Die Präzisionsabformung - dieterich- · PDF fileF Für eine Präzisionsabformung...

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F Für eine Präzisionsabformung ist die Auswahl des Materials eher sekundär, da praktisch alle heute zur Verfügung stehenden Präzisionsabformmate- rialien ausreichend genau unsere Präparationen wiedergeben können. Wichtiger ist ein struktu- rierter Arbeitsablauf beim gesamten restaurati- ven Vorgehen. Hinzu kommt, dass bei der Abfor- mung präparierter Zähne die Darstellung der Präparationsgrenze große Schwierigkeiten zu verursachen scheint. Die Frage der Dimensions- stabilität der Abformmaterialien ist demgegenü- ber zu vernachlässigen. 86 t t e e a a m mw w o o r r k k Interdiszipl J Restaurat Zahnheilkd © Praktisch für alle Abformungen in der festsitzenden restaurativen Zahnheilkunde werden heute stan- dardisierte Löffel verwandt. Zur Präzisionssteige- rung der Abformung, respektive der Modelle sollen diese Löffel individualisiert werden. Nicht perfo- rierte Rim-Lock-Löffel sind perforierten Löffeln unbedingt vorzuziehen. Metall als Löffelmaterial ist stabiler und verwindungssteifer als Kunststoff. Die Löffelauswahl, das klinische Procedere dabei und die Technik, standardisierte Abformträger mittels Putty Silikon beziehungsweise Lichtkunststoff zu individualisieren, wurde im Artikel über Diagno- stikmodelle genau beschrieben und wird hier vor- ausgesetzt (teamwork 2/2005, S. 60-77). Die Präzisionsabformung Hydrocolloid oder Polyäther? Für eine erfolgreiche restaurative Behandlung ist ein fein abgestimmtes Vorgehen zwischen Zahnarzt und Zahntechniker von entscheidender Bedeutung. Die Präparationsabformung ist dabei nicht unbedingt der erste, aber sicherlich der entscheidende Link zwischen Praxis und Labor. Präzisionsabformungen dienen zur Herstellung von Arbeitsmodellen für die Anfertigung von Zahnersatz. Dieser Beitrag diskutiert Abformtechni- ken und materialien für festsitzende Restaurationen. Ein Beitrag von ZA Horst Dieterich, Winnenden/Deutschland b b a a s s i i c c s s Präsisionsabformung Korrespondenz- adresse ZA Horst Dieterich Marktstr. 35 D - 71364 Winnenden praxis@dieterich- zahnarzt.de

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FFür eine Präzisionsabformung ist die Auswahl desMaterials eher sekundär, da praktisch alle heutezur Verfügung stehenden Präzisionsabformmate-rialien ausreichend genau unsere Präparationenwiedergeben können. Wichtiger ist ein struktu-rierter Arbeitsablauf beim gesamten restaurati-ven Vorgehen. Hinzu kommt, dass bei der Abfor-mung präparierter Zähne die Darstellung derPräparationsgrenze große Schwierigkeiten zuverursachen scheint. Die Frage der Dimensions-stabilität der Abformmaterialien ist demgegenü-ber zu vernachlässigen.

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Praktisch für alle Abformungen in der festsitzendenrestaurativen Zahnheilkunde werden heute stan-dardisierte Löffel verwandt. Zur Präzisionssteige-rung der Abformung, respektive der Modelle sollendiese Löffel individualisiert werden. Nicht perfo-rierte Rim-Lock-Löffel sind perforierten Löffelnunbedingt vorzuziehen. Metall als Löffelmaterial iststabiler und verwindungssteifer als Kunststoff. DieLöffelauswahl, das klinische Procedere dabei unddie Technik, standardisierte Abformträger mittelsPutty Silikon beziehungsweise Lichtkunststoff zuindividualisieren, wurde im Artikel über Diagno-stikmodelle genau beschrieben und wird hier vor-ausgesetzt (teamwork 2/2005, S. 60-77).

Die PräzisionsabformungHydrocolloid oder Polyäther?

Für eine erfolgreiche restaurative Behandlung ist ein fein abgestimmtesVorgehen zwischen Zahnarzt und Zahntechniker von entscheidenderBedeutung. Die Präparationsabformung ist dabei nicht unbedingt dererste, aber sicherlich der entscheidende Link zwischen Praxis und Labor.Präzisionsabformungen dienen zur Herstellung von Arbeitsmodellen fürdie Anfertigung von Zahnersatz. Dieser Beitrag diskutiert Abformtechni-ken und materialien für festsitzende Restaurationen.

Ein Beitrag von ZA Horst Dieterich, Winnenden/Deutschland

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Korrespondenz-adresse

ZA Horst DieterichMarktstr. 35D - 71364 [email protected]

Ziel der Abformung„The day of the impression can't be the day of thepreparation.“ (Dr. Harold M. Shavell)

Dieser Satz von Dr. H. M. Shavell hat sicher auchheute noch seine Berechtigung und lässt mit größt-möglicher Sicherheit eine detailgenaue Abformungvor allem der sensiblen Bereiche der marginalenPräparationsgrenze zu. Die Abformung darf seinerMeinung nach nur bei absolut „stabilen“, entzün-dungsfreien Gingivaverhältnissen erfolgen. Sha-vell's Ziel war, mit einer schonenden Präparations-technik, exakt passenden Provisorien und größtemRespekt vor der biologischen Situation der margi-nalen Gewebe eine stabile aber unsichtbare Plat-zierung der Kronenränder im Sulkus zu realisierenund auch langfristig zu erhalten (Abb. 1 bis 4).

