Die Vorwissenschaftliche Arbeit aus dem Fach- und ...

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Die Vorwissenschaftliche Arbeit aus dem Fach- und Wissenschaftsbereich Physik Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Naturwissenschaften an der Karl-Franzens-Universität Graz vorgelegt von Katalin SZEBERÉNYI am Institut für Physik Begutachtung: Univ.-Prof. Mag.rer.nat. Dr.phil. Claudia Haagen-Schützenhöfer Graz, 2018

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Die Vorwissenschaftliche Arbeit aus dem Fach- und

Wissenschaftsbereich Physik

Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades

einer Magistra der Naturwissenschaften

an der Karl-Franzens-Universität Graz

vorgelegt von

Katalin SZEBERÉNYI

am Institut für Physik

Begutachtung:

Univ.-Prof. Mag.rer.nat. Dr.phil. Claudia Haagen-Schützenhöfer

Graz, 2018

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Eidesstattliche Erklärung

Ich, Katalin Szeberényi, erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne

fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benützt und die den Quellen

wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit

wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inländischen oder ausländischen

Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung

entspricht der elektronisch eingereichten Version.

_________________________ _________________________

Ort, Datum Unterschrift

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Kurzfassung

Mit Inkrafttreten der Gesetzesnovelle zur Reifeprüfung an den AHS im Jahr 2013/14 ist nun

jede Schülerin und jeder Schüler dazu verpflichtet, in den letzten beiden Schuljahren als Teil

der standardisierten kompetenzorientierten Reifeprüfung eine „vorwissenschaftliche Arbeit“

(kurz: VWA) zu verfassen. Dadurch bekommt die Fachdidaktik aller Schulfächer ein neues

zentrales Aufgabenfeld: wissenschaftliche Praktiken sollen in allen schulischen Gegenständen

bereits ab der 5. Klasse AHS (9. Schulstufe) gezielt im Unterricht vermittelt und geübt werden

um auf das Verfassen der VWA vorzubereiten.

Die vorliegende Diplomarbeit soll dazu dienen, die in den letzten vier Schuljahren (2013/14-

2016/17) in der Steiermark eingereichten naturwissenschaftlichen (und insbesondere

physikalischen) Arbeiten in Bezug auf die gewählten Themen zu analysieren. Eine

Untersuchung der Titel kann Aufschluss darüber geben, welche Forschungsfelder der Physik

Schülerinnen und Schüler besonders interessieren und in welchen Bereichen sie intensivere

Beschäftigung suchen. Der vorliegende Datensatz wird mit Hilfe quantitativer und qualitativer

Forschungsmethoden bearbeitet. Die Beweggründe hinter der Themenwahl, die

wissenschaftliche Herangehensweise an die VWA und der Betreuungsprozess durch die

Lehrperson wurden mithilfe von Leitfadeninterviews untersucht. Bestehende Studien zu

Interessen von Schülerinnen und Schülern im Bereich der Naturwissenschaften (insbesondere

die IPN-Interessensstudie und die ROSE-Studie) dienen als Vergleichsgrundlage.

Die Ergebnisse der Diplomarbeit bestätigen frühere Erkenntnisse, wonach die Astrophysik und

Themenstellungen aus der Lebens- und Alltagswelt der Lernenden von besonderem Interesse

sind. Genderspezifische Unterschiede sind hierbei allerdings zu beobachten. Der Verpflichtung

eine VWA zu verfassen, stehen die Jugendlichen im Allgemeinen positiv gegenüber. Die

Schülerinnen und Schüler sehen darin Vorteile durch die erworbenen Kompetenzen für ihren

weiteren Berufsweg.

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Abstract

In 2013/14 an amendment concerning the school leaving examination in Austria’s general

education system brought one radical change: all AHS students have to write a prescientific

thesis (in short: VWA) in order to obtain a positive graduation. A new central scope of duties

arose for the didactics of all school subjects: practical experience in scientific work should

already be instructed in early stages of upper school to prepare the pupils for the requirements

of the VWA.

This diploma thesis aims to analyze the submitted natural scientific (and particularly physical)

VWA topics of the past four years (2013/14-2016/17) in Styrian upper schools. The analysis of

the titles can reveal the interests of pupils concerning particular research fields within physics.

The provided data set is analysed quantitatively and with qualitative research methods. Guided

interviews provide information on the motives for the topic selection, the scientific approach

and the advising process by the teacher. Available studies about the interests of students in the

field of natural sciences (particularly the IPN study and the ROSE study) act as a basis for result

comparison.

The results of this thesis confirm earlier findings, which state that astrophysics and topics which

affect the everyday life of the students are of special interest. However, gender specific

differences can be observed. In general, students have a positive attitude toward the VWA, at

least they recognize benefits in the VWA process for their further educational and professional

career.

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Danksagung

Mit wenigen Worten ist es kaum möglich die Dankbarkeit auszudrücken, die man am Ende

eines solchen Projektes empfindet. An dieser Stelle möchte ich allen ein herzliches Dankeschön

sagen, die am Gelingen meines Studiums und dieser Arbeit in jeglicher Form beteiligt waren.

Ein besonderer Dank gilt Frau Univ. Prof. Dr. Claudia Haagen-Schützenhöfer, die mir als

Betreuerin und Mentorin mit gutem Rat, Motivation und konstruktiver Kritik stets zur Seite

stand.

Herzliches Dankeschön auch an Mag. Heimo Hergan, der mich mit Rat und Tat bei der

Kontaktaufnahme mit potentiellen Interviewpartnerinnen und Interviewpartnern unterstützt hat.

Weiters danke ich meinen Studienkollegen, durch deren Teamgeist und motivierende

Zusammenarbeit sich viele Übungsblätter um einiges einfacher verkraften ließen. Robert,

Robert, Viktor und Daniel, ihr wart eine große Stütze und gute Freunde in einer nicht einfachen

Zeit.

Danke Martin, dass ich unzählige Recherchier- und Schreibstunden in deinem Büro zubringen

durfte.

Meine Familie ist der Anker, der mich hält und mir immer wieder aufs Neue Kraft und Mut

zum Weitermachen gegeben hat. Danke für euren Zuspruch, die Unterstützung und das

Wegwischen der einen oder anderen Träne, die zeitweise geflossen ist. Vergelt’s Gott!

Am meisten danke ich meinem Freund Sascha, der mich während meines gesamten Studiums

begleitet, angetrieben und motiviert hat. Du bist nicht nur mein Lebensmensch, sondern auch

mein größtes Vorbild.

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Eidesstattliche Erklärung ............................................................................................................ 3

Kurzfassung ................................................................................................................................ 5

Abstract ...................................................................................................................................... 7

Danksagung ................................................................................................................................ 9

Inhaltsverzeichnis ..................................................................................................................... 11

1. Einleitung .......................................................................................................................... 13

2. Die standardisierte kompetenzorientierte Reifeprüfung ................................................... 15

2.1. Säule 1: Die vorwissenschaftliche Arbeit ................................................................ 16

2.1.1. Zeitplan und Fristen ......................................................................................... 18

2.1.2. Formale Kriterien ............................................................................................. 19

2.1.3. Betreuung der VWA ......................................................................................... 20

2.1.4. Präsentation und Diskussion ............................................................................ 21

2.2. Vorwissenschaftlich vs. wissenschaftlich ................................................................ 22

3. Wissenschaftliches Arbeiten ............................................................................................. 25

3.1. Die „gute wissenschaftliche Praxis“ ........................................................................ 26

3.2. Wissenschaftliche Sprache ....................................................................................... 27

3.3. Forschungsfrage bzw. Fragestellung ........................................................................ 28

3.4. Wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben in der Schule ...................................... 29

3.4.1. Begleitung von Schreibprozessen .................................................................... 30

3.4.2. Vorbereitung auf den Betreuungsprozess für Lehramtsstudierende ................ 32

4. Interessen im Physikunterricht .......................................................................................... 39

4.1. Der Interessensbegriff .............................................................................................. 39

4.2. Die 3 Interessenstypen ............................................................................................. 41

4.3. Die IPN-Interessensstudie ........................................................................................ 42

4.4. Die ROSE-Studie ..................................................................................................... 46

5. Forschungsfragen und Hypothesen ................................................................................... 51

5.1. Forschungsfragen ..................................................................................................... 51

5.2. Hypothesen ............................................................................................................... 52

6. Untersuchungsdesign ........................................................................................................ 53

6.1. Analyse der VWA-Titel ........................................................................................... 53

6.1.1. Stichprobenbeschreibung ................................................................................. 53

6.1.2. Datenaufbereitung ............................................................................................ 55

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Inhaltsverzeichnis

6.1.3. Kategorienbildung für die VWA-Titel ............................................................. 58

6.1.4. Fächerübergreifende VWA-Titel ..................................................................... 61

6.2. Qualitative Interviews .............................................................................................. 62

6.2.1. Interviewleitfaden-Erstellung ........................................................................... 62

6.2.2. Interviewpartnerinnen und Interviewpartner .................................................... 64

6.2.3. Datenerhebung und Aufbereitung .................................................................... 66

6.2.4. Analysemethode der Interviews ....................................................................... 67

7. Ergebnisse ......................................................................................................................... 83

7.1. Analyseergebnisse der VWA-Titel .......................................................................... 83

7.1.1. Auswertung der Daten mit Zuordnung 1 (der Physik zuordenbar) .................. 85

7.1.2. Auswertung der Daten mit Zuordnung 2 (fächerübergreifend mit Physik) ..... 92

7.1.3. Auswertung bezüglich des Schultyps ............................................................... 96

7.2. Analyseergebnisse der qualitativen Interviews ........................................................ 98

7.2.1. Analyse der Lehrerinnen- bzw. Lehrerinterviews ............................................ 99

7.2.2. Analyse der Schülerinnen- bzw. Schülerinterviews ....................................... 111

7.3. Interpretation der Ergebnisse ................................................................................. 119

8. Zusammenfassung ........................................................................................................... 125

Literaturverzeichnis ................................................................................................................ 127

Abkürzungsverzeichnis .......................................................................................................... 131

A. Anhang: Interviewleitfäden ........................................................................................ 133

B. Anhang: Interviewtranskripte ..................................................................................... 141

Transkripte der Lehrerinnen- bzw. Lehrerinterviews ......................................................... 141

Transkripte der Schülerinnen- bzw. Schülerinterviews ...................................................... 162

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Einleitung

1. Einleitung

Physik ist unbeliebt. Eine wissenschaftliche Arbeit im Bereich der Fachdidaktik Physik mit

einer solchen Aussage zu beginnen, ist möglicherweise ungewöhnlich, aber die Aussage hat

Gültigkeit. Seit vielen Jahren versuchen Fachdidaktikerinnen und Fachdidaktiker diesem

unbefriedigenden Umstand mit diversen Studien und Interventionsmaßnahmen entgegen-

zuwirken. Interessensstudien zeigen auf, dass insbesondere Mädchen das Interesse an Physik

bald nach ihren ersten Berührungen mit physikalischen Inhalten im Unterricht verlieren.

Sieht man von den Mittelwerten und dem Durchschnitt ab, zeichnet sich aber immer wieder

eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern ab, die sehr großes Interesse an Naturwissen-

schaften und auch an der Physik zeigt. Diese Jugendlichen gehen in den Querschnitt-Studien

aufgrund ihrer kleinen Zahl zumeist unter und finden keine Beachtung. Die vorliegende Arbeit

soll sich in besonderer Weise diesen Schülerinnen und Schülern und ihren Interessen widmen.

Mit der Umstellung der österreichischen Matura an allgemeinbildenden höheren Schulen auf

die standardisierte Reife- und Diplomprüfung (SRDP), ergaben sich für Schülerinnen und

Schüler sowie für Lehrerinnen und Lehrer einige Neuerungen. Unter anderem ist es seit dieser

Novelle verpflichtend im Rahmen des Matura-Abschlusses eine sogenannte „Vorwissen-

schaftliche Arbeit“ (VWA) zu verfassen. Das Thema kann von den Schülerinnen und Schülern

selbst gewählt werden und selbstständig im Laufe der letzten beiden Schuljahre erarbeitet

werden. In der vorliegenden Diplomarbeit stehen Vorwissenschaftliche Arbeiten, welche dem

Fachbereich der Physik zugeordnet werden konnten im Fokus der Analysen. Mithilfe

statistischer Auswertungen eines steiermarkweiten Datensatzes und qualitativer

Forschungsmethoden sollen beliebte Themenkategorien der Schülerinnen und Schüler, welche

eine solche Arbeit verfasst haben, eruiert und der Betreuungsprozess in der Schreibphase

beleuchtet werden.

Die Ergebnisse der Analysen sollen Aufschluss darüber geben, welche Themenbereiche die

Jugendlichen besonders interessieren und in welchen Bereichen sie eine tiefergehende

Beschäftigung wünschen. Die gewonnenen Erkenntnisse im Bereich des Interesses der

Lernenden können einen Einfluss auf den Unterricht und von der Lehrperson gewählte

Kontexte liefern. Erfahrungen von Schülerinnen und Schülern bzw. von Lehrerinnen und

Lehrern, welche in den Interviews geschildert wurden, können zukünftige Betreuungsabläufe

verbessern und den gesamten Prozess bereichern.

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Einleitung

Im ersten Teil der Arbeit (Kapitel 2) werden die Neuerung der standardisierten Reife- und

Diplomprüfung und insbesondere die Vorwissenschaftliche Arbeit als die erste Säule der SRDP

diskutiert. Hierbei wird auf den für die VWA vorgesehenen Zeitplan und die Fristen

eingegangen und die formalen Anforderungen an die Arbeit geklärt. Der Ablauf des

Betreuungsprozesses durch eine Betreuungsperson wird im folgenden Unterabschnitt

dargelegt.

In Kapitel 3 werden die wesentlichen Eigenschaften wissenschaftlicher Arbeiten und der

dahinterstehenden Prozesse behandelt. Insbesondere wird Fragen nach der guten

wissenschaftlichen Praxis und des Formulierens in wissenschaftlichen Kontexten

(Wissenschaftssprache) nachgegangen. Wie sich wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben in

der Schule etablieren sollte und welche Voraussetzungen dafür getroffen werden müssen wird

im abschließenden Unterabschnitt dieses Kapitels diskutiert.

Im vierten Kapitel der vorliegenden Arbeit steht der Interessensbegriff in Bezug auf den

Physikunterricht im Fokus der Betrachtungen. Zunächst wird eine Einführung zu den

verschiedenen Arten des Interesses und den Interessenstypen gegeben. Anschließend werden

zwei Studien vorgestellt, welche sich dem Interessensbegriff im naturwissenschaftlichen

Unterricht widmen.

Den Abschluss der theoretischen Fundierung bilden die Forschungsfragen und Hypothesen,

welche den Rahmen für die vorliegende Arbeite bilden. Es wurden vier Leitfragen und

entsprechend vier Annahmen formuliert, welche anhand der verfügbaren und analysierten

Daten beforscht werden.

In Kapitel 7 wird das Untersuchungsdesign für die statistischen Untersuchungen des

steiermarkweiten Datensatzes sowie für die qualitativen Daten erläutert. Im Anschluss werden

die Ergebnisse der Analysen in Kapitel 7 präsentiert und diskutiert und in Bezug zum aktuellen

Forschungsstand gebracht.

In einem abschließenden Fazit werden die primären Erkenntnisse dieser Diplomarbeit

zusammengefasst und die Beantwortung der Forschungsfragen hinsichtlich der Ergebnisse

vorgenommen.

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Die standardisierte kompetenzorientierte Reifeprüfung

2. Die standardisierte kompetenzorientierte Reifeprüfung

Seit dem Haupttermin 2014/15 wird in Österreich an allen allgemeinbildenden höheren Schulen

(AHS) die „Standardisierte kompetenzorientierte Reifprüfung“ (SRP), welche im allgemeinen

österreichischen Sprachgebrauch fälschlicherweise als „Zentralmatura“ bezeichnet wird1,

flächendeckend durchgeführt. An den berufsbildenden höheren Schulen (BHS) erfolgte die

Umstellung ein Jahr später im Schuljahr 2015/16. Ab diesem Zeitpunkt war für AHS und BHS

die gemeinsame Bezeichnung als „Standardisierte kompetenzorientierte Reife- und

Diplomprüfung“ (SRDP) üblich. Die neue und aktuell geltende Prüfungsordnung für AHS (auf

Basis des Schulunterrichtsgesetzes SchUG 19862) wurde durch das Bundesgesetzblatt vom 30.

Mai 2012 (BMUKK 30.05.2012) erlassen. Einige Änderungen der Verordnung finden sich im

Bundesgesetzblatt vom 11. Mai 2016 (BMB 11.05.2016).

Die standardisierte kompetenzorientierte Reifeprüfung läuft seit oben genanntem Haupttermin

in einem sogenannten „Drei-Säulen-Modell“ ab (siehe Abbildung 1). Die erste Säule wird von

der „vorwissenschaftlichen Arbeit“ (VWA3) gebildet, die von jeder Schülerin und jedem

Schüler verpflichtend und selbstständig im Laufe der letzten beiden Schuljahre zu verfassen ist.

Die zweite Säule besteht aus den schriftlichen Klausurarbeiten, die dritte aus den mündlichen

Prüfungen. In Abbildung 1 ist die Zusammensetzung der einzelnen Teilbereiche dargestellt,

wobei insbesondere die Aufgliederung der schriftlichen und mündlichen Teilprüfungen

hervorgehoben wird: drei bzw. vier schriftliche Klausurarbeiten werden durch drei bzw. zwei

mündliche Prüfungen ergänzt.

Die VWA ist bereits spätestens zwei Wochen nach den Semesterferien der letzten Schulstufe

(i.A. 8 Klasse) in zweifach gedruckter und digitaler Form abzugeben bzw. einzureichen. Die

Klausurarbeiten erfolgen im Allgemeinen durch standardisierte zentral gestellte Aufgaben (das

gilt für die jeweilige Unterrichtssprache, die lebenden Fremdsprachen, die klassischen

Sprachen und Mathematik), die von allen Schülerinnen und Schülern gleichzeitig zu einem

Haupttermin bearbeitet werden. Negative beurteilte Klausuren, welche auch nach sogenannter

mündlicher Kompensationsprüfung nicht ausgebessert werden, können bei drei weiteren

Nebenterminen (Herbst-, Frühjahrs-, Sommertermin) wiederholt werden. Die mündlichen

Prüfungen, die frühestens zwei Wochen nach Ende der schriftlichen Prüfungen beginnen

1 Nur die schriftlichen Klausurarbeiten werden zentralisiert durchgeführt, daher ist diese Bezeichnung nur für

diesen Teil der Reifeprüfung richtig. 2 Alle Informationen zum österreichischen Schulunterrichtsgesetz finden sich auf folgender Webseite:

https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10009600 3 Für den Plural „vorwissenschaftliche Arbeiten“ wird ab sofort die Bezeichnung VWAs verwendet.

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Die standardisierte kompetenzorientierte Reifeprüfung

(BMUKK 08.05.1990, S. 167), sind ebenso wie die VWA nicht standardisiert, erfolgen in

Ablauf und Struktur aber nach genauen Vorgaben des BMB. (BMB 2017a)

Abbildung 1: "Drei-Säulen-Modell" der standardisierten kompetenzorientierten Reifeprüfung für AHS

(BMB 2017a)

Im folgenden Abschnitt wird die 1. Säule der neuen Reifeprüfung „vorwissenschaftliche

Arbeit“ detailliert behandelt. Gesetzliche Rahmenbedingungen des Schulunterrichtsgesetzes

und der Prüfungsordnung für AHS bilden die Grundlage für dieses erste Prüfungsgebiet der

SRP.

2.1. Säule 1: Die vorwissenschaftliche Arbeit

Die 1. Säule („Vorwissenschaftliche Arbeit“ (VWA) mit Präsentation und Diskussion) soll nun

genauer beleuchtet werden: Das erste Prüfungsgebiet der SRP, die VWA, setzt sich aus der zu

verfassenden Arbeit und der abschließenden Präsentation mit Diskussion zusammen. Die

Gesetzgebung sieht vor, dass „ein dem Bildungsziel der allgemein bildenden höheren Schule

entsprechendes Thema“ (BMUKK 30.05.2012, S. 3) gewählt wird, welches vorwissen-

schaftlichem Niveau entspricht und mit einer Präsentation und anschließenden Diskussion

abgeschlossen wird. Die Schülerinnen und Schüler sollen „neben umfangreichen

Fachkenntnissen auch vorwissenschaftliche Arbeitsweisen unter Beweis“ stellen (BMUKK

30.05.2012, S. 5).

Eine unverbindliche Handreichung (BMB 2016), welche auf Grundlage der Prüfungsordnung

AHS (BMUKK 30.05.2012) durch das Bundesministerium für Bildung (BMB, Abteilung I/2)

entstanden ist, dient Betreuungslehrerinnen und Betreuungslehrern sowie Schülerinnen und

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Die standardisierte kompetenzorientierte Reifeprüfung

Schülern als Hilfestellung. Darin sind der zeitliche Ablauf, Ratschläge zur Themenfindung, die

Aufgaben von Betreuerinnen und Betreuern sowie der Schule und Informationen zur

abschließenden Präsentation festgehalten.

Die gefragten Kompetenzen sollen sich Schülerinnen und Schüler im Laufe ihrer gesamten

Schulzeit aneignen und während des Entstehungsprozesses der VWA unter Beweis stellen.

Eigenverantwortung und Selbstständigkeit sind bedeutende Schlüsselkompetenzen am Weg

zum Abschluss, denn die Arbeit ist eigenständig zu verfassen und das Einhalten von Zeitplänen

und Terminvorgaben obliegt ganz den Schülerinnen und Schülern (BMB 2016, S. 4). Die

fachlichen Kompetenzen, welche sich die Lernenden im Zuge des wissenschaftlichen Prozesses

aneignen, werden durch folgende nicht-fachliche Kompetenzen ergänzt (BMB 2016, S. 9):

• Lern- und Arbeitstechniken (Recherche, zielgerichtete Informationsentnahme,

Zitieren, Exzerpieren, Strukturieren, Datenverarbeitung, Textproduktion)

• Fähigkeit zu relevanter Fragestellung

• kritische Nutzung von Informationsquellen/Grundlagenmaterial

• Eigenständigkeit und Exaktheit im Denken und Arbeiten

• klare Begriffsbildung

• Erfassen von Sachverhalten und Zusammenhängen

• Objektivität in der Analyse

• logisch-kritisches, vernetztes Denken

• basierend auf differenzierten Aussagen eigene Schlussfolgerungen ziehen

• stringente, nachvollziehbare Argumentation

• Fähigkeit zu differenziertem, korrektem schriftlichen Ausdruck

• Überarbeitung von Texten nach inhaltlichen und formalen Kriterien

Der zeitliche Fahrplan sieht vor, dass gemeinsam mit einem Betreuungslehrer oder einer

Betreuungslehrerin im ersten Semester der vorletzten Schulstufe (i.A. 7. Klasse der AHS) das

Thema der VWA durch die Prüfungskandidatin oder den Prüfungskandidaten festgelegt und

Anfang des zweiten Semesters bei der zuständigen Schulbehörde4 eingereicht wird. In der

letzten Schulstufe (i.A. 8. Klasse der AHS) ist die Arbeit unter kontinuierlicher Betreuung (als

Hilfestellung bzw. Coaching zu verstehen) abzufassen und am Ende der ersten Woche nach den

Semesterferien zweifach gedruckt unter Beilage eines Begleitprotokolls abzugeben und digital

hochzuladen (BMB 2016, S. 5).

Ziel der ersten Säule der neuen Reifeprüfung sind laut Bundesministerium (BMB 2017a)

• angemessenes Thema

• Selbstständigkeit

• Ursachen und Zusammenhänge aufzeigen

• Arbeit mit Quellen und (vor)wissenschaftlichen Methoden

• logisches und kritisches Denken

• klare Begriffsbildung

• sinnvolle Fragestellungen

4 VWA Genehmigungsdatenbank: https://genehmigung.ahs-vwa.at

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Die standardisierte kompetenzorientierte Reifeprüfung

• Ausdrucks- Diskursfähigkeit

Die Formulierung einer angemessenen Themenstellung, die genügend konkretisiert eine

Bearbeitung in kompakter Form erlaubt, erfolgt mit Unterstützung der Betreuungsperson. Zu

weit gegriffene Fragestellungen können nicht in adäquater Tiefe bearbeitet werden, wie es für

die vorwissenschaftliche Arbeit erforderlich ist. Anderseits können zu eng gestellte Themen die

Schülerinnen und Schüler durch die hierzu geforderte Detailtiefe überfordern. Die

Selbstständigkeit ist in allen Phasen der vorwissenschaftlichen Arbeit eine primäre Kompetenz,

die von den angehenden Maturantinnen und Maturanten nachdrücklich eingefordert wird. Die

folgenden vier Punkte der oben genannten Zielsetzungen beziehen sich auf die

wissenschaftliche Praxis, welche im nächsten Abschnitt diskutiert wird. Die sprachliche

Ausdrucksfähigkeit soll sowohl in der schriftlichen Arbeit als auch während der Präsentation

und Diskussion des Ergebnisses unter Beweis gestellt werden.

Als weiterführendes Ziel ist insbesondere auch die Studierfähigkeit der Schülerinnen und

Schüler zu betonen (BMB 2016, S. 14). Neben wissenschaftlichen Abschlussarbeiten, wie

Bachelor- oder Masterarbeiten, verlangen Proseminar- oder Seminararbeiten bereits in frühen

Studienphasen die entsprechenden Fähigkeiten.

2.1.1. Zeitplan und Fristen

Die zeitlichen Vorgaben für die VWA beziehen sich auf die letzten beiden Schuljahre vor der

Reifeprüfung. Im vorletzten Unterrichtsjahr erfolgen die Wahl des Themas, die Abklärung mit

potentiellen Betreuungspersonen und die Einreichung des Themas. Unabhängig von den

formalen Abläufen in Zusammenhang mit der Schulbehörde sind im Laufe der 7. Klasse AHS

außerdem ein Zeitplan zu vereinbaren und die Erwartungen hinsichtlich der Arbeit festzulegen.

Im letzten Unterrichtsjahr ist die Arbeit schließlich zu verfassen, einzureichen und zu

präsentieren. Tabelle 1 zeigt den zeitlichen Ablauf der beiden letzten Schuljahre der AHS in

Bezug auf die VWA. (BMB 2016, S. 5)

Tabelle 1: Zeitplan für das vorletzte und letzte Schuljahr bezüglich der VWA (BMB 2016, S. 5).

Wann? Was?

vorl

etzt

es

Unte

rric

hts

jah

r Erstes Semester

- Prozess der Themenfindung und Finden einer

geeigneten Betreuerin oder eines geeigneten Betreuers

durch den/die Schüler/in

- Herstellung des Einvernehmens zwischen Schüler/in

und Betreuer/in über das Thema (inkl.

Erwartungshorizont)

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Die standardisierte kompetenzorientierte Reifeprüfung

- Einreichung des Themas und Genehmigung durch

den/die Betreuer/in

Bis Ende März des

zweiten Semesters - Weiterleitung an die zuständige Schulbehörde5

Bis Ende April des

zweiten Semesters

- Zustimmung zum Thema durch die zuständige

Schulbehörde6

letz

tes

Unte

rric

hts

jahr

Erstes Semester und

Beginn des zweiten

Semesters

- Verfassen der Arbeit durch den/die Schüler/in

- Kontinuierliche Betreuung durch die Lehrperson

Zweites Semester

- Ende der ersten Unterrichtswoche des zweiten

Semesters:

- Abgabe der VWA (inkl. Begleitprotokoll und

Abstract, zweifach gedruckt)

- Hochladen der VWA in die VWA-Genehmigungs-

Datenbank oder Abgabe in anderer digitaler Form

(z.B. USB-Stick)

- Möglichkeit zur Einsichtnahme durch die Schulleitung

und Klassenvorstand

- Weiterleitung der korrigierten Arbeit an den/die

Vorsitzende/n durch die Schulleitung: in besonderen

Fällen kann in der Folge eine Rückmeldung des/der

Vorsitzenden an die Betreuungsperson bezüglich

Korrekturen erfolgen

- Abschließende Besprechung zwischen betreuender

Lehrperson und dem Kandidaten/der Kandidatin im

Hinblick auf die Präsentation und Diskussion

- Termin für die Präsentation und Diskussion wird von

der zuständigen Schulbehörde festgelegt

2.1.2. Formale Kriterien

Die vorwissenschaftliche Arbeit soll der Vorbereitung auf das wissenschaftliche Arbeiten und

Schreiben an der Universität dienen und als wesentlicher Aspekt die Studierfähigkeit der

Schülerinnen und Schüler sicherstellen. Daher muss die Arbeit konkreten formalen Kriterien

genügen, die wissenschaftlichen Charakter gewährleisten.

Während das Layout der Arbeit bei Berücksichtigung der Anforderungen an eine

wissenschaftliche Arbeit frei wählbar ist, ist der Umfang der Arbeit nach oben hin strikt

begrenzt. Exklusive Vorwort und Verzeichnisse hat die VWA höchstens 60 000 Zeichen

(eingeschlossen Leerzeichen, Fußnoten und Quellenangaben im Text) zu betragen. Das Format

erfordert „Lesbarkeit, Übersichtlichkeit und Einheitlichkeit“ (BMB 2016, S. 7).

Die Erstellung von Verzeichnissen (Inhalts-, Literatur-, Abbildungsverzeichnis) und

gegebenenfalls Anhängen wird empfohlen, das Verfassen eines Abstracts im Umfang von 1000

5 mithilfe der Genehmigungsdatenbank: https://genehmigung.ahs-vwa.at 6 Wird das Thema von der zuständigen Schulbehörde nicht akzeptiert, so erhält der/die Schüler/in die

Möglichkeit innerhalb einer Nachfrist ein neues Thema einzureichen. (BMB 2017b)

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Die standardisierte kompetenzorientierte Reifeprüfung

bis 1500 Zeichen in deutscher oder englischer Sprache ist hingegen verpflichtend. Ebenso muss

der Arbeit ein Begleitprotokoll beigelegt werden, welches vom Schüler bzw. von der Schülerin

während des Schreibprozesses zu verfassen ist und den Erarbeitungsprozess inkl.

Meilensteinen, Arbeitsabläufen und Besprechungen mit der betreuenden Lehrperson

dokumentiert. (BMB 2016, S. 7–8)

Die gute wissenschaftliche Praxis erfordert konsequenten und nachvollziehbaren Beleg der

getätigten Aussagen. Das Bundesministerium empfiehlt in seiner unverbindlichen

Handreichung im Fließtext Kurzzitate der Form Autor-Jahr-Seite zu verwenden und die

vollständige Angabe der Quelleninformationen im Literaturverzeichnis am Ende der Arbeit

anzuführen. Wird eine andere Zitierweise verwendet, so wird auf Einheitlichkeit und

konsequente Durchführung hingewiesen. (BMB 2016, S. 8).

2.1.3. Betreuung der VWA

Da der Entstehungsprozess der VWA einen wesentlichen Teil der Beurteilung ausmacht, wird

die Arbeit kontinuierlich betreut. Die Kontaktaufnahme zwischen den Schülerinnen und

Schülern und den Betreuungspersonen zur Themenfestlegung und Besprechung der

Erwartungen erfolgt im ersten Semester der 7. Klasse (bzw. des vorletzten Schuljahres) (BMB

2016, S. 11). Betreuende Lehrpersonen müssen keine Klassenlehrer sein, das heißt die

Schülerinnen und Schüler können frei unter den Lehrpersonen der Schule wählen. Hierbei ist

zu beachten, dass die VWA keinem Schulfach zuzuordnen ist, sondern nur die entsprechenden

fachlichen Kompetenzen auf Seiten der Lehrkraft gegeben sein müssen. Aus fachlichen

Gründen können Lehrerinnen und Lehrer daher zwar Themen ablehnen, die generelle

Zusammenarbeit mit einer Schülerin bzw. einem Schüler kann jedoch nicht verweigert werden.

Die Betreuung setzt sich aus den drei folgenden Bereichen zusammen: (1) „Beratung und

Contracting“ vor Arbeitsbeginn zur Themenfindung und Abklärung der Erwartungen,

(2) „kontinuierliche Betreuung in der letzten Schulstufe“ mit Besprechung von Zwischenzielen

und -ergebnissen und einer (3) „abschließenden Besprechung zur Vorbereitung auf die

Diskussion und Präsentation“ (BMB 2016, S. 12–13)

Dem Prüfungsprotokoll, welches die Lehrkraft im Rahmen der Präsentation und Diskussion

anfertigt, ist ein unterschriebenes Betreuungsprotokoll anzufügen, welches den gesamten

Erarbeitungsprozess von der Erstbesprechung mit der Schülerin bzw. dem Schüler bis hin zur

Präsentation der VWA dokumentiert.

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Die standardisierte kompetenzorientierte Reifeprüfung

2.1.4. Präsentation und Diskussion

In einer zehn- bis fünfzehn-minütigen Präsentation und Diskussion der VWA wird das

Prüfungsgebiet „Vorwissenschaftliche Arbeit“ im zweiten Semester des letzten Schuljahres

abgeschlossen. Die VWA-Präsentationen erfolgen vor Beginn der Klausurarbeiten der

schriftlichen Reifeprüfung. Die Schülerinnen und Schüler stellen die Themenstellung und

bedeutende Teile ihrer Arbeit einer Prüfungskommission, welche aus der Prüferin bzw. dem

Prüfer, der oder dem Vorsitzenden und weiteren Lehrpersonen besteht, vor. Der persönliche

Zugang zur Thematik und die Motivation sollen einen wesentlichen Teil der Präsentation und

anschließenden Diskussion darstellen (BMB 2016, S. 15).

Die Kompetenzen, welche die Schülerinnen und Schüler bei der Präsentation unter Beweis

stellen sollen, sind folgendermaßen zusammengefasst:

Der Schüler bzw. die Schülerin verfügt über die Fähigkeit

• klar, flüssig und gut strukturiert zu sprechen

• komplexe Sachverhalte klar und systematisch darzustellen und dabei

wesentliche Punkte genauer auszuführen und relevante unterstützende Details

hervorzuheben

• Ursachen und Zusammenhänge aufzuzeigen

• eine fachbezogene Diskussion zu führen (inhaltliche Kompetenz)

• geeignete Medien (besonders Visualisierung) gezielt zur Unterstützung der

Argumentation auszuwählen und einzusetzen

• Zeitvorgaben einzuhalten (Zeitmanagement)

(BMB 2016, S. 16).

Die beschriebenen Fähigkeiten sollen die Schülerinnen und Schüler im Laufe der gesamten

Oberstufe (Sekundarstufe II) in der Vorbereitung und Durchführung von Referaten und

Kurzpräsentationen in allen schulischen Gegenständen erwerben. Unverbindliche Übungen

zum Erwerb von Präsentationskompetenzen werden vom Bundesministerium für Bildung

ebenso empfohlen wie Angebote im Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens („Einführung in

die Praxis wissenschaftlichen Arbeitens“) (BMB 2016, S. 14).

Die an die Präsentation anschließende Diskussion wird von der Prüferin bzw. dem Prüfer

geführt, wobei eine Beteiligung der Prüfungskommission in Form von Fragen oder Beiträgen

zu den Ausführungen möglich ist.

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Die standardisierte kompetenzorientierte Reifeprüfung

2.2. Vorwissenschaftlich vs. wissenschaftlich

Welche wesentlichen Unterschiede zwischen wissenschaftlicher und vorwissenschaftlicher

Praxis bestehen, wird vom Bundesministerium für Bildung auf der eigens für die VWA

eingerichteten Website7 wie folgt beantwortet (BMB 2017b)

„Eine vorwissenschaftliche Arbeit orientiert sich an einer wissenschaftlichen

Methode und an Regeln einer guten wissenschaftlichen Praxis, sie befasst sich

dabei aber nur mit sehr kleinen Gebieten. Im Unterschied zu einer

wissenschaftlichen steht bei einer vorwissenschaftlichen Arbeit nicht neuer

Erkenntnisgewinn im Vordergrund, sondern der Nachweis, die wichtigsten Regeln

der Wissenschaftlichkeit anwenden zu können.“

Der grundlegende Unterschied liegt gemäß dieser Definition in der Art des Erkenntnisgewinns.

Es sollen nicht maßgeblich neue wissenschaftliche Einsichten produziert werden, sondern der

wissenschaftspropädeutische Wert steht ihm Fokus des Erarbeitungsprozesses. Es stehen also

inhaltliche, formale, sprachliche sowie Informations- und Selbstkompetenz im Vordergrund

und sind wesentliche Kriterien der abschließenden Beurteilung (BMB 2017b).

Die „Methodenkompetenz“ (BMB 2016, S. 9–10), welche die Schülerinnen und Schüler dazu

befähigt, verschiedene Lern- und Arbeitsmethoden zu verwenden, bezieht sich auf die

Interpretationen von Graphiken und Diagrammen, das Ziehen von Schlüssen auf Basis dieser

Darstellungsformen, eigenständige Argumentationen und Begründungen sowie die Nutzung

unterschiedlicher Medien als Quellen für diverse Informationen. In den Naturwissenschaften

sind außerdem praktische Kompetenzen im Bereich des Experimentierens, Beobachtens und

Dokumentierens von Ergebnissen zu nennen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es

sich bei der VWA nicht um ein Zusammenfassen von Informationsquellen handeln soll,

sondern ausgehend von der jeweiligen Fragstellung soll die Position der Schülerin bzw. des

Schülers klar hervorgestrichen werden (BMB 2016, S. 10). Stellung zu beziehen und diese mit

Argumentationen aus der Fachliteratur zu stützen formen schließlich den Charakter einer

wissenschaftlichen Arbeit.

Neben sachlicher Wissenschaftssprache, die durch eine neutrale Ausdrucksweise

gekennzeichnet ist, soll die Arbeit „relevant, informativ, klar, prägnant und um Objektivität

bemüht sein“ (BMB 2016, S. 10).

Henz (2012, S. 6) definiert die vorwissenschaftliche Arbeit folgendermaßen:

„Die vorwissenschaftliche Arbeit ist die ‚kleine Schwester‘ der wissenschaftlichen

Arbeit. Sie folgt in den Grundzügen demselben Aufbau und denselben Regeln, ist

aber viel kürzer und weniger detailreich. [...] Die vorwissenschaftliche Arbeit weist

7 http://www.ahs-vwa.at/mod/page/view.php?id=40

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Die standardisierte kompetenzorientierte Reifeprüfung

also alle Merkmale ‚echter‘ Wissenschaftlichkeit auf, geht aber wesentlich weniger

in die Tiefe. [...] Sie muss vor allem zeigen, dass Sie in Grundzügen gelernt haben,

was Wissenschaftlichkeit bedeutet, und dass Sie in der Lage sind, die wichtigsten

Regeln von Wissenschaftlichkeit anzuwenden.“

Laut dieser Definition muss nur die gute wissenschaftliche Praxis in dem Maße eingehalten

werden, wie das für eine wissenschaftliche Arbeit unbedingt erforderlich ist. Alle anderen

Kriterien werden nur in einem geringeren Ausmaß verlangt. Explizit werden als

Unterscheidungsmerkmale die Länge und der Tiefgang der Arbeit angesprochen, wobei der

Gewinn neuer Erkenntnisse nicht erfüllt werden muss (Henz 2012, S. 6).

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Die standardisierte kompetenzorientierte Reifeprüfung

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Wissenschaftliches Arbeiten

3. Wissenschaftliches Arbeiten

„Eine gute wissenschaftliche Praxis“ (BMB 2017b) wird als zentrale Schlüsselkompetenz von

den Schülerinnen und Schülern im Entstehungsprozess ihrer VWA gefordert. Die Arbeit ist

demnach lege artis zu verfassen, wobei ein sicherer Umgang mit Quellen, die Einhaltung

formaler und inhaltlicher Aspekte und ausgereifte sprachliche Fähigkeiten unter Beweis zu

stellen sind. Die Entscheidung, ob die nötigen Fähigkeiten von der Schule vorausgesetzt

werden, oder ob diese in wissenschaftspropädeutischen Seminaren oder Kursen (zum Beispiel

in Form von unverbindlichen Übungen) erlernt werden können, obliegt der Schule. Jedoch wird

vom Bundesministerium empfohlen eine „unverbindliche Übung ‚Einführung in die Praxis des

wissenschaftlichen Arbeitens‘ “ (BMB 2016, S. 13) einzurichten, um eine optimale

Vorbereitung auf die VWA zu gewährleisten. Bereits bei Einführung der Möglichkeit zum

Verfassen einer Fachbereichsarbeit (FBA)8 mit der Reifeprüfungsverordnung von 1990

(BMUKK 08.05.1990, S. 1) wurde eine solche unverbindliche Übung vorgeschlagen.

Weiters wird dazu geraten, die Schülerinnen und Schüler schon am Beginn der Oberstufe in

allen Fächern zum Verfassen von vorwissenschaftlichen Texten anzuregen (BMB 2016, S. 14),

damit adäquate Quellensuche, korrekte Zitierweise, formale Fachsprache und Umgang mit

Diagrammen und Statistiken geschult werden können.

Im Folgenden soll der allgemeine Anspruch an und wesentliche Eigenschaften von

wissenschaftlichen Arbeiten diskutiert werden. Leopold-Wildburger und Schütze (2010)

charakterisieren die wissenschaftliche Praxis so: „Nachvollziehbarkeit, Überprüfbarkeit und

Widerlegbarkeit sind die wesentlichen Eigenschaften wissenschaftlichen Arbeitens.“ (Leopold-

Wildburger und Schütze 2010, S. 8). In ihrem Buch „Verfassen und Vortragen“ geben sie

Hilfestellungen und Anleitungen sowie Beispiele für diverse Phasen im Entstehungsprozess

einer wissenschaftlichen Abhandlung bis zur Präsentation derselben.

Heesen (2014) nennt in seinem Buch „Wissenschaftliches Arbeiten“ folgende Qualitätskriterien

für den wissenschaftlichen Diskurs: „Relevanz, Objektivität, Prägnanz, formale Korrektheit,

aktueller Wissensstand, Übersichtlichkeit und Nachvollziehbarkeit“ (Heesen 2014, S. 27). All

diese Kriterien sind auch für das Verfassen der VWA von großer Bedeutung. Welche

Gewichtung sie für die Beurteilung der Arbeit erhalten, hängt schließlich vom

Erwartungshorizont der Betreuungsperson und von der Art der jeweiligen Arbeit ab (Heesen

2014, S. 28).

8 Die freiwillige Fachbereichsarbeit wurde mit der neuen Prüfungsordnung AHS vom 30.05.2012 durch die

verpflichtende vorwissenschaftliche Arbeit abgelöst.

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Wissenschaftliches Arbeiten

Die Unterscheidung zwischen dem wissenschaftlichen Arbeiten als dem Prozess und der

wissenschaftlichen Arbeit als dem Produkt, wird sowohl bei Rauscher (1991, S. 14) als auch

bei Voss (2014, S. 19) getroffen. Diese Trennung von Herangehensweise und

wissenschaftlichem Tun und dem fertigen Werk am Ende ist für die Betrachtung der VWA

sinnvoll, da auch der Beurteilungsraster zwischen diesen beiden Teilbereichen unterscheidet.

3.1. Die „gute wissenschaftliche Praxis“

Was macht eine wissenschaftliche Arbeit im Wesentlichen aus? Die Einhaltung der guten

wissenschaftlichen Praxis, eine dem Thema angepasste Wissenschaftssprache und eine

spezielle Struktur und Form kennzeichnen sie im engeren Sinn.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat im Rahmen einer Denkschrift (DFG 2013, S. 13–

14), welche sich in erster Linie an Hochschulen richtet, auf die Wichtigkeit eines guten

Umgangs mit der Wissenschaft hingewiesen:

„Wissenschaftliche Arbeit beruht auf Grundprinzipien, die in allen Ländern und in

allen wissenschaftlichen Disziplinen gleich sind. Allen voran steht die Ehrlichkeit

gegenüber sich selbst und anderen. Sie ist zugleich ethische Norm und Grundlage

der von Disziplin zu Disziplin verschiedenen Regeln wissenschaftlicher

Professionalität, das heißt guter wissenschaftlicher Praxis. [...] Sie ist

Voraussetzung für eine leistungsfähige, im internationalen Wettbewerb anerkannte

wissenschaftliche Arbeit.“

Des Weiteren wird die große Gefahr betont, die bei unredlichem Umgang mit der Wissenschaft

droht: schwindendes Vertrauen in die Wissenschaft, schwindendes gegenseitiges Vertrauen

zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Unmöglichkeit von erfolgreichem

wissenschaftlichen Arbeiten (DFG 2013, S. 13).

Die Prinzipien, die die gute wissenschaftliche Praxis auszeichnen, sind in vielerlei Form

festgehalten, unter anderem in einer Veröffentlichung von ALLEA – All European Academies,

welche den „Europäischen Verhaltenskodex für Forschungsintegrität“ (ALLEA 2017)

zusammenfasst. Dieser richtet sich an alle wissenschaftlichen Disziplinen. Die Verantwortung

von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wird hierbei nicht nur auf den Umgang mit

Quellen beschränkt, sondern bezieht sich auf ethische Aspekt wissenschaftlichen Handelns.

