Die Presse: Controlling

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WIFI MANAGEMENT FORUM am WKO campus wien, Währinger Gürtel 97, 1180 Wien HTTP://www.wifi.at/managementforum TELEFON +43 (1) 476 77-5232 FAX +43 (1) 476 77-5239, eMAIL managementforum@wifiwien.at EMPLOYER BRANDING – BILDEN UND FÜHREN EINER ARBEITGEBERMARKE Employer Branding ist mehr als Arbeitgeberimage und Personal- marketing. Ing. Christian Reitterer zeigt wie Sie Ihr Unternehmen als bevorzugten Arbeitgeber positionieren können. Termin: Mo 27. Oktober 2008 AKTUELLE TRENDS IN DER PERSONALENTWICKLUNG Was steckt hinter den aktuellen Trends? Was gibt es wirklich Neues in der Personalentwicklung? Was ist für das eigene Unter- nehmen sinnvoll und umsetzbar? Antworten aus der Praxis von Mag. (FH) Thomas Holzknecht und Mag. (FH) Claudia Kahlhofer. Termin: Di, Mi 11. – 12. November 2008 SOZIALE KOMPETENZ – GEHEIMNIS DES MANAGEMENTERFOLGS Erweitern Sie mit Mag. Irene Fellner Ihre soziale Kompetenz und damit Ihren eigenen Handlungsspielraum für die Gestaltung erfolgreicher Führung und Zusammenarbeit im Unternehmen. Termin: Mo, Di 17. – 18. November 2008 NEUES SEMINAR- PROGRAMM JETZT BESTELLEN! Wertpapier für Ihre Karriere PROJEKTMANAGEMENT „Ein Job für Pioniere“ Langsam konsolidiert sich ein neuer Karriereweg neben der traditionellen Linienhierarchie. Wenn ein Weltkonzern ein neues Pro- dukt entwickelt oder ein Familienbetrieb seine erste Filiale eröffnet, dann haben beide so verschiedenen Unternehmen etwas gemeinsam: Sie haben ein Projekt vor sich, das optimal gemeistert werden muss. Gute Organisation ist dabei nur ein Teil der Aufgabe. Ein ebenso großer, nach Einschätzung mancher Experten vielleicht der größte Teil, besteht aus Kommunikation, aus der Vermittlung zwischen den oft sehr unterschiedlichen Beteiligten. Auch bei Projekten, die aus- schließlich mit firmeneigenem Personal abgewickelt werden, müssen schließlich Mitarbeiter verschiedener Abteilungen gut zusammenarbeiten. „Projektmana- ger sind so etwas wie Unternehmer auf Zeit“, sagt Günter Rattay, Geschäftsfüh- rer der auf Projektmanagement speziali- sierten Beratungsfirma primas. „Sie ha- ben für eine begrenzte Zeit Führungsver- antwortung und Entscheidungskompe- tenz.“ Kompetenz und Hausverstand In kleineren Unternehmen wird die Ver- antwortung für Projekte dabei häufig nach inhaltlichen Kriterien vergeben: Wer auch im Tagesgeschäft nahe am Thema des Projektes arbeitet, bekommt die Aufgabe aufgebrummt. „Das ver- führt dazu, sich aufs Inhaltliche zu kon- zentrieren und die Führungsaufgabe zu vernachlässigen“, warnt Rattay. Natio- nale und internationale Verbände be- mühen sich daher, ebenso wie viele Un- ternehmen, das Berufsbild des Projekt- managers zu definieren und als eigenen Ausbildungs- und Karriereweg zu eta- blieren. „Die wichtigsten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Projektmanager sind soziale Kompetenz und Hausverstand“, sagt Günther Lauer, Vorstandsmitglied von Projekt Management Austria (PMA), dem österreichischen Verband. „Neben der Kenntnis der Methoden und viel praktischer Projekterfahrung braucht man außerdem Führungskompetenz und den festen Willen, das jeweilige Pro- jekt voranzutreiben und umzusetzen.