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Die Situation der israelischen Linken - Sonderbericht im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung - Oktober 2012 -

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Die Situation

der

israelischen Linken -

Sonderbericht im Auftrag

der

Friedrich-Ebert-Stiftung

- Oktober 2012 -

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Die Situation der israelischen Linken

Einleitung

Die israelische Gesellschaft gehört zu den erstaunlichsten Phänomenen der Welt. Es handelt

sich um eine vom größten Trauma der Menschheitsgeschichte heimgesuchte

Einwanderungsgesellschaft, die in den letzten 64 Jahren einen blühenden Staat mit zahlreichen

Errungenschaften aufgebaut hat, der aber gleichzeitig auch von äußerst schwierigen sozial-,

sicherheits- und staatspolitischen Problemen heimgesucht wird.

Die jüdische Gesellschaft in Israel weist markante Merkmale auf, die sie gleichsam zu einem

packenden Labor der Politik und der Meinungen macht. Es genügt, in diesem Zusammenhang

auf die Tatsache zu verweisen, dass Israel als Staat des jüdischen Volkes gegründet wurde und

deswegen das Verhältnis zwischen diesem Staat und der Diaspora die gesellschaftliche Identität

stark beeinflusst. Äußert stark wirkt sich zudem die besondere Beschaffenheit des Judentums

als Religion, Kultur und Lebensweise, auf den Charakter der israelischen Gesellschaft aus. Dem

sind freilich die besonderen sicherheitspolitischen Probleme hinzuzufügen, mit denen sich Israel

konfrontiert sieht. Dabei handelt es sich teils um objektive Probleme und teils um Probleme, die

entweder künstlich aufgebauscht wurden oder sich im Laufe der Jahre mit der Vertiefung des

jüdisch-arabischen Konflikts von selbst verschärft haben.

Alle diese Merkmale haben nicht nur eine Gesellschaft mit ganz besonderen Eigenschaften

geschaffen, die ein wichtiges soziologisches Forschungsfeld darstellt, sondern auch eine Linke

mit ganz besonderen Eigenarten, die vom klassischen europäischen linken Modell abweicht.

Dies vor allem aufgrund der besonderen Situation Israels als jüdischer Staat, in der Region, in

der er sich befindet.

Aus politischen und demografischen Gründen, sowie aufgrund von bestimmten

Wahlkonstellationen, ist die Linke einerseits an einem Punkt angelangt, an dem sie keinen

Einfluss mehr auf die israelische Politik ausübt und in einer politischen Verteidigungshaltung

erstarrt ist, andererseits aber nach wie vor eine wichtige Rolle im israelischen Parlamentarismus

sowie in der israelischen Wirtschaft und Akademie spielt. Fundierte Kenntnisse der Haltungen

dieses Bevölkerungsteils könnten nicht nur Sozialforschern und Politikwissenschaftlern eine

interessante Forschungsgrundlage bieten, sondern auch Ideologen, denen es auf diesem Wege

gelingen mag, neue, an das 21. Jahrhundert angepasste linke Denkansätze zum Durchbruch zu

verhelfen.

An dieser Stelle gilt es hinsichtlich der Methodik anzumerken, dass sich die vorliegende Studie

ausschließlich auf die jüdische Bevölkerung des Staates Israel bezieht. Im Laufe der Jahre ist

die Teilnahme der arabischen Bevölkerung an den demokratischen Prozessen in Israel aus

politischen Gründen im Sinken begriffen, was vor allem an der stetig sinkenden Wahlbeteiligung

deutlich wird. Insofern dürfte der Einfluss des arabischen Sektors bei den demnächst

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stattfindenden Neuwahlen Anfang 2013 gering sein. Dennoch erscheint uns die Einschätzung

der Situation der Linken im arabischen Sektor eine umfassende Prüfung wert.

Zusätzlich wäre folgendes anzumerken: Da die politische Vertretung der israelischen Araber auf

der maßgeblichen sicherheitspolitischen Ebene stets auf der linken Seite des politischen

Spektrums angesiedelt wird, ist es üblich, die israelischen Araber als integralen Bestandteil der

israelischen Linken zu betrachten. So sehr diese Ansicht verbreitet sein mag, sie beruht auf

einer falschen Optik, denn auch in der arabischen Gesellschaft sind rechts geprägte

nationalistische, oder extremistisch religiöse Haltungen denkbar.

Und noch eine weitere bedeutende methodologische Anmerkung: Die vorliegende Studie

versucht eine weit verbreitete sozial- und politikwissenschaftliche sowie demoskopische

Fehlkonzeption zu korrigieren. Die Autoren dieser Studie sind der Meinung, dass es

grundsätzlich falsch wäre, sich mit quantitativen Untersuchungen, gestützt auf statistisch

repräsentativen Stichproben, zu begnügen. Manches wurde bereits darüber geschrieben, dass

die quantitative Forschung in manchen Fällen ein verzerrtes Bild der Realität wiedergibt, weil sie

die wichtige emotionale Dimension der Meinungsbildung jedes denkenden Menschen, vor allem

auch bei Linken, mit ihrer ganzen Mehrdimensionalität ignoriert. Auch die qualitative Methode

allein kann den Forschern kein umfassendes Bild einer politischen Bewegung geben.

Quantitative Studien können genaue Information über den Aussagenmarkt, aber nicht über den

Meinungsmarkt geben. Dazu sind ergänzende qualitative Studien erforderlich.

Die qualitative Studie, die wir anhand von zwei Fokusgruppen, einer mit jüngeren und einer mit

älteren Teilnehmern durchgeführt haben, die sich als „Linke“ definierten, ist sehr

aufschlussreich und sollte zusammen mit der quantitativen Studie gelesen werden. Die Zahl der

Gruppen ist vorläufig noch zu gering, doch das Budget hat uns hier klare Grenzen gesetzt. Die

weitere Forschung wird jedoch auf die gleichzeitig durchgeführten qualitativen und

quantitativen Studien aufbauen können und nicht nur Schlussfolgerungen über die Aussagen

ziehen können, die derzeit von der israelischen Linken unterstützt werden, sondern auch über

den linken Meinungsbildungsprozess und über die Fähigkeit der Linken, diese Meinungen auf

dem Meinungsmarkt und auf dem politischen Markt zu verkaufen. Dieses umfassende Bild kann

einige der als Anomalien empfundenen Merkmale der israelischen Linken erklären.

Umfrage und Analyse wurden im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung durchgeführt. Die

quantitative Studie wurde durch das Institut „Projekt Midgam”, unter Aufsicht von Dr. Ariel

Ayalon und unter fachlicher Leitung von Prof. Camil Fuchs, von der Universität Tel Aviv,

erhoben. Die qualitative Studie wurde von der Psychologin Ruthie Brandman vom Brandman

Institute geleitet, und für die Formulierung der Studie und deren Auswertung sind der

Politstratege Alex Biletsky, der Medienberater Roy Yellin, Dr. Edith Diamant und der Spezialist

für politische Werbung Shai Even verantwortlich.

Das Forschungsprojekt setzte sich aus zwei Phasen zusammen. In einer ersten Phase wurden

zwei Fokusgruppen gebildet (eine mit jüngeren und eine zweite mit älteren Teilnehmern), deren

Teilnehmer sich als Linke definierten (ohne Unterscheidung zwischen links und gemäßigt links)

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und die im Oktober 2012 nacheinander zusammentraten. Diesen Teil der Studie führte das

Brandman Institute unter fachlicher Leitung von Ruthie Brandman durch.