Freiliegende Kronenränder, verursacht durch post-therapeutische Rezessionen gerade im anteriorenBereich, sind seiner Meinung nach ein ästhetischerMisserfolg. Dieses Vorgehen hat sicher seineBerechtigung bei komplexen, parodontal vorge-schädigten Patienten oder ästhetisch heiklen Front-zahnversorgungen.

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Prozesskette Präzisionsabformung

Vorbedingungen:� Parodontale Situation gesund, respektive Behandlung

abgeschlossen� Mundhygienesituation optimal, Putztechnik wird

beherrscht – auch interdental

Vorbereitungen:� Professionelle Zahnreinigung:

ideal ein bis zwei Wochen vor der Präparation� Eventuell Chlorhexidin-Spülungen:

eine Woche vor Abformung

Ablaufprotokoll in der Praxis:� Präparation� Retraktion, Blutstillung� Individualisierung des Abformlöffels� Auswahl des Abformmaterials� Abformtechnik, Hilfsmittel zur Abformung� Ausgießen der Abformung

Abb. 1 bis 4 Eine Neuversorgung einer ästhetisch insuffizienten Metallkeramikkrone: Die Präparationsgrenze der leicht subgingivalen Präparationwird durch einen mit Orbat getränkten Keydent 00 Faden dargestellt. Die Abformung erfolgte mit Impregum und Permadyne. Versorgt wird derStumpf mit einer metallkeramischen Krone mit Keramikschulter.

Biologische Grundlagen

Hierbei ist es essenziell mit den anatomischen Ver-hältnissen im Bereich der marginalen Gingiva, derbiologischen Breite, vertraut zu sein. Die Präparati-onsgrenze soll im oberen Drittel des physiologi-schen Sulcus zu liegen kommen. Dieses Vorha-ben lässt sich im anterioren Bereich relativ gutkontrollieren, sofern nicht durch kariöse oder ero-sive Defekte eine Extension notwendig ist. In die-sem Fall soll darüber nachgedacht werden chirur-gisch einzugreifen und die Verhältnisse dadurchzu idealisieren. Eine zu weit apikale Positionie-rung der Präparationsgrenze führt unweigerlichzu chronischen Entzündungen und in der Folgezu Rezessionen. Kritisch scheint hier besonders

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der Approximalbereich, insbesondere im Front-zahnbereich, zu sein. Eine Überextension in die-sem Bereich führt auch sicher zu einer Entzün-dungsreaktion vestibulär. Diese Reaktion desWeichgewebes weiter posterior ist nicht so ausge-prägt. Hier wird eine Verletzung der biologischenBreite, also eine zu weit apikale, intrasulkulärePräpgrenze, besser toleriert. Selbstverständlichaber nur dann, wenn die Restaurationsrändergenau passen, vor allem keine Kronenrand-Über-stände zeigen. Diese Forderung zeigt daher, dasses schwierig sein kann, gerade in diesen Berei-chen eine exakte Abformung zu produzieren(Abb. 5 bis 11).

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Abb. 5 und 6 Ausgangssituation nach alio loco Versorgung mit Metallkeramikkronen. Besonders kritisch sind in diesem Fall die massive marginaleGingivitis und die insuffiziente Stufenpräparation, die zu weit subgingival liegt und die Vorgaben der biologischen Breite massiv verletzt.

Abb. 8 Ein parodontalchirurgischer Eingriff zur Neubestimmung des bio-logisch tolerierten Abstands zwischen der Präparationsgrenze und demKnochen ist notwendig bevor abgeformt werden kann.

Abb. 7 Einpassen eines vorgefertigten Eierschalenprovisorium

Die Realität in unseren Praxen scheint aber anders auszusehen. Bei den meisten Patienten kann das ShavellschePostulat nicht eingehalten werden. Die Abformung erfolgt sehr häufig am Tag der Präparation und die klinischeErfahrung zeigt, dass das durchaus langfristig stabile Ergebnisse liefert. Dazu muss allerdings ein klar strukturierterArbeitsablauf, die „Prozesskette Abformung“, entsprechend eingehalten werden. Wir müssen uns also Gedankendarüber machen, wie unter wirtschaftlich tragbaren Bedingungen überdurchschnittliche Ergebnisse zu erreichen sind.

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Ablaufprotokollin der Praxis:

� Präparation� Retraktion, Blutstil-lung� Individualisierungdes Abformlöffels� Auswahl desAbformmaterials� Abformtechnik,Hilfsmittel zur Abfor-mung� Ausgießen derAbformung

Abb. 9 und 10 Während der Ausheilungsphase des parodontalchirurgischen Eingriffs ist eine intensive Prophylaxebetreuung notwendig. Der Patientmuss über notwendige und sinnvolle Mundhygienemaßnahmen eingehend instruiert werden.

Abb. 11 Ästhetische und funktionelle Defizite in der Oberkieferfront nachmultiplen Schmelzfrakturen und insuffizienten Komposit-Restaurationen

PräparationSupragingivale Präparation (Abb. 11 bis 25):Die Traumatisierung der marginalenWeichgewebsstrukturen schon bei derPräparation sollte unbedingt vermie-den werden. Wann immer möglich istaus parodontalprophylaktischer Sichteine supragingival liegende Präparati-onsgrenze vorzuziehen. Diese ist aucham einfachsten abzuformen.

