Die Laserhämorrhoido plastie - biolitec.de · Abb. 3 • a 5-mm-Sklerosierungszone im Lebergewebe...

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coloproctology 2010 32:116-123 DO110.1007A00053-010-0084-9 Online publiziert: 2. April 2010 Eingegangen: 22. Januar 2010 Angenommen: 1. Februar 2010 © Urban & Vogel 2010 A.F. Karahaliloglu Facharzt für Chirurgie, Calli Meydan Medical Center, Antalya Die Laserhämorrhoido plastie Eine neues operatives Verfahren zur Behandlung des fortgeschrittenen Hämorrhoidalleidens Die operative Behandlung des fortge- schrittenen Hämorrhoidalleidens stellt auch heute noch eine Herausforderung für den proktologisch tätigen Chirurgen dar. Eingriffe in der Analregion sind auf- grund der anatomischen Besonderheiten nicht selten mit Komplikationen und ei- ner unangenehmen, langwierigen posto- perativen Phase verbunden [i]. Laut einer Umfrage werden in deut- schen Kliniken überwiegend offene, d. h. anoderminzidierende Verfahren ange- wendet [6]. In den letzten Jahren haben auch geschlossene, d. h. anodermscho- nende Techniken zunehmende Verbrei- tung gefunden [7]. Dazu zählen die Stap- lerhämorrhoidopexie [11] und die MISSH (minimal invasive subanodermale sub- muköse Hämorrhoidoplastie mit supra- analem Lifting; [2]), welche auch bei fi- xierten Analprolapsformen zum Einsatz kommen kann. Erstere wird mittlerweile als Therapie der Wahl beim idealerweise zirkulären, reponiblen Analprolaps empfohlen, wäh- rend bei segmentären Hämorrhoidalvor- fällen Resektionsverfahren nach Milli- gan-Morgan oder Ferguson vorzuziehen sind. Bei zirkulär fixierten Formen soll- ten plastisch-rekonstruktive Verfahren wie z. B. nach Fansler-Arnold zur Anwen- dung kommen, die allerdings nicht uner- hebliche postoperative Komplikationsra- ten aufweisen [5]. In mehreren Cochrane-Analysen zeigte sich, dass die Vorteile der Stapler- hämorrhoidopexie im frühen postope- rativen Verlauf langfristig in Bezug auf Symptomfreiheit, Rezidivprolaps und Re- operation von den konventionellen Tech- niken aufgewogen werden [5]. Ziel war es nun, die evidenten Vorteile der Staplertechnik mit denen der konven- tionellen Verfahren zu verbinden, ohne de- ren Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Daher wurde ein Operationsverfahren ent- wickelt, welches unter Zuhilfenahme eines Diodenlasers komplikationsarm das Hä- morrhoidalgewebe ausreichend reduziert, die natürliche Anatomie wiederherstellt und das hochempfindliche Anoderm wei- testgehend schont. Dieses Verfahren wur- de unter der Bezeichnung Laserhämorrho- idoplastie (LHP) im Juni 2009 auf dem ers- ten proktologischen Laserkurs des Univer- sitätskrankenhauses Santa Cristina in Ma- drid, Spanien, vorgestellt [9]. Abb. 1 A DerCeralas-D-50-Evolve-Laser 116 coloproctology 2 • 2010 Abb. 2 A Bare-Faser (oben) und Radialfaser (unten)

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coloproctology 2010 • 32:116-123DO110.1007A00053-010-0084-9Online publiziert: 2. April 2010Eingegangen: 22. Januar 2010Angenommen: 1. Februar 2010© Urban & Vogel 2010

A.F. KarahalilogluFacharzt für Chirurgie, Calli Meydan Medical Center, Antalya

Die LaserhämorrhoidoplastieEine neues operatives Verfahren zurBehandlung des fortgeschrittenenHämorrhoidalleidens

Die operative Behandlung des fortge-schrittenen Hämorrhoidalleidens stelltauch heute noch eine Herausforderungfür den proktologisch tätigen Chirurgendar. Eingriffe in der Analregion sind auf-grund der anatomischen Besonderheitennicht selten mit Komplikationen und ei-ner unangenehmen, langwierigen posto-perativen Phase verbunden [i].