Gute wissenschaftliche Praxis beruht nach dieser Veröffentlichung auf den folgenden vier

Grundsätzen (ALLEA 2017, S. 4):

• Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit in der Gewährleistung wissenschaftlicher

Qualität in Bezug auf Form, Methodik, Auswertung und dem Gebrauch von

Quellen.

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Wissenschaftliches Arbeiten

• Redlichkeit bei der Entwicklung, Durchführung, Überprüfung und

Kommunikation von Forschung in transparenter, fairer, vollständiger und

vorurteilslosen Weise.

• Respekt gegenüber Kolleginnen und Kollegen, Forschungsmitarbeiterinnen und

-mitarbeitern, der Gesellschaft, dem Ökosystem, dem kulturellen Erbe und der

Natur.

• Verantwortung für die Forschung von der Idee bis zur Veröffentlichung, für ihr

Management und ihre Organisation, für Schulung, Betreuung und Beratung und

für ihren weitreichenden Einfluss.

Nachdem Schülerinnen und Schüler beim Verfassen der VWA nicht zwingend neue Erkennt-

nisse zutage fördern sollen, welche einen weitreichenden Einfluss auf die Wissenschaftswelt,

Gesellschaft und Natur haben, sind für sie primär der zweite Punkt und in Teilen auch der erste

Punkt von Bedeutung. Der sorgsame, nachvollziehbare und redliche Umgang mit Quellen wird

klar eingefordert. Hierfür werden den Schülerinnen und Schülern auf den Websites9 des BMB

Hilfestellung in Form von PDF-Dokumenten bereitgestellt, welche eine richtige Zitierweise

(„Richtig zitieren“) dokumentieren und als Anleitung dienen.

3.2. Wissenschaftliche Sprache

Wissenschaftliches Arbeiten erfordert ein hohes Maß an „Eindeutigkeit und Einheitlichkeit

jeder Aussage“ (Rauscher 1991, S. 18) und damit sprachliche Konsequenz und Klarheit.

Ästhetische Aspekte spielen eine der Genauigkeit untergeordnete Rolle, wobei klare Systematik

und Methodik im Vordergrund stehen sollen. Die für jede Wissenschaft typischen sprachlichen

und methodologischen Konventionen müssen im Erarbeitungsprozess erlernt werden (Voss

2014, S. 30). Eigenständige Schlussfolgerungen und Denkansätze müssen als solche

ausgewiesen werden. Nicht nur die verwendeten Begrifflichkeiten und präzisen Definitionen

heben die Fachsprache von der Alltagssprache ab, sondern auch der Anspruch an

Zeichensetzung und Grammatik ist erhöht (Rauscher 1991, S. 19). Gleichzeitig ist eine einfache

(nicht vereinfachte) und allgemeinverständliche Sprache (zumindest für die angesprochene

Zielgruppe) zu verwenden. Der unnötige Gebrauch von Fremdwörtern und sprachlichen

Verzierungen ist daher zu vermeiden. Rauscher (1991, S. 19) fasst den sprachlichen Anspruch

an Wissenschaft folgendermaßen zusammen:

„Wissenschaftlicher Sprachstil, der sich objektiv mit einem gewählten Thema

befassen will, ist neutral und sachlich, nicht aber Ausdruck eines Weltbildes oder

ein Gesinnungsaufsatz. [...] Der Stil soll dem potentiellen Leserkreis angepasst sein

– gleiches gilt für die Qualität wie für die Quantität der Verwendung von

Anmerkungen.“

9 www.ahs-vwa.at und www.literacy.at (zuletzt aufgerufen am 09.01.2018)

Seite 28 von 172

Wissenschaftliches Arbeiten

Wissenschaft kommt nicht ohne Fachbegriffe aus und ist von diesen geprägt: Hypothesen,

Gesetze und Theorien bilden die Grundlage (Voss 2014, S. 34). Hypothesen dienen der

Formulierung allgemeingültiger Begründungen bzw. Vermutungen für bestimmte Sachverhalte

und ergeben in ihrer Gesamtheit eine Theorie, die, wenn sie sich bereits bewährt hat auch als

Gesetz bezeichnet werden kann. (Voss 2014, S. 36; Leopold-Wildburger und Schütze 2010, S.

6). Insbesondere in der Physik spielen Gesetze, auch Naturgesetze genannt, eine überaus

wichtige Rolle. Sie beschreiben aus Beobachtungen resultierende Zusammenhänge

physikalischer Größen, die einem bestimmten Regelmäßigkeit gehorchen. Der Physiker und

Nobelpreisträger Richard P. Feynman beschreibt das Wesen physikalischer Gesetze folgender-

maßen (Feynman et al. 1990):

„Selbst die Künstler schätzen Sonnenuntergänge, den Wellengang des Ozeans und

den Lauf der Gestirne am Himmel. [...] Schon die Betrachtung dieser Dinge bereitet

uns ein ästhetisches Vergnügen. Darüber hinaus durchwaltet ein Rhythmus, eine

dem leiblichen Auge unsichtbare Regelmäßigkeit zwischen den Naturer-

scheinungen die Welt, die nur durch die Analyse sichtbar wird und die wir

physikalische Gesetze nennen.“

Die wissenschaftliche Fachsprache (auch Wissenschaftssprache) entsteht und entwickelt sich

also aus einem stetig wachsenden Wissensrepertoire und Erkenntnisgewinn. Wissenschaftler

eignen sich diese Art der schriftlichen und mündlichen Kommunikation im Laufe ihrer Studien-

und Post-Studienzeit an und erweitern diese durch die Befassung mit entsprechenden

Spezialgebieten. Schülerinnen und Schülern fehlt diese Expertise und damit der gewohnte

Umgang mit etablierter Wissenschaftssprache. Diese für die jeweils gewählte Themenstellung

zu erwerben ist zentraler Aspekt des Entstehungsprozesses der VWA.

3.3. Forschungsfrage bzw. Fragestellung

Jede wissenschaftliche Arbeit wird um eine Forschungsfrage herum aufgebaut, welche das

zentrale Interesse der Abhandlung in den Fokus stellt. Auch bei der vorwissenschaftlichen

Arbeit ist die Formulierung einer solchen Fragestellung – neben Thema, Problemstellung und

Ergebnissen – verpflichtend in den Abstract einzubinden (BMUKK 30.05.2012, S. 5). In der

Fachliteratur wird dazu angehalten bereits zu Beginn zur Eingrenzung des Themenbereichs eine

konkrete Forschungsfrage zu formulieren, um einen erfolgreichen Arbeitsprozess in Gang zu

bringen (Leopold-Wildburger und Schütze 2010, S. 41; Heesen 2014, S. 25).

Henz (2012) widmet in ihrem Praxisbuch zum vorwissenschaftlichen Arbeiten in der Schule

ein ganzes Kapitel der Forschungsfrage. Sie diskutiert Qualitätsmerkmale einer „guten

Forschungsfrage“ und unterscheidet auch zwischen verschiedenen Fragetypen, welche für

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Wissenschaftliches Arbeiten

unterschiedliche Arten von Arbeiten Anwendung finden sollen. Als wichtigste Eigenschaften

der expliziten Fragestellung werden die folgenden genannt (Auswahl, Henz 2012, S. 53–60):

• grenzt das Thema ein

• offene und konkrete Formulierung

• ist nicht in sich widersprüchlich

• kann restlos beantwortet werden

• kann in einen Satz gefasst werden

• gibt einen Hinweis auf Methode bzw. Literaturbearbeitung

Ist eine Fragestellung nach den obigen Punkten formuliert, so kann sie mithilfe der Methode

der „7 W-Fragen“ noch einmal überprüft werden (Esselborn-Krumbiegel 2004, 64-66):

1. Was will ich herausfinden?

2. Welche Unterfragen könnte ich stellen?

3. In wie weit ist mein Thema anderen Themen ähnlich?

4. Worin unterscheidet sich mein Thema von ähnlichen anderen Themen?

5. Was könnte sich an meinem Thema noch ändern?

6. Was soll an meinem Thema unbedingt so bleiben?

7. Welchen Platz hat mein Thema ungefähr in der Forschungslandschaft?

Bereits mithilfe der ersten Frage soll eine Forschungsfrage, die sich als roter Faden durch die

Arbeit zieht, formuliert werden. Die weiteren Fragen dienen der Überprüfung möglicher

Zusammenhänge und Implikationen. Ziel ist es auch hier, erst mit dem gezielten Lesen von

Fachliteratur zu beginnen, wenn die Fragstellung klar ist.

Das Bundesministerium sieht es als Aufgabe der Betreuungsperson an im Rahmen des

Coachings und der Begleitung der Arbeit die Schülerinnen und Schüler zunächst zu konkreten

Fragestellungen hinzuführen. Das soll die Eingrenzung des Themas erleichtern und die

Zielsetzung zu konkretisieren (BMB 2016, S. 12). Auch andere Quellen belegen, dass die

Formulierung einer Forschungsfrage vor Beginn des Schreibprozesses ein unumgänglicher

Schritt sei, der die Struktur, den logischen Aufbau und das Ergebnis der Arbeit stark beeinflusst

(Heesen 2014, S. 85; Hirsch-Weber und Scherrer 2016, S. 115).

3.4. Wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben in der Schule

„Schreiben“ ist nicht nur eine Schlüsselkompetenz, die in allen wissenschaftlichen Berufen von

außerordentlicher Wichtigkeit ist, sondern es ist in allen post-schulischen Tätigkeitsfeldern

gefragt. Die Produktion von Texten, das Verschriftlichen des eigenen Wissens und Denkens

wird von Schülerinnen und Schülern schon in frühen Phasen ihrer Schullaufbahn verlangt. Neu

seit der Einführung der SRDP in Österreich ist, dass auch das Verfassen wissenschaftlicher

Texte Einzug in die Schulen hält. Wer ein positives Reifeprüfungszeugnis erlangen möchte,

muss eine „Vorwissenschaftliche Arbeit“ (in den AHS) bzw. eine „Diplomarbeit“ (in den BHS)

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Wissenschaftliches Arbeiten

verfassen. Damit ist nicht nur ein neues Tätigkeitsfeld für die Schreibdidaktik und die damit

verbundene Forschung entstanden, sondern die Fachdidaktiken aller Schulfächer sind dadurch

vor neue Herausforderungen gestellt.

Die Schreibdidaktik beschäftigt sich im weitesten Sinne mit „dem Schreibenlernen und

Schreibenlehren“ und im speziellen mit den Fragen, wie Schreibprozesse positiv gestaltet

werden können, welche Betreuung im Zuge des Schreibprozesses nötig ist und wie

Kompetenzen in diesem Bereich gefördert und ausgebaut werden können (Becker-Mrotzek et

al. 2017, S. 9–10). An vielen Hochschulen sind bereits Schreibzentren10 etabliert, welche sich

der Problematik des wissenschaftlichen Arbeitens widmen.

Die beiden folgenden Abschnitte beschäftigen sich mit der Begleitung von Schreibprozessen

und den speziellen Herausforderungen, auf die junge Schreiberinnen und Schreiber stoßen. Im

Anschluss daran wird analysiert, welche Rolle die vorwissenschaftliche Arbeit und deren

Begleitung in den Curricula der Lehramtsstudien (im Rahmen der LehrerInnenausbildung NEU

in Österreich) spielt.

3.4.1. Begleitung von Schreibprozessen

Schülerinnen und Schüler erwerben während ihrer gesamten Schullaufbahn – vorwiegend im

Rahmen des Deutschunterrichts – nach und nach Kompetenzen im Bereich des Verfassens von

Texten. Esterl und Saxalber (2010, S. 9) betonen, dass das Schreiben nicht nur als ein Prozess

verstanden werden muss, der verschiedene Etappen durchläuft, sondern auch die Wichtigkeit

eines gelungenen Zusammenwirkens zwischen Lehrenden und Lernenden um diese Etappen

erfolgreich zu meistern. Im Rahmen der Schreibdidaktikforschung werden die Abläufe

innerhalb eines solchen Schreibprozesses in Schule und Universität beforscht und analysiert.

Eine zentrale Rolle innerhalb dieses Forschungsgebietes spielt die Fragestellung, ab wann die

zum wissenschaftliches Schreiben nötigen Kompetenzen vermittelt werden sollen. Einige

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forderten bereits vor der gesetzlichen Einigung auf

die „Vorwissenschaftliche Arbeit“, dass bereits im Gymnasium die Kompetenz zum Verfassen

wissenschaftlicher Texte gefördert werden muss (Sitta 2010, S. 115). Der Schreibunterricht im

Gymnasium konzentriert sich auf kurze Texte und Erörterungen, die eine zusammenfassende

oder argumentative Auseinandersetzung mit einem Thema verlangen. Sitta (2010, S. 116) wirft

die Frage auf, ob diese Art des Schreibens wirksam auf die wissenschaftliche Befassung mit

Texten, welche an den Universitäten in ausgewählten Studien bereits zu Studienbeginn verlangt

10 Siehe beispielsweise das Schreibzentrum der Karl-Franzens-Universität Graz: https://lehr-studienservices.uni-

graz.at/de/studienservices/schreibzentrum/

Seite 31 von 172

Wissenschaftliches Arbeiten

wird, vorbereitet. Er differenziert die beiden Textsorten nach Ortner (2000, S. 346 ff) in

„Spontanschreiben“ (wie es in der Schule beim Verfassen von Aufsätzen passiert) und

„elaboriertes Schreiben“ (Langtexte auf wissenschaftlicher Basis). Tabelle 2 stellt die

wesentlichen Unterschiede der beiden Textsorten gegenüber. Während Spontanschreiben stark

alltagsbezogen ist, sowohl sprachlich als auch thematisch, konzentriert sich das elaborierte

Schreiben auf eingeschränkte domänenabhängige Themengebiete, die einer Behandlung auf

gehobenem Sprachniveau bedürfen.

Tabelle 2: Spontanschreiben und elaboriertes Schreiben - die wesentlichen Unterschiede der beiden

Schreibformen. (Sitta 2010, S. 117)

Spontanschreiben Elaboriertes Schreiben

Kurztexte

Alltagssprache

Alltagsthemen

geringe Mengen stabil verankerten Wissens

Wissen wiedergeben

konkret, personal, ich-zentriert,

exemplarisch, anschaulich, pauschal

thematisch lockere Bezüge

Satz-für-Satz-Produktion

Langtexte

Bildungs-, Fach-, Wissenschaftssprache

domänenspezifische Themen

große Mengen heterogenen und

heteronomen Wissens

Wissen schaffen

abstrakt, intersubjektiv, Exemplarisches nur

eingebettet, nicht auf Einzelfall bezogen

Wissenspräsentationszusammenhänge

Produkt-, Problem-, Prozesszerlegung,

Textcompartmentalisierung

Der Unterricht in den Gymnasien beschränkt sich im Wesentlichen auf die Textform des

Spontanschreibens, welches im Rahmen von Schularbeiten abgeprüft wird. Hierzu sind die

maßgeblichen Eigenschaften der wissenschaftlichen Beschäftigung mit einer Thematik nicht

erforderlich.

Mit der Einführung der neuen standardisierten Reifeprüfung an österreichischen allgemein-

bildenden höheren Schulen wurde dahingehend ein Umdenken eingeläutet. Nachdem jede

Schülerin und jeder Schüler nun dazu verpflichtet ist, für einen positiven Abschluss der Matura

eine vorwissenschaftliche Arbeit zu verfassen, muss eine dementsprechende Vorbereitung an

den Schulen geboten werden und stattfinden. Das Bundesministerium empfiehlt, diese

Vorbereitung in Form von unverbindlichen Übungen oder Wahlpflichtfächern anzubieten, in

denen alle wesentlichen Aspekte des wissenschaftlichen Arbeitens besprochen und vertieft

werden. Die unverbindliche Handreichung, welche vom BMB als unterstützende Information

Seite 32 von 172

Wissenschaftliches Arbeiten

für Schülerinnen und Schüler, sowie Lehrpersonen zur Verfügung gestellt wurde, kann als

Arbeitsunterlage für diese Lehrveranstaltungen dienen (BMB 2016).

Das an der Universität Klagenfurt eingerichtete Österreichisch Zentrum für Deutschdidaktik

beschäftigt sich mit der Frage, durch welche Art von Schreibunterricht Studierende in Studium

und Beruf erfolgreich sind (Saxalber und Witschel 2010, S. 142). Saxalber und Witschel (2010,

S. 143) halten nachdrücklich fest, dass das „Ausdifferenzieren der (schriftlichen)

Bildungssprache“ erst im jungen Erwachsenenalter mit zunehmender selbstständiger

Beteiligung am gesellschaftlichen Leben vonstattengeht:

„Für den Ausbau einer entfalteten Schriftlichkeit reicht eine gegebene Kompetenz

in der Mündlichkeit nicht aus, es bedarf einer gefestigten Erfahrung mit Literacy,

mit den Angeboten in schriftlicher Umgebung. Die/der Schreibende tritt ein, in eine

verdichtete Sprachwelt, die gleichzeitig auch eine geschärfte Denkwelt darstellt.

[...] Die Aneignung von Welt geschieht nicht aus sich selbst heraus, sondern in der

Auseinandersetzung mit Informationen und Meinungen anderer.“

Aus den angeführten Gründen ist eine professionelle Vorbereitung der Schülerinnen und

Schüler noch vor dem Planungs- und Schreibprozess unerlässlich. Insbesondere müssen

„Textverständnis, Textanalyse und Textproduktion“ sowie „eine Wissenschaftssprache und

wissenschaftliche Arbeitsweise“ (Saxalber und Witschel 2010, S. 145) in allen Fachbereichen

in der Schule trainiert und gefördert werden.

3.4.2. Vorbereitung auf den Betreuungsprozess für Lehramtsstudierende

Für die Ausbildung von Lehrpersonen in Österreich mit Hinblick auf die VWA (an den AHS)

bzw. die Diplomarbeit (an den BHS) heißt das konkret, dass Lehramtsstudierende darauf

vorbereitet werden müssen, wie eine Hinführung an Wissenschaftlichkeit gelingen kann

(Saxalber und Witschel 2010, S. 148). Das Curriculum für das Bachelorstudium Lehramt

Sekundarstufe Allgemeinbildung, welches von insgesamt vier Universitäten (Kärnten und

Steiermark) und vier Pädagogischen Hochschulen (Burgenland, Kärnten, Steiermark) als

gemeinsames Studium eingerichtet wurde, ist die Basis für die „LehrerInnenausbildung NEU“

des Entwicklungsverbundes Süd-Ost11 in Österreich.

11 Im Jahr 2013 wurde die „PädagogInnenbildung Neu“ beschlossen, im Zuge derer eine enge

Kooperation zwischen Universitäten und Pädagogischen Hochschulen erwirkt wurde. An den

genannten vier Universitäten und vier Pädagogischen Hochschulen wird seither ein gemeinsames

Lehramtsstudium angeboten. Für weitere Informationen siehe http://www.lehramt-so.at/ .

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Wissenschaftliches Arbeiten

Tabelle 3 zeigt konkrete Erwähnungen der Vorbereitung auf die Betreuung vorwissen-

schaftlicher Arbeiten (fett hervorgehoben) einerseits bzw. der Einführung in die

wissenschaftliche Praxis andererseits nach Unterrichtsfächern getrennt und mit Angabe des

jeweiligen Moduls im Curriculum. Im Vergleich zu den bis zum Studienjahr 2014/15 gültigen

Curricula für die Lehramtsstudien, hat das Erlernen der wissenschaftlichen Praxis stark an

Relevanz zugelegt. Zuvor wurde die Fähigkeit zum wissenschaftlichen Schreiben an

Universität (nicht nur im Rahmen der Lehramtsstudien) vorausgesetzt und war nicht Inhalt

eigener Lehrveranstaltungen (Saxalber und Witschel 2010, S. 147).

Tabelle 3: Erwähnungen der vorwissenschaftlichen Arbeit (fett hervorgehoben) bzw. des

wissenschaftlichen Arbeitens im laufenden Curriculum für Lehramtsstudien (Karl-Franzens-

Universität Graz 2016)

Unterrichts-

fach Modulbezeichnung Zitat aus dem Curriculum

Bewegung

und Sport

Einführung in

wissenschaftliches

Arbeiten

Lernergebnisse/Kompetenzen:

Die AbsolventInnen des Moduls

- besitzen grundlegende Fähigkeiten zum wissenschaftlichen Arbeiten im

geistes- bzw. sozial-wissenschaftlichen sowie naturwissenschaftlichen

Bereich (ethische Grundlagen und Grundregeln guter wissenschaftlicher

Praxis (GSP), Literaturrecherche, Problemidentifikation und

Hypothesengewinnung, Untersuchungsdesign, Messmethoden und

Datenerfassung, Statistik, Interpretation und Diskussion im Rahmen

quantitativer und qualitativer Methoden sowie Präsentation und

Verfassen einer Arbeit nach wissenschaftlichen Richtlinien);

- die Fähigkeit, Forschungsfragen zu formulieren, Daten und

Informationen zu erheben und strukturiert sowie systematisch zu

verarbeiten, auszuwerten und zu interpretieren sowie Zitationstechniken

adäquat anwenden zu können.

Biologie und

Umwelt-

kunde

Freilanddidaktik

und

Schulveranstaltun-

gen

Lernergebnisse/Kompetenzen:

Die AbsolventInnen des Moduls

- können kompetenzorientierten Unterricht und Anstöße zu

vorwissenschaftlichen Arbeiten fördern.

Bosnisch-

Kroatisch-

Serbisch

Grundausbildung

Slawistik

Inhalt:

- Wissenschaftliche Arbeitstechniken

Lernergebnisse/Kompetenzen:

Die AbsolventInnen des Moduls

- besitzen Grundkenntnisse des wissenschaftlichen Arbeitens und

Darstellens.

Darstellende

Geometrie

Kompetenzen (BA

und MA)

Fachwissenschaftliche Kompetenzen

Die AbsolventInnen verfügen über die Fähigkeit zur selbstständigen

wissenschaftlichen Arbeit im Fach Geometrie und haben die Bereitschaft

und Fähigkeit, den Fortschritt der betreffenden Wissenschaften durch

eigenständigen Kompetenzerwerb nachzuvollziehen.

Deutsch Praktische

Kompetenzen

Inhalt:

- Publikationsformate, Umgang mit Quellen, Zitiertechniken;

Recherchieren und Bibliografieren; Einbindung von Sekundärliteratur

und Zitaten in wissenschaftliche Arbeiten

Lernergebnisse/Kompetenzen:

Die AbsolventInnen des Moduls kennen

- facheinschlägige Informationsquellen und Recherchetools sowie

Möglichkeiten ihrer effizienten und zielgerichteten Nutzung für

wissenschaftliche Fragestellungen.

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Wissenschaftliches Arbeiten

Wissenschaft-

liches Schreiben

und Förderung

wissenschaftlicher

Textkompetenz

Inhalt:

- Wissenschaftliches Schreiben und Förderung wissenschaftlicher

Textkompetenz

Lernergebnisse/Kompetenzen:

Die AbsolventInnen des Moduls können

- relevante Fachliteratur gezielt recherchieren, auswählen und in eigene

wissenschaftliche Arbeiten (Bachelorarbeit) bzw. in didaktische

Konzepte einbinden;

- eigene Texte und Texte von SchülerInnen hinsichtlich ihrer

„Wissenschaftlichkeit“ analysieren und einschätzen und ihre eigene

wissenschaftliche Textkompetenz optimieren;

- die wissenschaftspropädeutische Textkompetenz von SchülerInnen

durch diagnosegestützte, domänenspezifische Maßnahmen und

Aufgabenstellungen fördern.

Englisch

Kompetenzen (BA

und MA)

Fachkompetenzen

Im Besonderen besitzen die AbsolventInnen

- die Kenntnis wissenschaftlicher Methoden und die Fähigkeit zur

Durchführung wissenschaftlicher Forschung und einschlägiger Arbeiten

und Projekte unter Einbeziehung relevanter elektronischer Medien;

Anglophone

Literary Studies I:

Introduction

Inhalt:

- Einführung in die Literaturwissenschaft und die wissenschaftlichen

Herangehensweisen an literarische Texte

Italienisch

Französisch

Kompetenzen (BA

und MA)

Fachkompetenzen

Die AbsolventInnen verfügen über

- die Kenntnis wissenschaftlicher Methoden und Fragestellungen und die

Fähigkeit zur Konzeption und Durchführung wissenschaftlicher Arbeiten

und Projekte;

Sprachwissenschaft

3

Lernergebnisse/Kompetenzen:

Die AbsolventInnen des Moduls

- verfügen über wissenschaftliche (Grund-)Kompetenz in selbstständiger

Forschungsarbeit: Formulieren einer Forschungsfrage und Auswahl einer

geeigneten Methode zu deren Beantwortung; Literaturrecherche und -

synthese; kritische Auseinandersetzung mit sprachwissenschaftlichen

Themen und deren Darstellung in der Sekundärliteratur; Datenerhebung,

-auswertung und -präsentation;

Geographie

und

Wirtschafts-

kunde

Fachdidaktik Inhalt:

- Reifeprüfung und vorwissenschaftliche Arbeit

Geschichte

und

Sozialkunde

Einführungsphase

Inhalt:

- Einführung in die Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens und

Darstellens in mündlicher und schriftlicher Form

- Einführung in die wichtigsten Hilfsmittel von HistorikerInnen: Umgang

mit Quellen und Literatur, Internet und neue Medien, Bibliotheken,

Zitierregeln etc. Lernergebnisse/Kompetenzen:

Die AbsolventInnen des Moduls

- werden mit der disziplinären Matrix der Geschichtswissenschaft, ihren

institutionellen Voraussetzungen, Methoden, Theorien und

Arbeitsweisen sowie ihren Beziehungen zu den benachbarten

Sozialwissenschaften vertraut gemacht; in diesem Zusammenhang führt

insbesondere das Propädeutikum in forschungsnaher Weise in die

Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens ein und leitet die Recherche in

facheinschlägigen Informationssystemen an.

Informatik Fachspezifische

Vertiefungsfächer

Gebundenes Wahlmodul am Standort AAU/TUG

Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten

Katholische

Religion

Kompetenzen (BA

und MA)

Fachdidaktische Kompetenzen

Die AbsolventInnen

- sind in der Lage, vorwissenschaftliche Arbeiten im Hinblick auf

Inhalte, Argumentation, Stilistik, Zitation, Literatursuche,

Arbeitsmethoden und Präsentation zu betreuen und zu bewerten und

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Wissenschaftliches Arbeiten

MaturantInnen zu unterstützen, sich angemessen auf die

Prüfungssituation vorzubereiten.

Einführung in die

Theologie

Inhalt:

- Einführung in die Kriterien wissenschaftlichen Arbeitens sowie

Erprobung und Anwendung verschiedener Formen des

wissenschaftlichen Arbeitens Lehrveranstaltungen

Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten

Mathematik Kompetenzen (BA

und MA)

Fachmathematische Kompetenzen

Niveau der fachlichen Durchdringung

Die AbsolventInnen

- können Anknüpfungspunkte zur höheren Mathematik herstellen und

verfügen über ausreichende Fachkenntnisse, um „vorwissenschaftliche

Arbeiten“ betreuen zu können;

Psychologie/

Philosophie

Kompetenzen (BA

und MA)

Fachwissenschaftliche Kompetenzen

Die AbsolventInnen verfügen über

- Fähigkeit zum selbstständigen wissenschaftlichen Arbeiten in beiden

Disziplinen;

Einführung in die

Ethik und in weitere

Disziplinen der

Philosophie

Inhalt

Wissenschaftstheorie (Gegenstand/Aufgaben der Wissenschaften,

Kategorisierungen der Wissenschaften, Kriterien der

Wissenschaftlichkeit, Wissenschaftliche Methoden und Begriffsbildung,

Hypothesen- und Theorienbildung, Beobachtung und Experiment,

Erklärung und Vorhersage, Stützung, Bewährung und Falsifikation von

Theorien, Psychologische, soziologische und logische

Betrachtungsweisen von Wissenschaft)

Vertieftes

wissenschaftliches

Arbeiten

Lernergebnisse/Kompetenzen:

Die AbsolventInnen des Moduls

- haben die Fähigkeit zum selbstständigen wissenschaftlichen Arbeiten in

beiden Disziplinen;

- haben ein Grundverständnis der empirischen Bildungsforschung und

des empirischen wissenschaftlichen Arbeitens im Bereich der

Fachdidaktik;

- haben die Fähigkeit, Sprache in der Wissenschaftsvermittlung

modellhaft, d. h. präzise, explizit und korrekt zu verwenden und

Ausführungen klar, kohärent und nachvollziehbar zu strukturieren sowie

Bildungssprache sowohl schriftlich als auch mündlich situations-,

funktions-, und domänenadäquat zu verwenden;

...

Physik Kompetenzen (BA

und MA)

Fachdidaktische Kompetenzen

- sind vertraut mit der wissenschaftlichen Methodik, auch im

Unterschied zu anderen Wegen der Wissensfindung;

In den Naturwissenschaften spielt die Aneignung von wissenschaftlichen Kompetenzen im

Gegensatz zu den Geisteswissenschaften und Sprachen eine untergeordnete Rolle. Im

Lehramtsstudium Physik findet sich kein konkreter Hinweis auf die vorwissenschaftliche

Arbeit, jedoch wird als Ziel im Bereich der „fachdidaktischen Kompetenzen“ der Umgang mit

der wissenschaftlichen Methodik genannt. Zum Vergleich gibt es im Curriculum des

Lehramtsstudiums Chemie keine Lehrveranstaltungen, die sich explizit mit dem

wissenschaftlichen Arbeiten auseinandersetzen bzw. die Kompetenzen in diesem Bereich

vermitteln sollen. Im Studienplan für das Lehramt Biologie und Umweltkunde wird als Ziel

eines Moduls die Fähigkeit zur Förderung von Anstößen zu vorwissenschaftlichen Arbeiten

genannt und auch im Unterrichtsfach Mathematik erlernen die Studierenden die

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Wissenschaftliches Arbeiten

„Fachkenntnisse, um vorwissenschaftliche Arbeiten betreuen zu können“. Die Studierenden der

Fachrichtung Geografie und Wirtschaftskunde hören in einer Lehrveranstaltung der

Fachdidaktik Inhalte zu „Reifeprüfung und vorwissenschaftliche Arbeit“. In den

Geisteswissenschaften und den Sprachen sind die Nennungen hingegen vielfältiger und

zahlreicher und demnach oft auch in mehreren Modulen zu finden.

Eine von Saxalber und Witschel (2010) durchgeführte Studie des Österreichischen Zentrums

für Deutschdidaktik aus dem Jahr 2010, bei der insgesamt 70 Personen (davon 20 Lehrpersonen

für Deutsch an AHS/BHS, 15 Lehrende an Universität/PH, 24 Studierende unterschiedlicher

Disziplinen an Universitäten und 11 Studierende an der PH) im Rahmen von offenen

Leitfadeninterviews befragt wurden, liefern mitunter sehr aussagekräftige Ergebnisse. Die drei

Hochschulen, an denen die Interviews stattfanden waren die Pädagogische Hochschule

Kärnten, die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und die Fakultät für Bildungswissenschaft der

Freien Universität Bozen (Saxalber und Witschel 2010, S. 143). Es wurde untersucht, mit

welchen Schwierigkeiten junge Schreiberinnen und Schreiber wissenschaftlicher Arbeiten aus

Sicht der Lehrenden und aus eigener Sicht zu kämpfen haben. Die angegebenen

Schwierigkeiten lassen sich grob in die Kategorien Informations- und Recherche-, Schreib-,

Argumentations- und Sachkompetenz zuordnen.

68,6 % der befragten Studierenden gaben an, dass sie für ihre erste an der Universität zu

verfassende wissenschaftliche Arbeit (Proseminararbeit, Portfolio, Gruppenarbeit etc.) keine

Information bezüglicher der formalen Anforderungen erhalten hätten. Die restlichen 31,4 %

erhielten eine schriftliche Handreichung, mündliche Information oder Informationen im Laufe

der LV. Von den befragten Lehrenden hingegen führten nur 13,4 % an, die formalen

Anforderungen an die wissenschaftliche Praxis vorausgesetzt zu haben. Die übrigen

Lehrpersonen gaben an, die Kriterien entweder mittels schriftlicher Handreichung, mündlicher

Information, Erläuterung im Laufe der LV oder Erklärung der Zitierregeln vermittelt zu haben.

Diese Diskrepanz zwischen den Ansichten der Lehrenden und der Studierenden zeigt sich auch

bei der Frage, auf welche Schreibschwierigkeiten die Studierenden beim Verfassen ihrer ersten

wissenschaftlichen Arbeit stießen. Die Ergebnisse der Analyse sind in Abbildung 2 dargestellt.

Die relativen Anteile geben an, welcher Prozentsatz der Lehrenden bzw. der Studierenden die

jeweilige Problematik im Laufe der Interviews nannte. Für 42,9 % der Studierenden bestehen

die größten Schwierigkeiten in der Textsorte an sich, 31,4 % kämpften mit der inhaltlichen

Auseinandersetzung mit der vorgegebenen Thematik und für 28,6 % stellte das Formulieren

eine große Herausforderung dar. Weiters wurden das Zitieren und die Strukturierung der Inhalte

und der Arbeit von den Studierenden als problematisch erachtet. 86,7 % der Lehrenden

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Wissenschaftliches Arbeiten

hingegen gaben an, dass die Defizite der Studierenden im Formulieren am größten sind. Darauf

folgen mit 60 % die mangelnde Angemessenheit in Bezug auf die Textsorte und mit 53,3 %

Mängel bezüglich der Wissenschaftssprache. Diese Kategorie, sowie die Literatursuche, die

Textkomprimierung, das persönliche Resümee, die Unterscheidung zwischen Wesentlichem

und Unwesentlichem und die Fähigkeit Zitate kritisch zu bewerten wurde von keiner bzw.

keinem der Studierenden als schwierig oder problematisch angegeben. Auf die Frage, welche

Art von Hilfestellung sich die Studentinnen und Studenten bei ihrer ersten Arbeit gewünscht

hätten, gaben 22,9 % an, dass ein verpflichtender Schreibkurs hilfreich gewesen wäre. 20 %

hätten sich eine Schreibbegleitung, 17,1 % klare formale Vorgaben und 11,4 % klare

inhaltliche und formale Angaben gewünscht. (Saxalber und Witschel 2010, S. 164–166)

Abbildung 2: Schreibschwierigkeiten der Studierenden bei ihrer ersten wissenschaftlichen Arbeit an der

Universität laut Aussagen der Studierenden bzw. Lehrenden. In jeder Kategorie wurde gezählt, wie viele

Studierende bzw. Lehrende die jeweilige Anforderung während der Interviews als schwierig benannten

(Saxalber und Witschel 2010, S. 164).

Die Ergebnisse der Studie zeigen deutliche, dass Lernenden in den ersten Semestern ihrer

Studien die nötigen Kompetenzen im Bereich der wissenschaftlichen Arbeitsweise fehlen.

Sowohl die Lehrenden als auch die Studierenden selbst zeigten in den Interviews auf, wo die

Mängel bei der Texterstellung liegen. Der Wunsch nach einer intensiveren Begleitung und

Beratung kam deutliche hervor.

0%10%20%30%40%50%60%70%80%90%

100%

Schreibschwierigkeiten der Studierenden

(Aussagen Studierende - Lehrende)Studierende Lehrende

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Wissenschaftliches Arbeiten

Seite 39 von 172

Interessen im Physikunterricht

4. Interessen im Physikunterricht

Die vorliegende Arbeit soll mithilfe der von Schülerinnen und Schülern selbstgewählten

Themen für ihre vorwissenschaftlichen Arbeiten das Interesse der Lernenden innerhalb des

Fachbereichs Physik beleuchten. Die hier beforschte Stichprobe beleuchtet natürlich

hauptsächlich bereits für physikalische Inhalte interessierte Jugendliche, die sich aus eigenem

Antrieb und einer motivationalen Neigung für eine VWA aus diesem Gegenstand entschieden

haben. Dennoch soll eine Kategorisierung der Themen Aufschluss über die Interessensgebiete

der Schülerinnen und Schüler geben.

In diesem Abschnitt wird der Interessensbegriff genauer untersucht und im Hinblick auf zwei

Studien aus dem naturwissenschaftsdidaktischen Bereich, die IPN-Interessensstudie und die

ROSE-Studie, analysiert.

4.1. Der Interessensbegriff

Sowohl für Mädchen, als auch für Buben zählt Physik zu den unbeliebtesten Schulfächern. In

einer Studie, in der 751 Realschülerinnen und -schüler in Deutschland aufgefordert wurden,

ihre drei beliebtesten und ihre drei unbeliebtesten Schulfächer zu nennen, gaben 41,4 % (bei

den Mädchen: 61,3 %, Buben: 25,3 %) an, dass Physik zu den drei unbeliebtesten Fächern zählt

(siehe Abbildung 3). Immerhin 12,9 % (Mädchen: 3,6 %, Buben: 20,5 %) zählten Physik zu

ihren drei Lieblingsfächern. (Muckenfuß 1995, S. 76–77). Diese Ergebnisse aus dem Jahr 1995

sind zwar mittlerweile über 20 Jahre alt, haben aber nicht an Gültigkeit verloren. Eine Studie

der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) aus dem Jahr 2016 bestätigt die Befunde,

wonach die Physik zu den unbeliebtesten Schulfächern zählt und versucht dem Umstand

entgegenzuwirken: „Die hier vorgelegte Studie will einen Beitrag dazu leisten, dass sich das

ändert.“ (DPG 2016, S. 1)

Das schulische Umfeld und die Einstellungen im Elternhaus erklären diesen Umstand zu einem

bestimmten Teil, können aber nicht gänzlich Aufschluss über die Gründe für die Unbeliebtheit

des Faches geben. Häußler et al. (1996, S. 57) beschreiben aber, dass nicht grundsätzlich das

Interesse an Physik fehle, sondern nicht jede Einbettung der Inhalte für jeden Persönlichkeitstyp

bzw. je nach Selbstkonzept passend ist, also unterschiedliche Interessensstrukturen vorliegen:

„So mag es Schülerinnen bzw. Schüler geben, die an einer Diskussion der sozialen

Folgen von physikalischen Technologien brennend interessiert sind, sich aber von

der quantitativen Beschreibung der Physik abgestoßen fühlen; und andere, die sich

gerade für den formal-mathematischen Aufbau der Physik begeistern können, aber

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Interessen im Physikunterricht

sofort abschalten, wenn sie das Schlagwort von der gesellschaftlichen Relevanz

auch nur hören.“

Abbildung 3: Ergebnisse der Befragung von 751 Realschülerinnen und -schülern nach ihren drei

beliebtesten und drei unbeliebtesten Schulfächern. Das Diagramm zeigt die relativen Häufigkeiten der

Fachnennungen. (nach Muckenfuß 1995, S. 76)

Der gewählte Rahmen spielt demnach eine entscheidende Rolle in Bezug auf das Schülerinnen-

bzw. Schülerinteresse. Im fachdidaktischen bzw. pädagogischen Diskurs muss der

Interessensbegriff im Vergleich zum alltagssprachlichen Gebrauch klar definiert werden. Das

Interesse an einem Gegenstand zeichnet sich durch folgende Aspekte aus: er wird als

„persönlich wichtig erachtet“ und ist „mit positiven Gefühlen verbunden“ (Wiesner et al. 2011,

99).

Man unterscheidet in der Interessensforschung zwei Aspekte von Interesse: das individuelle

oder persönliche Interesse, welches sich stufenweise bildet und als persistent zu verstehen ist

und das situationale Interesse, dessen Ursache in einem spezifischen Zustand, einer bestimmten

Situation begründet ist. Im Gegensatz zum persönlichen Interesse ist das situative Interesse

spontan und ist meist nur von kurzer Dauer (Elster 2007, S. 2). Der Physikunterricht hat nun

die Aufgabe anhand ausgewählter Kontexte und Förderung des selbstbestimmten Handelns der

Schülerinnen und Schüler das situative Interesse hin zum individuellen Interesse zu fördern.

Abbildung 4 zeigt den Weg dieses als Interessensgenese bezeichneten Prozesses (Domjahn

2013, S. 1). Dieser Kreislauf beschreibt, wie das individuelle Interesse durch interessante

Kontexte und Lernsituationen beeinflusst werden kann. Eine anschließende Stabilisierung soll

14,6%

32,0% 29,0%

8,4%14,6% 16,6% 12,9%

8,5%

18,4%

5,5%

28,9%

9,5%

56,1%

-21,8%

-35,3%

-22,4%-14,5% -11,9%

-38,6% -41,4%

-11,5% -15,4%-10,7% -11,7%

-18,0%-8,7%

-60%

-40%

-20%

0%

20%

40%

60%

%

Beliebtheit der Schulfächer

beliebt unbeliebt

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Interessen im Physikunterricht

ein erhöhtes persönliches Interesse hervorrufen. Die Catchphase bezeichnet den Zeitraum, in

dem durch eine den Schülerinnen und Schülern interessant erscheinende Unterrichtssituation

situationales Interesse hervorgerufen wird. In der Holdphase wird das Interesse stabilisiert,

wobei einige Voraussetzungen für das Gelingen dieses Schrittes erfüllt sein müssen. Deci und

Ryan (1996, S. 116) sehen als Bedingungen für intrinsische Motivation, welche letztlich zu

stabilem situationalem Interesse führen kann, die Erfüllung von Grundbedürfnissen in

psychologischer und biologischer Hinsicht, die Möglichkeit zur Selbstbestimmung und das

Erleben sozialer Eingebundenheit. Sind diese Punkte erfüllt, ist in der Perspektivphase das

Ausbilden von individuellem Interesse möglich.

Abbildung 4: Modell des interessensgenetischen Unterrichts (Domjahn 2013, S. 1)

Im Laufe der Sekundarstufe I ist die höchste Abnahme des schulischen Interesses zu

beobachten, welche insbesondere in den Naturwissenschaften und Physik zu Buche schlägt.

Dieser Effekt ist bei Mädchen noch stärker als bei Buben. Um das Interesse zu fördern und

dieser negativen Interessensentwicklung entgegenzuwirken, sind fachdidaktische Inter-

ventionen nötig. Die Weichen für den Erhalt des naturwissenschaftlichen Interesses bis zur

Matura müssen bereits in der Unterstufe gestellt werden.

4.2. Die 3 Interessenstypen

Das Interesse in Bezug auf Physik kann in drei Interessensbereiche und drei Interessenstypen

eingeteilt werden (Strahl und Preißler 2014, S. 112). In Tabelle 4 sind diese Bereiche und Typen

aufgeschlüsselt.

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Interessen im Physikunterricht

Tabelle 4: Interessensbereiche und Interessenstypen nach Strahl und Preißler (2014) abgeleitet aus

den Ergebnissen der IPN-Interessensstudie (Hoffmann et al. 1998) In

tere

ssen

s-

ber

eich

e

Physik und

Technik

reine Physik, Inhalte der Wissenschaft Physik und Technik

(keine konkreten Anwendungen)

Mensch und

Natur Anwendungen von Physik und Erklärung von (Natur-) Phänomenen

Gesellschaft gesellschaftliche Bedeutung von Physik und Technik,

politische und geschichtliche Entwicklungen

Inte

ress

ens-

typen

Typ-

Bezeichnung Definition Merkmale

Typ A

(ca. 20 %)

interessiert sich für

alle drei Interessens-

bereiche gleich stark,

auch mathematische

Berechnungen von

Interesse

• naturwissenschaftlicher Typus

• zumeist männlich

• gute Noten in Physik

• keine Inhaltspräferenzen

• interessiert sich auch für andere

naturwissenschaftlich-technische Fächer und

Mathematik

• Deutsch, Kunst, Sprachen nicht bevorzugt

Typ B

(ca. 55 %)

Hauptinteresse im

Bereich Mensch und

Natur, gedämpftes

Interesse für die

anderen beiden

Bereiche

• Männer und Frauen zu gleichen Teilen

• Note meist im mittleren Bereich

• nicht vom eigenen Leistungsvermögen im

Physikunterricht überzeugt

• mögen die praktische Seite des Unterrichts

• Begeisterung für Naturerscheinungen

• bei keinem Schulfach ausgeprägtes Interesse

Typ C

(ca. 25 %)

Hauptinteresse im

Bereich

Gesellschaft,

eingeschränkt auch

im Bereich Natur

und Mensch

• geisteswissenschaftlicher Typus

• in höheren Klassen vermehrt Mädchen

• Physik-Note eher schlecht

• Vertrauen in Leistungen im Physikunterricht

gering

• nur Inhalte mit persönlicher Bedeutung interessant

• Naturerscheinungen und Soziales von Interesse

• Hauptinteresse sind Folgen von Physik und

Technologien

• Deutsch, Kunst und Fremdsprachen eher

interessant

Die vorliegende Diplomarbeit orientiert sich aufgrund der persönlichen Wahl des VWA-

Themas an Schülerinnen und Schülern, die sich aus eigener Motivation und aus persönlichem

Interesse für eine Arbeit aus dem Fachbereich der Physik entscheiden. Es wird daher davon

ausgegangen, dass es sich bei der untersuchten Stichprobe um Personen handelt, welche

zumindest an einem Teilaspekt der Naturwissenschaften bzw. der Physik besonders interessiert

sind.