Abb. 12 Im ersten Schritt werden die insuffizienten Compositefüllungenentfernt und die Zähne grob präpariert. Die Gingiva ist klinisch absolutunauffällig. Die Präparationsgrenze liegt vorerst leicht supragingival.

Abb. 13 Mit einem Heidemann Spatel wird der mit Orbat getränkteKeydent-Faden der Dimension 00 eingebracht.

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Abb. 14 Nachdem der Faden appliziert wurde, kann die Präparations-grenze exakt auf die ursprüngliche Gingivahöhe oder leicht subgingivalgelegt und finiert werden.

Abb. 19 In diesem Patientenfall wurde mit Polyäther abgeformt. Daherwurde, nachdem der obere Faden entfernt war, mit dem Luftbläsergetrocknet.

Abb. 17 Der oben aufliegende Faden wird vor der Abformung ent-nommen. Es muss unbedingt vorher gründlich abgesprayt werden, umjegliche Speichelreste zu entfernen.

Abb. 15 Nach Abschluss der Präparation wird ein mit Orbat getränkterFaden der Dimension 0 über den ersten gelegt.

Abb. 16 Da die distalen Kontaktpunkte zwischen den seitlichen Schnei-de- und den Eckzähnen nicht aufgelöst wurden, werden zwei dünneZellophanstreifen zwischen die Zähne geklemmt, die während derAbformung in situ bleiben.

Abb. 18 Der Faden muss feucht entnommen werden, da das feineEpithel am trockenen Faden verletzt würde.

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Abb. 20 und 21 Erst nachdem die Präparationsgrenze visuell genau kontrolliert wurde, wird das Spritzenmaterial appliziert und der Abformlöffel mitdem Putty Material direkt darüber gesetzt.

Abb. 23 Der Zellophanstrip wird mit der Abformung entnommen undlässt am Sägemodell eine präzise Trennung zu.

Abb. 22 Zur Sicherheit werden zwei Abformungen genommen.

Abb. 24 und 25 Der Gingivazustand vor dem Einsetzen und das Endergebnis mit vier adhäsiv befestigten Keramikteilkronen.

Subgingivale Präparation (Abb. 26 bis 60):Ist aufgrund ästhetischer Notwendigkeit oder auf-grund kariöser oder erosiver Läsionen eine subgin-givale Präparation notwendig, haben wir verschie-dene Möglichkeiten:

Die Auswahl des Präparationsbohrers, ob diaman-tiert oder aus Hartmetall, soll in seiner Größe genauder angestrebten Stumpfform entsprechen. Beieiner Stufenpräparation im anterioren Bereich füreine Voll- oder Metallkeramikkrone mit labialerKeramikschulter ist eine Stufenbreite labial vonzirka 1 bis 1,5 mm angezeigt, aber approximal undpalatinal kann auf 0,6 bis 0,8 mm reduziert werden.Die erste Präparationsphase mit einem 012er Instru-ment soll auf keinen Fall subgingival enden. Diegenaue Nachkonturierung der zervikalen Präparati-on entsprechend des Gingivaverlaufs auch approxi-mal ist entscheidend. Die Größe des Schleifkörperssoll so bemessen sein, dass er sich komplett im Zahnversenken lässt, ohne in pulpengefährdende Berei-che zu reichen. Erst in dieser Phase kann mit einem

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Finierdiamanten die Präpgrenze im Sulkus ver-senkt werden (vgl. Abb. 29). Ich benutze einenleicht konischen Diamanten mit einem Durchmes-ser an der Spitze von 0,8 mm, präpariere damit zir-kulär den Stumpf, ziehe aber labial und eventuellpalatinal mit einem Spitzendurchmesser von 1,5mm die Präparation intradental nach, und versenkedie Grenze entsprechend, alles möglichst ohne dieGingiva zu verletzen.

Abb. 26 bis 60 Patientenfall mit subgingivaler Präparation und Abformung mit Hydrocolloid

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Abb. 28 bis 30 Es wird schonende präpariert, ohne die Gingiva zu verletzen.

Der Finierdiamanten wird intradentale geführt. Die Präparationsgrenzeliegt subgingival, ist allerdings vorerst noch undeutlich darstellbar.

Abb. 26 und 27 Die Ausgangssituation mit insuffizientem Zahnersatz im rechten Oberkiefer. Aufrgund der hohen Lachlinie existiert ein massivesästhetisches Problem. Der orale Hygienezustand ist gut. Aufgrund der überstehenden Kronenränder ist mit einer schwierigen Situation im Bereich dermarginalen Gingiva zu rechnen.

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Retraktion und BlutstillungDie Präparationsgrenze liegt innerhalbder biologischen Breite des paramargi-nalen Gewebes in den allermeistenFällen leicht subgingival. Daherbenötigen wir entsprechende Hilfsmit-tel um diese darzustellen und damitabformbar zu machen. Da eine Verlet-zung der sensiblen Weichgewebs-strukturen während der Präparationoft nicht vollständig zu vermeiden istoder trotz aller Vorbehandlung eineGingivitis vorliegt, sind zusätzlichblutstillende Medikamente sinnvoll.

RadiochirurgieRadiochirurgie ist der Gebrauch von hochfrequenterEnergie (Abb. 31 bis 33). Es gibt drei Möglichkeiten,sie zu nutzen:� Schneiden,� Schneiden mit gleichzeitiger Koagulation und� Koagulation am menschlichen Körper.