Laut einer Umfrage werden in deut-schen Kliniken überwiegend offene, d. h.anoderminzidierende Verfahren ange-wendet [6]. In den letzten Jahren habenauch geschlossene, d. h. anodermscho-nende Techniken zunehmende Verbrei-tung gefunden [7]. Dazu zählen die Stap-lerhämorrhoidopexie [11] und die MISSH(minimal invasive subanodermale sub-muköse Hämorrhoidoplastie mit supra-

analem Lifting; [2]), welche auch bei fi-xierten Analprolapsformen zum Einsatzkommen kann.

Erstere wird mittlerweile als Therapieder Wahl beim idealerweise zirkulären,reponiblen Analprolaps empfohlen, wäh-rend bei segmentären Hämorrhoidalvor-fällen Resektionsverfahren nach Milli-gan-Morgan oder Ferguson vorzuziehensind. Bei zirkulär fixierten Formen soll-ten plastisch-rekonstruktive Verfahrenwie z. B. nach Fansler-Arnold zur Anwen-dung kommen, die allerdings nicht uner-hebliche postoperative Komplikationsra-ten aufweisen [5].

In mehreren Cochrane-Analysenzeigte sich, dass die Vorteile der Stapler-hämorrhoidopexie im frühen postope-rativen Verlauf langfristig in Bezug auf

Symptomfreiheit, Rezidivprolaps und Re-operation von den konventionellen Tech-niken aufgewogen werden [5].

Ziel war es nun, die evidenten Vorteileder Staplertechnik mit denen der konven-tionellen Verfahren zu verbinden, ohne de-ren Nachteile in Kauf nehmen zu müssen.Daher wurde ein Operationsverfahren ent-wickelt, welches unter Zuhilfenahme einesDiodenlasers komplikationsarm das Hä-morrhoidalgewebe ausreichend reduziert,die natürliche Anatomie wiederherstelltund das hochempfindliche Anoderm wei-testgehend schont. Dieses Verfahren wur-de unter der Bezeichnung Laserhämorrho-idoplastie (LHP) im Juni 2009 auf dem ers-ten proktologischen Laserkurs des Univer-sitätskrankenhauses Santa Cristina in Ma-drid, Spanien, vorgestellt [9].

Abb. 1 A DerCeralas-D-50-Evolve-Laser

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Abb. 2 A Bare-Faser (oben) und Radialfaser (unten)

Abb. 3 • a 5-mm-Sklerosierungszone im Lebergewebe mit der Bare-Fa- Abb. 4 • a Präoperatives Bild eines drittgradigen, segmentalen Knotenvor-ser bei 15 W Energie, b 11 -mm-Sklerosierungszone im Lebergewebe mit der falls, b Intraoperative Knoteneinstellung mit dem AnoskopRadialfaser bei 25 W Energie

Abb. 5 • Mukopexie mit 2-0-Vicryl-Fadenmaterial Abb. 6 A Mukopexie mit der Ligasure-Klemme

Patienten und Methodik

Die Indikation zur LHP besteht bei allenHämorrhoidalleiden mit reponiblem oderfixiertem Prolaps, unabhängig davon, ob

es sich um die zirkuläre oder segmentaleForm handelt. Durch die LHP wird einesubmuköse Destruktion des Hämorrho-idalgewebes unter Schonung von Ano-derm und Mukosa erreicht. Mithilfe einer

zusätzlichen Mukopexie kann eine anato-mische Wiederherstellung auch fixierterProlapsformen erzielt werden.

