramäisch

e r

T n schn

'

750

v. Chr.

.. . . Sc

hr

eiber-

Vor

dem thronend en

Komg

e1n

Vorderasiatisches Museum, Berlin,

Fo to Marburg.

.

snoe

e Kanaanäische Inschrift, gefunden

1

n

a

In

sc

hrift

en

aui

ein em Stei

ntäf

elch en

aus

dem

S

inai

-Gebi

e t,

Vord

e r-

und

Rückseit

e ,

um

1500 v.

Chr. Vorderseite links:

Darleh

en wird

gezahlt im Tempel der

Baclal sechs Teile von Hundert".

Rückse

ite

rechts : .,Dieses

ist

der Zins :

sec

h

s"

.

In

de r

Nähe

e

in

es

Tempels

der

Göttin Bacl

a t

gefunden. Wahrscheinlich

von

Semi ten ,

die

di e

Bergwerk

e auf de r

Halbinsel Sinai

ausbeuteten.

Nach

Grimme, Alt s in

ai

ti sch e

Forschungen.

b In schriften auf Tonscherben

aus

Samaria.

9.

 

8. Jh. v . C

hr

.

Kursive Sc

hriitl

y pe. Nach

Driver, Semitic

Writing,

London

1954.

c

P h ö n i z i s ~ h e

In sc

hriil aui dem Sarkophag

d

es Komgs Esmunza

ri

von

S

idon

4.

Jh.

V . Chr. '

Mit

de r B

eschwörung

da s G

rab un v

e r

se

hrt

zu la ss en, da

es

k ein e Schätze e nthalte

und

de r

König gut mit

den

Göttern

steh e

die den Fr

ev

ler b

es

trafen

würden.

'

Nac

h C

orpus

In

sc riptionum Semiticarum

Pari

s 1881. '

g

h

bei

J e

rusal

e

m, um

700

v. Chr.

. ·

di

scne

JI

Bericht

vom Durchstich eines unt

e

ru

die

t

d

.

Tendenz,

Kanals.

Be me rken

sw e

r

..

•e

au

s-

nach links

ge

hend

en

Schalte lang

zuziehen.

1

ts

Foto Casse Nationale des

MonnmeJ

Historiques.

. . · t

Weihe-

N e

opunischer Vohvstem

m•

inschriit, Karthago

.

Foto

An

dr

e

Vigneau,

Ed

.,Te

l".

. _

· Kerarnli<-

Ib

e

rische In schrift aui

em em

F

ragment, um

400

v.

C

hr.

. isch-

. · · l h der phon•z

1

D1 e

Schnft

1st v ermut

IC .

Jbinse

punisc

h en e

nt l

e

hnt; die Iben sc

h e a .

I te r

esse

n

gehörte

zum

karthagi

sc

h en n .. . ische

gebiet.

Di

e

Schrift läuft wie di

e

pho»IZ

na

ch links.

y

0

rl<

Nach Diringer, Th

e

Alphabet,

NeW

1948.

. .

schrill,

Sabäisch-himyarilische

Stemm

Südwestarabien.

· u s

clt

e

Seit dem

3.- 2.

Jh.

v. Chr.

Südsernl

Schrift mit teilweiser Anlehnung an

phönizische

Formen.

Monumentaler

Charakter.

Louvre Paris

Foto

M. ChuzeviJle.

gs

' ' .

Tuare

'

Brie f e in e r F rau vom S tamm de J

Nordairika.

·r

agh

 

Di

e

no

ch heule

gebräuchlich

e ,.Tl

~ i e r n

genannte

Sc

hrill

ist

von de n_ N

UJUI

Scltriil

üb e rliefe

rt

und

von

d

er

pumschen

(i)

abgel

e

itet.

. de

Nach

Co

h e n, La grande in venh_on

958

.

l'

ec ritur

e e t

SO ll evolulion, Pan

s

1

k

Äthiopi

sche

Hand

sc

hrift.

und

Au s

der sa

bäischen (h) n t w i

c k e l l ~ t

vo

n

den

Arabern importi

e

rt

e

S e i H ~ j)Uß

Wird je

do

ch u

nt e

r

gr iechi sc

h em

en

rechtsläufig

geschrieben. Ih re

Forme

n

gleichen no

ch denen de l

Ze it.

Bibliotheque Nationale, Pari

s .

  2

Ostli ch

es Mittelme

er

Aramäische Tochterschriften

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 26/67

Im

9.

und

8. J a

hrh

. v .

Chr.

geh en e

in

e r

nach

de m

and

e re n di e

zahlr

e ichen Kle in s taaten

de r A ra m

äe

r im

No

rd en

Sy

r ie

ns im Assy

re r

Reich

unt

e r. Die De

portation groß

er

Be

völk

e

rung

s teil e b

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irkt z

wa

r d i e

militä ri sche E

ntma

c

htung

, v e

rbr

e

it

e t zugl eich

je d

oc

h die

ara mäi

sche S

pra

che

und

Buc

h

s ta bensc

hrift

(vgl.

Taf

e l

11)

im

ganz

e n

Ass

yr

e rl and. Ube r e in Jah r

tau

se

nd

hin

e

ntf

a

lt

e t sie sich

vo

m

Mitt

e lm

ee

r

bi

s n

ac

h

Indie n a ls

Hand

els-

und

V

er

k e

hrss

pra

ch e.

Auch di e

Jud

e n ge

brau

che n sie nebe n dem

Heb rä ische n ; Te ile des

Ne

uen

Tes

ta me

nt

s

s

ind

ur

sprUngli eh

in ihr abg

e fa flt ge

wese

n.

D

as

aramäische A lph a be t di e

nt

bi s nach

Ze

ntrala

sie n als G

rundl

a ge za

hlr

eich

er

N

ation

al

sc

hri fte n wie de r he

br äisc

he n

Qu

a

drat

schril l (c). de r a ra bi schen (e- h), der

sy

ri schen (d) , de r persischen (v

on

de r die

a rm eni sche a bs ta mmt), de r

uiguri

schen (k)

und mongolische n (I), de r indische n (T

ai

el15) .

Le tzte re ha t selb e r wied

er

e in e Füll e

vo

n

Va

riant

e n he r

vo rg

e

br

ac

ht.

In wachse nd em Mall e

ve

rbinde n sich Sch rill

und Re ligion :

Jud

e ntum, Chri s te

ntum

und

Is lam lege n

ihr

e Le

hr

e n

in

heilige n B üche rn

nie de r (i) , a n de re n Fass

ung

kein TUpi elche n

ve

rä nd

er

t we rd en darf. Das Buch w

ird zum

kulti

sche n Gegens

tand

. M

it

de r L e

hr

e

ver b re it e n die Re ligi one n au ch di e Schrill,

in de r sie les tg e ha

lt

en s

ind

,

wo

be i oftma ls

ä

lt

e re e

inh

eimi sche C

har

a kt

ere verdrängt

we

rde n. So di e

nt

he

ut

e die a

ra

bi sche Sc

hrill

ni cht

nur

iür die a ra bische S

pra

che, s

ond

e rn

a uch für

zahlr

eiche a nd e re S

pr

ache n

moh

a mm e dani scher Völ ke r,

wob

e i gelege

ntli

ch

für e ige ntü m liche Spra chl aut e neue Ze iche n

e rfunden we rd e n mulll en . M it de r Schrill,

die ihn e n ei ne

Hochr

e

ligion

bringt, we rd e n

di e

lk e r a uch in d en

kultur

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e in e r üb e

rn

a

ti

o

nal

en

Ge

me in

sc

ha ft e

inb

e

zo ge n un d in ihr e n eig e nen schöpfer ische n

Leis tunge n a ng e regt.

a

Pap

y ru s fragm e

nt

e mit he

bräi

scher Schrift,

ge

fund

en

in

e

iner

hl

e b e

im

To ten M

ee

r.

F

oto As

sociat

ed

Pr

ess.

b

Kon se rvi

e

rung

e in

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de r s ieben Schrift

roll

e n

vom Toten

M

ee

r.

F

oto

Ass

ociat

ed Press.

c Lede rfr a

gm

e

nt

e

mit

he

br

äische r Sc

hrift,

ge funden

in

e ine r Höhl e beim

Tot

e n M

ee

r.

Ve

rmutlich e in

es

de r ä

lt es

te n Bibel

manu

s l<ripte .

Fo to Ass ocia te d Press .

d Ma

nuskript

in

sy

risch er Sc

hrift

(jak

o

biti

sche r

Ty

p).

Von den

sy

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hr

is ten de r e rs

ten

Ja

hrhund

e

rt

e e in e

au

s d

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ar amä ischen

Sc

hrift

e

nt

wicke

lt

e F

orm

.

F

oto

Bibliothe qu e

Nati

onal e, Pa ris.

e

Nabatäi

sche In sc

hrift au

s Pe tra, 1.Jh . n . Chr.

Die

ar

a

bisc

he n

Nabatäe

r,

di

e

von

150 v . Ch.

 

105 n. C

hr.

e

in se

lb s

tändig

es

Königr

eich bilde te n, entwicke

lt

en die

ar

a mäi sche Sc

hrill

we

it

e r. V

on ihr

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Schrift sta

mmt di

e a

ra

bi sche

ab.

Nach

Diring

er

,

Th

e A

lphab

e t,

New

Y

ork

1948 .

A

rabi

sch

es Ma

nu

s

kript in kufi

sc

hen

Le

tt

e rn.

Str e

ng

e r, monume

nt

aler Schriftchara

kt

e r

vo

rzugsweise für

De nlm1ä le r,

ab

e r

au

ch

zur

Nie de rsc

hr

if t d

es

Ko

ran

gebraucht.

Be

nannt na

ch de r m

eso potami

sche n

Stadt

Kuf a

und ihr

er H

oc

hschul e,

wo

sie w

ohl

v

on

be

rühmt

e n Ka

lligraph

e n b

es

ond

e rs

gepfl e

gt

wu rde. Se

it

dem 12 . Jh .

kommt

s ie a llmählich a

e r Ge

br

a uch.

F

oto

W

es td

e

ut

sche

Biblioth

ek,

Marburg.

g A

rabi

sch e G

rabin

sc

hrift

in kufi

sche n

Le tte rn, 445 nach

mohamm

edani sche r

Ze

itr echnung

(1067 n. Chr.).

h

N

ac

h

Faulmann, Illu

s

tri

e

rt

e G

eschi

c

ht

e

de r Sc

hrift

, \

 \f

ie n 1880.

Ko

ran-Manu

s

kript in arabisc

h e n N

es

hi

Le tt e

rn

1381-1 398.

Zugle ich

mit

de m kufischen Typ (f)

e

nt

s

tand

e n,

hat

sich die N

es

hi- Sc

hri t

sta

rk

de m

Duktus

d e r s

chr

e ib e

nd

en Hil

nd

ang epa ßl.

In

ihr e n ver schi e de ne n A us

pr

ä

gung

en s

ind

di e Meis te

rw

e

rk

e

a

rabi sc

he r K

alligraphi

e e

nt

s ta n

de

n. Als

K

onso

na n

te

n

schrif

t

wer

de n

ihr

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okali

sche

H

ili

sze ichen

in

Fo rm v

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e n

un

d

S

tri

che n b e

ig

ege

ben

.

F

ot

o

Biblioth

e

qu

e

Nation

ale , Pa ris.

l

iturgi sc

h

es

Ma

nu

sl<ript

in arm

e

ni sc

he r

Sc

hrift.

Im 5. Jh . n. Chr.

von

de m Mi ss ionar

M

es rop unte

r

Benutzung gr

iec

hi sc

h e r

F

orm en

a us dem pe rsische n

Pahlev

i

A

lphab

e t

und

da

mit

le tzt e n En

des

au s

de m A

ram

äische n

abg

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Ma ju ske ln de r e

rst

e n Ze il e

in Gest

a

lt

v

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ge

ln und

Fi sche n. Die

link

e Se

it

e

ste

llt

die Allf

ass ung

d

es

he ilig

en

Buch

es

unt

e r

göttli

ch e r

In

s

piration dar.

F

oto ßiblioth

e

que

Na

tion

a le , Par is .

M

anu

s

kript in uiguri

sche r Sc

hrift

.,Die

Wund

e r

Mohamm

eds  , 15.

Jh

.

Die

be

id e n

ob

e ren Ze il en

in

ara

b i

sc

he r

Sc

hrift

. Die

Uigur

e n sind e

in

Türk

en

voll{

Ze

ntr

a

la

s ie

ns. Ihre

Sc

hrift

ist

aus

d

er

so

gh di

sc

he n

und

letz

t

en End

es

au

s de r

a ram ä ische n e

nt

s

tand

en. Sie war

im

13.

Jh

.

di

e

Kanzl

ei

schrift der Mongol

e

nh

e

rrsc

her.

ßibli

o

th

e

qu

e

National

e ,

Pari

s,

Fot o Kun s tar chiv A

rntz

.

Manu

s

kript in mongolisc

he r Sc

hrift.

Mit

v e r

schi

e de

nen

Ergänzung

e n v on de r

uiguri

schen Schrift (k)

abg

ele

it

e t.

Fo to

W

es

td e

ut

sche

Biblioth

e k, M a

rburg

.

- • ._. ....

o. __ . - · • -   - -

_ s

.,.._ .

..

.  

t . _

 

  3

Dstliches

Mittelmeer

ebräisch

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 27/67

Sc

hon seit

de n e rst en vorchristlichen

Jahrhund

ert en

bedeuten Alphabet und

Schrift de n

Jud

e n me

hr

als

nur

e

in System

sichtbarer Ze

ichen zur Wied

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rgabe von

Gedanken

und

Sprache, denn

Gott

se

lb er

hatte sich des Wortes

und

de r Sc

hrift

be dient, um sich zu

ofienbar

e n. Schon in

der

ganz

frühen

Mystik

ist das

Alphabet

als

Medium

de r Schrift

zugleich auch Urgrund

und Ordnungsprinzip

d

er Sprache, di

e

da

s

In

s

trum

e

nt

de r

Weltschöpfung

g

ewese

n

war,

denn

dur

ch da s

ge

sprochene

und dann

geschri ebe ne Wort hat

Gott

die W e

lt

e rschaff en. Wort und Schrift

der Ofienbarung

geh en

daher

in

den

mystischen

Anschauungen

schon de r Weltschöpfung

voraus und

die

Ofienbarung, ja alles, was

s

onst in

d

er Welt

ist,

en

ts

pri

c

ht

schli eßli ch

einer

bestimmten

Ordnung

von

Konsonanten und

Vokalen

Schriftzeichen. Da s

Wort

Gottes

durfte zwar

vielfältig ge de ut e t

werd

e n,

aber niede

r

geschrieben als

Wort

ble

ibt

es ewig und

unveril

nd e rlich.

Se

it

den

ers

ten nachc

hri

s

tlichen Jahr

hund

erte

n wird

der

T

ex

t

der Heiligen

Schrift

und

auch die Schrift

se

lb

er

,

mit

de r e r

g

esc

hri

ebe

n

wird, bi

s in di e

gering

s

ten

Einzelheiten

fes

tgel

egt.

Selbst ofiensichtliche

Schreibfehle r dürfen nicht verändert

werden.

Mit

der

Einführung de r

Quadrat

schrift für

die Heilige n Schriften s te

ht

für die

Pe

ntateu

chrolle, d e r Torarolle, wie sie für

den liturgi schen Gebrauch

vorgeschrieben

ist,

auch die

Form jedes Buchs tab e

ns

fes t,

selbst

jener, die deformiert bleib en

müsse

n.

Schrift

ist den Juden aber auch

s

onst und

selbst

im

profan

e n

Gebrauch imm

e r noch

e

twa

s He

iliges gebli

e

ben. Man

hi e

lt an

de r

h

eb

räi schen Schrift fes t,

selbst

wenn

man

be re its e ine

andere

Sprache schrieb (so

z.

B.

de

ut

sch, jiddisch, Iadino, arabisch,

juden-

persisch). Die hebräischen

Lettern konnten

so

symbolhalt

für das

stehen, was

jüdisch

ist - wie

z.

B. in

einigen

Bildern Chagalls.

Diese

kon servative Tendenz

blieb

für

die

Entwicklung der hebräischen Schrift immer

bes timmend.

Tomrollen

weisen,

selbst wenn

sie

durch

Ze

it und

Raum we

it getrennt

sind,

nur geringe

Unterschiede

im

Schriftductus

und in

de r

Ge

s

talt der Buchstaben auf.

In den nichtbiblisch

en

Text

en

setzt

sich

die

Kur s

ive

nur

sehr langsam

durch, sie entsteht

aus de r schnell gesc

hriebenen

QuadratschrilL

He ilige

Texte

(Bibel,

Talmud und

Liturgie)

werden

immer

in

der

traditionellen

Quadratschrift

gesc

hrieb

e n (vgl. d

und

g).

Aus

die se r

geht

die

.,Rabbinische - oder

Masketschrift, auch

,Raschischrift

genannt,

hervor

(vgl. e),

die

schließlich

in die voll

ausg

esc

hriebene

Kursive

mündet.

Die

.,rabbinische Schrift

wird besonders

auch

bei Druc

ken von Kommentaren verwendet.

Räumlich

lassen

sich die

folgenden Grupp

en

unterscheiden: Orient,

hie rzu ge

hören

Agypten, Palästina

,

Syrien und Jemen

sowi e

Babylonien

(vgl. b

und

e); Spanien,

dessen

Schrift

seit der Vertreibung der Juden aus

Spanien im ganzen Mittelmeerraum

verbreitet

ist (vgl. g);

Italien; Deutschland,

d

esse

n

Schrift für Mittel- und Osteuropa

bes timmend ist (vgl. d und k).

Während

sich

in

der

jüdi

schen

Kunst wie

auch im Buchschmuck trotz

eines gewissen

jüdi

sc

hen Grund

stil s

meistens der

Einfluß

de r Umwelt durchsetzt

und ohne weiteres

zu

erkennen

ist,

ist dieser

Einfluß be i

der

Schrill,

sofern man ihn überhaupt erkennen

kann,

immer

ganz geringfügig: die Schrift

ist ein

Bereich,

der den fremden Umwelt

einflüssen

verschlossen bleibt.

a Brief

auf Tonscherbe (Ostrakon)

aus

Lachisch,

althebräische

Schrift

Anfang des

6. Jhs. v.

Chr.

