Die Maus und der Elefant 2 - Die Welt ist eine Reise wert

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Leseprobe: Wilfried Prost: Die Maus und der Elefant 2 - Die Welt ist eine Reise wert. ISBN: 978-3-86196-024-9, Hardcover, 28 S., Wenn der große Elefant ratlos ist, findet die Maus oft einen Ausweg oder die Lösung für ein Problem. So unterschiedlich sie sind, ergänzen sich Maus und Elefant doch wunderbar und können bestens zusammen leben und reisen.

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Widmung

Dieses Buch widme ich meinen Kindern, die diese Geschichten unbedingt erschaffen haben wollten.

Winfried Prost

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Die Maus und der Elefant

*Die Welt ist eine Reise wert*

Winfried Prost

Zeichnungen von Marianne Quast

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Die Reise zu Sonne und Mond

Eines frühen Morgens erblickte die Maus ganz weit hinten am Horizont die rot glühend auf-gehende Sonne. Sie weckte ihren Freund den Elefanten und zusammen bestaunten sie das herr-liche Schauspiel. Da aber zogen Wolken vor die Sonne und plötzlich war sie weg. Der Elefant erschrak, aber die Maus rief: „Lass uns losziehen und die schwarzen Wolken vertreiben und die Sonne besuchen. Da will ich jetzt hin!“ So brachen sie auf und liefen den ganzen Tag in die Richtung, wo sie die Sonne gesehen hatten. Das war links neben einem zerklüfteten, großen Berg. Aber als sie am Abend an dem Berg angekommen waren und die Wolken sich wieder über ihnen öffneten, war die Sonne plötzlich genau hinter ihnen. Das konnten sie nicht ver-stehen. Waren sie so falsch gelaufen? Der Elefant meinte, die Maus habe ihm den falschen Berg gezeigt. Die Maus meinte, der Elefant hätte geträumt und in die Luft geguckt, als sie auf seinem Kopf geschlafen hatte, und sei falsch gelaufen. Sie wurden sich nicht einig, wer der Schuldige sei. Am nächsten Morgen beschlossen sie, noch einen Versuch zu unternehmen und wieder in die andere Richtung zu gehen, wo sie jetzt die Sonne genau sehen konnten. Das war hinter einem großen alten Baum. Sie legten sich einen Pfeil aus Stöcken auf die Erde, damit sie schon vor Sonnenaufgang loslaufen könnten.

Am nächsten Morgen wurden sie früh wach und machten sich auf den Weg, den ihr Wegweiser ihnen zeigte. Kaum waren sie aber zwei Stunden gelaufen, stellten sie plötzlich fest, dass die Sonne hinter ihnen aufgegangen war und sie schon wieder in die falsche Richtung liefen. Da wurde die Maus zornig und biss den Elefanten ins Ohr: „Sicher hast du dich im Schlaf umge-dreht und den Pfeil verschoben.“ Aber der Elefant wollte lieber glauben, dass in der Nacht ein Wildschwein da gewesen war und den Pfeil gedreht hatte. Jedenfalls mussten sie wieder um-kehren und gingen erneut der Sonne entgegen. Das taten sie den ganzen wolkenfreien Tag lang.

Am nächsten Tag warteten sie auch erst, bis die Sonne aufgegangen war, und liefen dann den ganzen Tag auf sie zu, ohne sie jedoch erreichen zu können. „Puh, ist die weit weg!“, schimpf-te die Maus. „Nein“, beruhigte sie der Elefant, „es kann nicht mehr weit sein. Wir sind sicher gleich da.“ Aber wieder war die Sonne verschwunden, noch ehe sie dort waren. „Die spielt mit uns!“, stöhnte die Maus, „die will uns ärgern. Und außerdem waren wir hier schon. Da liegt noch ein Stückchen von der faulen Kartoffel, die ich gestern gefressen habe. Irgendwas ist hier wirklich faul.“

Der Elefant musste auch erst einmal nachdenken. Schließlich machte er einen neuen Vorschlag: „Dann gehen wir eben zum Mond und fragen den, wo wir die Sonne finden. So liefen sie die ganze Nacht dem Mond hinterher, der das Land ein wenig mit seinem silberhellen Schein er-leuchtete. Als sie am Fuß eines Berges vorbeikamen, stand er ganz oben auf der Spitze des Gip-fels. „Da müssen wir jetzt nur noch hinauf!“, freute sich der Elefant und sie machten sich zügig daran, den Berg zu ersteigen. Aber als sie oben waren, war auch der Mond schon wieder weiter-gewandert und stand über dem Gipfel eines weiteren Berges. „Was machen wir nur?“, fragte der Elefant ganz erschöpft. „Ich mag nicht mehr!“ Da tröstete ihn die Maus: „Das ist ganz einfach. Wir lassen die Sonne und den Mond sich so oft und so lange hinter den Wolken verstecken, wie sie wollen, und kümmern uns nicht mehr darum.“

„Das finde ich eine supertolle Idee“, rief der Elefant. „Was sollen wir uns um Sachen kümmern, die wir nicht ändern können und die uns nichts angehen. Sollen die Sonne und der Mond doch machen, was sie wollen!“ Und sie beschlossen, sich um die Sonne und den Mond nicht mehr zu kümmern, sondern immer nur dahin zu gehen, wohin sie Lust hatten und selber gerade wollten.