Zur Behandlung wurde der Ceralas-D-50-Evolve-Laser (O Abb. 1) der Bi-

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Abb. 8 A Zentraler Schnitt mit dem Elektrokauter

Abb. 7 A a Mukosaanheftung durch punktuelle Bestrahlung mit der Radial-faser, b Oberhalb des Knotens ist die reihenartige Bestrahlungsanordnungzu erkennen

Abb. 9 A Platzierung der Radialfaser über die Eintrittsöffnung

olitec AG eingesetzt, ein 980-nm-Dio-denlaser. Nach anfänglicher Anwendungmit der geradeaus strahlenden Bare-Fa-ser wurde eine speziell entwickelte Ra-dialfaser mit zirkulärem Strahl benutzt

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Abb. 10 -4 Postopera-tiver Zustand

(O Abb. 2). Hierdurch können größereAreale erfasst und sicher behandelt wer-den (O Abb. 3a,b).

Durch die thermische Energiefreiset-zung kommt es zur Gewebefibrosierung

mit nachfolgendem Um- und Abbau. Die-ser Effekt wurde auch bei der endolumi-nalen Lasertherapie von Krampfadern er-zielt [15]. Der Abbau des fibrotischen Ge-webes resultiert letztendlich in einer Re-duzierung des hämorrhoidalen Gefäß-polsters ohne Gewebeverlust. Dieser Vor-gang ist postoperativ spätestens nach12 Wochen abgeschlossen.

Die einzelnen Operationsschritte stel-len sich wie folgt dar:

Die Operation kann in Kurznarkoseoder Regionalanästhesie, bei einzelnenSegmenten auch in lokaler Betäubung er-folgen. Die Lagerung des Patienten liegtim Ermessen des Operateurs, im eige-nen Vorgehen wird der Eingriff in Stein-schnittposition durchgeführt. Dies giltauch für die Wahl des Spreizinstruments;als sehr tauglich hat sich ein Tabaksbeu-telanoskop aus Kunststoff erwiesen. Die

Zusammenfassung • Abstract

persönlichen Präferenzen brauchen nichtgeändert zu werden.1. Zunächst wird mithilfe eines Ta-

baksbeutelanoskops der jeweiligeHämorrhoidalknoten dargestellt(O Abb.4a,b).

2. Anschließend kann durch eine kulis-senartige Raffnaht mit 2-0-Vicryl-Fa-denmaterial (D Abb. 5) oder durchdie technisch anspruchsvollere Ver-siegelung mit dem Ligasure-Gerätdie Mukopexie durchgeführt werden(O Abb. 6). Insbesondere bei großen,prolabierenden Knoten ist diese Maß-nahme sinnvoll. Bei kleineren Knotenkann mit dem Laser durch reihenar-tige punktuelle Bestrahlung der kra-nialen Rektummukosa eine Anhef-tung derselben an die Unterlage erfol-gen (D Abb. 7a,b).

3. Der Knoten wird mit einem Eisum-schlag gekühlt, und außen wird zen-tral ein kleiner Schnitt mit demSkalpell oder Elektrokauter gelegt(D Abb. 8). Bestehende Mariskenkönnen dabei vorher entfernt undüber die entstandene Öffnung die La-serfaser eingeführt werden.

4. Durch die Öffnung wird die 1,8-mm-Radialfaser bis in das submuköse Ge-webe geführt und die Platzierung ggf.digital überprüft (D Abb. 9). Die Fa-ser lässt sich relativ mühelos einfüh-ren, eine Penetration des Schließmus-kels ist praktisch ausgeschlossen, dadieser einen fest-elastischen Wider-stand bietet.

5. Nun wird für 3 s ein Energiepuls von15 W abgegeben. Die Faser wird dannjeweils um etwa 5 mm zurückgezogenund der Vorgang wiederholt. Alterna-tiv kann die Laserenergieabgabe kon-tinuierlich unter langsamem Zurück-ziehen der Faser erfolgen, wobei zwi-schenzeitlich Eisapplikationen erfol-gen sollten. Größere Knoten könnenauch mit einer Energie von 25 W ineiner kürzeren Zeitspanne bestrahltwerden. Nach Platzierung der Faserin verschiedene Bereiche des hämor-rhoidalen Gefäßpolsters wird in glei-cher Weise vorgegangen. So lässt sichder gesamte Knoten erfassen.