4.3. Die IPN-Interessensstudie

Eine Studie, die sich anhand von Quer- und Längsschnittanalysen mit den Interessen von

Jugendlichen in Bezug auf physikalische Inhalte beschäftigte, ist die IPN-Interessensstudie des

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Interessen im Physikunterricht

Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften an der Universität Kiel (kurz: IPN). Die

Autoren unterschieden hierbei zwischen dem Fachinteresse der Schülerinnen und Schüler und

dem Sachinteresse. Das Fachinteresse bezieht sich auf das Schulfach Physik und die im

Physikunterricht vermittelten Inhalte, während das Sachinteresse das Interesse an der Physik

selbst – außerhalb des schulischen Rahmens – abbildet (Hoffmann et al. 1998, S. 9).

Die Autoren wollten mithilfe der Studie die Interessensentwicklung der Schülerinnen und

Schüler abbilden, wozu eine Längsschnittdesign vonnöten war. Die ersten Erhebungen wurden

im Jahr 1984 mit Jugendlichen der 5. Schulstufe vorgenommen, wobei dieselben Schülerinnen

und Schüler in den folgenden Jahren (bis inkl. 1989) wieder befragt wurden. Eine zusätzliche

Querschnittbefragung im Jahr 1984 in den Schulstufen 5 bis 10 und jährliche Befragungen in

der Schulstufe 9 sollte die Reliabilität der Daten stützen. (Hoffmann et al. 1998, S. 13)

Von den 26 an den Erhebungen beteiligten Schulen, waren 51 Klassen in die

Längsschnittstudien (1984-1989) eingebunden. Hierbei wurden je zwei Klassen pro Schule

ausgewählt. Für den Querschnitt wurden zusätzlich 24 Klassen (je eine Klasse pro Schule und

Schulstufe) der höheren Schulstufen (6 bis 10) befragt. (Hoffmann et al. 1998, S. 15)

Die in der Studie untersuchten Variablen sind: Interesse, Persönlichkeit, häusliches Umfeld und

Unterricht. Die Interessensvariablen wurden zusätzlich in Interesse am Schulfach Physik, durch

Physikunterricht induziertes Interesse an einer außerschulischen Beschäftigung mit Physik,

Sachinteresse Physik, Freizeitinteresse und Berufsinteresse unterschieden. (Hoffmann et al.

1998, S. 107).

Ergebnisse im Fachinteresse

Das Fachinteresse von Buben ist signifikant höher als jenes von Mädchen. Dieses Ergebnis

wird auch von Muckenfuß (1995, S. 77) bestätigt, wonach 61,3 % der Mädchen Physik unter

ihre drei unbeliebtesten Fächer einordnen während es bei den Buben nur 25,3 % sind. Ein

Vergleich mit den anderen naturwissenschaftlichen Schulfächern und Mathematik zeigt, dass

Jungen alle naturwissenschaftlichen Fächer als sehr ähnlich interessant einstufen, Mädchen

aber Biologie deutlich interessanter finden, als die anderen Fächer, gefolgt von Mathematik,

Chemie und Physik (siehe Abbildung 5).

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Interessen im Physikunterricht

Mädchen

Buben

Abbildung 5: Fachinteresse der Mädchen (links) und der Buben (rechts) an naturwissenschaftlichen

Fächern. Die Angaben beziehen sich auf die 7. bis 10. Schulstufe, was in der Österreich der 3. bis 6.

Klasse AHS entspricht. (Muckenfuß 1995, S. 78)

Wird das Interesse am Physikunterricht mit anderen Fächern verglichen – ausgewählt wurden

Deutsch, Kunst und Fremdsprachen – so zeigt sich, dass bei den Jungen Physik am

interessantesten ist, bei den Mädchen die Physik weit abgeschlagen auf dem 4. Platz landet.

Außerdem ist bei den Mädchen das Interesse an den anderen Schulfächern über die Schulstufen

hinweg gleichbleibend oder ansteigend, während das Interesse an Physik abnimmt. (Hoffmann

et al. 1998, S. 20–22).

Ergebnisse im Sachinteresse

Das Sachinteresse, welches mithilfe von 88 Items erhoben wurde, wurde zunächst in drei

Dimensionen unterteilt: Kontextdimension (Einbettung der Inhalte), Gebietsdimension (Inhalt

selbst) und eine Tätigkeitsdimension (Herangehensweise an den Inhalt), wobei jede Dimension

anschließend in Kategorien unterteilt wurde. Als für das Interesse förderliche Kontexte stellten

sich Alltags- und umweltbezogene Anbindungen heraus, welche für die Schülerinnen und

Schüler relevant sind. Mädchen werden meist über Kontexte und Tätigkeiten, die direkt die

Sinne ansprechen erreicht. Die gesellschaftliche Bedeutung der Naturwissenschaften und der

Bezug zum menschlichen Körper erwecken hohes Interesse. Gesetzmäßigkeiten, die

ausschließlich innerphysikalisch ohne Anwendungsbereich vermittelt werden, sind wenig

interessant, wobei ein Anwendungsbezug das Interesse steigert.

Das Mittel über alle 88 Items des Sachinteresses und über alle Schulstufen (5-10) ist sowohl

für Buben als auch für Mädchen im Laufe ihrer Schulzeit abnehmend. Jedoch liegen auch hier

– wie beim Fachinteresse – die Werte der Schüler signifikant höher als die der Schülerinnen.

(Hoffmann et al. 1998, S. 31)

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Interessen im Physikunterricht

Ergebnisse beim Freizeit- und Berufsinteresse

Das Freizeit bzw. Berufsinteresse wurde anhand von vier Faktoren, denen die einzelnen Items

zugeordnet wurden erhoben: Informationsinteresse in der Freizeit gegenüber Physik und

Technik, Interesse an einem spielerischen Umgang mit Physik und Technik, praktisches

Interesse an technischen Dingen und Interesse an einem naturwissenschaftlich-technischen

Beruf.

Sowohl im Freizeit- als auch im Berufsinteresse zeigt sich ein signifikant höheres Interesse der

Buben im Vergleich zu den Mädchen. Das Interesse an einem physikalischen Beruf nimmt bei

den Schülern im Laufe der Schulstufen 7 bis 10 stetig zu, während es bei den Schülerinnen

konstant auf einem niedrigen Level bleibt. Hingegen ist das Interesse an technikbezogenen

Berufen bei den Mädchen zwar niedriger als bei den Buben, jedoch über die Jahre steigend, bei

den Buben fallend (Hoffmann et al. 1998, S. 58).

Ergebnisse zu den Persönlichkeitsvariablen

Die Mittelwerte über die Items zum Erleben von Natur bzw. zum Umgang mit technischen

Geräten, zeigen, dass sich Mädchen in hohem Maße von Naturphänomenen beeindrucken und

faszinieren lassen (stärker als Buben) hingegen Buben der Umgang mit technischen Geräten

stärker beeindruckt. Im Gegensatz dazu geben viele Schülerinnen und Schüler an, dass der

Physikunterricht keine persönliche Bereicherung für sie darstellt. Die Bedeutung von Physik

für den eigenen Beruf erachten Buben signifikant höher als Mädchen, wobei diese Einstellung

sich im Laufe der Schuljahre verstärkt. Bei den Mädchen hingegen nimmt die erwartete

Bedeutung im Laufe der Jahre stetig ab.

Als weitere Faktoren wurden der Schulerfolg der Schülerinnen und Schüler und ihre

Einschätzung zu den Voraussetzungen für gute Noten erhoben. (Hoffmann et al. 1998, S. 71–

76). Eine Korrelation zwischen Sachinteresse und der Lernleistung im Unterrichtsfach Physik

konnte nicht nachgewiesen werden, hingegen existiert aber ein Zusammenhang zwischen dem

Fachinteresse und der Zeugnisnote (Strahl und Preißler 2014, S. 111)

Auf Basis der IPN-Interessensstudie, in der sich eine gravierende Geschlechterpolarität

niedergeschlagen hat, entstanden Interventionsmaßnahmen, die das Interesse von Mädchen und

Buben einerseits und aller Interessenstypen andererseits fördern sollten (Muckenfuß 1995, S.

58). Viele dieser Projekte waren aufgrund der geschlechterspezifischen Unterschiede speziell

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Interessen im Physikunterricht

auf Mädchen ausgerichtet (für weitere Informationen zu den Interventionsprojekten12 siehe

Muckenfuß (1995).

4.4. Die ROSE-Studie

Da die vorliegende Arbeit insbesondere die gewählten VWA-Themen der Schülerinnen und

Schüler untersucht, soll zunächst anhand der Ergebnisse einer internationalen Vergleichsstudie

– ROSE (The Relevance of Science Education) – zu den interessensbezogenen und

motivationalen Einflüssen auf das Lernen von Naturwissenschaften und Technik eingegangen

werden (Elster 2007, S. 2). Weltweit sind 40 Nationen an der Studie beteiligt, die sich an

Schülerinnen und Schüler am Ende der Sekundarstufe I im Alter von 14 bis 17 Jahren richtet.

Das Untersuchungsdesign besteht aus einem Fragebogen mit 250 geschlossenen Items, die

anhand einer vierstufigen Skala beantwortet werden und einer offenen Frage. Eine Unterteilung

des Fragebogens in sieben Teilbereiche erfolgte folgendermaßen (Elster 2007, S. 3):

• Worüber ich gerne lernen möchte

• Mein zukünftiger Beruf

• Einstellungen gegenüber Umweltproblemen

• Einstellungen gegenüber dem naturwissenschaftlichen Unterricht

• Meinungen zu Naturwissenschaften und Technik

• Außerschulische Erfahrungen

• Ich als Forscher (offene Frage)

Insbesondere der erste Fragenkomplex „Worüber ich gerne lernen möchte“ (bestehend aus 108

Items) zielt auf die Interessen der Schülerinnen und Schüler in Bezug auf

naturwissenschaftlichen Unterricht ab. Daher werden die Ergebnisse dieses Themenblocks für

Österreich und Deutschland vorgestellt. Elster (2007) betrachtet in ihrer Erhebung insbesondere

Forschungsfragen zu Interesse an naturwissenschaftlichem Inhalt und Kontext,

genderspezifische Unterschiede im Interesse und die Veränderung der Interessen innerhalb des

Zeitraums zehn Jahre vor der Publikation (1996-2006).

Die Stichprobe in Deutschland und Österreich wird von jeweils 26 Schulen unterschiedlicher

Schultypen mit insgesamt 1247 Schülerinnen und Schülern (davon aus Deutschland: 626,

Österreich: 621) im Alter von 14 bis 17 Jahren am Ender der 9. (in Österreich) bzw. 10.

Schulstufe (in Deutschland) gebildet. 53,7% der befragten Jugendlichen waren Mädchen,

46,3% Buben.

12 Als Maßnahmen werden z.B. das Projekt „Mehr Mädchen in Naturwissenschaft und Technik“ des

Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft (Deutschland), welches dazu geführt hat, dass mehr Mädchen

angaben Physik in der Oberstufe als Leistungskurs wählen zu wollen.

Seite 47 von 172

Interessen im Physikunterricht

Das Ausfüllen des Fragebogens beanspruchte je eine Schulstunde, wobei das Beantworten der

Fragen anhand einer vierstufigen Interessensskala von „nicht interessiert“ bis „sehr interessiert“

erfolgte (Elster 2007, S. 4).

Eine zweidimensionale Itemkonstruktion erlaubte die Erhebung zweier Dimensionen: Inhalt

und Kontext. Tabelle 5 veranschaulicht die Themen der jeweiligen Dimensionen:

Tabelle 5: Dimensionen der zwei-dimensionalen Itemstruktur (Elster 2007, S. 4)

Inhaltsdimension Kontextdimension

1. Astrophysik, Universum

2. Erde/Geowissenschaften

3. Humanbiologie

4. Zoologie

5. Botanik, Pflanzen

6. Chemikalien

7. Licht, Farben, Strahlung

8. Töne und Akustik

9. Energie und Elektrizität

10. Technik und Technologie

1. Umweltschutz

2. Praktischer Nutzen,

Alltagsrelevanz

3. Spektakuläre Phänomene

4. Besondere Relevanz für

Jugendliche

5. Gesundheit, Medizin

6. Fitness

7. Mystik, Wunder

8. Ästhetische Aspekte

9. Gesellschaftliche Relevanz (STS)

Hierbei können die fachlichen Inhalte aus der linken Spalte jeweils durch verschiedene

Kontexte aus der rechten Spalte eingebunden werden.

Die Auswertung der Studie lieferte in Deutschland und Österreich sehr ähnliche Ergebnisse

sowohl im Bereich der Inhalte, als auch in Bezug auf die gewählten Kontexte. Abbildung 6

zeigt eine zusammenfassende Darstellung der Resultate der Erhebungen. Eine Differenzierung

nach Mädchen und Buben zeigt neben dem Mittelwert des Interesses am jeweiligen Inhalt

(links) bzw. Kontext (rechts) die geschlechtsspezifischen Unterschiede.

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Interessen im Physikunterricht

Abbildung 6: Interesse von Mädchen und Buben an naturwissenschaftlichen Inhalten (links) bzw.

Kontexten (rechts), Mittelwert, vierstufige Likert-Skala: 1: „nicht interessiert“ - 4: „sehr interessiert“

(Elster 2007, S. 5)

Während einige Inhalte für Mädchen und Buben annähernd gleich interessant bzw.

uninteressant sind, weisen andere Themen eine deutliche Schere zwischen den Geschlechtern

auf. An den Bereichen Chemie, Energie und Technologie sind Buben deutlich stärker

interessiert als die Mädchen, hingegen haben Mädchen im Bereich der Humanbiologie einen

Interessensvorsprung. Die Zoologie und Licht, Strahlung sind ebenso bei weiblichen

Jugendlichen beliebter als bei ihren männlichen Kollegen.

Die drei für Buben interessantesten Inhalte sind: Technik und Technologie, Astrophysik,

Universum und Energie und Elektrizität. Alle diese Teilgebiete lassen sich dem schulischen

Physikunterricht zuordnen. Die von den Mädchen favorisierten drei Inhalte sind:

Humanbiologie, Astrophysik, Universum und Zoologie. Hier sieht man eine Tendenz in

Richtung des schulischen Biologieunterrichts.

Betrachtet man nun die Interessen in Bezug auf den jeweils gewählten Kontext sind die

Unterschiede zwischen Mädchen und Buben in den einzelnen Bereichen größer. Insbesondere

bei den Kontexten, bei denen die Mädchen höheres Interesse angeben, sind die Jungen meist

deutlich weniger interessiert. Beispiele hierfür sind die von weiblichen Jugendlichen

geschätzten Kontexte Fitness, Mystik und Wunder oder Ästhetik und Schönheit. Abgesehen vom

Bereich Spektakuläres sind alle Bereiche, für die die Buben höheres Interesse bekundeten für

beide Geschlechter als eher uninteressant einzustufen.

Die drei für die Buben interessantesten Kontexte sind: Spektakuläres, Gesundheit und Jugend.

Die Mädchen sind am meisten interessiert an: Jugend, Gesundheit, Fitness und Mystik und

Wunder.

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Interessen im Physikunterricht

Die zehn Fragestellungen, die für Mädchen bzw. Buben am interessantesten bzw.

uninteressantesten waren, sind in Abbildung 7 aufgelistete. Auch hier ist der Hang der Mädchen

zu biologischen (insbesondere humanbiologischen) Themen ersichtlich. Nur zwei der zehn

favorisierten Items fallen nicht in diesen Themenbereich. Die Buben hingegen interessieren

sich für physikalisch-technische Inhalte insbesondere aus dem Bereich der Astrophysik. Der

Bezug zu den Kontexten Gesundheit und Jugend ist unter den Geschlechtern vergleichbar.

Die Ergebnisse der ROSE-Studie sollen Lehrenden der Naturwissenschaften als Hilfestellung

bei der Auswahl geeigneter Kontexte für Schülerinnen und Schüler dienen. Die Wichtigkeit der

Einbettung von schulischen Inhalten in sinnstiftende und interessante Kontexte wird auch

insbesondere im Projekt „Physik im Kontext“ (kurz: PIKO) betont (Duit und Mikelskis-Seifert

2010).

Abbildung 7: Die 10 für Mädchen bzw. Buben interessantesten/uninteressantesten Themen ermittelt

mithilfe des Mittelwertes der vierstufigen Likert-Skala: 1: "nicht interessiert" - 4: "sehr interessiert"

(Elster 2007, S. 6)

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Interessen im Physikunterricht

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Forschungsfragen und Hypothesen

5. Forschungsfragen und Hypothesen

In diesem Abschnitt werden die Forschungsfragen und entsprechenden Hypothesen formuliert,

zu deren Beantwortung und Analyse die in Kapitel 6 beschriebenen Daten dienen sollen. Da

sich die vorliegende Arbeit mit der Themenwahl der Schülerinnen und Schüler für die

vorwissenschaftliche Arbeit und dem Betreuungsprozess derselben beschäftigt, beziehen sich

die Forschungsfragen auf diese Teilaspekte. Es werden insbesondere VWA-Titel analysiert,

deren Themenstellungen dem Fach- und Wissenschaftsbereich Physik zugeordnet werden

können.

Die im Folgenden formulierten Forschungsfragen und entsprechenden Hypothesen beziehen

sich auf die in Kapitel 6 beschriebenen Samples. Zum einen wurden 1432 VWA-Titel, welche

dem naturwissenschaftlichen Bereich zugeordnet werden können analysiert und nach

Kategorisierung in physikalische und nicht-physikalische Themenbereiche auf ihren

Inhaltsbereich hin untersucht. Hierbei dienten Häufigkeitsanalysen als primäre

Auswertungsmethode. Das zweite Sample setzt sich aus 5 Schülerinnen bzw. Schülern und 6

Lehrpersonen zusammen, welche im Rahmen von Leitfadeninterviews befragt wurden.

5.1. Forschungsfragen

Die Forschungsfragen leiten sich aus der Literatur zur Interessenforschung im Physikunterricht

und der Schreibdidaktikforschung ab (insbesondere Hoffmann et al. 1998; Elster 2007;

Saxalber und Witschel 2010). In Anbetracht des Untersuchungsdesigns werden folgende

Fragen formuliert:

Forschungsfrage 1: Welche beliebten Themenkategorien bilden sich aufgrund der gewählten

Themen heraus und welcher Zusammenhang besteht zur IPN- und ROSE-

Studie?

Forschungsfrage 2: Welche genderspezifischen Unterschiede gibt es in der Themenwahl der

Schülerinnen und Schüler?

Forschungsfrage 3: Welche Haltung nehmen Schülerinnen und Schüler bzw. Lehrerinnen und

Lehrer zur Verpflichtung für einen positiven Matura-Abschluss eine VWA

verfassen zu müssen ein?

Forschungsfrage 4: Welche Unterschiede im Betreuungsprozess finden sich schulübergreifend

(von Schule zu Schule) bzw. schulintern (von Lehrperson zu Lehrperson)?

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Forschungsfragen und Hypothesen

5.2. Hypothesen

Zu den unter 5.1 formulierten Forschungsfragen werden im Folgenden die Hypothesen

formuliert.

Hypothese 1: Es besteht ein Zusammenhang zwischen den beliebten Themenbereichen und

Kontexten von Interessensstudien und den gewählten Titeln für die VWA.

Hypothese 2: Es gibt einen geschlechterspezifischen Unterschied innerhalb der beliebtesten

Themenkategorien der gewählten VWA-Titel bezogen auf die untersuchte

Stichprobe.

Hypothese 3: Lehrpersonen begrüßen die Neuerung der verpflichtenden VWA, während sie

von Schülerinnen und Schülern als belastend empfunden wird.

Hypothese 4: Sowohl der schulinterne als auch der schulübergreifende Ablauf der Betreuungs-

schritte läuft in den Schulen ähnlich ab.

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Untersuchungsdesign

6. Untersuchungsdesign

Für die Untersuchung der Forschungsfragen, die anhand dieser Arbeit untersucht und

beantwortet werden sollen, wurden sowohl quantitative (deskriptiv-statistische Analyse von

Daten) als auch qualitative (Analyse von qualitativen Interviews) Untersuchungsmethoden

herangezogen. In diesem Kapitel soll das Untersuchungsdesign inklusive der beforschten

Stichprobe und der Untersuchungsmethoden beschrieben werden. Die Daten wurden einerseits

vom Landesschulrat für die Steiermark zur Verfügung gestellt bzw. wurden im Rahmen von

Leitfadeninterviews erhoben. Die Interviewleitfäden finden sich im Anhang A (ab Seite 133)

dieser Arbeit.

Der erste Abschnitt des Kapitels widmet sich der quantitativen Analyse von Datensätzen, die

die Themenwahl von Schülerinnen und Schülern im Bereich der Naturwissenschaften

enthalten. Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit den im Rahmen von Leitfadeninterviews

erhobenen Daten zur Themenwahl und zum Betreuungsprozess in Bezug auf die

vorwissenschaftliche Arbeit.

6.1. Analyse der VWA-Titel

Mithilfe eines steiermarkweiten Datensatzes der eingereichten VWA-Titel aus den Schuljahren

2013/14 bis 2016/17 werden die im Abschnitt 5.1 formulierten Forschungsfragen 1 und 2

beantwortet. Zuerst wird das zugrundeliegende Sample beschrieben und anschließend auf

Datenaufbereitung und Auswertungsmethode eingegangen.

Die Ergebnisse der Analyse finden sich in Abschnitt 7.1 der Arbeit.

6.1.1. Stichprobenbeschreibung

Die Stichprobe für die vorliegende Arbeit setzt sich aus zwei Datensätzen zusammen. Beim

ersten Datensatz „steiermarkweite Daten NW“, welcher vom Landesschulrat für die Steiermark

zur Verfügung gestellt wurde, handelt es sich um die von steirischen Schülerinnen und Schülern

an einer allgemeinbildenden höheren Schule eingereichten VWA Themen aus den Schuljahren

2013/14 bis 2016/17. Es sind nur die VWAs enthalten, die durch die Schülerin bzw. den Schüler

bei der Einreichung der Disposition der Kategorie NW (Naturwissenschaften) zugeordnet

wurden, die also einen naturwissenschaftlichen Bezug aufweisen. Eine weitere Sortierung nach

Schulfächern existiert nicht und ist vom Bundesministerium auch nicht vorgesehen (BMB

2016, S. 11).

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Untersuchungsdesign

Der Anteil der VWAs aus dem naturwissenschaftlichen Bereich im Vergleich zu den Anteilen

an den anderen Wissenschaftsbereichen ist in Abbildung 8 dargestellt (Daten aus der

Steiermark für die Haupttermine 2015, 2016 und 2017). Mit einem durchschnittlichen Anteil

von 36,7 % dominieren Arbeiten aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich, dicht gefolgt vom

MINT-Bereich (Naturwissenschaften, Mathematik, Informatik) mit 32,5 %. Auf die Sozial- und

Wirtschaftswissenschaften und den kreativen Bereich entfallen in Summe durchschnittlich

17,8 %. Die restlichen 13,0 % der VWAs werden von den Schülerinnen und Schülern der

Kategorie Sonstige zugeordnet.

Abbildung 8: Die Einreichung des VWA-Titels erfordert die Einordnung des Themas in eines der ange-

gebenen Wissenschaftsbereiche (Daten zur Verfügung gestellt vom Landesschulrat für die Steiermark).

Der zur Verfügung gestellte Datensatz enthält die folgenden zur Analyse herangezogenen

Variablen:

• Schuljahr

• Vorname der Verfasserin/des Verfassers

• Nachname der Verfasserin/des Verfassers

• Titel der Arbeit

• Schule

• Name der Betreuungsperson

6,6%

11,6%

12,0%

32,5%

37,4%

7,4%

11,7%

13,3%

32,5%

35,2%

5,1%

11,0%

13,7%

32,6%

37,6%

0% 10% 20% 30% 40% 50%

Kreativer Bereich

Sozial- und Wirtschaftswissenschafen

Sonstige

Naturwissenschaften, Mathematik, Informatik

Geisteswissenschaften

Anteil der VWAs in den unteschiedlichen Wissenschaftsbereichen

Haupttermin 2017 Haupttermin 2016 Haupttermin 2015

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Untersuchungsdesign

• Klasse

Die Variable Schuljahr weist die Werte 2013/1413, 2014/15, 2015/16 und 2016/1714 auf und

beschreibt das Jahr, in welchem das VWA-Thema von der jeweiligen Schülerin bzw. vom

jeweiligen Schüler eingereicht wurde. Diese Themeneinreichung erfolgt zu Beginn des zweiten

Semesters des vorletzten Schuljahres (7. Klasse AHS) ein Jahr vor Abgabe der fertiggestellten

Arbeit (der genaue Zeitplan und die einzuhaltenden Fristen sind in Abschnitt 2.1.1

zusammengefasst). Das Thema wird zuvor mit der Betreuungsperson gemeinsam festgelegt,

eingegrenzt und innerhalb eines adäquaten Erwartungshorizontes abgesteckt.

Insgesamt stehen 1432 Daten mit der Kennzeichnung NW zur Verfügung, davon 23 aus dem

Jahr 2013/14, 45 aus dem Jahr 2014/15, 884 aus dem Jahr 2015/16 und 480 aus dem Jahr

2016/17. Da für die vorliegende Arbeit nur VWAs aus dem Fach- und Wissenschaftsbereich

Physik von Interesse sind, war eine Vorsortierung des Datensatzes nötig, welche eine Filterung

der physikalischen Arbeiten erlaubte. Im folgenden Abschnitt werden die Aufbereitung der

Daten und die Vorgangsweise bei Zuordnung und Kategorisierung der VWA-Themen erläutert.

6.1.2. Datenaufbereitung

Die Aufbereitung der zur Verfügung gestellten Daten erfolgte in sowohl qualitativer

(Festlegung eines Kategoriensystems) als auch quantitativer Form (Häufigkeiten) und bediente

sich der Werkzeuge der beschreibenden Statistik. Nachdem sich die vorliegende Arbeit auf die

Analyse von vorwissenschaftlichen Arbeiten, die anhand ihres Titels dem Fachbereich Physik

zuordenbar sind, auseinandersetzt, wurden die Daten zunächst anhand der folgenden

Zuordnungen grob kategorisiert:

0: nicht der Physik zuordenbar

1: der Physik zuordenbar

2: fächerübergreifend mit Physik

In Tabelle 6 werden die Zuordnungen 0, 1 und 2 jeweils mit einem ausgewählten Ankerbeispiel

definiert. Die Zuordnung 2 wurde bei VWAs getroffen, bei denen eine Überschneidung mit

physikalischen Inhalten aufgrund des Titels mit großer Wahrscheinlichkeit gegeben ist. Das in

Tabelle 6 gewählte Ankerbeispiel für Zuordnung 2 beschäftigt sich zum Beispiel mit dem

13 Durch die von 2013/14 auf 2014/15 verschobene (österreichweit flächendeckende) Durchführung der SRDP,

waren an der VWA-Themenwahl im Februar 2014 nur wenige Projektschulen beteiligt. Es gab noch keine

österreichweit flächendeckende Themeneinreichung. 14 Arbeiten, für die die Themeneinreichung im Schuljahr 2016/17 erfolgte, werden im Februar 2018

abgeschlossen. In Abbildung 8 scheinen nur die bereits abgeschlossenen VWAs auf.

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Untersuchungsdesign

globalen Klimawandel. Diese Thematik findet sowohl in der geophysikalischen Forschung, als

auch in der geografischen Forschung Anschluss. Der zweite Teil des Titels „und ihre Bedeutung

für Österreich“ lässt auch einen ökonomischen Aspekt der Arbeit vermuten. Eine eindeutige

Zuordnung zur Physik ist in diesem Fall also nicht möglich, eine Überschneidung kann aber

auch nicht ausgeschlossen werden.

Tabelle 6: Zuordnung der VWA-Titel im ersten Materialdurchlauf mit Angabe von Ankerbeispielen zu

den jeweiligen Kategorien.

Zuordnung Zuordnung in Worten Ankerbeispiel (VWA-Titel)

0 nicht der Physik zuordenbar Endlich wieder ruhig schlafen - Ursachen

und Bedeutung von Albträumen

1 der Physik zuordenbar

Die Entwicklung unseres Universums –

vom Urknall bis zur Entstehung der ersten

Planeten

2 fächerübergreifend mit Physik

Die Entwicklung des globalen

Klimawandels und ihre Bedeutung für

Österreich

Anhand der Variable Vorname wurde eine Geschlechterzuordnung aller VWA-Titel

vorgenommen. Jedem Titel wurde somit „m“ für männlich, „w“ für weiblich oder „0“ für

Geschlecht unbekannt (anhand des Vornamens nicht identifizierbar) zugeordnet.

Anhand dieser ersten Zuteilung konnten die physikalischen Arbeiten von Arbeiten aus anderen

naturwissenschaftlichen Fachbereichen unterschieden werden. Anschließend wurden die

Daten, welche mit Zuordnung 1 oder 2 versehen wurden, erneut anhand der folgenden

thematischen Kategorien (K1-K16 in alphabetischer Reihenfolge) kategorisiert:

K1 Akustik

K2 Astrophysik

K3 Biographien

K4 Bionik

K5 Energieversorgung

K6 Film und Literatur

K7 Geophysik

K8 Luft- und Raumfahrt

K9 Motoren und Antrieb

K10 Optische Geräte und Licht

K11 Physik und Sport

K12 Physikalische Eigenschaften

K13 Quantenmechanik

K14 Radioaktivität

K15 Relativitätstheorie

K16 Technische Anwendung

Die Kategorien wurden in Anlehnung an die Inhaltsbereiche der ROSE-Studie (vgl. S. 46) und

– falls keinem dieser Bereiche zuordenbar – induktiv durch Hinzunahme neuer Themenbereiche

erstellt (Jensen 2008, S. 262). Die mit Zuordnung 2 (fächerübergreifend mit Physik) versehenen

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Untersuchungsdesign

Titel wurden auch jeweils einer der genannten Kategorien und einem Schulfach zugeordnet,

um eine mögliche Tendenz in der Fächerkombination ausmachen zu können. Daten mit

Zuordnung 0 (nicht der Physik zuordenbar) wurden nicht weiter kategorisiert und gehen in die

folgenden Analysen nicht ein, da diese keinen Zusammenhang mit physikalischen

Themenbereichen aufweisen.

Jeder VWA-Titel erhielt vier Kategorisierungen: Geschlecht des Schülers bzw. der Schülerin,

Geschlecht der Betreuungsperson, physikalischer Bezug (Zuordnung 0, 1 oder 2) und

Themenkategorie. Nach Kategorisierung der Titel, welche von den Schülerinnen und Schülern

für ihre vorwissenschaftlichen Arbeiten gewählt wurden, konnten erste quantitative Aussagen

gemacht werden. Die Titel, welche die Zuordnung 1 (der Physik zuordenbar) erhielten, wurden

innerhalb ihrer Kategorien gezählt und auf diese Weise Häufigkeitsuntersuchungen unterzogen.

Dies erlaubte Erkenntnisse darüber, welche Inhaltsbereiche besonders häufig von Schülerinnen

und Schülern für ihre Arbeit gewählt wurden. Anhand der Geschlechterzuordnung konnte die

Häufigkeitsanalysen auf eine Unterscheidung zwischen Buben und Mädchen ausgeweitet

werden und so geschlechterspezifische Diskrepanzen untersucht werden. Von besonderem

Interesse war hierbei die Frage, ob Mädchen und Buben unterschiedliche Inhaltsbereiche

bevorzugen oder ob sich die beliebten Themenkategorien gleichen.

Des Weiteren wurde eine Geschlechterzuordnung der Betreuungspersonen vorgenommen, um

Aussagen über den Zusammenhang zwischen bestimmten Themenkategorie und Geschlecht

der Betreuerin bzw. des Betreuers treffen zu können. Dies könnte insofern interessant sein, ob

es bevorzugte Themen bei weiblichen und männlichen Betreuungspersonen gibt bzw. ob sich

diese sogar mit den Interessen der Schülerinnen und Schüler decken.

Um Aussagen bezüglich der Tendenz zu naturwissenschaftlichen Arbeiten und dem jeweiligen

Schultyp tätigen zu können, wurde eine Unterteilung in Schultypen innerhalb der AHS

unternommen. Häufig werden einzelnen Schulen, die eine AHS-Oberstufe beherbergen

mehrere Schultypen zugeordnet, da sie die Schülerinnen und Schüler in unterschiedlichen

Schwerpunkten und Zweigen auf die Reifeprüfung vorbereiten. Es wird unterschieden

zwischen Gymnasien (G), Realgymnasien (RG) und Oberstufenrealgymnasien (ORG), wobei

nicht zwischen Schulen, die dem Bund unterstellt sind und privaten Schulen unterschieden

wird. Es handelt sich hierbei ausschließlich um Privatschulen mit Öffentlichkeitsrecht. Ein

Beispiel für eine Kombination mehrerer Schulformen ist das BG BRG Seebachergasse mit der

Seite 58 von 172

Untersuchungsdesign

Kategorisierung G/RG, welches sowohl einen gymnasialen, als auch einen realgymnasialen

Zweig anbietet.

Die Ergebnisse der Analyse des Zusammenhanges zwischen Schultyp und Anzahl der

eingereichten Arbeiten findet sich in Abschnitt 7.1.3.

6.1.3. Kategorienbildung für die VWA-Titel

Die Kategorien für die Zuordnung der VWAs wurde induktiv in einem ersten Materialdurchlauf

vorgenommen und anhand der Kodierregeln in Tabelle 7 abgegrenzt. Die Kategorien sind in

der Tafel alphabetisch und nicht nach der Häufigkeit ihres Auftretens geordnet. Jede Kategorie

wurde mit maximal drei (wenn vorhanden) Ankerbeispielen und falls nötig mit einer

Kodierregel versehen. Letztere soll dazu dienen Abgrenzungen zwischen den einzelnen

Kategorien klar hervorzuheben um jedes Thema eindeutig einer Kategorie zuordnen zu können

(Mayring 2015, S. 106).

Mithilfe dieses Kodierleitfadens wurde jedes VWA-Thema einer Kategorie zugeordnet und

damit einer quantitativen Auswertung zugänglich gemacht. Die Ergebnisse der Analysen finden

sich in Kapitel 7 (ab Seite 83).

Tabelle 7: Kodierleitfaden für die Kategorisierung der VWA-Themen mit jeweiliger Definition der

Kategorie, Ankerbeispielen und Kodierregeln für eventuelle Abgrenzungsprobleme zwischen den

Kategorien. Wo keine Abgrenzungsprobleme auftreten, ist keine Kodierregel angegeben.

Kategorie Definition Ankerbeispiele Kodierregeln

Akustik

Alle Titel, die sich mit

akustischen

Phänomenen, Schall und

Schallausbreitung sowie

mit technischen

Anwendungen in diesem

Bereich befassen

- Anwendung des Doppler-

Effekts in der Medizin

- Anwendungsgebiete von

Lautsprechern

- Der Dopplereffekt

Keine Abgrenzungs-

probleme zu anderen

Kategorien

vorhanden.

Astrophysik

Alle Titel, die sich mit

Kosmologie,

Himmelskörpern bzw. -

erscheinungen oder dem

Universum befassen

- Aspekte der Kategorisierung

und des Ablebens von

Sternen

- Die beschleunigte

Expansion des Universums

- Schwarze Löcher – die

Unvereinbarkeit von

Relativitätstheorie und

Quantenmechanik

VWA-Titel, die sich

auf Phänomene auf

der Erde und in der

Erdatmosphäre

beziehen, werden der

Kategorie

„Geophysik“

zugeordnet

Seite 59 von 172

Untersuchungsdesign

Biographien

Alle Titel, die sich mit

der wissenschaftlichen

und persönlichen

Biographie von

Naturwissen-

schaftlerinnen bzw.

Naturwissenschaftlern

und deren Erfindungen

bzw. Erkenntnissen

befassen

- Nikola Tesla – Ein

vergessenes Genie

- Peter Higgs – Die

Geschichte hinter der

Theorie

- Technik der Antike am

Beispiel des Heron von

Alexandria und seinen

Erfindungen

VWA-Titel, die die

explizite Erwähnung

des Namens eines

Wissenschaftlers

enthalten und sich im

Wesentlichen auf

dessen Werk

beziehen, werden

dieser Kategorie

zugeordnet.

Bionik

Alle Titel, die sich mit

der „technischen

Umsetzung und der

Anwendung von

Konstruktionen,

Verfahren und

Entwicklungsprinzipien

biologischer Systeme

befassen“ (Nachtigall

und Pohl 2013)

- Bionic surfaces –

Intelligentes Lernen von der

Natur

- Bionische Prothetik –

Verbindung zwischen

Mensch und Maschine

- Flugbionik – Vom Vogel

zum Flugzeug

VWA-Titel, die

„Bionik“ im Namen

tragen werden dieser

Kategorie

zugeordnet, auch

wenn der

Transferbereich

unterschiedlichen

anderen

Teilbereichen der

Physik zuordenbar

ist.

Energie-

versorgung

Alle Titel, die sich mit

verschiedenen Formen

der Energieum-

wandlung, Energie-

bereitstellung, erneuer-

baren Energien und

damit

zusammenhängenden

Aspekten befassen

- Die Entdeckung der

Atomkraft

- Die erneuerbare Energie

„Windkraft“ erobert die

Steiermark

- Die Kernfusion als

Alternative zur momentanen

Energiegewinnung

Keine Abgrenzungs-

probleme zu anderen

Kategorien

vorhanden.

Film und

Literatur

Alle Titel, die

physikalische und

naturwissenschaftliche

Theorien in

Fernsehfilmen und

Literatur beleuchten und

Wissenschaft und

Fiktion gegenüberstellen

- Science versus Fiction:

Gegenüberstellung von

physikalischen Grundlagen

und Science-Fiction-Filmen

- Die naturwissenschaftlichen

Aspekte von Iron Man

- Schwarze Löcher –

Wissenshaft versus

Unterhaltung am Beispiel

des Films Interstellar

VWA-Titel die Film-

oder Literatur-Titel

enthalten, werden

dieser Kategorie

zugeordnet, auch

wenn der

Transferbereich

unterschiedlichen

anderen

Teilbereichen der

Physik zuordenbar

ist.

Geophysik

Alle Titel, die sich mit

den physikalischen

Eigenschaften der

Atmosphäre, Seismik

und Aufbau der Erde

befassen

- Das Magnetfeld der Erde

und die Abschirmung des

Sonnenwindes

- Konzeption und

Durchführung einer

Messflugkampagne zur

Erfassung von

Atmosphärendaten

- Seismographen und andere

Frühwarnsysteme in der

Umgebung von Vulkanen

Keine Abgrenzungs-

probleme zu anderen

Kategorien

vorhanden.

Seite 60 von 172

Untersuchungsdesign

Luft- und

Raumfahrt

Alle Titel, die sich mit

den aerodynamischen

Eigenschaften und

Antriebssystemen von

Flugzeugen und Raketen

befassen

- Airplane Aerodynamics /

Aerodynamik bei

Flugzeugen

- Aufbau und Funktionsweise

moderner Strahltriebwerke

- Die Mission „Apollo 11“

VWA-Titel, die sich

mit

Antriebssystemen

von Flugzeugen oder

Raketen befassen,

werden der

Kategorie „Motoren

und Antrieb“

zugeordnet

Motoren und

Antrieb

Alle Titel, die sich mit

der Wirkungsweise, den

Charakteristiken, den

unterschiedlichen Typen

und der Entwicklung

von Antriebssystemen

und Motoren befassen

- 4-Takt-Motoren im Auto

und Motorrad

- Charakteristik von Motoren

und Antriebssystemen im

Motorradbau

- Entwicklung von Motoren

auf Prüfständen bei AVL

List

VWA-Titel, die sich

mit erneuerbaren

Energieformen als

Antrieb für

Kraftfahrzeuge

befassen, werden

dieser Kategorie und

nicht der Kategorie

„Energieversorgung“

zugeordnet.

Optische

Geräte und

Licht

Alle Titel, die sich mit

optischen Systemen

(inkl. Eigenschaften und

Nutzen) und

Lichtphänomene

auseinandersetzen

- Abbildungsfehler optischer

Systeme und entsprechende

Korrekturmöglichkeiten

- Einfluss der

Lichtverschmutzung auf die

Himmelsbeobachtung

- Wellenoptische Phänomene

im Alltag

VWA-Titel, die sich

mit Strahlung im

nicht-sichtbaren

Wellenlängenbereich

bzw. mit radioaktiver

Strahlung befassen,

werden der

Kategorie

„Radioaktivität“

zugeordnet.

Physik und

Sport

Alle Titel, die eine

Verbindung zwischen

physikalischen

Gesetzmäßigkeiten und

Sport herstellen und

Sport auf

wissenschaftlicher Basis

betrachten

- Betrachtung physikalischer

Effekte im Hinblick auf ihr

Auftreten in verschiedenen

Ballsportarten

- Die Physik des Slacklinens

- Segeln – Das optimale

Trimmen der Segel durch

Kenntnisse physikalischer

Gesetzmäßigkeiten

Wenn eine Sportart

oder der Begriff

„Sport“ explizit im

Titel erwähnt ist,

wird das Thema

dieser Kategorie

zugeordnet;

Physikalische

Eigenschaften

Alle Titel, die sich mit

den Physikalischen

Eigenschaften von

bestimmten Materialien

beschäftigen

- Physikalische Eigenschaften

von Mayonnaise als

Funktion von Herstellung

und Zusammensetzung

Keine Abgrenzungs-

probleme zu anderen

Kategorien

vorhanden.

Quanten-

mechanik

Alle Titel, die sich mit

Eigenschaften

quantenmechanischer

Objekte und deren

Wechselwirkungen

befassen, die nicht mit

klassischer Physik

erklärbar sind

- Der Wellen-Teilchen

Dualismus der Elektronen:

von de Broglie zum

Elektronenmikroskop

- Der Welle-Teilchen-

Dualismus anhand des

Doppelspaltexperiments

Keine Abgrenzungs-

probleme zu anderen

Kategorien

vorhanden.

Seite 61 von 172

Untersuchungsdesign

Radioaktivität

Alle Titel, die sich mit

der Nutzung, den

Eigenschaften und den

Gefahren von

ionisierender Teilchen-

und elektromagnetischer

Strahlung im

hochenergetischen

Wellenlängenbereich

befassen

- Anwendung von Strahlung

in der Medizin

- Naturkatastrophe Fukushima

– Auswirkungen der

Radioaktivität auf die

Umwelt

- Produktion, Entsorgung und

Wiederverwertung von

radioaktivem Abfall

VWA-Titel, die sich

mit dem sichtbaren

Wellenlängenbereich

von Licht

auseinandersetzen,

sind der Kategorie

„Optische Geräte

und Licht“

zugeordnet

Relativitäts-

theorie

Alle Titel, die sich der

Struktur von Raum und

Zeit im Sinne der

speziellen und

allgemeinen

Relativitätstheorie

befassen

- Allgemeine und Spezielle

Relativitätstheorie im

täglichen Leben

- Die physikalische

Betrachtungsweise des

Zeitbegriffs

- Zeitreisen und andere

Mysterien der Physik

Keine Abgrenzungs-

probleme zu anderen

Kategorien

vorhanden.

Technische

Anwendung

Alle Titel, die sich mit

der technischen

Anwendung und

Umsetzung

physikalischer Theorien

und Konzepte befassen

- Computertomographie (CT)

- Einsatzmöglichkeiten der

Arduino-Plattform im

Physikunterricht

- Seilbahnen – Technische

Wunderwerke in luftiger

Höhe

VWA-Titel, die

aufgrund ihres

Anwendungsgebietes

einer anderen

Kategorie

zugeordnet werden

können, werden der

jeweiligen Kategorie

zugeordnet.

6.1.4. Fächerübergreifende VWA-Titel

Einige VWA-Titel konnten der Physik nicht eindeutig zugeordnet werden, behandeln aber mit

hoher Wahrscheinlichkeit Inhalte, die physikalische Konzepte zumindest streifen. Diese Titel

erhielten die Zuordnung 2 fächerübergreifend mit Physik. Sie wurden in einem zweiten

Durchlauf mit Hilfe des Kategoriensystems aus Abschnitt 6.1.3 (physikalische

Themenbereiche) kategorisiert und anschließend noch einem Schulfach zugeordnet, dem sie

thematisch innerhalb der Naturwissenschaften am ehesten angehören. Für letztere Zuordnung

wurden zusätzlich die Unterrichtsfächer der jeweiligen Betreuungspersonen ermittelt.

Die Ergebnisse der quantitativen Analyse der VWA-Titel mit Zuordnung 2 werden in Abschnitt

7.1.2 präsentiert.

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Untersuchungsdesign

6.2. Qualitative Interviews

Ergänzend zu den unter Abschnitt 6.1 aufbereiteten Daten wurden im Rahmen von

Leitfadeninterviews, welche einerseits mit Lehrerinnen und Lehrern, andererseits mit

Schülerinnen und Schülern geführt wurden, Daten erhoben. Auf diese Weise können auch

Motive zur Themenwahl, dahinterstehende Prozesse sowie Interessen in Bezug auf den

Physikunterricht untersucht werden. Mithilfe der Ergebnisse der Analyse der Interviews werden

die in Abschnitt 5.1 formulierten Forschungsfragen 3 und 4 beantwortet.