Die zweite Phase beinhaltete eine quantitative Studie, die mittels einer Internetumfrage im

Oktober 2012 durchgeführt wurde. Die Stichprobe umfasste 1272 Befragte. Davon wurden 896

Befragte destilliert, die sämtliche Fragen der Internetumfrage beantwortet hatten und sich

politisch der Linken, der gemäßigten Linken oder der politischen Mitte zugeordnet hatten. Ein

Hauptblock der Stichprobe, bestehend aus 503 Befragten, definierte sich als links oder gemäßigt

links. Die Befragten, die sich der politischen Mitte zuordneten, wurden als Kontrollgruppe

verwendet. Die Umfrageteilnehmer wurden ihrer Selbstdeklaration zufolge gefiltert, sowie je

nach Antwort auf die Filteraussage „Ich werde nie für eine Rechtspartei stimmen“. Dieser Teil

der Studie wurde vom Demoskopen Camil Fuchs geleitet.

Zusammenfassung

Die Bedrohung des Lebensstandards der Mittelschicht steht im Zentrum der Aufmerksamkeit der

Wählerschaft, die das Zielpublikum des linken Lagers bildet.

Bei der jüngeren Wählerschaft macht sich eine Entfremdung bemerkbar, die im Extremfall

emotionale Züge annimmt. Das heißt, jüngere Menschen schrecken davor zurück, sich selbst als

„links“ zu deklarieren. Sich als „links“ zu bezeichnen scheint auch dem älteren Publikum schwer

zu fallen. Die Teilnehmer der quantitativen Studie definierten sich zwar als „linksstehend“, doch

sie möchten nicht als „Linke“ aufgefasst werden und sich öffentlich zu dieser Etikette bekennen.

Die Fragen, die zuoberst auf der öffentlichen Tagesordnung der Linken stehen, betreffen die

Themen Wirtschaft und Soziales, sowie Staat und Religion.

Der Problemkreis Wirtschaft und Soziales (in der Studie als „hohe Lebenshaltungskosten“

definiert) scheint für die israelische Linke im Vordergrund zu stehen. Hierbei ist anzumerken,

dass die Relevanz, die Befragte bestimmten Problemkreisen zuordneten, nicht auf

linksideologischen wirtschaftspolitischen Motiven beruhte, sondern auf einer engen persönlichen

Perspektive, die sich mit den hohen Lebenshaltungskosten im Alltag beschäftigt (wie es auch

beim Sozialprotest 2011 zum Ausdruck kam).

Auch der Problemkreis Staat und Religion ist für die israelische Linke äußerst relevant. Die

Haltungen zu diesem Thema sind sehr klar und eindeutig und im Gegensatz zu wirtschaftlichen

Themen nicht widersprüchlich (beim wirtschaftlichen Themenkreis sprach sich die Linke

mehrheitlich gegen die kapitalistische Wirtschaft, aber auch gegen die einflussreichen

Betriebsräte mächtiger Unternehmen aus). Die linken Wähler fürchten den zunehmenden

Einfluss des ultraorthodoxen Bevölkerungssektors, aber auch hier geht es der Linken eher

darum, bestimmte konkrete Lebensvorstellungen zu fördern (beispielsweise öffentlicher Verkehr

am Sabbat oder die Zulassung ziviler Eheschließungen), als um die ideologische

Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zwischen Staat und Religion.

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Das Thema Gewalt wurde von beiden Gruppen überraschend als vorrangig eingestuft. Dieser

Themenkreis kann keinem bestimmten politischen Lager zugeordnet werden und wurde deshalb

nicht eingehend untersucht. Dennoch sollte die öffentliche Aufmerksamkeit für dieses Thema

nicht ignoriert werden. Es könnte sich um die Vorboten einer Debatte handeln, die die

israelische Öffentlichkeit als nächstes erschüttern kann.

Die Ergebnisse zum außenpolitischen Themenkreis sind die bemerkenswertesten der Studie.

Zwar werden die linken außenpolitischen Standpunkte breit unterstützt (etwa dass die

Besatzung beendet und eine Zweit-Staaten-Lösung angestrebt werden sollte), doch ein

erheblicher Teil der Linken und gemäßigten Linken glaubt nicht, dass ein Partner für eine solche

Lösung vorhanden ist. Zudem haben die Fokusgruppen gezeigt, dass dieses Thema als „nicht

mehr aktuell“ empfunden wird, also als eine Art „Thema der Vergangenheit“, mit dem man sich

nicht mehr beschäftigen mag. Dieses Phänomen ist beunruhigend und festigt den Eindruck,

dass der Individualismus den Geist der Verbundenheit besiegt hat, der die israelische Linke

früher prägte. Die Themen, mit denen sie sich heute beschäftigt, betreffen eher die persönliche,

individuelle Sphäre, als die großen politischen Fragen.

Zusammenfassend kann der vorliegende Bericht als Zwischenbericht aufgefasst werden, der

erste Umrisse der neuen israelischen Linken skizziert. Es handelt sich um eine Linke, die sich

mit sich selbst und mit ihren eigenen Bedürfnissen beschäftigt (hohe Lebenshaltungskosten und

die Hindernisse, die die Religion ihren Lebensgewohnheiten in den Weg stellt) und die sich

formen oder neu bilden lässt. Aus der Studie geht hervor, dass es keine Loyalität mehr

gegenüber alten Positionen oder eigentlichen Linksparteien gibt. Die nach Veränderungen

strebende Linke ist auch offen für Veränderungen ihrer selbst.

Wichtigste Erkenntnisse

Die Bedrohung des Lebensstandards der Mittelschicht steht im Mittelpunkt der

Aufmerksamkeit der Wählerschaft, die das Zielpublikum des linken Lagers bildet. Hierbei

ist darauf hinzuweisen, dass es sich um eine Bedrohung des individuellen

Lebensstandards der Wähler oder ihrer Kinder handelt und nicht um das Anliegen der

„sozialen Gerechtigkeit“, im Sinne einer alternativen Verteilung der Ressourcen, um

geschwächte Schichten, Sektoren oder Minderheiten zu begünstigen.

Vordergründig handelt es sich um eine Chance für das linke Lager, denn zum ersten Mal

seit vielen Jahren werden die sozialen Themen nicht von sicherheitspolitischen Fragen

(für die dem rechten Lager mehr Kompetenz zugeordnet wird) verdrängt, obwohl die

Gruppenphase in eine Zeit fiel, als die Iranproblematik die Schlagzeilen dominierte.

Doch dem linken Lager werden offenbar keine überzeugenden Lösungen für das

Problem der sinkenden Lebensqualität zugetraut.

Die Studie deutet auf Divergenzen zwischen der als links eingestuften Tagesordnung

und den Präferenzen der potentiellen linken Wählerschaft hin: Die Themen, die früher

im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der linken Wählerschaft standen, werden nunmehr

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als zweitrangig eingestuft und die Auseinandersetzung damit als charakteristisches

Merkmal der Entfremdung zwischen der Wählerschaft und den Parteien und ihren

Anführern empfunden.

Bei der jüngeren Generation erreicht diese Entfremdung eine emotionale Dimension, die

sich in der fehlenden Bereitschaft äußert, sich selbst als „links“ zu definieren.

Bei der älteren Generation ist die emotionelle Bindung hingegen stärker verwurzelt und

hat sich somit nicht zu einer emotionellen Entfremdung entwickelt.

Paradoxerweise wird das linke Lager heute nicht als Hoffnungsträger für Veränderung

und Reform gesehen und befindet sich insofern in einer Sackgasse. Dies im Gegensatz

zur historischen Rolle der Linken als reformfördernde Kraft, die die Initiative sucht:

a) Die Führungslücke bei der Linken ist so ausgeprägt, dass der potentiellen

Wählerschaft der „Korpsgeist“ abhanden zu kommen droht. Es zeichnet sich derzeit

keine Führung des linken Lagers ab, der die Fähigkeit zugetraut wird, Benjamin

Netanyahu als Premierminister abzulösen.

b) Die Linke hat keinen neuen Weg, keine neue Vision und keine neuen Ideen

anzubieten und bleibt dem Diskurs verhaftet, der nicht mehr weiterführt.