Durch die Faserapplikation wird die Kon-tinuität des Gefäßkonvoluts unterbro-

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© Urban & Vogel 2010DOI 10.1007/S00053-010-0084-9

A.F. Karahaliloglu

Die Laserhämorrhoidoplastie (LHP). Eine neues operatives Verfahrenzur Behandlung des fortgeschrittenen Hämorrhoidalleidens

ZusammenfassungFragestellung. Beschrieben wird ein neu-es operatives Verfahren zur Behandlung desfortgeschrittenen Hämorrhoidalleidens unterVerwendung eines Diodenlasers. Der Eingriffkann in einfacher Allgemein- oder Regional-anästhesie ambulant oder mit kurzzeitigemstationärem Aufenthalt erfolgen.Patienten und Methodik. Im Zeitraum01/2006-10/2009 wurden insgesamt 332 Pa-tienten mit dieser neuen Technik operiertund postoperativ verfolgt. Zur Anwendungkam dabei ein Diodenlaser mit einer Wellen-länge von 980 nm, wobei zunächst eine Ge-radeausfaser und später eine speziell ent-wickelte Radialfaser benutzt wurden.Ergebnisse. Die durchschnittliche Opera-tionsdauer für alle vergrößerten Segmentebetrug 17 min. Intraoperativ traten keineschweren Komplikationen auf; vereinzelteBlutungen nach Mukosaschädigung wurdenmit Umstechungsligaturen versorgt (2,7%);leichtere Blutungen konnten durch Kompres-

sion beherrscht werden.Postoperativ wurdenebenfalls keine schweren Komplikationenverzeichnet; schmerzlose Gewebeschwel-lungen infolge der Laserenergie traten ge-häuft auf (1 3%); Gewebenekrosen wurden ineinem Fall beobachtet (0,3%). Weitere Kom-plikationen waren Perianalthrombose (1,5%),Fibromentwicklung (7,8%), Abszess- undsubanodermale Fistelbildung (0,6%) sowieHarnverhaltung (2,1%).Im Beobachtungs-zeitraum 6 Monate bis 3 Jahre postoperativzeigte sich bei 5,8% der nachuntersuchtenPatienten ein erneuter Hämorrhoidalprolaps.Schlussfolgerung. Die Laserhämorrhoido-plastie ist ein anodermschonender Eingriff,der das hämorrhoidale Gewebe reduziertund die natürliche Anatomie schmerz- undkomplikationsarm wiederherstellt.

Schlüsselwörter

Laser • Hämorrhoiden • Laserhämorrhoido-

plastie • LHP • Mukopexie

Laser hemorrhoidoplasty (LHP). A new surgical procedure for thetreatment of advanced hemorrhoidal illness

Abstract

Purpose. A new surgical procedure for thetreatment of advanced hemorrhoidal illnessby use of a diode laser is described. The inter-vention can be performed under simple gen-eral or regional anesthesia as an outpatientor short inpatient procedure.Patients and Methods. In the period from01/2006 to 10/2009, a total of 332 patientswere treated with this new procedure andfollowed up postoperatively. A diode laserwith a wavelength of 980 nm was used. Ini-tially, a bare fiber and, later, an especially de-veloped radial fiber were inserted.Results. The average operating time for allenlarged segments was 17 min. Serious in-traoperative complications did not occur; iso-lated bleedings after mucosal damage weretreated surgically by ligatures (2.7%); mi-nor bleedings could be controlled by com-pression.Serious postoperative complica-

tions were not registered either; painlesstissue edema as a result of the laser ener-gy appeared frequently (13%); tissue necro-ses were observed in 1 case (0.3%). Othercomplications included perianal thrombosis(1.5%), fibroma development (7.8%), abscessand subanodermal fistula formation (0.6%),and urinary retention (2.1%).In the postoper-ative follow-up period of 6 months to 3 yearsa recurrent hemorrhoidal prolapse was foundin 5.8% of the patients examined.Results. Laser hemorrhoidoplasty is a proce-dure that protects the anoderm, reduces thehemorrhoidal tissue, and restores the natu-ral anatomy while causing little pain and onlyfew complications.