Aus

H.

Torcziner,

Lachisch

I

b

Dedikationsinschriltder Synagoge

von

Naaran, Palästina 5 Jh.

Aus

.,Die

Kunst der Juden ,

Ner

Tamid

V e

rlag

1962,

Foto R. Wischnitzer.

c Buchstabe

in Quadratschrilt.

d

Bibelhandschrift aus einer

Rolle

für den

liturgischen Gebrauch, unvokali

s

ierte

Quadratschrilt, Niederland

e 18.

Jh.

B

es itz

A. M.

Goldberg,

Foto idem.

e

Autograph des

Mo

ses Maimonides,

sy rische

.,rabbinische Schrift

auf Papi

e r,

12.

Jh.

British Museum or

5519

B

Foto British

Museum.

Brief

des

Rabbi

Menachem Mendel von

Witebsk.

Stark ausgeschriebene Kursive,

2.

Hälfte

des

18.

Jh.

Foto

Archiv A.

M. Goldberg

.

g Blatt

aus einer llibelhandschrilt auf

Pergament, wahrscheinlich aus der

Provence,

130

Det

Kongelige Bibliotek

Kopenhagen,

Cod.

hebr.

li.

h

Rabbiner beim

schreiben.

Darmstädter Haggadah,

geschrieben

von

Rabbi

Meir aus Heidelberg, Anfang

15.

Jh.

Landesbibliothek Darmstadt,

Cod.

or

8.

k

Bibel

mit

Massora magna

et

parva,

geschrieben von Salomon ha Kohen,

132

5.

llibliotheque

Nationale, Paris, r e u V.

Massora, Deutschland, wahrscheinlich

14. Jh

.

Württembergisch

e

Landesbiblioth

e k

Stuttgart, Cod. ms.

hebr. 5

• , ~ . , i

-u-,i

==

~ ~

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·

 I

14

Ostliebes

Mittelmeer

Die arabische Schrift

,.

, - · . . .

: : : : i . 1,; J

l.:0 J •; L ~ ~ . : . · ~

: - - -

: ~ ~ · l t ~ ~ ~ - - ~ ~ ; > Ü ~

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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 28/67

Der Islam ist eine Buchreligion: die Worte

des

Propheten haben das

heilige Buch

der

Mohammedaner, den Koran, g

esc

haiien.

Aus

sei

nen

Worten gewinnen

die

Araber

die Krall, welche

sie befähigt, in ein em

beispiellos

raschen,

an

Alexanders

d. Gr.

Feldzüge gemahnenden Siegeszug, einen

groll en Teil der damaligen Welt zu erobern

und

fremd en

Völkern

den Koran und damit

die arabische Sprache und

vor

allem die

arabische

S

chrill zu bringen, die in gewisse

m

Sinn e Weltschrift wird. Vor dem Islam

benutzten die

Araber

eine

sehr

e

infach

e,

kunstlose

Ge brauchsschrifl, die

wie di e

Schrill

de r

ander

en

Semiten von rechts nach

link s Jäull; sie ist uns durch Beispiele aus

dem 6 . Jahrhundert bekannt. Bei der über

ragend e n Bedeutung, die der Koran in der

Religion w ie im Leben

überhaupt

des von

fanati schem Glaubenseifer e

rfüllt

en

Arabers

e

innahm,

e rgab sich wie von se

lbst

der

Gedanke,

dem

Buch der

Bücher

ein

seiner

hoh

e n

Würd

e e

nt

s

pr ec

he

nd es kostbares

kalligraphisches Gewand zu geben, wie ja

di e sc

hrilllieh

e Fixierung seiner

Oiienbarung

in d

en Heiligungsprozell mit

e

ingeschlossen

is t, wie z. B. di e 68. Sure di e Oberschrift

"Das Sc

hreibrohr"

trägt, mit dem hier da s

Schreibrohr gemeint ist, das die heilige n

Bücher zum e rs ten Mal niederg eschrieb e n

hat. Dazu kam da s Bilderve rbot, das auller

in Persien s. al streng befolgt wurde. Die

Rolle

der

Buchillu s

tration übernimmt die

Schrift, di e sich se lbst zum

Ornament

enl

wicke ll und dadurch die Schr e ibm eister und

die an wichtigen Plätzen e rrichte ten Schreib

schul en, die ja auller

für

den Koran, der

immer im Mittelpunkt aller kalligraphischen

Ern eue runge n steht,

auch

di e epigraphische

Schrift

und die für Gegenstände

des

Kunst

handw

e rks, de r Gebrauchswaren usw. e

nt

warfen, zu

imm

e r neu en Erfindungen

und

Cestallungen

im Schriftwese n anspornte.

Se hr bald na ch d e r Einführung de s Is lam

ri cht e

te

man da s

Augenmerk

auf di e Pflege

de r Schön schr e ibe kun st, und es ge

hört

mit

zu

de n erstaunlichsten Tal sachen in der Kunst-

und

KuHurgeschichte

der

Welt, wie

bei

A rabern, Persern, Türken, in

Hochasien,

Indien

und im sog. Maghrib,

d. h.

Nord

afrika von

der Tripolis bis Spanien

in

der

Zeit vom 7.-17. Jahrhundert eine kaum

zählbare

Vielheit

von Schri tarten mit

ihren

Verzweigungen

und

Abwandlungen entsteht,

mit einem verschwenderischen Reichtum

von

Formen, wie

sonst

in keinem

anderen

Schriftsystem. Diese grollartige Entwicklung

le

it

en

zwei Schriften ein: das

Kufi,

eine

etwas steife,

eclüge und schwerfällige

Schrift

mit

vielen Abwandlungen, vielleicht

ursprünglich

für Inschri ten

bestimmt,

die

jedoch

den Pergamenthandschriften

des

Korans vom 7. bis 10 . Jahrhundert eine

fe ie rliche Würde

verlieh

vgl. a die Schrift

auf den

Standarten;

b die einzelne Zeile

be im

Ornament;

f, l

Reih

e ; g 20.

Jahrh.,

vielleicht von

unserer

"Grotesk" beeinflulltj.

Neben

dem

Kufi entsteht aus der erwähnten

früharabischen Gebrauchsschrift das runde,

schlanke,

oft

graziöse Naskhi

oder Neschi

a u. f, 3. Re

ihe),

die

Mutter

zahlreicher

a

nder

e r Schriftarten, wie des

sehr

regel

mäßigen, schönen

Tsuluts d;

e: der berühmte

Thronvers, Sure 2 des Korans, v. 256j , u . f,

2.

Re

ihe. Das

Maghribi, die "West"schrifl,

Ieilet

sich

direkt

vom

Kufi

ab und ist, wie

es scheint, im

10.

Jahrhundert in Kaiman

(Tuni

sl

entstanden

bl. -

Wir lwnnten hier

nur

wenige

Beispiele

aus der

Uberfülle der

v

orhandenen

Schriften bringen, wollen

aber

noch das

Schikeste f,

7.

Reihel erwähnen,

eine sehr eigenwillige, ein fast unentwirr

bares Knäuel von Schriftzügen bildende

Schriftart, im 17 .Jahrhundert in I-

Ierat

Pe rsi enl

entstanden,

die an

eine

um die

\.Y

ende vom 13. zum 14 .Jahrhundert auf

komm end e byzantinische Minuskelform ,

den sog. "Fetlaugenstil",

erinnert. Ferner

sei

das Rihani

angeführt

f, Reihe 41, die

"Säbe lklingen-Schrift", weil die Buchstaben

"scharf wie Säbelklingen" abbrechen.

Schlielllich sei noch auf das schöne Eigen

produkt eine

s Schreibkünstlers in

erhabener

Sei trift

auf

einer Fayence

cl hingewiesen.

a

b

c

d

e

f

g

Die

arabische

Schriit

zerfällt in viele,

auch national bestimmte

Schriftarten:

Aus

der Nov

e

llensammlung

des persisch

en

Dichters Hariri oder

el-Hariri

(unter dem

Namen "Makaman" bekanntj,

geschrie

ben

in Nashi, Persien

1237.

Maghribi

, eine

west-arabische

Schrift.

Die Zeile mit Ornament ist geschrieben

in Kuli.

Korantext

auf Fayence 1812.

Monogramm des Sultans Abdul Medschicl

um 1850.

Korantext

in

Tsuluts

1925.

Tabelle

mit arabischen Schriftarten, di e

bis 1928 in

der Türkei benutzt wurden.

Das grundlegende Bekenntnis

zum

Islam

in Kufi (neuere Zeit).

.

. .

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.

.

d

f

i j ' ,   J . ? , : ; l l o i . I ; . ; J Ü ~ ' I J ; . .

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J , & J ~ J d @ ) } t ,

  6

Indi

e n

und Ostasien

Schriften

n

Hinterindien

und lndonesien

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 29/67

Indi sc

he Kaufleute

bringen

um Christi

Geburt

ihr e Schriftsysteme in di e Häfen Hinter

indiens. Mit de r

Verbreitung

des Buddhismu s

wird di e Pali-Schrill, in der sei ne he iligen

Sc

hrill

en geschri ebe n sind,

zur Grundlage

auch d

er

e inh eimi

sc

hen Schrillen in Birma,

Laos, Kambodscha,

während

sie in d

er

indi

sche n H e imat mit dem Buddhi smus

völlig verschwindet. Se ine e rst e Blüte auf

hint

e rindischem Boden

er

l

ebte der

Buddhi smu s im südbirmani schen Re ich de r

Mon. Von

dort

wird e r

und

mit ihm di e

Pali-Schrill nach de m Norden,

na

ch Pagan

a m I rawadi ,

ve

rpflanzt (a, b, c). Die

aus

gemeinsamen

Wurzeln

e

nt

s tamm end e n

Schrif

tt

y pen in Laos , Thailand und

Kambodscha erfa

hr

e n im Lauf

ihr

er

Geschi cht e er heb li che Diffe re nzi er ung e n

(h,

i,

k).

Auf

di e

indi

sche Sc

hrill

ge

hl woh

l

auch

de r

e le

gant

e

Duktu

s der

alt ja vanischen Kawi

-

( Dic

ht

er -) Sc

hrill zurück 1,

m), deren

ä

lt es

t

es

Zeugnis

auf

732 n.

Chr. datier

t

wird.

Im

Battak-Alphab e t

von

Zentral s

um

a

lra

(n)

sind di e Ka wi -Zeichen

ec

kig g

ewo rd

en,

vie ll eic

ht durch die

geglättete

Baumrinde

bedingt, we lche

dort als

Schreibmaterial

die nt. Die fe rn st

en

Ausw

irkung

en indonesi

sc

h

er Typen

Iinden sich auf den

Philippin

en

(o).

a A

lte

Steininschrill in Pyu-Schrift,

Südbirma.

Steinabdruck b

esor

gt vo n Prof. Dr. Karow,

Frankfurt

a. M.

b S

teinin

sc

hri l

en

auf

dem

viersprachigen

c

Pfeiler von Myacidi

, Birma,

Mille de

s

11.

Jh.

n.

Chr.

b)

Pyu-S

c

hri t, ältestes

be

kanntes Dolm

ment der

Pallava-Sc

hrift.

c)

Birmani

sche Schrill,

ältestes bekanntes

Dokume

nt

für di

ese

n Schriftlyp; auch

sie is t

aus

de r

Pallava abgeleitet.

Ste

inabdru

cke b

esor

gt

vo

n Pro . Dr. Karow,

Frankfurt

a. M.

d Magische

Figuren

e in e r Thai-Inschrill

aus

Kia

ng-Mai,

Nordthailand,

zum Schutz

de r

Stadt

b

es

timmt.

Ste

inabdruck nach Miss ion Pavie Indo

Chine

1879- 1895

von

Augus

te

Pavie,

Paris

1898,

Etudes div

e

rses

Bd.

11.

e

Birmanisch es Manuskript auf Palmblätt

e

rn

,

aus

de n Yataka-Erzählungen,

Foto Musee Guimet, Paris.

Manuskript

mit magi

sc

he n

Figuren

und

Besc

hrillung

in der

Sakral

schrift

Mul,

Kambodscha.

Foto Bibliothequ e Nationale, Paris.

g Ma

nuskript

in Thai-Sc

hrill aus

de m

Ramakie n-Epo s Thailand.

Bild links:

de r

Dämon

raubt di

e

Prinzessin.

Bild recht s:

die

Affen bekämpf

en

den

Dämon.

Foto

Bibliotheque National

e ,

Pari

s.

h A

nfang

de r

Erzählung von

de n "Zwölf

Mädchen"

k in h) laotischer, i) kambodschanischer,

k) thailändische r Sprache

und Schrift.

Aus

Mission Pavie Indo-Chin

e

11 79

-

189

5,

Etudes div

e rs

es

I

von Auguste Pavi

e ,

Paris 1898.

Manuskript in

javanisch

e r Schrill aus d

em

Ra

ma ya na-Epos.

Foto Musee de l'Homme,

Pari

s.

m

Manuskript in javani sc

h er

Schrift und

balin

esisc

her

Sprache

auf Palmbl

ä

tt

e r.

F

oto Biblioth

e

que National

e,

Pari

s.

n

Manu

s

kript

in Battak-Schrift

auf

g e

glält €·

te r

Baumrinde, Zentralsumalra.

Foto

Mus ee

de

I'Homm

e ,

Paris

.

o Inschrift

auf

Bambus in Buhil-Scluill,

Philippinen. Foto

Muse

e de

l'Homm

e ,

Pari

s.

Sche

mati sc

he

Dar

s te

llung auf

dem

Tex

t

s tr eifen de r

Tafel:

Entwicklung

der

Schriften in

Südindien,

Ceylon,

Hint

e

rindien und Indones

ien.

d

f

  7 Indien und Ostasien

Die

chinesischen Schriftzeichen

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 30/67

Die Bedeutung

des

chinesischen Schrift

zeichens (tze :t ür

die

gesamte

ost-asiatische Kultur ist außerordentlich.

Es ist

nicht nur Mitteilungsträger, sondern

darüber hinaus, da es jeweils ganze Worte,

Begriffe wiedergibt, besitzt

es vom

Inhalt,

wie aber

auch

von seiner

Form her

philosophische und künstlerische Aussage,

gleichnis- und bildhaft.

Darum wird

auch

das

Schreiben

und das Geschriebene

in

Ostasien so hoch geschätzt. Hand

geschriebene

Gedichte zu Neujahr

und

zu

Familienereignissen sind seit alters wertvolle

Geschenke. Zahlreiche Gegenstände von

Eßstäbchen,

über

Schwerter,

Vasen

bis

zu

Felsen in

der Landschaft werden

mit

Schriftzeichen

versehen.

Und

die häufig

berichtete

Tatsache,

daß es in jeder Stadt

und in jedem

Dorf in

China eine

sog.

.,Pagode

des Mitleidens mit den Schrift

zeichen Hsi

tze

T'a gegeben

hat,

in der

jedes

beschriebene

Stück

Papier

verbrannt wurde, damit es

nicht ehrfurchtlos

umkomme, unterstreicht dies anekdotisch

.

Das chinesische Schriftzeichen hat als

Bildzeichen

wie

ideographischen

so

auch

piktographischen

Charakter, doch

ist es

seit

dem

Abschluß

seiner

Entwicklung schon

längst kein abbildendes Zeichen mehr,

sondern konzentriert und stilisiert das

Wiederzugebende auf das

Wesentliche.

Inwieweit es in seinen Uranfängen genaues

Abbild war, ist noch nicht festzustellen,

da

es

dafür

bis jetzt keine Belege gibt.

Die

ersten überlieferten

Zeichen

sind

die

Zeichen auf den sogenannten Orakelknochen

(Chia Ku

W en

ft.:l. )

us der Shang-

oder

Yin-Dynastie

1766-1122

v.

Chr.,

revidie rte Chronologie 1523-1028 v.

Chr.

a

Schriftzeichen auf

Orakelknochen

(Abreibung)

aus den Funden von Anyang,

nach The

Yin-Shang-Site

at Anyang,

Nanldng

1946.

Tierknochen

und

Schildkrötenschalen

werden angebohrt

und

dann über Feuer

gehalten

bis

sich Risse

zeigen. Diese

wurden dann von Orakelkundigen zu

Zeichen formiert

und gelesen.

Noch nahe

dem Gegenständlichen zeigten diese

Zeichen bereits eine abstrahierte, lineare

Konstruktion, bedingt

auch durch

die

vorgegebenen Risse. Deutlich erkennbar

ist das zweite

Zeichen rechts unten

auf

der Abreibung

als

Mond .}j aus dem

später

das

seine Grundstruktur

bei

behaltende Regelzeichen für Mond

}j

(yüeh)

wurde.

b

Zwei Gedichte

in Orakelknochen-Zeichen

von Yeh Yü-seng, zeitgenössischer

Schreibmeister,

Maler und

Dichter (nach

Chiang Yee, Chinese Calligraphy,

London

1938/54 .

Die

moderne Niederschrift zeigt

deutlich

die

lineare Wiedergabe von

Bildern

wie

im Aufriß, besonders deutlich

ist es bei

dem 5

Zeichen

der 3.

Zeile

von oben,

dem

Tiger. Yeh Yü-seng benutzte

die

Orakelzeichen

als ihm

gemäße künst

lerische Form

ohne

zu

historisieren, da

im

Fernen Ostenjede einmal gefundene

Form

ständig

gegenwärtig

ist und benutzt

wird,

auch, sollte

sie

eine Zeitlang

vergessen sein, wieder hervorgeholt

werden

kann,

ohne Nachahmung

zu

werden.

c •

Bronze-Gefäll aus der

Shang-Zeit,

nach

1-Ientze,

Bronzegerät, Kultbauten,

Religion im

ältesten China der Shang

Zeit, Antwerpen

1951.