All das vermittelt ein Gefühl fehlender Verankerung, das sich bei jungen Wählern in

einem schwankenden Wahlverhalten äußert:

Viele junge Wähler werden nicht mehr für dieselbe Partei stimmen wie bei den letzten

Wahlen. Sie schwanken zwischen der Arbeitspartei unter dem Vorsitz von Shelly

Yachimovich und der Atid-Partei von Yair Lapid. Dieser gehört zwar nicht der Linken hat,

wird aber als jemand gesehen, der vermutlich besser als jeder andere politische

Anführer weiß, was die jungen Wähler im linken Lager bewegt.

Die Frage, die die Kluft zwischen der historischen Agenda der Linken (Staat und

Religion) und der Frage, die deren Wähler heute am meisten interessiert, überbrückt, ist

die Frage des ultraorthodoxen Bevölkerungssektors, der als Bedrohung und emotionell

abschreckender Faktor empfunden wird. Meretz ist der Player, der am meisten mit

dieser Frage identifiziert wird (denn sowohl Yair Lapid als auch Shelly Yachimovich

dürften nach allgemeiner Einschätzung aus praktischen Gründen letztlich mit den

ultraorthodoxen Parteien zusammenarbeiten).

Eines der Paradoxe, das im Gruppengespräch nicht behandelt wurde, betrifft die

Tatsache, dass Regierungsvertreter positive Zahlen der israelischen Wirtschaft

vermelden (auf makroökonomischer Ebene), während die Gruppenteilnehmer ihren

Lebensstandard bedroht sehen. Wie dieses Paradox interpretiert wird und inwiefern es

sich auf die Haltungen der Gruppenteilnehmer auswirkt, ist unklar. Völlig unklar ist

sodann, ob die ständigen Berichte über die Erfolge der israelischen Wirtschaft sich auch

positiv auf das Gefühl der Bedrohung auswirken werden.

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Das „größte“ soziale Thema, das Junge und Alte vereint, betrifft die Gewalt in der

israelischen Gesellschaft. Es wird erwartet, dass Yair Lapid sich dieser Frage mehr

annehmen wird, als vorhandene Parteien des linken Spektrums (Arbeitspartei oder

Meretz).

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Die quantitative Studie

Einführung

Dieser Teil des Berichts stellt die Befunde einer umfassenden Internetumfrage vor, die in der

ersten Oktoberwoche 2012 bei einer Stichprobe der jüdischen Bevölkerung aus dem

Internetpanel der Firma „Projekt Hamidgam“ unter der Leitung von Dr. Ariel Ayalon

durchgeführt wurde.

Die Themen, die diese Umfrage behandelt, sind im ausführlichen Fragebogen

zusammengefasst, der diesem Bericht als Anlage 1 beigefügt ist. Die Umfrage bezweckte, die

Haltungen des (im folgenden Absatz beschriebenen) Zielpublikums zu in der israelischen

Öffentlichkeit aktuellen Fragen, zur Demokratie, zu den Informations- und Nachrichtenquellen,

sowie dessen Wahlabsichten zu ergründen, wie im Fragebogen ausgeführt und in den einzelnen

Abschnitten dieses Berichts zusammengefasst wird.

Das Zielpublikum der Meinungsumfrage umfasste vor allem den Teil der jüdischen Bevölkerung

der seine politischen Einstellungen als links einstuft, und teilweise auch jenen Teil, der sich der

politischen Mitte zurechnet.

Zu diesem Zweck wurden die Befragten bei der Durchführung der Stichprobe aufgefordert,

einige Vorfragen zu beantworten, und den Antworten entsprechend jene Befragten

herausgefiltert, die zu den nächsten Fragen weitergeleitet wurden. Nach einer zufälligen

allgemeinen Frage wurden die Befragten gebeten, ihre politische Einstellung auf einer Skala

zwischen links und rechts einzuordnen. Bei der ersten Befragungswelle beantworteten die

Befragten einer Stichprobe von 500 Umfrageteilnehmern, die ihre politische Haltung als links

oder gemäßigt links oder als der politischen Mitte zugehörig definierten, auch alle anderen

Fragen der Umfrage. Bei der zweiten Befragungswelle wurde die Stichprobe nur noch durch

Befragte erweitert, die ihre politische Einstellung als links oder gemäßigt links eingestuft hatten.

Insgesamt beantworteten 1272 Befragte die ersten Fragen und die meisten von ihnen nach der

Filterung auch die restlichen Fragen.

Die Stichprobe, deren Befunde in diesem Bericht vorgestellt werden, umfasste 896 Befragte, die

sämtliche Fragen beantworteten und ihre politische Einstellung entweder als links, gemäßigt

links oder dem politischen Zentrum zugehörig definierten.

Diese Gruppe enthielt widerum eine Teilstichprobe von 503 Befragten, die sämtliche Fragen

beantworteten und ihre politische Einstellung entweder als links, gemäßigt links oder dem

politischen Zentrum zugehörig definierten.

Die Erklärungsvariablen

Die Befunde der Umfrage wurden in verschiedenen Tabellen nach folgenden vier

Erklärungsvariablen segmentiert:

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Politische Einstellung in drei Kategorien in der Gesamtstichprobe (896 Befragte) und in

zwei Kategorien in der Teilstichprobe (503 Befragte);

Altersgruppen in zwei Kategorien: bis 39 und über 39;

Geschlecht in zwei Kategorien: Männlich und weiblich;

Sektor oder Religiosität in zwei Kategorien: Säkular oder traditionell religiös.

Beschreibung der Umfrageresultate

Nachfolgend sind Tabellen mit den wesentlichen Befunden der einzelnen Fragen aufgeführt, wie

hiernach beschrieben:

Bei der überwiegenden Mehrheit der Fragen im Fragebogen, die sich nicht mit den

Wahlabsichten oder mit der persönlichen Wahl bei den letzten Wahlen beschäftigen,

werden nur die Resultate für eine Kategorie dargestellt (z.B. der Anteil der Befragten,

die eine bestimmte Aussage mit „einverstanden“ kommentiert haben). Bei einem kleinen

Teil dieser Fragen werden die Resultate für zwei Kategorien dargestellt (in

Übereinstimmung mit der jeweiligen Frage).

Bei den Fragen, die sich nicht mit den Wahlabsichten oder mit der persönlichen Wahl bei

den letzten Wahlen beschäftigen, werden die Resultate in Kapitel 1 in zwei Versionen

dargestellt:

o Aus der Gesamtstichprobe (896 Observationen) – die Resultate bei jeder der drei

Kategorien zur politischen Einstellung (links, gemäßigt links, Mitte).

o Aus der Stichprobe der Befragten, die sich als links oder gemäßigt links

eingestuft haben (503 Observationen) – die Resultate bei beiden

Alterskategorien (18-39, 40-65+).

Diese Fragen wurden nach Themen wie folgt in sieben Abschnitte eingeteilt. Die Zahlen

in Klammern bezeichnen die Nummern der Fragen, wie sie im Fragebogen aufgeführt

sind:

Abschnitt 1. Politische und ökonomische Weltanschauung (Fragen 2, 3.1-3.2, 4,7,9)

Abschnitt 2. Haltung zur wirtschaftlichen Situation im Land (Fragen 5.1-5.3)

Abschnitt 3. Einstufung der potentiellen Bedrohungen des Staates Israel (Fragen 6.1-

6.3)

Abschnitt 4. Haltung zur Auswanderung und zu ihren Motiven (Fragen 8, 8.1-8.2)

Abschnitt 5. Grad der Zustimmung zu einzelnen Aussagen über den Zustand des

Staates, der Gesellschaft und Haltung zur Ultraorthodoxie (Fragen 10.1-10.14, 11)

Abschnitt 6. Nachrichtenquellen (Fragen 12, 13, 14)

Abschnitt 7. Spezifische Fragen zu den Wahlabsichten (Fragen 15.1-15.3)

Zusätzlich enthält Kapitel 1 einen Abschnitt mit weitergehenden Fragen zu den

Wahlabsichten:

Abschnitt 8: Wahlabsichten und letzte Wahl (Fragen 16-21)

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Aufgrund der Vielzahl der Parteien werden die Resultate der Wahlabsichten und der

letzten Wahlen in Abschnitt 8 nicht nach Erklärungsvariablen segmentiert.