Keywords

Laser • Hemorrhoids • Laser hemorrhoidoplas-ty • LHP • Mucopexy

coloprodology 2 - 2010 11S

Abb. 11 A a Präoperativer Status bei zirkulärem Hämorrhoidalprolaps. b Postoperativer Zustand, c Zustand 6 Wochenpostoperativ, d 6 Wochen postoperativ, Knoten bei 03:00 Uhr in Steinschnittlage (SSL), e 6 Wochen postoperativ, Knoten bei07:00 Uhr in SSL. f 6 Wochen postoperativ, Knoten bei 11:00 Uhr in SSL

chen, sodass auch fixierte Prolapsformenwieder verschieblich sind.

6. Die Hautinzisionen werden nicht ver-schlossen, um eine Drainage zu er-möglichen (O Abb. 10). Auch eineBandotomie [10] oder laterale inter-ne Sphinkterotomie kann hierüber er-folgen. Der Eingriff endet mit einerkurzzeitig eingelegten Analtampona-de.

Prä- und postoperativer Status sowie derZustand 6 Wochen nach dem Eingriff sindin O Abb. 11a bis/wiedergegeben.

Von 01/2006 bis 10/2009 wurden ins-gesamt 332 Patienten, 214 Männer (Durch-schnittsalter 43,4 Jahre) und 118 Frauen(Durchschnittsalter 47,6 Jahre), nach die-ser Methode operiert. Bei 115 Patienten(34,6%) wurde eine Mukopexie aller Seg-mente durchgeführt. In D Tab. 1 sind dieStadieneinteilung und etwaige Begleiter-krankungen wiedergegeben. Routinemä-ßige Kontrollen fanden am 2. und 7. posto-perativen Tag sowie nach 6 Wochen statt.

Ergebnisse

Grundsätzlich wurden die Eingriffe alsambulante Maßnahme unter tageschir-

1 2 0 I coloproctology 2 • 2010

urgischen Bedingungen durchgeführt.Lediglich Patienten mit erhöhtem Ri-siko, weit entferntem Wohnsitz oderausdrücklichem Wunsch wurden überNacht stationär aufgenommen. Wahl-weise kamen Kurznarkose, Spinal- oderSakralanästhesie zum Einsatz. Alle Ope-rationen wurden in Steinschnittlagerungdurchgeführt.

Die durchschnittliche Operationsdau-er vom Einsetzen des Proktoskops bis zurEinlage der Analtamponade betrug 17,4min für alle drei Segmente (O Tab. 1).

Postoperativ erhielt jeder Patient, so-weit keine Kontraindikationen bestan-den, über 5 Tage 2-mal täglich Diclofenac75 mg und bei Bedarf 500 mg Paracetamolsowie zusätzlich warme Sitzbäder bei Te-nesmusbeschwerden.

Mithilfe einer visuellen analogenSchmerzskala (VAS) wurde die subjek-tive Schmerzempfindung dokumentiert.Dabei zeigte sich ein deutlicher Unter-schied zwischen Patienten mit oder oh-ne Mukopexie. Die durchschnittliche Ar-beitsunfähigkeit betrug bei der einfachenLHP 4,2 Tage, mit zusätzlicher Mukopexie7,4 Tage. Die einzelnen Ergebnisse sind inD Tab. 2 zusammengefasst.

Intraoperativ kam es bei insgesamt9 Patienten (2,7%) zu einer Blutung aus

dem Hämorrhoidalplexus, die mit einerLigatur versorgt werden musste. Leich-tere Blutungen waren jeweils durch ein-fache Kompression mit einem gekühltenTupfer zu beherrschen. Wegen Blutungeninfolge einer Mukosaschädigung muss-ten 2 Patienten (0,6%) postoperativ mit-hilfe von Umstechungsligaturen versorgtwerden. Nach Wechsel auf die Radialfasertraten keine versorgungsbedürftigen Blu-tungen mehr auf.