Im Seitenzahnbereich ist meine Präparationsformder Wahl entweder die Teilkrone aus Gold oderKeramik, die beide bis auf approximale subgingi-vale Anteile relativ leicht abzuformen ist, oder dieVollkrone, in der Regel als Metallkeramikkrone.Auch hierbei wird in der ersten Präparationsphasemit einem leicht konischen Schleifkörper möglichstparamarginal oder leicht supragingival gearbeitet.Die Ausgestaltung der eigentlichen Präparations-grenze, also das subgingivale Vorarbeiten, ge-schieht wieder intradental, das heißt mit einem imZahn versenkten Schleifkörper. Eine gingivascho-nende Präparationstechnik ist ohne den Einsatzeiner Lupenbrille nicht darstellbar.

Das Einlegen eines Retraktionsfadens schonwährend der Präparation oder die Zuhilfenahmedes Zehycra Gingivaabhalteinstruments kann hilf-reich sein, aber die Gefahr, dadurch die Präparati-on zu weit subgingival enden zu lassen, ist gege-ben. Man sollte sich also durch eine exakte Ver-messung der Sulkustiefe vergewissern, wo man diePräparation enden lassen will. Ich arbeite gerne miteingelegtem 00er-Faden, da dadurch die visuelleKontrolle wesentlich vereinfacht wird. Die Präpara-tionsgrenze finiere ich unter maximaler Vergröße-rung, lege sie aber nur sehr kontrolliert und unwe-sentlich tiefer in den Sulcus.

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Abb. 31 bis 33 Einsatz der Radiochirurgie: Die dünne Elektrode, deren Arbeitsende durch eine Kunststoffschutzhülle beliebig lang einstellbar ist, wirdim Sinne einer internen Gingivektomie unterhalb der Präpgrenze im Sulkus geführt. Eine massive, anhaltende Touchierung der Wurzeloberfläche sollvermieden werden.

Ablaufprotokollin der Praxis:

� Präparation� Retraktion,Blutstillung� Individualisierungdes Abformlöffels� Auswahl desAbformmaterials� Abformtechnik,Hilfsmittel zur Abfor-mung� Ausgießen derAbformung

Setzt man den Modus „Schneiden und gleichzeiti-ges Koagulieren“ ein, kann mit einem internenGingivektomieschnitt der Sulkus erweitert unddamit der Zufluss des Abformmaterials vereinfachtwerden (vgl. Abb. 32 und 33). Hinzu kommt, dassdas Operationsgebiet blutungsfrei wird. Ich ver-wende das hf1-SURG von Meyer-Haake. In Kombi-

nation mit der Elektrode Nr. 40 steht uns ein Gerätzur Verfügung mit dem schonend und effektivPräparationsgrenzen dargestellt werden können.

P.D. Miller, ein renommierter Parodontologe undErfinder der „Miller-Klassen“, bestätigt, dass beisachgerechter Anwendung und entsprechenderWundtoilette keinerlei Schäden am Parodontium zuerwarten sind [1]. Das Elektrotom ist ein umstritte-nes, aber probates Mittel Präparationsgrenzen vorder Abformung darzustellen. Ich gehe deshalb aufdie Technik ein, weil Weichgewebe oder Wurzelze-ment geschädigt werden können, wenn das Gerätfalsch eingesetzt oder eine nicht anwendungsge-rechte Gerätetechnologie in Bezug auf die Wellen-länge und Elektrodenform benutzt wird.

RetraktionsfädenDie Retraktionsfäden dienen der temporären Ver-drängung der marginalen Gingiva und damit zurDarstellung der Präparationsgrenze. Zusätzlichwirken sie mit entsprechenden Pharmazeutikagetränkt der Blutstillung entgegen. Das Angebotan Retraktionsfäden ist unüberschaubar. Es gibt siemit verschiedenen blutstillenden Mitteln vorim-

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prägniert, nicht imprägniert, mit Drähten verstärkt,einfache Baumwollfäden oder High-Tech gezwirntoder verwobene.

Eine echte Verbesserung brachten die vor einigenJahren auf den Markt gekommenen Fäden Ultra-pak der Firma Ultradent Products. Hierbei handeltes sich um Fadenschläuche, die so verwoben sind,dass eine Hohlfaser entsteht. Sie lassen sich extremgut in den Sulkus einbringen, werden beim Ein-bringen zusammen geschoben, entfalten dann aberin situ ihr Volumen sehr effizient.

Eine ähnliches Fadendesign benutzt Gingi-Pak mitihren Z-Twist geflochtenen Fäden. Ich verwendediese beiden Fadentypen. Den Ultrapak oder dasbaugleiche aber wesentlich günstigere Produkt vonKeydent (ADS) als ungetränkten Faden, den Gingi-Pak getränkt mit Epinephrin, als dem sicher wir-kungsvollsten Hämostypticum.