Erhalten geblieben

als

frühe

Zeugnisse

chinesischer Schriftzeichen

sind als

nächste

Entwicklungsstufe die zahlreichen Bronze

geräte

mit

Inschriften,

meist

an

der

Innenseite.

Auf

diesem

Bronzegefäß

findet man

sie

auch außen als Ornament

verwandt in gleichmäßiger Wiederholung.

c 2

Bronze-Glocke

der Chou -Zeit 1122-255.

Musee

Guimet,

Paris.

Ebenso wie Gefäße und andere Bronze

gegenstände

z. B.

Schwerter,

gibt es

auch

Glocken

mit Textinschriften in diesen

frühen

Zeichen, die eine Weiterentwick

lung

der Knochenzeichen

darstellen.

Diese Zeichen

werden

auch Ku-wen

t i

::.

genannt, eine Bezeichnung,

die

aber auch

gelegentlich

für alle alten Schriftformen

vor den da nn folgenden Siegelzeichen

gebraucht wird, die sich vom Ku-wen

nicht

wesentlich unterscheiden,

aber

docl\

eine Synthese der verschiedenen Varianteh

darstellen. Aus der Chou-Zeit sind auch

bereits Steininschriften bekannt.

d Abreibung einer

Inschrift

auf einem

P'an-Gefäfl von der San-Familie aus der

Chou-Zeit, nach Chiang Yee,

Chinese

Calligraphy, London 1938/54.

Die vergleichsweise einfachen Zeichen

der

Orakelknochen sind

im Laufe

dieser

ersten Entwicklungen bereits durch

Kombination

und Abstraktion

vollständi

ger und zeichenhafter geworden. Wenig

später entwickelte sich daraus die sogen.

große

Siegelschrift

Ta -

chuan

7\ 1<_

Abreibung eines Ausschnittes aus einer

Steintrommel-Inschriftin

Ta-chuan,

nach Chiang Yee, Chinese Calligraphy,

London

1938/54.

Sie

zeigt eine typische

Ta-chuan,

die

die

Linien

bereits elegant gestaltet und aus

ästhetischen Gründen

kompliziert,

vielfach

durch

parallele Doppelung.

Die Stein-

trommelinschriften Sh

i-ku-w

en ;{i

R

aus der

Chou-Zeit

gelten als

die

ältesten

chinesischen

Steininschriften.

Im

Jahre 221 v.

Chr.

beseitigten die

Herrscher

des Ch'in-Reiches

die Chou

dynastie, die

sich

auf

Konfuzius

s tützte.

Der

despotische Herrscher, aber auch

Einiger Chinas, Ch'in

Shih

Huang-

Ti

und

se

in

Beamter Li

Szu

sind

nicht

nur wegen der Verbrennung konfuzia

nischer Bücher

berühmt,

sondern auch

durch die von ihnen angeordnete und

erdachte Vereinfachung der Schriftzeichen

zu

den sogenannten Kleinen

Siegelzeichen

Hsiao-Chuan,

1] . t die, in ein System

von 3000

Zeichen gebracht,

nun

vor allen Dingen durch

Schüler

und

Studenten benutzt werden

sollten.

Li Szu

wird auch

die erste Anwendung einer

Kombinationsmethode von Bildzeichen

mit phonetischen Zeichen zugeschrieben

.

(Forts. --+

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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 31/67

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1938/54).

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-Zeit,

1644- 19

12

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alligraphy, London 19

38/54

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  8 Fortsetzung 9 Indien und Ostasien

Einfluß

der chinesichen Schriftzeichen

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 32/67

Grasschrift

aus dem Chang Ts'ao-shu

das

als

Kursive des

Li-shu

zur

Han-Zeit, 206 v. - 220

n.

Chr.

entstand.

Chang bedeutet Essay und Ts'ao Gras,

aber

auch rauh,

so daß Chang Ts'ao

auch

rauhes

Essay

heißen könnte;

dies

und

auch das Ts'ao-shu, dessen Entwicklung

bis in die Wei-Zeit, 220-265 hineinreicht,

sind

weiche ,

rieselnde und ineinander

Bieilende

Schriften.

Eine

zweite

Kursiv

form

is t

das

Hsing-shu

oder

Laulende

Zeichen ~ - J - ' ,

i

e entstand fast

gleich

ze itig mit den

sogenannt

e n

Regelzeich

e n

K'ai-s

hu

. Hsing-shu zu Beginn

der W e i-Zeit

und

K'ai-shu

gegen

Ende

di ese r Period e.

Das Hsing-

s

hu ist ein

e

sogenannte

Halbkursive,

die starke

Verbindung

zum

K'ai-shu aufweist. Diese Regelschrift ist

die

am leichteste n zu identifizierende,

si e gibt

klar und

deutlich die

Strich

zahlen

an und

führt die

Formen exakt

aus. Später

kam

es zu einer gemeinsamen

Entwicklung von 1 sing-shu und K ai-shu,

so

dall fast je des K'ai-shu-Zeichen ein

korrespondierendes Hsing-shu-Zeichen

besitzt. Es

gibt

auch

and

e re

Theorien, die

behaupten,

dall K'ai-shu

sich vor

Hsing

shu

entwickelt

habe; jedenfalls

findet dies

alles in

ziemlich kurzen Zeitabständen

statt.

Im 2. nachchristlichen Jahrhundert

hatte

man

das Papier erfunden, was die

Entwicklung des Schreibens wesentlich

förderte.

b Teile

einer Autobiographie des Mönches

Huai

Su

aus

der T'ang-Zeit, 618-906,

der ein

Spezialist für

Ts'ao-shu gewesen

war, nach Chiang Yee a. a. 0.

Von

Huai

Su

wird

berichtet, dall

er ein

besonderer

Liebhaber des

Weines

gewesen und seine besten Ts'ao-shu

geschrieben habe, wenn er betrunken

gewesen. Arm geworden hatte er bald

kein

Geld

mehr Papier zu

kaufen,

so

pflanzte

er Bananenbäume um seine

Hütte,

um auf

ihre

Blätter schreiben

zu

können.

c Feng Chü-T'ieh, ein

Text von

Wang Hsi

chih,

ein

Hsing-shu-Manuskript, ge

schrieben im

4

Jh. n. Chr., nach Chiang

Yee a. a. 0. Im

Gegensatz

zu Ts'ao-shu,

das

die

einzelnen Zeichen

oft

miteinander

verbindet, stehen hier

die

Zeichen einzeln;

nur

in ihrer

Struktur

sind sie ilüssig

und

weich

geschrieben.

d Teil eines Briefes von Chung Yu von

Wei

in K'ai-shu, nach

Chiang

Yee

a.

a. 0.

Es

zeigt

den

Anfang

der K'ai-shu-Form,

die

jeden

einzelnen

Strich auszählbar

erkennen läßt und

so

für den

offiziellen

Schriftverkehr besonders geeignet war.

Auf

dieser

Form beruhen auch

die

heutigen Druckzeichen.

e

Entwicklungsbeispiele

an den Zeichen

füt

Sonne, Mond,

Tiger und bekommen

(von

rechts nach links), nach Chiang Yee a. a. 0

Dabei

ist

zu erkennen,

daß das

Zeichen

Sonne sich vom unmittelbaren

Symbol,

dem

Kreis mit

dem

konzentrierenden

Punkt, im

Laufe

der Entwicklungen

nur

wenig entfernt hat, während der

Tiger,

anfangs

noch deutlich

als Tier mit Kopf,

Beinen

und

Schwanz

erkennbar, sich abel'

dann rasch durch die lineare Abstraktion

zu

einem bloßen Gerippe verwandelte,

was durch die Drehung um 90° , d. h . durch

die Senkrechtstellung, noch

verstärkt

wird.

g Pinsel,

Reibstein und

Tusche

Das einfachste Werkzeug zum Schreiben

chinesischer Schriftzeichen. In

die Ver

tiefung

des Reibsteins wird etwas Wasser

gegeben,

während

auf

dem oberen Teil

der kleine Tuschestein

mit Hilfe

einiger

Tropfen Wasser verrieben wird. Die

Pinsel

sind aus

Bambus oder

gelacldem

Holz,

mit

Dachshaaren

in

verschiedenen

Dicl,en,

mit Stärke gehärtet oder weich.

h - k Ein

Gedicht in K'ai-shu,

Hsing-shu,

Ts'ao-shu

(von rechts nach links).

Der gleiche Text in den heute gebräuch

lichsten Schriftformen,

wie

sie täglich in

Ostasien verwandt werden, geschrieben

von Dr.

Tsung-tung Chang.

Er

zeigt den

Abkürzungsvorgang

vom Regelzeichen

bis zur vollen Kursive.

Es ist nur verständlich, daß die

bedeutende

geistige Tat

Chinas,

die Entwicklung seiner

Schriftzeichen, auch über

den

chinesischen

Sprachraum hinaus

wirkte.

Eine

ganze

Reihe

fernöstlicher Völker übernahmen

diese

Zeichen im

Ganzen oder

Elemente

daraus

oder ließen sich von ihnen zur Entwicklung

eigener Schriften

anregen.

Das

bedeutendste

Land,

das

chinesische

Schriftzeichen schon

in

sehr früher Zeit übernahm, ist Japan.

Zu welchem

Zeitpunkt

dies geschah, ist nicht

genau bekannt,

wahrscheinlich im

4 Jh.

n. Chr. Denn in chinesischen Annalen jener

Zeit

f indet

man

Berichte

über

Botschaften

japanischer Kaiser,

gerichtet

an den

chinesischen Kaiser, die chinesisch geschrieben

waren

.

Doch ist ein japanisches

Schrift

zeugnis erst aus

dem Jahr

712 n . Chr.

erhalten, das

Kojiki,

das älteste

japanische

Geschichtswerk, wenn auch nur

in

Abschriften. Die einfache

Obernahme

der

chinesischen

Zeichen genügte aber

der,

im

Gegensatz zum monosyllabischen Chinesisch,

polysyllabisch aglutinierenden

japanischen

Sprache

nicht.

Sie

benötigte Silbenzeichen,

die die grammatischen

Veränderungen

phonetisch

andeuten

konnten.

Zunächst

versuchte man es im 8. Jh.

mit

dem

Manyo

gana, das

chinesische Schriftzeichen nach

ihrem Lautwert einsetzte,

so

genannt nach

dem Manyo-shu, der ä ltesten japanischen

Liedersammlung, in der sie verwendet

wurde

.

Im 9. Jahrhundert entwickelte

man

jedoch

aus der chinesischen Grasschrift Ts'ao-shu

(japanisch So-sho) eine . ,phonographische

Silbenschrift",

das

So-gana,

später Hiragana

genannt, die

grammatische

Veränderungen

bezeichnen konnte.

Eine Schriftform, die

später für die spezifisch

japanische

Schreib

kunst von großer Bedeutung wurde.

a

1-liragana-Silbentafel

mit

Entwicklungs

beispielen dreier Silbenzeichen .

Nach

dem Nihon Bunganku

Daijiten

geschrieben von

D.

Nagaya

zeigen

sie

alle

51

Silben nach a, i, u, e, o in

der

Senluechten, und

ka, sa, ta,

na,

ha, ma,

ya,

ra, wa

in

der Waagrechten geordnet.

Die rechte

Spalte

zeigt die Entwicklung

der

Silben a, o, ki

aus

dem

chinesischen

Zeichen: an =

Friede,

yü = mit,

an, auf

und chi

wievieL

b Katakana-Silbentafel mit Entwicklungs

beispielen

dreier Silbenzeichen

Nach dem Nihon Bungaku Daijiten

geschrieben

von

D. Nagaya.

Im

9.

Jahr

hundert wurde dann aus der chinesischen

K'ai-shu

das Katakana

hinzuerfunden,

wahrscheinlich

als eine

Art

Priester

Stenografie, um

den

Schülern

das

Lesen

zu

erleichtern. Es

ist genau

wie das

Hiragana geordnet. Die Zeichen sind

eckiger

und werden heute

meist

für

Fremdwörter

gebraucht.

c Japanisches Kind

übt

Hiragana-Schreiben,

nach

D. Keene,

Living Japan, London.

Das Uben geht auf großem Papier, mit

großem Pinsel

und

wohl auch mit großem

Eifer vor

sich. In

den Schulen wurden

und werden

zumeist als

erstes

die Kana

leichen gelehrt.

Aus der

Kombination

der

Kana-Silbenzeichen mit den chinesischen

Schriftzeichen,

japanisch Kanji genannt,

entwickelte sich

die für die

japanische

Sprache

notwendige

Schreibweise.

Einen ebenfalls

großen

Einiluß

übte

China

auf die Kultur der Koreaner aus. Seit auf

dem Gebiet

des

Koreanischen

Staates

Kokuryo die Chinesen die

blühende

Kolonie Lo-Lang, 108-313 errichtet und

dem Koreanischen

Volk

die Literatur

und das Schreiben gebracht

hatten,

schrieb

man in

Korea Chinesisch.

Koreanisch blieb

als

Umgangssprache, die

sich vom Chinesischen in

Grammatik und

Syntax stark

unterschied. Auch in Korea

versuchte man

deshalb eine

phonetische

Verwendung chinesischer Zeichen

und

erfand die Idu-Schrift; nur wenig ist von

dieser Schreibweise

erhalten.

Erst

zu

Beginn der I-Dynastie,

1392-1910,

wurde

1440

ein

phonetisches Alphabet,

das

sogenannte

Han-gul erdacht, das sich

zwar vom Chinesischen unterscheidet

und

in der Konstruktion keine Ähnlichkeit

aufweist.

Doch

sind in

der linearen

Struktur

und

im

Schreibrhythmus

einige

Beziehungen sichtbar. Später gab es auch

kombinierte

Texte, Koreanische Silben

und

chinesische Zeichen, ähnlich

wie in

Japan. Der Erfindung der Koreanischen

Silbenschrift

war

1403

(als Gutenberg

3 Jahre al t war ) die Erfindung des

Druckes mit beweglichen Metall-Zeichen

vorausgegangen.

d Frühdruck in

koreanischer

Schrift mit

chinesischem Glossar, im

Besitz von

Prof.

Dr.

0 . Karow, Frankfurt.

Er läßt

deutlich

erkennen, daß

diese

Schrift aus einem

Kombinationsspiel mit

Stäbchen,

das dem

König Sejong (1419 bis

1451) zugeschrieben wird,

entstanden

ist,

der

die chinesischen Zeichenformen

wohl

nicht ganz

aus

dem Gedächtnis

bannen

konnte, was sich

vor allem auch in der

senkrechten Anordnung

ausdrückt. Eine

andere Anekdote

berichtet,

daß der

König Sejong durch den Schatten des

Fensterkreuzes

zu

seiner

Erfindung

ange

regt

wurde.

e f g Drei verschiedene koreanische

Schreib

formen, nach Hinweis von Prof.

Dr. 0.

Karow, Frankfurt.

Auch

diese

.,Stäbchenschrift"

entwickelte

rasch sich

unterscheidende

Schriftformen,

die

man als Regelschrift, Halbkursive

und Kursive bezeichnen kann.

Im Süden und

Südwesten Chinas gibt

und

gab

es

Volksgruppen,

von den Chinesen

die südlichen Barbaren genannt, noch

nicht völlig erforscht und auf einer

niederen

Kulturstufe

stehend,

die jedoch,

wenn auch unter mehr oder weniger

chinesischem Einiluß,

eigene

Schriften

entwickelt haben. Da

gibt es die

Lolo

oder Meo, die mit

den

Yao verwandt

sind,

viehzüchtende Bergbauern, ein

sogenanntes

mongolides

Altvolk mit

europidem

Einschlag, ihre Sprache, soge

nanntes

Thai-Chinesisch, soll

im Vokabu

lar mit dem Chinesischen nichts zu tun

haben, doch

sieht

man in der Schrift

eine

Beziehung zur chinesischen Kursiven.

Eine größere Gruppe

bilden

die Lolo

Völker

zusammen mit

den

Lisu, Lahu,

Akha und Moso,

viehzüchtende

Bergbauem im

Süden

Chinas, zum Teil

bis nach

Thailand

und

Hinterindien

hinein wohnend. Eigene Schriften sind

  9 Indi

en

und Osta

sien

Einfluß

der

chinesischen Schriftzeichen

--

-

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 33/67

vor

all

en

von

den Lolo

und

den

Mo

so

b e

kannt

:

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xt

mit ideographischen Symbol en,

na

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Expo

sition B. N.

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ut

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schen dem

Blau en Fluß

und

dem M ekong sie

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e ig e

nwillig

e Sc

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sich

e

rdacht

mit hie roglyphi

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hen

und

s

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kombiniert

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Gruppe n, den

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en chin

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e ti schen Zeich en abg eleit e t

word

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oder von den e

nt

s

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graphischen.

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scher Schrift mit sy llabischen Ent

sp

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hung

en, n

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rnichtet.

Bere its 1038

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durch Anr

egung des Kaisers

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cher

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chrift für di

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Amt s

sprach

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htet hatte,

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sche

Forsch

er

im

19.

Jahr

hundert

auf Res te

diese

r

untergegange

nen

Kultur: auf wenige Steininschriften

und

dann unt

er

and

erem auf eine

umfangreiche Bibliothek,

darunt

er auch

Holzdru

ck e ,

in ein

er

Stupa

b ei

Kara Khoto

am Fluß

Etsingol.

Grammatik und

Phone tik sind noch

kaum

geklärt.

Tangutische r T e

xt

aus dem H si Hsia

Reich, im Bes itz

von

Prof.

Dr

. 0. Karow.

Dies e Ze ichen sind wohl

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Dynasti

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Teile Nordchinas

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chinesi

schen Nam

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durch

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macht

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tie

in

Nordchina nahmen sie

zwar sehr ra

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an,

doch

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B

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von

Prof.

Dr. 0. Karow, Frankfurt.

Noch

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Ä

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dem Chinesischen chine

sisch nicht le

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chriftcharakter.