Die folgenden Abschnitte dokumentieren die einzelnen Schritte der qualitativen Studie: Die

Erstellung der Interviewleitfäden, die Auswahl der Interviewpartnerinnen und -partner die

Transkription des Audio-Materials und die Analyse der Transkripte. Die Interviews fanden im

Zeitraum Oktober bis Dezember 2017 statt. Die Ergebnisse der Analyse der Interviews finden

sich in Abschnitt 7.2 der vorliegenden Arbeit.

6.2.1. Interviewleitfaden-Erstellung

Zunächst wurden zwei Interviewleitfäden (einer für Schülerinnen bzw. Schüler und einer für

Betreuungspersonen) auf Basis der Ergebnisse der in Abschnitt 6.1 analysierten Daten erstellt.

Die Erstellung beider Leitfäden erfolgte in stark strukturierter Form, das heißt durch

Formulierung konkreter offener Fragestellungen, welche möglichst in der vorgefassten

Reihenfolge durch die interviewende Person an die Gesprächspartnerin bzw. den

Gesprächspartner gestellt werden. Die Leitfäden weisen folgende Gliederung auf:

Themenblöcke, welche auf Basis der Forschungsfragen gewählt wurden, geben die

Grobstruktur der Leitfäden vor, wobei jedem Themenblock mindestens eine, maximal vier

Leitfragen zugeordnet sind. Die Leitfragen sind wiederum mit Aufrechterhaltungs- und

Nachfragen gestützt um den Erzählfluss aufrecht zu erhalten (Helfferich 2009, S. 187). Die

Strukturierung der Interviewleitfäden bietet den Vorteil, dass eine gute Vergleichbarkeit der

Interviews garantiert wird. Helfferich (2009, S. 181) empfiehlt zugleich aber den Leitfaden

flexibel zu handhaben, gegebenenfalls die Reihenfolge der Fragen zu ändern und

Frageformulierungen spontan zu ergänzen oder abzuändern.

Vor der Zusammenstellung der Themenblöcke erfolgten Gespräche mit Lehrpersonen, welche

über die mit der VWA in Verbindung stehenden Prozesse Auskunft geben konnten. Die

Informationen, die in diesen Vorgesprächen gesammelt werden konnten, flossen in die

Leitfadenerstellung ein. So wurde sichergestellt, dass Themenblöcke gewählt wurden, zu denen

sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Lehrpersonen einen Bezug herstellen konnten.

(Magnusson und Marecek 2015, S. 52)

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Untersuchungsdesign

Die sieben bzw. sechs Themenblöcke der jeweiligen Leitfäden sind in Tabelle 8 aufgelistet.

Tabelle 8: Themenblöcke in den beiden Interviewleitfäden für Lehrkräfte bzw. Schülerinnen und

Schüler. In Klammer befindet sich die Anzahl der zugeordneten Leitfragen.

Interviewleitfaden:

Lehrerinnen und Lehrer

Interviewleitfaden:

Schülerinnen und Schüler

Themenblock 1 VWA allgemein VWA allgemein

Themenblock 2 Voraussetzungen,

Bedingungen für Lehrkräfte Themenwahl für die VWA

Themenblock 3 Kompetenzen der

Schülerinnen/Schüler Betreuung der VWA

Themenblock 4 Betreuungsprozess Schreiben/Planen der VWA

Themenblock 5 Themen für die VWA Physik als Schulfach

Themenblock 6 Geschlechterspezifische

Unterschiede Ausblick „nach der Matura“

Themenblock 7 Reflexion über abgeschlossene

Betreuungsprozesse

Beide Interviewleitfäden sollten zuerst einen allgemeinen Teil mit Einstiegsfragen zur VWA

beinhalten, welche den Stimulus von Eisbrecher-Fragen aufweisen sollten (Kruse et al. 2015,

S. 219). Danach wurden die Themen konkretisiert und auf Einzelaspekte des VWA-Prozesses

fokussiert.

Ausgehend von den Themenblöcken, wurden Fragen gesammelt, welche den interessierenden

Gegenstand in geeignetem Ausmaß abdecken und jeden Teilaspekt der Forschungsfragen

beleuchten. Es wurde nach Kruse et al. (2015, S. 218) besonders darauf geachtet, dass die

Fragen möglichst offen formuliert sind und zum Erzählen anregen (textgenerierende Fragen).

Entscheidungsfragen (Ja-Nein-Fragen) wurden nur als Nachfragen bzw. Aufrechterhaltungs-

fragen in den Fragebogen eingebaut.

Jeder Leitfaden wurde schließlich um einen einleitenden Abschnitt ergänzt, welcher die

interviewte Person über den Inhalt und Ablauf des Interviews informiert und über einen zu jeder

Zeit möglichen Abbruch des Gespräches aufklärt. Weiters wurden zu Beginn der Interviews

einige demographische Daten erhoben, welche eine Zuordnung der Interviews ermöglichen.

Diese sind bei den Lehrpersonen Geschlecht, Alter, Wohnort, Schule, Ort der Schule und

Zweitfach, bei den Schülerinnen und Schülern Geschlecht, Alter, Wohnort, Schul-Zweig und

das VWA-Thema.

Die endgültige Form der Interviewleitfäden inklusive der Leit- und Nachfragen finden sich im

Anhang A (ab Seite 133) der Arbeit.

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Untersuchungsdesign

6.2.2. Interviewpartnerinnen und Interviewpartner

Anhand der Daten, welche für die quantitative Analyse vorlagen, konnten Schulen ausfindig

gemacht werden, in denen eine große Zahl von VWAs mit physikalischem Bezug verfasst

wurde bzw. während des Verfassens der vorliegenden Arbeit im Entstehungsprozess waren.

Eine kollektive Kontaktaufnahme mit den Fachkoordinatoren für Physik (jede AHS verfügt in

jedem Unterrichtsfach über eine Fachkoordinatorin bzw. einen Fachkoordinator) dieser

allesamt steirischen Schulen per E-Mail ermöglichte die Vermittlung an insgesamt sechs

Lehrpersonen, welche sich bereit erklärten an den Interviews teilzunehmen. Die Lehrer- bzw.

Lehrerinneninterviews fanden zwischen Oktober und November 2017 statt. Für den

Abhaltungsort boten sich in der Regel Räumlichkeiten in den jeweiligen Schulen bzw. Seminar-

und Büroräume an der Universität Graz an.

Alle sechs befragten Lehrpersonen, von denen eine weiblich und fünf männlich waren, haben

bereits mindestens zwei VWAs mit physikalischem Inhalt betreut. Tabelle 9 liefert einen

Überblick über die erhobenen demographischen Daten der befragten Lehrpersonen.

Tabelle 9: Stichprobe der sechs Lehrpersonen (L1-L6), welche im Rahmen von Interviews befragt

wurden mit Angabe von Geschlecht, Alter, Schultyp und Zweitfach. Kürzel: G=Gymnasium,

ORG=Oberstufenrealgymnasium, RG=Realgymnasium

Testperson Geschlecht Alter Schultyp Zweitfach

L1 m 44 RG Religion

L2 w 64 RG Chemie

L3 m 33 RG Mathematik

L4 m 38 G Mathematik

L5 m 61 RG Informatik

L6 m 52 G/RG/ORG Mathematik

Die Auswahl der Schülerinnen und Schüler erfolgte teilweise mit Hilfe der befragten

Lehrpersonen, teilweise aus dem privaten Umfeld der interviewenden Person. Es wurden

insgesamt eine Schülerin und vier Schüler befragt, welche sich zum Zeitpunkt des Interviews

in unterschiedlichen Stadien des VWA-Prozesses befanden. Eine der interviewten Personen

(S1) befand sich gerade am Ende des Themenfindungsprozesses und vor der offiziellen

Einreichung ihres VWA-Themas, hatte dieses allerdings schon schulintern mit einer

Betreuungsperson fixiert. Die anderen Befragten waren bereits mit dem Verfassen der Arbeit

und der Planung und Durchführung der Experimente befasst.

Die Interviews fanden zum Teil in der Schule in ruhiger Umgebung (z.B. Schulbibliothek) statt,

zum Teil an externen Orten, die mit den Schülerinnen und Schülern abgesprochen wurden.

Tabelle 10 fasst die wichtigsten Merkmale der fünf befragten Schülerinnen und Schüler

zusammen. Die Schülerin S1 besuchte zum Zeitpunkt der Befragung die 7. Klasse der AHS,

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Untersuchungsdesign

während die vier Schüler bereits die Maturaklasse, 8. Klasse der AHS, besuchten und damit

kurz vor der Abgabe ihrer VWA standen. Der Schultyp (Gymnasium, Realgymnasium oder

Oberstufenrealgymnasium bzw. die jeweiligen Kombinationen dieser drei Schultypen) und der

Zweig (sprachlich oder verschiedene Realzweige) wurden miterhoben, um eventuell

differenzierte Aussagen zu verschiedenen Schwerpunkten machen zu können. Die Testperson

S2 wechselte in der 7. Klasse von einer AHS mit Gymnasial- und Realgymnasialteil (G/RG)

auf ein Oberstufenrealgymnasium (ORG). Der Schulwechsel hatte jedoch keinen Einfluss auf

das vom Schüler gewählte VWA-Thema, welches in der neuen Schule beibehalten werden

konnte. Die Betreuungsperson wurde hingegen durch eine Lehrkraft im ORG ersetzt.

Außerdem wurden die Schülerinnen und Schüler gebeten, ihre letzte Zeugnisnote

(Jahreszeugnis der 6. bzw. 7. Klasse AHS) in den Fächern Deutsch, Englisch, Mathematik und

Physik anzugeben.

Tabelle 10: Stichprobe der fünf Schülerinnen und Schüler (S1-S5), welche im Rahmen von Interviews

befragt wurden mit Angabe von Geschlecht, Schultyp, Zweig, VWA-Thema inklusive Themenkategorie

und den letzten Zeugnisnoten aus Deutsch (D), Englisch (E), Mathematik (M), und Physik (Ph).

Kürzel: G=Gymnasium, ORG=Oberstufenrealgymnasium, RG=Realgymnasium.

Tes

tper

son

Ges

chle

cht

Kla

sse

Sch

ult

yp

Zweig VWA-Thema (Kategorie)

letzte Zeugnisnote

D E M Ph

S1 w 7. G/RG Sprachen

Nanoparticle Tracking

Analysis

(Optische Geräte und Licht)

2 2 3 1

S2 m 8. ORG Informatik

Die Windgeschwindigkeit als

Parameter einer nach-

geführten Photovoltaik Anlage

(Energieversorgung)

3 2 3 2

S3 m 8. RG

Natur-

wissen-

schaften

Konzeption und Durchführung

einer Messflugkampagne zur

Erfassung von Atmosphären-

daten

(Technische Anwendung)

3 3 1 1

S4 m 8. RG Darstellende

Geometrie

Die Vorteile von Holzgas als

Kraftstoff für Ottomotoren

(Motoren und Antrieb)

3 2 3 1

S5 m 8. RG

Natur-

wissen-

schaften

Auswirkungen von

Ethanolkraftstoff auf

Ottomotoren

(Motoren und Antrieb)

2 1 1 1

Vier der fünf Schülerinnen und Schüler (L1, L2, L3 und L4) werden von männlichen

Lehrpersonen betreut, Schüler L5 wird von einer Frau betreut. Zusätzlich ist anzumerken, dass

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Untersuchungsdesign

die VWA von Schüler S3 von Lehrperson L3 und die VWA von Schüler S5 von Lehrperson

L2 betreut wird.

6.2.3. Datenerhebung und Aufbereitung

Alle elf Interviews wurden mit einem Audio-Aufnahmegerät aufgezeichnet, wozu alle

Interviewteilnehmerinnen und -teilnehmer ihr mündliches Einverständnis gaben und

anschließend mithilfe des online-Transkriptionsprogramms oTranscribe15 transkribiert. Dem

verwendeten Transkriptionsschema liegt die Technik der Übertragung in normales

Schriftdeutsch, wie sie von Mayring (2016, S. 91) vorgeschlagen wird zugrunde. Diese

Vorgehensweise wird empfohlen, wenn eine stilistische Glättung des Materials im sprachlich-

grammatikalischen Sinne angestrebt wird. Im Falle der hier diskutierten Interviews, in denen

die Befragten die Rolle von Experten bzw. Informanten einnehmen, ist dieses Verfahren daher

zu empfehlen. Die Transkriptionsregeln wurden an Kuckartz et al. (2008, S. 27) angelehnt,

teilweise aber angepasst oder verändert. Im Folgenden wird das verwendetet Transkriptions-

schema erläutert:

1. wörtliche Transkription der gesamten Interviews

2. Glättung von Sprache und Interpunktion, Annäherung an Schriftdeutsch

3. Anonymisierung aller Angaben, die Rückschluss auf die befragte Person

zulassen

4. Markierung längerer Pausen durch Auslassungspunkte (...)

5. Großschreibung von besonders betonten Worten oder Wortteilen (die Groß- und

Kleinschreibung der deutschen Schriftsprache wird beibehalten)

6. Weglassen von zustimmenden Lautäußerungen der interviewenden Person (z.B.

mhm)

7. Vermerk von Lautäußerungen der befragten Person in spitzen Klammern (z.B.

<lacht> oder <seufzt>)

8. Kennzeichnung von Satzabbrüchen durch einen Schrägstrich /

9. Markierung unverständlicher Worte bzw. Passagen durch (unv.)

10. Kennzeichnung der interviewenden Person durch „I“, die befragte Person durch

ein L (Lehrer oder Lehrerin) bzw. ein S (Schüler oder Schülerin) und einer

Kennnummer (z.B. L1 oder S1)

11. Setzung von Zeitmarken alle zehn Sekunden im Sekundenformat in runden

Klammern (z.B. (260) entspricht Minute 4:20)

12. durchgehende Zeilennummerierung

13. Anonymisierung von Namensnennungen durch Buchstaben in alphabetischer

Reihenfolge in den einzelnen Interviews. Bei erneuter Nennung erhält der Name

den selben Buchstaben.

15 oTranscribe ist eine kostenlose Web-Applikation, erstellt von Elliot Bentley, welche Tools zur Erleichterung

der Transkription von Interviews zur Verfügung stellt (http://otranscribe.com/).

Seite 67 von 172

Untersuchungsdesign

Die Transkripte der verschriftlichten Interviews finden sich im Anhang B (ab Seite 141) der

Arbeit.

6.2.4. Analysemethode der Interviews

Die Transkripte der Befragungen dienen als Grundlage für die qualitative Analyse der

Interviews und stellen somit das Material für die Auswertung dar, welche mithilfe des

Programms QCAmap16 erfolgte (Mayring und Fenzl 2014).

Die Inhaltsanalyse ist eine wissenschaftliche Methode zur Analyse von Material, das in

Kommunikationsprozessen, wie z.B. in einem Interview, entstanden ist. Für dieses Analyse-

Verfahren ist es unerlässlich, dass das zu analysierende Material in Textform (in fixierter Form)

vorliegt, um es systematisch untersuchen zu können (Mayring 2015, S. 12). Daher wurden die

geführten Interviews, wie im vorhergehenden Abschnitt 6.2.3 beschrieben, transkribiert.

Mayring (2015, S. 13) hält zusammenfassend als Aufgaben der Inhaltsanalyse als

wissenschaftliche Methode folgende Punkte fest:

• Analyse fixierter Kommunikation

• systematisches Vorgehen

• regelgeleitetes Vorgehen

• theoriegeleitetes Vorgehen

• Verfolgung des Ziels, Rückschlüsse auf bestimmte Aspekte der

Kommunikation zu ziehen

Der Ablauf qualitativer Inhaltsanalyse enthält mehrere Interpretationsschritte, welche vor

Beginn der Analyse bestimmt werden. Ein allgemeines Modell dient hierbei der Orientierung

des Interpreten des Materials, allerdings muss es für das jeweils vorliegende Material adaptiert

bzw. spezialisiert werden. Vor dem ersten Materialdurchlauf werden Analyseeinheiten

festgelegt, um ein präzises Vorgehen gewährleisten zu können. Diese Einheiten umfassen die

Kodiereinheit (minimaler Textteil, der einer Kategorie zugeordnet werden kann), die

Kontexteinheit (größter Textteil, der einer Kategorie zugeordnet werden kann) und die

Auswertungseinheit (Festlegung welche Textteile jeweils nacheinander ausgewertet werden).

(Mayring 2015, S. 61)

Wurden die Textteile anhand dieser Analyseeinheiten kodiert, erfolgt die Erstellung eines

theoriegeleiteten Kategoriensystems, welches im Laufe der Analyse immer wieder überarbeitet

und rücküberprüft werden muss.

16 QCAmap ist eine kostenlose Web-Applikation zur Analyse von Textmaterial, welches beispielsweise in

Verbindung mit qualitativen Interviews entstanden ist. Das Programm ist im Rahmen des Qualitative Content

Analysis Programmes entstanden. (https://www.qcamap.org/)

Seite 68 von 172

Untersuchungsdesign

Diesem allgemeinen inhaltsanalytischen Ablaufmodell sind nun einige spezielle Techniken

untergeordnet. Als die „drei Grundformen des Interpretierens“ gibt Mayring (2015, S. 67) die

folgenden Techniken an:

• Zusammenfassung: Reduktion des Materials auf die wesentlichen Inhalte,

Erhaltung eines Abbildes des Grundmaterials

• Explikation: Herantragen von zusätzlichem Material zu einzelnen fraglichen

Textteilen, zusätzliche Erklärung der Textstellen

• Strukturierung: Filterung bestimmter Aspekte aus dem Material unter vorher

festgelegten Ordnungskriterien, Einschätzung des Materials auf Grundlage

bestimmter Kriterien.

Für das vorliegende Interviewmaterial wurde die Methode der inhaltlichen Strukturierung

gewählt, da es diese Methode erlaubt, mithilfe eines Kategoriensystems bestimmte Inhalte und

Aspekte aus dem Text herauszufiltern und diese zusammenfassend darzustellen. (Mayring

2015, S. 103). Die Kodierung und Kategorisierung des Textmaterials erfolgte, wie bereits

eingangs erwähnt, mit dem Analysetool QCAmap. Die Transkripte wurden als Textdateien (txt-

Format) eingelesen, deduktiv anhand eines Kategoriensystems kategorisiert und abschließend

durch induktive Festlegung zu Unterkategorien zugeordnet.

Die Schritte, welche im Ablaufmodell der inhaltlichen Strukturierung festgeschrieben sind, sind

folgend aufgelistet (Mayring 2015, S. 104):

1. Schritt: Bestimmung der Analyseeinheiten

2. Schritt: Theoriegeleitete Festlegung der inhaltlichen Hauptkategorien

3. Schritt: Bestimmung der Ausprägungen, Zusammenstellung des

Kategoriensystems

4. Schritt: Formulierung von Definitionen, Ankerbeispielen und Kodierregeln zu

den einzelnen Kategorien

5. Schritt: Materialdurchlauf: Fundstellenbezeichnung

6. Schritt: Materialdurchlauf: Bearbeitung und Extraktion der Fundstellen

7. Schritt: Überarbeitung, gegebenenfalls Revision von Kategoriensystem und

Kategoriendefinition

8. Schritt: Ergebnisaufbereitung

Aufgrund der stark strukturierten und nach Themenblöcken organisierten Interviewleitfäden

wurden als größte Analyseeinheiten die Leitfragen der Interviews gewählt. Damit werden die

inhaltlichen Hauptkategorien durch Schlüsselbegriffe aus den jeweiligen Leitfragen gebildet.

Die Ausprägungen wurden in weiterer Folge als Unterkategorien definiert und in das

Kategoriensystem aufgenommen. In einem ersten Materialdurchlauf wurden die Textstellen

den jeweiligen Kategorien und Unterkategorien zugeordnet und die Passagen damit einer ersten

Strukturierung unterzogen. Nach diesem ersten Durchlauf wurde das Kategoriensystem

Seite 69 von 172

Untersuchungsdesign

geringfügig angepasst und einige Definitionen überarbeitet. Ein abschließender Hauptdurchlauf

erlaubte schließlich die Finalisierung des Kodierleitfadens. Folgend werden die

Kategoriensysteme für die Lehrerinnen- bzw. Lehrerinterviews und für die Schüler- bzw.

Schülerinneninterviews präsentiert.

Die in Schritt 3 erstellten Kategoriensysteme sind in Tabelle 11 (Lehrerinnen und Lehrer) und

Tabelle 12 (Schülerinnen und Schüler) inklusive der Definition der jeweiligen Kategorie, der

Unterkategorien (welche den Ausprägungen der jeweiligen Kategorie entsprechen) und den

zusammengefassten Nennungen aus dem zugrundeliegenden Material dargestellt.

Kategoriensystem für die Lehrerinnen- bzw. Lehrerinterviews

Tabelle 11: Kodierleitfaden für die Kategorisierung der Lehrerinterviews nach Mayring.

Kategorie Unterkategorie zusammengefasste Aussagen der Testpersonen

L_K1: Sinnhaftigkeit der

VWA

Definition:

In dieser Kategorie wird

erfasst, für wie sinnvoll

Lehrpersonen, die bereits

VWAs betreut haben, diese

Neuerung innerhalb der SRDP

halten.

Sehr sinnvoll

L1: Sehr gelungenes Element der neuen Matura,

Fortschritt gegenüber dem alten System

L2: Sinnvollste Änderung gegenüber der alten Matura,

es gibt nichts Besseres

L5: Sehr positive Sache, Erfolgsmodell, ganz wichtige

Geschichte

Grundidee gut,

Umsetzung

mangelhaft

L3: Grundsätzlich sinnvolle Idee, aber Qualität und

Inhalt sind nicht mit den freiwilligen FBAs von früher

vergleichbar

L4: Grundidee lobenswert, aber VWA ist für intensive

Beschäftigung mit einem Thema zu abgespeckt,

formale Kriterien zu stark gewichtet

Sinnhaftigkeit

fraglich

L6: Sinn der VWA erschließt sich nicht, nicht zutiefst

davon überzeugt

L_K2: Überforderung

Definition:

In dieser Kategorie soll erfasst

werden, ob Lehrpersonen

Überforderung bei den

Schülerinnen und Schülern

während des VWA-Prozesses

sehen und wenn ja, in welchen

Bereichen oder bedingt durch

welche Herangehensweisen.

Ja, bei schlechtem

Zeitmanagement

L1: Grundsätzlich ist die Anforderung keine

Überforderung, bei Manchen Überforderung aufgrund

ihres mangelnden Zeitmanagements

L3: Überforderung in einem vertretbaren Ausmaß

durch zu spätes Anfangen

L4: Überforderung nicht, aber einige unterschätzen den

Arbeitsaufwand und fangen zu spät an. Andere sind

dafür ein Jahr vorher fertig

L5: Überforderung nur durch schlechtes

Zeitmanagement und zu spätes Anfangen, aber keine

generelle Überforderung

L6: Überfordert sind die, die zu spät anfangen. Andere

sind bereits ein halbes Jahr vorher fertig, da gibt es

keine Überforderung

Ja, mit

wissenschaftlicher

Arbeitsweise

L1: Manche sind mit der wissenschaftlichen

Arbeitsweise überfordert

Nein, keine

Überforderung

L2: Es gibt keine Überforderung. Jedes Fach sollte früh

genug seinen Beitrag dazu leisten

L_K3: Vorteile durch die

VWA

Vorbereitung auf

die Universität

L1: Vorbereitung auf die Formalitäten an der

Universität vor

L4: Vorbereitung auf die Uni

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Untersuchungsdesign

Definition:

In dieser Kategorie sollen

Äußerungen erfasst werden, in

denen Vorteile genannt

werden, die Schülerinnen und

Schüler durch den VWA-

Prozess haben.

Wissenschaftliche

Projekte

durchführen

L1: Sie lernen die wissenschaftliche Arbeitsweise

L3: Sie haben das Sich-Durchquälen-Müssen einfach

schon einmal gesehen und haben länger an einer Sache

gearbeitet

L5: Erwerb von praktischen Kompetenzen im Bereich

des wissenschaftlichen Arbeitens und Durchführung

von längeren wissenschaftlichen Projekten

Selbstkompetenz

L2: Die Selbstkompetenz und das Einschätzen der

eigenen Fähigkeiten wird erlernt

L4: Selbstkompetenz wird geschult

Sprachliche

Weiterentwick-

lung

L5: wichtig für die sprachliche Kompetenz, es ist eine

Grundkompetenz etwas zu formulieren

Präsentations-

kompetenz

L4: Schulung der Präsentationskompetenz finde ich

sehr wichtig

Vorteile nur für

ausgewählte

Schüler/innen

L6: Vorteile nur für die Schülerinnen und Schüler, die

sich bereits für ein Thema interessieren und sich in

diesem noch mehr vertiefen möchten

L_K4: Unterstützung der

Betreuungsperson

Definition:

In dieser Kategorie wird

erfasst, wo sich betreuende

Lehrpersonen Unterstützung

für ihre Tätigkeit als

Betreuer/innen holen.

Webseite des

Bundes-

ministeriums

L1: Unterstützung erhält man über www.vwa-ahs.at,

sowohl als Lehrperson als auch als VWA-

Schreibende/r

L2: Die Seite www.vwa-ahs.at und der Newsletter sind

wirklich toll

L3: Die Seite www.vwa-ahs.at beinhaltet alles, was

man braucht als Lehrperson und Schüler/in

L5: Die Webseite www.vwa-ahs.at hat hervorragende

Materialien

Schulinterne

Zusammenarbeit

L2: Es gibt Verantwortliche in der Schule

L3: Es besteht gute Zusammenarbeit in der Schule

L4: Es gibt ein VWA-Team als Anlaufstelle

L5: Am Beginn gab es noch Workshops und Vorträge

in der Schule

Externe

Unterstützung

L6: Unterstützung wird von Freunden in Firmen als

Ansprechpersonen für die Schülerinnen und Schüler

geholt, ansonsten wird nichts genutzt

L_K5: Schwierigkeiten im

Betreuungsprozess

Definition:

In dieser Kategorie werden

Aussagen erfasst, welche

Schwierigkeiten aus Sicht der

Betreuungsperson im

Betreuungsprozess beinhalten.

zu wenige

Terminvorgaben

L1: Wenn mit zu wenig Nachdruck nachgegangen wird

und die Schülerinnen und Schüler entsprechend nichts

tun

L3: Wenn zu wenig terminliche Führung gegeben wird,

tun manche Schülerinnen und Schüler nichts

formale Kriterien

unterschätzt

L4: Anfangs formale Kriterien, die sehr stark gewichtet

sind, unterschätzt

kein

vereinheitlichtes

schulinternes

Vorgehen

L5: Es wurde in der Schule nie eine Vereinheitlichung

des Betreuungs- und Beurteilungsprozesses besprochen

und das geht diametral auseinander

keine Antwort L2

L6

L_K6: Nötige Kompetenzen

der Schülerinnen und Schüler

Definition:

In dieser Kategorie werden

Aussagen der Lehrpersonen

erfasst, die angeben, welche

Kompetenzen Schülerinnen

Sach- und

Fachverständnis

L1: Physikalisches Grundverständnis und

Sachverständnis für das Thema, mathematisches

Verständnis falls nötig

L2: Fachkenntnis bezüglich des Themas

L5: Fachliche Grundkompetenz

sprachliche

Kompetenzen

L1: Sprachliche Kompetenzen, vom Ausdruck und Stil

her

L5: Sprachlich-schriftliche Kompetenzen

Seite 71 von 172

Untersuchungsdesign

und Schüler aus Sicht der

Betreuungspersonen als

Voraussetzung für eine gute

Physik-VWA mitbringen

müssen.

naturwissenschaft-

liche Methoden

L2: Naturwissenschaftliche Methodenkompetenz bzw.

Arbeitsweise

L3: Naturwissenschaftliche Methodenkompetenz

L5: Praktische Kompetenzen vom Experimentieren her

Interesse

L3: Interesse

L4: Freude an der Physik

L5: Interesse

L6: Interesse und Feuer für die Sache

Selbstkompetenz

L3: Durchhaltevermögen und Selbstorganisation

L4: Gutes Zeitmanagement

L5: Gutes Zeit- und Selbstmanagement

L6: Entsprechende Arbeitshaltung

L_K7: Kompetenzerwerb

während VWA

Definition:

In dieser Kategorie wird

erfasst, welche Kompetenzen

Schülerinnen und Schüler im

Laufe des VWA-Prozesses

erwerben.

wissenschaftliche

Arbeitsweise

L1: Richtiges Zitieren und Umgang mit Quellen

L5: Recherchieren und Literaturarbeit, Umgang mit

Bildrechten

Fokussierung auf

Thema

L1: Fokussiertes Arbeiten an einem eingegrenzten

Thema.

L5: Fokussierung auf Thema

sprachliche

Kompetenzen

L1: Formulieren in speziellen Kontexten

L2: Sprachliche Kompetenzen

naturwissenschaft-

liche Methoden

L2: Messungen und Experimente planen und

dokumentieren

L3: Planung und Auswertung von größeren

Experimenten und Versuchsreihen

Selbstkompetenz

L2: Zeiteinteilung und Einschätzen der eigenen

Fähigkeiten

L3: Selbstorganisation

L4: Zeitstruktur, das Gefühl dafür, wie lange ein

solcher Prozess dauert

keine Antwort L6

L_K8: Schülerinnen/Schüler-

Typ

Definition:

In dieser Kategorie werden

Aussagen der Lehrpersonen

zum Typ von

Schülerin/Schüler erfasst,

die/der sich für eine Physik-

VWA entscheidet.

Interesse an einem

physikalischen

Teilgebiet

L1: Schüler/innen, die sich für Teilbereich der Physik

interessieren

L4: Schüler/innen, die ein technisches Studium

anstreben

L6: Spezifisches Interesse an einem Thema

L5: Interesse an einem bestimmten Themengebiet,

zeichnet sich im MINT-Bereich oft schon früh ab

schulische

Leistungen

L1: Schülerinnen und Schüler aus allen

Leistungsgruppen

L6: Schulische Leistungen spielen kaum eine Rolle

L3: Leistungstechnisch nicht nur die allerbesten

Schüler/innen

L5: Physikalisch und sprachlich zumindest aus der

mittleren Leistungsgruppe

fallen im

Physikunterricht

auf

L2: Die Mädchen sind ganz eigene Typen, die sich

durchsetzen in der Männerwelt. Das zeigt sich schon in

der 4. Klasse

L3: Das sind die, die von Anfang an viele Fragen

stellen

L6: Die fallen im Unterricht beim Experimentieren als

sehr geschickt und neugierig auf

kein spezieller

Typ

L4: Es gibt kein Schema

L5: Das lässt sich nicht generalisieren

L_K9: Physik-VWA abraten

Definition:

In dieser Kategorie werden

Aussagen erfasst, die Gründe

unter keinen

Umständen

L2: Das ist noch nicht vorgekommen und würde ich

auch nicht machen

fehlende Sach-

/Fachkompetenz

L1: Wenn ein/e Schüler/in Schwierigkeiten hätte, mit

den Inhalten umzugehen, wenn die Basis für eine

solche Arbeit fehlt

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Untersuchungsdesign

dafür beinhalten,

Schülerinnen und Schülern

von einer Physik-VWA

abzuraten.

unpassendes

Thema

L3: Wenn die Arbeit auf eine reine Literaturarbeit

hinausläuft

L5: Von der Person her würde ich niemandem abraten,

aber vom Thema her schon, wenn ich sehen, dass sie

da nichts leisten können

keine Antwort L4

L6

L_K10: Kompetenzerwerb im

Regelunterricht

Definition:

In dieser Kategorie werden

Maßnahmen erfasst, die

Lehrpersonen in Ihren

Regelunterricht einfließen

lassen, um Schülerinnen und

Schüler auf die VWA

vorzubereiten.

naturwissenschaft-

liche Methoden

L1: Beobachten und sachgerechtes Protokollieren

inklusive Fehleranalyse

L3: Durchführung und Protokollierung von Versuchen

L2: Trainieren der naturwissenschaftlichen Methode

L6: Sehr viele Experimente, wo Schüler/innen in

Vierergruppen selbstständig etwas erarbeiten

wissenschaftliche

Texte verfassen

L2: Pro Semester müssen sie einen eigenständig

erbrachten Beitrag nach VWA-Vorgaben machen

L5: Elemente, die wissenschaftliches Arbeiten

beinhalten und Schreiben von kleinen

wissenschaftlichen Artikeln

wissenschaftliche

Texte lesen

L4: Dann und wann Lesen von wissenschaftlichen

Texten

Präsentations-

kompetenz

L1: Ein Thema selbstständig erarbeiten und

präsentieren

L6: Präsentation der Ergebnisse von selbst erarbeiteten

Experimenten

L_K11: Vorbereitungsprozess

durch Schule

Definition:

In dieser Kategorie wird

erfasst, wann die Schülerinnen

und Schüler von der Schule

auf die VWA vorbereitet

werden und welche

Maßnahmen zur Vorbereitung

gesetzt werden.

6. Klasse

L2: Besuch von Bibliotheken in der 6. Klasse

L4: Erstinformation durch Frau Direktorin in 6. Klasse

L5: Erstinformation in der 6. Klasse

7. Klasse

L2: VWA-Kurs ganzjährig und Schreibworkshop am

Ende der 7. Klasse

L3: VWA-Kurs in der 7. Klasse, im November

Zuteilung zu Betreuungspersonen

L4: Schritt für Schritt Vorbereitung durch VWA-Team

in VWA-Stunden in 7. Klasse

L5: Themenfindungsworkshop in der 7. Klasse,

Freifach „Wissenschaftliches Arbeiten“ in der 7.

Klasse, weiters Präsentationsworkshops

L6: Geblockter VWA-Lehrgang in der 7. Klasse

keine Angabe der

Klasse

L1: Zitieren wird im Informatikunterricht vermittelt, in

der Oberstufe Training durch schriftliche Abgaben

nach VWA-Vorgaben

L_K12: Motive der

Schülerinnen und Schüler

Definition:

In dieser Kategorie wird

erfasst, aufgrund welcher

Motive sich Schülerinnen und

Schüler aus Sicht der

Lehrpersonen für eine Physik-

VWA entscheiden.

Interesse

L1: Thematische Orientierung

L2: Persönliche Interessen

L3: Interesse

L4: Freude am Thema

L5: Thematische Orientierung

Wahl nach

Lehrperson

L1: Wahl des Klassenvorstandes als Betreuungsperson

L2: Charakterliche Eigenschaften sowie Interessen der

Betreuungsperson

L3: Gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis

L4: Häufig Schüler/innen, die man selbst unterrichtet,

gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis

L5: Grundcharakterliche Ähnlichkeit mit Lehrperson,

häufig eigene Schüler/innen

keine Antwort L6

Seite 73 von 172

Untersuchungsdesign

L_K13: Einfluss der Eltern

Definition:

In dieser Kategorie wird

erfasst, welche Rolle der

Einfluss der Eltern aus Sicht

der Lehrpersonen auf die

Themenwahl der Schülerinnen

und Schüler spielt.

spielt generell

eine Rolle

L1: Spielt schon bei der Schulwahl eine Rolle, bildet

sich also auch auf Themenwahl ab

L2: Naturwissenschaftliches Interesse ist von den

Eltern und aus der Kindheit geprägt, es gibt aber auch

Ausnahmen

L3: Spielt bei vielen eine große Rolle, wenige habe

originelle Idee aus sich selbst

L5: Das spielt generell eine Rolle und wir forcieren das

auch, dass sie mit solchen Dingen kommen, die sie aus

ihrem Umfeld kennen

spielt keine Rolle

L4: Ganz wenig, eigene Interessen stehen im

Vordergrund

L6: Schule hat hohen Migrationsanteil, Kinder

kommen aus Elternhäusern mit sehr geringer

Förderung, kein soziales Kapital, kein verwertbares

Netzwerk

L_K14: Betreuungsprozess

durch Lehrperson

Definition:

In dieser Kategorie wird

erfasst, wie der

Betreuungsprozess durch die

jeweilige Betreuungsperson

abläuft.

Arbeit an Thema

vor Einreichung

der Disposition

L1: Zuerst Feilen an Details zum Thema und

Formalitäten

L2: Thema wird zunächst durchleuchtet und

eingegrenzt und an einem Beispiel oder Produkt

festgemacht, Vorhandensein von schülergerechten

Quellen, Ansprechpersonen und Anwendungen wird

überprüft

L3: Erstes Treffen um Thema abzusprechen und auf

Einreichung [der Disposition] vorzubereiten

L5: Gemeinsame Ausformulierung der Disposition

Zeitplan

L1: Vorgabe eines Zeitrasters, bis wann wie viel

abzugeben ist, danach jeweils Besprechungen mit

Korrekturvorgaben, Vorschlag die Sommerferien zu

nutzen

L2: Kein vorgegebener Zeitplan, Verantwortung liegt

beim Schüler/bei der Schülerin

L3: Kein Zeitplan vorgegeben, aber Nachdruck, wenn

nichts passiert

L5: Vorgabe, wann es Meilensteine geben muss,

Vorgeschlagener Zeitplan: Recherche in der 7. Klasse,

praktische Teile in den Ferien, Schreibprozess in 8.

Klasse

L6: Milestone-Plan mit circa 6 Meilensteinen, den

Schüler selbst entwerfen und für den sie selbst

verantwortlich sind, ob sie sich daran halten oder nicht

Treffen von

Schüler/innen und

Betreuungsperson

L2: Treffen gibt es, wenn von Schüler/in gewünscht

L3: In 8. Klasse findet der Schreibprozess statt mit

Treffen, wenn gewünscht

L4: Ab Jänner in der 7. Klasse geht es sehr variabel

weiter, manche brauchen regelmäßige Treffen, andere

arbeiten selbstständig

L5: Regelmäßige Treffen jeweils zu Meilensteinen

Arbeit am Text

während des

Schreibprozesses

L5: Intensive Arbeit am Text mit den Schüler/innen

L_K15: Konkretisierung des

Themas

Definition:

In dieser Kategorie wird

erfasst, wie die Schülerinnen

und Schüler aus Sicht der

Hilfe bei

Themeneingren-

zung durch

Betreuer/in

L1: Wenn Thema noch nicht passt, dann Hinweis von

Betreuungsperson, dass es auf konkrete Fragestellung

fokussiert werden muss, meistens viel zu breit, Hilfe

nötig

L4: Nachjustieren nötig, damit es nicht zu

oberflächlich wird, Konkretisierungsvorschläge von

Betreuungsperson

Seite 74 von 172

Untersuchungsdesign

Lehrpersonen zu ihren

konkreten und endgültigen

Themenstellungen kommen.

passiert in

Workshops

L2: wird im VWA-Kurs gemacht, bei manchen muss

man dann noch nachjustieren

L3: Themeneingrenzung passiert im VWA-Kurs, bei

erster Besprechung mit mir spielen wir das noch

einmal durch und meistens ist noch ein Treffen nötig

L5: Passiert im Themenfindungsworkshop,

Themeneingrenzung ist eine der wichtigsten und

schwierigsten Dinge, kommen anfangs sehr vage daher

Steuerung über

Literaturvor-

schläge

L6: Steuerung der Konkretisierung über

Buchvorschläge, zu weit wurde das Thema noch nie

L_K16: Häufige Themen

Definition:

In dieser Kategorie wird

erfasst, ob es VWA-Themen

gibt, die aus Sicht der

Lehrpersonen häufig von

Schülerinnen und Schüler

vorgeschlagen werden.

Astrophysik

L2: Immer die Schwarzen Löcher

L3: Astrophysik und Schwarze Löcher kommen immer

wieder

L5: Schwarzes Loch

L6: Schwarze Löcher

Quantentheorie L5: Teleportation

L6: Quantenmechanik

Relativitätstheorie L6: Allgemeine Relativitätstheorie

kommt nicht vor

L1: An der Schule gibt es sehr breites Feld an VWAs,

das gibt es nur mit anfangs zu breit formulierten

Themen

L4: In der Fächerkombination Mathematik-Physik

noch nicht erlebt

L_K17: Gut geeignete

Themen

Definition:

In dieser Kategorie werden

Eigenschaften von gut

geeigneten VWA-Themen

erfasst.

abhängig von

Persönlichkeit

der/des Schülerin/

Schülers

L1: Abhängig von Schülerpersönlichkeit

L4. Es muss einen persönlichen Bezug dazu geben

L5: Es muss für die Person passend groß sein

praktische Teile

möglich

L1: Praktisch durchführbare Teile enthalten

L3: Themen, die Versuche zulassen, die der/die

Schüler/in mit einfachen Mitteln selbst durchführen

kann um zu Erkenntnissen zu gelangen

L5: Lässt praktische Teile und Eigenständigkeit zu

L6: Themen, die einen praktischen Teil innerhalb der

Arbeit zulassen und nicht nur theoretisch behandelbar

sind

ausreichend

Literatur

verfügbar

L1: Gezielt bearbeitbare Themen, zu denen es

ausreichend Literatur gibt

L5: Eigenständige Recherchen möglich

Alltagsthemen L2: Themen, die im Alltag Interesse finden und wo

man viel Selbstständigkeit zeigen kann

jedes Thema ist

geeignet

L4: Jedes Thema ist geeignet, es kommt auf die

Aufbereitung an

L_K18: Praktischer Teil

Definition:

In dieser Kategorie wird

erfasst, inwiefern

Lehrpersonen einen

praktischen

(empirischen/experimentellen)

Teil innerhalb der VWA

fordern.

erwünscht

L1: Empirischer oder experimenteller Anteil sehr

erwünscht

L2: Es besteht kein Zwang, aber es wäre ideal, reine

Literaturarbeit noch nie vorgekommen

L3: Kein Muss, aber im Idealfall natürlich schon

L4: Wenn sich etwas Experimentelles anbietet ja, aber

nicht zwingend

L6: Praktischer Teil sollte in der Physik vorgeschrieben

sein, wird aber nicht verlangt, da nicht üblich

verpflichtend

L5: Nur Arbeiten mit praktischem Teil (empirisch oder

experimentell) werden akzeptiert, keine reinen

Literaturarbeiten

Seite 75 von 172

Untersuchungsdesign

Angabe von

Gründen, die für

einen praktischen

Teil sprechen

L1: Bei Literaturarbeit ist wissenschaftlicher Anspruch

für Maturanten schwer zu erfüllen

L3: Art und Weise des Erkenntnisgewinns bei

Literaturarbeiten für Schüler/innen meist noch zu

schwierig

L6: Theoretische Arbeiten müssen viel zu allgemein

gehalten werden, damit Schülerinnen und Schüler die

Inhalte verstehen können

L_K19: geschlechter-

spezifische Unterschiede

VWA

Definition:

In dieser Kategorie werden

Aussagen erfasst, die Gründe

dafür angeben, wieso sich

mehr Schüler als Schülerinnen

für eine Physik-VWA

entscheiden.

weniger Mädchen

in Oberstufe

L1: Liegt an der Zusammensetzung der Schülerklientel

(mehr Buben), dass mehr Burschen kommen

L2: Rund 80 % Burschen in der Oberstufe, daher mehr

Burschen, die Physik-VWA schreiben

L3: Sehr wenige Mädchen in der Oberstufe, daher sind

die Mädchen deutlich in der Minderheit bei Physik-

VWAs

L5: Grundverhältnis in der Schule sehr burschenlastig

Mädchen

entscheiden sich

eher für

Biologie/Chemie

L3: Biologie und Chemie kommen besser weg

L5: Naturwissenschaftlich interessierte Mädchen gehen

eher in die Biologie

andere Gründe

L4: Knappe Mehrheit bei den Mädchen in der

Schülerpopulation, technischer Berufswunsch der

Burschen

keine Antwort L6

L_K20: geschlechter-

spezifische Unterschiede

Unterricht

Definition:

In dieser Kategorie wird

erfasst, ob es laut

Lehrpersonen einen

Interessensunterschied

zwischen Mädchen und

Buben im Physikunterricht

gibt.

keine

Unterschiede

merkbar

L1: Keine Unterschiede im themenbezogenen

Interesse, es gibt in beiden Geschlechtern welche, die

gut mitarbeiten und welche, die weniger gut

mitarbeiten

L3: Keine Unterschiede bemerkt bisher

L4: Keine extremen Unterschiede sichtbar

L5: Keine Unterschiede im Fach- oder Sachinteresse

L6: Kein großer Unterschied zwischen Buben und

Mädchen, weil aufgrund ihres sozialen/familiären

Hintergrundes für beide Geschlechter alles neu ist

Mädchenthemen/-

arbeitsweisen

L2: Mädchen: Optik, weiche und kreative Themen,

Strom und Auswirkungen auf Körper und Umwelt,

schreiben alles schön auf und sind oft gewissenhafter

L5: Mädchen: gründlicher, genauer, ruhiger und

zielgerichteter

Bubenthemen/-

arbeitsweisen

L2: Buben: Messen und Auswerten, technische

Kontexte

L4: Eher Bubenthemen: Mechanik, Quantenphysik

L5: Buben: neugieriger, kreativer

L_K21: Tipps für zukünftige

Betreuungspersonen

Definition:

In dieser Kategorie werden

Vorschläge von

Lehrpersonen, die bereits

VWAs betreut haben, für

zukünftige Lehrpersonen

erfasst.

