Die Umweltwirtschaft in der Region München · 2003 veranstaltete das Referat für Arbeit und...

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Die Umweltwirtschaft in der Region München Zweite Münchner Nachhaltigkeitskonferenz 25. November 2004

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Die Umweltwirtschaft

in der Region München

Zweite Münchner Nachhaltigkeitskonferenz

25. November 2004

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Die Umweltwirtschaftin der Region München

Zweite Münchner Nachhaltigkeitskonferenz

25. November 2004

Impressum

Herausgeber:Landeshauptstadt MünchenReferat für Arbeit und WirtschaftHerzog-Wilhelm-Str. 1580331 München

Verantwortlich:Karsten BöhmTel.: (089) 233-22669Fax: (089) 233-22734E-Mail: [email protected]

Veröffentlichung des Referates für Arbeit und WirtschaftMai 2005, Heft Nr. 181

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Die Umweltwirtschaft in der Region München

Nach der großen Resonanz auf die 1. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz im Jahr2003 veranstaltete das Referat für Arbeit und Wirtschaft der LandeshauptstadtMünchen am Donnerstag, den 25. November 2004 zum zweiten Mal eine Nachhal-tigkeitskonferenz. Die Veranstaltungsreihe beschäftigt sich mit Fragen der Umwelt,Energie und Nachhaltigkeit und soll sich auch in Zukunft einmal jährlich mit aktuel-len Themen auseinandersetzen.

Als Thema der 2. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz wurde die Umweltwirtschaftin der Region München gewählt. Hierzu hat das ifo Institut für Wirtschaftsforschungim Auftrag des Referats für Arbeit und Wirtschaft eine Studie durchgeführt, derenwichtigste Ergebnisse Herr Dr. Johann Wackerbauer zunächst vorstellte. Dabeiging er auf die Entwicklung von Angebot, Nachfrage und Innovationen ein undstellte strategische Ansätze zur Förderung der Umweltwirtschaft dar (S. 6 - 19).

In einer ausführlichen Stellungnahme kommentierte Herr Dr. Dietmar Edler aus derAbteilung Innovation, Industrie, Dienstleistung des Deutschen Instituts für Wirt-schaftsforschung in Berlin die Ergebnisse der Münchner Umweltwirtschaft aus ei-ner bundesweiten Sichtweise (S. 20 - 31). In der anschließenden Podiumsdiskussi-on (S. 32 - 52) bezogen die folgenden Referenten zur Umweltwirtschaft und zuFragen aus dem Publikum Stellung:- Moderation: Dr. Reinhard Wieczorek, Referent für Arbeit und Wirtschaft- Joachim Lorenz, Referent für Gesundheit und Umwelt- Dr. Norbert Ammann, IHK für München und Oberbayern- Dr. Manfred Stefener, SFC Smart Fuel Cell AG, München- Hans-Joachim Paul, MAN Nutzfahrzeuge AG, München- Dr. Johann Wackerbauer, ifo Institut, München- Dr. Dietmar Edler, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin

Eine Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 2. Münchner Nachhaltigkeits-konferenz liegt bei.

Wir danken allen Referenten sowie dem Publikum für die engagierten und informa-tiven Beiträge während der Konferenz und wünschen Ihnen interessante Anregun-gen beim Lesen der nun vorliegenden Dokumentation.

Dr. Reinhard Wieczorek

Referent für Arbeit und Wirtschaft

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2. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz, 25. November 2004

Hr. Dr. Wieczorek:Meine Damen und Herren, ich heiße Sie sehr herzlich willkommen. Wir haben einspannendes Thema, insofern ist es schade, dass der Saal nicht überfüllt ist, aberIhnen, die gekommen sind, herzlichen Dank. Wir wissen, dass wir uns einem wich-tigen Thema zuwenden, deswegen freue ich mich besonders. Die Bedeutung desThemas wird auch dadurch deutlich, dass vier Kolleginnen und Kollegen des eh-renamtlichen Stadtrats zu uns gekommen sind. In alphabetischer Reihenfolge sindes Frau Krieger, Frau Sabathil, Herr Thanheiser und Frau von Walter. Vielen Dank,Kolleginnen und Kollegen, für Ihr Kommen. Wir haben auch prominente Gäste un-ter uns, wie den Präsidenten des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes,Herrn Hagn. Das zeigt deutlich, dass auch ganze Branchen dieses Thema immerernster nehmen.

Dies ist schon die zweite Münchner Nachhaltigkeitskonferenz. Ich hoffe, dass dar-aus eine Tradition wird. Sie wissen, in München ist eine Sache beim ersten Maleine Neuheit, beim zweiten Mal eine Tradition und beim dritten Mal entsteht einRechtsanspruch. Also hoffe ich, dass wir heute eine Tradition begründen und dieseauch in den nächsten Jahren weiterführen. Ich bedanke mich bei meinem Kollegen,Herrn Joachim Lorenz, dem Referenten für Gesundheit und Umwelt. Wir veran-stalten die Konferenz gemeinsam, so wie wir Wirtschafts- und Umweltpolitik auchimmer als eine sich überschneidende und gemeinsame Aufgabe im täglichen Ge-schäft zu führen versuchen. Mein Dank gilt den Herren auf dem Podium. Wir sindwieder einmal ein ausschließlich männliches Podium. Ich entschuldige mich dafürimmer, aber das Thema hat mit Wirtschaft und Technik zu tun und da haben wireinfach einen Nachholbedarf der Frauen. Gott sei Dank sind an den Universitätenauch in den technischen Fachrichtungen immer mehr Frauen unterwegs und her-vorragend aufgestellt.

Begrüßungen sollten möglichst kurz sein. Ich denke, wir beginnen mit unsererThematik. Es geht um die Umweltwirtschaft in der Region München. Wir hattendazu vom ifo Institut eine Studie erstellen lassen, die Herr Dr. Johann Wackerbauervon ifo präsentieren wird. Anschließend wird Herr Dr. Edler vom Deutschen Institutfür Wirtschaftsforschung in Berlin die Studie unter bundesweiten Aspekten kom-mentieren. Wir fürchten die Begegnung mit der Bundeshauptstadt und den dortigenEinrichtungen in keiner Weise, sondern freuen uns über jede solche Begegnung.Sie dient in der Regel beiden Seiten und das ist unser gemeinsames Ziel. Dannwürde sich eine Diskussion anschließen, die ich gerne nach einer gewissen Zeitauch zum Gespräch mit Ihnen öffnen würde. Nochmals herzlichen Dank für IhrKommen. Herr Dr. Wackerbauer!

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Präsentation von Herrn Dr. Wackerbauer, ifo Institut

ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

Die Umweltwirtschaft in derRegion München

Münchner Nachhaltigkeitskonferenzam 25. November 2004Dr. Johann Wackerbauer

ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

Inhalte der Präsentation:

• Darstellung des Gegenstands der Untersuchung

• Nachfrageentwicklung auf dem Umweltschutzmarkt

• Struktur und Wettbewerbssituation der Umweltwirtschaft in der Region München - Ergebnisse der schriftlichen Umfrage

• Innovationspotenziale der Umweltwirtschaft - Ergebnisse der Interviews mit Unternehmen und Experten aus dem Umfeld

• Strategische Ansatzpunkte zur Förderung der Umweltwirtschaft

• „Leuchttürme“ und Leitprojekte für den Umweltstandort München

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ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

Definition des Begriffs „Umweltwirtschaft“:

„Gesamtheit aller Unternehmen, die Güter (Waren und Dienstleistungen) produzieren,die der Messung, Vermeidung, Begrenzung, Minimierung oder Korrektur vonUmweltschäden an Gewässern, Luft oder Boden bzw. Problemen in Zusammenhangmit Abfall, Lärm und Öko-Systemen dienen. (“Nachgeschalteter Umweltschutz”)

Inklusive saubere Technologien, Produkte und Dienstleistungen, die Umweltrisikenreduzieren und Umweltverschmutzung sowie Ressourcenverbrauch minimieren.“(„Integrierter Umweltschutz“ und „Ressourcenmanagment“)

=> Drei Hauptkategorien:

• Verschmutzungskontrolle (”pollution management”),

• Saubere Technologien und Produkte (”cleaner technologies and products”)

• Ressourcenmanagement (”resources management”)

OECD/Eurostat: The Environmental Goods and Services

Industry - Manual for Data Collection and Analysis, 1999.

ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

Untersuchungsregion: Die Planungsregion 14Landeshauptstadt München u. die Landkreise Dachau, Ebersberg, Erding, Freising, Fürstenfeldbruck, Landsberg am Lech, München und Starnberg

Fläche: ca. 5.504 km2

rund 2,5 Mio. Einwohnerrund 1,1 Mio. SV-Beschäftigte (2001)Bruttoinlandsprodukt: 112 Mrd. Euro (2002)

è Untersuchungsgegenstand sind die Anbieter von Umweltschutzgütern (Waren u. Dienstleistungen) aus der Planungsregion 14 - also aus der Stadt München und den acht Landkreisen der Planungsregion -

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ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

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19982010

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13 125 6

5

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104

62

41

94 4 4

2 2

0

20

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60

80

100

120

140

160

Quelle: JEMU, EBI, ECOTEC

Mrd

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uro

Die Nachfrageentwicklung auf dem Umweltschutzmarkt - Der globale Umweltschutzmarkt -

439 Mrd. Euro

326 Mrd. Euro

ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

Marktvolumen in den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten 1999

0

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Ressourcen-

Management

Verschmutz-ungskontrolle

Die Nachfrageentwicklung auf dem Umweltschutzmarkt - Der Umweltschutzmarkt in der Europäischen Union (EU-15) -

Quelle: Ecotec/ifo 2002

Summe: 183 Mrd. Euro

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Land Marktvolumen

1999(Mill. €)

Anpassungs-

kosten (Mill. €)

Anpas-sungsfort-

schritt1999 in %

Anpassungszei t-

raum auf der Ba-sis der Ausga-ben von 1999

(Jahre)

Bulgarien 200 8:610 2 43Zypern 120 1.086 11 9

Tschechien 1.250 8.000 16 7

Estland 50 4.406 1 88Ungarn 970 7.059 14 7

Lettland 150 1.920 8 13Litauen 50 1.600 3 32

Malta 90 130 69 2

Polen 3.840 32.450 12 9Rumänien 440 22.000 2 50

Slowakei 420 4.809 9 12Slovenien 90 2.430 4 27

Türkei 2.610 n/a n/a n/a

CC-13 10.300 94.500 12 8

Quelle: Ecotec 2002

Die Nachfrageentwicklung auf dem UmweltschutzmarktMarktvolumen für Umwelttechnik und Anpassungskosten der neuen EU-Mitgliedsländer/Beitrittskandidaten an den Acquis Communitaire

ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

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5 000

10 000

15 000

20 000

25 000

Mio

. E

uro

Quelle: Statistisches Bundesamt

Staat 13 030 15 240 14 720 14 730 14 110 12 700 11 680 10 460 10 100 9 550 9 199

Produzierendes Gewerbe 8 110 8 660 8 890 8 910 8 950 9 000 7 900 6 220 5 940 5 760 5 840

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001

Die Nachfrageentwicklung auf dem UmweltschutzmarktEntwicklung der Umweltschutzausgaben des Produzierenden Gewerbes

und des Staates in Deutschland 1991 - 2001

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30 000

35 000

40 000

Quelle: Statistisches Bundesamt

Mio. Euro (in Preisen von 1995)

Privatisierte öffentl. Unternehmen 10 370 12 460 14 120 14 790 17 420 16 300 15 500

Staat 14 910 14 110 12 700 11 640 10 510 10 050 9 230

Produzierendes Gewerbe 9 340 8 950 9 180 7 900 6 220 5 910 5 390

1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000

Die Nachfrageentwicklung auf dem UmweltschutzmarktEntwicklung der Umweltschutzausgaben in Deutschland 1994 - 2000 unter Berücksichtigung der privatisierten öffentlichen Unternehmen

ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

Struktur und Wettbewerbssituation der Umweltwirtschaft- Ergebnisse der schriftlichen Umfrage -

2004 1995Grundgesamtheit: 409 468Darunter: UMFIS / IHK 365 332Alternatives Branchenbuch 44 135 (mit Naturkostläden)(Naturkost-Hersteller,-Großhandel)

Rücklaufende Fragebögen: 178 210Rücklaufquote 43,5% 44,9%Darunter: Zuordnungzum Umweltschutzmarkt: 143 195Anteil am Rücklauf 80% 94%aus der Stadt München: 62 102aus dem Münchner Umland: 81 93

Noch nie auf dem Umwelt-schutzmarkt tätig gewesen: 28 7Aus dem Umweltschutzmarktwieder zurückgezogen: 8 6

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ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

Strukturdaten der Anbieter in der Region München- Ergebnisse der schriftlichen Umfrage -

2003 1995

Beschäftigte insgesamt 6 650 15 996Beschäftigte Umweltwirtschaft 3 890 3 015

Umsatz insgesamt 1,2 Mrd. € 1,5 Mrd. €Umsatz Umweltwirtschaft 642 Mio. € 367 Mio. €

Auslandsumsatz insgesamt 174 Mio. € 198 Mio. €Auslandsumsatz Umwelt 139 Mio. € 67 Mio. €=> Exportquote Umwelt 22 % 18 %

FuE-Aufwendungen insgesamt 16,1 Mio. € 40 Mio. €FuE-Aufwendungen Umwelt 10,5 Mio. € 18 Mio. €

ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

Die Umweltwirtschaft in der Region MünchenStrukturvergleich zwischen Anbietern aus München-Stadt und -Umland

Stadt München Umland

Anzahl der Betriebe 62 81

Beschäftigte Umwelt 2 100 1 790

Beschäftigte pro Betrieb 34 22

Umsatz Umweltschutzgüter 313 Mio. € 329 Mio. €Umsatz/Betrieb 5 Mio. € 4 Mio. €Umsatz/Beschäftigten 149 000 € 184 000 €

Auslandsumsatz Umweltgüter 85 Mio. € 55 Mio. €Exportquote Umweltgüter 27 % 17 %

FuE-Aufwendungen Umwelt 6,5 Mio. € 4 Mio. €Umsatzanteil FuE Umwelt 2 % 1,2 %

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ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

Die Umweltwirtschaft in der Region MünchenBeschäftigungszahlen und Umsätze aus ergänzenden Untersuchungsgebieten:

Umweltschutzinduzierte Beschäftigungseffekte im Handwerk:

• Wärmedämmung, Passivhäuser, Fernwärmeanschluss, Solarthermie: 160 Beschäftigte (Programm Energieeinsparung der Landeshauptstadt München)

• Brennwerttechnik und Heizkesselerneuerung: 140 Beschäftigte

• Photovoltaik: 240 Beschäftigte

• Handwerk in der Region München 2003 insgesamt: 540 Beschäftigte

• Münchner Abfallwirtschaftsbetrieb 2003: 1 321 Beschäftigte 206 Mio. € Umsatz

• Interviewte Firmen, soweit nicht an schriftlicher Umfrage beteiligt: 290 Beschäftigte

Summe aus allen Bereichen: 6 041 Beschäftigte ca. 850 Mill. € Umsatz

... als Untergrenze für das tatsächliche Volumen der Umweltwirtschaft zu interpretieren!

ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

Markteintrittszeitpunkt der Anbieter auf demUmweltschutzmarkt in der Region München

- Ergebnisse der schriftlichen Umfrage -

0,0%

10,0%

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vor 1970 1970-79 1980-89 1990-99 seit 2000

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Anzahl der Betriebe

Land- und Forstwirtschaft

Industrie

Bauwirtschaft

Handwerk

Handel

Banken, Versicherungen

Dienstleistungen

Stadt München Umland

Branchenzugehörigkeit der Anbieter auf demUmweltschutzmarkt in der Region München

- Ergebnisse der schriftlichen Umfrage -

ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

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1115

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0 2 4 6 8 10 12 14 16

Entsorgung

Recycling

Engineering, Planung

Beratung, Auditing

Finanzdienstleistungen

Umweltüberwachung

Stadt München Umland

Struktur der Umweltschutz-Dienstleistungsunternehmen- Ergebnisse der schriftlichen Umfrage -

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ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

Abwasserbeseitigung16%

Abfallwirtschaft, Recycling39%

Luftreinhaltung1%

Altlastensanierung10%

Lärmbekämpfung1%

Meß- u. Regeltechnik1%

Sonstiges3%

Nachhaltige Land- und Forstwirtschaft

3%

Sekundärrohstoffe6%

Rationelle Energieverwendung

1%

Erneuerbare Energien7%

Energieeinsparung1%

Umweltfreundliche Produkte

11%

Saubere Technologien und Produkte: 11 %

Die Umweltwirtschaft in der Region München- Umsatzverteilung nach Umweltschutzbereichen -

Ressourcenmanagement: 18 %Ressourcenmanagement: 18 %

Verschmutzungskontrolle: 71 %

ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

24,922,8

35,9

10,4

1,0 1,3 0,03,3

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10,0

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35,0

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Region

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Die Umweltwirtschaft in der Region München- Umsatzverteilung nach Absatzregionen -

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ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

5,7

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15,0

5,6

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10,6

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0

Versorgungsunternehmen

Industrielle Großbetriebe

Kleine u. mittlereIndustriebetriebe

Handwerksbetriebe

Entsorgungsbetriebe

Öffentliche Hand

Kommunale Unternehmen

Private Haushalte

Sonstige Abnehmer

%

Die Umweltwirtschaft in der Region München- Umsatzverteilung nach Kundengruppen -

ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

Die Umweltwirtschaft in der Region München - Entwicklungstendenzen gegenüber 1995 -

• Region München gewinnt als Absatzmarkt an Bedeutung: Umsatzanteil von 14% è 25%• Anteile Absatzmarkt Bayern 27% è 23% und Bundesgebiet 38% è 36% leicht rückläufig• Der Anteil des westeuropäischen Marktes sinkt leicht von 12,5% è 10,5% Umsatzanteil• Osteuropa (inklusive neue EU-Mitglieder) steigt von 0,7% è 2,3%• China mit 3,3% Umsatzanteil als “Emerging Market” (1995: Ges. sonstiges Ausland = 7,4%)

• Marktsegment Abfallwirtschaft/Recycling/Sekundärrohstoffe legt deutlich zu: 31% è 45%• Marktsegment Abwasserbeseitigung steigt von 8% è 16% Umsatzanteil • Umsatzanteil der umweltfreundlichen Produkte erhöht sich von 4% è 11%• Deutliche Rückgänge im Marktsegment Altlastenbeseitigung: 19% è 10%• Deutliche Rückgänge bei Energieeinsparung/Erneuerbare Energien: 21% è 8,5% • Mess-, Analyse- und Regeltechnik schrumpft stark von 10% è 1,5%

• Kundengruppe der kleinen und mittleren Industriebetriebe wird wichtiger: 17% è 27% • Ebenso Kundengruppe „Private Haushalte“: Umsatzanteil von 2% è 6%• Öffentliche Hand verliert als Kundengruppe an Bedeutung: 18% è 15% • Ebenso Kommunale Unternehmen: Umsatzanteil von 8% è 5,5%• Industrielle Großbetriebe: Umsatzanteil rückläufig: 23% è knapp 18%

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ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

Innovationspotenziale der UmweltwirtschaftUmweltrelevante Forschungslandschaft in der Region München

• Differenzierte umweltrelevante Forschungslandschaft an Universitäten,Fachhochschulen und außeruniversitären Einrichtungen in der Region

• Umweltrelevante Themenfelder an Universitäten und FH: Umweltmedizin -Energiesysteme und rationelle Energienutzung - Verbrennungstechnik undBrennstoffzellen - Wasserkraft, Biomasse, Solarenergie - EnergetischeOptimierung von Gebäuden - Abwasser- und Abfallforschung -

• Außeruniversitäre Forschung: - Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) -- Zentrum für angewandte Energieforschung e.V. (ZAE)- Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE)- verschiedene Einrichtungen der Fraunhofer Gesellschaft- GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit

• Intensive Nutzung der Forschungslandschaft durch Unternehmen durchAufträge, Diplomanden, Doktoranden, Technologietransferstellen

ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

Innovationspotenziale der UmweltwirtschaftErgebnisse aus 16 Firmen- und 4 Experteninterviews

• Photovoltaik: Schaffung von Arbeitsplätzen v.a. im FuE-Bereich - steigende Exporte

• Brennstoffzellentechnologie: Zukunftsindustrie mit sehr hohe Wachstumsraten -Münchner Unternehmen sind Marktführer in ihrem jeweiligen Produktbereich -starke Beschäftigungsschübe im FuE-Bereich und in der Fertigung

• Integrierte Produktpolitik und alternative Antriebssysteme:Erdgasantrieb (MAN) Wasserstoffantrieb (BMW) Sicherung und z.T.Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit/Technologieführerschaft è ExportaufträgeBeschäftigungseffekte nur bei Entwicklung alternativer Antriebssysteme feststellbar

• Recycling: Umsatzsteigerungen - neue Kunden - positive Beschäftigungseffekte

• Geothermieprojekt in Unterhaching: è Lieferung von Strom und Fernwärme; sehrinnovativ, aber nur geringe Arbeitsplatzeffekte für die Region München

• Biomasse: großes Potenzial è Nutzung eher im ländlichen Raum -Ballungsräume: Einspeisung von Biogas ins kommunale Erdgas-Netz getestet

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ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Nähe zu Kunden in der Region

N ä h e z u H a u p t l i e f e r a n t e n

Qual i f ikat ion der Arbei tskräfte

L ö h n e u n d L o h n n e b e n k o s t e n

Kosten für Gewerbef lächen / -räume

E n e r g i e k o s t e n

Verkehrsanbindung

E n t s o r g u n g s m ö g l i c h k e i t e n

Steuer - und Abgabenbe las tung

Gebühren für Wasser , Abwasser , Mül l

D a u e r v o n G e n e h m i g u n g s v e r f a h r e n

V e r g a b e p r a x i s b e i ö f f e n t l i c h e n A u f t r ä g e n

Wirtschaf ts förderung

Export förderung

Umwel t schutz förderung

Z u s a m m e n a r b e i t m i t H o c h s c h u l e n

Mögl i chke i t en der E igenkap i ta lb i ldung

Mögl ichke i ten der Fremdf inanz ierung

Wohn- und Freizeitwert

positiv neutral negativ

Strategische Ansatzpunkte zur Förderung der Umweltwirtschaft- Beurteilung der Standortfaktoren durch die Betriebe -

ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

0 10 20 30 40 50 60 70

anderen Unternehmen

Unternehmensnetzwerken

Umweltkompetenzzentren

Staatlichen Technologieberatungsstellen

Sonstigen Technologiezentren/-transferstellen

Hochschulen

Fachhochschulen

Staatlichen Forschungsinstitutionen

Kooperation zur Weiterentwicklung oder Vermarktung des Angebots mit ...(Anzahl der Nennungen - Mehrfachnennungen möglich)

aus dem Ausland

aus dem sonst. Bundesgebiet

aus anderen Regionen Bayernsaus der Region München

Strategische Ansatzpunkte zur Förderung der Umweltwirtschaft- Kooperationsverhalten der Betriebe -

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ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

0 % 20% 40% 60% 80% 100%

Insgesamt

sonst.Ausland

USA

China

Japan

sonst. Osteuropa

EU-Beitrittsländer

Westeuropa

Bundesgebiet

Bayern

Region München

zunehmen gleichbleiben abnehmen

Strategische Ansatzpunkte zur Förderung der UmweltwirtschaftEinschätzung der Nachfrageentwicklung 2005 - 2010 durch die Betriebe

ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

Strategische Ansatzpunkte zur Förderung der UmweltwirtschaftWas sollte die öffentliche Hand zur Förderung der Umweltwirtschaft tun?

Ja Nein

Flächenbereitstellung 36 46Verstärkung des Marketings 61 22Unterstützung bei Messen 37 40Aufbau Regionales Netzwerk Umweltwirtschaft 51 37Aufbau Regionales NetzwerkErneuerbare Energie/-einsparung 37 37GewerbezentrumUmweltwirtschaft 26 45

Bereitschaft zur KostenbeteiligungNetzwerk Umweltwirtschaft 21 23Netzwerk Erneuerbare Energien 7 27

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ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

„Leuchttürme“ und Leitprojekte für den Umweltstandort München

è Preise, Auszeichnungen, Messen• Jährliche Verleihung des Umweltpreises der Landeshauptstadt München• „Ökoprofit“: Kooperationsprojekt zwischen Kommune und Betrieben im betrieblichen Umweltschutz• Messe-Schwerpunkt Umweltschutz: IFAT, Aqua Alta, Solartechnologie Schwerpunktthema der BAU 2005

è Regionale Kreisläufe, nachhaltige Landwirtschaft und Bio-Lebensmittel• Vermarktung regionaler landwirtschaftlicher Produkte durch Erzeuger-Netzwerk „Unser Land“• Hofpfisterei: 20 Jahre ökologische Produktionsumstellung, 140 Filialen, 300 Öko-Landwirte• Größtes zusammenhängendes Öko-Anbaugebiet in den Trinkwassergewinnungsgebieten der Stadtwerke• München als größter Biobauer Bayerns: Ökologische Bewirtschaftung von sechs städtischen Gütern

è Mobilität und Umwelt• Integrierte Produktpolitik im Fahrzeugbau: Recycling-Design, verbrauchsarme Dieselmotoren• Alternative Antriebssysteme: Erdgasbusse, Wasserstoffantrieb, Brennstoffzelle

è Leuchttürme für die „SolarREGion München“• Weltweit größte PV-Auf-Dach-Anlage auf der Neuen Messe München : Strom für 700 Haushalte• 70 Solaranlagen auf städtischen Gebäuden• Weltweit größte Lärmschutzwand aus Solarmodulen an der A 92 bei Freising• Geothermische Strom- und Wärmeerzeugung Unterhaching: Modellprojekt mit Pilotcharakter• Deutschlands erste Groß-Biogasanlage bei Freising in Planung: „Energiewirte“• Biomassenutzung in den landwirtschaftlichen Betrieben der LH München und im Zoo

ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

Vielen Dank fürIhre Aufmerksamkeit!

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Präsentation von Herrn Dr. Edler, DIW

Ort, DatumAutor

2. Münchner NachhaltigkeitskonferenzDie Umweltwirtschaft in der RegionMünchen

”Kommentare aus überregionaler Perspektive”

Dr. Dietmar EdlerDeutsches Institut für WirtschaftsforschungDIW Berlin

München, 25. November 2004

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung(DIW Berlin)

• Unabhängiges gemeinnützigesWirtschaftsforschungsinstitut mit empirischerAusrichtung

• 100 Wirtschaftswissenschaftler• 7 Forschungsabteilungen• Analyse von ökonomischen Entwicklungen und

Wirtschaftspolitikin Deutschland und Europa

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Inhalte der Präsentation

• Beschäftigung durch Umweltschutz in Deutschland

• Wachstumsfeld Erneuerbare Energien

• Anknüpfungspunkte in der Region

• Stärkung der Umweltwirtschaft

• Ausblick

Fakten zur Umweltschutzbeschäftigung

• Umweltschutz ist eine bedeutende Quelle von Beschäftigungin Deutschland;• die Umweltschutzbeschäftigung in Deutschland betrug im Jahr 2002

rund 1.4 Millionen Personen (= 3,7% der gesamten Beschäftigung)

• Die Beschäftigung im Umweltschutz folgt den allgemeinenTrends der Beschäftigungsentwicklung;• abnehmende Bedeutung der Güterproduktion - zunehmende Bedeutung

von Dienstleistungen• zunehmende Chancen für höher Qualifizierte - abnehmende Chancen

für geringer Qualifizierte

• Umweltinnovationen verbessern im Durchschnitt die Qualitätder Arbeitsbedingungen

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Wodurch entsteht Beschäftigung im Umweltschutz?

• Die Gesellschaft ist bereit, ökonomische Ressourcen zurBeseitigung oder Vermeidung von Umweltproblemen zuverwenden:

• unmittelbare Beschäftigung für den Umweltschutz• Investitionen für den Umweltschutz• Aufwendungen für das Betreiben von Umweltschutzanlagen• (ausländische Nachfrage nach Umweltschutzgütern)

Wo arbeitet man für den Umweltschutz ?