Die Ju

cen (ode r D s

churd

sche n)

oder Kin

,

ein tungusisches

Volk, hatte

1115 ein e

e

ig

e ne Dyna sti e

gegründ

e t, darauf die

ICitan

in Nord-China und 1126 die

(N

.

dlicbehin

es

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he S

ung-Dyna

s

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1

_

Sung) besiegt und seine Herr

s

chaft

au

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e t. 1233

wurden sie

durch .

Ds

chingi

s

Khans Nachfolger ögödillJ ceJI

vernichte t. Doch

war

die Macht der u

vor all

e m

politischer

Natur,

di

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2

Indien

und Ostasien

hinesische Schreibkunst

·,

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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 34/67

Von

de m A

ug

enblick an,

von

dem d ie

chinesischen Schriftzeichen ihre volle

Ausprägung

er

fahren hatten, also s

pät

e

s

ten

s

mit

d

em Ta-chuan,

d

er großen

Siegelschrift,

wurde

sie auch als künst

lerisches

Gestaltungselement empfunden

und benutzt. Texte, einzelne Zeichen

wurden

als

Kunstwerke

geschri

eben,

d

ere

n Bedeutung

mit

dem

Ausdruck ihrer

Form

zu

sa mmenstimmte. Ebenso liebt

man es auf

Bildern,

Texte, Gedichte,

Widmungen

zumeist, zu

schreiben und

wie selbstverständlich

verbinden sich

Schriftzeichenformen mit den Bildformen,

oft

so

gar ineinander übergehend .

Alle

Schriftformen können, einmal entstanden,

zu jeder

Zeit

angewandt

werden. Denn

man bewunder

t

die groß

en

alten Meister,

s

tudi

e rt ihre Werke, empfindet s ie nach,

ohne sie jedo ch

nachzuahm

en. Ein bedeu

tender Zwei g d er Tuschmalerei, die für

die Verbindung von Bildform und Schrift

zeichen

b

eso nd ers wichtig

ist, is t

die

Zen-Malerei, die im Zusammenhang mit

der Zen-Philosophie entsteht.

a

Zen-Pries

t

er Tan-Hsia von

Yin-t o-lo,

Tuschblatt nach

R.

He

mp

el , Zenga,

München

1960. Um 1300,

mit

einer

Aufschrift von Ch'u-shih. Oft stehen

die Schriftzeichen wie selbständig neben

den Bildmotiven,

nicht

selten von zweit

e r

Hand

geschri eben und trotzdem

verbinden

sie

sich

mit ihn

e n

wie ein

kompl ementäres Bildmotiv, auch wenn

die Figuren

fast realistis

ch gegeben sind.

b

,.Fang chang Tempel-Haupthalle",

montier tes W e rk

der

Schreibkunst von

Chang Chi-chih,

nach Bokubi, Kyoto

Der Würd

e

des Themas

e

ntsprechend sind

hier

die Zeichen feierlich und schwer.

Geschrieben im frühen

13.

Jahrhundert

(Südliche Sung-Zeit).

c

Autobiographische Notiz

d

es

be

rühmten

Ts'ao-Meisters Huai-Su, nach Bokubi,

Kyoto.

Hier sind die Schriftzeichen ganz

dynamischer, per sö nlicher Ausdruck,

unabhängig von aller Konvention.

Geschrieben im späten

8. Jh.

(T'ang

-Zeit).

Noch

stärker wird

di e

Verbindung, wenn

die Bildformen frei,

fast

abstrahierend

g

es taltet

sind.

d

Wa

sse rfall am Lu-shan von Yü Chien,

nach

Bokubi,

Kyoto

. Dem

Dunkel der

runden Bergformen werden die hier wie

Ras

ter

wirkenden Zeichen leicht

entgegengesetzt.

Auf vielfache Weise verbinden sich

Bildmotive mit den Schriftzeichen:

e Ein

Blatt

von Tseng

Yen-tung,

nach

Chiang Yee, Chinese Calligraphy, Iondon

1938/54.

Text

und figürliche

Zeichnung

wachs

en

in

e

inander

.

Die

Ze

ichen bilden

den

Raum,

in dem sie, die Figur, dahin zu

schreiten

scheint

und d

er nervös

e

Strich

der

Figur hat

etwas

zeichenähnliches.

Geschrieben

in der

Ch'ing-Dynastie,

1664- 1912.

Au ein Kakemono montiertes Werk d e r

Schreibkunst von Yüeh-chiang

Cheng

-yi n,

nach Bokubi, Kyoto.

Die

weichen aber

kräftigen

K'ai

-

shu

Zeichen

kontrastier

en harmonisch zu d

e1

·

purpurfarbenen, golddurchwirkten

Seide

de

s

Kak

e

monos.

In

der Art wurden

W e

rk

e der Schreibkunst im Zimmer

aufgehängt,

gleich den Landschafts- oder

Blumenbildern.

g Ein

Gedicht (Abreibung) von

Yang Fa,

nach Chiang Yee, a. a.

0.

Ge

schrieben

in

einer

reizvollen Mischung

von

Li-s

hu und Ku-w

e

n-Zeichen

.

h Gedicht von Hsing

T'ung

auf ein

Kakemono

(Häng

e

rolle)

montiert,

im

Besitz de s

Museums für Kunsthandwerk,

Frankfurt.

Flüssiges Ts 'ao-shu (Grasschrift),

rhythmisi

e

rt durch

di e fas t

reg

e

lmäßig

verteilten

schrägen Pinse lzüge.

Geschrieben im 16.

Jahrhund

e

rt

(Ming

-Zeit).

Bambus-Kakemono von Hsiang Sheng-mo,

Samlg. Vannotti, Lugano

.

Hier

scheinen die

Naturformen

des

Bambus

sich

in den

Ts

'ao-shu-Zeichen

fortzusetzen,

aus

ihn en emporzuwachsen

wie

selbst Naturform. Gemalt und

geschrieben im

17.

Jahrhundert.

Vielfältig sind die Möglichkeiten Schrift

und

Bildform zu

verbinden,

fast immer

wachsen

sie

zu

einer

Einheit zusammen,

nicht

so

sehr

weil

die Zeichen

bildhaft

seien,

sondern

wohl noch eher, weil die

ostasiatische

Bildform

sich dem

Zeichen

nähert, das Zeichen aber für sich

gesehen

ebenfalls

eine kün

s tlerische

Form

darstellt.

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2

Indien und Ostasien

apanische Schreibkunst

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 35/67

Ebenso wie

in

China

halle sich

in Japan

die

Schreibkunst

sehr rasch

entwickelt. Von

China natürlicherweise beeinilußl, land man

doch bald eine eigene ausgeprägte Form und

einen eigenen

Stil,

besonders nach der

Erfindung der Silbenschriiliormen, wie vor

allem des So-gana.

Selbstverständlich stehen

in

Japan ebenfalls

alle

Schrillformen zur

Verfügung und

werden auch geübt, doch die

s

pezifisch

japanische Form

der Schreibkunst ist vor

allem

die

Kursiv

e ,

das

So-Sho im

Zusammen

hang

mit

dem

So -

gana. Wie in China lieble

man

di e

Formen des Kakemono,

wie

des

Makemono, der Hängerollen, wie der

Handrollen. Aui diesen, oit meterlangen

Makemono, schrieb man nicht seilen

di e

großen

Werke japani

sc

her Literatur, mit

zahlreichen Illustrationen sie versehend, die

sich

oil eng

mit dem

Text

zu

einem

Gesamtbild verbanden.

Dall sich auch

eine

grolle Zen-Malerei entwickell halle,

ist in

dem Land, in

dem

die

Zen-Philosophie eine

so

grolle Bedeutung erlangte, selbstverständ

lich.

In japanischen Häusern, auch den

modernen,

die mit ihrer

Inneneinrichtung

so

aui

die

moderne

westliche

Innenarchitektur

gewirkt hab

e

n

findet

man

noch

häufig

di e

Tokonoma-Nische,

in der oil ein Werk der

Schreibkunsl,

japanisch

als Sho bezeichnet,

als

Kakemono hängt. Auch aui Schiebetüren,

dem

Teegerät und vielen anderen Dingen

bringt und

brachte man

Schrillzeichen an.

Und da

Japan

ein Land ist,

das lrolz höchster

industrieller Entwicklung, lrolz

allem

Chaos

der Nachkriegszeit es verslanden hat, seine

Tradition wieder

le

bendig

zu machen und

aus

der

Erstarrung

zu

befreien,

ist

es

möglich, dall die

Kunst

des Sho di e

Sc

hreiblnmsl

in Japan

wieder

be

lebt

hat.

Die modernen Sho-Meisler

knüpfen an

die

Erfahrungen besonders des

17.

Jh.

an,

sie

mit den

Erfahrungen de

s

modern

e n

Menschen bereichernd

.

a

Illustri

e

rte Sutra, die das

Leben

Buddhas

beschreibt,

nach

UNESCO-Sammlung.

Aui dieser Sutra vom vergangeneu und

gegenwärtigen Karma" aus dem

8.

Jh.

wirken die Schriftzeichen

wie

ein Sockel

zu

dem

dargestellten Geschehen.

b

Die Geschichte vom Prinzen Genji

(Genji-Monogatari) nach Moriya,

Japanische

Malerei,

Wiesbaden.

Hier geht der Text eine völlige

Ver

bindung mit

den darunter gelegten

Mustern ein

, die

rieselnden japanischen

So-sho-Zeichen

werden

zu Bildformen

und

die

zarten Ornamentformen werden

zu

Zeichen.

c Das Zeichen

Tod" geschrieben von

dem

grollen Zen-Meister Hakuin,

1865-1768, nach Bakubi, Kyolo.

Hakuin,

für die heutigen

Schreibmeister

ein wichtiger

Lehrer, schrieb

das

Zeichen

Tod"

sehr häufig;

hier versah er

es

mit

einer

Aufschriil:

.,Wenn einer dieses

durchschaut

hat,

ist

er ohne

Gefahr."

In

de r

Zen-Malerei wird

die

Verbindung

von

Schrillzeichen

und Bildform

am

deutlichst

en (Abb.).

d

Reisstampfer von Torei, 1721-1792

Tuschbild, nach

R.

Hempel, Zenga,

München

1960.

Hier

sind Gegenstand, zeichenhall

geworden,

und Zeichen fast eines.

e

Meditierender Mönch

von

Sengai, 1750

bi

s

1837 Tuschbild, nach

R.

Hempel, a. a. 0.

Der

Körper

wurde

mit

de m

Schreibduktus

gegeben,

die

überraschende Grobheit

des Pinsels

ist bewußt

und

gehört

gel egentlich zum Stil

dieser Zen-Malerei.

Pflaumenzweig und

Nachtigall

von

Ha k uin,

1685- 1768

Tuschbild, nach

R.

I-

Iempel,

a. a.

0.

Das Knorrige

als

Wesentliches

des

Pilaumenzweiges kehrt im Stil der

Ze

ichen der Aufschrill auf

di

ese

m

Blatt

e

ines

d

er bedeutendsten Meister dieser

Gattung wieder;

ganz

leicht schliellen

sich Bild und Zeichen zu

einem zusammen.

g .,Alles

ist

in

diesem

J>iad

enthalten"

-

Religiöse

Worte von

Muso

Soseki, nach

Bokubi, Kyolo.

Dies Werk der

Sho-Kunsl,

geschrieben

im frühen 13. Jh. zeigt,

dall die

elegante

ilüssige Form in

Japan

ebenso beherrscht

wurde.

h Makimono

(Handrolle)

von Sotatsu mit

einer

Aufschrill durch Koetsu,

17. Jahrhundert

nach

L'art

Japanais a

Travers

es

Siecles,

Paris 1958.

Zwei Meister

verbanden sich hier zu

einem Werk

und

die grazilen

Schrift

zeichen

der Gedichte aus dem Shin-Kokin

shu,

einer Gedichtsammlung aus dem

13. Jh. unterstreichen die Anmut der Tiere

.

Text von Gakutei

,

Musee Guimet, Paris.

Geschrieben

im frühen 19.

Jahrhundert

ist es ein gutes

Beispiel

iür die

Möglich

keit

Regelzeichen (japanisch:

Kai-sho)

mit

So-sho

zu verbinden.

Auch

lebenden Meistern stehen alle

Möglichkeiten und Stile, bis zur freien

gelösten Form, zur Verfügung.

Doch

bei

aller Freiheit vergessen sie nicht das

Grundzeichen,

nicht das Kanji:

k

Rückkehr zum

Ursprung-Kau" von

Morita

Shiryu, geschrieben

1961, nach

Sinn und Zeichen, Expos., Darmstadt

1962.

Konzentrierte

Leichtigkeit.

Oder mit den

alten Zeichen

der

chinesischen

Bronzen:

Variation einer Inschriil von Nishikawa

Yasushi

,

geschrieben 1961,

nach

Sinn

und

Zeichen

a. a.

0.

Der

l

ebendige Geist des antiken China.

Oder

die Strenge

der

Regelzeichen

Kai-sho

in

moderner, unabhängiger Gestaltung

:

m

.,Held- Goketsu" von Inoue

Yuichi,

geschrieben

1961,

nach

Sinn und

Zeichen

a. a.

0.: last monumental gewaltig.

Schreiben ist in Ostasien ein ungeheuer

wichtiger Vorgang, und die Schreibkunst

gilt als die höchste aller Künste. Doch

steht sie jedem offen, der die Zeichen

gelernt

hat.

So gibt

es in

China wie

in

Japan schon

für

die Schulkinder Unterricht

in Sho,

in

Schreibkunst

Zahlreiche

Sho-Meister leben vom Unterricht,

der

über die westliche Schönschreibstunde

hinausgehen

mull.

Und die Sho-Meister

schließen sich in

Japan

zu Gruppen

zusammen; viele Zeitschriften belassen

sich allein mit di ese r

Kunst.

 

Indien

und

Os

ta

sie n

Ostasiatische Schriften im täglichen ebrauch

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 36/67

Im Fern

en O s te n in dem Lite ratur,

Philo

sophie und Sc

hr

e ibkun st so

früh

so

ho

ch e

ntwid,e lt war

en w

urd

e

au

ch

früh

der

Druc

k erfund e n. Man s

agt

ca . 590 in

Chin a al s Blo c

kdru

ck

dann

in de r S

ung

Zeil 960- 1227 e twa 1050 fand man ber eits

di e be wegli che n Ze ichen in Ton

und

Holz.

Die bewegli che n Me

tallz

e iche n

kam

e n in

China e rs t s

pät

e r

in

der s

pät

eren

Ming

Zei

t,

1368- 1644. Di e Erfindung

der

be wegli chen Me tallze iche n bl ie b Kor ea

vorb eha lten 1403. Japan üb ern ahm de n

Blockdru ck

von

China im 8. J a

hrhund

e rt.

a Chines ischer

Setzka

s

ten

.

Er untersche

idet

sich

kaum von

einem

Se

tzka

s

ten mit Buchstaben; hier sind es

Zeichen für Ub

e

rschriften.

b Chine

sische

s Buch.

Im

alt

en Stil als Blockbuch ge

bund

en.

Daß Schriftzeichen fast

e

inprägsamer

s

ein

können al

s

bildliehe Darstellung

en

kann

man

leicht e

insehen; darum ist die

os

tasiati

sche Reklame in

der

Hauptsache

noch immer auf das Schriftzeichen

abgestellt:

c St r

e

in

Tol{yo Res

taurant-Schilder,

nach

D. Kee n

Living Japan, London.

Ihre

Zeichen we

rden

zu Bildern

und

man

lie s t im

Vorüb

e

rgehen

nicht mehr,

s

ond

e rn

denkt nur

die

ang

e geb e

nen

Begriffe Abb . .

d Straß e in Fusan, Korea, Foto M. Lindenau .

Re

klamefahnen

mit

koreani

scher Schrift

ganz

ähnlich wie in

vi

e

len andern

os tasiatischen Städte n.

Ein e hoh e

Blüt

e e rreichte

in Japan

de r

Farbholzdruck de r

dort

al s

populäre

Kunst ve rstanden, we it v e

rbreit

e

t,

ab e r

nicht so hoch ges chätzt war, doch e

inen

großen Einfluß auf den W esten ausübte .

Auch hier gibt es

di e Ve

rbindung von

Bild

und

Schriftz e iche n.

e

Porträt

des Dichte rs Kakinomoto no

Hitomaro au s de r Moronobu- Schul e

17  18. Jh. nach Sammlung Strauss

Negbauer,

Be

rlin, 1928.

Bis auf

das

Ge sicht ist

der

Dichter

aus

den Zeichen

eines

seiner berühmten

Gedichte

gebildet.

Schauspielerbild

von Tomigawa Fusanobu

18.

Jh . nach

Sammlung Strauss-Negbauer

a. a. 0 .

Die Zeichen umrahmen

das

Bild spüren

den Kontouren nach, sich ihm

so

verbindend.

g

Moderner Siegelstempel von Ikui Shikawa

nach Bokubi,

Kyoto

.

Noch

immer werden

die

alten

Zeichen

ve

rwandt.

h Moderner Buchdruck I Textausgabe

kla ss

is

cher Literatur.

Kanji

mit Hiragana-Zeichen kombiniert,

auch als Les

ungsangaben neben den

Kanji

bei besonders schwierigen Texten,

wie hier

der

Ausgabe eines

berühmten

alt en Märchens,

das T aketori-Monogatari,

des Märchens

vom

Bambussammler,

Ve

rlag Iwanami, Tokyo.

Moderner

Buchdruck II

Sachtexte

Kanji-Hiragana-Katakana

kombiniert in

horizontaler

Anordnung,

gemischt

mit

lateinisch

en Buchs

taben,

in einem Nach

schlagewe r { für Zeitungsjapanisch

Asahi-Shimbun,

Tokyo.

Der Entwurf für mod e rn gebundene

Bücher hat

sich

in letzter

Zeit

in Japan

sehr entwick

e

lt und bringt intere

s

sant

e  

s

ehr

mod e

rne eb

e

nfalls meist auf

dem

Schriftzeichen

basierende,

Lösungen.

k Mod e rn e Buch e

inband

I mit Titel in Kanji

und Kana.