Zeitraster mit

regelmäßigen

Treffen

L1: Schriftliche Terminisierung mit den Schüler/innen

vereinbaren, zeitliche Gitterstruktur vorgeben

L3: Regelmäßige Treffen anbieten

L5: Meilensteine vereinbaren

Leseprobe

verlangen

L2: Am Anfang der 8. Klasse ein paar gut behandelte

Seiten verlangen (inkl. Literaturangabe etc.) und diese

streng korrigieren

L3: Ein Kapitel streng auf formale Richtlinien hin

korrigieren

Betreuungs-

protokoll führen

L3: Betreuungsprotokoll führen

Rahmen-

bedingungen gut

kennen

L4: Formale Rahmenbedingungen gut anschauen und

schulinterne Abmachungen einhalten

L5: Andere VWAs anschauen, Fortbildungen besuchen

Selbstkompetenz

fördern

L6: Schüler/innen möglichst viel selbst machen lassen

Seite 76 von 172

Untersuchungsdesign

L_K22: Betreuungsfehler

Definition:

In dieser Kategorie werden

Aussagen der Lehrpersonen

erfasst, welche

Betreuungsfehler, die zu

vermeiden sind, beinhalten.

zu wenig

Nachdruck

L1: Zu wenig Nachdruck in der Betreuung und keine

Gitterstruktur mit Terminvorgaben

L3: Zu wenig Nachdruck, damit etwas geschrieben

wird

zu viel Betreuung

L2: Lehrperson schreibt eigentlich die Arbeit

L4: Während des Arbeitens wird schon zu viel

korrigiert und die Lehrperson nimmt sich nicht bewusst

zurück

zu wenig

Betreuung

L5: Zuerst zu wenig betreuen und dann zu streng

beurteilen, zu wenig Arbeit mit den Schüler/innen am

Text

keine

Dokumentation

des Prozesses

L3: Betreuungsprozess wird nicht genau dokumentiert

Betreuung durch

unkundige Person

L6: Betreuung der Arbeit durch eine Lehrperson, die

das Gebiet nur oberflächlich oder schlecht beherrscht

Kategoriensystem für die Schülerinnen- bzw. Schülerinterviews

Tabelle 12: Kodierleitfaden für die Kategorisierung der Schülerinterviews nach Mayring.

Kategorie Unterkategorie zusammengefasste Aussagen der Testpersonen

S_K1: Einstellung zur VWA

Definition:

In dieser Kategorie wird

erfasst, wie Schülerinnen und

Schüler, die sich zum

Zeitpunkt des Interviews im

VWA-Prozess befanden, zu

dieser Neuerung innerhalb der

SRDP stehen.

positiv

S1: Im Grunde gute Idee, da man dadurch auf die Uni

vorbereitet wird

S3: Sehr gut als Vorbereitung auf wissenschaftliche

Arbeiten an der Uni, Deutschunterricht bringt nichts

S4: Ganz gut, weil man sich mit einem Thema

beschäftigen kann, das einen wirklich interessiert

ambivalent

S5: Prinzipiell gute Idee für alle, die danach studieren

wollen, unnötig für die, die direkt einen Beruf ergreifen

wollen

negativ

S2: Nicht gut, da es den Stress in der 8. Klasse unnötig

erhöht, es braucht keine VWA um die Formalitäten zu

lernen

S_K2: Vorteile durch die

VWA

Definition:

In dieser Kategorie sollen

Äußerungen der Schülerinnen

und Schüler erfasst werden, in

denen Vorteile genannt

werden, die durch den VWA-

Prozess entstehen.

Selbstständigkeit

S1: Selbstständiges Arbeiten an einem größeren

Projekt

S3: Selbstständiges und eigenverantwortliches

Arbeiten an längerem Projekt

Wissenschaftliche

Arbeitsweise

S1: Erlernen des Recherchierens, Zitierens

S2: Erlernen des Zitierens

S4: Erarbeiten von Literatur, Erhöhung der

Schreibkompetenz

Praktische

Fähigkeiten

S3: Erwerb von praktischen Fähigkeiten durch hohen

Praxisbezug der Arbeit

S4: Erwerb von praktischen Fähigkeiten wie

schweißen, konstruieren, ausprobieren

Textverarbeitung

S2: Erstellung eines Inhaltsverzeichnisses

S3: Umgang mit Word für lange Texte, an denen man

immer wieder arbeitet

S_K3: Vorbereitung auf die

Themeneinreichung

Definition:

In dieser Kategorie werden

Aussagen der Schülerinnen

und Schüler erfasst, in denen

Vorbereitung in

Workshops

S3: Sehr gute Vorbereitung in der Schule innerhalb des

VWA-Kurses

S4: Sehr gute Vorbereitung mit

Themenfindungsworkshops

S5: Vorbereitung in VWA-Kurs wo genau erklärt

wurde, welche Fragen man sich vor der Themenwahl

stellen sollte

Seite 77 von 172

Untersuchungsdesign

sie Angaben zu Informationen

und Vorbereitungen von

Schulseite auf die offizielle

Themeneinreichung machen.

keine wirkliche

Vorbereitung

S1: Unterstützung nur derer, die noch nicht wussten,

worüber sie schreiben wollen17

S2: Keine gute Vorbereitung, Informationen gab es erst

kurz vor der offiziellen Einreichung

S_K4: Motiv für Physik-

VWA

Definition:

In dieser Kategorie werden

Aussagen der Schülerinnen

und Schüler erfasst, die

Motive für die Wahl einer

VWA aus dem physikalischen

Bereich enthalten.

Herausforderung S1: Herausforderung wurde gesucht, wollte nicht

machen, was alle anderen machen, z.B. Psychologie

Möglichkeit

externer

Zusammenarbeit

S3: Sehr spontane Entscheidung nach Angebot der

Zusammenarbeit mit FH

Praxisbezug S4: Möglichkeit der praktischen Beschäftigung mit

einem Thema

von Schule

vorgegeben

S2: Einschränkung auf naturwissenschaftlichen

Bereich durch Schule

keine Antwort S5

S_K5: Motiv für konkretes

Thema

Definition:

In dieser Kategorie werden

Aussagen der Schülerinnen

und Schüler erfasst, die

Motive für die Wahl ihres

jeweils konkreten VWA-

Themas enthalten.

Interesse am

Thema

S1: Coole Idee eines Bekannten an der Med-Uni

S2: Interessantes Thema, weil man Fortschritt

bezüglich erneuerbarer Energie anschauen kann

Praxisbezug S3: Wollte etwas bauen und dann kam Angebot von

FH

Vergleich mit

anderen

Themenideen

S4: Mehr Literatur vorhanden als zu alternativen

Themenideen

S5: Alternative Themenideen zu kompliziert oder

komplex

Gesellschaftlicher

Beitrag

S5: Wollte Beitrag zu sauberer Energie leisten

S_K6: Alternative

Themenideen

Definition:

In dieser Kategorie werden

Aussagen der Schülerinnen

und Schüler erfasst, welche

Angaben zu alternativen bzw.

verworfenen Themenideen

aus dem naturwissenschaft-

lichen Bereich oder anderen

Wissenschaftsbereichen

beinhalten

naturwissenschaft-

licher Bereich

S4: Bau eines Pulsstrahltriebwerk

S5: Bauen einer Windkraftanlage oder eines

Dampfmotors

anderer

Wissenschafts-

bereich

S3: Untersuchung historischer Texte auf ihre Aktualität

keine alternativen

Themenideen

S1: Konnte erste Themenidee behalten

S2: Das war gleich die erste Themenidee

S_K7: Berufsfelder der

Eltern/Verwandtschaft

Definition:

In dieser Kategorie werden

Aussagen der Schülerinnen

und Schüler zu den

Berufsfeldern der Eltern bzw.

nahestehender Verwandter

erfasst und deren Einfluss auf

die Wahl des jeweiligen

VWA-Themas.

beruflicher Bezug

zur Naturwissen-

schaft/Technik

S1: Vater ist Techniker,

S2: Vater ist Elektrotechniker

S3: Vater baut oft Dinge selbst, die am Bauernhof

benötigt werden

S4: Mutter ist Architektin

S5: Vater ist Physiker

kein beruflicher

Bezug zur Natur-

wissenschaft/

Technik

S3: Eltern sind Landwirte

S4: Vater ist Jurist

S5: Mutter ist Religionslehrerin

Themenidee von

Eltern oder

Verwandten

S1: Thema wurde nicht vom Vater, sondern von

Bekanntem vorgeschlagen

S2: Vater hat Thema vorgeschlagen, da er Erfahrung in

dem Bereich hat

S4: Opa hat von Holzvergasern erzählt, so kam es zur

Themenidee

17 S1 hat noch nicht offiziell eingereicht, sondern das Thema erst in der Schule bekannt gegeben.

Seite 78 von 172

Untersuchungsdesign

S_K8: Wahl der

Betreuungsperson

Definition:

In dieser Kategorie werden

Aussagen der Schülerinnen

und Schüler erfasst, die

Angaben zur Wahl der

jeweiligen Betreuungsperson

bzw. den Prozess der

Zuteilung von Betreuerinnen

und Betreuern zu den VWA-

Schreibenden enthalten.

Zuteilung der

Betreuungsperson

S1: Schulinterne Angabe von drei Wunschlehrern,

Zuteilung erfolgt durch Lehrpersonen

S2: In der alten Schule freie Wahl der

Betreuungsperson, in der neuen Schule Zuteilung eines

Lehrers

S5: Angabe von drei Wunschlehrern, einer wurde dann

zugeteilt, es wurde angeblich gelost

keine Antwort

S3

S4

S_K9: Einfluss der

Betreuungsperson auf das

Thema

Definition:

In dieser Kategorie werden

Aussagen der Schülerinnen

und Schüler erfasst, die

Angaben zur Einflussnahme

der Betreuungsperson auf die

Themenwahl, im Sinne einer

Themenänderung oder

Themeneingrenzung,

enthalten.

gesamter

Themenvorschlag

L3: Themenvorschlag kam direkt von der

Betreuungsperson

Arbeit am Titel

L2: Lehrer hat Titel so bearbeitet, dass er passt

L5: Titel wurde gemeinsam mit Lehrperson angepasst

und etwas verallgemeinert

kein Einfluss

L1: Lehrer war von Thema begeistert und hat nichts

daran verändert

L4: Keine Einflussnahme auf Thema, alles selbst

überlegt

S_K10: Eigenschaften einer

guten Betreuungsperson

Definition:

In dieser Kategorie werden

Aussagen erfasst, die

Angaben zu den

Charakteristiken eines guten

Betreuungsprozesses und

einer guten Betreuungsperson

enthalten.

gute Fachkenntnis S1: Sollte sich in seinem Fach auskennen

S2: Sollte sich auskennen mit dem Thema

schülerabhängig S4: Hängt ganz vom betreuten Schüler ab, was der

braucht

Schüler-

zentrierung

S1: Geht auf die Ideen des Schülers ein und hat selbst

Ideen

S2: Sollte Verständnis dafür haben, dass Schüler nicht

sofort anfangen

sonstige Antwort

S3: Schwer zu beantworten, wie viel Druck gemacht

werden sollte

S5: Guidance bei Wahrung der Selbstständigkeit

S_K11: Ablauf des

Betreuungsprozesses

Definition:

In dieser Kategorie werden

Aussagen der Schülerinnen

und Schüler erfasst, in denen

Angaben zum Ablauf des

Betreuungsprozesses von

Seiten der Lehrperson

gemacht werden.

Treffen/

Besprechungen

S2: Erstes Treffen zur Themenbesprechung, ein

weiteres Gespräch zum Start der VWA, seither keine

Besprechung

S3: Gemeinsame Kontaktaufnahme zu FH, seither

keine Besprechung

S4: Keine häufigen Treffen, anfangs hat Betreuer ein

paar Seiten durchgelesen, seither selbstständiges

Arbeiten

S5: Treffen, wenn vom Schüler gewünscht jederzeit

möglich, aber keine regelmäßigen Treffen

Zeitvorgaben

S2: Es gibt keine weiteren Vereinbarungen mit oder

Zeitvorgaben von der Lehrperson

S3: Keine Zeitvorgaben vom Lehrer

S4: Keine Zeitvorgaben von Seiten der Lehrperson

S5: Betreuerin hat von Anfang an gesagt, dass es keine

Zeitvorgaben gibt, Selbstständigkeit steht im

Vordergrund

keine Antwort S1

S_K12: Aktueller Status der

VWA Themenfestlegung

S1: Thema schulintern abgegeben, Betreuungsperson

zugeteilt

Seite 79 von 172

Untersuchungsdesign

Definition:

In dieser Kategorie werden

Aussagen der Schülerinnen

und Schüler erfasst, in denen

Angaben zum Fortschritt bzw.

zum Status quo der eigenen

VWA gemacht werden.

Arbeit am

Praxisteil

S2: Mittendrinnen, zur Zeit Arbeit am praktischen Teil

(Bestellung der Teile)

S3: Praktischer Teil steht kurz vor Testung

S4: Praktischer Teil ziemlich fertig

S5: Leider noch kein Messergebnis, aber praktische

Teile fast fertig

Arbeit am

Theorieteil

S2: 6-7 Seiten geschrieben

S3: Bereits ein wenig geschrieben

S4: Drei Viertel der Arbeit sind geschrieben

S_K13: Literaturquellen

Definition:

In dieser Kategorie werden

Angaben der Schülerinnen

und Schüler erfasst, welche

Angaben zu bereits

verwendeten oder bei der

Einreichung der Disposition

angegebenen Literaturquellen

enthalten. Auch Angaben zur

Unterscheidung zwischen

seriösen und unseriösen

Quellen fallen in diese

Kategorie.

Bücher

S2: Bücher von Stadtbibliothek ausgeliehen

S4: Bücher von der TU-Bibliothek

S5: Bücher vom TU-Searchportal

Internet-Quellen

S2: Bei der Disposition wurden Internet-Links

angegeben

S3: Verwendung der Arduino-Plattform und Websites

der Hersteller

S5: Google

Seriosität von

Internet-Quellen

S2: Eine Internet-Quelle ist unseriös, wenn viele

Farben verwendet werden oder dauernd Pop-Up-

Fenster aufgehen

S3: Die Hersteller-Seiten sind wohl als seriös zu

beurteilen

keine Antwort S1

S_K14: Konzept für die VWA

Definition:

In dieser Kategorie werden

Aussagen der Schülerinnen

und Schüler erfasst, welche

Aussagen zum groben

Konzept und zur

Zusammensetzung ihrer VWA

beinhalten.

Theorie- und

Praxisteil

S1: Theorieteil und Praxisteil, Theorie: Brownsche

Bewegung, „Was ist Nano?“, Erwartungshorizont

bezüglich Experiment

S2: Aufgebaut aus einem theoretischen Teil mit

Funktionsweise und praktischem Teil

S3: Noch sehr in Schwebe, aber ganz allgemein

Theorie- und Praxisteil

historischer,

technischer,

praktischer Teil

S4: Aufteilung in geschichtlichen Teil (Geschichte des

Holzvergasers), technischen Teil (Ottomotor) und

praktischen Teil (Experiment und Messungen)

keine Antwort S5

S_K15: Praktischer Teil

Definition:

In dieser Kategorie werden

Aussagen der Schülerinnen

und Schüler erfasst, welche

Aussagen zu einem

eventuellen praktischen Teil

innerhalb der VWA enthalten.

Untersuchung im

Labor

S1: Praktischen Teil: Mikroskopie von Nano-Partikeln

mit Auswertung

Bau eines

Geräts/Maschine

S2: Nachbau einer sonnennachgeführten

Photovoltaikanlage in einem Modell

S3: Bau einer Messsonde für einen Wetterballon zum

Nachweis einer Inversionswetterlage

S4: Bau eines Holzvergasers

S5: Umrüstung eines Motors auf Ethanolkraftstoff,

dazu Bau eines Dynamometers und einer

elektronischen Zündung

Empfehlung der

Lehrperson

S3: Praxisteil war nicht vorgeschrieben, aber es wurde

von Lehrpersonen empfohlen

S5: Praktischer Teil war nicht vorgeschrieben, aber von

Schule stark empfohlen

Eigeninitiative

S2: Es gab keinen Zwang für einen Praxisteil, war

eigener Wunsch

S4: Keine Verpflichtung eines Praxisteils, sondern

eigene Intention

S_K16: Einstellung zu Physik

als Schulfach lehrerabhängig

S1: Ist ein bisschen lehrerabhängig

S2: Hängt mit Lehrer zusammen

Seite 80 von 172

Untersuchungsdesign

Definition:

In dieser Kategorie werden

Aussagen der Schülerinnen

und Schüler erfasst, welche

sich auf Physik als

schulischen Gegenstand

beziehen. Hier sollen

insbesondere Aussagen in

Bezug auf die Haltung zum

Schulfach Physik

zusammengefasst werden.

positiv

S1: Hat sich im Laufe der Jahre zu Lieblingsfach

gewandelt, Themen sind interessant

S2: Eins der interessantesten Nebenfächer, da Themen

hin und wieder interessant sind und wegen Praxisnähe

S3: Zählt zu beliebten Fächern

S4: Physik und Chemie sind Lieblingsfächer

S5: Physik ist sehr spannend

negativ

S3: Physik als Pflichtfach macht keinen Sinn

S4: Physik als Schulfach ist komisch, man lernt viel zu

wenig, es ist zu oberflächlich

S5: Praxisbezug fehlt im Physikunterricht

S_K17: Favorisierte Themen

innerhalb der Physik

Definition:

In dieser Kategorie wird

erfasst, welche Themen

innerhalb des

Physikunterrichts für

Schülerinnen und Schüler als

besonders interessant oder als

uninteressant erscheinen.

Schwingungen

und Wellen

S2: Wellen sind relativ interessant

Kernspaltung S2: Kernspaltung sind relativ interessant

Elektrizität und

Elektronik

S2: Elektrizität und Elektronik sind relativ interessant

S3: Elektrizität, Elektronik ist interessant

Mechanik

S1: Technische Bereiche wie Mechanik nicht so

interessant

S2: Mechanik, also Weg, Kraft und das Ganze, ist nicht

interessant

S3: Mechanik ist nicht so interessant

S4: Mechanik ist auf jeden Fall interessant

S5: In Physik sind alle Themen interessant,

insbesondere klassische Mechanik

Astrophysik S3: Astronomie ist interessant

S4: Astrophysik ist interessant

Optik S3: Optik ist nicht so interessant

keine konkrete

Nennung

S1: Es gibt nicht wirklich spezielle Themen, Unterricht

allgemein interessant

S_K18: Physik und

Mädchen/Physik und Buben

Definition:

In dieser Kategorie wird

erfasst, ob es aus Sicht der

Schülerinnen und Schüler

Themen gibt, die eher

Mädchen bzw. eher Burschen

ansprechen und wenn ja,

welche das sind.

Physik eher für

Buben interessant

S1: Physik ist generell ein Fach, das mehr Buben

interessiert, weil sie sich leichter tun und weniger

Hemmungen haben etwas auszuprobieren

S2: Nur männliche Assoziationen zu Physik, keine

Mädchen in der Klasse, die das interessiert

S5: Spaltung innerhalb der Naturwissenschaften,

Mädchen interessieren sich eher für Biologie und

Zoologie, Buben für Chemie und Physik, in der Klasse

fühlen sich wenige Mädchen angesprochen

kontextabhängig

S3: Man kann Beispiele wählen, die eher Mädchen

ansprechen und welche die eher Buben ansprechen,

aber am Thema liegt das nicht

geschlechtsunab-

hängig

S4: Schwer zu sagen, wenn es einen interessiert, dann

interessiert es einen und wenn nicht dann nicht,

unabhängig vom Geschlecht

S_K19: Interessensfelder von

Freunden

Definition:

In dieser Kategorie wird

erfasst, ob Schülerinnen und

Schüler innerhalb ihrer

jeweiligen Freundes- und

Schulkollegenkreise ähnliche

Interessensfelder besitzen,

also ob es im Freundeskreis

auch technisch-physikalisch

interessierte Personen gibt.

Freundinnen/Freu

nde auch

technisch-

physikalisch

interessiert

S2: Ähnliche Interessen im Freundeskreis, gleiche

Maturafächer gewählt

S3: Ja, es sind einige, die das [Elektronik und

Selbstbauen von Dingen] sehr interessiert

S4: Ja, ganz stark, ständig Gespräche über VWA und

Fortschritt und gegenseitige Hilfestellung

S5: Ja, gleiche Interessen im Freundeskreis,

Zusammenarbeit bei Praxisteilen für VWA

Freundinnen/Freu

nde nicht

technisch-

physikalisch

interessiert

S1: Keine Freunde, die physikalisch interessiert sind, in

einer Sprachenklasse interessiert das nicht viele

Seite 81 von 172

Untersuchungsdesign

S_K20: Studien- und

Berufswunsch

Definition:

In dieser Kategorie werden

Aussagen der Schülerinnen

und Schüler erfasst, welche

sich auf ihren zukünftigen

Studien- bzw. Berufsweg

beziehen.

Naturwissen-

schaftlicher/

technischer

Studienwunsch

S2: Irgendetwas Technisches, vielleicht an der TU

S3: Studium Information and Computer-Engineering

an der TU

S4: Am liebsten Fahrzeugtechnik auf der FH oder sonst

Baumanagement

S5: Physik an der TU studieren und ab dem zweiten

Abschnitt Experimentalphysik

Medizin S1: Medizin

Geisteswissen-

schaftlicher

Studienwunsch

S1: Lehramt Englisch und vielleicht Deutsch

Berufswunsch in

technischer

Entwicklung

S3: Irgendetwas in der Entwicklung mit einer

Mischung aus selber machen, selber überlegen und

selber ausprobieren

S4: Am liebsten bei der Magna18, großes Interesse an

allem, was mit Fahrzeugen zu tun hat

S5: Am liebsten in der Forschung oder sonst in der

Industrie, zur Not KFZ-Mechaniker für Motorräder in

Australien

Berufswunsch im

sozialen Bereich

S1: Lehrerin oder Ärztin

S_K21: Berufswunsch als

Kind

Definition:

In dieser Kategorie werden

Aussagen der Schülerinnen

und Schüler erfasst, die

frühere Berufswünsche aus

der Kindheit beinhalten.

technische

Berufswünsche

S2: Elektrotechniker, wie Vater, aber das ist nicht mehr

so

S3: In der Volksschule Astronaut

S4: Immer schon Maschinenbauer, auch heute noch

S5: Immer schon Physiker, bereits mit sieben/acht

Jahren, Einfluss vom Vater

geisteswissen-

schaftliche

Berufswünsche

S3: Später dann Dinosaurier-Forscher

keine Antwort S1

18 Magna Steyr Fahrzeugtechnik AG & Co KG

Seite 82 von 172

Untersuchungsdesign

Seite 83 von 172

Ergebnisse

7. Ergebnisse

Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der quantitativen und qualitativen Auswertungen,

welche auf Basis der beiden in Kapitel 6 beschriebenen Datensätze erfolgten. Zunächst werden

die Analysen der statistischen Auswertung der „steiermarkweiten Daten – NW“ diskutiert

gefolgt von den Analysen der qualitativen Interviews.

7.1. Analyseergebnisse der VWA-Titel

Die Kategorisierung der Daten und die Auswertung bzw. Berechnung der Ergebnisse erfolgte

mit Hilfe von PivotTables in Excel 2016. Für die Analyse wurden nach der Kategorienbildung

und Zuordnung ausschließlich Häufigkeitsanalysen herangezogen und in relative Anteile

umgerechnet. In einem ersten Materialdurchlauf wurde der Datensatz, der insgesamt 1432

naturwissenschaftliche VWA-Titel enthält, einer Sortierung in „nicht der Physik zuordenbare“

(Zuordnung 0), „der Physik zuordenbare“ (Zuordnung 1) und „fächerübergreifend mit Physik“

(Zuordnung 2) in Verbindung stehende Titel unternommen. Tabelle 13 gibt die Anzahl an

VWAs in der jeweiligen Zuordnungskategorie an.

Tabelle 13: Anzahl der VWA-Titel mit der jeweiligen Zuordnung in Bezug auf die Physik.

Insgesamt wurden 1432 VWA-Titel untersucht.

Zuordnung Zuordnung in Worten Anzahl

0 nicht der Physik zuordenbar 1161

1 der Physik zuordenbar 225

2 fächerübergreifend mit Physik 46

81,1 % der VWA-Titel konnten nicht der Physik zugeordnet werden und entfallen damit auf

andere naturwissenschaftliche Fachgebiete. Bei 15,7 % der Arbeiten kann auf Grund des Titels

auf eine der Physik zuordenbare Thematik geschlossen werden. 3,2 % der Titel konnten nicht

eindeutig der Physik zugeordnet werden, streifen aber mit großer Wahrscheinlichkeit

physikalische Inhalte.

In Abbildung 9 sind die prozentuellen Anteile der einzelnen Zuordnungs-Kategorien

dargestellt. Hierbei zeigt sich, dass insgesamt mehr naturwissenschaftliche VWA-Themen von

Schülerinnen als von Schülern vorliegen, aber sich davon ein viel geringerer Anteil mit einem

physikalischen oder an die Physik angelehnten Thema beschäftigt. Fast ein Viertel (24,6 %) der

von Jungen geschriebenen naturwissenschaftlichen VWAs sind aus dem Fachbereich Physik,

Seite 84 von 172

Ergebnisse

während es bei den Mädchen nur 7,8 % der Arbeiten sind. 2,1 % der Mädchen beschäftigen

sich teilweise mit physikalischen Inhalten, unter den männlichen Schülern entscheiden sich

4,3 % für ein die Physik streifendes Thema. Dieser Umstand deckt sich mit den Erkenntnissen

aus der IPN-Studie, nach welcher sowohl das Fach- und Sachinteresse als auch das

Freizeitinteresse an Physik bei männlichen Schülern signifikant höher liegt als bei Mädchen

(Hoffmann et al. 1998).

Abbildung 9: Zuordnung der naturwissenschaftlichen Arbeiten zu den drei Zuord-

nungskategorien 0 (nicht der Physik zuordenbar), 1 (der Physik zuordenbar) und 2

(fächerübergreifend mit Physik). Insgesamt liegen 675 VWA-Titel von Schülern und 752

VWA-Titel von Schülerinnen vor.

Eine quantitative Übersicht über die absoluten Zahlen in Bezug auf Zuordnung und Geschlecht

der jeweiligen Schülerin bzw. des jeweiligen Schülers wird in Tabelle 14 gegeben.

Tabelle 14: Aufschlüsselung der Anzahl der VWAs pro Zuordnung (0 nicht der Physik zuordenbar, 1

der Physik zuordenbar, 2 fächerübergreifend mit Physik) nach Geschlecht der Verfasserin bzw. des

Verfassers.

Geschlecht

männlich weiblich unbekannt

Zu

ord

-

nu

ng 0 480 677 5

1 166 59 0

2 29 16 1

Summe 675 752 6

Das Geschlecht der Schülerinnen und Schüler wurde mithilfe der Variable Vorname bestimmt.

Bei insgesamt sechs VWA-Titeln konnte das Geschlecht des VWA-Schreibenden nicht

eindeutig anhand des Vornamens festgestellt werden. Es handelt sich hierbei um 5 Schülerinnen

bzw. Schüler mit der Zuordnung 0 (nicht der Physik zuordenbar) in Bezug auf den VWA-Titel

71,1%

24,6%

4,3%

90,0%

7,8%2,1%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

0 NW Sonstiges 1 Physik 2 fächerübergreifend

Physik

Pro

zen

tuel

ler

An

teil

Anteile der naturwissenschaftlichen VWAs an den

einzelnen Zuordnungen

männlich (675) weiblich (752)

Seite 85 von 172

Ergebnisse

und um einen Schüler bzw. eine Schülerin mit der Zuordnung 2 (fächerübergreifend mit

Physik). Diese sechs VWA-Titel werden in den geschlechterspezifischen Analysen nicht

berücksichtigt.

7.1.1. Auswertung der Daten mit Zuordnung 1 (der Physik zuordenbar)

Für Abbildung 10 wurden die Daten, welche die Zuordnung 1 (der Physik zuordenbar)

erhielten, herangezogen und innerhalb der Kategorien gezählt. Insgesamt besteht der Datensatz

der der Physik zuordenbaren VWAs aus 225 Daten. In der Darstellung sind die Häufigkeiten

mithilfe von prozentuellen Anteilen angegeben. Für diese erste Analyse wurde noch keine

separate Betrachtung von männlichen und weiblichen Schülern vorgenommen. Es soll lediglich

veranschaulicht werden, mit welcher Häufigkeit Schülerinnen und Schüler, welche sich für eine

VWA aus dem physikalischen Bereich entscheiden, bestimmte Themengebiete als

Inhaltsbereich wählen.

Der Inhaltsbereich Astrophysik wurde von 20,0 % der Schülerinnen und Schüler als häufigste

Themenkategorie für die VWA gewählt. Dieses Ergebnis deckt sich mit den Ergebnissen der

ROSE-Studie (Elster 2007, S. 5, vgl. Abschnitt 4.4), der zufolge Astrophysik, Universum zu

den für Schülerinnen und Schüler interessantesten Inhaltsbereichen innerhalb der Physik zählt.

An dieser Stelle muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass bei der ROSE-Studie

Jugendliche aller interessensgruppen befragt wurden, es sich bei der hier präsentierten Analyse

der VWA-Themen aber um Schülerinnen und Schüler der interessierten Gruppe handelt, die

sich bewusst für ein physikalisches Thema für ihre VWA entschieden haben. 12,9 % der

Schülerinnen und Schüler wählen ein Thema aus dem Bereich Motoren und Antrieb, gefolgt

von Energieversorgung mit 12,4 %. Beinahe die Hälfte (45,3 %) der im Bereich Physik

verfassten Arbeiten fallen demnach in eine dieser drei genannten Kategorien. Nimmt man die

folgenden drei Kategorien dazu, Luft- und Raumfahrt, Technische Anwendung und

Radioaktivität, sind es bereits mehr als zwei Drittel (69,3 %) der sich mit Physik befassenden

VWAs, welche sich diesen Kategorien zuordnen lassen. In die weiteren Inhaltsbereiche fallen

maximal je 5,8 % der Titel.

Seite 86 von 172

Ergebnisse

Abbildung 10: Prozentuelle Anteil der VWA-Titel, welche der Physik zuordenbar sind, in der jeweiligen

Themenkategorie Die Stichprobe besteht aus 225 VWA-Titeln, die in der Steiermark zwischen 2013/14

und 2016/17 eingereicht wurden.

Um die Ergebnisse auch in Bezug auf geschlechterspezifische Unterschiede untersuchen zu

können, wurde in Abbildung 11 die prozentuelle Verteilung der von Schülerinnen bzw. von

Schülern gewählten Themenkategorien dargestellt. Es ist zu beachten, dass aufgrund der

geschlechtsinternen Zählung ein höherer Balken bei den Mädchen nicht bedeutet, dass diese

Themenkategorie in absoluten Zahlen von mehr Schülerinnen gewählt wurde, sondern, dass

innerhalb der Merkmalsausprägung „weiblich“ der prozentuelle Anteil höher ist als innerhalb

der Ausprägung „männlich“. Die Grundgesamtheit bilden hier die VWA-Titel mit der

Zuordnung 1 (der Physik zuordenbar), welche aus 225 Arbeiten besteht.

Während sich bei den Schülerinnen die Astrophysik deutlich als beliebtester Inhaltsbereich mit

30,5 % herausstellte, liegt dieser Inhaltsbereich bei den Schülern nur auf Platz zwei der häufig

gewählten Themen mit 16,3 %. Die für männliche Schüler interessanteste Themenkategorie ist

mit 17,5 % Motoren und Antrieb, welche bei den Schülerinnen mit 0 % auf dem letzten Platz

landete.

8,4%

5,8%

6,7%

0,9%

0,4%

5,3%

5,3%

12,9%

8,9%

1,8%

4,4%

12,4%

2,2%

3,1%

20,0%

1,3%

0% 5% 10% 15% 20%

Technische Anwendung

Relativitätstheorie

Radioaktivität

Quantenmechanik

Physikalische Eigenschaften

Physik und Sport

Optische Geräte und Licht

Motoren und Antrieb

Luft- und Raumfahrt

Geophysik

Film und Literatur

Energieversorgung

Bionik

Biographien

Astrophysik

Akustik

Kategorisierung der VWA-Themen

Seite 87 von 172

Ergebnisse

Abbildung 11: Prozentueller Anteil der jeweiligen Kategorie für Mädchen (orange) bzw. Buben (grün).

Die Stichprobe besteht aus 166 VWA-Titeln von männlichen und 59 VWA-Titeln von weiblichen

Personen. Rechts oben ist das Ergebnis der ROSE-Studie in Bezug auf die Inhalte dargestellt (Elster

2007, S. 5). Physikalische Inhaltsbereiche wurden mit einem blauen Rahmen versehen.

Vergleich man die Ergebnisse der nach Geschlechtern getrennten Analyse mit den Ergebnissen

der ROSE-Studie (siehe Inset-Diagramm rechts oben in Abbildung 11) in Bezug auf die

Unterschiede zwischen Mädchen und Buben, so erkennt man insbesondere im Bereich der

Astrophysik (entspricht dem Inhaltsbereich Universum) eine Abweichung. Ein deutlich höherer

Anteil an Mädchen entschiedet sich für eine VWA aus diesem Bereich, während sich in der

Studie von Elster (2007) und Holstermann und Bögelholz (2007) eher Buben für diesen

Inhaltsbereich interessieren. Zu beachten gilt, dass es sich im Vergleich zur ROSE-Studie bei

den hier präsentierten Ergebnissen um ein vorselektiertes Sample handelt, welches

Schülerinnen und Schüler mit einem vermutlich erhöhten Sachinteresse – zumindest in Bezug

auf einen Teilaspekt der Physik – handelt. In den Kategorien Energieversorgung, Radio-

aktivität, Optische Geräte und Licht und Technische Anwendung (entspricht den

Inhaltsbereichen Energie, Licht, Strahlung und Technologie) stimmen die Ergebnisse mit der

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

Themenwahl laut Kategorien - SchülerInnen

männlich weiblich

Seite 88 von 172

Ergebnisse

ROSE-Studie überein. Ein VWA-Thema aus der Kategorie Akustik (entspricht dem

Inhaltsbereich Töne) wählten nur insgesamt 1,3 % der Schülerinnen und Schüler, wobei sich

ausschließlich Buben für diesen Themenbereich entschieden, daher ist hier ein Vergleich nicht

sinnvoll.

In Tabelle 15 ist die Reihenfolge der gewählten Themenkategorien absteigend nach Häufigkeit

aufgelistete. Die Kategorie Astrophysik gehört demnach bei beiden Geschlechtern zu den fünf

beliebtesten Themenkategorien. Das gilt ebenso für die Kategorie Energieversorgung, welche

bei den Mädchen auf Platz zwei, bei den Buben auf Platz drei landete. Die Kategorien, die bei

den Mädchen die Plätze drei, vier und fünf belegen (Relativitätstheorie, Radioaktivität und

Optische Geräte und Licht), landen bei den Buben alle im mittleren Interessensfeld auf den

Plätzen zehn, sieben und acht. Zwei der fünf beliebtesten Kategorien der Buben (Motoren und

Antrieb und Technische Anwendung) belegen bei den Mädchen Plätze unter den fünf am

seltensten gewählten Kategorien. Luft- und Raumfahrt schafft es bei den männlichen Schülern

auf Platz vier, während Schülerinnen diese Kategorien nur am zehnthäufigsten wählen.

Auf die fünf beliebtesten Themenkategorien entfallen sowohl bei den Schülerinnen als auch bei

den Schülern jeweils mehr als zwei Drittel der Arbeiten.

Tabelle 15: Nach Häufigkeiten sortierte Reihenfolge der Themenkategorien für Buben und Mädchen

auf Basis der für Abbildung 11 ausgewerteten Daten. Kursiv geschrieben Kategorien wurden von der

jeweiligen Geschlechtergruppe gar nicht gewählt.

weiblich männlich

häufi

g g

ewählt

1 Astrophysik (30,5 %) Motoren und Antrieb (17,5 %)

2 Energieversorgung (11,9 %) Astrophysik (16,3 %)

3 Relativitätstheorie (11,9 %) Energieversorgung (12,7 %)

4 Radioaktivität (10,2 %) Luft- und Raumfahrt (10,8 %)

5 Optische Geräte und Licht (6,8 %) Technische Anwendung (10,2 %)

6 Film und Literatur (5,1 %) Physik und Sport (6,0 %)

7 Bionik (3,4 %) Radioaktivität (5,4 %)

8 Biographien (3,4 %) Optische Geräte und Licht (4,8 %)

selt

en g

ewä

hlt

9 Geophysik (3,4 %) Film und Literatur (4,2 %)

10 Luft- und Raumfahrt (3,4 %) Relativitätstheorie (3,6 %)

11 Physik und Sport (3,4 %) Biographien (3,0 %)

12 Technische Anwendung (3,4 %) Akustik (1,8 %)

13 Physikalische Eigenschaften (1,7 %) Bionik (1,8 %)

14 Quantenmechanik (1,7 %) Geophysik (1,2 %)

15 Akustik (0,0 %) Quantenmechanik (0,6 %)

16 Motoren und Antrieb (0,0 %) Physikalische Eigenschaften (0,0 %)

Unter die fünf für die männlichen Schüler interessantesten Themengebiete fallen die drei

Bereiche, die einen technischen Aspekt aufweisen: Motoren und Antrieb, Luft- und Raumfahrt

und die technischen Anwendungen. Bei den Schülerinnen erreichen diese techniklastigen

Seite 89 von 172

Ergebnisse

Themenbereiche nur die Plätze zehn, zwölf und sechzehn und fallen damit nur in den Pool der

selten gewählten Themen.

Im Zuge der Datenaufbereitung wurde auch das Geschlecht der Betreuungspersonen mithilfe

des Vornamens ermittelt. Die betrachtete Stichprobe besteht aus 151 physikalischen VWAs,

die von männlichen und aus 73 Arbeiten, die von weiblichen Betreuungspersonen begleitet

wurden. Das entspricht einem Verhältnis von annähernd 2:1 (Faktor: 2,07). Das Verhältnis von

Schülern zu Schülerinnen, welche eine physikalische VWA schreiben, beträgt annähernd 3:1

(Faktor: 2,80).

Auf diese Weise konnte eine Analyse der Betreuungshäufigkeit der jeweiligen Kategorie in

Abhängigkeit vom Geschlecht der Lehrperson erfolgen. Es wurden innerhalb der jeweiligen

Geschlechter-Gruppe die Arbeiten pro Kategorie gezählt und als relative Häufigkeiten

ausgewertet. Das bedeutet in prozentuellen Anteilen, dass 67,4 % der Physik-VWAs von

Männern und entsprechend 32,6 % von Frauen betreut wurden. Das Ergebnis der Analyse ist

in Abbildung 12 dargestellt. Ebenso, wie auch bei der Auswertung der Themenwahl der

Schülerinnen und Schüler wurden die relativen Anteile auch hier geschlechtsintern gezählt und

als Prozentwert innerhalb der jeweiligen Merkmalsausprägung („weiblich“ oder „männlich“)

dargestellt.

Abbildung 12: Prozentueller Anteil der jeweiligen Kategorie für weibliche Betreuerinnen (orange) bzw.

männliche Betreuer (grün). Die Stichprobe besteht aus 151 männlichen und 71 weiblichen

Betreuungspersonen.

0%

5%

10%

15%

20%

25%

Themenwahl laut Kategorien - BetreuerInnen

männlich weiblich

Seite 90 von 172

Ergebnisse

Die von weiblichen Lehrpersonen am häufigsten betreuten Themenkategorien sind

Energieversorgung und Motoren und Antrieb jeweils mit einem relativen Anteil von 16,9 %

gefolgt von Astrophysik mit einem relativen Anteil von 11,3 %. Auch bei den männlichen

Betreuungspersonen sind das die drei am häufigsten betreuten Themenkategorien, allerdings

steht hier die Astrophysik mit 21,2 % deutlich an erster Stelle, gefolgt von Motoren und Antrieb

mit 13,2 % und ex aequo auf dem dritten Platz Energieversorgung und Technische

Anwendungen. Letztere belegen bei den Frauen nur den zehnten Platz. In den anderen

Kategorien sind die Verteilungen sehr ähnlich bis auf wenige Prozentpunkte.

Die folgende Vierfeldertafel (Tabelle 16) stellt den Zusammenhang zwischen den Merkmalen

Geschlecht Betreuer und Geschlecht Schüler jeweils mit den Ausprägungen männlich und

weiblich dar. In den einzelnen Feldern ist jeweils der prozentuelle Anteil des Durchschnittes

der beiden Mengen bezogen auf die Grundgesamtheit von 224 physikalischen VWAs

angegeben. In Klammern ist die absolute Anzahl an Physik-VWAs für das jeweilige Ereignis

vermerkt.

Tabelle 16: Vierfeldertafel zum relativen und absoluten (in Klammern) Zusammenhang zwischen den

Merkmalen „Geschlecht Betreuer“ und „Geschlecht Schüler“.

Schüler

männlich weiblich

Bet

reuer

männlich 50,5 %

(113)

17,0 %

(38)

67,5 %

(151)

weiblich 23,2 %

(52)

9,4 %

(21)

32,6 %

(73)

73,7 %

(165)

26,4 %

(59)

100 %

(224)

Aufgrund der viel größeren Anzahl an männlichen Betreuungspersonen für physikalische

VWAs ist entsprechend der von Männern betreute Anteil sowohl bei den männlichen als auch

bei den weiblichen Schülerinnen höher, als der von Frauen betreute Anteil. Mithilfe der

Vierfeldertafel kann nun auch noch berechnet werden, welcher Anteil der männlichen Schüler

und welcher Anteil der Schülerinnen von Frauen bzw. Männern betreut wird. Es ergeben sich

folgende Ergebnisse:

• 68,5 % der männlichen Schüler werden von Männern betreut.

• 31,5 % der männlichen Schüler werden von Frauen betreut.

• 64,4 % der weiblichen Schüler werden von Männern betreut.

Seite 91 von 172

Ergebnisse

• 35,6 % der weiblichen Schüler werden von Frauen betreut.

Es zeigt sich demnach, dass das Geschlechterverhältnis der betreuenden Lehrpersonen für beide

Schüler-Geschlechter ähnlich ist.

In Abbildung 13 wurde nun das Betreuungsmuster explizit nach Schülerinnen und Schülern

aufgetrennt dargestellt. Die relativen bzw. absoluten Anteile der Betreuerinnen bzw. Betreuer

an den einzelnen Themenkategorien sollen Aufschluss darüber geben, ob es geschlechters-

pezifische Unterschiede bezüglich der Betreuung von Schülerinnen bzw. Schülern gibt.

Abbildung 13: Relative (oben) und absolute (unten) Anteile der Betreuungspersonen an den einzelnen

Themenkategorien getrennt nach Schülerinnen (links) und Schülern (rechts). Die Stichprobe beinhaltet

insgesamt 224 physikalische VWAs, davon 165 Arbeiten von männlichen und 59 Arbeiten von

Schülerinnen bzw. 151 von Männern und 73 von Frauen betreute Physik VWAs.

Die zugrundeliegende Stichprobe ist jeweils die Anzahl der Arbeiten in der

Durchschnittsmenge der beiden Geschlechtergruppen (zum Beispiel „Schüler weiblich“ mit

„Betreuer weiblich“), was den Angaben in der Vierfeldertafel entspricht. Die Summe über die

Seite 92 von 172

Ergebnisse

Balken gleicher Farbe ergeben jeweils 100 % (bei den Diagrammen der relativen Anteile, oben)

bzw. die Gesamtzahl der von der jeweiligen Geschlechtergruppe betreuten Arbeiten (bei den

Diagrammen der absoluten Anteile, unten). Betrachtet man beispielsweise die Kategorie

Astrophysik im linken oberen Diagramm so zeigt sich, dass 33,3 % der Betreuerinnen, welche

weibliche Schüler betreuen, eine VWA aus dieser Themenkategorie betreuen, hingegen 29,0 %

der Betreuer von Schülerinnen. Die absoluten Häufigkeiten geben an, wie viele Arbeiten aus

der jeweiligen Kategorie von Männern bzw. von Frauen betreut wurden.

Im Folgenden sollen die Themenkategorien diskutiert werden, in denen Auffälligkeiten zeigen.