Bei 2 Patienten (o,6%) entwickelte sichein Abszess, der folgenlos gespalten wer-den konnte. Subanodermale Fistelbil-dungen zeigten sich postoperativ ebenfallsbei 2 Patienten (0,6%), und wurden durcheinfache Fistulotomie in Lokalanästhesiebehandelt. Perianale Thrombosen tratenbei 5 Patienten (1,5%) auf. Bei 7 Patienten(2,1%) kam es unmittelbar postoperativ zuHarnverhaltungen, die eine einmalige Ka-theterisierung erforderten.

Leichte bis diskrete Ödeme des ano-dermalen Gewebes als natürliche post-operative Reaktion waren bei allen Pati-enten zu beobachten. Stärkere, allerdingsschmerzarme Schwellungen wurden mitEisapplikationen und Rivanol'-Umschlä-gen behandelt und traten besonders in derAnfangsphase bei 43 Patienten (13%) auf,konnten jedoch durch routinemäßige in-

traoperative Kühlung deutlich reduziertwerden.

Nekrosen der Hämorrhoidalknoteninfolge zu intensiver Energieabgabe ent-standen bei l Patienten (0,3%) und erfor-derten eine nachträgliche Geweberesekti-on. Fibrombildungen an den Eintrittsöff-nungen wurden im späteren Verlauf bei26 Patienten (7,8%) konstatiert und konn-ten in Lokalanästhesie abgetragen wer-den. Postoperative Kontinenzstörungen,Stenosen oder lebensbedrohliche Kompli-kationen traten nicht auf.

Im Beobachtungszeitraum 6 Monatebis 3 Jahre postoperativ konnten insge-samt 119 Patienten nachuntersucht wer-den. Dabei wurde unabhängig vom präo-perativen Grad der einfache Prolaps einesoder mehrerer Knoten (Grad II) als Maß-stab gesetzt. Bei den Untersuchten warenin 7 Fällen (5,8%) erneute prolabierendeHämorrhoidalknoten festzustellen.

Diskussion

Die üblichen operativen Verfahren beifortgeschrittenem Hämorrhoidallei-den erfassen die drei wesentlichen Prin-zipien, Schonung des Anoderms, Ver-kleinerung des vergrößerten Gefäßkon-voluts und Wiederherstellung der natür-lichen Anatomie, nicht vollständig. Beiden offenen Techniken werden die letz-ten beiden Punkte zwar erfüllt, das Ano-derm wird aber nicht geschont. Das PPH-Verfahren hingegen schont das Anodermund stellt die Anatomie wieder her, oh-ne jedoch das hämorrhoidale Kissen zureduzieren.

Diese Möglichkeit bietet hingegen dieLHP mit Mukopexie, ein anodermscho-nender Eingriff, mit dem das hämorrho-idale Gewebe verkleinert und die natür-liche Anatomie wiederherstellt werdenkann. Der Eingriff ist dabei problemloswiederholbar und kann auch mit anderenVerfahren kombiniert werden.

Bei der einfachen Laserobliterationprolabierender Hämorrhoiden bestandnach 1 Jahr bei 10 von 32 Patienten wei-terhin ein hämorrhoidaler Knotenvorfall,was hauptsächlich auf die unzureichendeGewebeerfassung zurückgeführt wur-de [8]. Mithilfe dieser neuen invasiverenMethode konnte die hohe Rezidivrate von31,2% signifikant auf 5,8% gesenkt werden

1 Tab. 1 Stadieneinteilung und Eingriffe

1 Stadieneinteilung

Grad Il-Ill (segmental)

j Grad III (zirkulärer Prolaps)

i Grad IV

1 Eingriff

LHP

Patienten (n)

227

76

29

217

LHP + Mukopexie aller Segmente 115

. Zusatzeingriffe

Fissurektomie

Fistulotomie

LHP Laserhämorrhoidoplastie.