Frei gestalt

e t

doch lesbar, der Titel

ima no

ningyo, Mode

rne

Puppen,

Verlag Nihon Keizai,

Shimbun-sha, Tokyo.

Mod e

rn

e r Bucheinband II

nur mit

Kanji e

ntworf

e n.

Die

streng

e

hart

e

Form der Kanji wird

hier

auf e

inen raffiniert

en

Grund

gese

tzt

;

di e

arabi

schen Ziffe rn fügen sich de m

gut

an. Es ist de r Titel e

in

e r Z e itschrift für

mod ern e Mu sik

der Ongaku

no tomo sha  

de r Mu sikfre

und

e ge se ll schaft in

Tokyo

.

  3

Mittel-

und Südamerika

ilderschriften im mexikanischen Raum

Opfer

forderten.

Aus dieser Notwendigkeit,

Die

Azteken,

die

,.parvenus ,

wie H. D. Dissei

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 37/67

Unter

den

vielen Kulturen,

die im

alten

Mexiko teils nebeneinander, teils nach

einander heranreiHen und wieder verblühten,

sind

hierzulande nur

die

Azteken

zu

einem

Begriif geworden. Sie

standen

-

wie

die

Inka

in

Peru

- am Ende einer langen

indianischen Kulturentwicklung, die durch

den

unglücklichen Aufeinanderprall zweier

gegensätzlicher

Welten ihr jähes

Ende

fand.

Das historische Gedächtnis

dieser

als

letzte

in

das fruchtbare Hochtal von Mexiko

eingewanderten , .Barbaren reichte kaum

mehr

als

einige

Jahrhundert zurück.

Die theokratischen

Kulturen

der klassischen

Zeit

sowie der formative

Geist der

vor

klassischen Stämme

lag bereits vor der

Ankunft der

Europäer

im

Nebel der

Vor

geschichte. Nur die unübersehbaren Ruinen

der kultischen Zentren, wie Teotihuacan und

Monte

Alban, widerstanden

den

zerstören

den Mächten

der

Kriege

und der

erbarrnungs

losen Natur. Für

die Azteken waren

die se

Pyramiden die Hinterlassenschaft von

Menschen

einer

der

vier vorangegangenen

Welten.

Erst die Spaten

der

Archäologen

unseres Jahrhunderts

konnten

sich in die

Zeit zurücl{graben. Wissenschaftler legten

das

Gefundene

wie Steinehen zusammen,

bis das

gewaltige

Mosaik

der alten Neuen

Welt

entstand. Schriftlose und

namenlose

Völker

erhielten behelfsmäßige Namen von

Fundplätzen und

heutigen

Provinzen. Große

Flächen

des Mosaiks sind noch unbedeckt

und manche bleiben es vielleicht auch für

immer.

Die

Grundlage

für

die

höhere

Kulturstufe in

Mesoamerika war die Kultivierung der

Maispflanze.

Mais, der zweitgrößte Ernährer

der Menschheit,

setzte

dem

unsteten

Nomadenleben der

Jäger und Sammler

ein

Ende.

Nach

den

letzten

Forschungen

geschah

diese einschneidende

Wandlung

zwischen

5000-3500 v. Chr. Das

Abbrennen und

Roden

der Wälder sowie die Zeit der Aussaat

traten in

den

Vordergrund

des

menschlichen

Denkens. Die unsichtbaren und scheinbar

launischen Kräfte

der

Natur wurden zu

abstrahierten Bildern von Agrargöttern, die

ihren

Kult und zu bestimmten Zeiten

ihre

,.die Götter zu ernähren , entwicl,elte sich

der Kalender und seine Schriftzeichen, beides

von einer

Elite geschaffen, die

den

Schamanen

und Magier

mit

seinen

Zeichen

verdrängte.

Die ältesten Monumente

mit

Schriftzeichen,

die sog. ,.Danzantes (Tänzer) sind etwa

um

das

7

Jh.

v.

Chr. von einem uns unbekannt

gebliebenen Volk

mit

Steinwerkzeugen

in Stein geschnitten worden. Stilistisch

weisen

die Bilder von

Monte Alban

I zur

olmekischen, auch La-Yenta-Kultur genannt,

an der

Golfküste

hin.

In diesem subtropischen

Gebiet

fand sich das

bisher älteste

entzifferte

Datum, das nach

unserer

Zeitrechnung dem

Jahr

31

v. Chr. entspricht. Das Volk, das

es

hinterließ,

verschwand; nicht aber seine

Errungenschaften.

Kalender und Schrift

sowie

Teile

ihrer

religiösen

Vorstellungen

lebten bei anderen Völkern

weiter,

die

ständig versudllen,

das

Gegebene zu ver

bessern.

Sowohl

im Kalender

wie

auch in

der

Schrift

erwiesen

sich die

Maya-Indianer

als die Erfolgreichsten. (Siehe

nebenstehende

Tafel) . Die mexikanischen Völkerschaften,

Zapoteken, Totonaken, Tolteken, Mixteken

und

zuletzt

die Azteken,

konnten

sich niemals

in

ihren

Schriftzeichen ganz vom

Natur

Vorbild

lösen.

Aus älterer

Zeit zeigen

Steinmonumente

meist mythische

oder

halbmythische Bilder

folgen. Sie sind unmittelbare

Vorläufer

- vielleicht

auch Zeitgenossen

-

längst

verwitterter

Bilderschriften.

Aus

der

mixtekischen Kultur sind die

schönsten Faltbücher erhalten geblieben, die

uns

nahezu lückenlos bis in

das

7

Jh.

zurückführen

und

die

Genealogien ihrer

Herrscherhäuser

aufzeichnen. Noch

weiter

zurück verlieren sich die

Uberlieferungen

dieser sowohl

künstlerisch

als auch

kriege

risch so

begabten Bergbauern im

Mythischen

und berichten

von

halbgöttlichen Vorfahren,

die bei

Apoala aus

einer Höhle, in einer

anderen Schrift ist es ein Baum, in die Welt

traten

und das Volk

der Mixteken

zeugten.

hoff sie so treffend bezeichnet, übernahmen

Form und Technik der mixtekischen Bilder

schriften.

Als

arme und nur geduldete kleine

Stammesgruppen wanderten sie

in die

Mesa Central

ein. Sie waren

wie

junger

Wein in alten Schläuchen, und sie verstanden

es,

im Laufe von weniger

als

200 Jahren

teils mit Diplomatie,

teils

mit

Gewalt

fast

alle mexikanischen Völker

unter ihre

Tributhherrschaft

zu bekommen. Die ,.Schrift

wird damit

erstmalig im alten Mexiko in

den

Dienst

der Wirtschaft gestellt, ein

Vorgang, der

sich

in der

,.Alten

Welt

bereits 3000 Jahre v. Chr. vollzog.

Was

bei

den

Bilderschriften

der Mixteken

noch einer

religiösen Partitur,

in schillernden

Farben und

sensiblen,

streng gehaltenen

Formen glich,

zeigt

sich bei

den Azteken

meist

nur

als

eine unkünstlerische Paraphrase.

a, c

Stelen

in

Monte Alban

mit ältesten Schriftzeichen,

um

500 v. Chr.,

wahrscheinlich Kalenderberechnungen.

b, d

Stelen

aus der

klassischen Periode,

500-1000

n. Chr.

Im

Hintergrund Tempelpyramiden.

e Abstammung ausgedruckt durch Fuß

stapfen: , .vier Krokodile Sohn von

,.acht

Hirsch-Tigerklaue und

, .dreizehn

Schlange-Blum

enschlange

(beachte die Zahl der Kugeln).

Häuptling ,.Neunhaus zieht in den Krieg

und

macht

Gefangene.

g Indianische Bilderhandschrift, um

1500.

Der

Eroberer

Cortes

wird mit

Geschenken

empfangen

.

Beischriften

in

aztekischer

Sprache mit

lat

einischen Lettern.

( l

b

d

L

24 Mittel-

und Südamerika

Die Schrift

der

Maya Völker

Fast

2

Millionen Maya-Indianer leben

heute

Dresdener Codex an der Spitze . Seine

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 38/67

noch in

den Republiken

von

Mexiko

(Yucatan, Chiapas),

Guatemala,

in

den

westlich en Teilen von Honduras und

EI Salvador. Ihre Vorfahren waren die

Träger der blühendsten Hochkultur der

Neuen Weil . Seit Jahrhunderten aber

jiegen die

groß

en kultischen Städte der

kla ssischen Zeit (292- 909 n. Chr.) verlassen

in den

unb ewohnten und

schwer

zugänglichen

Regenwäldern von Peten und Chiapas und

si nd

üb

e

rwuch

ert von der gierigen Vegetation

d

es

tropis chen D sc

hungels.

A

rchitektur

, Bild und

Schriftmonumente

s tanden ganz im Di e

nst

theokratischer

Priester-Fürste

n, de r von

ihn

en geprägten

Religion

und

ihr es le

ben

snotwe

ndigen

Kalenders, der an Genauigkeit so gar unse ren

heutigen übe rtraf.

Di

ese

Leute ve

r

wen

den bes

timmt

e Zeichen

oder Buchstaben,

mit

denen

sie

in ihr en

Büchern die

alle

Geschichte

und ihre

Lehren

niederschrieben. Durch di

ese

Lettern sow ie

Zeichnungen und bes timmte F

igur

en ver

s tehen sie die Geschi chte und könn en sie

auch and ere n ve rsländlich machen und lehre iL

Wir fanden e ine grolle A

nzahl

di ese r Bücher,

und

als sie nichts e

nthi

e

lt

en, was nicht den

Abergla

ub

en

und die

Lüg en d

es Teufels

zeigte, ve

rbr

annt

en

wir alle,

zum

großen

Bedauern und Leid die

se

r Leute."

Als Rechtf e rtigung se iner Ausschre itungen

schrieb d er nad1 S

panien

zurü

c

kb

e

ord

e

rt

e

Bischof Diego de Landa 1556 diese Zeilen

in se iner Rel

acion

de

la

s cosas de

Yucatan .

Di

e

Menschen

der

.,Alten

W e

lt ,

die im

Angesicht der dü stere n Dome

und

unt er der

Be

drohung

der fanatischen Inqui sition

heranw uch

se

n,

konnten

den

ung ehe ur

en

Sch

aden

, den die

Bücherverbrennungen und

da s Zers tö rungswerk der

gläubigen

Missionar e

anrichteten, wohl

kaum e rm

esse

n.

Von

der

grollen

A

nzahl Maya-Bücher

e

nt

gingen nur drei d em z erstürende n Klima

der Tropen oder den Flammen der Inquisition

und

fanden ihr en Weg nach Europa. Als

Dok ument, wie als Kunstwerk steht der

Hie roglyphen

berechnen die Umlaufzeit des

Plan eten

Venus,

der durch

seine

doppelte

Funktion

sowohl al

s Morgenstern

wie

auch

als

Abendstern

in

der

altamerikanischen

Religion

eine

wesentliche Rolle spielte.

Wie

wichtig

der

Venus-Umlauf

iür den

Sonnen

Kalender

ist,

ergibt

sich durch

Multiplikation:

8 Sonnenjahre

365

X 8 2920) ergeben

genau 5 Venusjahre (584 X 5 2920). Damit

erreic

ht en die hervorragenden Mathematiker

und Astronomen eine all e

8

Jahre wirksame

Kontrolle

ihres Sonnenkal

enders.

Neben

d

iese

n

beiden

Kal e

ndern

finden sich

aui den

Stelen

noch luneare

Ber

echnungen

sowie

.,die

Zählung

der

Tage

Tzolkin, e ine iür

den

Bauern gebräuchliche Zeitrechnung mit

dem Jahr zu 260 Tagen. Die Kalender

hieroglyphen, e twa ein Drittel der bekannten

Schriitzeidlen, sind bereits seit Jahrzehnten

entschlü sse lt. Sie Iinden sich an vi elen

Tempeln

und Treppen, sind eingeritzt in

Stelen, d en .,Zeitmesse

rn

der Maya, oder

auf lmltische

Geiäße

gemalt . So begegnet

uns in diese r

allen

und

gel

ehrten

Kultur

- di e unabhängig v

on

den Indern

die

abstrakte Zi i e r Null

anwandt

e

und

für die

es

kein

auch noch so

weit

zurückli e

gendes

Datum gab, das nicht berechnet und

nieder

geschrieben werden konnte - e ine zeitliche

Se

qu

enz, die

von

292-909 n. Chr. lückenlos

is

t.

Wir wissen von dieser Kultur

das

WANN

aber wir wissen nicht WER und

WARUM.

'

Wir ke

nn

en nicht eine historische Persönlich

ke

it aus di

ese

r Z eit,

keinen der

alten

Namen

ihrer ver

la

ssenen

Städte,

noch

wissen wir

wie

sie

sich se lbst nannten. '

I 'ast

1000 b

eschrift

e te

Stelen,

geschnitten

mit Feuerstein-

oder

Obsidianm

esse

rn, zeigen

Pries ter bei der

Ausübung ihres

Kultes,

begl eitend e Hi

ero

glyphen geb en die Zeit

wieder.

Tr

epp en und Wandtalein wollen mit

ihr

en Bild-

und Sc

hrillzeichen zu u

ns

reden,

allein

w

ir

verstehen sie nicht, vie lleicht noch

nicht; denn die be r

ed

tste K ultur

im

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A

merika

so

llt

e auch zu ein

er der

sc

hw

eig

s

amsten werden

.

Was

uns bleibt,

ist

d

as

Staunen vo r ihr er ar tistisc

hen

wie wisse n

schaftlichen Leistung. Was bleibt, ist

das

Bild

in ihrer

Schrift das

nie leeres

Gebilde ist,

sondern mit

a ~ d e r e n

Zeichen sich zu einem

· ·

gster

elbständigen Kunstwerk formt. In JUn ·

Zeit verkündeten

drei

junge sowjetische

Mathematiker die

Entzifferung

der Maya-

Schrift

mit

Hilie einer elektronischen .. te

Reche

nmaschine. In

40stündiger Arbeit Jos

das Elektronengehirn

die

Aufgabe, von

so mancher

Wissenschaltier träumte und

tur

die die

gesamte Bevölkerung der

Erde mehrere

tau se

nd Jahre benötigt

hätte. Mit

der Ent

zifferung all e in aber ist es noch nicht getan.

Archäologen

und Historil•er müssen nun.

versuchen, der entzifferten Sprache

Wie

der

sowjetische

Gelehrte Soboljew

s ag t -

.,ihre

ursprüngliche

Seele zu geben.

.

TiJ<al,

a Vorder- und

Rückseite

von Stele Ill

Guat

emala,

mit

ältestem

Maya-Da

tum:

8. 12. 14. 8. 15

6 Juli 292 n. Chr.).

b Stele in Honduras aus 782.

c

Zwei ganziigurige

Initialen an der

S p ~ t z e r

von Glyphenserien s tellen Periodentrage '

672 dar.

d

Todesgott und

junger Maisgott l

Detail

Dresdener Codex

,

12.

Jahrhunder

(5mal ve rgrößert). .

e Markierstein mit Ballspieler, 580 n. Chi·

f Farbig bemalte Schale mit Pri

es

teri igur.

g

Kopfzahlen

mit W erten v

on

0-

19,

auch

Punkte und

Balk

en wurden

verwendet:

. = eins, . . . = dre i, - = fünf,

·· siebzehn.

h

Datumsglyph

en aus Stuclc

Türbalken

mit

liegend e r Figur

und

Datums

glyph

en.

'  

h

  5 Mittel-

und Südamerika

aterial

und Werkzeug

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 39/67

123 verschiedene Sprachfamilien, durch

keine verwandtschaltliehen Bande miteinander

verknüpft, sind uns von den Menschen

bekannt,

die

ein

hislorischer

Irrtum

mit dem

Sammelnamen

Indianer

bedachte. Gegen

Ende

der lelzlen

Eiszeit

vor etwa 15 000

bis

25 000 Jahren

kamen

in

kleinen Gruppen

die Einwanderer von Asien über die Bering

stralle

nach

der Neuen Welt herüber.

Aus

den Minderheiten der

frühen

Jäger und

Sammler si nd grolle Stämme

und Völker

herangewachs en. Aber nur wenigen war die

Enlwicldung zu

einer

I-Iochkullur

beschieden

.

Abhängig von

klimatisch en und geographi

schen B

ed ingung

en entstanden

drei

grolle

Kullurzenlren: im heutigen Mexiko, mit

der

aztekischen Kullur in der Ietzleu Phase, und

e

twa

s weiter südlich die

Kultur

der

Maya.

Die

drill

e I-Iochkullur

bild

ete sich im

zentral

en

Andenraum

und

sollte ihren Abschlull mit

dem gewalligen Imp er ium

der

Inka

haben.

Doch di

ese

gesellschaillich so erfolgreiche

Kullur

kannte keine Schrift. Ihre Auf

zeichnungen si nd

in den Gehirnen der

Quipucamaycoc, den Bewahrern von

Knotenschnüren , festgehallen und von

Genera lion zu Generalion mündlich weiter

gegeben worden. Die farbigen Schnüre

(Quipu)

mit den

eing eknüpften Knoten

dienten

den

slaallichen Beamt

en

als

Ge

dank

ens lülze,

ohne

das

begleitende

Wort

sind sie ein lebloser Gegenstand, wie

der

Knopf im Tasch

en

tuch, der un s an etwas

erinnern

so

llte.

Die

Maya, wie auc

h

die

m

ex ikanischen

Völker, Olmeken, Zapoteken, Tolteken,

Mixteken und zuletzt die Azteken, kannten

das

geschriebene Wort. Es fand sich in Fels

geritzt,

in

Stein

gehauen, gebrannt

in Ton

und gernaH auf

Fres

ken.

Aus

späterer

Zeit

si

nd

met erlange Fallbücher

erhallen,

die

aus

Wildleder oder dem

amatl

auch quauha

mall

genannt,

dem mexikanischen Pflanzen

papi

er bestehen. Auf gekalktem Untergrund

sind mit feinen Pinselstrichen geschichlliche

wie

religiöse

Vorgänge und Ideen festgehal

ten.