• Unmittelbar:• in einer Umweltbehörde, in einem Klärwerk, als Umweltbeauftragter• in einem Planungsbüro• in einem Unternehmen für Energie-Contracting• als Schornsteinfeger

• Direkt:• bei einem Unternehmen, das Klärwerke errichtet• bei einem Hersteller von Rauchgasentschwefelungsanlagen• bei einem Hersteller von Photovoltaikanlagen

• Indirekt• bei einem Hersteller von Pumpen• bei einem Hersteller von Regelungstechnik• in einem Stahlwerk, Zementwerk• in einer Spedition

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Umweltschutzbeschäftigung in Deutschland im Jahr 2002

Insgesamt 1.460.000 Personen Exporte von Umweltschutzgütern

3%

Unmittelbare Umweltschutz- beschäftigung

66%

Umweltschutz- sachaufwendungen

13%

Umweltschutz- investitionen

18%

Entwicklung der Umweltbeschäftigung in Deutschland"Klassische Umweltbereiche" und Erneuerbare Energien

1.345.800 1.298.100

66.600118.700

500.000

750.000

1.000.000

1.250.000

1.500.000

1998 2002 Jahr

Per

son

en

Erneuerbare EnergienKlassische Umweltschutzbereiche

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Positive Einflussfaktoren von Erneuerbaren Energien für dieSchaffung von Arbeitsplätzen

• Durch Importsubstitution (Fossile Energien werdenüberwiegend importiert) wird die inländische Nachfragegestärkt und damit zusätzliche inländische Produktioninduziert

• Lernkurveneffekte für Technologien zur Erzeugung vonErneuerbaren Energien reduzieren das notwendigeSubventionsvolumen im Zeitablauf (gilt auch bei steigendenEnergiepreisen):ñ (negativer) Budget Effekt verliert an Bedeutung

• Deutschland hat die Chance ein Lead Market fürErneuerbare Energien zu werden

Betrachtete Bereiche Erneuerbarer Energien

• Windkraftanlagen• Wasserkraftwerke• Solarthermische Anlagen• Photovoltaik-Anlagen• Anlagen zur Biomassenutzung, insbesondere

• Kleinfeuerungsanlagen zur Holzverfeuerung• Biogasanlagen• Biomasse-Heiz(kraft)werke• Deponie- und Klärgasanlagen• Herstellung von Biodiesel

• Wärmepumpen• Dienstleistungen für Erneuerbare Energien

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Investitionsvolumen und Betriebskosten Erneuerbare Energienim Jahr 2002

3.899

535 480920

17

14174

471

197

21

30

390

80

0

500

1.000

1.500

2.000

2.500

3.000

3.500

4.000

4.500

Windkra

ft

Wasse

rkraft

Solarth

ermie

Photo

volta

ik

Biomas

se

Wärmepu

mpen

Kleinfeu

erung

sanl.

Mil

lio

nen

Betriebskosten 2002

Investitionen 2002

Beschäftigung durch Erneuerbare Energien in Deutschlandim Jahr 2002

Insgesamt 118.700 Personen

53.200

8.400

6.700

6.000

29.000

2.40013.000

Windkraft Wasserkraft Solarthermie Photovoltaik Biomasse Wärmepumpen DL für Erneuerbare Energien

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Entwicklung der Beschäftigung Erneuerbare Energien 1998 bis 2002

15.600

53.2008.600

8.400

25.400

29.000

10.000

13.000

0

20.000

40.000

60.000

80.000

100.000

120.000

1998 2002Jahr

Per

sone

n

DL für ErneuerbareEnergienWärmepumpen

Biomasse

Photovoltaik

Solarthermie

Wasserkraft

Windkraft

66.600

118.700

6.700

6.000

Beschäftigte durch Erneuerbare Energien in Deutschland im Jahr 2002

Direkte und indirekte Beschäftigung

78.093

40.607

Direkte

Indirekte

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Dynamik der Arbeitsplatzentwicklung für Bereiche der Erneuerbaren Energienjahresdurchschnittliche Veränderung 1998 bis 2002 in %

60

11

189

413

8

-1 0

25

50

75

100

125

150

175

200

Windkraft Wasserkraft Solarthermie Photovoltaik Biomasse Wärmepumpen DL für Erneuerbare Energien

Anknüpfungspunkte für die Umweltwirtschaft inder Region München

• An regionale Stärken und allgemeineStandortqualitäten anknüpfen• München steht für High-tech und für bestimmte

Branchenspezialisierungen• Ausgebaute Wissenschaftslandschaft und starker

Forschungsstandort

Beispielhafte TechnologienPhotovoltaik (.... Elektronik, Halbleitertechnologie)Brennstoffzellentechnologie (...... Automobilindustrie)

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Anknüpfungspunkte für die Umweltwirtschaft inder Region München

• An regionale Nachfrage und regionale Wirtschaftskreisläufeanknüpfen• München steht für hohe durchschnittliche Kaufkraft• München ist eingebettet in ein land- und forstwirtschaftlich geprägtes

Umland mit attraktiven Erholungszielen

Beispielhafte WachstumsfelderBio-Lebensmittel aus Öko-LandwirtschaftNaturnaher Tourismus

InstrumenteSchaffung von Transparenz auf lokalen UmweltschutzmärktenLokale Nachfrage zur Unterstützung des Markteinstiegs einsetzenz.B. öffentliche Nachfrage (Entsorgung, Recycling.....)

Stärkung der Umweltschutzindustrie

• Fokussierung auf Innovationen und Stärkung derWettbewerbsfähigkeit ist wichtig

• Innovationen schaffen Synergien zwischenökologischen und ökonomischen Zielen (wichtigfür Nachhaltigkeitsstrategien)

• Besonderheiten von Umweltschutzinnovationen• Doppelte Externalität

• Innovationsexternalität (positive spillovers)• Umweltexternalität

• Eher systemische Innovationen als inkrementelle Innovationen• Es existieren technologische lock-ins und bestimmte Zeitfenster

(windows of opportunity)⇒ In der Summe spricht für eine stärkere Rolle des Staates

(Regulierung, Förderung) als in anderen Innovationsfeldern

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Stärkung der Umweltschutzindustrie

• Oft unterschätzt wird die Chance und Bedeutungvon Umweltinnovationen für die Anwender neuerUmweltschutztechnologien (Anwendereffekte)

• Die Erhöhung der Effizienz und Produktivität beiAnwendern von innovativen Umwelttechniken istvolkswirtschaftlich bedeutsam

• Optimistische Sichtweise: Porter Hypothese• Eine anspruchsvolle, innovationsstimulierende Umweltpolitik

begünstigt die Wettbewerbsfähigkeit der heimischenUnternehmen (Vollständiger Innovationsausgleich zusätzlicherKosten) ??

Zielvorstellung:Lead Märkte für ausgewählte Umwelttechnologien

Lead Lead MarktMarkt

• Eine Region in der zu einem frühen Zeitpunkt neuetechnische Lösungen entstehen und angewandtwerden (Vorreiterrolle, Pilotmarkt)

• Eine Region der es gelingt, diese technischenLösungen (ohne große Änderungen) aufinternationalen Märkten als Standard zuetablieren.

• Kann Deutschland z. B. ein Lead Markt fürErneuerbare Technologien werden?

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Ausblick

• Die nationale und internationale Umweltpolitik bestimmen(nach wie vor) die wesentlichen Rahmenbedingungen für diezukünftige Entwicklung der Märkte für Umweltschutzgüter

• Klimapolitik bleibt nach meiner Einschätzung auf absehbareZeit ein dominanter Bereich der Umweltpolitik (national,europäisch, international)

• Erneuerbare Energien dürften ein starkes Wachstumsfeldbleiben

• Windenergie: Off-shore, Repowering, dennoch ??• Welcher Bereich kann (quantitativ) in die „Fußstapfen“

der Windenergie treten? Photovoltaik Biomasse

• Stärkere Exportorientierung notwendig undwünschenswert

Ausblick

• In den „traditionellen Umweltbereichen“• Leichtes Wachstum/Stagnation auf inländischen Märkten

• Wachstumsmarkt EU-Beitrittsländer: Aufbau einerUmweltinfrastruktur gemäß EU- Standards bedeutet einemittelfristige Nachfrage von gut 100 Mrd. €,wer finanziert?

• Großer Bedarf in sich entwickelnden Industrieländern,d.h. in erster Linie in Asien mit Schwerpunkt China(auch hier, wer finanziert?)

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Was bedeutet eine stärkere Exportorientierung ?

• Neue Herausforderung für Unternehmen und Mitarbeiter

• Wahrscheinlich gewinnen Dienstleistungen ( z.B. Marketing,Planung, Engineering) weiter an Bedeutung

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Podiumsdiskussion

Hr. Dr. WieczorekIhnen ganz herzlichen Dank, Herr Dr. Edler. Herr Dr. Ammann, heute war ein Inter-view in der Süddeutschen Zeitung, in dem der Präsident der IHK gefragt wurde, wiedas denn sei, er komme aus dem Einzelhandel, ob denn da die anderen Branchennicht ein bisschen zu kurz kämen. Jetzt will ich nicht über den Einzelhandel reden,sondern schlicht die Frage anknüpfen, welchen Stellenwert hat denn die Umwelt-wirtschaft in der Kammer?

Hr. Dr. AmmannDie Umweltwirtschaft ist für die Industrie- und Handelskammer eines der Schwer-punktthemen. Wir haben sogar einen Geschäftsbereich danach benannt, das istder Geschäftsbereich „Umwelttechnologie und Neue Medien“. Der Markt ist insge-samt durchaus bedeutend. Das haben wir vorhin gehört. Und Herr Dr. Edler hatausgeführt, dass wir also inklusive der indirekt Beschäftigten ungefähr 1,4 MillionenArbeitsplätze in Deutschland im Bereich Umwelttechnik haben. Dies können wirnicht ignorieren, ganz im Gegenteil. Es ist ein wichtiger Markt und der ist weiter zuunterstützen. Dies tut die IHK auch, beispielsweise indem wir Informationen bün-deln und Plattformen zur Verfügung stellen wie das Internetportal UMFIS, oderindem wir Projekte wie Ökoprofit unterstützen. Dazu bieten wir in dem Bereich auchindividuelle Beratungen zum aktuellen Stand der Gesetzgebung, zu Auflagen undzu Genehmigungsverfahren.

Hr. Dr. WieczorekSie sind ja in ganz vielen Feldern gefordert, aber gab es zur Umwelttechnologie -oder auch Umweltwirtschaft - schon mal einen größeren Kongress? Wir sind janach den Ausführungen von Herrn Dr. Wackerbauer vor allem im Bereich Networ-king und Marketing gefordert. Ich denke, da ist die Kammer ebenso angesprochenwie wir in den Kommunen. Was für Ideen gibt es in der Richtung und wie könntesich das entwickeln?

Hr. Dr. AmmannWir arbeiten hier in verschiedenen Netzwerken. Eines der großen anstehendenThemen ist der Umweltpakt III, der vom Bayerischen Umweltministerium organisiertwird und an dem die Industrie- und Handelskammern auch mitwirken.

Hr. Dr. WieczorekAls Leitkammer.

Hr. Dr. AmmannAls Leitkammer. Wobei einer der Schwerpunkte genau der sein soll, den auch HerrDr. Edler genannt hat, nämlich die Exportförderung der Umwelttechnologien undinsbesondere der erneuerbaren Energien.

Hr. Dr. WieczorekDanke. Herr Dr. Stefener, Sie leiten ein junges Unternehmen, „Smart Fuel Cell“.Das hätte ich vor kurzem noch mit „kluge Ölzelle“ übersetzt, aber inzwischen wis-sen wir natürlich alle, Fuel ist Brennstoff und es geht um die Brennstoffzelle. Siesollten uns ein bisschen was erzählen, damit auch Fleisch an die Knochen kommt.

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Sagen Sie auch, warum haben Sie sich für den Raum München als Standort ent-schieden? Wie geht es Ihnen hier? Welche Erwartungen haben Sie?

Hr. Dr. StefenerEs ist eine ganze Reihe von Fragen zu beantworten. Ich fange kurz damit an, waswir tun. Smart Fuel Cell ist die erste Firma weltweit, die kommerzielle Brennstoff-zellen herstellt, und das mit einem Technologievorsprung von immerhin zwei Jah-ren vor den größten Wettbewerbern. Und diese Produkte vermarkten wir in denBereichen Consumer Electronics, d.h. für die nächste Generation elektronischerGeräte, z. B. Laptops, Kameras oder alle anderen elektronischen Geräte, die Siekennen, Mobiltelefone, PDA usw. und eben auch für Hightech-Industrieanwen-dungen. Warum sind wir ausgerechnet in diesem Bereich? Brennstoffzelle verbin-det man doch eigentlich mit Automobil oder heute auch mit stationären Anwendun-gen. Das liegt schlicht daran, dass die Kostenstrukturen in dem Bereich heute mitBrennstoffzellentechnologie einfacher erreichbar sind. Man muss hier einfach denVergleich machen: im automobilen Markt z.B. kostet ein typischer Antriebsstrang inder Größenordnung 50 Euro pro Kilowatt. Der typische Nutzer von einem Laptop,der eine Batterie kauft, zahlt aber heute ganz normal 12.500 bis 15.000 Euro proKilowatt für seine Energieversorgung, was natürlich auf das Gerät umgerechnetauch nur 150 bis 200 Euro sind. Dennoch ist es praktisch ein deutlicher Unter-schied, der eben heute mit Brennstoffzellentechnologie erreichbar erscheint. Unddarum ist es auch so, dass wir Brennstoffzellenprodukte zumindest, sagen wir mal,in hochpreisigen Nischenmärkten schon in den Markt eingeführt und immerhinschon mehrere hundert solcher Produkte verkauft haben.