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Von Bergen, Meer und Inseln

Am nächsten Tag entdeckten Maus und Elefant am Horizont ein großes Gebirge. Da wollten sie hin. Je höher sie hinauf kamen, desto kälter wurde es und oben lag ganz viel Schnee. Die Maus und der Elefant sahen, dass sich dort viele Menschen je ein Brett unter ihre Füße schnallten und damit rasant vom Berg ins Tal gleiten konnten. „Das wollen wir auch!“, rief die Maus ganz begeistert und der Elefant nickte. Für die Maus war das nicht schwierig. Sie fand vier Streich-hölzer, konnte sich mit den Zehen ihrer Füße gut darauf festkrallen und flitzte schon nach wenigen Sekunden damit einen kleinen Hügel hinab. Der Elefant stand etwas ratlos daneben und brummelte: „Und ich? Was soll ich denn jetzt machen? Wo finde ich denn so schöne bunte Bretter in der richtigen Größe für mich?“ Er wollte sich schon verabschieden und zur Fütterung in den Zoo gehen, da hatte die Maus eine Idee: „Hey Dicker, so schnell geben wir doch nicht auf! Wir werden uns eben etwas für dich einfallen lassen. Ich weiß auch schon was. Wir müssen nur erst ein Stück laufen, dann finden wir jede Menge bunte Bretter für dich. Folge mir!“

Und sie sprang auf den Elefanten und wies ihm den Weg: „Immer bergab!“ Und so liefen sie abwärts, bis sie ans Meer kamen. Aber sie fanden unterwegs nichts Brauchbares für den Elefan-ten. Da seufzte dieser ganz enttäuscht und schmollte: „Jetzt sind wir ganz umsonst bis ans Ende der Welt gelaufen, haben keine Bretter gefunden und müssen doch aufgeben!“„Nix da!“, kreischte die Maus vor Vergnügen und zeigte dem Elefanten die wunderbaren bun-ten Surfbretter, die am Strand in Reih‘ und Glied aufgestellt waren: „Da sind deine Skier!“ „Oh, hurra!“, trompetete der Elefant und hüpfte vor Freude. Die sind ja superbunt und elegant. Da-rauf kann ich bestimmt von den Bergen rutschen.“ Er lud sich vier bunt gestreifte Surfbretter auf und sie kehrten um.

Der Weg bergauf war anstrengend, denn es gab natürlich keinen Skilift für Elefanten. Er musste zu Fuß hoch stapfen, aber das war er ja gewohnt und er hatte viel Geduld. Als er dann schließ-lich mit der Maus auf dem Kopf am Gipfel angelangt war, konnte er bei schönstem Sonnen-schein weit über die schneebedeckte Landschaft bis hin zum Meer sehen. Und hinten im Meer war eine wunderbare, grüne Insel. „Da muss es warm sein, da möchte ich am liebsten hin“, vertraute er der Maus an. Die stupste darauf hin den Elefanten nur ein ganz klein bisschen an und schon rutschte er auf dem glatten Schnee talwärts. Dabei musste er achtgeben, dass er in den Kurven immer schön abbremste. Das gelang ihm, indem er seinen Rüssel jeweils rechts oder links als Bremspedal in den Schnee stemmte. Das ging immerhin recht gut und die Maus auf ihren Streichhölzern war mindestens genauso schnell wie der Elefant. So konnten sie sich gegenseitig im Slalom begegnen, entfernen und wieder kreuzen. Kurz vor dem Strand sprang die Maus von einem Hügel, den sie als Sprungschanze nutzte, auf den Rücken des Elefanten und rief: „Jetzt noch mal richtig schnell in die Kurve legen und dann raus aufs Meer. Die Dinger schwimmen auch!“ Der Elefant begriff sofort und ließ sich mit Höchstgeschwindigkeit über den Sandstrand ins Wasser gleiten, riss das Wasser zu beiden Seiten weit auf und glitt mit ho-hem Tempo gerade auf die Insel zu. Kurz davor, wo das Wasser schon flach war, lief er dann mit seinen Surfbrettern auf Grund. Der Maus gelang es immerhin, bis zum Sandstrand durch zu surfen. Der Elefant musste das letzte Stück durch das seichte Wasser an Land waten.

Auf der Insel fanden sie viele süße Früchte und beschlossen, erst einmal dort zu bleiben und sich zu erholen. In der Ferne konnten sie das Schneegebirge sehen, von dem sie herab gekom-men waren, und überlegten lieber noch nicht, wie sie wieder dorthin zurückkommen könnten. Stattdessen legten sie sich auf den warmen Sandstrand und wurden erst wieder wach, als die Flut sie mit kalten Wellen überspülte.