Namen und Jahresglyphen begleiten

die

Personen

und nicht se lt en wird auch die

Abs

tammung

der Darg es leiHen

ebenfalls

aufgezeichnet. Die Namensglyphen sind eine

Kombination

von 20 Zeichen

mit

13 Ziffern,

die gleichen

des

mexikanischen Kalenders,

denn der

Tag der

Geburt ist

zugleich der

Name

für das ganze Leben. Die zarten Farben

in den Bilderschriften spielten eine wichtige,

meist symbolische

Rolle. Aus

Min

e

ralien,

pilanzlichen

und

tierischen Stoffen

wurden

sie gewo nnen. Einer kleinen Laus wegen, die

die rote

Eisenfarbe

verstärkte und nach der

blauroten

Seite brachte,

haben

die

Azteken

- so

wenigstens wird

berichtet - die

Zapoteken unterworfen.

In

den Tributlisten

jedenfallserscheint diese Blattlaus

(Cochenille)

neben kostbarsten anderen

Gütern.

Alle

Schriftbemühungen

der

mexikanischen

Völker blieben

mit dem

Bild, das

heillt

mit

dem

Gegenstand verhaftet. Nur den Maya

Indianern gelang

es,

eigenartigerweise ohne

sichtbaren Ubergang, sich

vom

Gegenstand

zu

lösen und selbständige Zeichen zu finden,

bei

denen nur

noch

selten etwas an

das

Vorbild

erinnert. Bei

den

Ziffern, und

nach

dem heutigen Stand der

Forschung kann

man sich mit Sicherheit nur auf Datums

hieroglyphen beziehen, gab es zwei Schreib

arten,

die wahrscheinlich einst eine weltliche

und

eine sakrale Bedeutung

ausdrückten.

Der weltlichen Schreibweise mit dem

abstrakten Zeichen für die Ziffer

0 Punkte

für

die

Einerwerte und

Balken

für die Ziffer 5

steht

die

sakrale

mit

ihren sog. Kopfvarianten

gegenüber.

Ob es

sich dabei

um

Götterbilder

handelt, ist

heute

sc

hwer

zu sagen, jedoch

gut

möglich,

denn

wie im kath. Kalender

beispielsweise der hl. Antonius von Padua

den

13. Juni betreut, so standen bei den

Maya

auch jeder Tag

und jeder

Ze itabschnitt

unter

dem Patronat e

iner

Gottheit.

Die

Anfänge

der Schrift

im

Alten

Amerika,

die sich

vom geometrischen

Ornament und

magischen Zeichen

über

das

Ideogramm

zur

Hieroglyphe entwickelte - der nächste

Schritt wäre das

alphabetische

Zeichen - ,

si

nd am deutlichsten

an den irdenen

Stempeln

sichtbar. Die Aussagen diese r

alten

Druck

werkzeuge sind fragmentarischer Natur und

ausgerichtet auf das

Hervorr

ufen

bestimmter

Assoziation. Mit magischen Bildzeichen

bedruckten sie ihre

Kleidungsstücke

und

daS

einheimische

Papier; und

nicht zuletzt

schmückten sich die Menschen damit

in

ihrer Halbnacktheit

selbst.

Sie rollten über Gefälle schon in frühester

Zeit ihre abstrakten Motive und später ihre

rein

geometrischen

und

gegenständlichen

Muster. Manches Bild, das bereits vor

1

3000 Jahren in einen dieser irdenen

S t e m P ~ d

geschnitten wurde,

erwies sich

als ein

Urbl

des menschlichen

Geistes

und kehrt

in

modernen

Bildern

unsere

s

Jahrhunderts

wieder.

a

Die

Maya

schrieben ihre

Hieroglyphen

auf steinerne Stelen,

b mit Werkzeugen aus Feuerstein

c und

schnitten

ihre Scluift in steinerne

Treppen,

d mit Werkzeugen aus

Obsidian,

e

mit Stein

beschrieben sie

Stein.

Sie schrieben die

Genealogie

ihrer

Herrscherhäuser auf Hirschleder oder

auf Papier,

d

llt

W

ur

e.g

das

aus

Pflanzenfasern

hergesle

h

Die

Gründer von Monte Alban schnitten

ihr e Kalenderzeichen in Becher aus Ton·

Fast alle Bewohner Mittelamerika's .

und der

Küste

von Peru bedruckten mit

Stempeln

ihre

Körper

und Gewe be.

k Die Bewohner der

Golfküste

ritzten ihre

Göttergeschichten in

B

ei

n,

und

die

Mixteken

go

sse n

mit Hilfe

der f

verlorenen Form die Kalenderzeichen au

ihre goldenen Anhänger. . .

1

m Auch

die

Maya malten ihre Schriftze•c e

auf keramische Gefälle.

n Die Inka von

Peru

benutzten

geknote

te

Schnüre,

um

über Untertanen und Wareil

buchzuführ

en.

,

.

26

Eur

opa

Das lphabet kommt nach Europa

c

In

s

chrift

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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 40/67

Spät

es

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Jh.

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und

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II. Jh . n. Chr.

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on, Paris

1958 .

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12.

Jh

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Paris

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180 v. Chr .

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Pari s 1881.

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27 Europa

Das Alphabet der Etrusker Römer und Germanen

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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 41/67

9.

Jh

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s ind ihre m ra ti o n alen Ge is t

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Jh. v.

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in . S ie w ird urs prüngli ch

nu r zu k ultisch-magisch e n Zweck en (Za ub e r,

Loswe rl e n, Beschwö rung) v e rwe nd e t und

Fot o A

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o re nz.

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monume nt a le r la teini sch e r Kapita \schriit ,

l.

Jh

. n. Chr.

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9. Jh. n. C h r.

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6. Jh . n. Chr.

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Schrill und bis in d ie Spä lanlil

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n,

11.

Jh . n. Chr.

Di e Run eninschriit is t in das

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ge rmanisch e

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11. Jh .

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28

Europa

Die slawischen Schriften

a Griechische Unziale, 9.

Jh.

n. Chr.

Bibliotheque Nationale,

Paris.

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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 42/67

Di e slawischen Schriften

sind aus

der

gri ec

hi schen Schrift

entwickelt

. Die christ

liche n Mi ssionare Kyrill und Methoctos

schuf en im 9. Jh.

für ihre kirchlichen Zwecke

au s de r gri

ec

hischen Minu skel di e glago

liti sche Schrift, von der ein

rund

e r

bulgari

scher (c} und ein eckig er

kroati

scher

Typ

(d)

b

es

tanden

hab

en. De m Bedürfnis des

Slawisch en e

ntspr

echend,

wurd

e n den

ursprünglich 38 Le tle rn weite re Zeichen

hinzugefügt, so daß da s slawische A

lphab

e t

schließlich auf 48 Bu chs tab en

anwu

chs.

An Stelle der gl agoliti schen Schrift , d ie

dur ch wa chsend e Plü c

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l

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r, wurde die au s der gri

ec

hischen

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"k

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Sc

hrift (b)

ge bilde t. A us ihr er halbunzial en

Porm (h} s tammt die

Druc

kschrift (i), die

Pe ter d e r Groll e Anfang d

es

18.

Jh

. ver

ein fachen lie ll. Ihm ist di e mod e rn e ru ss ische

Dru ckschrift zu ve

rdanken

(k), d

er

sp iile r

(z

.

B.

l JJ 7) weit ere Ve re infachung e n f o

lgt

en.

Sie ha t ein e Ve rbr e

itung

gefund e n, die sich

du rcha us mit der

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eini sch

en

ode r

arabi

schen

Schrift m

esse

n l<ann .

Beme rlw ng:

Nac h d en ne u

eslen

Fo rsc

hung

en i s t di e

Kyrilli ca fa s t oder e benso

alt

wie die

Glagolili ca  

b

Kyrillische Unziale,

1056/57,

altrussischer

Evangelientext

Nach Ostromirovo Evangelie,

S. Petersburg 1889.

c Glagolitische Handschrift

in

bulgarischem,

rundem Duktus,

11. Jh., altkirchen

slawischer Evangelientext

Aus "Evangelium Assemani Codex

Vaticanus

3

Slavicus glagoliticus"

Pragae 1929.

d Glagolitische Handschrift in kroatischem,

eckigem Duktus,

1395,

Evangelientext

Au

s

"Evangelia slavice", Paris

1843.

e

Kyrillische

Handschrift

mit Neumen,

17.

Jh.

altrussischer Gesangtext der

Altgläubigen.

Bayerische

Staatsbibliothek,

München.

Kyrillische

Kursive, 17.

Jh.

Text aus einer altrussischen

Sammel

bandschrift

Aus Pogodin

"Obrazcy slavjanskago

devlepisanija", Moskau

1841.

g

Das Fest der Schrift zu

Ehren

der

hl.

Kyrill und

Me thody, welch e de m

bulgaris

c

hen Volk

die Schrift brachten,

wurde

alljährlich in Sofia ge fe

iert.

F

es

tliche r Umzug mit

den

Bildern der

He iligen

und

Taf e ln

mit den

kyrillisch en

Buchstab en.

Foto Willy

Pragher,

Freiburg.

h Kyrillische

Halbunzial

e, 1377,

a

ltru

ss ische

Nes

torchronik.

Au

s Kar s

kij

"Sla v

janska ja kirillov

ska

ja

pal e

ografija",

Le

ningrad

1928.

Kyrilli

sche Druckschrift.

Aus Russische A rithme tik, Tit el

se

ite ,

Mo ska u 1703.

k Kyrilli sche Druckschrift, durch Pe ter de n

Grolle n mod e rni siert. Erster Drucl{ in

di

ese

r

Typ

e, Ru ssische Ge

ometri

e, Titel

se ite, 1708. Na ch Siegel "Russkij

grazda ns

kij

srift",

Mo

s

kau

1959.

t

Ru

ss

isch

es

A

lphab

e l

und

Samme lalphabe

all e r h e

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e n k yrilli schen Alphilbe ie der

Ud SS R,

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Nac

h Siegel a.a.o . 'fl

m Mod e rn e ru ss ische Au szeichnungss ehn ·

Nad Cern ic

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-Sobol ev "Po s lro enie

sriftov ", Mos

kau

I958.

... .   .J .   ; .

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29

Europa

Handschriften des

Mittelalters

Schon die christlich werdende Antike bevor

zugt

bewußt im Gegensatz zu der

klassischen

Ver

s

alschrift,

die als

antik-heidnisch

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 43/67

empfund en

wurde,

die

der Rustica verwandte,

bese

e

lt

e re Unzialschrift. Die

Tendenz

, die

Buchs

tabenlängen

nach

oben und

·

unten

zu

dehnen,

setzt

sich

immer deutlicher

durch,

z. B.

in de r eigentümlich

stilisierten

mero

wingi schen Diplomschrift (a) oder der

ang

elsäch sischen

Halbunziale

(e). Sie

mündet

in

de r

Minuskel

schrift, deren irische

Variante

(d)

mit der charakteri

s ti schen eckigen Form

dur ch miss ionie re

nde

Mönche nach England

und auf

den Ko

ntin

e

nt

ge

brac

ht, im

8./9 . Jh

.

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Form.

Denn e benf all s au s de m

Fe

de rzug e nt w icke lt sich di e völlig

and

e rs

a rtige gotische Tex tu ra (g), di e im II

Jh

.

in Belgie n und N

ordfrankr

eich e nt s te ht.

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oti

schen. S tr

eckung und

Br

echung

der Rundun

ge n, spac

ht

e lförmige Ve rs

tärkung

de r

Obe rl äng e n, winkliges Ve rbind e n der

kanti

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ch fe in e Haars tri che

si

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e

Ke nnz

e iche n. Auf Ko sten de r

Les bar

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ch. Das

Ornam

e ntale wird

zum se lb

ständig e n W e

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je n

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s de r Funktion, wi e

e s

imm er

wiede r in de r Schrift g

eschi

e

ht.

Auch di e goti sche Schrift wird e urop ä ische r

Ge rn e inb es itz .

Di

e e rste n Dru cke r we rd e n

im 15. Jh

.

ihr

e

Lettern zum

gr

en Te il

nach

ihr schn

eid e n (s. T a fel

31). Während

de r s tr eng e o

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a mentale C

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e r di e

Tex tur

a beso nd e rs für liturgische Manu

skr

ipt

e empfi e

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e r a uch

Mi ss

al-

Schrift - , e

xi

s ti e rt nebe n de r Bu c

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schrift e in e ve reinfachte

kursiv

e Schr e ibschrif t

für den täglich en G

ebrau

ch . Ihr is t die

B

as tarda

e

nt

s

pro

ss en, di e im 15. Jh . zur

preliö

se n Zierschrift der kulture ll führe nd en

wes te urop ä ische n Höfe wird

(i)

.

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sc

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Diplom

sc

hrift

Ein Typ zwische n

antik

e r Unziale und

mitte

lalt

e rli che r

Minusk

e

l.

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Urkund

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C

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I 583:

,

Signum c

hilp

e

rici glur

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s e

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e ltricus

palatinu

s s

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recognoui.

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anno

dominica e

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e VIII.

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re

gni

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XXII. act

um rutomagi in

ge nrali conu e

ntu

III

nuna

s magii me nsis.

Nach Faulmann, Illustrie rt e Geschichte de r

Schrift,

Wi

e n

11 80.

b Unterschrift Karl d.

Großen

.

In das

von dem Schreiber

gemalte

Mono

gramm

fügte der Kaiser

mit

eigener Hand

nur den Vollzugsstrich.

c

Manuskript in karolingischer Minuskel,

..Wessobrunner

Gebet ,

9.

Jh. Angel

sächsischem Schreibgebrauch

folgend wird

.,enti ( .und ) durch 7 wi e de rgegeben .

Die

Vo rs

ilb e ,.ga beze

ichnet di

e

durch

s trich ene Rune ,.X .

Bay

e rische S

taat

s

biblioth

e k,

Mün

chen,

Foto Kunstarchiv A

rnt

z.

d Manu s

kript mit iri

sche r

Minusk

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s ,.The

book

of Ma c

Carkaig

.

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Manu

sk r

ipt

in ang e lsä chsischer Halb

unzi

a le

mit Initial

e.

Au

s dem E

vang

e

liar von Lindes farn

e,

um

700 .

Text: ,.In principico e

rat verbum

el ve rbum e

rat apud

de

um.

F

oto

Hi s tori

sc

he s Bildarchiv

Handk

e .

Buchs

eit

e

au

s

dem

,.Liber s

acram

e

ntorum

Pap s t Gre gor s d.

Gr.

9.

Jh.

Na

ch Mo num e

nta

pal e

ographica

Vind o

bon e nsia, Leipzig

1910.

g

Urkund

e

au

s Spanie n üb e r e in e

Schenkung in visigothi sche r Kursiv e, 989 .

Spanisch

e

Variant

e de r

karolingi

schen

Minuske

l.

Unt er de n

7

T

ex

tze il e n s teh en

in vi

er Kolumnen

di

e

beglaubigt

e n

S

ignatur

e n de r Zeugen.

Nach Villada, Pale

ografia

espaiiola,

Madrid 1923.

h Spanisches

Manu

s

kript

in gothi schen

Mi

nusk

eln.

Au s . Re gla s del

ju

ego de aj e

dr

e z

von

dem Rey Sabio,

1283

(Scha c

hreg

e l-Buch) .

Na

ch V illada, Paleografia espaiiola,

Madrid 1923.

Fr anzösi

sc

h es

Manu

s

kript

in Bastarda.

Au s .,Livre

du Gouv

e

rn

eme

nt

des roi s e t

d

es

princ

es

 ,

Anfang

d

es 15 . Jhs.

Die

Miniatur

s te

llt

de n

Bau

e

in

es Klo ste rs

dar.

Bibliothek v on St. Ge

ni

ev e ,

Foto Kun

s t

archi v A

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3

Europa

Papier Blockbuch und bewegliche LeUern

a

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 44/67

Papier, Blockbuch und bewegli che Buchs tab en

Meiße

lw

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in und Handsc

hrift auf

Pergame nt s ind

lang

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produktion

s-

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thod

en.

Die Vervi elfältigung der Schrift ist durch

vi

e le

Erfindung

e n be

dingt:

Pa

pi

er

und

Tinte, Druckform und Abdru ck,

bewegliche Buchs

tab

e n.

a Papie r.

Se

it

105 n.

Chr. fabrizi

e ren die Chin

ese

n

Papie r. Diese Erfindung wanderte

während e in es Jahrtau se

nd

s we s twärts

und

e rr e ichte Europa im 11. Jh .

b Blockbuch.

Das

Abdrucken

von

Siegeln 450) führt e

über

di e

Herstellung von

e in e r Million

magis

cher

Formeln

(Japan

770)

zum

e

rst

e n

Blockbuch: die Diamond Sutra,

China

868.

c Bew egli che Buchstab en.

Die bede

utendst

e Erfindung: die be we g-

lichen Buchstaben.

Zu

e rs t

in

Keramik, 1050,

dann

in

Zinn,

1150, Holz, 1300,

und

schließlich in Bronze ,

1390.

Se

chzig

Jahr

e s

pät

e r

kam

Gut e n-

be rg  s Entdeckung 1450.

(au s : Th e invention of printing in China

and

it s

spr

e

ad

wes tward,

by

Thoma s

Fran

ci s C

arter,

revis ed by L

Carrington

Goodrich, se

c. e d., Th e Ronald Press ,

N . Y.

b

3

Eu ropa

Die

Inkunabelzeit 1450-1500)

Die Entwicklung der

Wissenschaften

un

d

der

humanistischen Literatu r läßt bereits vor de r

Erfindung des Buchdrucks

de n

Bedarf an

M

M

'

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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 45/67

ve rvielfältigten Manuskripten b e tr

äc

htlich

ansteigen. Die Schreibergilden der Universi

tätsstädte haben alle Hände

voll

zu tun.