Die Befunde im Einzelnen

In diesem Kapitel werden Vergleichsdaten der Befunde, segmentiert nach den beiden

Erklärungsvariablen in beiden Versionen der zusammengefassten Resultate, in den Tabellen im

nächsten Kapitel, Kapitel 3, dargestellt.

Es ist zu betonen, dass die Darlegungen in diesem Kapitel keine Zusammenfassung der Befunde

an sich sind, über die jeweiligen Anteile der Befragten, die bei den Fragen des Fragebogens

bestimmte Antwortkategorien gewählt haben. Zudem sind [die Tabellen] in diesem Kapitel kein

Ersatz für die eingehende Prüfung der Resultate in den Tabellen, in denen sämtliche möglichen

Antworten zu sämtlichen Fragen aufgeführt sind. In diesem Kapitel beschränkt sich die Analyse

ausschließlich auf die Fragen, bei denen ein signifikanter Unterschied zwischen den Resultaten

der verschiedenen Kategorien festgestellt werden konnte, und zwar nach beiden

Erklärungsvariablen in beiden Versionen der Resultatsübersicht in den Tabellen des nächsten

Kapitels. Dieses Kapitel behandelt im Einzelnen folgendes:

Die Unterschiede zwischen den Resultaten (falls vorhanden) bei den verschiedenen

Abstufungen der politischen Haltung (links, gemäßigt links, Mitte) in der Stichprobe mit

896 Observationen, sowie

die Unterschiede (oder die Übereinstimmung) zwischen den Resultaten bei den beiden

Altersgruppen in der Teilstichprobe mit 503 Observationen der Befragten, die ihre

politische Haltung als links oder gemäßigt links eingestuft haben.

Die Unterschiede bei den Antworten der Befragten nach politischer Haltung

geordnet

Wie vielleicht zu erwarten war, kamen bei der Umfrage bei einer bedeutenden Anzahl von

Fragen beträchtliche Unterschiede zwischen den Antworten jener, die ihre Haltung als links

bezeichnet haben, und jenen, die sich der politischen Mitte zugerechnet haben, zum Vorschein.

Die Unterschiede zwischen den Antworten jener, die sich als links einstufen, und jenen, die sich

als gemäßigt links betrachten, waren weitaus weniger auffällig, aber bei einigen Fragen doch

vorhanden.

Bereits im Abschnitt 1 zeigte sich ein deutlicher Unterschied zwischen der Linken und der

politischen Mitte: Während 83% der sich als links Definierenden angaben, niemals eine

Rechtspartei zu wählen, äußerten diese Meinung nur 22% derjenigen, die sich zur politischen

Mitte bekannten. Dazwischen lagen die gemäßigten Linken mit 61%. Ein weiterer markanter

Unterschied bei den Fragen des 1. Abschnitts zeigte sich bei der Haltung gegenüber den

Siedlern: Während 87% der Linken angaben, die Standpunkte der Siedler widersprächen ihren

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Standpunkten in „weitgehend“, gaben diese Antwort nur 40% der Befragten der politischen

Mitte (erneut lagen die gemäßigten Linken mit 77% dazwischen).

Bei der Siedlerfrage zeigten sich Unterschiede zwischen Links und Mitte auch in den weiteren

Abschnitten. Am deutlichsten kommt das bei der Beurteilung einer Aussage zur gewünschten

Lösung der Frage der jüdischen Siedlungen zum Ausdruck: In Abschnitt 5 waren 91% der

Befragten, die sich als links einstuften, „einverstanden“ mit der Aussage, „Ich bin für die

Beendung der Besatzung und die Räumung der Siedlungen“, gegenüber 32% bei den Befragten

der politischen Mitte (69% bei den gemäßigten Linken). Der Aussage „Die Siedler kosten uns zu

viel“ stimmten erneut 91% der linken Befragten gegenüber 56% der Befragten der politischen

Mitte (82% bei den gemäßigten Linken) zu.

Doch nicht nur bei der Frage der jüdischen Siedlungen, auch bei der Frage, ob es einen Partner

für Verhandlungen gibt oder nicht, zeigten sich erhebliche Unterschiede. Während 27% der

Befragten, die ihre Haltung als links einstuften (und 55% der gemäßigten Linken),

einverstanden waren mit der Aussage, „Ich bin für die Zwei-Staaten-Lösung, aber ich glaube, es

gibt keinen Partner für politische Verhandlungen“. 69% der Befragten aus der politischen Mitte

stimmten dieser Aussage zu. Bei dieser Frage fällt auch der Haltungsunterschied zwischen den

Linken und den gemäßigten Linken auf.

Bei den wirtschaftspolitischen Fragen in Abschnitt 2 ergibt sich folgendes Bild: Während die

überwiegende Mehrheit aller drei Gruppen (96%, 92% und 83%) der Aussage „die

Wirtschaftspolitik der Regierung richtet sich gegen die Arbeitnehmer und die Schwachen“

zustimmen, sind die Antworten bei anderen Fragen zu diesem Thema weniger einheitlich: 82%

der Befragten, die sich als links bezeichneten, stimmten der Aussage „die israelische Wirtschaft

ist als Schweinekapitalismus aufzufassen“ zu, gegenüber 52% der Befragten, die sich der

politischen Mitte zuordneten (und 72% der gemäßigten Linken). Jene, die sich der politischen

Mitte zurechneten, fürchteten eher eine „sozialistische Wirtschaft“. 40% der Befragten der

politischen Mitte erklärten sich einverstanden mit der Aussage „Ich bin gegen die

kapitalistischen Wirtschaftsordnung in Israel, fürchte aber die Rückkehr des Sozialismus

früheren Zuschnitts“. 28% der Linken (und 36% der gemäßigten Linken) stimmten dieser

Aussage zu.

Auch bei der Frage, welche der in Abschnitt 3 erwähnten Bedrohungen des Staates Israel die

größte sei, gehen die Meinungen bei diesen Gruppen auseinander. Während „Der ausbleibende

Verhandlungsprozess mit den Palästinensern und der Umstand, dass der Friede keine Chance

hat“ von 28% Befragten, die sich als links einstufen, als größte Bedrohung bezeichnet wurde

(gegenüber 7% bei der politischen Mitte und 17% bei den gemäßigten Linken), bezeichneten

31% der Linken „Die Atommacht Iran“ als größte Bedrohung für Israel (gegenüber 8% bei der

politischen Mitte und 17% bei den gemäßigten Linken).

Bei der relativ heiklen Frage in Abschnitt 4 hinsichtlich der Identifizierung oder Nicht-

Identifizierung mit den Gefühlen jener, die das Land verlassen möchten, ergaben sich

vergleichsweise überraschende Resultate. Der Anteil der Befragten, die sich mit den

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Auswanderungswilligen identifizieren, war hoch, wobei die Unterschiede zwischen den Gruppen

relativ klein sind (62% der Linken, 49% der politischen Mitte und 55% der gemäßigten Linken).

Weitaus größere Unterschiede fanden sich beim Grund für die Identifizierung (bei den

Befragten, die sich mit den Auswanderungswilligen identifizieren). 71% der Befragten, die sich

als politische Mitte bezeichneten, wählten folgende Aussage als Hauptgrund für die

Identifizierung: „Die hohen Lebenshaltungskosten verunmöglichen mir ein Leben in Würde“. Bei

den Befragten, die sich der Linken zuordnen, wurde diese Aussage auch am meisten gewählt,

doch mit erheblich geringerem Anteil – 39% (59% bei den gemäßigten Linken).