22

3

Tab. 2 Subjektive Schmerzempfindung

VAS

LHP

LHP, Mukopexie Raffungsnaht

LHP, Mukopexie Ligasure

LHP, Fissurektomie

Operationstag

1,54,5

2,5

5,0

Anteil (%)

68

23

9

65

35

7

1

2. postopera-tiver Tag

0,5

3,0

1,53,5

Operationsdauer (min)

14,2

20,6

7. postoperativerTag

0,1

1,4

0,5

2,2AU Arbeitsunfähigkeit; LHP Laserhämorrhoidoplastie; VAS visuelle analoge Schmerzskala.

• AU (Tage)

4,2

7,4

5,1

9,6

und bewegt sich damit im Rahmen derüblichen operativen Eingriffe [12].

Auch die Rate aufgetretener Kompli-kationen wie Blutungen, Thrombosen,Abszesse und Fistelbildungen ist nichthöher als bei den anderen Verfahren [6].Katheterisierungsbedürftige Harnverhal-tungen sind unabhängig vom durchge-führten Eingriff eher der Anästhesie zu-zuordnen [4] und auch hier beobachtetworden.

Leichtere Schmierblutungen aus denLasereintrittsstellen, insbesondere bei derDefäkation, können jedoch für einige Zeitpostoperativ auftreten, worauf die Pati-enten hingewiesen werden sollten.

Als verfahrensspezifische Komplikati-onen können behandlungsbedürftge post-operative Schwellungszustände und Ge-webenekrosen infolge zu intensiver Ener-gieabgabe angesehen werden. Erstere sindschmerzarm und mit einfachen lokalenMaßnahmen innerhalb weniger Tage zubeseitigen. Letztere erfordern die Exzisiondes betroffenen Gewebes und können be-sonders in der Lernphase bei unachtsamerAnwendung auftreten.

Störungen der Kontinenz, die sowohlbei den offenen Verfahren als auch bei derStaplerhämorrhoidopexie zu beobachtensind [14], wurden nicht festgestellt. Auchspätere Stenosen oder Strikturen aufgrund

von Verletzungen am Anoderm sind nichtzu befürchten. Diese sind gerade bei anal-plastischen Eingriffen häufiger anzutref-fen [3,13]. Lebensbedrohliche intra- oderpostoperative Komplikationen waren inkeinem Fall zu verzeichnen.

Die postoperativen Schmerzen sindbei zusätzlicher Mukopexie intensiver alsohne diese, aber nicht ausgeprägter als beiden Staplereingriffen [5]. Bei einfacherLHP treten nur geringfügige postopera-tive Beschwerden auf, sodass ein frühzei-tiger Wiedereintritt der Arbeitsfähigkeitgegeben ist.

Der wesentliche Nachteil des beschrie-benen Verfahrens sind die hohen An-schaffungskosten für den Diodenlaser.Die speziell entwickelte Radialfaser ist fürdie Einmalnutzung vorgesehen, wobei de-ren Kosten aber deutlich geringer als beider Staplerhämorrhoidopexie sind. DerEingriff selbst ist im Operationen- undProzedurenschlüssel unter operativer Be-handlung von Hämorrhoiden als Des-truktion von Hämorrhoidalgewebe (OPSNr. 5-493-4) anzusiedeln.

Schlussfolgerung

Die LHP stellt eine Erweiterung der ope-rativen Therapie des fortgeschrittenen Hä-morrhoidalleidens dar. Obwohl hier nur

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Fachnachrichten

die Erfahrungen eines Einzelnen darge-stellt und zur Steigerung des EvidenzgradsUntersuchungen anderer Zentren erfor-derlich sind, kann die vorgestellte Technikdennoch als eine Alternative zu den beste-henden Verfahren angesehen werden.

Die Komplikations- und Rezidivratensowie die Operationsdauer sind nicht hö-her als bei den üblichen analen Eingriffenund bewegen sich daher in einem akzep-tablen Rahmen.

Der wesentliche Vorteil liegt in deranodermerhaltenden Vorgehensweise, diekomplikations- und schmerzarm ausrei-chend Hämorrhoidalgewebe reduziert unddie natürliche Anatomie wiederherstellt,wobei keine Fremdmaterialien oder Medi-kamente eingebracht werden müssen. DerEingriff lässt sich im Rezidivfall problem-los wiederholen und kann auch mit ande-ren Verfahren kombiniert werden.