Die Brennstoffzelle ist natürlich auch in dem Bereich Consumer Electronics rechtwichtig, weil heute das Wachstum dieser Industrie in gewisser Weise eingeschränktist, weil die Zurverfügungstellung von Energie eben ein Problem darstellt. Jederkennt das. Der Akku des Laptops ist nach zwei bis drei Stunden leer, und manmuss wieder an die Steckdose zum Nachladen. Mit der Brennstoffzelle kann dieserso genannte Power Gap geschlossen werden. Wir sind in unserer Technologie hierrecht stark, und das bedeutet u. a. auch, dass man Technologie aus asiatischenLändern wieder zurückholen kann. Man hat heute die großen S-Firmen, das sindSony und Sanyo und Samsung, die sehr stark in Lithium-Ionen-Batterien sind undeigentlich diesen Markt komplett dominieren. Dennoch ist es so, dass eben dieBatterietechnik nicht ausreicht und man praktisch mit einer Technologie wie derBrennstoffzelle in diesem Bereich deutliches Wachstum hervorrufen kann. Und dasist eine Technologie, die man hier in Deutschland durchaus produzieren und damitauch sehr starke Impulse in die Consumer Electronics Industrie setzen kann. Dassehen wir heute durch eine sehr verstärkte Nachfrage aus diesem Bereich.

Hr. Dr. WieczorekLäuft Ihrer jetzt mit einer Brennstoffzelle?

Hr. Dr. StefenerDer läuft im Moment gar nicht. Wir haben aber Geräte, die es durchaus ermögli-chen, einen Laptop zu betreiben.

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Hr. Dr. WieczorekMüssen Sie da nicht einen ganzen Koffer mitschleppen?

Hr. Dr. StefenerNein, es ist heute noch nicht integriert im Laptop. Da arbeiten wir aber in verschie-denen Kooperationsprojekten daran. Wir haben aber ein Produkt auf dem Markt,das, wie wir es nennen, eine persönliche Energiequelle ist. Das ist ein externesGerät, das gleichzeitig mehrere Geräte betreiben kann, also z.B. Laptop, PSA,Mobiltelefon, und heute schon deutliche Vorteile bietet. Wenn ich auf einer interna-tionalen Reise bin und meine ganzen Ladegeräte und Kabel und Ersatzakkus mitmir trage, dann sind das in der Größenordnung 2,5 bis 3 kg. Das Gerät, das wirentwickelt haben, wiegt in der Größenordnung 700 Gramm, also eine deutlicheGewichtsersparnis, und man kann eigentlich diesen ganzen Kabelsalat zu Hauselassen. Das sind ganz wesentliche Vorteile, die die Brennstoffzellentechnologieheute schon bringt. Dieses Produktkonzept ist gerade von unseren asiatischenPartnern sehr gefragt. Das muss man ganz klar sagen.

Die ersten kommerziellen Produkte sind heute allerdings im Industriemarkt. Ichnenne einige Beispiele, da gibt es vor allen Dingen in der Telekommunikation spe-zielle stationäre Anlagen, so genannte Repeater Stationen, um auch, sagen wirmal, ins letzte Tal und im letzten abgelegenen Bereich die Funksignale zu verstär-ken. Dazu gehören in dem Bereich auch Notstromversorgungen. Weitere Bereichesind die Sicherheitstechnik, also Überwachung, Sensorik, Gefahrenmeldungen,und die Verkehrstechnik, Mautsysteme z. B., auch Gefahrenwarnungssysteme. DieWasserwirtschaft ist ein wichtiges Thema. Die Wasserversorgung ist auf der gan-zen Welt ein sehr stark wachsender Markt, da können Brennstoffzellen hervorra-gend helfen. Und sicherlich auch im Industriebereich Öl und Gas, bei der Sicherheitrund um die Pipelines. Sie sehen, große Industriebereiche, in denen wir heuteschon die Produkte auf den Markt bringen. Und da ist es natürlich wichtig, und dasist eines der großen Probleme der Brennstoffzelle, die in dem Bereich deutlich klei-ner ist, dass man sie eben über eine Kostendegression in den Massenmarkt brin-gen muss. Und das hat oft eben auch mit sehr starken Investitionen zu tun.

Die Unternehmen, die heute hier aktiv sind, sind wie Smart Fuel Cell kleine Unter-nehmen. Wir haben heute 44 Mitarbeiter, die natürlich gegen Unternehmen wie die,die ich eben genannt habe, Sanyo, Sony etc., eine deutlich geringere Investitions-kraft haben, um praktisch diesen Sprung in einen Massenmarkt und damit ebenauch eine deutliche Kostendegression zu machen. Und da ist es wichtig, dass indem Bereich auch Unternehmen in ihren Investitionen gestärkt und in der Marke-tingarbeit unterstützt werden. Das ist z. B. ein Thema, was ja später, glaube ich,noch diskutiert wird.

Hr. Dr. WieczorekDarum haben wir Sie eingeladen. Das ist doch schon ein ganz guter Anfang. Wielange gibt es Ihre Firma denn schon?

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Hr. Dr. StefenerDie Firma habe ich im Februar 2000 gegründet.

Hr. Dr. WieczorekUnd sind Sie von einem anderen Unternehmen gekommen?

Hr. Dr. StefenerIch habe die Firma praktisch direkt nach meiner Tätigkeit an der Technischen Uni-versität in München gegründet. Dort habe ich promoviert, und in dem Zusammen-hang sind auch die ersten Patente entstanden, die Technologie und dann praktischals nahtloser Anschluss die Unternehmensgründung und schließlich der Aufbau zuheute 44 Mitarbeitern.

Hr. Dr. WieczorekArbeiten Sie mit Venture Capital?

Hr. Dr. StefenerJa, wir sind Venture Capital finanziert. Wir haben mittlerweile auch strategischePartner drin, also große Industrieunternehmen, z. B. einen amerikanischen Inve-stor, Dupont, der uns hier sehr stark unterstützt.

Hr. Dr. WieczorekEine erste Antwort auf die Frage "Warum München?" haben Sie indirekt schongegeben. Sie haben hier studiert. Insofern blieben Sie in dem Ihnen vertrautenRaum oder gab es auch noch Zusatzgründe?

Hr. Dr. StefenerNatürlich gibt es auch noch Zusatzgründe. Wir sind ganz klar ein globales Unter-nehmen, d.h. es ist keine Selbstverständlichkeit, dass man an dem Ort bleibt, woman auch studiert hat. Natürlich bietet München eine ganze Reihe von Vorteilen,zunächst ist mal zu nennen, dass wir hier einen sehr guten Zugang zu sehr gutausgebildeten Arbeitskräften haben. Die Brennstoffzelle braucht Leute aus denBereichen Maschinenbau, Verfahrenstechnik, Elektrotechnik. Das sind klassischeStärken in der deutschen Ingenieursausbildung. Das merken wir auch. Wir habenganz hervorragenden Nachwuchs, den wir hier sehen. Das ist ein ganz erheblicherStandortvorteil.

Darüber hinaus ist es so, dass Bayern, wenn man das im weltweiten, vor allen Din-gen im europäischen Vergleich sieht, einfach eine sehr vorbildliche Förderpolitikhat, d.h. sehr fokussiert in dem Bereich erneuerbare Energien, vor allen Dingenauch Brennstoffzellen. Und man muss ganz klar sagen, dass hier aus dem Bayeri-schen Staatsministerium für Wirtschaft eben auch sehr starke Impulse kamen. Dasist ein ganz wichtiger Faktor. Darüber hinaus ist auch noch wichtig, dass praktischeine ganze Reihe von Partnern, vor allen Dingen Lieferanten von wichtiger Tech-nologie, hier im Raum München und im Raum Bayern ansässig sind, wo man ein-fach kurze Wege und damit auch schnelle Innovationszyklen hat.

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Hr. Dr. WieczorekHerzlichen Dank. Wir finden im Prinzip in der letzten Antwort von Herrn Dr. Stefe-ner genau diese Tabelle mit den Gründen, welche Vorteile der Region hier gese-hen werden, wieder. Und dem begegnen wir auch in anderen Bereichen, z.B. Me-dien, ganz ähnlich: hoch qualifizierte Mitarbeiter und Potentiale im Raum, sowie dieNähe zu Konkurrenten, Mitbewerbern und Unternehmen, mit denen man zusam-menarbeiten kann. Da spielen natürlich Information und Kommunikation, die mitden Bereichen eng vernetzt ist, eine immer größere Rolle. Das ist aus den Ant-worten von Herrn Dr. Stefener ja auch klar geworden. Wir kommen dann zu derwirtschaftspolitischen Theorie, dass im Prinzip eine gewisse kritische Größe er-reicht sein muss, damit man von einem Cluster sprechen kann. Und das wäre soeine Frage, auf die wir dann vielleicht noch eingehen könnten: Haben wir schoneinen umweltwirtschaftlichen Cluster oder gibt es da noch etwas zu tun? Herr Paul,MAN ist ja jetzt nicht ganz so jung und auch nicht ganz so klein wie das Unterneh-men von Herrn Dr. Stefener. Und Sie setzen gerade bei Ihrem Kernprodukt, denBussen, ja stark auf den Gasantrieb. Dazu werden Sie sicher auch etwas sagen.Aber ich fange mal mit einer direkten Frage an: Wann fährt der erste Bus mit einerBrennstoffzelle? Und trägt der das Zeichen MAN?

Herr PaulIch hoffe das sehr. Aber ich denke, er wird die Logos tragen, die er auch heuteträgt. Es werden viele Anbieter sein, die später auch mit Wasserstoff fahren. Ichmöchte nur einmal am Anfang ganz kurz unterscheiden, dass wir, sowohl MAN alsauch Mercedes, an zwei verschiedenen Systemen arbeiten. Das ist zum einen derWasserstoffbus mit Verbrennungsmotor, und das ist zum anderen der Wasserstoff-bus mit Brennstoffzelle. Und die MAN hatte bereits im Jahr 1996 einen Wasser-stoffbus mit Verbrennungsmotor in der Erprobung im Einsatz. Hier wurde der Was-serstoff noch in flüssiger Form gespeichert. Seit 1999 fahren auf dem Flughafenhier in München drei neu entwickelte Gelenkbusse von MAN für die Fluggastbeför-derung. Diese Fahrzeuge haben ebenfalls noch einen konventionellen Verbren-nungsmotor, einen Ottomotor mit Wasserstoffverbrennung, aber eben jetzt eineSpeicherung auf dem Dach in Hochdruckgasflaschen. Weitere Erprobungseinsätzemit Wasserstoff-Stadtbussen laufen derzeit in Berlin. Aufgrund der bisherigen fastzehnjährigen Erfahrung mit Wasserstoffbussen planen wir jedoch in naher Zukunfteine Kleinserie mit Wasserstoffbus und Verbrennungsmotor.

Die andere Seite, den Stadtbus mit Brennstoffzelle, haben wir im Jahre 2000 vor-gestellt; er konnte in Erlangen und München schon einen kleinen Demoeinsatzdurchführen. Die damalige Speichertechnik war flüssig, Wasserstoff, allein eineBrennstoffzelle im Bus, diese Technik gibt es heute nicht mehr. Wir sind heuteübergegangen zu einem so genannten Brennstoffzellenhybridbus, d.h. wir nehmeneine kleinere Pkw-Brennstoffzelle und unterstützen diese mit einem zusätzlichenHochleistungsenergiespeicher, der dann den Stadtbus bei der Beschleunigungunterstützt. Entwicklungsschwerpunkte dieses neuen Brennstoffzellenbusses, derjetzt auch in den nächsten Wochen in München im Flughafen zum Einsatz kommt,sind die Zuverlässigkeit und die Kostenreduktion. Diese Busse sind einfach nochviel zu teuer. Und ein marktreifer Brennstoffzellenbus kommt vielleicht in zehn Jah-ren, aber vorher wahrscheinlich nicht.

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Hr. Dr. WieczorekWer finanziert denn dieses Projekt der wasserstoffbetriebenen Busse am Flugha-fen?

Hr. PaulWir arbeiten mit dem Bayerischen Staatsministerium zusammen und das fördertuns hier, da sind wir sehr dankbar, und das läuft sehr gut.

Hr. Dr. WieczorekAber vielleicht nehmen Sie über diese Frage hinaus noch Stellung zu Ihrem Unter-nehmen, das ja ein ganz klassischer Produktionsbetrieb ist. Wir sind glücklich undfroh, dass wir ihn in München haben mit seiner ganzen innovativen Kraft und demglobalen Auftritt. Welche Rolle spielt die Entwicklung in Richtung Umweltwirtschaft?Ist das in Unternehmensstrategien eine feste Größe, bei der Sie mit steigenderBedeutung oder eher mit Stagnation rechnen?

Hr. PaulNein, ich rechne mit steigender Bedeutung. Wir haben ganz klare Ziele bei derEntwicklung von Nutzfahrzeugen. Das sind die Zuverlässigkeit, die Wirtschaftlich-keit, die Sicherheit und die Umweltverträglichkeit. Und wir haben Umweltzertifikateerrungen, die ISO 14001 und die europäische EMAS, und wir zeigen damit, dasswir ein Umweltmanagement aufgebaut haben, wie viele andere Firmen auch, unddieses auch leben. Und die Umweltwirtschaft, die heute praktiziert wird, sowohlbeim Produkt als auch bei der Produktion, gewährleistet in Zukunft auch in ganzbesonderem Maße die Wettbewerbsfähigkeit.

Hr. Dr. WieczorekVielen Dank. Herr Lorenz, ich denke, das hört der Umweltreferent der Landes-hauptstadt gerne. Auf der anderen Seite ist gerade aus der Vorstellung der Unter-suchung von Herrn Dr. Wackerbauer deutlich geworden, dass die Aufwendungenim Bereich Umweltausgaben und vor allem im Bereich Forschung und Entwicklung- das ist das, was mir fast am meisten Sorgen macht - in den letzten Jahren zurückgegangen sind. Welche Strategien hat Ihr Referat denn sozusagen in der Tasche,um hier dagegenzuhalten und der Umweltwirtschaft - ich denke, die liegt Ihnen amHerzen - mehr Bedeutung und mehr Gewicht zu geben?

