Die Metallanalyse keltischer Fibeln aus Mauehing...Die analysierten SLT-Fibeln der Gruppen 5b und...

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Berliner Beiträge zur Archäometrie Seite 23 -30 2003 Die Metallanalyse keltischer Fibeln aus Mauehing JosEF RI EDERER, Rathgen-Forschungslabor, Schloßstraße 1a , 14059 Berlin Im Rahmen der Bearbeitung der Fibeln aus dem Oppidum Manching durch Rupert Gebhard (1991) konnten von 45 Fibeln Metallanalysen ausgeführt werden, denen eine besondere Bedeutung zukommt, da erstens über keltische Bronzen bisher kaum Materialanalysen vor- liegen und da zweitens an diesem Beispiel sehr überzeugend gezeigt werden kann, dass glei- che Fibeltypen aus gleichen Legierungen hergestellt sind, so dass der Metallanalyse auch im keltischen Bereich eine wichtige Funktion als ein Verfahren zur Bestimmung objekttypi sc her Merkmale zukommt. Weiter ergänzen die Befunde an keltischen Fibeln die wesentlich um- fangreicheren Erkenntnisse über die Kupferlegierungen römischer Fibeln. Die Metallanalysen wurden nach dem Atomabsorptionsverfahren ausgeführt, das nur geringste Probenmengen von 5 - 10 mg erfordert, die mit Hilfe eines 1 mm starken Bohrers fast ohne erkennbaren Eingriff auch von Fibeln entnommen werden können. Quantitativ bestimmt wurden die Elemente Zinn, Blei, Zink, Eisen, Nickel, Silber, Antimon und Arsen. Der Gehalt an Kupfer wurde als Differenz der Summe der Gehalte der quantitativ bestimmten Elemente zu 100% errechnet. 1. Die ostalpine Tierkopffibel Als frühestes Beispiel der Manchioger Funde wurde eine FLT-Fibel vom Typ der ostalpinen Tierfibeln untersucht, wobei sich folgende Zusammensetzung ergab: Kat.Nr. lnv.Nr. Cu Sn Pb Zn Fe Ni Ag Sb As 2 1958/332 96.28 0 .27 <0.01 <0.01 3.41 0.03 0.01 <0.01 <0. 10 Die Tierkopffibel besteht aus Kupfer mit einem ungewöhnlich hohen Eisengehalt, der auf eine ungenügende Verhüttung eines stark eisenreichen Kupfererzes zurückzuführen ist. Die übri- gen Spurenelemente liegen im untersten Bereich der üblichen Werte, meist unter der Nach- weisgrenze des Atomabsorptionsverfahrens. 2. Die großen MLT-Drahtfibeln Aus der Gruppe 3 nach Gebhards (1991) Systematik, den großen MLT-Drahtfibeln, wurden zwei Exemplare analysiert, die folgende Zusammensetzungen ergaben: Kat.Nr. 12 13 lnv.Nr. 19561717 1959/241 Cu Sn 86.96 8.56 88.98 5.34 Pb Zn 3.67 <0.01 5. 16 <0.01 Fe Ni 0.29 0.08 0.04 0.05 Ag 0.06 0.06 Sb As 0.07 0.31 0.10 0 .97 23

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Berliner Beiträge zur Archäometrie Seite 23-30 2003

Die Metallanalyse keltischer Fibeln aus Mauehing

JosEF RIEDERER, Rathgen-Forschungslabor, Schloßstraße 1a, 14059 Berlin

Im Rahmen der Bearbeitung der Fibeln aus dem Oppidum Manching durch Rupert Gebhard (1991) konnten von 45 Fibeln Metallanalysen ausgeführt werden, denen eine besondere Bedeutung zukommt, da erstens über keltische Bronzen bisher kaum Materialanalysen vor­liegen und da zweitens an diesem Beispiel sehr überzeugend gezeigt werden kann , dass glei­che Fibeltypen aus gleichen Legierungen hergestellt sind, so dass der Metallanalyse auch im keltischen Bereich eine wichtige Funktion als ein Verfahren zur Bestimmung objekttypischer Merkmale zukommt. Weiter ergänzen die Befunde an keltischen Fibeln die wesentlich um­fangreicheren Erkenntnisse über die Kupferlegierungen römischer Fibeln.