Es gibt zwei prinzipiell verschiedene Methoden derFadenpositionierung. Sie haben einen gewissenEinfluss auf die Entscheidung welches Produkt ver-wandt wird. Bei Hydrokolloidabformungen wird

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Abb. 36 bis 39 Im Sinne des Anwendungsprotokolls von Mutschelknaus wird mit einem Carver oder einem Scaler vorsichtig die oberflächliche Nekro-seschicht abgeschabt und mit H2O2 gesäubert. Jetzt kann es wieder zu einer Blutung im Sulkus kommen.

die Präparationsgrenze vorgängig mit Hilfe derHochfrequenzchirurgie dargestellt. Danach kommtder epinephringetränkte Faden Gingi-Pak alleinzur Anwendung:

� 1-Faden Methode: Der mit einer entsprechenden Lösung getränkteFaden wird im Sulkus platziert, verbleibt dort fünfbis fünfzehn Minuten und wird direkt vor dem Ein-bringen des dünnflüssigen Spritzenmaterials wie-der entfernt. Bei Polyätherabformungen, die imästhetisch in Bezug auf die Gingiva empfindlichenBereich eher angewendet werden, verwende ich jeeinen mit Orbat getränkten Faden der Firma Key-dent, der dann bei der Abformung in situ bleibt.

� 2-Faden Methode:Auch die 2-Faden-Methode kommt bei Polyätherab-formungen zum Einsatz. Ein erster dünner Fadenwird mit Orbat getränkt oder ungetränkt am Sulkus-boden platziert (vgl. Abb. 40 und 41). Dieser Fadenverbleibt während des kompletten Abformvorgangsin Position. Ein zweiter, dickerer und auf jeden Fallgetränkter Faden wird darübergelegt und über-nimmt die eigentliche Retraktion der Gingiva. DieserFaden wird vor Einbringen des Spritzenmaterialsentfernt (vgl. Abb. 43 und 44).

FadenstärkeMan kann aufgrund der unterschiedlichen Dimen-sionen die allein durch die Materialvielfalt gegebenist, keine direkten Empfehlungen geben (vgl. Abb.39). Gingi-Pak Z-Twist verwende ich im Frontbe-reich eher in der Dimension 1, im Seitenzahnbe-reich eher in der Dimension 2, abhängig von derGingivasituation. In der Regel kommt die 1-FadenTechnik zum Zuge.

Bei Ultradent oder Keydent Fäden kommt in der 2-Faden Technik als erster, tiefer liegender Faden dieDimension 00 oder 000 in situ. Darüber appliziereich einen der Dimension 0, selten mal einen mit derDimension 1, beide getränkt mit Orbat. Bei kriti-schen, zu spontaner Blutung neigenden Sulci, kannder zweite Faden auch ein mit Epinephrin getränk-ter Z-Twist sein.

BlutstillungVerschiedene Pharmazeutika dienen in Verbin-dung mit den Retraktionsfäden der Blutstillung.Das potenteste ist sicher das schon vorher beschrie-bene Epinephrin. Es ist in vorimprägnierten Fädenerhältlich oder als Flüssigkeit, mit der nach eige-nem Ermessen Fäden getränkt werden oder die

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Abb. 38 Unser Sortiment anRetraktionsfäden undblutstillenden, adstrin-gierenden Lösungen

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Abb. 39 und 40 Einbringen des ersten mit Orbat getränkten Fadens an den nicht durch Radiochirurgie dargestellten Präpgrenzen der Frontzähne.Die Fadenenden sollen sich nicht überlappen, sondern genau miteinander abschließen.

Gingiva direkt benetzt wird. Man sollte sich überdie kardiovaskulären Wirkungen des Mittels klarsein. Eine leichte Tachykardie ist zu erwarten.Auch werden Aluminium Chlorid, Sulfat oderEisensulfat in den unterschiedlichsten Darrei-chungsformen angeboten. Orbat als Mittel aus derHals-Nasen-Ohren-Medizin bewirkt vor allem inVerbindung mit der 2-Faden Technik eine suffizi-ente Hämostase.

GuttaperchakompressionNach Einbringen der Fäden ist es wichtig, dass sieüber die ganze Einwirkdauer genau in situ bleiben.

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Sowohl die Ultradent-Fäden, wie auch die Z-Twisthaben allein durch ihr Konstruktionsprinzip guteVoraussetzungen. Zusätzlich sollte aber eine ArtDruckverband oder Fixierungsmittel appliziertwerden. Für Hydroanwender eignet sich auch eineLage Spritzenmaterial, die über die Fäden gespritztwird. Alternativ kann sowohl bei Hydro wie auchbei alle anderen Materialen erwärmte Guttaperchaverwendet werden. Dabei wird das provisorischeVerschlussmaterial Stangenguttapercha über diePräparationen und die Fäden gepresst. Es erhärtetdurch Erkalten und verbleibt dort bis zur Abfor-mung (vgl. Abb. 45 und 46).

bbbbaaaassss iiii ccccssss PräsisionsabformungAbb. 41 An den Seitenzähnen wird ein Z-Twist Epinephrin Faden eingebracht.

Abb. 42 und 43 An den Frontzähnen wird ein zweiter, verdrängenderOrbat-Faden eingebracht. Dieser Faden wird zur leichteren Entfernbar-keit länger gelassen und kann so mit der Pinzette leichter gepackt wer-den. Die Unterscheidung sowohl mit verschiedenen Fäden, wie auch mitverschiedenen Retraktionsmedien zu arbeiten, liegt an der Unterschied-lichkeit der Gewebe. Zahnfleisch im anterioren Bereich reagiert viel sen-sibler auf Traumatisierungen, deshalb wird in diesem Bereich sehr scho-nend vorgegangen. Es gilt einen Mittelweg zu finden zwischen absolutexakter Darstellung der Präparationsgrenze und Gewebeschonung.

Abb. 44 und 45 Das erwärmte Guttapercha wird eingepresst und fixiert die Fäden in situ.