In der Kategorie Astrophysik zeigt sich, dass Arbeiten von Schülerinnen annähernd gleich

häufig von Männern und Frauen betreut werden (elf von Männern betreute Arbeiten stehen

sieben von Frauen betreuten Arbeiten gegenüber). Bei den männlichen Schülern zeigt sich hier

allerdings eine deutliche Diskrepanz: während nur fünf Arbeiten von Frauen betreut werden,

werden mehr als das Vierfache an astrophysikalischen VWAs (21 an der Zahl) von Männern

betreut. In der Kategorie Energieversorgung ist der relative Anteil an weiblichen Betreuerinnen

sowohl bei den Mädchen, als auch bei den Buben höher. Die Kategorie Biographien ist sowohl

bei den Schülerinnen als auch bei den Schülern ein von weiblichen Betreuungspersonen

dominierter Themenbereich. Mädchen werden in dieser Kategorie ausschließlich von Frauen

betreut. In den Themengebieten Relativitätstheorie und Radioaktivität ist bei den Schülern der

absolute Anteil an weiblichen Betreuungspersonen höher, während hier bei den Schülerinnen

männliche Betreuer dominieren. Bei den Technischen Anwendungen ist der Anteil an von

Männern betreuten Schülern deutlich höher, als der von Frauen betreute Anteil. Konkret werden

zwei Buben von Frauen und 15 Buben von Männern betreut, was den Faktor von 2,07

(Verhältnis männliche zu weiblichen Betreuer) deutlich übertrifft.

7.1.2. Auswertung der Daten mit Zuordnung 2 (fächerübergreifend mit Physik)

Titel, die nicht eindeutig der Physik zugeordnet werden konnten, aber zumindest

fächerübergreifend eine Annäherung an die Physik liefern, wurden im ersten Materialdurchlauf

mit der Zuordnung 2 (fächerübergreifend mit Physik) versehen. In einem weiteren Durchlauf

wurde den Titeln dann zusätzlich ein Schulfach zugeordnet, welchem das Thema am ehesten

zugeordnet werden kann (Datenaufbereitung siehe Abschnitt 6.1.4), auch unter Zuhilfenahme

der Unterrichtsfächer der betreuenden Lehrkräfte. Da die VWAs offiziell anhand von Wissen-

schaftsbereichen aber nicht anhand von Schulfächern kategorisiert werden, musste diese

Zuordnung händisch erfolgen. Es wurden insgesamt 46 Arbeiten mit der Zuordnung 2 versehen,

davon stammen 26 VWAs von männlichen Schülern, 19 VWAs von weiblichen Schülern und

Seite 93 von 172

Ergebnisse

eine Arbeit von einer Person mit unbekannter Geschlechterzuordnung. In die geschlechter-

spezifischen Untersuchungen gehen damit nur 45 Arbeiten ein.

In Tabelle 17 ist eine Übersicht über die VWA-Titel, welche die Zuordnung 2 (fächerüber-

greifend mit Physik) erhielten und das jeweils übergeordnete Schulfach angegeben.

Tabelle 17: Kategorisierung der VWA-Titel mit Zuordnung 2 (fächerübergreifend mit Physik) nach

Schulfächern mit Angabe der jeweiligen Titel.

Schulfach VWA-Titel

Bewegung und

Sport

- Die Bedeutung der Technik des Bikes und der körperlichen Eigenschaften

beim Mountainbiken

Biologie und

Umweltkunde

- Bionik-Was wir von den Spinnen lernen können

- Der Sehvorgang des Menschen

- Die Auswirkungen von radioaktiver Strahlung auf das Krebswachstum am

Beispiel Leukämie und die neuen Therapieformen

- Die Folgen radioaktiver Strahlung auf den Menschen anhand des Beispiels

Fukushima

- Die Wirkung von Handystrahlung auf neuronale Zellen

- Hygiene in der unbemannten Raumfahrt

- Strahlentherapie in der Veterinärmedizin

Chemie

- Anwendung der drei Naturwissenschaften in der Forensik

- Biodiesel – ein regenerativer Kraftstoff unter experimenteller und

vergleichender Betrachtung

- Chemtrails - Fakt oder Fiktion?

- Verwendung von Elektrochemie zur Bereitstellung einer elektrischen

Spannung

Geografie und

Wirtschaftskunde

- Das Ende der fossilen Brennstoffe unter besonderer Berücksichtigung des

fossilen Brennstoffes Erdöl

- Das ENSO-Phänomen und seine Auswirkungen auf Chile in den

vergangenen Jahrzehnten

- Das Naturphänomen Tsunami mit besonderer Berücksichtigung des Töhoku-

Erdbebens 2011

- Der Atomunfall in Fukushima - gesundheitliche, gesellschaftliche und

politische Auswirkungen

- Der Tsunami im Indischen Ozean im Jahr 2004

- Die Auswirkungen des Klimawandels in den Alpen

- Die Entwicklung des globalen Klimawandels und ihre Bedeutung für

Österreich

- Erneuerbare Energien - Wende zum Unmöglichen?

- Feinstaub im Raum Graz und dessen Auswirkungen auf die Gesundheit

- Feinstaubbelastung in ausgewählten öffentlichen Verkehrsmitteln

- Gefahrenpotential von Vulkanen

- Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die Ozeane

- Klimawandel und regionale Gegenmaßnahmen im Vorland im Südosten

- Lokale und globale Auswirkungen von Erdbeben auf die Umwelt

- Möglichkeiten der Flugfunknavigation und Luftraumüberwachung im 21.

Jahrhundert

- Photovoltaik- Wirtschaftlichkeit und Nutzen

- Plattentektonik am Beispiel des Vulkanismus

- Plattentektonische Naturkatastrophen

- Tsunamis - Entstehung, Auswirkung und Folgen dieser Naturkatastrophen

- Windkraft am Masenberg

Seite 94 von 172

Ergebnisse

- Zusammenhang zwischen der anthropogenen Erderwärmung und

Naturkatastrophen und deren Auswirkungen

Geschichte und

Sozialkunde

- Die Anfänge der Automobilgeschichte

- Die Geschichte und technische Entwicklung des Automobils

- Die Weiterentwicklung des US Jeeps im zweiten Weltkrieg

Informatik

- "Intelligente" Bauten

- Smart Home im Eigenbau unter Verwendung des Mikrocontroller-Boards

Particle Photon

- „Ob’s heut‘ regnet oder schneit?“ - wie moderne Wettermodellierung

funktioniert

- Der Einfluss von Temperaturen und Taktraten bei Prozessoren auf die

Gesamtleistung eines Computers

- Die Evolution des Computers

- Humanoide Robotik am Beispiel von InMoov

- Überwachung des Stromverbrauchs mittels Raspberry Pi 2

- Künstliche Intelligenz – selbstfahrende Autos

- Künstliche Intelligenz und Robotik - Fortschritt oder Untergang?

- Unfassbare Informationsübertragung durch Quantenverschränkung

Alle diese Titel erhielten demnach innerhalb dieser Analyse drei verschiedene Zuordnungen in

mehreren Materialdurchläufen.

In Abbildung 14 sind die prozentuellen Anteile der VWA-Titel, welche eine Zuordnung 2

erhalten haben an den jeweiligen Schulfächern dargestellt. Die meisten Arbeiten fallen mit

45,7 % in den Themenbereich der Geografie gefolgt von Informatik (21,7 %), Biologie

(15,2 %), Chemie (8,7 %), Geschichte (6,5 %) und Sport (2,2 %).

Die Anteile sind bei weiblichen und männlichen Schülern sehr ähnlich, jedoch kombinieren

Mädchen deutlich öfter mit Biologie, während Buben eher zu Themengebieten aus der Chemie

und Geschichte tendieren. Aus der ROSE-Studie geht hervor, dass Mädchen ein höheres

Interesse an Humanbiologie, Buben hingegen ein höheres Interesse an Chemie zeigen (Elster

2007). Hier zeigt sich ein Zusammenhang zwischen den Ergebnissen der ROSE-Studie und den

vorliegenden Analysen, allerdings muss auch an dieser Stelle betont werden, dass die

Stichprobe der ROSE-Studie sich aus Schülerinnen und Schülern aller Interessensgruppen

zusammensetzte, hier aber vornehmlich Jugendliche zum Tragen kommen, welche sich bewusst

für eine naturwissenschaftliche VWA entschieden haben und damit vermutlich ein

ausgeprägtes Sachinteresse zumindest in Bezug auf einen Teilaspekt der Physik aufweisen.

Seite 95 von 172

Ergebnisse

Abbildung 14: Anteile der fächerübergreifenden VWAs an den Schulfächern, denen sie zugeschrieben

werden können. Die Stichprobe enthält 45 Daten, davon 26 männliche und 19 weibliche (Kürzel:

BIUK=Biologie und Umweltkunde, BS=Bewegung und Sport, CH=Chemie, GSP=Geschichte und

Sozialkunde/Politische Bildung, GWK=Geografie und Wirtschaftskunde, IN=Informatik).

Das Diagramm in Abbildung 15 stellt den Zusammenhang zwischen der Themenkategorie der

und dem jeweiligen Schulfach, welchem der Titel zugeordnet wurde, dar. Aus dieser Graphik

ist ersichtlich, dass die meisten fächerübergreifenden VWAs mit den Themenbereichen

Geophysik (insgesamt 16 Titel) und Technische Anwendung (insgesamt 13 Titel) kategorisiert

werden, gefolgt von Energieversorgung und Radioaktivität mit je 5 Titeln.

Die geophysikalischen Themen werden zum Großteil der Geografie zugeordnet, wobei eine

Arbeit in den Bereich der Informatik fällt. Die technischen Anwendungen werden hauptsächlich

der Informatik als Bezugswissenschaft untergeordnet, wobei hier auch drei geschichtliche und

zwei chemische Arbeiten zu nennen sind. In den Themenbereich der Radioaktivität fallen vier

VWAs aus dem Fachbereich Biologie und eine aus Geografie, die Energieversorgung wird

innerhalb der Geografie mit vier Arbeiten und einer aus Chemie thematisiert. Die Kategorie

Luft- und Raumfahrt wurden in drei fächerübergreifenden Arbeiten von drei fachlich

verschiedenen Seiten beleuchtet. Es wurde je eine Arbeit zu den Fachbereichen Biologie,

Geografie und Chemie verfasst. Den restlichen Themenbereichen konnte je maximal nur eine

fächerübergreifende VWA zugeordnet werden.

0% 10% 20% 30% 40% 50%

BIUK

BS

CH

GSP

GWK

IN

Fächerübergreifende VWAs

männlich weiblich gesamt

Seite 96 von 172

Ergebnisse

Abbildung 15: Anzahl der VWA-Titel, die der jeweiligen Kategorie und dem jeweiligen Schulfach

zugeordnet wurden (Kürzel: BIUK=Biologie und Umweltkunde, CH=Chemie, GWK=Geografie und

Wirtschaftskunde, IN=Informatik, BS=Bewegung und Sport, GSP=Geschichte und

Sozialkunde/Politische Bildung).

7.1.3. Auswertung bezüglich des Schultyps

Der vorliegende Datensatz (eingereichte VWA-Titel aus den Schuljahren 2013/14-2016/17)

gibt durch Angabe der Schule die Möglichkeit eine Analyse der Verteilung der Physik-VWAs

auf verschiedene Schultypen zu erstellen. In Abschnitt 6.1.2 wird erläutert, wie die Zuteilung

der Schulen zu den Schultypen im Rahmen der Datenaufbereitung erfolgte. Insgesamt wurden

die 48 steirischen allgemeinbildenden höheren Schulen, welche im Zusammenhang mit

naturwissenschaftlichen VWAs dem Datensatz angehören, sechs Schultyp-Kombinationen

zugeordnet. Die Kombinationen, welche sich aus dem vorliegenden Datensatz in alphabetischer

Reihenfolge ergaben, sind in Tabelle 18 aufgezählt. Es wurde jeweils ein Beispiel einer

steirischen Schule mit dem jeweiligen Schultyp und die Gesamtzahl der Schulen pro Schulform

(insgesamt 48 Gymnasien19) angegeben.

Es wurde untersucht, ob es eine Korrelation zwischen prozentuellem Anteil der Schulform und

Anzahl der naturwissenschaftlichen Arbeiten insgesamt und der physikalischen VWAs im

Speziellen gibt.

19 Laut Statistik Austria gibt es in der Steiermark seit dem Schuljahr 2006/07 48 Allgemeinbildende höhere

Schulen, zu denen die im Text genannten Schulformen zählen, siehe:

http://www.statistik.steiermark.at/cms/dokumente/11681242_103034784/250d882e/ZR1-Allgemeinbildende

höhere Schulen-16.pdf (letzter Zugriff: 3.1.2018)

1

1

1

4

1

1

2

4

15

1

1

1

1

8

1

3

0 2 4 6 8 10 12 14 16

Bionik

Energieversorgung

Geophysik

Luft- und Raumfahrt

Optische Geräte und Licht

Physik und Sport

Quantenmechanik

Radioaktivität

Technische Anwendung

Anzahl an VWA-Titeln

Kategorie und Schulfach

BIUK CH GWK IN BS GSP

Seite 97 von 172

Ergebnisse

Tabelle 18: Anzahl der Schulen pro Schultyp bzw. Schultyp-Kombination mit Angabe eines Beispiels.

Schultyp Beispiel Anzahl.

Schulen

G Akademisches Gymnasium Graz 6

G/ORG Privatgymnasium der Ursulinen Graz 2

G/RG BG BRG Gleisdorf 20

G/RG/ORG BG BRG BORG Hartberg 5

ORG BORG Dreierschützengasse Graz 11

RG BRG Graz Keplerstraße 4

Aus dem Datensatz geht nicht hervor, welchen Zweig die jeweilige Schülerin bzw. der jeweilige

Schüler innerhalb der von der Schule gebotenen Möglichkeiten zum Zeitpunkt der

Themeneinreichung besucht hat und auch nicht, wie viele Schülerinnen und Schüler im

jeweiligen Schultyp unterrichtete werden.

Für die Häufigkeitsanalyse wurde die Anzahl der Schulen pro Schultyp und die Anzahl der

naturwissenschaftlichen bzw. physikalischen VWAs pro Schultyp gezählt. In Abbildung 16 ist

dargestellt, wie sich die Schulen (gelbe Säulen), die physikalischen VWAs (blaue Säulen) und

die naturwissenschaftlichen VWAs (grüne Säule) auf die jeweiligen Schultypen verteilen.

Abbildung 16: Relativer Anteil an Schulen bzw. an VWAs am jeweiligen Schultyp (Kürzel:

G=Gymnasium, ORG=Oberstufenrealgymnasium, RG=Realgymnasium). Stichprobe: 48 Gymnasien

(gelbe Säulen), 1432 NW-VWAs (grüne Säulen), 225 Physik-VWAs (blaue Säulen).

G G/ORG G/RG G/RG/ORG ORG RG

rel. Anteil Schulen 12,5% 4,2% 41,7% 10,4% 22,9% 8,3%

NW-VWAs 9,0% 3,8% 35,9% 13,8% 24,2% 13,3%

Physik-VWAs 9,3% 4,9% 36,0% 8,9% 19,6% 21,3%

0,0%

5,0%

10,0%

15,0%

20,0%

25,0%

30,0%

35,0%

40,0%

45,0%

Zuordnung der VWAs zu Schultypen

Seite 98 von 172

Ergebnisse

Den größten Anteil hat unter den 48 steirischen Gymnasien der Schultyp Gymnasium und

Realgymnasium (G/RG) mit 42 %, gefolgt von den reinen Oberstufenrealgymnasien (ORG)

mit 23 %. Reine Gymnasien (G) machen 13 % der Schulen aus, reine Realgymnasien (RG) nur

8 %. Die restlichen 14 % verteilen sich auf die Mischformen G/RG/ORG und G/ORG.

Betrachtet man nun die Anteile der naturwissenschaftlichen VWAs, welche von der jeweiligen

Schulform hervorgebracht werden, zeigt sich, dass Schulen, die einen gymnasialen Teil

enthalten, der Prozentsatz geringer ist, als der relative Anteil an Schulen mit diesem Schultyp.

Eine Ausnahme stellt hier der kombinierte Schultyp G/RG/ORG dar, welcher alle Schulformen

unter einem Dach vereinigt. ORGs und RGs bringen hingegen anteilsmäßig mehr

naturwissenschaftliche VWAs hervor, als ihrem Anteil an der AHS-Landschaft entspräche.

Bei den physikalischen VWAs sind die relativen Anteile bei allen Schulformen etwas geringer

als der Schultyp-Anteil, ausgenommen bei G/ORG und RG. Verglichen mit dem Schulanteil

liefern die reinen Realgymnasien, welche nur 8 % ausmachen mit 21 % der physikalischen

VWAs einen beträchtlichen Beitrag. In absoluten Zahlen bedeutet das, dass die vier

Realgymnasien in der Steiermark 48 Physik-VWAs im Beobachtungszeitraum von 2013/14 bis

2016/17 zur Einreichung gebracht haben. Davon wiederum stammen 34 Arbeiten nur aus den

beiden folgenden Schulen, welche in der Steiermark als Vorreiter im Bereich physikalischer

VWAs gelten: das BRG Graz Petersgasse (18 Physik-VWAs) und das BRG Graz Keplerstraße

(16 Physik-VWAs). Auf Platz drei landet in diesem Ranking das BORG Graz

Dreierschützengasse mit 14 Physik-VWAs.

7.2. Analyseergebnisse der qualitativen Interviews

In Abschnitt 6.2 wurde das Untersuchungsdesign für die qualitative Untersuchung mithilfe von

Einzelinterviews eingehend erläutert. Im diesem Abschnitten sollen nun die Ergebnisse der

Analyse des in transkribierter Form vorliegenden Textmaterials diskutiert werden. Zunächst

werden die Lehrerinnen- bzw. Lehrerinterviews anhand des erstellten Kategoriensystems (das

Raster findet sich auf Seite 69) analysiert, danach die Schülerinnen- bzw. Schülerinterviews

(Raster auf Seite 76). Die Auswertung erfolgt den Themenblöcken entsprechend, welche zur

Strukturierung der Interviewleitfäden formuliert und festgelegt wurden. Innerhalb dieser

Themenblöcke werden die in den Kategoriensystemen definierten Kategorien als Analysegerüst

dienen. Wo es der Analyse dienlich ist, wurden Zitate aus den Interviewtranskripten, welche

sich im Anhang B dieser Arbeit befinden, wörtlich in den Text übernommen, jeweils mit

Angabe der Kennnummer der Testperson und den Zeilen innerhalb des entsprechenden

Transkripts. Die Zahlen, welche in den Aussagen in Klammern angegeben sind, dienen als

Seite 99 von 172

Ergebnisse

Zeitmarken in Sekundenform (d.h. (10) entspricht Minute 00:10 im Audiofile, (250) entspricht

Minute 06:10) um die Passagen in den Audiofiles ausfindig machen zu können.

7.2.1. Analyse der Lehrerinnen- bzw. Lehrerinterviews

Im ersten Themenblock wurden die befragten Lehrerinnen und Lehrer zu ihrer allgemeinen

Haltung zum Element „Vorwissenschaftliche Arbeit“ der neuen Reifeprüfung befragt. Drei der

sechs befragten Lehrpersonen erachten die Neuerung als sehr sinnvoll (L1, L2 und L5). Sie

sehen in der VWA einen Fortschritt und ein Erfolgsmodell.

„Meiner Meinung nach ist das ein Fortschritt (20) gegenüber dem alten System der

Schwerpunktsetzung bzw. der Fachbereichsarbeit. Es ist einfach ein Schritt der auch

schon ein bisschen vorbereitet (30) auch auf gewisse Formalitäten, die man dann auch

auf der Universität hat und auch der DRANG das Zitieren richtig zu lernen (40), dann

auch der Umgang mit den QUELLEN bzw. doch der Anspruch einmal SAUBER zu

arbeiten und das tut den Damen und Herren schon gut finde ich. Also ich finde (50), dass

dieses Element bei der Matura sehr gelungen ist.“ (L1, Zeilen 3-7)

Zwei Lehrpersonen erachten die Idee der VWA grundsätzlich als positiv, allerdings erkennen

sie Mängel in der Umsetzung (L3 und L4): einer der Befragten bemängelt, dass durch die

Verpflichtung zu einer solchen Arbeit (im Gegensatz zur früheren freiwilligen

Fachbereichsarbeit) die inhaltliche Qualität leidet. Früher konnte man sich als Lehrperson auf

wenige qualitativ anspruchsvollere Arbeiten konzentrieren. Die zweite Lehrperson beanstandet,

dass die formalen Richtlinien im Beurteilungsraster der VWA zu stark gewichtet sind und der

Inhalt selbst zu geringe Beachtung findet. Eine Lehrperson hingegen sieht in der VWA keinen

Sinn und ist nicht davon überzeugt, dass die Schülerinnen und Schüler einen Nutzen aus dem

Durchlaufen des VWA-Prozesses ziehen können:

„Die VWAs sind in meinen Augen eine reine Augenauswischerei (200), die im

Wesentlichen darauf beruht, dass du sie DE FACTO eine Literaturarbeit machen lasst, im

wissenschaftlichen Sinn, die allerdings (210) teilweise von Leute betreut wird, die dieses

Thema selber, HÖFLICH formuliert, oberflächlich beherrschen. Das ist meine

Wahrnehmung (220). (...) Also diese VWAs passen natürlich wunderbar (230) ins

Schulbild, die Form muss stimmen, die Form muss richtig sein, der Kontent ist <lacht

laut auf> sehr (240) schwankend“ (L6, Zeilen 33-37)

Bei der Frage nach der Überforderung der Schülerinnen und Schüler durch die vorwissen-

schaftliche Arbeit waren sich fast alle Lehrpersonen einig: bei schlechtem Zeitmanagement und

Seite 100 von 172

Ergebnisse

wenig Selbstdisziplin kann es in der 8. Klasse zu Überforderung kommen. Viele Schreiberinnen

und Schreiber fangen zu spät mit dem Planen und Verfassen der Arbeit an und haben dann

wenige Wochen bis Monate vor der Abgabe einen großen zeitlichen Druck. Eine Lehrperson

(L1) erwähnte zusätzlich, dass manche mit der wissenschaftlichen Arbeitsweise überfordert

seien.

Während die fünf männlichen Lehrer Überlastung bei schlechtem Zeitmanagement sehen, ist

die weibliche Lehrperson L2 davon überzeugt, dass es keinen Grund gibt überfordert zu sein.

Sie ist der Meinung, dass alle Schulfächer früh genug einen Beitrag dazu leisten sollten, dass

die Schülerinnen und Schüler in ihrer Selbstständigkeit und Selbstkompetenz gefördert werden.

Vorteile für die Jugendlichen durch das Verfassen einer vorwissenschaftlichen Arbeit wurden

für alle Lehrpersonen erkennbar, wobei einer der Befragten (L6) den Mehrwert nur für

ausgewählte Schülerinnen- bzw. Schülergruppen sieht, und zwar für diejenigen, die sich

ohnehin schon mit einem bestimmten Thema auseinandersetzen und noch mehr darüber wissen

möchten. Die übrigen Lehrerinnen und Lehrer sehen die VWA zum einen als gute Vorbereitung

auf die Universität hinsichtlich der Formalitäten, zum anderen als Werkzeug zum

Kompetenzerwerb in vielerlei Hinsicht: praktische Kompetenzen, sprachlich-schriftliche

Kompetenzen, Präsentationskompetenzen und die Selbstkompetenz. Das Kennenlernen des

Ablaufs kleiner wissenschaftlicher Projekte erachten drei der befragten Lehrpersonen als einen

Vorteil.

Im zweiten Themenblock wurden Voraussetzungen und Bedingungen für betreuende

Lehrkräfte erfragt. Insbesondere wurde ermittelt, welche Art von Unterstützung Lehrerinnen

und Lehrer erfahren und in Anspruch nehmen und welche Schwierigkeiten sich bereits in

Betreuungsprozessen aus Betreuersicht ergeben haben. Vier der sechs Lehrpersonen nutzen

aktiv die vom Bundesministerium zur Verfügung gestellte Webseite www.vwa-ahs.at und

empfehlen diese teilweise auch ihren Schülerinnen und Schülern weiter. Laut Angabe der

Befragten enthält diese Seite sehr gut aufbereitete Materialien zu allen Etappen innerhalb des

VWA-Prozesses. Testperson L2 erwähnte zusätzlich einen Newsletter für Betreuungspersonen,

welcher wichtige Informationen und Fristen rund um die VWA enthält. Vier Lehrpersonen

betonten die gute schulinterne Zusammenarbeit im Lehrerkollegium, welche sie bei Bedarf als

Unterstützung heranziehen würden. Teilweise wurden VWA-Teams in den Schulen etabliert,

welche als Anlaufstelle dienen sollen. Eine der befragten Lehrkräfte (L6) holt sich die

Unterstützung bei Experten in Firmen, die sich mit dem jeweils betreuten VWA-Thema

beruflich auseinandersetzen und für die Schülerinnen und Schüler Hilfestellung bieten können.

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Ergebnisse

Auf die Frage, ob sich im Laufe von Betreuungsprozessen bereits Schwierigkeiten aufgrund

von eigenem Unwissen der Lehrpersonen ergeben hätten, gaben zwei der Befragten (L1 und

L3) an, dass sie anfangs zu wenig Zeitvorgaben gemacht hätten, woraus sich Probleme ergaben:

„Bei einer VWA zum Beispiel war es das große Problem, dass die VWA-Schreiberin sehr

sehr LANGE einfach keine Zeile (500) der VWA abgegeben hat und ich mit zu wenig

Nachdruck NACHgegangen bin. Natürlich, wenn man das einmal erlebt hat, das passiert

einem kein zweites Mal.“ (L1, Zeilen 56-58)

„Ich denke, die Schüler suchen sich das Thema aus, das wird sie ja wohl einigermaßen

interessieren und dann bin ich auch nicht dazu da, dass ich ihnen permanent auf die Füße

steige, ABER (470) / ja, glaubt man, aber es ist vielleicht doch sinnvoll.“ (L3, Zeilen 54-

56)

Eine der befragten Personen (L4) gab an, dass sie die starke Gewichtung der formalen Kriterien

anfangs unterschätzt hätte und einen zu großen Fokus auf inhaltliche Aspekte gelegt hätte. Einer

Betreuungsperson bereitet es Schwierigkeiten, dass das Vorgehen in der Schule in Bezug auf

den Betreuungs- und Beurteilungsprozess nicht vereinheitlicht ist (L5).

Der dritte Themenblock beschäftigt sich mit den Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler.

Insbesondere wurde erfragt welche Fähigkeiten bereits vor Beginn der VWA vorhanden sein

müssen und welche noch im Laufe des VWA-Prozesses erlernt werden können. Außerdem

wurde beleuchtet, ob es sich aus Sicht der Lehrpersonen bei Schülerinnen und Schülern, welche

sich für eine Physik-VWA entscheiden, um bestimmte Typen – charakterlich,

leistungstechnisch, interessensbezogen etc. - handelt.

Drei der befragten Lehrpersonen sind der Ansicht, dass Schülerinnen und Schüler, welche sich

für eine VWA aus dem Fachbereich Physik entscheiden bereits ein zumindest grundlegendes

Fach- und Sachverständnis mitbringen sollten (L1, L2 und L5). Zwei Lehrpersonen findet es

wichtig, dass die sprachlichen und schriftlichen Kompetenzen bereits vor Beginn der Arbeit in

ausreichendem Maße vorhanden sind (L1 und L5). Drei Lehrpersonen sind der Ansicht, dass

naturwissenschaftlichen Methodenkompetenz und die damit verbundenen praktischen

Kompetenzen bereits existent sein müssen (L2, L3 und L5). Das setzt voraus, dass die

Schülerinnen und Schüler im Regelunterricht bereits Gelegenheit hatten, diese Fähigkeiten zu

erwerben. Für vier der Befragten ist eine Grundvoraussetzung das Interesse am Themengebiet

und Freude an der Beschäftigung mit den Inhalten. Ein Lehrer betonte sogar, dass das bereits

ausreichen könnte, um eine gute Arbeit abzuliefern, da alle anderen Kompetenzen sich aus der

Neugierde heraus entwickeln würden (L4). Die Befragten L3 bis L6 erwähnten außerdem die

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Ergebnisse

Selbstkompetenz als nötige Voraussetzung, welche die Selbstorganisation und das erforderliche

Maß an Zeitmanagement mit sich bringen sollte.

Fähigkeiten, die auch noch im Laufe des Planens und Verfassens der VWA erlernt werden

können, sind laut Ansicht der Lehrpersonen die wissenschaftliche Arbeitsweise (Recherche,

Literaturarbeit, Zitierregeln etc.), das fokussierte Arbeiten an einem Thema für längere Zeit,

das wissenschaftliche Formulieren, das Planen und Durchführen von größeren Experimenten

und Versuchsreihen und die Selbstkompetenz. Zwei der befragten Lehrpersonen (L3 und L4)

erwähnten die Selbstkompetenz sowohl bei den vorausgesetzten als auch bei den zu erlernenden

Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler.

Die Frage, ob Schülerinnen und Schüler, welche sich für eine Physik-VWA entscheiden einem

speziellen Typ zuordenbar sind, verneinten die beiden Betreuungspersonen L4 und L5; ein

Schema sei für sie hierbei nicht erkennbar. Einer dieser beiden Befragten (L5) gab an, dass es

sich zwar nicht generalisieren ließe, reihte diese Jugendlichen aber sprachlich und physikalisch

mindestens in die mittlere Leistungsgruppe ein und gab an, dass sich meist schon früh

abzeichnet, dass ein ausgeprägtes Interesse im MINT-Bereich vorhanden sei. Insgesamt vier

der sechs Lehrpersonen gaben an, dass es sich meist um Schülerinnen und Schüler handelt, die

an einem ausgewählten Themengebiet interessiert sind oder ein technisches Studium anstreben.

Die Leistungen der Jugendlichen im Physikunterricht spielen für die Entscheidung eine Physik-

VWA zu verfassen laut Angaben der Lehrkräfte eine untergeordnete Rolle. Schülerinnen und

Schüler aller Leistungsgruppen sind unter den VWA-Schreiberinnen und Schreibern

physikalischer Arbeiten vertreten. Allerdings gaben drei der Betreuungspersonen an, dass es

sich um Typen handelt, welche im Physik-Unterricht auffallen (L2, L3 und L6), sei es durch

Neugierde und häufiges Fragen oder durch Geschick beim Experimentieren. Bei den Mädchen

zeige sich die naturwissenschaftliche Tendenz laut Angabe der weiblichen Lehrperson L2

bereits sehr früh, in der 4. Klasse:

„Also gerade bei Mädchen, bei Burschen weniger. Weil die Mädchen, die zu mir

gekommen sind, zum Beispiel, das war in der 4. Klasse (760) für mich klar, dass die das

machen werden und dass die das dann auch studieren werden. Sind ganz eigene Typen,

die sich durchsetzen (770) in der Männerwelt sozusagen, dort auch wirkliche

AKZEPTANZ finden in solchen Stunden, die nicht nur (780) die SCHREIBERINNEN

sind, wenn man viel praktisch arbeitet, so wie ich, sonst sind ja, wenn es gemischte

Gruppen gibt (790), dann sind die Mädchen meistens die, die schön alles aufschreiben,

gewissenhaft abliefern und so weiter. (800) Ja, das sind eigene Typen.“ (L2, Zeilen 84-

89)

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Ergebnisse

Einer Schülerin oder einem Schüler von einer VWA im physikalischen Bereich abraten würden

drei der befragten Lehrpersonen (L1, L3 und L5) nur unter speziellen Bedingungen: fehlende

Sach- oder Fachkompetenz auf Seiten der Schülerin bzw. des Schülers oder aufgrund eines

unpassenden Themas. Eine Lehrperson (L2) sieht unter keinen Umständen Anlass zu einer

solchen Maßnahme.

Im vierten Themenblock wurde der Vorbereitungs- und Betreuungsprozess durch Schule und

Betreuungsperson beleuchtet. Alle sechs der befragten Lehrpersonen lassen Elemente der

VWA-Vorbereitung für naturwissenschaftliche Arbeiten in ihren Regelunterricht einfließen.

Vier Lehrkräfte legen hierbei den Fokus auf die naturwissenschaftliche Methode, indem sie die

Schülerinnen und Schüler an die selbstständige Durchführung von Experimentieren mit

sachgerechter Protokollierung und Fehleranalyse heranführen. Zwei der Befragten verlangen

wissenschaftliche Kurztexte, welche den VWA-Vorgaben im formalen Bereich gerecht werden

müssen (L2 und L5). Das gemeinsame Lesen von wissenschaftlichen Texten wird von einer

Lehrperson gelegentlich in den Regelunterricht eingebunden (L4).

„Wissenschaftliche Texte lesen mache ich dann und wann einmal. (920) Das bietet sich

immer an, wenn ein Teil der Schulklasse einmal unterwegs ist, und man TROTZDEM

etwas Sinnvolles machen SOLLTE, (930) was jetzt nicht im Lehrplan steht, dann mache

ich das recht gerne, dass ich einmal wissenschaftliche Texte austeile und dass sie das dann

einfach einmal für sich durchlesen und dann versuchen, das in zwei drei Minuten

wiederzugeben (940), was sie gelesen haben.“ (L4, Zeilen 130-134)

Zwei Lehrpersonen verlangen regelmäßig selbstständig erarbeitete Präsentationen um die

Präsentationskompetenz der Jugendlichen zu schulen (L1 und L6).

Die Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler von Seiten der Schule läuft in den Schulen der

befragten Lehrerinnen und Lehrer sehr ähnlich ab. Drei Befragte gaben an, dass es in der 6.

Klasse eine Erstinformation für die Jugendlichen gibt, in der sie über den Ablauf des VWA-

Prozesses und die entsprechenden Fristen informiert werden (L2, L4 und L5). Zusätzlich gibt

es an der Schule von Testperson L2 Angebote wie den Besuch von Bibliotheken. Fünf

Lehrpersonen gaben an, dass in der 7. Klasse teils verpflichtende teils freiwillige Workshops

(genannt VWA-Kurs, VWA-Stunden, VWA-Lehrgang, Freifach ‚Wissenschaftliches

Arbeiten‘) für die Schülerinnen und Schüler angeboten werden, welche auf die Formalitäten

der VWA vorbereiten. Konkret wurden der Themenfindungsworkshop und der Präsentations-

workshop genannt.

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Ergebnisse

Die Kategorie der Motive der Schülerinnen und Schüler für eine Physik-VWA aus Sicht der

Lehrpersonen wurde in zwei Unterkategorien unterteilt, wobei beide Merkmale von allen

Lehrpersonen genannt wurden (von L6 gab es zu dieser Kategorie keine Antwort): zum einen

spielt das Interesse am Thema eine entscheidende Rolle für die Wahl, zum anderen ist meist

die Lehrperson ein Mitgrund für den Entschluss. Aus Sicht der Lehrkräfte stellt demnach eine

gute Lehrer-Schüler-Beziehung eine wichtige Voraussetzung für viele Schülerinnen und

Schüler bei der Wahl der Betreuungsperson dar. Welchen Einfluss die Berufsfelder und

Interessen der Eltern bei der Wahl des Fachbereiches für die VWA spielen, sind sich die

Befragten nicht einig. Vier Testpersonen gaben an, dass der elterliche Einfluss generell eine

Rolle spielt, sei es bereits bei der Schulwahl (Entscheidung für Gymnasium oder

Realgymnasium) oder in der Prägung der Kinder im Bereich des persönlichen Interesses. Ein

Lehrer gab an, dass die Jugendlichen in der Schule sogar dazu ermuntert werden, Themen zu

wählen, zu denen sie einen persönlichen Bezug hätten, beispielsweise durch den Beruf der

Eltern (L5). Zwei Lehrpersonen sind der Ansicht, dass die Eltern keinen Einfluss auf die Wahl

der Schülerinnen und Schüler hätten, da zum einen die eigenen Interessen der Jugendlichen im

Vordergrund stünden (L4 und L6), zum anderen Kinder aus Familien mit Migrations-

hintergrund keine Förderung in speziellen Themengebieten erfahren.

Der persönliche Betreuungsprozess beginnt für vier der befragten Lehrpersonen mit der

Themenbesprechung und -konkretisierung für die Disposition, welche von den Schülerinnen

und Schülern im Februar der 7. Klasse einzureichen ist. Danach ist das Vorgehen variabel, da

es Lehrpersonen gibt, die mit einem genauen Zeit- bzw. Milestoneplan arbeiten, der von den

Jugendlichen abzuarbeiten ist, oder andere die keine Zeitvorgaben machen und die Arbeit an

der VWA ab dem Zeitpunkt der Einreichung der Disposition den Schülerinnen und Schülern

selbst überlassen. Zwei Betreuungspersonen geben an, dass sie ohne terminliche Strukturierung

arbeiten (L2 und L3), jedoch betonte einer der beiden, dass es Konsequenzen gibt, wenn nie

etwas abgegeben wird. Regelmäßige Treffen mit Besprechung der Fortschritte gibt es bei zwei

der befragten Lehrpersonen (L1 und L5), die übrigen geben keine Besprechungstermine vor

sind aber für die Schülerinnen und Schüler bei Fragen verfügbar. Ein Lehrer sieht als Teil des

Betreuungsprozesses auch die intensive Arbeit am Text der Schülerinnen und Schüler und

korrigiert schon während des Schreibprozesses immer wieder abgegebene Textteile (L5).

Im fünften Themenblock der Interviews wurde die Themenwahl der Schülerinnen und Schüler

und die Eignung bestimmter Themen als VWA-Themen aus Sicht der Lehrpersonen behandelt.

Die Konkretisierung des Themas erfolgt bei zwei der Befragten durch Hinweise und

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Ergebnisse

Unterstützung durch sie als Betreuungsperson selbst (L1 und L4), drei der Lehrpersonen gaben

an, dass die Themeneingrenzung in speziellen Workshops in der Schule passiert und der

Betreuer bzw. die Betreuerin nur noch ein wenig nachjustieren müsse bis Titel und Themenidee

für die Disposition adäquat ausgearbeitet sind (L2, L3 und L5). Die Testperson L6 steuert die

Themenkonkretisierung über gezielte Literaturvorschläge. Alle, bis auf die Lehrperson L6

gaben aber an, dass eine Hilfestellung bei der Eingrenzung und Konkretisierung vor der

Einreichung der Disposition nötig ist:

„Man muss aber schauen (1500), gut, ist das jetzt eine Breite, mit der der Schüler dann

gut umgehen kann. Wenn es zu eng wird, sind sie dann oft überfordert, weil die Tiefe

dann zu tief wird (1510), das ist dann also ein Sprung ins zu tiefe Wasser, das ist dann

auch nicht gut, also eine gewissen Breite ist ganz hilfreich auch für einen Gymnasiasten

(1520), um das noch bewältigen zu können, aber zu große Breite ist katastrophal. Da

verlieren sie völlig die Orientierung. Also dieses Fokussieren auf ein (1530) passendes

MASS an Breite und Tiefe ist das wichtigste bei der Themenformulierung.“ (L1, Zeilen

189-194)

„Ganz ein wesentlicher Teil ist schon ganz am Anfang diese (1230) Fokussierung am

Thema, dass man das Thema, das meistens vage ist, relativ vage (1240) dorthin bringt,

dass es sinnvoll bewältigbar ist, dass auch etwas Gescheites herauskommen kann. Also

das ist einmal ein großer Teil.“ (L5, Zeilen: 148-150)

In der Kategorie der häufigen Themenvorschläge durch die Schülerinnen und Schüler zeigt

sich, dass eine Tendenz zu Bereichen aus der theoretischen Physik vorherrscht. Vier

Lehrpersonen gaben an, dass häufig der Wunsch kommt, an einem astrophysikalischen Thema

zu arbeiten. Hierbei sind die „Schwarzen Löcher“ ein sehr beliebtes Wunschthema. Außerdem

werden laut zwei der Lehrkräfte immer wieder quantentheoretische Themen aus den Bereichen

Quantenmechanik oder Teleportation an sie herangetragen (L5 und L6). Ein Lehrer erwähnte

weiters die Allgemeine Relativitätstheorie als Wunschgebiet der Schülerinnen und Schüler

(L6). Keine sich wiederholenden Themenwünsche sehen L1 und L4. Vergleicht man diese

Angaben mit den Ergebnissen der statistischen Auswertung des steiermarkweiten Datensatzes,

so bildet sich diese Tendenz nur teilweise ab. Die Astrophysik ist mit 20 % der Physik-VWAs

die am häufigsten bediente Themenkategorie. Eine genauere Analyse der Titel offenbart, dass

davon wiederum 20 % sich mit der Entstehung und den Eigenschaften Schwarzer Löcher

befassen. Das entspricht einem relativen Anteil von 4 % aller physikalischen VWAs. Die

Quantenmechanik und die Relativitätstheorie hingegen wurden nur von insgesamt 6,7 % der

Schülerinnen und Schüler, welche eine Physik-VWA verfassten, als Themenbereich gewählt.

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Ergebnisse

Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass Themen aus diesen Kategorien zwar häufig als

Wunsch genannt werden, von den Lehrpersonen aber teilweise abgelehnt werden.

Welche Themen für eine Physik-VWA gut geeignet sind, ist für drei der befragten

Lehrpersonen nicht pauschal für alle Schülerinnen- und Schülertypen beantwortbar. Ob ein

Thema passend ist, hängt ihrer Auffassung nach von der Schülerpersönlichkeit und dem

Interessensfeld der bzw. des jeweiligen Schreibenden ab (L1, L4 und L5). Vier Lehrpersonen

erachten Themen dann als gut geeignet, wenn sie eine praktische Beschäftigung mit dem

behandelten Gegenstand erlauben. Ausreichend verfügbare Literatur in schülergerechter

Sprache ist für zwei der Lehrenden eine Voraussetzung für ein gutes Thema (L1 und L5).

Lehrperson L2 findet Themen aus der Alltagswelt der Schülerinnen und Schüler besonders

geeignet, da sie zumeist einfache Versuche erlauben und gut behandelbar sind. Testperson L4

erachtet jedes Thema als gut geeignet, man müsse nur an eine adäquate Aufbereitung

vornehmen um eine Machbarkeit für die Jugendlichen zu garantieren.

Die letzte Kategorie im Themenblock 5 umfasst Aussagen zu praktischen Teilen innerhalb der

VWA. Fünf der Lehrpersonen gaben an, dass sie sich einen experimentellen oder empirischen

Teil ausdrücklich wünschen und den Schülerinnen und Schülern empfehlen Themen zu wählen,

die einen solchen Teil zulassen. Immerhin vier Lehrpersonen gaben auf die Frage nach gut

geeigneten Themen an, dass die Möglichkeit einer praktischen Beschäftigung, der Qualität der

Arbeit dienlich sei. Für eine Lehrperson ist ein praktischer Teil – empirischer oder

experimenteller Art – obligatorisch (L5).

Zwei der Befragten nannten Gründe für die Ablehnung rein theoretischer Arbeiten:

„Bei einer reinen Literaturarbeit ist die GEFAHR, dass eben, das was bei der VWA doch

ein recht hoher ANSPRUCH ist (1830), diese Wissenschaftsnähe nicht ERREICHT wird.

Es gibt natürlich die (1840) Möglichkeit, das mit einer Literaturarbeit zu machen, es ist

aber SCHWER. Es ist viel viel schwerer als mit praktischen Teilen dieses Element

hineinzubringen. Da müssen die Schüler auf (1850) Metaebenen gehen, die für sie einfach

noch sehr schwierig sind.“ (L1, Zeilen 233-237)

„Das sind oft SEHR gute Schüler, die MEHR wissen wollen einfach und das ist ja auch

super, wenn sie das machen, finde ich, (800) und sie können es ja nicht wissen,

VIELLEICHT noch nicht wissen, dass die Art und Weise, wie man dort zur Erkenntnis

kommt, für sie noch weit weg ist, selbst wenn sie lang (810) noch dran bleiben würden“

(L3, Zeilen 93-96)

„Typische VWA-Themen sind Schwarze Löcher, oder Allgemeine Relativitätstheorie

also sie können zwar (1350) mit MÜH und Not einen Sinus differenzieren, eine e-

Funktion geht eh schon nicht mehr, aber es muss um Schwarze Löcher gehen, da kriegst

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Ergebnisse

ja einen Lachkrampf. Was willst du denn da jetzt schreiben? (1360) Da kannst ein

allgemeines Bla Bla Bla herunterschreiben, da kannst du dir vermutlich noch den

Hawking ‚Die kleine Geschichte der Zeit‘ durchlesen, aber (1370) wenn du zum

Schwarzschildradius kommst, ist garantiert Pause bei sowas. Sobald du da ein bisschen

einen KONTENT hineinkriegen willst, jetzt gehe ich eh an den Anfang zurück, bricht das

zusammen (1380), weil sie das nicht können.“ (L6, Zeilen 163-169)

Die Testpersonen L1, L3 und L6 sehen ähnliche Gründe dafür, wieso theoretische Arbeiten für

Schülerinnen und Schüler einen zu hohen Anspruch darstellen könnten. Ein praktischer Teil

ermöglicht es, selbst Experte der eigenen Erkenntnisse zu sein und eigene Beobachtungen zu

verschriftlichen. Theoretische Themenstellungen verlangen eine zu tiefgehende Beschäftigung

mit physikalischen und mathematischen Modellen und Theorien, welche die meisten

Maturantinnen und Maturanten überfordern würden.

Der sechste Themenblock der Interviewleitfäden versammelte Fragen zu geschlechter-

spezifischen Unterschiede in Bezug auf physikalische VWAs und den Physikunterricht im

Allgemeinen. Die Auswertung des steiermarkweiten Datensatzes hat ergeben, dass von den 225

Physik-VWAs nur 59 (entspricht 26 %) von Schülerinnen verfasst wurden. Der männliche

Anteil an den physikalischen Arbeiten ist also stark dominierend.