Die Metallanalysen wurden nach dem Atomabsorptionsverfahren ausgeführt, das nur geringste Probenmengen von 5 - 10 mg erfordert, die mit Hilfe eines 1 mm starken Bohrers fast ohne erkennbaren Eingriff auch von Fibeln entnommen werden können. Quantitativ bestimmt wurden die Elemente Zinn, Blei, Zink, Eisen, Nickel, Silber, Antimon und Arsen. Der Gehalt an Kupfer wurde als Differenz der Summe der Gehalte der quantitativ bestimmten Elemente zu 100% errechnet.

1. Die ostalpine Tierkopffibel

Als frühestes Beispiel der Manchioger Funde wurde eine FLT-Fibel vom Typ der ostalpinen Tierfibeln untersucht, wobei sich folgende Zusammensetzung ergab:

Kat.Nr. lnv.Nr. Cu Sn Pb Zn Fe Ni Ag Sb As

2 1958/332 96.28 0.27 <0.01 <0.0 1 3.41 0.03 0.01 <0.01 <0.10

Die Tierkopffibel besteht aus Kupfer mit einem ungewöhnlich hohen Eisengehalt, der auf eine ungenügende Verhüttung eines stark eisenreichen Kupfererzes zurückzuführen ist. Die übri­gen Spurenelemente liegen im untersten Bereich der üblichen Werte, meist unter der Nach­weisgrenze des Atomabsorptionsverfahrens.

2. Die großen MLT-Drahtfibeln

Aus der Gruppe 3 nach Gebhards (1991) Systematik, den großen MLT-Drahtfibeln, wurden zwei Exemplare analysiert, die folgende Zusammensetzungen ergaben:

Kat.Nr.

12

13

lnv.Nr.

19561717 1959/241

Cu Sn

86.96 8.56 88.98 5.34

Pb Zn

3.67 <0.01

5. 16 <0.01

Fe Ni

0.29 0.08 0.04 0.05

Ag

0.06 0.06

Sb As

0.07 0.31

0.10 0.97

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Die beiden Fibeln sind identisch zusammengesetzt. Sie bestehen aus Zinn- Blei - Bronzen mit mittleren Zinn- und Bleigehalten. Der Zinkgehalt liegt unter der Nachwei sgrenze des Atomabsorptionsverfahrens. Die Eisengehalte sind recht unterschiedlich, wobei diesem Ele­ment eine gewisse Aussagekraft zukommen kann, da auch bei den folgenden Fibeln der Grup­pen 1, 1 a und 1 b hohe und niedere Eisengehalte vorkommen können . Die Gehalte an Nickel , Silber, Antimon und Arsen sind, wenn man die bei kulturgeschichtlichen Bronzen möglichen Schwankungen der Konzentrationen dieser Elemente bedenkt, ausgesprochen ähnlich. Bemer­kenswert ist ein mit 0.27 bzw. 0.31 % relativ hoher Arsengehalt dieser beiden Fibeln.

3. MLT - Fibeln mit verdicktem, profiliertem und glattem Bügel

Aus Gerhards (1991) Gruppen 1, 1 b und I a, den MLT-Fibeln mit verdicktem, profilie1tem und glattem Bügel , wurden insgesamt zehn Exemplare untersucht:

Kat.Nr. Inv.Nr. Cu Sn Pb Zn Fe Ni Ag Sb As

22 1967/297 92.55 5.67 1.20 0.01 0.23 0.05 0.03 0.02 0.29

25 1956/302a 92.85 6.57 0.30 <0.01 0.12 0.04 0.01 0.01 0.01

26 1959/90 90.40 8.47 0.69 0.01 0.1 3 0.07 0.03 0.01 0. 19

27 197411853 88.51 8.18 2.57 <0.01 0.32 0.10 0.05 0.05 0.22

28 1958/336 88.42 6.60 4.56 0.01 0.01 0.07 0.05 0.05 0.24

29 1974/1495 91.75 8.06 0. 13 0.03 0.01 0.02 n.b n.b. n.b. 30 1956/302b 89.35 6.02 4.26 0.01 0.02 0.07 0.05 0.05 0.18