“ Kenntnisse und Erfahrung können dann nach den Kriterien der International Project Management Association IPMA oder des Project Management Institutes international vergleichbar zertifiziert werden. An der Schnittstelle kann es knirschen Auch Firmen bemühen sich um standar- disierte Ausbildung. Siemens startete im Jahr 2001 das Programm „PM@Sie- mens“, um konzernweite Kriterien für sein Projektmanagement zu entwickeln. Seit 2004 ist auch Siemens Österreich im Boot, dort ist Wolfgang Raschka aus der Zentralabteilung Quality Management & Operational Excellence für die Umset- zung verantwortlich. Für Projektmana- ger wurde eine vierstufige Karriereleiter etabliert, an dessen Spitze der Projektdi- rektor steht. „Er kann Projekte leiten, die vom Volumen her so groß sind wie ein ganzer Unternehmensbereich“, sagt Raschka. „Es ist eine Herausforderung, das in der Organisation sichtbar zu ma- chen.“ Denn die Schnittstelle zwischen Pro- jektleitung und Linienmanagement muss moderiert werden: Sobald sich die Koordinaten eines Projektes wesentlich ändern, ist der Linienvorgesetzte gefor- dert, sich einzumischen. Dieser wieder- um sorgt sich nicht selten, durch das De- legieren an Projektmanager eigene Ver- antwortung einzubüßen. Auch Rattay hat erlebt, dass Konkurrenz entstehen kann, wenn in einem früher stark über die Linie geführten Unternehmen pro- fessionelles Projektmanagement instal- liert wird. Er plädiert für ein modernes Talentemanagement: „Manche Men- schen funktionieren gut im Routinebe- trieb, andere brauchen mehr Abwechs- lung und sind so etwas wie Pioniere.“ Wenn das Projektmanagement einen ei- genen Karriereweg eröffnet, finden beide Persönlichkeitstypen ihren optimalen Arbeitsplatz. Erbsenzähler? Sparringpartner! FINANZEN. Controller unterstützen heute Manager bei der Entscheidungsfindung. VON PAMELA KRUMPHUBER E s gibt ihn noch, den typischen Erbsen- zähler, der sich hartnäckig in seine Konten verbeißt und vor jeder Investi- tion sorgenvoll die Stirn runzelt. Dass er oder sie dafür den Kontakt mit anderen Ab- teilungen meidet, wird von Chefs nicht nur in Kauf genommen. „Viele Firmen suchen gezielt nach solchen Zahlentypen“, sagt Eli- sabeth Utri, fachliche Koordinatorin des Masterstudiengangs „Controlling & Fi- nance“ an der FH Vorarlberg. „Ihnen ist nicht bewusst, wie wichtig der Controller ist, um das Unternehmen nach vorne zu bringen.“ Denn das Controlling erlebt der- zeit einen grundlegenden Wandel des Be- rufsbildes. „Früher haben oft Personen den Weg in diesen Beruf eingeschlagen, die nicht gut mit Menschen umgehen konn- ten“, sagt Utri. „Heute ist es ihre Aufgabe, an der Schnittstelle zu vielen anderen Abtei- lungen zu arbeiten.“ Fehlende Sozialkom- petenz ist in diesem Kontext kein Merkmal für übergroße Genauigkeit, sondern schlicht ein Handicap. Kritische Fragen erwünscht Tatsächlich gibt es kaum mehr Unterneh- mensbereiche, die vom Controlling nicht berührt werden. „Der Controller prüft Pro- jekte kritisch“, sagt Heimo Losbichler, Stu- diengangsleiter „Controlling, Rechnungs- wesen und Finanzmanagement“ an der FH Oberösterreich Campus Steyr. „Er ist frei von den Verpflichtungen, denen Produktion und Verkauf unterliegen, und hat daher auch ein Recht auf eine kritische Position.