Vier der Testpersonen, welche alle an Bundesrealgymnasien unterrichten, nannten das

Ungleichgewicht zwischen Mädchen und Buben in der Oberstufe als Grund für diesen Umstand

an ihren Schulen. Diese Gymnasien hätten einen deutlich höheren Bubenanteil, daher sei es

nicht verwunderlich, dass ein Großteil der Arbeiten von männlichen Schülern stamme. Laut

den Angaben der Lehrpersonen beträgt der Mädchenanteil in diesen Oberstufen nur zwischen

17 % und 20 %. Eine Testperson, welche an einem Gymnasium ohne Realzweig unterrichtet,

gab an, dass es in der Oberstufe zwar eine leichte Überzahl auf Seiten der Schülerinnen gäbe,

aber sich dennoch viel mehr Buben für eine physikalische VWA entscheiden (L4). Als

mögliche Gründe dafür nannte die Lehrperson die folgenden Argumente:

„Kann ich so nicht sagen, aber MAG vielleicht sein, dass ein zwei (1490) von denen

wirklich schon die Vorstellung haben ‚ja ich gehe dann an die TU. Ich weiß schon, dass

ich Maschinenbau studieren möchte und einfach dann bei diesem Gebiet eine Arbeit

schreiben. Und ÜBLICHERweise (1500) ist es ja DOCH so, dass eher mehr Burschen so

ein Studium beginnen als Mädels. Mag sein, dass das einer der Gründe ist. (L4, Zeilen

205-208)“

Im Physikunterricht erkennen fünf der Testpersonen zunächst keine geschlechterspezifischen

Unterschiede zwischen Mädchen und Buben. Interessanterweise handelt es sich bei diesen fünf

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Ergebnisse

Personen allesamt um männliche Lehrkräfte. Für die weibliche Lehrende L2 sind verschiedene

Interessensfelder deutlich sichtbar: Die Mädchen tendieren zu den weichen und kreativen

Themen innerhalb der Physik, explizit wird die Optik genannt. Welche Kontexte eher für

Mädchen, welche eher für Buben interessant sind, beantwortete die Lehrerin folgendermaßen:

„Da habe ich sie jetzt wieder Fragen aussuchen lassen. Mädchen suchen aus bezüglich

der Auswirkungen auf den Menschen, Zerstörung (2070) der Umwelt und so weiter und

die Burschen Atomstrom betriebene U-Boote oder (2080) Flugzeuge, ob es das gibt

<lacht> und ‚das möchte ich unbedingt nachschauen und erklären‘. Also es (2090) IST

ein Unterschied, das ist für mich keine Frage. (2100)“ (L2, Zeilen 216-219)

Auf die Nachfrage, ob die Lehrenden konkrete Themengebiete nennen könnten, welche eher

für Buben bzw. eher für Mädchen interessant seien, wurden die technischen Bereiche,

Mechanik und Quantenphysik eher den Schülern zugeordnet. In der Arbeitsweise gibt es laut

zwei der Testpersonen genderspezifische Unterschiede (L2 und L5): Während die Mädchen

laut Testperson L5 gründlicher, genauer und zielgerichteter arbeiten, seien die Buben

neugieriger und kreativer. L2 schreibt die Handlungsbereiche des Messens und Auswertens den

Schülern zu, das schöne Aufschreiben und Protokollieren der Beobachtungen den

Schülerinnen.

Im siebten und letzten Themenblock der Lehrer- bzw. Lehrerinneninterviews wurden die

Testpersonen gebeten, über vergangene Betreuungsprozesse zu reflektieren und Vorschläge für

junge Betreuungspersonen zu machen. Es wurde außerdem nachgefragt, welche Betreuungs-

fehler unbedingt zu vermeiden seien, um einen reibungslosen und schülerorientierten Ablauf

des VWA-Prozesses garantieren zu können.

Drei der Lehrpersonen empfehlen Lehrkräften, welche zum ersten Mal eine VWA betreuen,

zeitliche Rahmenvereinbarungen mit den betreuten Schülerinnen und Schülern vorzunehmen

(L1, L3 und L5). Regelmäßige Treffen, bei denen der Fortschritt der Arbeit besprochen wird

und das Festlegen von Meilensteinen seien am Anfang sehr wichtig. Sie erachten es als

Betreuungsfehler, wenn Lehrkräfte mit zu wenig Nachdruck dahinter sind, dass an der VWA

gearbeitet wird. Zwei der Testpersonen empfehlen am Beginn der 8. Klasse eine Leseprobe zu

verlangen, welche ein paar Seiten (zum Beispiel ein Kapitel) bereits vollständig ausgearbeiteten

Inhalts enthalten sollte (L2 und L3). Allerdings solle man nach dieser Leseprobe als Lehrperson

nicht mehr am Text selbst arbeiten bzw. nicht mehr kontinuierlich Korrekturen vornehmen,

wenn es nach L2 und L4 geht.

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Ergebnisse

„Es KÖNNTE vielleicht sein (1660), dass es Betreuer gibt, die WÄHREND des Arbeitens

schon ZU viel korrigieren von der Arbeit und wenn die Arbeit dann fertig ist, DANN

(1670) müssen sie eigentlich eine Beurteilung über das VERFASSEN der Arbeit abgeben

und dann korrigieren sie manchmal ihre eigene Arbeit und nicht die, die die Maturanten

eigentlich geschrieben haben. (1680) Da muss man sich bewusst ein bisschen

zurücknehmen und nicht ZU viel im Vorfeld schon ausbessern, sondern wirklich nur

unterstützen und hinweisen (1690) und erst dann, wenn sie abgegeben ist, wirklich

korrigieren und bewerten.“ (L4, Zeilen 229-234)

„Man darf sich die Arbeit nicht selbst aufbürden, sondern soll sie dem Schüler überlassen,

weil sie WOLLEN sie ja schreiben, sie wollen lernen (2150)“ (L2, Zeilen 223-224

L5 sieht hinsichtlich dieser Vorgehensweise die Gefahr, dass die Schülerinnen und Schüler

während des Schreibens zu wenig betreut werden und im Anschluss aufgrund der mangelnden

Betreuung schlecht beurteilt werden:

„Aber das mit diesem Betreuungsprozess, die Arbeit am Text ist durchaus unterschiedlich

(1400), habe ich erwähnt, diese Differenz, manche vor allem Sprachlehrende sagen, also

aus den Sprachfächern, sie korrigieren dann ja nicht ihre eigene Arbeit. Sie (1410) geben

zwar Hinweise mündlicher Art, aber dann kommt halt der Text und dann wird BRUTAL

gestrichen und das habe ich vor allem als Klassenvorstand dann gemerkt (1420), weil da

war ich bei allen Präsentationen der Arbeiten dabei und da hat es ein paar HEFTIGE

Notendiskussionen gegeben, weil ich finde, dass der Betreuungsprozess SCHLECHT

war. (1430)“ (L5, Zeilen 168-173)

Hier zeigt sich, dass im Beurteilungsprozess keine Einigkeit darüber herrscht, wie viel die

Betreuungsperson während des Schreibens bereits korrigieren und ausbessern sollte und wie

viel erst nach der endgültigen Abgabe der Arbeit beurteilt werden sollte. Interessant ist, dass

die Lehrkräfte das jeweils gegenteilige Vorgehen als „Betreuungsfehler“, der zu vermeiden sei,

bezeichneten.

Im Folgenden werden die Empfehlungen der Betreuungspersonen für zukünftige Betreuungs-

personen zusammengefasst dargestellt: Lehrperson L1 empfiehlt eine genaue Terminplanung

mit dem Schüler bzw. der Schülerin zu vereinbaren und deren Einhaltung auch einzufordern.

„Unbedingt RECHTzeitig darauf achten, dass man eine Terminisierung vornimmt,

also Vorgaben macht wann man die ersten (2080) Gespräche und wann man die

ersten schriftlichen Teile gerne hätte.“ (L1, Zeilen 264-265)

L2 empfiehlt angehenden Betreuungspersonen die Selbstständigkeit der Schülerinnen und

Schüler zu fördern und nur bei Bedarf mit Hilfestellungen zur Verfügung zu stehen:

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Ergebnisse

„Zu unterscheiden, ob es die Lehrkraft selbst schreibt, oder der die Schülerin (2120).

Immer zu sagen ‚das ist NICHT meine Arbeit‘ “ (L2, Zeilen 221-222))

Laut Lehrperson L3 ist es empfehlenswert am Beginn des Schreibprozesses einige Seiten

rigoros, in Hinblick auf die formalen Anforderungen der VWA, zu korrigieren:

„Ich schaue NIE die ganzen Arbeiten an, außer ganz am Schluss, das geht auch nicht,

weil sie arbeiten meistens bis auf den letzten Drücker, aber ich (1670) würde ein

Kapitel mir einmal schicken lassen und das GANZ genau anschauen, vor allem auf

die formalen Richtlinien bzw. Kriterien hin. (1680)“ (L3, Zeilen 199-201)

Für die Betreuungspersonen L4 und L5 steht die Eigeninitiative der angehenden Betreuerinnen

und Betreuer im Fokus seiner Empfehlungen: Einholen von Information über den VWA-

Prozess und die formalen Richtlinien oder auch der Besuch von entsprechenden Fortbildungs-

angeboten.

„Ich würde UNBEDINGT andere VWAs anschauen, in der Richtung, wenn man zu

denen kommt, was leider nicht so leicht möglich ist (1980). Ich würde mich auch

sehr über den Prozess informieren, also mit dieser Webseite, die Materialien, die es

dort gibt, wie eine VWA aufgebaut ist und so weiter. (1990) Wenn es eine

Fortbildung gibt, die sollte man ruhig auch machen. (L5, Zeilen 239-242)

Die Tipps von Lehrperson L6 sind an den VWA-Themen orientiert, wobei Themen zu

bevorzugen seien, die man experimentell behandeln kann und die grundlegende physikalische

Konzepte zeigen.

„Ich würde das noch einmal zusammenfassen im Sinne von experimentell zu machen

(2490) (...) Basisthemen zu machen, also Basisthemen im Sinne von [...] dass das

Konzepte sind, die halt irrsinnig allgemein anwendbar sind, so etwas von der Idee

her. (2520)“ (L6, Zeilen 288-291)

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7.2.2. Analyse der Schülerinnen- bzw. Schülerinterviews

Vor der Präsentation der Analyse des Textmaterials sollen die von den Schülerinnen und

Schülern erhobenen Zeugnisnoten aus den Fächern Deutsch, Englisch, Mathematik und Physik

kurz diskutiert werden. Die Noten der Schülerinnen und Schüler in den vier Unterrichtsfächern

liegen zwischen 1 und 3, was den Noten Sehr gut bis Befriedigend entspricht. Es zeigt sich,

dass die Beurteilung in Physik bei allen Schülerinnen und Schülern um zumindest eine Note

besser ist als die Beurteilung in Deutsch. Bis auf einen Schüler (S2), der im Jahreszeugnis der

7. Klasse ein Gut in Physik erhalten hatte, wurden alle anderen Befragten mit Sehr gut beurteilt.

In Deutsch erhielten drei Schüler (S2, S3 und S4) ein Befriedigend, die Schülerin S1 und der

Schüler S5 die Note Gut. In Englisch weichen die Beurteilungen um maximal eine Note von

der Deutschnote ab und sind bei allen Schülerinnen und Schülern besser oder gleich. In

Mathematik wurden drei der Befragten mit Befriedigend (S1, S2 und S4) und zwei mit Sehr

gut (S3 und S5) benotet.

Die neue Reifeprüfung in Österreicher brachte für Schülerinnen und Schüler einige Neuerung

mit sich. Neben den standardisierten schriftlichen Klausurarbeiten und einigen Änderungen im

Bereich der mündlichen Prüfungen, muss nun jede Schülerin und jeder Schüler eine

vorwissenschaftliche Arbeit zum positiven Bestehen der Matura verfassen. Der erste

Themenblock der Schülerinnen- bzw. Schülerinterviews umfasst Fragen, die die Einstellungen

der Jugendlichen zu dieser Umstellung testen. Drei der fünf befragten Testpersonen (S1, S3 und

S4) haben im Allgemeinen eine positive Einstellung zur VWA. S1 und S3 sehen den zu

durchlaufenden Prozess der vorwissenschaftlichen Arbeit als gute Vorbereitung auf die

formalen Anforderungen an der Universität.

„Ich finde das Argument, dass die Leute auf die Uni kommen und ABSOLUT keinen

Plan haben, wie so etwas geht, ein sehr gutes Argument. Ich meine, Deutschunterricht ist

absolut UMSONST, (20) was das angeht. Wir können Gedichte analysieren aber eine

Arbeit können wir NICHT schreiben, bringt mir nie wieder was. Insofern finde ich es sehr

wichtig, dass man etwas Sinnvolles tut auch einmal. (30)“ (S3, Zeilen 2-5)

Die intensive und selbstständige Beschäftigung mit einem Thema, das einen wirklich

interessiert, nannte S4 als Grund für die affirmative Haltung. Ein Schüler (S5) hält die VWA

zwar prinzipiell für eine gute Idee, jedoch lohnend nur für diejenigen Schülerinnen und Schüler,

die ein Studium anstreben.

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„Ich finde es prinzipiell eine gute Idee für jeden der WEITER studieren will, aber es wird

ALLEN aufgezwungen, auch denen, die vorhaben einen Beruf direkt zu ergreifen und ja,

für die ist es halt jetzt blöd. Aber prinzipiell ist es ja so gedacht, (30) dass man auf eine

BHS geht, wenn man einen Beruf ergreifen will und AHS, wenn man studieren will, also

ist es verständlich die Entscheidung, aber (40) / also für MICH persönlich finde ich es

voll klasse, dass ich da ein bisschen Erfahrung sammeln kann.“ (S5, Zeilen 3-7)

S2 kann an der VWA nicht viel Positives erkennen, da sie in einer Phase eines sehr hohen

Stresspegels in der Maturaklasse eine zusätzliche Belastung darstellt.

Finde ich nicht gut, weil in der achten Klasse allgemein viel Stress ist und das den Stress

nur noch WEITER aufbaut (20) und dass man die Arbeit nicht unbedingt braucht für die

Matura. (30)“ (S2, Zeilen 2-3)

Dennoch sieht auch dieser Schüler auch Vorteile an der Erarbeitung der VWA insbesondere im

Bereich des Kennenlernens der wissenschaftlichen Arbeitsweise (genannt wurde explizit das

Zitieren) und im Bereich der Textverarbeitung (Erstellung von Verzeichnissen). Für die

anderen Schülerinnen und Schüler sind das hohe Maß an Selbstständigkeit, die erworbenen

praktischen Fähigkeiten zusätzliche Anreize an der VWA. S3 betont, dass er das Erlernen des

Umgangs mit Textverarbeitungsprogrammen wie Word für Langtexte als besonders wichtig

erachtet. Das lernt man in der Schule, laut Ansicht des Schülers, ansonsten nicht.

Der zweite Themenblock beschäftigt sich mit der Themenwahl der Schülerinnen und Schüler.

Hierbei wurde die Art der Vorbereitung durch die Schule auf die Themeneinreichung erfragt

und die Motive für eine VWA aus dem Fachbereich der Physik beleuchtet. Während drei der

Schüler (S3, S4 und S5) die sehr gute Vorbereitung durch diverse Workshops in der Schule

lobten, sahen sich die Testpersonen S1 und S2 nicht ausreichend durch die Schule vorbereitet.

Zu S1 ist an dieser Stelle zu betonen, dass zum Zeitpunkt des Interviews noch keine offizielle

Themeneinreichung erfolgte, sondern nur ein informeller Zettel mit Wunschthema

und -betreuer in der Schule eingereicht wurde. S2 hingegen gab an, dass die Schülerinnen und

Schüler erst kurz vor der Einreichung der Disposition darüber informiert wurden, welchen

Anforderungen diese gerecht werden müsse. Testperson S1 bemängelte, dass nur diejenigen

Jugendlichen bei der Themensuche unterstützt wurden, welche noch keine Themenideen hatten.

Wer bereits eine Vorstellung hatte, in welche Richtung es gehen sollte, erhielt keine Hilfe.

Die Motive der befragten Schülerinnen und Schüler für die Wahl eines Themas aus dem

physikalischen Bereich sind sehr unterschiedlich. Die Schülerin S1 suchte die Herausforderung

und „wollte nicht das machen, was alle anderen machen“.

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Ergebnisse

„Also STANDARDmäßig machen die meisten Schüler ihre VWA in den

Themenbereichen (260) Psychologie, manchmal Geschichte und Bio auch aber die

MEISTEN machen es in Psychologie und ich habe mir gedacht, das ist eigentlich

LANGWEILIG, weil Recherche (270) ist für mich glaube ich keine richtige

Herausforderung, weil die meisten Gebiete, was Psychologie oder so angeht, ist

Recherche-Arbeit und (280) ich dachte, ich will eine HERAUSforderung haben und ich

will nicht DAS machen, was die anderen machen und deswegen habe ich mir gedacht,

ich mache eine VWA im Bereich Physik. (290)“ (S1, Zeilen 34-39)

Ein Schüler (S2) gab an in der Wahl des Wissenschaftsbereiches auf die Naturwissenschaften

eingeschränkt gewesen zu sein. Laut Aussage des Schülers musste ein naturwissenschaftliches

VWA-Thema gewählt werden, wenn kein naturwissenschaftliches Schulfach für die Matura

gewählt wurde. Ob es sich hierbei um die schriftliche oder die mündliche Reifeprüfung handelt,

geht aus der Aussage nicht hervor.

„In der alten Schule hätten wir etwas Physikalisches, Biologisches oder Chemisches

machen müssen, damit wir maturieren können. (200) Wenn du nicht in Biologie, Chemie

oder Physik ANTRITTST, was ich damals nicht vorgehabt habe und deshalb habe ich das

Thema gebraucht, was eben (210) im naturwissenschaftlichen Bereich halt liegt.“ (S2,

Zeilen 23-25)

Für S4 war es wichtig, sich auch praktisch mit einem Thema auseinandersetzen zu können. Da

diese Möglichkeit primär in den Naturwissenschaften geboten wird, fiel die Entscheidung auf

ein physikalisches Thema. Das Motiv für die konkrete Themenwahl lautete bei zwei der

Jugendlichen (S1 und S2) Interesse am jeweiligen Themengebiet. Zwei Schüler (S4 und S5)

wägten die Themen gegen alternative Themenideen ab und entschieden sich für das

praktikablere Thema (mehr Literatur vorhanden bzw. anderes Thema zu komplex). S5 wollte

außerdem einen gesellschaftlichen Beitrag durch seine VWA leisten.

„Weil ich VIEL Moped fahren tu, dass ich (440) das ein bisschen mit der Umwelt

vereinbaren kann, weil so verheize ich ziemlich viel Benzin und ja, ich meine, Bio-

Ethanol ist nicht das letzte in der Entwicklung von Nachhaltigkeit (450), aber auf jeden

Fall besser.“ (S5, Zeilen 70-72)

Drei der fünf Jugendlichen hatten auch alternative Themenideen, welche aus unterschiedlichen

Gründen verworfen wurden. S4 überlegte ein Pulsstrahltriebwerk zu bauen, fand aber

schließlich mehr Literatur zu den Holzvergaser-Motoren. S5 entschied sich gegen zwei

alternative Ideen - den Bau einer Windkraftanlage und den Bau eines Dampfmotors – aufgrund

des zu hohen Komplexitätsgrades der Themen. Während bei S4 und S5 der Handlungsbereich

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Ergebnisse

aller Themenüberlegungen einen hohen praktischen Anteil im Bereich des Bauens eines

technischen Gerätes oder einer Maschine enthielt, kam die verworfene Idee von S3 aus einem

ganz anderen als dem schließlich gewählten Fachbereich.

„Ja, das war über Geschichte und zwar habe ich mir gedacht, ich würde gerne historische

Texte (290) hernehmen ohne Quellenangabe hinstellen und so tun, als wäre das ein

Zeitungsbericht von gestern und dann doch schreiben, ja der Text ist eigentlich (300)

2000 Jahre alt.“ (S3, Zeilen 52-54)

Die Entscheidung für das Physik-Thema ergab sich dann durch die Möglichkeit einer

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Joanneum Graz, welche an den Betreuungslehrer

herangetragen wurde.

Um den Einfluss der Eltern und nahestehender Verwandter auf die Themenwahl untersuchen

zu können, wurden die Berufsfelder dieser Personen erfragt. Es stellte sich heraus, dass alle

befragten Schülerinnen und Schüler zumindest einen Elternteil haben, der einen beruflichen

Bezug zur Naturwissenschaft oder Technik hat. Bei vier der Testpersonen handelt es sich bei

diesem Elternteil um den Vater, bei einem um die Mutter, welche als Diplomingenieurin den

Beruf einer Architektin ausübt. S3 gab zunächst an, dass es keinen naturwissenschaftlichen oder

technischen Bezug in der Familie gäbe, auf Nachfrage stellte sich aber heraus, dass der Vater,

welcher als Landwirt tätig ist, häufig Geräte für den Bauernhof selbst baut. Die Themenidee

nur eines der fünf Befragten kommt allerdings von einem Elternteil. S2 gab an, dass sein Vater

das Thema vorgeschlagen hatte, da er aus seinem beruflichen Alltag Erfahrung damit hat. S1

wurde durch einen Bekannten, der auf der Medizinischen Universität im Bereich Biophysik

arbeitet auf das Thema aufmerksam gemacht, bei S4 war es der Großvater, der vom

Holzvergaser und seinen Anwendungen in der Nachkriegszeit erzählte und Interesse weckte.

Der dritte Themenblock der Schülerinnen- bzw. Schülerinterviews befasste sich mit dem

Betreuungsprozess, also der Zusammenarbeit zwischen Betreuungsperson und VWA-

Schreibendem. Die Wahl der Betreuungsperson konnte nur von einem Schüler (S2) in seiner

alten Schule vor dem Schulwechsel direkt getroffen werden. Die anderen Befragten gaben an,

dass sie bei der informellen Bekanntgabe ihres Themenwunsches in der Schule, drei

Wunschlehrer angeben konnten. Eine dieser Lehrkräfte wurde ihnen schließlich zugeteilt. Diese

Vorgangsweise wird in Schulen bevorzugt, da dadurch eine bessere Verteilung der

Schülerinnen und Schüler auf infrage kommende Lehrpersonen möglich ist. Eine

Einflussnahme der Betreuungsperson auf das gewählte Thema ist gemessen an den Aussagen

der Schülerinnen und Schüler selten. Nur ein Schüler (S3) gab an, dass der Themenvorschlag

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Ergebnisse

von der Betreuungsperson kam, nachdem die Fachhochschule eine Zusammenarbeit angeboten

hatte. Bei den übrigen Befragten nahmen die betreuenden Lehrpersonen höchstens Einfluss auf

die Ausformulierung des Titels und die Eingrenzung des Themas auf bestimmte Aspekte nicht

aber auf das Thema an sich (S2 und S5).

„Es war dann nur mehr die Frage, WAS behandle ich von dem Thema [...] im Endeffekt

bin ich dann gemeinsam mit der Frau Professor (360) draufgekommen, dass ich einfach

AUSWIRKUNGEN von Ethanol-Kraftstoffen auf Ottomotoren nehme, dann kann ich

jedes Thema behandeln, die Auswirkungen und die anderen erwähnen (370) und dann

habe ich die Auswirkungen.“ (S5, Zeilen 51-52 und 56-58)

Bei den Testpersonen S1 und S4 wurde vom Lehrer weder am Thema noch am Titel etwas

verändert und er konnte so wir ursprünglich formuliert beibehalten werden.

Auf die Frage, welche Eigenschaften eine gute Betreuerin bzw. einen guten Betreuer aus Sicht

der VWA-Schreibenden ausmachen, stehen für S1 und S2 gute Fachkenntnisse und

schülerzentriertes Arbeiten im Vordergrund. Ein befragter Schüler (S4) ist der Ansicht, dass es

vom jeweils betreuten Schüler bzw. der betreuten Schülerin abhängt, wie eine adäquate

Betreuung aussehen müsse.

„Das hängt VIEL vom Schüler ab. Wenn man (350) ein Schüler ist, der wenig tut, braucht

man einen Betreuer, der einem viel nachrennt und sagt, du musst das tun. Aber so wie bei

mir, wenn ich alles selber mache, dann ist ein guter Betreuer DANN gut, (360) wenn er

einem eher freien Lauf lasst und eher die Zügel locker lässt, weil dann kann man sich

selber besser entfalten und der mir Tipps gibt. Der Betreuer ist finde ich (370) gar nicht

SO wichtig bei der VWA, finde ich, weil man SELBER sich auf sich konzentrieren sollte.

Wenn man es KANN, wenn man sich selber auf sich konzentrieren KANN, sollte man es

machen. Ein Betreuer ist nur dann sinnvoll, (380) wenn man eben eher langsam ist mit

den ganzen Sachen.“ (S4, Zeilen 49-54)

Zwei der Befragten (S3 und S5) hatten Schwierigkeiten bei der Beantwortung der Frage, was

eine gute Betreuungsperson ausmacht. Beide Schüler gaben im Interview an, dass sie das

Gefühl haben im Gegensatz zu ihren Mitschülerinnen und Mitschülern etwas in Verzug mit der

Arbeit an ihrer VWA zu sein, daher waren sie unschlüssig, ob ihnen die Eigenverantwortung

als VWA-Schreibende wichtiger sei oder ob sie gerne mehr Nachdruck durch ihre

Betreuungspersonen erfahren hätten.

Weiters bekamen die Testpersonen die Gelegenheit über den bisherigen Betreuungsprozess zu

reflektieren. Nach der informellen Themeneinreichung in der Schule fand bei allen Befragten

ein erstes Treffen und damit eine erste Besprechung mit der gewählten bzw. zugeteilten

Betreuungsperson statt. In dieser Besprechung wurde die formelle Einreichung der Disposition

Seite 116 von 172

Ergebnisse

vorbereitet. Laut Angabe aller Interviewpartnerinnen und -partner gab es danach keine weiteren

Treffen, welche zuvor mit einem Termin vereinbart wurden. Auch die zweite Unterkategorie

„Zeitvorgaben“ kommt nur in ihrer Ausprägung „keine“ vor. Demnach gaben die

Betreuungspersonen den befragten Schülerinnen und Schülern nicht vor, bis wann bestimmte

Meilensteine zu erreichen seien bzw. wann erste Leseproben verfügbar sein müssten. S4 gab

an, dass zu Beginn seines Schreibprozesses ein paar Seiten vom Betreuer durchgelesen und als

gut befunden wurden und seither arbeitet der Schüler eigenständig.

Im vierten Themenblock wurden Fragen zum Schreib- und Arbeitsprozess rund um die VWA

gestellt. Der aktuelle Status und das Konzept der Arbeit sowie die Literaturrecherche und die

Arbeiten an praktischen Teilen standen im Fokus dieses Blocks.

Die Schüler S2-S5 gaben an, dass sie derzeit am praktischen Teil der VWA arbeiten, wobei

auch schon wenige (S2 und S3) bis dreiviertel der Seiten (S4) geschrieben sind. Die Einteilung

der VWA in einen theoretischen und einen praktischen Teil gaben drei der Befragten als

konzeptuelles Grobgerüst an. S4 unterteilte den Theorieteil zusätzlich in einen historischen und

einen technischen Abriss. Alle Testpersonen sehen für ihre VWA einen praktischen Teil vor,

wobei die Art der praktischen Beschäftigung ein wenig variiert: während die Schülerin S1

mikroskopische Untersuchungen an Nanopartikeln vornehmen wird, sind alle fünf Schüler mit

dem Bau eines Gerätes bzw. einer Maschine (Sonnennachführung einer Photovoltaikanlage,

Messsonde für Wetterballon, Holzvergaser, Ethanolmotor und Dynamometer) beschäftigt.

Keine der Betreuungspersonen schrieb einen Praxisteil vor, aber zwei gaben eine deutliche

Empfehlung in Richtung einer experimentellen Beschäftigung.

Der fünfte Themenblock umfasste ganz allgemein Fragen zur Physik als schulischem

Gegenstand. Es wurden die Einstellung zum Schulfach selbst und beliebte bzw. unbeliebte

Themenbereiche innerhalb der Physik erfragt. Genderspezifische Unterschiede in Bezug auf

den Unterricht wurden ebenso beleuchtet, wie Fragen zu den Interessen des direkten Umfeldes

der Schülerinnen und Schüler. Alle fünf Befragten zeigten im Allgemeinen eine positive

Haltung gegenüber dem Physikunterricht, da die Themen meistens interessant und spannend

sind (S1, S2 und S5) und die Inhalte praxisnah sind (S2). Zwei Schüler (S3 und S4) gaben

explizit an, dass Physik zu ihren Lieblingsfächern zähle. Allerdings ist das Interesse am

Physikunterricht laut S1 und S2 auch lehrerabhängig, wobei beide Jugendlichen mit ihrer

Physik-Lehrperson zufrieden sind. Drei der Schüler stellten allerdings auch Mängel fest.

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Ergebnisse

„Ich habe Physik grundsätzlich sehr gerne mit dem (860) Herrn Professor, wobei ich

ABSOLUTES Verständnis habe, dass neunzig Prozent der Klasse einfach permanent

schlafen. Einerseits hat er eine leicht (870) einschläfernde Stimme, andererseits, wenn es

einen nicht interessiert, dann interessiert es einen nicht. Tut mir leid, dass ist / also Physik

als PFLICHTFACH macht keinen (880) Sinn.“ (S3, Zeilen 120-123)

„Physik als Schulfach ist IRGENDWIE komisch. Man lernt nicht genug, dass man

irgendwas / viele Sachen weiß, also neunzig Prozent der Sachen, die ich (670) in Physik

weiß, weiß ich NICHT aus der Schule. Aus der Schule weiß man VIEL zu wenig. Man

hat finde ich VIEL zu wenig Physik, man lernt alle Sachen nur so angeschnitten. Niemand

(680) kennt sich dann wirklich aus. Man sollte die ganzen Sachen viel mehr vertiefen. Es

ist viel zu oberflächlich.“ (S4, Zeilen 99-102)

„Ich finde unsern Physikunterricht auf keinen Fall schlecht, aber mir geht oft ein bisschen

ein Praxisbezug ab. Natürlich ist Physik viel Theorie, (1230) aber die Anwendungen der

Physik sind ja das, was man im Leben dann brauchen kann und wir haben zum Beispiel

Elektronik durchgemacht, wir wissen THEORETISCH wie ein Transistor funktioniert

(1240) und die Diode, aber Schaltungen aufgebaut haben wir ein bis zwei Stunden

wirklich ganz simple Schaltungen und das war es dann (1250) und durch das, das ich

hobbymäßig viel mit Elektronik machen, wäre / also ICH persönlich kann es ja jetzt eh

schon einigermaßen (1260) aber es ist für Mitschüler, das wäre eine klasse Möglichkeit,

dass man so etwas lernt und dass man ganz einfach Sachen reparieren kann.“ (S5, Zeilen

183-189)

Die Frage nach beliebten Themenbereichen innerhalb des Physikunterrichts war für die

Schülerinnen und Schüler nicht einfach zu beantworten. Das erschließt sich aus der Tatsache,

dass die Befragten erst auf Nachfrage bzw. Aufzählung von Themengebieten durch die

interviewende Person mit Zustimmung oder Ablehnung reagierten. Als interessante

Stoffbereiche wurden Schwingungen und Wellen (S2), Kernspaltung (S2, im Zeitraum der

Befragung im Unterricht behandelt), Elektrizität und Elektronik (S2 und S3) und Astrophysik

(S3 und S4, im Zeitraum der Befragung im Unterricht behandelt). Als nicht interessant wurde

die Optik von Testperson S3 eingestuft. Bei der Mechanik waren sich die Schülerinnen und

Schüler nicht einig: während drei der befragten Jugendlichen die Mechanik als wenig

interessant bezeichneten (S1, S2 und S3) stellte sie für die anderen beiden Lieblingsthemen

innerhalb der Physik dar (S4 und S5).

Dass die Physik bei Buben besser ankommt, als bei ihren gleichaltrigen Mitschülerinnen wird

von zahlreichen Studien belegt (vgl. Muckenfuß 1995 oder Hoffmann et al. 1998). Drei der

befragten Jugendlichen (S1, S2 und S5), darunter auch die Schülerin, bestätigten diese

Ergebnisse. Laut S1 sind es vor allem die praktischen Elemente innerhalb des

Physikunterrichts, welche eine Spaltung hervorrufen. Die männlichen Schüler täten sich beim

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Ergebnisse

Experimentieren leichter und hätten auch weniger Hemmungen beim Ausprobieren. S2 drückte

es etwas drastischer aus, indem er angab, nur Männliches mit der Physik zu assoziieren. S5 gab

an, dass seiner Ansicht nach, Mädchen sich eher für Biologie und Zoologie interessieren,

während sich Buben eher für Physik und Chemie interessieren. Diese Aussage findet

Bestätigung in den Ergebnissen der ROSE-Studie (vgl. Elster 2007). Testperson S3 ist der

Ansicht, dass das Interesse des jeweiligen Geschlechts durch verschiedene Kontexte gesteuert

werden kann.

„Man kann es SICHER anhand von BEISPIEL / man kann sicher jedes Thema anhand

von Beispielen machen, die eher Mädels (1000) ansprechen oder die eher Buben

ansprechen, aber ich glaube das liegt nicht am Thema.“ (S3, 139-140)

Ein Schüler (S4) ist der Meinung, dass es geschlechtsunabhängig eine Frage des persönlichen

Interesses ist, ob man Physik als Schulfach mag oder nicht.

Ähnliche Interessen innerhalb des Freundeskreises bejahten die fünf männlichen befragten

Jugendlichen wohingegen das Mädchen angab, dass keine ihrer Freundinnen und Freunde an

physikalischen oder technischen Inhalten interessiert seien. Als Grund nannte sie, dass sie eine

Sprachenklasse besuche und die Naturwissenschaften daher nicht von zentralem Interesse

seien. Zwei der Schüler (S4 und S5) erzählten, dass es viel Austausch und Zusammenarbeit mit

Kollegen in Bezug auf die Praxisteile und den Fortschritt ihrer VWA gäbe.

Der sechste und letzte Themenblock der Schülerinnen- und Schülerinterviews ließ die

Jugendlichen in die Zukunft blicken. Es wurden Studien- bzw. Berufswunsch nach

Absolvierung der Matura erfragt und auch ehemalige Berufswünsche, welche eventuell bereits

verworfen sind. Die vier männlichen Jugendlichen (S2-S5) äußerten allesamt technische

Studienwünsche, welche von drei der Schüler bereits explizit genannt wurden (S3: Information

an Computer-Engineering an der TU, S4: Fahrzeugtechnik oder Baumanagement an der FH,

S5: Experimentalphysik an der TU). Die Schülerin (S1) war zum Zeitpunkt der Befragung noch

unentschlossen zwischen Medizin und dem Lehramtsstudium für Englisch und eventuell

Deutsch. Die Berufswünsche der Jugendlichen gehen mit den genannten Studienwünschen

natürlich Hand in Hand. S3 möchte gerne in der Entwicklung arbeiten, S4 möchte im

Fahrzeugbau tätig sein und S5 möchte am liebsten in der Forschung Fuß fassen oder „zur Not

nach Australien und KFZ-Mechaniker für Motorräder (1470)“ (S5, Zeilen 216-217) werden.

Alle vier männlichen Testpersonen (S2-S5) hatten bereits in der Kindheit technische

Berufswünsche, zwei davon beeinflusst durch die berufliche Tätigkeit ihrer Väter (S2 und S5).

Seite 119 von 172

Ergebnisse

7.3. Interpretation der Ergebnisse

In diesem Abschnitt wird eine zusammenfassende Interpretation der Analysen aus den

Abschnitten 7.1 und 7.2 gegeben. Weiter erfolgt die Beantwortung der Forschungsfragen und

die Überprüfung der Hypothesen (siehe Kapitel 5) hinsichtlich der Ergebnisse der Analysen aus

den vorangehenden beiden Abschnitten 7.1 (Analyse der VWA-Titel) und 7.2 (Analyse der

Leitfadeninterviews).

Die ersten beiden Forschungsfragen können mithilfe der Ergebnisse der statistischen

Auswertung des steiermarkweiten Datensatzes der naturwissenschaftlichen VWA-Titel

beantwortet werden:

Forschungsfrage 1: Welche beliebten Themenkategorien bilden sich aufgrund der gewählten

Themen heraus und welcher Zusammenhang besteht zur IPN- und ROSE-

Studie?

Forschungsfrage 2: Welche genderspezifischen Unterschiede gibt es in der Themenwahl der

Schülerinnen und Schüler?

Die beliebten Themenbereiche innerhalb der Physik konnten anhand von Häufigkeits-

untersuchungen nach Kategorisierung der Titel bestimmt werden. Es zeigte sich, dass die

weiblichen Schüler des untersuchten Samples ihr VWA-Thema am liebsten aus den Bereichen

Astrophysik, Relativitätstheorie, Energieversorgung, Radioaktivität und Optische Geräte und

Sehen wählen. Mehr als zwei Drittel der von Mädchen verfassten VWAs können einer dieser

fünf Kategorien zugeordnet werden. Männliche Jugendliche wählen am häufigsten die

Themenkategorien Motoren und Antrieb, Astrophysik, Energieversorgung, Luft- und

Raumfahrt und Technische Anwendungen. Ebenso wie bei den Schülerinnen, fallen auch hier

über zwei Drittel der Arbeiten in diese fünf Kategorien.

Erkenntnisse der IPN-Studie, wonach Mädchen ein signifikant geringeres Interesse an Physik

zeigen als Jungen, bestätigen sich in der Tatsache, dass sich viel weniger Mädchen für eine

Physik-VWA entscheiden als männliche Kollegen: Sieht man sich beispielsweise die Daten für

den Haupttermin 2016 (Einreichung des VWA-Themas im Februar 2016) an, so wurden in der

Steiermark 879 VWA-Themen aus dem naturwissenschaftlichen Bereich eingereicht. Davon

stammen 52 % von weiblichen, 48 % von männlichen Schülern. Es kann also annähernd von

einer ausgeglichenen Verteilung der naturwissenschaftlichen Arbeiten auf Mädchen und Buben

gesprochen werden. Betrachtet man nun aber den Anteil der Geschlechter an Physik-VWAs im

Seite 120 von 172

Ergebnisse

selben Zeitraum, verschiebt sich das Gleichgewicht deutlich in Richtung der männlichen

Jugendlichen: genau 100 VWAs von Buben stehen 33 Arbeiten von Mädchen gegenüber. D.h.

75 % der Physik-VWAs aus diesem Jahr stammten von Schülern und nur 25 % von

Schülerinnen.

Ein Vergleich mit der ROSE-Studie zeigt Gemeinsamkeiten in den Interessensgebieten der

Jugendlichen, obwohl zu beachten gilt, dass es sich bei der Stichprobe der ROSE-Studie um

ein anderes Sample handelt. Während bei der ROSE-Studie Jugendliche aller Interessenstypen

im Alter zwischen 14 und 17 Jahren getestet wurden, handelt es sich bei den vorliegenden Daten

um Schülerinnen und Schüler, die sich bewusst für ein naturwissenschaftliches VWA-Thema

entschlossen haben. Dennoch bilden sich insbesondere die geschlechterspezifischen

Unterschiede im Interesse auch in den steiermarkweiten Daten sehr gut ab. Während die

Astrophysik für beide Geschlechter von hohem Interesse ist, sind die Buben im Bereich Technik

interessierter als die Mädchen. In den Aussagen von Lehrpersonen und Schülern in den

Leitfadeninterviews bestätigen sich die Ergebnisse, dass Mädchen eher an der Biologie als an

der Physik interessiert sind, Buben hingegen die Chemie und Physik den anderen

Naturwissenschaften vorziehen.

Forschungsfrage 3 und 4 können mithilfe der Auswertung der qualitativen Interviews, welche

mit Lehrpersonen, die bereits VWAs mit physikalischem Inhalt betreut haben bzw. betreuen

und mit Schülerinnen und Schülern, welche zum Zeitpunkt der Interviews mit dem Planen bzw.

Verfassen ihrer VWA befasst waren, beantwortet werden.

Forschungsfrage 3: Welche Haltung beziehen Schülerinnen und Schüler bzw. Lehrerinnen und

Lehrer zur Verpflichtung für einen positiven Matura-Abschluss eine VWA

verfassen zu müssen?

Es zeigte sich, dass gegen die Annahme in Hypothese 3 vier der fünf Schülerinnen und Schüler

eine positive Einstellung zur VWA haben. Sie sehen sich durch den durchlaufenen VWA-

Prozess besser auf die Formalitäten, welche sie an der Universität erwarten, vorbereitet. Nur

ein Schüler ist von der verpflichtenden VWA nicht begeistert, da die Anforderungen der letzten

beiden Schuljahre auch ohne dieses zusätzliche Element sehr hoch sind und es zu zusätzlichem

Druckaufbau kommt.

Bei den Lehrpersonen herrscht auch keine Einigung über die Sinnhaftigkeit der

vorwissenschaftlichen Arbeit. Während drei der sechs Lehrenden die VWA als Erfolgsmodell

Seite 121 von 172

Ergebnisse

und Fortschritt sehen, erkennen zwei Lehrer Mängel in der Umsetzung: die formalen Kriterien

seien zu stark gewichtet und die Qualität habe im Vergleich zu den freiwilligen FBAs stark

abgenommen. Ein Lehrer lehnt die VWA gänzlich ab, da er die Sinnhaftigkeit davon noch nicht

erkannt hat.

Forschungsfrage 4: Welche Unterschiede im Betreuungsprozess finden sich schulübergreifend

(von Schule zu Schule) bzw. schulintern (von Lehrperson zu Lehrperson)?

Die Analyse der Aussagen der Lehrpersonen und der Schülerinnen und Schüler haben gezeigt,

dass der Ablauf der einzelnen Phasen des VWA-Prozesses in den jeweiligen Schulen sehr

ähnlich ist. In der 6. Klasse werden die Jugendlichen erstmals durch die Direktion oder andere

schulinterne Prozessverantwortliche über die bevorstehende VWA informiert. In der 7. Klasse

finden dann flächendeckend verpflichtende oder freiwillig zu besuchende Workshops (je nach

Schule sind das Kurse, Lehrgänge oder unverbindliche Übungen) statt, welche die Schülerinnen

und Schüler mit den formalen Kriterien der VWA vertraut machen sollen: Themenfindung,

Literaturarbeit, Recherche, Zitieren, Textverarbeitung usw. In der 8. Klasse erfolgt dann

größtenteils des Schreibprozesses und die Arbeit an praktischen Teilen (empirisch oder

experimentell) der VWA. Die gute Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler durch die

Schule wurde sowohl von den Lehrkräften als auch von den Jugendlichen betont.

In einer von Saxalber und Witschel (2010) durchgeführten Studie wurden Studierende an

Universitäten und PHs dazu befragt, welche Vorbereitung sie vor ihrer ersten

wissenschaftlichen Arbeit an der Hochschule erfahren hätten. Hier gaben 68 % der

Studentinnen und Studenten an keinerlei Information zu formalen und inhaltlichen Kriterien

einer solchen Arbeit erhalten zu haben (siehe Beschreibung der Studie in Abschnitt 3.4.2). Die

Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen, dass Schülerinnen und Schüler an steirischen AHS

über mehrere Jahre durch diverse Workshops und Übungen auf die formalen und inhaltlichen

Anforderungen der VWA vorbereitet werden.

Als wesentlicher Teil am Beginn des Betreuungsprozesses wurde von mehreren Lehrpersonen

die Eingrenzung des Themas auf eine konkrete, schülergerecht behandelbare und mit

ausreichend Literatur gestützte, Fragestellung genannt. Diesen Betreuungsschritt betonen

neben dem BMB (BMB 2016) auch die folgenden Autoren Heesen (2014), Henz (2012) und

Leopold-Wildburger und Schütze (2010).

Einige Lehrpersonen gaben an Terminpläne vorzugeben, an welchen sich die Schülerinnen und

Schüler orientieren könnten. Drei der Betreuungspersonen (L1, L5 und L6) arbeiten mit

Seite 122 von 172

Ergebnisse

definierten Meilensteinen, welche in bestimmten Zeiten zu erreichen seien. Zwei Lehrpersonen

(L2 und L3) verzichten gänzlich auf Terminvorgaben um die Eigenständigkeit der

Schreibenden zu fördern.

Die befragten Schülerinnen und Schüler gaben alle an, dass ihre Betreuungspersonen keine

Zeitvorgaben machen, sondern lediglich bei Fragen zur Verfügung stehen. Treffen mit den

Betreuerinnen und Betreuern gibt es demnach nur, wenn vom jeweiligen VWA-Schreibenden

gewünscht. Die durch die VWA verbundenen Lehrpersonen und Schüler (L2 und S5 bzw. L3

und S3) stimmen in ihren Aussagen überein. Die Annahme in Hypothese 4, wonach die

schulinternen und schulübergreifenden Prozesse bezüglich der VWA ähnlich ablaufen, kann

damit bei Anbetracht der ausgewählten Stichprobe unterschiedlicher Schulen bestätigt werden.