31 1958/424h 91.09 8.16 0.09 0.02 0.15 0.29 0.02 0.07 0.11

33 1956/413 91.66 7.49 0.43 0.25 0.11 0.02 0.01 0.01 0.02

34 1959/39 90.07 7.64 1.68 0.01 0.06 0.07 0.05 0.04 0.39

Als gemeinsames Merkmal fallen ähnliche Zinngehalte im Bereich von 5.6- 8.5% und dadurch bedingte relativ hohe Kupfergehalte um 90% auf. Die Bleigehalte sind dagegen heterogen, da neben fünf bleiarmen Fibeln mit Bleigehalten unter I %, fünf Fibeln mit erhöhten Blei­gehalten bis zu 4.6% vorkommen. Die Zinkgehalte sind im allgemeinen wieder sehr gering, lediglich die Nr. 33 fällt durch einen deutlich erhöhten Wert von 0.25% aus dem Rahmen der übrigen Fibeln, wobei derart hohe Werte für Bronzen aus dem 2. Jh. v. Chr. recht ungewöhn­lich sind. Beim Eisen fallen wieder die deutlichen Konzentrationsunterschiede in dem wei­ten Bereich zwischen 0.0 I und 0.32% auf. Auch die Nickelgehalte schwanken mit Werten zwischen 0.02 und 0.29% in weiteren Grenzen, al s dies bei homogenen Herkunftsgebieten der Kupfererze üblich ist. Die Antimongehalte liegen im unteren Bereich der üblichen Konzen­trationen. Bei den Arsengehalten finden sich vorwiegend erhöhte Gehalte um 0.2- 0.3%. Zwei Objekte sind arsenarm, nämlich die Nr. 25 , die sonst unauffällig ist und die Nr. 33, die bereits durch den bemerkenswert hohen Zinkgehalt auffällt.

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4. Eine SLT-Bronzedrahtfibel und eine schmale SLT-Bronzefibel

Aus den Gruppen 5b und 6a wurden je eine Fibel untersucht. Sie stimmen in ihrer Zusammen­setzung völlig mit den Nauheimer Fibeln (Gebhards Gruppen 7a und 7b) überein, so dass ihre Zusammensetzungen gemeinsam beschrieben werden können.

Kat.Nr.

37 41

lnv.Nr

1967/676 1967/461

Cu Sn Pb Zn

83.76 15.89 <0.01 <0.0 1 87.42 12.25 0.05 <0.01

5. Die Nauheimer Fibeln

Fe Ni Ag Sb As

0.21 0.09 0.05 <0.01 0.01 0.00 O.M O.M O.M 0.~

Insgesamt konnten acht Fibeln mit lanzettförmigem Bügel vom Typ der Nauheimer Fibeln untersucht werden, die Gebhard (1991) unter den Gruppen 7a und 7b beschreibt. Ihre Analy­se ergab folgende Zusammensetzungen:

Kat.Nr. Inv.Nr. Cu Sn Pb Zn Fe Ni Ag Sb As

108 1967/111 86.51 13 .17 0.11 <0.01 0.06 <0.0 I <0.01 <0.01 0.15

109 1974/1973 87.87 11.10 0.53 0.01 0.03 0.08 0.26 0.13 0.01 115 1974/332 85.44 14.38 <0.01 0.01 0.07 0.06 0.05 <0.01 0.01 128 19671183 -85.04 14.66 0.03 <0.01 0.04 0.06 0.05 0.04 0.08 129 1974/316 86.65 13.03 0.08 0.02 0.06 0.08 0.05 0.03 0.01 144 1967/283 86.73 13.03 0.08 <0.01 0.02 0.07 0.04 0.02 0.01 160 1967/603 87.88 11.95 <0.01 <0.01 0.10 0.05 0.02 <0.01 0.01 161 1967/595 87.32 12.48 0.02 <0.01 0.01 0.05 0.05 0.02 0.01