“ Andreas Zwickle, Programm-Manager des „MBA Controlling & Finance“ von Control- ler-Institut und WU Executive Academy, er- läutert diese neue Rolle im Unternehmen: „Controller sind nicht mehr nur Zulieferer von Daten, sondern Kommunikationspart- ner für den Finanzvorstand. Dieser braucht einen aktiven Mitarbeiter, der die Unter- nehmensstrategie mitlebt.“ Gemeinsam set- zen sie die „financial Leadership“ um, in- dem die Unternehmensziele mit Zahlenma- terial unterlegt und durchgerechnet wer- den. Die fachlichen Kenntnisse, die ein solcher „Sparringpartner für Manager“ (Losbichler) braucht, haben sich jedenfalls vervielfacht. Losbichler: „Früher kamen viele Controller aus der Kostenrechnung und waren stark am internen operativen Geschäft orientiert. Heute wachsen der interne und der externe Bereich eines Unternehmens zusammen, man muss daher etwas vom Geschäft ver- stehen, mit dem das Unternehmen sein Geld verdient. Die internationale Rech- nungslegung hat neue Aufgaben mit sich gebracht. Und auch Finanzierung und die damit verbundenen Instrumente sind ein Thema. Das heißt, man muss auch die Kapi- talmärkte verstehen.“ Doch ebenso rasch, wie die Aufgaben ge- wachsen sind, verändern sich die geltenden Standards, betont Utri: „Nach jedem neuen Wirtschaftsskandal wird diskutiert, wie man Betrug noch effizienter verhindern kann. Die internationale Rechnungslegung entwi- ckelt sich daher extrem dynamisch. Es ist die Aufgabe des Controllers, da am Ball zu bleiben, weil er die Schnittstelle zur inter- nen Revision darstellt.“ Experten dringend gesucht Die Wirtschaft hat jedenfalls großen Bedarf an qualifizierten Finanzmenschen. „Man hört immer nur vom Technikermangel, da- bei gibt es im Controlling das gleiche Pro- blem“, sagt Losbichler. „Die Materie ist in kurzer Zeit so komplex geworden, das Be- rufsfeld hat ein so massives Wachstum er- lebt, dass Experten an allen Ecken und En- den fehlen.“ Daher gibt es auch Aus- und Weiterbildungsangebote für alle Hierarchie- ebenen und Unternehmensgrößen. Der be- rufsbegleitende Bachelor am FH Oberöster- reich Campus Steyr etwa wendet sich an Buchhalter, Steuerberater oder an Ge- schäftskundenberater in Banken, die sich für den nächsten Karriereschritt qualifizie- ren möchten. Die Vollzeitvariante wird vor allem von HAK- und HLW-Maturanten ge- wählt. Ab 2010 wird dann auch der darauf aufbauende Master „Managerial Finance“ angeboten, der die Ausbildung auf ein stra- tegisches Niveau hebt und mit Manage- mentwissen anreichert. An der FH Vorarlberg ist der berufsbeglei- tende Master „Controlling & Finance“ be- reits eine von drei möglichen Vertiefungen zum betriebswirtschaftlichen Bachelor, der ebenfalls berufsbegleitend oder Vollzeit stu- diert werden kann. Den MBA wiederum wählen Spezialisten mit abgeschlossenem Studium und mehr- jähriger Berufserfahrung. Manche von ih- nen sind bereits CFO (Chief Financial Offi- cer), manche leiten strategische Abteilun- gen – oder sich machen mit dem MBA den ersten Schritt in diese Richtung. Keine falsche Scheu: Wenn das Management loslegt, hält das Controlling die Zahlen bereit. [ Fotolia] WEITERE STUDIENGÄNGE Q „Finanz-, Rechnungs- und Steuerwesen“, Bachelor, FH Wien Studiengänge der WKW, www.fh-wien.ac.at Q „Rechnungswesen & Controlling“, Bachelor, Campus 02 Fachhochschule der Wirtschaft, Graz, www.campus02.at Q BCI – International Accounting and Finance“, Master, FH Wr. Neustadt, www.fhwn.ac.at TRENDS AM BILDUNGSMARKT K 29 Samstag, 6. September 2008 K 29