Hr. LorenzDankeschön für die Frage. Für die Forschung und Entwicklung sind natürlich nichtdie Kommunen zuständig, aber ich bedaure es auch, dass sich hier gerade in Mün-chen im Bereich Umweltwirtschaft bisher wenig Einrichtungen angesiedelt haben,die Forschung und Entwicklung betreiben. Wir haben in gewissem Umfang auchForschung und Entwicklung in München. Es wissen vielleicht gar nicht sehr viele,dass die wahrscheinlich größte Photovoltaik-Anlage zumindest in Deutschland, dieauch der Forschung und Entwicklung dient, auf dem Parkhaus der Münchner Mes-se steht. Dort wird mit Unterstützung der Europäischen Union eine kombinierteAnlage betrieben, die ihre Pendants in weiteren zehn europäischen Ländern hat,allerdings steht der größte Teil in München. Dort werden auch ein halbes DutzendWechselrichter und ein Dutzend verschiedener Module von europäischen

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Herstellern entsprechend getestet. Sie laufen im Echtbetrieb und werden mehrereJahre lang getestet und durchgemessen, um dann auch hier die Technik weiterzu-entwickeln. Das Projekt ist am Anfang des Jahres in Teilbetrieb gegangen und gehtwohl noch in diesem Jahr in Gesamtbetrieb, hat aber leider trotz entsprechenderÖffentlichkeitsarbeit des Unternehmens, das die Anlage mit unserer Unterstützungbetreibt, noch nicht die Aufmerksamkeit in München bekommen.

Neben dem Bereich Forschung und Entwicklung ist natürlich die kommunale Auf-gabe eine andere. Wir wollen vor allen Dingen die Markteinführung von innovativenTechniken unterstützen, das ist zwar auch nicht kommunale Pflichtaufgabe, abersoweit es uns finanziell so geht wie im Augenblick, hat der Stadtrat hier auch ent-sprechende Mittel bereitgestellt. Wir haben für unser Energiesparförderprogrammim Jahr 1,5 Millionen Euro zur Verfügung, mit denen wir ungefähr das Zwölffachean Investitionen auslösen, vor allen Dingen im Bereich der privaten Haushalte. Hierfördern wir bestimmte Sachen nicht mehr, weil sie inzwischen markteingeführt sind,wie z. B. die Brennwerttechnik. Sie ist auch von Herrn Dr. Wackerbauer vorhinerwähnt worden. Die Brennwerttechnik im Heizungsbereich ist durch unsere überzehnjährige Förderung so stark ausgebaut worden, dass wir sie zurückgenommenhaben. Mit unserer Förderung hat die Markteinführung geklappt. Jetzt fördern wirvor allen Dingen noch den ganzen Bereich der Wärmedämmung von Gebäuden.Hier sind von den Einspareffekten auch die größten Potentiale herauszuholen,auch die Amortisation von Wärmedämmung im Gebäudebestand ist relativ kurz,rechnet sich also nach relativ kurzer Zeit, so dass das unser Schwerpunkt ist. Aberauch die Solarthermie, die immer ein bisschen hinter die Photovoltaik zurückgetre-ten ist, ist bei uns ein Förderschwerpunkt, und wir haben eine doppelt so hohe För-derung wie der Bund. Allerdings kann man die beiden Fördermöglichkeiten nichtkombinieren. Wir haben die mit Abstand höchste kommunale Förderung inDeutschland für die Solarthermie, sind aber noch nicht bei dem Ziel angelangt, daswir uns auch wünschen.

Hr. Dr. WieczorekKannst du das mal erklären, weil in den beiden Vorträgen deutlich geworden ist,dass Solarthermie der einzige Bereich war, wo der Beschäftigungseffekt negativwar. Auch bei den Wachstumsbereichen waren Wind und Photovoltaik ganz weitvorne, aber Solarthermie überhaupt nicht, gerade auch im Teil des Vortrages vonHerrn Dr. Edler.

Hr. LorenzEs ist leider so, dass aufgrund des relativ guten Einspeisegesetzes, das ja jetztfortgeschrieben worden ist, die Amortisationszeiten für Solarthermie wiederschlechter geworden sind, also relativ gesehen trotz unserer guten Förderung beider Solarthermie die „Rendite“ um einiges geringer ist. Wir werben sehr stark fürdie Solarthermie, ohne die Photovoltaik hier hinten anstellen zu wollen. Aber imAugenblick, wo bei vielen das Geld nicht ganz so locker sitzt, wird einfach nichtsehr langfristig gedacht. Man könnte natürlich mit den steigenden Energiepreisen,von denen wohl auszugehen ist, sicherlich die Wirtschaftlichkeit in einigen Jahrenerheblich verbessern, aber das ist auch eine Hemmschwelle. Hier werben wir auch

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gerade in unserem Bauzentrum, in dem wir ja Energieberatung rund um das Pro-dukt Bauen machen, sehr stark für eine verstärkte Kopplung von Gesamtkonzep-ten; z. B. können Sie mit einer entsprechenden Solarthermieanlage - die mit derWärme auch der Heizungsunterstützung dient - auch die Heizung oder die Wärme-dämmung entsprechend geringer dimensionieren. Also, hier kann man durch Ge-samtkonzepte Synergieeffekte herausholen.

Sicherlich gibt es einige Technikfreaks, die das durchblicken und auch entspre-chend umsetzen, aber im Augenblick ist eine gewisse Zurückhaltung bei solchenInvestitionen da. Das kann viele Gründe haben. Ein Grund ist, das kam ja auch inder Befragung heraus, die sehr restriktive Kreditvergabe der Banken, vor allen Din-gen im Bereich der privaten Haushalte und des Mittelstandes. Ich habe gesterneine DPA-Meldung gelesen, in der sich der Zentralverband des Deutschen Hand-werks bitter darüber beklagt hat, dass gerade im Baubereich die Banken mit derKreditvergabe sehr, sehr zögerlich sind. Das hat mich nicht überrascht. Und ichweiß auch von mehreren Unternehmen, die hier große Photovoltaik-Anlagen er-richten, also z.B. Bürgerbeteiligungsanlagen, dass die ganz große Probleme hattenbei der Bankfinanzierung. Es gibt einen Extremfall im Landkreis Fürstenfeldbruck,wo ein relativ solventes Unternehmen, das auch im Landkreis Dachau ansässig ist,eine große Photovoltaik-Anlage selbst finanziert hat durch Kreditaufnahme bei ei-ner Tochter, weil das letztlich günstiger gewesen ist als bei einer Bank einen Kreditaufzunehmen. Das ist sicherlich kein Einzelfall. Es ist für meine Begriffe äußerstkritisch, dass hier im mittelständischen Bereich die Banken sehr, sehr strenge Re-gelungen machen - sicher spielt Basel II eine Rolle - und dadurch sicherlich Inve-stitionen verhindert werden. Ich denke, dass gerade die Photovoltaik bei uns inMünchen ein Zukunfts- oder Wachstumsmodell ist. Bei der Windkraft haben wir dieMöglichkeiten nicht.

Wir haben einmal relativ viel Geld bei relativ gut situierten Bürgern, die auch - ichmöchte jetzt nicht das Stichwort „Ablasshandel“ nennen - bereit sind, in Umwelt-schutz zu investieren. Das merken die drei, vier, fünf Institutionen, die große Bür-gerbeteiligungsanlagen machen, so dass die Vormodelle innerhalb von einer Wo-che überzeichnet sind. Es ist überhaupt kein Problem, aufgrund des Erneuerbare-Energien-Gesetzes hier das Geld einzusammeln. Ein Engpass liegt wahrscheinlicheher im Bereich der Bereitstellung von Dachflächen. Die Stadt ist da vorbildlich,weil sie ihre Dachflächen mietfrei zur Verfügung stellt. Ich würde mir wünschen,dass einige private Unternehmen dies auch machen. Es werden in diesem Jahrnoch Anlagen in Betrieb gehen, für die u. a. der Bayerische Landtag und auch Ge-neral Electrics in Garching Dächer bereitgestellt haben. Ich denke, das sind guteBeispiele dafür, dass neben der Stadt auch andere potente Institutionen ihre Dach-flächen für Photovoltaik-Anlagen bereitstellen. Es überlegen sich einige Unterneh-men, in München eine Art Joint Venture zu machen mit anderen Städten, die mehrDachflächen haben, in denen aber weniger Geld vorhanden ist. Ich habe hier dieVerbindung zwischen München und Dresden geschaffen. In Dresden haben zwarzu DDR-Zeiten alle Schulen gleich ausgesehen, alle Dächer waren gleich schlechtund alle Dächer wurden jetzt saniert. Nun werden in Dresden eine Million Qua-dratmeter Dachflächen für Photovoltaik bereitgestellt. Davon können wir in Mün-chen nur träumen. Und wir wollen hier entsprechend auch Verbindungen

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herstellen; das Geld von München wird eventuell dann woanders investiert werdenmüssen, wenn hier nicht die entsprechenden Dachflächen bereitgestellt werden.

Hr. Dr. WieczorekAber wir haben doch mehr Dachflächen als Dresden. Ist das Planungsreferat einProblem? Oder der Denkmalschutz?

Hr. LorenzNein, es ist nicht das Planungsreferat. Auch nicht Denkmalschutz, weil bisher nochkeine Institution oder keine Firmen an denkmalgeschützte Dächer herangetretensind. Es gab einen oder zwei kleinere Einzelfälle, die möchte ich hier aber jetztnicht hochspielen. Es ist ein gewisses Problem, da die Dachflächen mindestens 20Jahre lang nicht renovierungsbedürftig sein müssen, sonst ist diese Investition et -was kompliziert. Da gibt es halt nicht diese großen Dachflächen, die anderweitigjetzt bereitgestellt werden konnten, weil sehr große Dachflächen in München wiedie Münchner Messe oder auch entsprechende große Parkhäuser schon belegtworden sind mit Photovoltaik-Anlagen.

Ich muss auch sagen, in München gibt es mit Abstand die meisten Photovoltaik-Anlagen in ganz Deutschland. Wir werden wahrscheinlich bis Ende dieses Jahres,Anfang nächsten Jahres die sieben Megawatt überschreiten. Freiburg, Ulm oderandere Musterstädte haben nicht einmal die Hälfte der Gesamtflächen, die habenzwar pro Einwohner mehr, aber in der Gesamtfläche liegen wir an der Spitze. Undfür Freiflächenanlagen, die ich auch ein bisschen problematisch sehe, haben wir inMünchen nicht die Möglichkeiten, weil die landwirtschaftlichen Flächen einfach zuwertvoll sind und die Landwirte sich nicht für 20 Jahre binden wollen, weil sie davonausgehen, dass die Flächen eventuell anderweitig noch besser verwendet werdenkönnen als für Photovoltaik-Anlagen. Also insofern sind wir beschränkt auf Dach-flächen. Wir sind da mit den städtischen Referaten, Kommunalreferat, Baureferatund auch Schulreferat, im Gespräch. Das läuft auch ganz gut, aber ich würde mirwünschen, dass verschiedene große Privatunternehmen hier und jetzt auch derLandtag, einen Teil ihrer Dachflächen bereitstellen, obwohl kein …

Hr. Dr. WieczorekDas gehört der Stiftung Maximilaneum. Wahrscheinlich haben Landtag und Stiftungdas zusammen gemacht.

Hr. LorenzTrotzdem ist es ein wichtiges Projekt, wie auch das von General Electrics in Gar-ching, die auch einen Teil der Dachfläche bereitgestellt haben. Das sind sicherlichMöglichkeiten, an denen sich auch andere Firmen ein Beispiel nehmen können.Die Potentiale - wir haben sie in München mal ermittelt aufgrund von Luftbildaus-wertung und entsprechender Dachausrichtung - sind hier riesig und bei weitemnoch nicht ausgeschöpft. Sie würden auch dazu beitragen, dass eine gewisse Ko-stendegression stattfindet. Im Augenblick gibt es leider in ganz Deutschland einesehr hohe Nachfrage nach Modulen, die nicht gedeckt werden kann. Die Japanerdrücken zwar sehr stark mit relativ günstigen Preisen auf den Markt, günstiger

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als die mittelständisch organisierte deutsche Industrie, aber auch da kann dieNachfrage nicht abgedeckt werden. Das könnte sich aber in den nächsten zwei,drei Jahren so einpendeln, dass die Module doch billiger werden und die Qualitätenauch weiter ansteigen, so dass hier der Durchbruch in den nächsten zwei bis vierJahren zu erwarten ist.

Hr. Dr. WieczorekVielen Dank. Sie sehen also, die Landeshauptstadt geht auch mit Geld an diesenWirtschaftsbereich heran. Das schließt an die These von Herrn Dr. Edler an, die eran den Schluss gestellt und mit einem Fragezeichen versehen hat, dass die Um-weltwirtschaft ein Bereich sei, in dem mehr als in anderen Branchen ein gewisserBedarf für Förderung und Steuerung durch öffentliche Hände vorstellbar sei. Dassind natürlich Thesen, die einem Neoliberalen, sollte einer im Raum sein, die Zo r-nesräte in den Kopf treiben werden. Aber wenn wir überlegen, mit welchen Sum-men und über welche Zeiträume eine andere Energieform, nämlich die atomareEnergiegewinnung, unterstützt und gefördert wurde, dann erkennen wir, dass dasoffensichtlich keineswegs dieser unglaubliche Sündenfall wäre. Außerdem könntenwir, was Herr Lorenz am Schluss angesprochen hat, aufgrund der massenhaftenFertigung die Rentabilitätsbereiche erreichen, ein Aspekt, der sicher auch für sichspräche. Herr Dr. Edler, sehen Sie denn Ansätze, dass auf Bundesebene oder aufLandesebene so ein Konsens in der Richtung besteht?