Die analysierten SLT-Fibeln der Gruppen 5b und 6a, sowie die Nauheimer Fibeln der Grup­pen 7a und 7b unterscheiden sich von den MLT-Fibeln eindeutig durch wesentlich höhere Zinngehalte und sehr geringe Bleigehalte, so dass der Kupfergehalt deutlich auf Werte um 85 - 88% absinkt. Die Zinngehalte erreichen Werte von über 14%, Konzentrationen, die bei Fibeln unüblich und im Hinblick auf die erforderlichen technologischen Eigenschaften des Metal­les auf Grund einer zunehmenden Sprödigkeit eher nachteilig sind. Die Bleigehalte liegen, von einer Ausnahme, der Fibel 109 mit 0.5% Pb abgesehen, bei oder deutlich unter 0. 1%. Zur Zeit der Herstellung der Nauheimer Fibeln stand also ausreichend Zinn zur Bronzeherstellung zur Verfügung, wobei man offensichtlich auch wirtschaftlich in der Lage war, reine Zinnbronzen aus reinen Ausgangserzen zu produzieren und in dieser Art zu verarbeiten. Die Zinkgehalte liegen im unteren Konzentrationsbereich, zum Teil unter der Nachweisgrenze des Atomab­sorptionsverfahrens. Die Eisengehalte sind hier mit Werten zwischen 0.01 und 0.07% homo­gener. Die Nickel-, Silber-, Antimon- und Arsengehalte sind ebenfalls sehr einheitlich und nur in sehr geringen Konzentrationen nachzuweisen. Die Arsengehalte liegen bei den Nauheimer Fibeln mit vorherrschenden Werten um oder unter 0.1% deutlich unter den Werten der MLT Fibeln. Zur Herstellung der SLT-Fibeln wurde offensichtlich ein Kupfererz aus einem ande­ren Lagerstättenbezirk verwendet, als für die MLT-Fibeln.

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6. Einzelstücke der SLT-Fibeln

Aus Gebhards Gruppen 9a (Fibel mit schildförmiger Kopfplatte), 9b (Fibel vom Typ Lauter­bach) und 12 (Fibel mit Bügelknoten) wurden je ein Exemplar analysiert. Sie sind wie folgt zusammengesetzt:

Kat.Nr. Inv.Nr. Cu Sn Pb Zn Fe Ni Ag Sb As

172 1974/449 86.85 12.87 <0.01 0.01 0.16 0.05 0.04 0.02 0.01

176 196311016 87.47 11.70 0. 10 <0.01 0.08 0.18 0.23 0.10 0.14

183 1974/466 90.24 8.65 0.53 0.01 0.10 0.06 0.12 0.14 0.12

Die beiden Fibeln der Gruppen 9a und 9b gehören noch zum Typ der zinnreichen SLT-Fibeln in der Art der Zusammensetzungen der Nauheimer Fibeln. Beide Fibeln zeigen aber ein recht unterschiedliches SpurenelementmusteL Die Fibel mit der schildförmigen Kopfplatte ist deutlich ärmer an Spurenelementen als die Fibel vom Typ Lauterbach. Dieser Befund belegt die Verwendung unterschiedlicher Kupfererze zur Bronzeherstellung und somit möglicherwei­se auch eine unterschiedliche regionale Herkunft. Die Fibel mit dem Bügelknoten ist zinn­ärmer. Sie enthält einen geringen Bleianteil und geringfügig erhöhte Mengen an Spurenele­menten.

7. Die SLT-Fibeln mitBügelknoten-und Flügelverzierung vom Typ Almgren 65

Zwei analysierte Fibeln, die zum Typ Almgren 65 gehören, haben folgende Zusammensetzun-gen:

Kat.Nr. Inv.Nr. Cu Sn Pb Zn Fe Ni Ag Sb As

187 1962/370 83.96 7.96 7.63 0.04 0.10 0.06 0.06 0.06 0.13

188 1962/416 80.42 7.45 11.85 0.02 0.02 0.05 0.05 0.05 0.09

Beide Fibeln sind identisch zusammengesetzt, wobei zu ihrer Herstellung eine Legierung verwendet wurde, die sich von den bisher beschriebenen Legierungen der Fibeln deutlich unterscheidet. Es handelt sich um eine Zinn - Blei -Bronze mit mittleren Zinn- und mittle­ren bis hohen Bleigehalten. Die Gehalte an Spurenelementen sind geringfügig erhöht.