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Artikel ueber die neue Rolle von Controllern in Unternehmen

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P R O J E K T M A N A G E M E N T

„Ein Job fürPioniere“

Langsam konsolidiert sich einneuer Karriereweg neben der

traditionellen Linienhierarchie.

Wenn ein Weltkonzern ein neues Pro-dukt entwickelt oder ein Familienbetriebseine erste Filiale eröffnet, dann habenbeide so verschiedenen Unternehmenetwas gemeinsam: Sie haben ein Projektvor sich, das optimal gemeistert werdenmuss. Gute Organisation ist dabei nurein Teil der Aufgabe. Ein ebenso großer,nach Einschätzung mancher Expertenvielleicht der größte Teil, besteht ausKommunikation, aus der Vermittlungzwischen den oft sehr unterschiedlichenBeteiligten. Auch bei Projekten, die aus-schließlich mit firmeneigenem Personalabgewickelt werden, müssen schließlichMitarbeiter verschiedener Abteilungengut zusammenarbeiten. „Projektmana-ger sind so etwas wie Unternehmer aufZeit“, sagt Günter Rattay, Geschäftsfüh-rer der auf Projektmanagement speziali-sierten Beratungsfirma primas. „Sie ha-ben für eine begrenzte Zeit Führungsver-antwortung und Entscheidungskompe-tenz.“

Kompetenz und HausverstandIn kleineren Unternehmen wird die Ver-antwortung für Projekte dabei häufignach inhaltlichen Kriterien vergeben:Wer auch im Tagesgeschäft nahe amThema des Projektes arbeitet, bekommtdie Aufgabe aufgebrummt. „Das ver-führt dazu, sich aufs Inhaltliche zu kon-zentrieren und die Führungsaufgabe zuvernachlässigen“, warnt Rattay. Natio-nale und internationale Verbände be-mühen sich daher, ebenso wie viele Un-ternehmen, das Berufsbild des Projekt-managers zu definieren und als eigenenAusbildungs- und Karriereweg zu eta-blieren.

„Die wichtigsten Voraussetzungen füreinen erfolgreichen Projektmanager sindsoziale Kompetenz und Hausverstand“,sagt Günther Lauer, Vorstandsmitgliedvon Projekt Management Austria (PMA),dem österreichischen Verband. „Nebender Kenntnis der Methoden und vielpraktischer Projekterfahrung brauchtman außerdem Führungskompetenzund den festen Willen, das jeweilige Pro-jekt voranzutreiben und umzusetzen.“Kenntnisse und Erfahrung können dannnach den Kriterien der InternationalProject Management Association IPMAoder des Project Management Institutesinternational vergleichbar zertifiziertwerden.

An der Schnittstelle kann es knirschenAuch Firmen bemühen sich um standar-disierte Ausbildung. Siemens startete imJahr 2001 das Programm „PM@Sie-mens“, um konzernweite Kriterien fürsein Projektmanagement zu entwickeln.Seit 2004 ist auch Siemens Österreich imBoot, dort ist Wolfgang Raschka aus derZentralabteilung Quality Management &Operational Excellence für die Umset-zung verantwortlich. Für Projektmana-ger wurde eine vierstufige Karriereleiteretabliert, an dessen Spitze der Projektdi-rektor steht. „Er kann Projekte leiten, dievom Volumen her so groß sind wie einganzer Unternehmensbereich“, sagtRaschka. „Es ist eine Herausforderung,das in der Organisation sichtbar zu ma-chen.“

Denn die Schnittstelle zwischen Pro-jektleitung und Linienmanagementmuss moderiert werden: Sobald sich dieKoordinaten eines Projektes wesentlichändern, ist der Linienvorgesetzte gefor-dert, sich einzumischen. Dieser wieder-um sorgt sich nicht selten, durch das De-legieren an Projektmanager eigene Ver-antwortung einzubüßen. Auch Rattayhat erlebt, dass Konkurrenz entstehenkann, wenn in einem früher stark überdie Linie geführten Unternehmen pro-fessionelles Projektmanagement instal-liert wird. Er plädiert für ein modernesTalentemanagement: „Manche Men-schen funktionieren gut im Routinebe-trieb, andere brauchen mehr Abwechs-lung und sind so etwas wie Pioniere.“Wenn das Projektmanagement einen ei-genen Karriereweg eröffnet, finden beidePersönlichkeitstypen ihren optimalenArbeitsplatz.