Generell scheinen die Befragten, die sich der politischen Mitte zuordnen, den Themenbereich

Wirtschaft und Lebensstandard stärker zu gewichten als die staatspolitischen Themen. Auch auf

die Frage in Abschnitt 1, welcher Themenbereich ihnen vordringlicher erscheint, Staat und

Religion oder hohe Lebenshaltungskosten in Israel, wählten die Befragten aller Gruppen

mehrheitlich „hohe Lebenshaltungskosten in Israel“, wenn auch mit unterschiedlichem Anteil.

Während sich bei den Befragten der politischen Mitte 78% für diese Möglichkeit entschieden,

waren es bei den Befragten mit linker Anschauung nur 62% (67% bei den gemäßigten Linken).

Ein Thema, das in jüngster Zeit häufig in den Medien diskutiert wurde, nämlich die Möglichkeit,

dass sich die Beziehungen zu den USA verschlechtern könnten, und dass Israel die

Unterstützung der USA verlieren könnte, scheint bei keiner Gruppe der Befragten auf der

Tagesordnung zu sein. Der Anteil der Befragten, die sich mit der Aussage „Ich fürchte die

Möglichkeit, dass sich die Beziehungen zu den USA verschlechtern könnten, und dass Israel die

Unterstützung der USA verlieren könnte“ einverstanden erklärten, war tiefer als bei allen

anderen Aussagen in Abschnitt 5 (59% bei den Linken, 65% bei der politischen Mitte und 57%

bei den gemäßigten Linken). Den Grund für die Verschlechterung dieser Beziehungen sehen die

verschiedenen Gruppen unterschiedlich. Während 70% der Befragten, die sich als links

definieren, vor allem Israel die Schuld geben, entschieden sich nur 23% der Befragten aus der

politischen Mitte für diese Option (erneut liegen die Befragten der gemäßigten Linken mit 47%

dazwischen).

Bei den spezifischen Fragen zu den Wahlabsichten zeigt sich schließlich ein weiterer großer

Unterschied zwischen den Gruppen. Am meisten differieren die Anteile jener, die die Aussage

„Erwägen Sie, Meretz unter dem Vorsitz von Zahava Galon zu wählen?“ positiv beantwortet

haben (76% der Linken gegenüber 9% bei der politischen Mitte und 45% bei den gemäßigten

Linken). Ein weiterer großer Unterschied offenbart sich bei den Anteilen jener, die die Aussage

„Erwägen Sie, Yesh Atid unter dem Vorsitz von Yair Lapid zu wählen?“ bejahten (55% der

politischen Mitte gegenüber 26% der Linken und 46% bei den gemäßigten Linken). Weniger

ausgeprägt sind die Unterschiede bei den Anteilen jener, die die Aussage „Erwägen Sie, die

Arbeitspartei unter dem Vorsitz von Shelly Yachimovich zu wählen?“ mit „ja“ beantworteten

(62% Linke gegenüber 48% bei der politischen Mitte und 79% bei den gemäßigten Linken).

Dasselbe Muster offenbaren auch die Unterschiede bei den Antworten zur Frage, ob die

Befragten in der Vergangenheit Meretz gewählt haben und diese Partei in Zukunft wieder

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wählen würden. 47% der Linken antworteten, sie hätten früher Meretz gewählt, gegenüber

20% der Befragten, die sich der politischen Mitte zuordnen. Von den Befragten, die angaben,

Meretz in der Vergangenheit gewählt zu haben, antworteten unter den Linken 92%, dass sie

diese Partei wieder wählen würden, gegenüber nur 39% bei den Befragten der politischen Mitte

und 75% der gemäßigten Linken.

Die Unterschiede zwischen den Altersgruppen der Teilstichprobe der Linken und

gemäßigten Linken

Im Kontrast zu den beträchtlichen Unterschieden bei den Antworten auf mehrere Fragen

zwischen den Befragten, die ihre Haltung als links betrachten, und solchen, die ihre Haltung der

politischen Mitte zurechnen, sind die Unterschiede zwischen den beiden Altersgruppen der

Teilstichprobe der Befragten, die ihre Haltung als links oder gemäßigt links definierten, äußerst

gering und bei den meisten Fragen gar völlig vernachlässigbar. Die größten Unterschiede

zwischen den Altersgruppen sind viel kleiner als die Unterschiede zwischen den Gruppen, die

sich durch die politische Haltung unterscheiden. Ein gewisser Unterschied (7%) konnte

zwischen den Anteilen jener, die zu Protokoll gaben, sie würden nie eine Rechtspartei wählen,

festgestellt werden (65% bei der jüngeren Altersgruppe gegenüber 72% bei der älteren

Altersgruppe). Dieser Unterschied reflektiert die auch bei anderen Fragen ersichtliche Tendenz

der jüngeren Generation, die sich als links oder gemäßigt links definieren, zur Mitte.

Bei den wirtschaftspolitischen Fragen konnten keine Unterschiede festgestellt werden

(Abschnitt 2). Gewisse Unterschiede fanden sich dagegen bei der Einschätzung der Bedrohung,

die Israel durch eine Atommacht Iran erwachsen würde (Abschnitt 3): 25% der jüngeren

Befragten stufen die Möglichkeit, dass Iran eine Atommacht werden könnte, als geringste

Bedrohung ein, gegenüber 16% der älteren Befragten. Die Identifizierung mit den Gefühlen

jener, die das Land verlassen möchten (Abschnitt 4), ist größer bei den Jüngeren (64%,

gegenüber 49%), wobei bei der Angabe des Hauptgrundes der Identifizierung kein Unterschied

besteht.

Bei den Anteilen der Zustimmung zu den dreizehn Aussagen von Abschnitt 5, wurden zwischen

den Gruppen kaum Unterschiede festgestellt, wenn auch die jüngeren Teilnehmer der

Stichprobe stärker dazu neigten, Israel die Hauptschuld für eine etwaige Verschlechterung der

Beziehungen zu den USA zu geben (61% gegenüber 49% der älteren Teilnehmer).

Bei den Fragen zur möglichen Wahl bestimmter Parteien, tendieren die jüngeren Teilnehmer der

Stichprobe eher dazu, die Frage, ob sie erwägen, die Yesh Atid-Partei unter dem Vorsitz von

Yair Lapid zu wählen, positiv zu beantworten (43% gegenüber 33%). Keine Unterschiede

wurden zwischen den Altersgruppen bei der Frage festgestellt, ob sie erwägen, Meretz unter

dem Vorsitz von Zahava Galon oder der Arbeitspartei unter dem Vorsitz von Shelly Yachimovich

zu wählen. Insgesamt traten zwischen den Altersgruppen nur geringfügige Unterschiede auf.

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Kombinierte Schlussfolgerungen

Beide Forschungsmethoden, die qualitative wie die quantitative, tragen dazu bei, die Stärken

und Schwächen des linken Lagers in der israelischen Gesellschaft hervorzuheben und

verständlicher zu machen.

Es wird deutlich, dass die überwiegende Mehrheit der Umfrageteilnehmer in beiden Fällen

Unzufriedenheit über den eigenen Lebensstandard und die wirtschaftliche Situation in Israel

zum Ausdruck bringt. Es herrscht ein breiter Konsens darüber, dass der Lebensstandard in

Israel gesunken ist, und die Hauptschuld dafür wird der von der Regierung vorgegebenen,

wirtschaftpolitischen Ausrichtung gegeben. Diese wird als „schweinisch und kapitalistisch“

empfunden wird und als eine, die die Arbeitnehmer und die Schwachen der Gesellschaft hart

trifft. Die Fokusgruppen hätten sich auf die Tatsache konzentrieren können, dass die jungen

Menschen stärker besorgt sind, kein Auskommen zu finden, und das ständige Streben nach

Erfolg bei ihnen ausgeprägter ist als in der älteren Generation. Doch gerade die ältere

Generation brachte Besorgnis darüber zum Ausdruck, was ihre Kinder in Zukunft in

wirtschaftlicher Hinsicht erwarten können. Der zentrale Stellenwert, der die Wirtschaftsthematik

bei den Linkswählern verglichen mit den staatspolitischen Fragen einnimmt, ist ein interessantes

Thema für sich. Beide Teile der Studie zeigen deutlich, dass die wirtschafts- und sozialpolitische

Problematik die israelische Linke am meisten beschäftigt.