So beschäftigt z. B . der

florentinische

Buch

händ ler Vespasiano da Bisticci

um

1450 bis

zu

50

Kopis

t

en. Erst durch

die

Erfindung

des

Letterngießinstrumentes (a)

durch

Gutenberg

gelangen jedoch die Versuche zur mechani

schen

Vervieliältigung,

die

vom Vorbild des

Stempels her bereits

bis zur Zusammen

setzung von

Holz

lettern gediehen waren, in

ein

Stadium,

wo

sie es

ernsthalt

mit de

n

Kopisten aufnehmen können .

Die Erfindung

des Papiers, die

,

durch die

Araber aus China

vermittelt, auch im Abendland bekannt wird,

liefert

den billigen Schreibs

toff.

Die neue

Technik

des

Buchdrucks, um

1450 von Guten

berg in

Ma

inz erprob t, er lebt

sofor

t einen

ungeheuren Aufschwung. In kürzester Frist

ents t

ehen in ganz

Europa

Druckereien, vor

allem

in den Handelss tädten,

die

das nötige

Kapital

zu investieren vermögen und einen

grollen Bedarf an Druckerzeugnissen haben.

In

den ers ten 50

Jahren werden mehr

als

2000

verschiedene Schriftarten

geschnitten (e).

Die ersten

Drucker

bilden ihre Lettern

genau denen der Handschriften

nach

(s.

Tafel

29).

Sie

erreichen in

ihren Drucken,

den sog. Inkunabeln oder Wiegedrucken

,

sogleich eine technische und künstlerische

Höhe, die ihre Werke

zu

den kostbarsten

Stücken

der Bibliotheken

macht. Auch

den

reichen Buchschmuck der Handschriften

übernehmen

sie. Noch

jahrzehntelang arbeiten

in

den

Druckereien

die Illumina toren und

Rubrikatoren an den handgemalten oder

holzgeschnitzten Initialen,

Zierleis

t

en und

oft auch

den großen Anfangsbuchstaben der

Absätze (b, c, h) . Die Holzschnitt-Illustrationen

verbinden sich zu einer kaum wieder

erreichten graphischen Einheit

mit der

Schrift

(c, i, k).

Reiche

Li t

era

turliebhaber

freilich lassen sich noch

bis ins

17. Jh. hinein

kostbar illuminierte Handschriften ihrer

Lie blingsautoren herstellen und

auf kost

barem Pergament drucken.

Die

Dr

ucktypen

gliedern sich

von

Anfang

an

in zwei

große Stämme:

die

gebrochenen

Typen, die der

gotischen

Minuskel folgen

(s.

Tafel

32),

und die gerundeten Typen der

Antiquaschriften,

die die karolingische

Minuskel

zum

Vorbild haben und antike

Formen wiederbe leben wollen (s.

Tafel

33).

a

Letternguß

mit

einem

Handgiell

instrumen t, wie es

Gutenberg

erfu nd en

h

at.

Foto

Historisches

Bildarchiv Handke.

b Seite aus der

Bibel

, die

Gu

te nberg und

Fust als eines der

ers te

n

Bücher

druck te ,

Ma in z 1453.

Goihisehe

Textursch

rift

c

Zusammenstellung der

M-

Versalien

aus

gothischen

Druckschrifte

n

der

Inkunabe

l

zeit.

Nach

Haeb

l

er,

Typenrepertorium

d

er

Wiegendrucke,

Leipzig

1922.

d

Buchdruckere

i

im ausgehenden

16. Jh .

Stich von Th. Galle

nach

ei ner

Zeic

hnu n g

von J. Stradanus

.

Arbe it am Setzkas

t

en

(links ), Einfärben (hinten ),

Drucke

n

(rech ts), Zusammen trage n der aus

gedruckten

Bogen (

vorne).

e Seite

aus der ältesten niederde

u tschen

Au

sgabe

des

Reinecke

Vos  ,

gedruckt in

Lübeck 1498.

Fo

to

Kunstarchiv Arntz.

Buchdr

u

ckerei im

16. Jh.

Aus

Jost

Amman Ständebüchlein .

Foto Historisches Bildarchiv Handke.

g Seite aus den Ep istolae des Gaspari n i

Pergamensis, gedruckt von Gering-Krantz

Friburger in

Paris

um

1470.

Bibliotheque

Na t

ionale,

Paris.

h Seite aus den Fabe ln des Äsop , gedruck t

von William Caxton , London 1483.

Caxton hat den Buchdruck in Eng

l

and

eingeführt.

Er war

Ubersetzer, Ver leger

und

Dr

u

cker in

ei

n

er

Person.

Ti te lblatt von Lilio de Medicina   des

Gordonio, gedruckt von Ungut und

Stanislaus, Sevilla 1495,

in Rotunda

Schrift.

k Seite aus den

Schriften

des hl. Hierony

mus , gedruckt von den Brüdern de

Gregoriis, Venedig

1498.

Antiquaschrift und Renaissance

Schmuckleis

t

en.

Druckerpresse des Jodocus

Badit

ts in

Paris,

1498-1535.

Als Druckersignet benutzt, Ho l

zschnitt.

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3

Europa

ie gebrochenen Schrifttypen

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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 46/67

Die ersten Drucker hatten

hauptsächlich die

gotische Schreibschrift zum Vorbild

ihrer

Lettern

genommen

(s. Tafel 29). Dieser

.,gebrochene" Schrif

ttyp setzt

sich

vor

allem

nördlich

der Alpen

durch, während in

Italien

eine

gerundete Form

der

gotischen Schrift,

di

e

sog. Rundgotik,

benutzt wurd

e. Er

findet

seine

eigentlich e

Ausprägung in

de r

Fraktur

(b),

die

sich

zum Teil aus Anregungen

der

kaiserlichen Kanzleikalligraphie

entwickelt . Eine Frühform

der Fraktur

ze igt

die sog. Teuerdanktype, so genannt nach

dem

be

rühmt

en Buch

Kai se

r

Maximilians I.

.

Teue

rdank" (2. Ausg

. gedruckt 1519

in

Augsburg von

de m Hofbuchdrucker

Han

s

Schön spe

rg

e r) - (b).

Charakt

e

ristisch

ist

di e Brec

hung

de r Schäfte, die Schwingung

de r

Kleinbuchstaben,

die

Gabelung

b

es timmt

e r

Oberlängen, ein mehr oder

weniger ausgeprägter Wirbel

in d en

Unterlängen

und

der

.

Elefantenrüsse

l" d

er

Ve rsalien . Die Str e ng e der

gitterartig

en,

ste

ilen

gotischen Schrift

(s.

Tafel

29)

löst

sich

zu oft labyrinthischer Ornamentik

(d),

so

daß

di e Schrift auch dem

dynamisc

h be

wegt

en

Baro ck gemäß bl e ibt. Während di e für

den

Buchdruck ge

bräuchlichen Typen

ke

ine

weitere

E

ntwicklung zeigen, ja

a

llm ählich

degene ri e ren, ne

hmen

sich die

Schreibmeis

te r

di

ese

r Sc

hrift mit

besonderem Vergnügen

an,

da

sie di e v irtu

osen

Künste ihr e r

Federn

zu

de

mon

s tri e ren e

rlaubt

(d, e,

,

h) .

Dem

stereotypen Buchdruck

se tz e n sie die

Variationsbreite und Anpassungsfähigkeit

de r Handschrill en tg

egen

(e, f), de r sie

zugleich e in hoh es Maß an Exaktheit

abzugewinnen

v e

rmög

en.

Für Urkunden und

o iizielle

Sc

hrift

s

tücke

be di e

nt

man s ich

ihrer

g

esc

hickte n

I'edern bi

s zu Be

ginn

d

es

19.

Jh

.

Im

20. Jh.

weich

t die

Fraktur imm

e r m e

hr

den

rational

e re n Antiqua-Schriften

(s. Tafel 33).

a

Bastard-Schrift von

Mansion,

Brü sse l1484

b Älteste Fraktur-Schrift von Jobamt

Schönsperger.

Aus dem Gebetbuch

Kaiser

Maximilians

1514. '

c Rodonda- (Rotunda-) Schrift.

Aus Juan

de Yciar

.,Arte

s

ubtili ss ima, por

Ia

qual se

e n

seiia

a

escrivir

pe rfecta

mente",

Saragossa

1550.

d

Seite aus

e

iner Nürnbergischen Chronik

von

1591,

Handschrift.

Ge rmanisches

National

-Mus e

um, Nürn

be rg.

e Texturschrift

Schreibvorlagen

aus dem

Sc

hr eib musterbuch des Wolfgang Fugger,

Nürnberg

1553.

Frakturschrift

Schreibvorlagen

aus

dem

Schr eibmusterbuch des

Wolfgang

Fugger,

Nürnberg

1553.

h

Englische Kanzleischrift

.,Courthand".

Aus dem Schreibmusterbuch

von

Ayres,

London 1698.

Eine schwe r le

sba

re, mit Ze iche n aus der

Normannenzeit

durchs

e

tzte Typ

e,

di

e

bis

ins

18. Jh. hinein in

Gebrauch

bleibt.

William

Morris, Kelmscott-Press, im

19.

Jh.

wiederbelebter mittelalterlich

e r

Scluiftcharakter. Seile aus

. ,Historyes of

Troye",

London 1892.

k

Fette "Deutsc

he

Schrift".

Von Rudolf

Koch

1906-1910

e

ntwickelt

e

mod

e

rn

e

Frak tur. Von

de r Schriftgießerei

Kling

s

por

ges

chnitten.

Nach Rodenb e rg, In de r Schmie de

der

Schrift, Berlin 1940.

J»iltc.

~ ~ e ;

cOo(eG cütt i.

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'

 

Europa

Die runden Schrifttypen

Die Humanisten des 15. Jh. wählen für den

Druck der wiederentdeckten antiken

Autoren eine aus der karolingischen

Minuskel hergeleitete Schrift. In der

karolingischen Minuskel waren die

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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 47/67

Manuskripte

geschri eben,

in denen di

e allen

Autoren überliefert worden

sind,

und man

hielt

sie

fälschlicherweis

e

für di

e ursprüng

liche antike Schrill. Di

e

Grundformen der

Antiqua werden im 15./16. Jh. festgelegt und

er

fahren

seitdem keine wesentlichen

Anderungen me

hr. Im

Gegensalz

zu

d en

schwing

endb

ewe gten und steilen Züg

en

der

f'raklur-Typen (s. Tafel 32) z

ei

gen sie ein

statisch-harmonisches Bild. Sie sind in

hoh

em

Maße der geometrischen Konstruktion

und

d

er rationalen Analyse ihr

er

Form

e lemente zugänglich (a, c).

Jed

e Le

tter

e rscheint als Individuum für sich, das seine

Schönheil dur ch

da

s ausgewogene Verhältnis

zur Fliiche gew innt.

Als

Schrill

der

humani

s

tischen Literatur

wird

die Antiqua

in

ganz Europa verbreitet.

A n ihr e r

Gestaltung hab

en bed e

utend

e

Schrillkünstl er aus de n verschiedensten

europilischen Nationen teil, vor

allem

die

Franzosen Nicolas Jensen, Claude Garamond,

Firmin

Didot (f), de r Italiener Giamballista

Bodoni (e). de r

Engländer John

Baskerville,

der Deutsche .Johann Michael Fleischmann .

Zu Beginn des 19 . Jh. erscheinen serifenlose

Typen

(g),

di

e

vor allem in der Werbung,

für

Plakate und sac

hliche

Texte

verwendet

werden und in ihr er Sac

hli

chkeil dem Geist

der

mod ernen

W e lt e

ntspr ec

hen .

Aus

der Tradition der humani

s

tis

chen

Schr e ibschrill ent s teht b e reits

im

15. Jh. eine

Kursivschrift:

le ic

ht,

ssig,

fast spielerisch.

Dem

bedeutenden Verleger Aldus Manulius

kommt sie w egen ihr e r Schmalheit zurecht

als Schrift

für

di e

.

Aldinen  , die ers ten

kleinformatigen

Tasch

enbü cher, di e e in en

riesig e n Absatz

Iind en. Doch

k.ann sich die

Kursive auf di e Dauer n e ben de r Antiqua

nur als A usze ichnung sschrill hallen.

Die

Bedingtheil

durch

de n t

ec

hnischen

A

pparat

s tabilis

iert die

Drucl{schrill

en und

lällt

nur eine beschränkte Formenentwick

lung zu, im Gegensatz zu der f'ormenfülle

der Ha

ndschrift

e n. Daher Iinden hand

geschri

e

ben

e

Tex

te ,

in sbesondere Urkunden,

diplomati

sc

he

Briefe,

Aklenslücke,

auch

je

tzt

noch Int eres

s

enten.

Bis zum Ende des 18.

Jh

.

i i l t

sich

da

s Gewerbe

der Schönschreiber,

d ie

auch

im runden Schreibstil

oHmals

unüb

e

rlroii

ene Prachtstücke de r

Kalligraphie

liefern (b).

a

Konstruktion lateinischer Versalien

durch

Johann Neudöriier.

b Spanische Cancelleresca-Kursive .

Aus

. Arte

de Escrivir" von f'rancisco

Lucas (1570 geschrieben). Madrid 1608.

c

Konstruktion kursiver

Schrifliormen.

Aus dem Schreibmusterbuch des Spaniers

Aznar de Polanco, Madrid

1719.

d Didols Antiqua, um 1800

in

Paris.

e Aldus-Antiqua.

Seite aus der

.

Hypnero

lomachia

Poliphili , Venedig 1499, von Francesco

Griiio geschnitten

e

Type. Die Antiqua

wird durch Aldus Manutius, einen der

bedeutendsten Verleger,

die je

gedruckt

hab en, zur inte rnational e n

Anerkennung

gebracht.

Bodonis

An tiqua

in

drei

Sc

hrillgröllen

.

Aus d em

.

Manu a le Typograf

ico

 , Parma

1818.

g

Griechische

Kursive.

Gedruckt von Estienne, Paris 1551.

h Barocke

kursiv

e Sc

hr

e

ibschrift.

Aus dem Schreibmusterbuch .,Spieghel

d er Schrijfkonste" d

es

Jan van den Velde,

notte rdam 1605.

Moderne Plakatschrift auf

e

in

e r

Haus

wand in

Madrid.

Foto Woll Voslell.

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4 Europa

Die

vier Familien

der runden

Schrifttypen

t 5oo medireval

garamond

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 48/67

/

Die

vier

Familien

werden

unt e r

schi

eden

na ch den Schraffierungen: dr e ieckig,

lini enhaft quadratisch und

ohne

Schraffi er ung en sa ns ser if).

Die Schr<lffi e rungen leiten da s Aug e von

links na ch rec

ht

s der Zeil e entlang. Die

Entw icklung

hält

Sc

hritt

mit de r

Verfeinerung

d

er

Papi erfabrikation.

Von jede r Familie ex isti e ren

viele Varianten

.

1780 didot bodoni bodoni

8 5

egyptienne rockwen

8 S sans serif

gill grotesk

  5

Europa

Die viele

n

Gestalten eines u

 

hstabens

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 49/67

Der

ßu chstabe kann

un

endli ch v iel e Form en

ann ehm en w ie der M ensch Jede r schafft sich

se

in

e

ig

enes A

lphab

et Da ra

uf

beruht d ie

Gra

phologi

e

  6

Europa

ie beiden großen Schriftbereiche

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 50/67

Vor 3000 Jahren gelang es den Bewohnern

einer phönizischen Stadt, die einzelnen

Laute aus der Sprache zu isolieren.

Für jeden Laut fanden sie ein Zeichen.

Die

Griechen

bildeten diese Erfindung weiter

aus. Das römi sche Reich und die christliche

Kirche verbreiteten

die Buchstaben

schrift in

die westliche Welt.

Das

a

wurde vom französischen Dru

cker

Garamon d 1480- 1561) geschnitt en.

In Chin a s

pri

cht man noch heute trotz des

offizi ell

en

Pe

king-Chinesisch

stark

von

einander abweichende Dialekte. Doch

durch

die

Schrift

kann man

sich

verständig

en.

Man braucht zwar Tausende von

Zeichen

und

da s macht

das

Lesen-

und

Schreiben

lern en nicht leicht.

Wer aber auch außerhalb des chinesischen

Reich

es

di e Zeichen

kennt, wird

e

twa

s

von der Bedeutung e ines chinesischen Tex tes

e rahnen.

In

Japan

jedo ch

kann man

chinesische

Texte

auf

japanische Weise

(Syntax)

lese n

und

s

omit

leicht

ver

stehen.

Eine Sc

hrift

also ,

die

für den

ostasiatischen

Kulturbereich trotz

verschiedener Spra ch

entwicklung en eine Gemeinschaft schuf.

Da

s hier abgebildete Zeichen bede ute t .,Held

und wurde vom japanischen Schreibm eiste r

Inoue Yuich i im

Jahr

e 61 geschri eben.

  7

E

uropa

Die

Ziffern

und

die Erfindung der

Null

Y Y Y <

J

X

6QQ

2 6 0 • J • I0

I

1000 9 l( 100 5

• 1

Babylo

Aegypt

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 51/67

Der pythagore ische Le

hrsalz

a) und das

Re che

nbr

e tt b)

hab

en lange ausgeholfen

bis um 500 v. Chr. die

Hindu

s

di

e Null er fand e n

und da s Prinzip der Position der Ziiiern.

Darnil eröiinelen sie der Mathematik ne ue

Wege. Die hindu -a rabischen

Ziii

e rn wurden

zu ei ne r Weltschrift

b

X H HHH F

1000 500

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5

Cl:

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l JJo

19

5

Hellas

Roma

Maya

China

India

5

Europ::

Europc

  8

Der

Gebrauch der

Schrift

Lesen und Schreibenlernen

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 52/67

Les e n- und Schr

eibe

nl e

rn

e n

aller

Me nsch

en

ist

ei n

es

de r

Hauptziele der

UNESCO:

die W e

lt ohn

e

Ana lphab eten.

a

Von Kind

e

rn erfundenes

A

lphabet.