WIFI MANAGEMENT FORUMam WKO campus wien, Währinger Gürtel 97, 1180 Wien HTTP://www.wifi .at/managementforum

TELEFON +43 (1) 476 77-5232 FAX +43 (1) 476 77-5239, eMAIL managementforum@wifi wien.at

EMPLOYER BRANDING – BILDEN UND FÜHREN EINER ARBEITGEBERMARKEEmployer Branding ist mehr als Arbeitgeberimage und Personal-marketing. Ing. Christian Reitterer zeigt wie Sie Ihr Unternehmen als bevorzugten Arbeitgeber positionieren können.Termin: Mo 27. Oktober 2008

AKTUELLE TRENDS IN DER PERSONALENTWICKLUNGWas steckt hinter den aktuellen Trends? Was gibt es wirklich Neues in der Personalentwicklung? Was ist für das eigene Unter-nehmen sinnvoll und umsetzbar? Antworten aus der Praxis von Mag. (FH) Thomas Holzknecht und Mag. (FH) Claudia Kahlhofer.Termin: Di, Mi 11. – 12. November 2008

SOZIALE KOMPETENZ – GEHEIMNIS DES MANAGEMENTERFOLGSErweitern Sie mit Mag. Irene Fellner Ihre soziale Kompetenz und damit Ihren eigenen Handlungsspielraum für die Gestaltung erfolgreicher Führung und Zusammenarbeit im Unternehmen.Termin: Mo, Di 17. – 18. November 2008

NEUES

SEMINAR-

PROGRAMM

JETZT BESTELLEN!

Wertpapier

für Ihre

Karriere

Erbsenzähler? Sparringpartner!FINANZEN. Controller unterstützen heute Manager bei der Entscheidungsfindung.

VON PAMELA KRUMPHUBER

Es gibt ihn noch, den typischen Erbsen-zähler, der sich hartnäckig in seineKonten verbeißt und vor jeder Investi-

tion sorgenvoll die Stirn runzelt. Dass eroder sie dafür den Kontakt mit anderen Ab-teilungen meidet, wird von Chefs nicht nurin Kauf genommen. „Viele Firmen suchengezielt nach solchen Zahlentypen“, sagt Eli-sabeth Utri, fachliche Koordinatorin desMasterstudiengangs „Controlling & Fi-nance“ an der FH Vorarlberg. „Ihnen istnicht bewusst, wie wichtig der Controllerist, um das Unternehmen nach vorne zubringen.“ Denn das Controlling erlebt der-zeit einen grundlegenden Wandel des Be-rufsbildes. „Früher haben oft Personen denWeg in diesen Beruf eingeschlagen, dienicht gut mit Menschen umgehen konn-ten“, sagt Utri. „Heute ist es ihre Aufgabe, ander Schnittstelle zu vielen anderen Abtei-lungen zu arbeiten.“ Fehlende Sozialkom-petenz ist in diesem Kontext kein Merkmalfür übergroße Genauigkeit, sondernschlicht ein Handicap.

Kritische Fragen erwünschtTatsächlich gibt es kaum mehr Unterneh-mensbereiche, die vom Controlling nichtberührt werden. „Der Controller prüft Pro-jekte kritisch“, sagt Heimo Losbichler, Stu-diengangsleiter „Controlling, Rechnungs-wesen und Finanzmanagement“ an der FHOberösterreich Campus Steyr. „Er ist freivon den Verpflichtungen, denen Produktionund Verkauf unterliegen, und hat daherauch ein Recht auf eine kritische Position.“

Andreas Zwickle, Programm-Manager des„MBA Controlling & Finance“ von Control-ler-Institut und WU Executive Academy, er-läutert diese neue Rolle im Unternehmen:„Controller sind nicht mehr nur Zulieferervon Daten, sondern Kommunikationspart-ner für den Finanzvorstand. Dieser brauchteinen aktiven Mitarbeiter, der die Unter-nehmensstrategie mitlebt.“ Gemeinsam set-zen sie die „financial Leadership“ um, in-dem die Unternehmensziele mit Zahlenma-terial unterlegt und durchgerechnet wer-den.