8. Die germanischen Fibeln

Die Analyse der germanischen Fibeln ergab folgende Zusammensetzungen:

Kat.Nr. Inv.Nr. Cu Sn Pb Zn Fe Ni Ag Sb As

201 197411102 79.07 7.13 13.30 <0.01 0.09 0.10 0.08 0.13 0.10 202 197411875 87.30 10.34 1.78 <0.01 0.19 0.06 0.17 0.06 0.10 203 1974/1735 88.51 11.04 0.11 <0.01 0.21 0.05 0.04 0.04 0.01 219 1974/2452 92.42 7.36 0.05 <0.01 0.06 0.04 0.04 0.03 0.01 220 1956/30 91.88 7.95 0.03 <0.01 0.06 0.02 0.04 0.02 0.01 221 1956/375 88.00 10.61 0.48 0.10 0.27 0.05 0.03 0.03 0.43

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Diese Fibeln sind recht heterogen zusammengesetzt. Die Nr. 201 besteht aus einer Zinn- Blei - Bronze mit mittlerem Zinn- und hohem Bleigehalt, also einem Legierungstyp, der dem der Nauheimer Fibeln entspricht. Die Fibeln Nr. 202 und 203 sind sehr ähnlich zusammengesetzt. Sie enthalten Zinn in erhöhter Konzentration, so dass sie dem Legierungstyp der Nauheimer Fibeln entsprechen. Ihre Spurenelemente sind weitgehend identisch. Die Fibeln Nr. 219 und 220, die völlig gleich zusammengesetzt sind, gehören zum Typ der Fibeln aus reinen Zinn­bronzen mit mittleren Zinngehalten vom Typ der MLT-Fibeln, was jedoch nicht bedeuten muss, dass sie zu den frühen Fibeln gehören, da nicht auszuschließen ist, dass es auch SLT-Fibeln gibt, die zinnärmer sind, als die Nauheimer Fibeln. Wichtig ist, dass zwei zusammengehörende Fibeln aus einem identischen Material hergestellt sind, der Legierungstyp also ein Merkmal darstellt, der den Fibeltyp eindeutig charakterisiert.

9. Die Fibelfragmente

Weiter wurden sechs Fibelfragmente analysiert, die zwar keinem Fibeltyp zugeordnet werden konnten, die aber doch geeignet sind, die Legierungen keltischer Fibeln zu charakterisieren.

Kat.Nr. Inv.Nr. Cu Sn Pb Zn Fe Ni Ag Sb As

232 1967/621 87.36 10.75 1.44 <0.01 0.08 0.08 0.07 0.07 0.15 251 19561784 88.32 10.69 0.26 <0.01 0.14 0.19 0.07 0.17 0.16 253 1956/884 86.19 13 .52 0.07 <0.01 0.03 0.07 0.05 <0.02 0.07 255 l958/424b 86.58 12.78 0.14 <0.01 0.01 0.07 0.19 0.17 0.06 264 1974/1028 85 .69 13.57 0.55 0.01 0.07 0.06 0.04 0.02 0.01 276 l958/l33a 84.94 13.86 0.87 <0.01 0.02 0.09 0.04 0.04 0.14

Was die Hauptbestandteile betrifft, so bestehen sie alle aus dem Typ der Zinnbronzen mit den hohen Zinngehalten, also dem Legierungstyp der Nauheimer Fibeln. Bei den Spurenelemen­ten setzt sich die Fibel Nr. 251 durch geringfügig erhöhte Nickel- und Silbergehalte vom Rest der Gruppe ab.