Eine Begleiterscheinung der Auseinandersetzung mit der Wirtschaftsproblematik ist die nicht

geringe Identifizierung israelischer Linker und gemäßigter Linker mit Israelis, die die

Auswanderung erwägen. Der Hauptgrund dafür liegt bei den hohen Lebenshaltungskosten und

der wirtschaftlichen Situation in Israel ganz allgemein, wenn auch diese Problematik in den

Fokusgruppen nicht angesprochen wurde.

Die wirtschafts- und gesellschaftspolitische Tagesordnung wird von fehlendem Vertrauen der

linken Wähler in den Friedensprozess flankiert. Obwohl sie ihn ideologisch unterstützen,

glauben sie (das heißt erhebliche Prozentanteile in der quantitativen Studie) nicht, dass es einen

Partner für Verhandlungen gibt, und die Teilnehmer der Fokusgruppen sehen darin eine

„Auseinandersetzung, die sich erübrigt hat“.

Was den Iran und andere außenpolitische Themen (die Krise der Staaten in der Region und die

Beziehungen zu den USA) anbetrifft, stellt sich heraus, dass sich die Linke nicht mit diesen

Themen beschäftigt und sie ihm keine Sorgen bereiten. Zwar erkennt die Linke in der iranischen

Bedrohung eine strategische Dimension, doch in den Gruppen wurde das Thema rasch von

wirtschafts- und sozialpolitischen Themen verdrängt. Dass die außenpolitischen Themen von

den Befragten ignoriert werden, zeigt die Kluft zwischen der „völkerfreundschaftlich“

orientierten Linken sozialistischen Zuschnitts und der heutigen Linken. Da die durchschnittliche

israelische Bevölkerung (des linken Lagers) seinen Fokus auf Aspekte legt, die den

Lebenswandel beeinflussen und diesen nicht mit der Palästinenserfrage in Verbindung setzt,

verschwindet diese zunehmend von der Agenda.

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Auch die Thematik Staat und Religion gehört zu den Themen, die die israelische Linke

vordringlich beschäftigen. Die beiden Studien deuten auf großes Interesse an diesen Themen

und große Besorgnis im Hinblick auf die Zukunft Israel angesichts dieser Trends hin. Einer der

Gründe für die große Bedeutung, die die Linke diesem Thema beimisst, ist dessen Einfluss auf

ihren Alltag. Sie sind mit religiösem Zwang beim öffentlichen Verkehr, beim Heiraten, bei

Bestattungen und auf der Straße konfrontiert, demgegenüber liegen Themen wie die

Palästinafrage für die meisten Israelis außer Sichtweite.

Obwohl die israelische Linke eine breite Vielfalt von Anliegen zu unterstützen scheint, stellt die

Verbindung, die sich zwischen den wirtschaftspolitischen Themen und dem Thema Staat und

Religion gebildet hat, alle anderen Themen in den Schatten. Die Linke verhält sich nicht mehr

als dominanter Stamm, sondern als Gruppe von Individuen, die sich einzig mit dem Streben

nach privatem Wohlstand zufrieden gibt (sei es ein tieferer Preis für Hüttenkäse oder ein

dichterer Fahrplan der öffentlichen Verkehrsmittel).

Die Studien haben verschiedentlich mehrere Themen angesprochen, und es zeigt sich, dass die

Themenbereiche Staat und Religion, Gewalt in der Gesellschaft und der Mangel an politischer

Führung, die sich dieser Probleme annimmt, die Linken und gemäßigten Linken in Israel

besonders beschäftigt. Ein weiteres Thema, das von den Demoskopen angesprochen wurde,

betrifft die Beziehungen zu den USA. Hier zeigt sich, dass die israelische Linke, die israelischen

Außenbeziehungen kritisch betrachtet und Israel mehrheitlich die Schuld für deren

Verschlechterung gibt (so auch die Hälfte der gemäßigten Linken).

Ein sehr bedeutsamer Unterschied zwischen den Studien, den es zu beachten gilt, betrifft die

Tatsache, dass die quantitative Studie keine signifikanten Unterschiede zwischen den Antworten

der älteren und der jüngeren Befragten erkennt. Demgegenüber zeigten die Fokusgruppen,

dass die jüngeren Teilnehmer viel stärker auf Veränderung und Hoffnung setzen als die älteren

Teilnehmer, die ihre Hoffnungen fast aufgegeben haben und einzig die Krise zu überdauern

versuchen. Diese Diskrepanz zwischen den Resultaten der beiden Studien, die auf

unterschiedlichen Forschungsmethoden beruhen, zeigt, dass die beiden Gruppen in ihren

politischen Haltungen zwar übereinstimmen, aber daraus nicht dieselben operativen

Schlussfolgerungen ziehen. Während die Jungen Veränderung wollen und sich noch intensiver

mit den Angelegenheiten beschäftigen, die sie unmittelbar betreffen (hohe

Lebenshaltungskosten und Religionsproblematik), besinnen sich die Älteren auf die

internationale und außenpolitische Agenda. Doch auch sie befinden sich in derselben Realität

wie die jüngere Generation.

Die Studie zeichnet ein besorgniserregendes Bild der israelischen Linken. Die Teilnehmer der

Fokusgruppen knüpfen keine großen Hoffnungen an die Parteien, die den Anspruch erheben,

diesen Block zu vertreten (Arbeitspartei, Meretz und Yesh Atid). Die meisten Teilnehmer der

Fokusgruppen gaben an, nicht mehr dieselbe Partei wie bei den letzten Wahlen zu wählen, und

selbst jene, die erneut gleich wählen würden, hegen Zweifel und können nicht als „sichere

Wähler“ gelten. Die quantitative Studie bestätigt diese Befunde, indem sie zeigt, wie leicht es

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den Wählern fällt, von einer Partei zu einer anderen zu wechseln. Bei der Linken ist alles offen.

Die Befragten schließen fast keine Partei aus, die von früheren Wahlen bekannte Parteitreue ist

nahezu verschwunden. Die mangelnde Loyalität und der damit korrespondierende, leicht

ernüchterte Blick auf die Führung des Linksblocks und dessen Parteien sind eine große

Herausforderung für die Neuwahlen Anfang 2013. Wem wird es gelingen, die Linke um eine

gemeinsame weltanschauliche Plattform zu scharen? Oder erfindet sich die Linke gar neu mit

einer neuen Tagesordnung ohne Rücksicht auf ältere Themen? Alles scheint offen.

Diese Studie ermöglicht einen ersten spannenden Blick auf die israelische Linke. Da aus der

Vergangenheit keine ähnlichen Studien bekannt sind, können einige Schlussfolgerungen nur mit

Vorbehalten gezogen werden. Dennoch ist offensichtlich, dass der gesellschaftliche Diskurs

nach den Sozialportesten vom Sommer 2011 die Stimmungslage der Linken verändert hat. Eine

neue Linke ist hier entstanden, die sich nicht mehr mit internationalen und staatpolitischen

Themen, sondern mit ihrem unmittelbaren Lebensumfeld beschäftigt, eine soziale aber nicht

sozialistische Linke, eine Linke, die für Rechte kämpft, aber mächtigen Betriebsräten skeptisch

gegenübersteht, eine Linke, die Veränderung will, aber nicht ideologischer, sondern praktischer

Art. Der Pragmatismus hat den Dogmatismus überholt. Der Ideologismus ist dem Kampf für

einen niedrigeren Hüttenkäsepreis gewichen.