Die fachlichen Kenntnisse, die ein solcher„Sparringpartner für Manager“ (Losbichler)braucht, haben sich jedenfalls vervielfacht.Losbichler: „Früher kamen viele Controlleraus der Kostenrechnung und waren starkam internen operativen Geschäft orientiert.Heute wachsen der interne und der externeBereich eines Unternehmens zusammen,man muss daher etwas vom Geschäft ver-stehen, mit dem das Unternehmen seinGeld verdient. Die internationale Rech-nungslegung hat neue Aufgaben mit sichgebracht. Und auch Finanzierung und diedamit verbundenen Instrumente sind einThema. Das heißt, man muss auch die Kapi-talmärkte verstehen.“

Doch ebenso rasch, wie die Aufgaben ge-wachsen sind, verändern sich die geltendenStandards, betont Utri: „Nach jedem neuenWirtschaftsskandal wird diskutiert, wie manBetrug noch effizienter verhindern kann.Die internationale Rechnungslegung entwi-ckelt sich daher extrem dynamisch. Es istdie Aufgabe des Controllers, da am Ball zubleiben, weil er die Schnittstelle zur inter-nen Revision darstellt.“

Experten dringend gesuchtDie Wirtschaft hat jedenfalls großen Bedarfan qualifizierten Finanzmenschen. „Manhört immer nur vom Technikermangel, da-bei gibt es im Controlling das gleiche Pro-blem“, sagt Losbichler. „Die Materie ist inkurzer Zeit so komplex geworden, das Be-rufsfeld hat ein so massives Wachstum er-lebt, dass Experten an allen Ecken und En-den fehlen.“ Daher gibt es auch Aus- undWeiterbildungsangebote für alle Hierarchie-

ebenen und Unternehmensgrößen. Der be-rufsbegleitende Bachelor am FH Oberöster-reich Campus Steyr etwa wendet sich anBuchhalter, Steuerberater oder an Ge-schäftskundenberater in Banken, die sichfür den nächsten Karriereschritt qualifizie-ren möchten. Die Vollzeitvariante wird vorallem von HAK- und HLW-Maturanten ge-wählt. Ab 2010 wird dann auch der daraufaufbauende Master „Managerial Finance“angeboten, der die Ausbildung auf ein stra-tegisches Niveau hebt und mit Manage-mentwissen anreichert.

An der FH Vorarlberg ist der berufsbeglei-tende Master „Controlling & Finance“ be-reits eine von drei möglichen Vertiefungenzum betriebswirtschaftlichen Bachelor, derebenfalls berufsbegleitend oder Vollzeit stu-diert werden kann.

Den MBA wiederum wählen Spezialistenmit abgeschlossenem Studium und mehr-jähriger Berufserfahrung. Manche von ih-nen sind bereits CFO (Chief Financial Offi-cer), manche leiten strategische Abteilun-gen – oder sich machen mit dem MBA denersten Schritt in diese Richtung.

Keine falsche Scheu: Wenn das Management loslegt, hält das Controlling die Zahlen bereit. [Fotolia]

WEITERE STUDIENGÄNGE

Q „Finanz-, Rechnungs- und Steuerwesen“,Bachelor, FH Wien Studiengänge der WKW,www.fh-wien.ac.atQ „Rechnungswesen & Controlling“,Bachelor, Campus 02 Fachhochschule derWirtschaft, Graz, www.campus02.atQ BCI – International Accounting andFinance“, Master, FH Wr. Neustadt,www.fhwn.ac.at

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