10. Die römischen Fibeln

Schließlich wurden auch drei römische Fibeln analysiert, die in Manching gefunden wurden. Die Analyse ergab folgende Zusammensetzungen:

Kat.Nr. lnv.Nr. Cu Sn Pb Zn Fe Ni Ag Sb As

1366 1967/645 79.37 <0.10 0.10 20.37 0.09 0.01 0.02 0.04 0.01 1370 1958/519 76.60 7.66 12.90 1.66 0.97 0.03 0.07 0.07 0.04 1371 1963/ll96 73.92 0.82 9.47 14.92 0.79 0.04 0.02 0.02 0.01

Bei den römischen Fibeln begegnet uns ein völlig neuer Legierungstyp, nämlich das Messing, also die Legierung die bei den Römern im 1. Jh. n. Chr. zur Herstellung von Fibeln üblich war, während sich im 2. Jh. n. Chr. wieder die Zinn - Blei - Bronzen einbürgern. Die Kniefibel aus Manching (Nr. 1366) besteht aus einem reinen Messing mit einem sehr hohen Zinkgehalt von 20%, also einem bei römischen Fibeln im 1. Jh. weit verbreiteten Legierungstyp, während eine aus Kempten (Riederer 1993) untersuchte Fibel aus reiner Zinn-Blei-Bronze besteht. Bei der

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Augenfibel (Nr. 1370) ist es genau umgekehrt. Das Manchinger Exemplar besteht aus einer Zinn- Blei -Bronze mit mittlerem Zinn- und hohem B1eigehalt, während die über 100 aus Augsburg und die acht aus Kempten untersuchten Augenfibeln aus reinem Messing bestehen. Die Zwiebelkopffibel (Nr. 1371) aus Mauehing nimmt, was die Legierung betrifft, ebenfalls eine Sonderstellung ein, da sie einen relativ hohen Bleigehalt aufweist.

11. Die Zusammensetzung der Fibeln

Die Metallanalyse der keltischen Fibeln von Mauehing ergab, dass zu ihrer Herstellung drei eindeutig unterscheidbare Legierungstypen verwendet wurden: Zinnbronzen mit mittleren Zinngehalten bei den MLT Fibeln, Zinnbronzen mit hohen Zinngehalten bei den SLT Fibeln vom Typ der Nauheimer Fibeln und Zinn-Blei-Bronzen mit mittleren Zinn- und mittleren bis hohen Bleigehalten bei den Fibeln vom Typ Almgren 65. Dazu kommt als vierter Legierungs­typ das Messing bei den römischen Fibeln. Gleiche Fibeltypen bestehen aus gleichen Legie­rungstypen, deren Zusammensetzungen nur in relativ geringen Grenzen schwanken und so­mit charakteristisch für einen Fibeltyp sind. Diese Beobachtung fordert die Angabe genauer Legierungsbezeichnungen, da die pauschale Bezeichnung "Bronze" den unterschiedlichen Legierungs typen, ihrer gezielten Verwendung und damit ihrer Bedeutung zur archäologischen Definition eines Fibeltyps nicht gerecht wird. Offensichtlich wird aus diesen Ergebnissen, dass zur Herstellung der Fibeln reine Legierungen verwendet wurden, die nicht oder nur in gerin­gem Maß durch Einschmelzen von Altmetall verändert wurden .

12. Die Spurenelemente

Die Spurenelemente werden im allgemeinen herangezogen um verschiedene Kupfersorten zu unterscheiden, die, wenn ein zuverlässiges Datenmaterial vorliegt, bestimmten Kupfer-Iagerstätten zugeordnet werden können . Daraus können sich wiederum Hinweise auf eine unterschiedliche regionale Herkunft der Funde ergeben. Betrachtet man die Spurenelemen-te der in Mauehing gefundenen Exemplare, so werden die sechs Fibeln Nr. 176, 109,255, 202, 201 und 183 auf Grund ihres hohen Silbergehaltes zu einer Gruppe zusammengefasst, wobei bei den meisten Objekten dieser Gruppe gleichzeitig der Antimongehalt erhöht ist.