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Abb. 46 und 47 Bevor die Fäden entfernt werden, muss gründlich abgesprayt werden.

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Abb. 49 bis 52 Beim Absetzen des Spritzenmaterials muss man unbedingt im Vestibulum beginnen, da durch Erkalten oft eine harte Stelle im Materialvorliegt, die nicht gut zeichnet. Die Präparationen und der komplette Zahnbogen werden dann vollständig mit Hydrocolloid überspritzt, bevor derLöffel eingesetzt wird. Hierbei muss zügig gearbeitet werden, damit das vorgespritzte Hydrocolloid nicht anfängt zu gelieren.

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Abb. 48 So stellt sich die Situation direkt vor der Abformung das.

Wichtig: Nur was man jetzt sieht, kann auch abgeformt werden. An den Frontzähnen verbleibt der erste Faden.

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Abb. 53 Routinemäßig nehmen wir immer zwei Abformungen ab. Abb. 54 Detail der Abformung

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Abb. 55 und 56 Für die Ausheilung der traumatisierten marginalen Gingiva ist neben dem exakt passenden Provisorium die akribische Zemententfer-nung und Politur nach der Zementierung essenziell.

Abb. 57 Ausgipsen der Abformung Abb. 58 Detail der Modellsituation

Abb. 59 und 60 Reizlose, gesunde Situation der marginalen Gingiva zirka drei Wochen

nach der Präparation und Abformung. Deutlich ist der Einfluss des Provisoriums zur Ausformung der Gingiva zu sehen.

Abformmaterialauswahl

Alle auf dem Markt befindlichen Materialien lassenbei geeigneter Technik und Indikation und ent-sprechender Verarbeitung genaue Abformungenzu (Abb. 65). Die klassische Einteilung der Abform-materialien orientiert sich an ihren Eigenschaften: � reversibel oder irreversibel,� starr oder elastisch.

Klinisch relevant für Präzisionsabformungen sindaus der reversiblen Gruppe das elastische Hydro-kolloid und aus der Gruppe irreversibel elastischenPolyäther, Polysulfide und Silikone. Starre Materia-lien wie Gips oder ZnO Pasten haben für die Präzi-sionsabformung keine Bedeutung mehr.

Ein ideales Abformmaterial sollte leicht anzuwen-den sein: Hydrocolloid beispielsweise ist nachErwärmung sofort gebrauchsfertig. Auch Polyätherkann schnell und einfach im Pentamix oder ver-gleichbaren Mischgeräten maschinell angemischtwerden. Handanmischung ist zu vermeiden. AlleMaterialien sollen bei der Positionierung über diePräparationen so weich und fließfähig wie möglich

sein, um jegliche Dislozierung der Stümpfe oderder relevanten Weichgewebsanteile zu vermeiden.

Ein feuchtigkeitstolerantes Material wie Hydrokol-loid hat im feuchten Mundmilieu Vorteile. Materia-lien aus der irreversiblen elastischen Gruppe sindin dieser Hinsicht klar im Nachteil. Abformungensollten zur Herstellung mehrerer identischerModellstümpfe mehrfach ausgießbar sein, Poly-äther und alle anderen irreversibel elastischenMaterialien sind dafür ideal geeignet, bei Hydro-colloid sind dafür mehrere Abformungen notwen-dig.

Die geforderte Desinfektion der Abformungen lässtsich mit irreversibel elastischen Materialien einfa-cher als mit dem empfindlichen Hydrokolloid errei-chen. Bei den zuerst genannten Materialien bleibtes auch ohne Einfluss auf die Dimensionsstabilität.Hydrocolloid erfordert eine direkte Weiterverarbei-tung. Ein zumindest rudimentär vorhandenes Pra-xislabor oder direkt angeschlossenes Labor ist not-wendig.

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Abb. 61 bis 64 Zur Fadenfixierung und Stabilisierung des Ponticbereiches kann das eventuell vorhandene Provisorium genutzt werden.

Ablaufprotokollin der Praxis:

� Präparation� Retraktion, Blutstil-lung� Individualisierungdes Abformlöffels� Auswahl desAbformmaterials� Abformtechnik,Hilfsmittel zur Abfor-mung� Ausgießen derAbformung

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Alternativ zu den beiden Materialien eignet sichvor allem bei zusätzlich vorhandenen zahnlosenKieferabschnitten zur Fixierung der Schleimhaut-

form ein bereits angefertigtes, genau passendesProvisorium (Abb. 61 bis 64).

Wie wir sehen gibt es wohl kein ideales Materialdas für alle Indikationen gleichermaßen geeignetist. Schon die angestrebte Präparationsform und dieLokalisation der beschliffenen Zähne haben einenEinfluss auf die Entscheidungsfindung. Hydrokol-loid ist aufgrund seiner klinisch überdurchschnittli-chen Präsenz das Standardabformmaterial derWahl. Dort wo es Schwächen zeigt, vor allem beider Abrissfestigkeit, die insbesondere bei Stufen-präparationen im anterioren Bereich relevant sind,kann eine Abformung mit Polyäther erfolgen.Polyäther ist im ausgehärtetem Zustand an diesenscharfen Kanten wesentlich reißfester und liefertverfahrenssicher bessere Ergebnisse.