Nachteilig wirken sich die hohen Ge-räteanschaffungskosten aus, wobei sichdie Kosten für die einmalig zu verwen-denden Laserfasern auf annehmbaremNiveau bewegen.

KorrespondenzadresseDr. A.F. Karahaliloglu

Facharzt für Chirurgie,

Calli Meydan Medical Center

Cevre Yolu No.124,07010 Antalya

Türkei

[email protected]

Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor

gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

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Laserokklusionstherapie der Stammveneninsuffizi-

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Publikationsangaben inFörderanträgen - Qualitätstatt Quantität

Ab dem 1. Juli 2010 gelten neue Regelungen

für Publikationsangaben in Förderanträgen

und Abschlussberichten. Diese stellte die

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

nun vor.

Wissenschaftler dürfen dann in ihren Anträ-

gen und Berichten an die DFG statt beliebig

vieler nur noch wenige, besonders aussage-

kräftige Publikationen als Referenz nennen.

So soll die immer größere Bedeutung von

Publikationsverzeichnissen und numerischen

Indikatoren verringert werden und die ei-

gentliche Beschreibung des Forschungspro-

jekts mehr Gewicht erhalten.

Zwei zentrale Stellen in Förderanträgen und

Abschlussberichten sind betroffen: die Litera-

turangaben zum wissenschaftlichen Lebens-

lauf sowie die Literaturangaben mit direktem

Bezug zum beantragten oder bearbeiteten

Forschungsprojekt.

Beim wissenschaftlichen Lebenslauf

dürfen künftig insgesamt maximal fünf

Veröffentlichungen angeführt werden, bei

projektbezogenen Publikationen pro Jahr

der Förderperiode nur zwei. In allen Fällen

sollen nur Publikationen genannt werden,

die bereits veröffentlicht sind oder deren Ver-

öffentlichung unmittelbar und nachweisbar

bevorsteht.

Im Gegenzug dazu soll die Schilderung des-

sen, was Antragsteller erreichen wollen und

hierzu bereits an eigenen Arbeiten geleistet

haben, größer werden und als Hauptteil zur

Grundlage für die Begutachtung und Bewer-

tung des Forschungsprojekts werden.

Quelle: Deutsche Forschungs-

gemeinschaft (DFG),

www.dfg.de

1 2 2 I coloproctology 2 - 2 0 1 0

Laserbehandlung der HämorrhoidenEin neues operatives Verfahren zur Behandlungdes Hämorrhoidalleidens r Ä

Schonende Behandlungsalternativefür höhergradige Hämorrhoiden:

f Die Laserhämorrhoidoplastie (LHP)Imitdejn. EVOLVE™-Laser.

I Mit der LHP-Technik können zweit- bisviertgradige Hämorrhoiden schmerzarmtherapiert werden. Mit Hilfe der rundumabstrahlenden Faser werden die Hämorrhoidenkontrolliert von innen bestrahlt und somitgeschrumpft

I Keine Schnitte und NähteI Anoderm und Schleimhaut werden geschontI Schließmuskelgewebe bleibt unbeschädigtI Aufbau von Bindegewebe wird angeregt,

weiteres Absinken der Hämorrhoiden wirdso verhindert

I Schnelle GenesungsphaseI Reduzierte postoperative SchmerzenI Kein Einsatz von Fremdkörpern wie

Klammern nötig

Die LHP-Faser ermöglicht durchkontrollierte Laseremission dasVerkleinern von segmentären undzirkulären Hämorrhoidalknoten.

Das speziell konstruierte HeLP™(Hemorrhoid Laser Procedure)Behandlungsset erleichtert denEingriff und ermöglicht eineschonende und sichere Behandlung.

Das vielseitige EVOLVE™-Lasersystembietet zudem ein breites Spektrum imchirurgischen Einsatz.

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