Kat.Nr. Inv.Nr. Cu Sn Pb Zn Fe Ni Ag Sb As

176 1963/1016 87.47 11.70 0.10 <0.01 0.08 0.18 0.23 0.10 0.14 109 1974/1973 87.87 11.10 0.53 <0.01 0.03 0.08 0.26 0.13 0.01 255 1958/424b 86.58 12.78 0.14 <0.01 0.01 0.07 0.19 0.17 0.06 202 1974/1875 87.30 10.34 1.78 <0.01 0.19 0.06 0.17 0.06 0.10 201 1974/1102 79.07 7.13 13.30 <0.01 0.09 0.10 0.08 0.13 0.10 183 1974/466 90.24 8.65 0.53 <0.01 0.10 0.06 0.12 0.14 0.12

Vier weitere Fibeln, die Nr. 13, 34, 30, 28 werden zur nächsten Gruppe zusammengefasst, wobei hier die hohen Arsengehalte die Gruppe begründen. Die Gehalte der übrigen Spuren­elemente sind gering. Alle Fibeln sind MLT-Fibeln. Die nahe Verwandtschaft von Nr. 28 und 30 wird hier offensichtlich. Vier weitere Fibeln, die Nr. 12, 27, 22 und 26 schließen sich an. Ihre Abtrennung erfolgte auf Grund hoher Arsen- und Eisengehalte. Alle vier Fibeln sind wieder MLT-Fibeln, so dass der hohe Arsengehalt ein charakteristisches Merkmal der frühen Fibeln ist.

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Kat.Nr.

13 34 30 28 12 27 22

26

Inv.Nr.

1959/241 1959/39 1956/302b 1958/336 19561717 1974/1853 1967/297 1959/90

Cu

88.98 90.07 89.35 88.42 86.96 88.51 92.55 90.40

Sn Pb

5.34 5.16 7.64 1.68 6.02 4.26 6.60 4.56 8.56 3.67 8.18 2.57 5.67 1.20 8.47 0.69

Zn

0.01 0.01 0.01 0.01 0.01 0.01 0.01 0.01

Fe Ni

0.04 0.05 0.06 0.07 0.02 0.07 0.01 0.07 0.29 0.08 0.32 0. 10 0.23 0.05 0.13 0.07

Ag Sb As

0.06 0.10 0.27 0.05 0.04 0.39 0.05 0.05 0.18 0.05 0.05 0.24 0.06 0.07 0.31 0.05 0.05 0.22 0.03 0.02 0.29 0.03 0.01 0.19

Die restlichen Fibeln weisen ein sehr ähnliches Spurenelementmuster mit niederen Konzen­trationen auf, so das es schwer ist, weitere Untergruppen zu finden. 3 Fibeln, die Nr. 37, 160 und 172 bilden auf Grund der hohen Eisengehalte eine Gruppe, die den beiden MLT-Fibeln 25 und 33 und der besonders eisenreichen FLT-Fibel 2 nahe stehen.

Kat. Nr.

37 172 160 25 33

2

Inv.Nr.

1967/676 1974/449 1967/603 1956/302a 1956/413 1958/332

Cu

83.76 86.85 87.88 92.85 91.66 96.28

Sn

15.89 12.87 11.95 6.57 7.49 0.27

Pb

0.01 0.01 0.0 1 0.30 0.43 0.01

Zn

0.01 0.01 0.01 0.01 0.25 0.01

Fe

0.21 0.16 0.10 0.12 0.11 4.41

Ni

0.09 0.05 0.05 0.04 0.02 0.03

Ag

0.05 0.04 0.02 0.01

0.01 0.01

Sb

0.01 0.02 0.01 0.01 0.01 0.03

As

0.01 0.01 0.01 0.01 0.02 0.0 1

DieverbleibendenFibeln,dieNr.29,41, 108,115, 128, 129, 144, 161 , 187,188,219, 220,264 und 276 sind so spurenelementarm, dass sie nicht weiter differenzierbar sind. Bis auf die Nr. 29 sind es in dieser Gruppe SLT-Fibeln, für die die niederen Spurenelementgehalte kennzeich­nend sind.

Kat.Nr.