Die vorliegende Studie ist unvollständig. Die Linke wäre nach den Neuwahlen 2013 erneut zu

untersuchen, um die Auswirkungen des Wahlkampfs und die Bildung einer neuen Regierung auf

der Grundlage linker Standpunkte zu prüfen sowie mittels einer qualitativen Studie weitere Teile

der linken Wählerschaft, die hier nicht behandelt wurden, wie etwa die israelischen Araber (die

nicht in die Stichprobe einbezogen wurden) sowie die Kibbuzbewegung und die sozialistische

Siedlungsbewegung (die nur in der quantitativen Studie berücksichtigt wurden) mit

einzubeziehen.

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Anhang 1 – Fragebogen zur Situation der israelischen Linken

1. Ist Yair Lapid Ihrer Meinung nach geeignet für das Amt des Bildungsministers?

1. ja 2. nein 3. weiß nicht

2. Wie würden Sie Ihre politische Haltung generell einstufen?

1. links 2. gemäßigt links 3. als politische Mitte 4. gemäßigt rechts

5. Rechts

3. Gewisse Leute sagen, sie würden nie eine Linkspartei wählen, andere meinen, sie

würden nie für eine Rechtspartei stimmen. Wie beurteilen Sie die folgenden

Aussagen?

bin einverstanden

bin nicht einverstanden

weiß nicht

3.1 Ich würde nie eine Rechtspartei wählen

3.2 Ich würde nie eine Linkspartei wählen

Wird bei Punkt 2 Antwort 4 oder 5 gegeben > Ende

4. Wo würden Sie Ihre wirtschaftspolitische Weltanschauung auf der folgenden

Skala verorten?

1. marxistisch 2. sozialistisch 3. sozialdemokratisch 4. Liberal

5. kapitalistisch

5. Was halten Sie von jeder der folgenden Aussagen:

5.1 Die israelische Wirtschaft ist als Schweinekapitalismus aufzufassen.

1. einverstanden 2. nicht einverstanden 3. weiß nicht

5.2 Die Wirtschaftspolitik der Regierung geht auf Kosten der Arbeitnehmer und der Schwachen.

1. einverstanden 2. nicht einverstanden 3. weiß nicht

5.3 Ich bin gegen die kapitalistische Wirtschaftsordnung in Israel, aber fürchte die Rückkehr des

Sozialismus’ früheren Zuschnitts.

1. einverstanden 2. nicht einverstanden 3. weiß nicht

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6. Wenden wir uns nun den als strategisch empfundenen Bedrohungen des Staates

Israel zu:

6.1 Welche der nachfolgend aufgeführten Bedrohungen stellt Ihrer Meinung nach die größte

strategische Bedrohung des Staates Israel dar?

1. Das nahe Verhältnis zwischen Kapital und Politik und der Umstand, dass Tycoons die

Wirtschaft unter ihre Kontrolle zu bringen versuchen;

2. Israel wird zu einer gewalttätigen Gesellschaft, in der sich niemand mehr sicher fühlen

kann;

3. Die zunehmende Macht der Siedler und ihr wachsender Einfluss;

4. Die zunehmende Macht der Ultraorthodoxen und ihr wachsender Einfluss;

5. Das Ausbleiben eines politischen Verhandlungsprozesses mit den Palästinensern sowie

die Chancenlosigkeit eines Friedens;

6. Der Iran als Atommacht;

7. Die antidemokratische Gesetzgebung in Israel;

8. Die Verschlechterung der Beziehungen zu den USA und der Verlust der amerikanischen

Unterstützung Israels.

6.2 Welche von denselben Bedrohungen ist Ihrer Meinung nach die zweitgrößte strategische

Bedrohung?

1. Das nahe Verhältnis zwischen Kapital und Politik und der Umstand, dass Tycoons die

Wirtschaft unter ihre Kontrolle zu bringen versuchen;

2. Israel wird zu einer gewalttätigen Gesellschaft, in der sich niemand mehr sicher fühlen

kann;

3. Die zunehmende Macht der Siedler und ihr wachsender Einfluss;

4. Die zunehmende Macht der Ultraorthodoxen und ihr wachsender Einfluss;

5. Das Ausbleiben eines politischen Verhandlungsprozesses mit den Palästinensern sowie

die Chancenlosigkeit eines Friedens;

6. Der Iran als Atommacht;

7. Die antidemokratische Gesetzgebung in Israel;

8. Die Verschlechterung der Beziehungen zu den USA und der Verlust der amerikanischen

Unterstützung Israels.

6.3 Welche von denselben Bedrohungen ist Ihrer Meinung nach die geringste strategische

Bedrohung?

1. Das nahe Verhältnis zwischen Kapital und Politik und der Umstand, dass Tycoons die

Wirtschaft unter ihre Kontrolle zu bringen versuchen;

2. Israel wird zu einer gewalttätigen Gesellschaft, in der sich niemand mehr sicher fühlen

kann;

3. Die zunehmende Macht der Siedler und ihr wachsender Einfluss;

4. Die zunehmende Macht der Ultraorthodoxen und ihr wachsender Einfluss;

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5. Das Ausbleiben eines politischen Verhandlungsprozesses mit den Palästinensern sowie

die Chancenlosigkeit eines Friedens;

6. Der Iran als Atommacht;

7. Die antidemokratische Gesetzgebung in Israel;

8. Die Verschlechterung der Beziehungen zu den USA und der Verlust der amerikanischen

Unterstützung Israels.

7. Welches der beiden nachfolgend aufgeführten Themen ist Ihrer Meinung

vordringlicher zu behandeln?

1. Das Thema Staat und Religion.

2. Die hohen Lebenshaltungskosten in Israel

8. Es gibt Leute in Israel, die gerne auswandern würden. Wie stehen Sie zu dieser

Haltung?

1. Kann mich damit identifizieren.

2. Kann mich damit nicht identifizieren. zu Frage 9

8.1 Welcher der nachfolgend aufgeführten Gründe ist Ihrer Meinung nach hauptsächlich dafür

verantwortlich, dass Sie sich mit dem Gefühl von Auswanderungswilligen identifizieren:

1. Ich identifiziere mich mit dem Gefühl der Auswanderungswilligen, weil die

Ultraorthodoxen versuchen, den Staat unter ihre Kontrolle zu bringen;

2. Ich identifiziere mich damit, weil die Siedler versuchen, den Staat unter ihre Kontrolle zu

bringen;

3. Ich identifiziere mich damit, weil die Besatzung meine Möglichkeit bedroht, hier im Land

zu leben;

4. Ich identifiziere mich damit, weil ich es satt habe, den aufgeblähten

Verteidigungshaushalt zu finanzieren;

5. Ich identifiziere mich damit, weil die hohen Lebenshaltungskosten es mir nicht

ermöglichen, ein Leben in Würde zu führen.

6. Ich identifiziere mich damit aus einem anderen Grund.

8.2 Welcher der nachfolgend aufgeführten Gründe ist Ihrer Meinung nach der zweitwichtigste

Grund dafür, dass Sie sich mit dem Gefühl von Auswanderungswilligen identifizieren:

1. Ich identifiziere mich mit dem Gefühl der Auswanderungswilligen, weil die

Ultraorthodoxen versuchen, den Staat unter ihre Kontrolle zu bringen;

2. Ich identifiziere mich damit, weil die Siedler versuchen, den Staat unter ihre Kontrolle zu

bringen;

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3. Ich identifiziere mich damit, weil die Besatzung meine Möglichkeit bedroht, hier im Land

zu leben;

4. Ich identifiziere mich damit, weil ich es satt habe, den aufgeblähten

Verteidigungshaushalt zu finanzieren;

5. Ich identifiziere mich damit, weil die hohen Lebenshaltungskosten es mir nicht

ermöglichen, ein Leben in Würde zu führen.

6. Ich identifiziere mich damit aus einem anderen Grund.

9. In welchem Maße widerspricht Ihre Weltanschauung der Weltanschauung jeder

der beiden nachfolgend genannten Bevölkerungsgruppen:

Ihre Weltanschauung widerspricht meiner Weltanschauung weitgehend.