Nach

Cohen, La

grand

e

inv

e

ntion

de

l'

ec

riture

e t s

on

ev olution, Pari

s

19

58.

b

Seite

au

s de m .,ABC-

und

Les e

büchl

e

in

 

von M. J. Buno, Danzig 1650. Di e Bilde r

s

ollen

de n Schülern

das Einpräg

e n der

Laute,

die mit den Lettern

zu

verbind

e n

sind, e rl e ichtern: z B .,W" durch

das

Weh d

es

geprügelten

Knaben,

.,Q durch

den Kopi de r Kuh.

c

Altholländische

Fib e l

d

Mädchen aus Haiti

le

rnt

in de r

Muster

schul

e de r UNESCO Le

sen und

Schreiben.

De r

Kamp gegen

de n

Analphabetismus

ge

hört zu

de n

Hauptaufgab

e n d e r

UNESCO.

e De r Schreiber.

Röt

e lz

eichnung von Dom

e

nico Zampi

e ri,

17.

Jh. Wien, Albertina.

Foto Kunstarchiv Arntz.

Schreibunterricht

im all

en

Japan vor

de r

Errichtung

öiientlicher

Schulen.

Foto Historisches Bildarchiv Lolo Handk

e .

g

Straßenschreiber in Gaza.

Foto

Associated Press.

h

Jung

e

Buchhallerinnen

beim Erproben

e

in

er

mod

e

rnen,

e lektronisch geste ue

rt

en

Bankbu

c

hungsmaschine.

Fo

to

dpa-Bild.

k

Originalseiten von

Fibeln.

Frauen aus Nigeria

beim

Fihelunterricht.

Fo

to

George

Rodger, Magnum-Foto,

Paris.

m Die

hl. Anna unterrichtet

im Lese n

der hl.

Schriit. Barockplastik

in de r I>iarrkirche

von Blai

chach /

Allgäu.

Foto Lala

A

ui

s

berg,

Sonthofen.

n

Ein blindes Kind lies

t

di

e

Blind

e

ns

c

hriit.

Di

ese wurde von

de m e

rblind

e te n

franzö

s ische n

Schustersohn

Louis Braille

e

riund

e n

und

heut e aui de r

ganz

e n Welt

be nutzt.

Foto

dpa

-Bild.

d

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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 53/67

Frauen aus Nigeria

beim Fibelunterrichl.

Foto

George Rodger

Magnum-Foto

Paris.

  9

Der

Gebrauch

der Schrift

esende

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 54/67

a

Lese nd e Frau .

Foto Abisag Tüllmann F

rankfurt.

b Rembrandts Sohn Titus lese nd um 165

6

Kun

sthi storisch

es Mu

seum   Wi en.

Foto Kun

star chiv Arntz.

c

Pla

s tik von dem Altar der Hub e r-Kapelle

in Kempten.

Foto Lala A

uf

sberg.

d Lehre

nd

e r Apo stel Pla s tik von ein em

Alt a r in der Sebalduskir che 

N

ürnb

e rg 1485.

Foto

Lala Aufsberg.

e l ese nd

es

Mädch en

Gemäld e

von

Gus tav A. He

nnig

.

Foto His torisches Bildarchiv Handke.

De r Bü cherwurm

Gemälde von S

pitzw

eg.

Foto

Hi

s torisch

es Bildarchiv

Handke.

g Blinder die ers te

tran

spar ent e Blinden

ze

itung

der W

elt

mit

den

Fing

e

rn

abtas te

nd

l

ese

nd.

F

oto

Ass ociated Press .

h Der

Kronprinz

Ram s

es

II.  aus einem Bu ch

Hymnen rezitie rend

dan

eben die Lis te

der kö nigli chen

Vo

r

fahr

en

ägy

pti

sch

es

Relie f

Foto Marb

urg

.

Vor de r Anschlagsäul e.

Foto Abisag Tiillmann .

k Die Ze ilungslese r

Lithographie v

on Daumi

e r.

:roto His torisches Bildarchiv Handke.

In

die Ze itung ve rtie ft.

Foto

dpa-Bild.

d

I

4

Der Gebrauch der Schrift

Moderne rucktechnik

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 55/67

Bis um 1800 änd e rt sich an der im 15. Jh.

e rfund ene n Buchdrucl{lechnik

mit

Handsalz

und hölz

e rn

er Press

e

wenig.

Das

gesteigerte

Bildungs-

und Wissenschaftsbedürfnis weiter

bürgerlicher Schicht en, das Aufldärung und

Liberalismus

geweckt hab en,

ma

cht jedo ch

auch die Druckt echnik für die

vervielfälligle

Leis tung ma schin e ller Produktion reif. 1810

erf ind e t Friedrich König di e

Dampfpr

esse .

Sie druckt s

tatt

der 300 Bog en mit der

Handpresse bis zu 4000 Bog en in der Stunde.

Diese r Fortschritt kommt vor allem der

Zeitungspresse zu gut e, di e sich bald auf

tägli ches Erscheinßn und

hoh

e

Au

flagen

e

inri

cht et. Weitere Fortschrille bringen di e

Letterngiellmaschine zu e rst von William

Church 1822

lwn

s trui e rt, und Giuseppe

Mazzinis Setzmaschin e

von

1843. Di e

he

utig

en Millionenauflagen

mod

e

rn

e r

Drucke re ien kommen mit Hilfe ries iger

Rotations

ma

schin en (e) zustande. Der

H<mdsatz ist he

ute

auf

typographisch

beso nde rs schwierige oder ästhetisch

anspruchsvolle Arbeiten (Anzeigen,

bibliophil e Drucke) b

esc

hränkt. Das Feld

behe rrschen di e

Setzmaschinen na

ch

dem

Linotype-System

das jewe ils ganze

Zeilen

gießt

und e

ntspr

ec

hend

ra

sch zu

arbeiten

vermag

(g), oder

dem Monotype-System

(i),

da s einzelne Buchslaben zu Ze ilen zusammen

lügt wobei ein Lochstreifen (h) zwischen

Se tz-

und Gießmaschine

vermitteil und auch

komplizierteren Sat

z er

laubt.

Die

jüng

ste

Entwicklung sind die

Filmsetzmaschinen

die die Geschwindigkeit der Sa tzher ste llung

bis

an

die äuß e rs te Grenze he

raufg

eschraubt

haben

(k, 1 . Durch die masc

hin

elle

Verviel

iälligung

ist di e Sc

hrift

in

alle

Bezirke des

menschlichen Das

eins e ing edrungen, und es

gibt kaum mehr ei nen Vorgang uns e res

Lebens, den sie ni cht informierend

koordinierend kontrollierend

r

eg

istriere nd,

int

erpr etie

rend begleitet.

a Erste eiserne

Buchdruckpress

e von Lord

Stanhope 1800 e

rfunden.

Ersetzte die

hölzern

en Pressen

und

erlaubte ein

schnelleres und

leichte

res

Drucken.

b Schnellpressensaal der k und k. Staats

dru ck e rei in Wien. Im Vordergrund eine

Setzmaschine

um

1840.

c Der erste Zeitungsrotationsdrucl• 1846

von der

Firma

Ho e in New York gebaut.

Mit

Hilfe des rotierenden

Zylinder

s war

es

zum

e rst en Mal möglich 15 000 bis

20 000 Drucke in der Stunde herz ustellen.

d Moderne

Dru

c

kpress

e.

Foto

USIS.

e Moderne Rotationspresse. Sie kann

400 000 Ze

itungsex

e

mplar

e in

der Stunde

druck

en.

Foto

American

Embassy

Bad Godesberg.

Einlache

Setzmaschine

des 19. Jhs. für

Zeitungssatz.

g An e iner Linotyp

e-Setzmaschine.

Mit

dieser Maschine werden jeweils ganze

Zeilen gesetzt und gegos se n.

Foto dpa

-Bild.

h Getasteter

Lochstreifen

liir den Lettern

guß mit der Monotype-Maschine.

Foto

Monotype

Corporati011 Ltd.

Mit der Monotyp e

-S

e tzmaschine

gegossene

Le tt ern . Die

Monotype

giellt,

im Gegensatz

zur

Linotype, Einzelbuch

staben.

Foto Monotype Corporation Ltd.

k

Monophoto

-Filmselzmaschine. Arbeits

le

istung

etwa 12 000

Buchstaben

in der

S

tund

e.

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Matrizenrahmen für den Satz mit der

Filmsetzmaschine.

Foto

Monotype Corporation

Ud.

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1929.

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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 56/67

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4 Der Gebrauch der Schrift

ie

Verbreitung der Schrift

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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 57/67

a die lateinische Schrift

b die kyrillische

c die chinesische

d die banum-Schrift

e die

arabische

f

die

hebräische

g die

indische Schrift

d

f

4 Der

G

ebrauch der

Schrift

Zeitung und

lakat

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 58/67

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D e Ub erwindung d

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4

Der

Gebrauch der Schrift

Propaganda im zweiten Jahrhundert

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 59/67

Propaganda im zwe iten Jahrhund ert.

Die Trajansä ule in Rom schilde rt die beiden

Kri ege der Römer g egen di e Dake r

1 1 - 106 , die A ktivitä ten vom Hee r in

Feind

es

land

Die S äul e w urd e 113 n. Chr. e rr icht et.

Das

römisc

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Kri ege rn

 

Der Gebrauch

der

Schrift

ublizität auf der Straße

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 60/67

Wo

hin wir uns begeben  üb erall begegnen

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5

Der

Gebrauch

der

Schrift

Persönlicher usdruck und Standardisierung

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 61/67

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46

Der

Gebrauch der

Schrift

ie Handschrift

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 62/67

/

In de r Hand schrift findet die Schrift

pe

rsönliche Form und

Ausdruck  

vor

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in de r Unterschrift. Sie

wurde

in

früher

en

Jahrhunderlen

das

ganze Leben hindurch

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Jh. lö

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daß

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Verfassung

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den wird. Ein e eig ene wissenschaftliche

Dis

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beschäftigt.

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7

Der Gebrauch der Schrill

Schrift als Kunst

In

Asien sind

Schrift und Bild

ur s

prünglich

das

geschriebene

Zeichen, das

mit dem

angegebenen Gegenstand

gle ichzeitig

Stimmung,

Gedanken

und die

erfahrene

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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 63/67

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Erkenntnis

.,bezeichne t". Schon in den

Werken

früher er ostasiatischer Schreibkunst

verdichtet sich eine Weltschau in

den

Linien

eines geschriebenen Zeichen (s. Hakuin,

Tf. 21) wobei es

ber

e

its im

17.

Jahrhdt

.

zu

fr

eien neuen

Chiffren

kam

.

Auch

in

den

Blättern

moderner

japanischer Schreib

mei ster, deren W erk titel nicht in einfacher

Bedeutung zu

verstehen sind, wird

das

Sc

hr

eiben des Schriftzeichens zu

einer

Erfahrung des Ich-Weltverhältnisses, die sich

in meditiere

nder Auswahl

de s

Zeichens,

dem

kontinuierlichen Rhythmu s

der

Linienführung

in der

Konzentration auf

das

Wesentliche

vollzieht. Revolutioniere

nde Berührung

mit

dem

Westen

führte zur Rückbesinnung auf

die Tradition der

Freiheit

früherer Jahr

hunderte.

Außerhalb Asiens erscheint

eine

Art

von

Zeichenmalerei

gegen Mitte des 20. Jh., diesem

zuweil en verwandt. Sie

hat

zwar im

Grunde

nichts mit der asiatischen Kalligraphie zu tun,

da

sie

nicht vom

Zeichen . von

Etwas"

ausgeht,

hat aber

doch hin sichtlich

der

ZeichengeiJung Einflüsse aufgenommen,

wenn

sie

auch fast immer Zei

chen

für etwas

Neues,

noch

nicht

Formuliertes sucht. Be ide

Wege

tr

e

ff

en sich in Malern

wie Mark

Tobey/USA,

Alcopley /USA , Georges Mathieu/Frankreich.

In den Ländern

der

Buchstaben-Schriften

kam man über die Kursiv-Schrift, über

das

Verbinden der

Buchstaben durch den

handschriftlichen . Zug" auch zum Bild.

Im Psychogramm

wurde

es

der

Seele

sozus

ag

en

selbst

üb e rlassen, sich niede r

zuschreiben. Da

die

Seele aber

keine

Buchs tab

en

kennt,

entsteht

eine

neue

.,Schrift", die durch ihr en B

ewe

gungsa usdruck

Bildwirkung e rhält.

a Der französische

Dichter

Mallarme gab

1897

seinem

Werk . Ein

Würfelwurf"

eine

so eigene Form, dall Text

und

Satz zu

einer neuen Einheit wurden.

d

Das

gleiche

tat

en in ganz

origineller

Weise

die Deutschen Vostell und Jürgen

Becl,er, 1960. (Abb. links unten)

k Der Maler Emil Seimmacher fand für

seinen

e

igenen

Namen die

pas

se

nde

Schrift.

b Guillaume Apollinaire

greift, ind

em

er

seinen

Gedichten die Form des

behandelten

Gegenstandes

gibt, auf früh e

Vorbilder zurück.

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  8

Der Gebrauch der Schrift

Schriftelemente

in

der

bildenden unst

Lettern im Bild

wurden

zum ersten Mal

durch den

Kubi

smus

von

Georges Braque

1913 ve rwendet, dann von Pablo

Picass

o und

Juan Gri s.

Die Buchstaben wurden

entw

eder g emalt

oder

auch al s reale s Material (Zeitungs

au

sschnitt) in da s Bild geklebt (hier haben

die Collagen ihren Anfang).

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

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Bis heule hab en f as t all e bekannten Mal er

immer wieder Bilder mit Buchstab en

geschaffen, von denen man che, wie die

der

Kubisten, die C ollagen von Schwitters

oder

die Villa R von Paul Kl ee be rühmt wurden.

Auch ex is tieren viele Kompositionen mit

Tit eln wi e l'ec riture  , Alphab et , ABC ,

Ge heimschrift .

Lette rn inne rhalb des Bildes stellen m eistens

ein graphisches oder räumliches El ement der

Kompo

sition dar; zuweilen wird ein

Buchstabe, d er sich aus ande ren Buchstaben

Bruchslücllen h e rau s als

klar

les bar zu

e rkennen

gibt,

zum Hinweis auf e twa s

Bestimmtes genommen (auf de r Taf el da s

A-Bild von Robe rl Rauschenb e rg/New Yorl1

als Hinweis auf ame rikanische

Ab

s lralde -

dann zusätzli ch vom Lan des muse

um

in

Darms tadt al s Hin we is auf die Auss te llung

benutzt).

Di e I'uluri sten bra chten Bewe gung in die

Le tle

rn;

ihre Bilder rücken in die Na chbar-

schaft der geschri ebenen Zeichnungen, in

denen sich Schrift und freie gra phi sche Linie

ve rmi schen: Buchslab en w e rden zum Bild.

Vorläufer di

ese

r E

ntwi

c

klung

s

ind

die

,.poemes obj ets  (Mallanne, Apollinaire) und

auch e inige Arb e iten des Jug endstil s (l'art

nouv eau).

Be

rühmtes

ter Bildlex l: P aul

Kl ees Ge

dicht

Einst d em Grau der Nacht e

ntlau

cht .

Gebild

e, di e gan z au s Buchs lab en

komponi

e rt s

ind, wo

die Le

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er e

inzig

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Eleme

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W erkman ihren Erfinder

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Kun

s t d e r mod e

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Typog raphie

fortg

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Le

tt

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Bild

wurd

en

zum

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sten

Mal

durch

den

Kubismu

s ver wende t

(Georges

Braque 1913).

Die

Fr

e iheit der ung ewohnten

Form

verle iht

dem Bild neue Spannung. Der Buchs

tab

e

ve rlor seinen

alt

en

Sinn

und wurde

wi

ede r

zur F

orm.

Bei

Picas

so (a),

Paul

Klee

und

Rau schenberg

be

kommen

die Le tte

rn

ein e neue

Monum

entalität

wi

e bei den Ägyptern.

S

ie

we rden zu neuen Gebilden

komponi

e rt

wi e bei

Marin

etti und W e

rkmann, od

er

zum Mu

ster: Burkhardt

und Vost

ell

(i)

.

.

de

  9

Der Gebrauch der Schrift

unst als

Schrift

d

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 65/67

Das Werbebild bedient sich der Schrift

ja mull sich meist der Schrift bedienen, um

verständlich zu

sein.

Trotzdem ist klare

Lesbarkeit nicht immer notwendig. Schwer

Leserliches verführt zum genaueren Hinsehen

und damit wird der Zweck

erreicht.

Oft gehen Lesbarkeit und direkter Bildsinn

eine Synthese ein so wie bei der glücklichen

Lösung des ..musica-viva -Plakates.

Unleserlich - für den Uneingeweihten und

den

nach

klarer

Bedeutung Suchenden

-

sind die Geheimschriften, die magischen

Schriften Liebesnachrichten und frei

erfundene schriftähnliche Zeichen

zusammenstellungen.

Zeichnungen, die quasi geschrieben

sind

finden sich oft

in

der

Moderne, sei

es dall

sie sich aus

schriftähnlichen graphischen

Elementen aufbauen oder

nur

Assoziationen

zu mathematischen Formeln oder zu Noten

schriften hervorrufen.

Die

Handschrift des Künstlers, wie beim

h

Namenszug, wird

zum

Hauptmoment

im

Bild.

a

Van Gogh

b

Eine

Mauer, von Brassal

fotografiert

c

Miro

d Mathieu

e

Arabisches Kalligramm des

neunzehnten

Jahrhunderts

f Klee

g Cuixart

i k Japanische Zeichen

I Alcopley

m Steinberg

5

Der Gebrauch der Schriit

Stufen der ommunikation

8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

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Fernsehen

Telefon Grammophon Radio

Telegraf

bewegliche

Buchslab en

die Null - e

in

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ltschrift

die

Lautschrift

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Alphabet

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Ecrilure Wriling

Escrilura

Schrift

Telekommunikation.

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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift

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