HydrokolloidDas bis heute unter renommierten, erfahrenenPraktikern beliebte Hydrokolloid verliert leiderimmer mehr an Bedeutung. Gründe hierfür sind:� Der im Vergleich zum Polyäther größere Auf-wand.� Es müssen die für die Erwärmung notwendigentechnischen Geräte und ein spezieller Löffelbe-stand bereit gestellt werden.� Die Materialien müssen unbedingt akkurat vor-bereitet werden.� Die klinische Anwendung ist sehr sensibel.� Oft wird auch eine ungenügend durchführbareDesinfektion der Abformungen vor dem Ausgipsenkritisiert.

Diskussionen und Veröffentlichungen um eineschlechtere Detailzeichnung vor allem gegenübermodernen Polyäthermaterialien sind klinisch irre-levant. Der große Vorteil von Hydrokolloid liegt ineiner echten Feuchtigkeitstoleranz. Abformungenmit Hydrocolloid werden in der wet-Technikgenommen: direkt vor der Applikation des Hydro-

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colloids werden die Zähne mit einem Oberflächen-entspannungsmittel „geflutet“, das bedeutet dasseine Trocknung vor der Abformung gar nicht not-wendig ist. Abformungen über mehrere präparier-te Zähne vor allem im Unterkiefer-Seitenzahnbe-reich sind reproduzierbar wohl nur mit Hydrokol-loid machbar.

Bewährt hat sich bei uns die routinemäßige Anfer-tigungen von zwei offensichtlich gleichwertigenAbformungen. Aus einem wird ein Sägemodell her-gestellt, das zweite, womöglich etwas schlechterebleibt ungesägt und dient der genauen Approxi-malkontaktpunktgestaltung, womit das klinischumständliche Einpassen der Kontaktpunkte prak-tisch entfällt.

PolyätherInnerhalb der Gruppe der irreversibel elastischenMaterialien werden bei uns in der PraxisPolyäthermaterialien verwandt. Als gute Kombi-nation hat sich Impregum Penta Soft als PuttyMaterial und Permadyne als feinfließendes Sprit-zenmaterial bewährt.

SilikoneSowohl A- wie auch K-Silikone kommen bei mir zurPräzisionsabformung nicht zur Anwendung. DasAnfließverhalten vor allem an die Stümpfe imposterioren Bereich ist ungenügend. Typisch sindso genannte Fahnen, die posterior am stärkstenausgeprägt sind. Auch klassische individuelle Löf-fel, mit denen eine genau definierte Schichtdickedes Abformmaterials erreicht werden kann, änderndaran nichts. Ich benutze ein additionsvernetztesSilikon zur intraoralen Individualisierung konfek-tionierter Abformlöffel.

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Abb. 65 Mit dem links abgebilde-ten Pentamix 2 kannPolyäther hervorragendgemischt werden. DerHydrocolloid-Conditio-ner HC1 bereitet dasHydrocolloid für denEinsatz vor.

Abformtechnik

Die Abformtechnik der Wahl ist materialunabhän-gig immer eine Doppelmischabformung. Dabeiwird ein Putty Material im Abformträger über einim Mund vorgespritztes Feinabformmaterial weichin weich positioniert (Abb. 66). Beide Materialienhärten dabei gemeinsam und gleichzeitig aus.

Hilfsmittel zur Abformung (Abb. 67 bis 71):Zur Freihaltung des Arbeitsbereichs eignet sichideal der Vestibulumhaken von Zeff. Für die Abfor-mung mit Hydrokolloid brauchen wir außer dem

Oberflächenentspannungsmittel keine zusätzlichenHilfsmittel, da aufgrund der ausgezeichnetenHydrophilie eine Trocknung des Bereichs nicht not-wendig ist.

Anders bei der Verwendung von Silikonen oderPolyäther. Zur Kontrolle des Speichelflusses aus derParotis und Trockenlegung bewähren sich Dry Tipsvon Möllnycke. Mit den steifen Plastikteilen sindsowohl eine suffiziente Feuchtigkeitskontrolle, wieauch ein flächiges Abhalten in Zusammenwirken

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Präzisionsabformung bbbbaaaassss iiii ccccssss

Ablaufprotokollin der Praxis:

� Präparation� Retraktion, Blutstil-lung� Individualisierungdes Abformlöffels� Auswahl desAbformmaterials� Abformtechnik,Hilfsmittel zurAbformung� Ausgießen derAbformung

Abb. 66 Behandlungssituation bei Hydrocolloid-Abformung Abb. 67 bis 69 Retraktion mit der 2-Faden Technik: aufwändiges Set-upzur Trockenhaltung vor der Unterkieferabformung, die bei Polyätherab-formungen notwendig ist.

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Abb. 70 Die Parotis verbleibt während des Aushärtens in situ und hältdadurch suffizient den Mundboden ab.

Abb. 71 Problematisch beim Einsatz von Eisensulfat ist die Modellunge-nauigkeit. Vor der Abformung können nicht alle Eisensulfatreste zuver-lässig vom Zahn entfernt werden.

mit dem Vestibulumhaken der Wange möglich. ImSublingualraum, benutzen wir die Parotiswatterollevon Roeko/Coltenè Whaledent. Sie verbleibt auchnach Positionierung des Löffels in situ und unter-bindet wirkungsvoll den Speichelzufluss aus derGlandula Sublingualis.