Hr. Dr. EdlerIch bin jetzt kein ausgesprochener Energieexperte. Aber was ich so mitbekomme,gibt es natürlich zumindest im Vorfeld des neuen EEG auch die üblichen politi-schen Auseinandersetzungen darüber, wie nützlich denn erneuerbare Energienwären. Das ist ja immer so, wenn man über Beschäftigung redet. Neben der soge-nannten Bruttobeschäftigung gibt es noch den Effekt, dass vielleicht in anderenBereichen Beschäftigung entfällt. Man versucht so etwas wie eine Nettobeschäfti-gungsbilanz zu erstellen. Es gab natürlich auch Widerstände gegen das neue EEG.Aber ich denke mir, da es jetzt verabschiedet ist, dass es auch einen Rahmen fürdie nächsten Jahre gibt, mit dem dieser Bereich der Umweltwirtschaft eine gewissePlanungssicherheit hat und auch ganz gut zurecht kommt. Ich meine, das überge-ordnete Problem ist ja, dass in den nächsten 20 Jahren ein ganz entscheidenderTeil des deutschen Kraftwerkparks erneuert werden muss. Mit welcher Technologiedas passiert, das ist mindestens genauso wichtig wie die Frage, wie die Förderungder Erneuerbaren im Moment aussieht.

Hr. Dr. WieczorekUnd wir haben ja in der ersten Nachhaltigkeitskonferenz auch gehört, wie geringder Anteil der erneuerbaren Energien bisher am Gesamtaufkommen von Energieanzusetzen ist. Herr Dr. Stefener, waren Sie denn mit den Rahmenbedingungenund dann mit der konkreten Ausgestaltung bei Ihrer Existenzgründung zufrieden?Es gibt da eine Reihe von Förderprogrammen der LfA und GmbHs, die extra dafürauch eingerichtet wurden. Oder hätten Sie sich noch mehr gewünscht? Na gut,mehr Geld wünscht man sich immer, ich meine jetzt also mehr strukturelle Hilfe.

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Hr. Dr. StefenerStrukturell muss man sagen, ist es recht sauber und auch zügig abgelaufen. Ichhabe vor allen Dingen die Möglichkeit genutzt, am Münchner Businessplan Wett-bewerb teilzunehmen. Das wird ja heute vom Munich Network im Prinzip unter-stützt.

Hr. Dr. WieczorekHaben Sie gewonnen?

Hr. Dr. StefenerGewonnen, leider nein. Aber wir sind in mehreren Phasen prämiert worden.

Hr. Dr. WieczorekSie haben also Erfahrungen gewonnen.

Hr. Dr. StefenerGenau. Viele Erfahrungen gesammelt, natürlich auch aus dem Netzwerk heraus,das war eine sehr große Unterstützung. Das ist natürlich das Wichtigste. Also, vielwichtiger als einen Preis zu gewinnen ist es eben dort viel zu lernen, z.B. wie manso einen Geschäftsplan aufsetzt. Das war dann auch die Gelegenheit, praktisch mitInvestoren in Kontakt zu treten und dann auch letztendlich die Verträge, die dannzur Finanzierung geführt haben, fertig zu stellen.

Darüber hinaus gab es auch weitere Beteiligungen aus Bayern, z. B. Bayern Kapi-tal, die uns gut unterstützt haben. Sicherlich haben wir nicht alle Formen genutztoder nutzen können, aber das war ein sehr gutes Gründungsumfeld. Man mussnatürlich sagen, gründen ist immer eine einfache Sache. Was heißt „einfache Sa-che“, aber das wird sehr stark unterstützt. Es muss dann eben weiter gehen; d.h.eine Unterstützung in der Produktentwicklung und dann später auch im Marketing,das sind eben die wichtigen Faktoren, die danach dazu führen, dass ein Unter-nehmen auch nachhaltig erfolgreich ist. Die Gründung ist ja nur der erste Schritt.

Hr. Dr. WieczorekAber Sie sind mit 44 Beschäftigten natürlich ein absolutes Wunderbeispiel aus derGründerszene. Wir stellen fest, dass von denen, die auf dem Markt bleiben, nachfünf Jahren in der Regel vier bis fünf Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt werden.Und darum ist eigentlich Smart Fuel Cell schon ein Meisterstück. Da muss ich Ih-nen zustimmen. Das ist viel, viel wichtiger als dass Sie da einen Preis gewonnenhätten. Aber den Existenzgründerwettbewerb machen wir ja schon zum achten Malin der Stadt. Mein Referat hat das von Anfang an auch mit unterstützt, nicht in derGrößenordnung wie Privatunternehmen und auch der Freistaat, aber wir halten esfür eine der ganz entscheidenden Geschichten.

Diese These, Herr Dr. Ammann, dass wir in dem Bereich vielleicht auch mit etwasmehr Regulierung durch Förderung leben können, würden Sie die mittragen?

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Hr. Dr. AmmannIch möchte mich gerne nochmal zum Thema Ökologie und Ökonomie äußern. Andiesen Themen haben sich ja schon viele hitzige Diskussionen entfacht. Es gibt diePositiven, die sagen, sinnvolle Beschäftigung, doppelte Dividende, Umweltschutzund Arbeitskräfte, Exportschlager Umwelttechnologie. Und es gibt die Negativen,die sagen, hohe Umweltkosten, Abwanderung von Unternehmen wegen Umwelt -vorschriften, Jobkiller. Das ist ein Thema mit vielen Facetten, wo niemand wirklichvorhersagen kann - und ich spreche jetzt eben von den erneuerbaren Energien,insbesondere von der Förderung und auch dem Erneuerbare-Energien-Gesetz -,wo das wirklich langgeht. Wir sind aber als IHK-Organisation schon der Meinung,dass die derzeitige Förderung hier etwas übertrieben ist. Das erkennt man auch andem mittlerweile wirklich überhitzten Markt, wo letzten Endes derzeit ja gar nicht soviele Module oder Photovoltaik-Zellen zu bekommen sind wie die Menschen habenwollen. Hier wird vielleicht etwas zuviel des Guten getan. Es ist sicherlich auch vonder großen Menge der Unternehmen als problematisch zu sehen, die ja diese Ko-sten über die EEG-Umlage tragen müssen und die dadurch natürlich einen je nachEnergieintensität kleineren oder größeren Wettbewerbsnachteil gegenüber denausländischen Konkurrenten erfahren. Das sind schon kritische Punkte, die manauch mal betrachten muss. Damit will ich Sie aber nicht davon abhalten in denBereich zu investieren, denn die Gesetzgebung ist jetzt so wie sie ist, und da ist esuns natürlich immer noch lieber, wenn hier in Bayern investiert wird und in Mün-chen als wenn das etwa in Baden-Württemberg geschieht, wo die Sonne ja auchganz kräftig scheint.

In den Bereichen Gründungen und technologieorientierte Unternehmen, aber auchim Umwelttechnikbereich - das war einer der Punkte, der mich in der Studie vom ifoInstitut etwas überrascht hat - sind die Umsätze doch stark rückläufig. Natürlichwissen wir, dass es dort Kosten gibt, die internalisiert werden und sich mittlerweilein den Produkten verstecken. Der Umweltschutz wird eben mehr und mehr inte-griert in die Produktionsketten. Das wollen wir ja auch, dass gar nicht mehr so vielezu entsorgende Stoffe aus dem Produktionskreislauf herauskommen, aber dassder Umsatz dort so stark zurückgeht, ist schon etwas überraschend. Auch bei derAnzahl der Gründungen in dem Bereich - wir sahen das an der einen Kette, wanndenn die heute aktiven Unternehmen gegründet worden sind - waren es nur ganzwenige ab 2000. Das ist schon bedenklich, und das sehen wir im Technologiebe-reich auch allgemein, von daher vielleicht doch wieder nicht so überraschend. Esist aber alarmierend, denn die Leute, die heutzutage hier an den Hochschulen stu-dieren und wirklich technologisch top ausgebildet sind - Herr Dr. Stefener z. B. -,die müssen natürlich Chancen haben, neue Technologien und die Erfindungen undPatente, die sie dort kreieren, auch zum Teil mit öffentlichen Geldern umzusetzenund daraus letzten Endes wiederum die Wirtschaft zu stärken. Und im Moment istes offensichtlich schwierig, die Finanzierung für neue Unternehmen auf die Beinezu stellen, so dass wir da wirklich ein Gründersterben haben. Extrem erkennt mandas natürlich am Neuen Markt. Da hatten wir auch das Problem mit der Spekulati-onsblase, von der wahrscheinlich die meisten dann im Endeffekt doch mit Verlu-sten nach Hause gegangen sind, aber das ist wirklich derzeit ein Flächenbrand.Und an der Stelle muss man unserer Meinung nach auch dringend etwas tun. Dasist ein Appell an die Banken und auch an sonstige Finanziers.

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Hr. Dr. WieczorekDer riesige Boom war halt bei IuK und Medien. Ich könnte mir denken, dass derUmweltreferent dem ersten Teil Ihrer Ausführungen ein bisschen kritisch gegen-über stehen könnte.

Hr. LorenzJa, die Diskussion über das EEG habe ich mit dem Bayerischen Wirtschaftsmini-sterium und Handelskammervertretern jetzt schon x Mal geführt. Natürlich ist dieFörderung gut, aber sie dient auch der Entwicklung eines innovativen Wirtschafts-zweigs in Deutschland. Die deutsche Stahlindustrie hat inzwischen im Windkraftbe-reich den zweithöchsten Abnehmer von deutschem Stahl. Also stützt das EEGletztlich auch die noch verbliebene deutsche Stahlindustrie, wie ich es mal so sa-gen möchte, und eine ganze Reihe von europäischen Ländern orientiert sich amdeutschen EEG. Die Windkraftförderung in Frankreich ist meines Wissens sogarnoch besser als in Deutschland. Und die Photovoltaik-Förderung in Italien ist inzwi-schen mindestens so gut wie in Deutschland, die Wasserkraftförderung besser alsin Deutschland. Alles ist auf dem deutschen EEG aufgebaut. Und auch in Überseeorientiert man sich inzwischen mehr oder weniger am deutschen Energieeinspei-segesetz. Auch dort, wo klare Rahmenbedingungen auf lange Zeit hin festgelegtworden sind, wie z. B. in Spanien. Spanien hat eine hervorragende Förderung derWindkraft und der Photovoltaik. Dort sind auch entsprechende Investitionen ge-macht worden, dort haben sich auch Firmen entsprechend entwickelt und erweitert.Natürlich kommen jetzt auch spanische Windkraftbetreiber nach Deutschland undgründen Zweigstellen bzw. Zweigfirmen, weil sie wissen, dass dies ein guter Marktist.

Letztlich ist das EEG ein Instrument zur Markteinführung. Und es hat ja auch eineklare Regelung, dass in den innovativen Techniken, nicht nur bei Wasserkraft, son-dern in den Bereichen Wind und Photovoltaik, die Einspeisevergütung degressivist; d.h. alle Anlagen, die in späteren Jahren in Betrieb gehen, bekommen einenbestimmten Prozentsatz, in der Regel 5 %, weniger an Vergütung für die 20 Jahre.Die Vergütung wird ja durch die Umlage auf die Netze finanziert, d.h. alle Energie-verbraucher zahlen die Vergütung mit. Und da sage ich mir a) zur Markteinführunginnovativer Techniken und b) auch als ein Beitrag zu einer nachhaltigen Förderungbzw. zu einer Förderung von nachhaltiger Wirtschaft ist es durchaus auch zuträg-lich. Die Zusatzbelastung ist nicht so hoch und kann sicherlich nicht dafür aus-schlaggebend sein, dass ein Unternehmen seinen Standort in ein anderes Landentsprechend verlegt, zumal in der gesamten EU in den nächsten Jahren wahr-scheinlich mit ähnlichen Instrumenten gearbeitet wird wie in Deutschland.

Hr. Dr. WieczorekGearbeitet vielleicht noch nicht, aber zumindest von den gesetzlichen Anforderun-gen sollte sich der Raum ja immer mehr angleichen.

Hr. LorenzUnd dann noch ein Punkt, den Herr Dr. Ammann am Anfang angesprochen hat. Ichweiß nicht, ob Sie es gemeint haben, aber die Umweltgesetze sind eigentlich in

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allen europäischen Ländern gleich, also Umweltrecht ist Gemeinschaftsrecht. D.h.alles, was an nationalen Gesetzen das Licht der Welt erblickt, ist mehr oder weni-ger eine 1:1 Umsetzung von Vorgaben der Europäischen Union; man kann esstrenger umsetzen, aber auch Deutschland setzt die EU-Richtlinien nicht strengerum, als sie von der EU entsprechend verabschiedet werden. Natürlich haben dieosteuropäischen Länder hier noch einen gewissen Spielraum, die Gesetze umzu-setzen. Das wird sicherlich einige Jahre dauern, aber ich gehe davon aus, dassgerade im Bereich der Großanlagen die europäischen Gesetze möglichst schnellumgesetzt werden, weil hier auch westeuropäische Firmen in den Markt drängenund ihre Produkte anbieten. Also dürfte das kein Standortnachteil sein, weil diegleichen Umweltgesetze in der gesamten EU gelten und auch hoffentlich entspre-chend gleich umgesetzt und gleich überwacht werden.

Hr. Dr. WieczorekDaraus resultiert ja auch dieser gewaltige Markt von 100 Milliarden Euro. Herr Paul,wie sieht ein Global Player diese Problematik?

Hr. PaulVielleicht ist von unserer Seite noch wichtig, dass wir in Zukunft Wasserstoff ganzsicher erhalten werden. Und es gibt noch einen Faktor, der bei der Herstellung vonWasserstoff von Wichtigkeit ist, und das ist eben der Ausgangsstoff von Wasser-stoff. Wir können es aus Erdgas machen oder aus Methanol. Wir werden es aberauch aus Strom machen. Und wo sollen wir den Strom herkriegen? Es wäre ambesten, wenn wir den Strom aus regenerativen Energien bekommen, um eben zuvermeiden, dass wir weiter eine CO2-Emission auf der Welt erzeugen, die das Kli-ma erwärmt und dadurch den Temperaturfluss stört; die Folgen kennen wir ja alle.

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Publikumsdiskussion

Hr. Dr. WieczorekHerzlichen Dank. Meine Damen und Herren, haben Sie wesentliche Beiträge zuliefern? Keine Referate, bitte, aber Fragen oder Anmerkungen. Frau von Walter!