29 41

108 115 128 129 144 161 187 188 219 220 264 276

Inv.Nr.

1974/1495 1967/461 1967/111 1974/332 19671183 1974/316 1967/283 1967/595 1962/370 1962/416 1974/2452 1956/30 1974/1028 19581133a

Cu

91.75 87.42 86.51 85.44 85.04 86.65 86.73 87.32 83.96 80.42 92.42 91.88

Sn

8.06 12.25 13.17 14.38 14.66 13.03 13.03 12.48 7.96 7.45 7.36 7.95

Pb

0.13 0.05 0.11 0.01 0.03 0.08 0.08 0.02 7.63

11.85 0.05 0.03

Zn

0.03 0.01 0.01 0.01 0.01 0.02 0.01 0.01 0.04 0.02 0.01 0.01

85.69 13.57 0.55 0.0 I 84.94 13.86 0.87 <0.01

Fe

0.01 0.07 0.06 0.07 0.04 0.06 0.02 0.01 0.10 0.02 0.06 0.06

Ni

0.02 0.04 0.01 0.06 0.06 0.08 0.07 0.05 0.06 0.05 0.04 0.02

Ag

0.03 0.04 0.01 0.05 0.05 0.05 0.04 0.05 0.06 0.05 0.04 0.04

0.07 0.06 0.04 0.02 0.09 0.04

Sb

0.03 0.05 0.01 0.01 0.04 0.03 0.02 0.02 0.06 0.05 0.03 0.02

As

0.01 0.08 0.15 0.01 0.08 0.01 0.01 0.01 0.13 0.09 0.0 1 0.01

0.02 0.01 0.04 0.14

So ergibt sich zusammenfassend zu den Spurenelementen, dass sich bei den keltischen Fibeln aus Manching eindeutig zwei Gruppen unterscheiden lassen, die spurenelementreichen MLT­Fibel und die spurenelementarmen SLT-Fibeln. Bei einer größeren Analysenzahl und somit

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Page 8: Die Metallanalyse keltischer Fibeln aus Mauehing...Die analysierten SLT-Fibeln der Gruppen 5b und 6a, sowie die Nauheimer Fibeln der Grup pen 7a und 7b unterscheiden sich von den MLT-Fibeln

einem statistisch zuverlässigerem Datenmaterial hätten sich weitere Untergruppen abgezeich­net, etwa die eisenreichen MLT-Fibeln oder die silberreicheren Fibeln, woraus zuverlässige­re Hinweise über die keltische Metallversorgung hätten gewonnen werden können. Offensicht­lich ist aber die Existenz von zwei unterschiedlichen Lagerstättengebieten, die zu unterschied­lichen Zeiten genutzt wurden. Von den Spurenelementen her sind die Konzentrationen in den SLT-Fibeln den Werten ähnlich, die für römische Kupferlegierungen typisch sind.

Zusammenfassung:

1. Zur Herstellung der MLT-Fibeln und der SLT-Fibeln wurden unterschiedliche Bronzesorten verwendet.

Die MLT-Fibeln sind zinnärmer und in der Regel deutlich bleihaltig. Die SLT-Fibeln sind zinnreicher und weitgehend bleifrei .

2. Die Bronze für die MLT-Fibeln wurde aus einem spurenelementreicheren, vor allem stär­ker arsenhaltigen Kupfererz hergestellt, als die SLT-Fibeln, die so spurenelementarm sind, dass ihre Spurenelementkonzentrationen denen römischer Kupferlegierungen ähneln.

3. Die meisten Fibeltypen haben charakteristische Zusammensetzungen:

die großen MLT-Drahtfibeln sind besonders bleireich

die MLT-Fibeln der Gruppen I a und 1 b sind meist bleiärmer als die großen Drahtfibeln

die Nauheimer Fibeln sind zinnreich

die Fibeln vom Typ Almgren 65 sind besonders bleireich

4. Die Ähnlichkeit der Zusammensetzungen der einzelnen Fibelgruppen spricht gegen die Annahme der Verwendung von Schrott als Rohstoff.

Literatur:

Gebhard

Riederer

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