Eine alternative Abformtechnik:Eine interessante Variante ist die Doppelbiss-Tech-nik (Abb. 72 und 73). In Verbindung mit kleinenOkkludatoren ist es eine zeitsparende, aber trotz-dem präzise Methode, um einzelne Restaurationenim Seitenzahngebiet herzustellen. Mit Hilfe einesspeziellen Abformträgers, dem Quadrant Tray vonSafident werden beide Kiefernhälften mit einerDoppelmischtechnik gleichzeitig abgeformt unddie Kieferrelation habituell fixiert. Die Ober- undUnterkieferhälfte sind durch eine mikrodünne PEFolie getrennt, dadurch wird suffizient ein Ineinan-derfließen des Abformmaterials respektive desModellgipses verhindert. Abformmaterial der Wahlhierbei ist Polyäther.

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Ausgießen der Abformungen

Bei Hydrokolloid sollte auf eine erprobte Verträg-lichkeit der Materialien geachtet werden. Nach derEntnahme aus dem Mund wird die Abformung für10 bis 15 Minuten in eine Alaunlösung gelegt,danach sorgfältig mit gebremstem Wasserstrahlausgespült (Abb. 74) und sofort ausgegossen. BeiPolyätherabformungen kann zur besseren Benet-zung mit dem Modellgips die Abformung miteinem Oberflächenentspannungsmittel vorbereitetwerden (Abb. 75).

bbbbaaaassss iiii ccccssss Präsisionsabformung

Abb. 72 und 73 Eine alternative Abformtechnik ist die Doppelbissabformung mit Polyäther

Abb. 74 und 75 Ausspülen der Abformung mit gebremstem Wasserstrahl und Konditionierung der Oberfläche mit Entspannungsmittel vor dem Aus-gipsen.

Ablaufprotokollin der Praxis:

� Präparation� Retraktion, Blutstil-lung� Individualisierungdes Abformlöffels� Auswahl desAbformmaterials� Abformtechnik,Hilfsmittel zur Abfor-mung� Ausgießen derAbformung

Zusammenfassung

Dieser Beitrag verzichtet wie die beiden vorange-gangenen Beiträge in der Basics-Reihe auf eineVielzahl entsprechender Literaturverweise. Geradeim Bereich der Präzisions-Abformung gibt es natür-lich viele Beiträge und Studien, die sich aber über-wiegend mit dem Dimensionsverhalten oder derDetailzeichnungstreue der Materialien beschäfti-gen. Diese Studien sind wichtig und sinnvoll, zei-gen sie doch, dass praktisch alle am Markt befindli-che Materialien unseren klinischen Ansprüchengenügen.

Veröffentlichungen über Positionierung von Re-staurationsrändern und die Anatomie der biologi-schen Breite zeigen uns, was erstrebenswert ist.Wer daran interessiert ist, kann heute leicht imInternet an die entsprechenden Publikationenkommen. Portale wie medline oder medpilot erfül-len jeden Informationswunsch.

Leider sind für uns Praktiker daraus nicht immeralle praxisrelevanten Daten zu erfassen. MeineAusführungen sind aus subjektiver klinischerErfahrung und intensivem Gedanken- und Erfah-rungsaustausch mit Kollegen entstanden. Entschei-

dend für exakte Abformungen und Arbeitsmodellesind ganz eindeutig die beschriebene ProzeßkettePräzisionsabformung zu beachten (Abb. 76).

Die Qualität der Abformung, respektive des darausgewonnenen Modells, hängt sicher mehr von Bedin-gungen ab, die mit Prophylaxe, parodontalerGesundheit, Präparationsvorgang, Retraktionstech-nik und Zeitpunkt der Abformung zu tun haben, alsmit der Materialauswahl oder der Methode mit derdie eigentliche Abformung vorgenommen wird. �

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Präzisionsabformung bbbbaaaassss iiii ccccssss

Abb. 76 Das einzige Ziel einer jeden Abformung ist ein exaktesModell mit dem der Zahntechniker passgenauen Zahner-satz herstellen kann.

Abformlöffel Metall Rim-Lock, z.B. ADS/Boese Dentalnicht perforiert

Chirurgiegerät hf1-SURG Meyer-Haake/Hager&WerkenDoppelbisslöffel Quadrant, Bi-Model Trays SafidentFadenkompression Harvard Guttapercha- z.B. ADS/Boese Dental

stangenHydrokolloid Hydrokolloid z.B. ADS/Boese DentalPolyäther als Putty Impregum Penta H Duosoft 3M EspePolyäther als Spritze Permadyne Garant 2:1 3M EspeRetraktionsfaden q Gingi-Pak Z-Twist Gingi-Pakgetränkt: 1, 2 (epinephrine)

q Surgident Gingival Retrak- Surgidenttionsfaden 1, 2 (epinephrine)q Gingi-Gel 1, 2; 20% ge- Gingi-Pakpuffertes Alaun Chlorid Gel

Retraktionsfäden q Ultrapak Ultradent Productsungetränkt: Stärke 000, 00, 0, 1

q Keydent Retraktions- Keydentfaden K-00, K-0

Retraktionslösungen, q Surgident Gingival Retrak- Surgidentblutstillende Medikamente: tionslösung (Epinephrin-

hydrochlorid)q Otriven Nasentropfen Apothekeq FeSu-Gel 20% (Eisensulfat) ADS

Trockenlegung q Dry Tips SCA Mölnlycke Health Careq Parotis Watterollen Gr. 1 Coltenè/Whaledent, Roeko

Produktliste

[1] Miller : Persönliche Mitteilung 3F Kurs, Praxis Diemer 2001.

Literatur