Fr. von WalterMein Name ist Mechthild von Walter. Sie haben zwar Biodiesel als regenerativenKraftstoff erwähnt, aber Pflanzenöl nicht, und ich finde gerade die Förderung wich-tig, Pflanzenölmotoren in Entwicklungsländer zu exportieren, wenn man sie da-durch dann von dem Import des immer teurer werdenden Erdöls unabhängig ma-chen könnte.

Hr. Dr. WieczorekDanke! Ich würde gerne sammeln, dann machen wir noch ganz kurz hier eine Run-de und dann habe ich eine Frage. Hans Kolo!

Hr. KoloIch bin allerdings erstaunt gewesen, dass man sich relativ eindimensional auf diederzeitig gängigen Diskussionen zurückgezogen hat, was Fortschritt ist. Wir sinduns sicher alle einig, dass der Erntefaktor der Photovoltaik woanders größer ist alsin Deutschland. Die Entwicklungshilfesituation wäre dort größer, d.h. das wirt-schaftliche Wachstum würde dort stattfinden, wo es eigentlich nötiger ist als beiuns, und damit könnten auch die sozialen Probleme etwas kleiner werden. Und diezweite Geschichte, Sie haben es kurz angedeutet, Herr Lorenz, man muss auch inder Umweltwirtschaft und bei der Frage der Nachhaltigkeit durchaus die Fragestellen dürfen, mit welcher Effizienz ich denn Nachhaltigkeit erziele? Und da frageich mich, warum z. B. immer das Blicken auf die Angebotsstrategien neuer Energi-en und auch erneuerbarer Energien so dominant ist und die Frage der Einspar-technologien fast überhaupt nicht vorkam, nur in Ihrem Diskussionsbeitrag. Wirsind uns sicher sehr schnell einig, Herr Lorenz, dass Energie sparen a) vorrangigist und b) von der Effizienzseite, ob das Klimaschutz oder ähnliches ist, den größ-ten und billigsten Weg darstellt, und dass natürlich auch bei der Energieeinsparungder Multiplikatoreffekt hinsichtlich des Arbeitsmarktes und der Schaffung von Ar-beitsplätzen eine ganz wichtige Komponente wäre. Und deshalb finde ich es immergut, wenn solche Zukunftsorganisationen und Themen behandelt werden. Ich haltedas für fantastisch mit der Brennstoffzelle; nur dass wir auch sagen müssen, wirbrauchen eine mittelfristige Zukunft, und die kann manchmal durch vorzeitige lang-fristige Weichenstellungen wie hohe Finanzierung in einigen Bereichen bei erneu-erbaren Energien durchaus kontraproduktiv sein für mittelfristige Zukunftsziele. Dassollte man durchaus mitdiskutieren.

Hr. Dr. WieczorekVielen Dank, Herr Kolo. Gut, dann komme ich zu den beiden Fragen. Pflanzenöl,Herr Dr. Edler, was sagen Sie dazu? Und Herr Dr. Wackerbauer vielleicht auch, obIhnen irgendwo Pflanzenöl begegnet ist.

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Hr. Dr. EdlerIch habe nichts gegen Pflanzenöl. Ich kann da aber substanziell nichts dazu sagen,weil das, wie ich glaube, bisher noch ein recht kleiner Bereich ist. Ich vermute mal,dass es da technologische und auch andere Hürden gibt, aber prinzipiell …

Hr. Dr. WieczorekHerr Paul kennt sich da aus.

Hr. PaulZum Biodiesel kann ich sagen …

Fr. von WalterIch meinte Pflanzenöl, das ist ein ganz wesentlicher Unterschied. Biodiesel wird mitzusätzlichem Aufwand aus Pflanzenöl hergestellt.

Hr. PaulJa, nur das Gros der Spediteure im Fernverkehr und die Stadtbusse in den Städtenfahren mit Dieselmotoren, und wenn Sie einen Dieselmotor mit reinem Pflanzenölfahren, sind unsere Erfahrung und unsere Prüfstandsversuche hundert Prozentnegativ. Wir brauchen ein Öl, und das ist nun mal nur dieser Biodiesel. Das ist frei-gegeben. Das können Sie auch gleichbleibend überall tanken und das haben wirjetzt gerade mal mit viel Mühe von unseren Zulieferern, Bosch z. B., letztendlichauch freigekriegt. Also, MAN LKW können Sie auch mit Biodiesel fahren, aber nichtmit reinem Pflanzenöl.

Hr. Dr. WieczorekHerr Dr. Ammann!

Hr. Dr. AmmannIch habe Pflanzenöl und Biodiesel nicht erwähnt, weil wir aus Sicht der IHK daeinfach eine gewisse Neutralität haben. Wir stehen eben für die gesamte Wirtschaftund gehen deswegen auf die einzelnen Technologien nicht so ein. Ich möchte aberdoch sagen, dass z. B. die Errichtung von Pflanzenöltankstellen durchaus vomStaat bezuschusst wird. Es ist also nicht so, dass dieses Thema so ganz linksliegengelassen wird, und es gibt auch Projekte, die mir bekannt sind. Es gibt, glau-be ich, ein „100 Traktoren Projekt“, in dem auch mit öffentlichen Mitteln Versucheüber längere Zeit gefahren werden, um eben das Thema zu untersuchen.

Hr. Dr. WieczorekHerzlichen Dank. Ich denke, Frau von Walter hat eine zusätzliche Facette in dieDiskussion eingebracht, die wir jetzt, glaube ich, nicht zu Ende diskutieren können,Frau Kollegin. Im Protokoll werden wir es auch wieder finden, und Sie engagierensich ja seit längerer Zeit auch in dem Bereich. Insofern haben wir jetzt hier in demForum diesen Aspekt angesprochen.

Verzeihen Sie, ist dieser Beitrag auch zum Pflanzenöl? Das würde ich jetzt abergerne abschließen.

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(Name nicht verständlich)Ja, ich finde diese Diskussion etwas problematisch. Ich selbst bin vielleicht einpositives Beispiel. Ich fahre zwei Autos mit Pflanzenöl, tanke für 62 Cent, das Ölwird mir von regionalen Lieferungen direkt vor das Haus gebracht. Ich finde esschade, dass das so ein bisschen untergeht. Es ist eine Riesenchance für dieLandwirtschaft in der Umgebung, es ist regionaler Anbau und, wie gesagt, ich kannes nicht bestätigen, dass das Auto irgendwie langsamer, schlechter oder sonstirgendwie anders fährt. Ich habe das erste Auto seit über vier Jahren und daszweite dann auch gleich noch umgerüstet und fahre es seit über zwei Jahren. Ichkann nur sagen, es hat sich gelohnt.

Hr. Dr. WieczorekAlso, vielen Dank! Zur zweiten Frage. Fangen Sie an, Herr Dr. Edler, danach HerrDr. Wackerbauer. Dann machen wir eine kleine Schlussrunde am Podium unddann gehen wir zum kleinen Buffet. Das ist hoffentlich vor acht Uhr auch schon da,denn ich finde es ganz toll, dass Sie uns jetzt schon so lange zuhören. Fangen wirder Reihe nach an.

Hr. Dr. EdlerWesentliche Aussagen würde ich unterstützen. Diese Veranstaltung war jetzt zwarin der Reihe der Nachhaltigkeitskonferenzen, aber wir haben hier sicher nur einenrelativ eng begrenzten Aspekt betrachtet. Und Spezialisierung ist für einen Wissen-schaftler immer sinnvoll, aber ich würde Ihnen inhaltlich voll zustimmen, dass mannatürlich, wenn man über Nachhaltigkeit redet, den Bogen viel, viel weiter spannenmuss. Ich sehe allerdings z. B. auch die Funktion von den Industrieländern darin,Technologien zu entwickeln, die auch in Entwicklungsländern dann wirklich sinnvollangewendet werden können. Und ich glaube, ein Großteil unserer Technologien imBereich Erneuerbarer könnten auch sinnvolle Anwendungen in Regionen finden,die nicht über ein ausgebautes Netz, z. B. ein Stromnetz, verfügen. Von daher se-he ich da auch durchaus eine wichtige Funktion, aber im Prinzip würde ich Ihnenauch voll folgen, dass das Thema Nachhaltigkeit über den engeren Kreis Umwelt-wirtschaft natürlich weit hinausgeht.

Hr. Dr. WieczorekHr. Dr. Wackerbauer!

Hr. Dr. WackerbauerJa, das Thema Nachhaltigkeit hat natürlich drei Dimensionen: die ökologische, diewirtschaftliche und die soziale. Man kann es vielleicht insofern begründen, dassnatürlich die Umweltaspekte jetzt bei der Untersuchung der Umweltwirtschaft imVordergrund stehen. Andererseits haben wir zumindest jetzt für den regionalenKreis auch die wirtschaftliche Komponente durch die Möglichkeiten für Unterneh-men und die soziale Komponente durch die Schaffung oder Sicherung von Arbeits-plätzen. Zu den Effizienzfragen wollte ich nur noch kurz anmerken, dass wir keineEffizienzuntersuchung gemacht haben. Photovoltaik ist sicherlich die teuerste allerregenerierbaren Energieformen, und ohne Regulierung gibt es keinen Umwelt-schutz. Natürlich hat jede Regulierung u. U. unerwünschte Nebenwirkungen, wie

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Herr Lorenz angedeutet hat. Die Solarthermiegeräte sind im Hintertreffen, weil mandie erzeugte Wärme in kein Netz einspeisen kann und keine hohen Vergütungendafür bekommt, für Photovoltaik schon. Und natürlich entsteht dadurch eine Nac h-frage, die aber woanders zu einer geringeren Nachfrage führt. Aber man mussnatürlich sagen, dass umweltpolitische Instrumente immer Kostenwirkungen haben.Wir hatten früher nur Regulierungen, Auflagen, Grenzwerte. Diese Kosten konntennicht gemessen werden. Heute haben wir ökonomische Instrumente wie die Öko-steuer und das Erneuerbare-Energien-Gesetz, und weil das ökonomische Instru-mente sind, kann man ihre Kosten messen und hier auch Gegenargumente insFeld führen. Es ist zu vermuten, dass die Kosten des Auflageninstrumentariums,des Command- and Control-Instrumentariums, höher waren als die der ökonomi-schen, umweltpolitischen Instrumente. Und wenn man Umweltschutz will - es ist jaein gesellschaftliches Ziel -, muss man natürlich auch bereit sein, Kosten auf sichzu nehmen. Die Frage ist natürlich immer, welche gesellschaftliche Gruppe sieträgt.

Hr. Dr. WieczorekHerr Dr. Stefener!

Hr. Dr. StefenerDie Brennstoffzelle ist eine ganz wichtige Technologie, um Effekte in ihre Richtungzu bewirken, auch kurz-, mittel- und langfristig, weil sie einfach eine deutliche Effi-zienzsteigerung auch heutiger Technologien erfordert oder bewirkt. Auch heute istdas schon so mit portablen Brennstoffzellen, wo man oft denkt, na ja, das hat kei-nen großen Beitrag zur Energieversorgung, aber es werden heute 40 MillionenLaptops pro Jahr verkauft bei einem Bestand von vielleicht 200 Millionen. Wennman da überall praktisch die Energieeinspeisung aus dem Kraftwerk in den Akkuund wieder zurück berechnet mit den Effizienzverlusten, dann sind wir heute schonmit der Energieversorgung bei Brennstoffzellen deutlich besser als diese ganzeKette, die wir heute haben. Gesamtwirtschaftlich muss man sagen, dass es immernoch ein kleiner Beitrag gegenüber der Hausenergieversorgung oder dem Verkehrist, aber immerhin ist es eine deutliche Pionierstellung, die portable Brennstoffzel-len hier haben; denn Sie erreichen als erste die Kosten und bewirken dann, dassüber Masseneffekte auch andere Brennstoffzellen in Märkte eingeführt werdenkönnen. Ich glaube, hier ist ein wichtiger Bereich, den man auch entsprechendfördern sollte.

Wir haben heute immer noch, zumindest auf Bundesebene und auch auf europäi-scher Ebene eine ganz klare Fokussierung der Fördermittel auf die stationäreHausenergieversorgung und den Automobilbereich. Der portable Bereich wird nichtgefördert. Ja, in diesen Bereichen haben wir enorme Schwierigkeiten, obwohlSmart Fuel Cell eine Technologie entwickelt hat, die es erlaubt, den Katalysator,den man heute benutzt, Platin eben, das als teures Material heute ganz stark fürdie hohen Kosten der Brennstoffzelle verantwortlich ist, durch wesentlich günstige-re Materialien zu ersetzen. Da ist es natürlich wichtig, dass man eine entsprechen-de Förderung vorantreibt.

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Das ist ein Teil, Förderung; der zweite Teil, um die Technologie nach vorne zubringen, ist sicherlich Marketing. Und hier geht es zunächst mal auch darum, kleinanzufangen. Wir haben eine ganze Reihe von Projekten hier schon im Raum ge-macht, vor allen Dingen mit solaren Inselanlagen, die hauptsächlich in der Ver-kehrstechnik eingesetzt werden. Das waren bisher einzelne wenige Projekte. Dasist sicherlich ein Bereich, den man deutlich ausbauen könnte, um auch die Präsenzvon Brennstoffzellen hier deutlich zu machen. Man muss heute sagen, dass eineFirma wie Smart Fuel Cell in Japan deutlich bekannter ist als in Deutschland insge-samt oder auch hier in Bayern. In Japan stehen wir in jeder zweiten Ausgabe vonNikkei Electronic, weil jedes Elektronikunternehmen darauf schaut, und hier inDeutschland führt die Brennstoffzelle zumindest in diesem Bereich noch einSchattendasein. Das sind Dinge, die man ändern kann und ändern sollte.

Hr. Dr. WieczorekIch erlaube mir zur Frage von Hans Kolo nur den völlig formalen Hinweis, dassdiese Nachhaltigkeitskonferenz vom Wirtschaftsreferenten veranstaltet wird undman die Wirtschaftsminister, die solche Konferenzen veranstalten, suchen muss.