Ihre Weltanschauung widerspricht meiner Weltanschauung Geringfügig.

Ihre Weltanschauung widerspricht meiner Weltanschauung Nicht.

9.1 Ultraorthodoxe

9.2 Siedler

10. Was halten Sie von jeder der folgenden Aussagen?

bin einverstanden

bin nicht einverstanden

weiß nicht

10.1 Es ist für die Rechte der säkularen

Öffentlichkeit zu sorgen und öffentlicher

Verkehr am Sabbat sowie die Zivilhochzeit

einzuführen.

10.2 Ich fühle mich angesichts der

grassierenden Gewalt nicht sicher.

10.3 Das nahe Verhältnis zwischen Kapital und

Macht und die Tycoons sind zu bekämpfen.

10.4 Ich kann mir die hohen Lebenshaltungs-

und Wohnkosten in Israel kaum noch leisten.

10.5 Die Betriebsräte großer Unternehmen

(wie z.B. die Elektrizitätsgesellschaft, die Bahn

und die Hafenbehörde) missbrauchen ihre

Macht.

10.6 Ich bin für die Beendung der Besatzung

und die Räumung der Siedlungen.

10.7 Im Rahmen von Friedensverhandlungen

mit den Palästinensern ist eine Zwei-Staaten-

Lösung anzustreben.

10.8 Die Siedler kosten uns zu viel.

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10.9 Die Ultraorthodoxen kosten uns zu viel.

10.10 Ich mache mir Sorgen über die

israelische Demokratie angesichts der

antidemokratischen Gesetzgebung.

10.11 Ich bin für eine Zweistaatenlösung,

glaube aber nicht, dass es derzeit einen

Partner für politische Verhandlungen gibt.

10.12 Ich mache mir Sorgen über die Zukunft

des Staates angesichts der Tatsache, dass

eines von drei Kindern der 1. Klasse eine

Schule des ultraorthodoxen Bildungssystems

ohne [säkulare] Kernfächer besucht.

10.13 Ich mache mir Sorgen darüber, dass

sich die Beziehungen zu den USA

verschlechtern könnten und über den

möglichen Verlust der Unterstützung durch die

USA.

Wird die Frage 10.13 mit „nicht einverstanden“ oder „weiß nicht“ beantwortet weiter zu

Frage 12

11. Wer trägt Ihrer Meinung nach die Schuld für die Verschlechterung der israelisch-

amerikanischen Beziehungen?

1. vor allem Israel 2. vor allem die USA 3. beide tragen die gleiche Schuld

4. weiß nicht

12. Welches ist Ihre hauptsächliche Nachrichtenquelle (bitte nach Wichtigkeit

ordnen)?

1. Fernsehen

2. Printmedien

3. Radio

4. Internet

13. Welche der folgenden verbreiteten gedruckten Zeitungen haben Sie heute

gelesen?

1. Israel Hayom 2. Maariv 3. Yediot Achronot 4. Haaretz 5. Globes

6. Habe heute keine gedruckte Zeitung gelesen

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14. Auf welcher Website beziehen Sie Ihre Nachrichteninformation hauptsächlich?

1. Walla 2. Ynet 3. Haaretz online 4. NRG 5. Globes

6. The Marker 7. Facebook

8. Auf einer anderen Website, nämlich__________________

9. Auf keiner Website, ich lese keine Nachrichten

15. Erwägen Sie eine der folgenden Parteien zu wählen?

Ja Nein weiß nicht

15.1 Yesh Atid unter dem Vorsitz von Yair Lapid

15.2 Meretz unter dem Vorsitz von Zahava Galon

15.3 Awoda unter dem Vorsitz von Shelly Yachimovich

16. Welche Partei würden Sie wählen, wenn die Wahlen heute stattfinden würden?

1. Kadima unter dem Vorsitz von Shaul

Mofas

9. Meretz unter dem Vorsitz von Zahava

Galon

2. Awoda unter dem Vorsitz von Shelly

Yachimovich

10. Yesh Atid unter dem Vorsitz von Yair

Lapid

3. Haatzmaut unter dem Vorsitz von Ehud

Barak

11. Raam/Taal

4. Likud unter dem Vorsitz von Benjamin

Netanyahu

12. Hadash

5. Schass unter dem Vorsitz von Eli Yishai 13. Balad

6. Israel Beitenu unter dem Vorsitz von

Lieberman

99. eine andere Partei

7. Habayit Hayehudi und Ichud Leumi 98. weiß nicht/unentschieden

8. Thorajudentum/Agudat Israel

Bei Antwort „weiß nicht/habe mich noch nicht entschieden“ Frage 17, sonst weiter zu Frage 18

17. Welcher Partei neigen Sie am ehesten zu?

1. Kadima unter dem Vorsitz von Shaul

Mofas

9. Meretz unter dem Vorsitz von Zahava

Galon

2. Awoda unter dem Vorsitz von Shelly

Yachimovich

10. Yesh Atid unter dem Vorsitz von Yair

Lapid

3. Haatzmaut unter dem Vorsitz von Ehud

Barak

11. Raam/Taal

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4. Likud unter dem Vorsitz von Benjamin

Netanyahu

12. Hadash

5. Schass unter dem Vorsitz von Eli Yishai 13. Balad

6. Israel Beitenu unter dem Vorsitz von

Lieberman

99. eine andere Partei

7. Habayit Hayehudi und Ichud Leumi 98. weiß nicht/unentschieden

8. Thorajudentum/Agudat Israel

Bei Antwort „weiß nicht“ weiter zu Frage 19

18. Schwanken Sie zwischen der Partei, die Sie angegeben haben, und einer

anderen Partei?

1. ja 2. nein weiter zu Frage 21

19. Zwischen welchen beiden Parteien schwanken Sie am meisten? Erste Partei:

1. Kadima unter dem Vorsitz von Shaul

Mofas

9. Meretz unter dem Vorsitz von Zahava

Galon

2. Awoda unter dem Vorsitz von Shelly

Yachimovich

10. Yesh Atid unter dem Vorsitz von Yair

Lapid

3. Haatzmaut unter dem Vorsitz von Ehud

Barak

11. Raam/Taal

4. Likud unter dem Vorsitz von Benjamin

Netanyahu

12. Hadash

5. Schass unter dem Vorsitz von Eli Yishai 13. Balad

6. Israel Beitenu unter dem Vorsitz von

Lieberman

99. eine andere Partei

7. Habayit Hayehudi und Ichud Leumi 98. weiß nicht/unentschieden

8. Thorajudentum/Agudat Israel

20. Zwischen welchen beiden Parteien schwanken Sie am meisten? Zweite Partei:

1. Kadima unter dem Vorsitz von Shaul

Mofas

9. Meretz unter dem Vorsitz von Zahava

Galon

2. Awoda unter dem Vorsitz von Shelly

Yachimovich

10. Yesh Atid unter dem Vorsitz von Yair

Lapid

3. Haatzmaut unter dem Vorsitz von Ehud

Barak

11. Raam/Taal

4. Likud unter dem Vorsitz von Benjamin

Netanyahu

12. Hadash

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5. Schass unter dem Vorsitz von Eli Yishai 13. Balad

6. Israel Beitenu unter dem Vorsitz von

Lieberman

99. eine andere Partei

7. Habayit Hayehudi und Ichud Leumi 98. weiß nicht/unentschieden

8. Thorajudentum/Agudat Israel

21. Welche Partei haben Sie bei den letzten Wahlen gewählt?

1. Kadima 9. Raam/Taal

2. Awoda 10. Hadash

3. Likud 11. Balad

4. Schass 12. eine andere Partei, nämlich

__________

5. Israel Beitenu 96. weiß nicht/ Antwort verweigert

6. Ichud Leumi/Nationalreligiöse 97. habe nicht gewählt, war aber

wahlberechtigt

7. Thorajudentum/Agudat Israel 98. habe nicht gewählt, hatte kein

Wahlrecht

8. Meretz

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