Hr. LorenzJa, zu Herrn Kolo. Ich kann ihm nur Recht geben. Ich möchte es nochmal betonen,was ich vielleicht nur sehr kurz in meinem ersten Redebeitrag gesagt habe. Wirhaben jetzt gerade eine Untersuchung über mittel- und langfristige Potentiale fürden Klimaschutz abgeschlossen, die das Öko-Institut für uns gemacht hat, und diewir Anfang Februar im Stadtrat vorstellen werden. Am 10. Februar wird es dazuauch eine Pressekonferenz in Berlin geben, weil die Studie bundesweit auf andereKommunen übertragbar ist. Die größten Potentiale gibt es im Gebäudebestanddurch Energieeinsparinvestitionen, nur müssen die auch entsprechend abgerufenwerden. Nicht zu unterschätzen ist der Bürogebäudebestand mit den ganzen Be-reichen Kühlung, Lüftung und Beleuchtung. Auch hier werden wir hoffentlich baldim Sommer mit den Wirtschaftskammern Kampagnen entwickeln, damit wir auchan den wachsenden Bürogebäudebestand herankommen, weil die Potentiale hierbei weitem noch nicht ausgeschöpft sind.

Und zu dem, was Herr Kolo über die Photovoltaik gesagt hat, kann ich ihm nurRecht geben. Natürlich sind nicht ans Netz gekoppelte Anlagen im Süden, z.B. inAfrika, sehr, sehr viel wirtschaftlicher. Nur dafür muss vielleicht die Primärenergie-ausbeute noch ein wenig verbessert werden und die Kostendegression noch einwenig mehr greifen. Und das müssen wir durch die günstigen europäischen Rah-menvorgaben noch versuchen. Aber ich weiß, dass fast alle deutschen Mittel-ständler, auch die kleineren, die in Deutschland auf dem Markt sind - ich sage jetztnicht Shell, das ist sicher ein größerer - schon auf die so genannte „Dritte Welt“blicken, weil sie wissen, dass allein in Europa dieser Markt nicht entsprechendwirtschaftlich zu füllen ist.

Hr. Dr. WieczorekHerr Dr. Ammann!

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Hr. Dr. AmmannSie erlauben mir, dass ich noch etwas aushole zum Thema Energieeffizienz. Dasjuckt mich deswegen, weil wir einen IHK-Arbeitskreis Energieeffizienz betreiben, andem im Prinzip ausschließlich Unternehmen teilnehmen. Wir haben dort aber auchForschungsinstitute mit im Boot. Das bewegt mich deswegen also sehr. Jetzt malganz plakativ, da ist ein Riesenpotential. Wenn wir uns mal überlegen, dass - ichnenne jetzt mal Hausnummern - die Hälfte des Primärenergieeinsatzes in dieWärme reingeht, und von dieser Primärenergie könnte man ein Drittel zu Stromer-satz, mechanischer Energie machen, wenn wir irgendwann die Brennstoffzellehaben, was ich sehr hoffe. Dann kann man daraus sogar dezentral ungefähr dieHälfte hochwertige mechanische Energie machen. Heute machen wir das nicht.Durch bessere Wärmedämmung der Gebäude, wo die meiste dieser Energie ein-gesetzt ist, könnte man von dieser Hälfte zwei Drittel einsparen, wenn die Gebäudenach dem heutigen Stand der Technik gebaut würden, und das kann man auchdurch Sanierung erreichen.

Auf der anderen Seite produzieren wir Strom. Ich gucke mir mal die ganze Be-leuchtung hier an. Beim Strom gehen in den Kraftwerken ungefähr zwei Drittel derPrimärenergie sofort in Form von Wärme verloren, entweder über Tauscher in dieLuft oder eben in die Flüsse. Da gab es jetzt im Sommer schon die Probleme, dassman soviel Wärme hatte, dass man sie z. B. in die Isar gar nicht mehr einleitenkonnte und die Kraftwerke runterfahren musste. Zwei Drittel Energieeinsatz eigent-lich für nichts. So, und dann kommt der Strom an. Jetzt z. B. beim Thema Be-leuchtung können Sie bei diesen Lampen davon ausgehen, dass das, was wir wirk-lich an Energie brauchen nur ungefähr 1 % der Primärenergie ausmacht. 30 % istnoch Strom, aber dann kommen die Umwandlungsverluste. Zum Glück können wirjetzt im Winter die Energie, die da rauskommt und die die Lampen jetzt nicht alsLicht nutzen, als Wärme gebrauchen. Das ist zwar eine uneffektive Heizung, aberimmerhin noch etwas. Wenn Sommer wäre, dann würde uns das jetzt hier zumSchwitzen bringen und das würde in vielen Gebäuden noch wegklimatisiert. Also,zur Energieeffizienz, wenn wir 20 % von dem, was wir einsetzen, tatsächlich ve r-brauchen, dann ist das schon viel. Und da ist ein unglaubliches Potential drin. Nurdie Beleuchtung: 10 % der Energieeinsparung, die wir in Deutschland für die Be-leuchtung einsetzen, entspricht schon der gesamten Energie, die von der Wasser-kraft erzeugt wird. Und das ist auch die Größenordnung von der Windkraft. Daskönnte man ganz locker einsparen.

Hr. Dr. WieczorekWir können es aber auch bei der Atomenergie einsparen.

Hr. Dr. AmmannJa, das entspricht ungefähr einem Atomkraftwerk. Also, diese Größenordnungensind ohne weiteres einzusparen, und die Technologien sind am Markt. Die kostennicht mal Geld, die amortisieren sich in der Regel in Zeiten von, ich sage mal,sechs Monaten, maximal zwei Jahren. Das sind Riesenpotentiale und da solltenwir rangehen. Das sind so die kleinen Dinge, die low hanging fruits, die man ganzgerne übersieht, weil sie vielleicht auch ein bisschen langweilig sind. Es ist nicht so

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Hightech, aber man muss es eben machen. Ein Abschlussstatement aus Sicht derIHK und jetzt wieder breiter aufgestellt: Die Umweltwirtschaft ist ein wirklich wichti-ger Zukunftsmarkt mit riesigem Potential und der wird auch weiter wachsen. Vondaher tun die Stadt München, der Freistaat und auch der Bund gut daran, hier Be-dingungen zu schaffen, dass unsere Unternehmen davon profitieren können unddass wir das auch hier bei uns umsetzen. Und aus Unternehmersicht bedeutet dasvor allen Dingen 1) Bereitstellen einer geeigneten Forschungs- und Bildungsinfra-struktur, 2) Mäßigung bei den Abgaben und bei den Auflagen für die Unternehmenund 3) Deregulierung und Vereinfachung der Genehmigungsverfahren für Anlagenin dem Bereich.

Hr. Dr. WieczorekVielen Dank für ein Ceterum Censio am Schluss. Das ist aber auch okay, Herr Dr.Ammann. Herr Paul!

Hr. PaulIch möchte nur noch drei Sätze sagen zu den ersten zwei Worten, die Sie gesagthaben, Energie sparen. 1713 hat Herr Karlowitz, der Erfinder der Nachhaltigkeit,ein Buch geschrieben zur „Anweisung zur wilden Baumzucht“. Und da hat er schonhineingeschrieben: „Holzt nicht zuviel ab, ihr werdet sonst irgendwann mal keinenWald mehr haben“. Und auf der Weltklimakonferenz 1992 wurde dieser Begriff„Nachhaltigkeit“, der ja eigentlich im Grunde genommen neu ist, zum Inbegriff derZukunftsfähigkeit der Menschen. Und deshalb freue ich mich auch, dass gerade inIhrer Veranstaltung jetzt auch viel das Wort „Nachhaltigkeit“ benutzt wurde, weildas sehr wichtig ist.

Hr. Dr. WieczorekJa, herzlichen Dank! Es ist eigentlich ein schöneres Schlusswort, als ich es sagenkann, und es kommt von einem Vertreter einer bedeutenden Produktionsfirma inMünchen. Also passt es wunderbar. Ihnen allen hier am Podium herzlichen Dank,Ihnen, die Sie so engagiert und auch mit langem Atem fast nachhaltig mit uns denAbend gestaltet haben, meinen Mitarbeitern, von denen ich Herrn Böhm und HerrnMüller hier sehe, die sich für die Vorbereitung hier wirklich verdient gemacht habenund, last not least, den Leuten, die den kleinen Imbiss vorbereitet haben, der tat-sächlich auch zehn Minuten vor acht schon fertig ist. Dazu laden wir Sie jetzt sehrgerne ein. Da kann man das eine oder andere Thema noch im Dialog weiterführen.Es würde uns freuen, wenn Sie das noch ein bisschen nutzen. Und sonst, kommenSie gut nach Hause. Hoffentlich sehen wir uns spätestens bei einer dritten Nach-haltigkeitskonferenz wieder.

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Teilnehmer der 2. Münchner Nachhaltigkeitskonferenz

Frau Doris Albrecht A & HTEC GmbHHerr Dr. Norbert Ammann IHK für München und OberbayernHerr Peter W. Aschendorf Aschendorf ConsultHerr Dr.-Ing. Felix AulehlaHerr Josef Aurnhammer LHM - RGU-Best.Herr Erich A. Bartel Clean Energies PowerFrau Sabine Beck Grüne FraktionHerr Egon Beckord KUMASHerr Rainer Berndt BERNDT GmbHHerr Karsten Böhm LHM - RAWHerr Werner Bomblies VBW Vereinigung der Bay. Wirtschaft e.V.Herr Willy Bosch Siemens AG, CT EPTSHerr Dierk Brandt Planungsgruppe 504Herr Robert Burkhard LHM - BaureferatHerr Dr. Michael Carl EUTROPIA e.V.Herr Martin CotterHerr Dr. Dahmen Metallhandelsges. Schoof & HarlaberHerr Claus Dessauer Unternehmens-Umwelt-BeratungFrau Birgit Di Trani Dr. Fechter GmbHHerr Dr. Dietmar Edler DIW BerlinHerr J. Peter Erwand Haus der Bayerischen WirtschaftHerr Clemens FauthHerr Gerhard Feik EFUTEC GmbHHerr Peter Fink Peter Fink GmbHHerr Rudolf Fuchs LHM - RGU-UW 21Herr Prof. Karl GetsbergerHerr Glasl Agenda UnterhachingHerr Horst Gmeiner Lomex EQS ConsultHerr Edwin Grodeke LHM - KommunalreferatHerr Georg Gruber F.X. Meiller Gmbh&Co.,KGHerr Ludwig Hagn Unions-BräuHerr Dr. Thilo Hauck GABFrau Gertraud Hautum LHM - Referat für Stadtplanung und BauordnungHerr Ludwig Höfelsauer IRV Interroh Rohstoffverwertungs GmbHHerr Ottmar Hofheinz Arbeitsgemeinschaft Umwelt GmbHHerr Markus Hollener ödpHerr Henrik Jörgens LHM - RGU-ÖffentlichkeitsarbeitHerr Dr. Franz Kerler IHK für München und OberbayernHerr Friedrich Kirchmair Ottmann GmbH&Co. / Südhausbau KGHerr Dr.-Ing. Ulrich Kleemann Knorr-BremseHerr Hans Kolo UnternehmensberatungHerr Peter König MV-Cons.Herr Janos Korda Münchner Forum

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Herr Oliver Kraus Klaus Wohnbau GmbHHerr Klaus Kreuzer Bürgerstiftung Zukunftsfähiges MünchenFrau Sabine Krieger Fraktion Bündnis 90/Die Grünen/Rosa ListeHerr Eugen Kuntze ergon e.V.Frau Renate Landmann Baywa AGHerr Günther Langer Abfallwirtschaftsbetrieb MünchenFrau Friederike Lerbs Altop VerlagHerr F. H. Liegl Abbruch LieglFrau Angelika Lintzmeyer LHM - RGU Agenda 21 BüroHerr Alexander Loerbroks SolarMioHerr Michael Lörcher Akku Gesellschaft für Umweltberatung mbHHerr Joachim Lorenz RAW - Referent für Gesundheit und UmweltFrau Henrietta Lorko biocultureHerr Wolfgang Mahnkopf Amt für Stadtentwicklung und Statistik, AugsburgHerr Hugo Manhart HofpfistereiHerr Christian Matros LHM - RevisionsamtHerr Meyer-Lodding AutowerkHerr Folker Müller Platzl HotelHerr Ulfried Müller LHM - RAWHerr Hans Negele LHM - BaureferatHerr Ulrich Niefnecker GANSER EntsorgungsbetriebeFrau Maria Nutz BUGA MünchenHerr Hans-Joachim Paul MAN NutzfahrzeugeHerr Volker Reichl Bayerische Hausbau GmbHFrau Margit Reiner Gfu Gesellschaft für UmweltchemieHerr Manfred Reuß ZAE BayernHerr Thomas Rieger Stadtsparkasse MünchenFrau Annette Rinn Planungsgruppe RundumFrau Ina RöpckeFrau Ursula Sabathil CSU-FraktionHerr Jochen Sartory AutowerkFrau Erika SchindeckerHerr Dieter Schlesinger LMU-Institut für WirtschaftsgeographieHerr Fritz Schlund Fritz Mühlenbäckerei GmbHHerr Günter Schmid SWM/MVGHerr Silvio Schmidt Münchener RückHerr Franz Schwarz Gemeinde UnterföhringFrau Karin Seidel TÜV Akademie GmbH / TÜV SÜD GruppeFrau Herta Seimen-Sperlich SWM-Versorgung GmbHHerr Dr. Manfred Stefener SFE Smart Fuel Cell AGHerr Dr. Anton Steiner Bay. Staatsm. f. Umw., Ges. u. VerbraucherschutzHerr Terry Swartzberg Swartzberg GmbHHerr Sven Thanheiser SPD-FraktionFrau Dr. Ursula Triebswetter ifo Institut für Wirtschaftsforschung

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Frau Mechthild von Walter ödpHerr Dr. Johann Wackerbauer ifo Institut für WirtschaftsforschungFrau Elke Werner IFG IngolstadtHerr Hans Werner Werner GmbH & Co. Straßenreinigung KGFrau Doris Werthmüller BA 9Herr Dr. Reinhard Wieczorek LHM - Referent für Arbeit und WirtschaftFrau Dr. Beate WieselerHerr Hubert Winklhofer ASU Die Unternehmer

BTAKronbholz Winmann Nutzf.

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