Anhand der erhobenen letzten Zeugnisnoten der Schülerinnen und Schüler in Deutsch,

Englisch, Mathematik und Physik (siehe Tabelle 10), können die Aussagen der Lehrpersonen

zu den schulischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern, welche sich für eine Physik-

VWA entscheiden, interpretiert werden. Während drei Lehrpersonen angaben, dass die

Schulnoten keine Rolle bei der Wahl des VWA-Themas spielen, gab ein Lehrer an, dass seine

betreuten Schülerinnen und Schüler zumindest aus der mittleren Leistungsgruppe stammen. Für

die befragte Stichprobe trifft letzteres zu: alle Schülerinnen und Schüler haben in den vier

erhobenen Unterrichtsfächern zumindest die Note Befriedigend und weisen Notendurchschnitte

(arithmetisches Mittel der vier Unterrichtsfächer) zwischen 1,25 und 2,5 auf. In der IPN-

Interessensstudie wurde festgestellt, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem

physikalischen Sachinteresse und der Zeugnisnote gibt, sehr wohl aber korrelieren

Fachinteresse und Note (Strahl und Preißler 2014). Ein erhöhtes Fachinteresse wurde bei allen

Schülerinnen und Schülern in ihren Aussagen zur Einstellung zum Physik-Unterricht bestätigt,

ebenso zeigte die Erhebung der Physik-Note bei allen Befragten zumindest gute (ein Schüler),

hauptsächlich aber sehr gute Leistungen.

Studien legen nahe, dass Mädchen geringeres Interesse an technischen Themen und Kontexten

haben als Buben (Elster 2007) und auch ein geringeres Berufsinteresse im Bereich der Physik

zeigen (Hoffmann et al. 1998). In den geschlechterspezifischen Analysen der VWA-Titel (siehe

Abschnitt 7.1) wurden diese Erkenntnisse insofern bestätigt, dass Buben Themen mit

technischem Aspekt bevorzugen, Mädchen diese Themenkategorien allerdings seltener oder

gar nicht wählen. Bei den Interviews, welche im Rahmen der vorliegenden Arbeit geführt

wurden, sind die Lehrpersonen dazu befragt worden, welche Themen ihrer Ansicht nach eher

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Ergebnisse

Mädchenthemen, welche eher Bubenthemen seien. Während sich fünf Lehrpersonen darin einig

waren, dass es keine merkbaren Unterschiede gäbe, gab die weibliche Lehrperson an, dass

Themen mit technischen Kontexten eher die männlichen Schüler ansprechen. Bei der

Befragung der Schülerinnen und Schüler gab die einzige befragte Schülerin an, dass sie die

technischen Bereiche, wie Mechanik nicht wirklich interessant findet. Sowohl sie, als auch zwei

der befragten männlichen Schüler sehen die Physik explizit als Männerdomäne. Ein Befragter

(S3) gab an, dass nicht das Thema selbst, sondern seine Einbettung in den jeweils gewählten

Kontext bestimmt, ob ein Thema für beide Geschlechter oder nur für männliche Jugendliche

interessant ist. Diese Ansicht vertreten auch Duit und Mikelskis-Seifert (2010), wonach

sinnstiftende und an die Schülergruppe angepasste Kontexte das Interesse steigern können.

Der Einfluss der Eltern auf das Interesse der Schülerinnen und Schüler im naturwissen-

schaftlichen Bereich wurde vom Großteil der Lehrpersonen als evident bezeichnet. Zwei

Lehrkräfte erachten den Einfluss als gering. Tatsächlich zeigte sich in den Aussagen der

befragten Jugendlichen, dass alle zumindest einen Elternteil haben, der einen technischen oder

naturwissenschaftlichen Berufsbezug hat. Insbesondere im Bereich der Berufswahlforschung

belegen Studien (vergleiche beispielsweise Ihsen et al. (2017, S. 32) oder Beinke (2000)), dass

der Einfluss des Elternhauses auf die Berufswahl der Kinder einen großen Einfluss hat. Zwei

der befragten Schüler gaben an, dass sie als Kinder den Wunsch hatten, später im selben Beruf,

wie ihr Vater tätig zu sein (Elektrotechniker, Physiker). Bei einem der beiden ist der Wunsch

erhalten geblieben, der andere möchte zumindest nach wie vor ein technisches Studium

ergreifen.

Um die formulierten Hypothesen geeignet überprüfen zu können, wäre eine Analyse der

Grundgesamtheit (österreichweiter Datensatz für die vergangenen vier Jahre) bzw. eine größere

Anzahl an Interviews nötig. In dieser Arbeit können Aussagen nur basierend auf den

vorliegenden steiermarkweiten Datensatz und den selbstständig erhobenen Daten getätigt

werden.

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Ergebnisse

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Zusammenfassung

8. Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit beschäftigte sich mit der Analyse von vorwissenschaftlichen Arbeiten,

welche im Rahmen der standardisierten Reifeprüfung von Schülerinnen und Schülern an

steirischen AHS verfasst wurden. Insbesondere wurden Arbeiten aus dem physikalischen

Fachbereich untersucht. Für die Untersuchungen standen einerseits ein steiermarkweiter

Datensatz der naturwissenschaftlichen VWAs aus den vergangenen vier Jahren sowie ein

selbstgenerierter Datensatz aus qualitativen Daten, welche im Rahmen von Leitfadeninterviews

erhoben wurden, zur Verfügung.

Zunächst wurden anhand des durch den Landesschulrat für Steiermark zur Verfügung gestellten

Datensatzes Häufigkeitsanalysen durchgeführt, indem die Daten zuerst in physikalische und

nicht-physikalische VWAs eingeteilt wurden und danach einer Kategorisierung in

Themenbereiche der Physik unterzogen wurden. Anhand dieser Zuteilung konnte bereits

festgestellt werden, dass sich die VWA-Themen unter bestimmte Kategorien subsumieren

lassen und somit eine Zählung möglich ist. Mithilfe der Darstellung von relativen Anteilen

konnte festgestellt werden, dass es bestimmte Themenbereiche gibt, die sehr häufig von

Schülerinnen und Schülern für ihre VWA gewählten werden. Tiefere Einblicke in favorisierte

Fachgebiete erlaubte die Unterscheidung zwischen männlichen und weiblichen Lernenden.

Hierbei zeigte sich, dass Mädchen und Buben unterschiedliche Vorlieben im Bereich der

Themenwahl aufweisen. Unter den fünf beliebtesten Kategorien landen sowohl bei den

Mädchen als auch bei den Buben „Astrophysik“ und „Energieversorgung“. Die männlichen

Jugendlichen wählen außerdem gerne aus „Motoren und Antrieb“, „Luft- und Raumfahrt“ und

„Technische Anwendungen“. Die Schülerinnen hingegen reihen unter ihre Top 5 weiters

„Relativitätstheorie“, „Radioaktivität“ und „Optische Geräte und Sehen“.

Weiters schlossen sich Untersuchungen zu fächerübergreifenden VWA-Themen an, welche

sich anhand ihres Titels nicht eindeutig der Physik zuordnen ließen. Es stellte sich heraus, dass

physikalische Inhalte am liebsten mit Geografie und Wirtschaftskunde, gefolgt von Informatik

und Biologie (bei den Mädchen) bzw. Chemie (bei den Buben) kombiniert werden.

Eine Analyse des Zusammenhanges zwischen Schultyp und Anzahl der eingereichten VWAs

zeigte, dass die meisten Physik-Arbeiten aus Schulen mit einem Realzweig stammen. Es gilt

allerdings zu beachten, dass diese Schulen den größten Anteil an der steirischen AHS-

Landschaft haben.

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Zusammenfassung

Mithilfe von strukturierten Leitfadeninterviews, die mit insgesamt elf Personen geführt wurden,

wurde der vorliegende Datensatz erweitert. Fünf Schülerinnen und Schüler, welche sich zum

Zeitpunkt der Interviews im Schreibprozess befanden und sechs Lehrpersonen, die alle bereits

VWAs mit physikalischem Inhalten betreuten, stellten sich für die Befragung zur Verfügung.

Das Ziel war es die Einstellung der Befragten zur VWA im Allgemeinen, die Beweggründe

hinter der Themenwahl der Schülerinnen und Schüler und den Betreuungsprozess durch die

Lehrkräfte zu untersuchen.

Mithilfe einer Kategorisierung des transkribierten Interviewmaterials nach der Methode der

inhaltlichen Strukturierung nach Mayring (2015) wurden die Aussagen der befragten Personen

regelgeleitet zusammengefasst und analysiert. Es zeigte sich, dass sowohl Lehrpersonen als

auch Schülerinnen und Schüler mit wenigen Ausnahmen eine im Allgemeinen positive Haltung

zur VWA beziehen. Das Erlernen wichtiger Schlüsselkompetenzen für das Studien- und

Berufsleben ist für beide Testgruppen ein entscheidender Vorteil der vorwissenschaftlichen

Arbeit. Es hat sich außerdem gezeigt, dass die Betreuungsprozesse in unterschiedlichen Schulen

und auch Schultypen sehr ähnlich ablaufen. Schulinterne Übereinkünfte vereinheitlichen die

Prozesse innerhalb der Schulen, welche durch geschulte VWA-Teams (Lehrpersonen mit

VWA-Schulung) gestützt werden. Die Schülerinnen und Schüler fühlen sich durch diverse

VWA-Workshops gut auf die Formalitäten der vorwissenschaftlichen Arbeit vorbereitet. Alle

Befragten gaben an eine positive Einstellung zum Unterrichtsfach Physik zu haben, da die

Stunden interessant gestaltet werden und sie an den Inhalten interessiert sind. Allerdings wurde

auch Kritik daran geäußert, dass Praxisnähe fehlt und die Themen zu oberflächlich behandelt

werden. Als Motive für die Wahl eines physikalischen VWA-Themas wurde hauptsächlich das

Interesse an einem bestimmten Themenbereich innerhalb der Physik genannt. Da sich alle

befragten Schülerinnen und Schüler innerhalb ihrer VWA auch praktisch mit den Inhalten

auseinandersetzen (Labortätigkeit bzw. Bau von Geräten), war für einige auch die Möglichkeit

einer experimentellen Auseinandersetzung eine Voraussetzung bei der Wahl ihres VWA-

Themas. Vier der fünf Jugendlichen streben ein technisches Studium an, ein Schüler plant

Physik zu studieren und in der Forschung tätig zu sein.

Die vorliegende Arbeit begann mit dem Satz: Die Physik ist unbeliebt. Die Ergebnisse der

Analysen legen nahe, dass es Schülerinnen und Schüler gibt, welche sehr großes Interesse an

physikalischen Inhalten zeigen und sich auch zukünftig darin vertiefen möchten. Allerdings ist

die Physik immer noch eine elitäre Männerdomäne, was weitere Anstrengungen im Bereich der

Mädchenförderung im naturwissenschaftlichen Bereich erfordern wird.

Seite 127 von 172

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Seite 131 von 172

Abkürzungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

AHS Allgemeinbildende höhere Schule

BG Bundesgymnasium

BHS Berufsbildende höhere Schule

BMB Bundesministerium für Bildung

BORG Bundesoberstufenrealgymnasium

BRG Bundesrealgymnasium

FBA Fachbereichsarbeit

IPN Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften an der Universität Kiel

ORG Oberstufenrealgymnasium

PIKO Physik im Kontext

ROSE The Relevance of Science Education

SRDP Standardisierte kompetenzorientierte Reife- und Diplomprüfung

SRP Standardisierte Reifeprüfung

VWA Vorwissenschaftliche Arbeit

Seite 132 von 172

Abkürzungsverzeichnis

Seite 133 von 172

Anhang: Interviewleitfäden

A. Anhang: Interviewleitfäden

Interviewleitfaden

Lehrerinnen und Lehrer

Testperson Nr.:

Datum: Uhrzeit:

Demographische Angaben:

Geschlecht: Alter: Wohnort:

Schule: Ort der Schule:

Einleitende Worte:

Am Anfang stelle ich mich kurz vor und erkläre der Lehrperson wieso ich hier bin und welchem

Zweck dieses Interview dient. Es wird geklärt, dass es um Fragen zur VWA im Allgemeinen und zu

betreuten (bzw. in Entstehung befindlichen) VWAs im Speziellen geht.

Der Lehrperson wird erklärt, dass alle Informationen anonymisiert werden, keine Daten weitergegeben

werden und das Interview jederzeit abgebrochen werden kann.

THEMENBLOCK 1: VWA allgemein

Leitfrage 1.1: Was halten Sie im Allgemeinen von der Idee, dass alle Schülerinnen und Schüler einer

AHS für einen positiven Maturaabschluss eine VWA schreiben müssen?

a. Als Grund wir unter anderem die Studierfähigkeit der Schülerinnen und Schüler genannt. Wie

beurteilen Sie das?

b. Wie beurteilen sie die verpflichtende VWA im Vergleich zur freiwilligen FBA?

c. Ist „Überforderung“ ein Schlagwort, das Sie mit der VWA in Verbindung bringen? Wenn ja,

inwiefern?

Leitfrage 1.2: Welche Vorteile haben Schülerinnen und Schüler aus Ihrer Sicht durch die VWA für

ihren weiteren Berufsweg?

a. Welche der erlernten Kompetenzen werden die Schülerinnen und Schüler später einsetzen

können?

b. Welche werden sie Ihrer Ansicht nach nicht mehr brauchen?

c. Wo werden diese Kompetenzen aus Ihrer Sicht nützlich sein?

d. Werden diese Kompetenzen auch für Schülerinnen und Schüler nützlich sein, die kein

Studium anstreben?

Leitfrage 1.3: Der Vorläufer zur VWA war die FBA. Wie haben sich die Anforderungen an eine

Schülerin bzw. einen Schüler, die/der eine FBA verfasst hat, von der FBA zur VWA geändert?

a. Inwiefern haben sich die formalen Vorgaben aus Ihrer Sicht geändert?

b. Wie beschreiben Sie die Änderung im Beurteilungsprozess als Lehrperson?

THEMENBLOCK 2: Voraussetzungen, Bedingungen für Lehrkräfte

Leitfrage 2.1: Sie haben selbst bereits VWAs betreut. Wie beschreiben Sie den Informationsfluss zum

Verfassen/Betreuen von VWAs seitens des BMB?

a. Wie werden Sie als Betreuungsperson vom Bundesministerium unterstützt?

Seite 134 von 172

Anhang: Interviewleitfäden

b. Wie ist der Aufwand der Formalitäten rund um die VWA zu beschreiben?

c. Wie streng sind die Deadlines des BMB für Schülerinnen und Schüler?

d. Wie streng sind jene für Lehrpersonen?

Leitfrage 2.2: Was hätten Sie aus heutiger Sicht an zusätzlicher Unterstützung für gute

Betreuungsprozesse gebraucht?

a. Wie wurden Sie im Laufe Ihres Lehramtsstudiums auf die Betreuung wissenschaftlicher

Arbeiten vorbereitet?

b. Welche Unterstützung gibt es von Seiten des BMB bzw. des LSR?

c. Ergaben sich Schwierigkeiten im Laufe Ihrer Betreuungsprozesse? Wenn ja, welche?

d. Wie hätte man diese Schwierigkeiten vermeiden können?

THEMENBLOCK 3: Kompetenzen der Schülerinnen/Schüler

Leitfrage 3.1: Welche Fähigkeiten muss aus Ihrer Sicht eine Schülerin/ein Schüler mitbringen, damit

sie/er eine gute VWA in Physik verfassen kann?

a. Welche dieser Fähigkeiten schätzen Sie als besonders wichtig ein?

b. Warum genau diese?

c. Welche Fähigkeiten können noch im Laufe des Planens/Verfassens der VWA von den

Schülerinnen und Schülern erlernt werden?

Leitfrage 3.2 Unter welchen Bedingungen würden Sie einer Schülerin/einem Schüler abraten eine

VWA in Physik zu verfassen?

a. Spielen die Leistung im Physikunterricht eine Rolle? Wenn ja, inwiefern?

Leitfrage 3.3: Welcher Typ von Schülerin/Schüler entscheidet sich dazu eine VWA in Physik zu

schreiben?

a. Zeichnet sich das schon in den Schuljahren davor ab? Wenn ja, wie?

b. Sind Sie oft überrascht, welche Schülerinnen/Schüler sich bei Ihnen melden?

c. Sind es Schülerinnen und Schüler, die gute Leistungen im Physikunterricht bringen?

d. Sind es Schülerinnen und Schüler, die Interesse durch ausgeprägte Mitarbeit zeigen?

THEMENBLOCK 4: Betreuungsprozess

Leitfrage 4.1: Wie werden Schülerinnen und Schüler an Ihrer Schule auf das Verfassen einer VWA

vorbereitet?

a. Welche Angebote können Schülerinnen und Schüler nutzen?

b. Sind diese Angebote verpflichtend oder freiwillig?

c. Ab wann können Schülerinnen und Schüler diese Angebote nutzen?

d. Wann wird die VWA erstmals thematisiert?

Leitfrage 4.2: Welche Motive haben Schülerinnen/Schüler typischerweise bei Ihnen eine VWA mit

physikalischem Inhalt zu schreiben?

a. Inwiefern spielt Ihrer Ansicht nach das Interesse an physikalischen Inhalten eine Rolle?

b. Glauben Sie, dass Sie als Person/Persönlichkeit ein Mitgrund für die Entscheidung sind?

c. Kennen Sie Kriterien, warum sich Schülerinnen und Schüler für Sie als Betreuerin

entscheiden?

d. Spielen Ihrer Ansicht nach die Berufsfelder der Eltern eine Rolle bei der Entscheidung?

Leitfrage 4.3: Wie läuft die Betreuung der Schülerin/des Schülers vom Vorschlag eines möglichen

VWA-Themas bis zur Abgabe der Arbeit ab?

Seite 135 von 172

Anhang: Interviewleitfäden

e. Welche Vereinbarungen werden nach der Konkretisierung des Themas getroffen?

f. Wie geht es nach der offiziellen Themeneinreichung weiter?

g. Vereinbaren Sie mit der Schülerin/dem Schüler konkrete Termine, an denen Sie Ergebnisse

sehen möchten?

THEMENBLOCK 5: Themen für die VWA

Leitfrage 5.1: Wie bereiten Sie Ihre Schülerinnen und Schüler im Regelunterricht auf das Verfassen

einer VWA vor?

a. Lassen Sie Methoden wissenschaftlichen Arbeitens in den Unterricht einfließen? Wenn ja

welche? Wie?

b. Werden Ihre Schülerinnen und Schüler mit wissenschaftlichen Texten konfrontiert? Wenn ja,

in welcher Art und Weise?

c. Haben Ihre Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit Präsentationen (Referate) vorzubereiten

und zu halten?

d. Wenn ja, sind diese für alle verpflichtend?

Leitfrage 5.2: Wie kommen die Schülerinnen und Schüler zu ihren endgültigen Themenstellungen?

a. Wie konkret sind aus Ihrer Sicht die Themenvorschläge, die Schülerinnen und Schüler

vorschlagen?

b. Wie geeignet sind diese ersten Vorschläge aus Ihrer Sicht?

c. Gibt es Schülerinnen und Schüler, die ohne konkreten Vorschlag kommen? Wenn ja, welche

Themen schlagen Sie in einem solchen Fall vor?

d. Beobachten Sie, dass Themenvorschläge von den Eltern kommen?

e. Gibt es aus Ihrer Sicht Themen, die immer wieder vorgeschlagen werden? Wenn ja, welche?

f. Raten Sie Schülerinnen und Schülern von häufig gewählten Themen ab? Wenn ja, warum?

Leitfrage 5.3: Welche Themen sind aus Ihrer Sicht gut geeignet für eine VWA?

a. Was macht so ein Thema zu einem guten Thema?

Leitfrage 5.4: Welche Themen eigenen sich aus Ihrer Sicht gar nicht?

a. Was sind Ihrer Ansicht nach die Gründe dafür?

Leitfrage 5.5: Muss eine VWA aus Ihrer Sicht einen experimentellen/empirischen Teil enthalten um

eine gute VWA zu sein?

a. Warum/Warum nicht?

b. Wie gehen Sie damit um, wenn eine Schülerin/ein Schüler (k)einen solchen Teil hat?

(Gegenteil zu Antwort)

THEMENBLOCK 6: Geschlechterspezifische Unterschiede

Leitfrage 6.1: Wie ist Ihre Erfahrung mit der Themenwahl bezüglich Schülerinnen und Schülern?

Gibt es da geschlechterspezifische Unterschiede?

a. Warum glauben Sie ist das so?

b. Wovon glauben Sie hängt das ab?

Leitfrage 6.2: Gibt es aus Ihrer Erfahrung nicht nur bei VWAs, sondern generell im Physikunterricht

Unterschiede in den Interessen zwischen Schülerinnen und Schülern? Wenn ja, welche?

a. Gibt es Themen, die aus Ihrer Sicht eher für Mädchen interessant sind? Welche? Warum?

b. Gibt es Themen, die aus Ihrer Sicht eher für Burschen interessant sind? Welche? Warum?

c. Welche Themen sind Ihrer Meinung nach für beide Geschlechter gleichermaßen interessant?

Seite 136 von 172

Anhang: Interviewleitfäden

THEMENBLOCK 7: Reflexion über abgeschlossene Betreuungsprozesse

Leitfrage 7.1: Wie viele Schülerinnen und Schüler haben Sie bereits bei einer Physik-VWA betreut?

Leitfrage 7.2: Wie war das Geschlechterverhältnis?

a. Wieso glauben Sie, dass mehr Mädchen/mehr Buben (je nach Antwort) sich an Sie als

Betreuungsperson wenden?

Leitfrage 7.3: Welche Tipps können Sie einer Lehrkraft geben, die noch keine VWA betreut hat?

a. Was ist aus Ihrer Sicht das „Um und Auf“ einer guten VWA-Betreuung?

b. Was sind die schlimmsten Betreuungsfehler, die passieren können?

c. Wann sollen erste Meilensteine von Schülerinnen und Schülern eingefordert werden?

d. Welche Meilensteine sind das?

Abschluss: Vielen Dank für Ihre Bereitschaft an diesem Interview teilzunehmen!

Seite 137 von 172

Anhang: Interviewleitfäden

Interviewleitfaden

Schülerinnen und Schüler

Testperson Nr.:

Datum: Uhrzeit:

Demographische Angaben:

Geschlecht: Wohnort:

Schule: Ort der Schule:

Geschlecht Betreuer:

Kategorie der VWA:

Einleitende Worte:

Am Anfang stelle ich mich kurz vor und erkläre der Schülerin/dem Schüler wieso ich hier bin:

• Studentin des Lehramts für Mathematik und Physik

• Verfasse meine Diplomarbeit in der Fachdidaktik der Physik (kurz: „über das Lehren und

Lernen von Physik“)

• im Speziellen: Beschäftigung mit in der Physik verfassten VWAs

Dann wird geklärt, wie die Schülerinnen bzw. der Schüler im Interview angesprochen werden möchte.

Sollte sich für die förmliche Anrede „Sie“ entschieden werden, so werden die Fragen entsprechend

adaptiert gestellt.

Dann wird geklärt, dass es in dem Interview um Fragen zur VWA im Allgemeinen und zur selbst

verfassten (bzw. in Entstehung befindlichen) VWA im Speziellen.

Der Schülerin/dem Schüler wird erklärt, dass alle Informationen anonymisiert werden, keine Daten

weitergegeben werden und das Interview jederzeit abgebrochen werden kann.

THEMENBLOCK 1: VWA allgemein

Leitfrage 1.1: Du hast im vergangenen Februar dein VWA-Thema eingereicht. Was hältst du im

Allgemeinen von der Idee, dass alle Schülerinnen und Schüler einer AHS für einen positiven

Maturaabschluss eine VWA schreiben müssen?

a. Warum empfindest du das so?

b. Was glaubst du, wirst du durch das Verfassen einer VWA lernen, das du sonst nicht in der

Schule gelernt hättest?

c. Glaubst du, dass die durch die VWA erlernten Fähigkeiten nach der Matura irgendwo nützlich

sein werden?

THEMENBLOCK 2: Themenwahl

Leitfrage 2.1: Wie wurdest du damals von der Schule auf die bevorstehende Themeneinreichung

vorbereitet?

a. Kannst du dich noch erinnern, wann die VWA erstmals in der Schule thematisiert wurde?

b. Welche Informationen zur Themenwahl habt ihr von der Schule erhalten?

c. Inwiefern musstet ihr euch vor der Themenwahl selbst mithilfe der Websites des

Bundesministeriums informieren?

Leitfrage 2.2: Du hast dich für ein Thema aus dem Bereich der Physik entschieden. Wie kam es zu

dieser Entscheidung?

a. Welche Motive hattest du für diese Wahl?

Seite 138 von 172

Anhang: Interviewleitfäden

b. Was war ausschlaggebend genau dieses Thema zu wählen?

c. Konntest du deine erste Themenidee beibehalten?

d. War die Betreuungsperson ausschlaggebend für deine Themenwahl?

e. Wie bist du bei der Entscheidung vorgegangen?

Leitfrage 2.3: Wie hat deine Betreuerin/dein Betreuer auf die Themenwahl Einfluss genommen?

a. Hattest du noch alternative Themenideen für die VWA? Wenn ja, welche waren das?

b. Wie hast du die Themenwahl mit der Lehrerin/dem Lehrer abgestimmt?

THEMENBLOCK 3: Betreuung der VWA

Leitfrage 3.1: Warum hast du dich gerade für deinen Betreuer/deine Betreuerin entschieden?

a. Was macht deine/n Betreuer/in zu einer/m guten Betreuer/in?

b. Welche Eigenschaften hat ein guter Betreuer?

c. Welche Eigenschaften hat ein schlechter Betreuer?

d. Welchen Beruf haben deine Eltern?

e. Gibt es in deinem Verwandtenkreise Menschen, die einen Naturwissenschaftlichen /

Technischen Beruf haben?

Leitfrage 3.2: Wie läuft die Betreuung seit deiner Themeneinreichung ab?

a. Welche Schritte wurden gesetzt`?

b. Welche Vereinbarungen wurden getroffen?

c. Gibt es schon konkrete Pläne für den Betreuungsprozess? Wenn ja, Welche?

d. Was waren die hilfreichsten Punkte / Hilfestellungen von deinem Betreuter?

Leitfrage 3.3: Wen du einen Leitfaden für Lehrkräfte für das gute Betreuen von VWAs schreiben

würdest, was würde drinnen stehen?

a. Worauf sollten Betreuungslehrer besonderen Wert legen?

b. Worauf sollten Betreuungslehrer besonders hinweisen?

c. Was hätte dir die bisherige Arbeit an deiner VWA erleichtert?

THEMENBLOCK 4: Schreiben/Planen der VWA

Leitfrage 4.1: Du musstest bei der Themeneinreichung bereits einige Literaturquellen angeben. Wo

hast du nach Literatur zu deinem Thema gesucht?

a. Welche Quellen hast du für die Literatursuche genutzt?

b. Hast du Bibliotheken aufgesucht, um nach Literatur zu suchen?

c. Welche Quellen wurden dir von deiner Betreuungsperson empfohlen?

d. Wurde dir Literatur von deiner Betreuerin/deinem Betreuer zur Verfügung gestellt?

e. Wie unterscheidest du seriöse von nicht seriösen Quellen?

Leitfrage 4.2: Wie würdest du den Fortschritt bzw. Status deiner Arbeit beschreiben?

a. Hast du bereits ein Konzept für deine VWA ausgearbeitet? Falls ja, wie sieht das aus?

b. Weißt du schon, wie die VWA strukturiert sein soll? Falls ja, wie?

c. Hast du schon zu schreiben begonnen? Falls ja, wie geht es dir dabei?

d. Hast du schon Teile deiner Betreuerin/deinem Betreuer abgegeben? Falls ja, wie viel?

e. Wie geht es dir bisher mit dem Planen/Verfassen der VWA?

Leitfrage 4.3: Wie ist (wird) deine VWA aufgebaut (sein)?

a. Soll deine VWA experimentelle/empirische Teile enthalten? Welchen?

b. War das eine Voraussetzung für dich, dass du (k)einen empirischen/experimentellen Teil hast?

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Anhang: Interviewleitfäden

THEMENBLOCK 5: Physik als Schulfach

Leitfrage 5.1: Magst du Physik als Schulfach?

a. Was findest du am Fach Physik spannend?

b. Ist Physik dein Lieblingsfach? Wenn nein, was ist dein Lieblingsfach?

c. Wie sehr hängt deine Vorliebe für Physik mit der Lehrperson zusammen?

Leitfrage 5.2: Welche Themen bzw. Bereiche in der Physik interessieren dich besonders?

a. Was interessiert dich weniger oder gar nicht?

b. Findest du, dass das typische Burschen-/Mädchenthemen sind, die du interessant findest?

i. Warum/Warum nicht?

c. Gibt es aus deiner Sicht typische Burschen-/Mädchenthemen in der Physik?

i. Welche sind das?

ii. Warum diese?

d. Glaubst du, dass deine Schulkollegen/Schulkolleginnen da gleiche Interessenfelder haben wie

du?

THEMENBLOCK 6: Ausblick „nach der Matura“

Leitfrage 6.1: Was möchtest du nach der Matura machen?

a. Weißt du schon, wie es für dich nach der Matura weitergehen wird?

b. Möchtest du studieren?

c. Gibt es ein konkretes Studium, welches dich interessiert? Wenn ja, welches?

Leitfrage 6.2: Was ist dein Berufswunsch?

a. Warum interessiert dich genau dieser Beruf?

b. Wie lange hast du diesen Berufswunsch schon?

c. Hattest du früher schon andere Berufswünsche?

Abschluss:

Vielen Dank für deine Bereitschaft an diesem Interview teilzunehmen!

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Anhang: Interviewleitfäden

Seite 141 von 172

Anhang: Interviewtranskripte

B. Anhang: Interviewtranskripte

Transkripte der Lehrerinnen- bzw. Lehrerinterviews

Transkript von Testperson L1

1

2

I Was halten Sie im Allgemeinen von der Idee, dass alle Schülerinnen und Schüler einer AHS für einen positiven (10)

Maturaabschluss eine VWA schreiben müssen?

3

4

5

6

7

L1 Meiner Meinung nach ist das ein Fortschritt (20) gegenüber dem alten System der Schwerpunktsetzung bzw. der

Fachbereichsarbeit. Es ist einfach ein Schritt der auch schon ein bisschen vorbereitet (30) auch auf gewisse Formalitäten, die

man dann auch auf der Universität hat und auch der DRANG das Zitieren richtig zu lernen (40), dann auch der Umgang mit

den QUELLEN bzw. doch der Anspruch einmal SAUBER zu arbeiten und das tut den Damen und Herren schon gut finde

ich. Also ich finde (50), dass dieses Element bei der Matura sehr gelungen ist

8 I Wie beurteilen sie die verpflichtende VWA im Vergleich zur freiwilligen FBA? (70)

9

10

L1 (...) Ja, wie gesagt, ich finde es gut, dass jeder und jede eine solche ARbeit in diesem kleineren Rahmen einmal (80) zu

verFASSen hat.

11 I Ist „Überforderung“ ein Schlagwort, das Sie mit der VWA in Verbindung bringen? Wenn ja, inwiefern? (90)

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L1 Es ist ein gewisser Anspruch, dem nicht alle sofort gewachsen sind, das ist richtig, aber das ist die Matura generell. (100) (...) Die Gründe dafür sind verschieden unter anderem (110) liegt die Überforderung manchmal am schlechten

Zeitmanagement. Ich hatte einen, der geglaubt hat, in vierzehn Tagen die VWA schreiben zu können (120), dass er

durchkommt. Es war ein Irrtum <lacht>. Andererseits sind manche wirklich mit der Herangehensweise des wissenschaftlichen (130) Arbeitens auch auf dem Level eher überfordert und schaffen die Formulierungen nicht, können

sich nicht entsprechend ausdrücken (140) oder können sachlich Gegenstände nicht wirklich gezielt untersuchen und diesen

ganzen Gedankengang und die ganze Methodik (150) nicht durchführen. Wobei, ja, es geht um eine Matura, es geht um Studierfähigkeit, also ich finde diese ANFORderung keine ÜBERforderung (160) – GRUNDsätzlich. Obwohl einzelne

damit überfordert sind, sicher.

21 I Welche Vorteile haben Schülerinnen und Schüler aus Ihrer Sicht durch die VWA für ihren weiteren Berufsweg? (170)

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L1 Sie müssen bei der VWA lernen (180) fokussiert zu einem sehr eingegrenzten Thema zu arbeiten und zu schreiben und das Ganze auch dann formalisiert zu Papier zu bringen. Das ist eine Kompetenz (190), die sie dann auch wenn sie NICHT

studieren würden also auch im Berufsleben brauchen würden.

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I Sie haben selbst bereits VWAs betreut. Wie werden Sie als Betreuungsperson von Seiten des Bundesministeriums bzw. des LSR unterstützt? (210)

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L1 www.ahs-vwa.at, (220) wenn ich jetzt die RICHtige Seite habe. Die Seite ist wirklich SEHR ausführlich, sie ist sehr

gelungen und die empfehle ich sehr BREIT meinen VWA-Schreiberinnen und -Schreibern (230) und weise sie IMMER

wieder auch mit zugesandtem Link per E-Mail auf einzelne Unterpunkte dieser Webseite hin. Also die ist eigentlich gut ausformuliert (240), (...) das geht hin bis zur Einsichtnahme, nach welchem Raster die Beurteilung funktioniert (250), wobei

der Beurteilungsraster selbst GESCHMACKSSACHE ist; also ob es sinnvoll ist in jeden einzelnen Punkt (260) auf diese

Art und Weise zu SUBbeurteilen, das ist ein bisschen die Frage. (270)

33 I Wie ist der Aufwand der Formalitäten rund um die VWA zu beschreiben? (290)

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L1 Der FORMALE Zusatzaufwand ist nicht hoch, aber der Aufwand, den man für eine VWA hat, hängt SEHR vom VWA-

Schreibenden oder der VWA-Schreibenden ab. (300)

36 I Inwiefern?

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L1 Also ich hatte heuer eine prämierte VWA (310), die hat den Dr. Hans-Resel-Preis gewonnen mit diesem VWA-Schreibenden hatte ich FAST KEINE Arbeit, das war also die Leistung des Schülers (320). (...) Mit einer VWA, die

GERADE halt einmal so IRGENDWIE positiv war, hatte ich bei weitem (330) die meiste Arbeit <schmunzelt>.

40 I Wie streng sind die Deadlines des BMB für Schülerinnen und Schüler? (350)

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L1 Wenn man die nicht EINHÄLT hat man den Termin verpasst. Da habe ich gar keine Möglichkeit der Beurteilung, sondern wenn man den Einreichtermin verpasst (360), dann hat man nicht EINgereicht, dann kann man die VWA nicht schreiben.

Also das ist nichts, was meiner Beurteilung unterliegen könnte. Das sind Fixtermine. (370)

44 I Was hätten Sie aus heutiger Sicht an zusätzlicher Unterstützung für gute Betreuungsprozesse gebraucht? (390)

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L1 In dem Fall nicht, weil ich eigentlich meine Betreuung mit dem, was ich in meinen Studien erlernt habe gut durchführen kann. Wobei ich (400) bin in der glücklichen Lage ein naturwissenschaftliches und ein geisteswissenschaftliches Studium

betrieben zu haben und abgeschlossen zu haben. Das NÜTZT mir ganz ganz sicher (410) bei der Beurteilung der VWAs.

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I Inwiefern haben Sie im Rahmen Ihres Lehramtsstudiums das Verfassen und Betreuen von wissenschaftlichen Arbeiten erlernt? (420)

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L1 Ich habe selbst einiges schreiben müssen, also Proseminar- und Seminararbeiten, und (430) auch eine relativ GROSSE

Anzahl und das BETREUEN erlernt habe ich eigentlich nicht aber Arbeiten zu betreuen ist eigentlich durchaus ein tägliches (440) Brot des Lehrerberufes

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I Ergaben sich Schwierigkeiten im Laufe Ihrer Betreuungsprozesse, welche man hätte vermeiden können? Wenn ja, welche?

(460)

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L1 (...) Das ist schwierig. (470) Unmittelbar könnte ich nichts benennen, was unmittelbar kausal mit meiner (480) Ausbildung zu tun haben könnte. (...) (490) Ausbildungsfrage ist das weniger. Bei einer VWA zum Beispiel war es das große Problem,

dass die VWA-Schreiberin sehr sehr LANGE einfach keine Zeile (500) der VWA abgegeben hat und ich mit zu wenig

Nachdruck NACHgegangen bin. Natürlich, wenn man das einmal erlebt hat, das passiert einem kein zweites Mal. Wenn man das irgendwie (510) in eine Ausbildung integriert, welche Terminpläne und welche Warnsignale es gibt und so – im

Prinzip wäre es machbar, ob man es dann noch WEISS (520), wenn man die VWA dann wirklich betreut ist eine ANDERE

Frage.

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I Welche Fähigkeiten muss aus Ihrer Sicht eine Schülerin/ein Schüler mitbringen, damit sie/er eine gute VWA in Physik verfassen kann? (540)

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L1 Ja, es ist im Grunde wie bei jeder VWA. Man muss Sachverständnis haben, das heißt man muss die Sache, die man dann untersuchen möchte dann auch wirklich (550) so weit verstehen, dass man sie sinnvoll untersuchen kann, dass man die

Begrifflichkeiten versteht, dass man die Literatur versteht, die man dazu liest möglicherweise, und dass man die Ergebnisse

interpretieren (560) kann der eigenen Tätigkeit ist das EINE. Das gilt in jedem anderen Fach entsprechend auch, da hat Physik also keine Sonderstellung, sondern (570) das wäre in Biologie, in Chemie in literarwissenschaftlich orientierten

Sachen, in RELIGION von mir aus, GENAUso. Also Sachverständnis wär nötig (580) für eine gute VWA und das zweite

ist, dass man eben auch SPRACHLICH kompetent genug ist um die VWA zu schreiben, (590) also vom Ausdruck her, vom Stil her und auch von den formalen Anforderungen. Also nichts Spezifisches, (600) was die Physik allein betrifft oder

physikalisch orientierte VWAs. Was da vielleicht dann ein bisschen noch dazu kommt für die meisten, braucht man dann

doch auch das Werkzeug Mathematik (610) bis zu einem gewissen Grad. (...) Damit sollte man dann entsprechend umgehen können. Das braucht man aber nicht überall im selben Maße (620), hatte ich auch nicht überall.

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I Welche Fähigkeiten können noch im Laufe des Planens/Verfassens der VWA von den Schülerinnen und Schülern erlernt

werden? (630)

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L1 Das richtige Zitieren haben sie bei uns zum Beispiel auch systematisch einmal im Rahmen des Informatik-Unterrichtes (640) gelernt, aber bis zur VWA in weiten Teilen oft wieder VERlernt. Ja, und vor allem was sie WÄHREND dem (650)

VWA-Schreiben oft erst lernen müssen, ist das FORMULIEREN. Also in DIESEM speziellen Kontext zu formulieren ist

nichts, was sie wirklich gewohnt (660) wären. Das lässt sich im Schulunterricht vermutlich so nur BEGRENZT abbilden, das Formulieren für eine längere Arbeit. (670)

82 I Welcher Typ von Schülerin/Schüler entscheidet sich dazu eine VWA in Physik zu schreiben? (680)

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L1 (...) Na, das sind Schülerinnen und Schüler (690), im REGEFALL, die sich eben für einen gewissen TEILBEREICH

zumindest, der in den Teilbereich der Physik gehört, einfach interessieren (700) und das halt spannend finden und das schreiben möchten, wobei ich die Erfahrung gemacht habe, da sind sowohl sehr gute als auch sehr MÄSSIGE Schülerinnen

(710) und Schüler dabei. Das ist das volle Spektrum vorhanden, also es gibt hier – außer dem INTERESSE für einen

bestimmten Bereich (720) – eigentlich kein Unterscheidungskriterium kennengelernt, das mir aufgefallen wäre, also keine TYPISCHE Eigenschaft, die diese Schülerinnen und Schüler verbinden würde. (730)

89 I Zeichnet sich das schon in den Schuljahren davor ab? Wenn ja, wie? (740)

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L1 Zum Teil schon, vor allem, was meine Astronomie-VWAs betrifft, nachdem ich ja (750) den Astronomie-Kurs in der Schule leite, sehe ich schon Jahre vorher das Interesse an astronomischen Themen und die schreiben dann eben (760) zum

Teil auch aus dem astronomischen Bereich eine VWA.

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I Unter welchen Bedingungen würden raten Sie einer Schülerin/einem Schüler davon ab, eine VWA in Physik zu verfassen?

(770)

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L1 (...) Wenn ich die Schülerinnen und Schüler (780) vom Unterricht kenne bzw. mir gesagt wurde, dass dieser sich sehr

schwer tun würde eben mit den Inhalten überhaupt umzugehen. Wenn die BASIS (790) nicht vorhanden ist, auf der man

eine solche Arbeit schreiben kann. Also das Problem habe ich gehabt bei einem Schüler, der über die Effizienz von (800) Elektroautos geschrieben hat und GROSSE Probleme thematisch damit hatte überhaupt den Begriff der EFFIZIENZ

sachgerecht zu verstehen (810) und er ist bei der Effizienz ausgegrast in wirtschaftliche Effizienz und dann plötzlich wieder

technische Effizienz und hat sich VÖLLIG verstiegen, (820) weil er den Begriff der Effizienz, also diesen einzugrenzen, völlig überfordert war. Er war auch nicht in der Lage zuerst (830) die Prozesse, die IN einem Elektrofahrzeug ablaufen

sachgerecht zu beschreiben, sondern hat Dinge wiedergegeben ohne sie zu verstehen. Auf der Basis (840) ist dann SEHR

SCHWER, ja. Also ein Grundverständnis für das, was man beschreiben möchte, auch aus physikalischer Sicht, wäre halt auch wichtig <lacht>. (850)

105 I Hat dieses Grundverständnis aus Ihrer Sicht etwas mit den Leistungen im Physikunterricht zu tun?

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L1 Im Regelfall schon, ja. (860) Es kommt natürlich auf den Physikunterricht an <lacht>, ob diese Fähigkeiten, die man für die

VWA braucht (870) solche sind, die man auch im Physikunterricht braucht. In meinem Unterricht schon. Beobachten zum Beispiel, also sachgerecht etwas protokollieren (880) und niederschreiben zu können, was man beobachtet

hat. (...) FEHLERanalyse, kritische BETRACHTUNG dessen, was man beobachtet (890) oder gemacht hat und solche

Dinge.

111 I Wie werden Schülerinnen und Schüler an Ihrer Schule auf das Verfassen einer VWA vorbereitet? (900)

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L1 Da gibt es einen recht breiten Plan. Das beginnt schon damit, dass wir – da sind wir noch dabei – bereits in der 5. Klasse

auch noch (910) Elemente einführen wollen, wo sie zu einem Thema zumindest auf einer Doppelseite in einzelnen Fächer

einmal was schreiben sollen. Wir haben gerade, wie gesagt, (920) im Informatik-Unterricht eingebaut die richtigen Zitierweisen, wie zitiert man richtig, wie geht man mit Formatvorlagen um (930) und solche Dinge und wir haben so ein

Aufbausystem entwickelt, wo sie in der Oberstufe immer in einen höheren Jahrgang ein bisschen (940) etwas

umfangreicheres auch schreiben müssen, das kann dann auch ein Portfolio sein oder andere Formen, wo sie eben immer so (950) kleinere Arbeiten schreiben, die aber formal schon hinführen sollen auf die VWA also mit den Voraussetzungen

richtig zitieren, Plagiate (960) vermeiden, die ZitierWEISEN, die richtige Literaturangabe dazu, auch schon bei zweiseitigen

Abgaben. Wir versuchen da die (970) Schülerinnen und Schüler quasi schon anzugewöhnen, so dass DAS, was oft dann eine große Hürde früher auch an der Uni war mit der Zitiererei, dass das bei der VWA schon recht (980) klaglos

funktioniert.

123 I Sind diese Angebote verpflichtend oder freiwillig?

124 L1 Die sind im Standardablauf (990) der Schule drinnen.

125 I Wie bereiten Sie Ihre Schülerinnen und Schüler im Regelunterricht auf das Verfassen einer VWA vor? (1000)

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L1 (...) Muss ich ehrlich (1010) sagen NEIN, im Physikunterricht, also im Fachunterricht (...) kommt das in der Form nicht vor.

Da würde ich mich (1020) zeitlich nicht hinaussehen das zu machen.

128 I Haben Ihre Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit Präsentationen (Referate) vorzubereiten und zu halten?

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L1 Was Präsentationen betrifft allerdings sehr wohl. Zu präsentieren (1030) haben Schülerinnen und Schüler HÄUFIG etwas bei mir, das heißt sich über ein Thema kundig zu machen und das zu präsentieren, vor allem in den (1040)

Schwerpunktbereichen unserer Schule in der Oberstufe, in SCIENCE, ist das immer wieder einmal zu machen, auch mit

physikalischen Themen. (1050) Naja, insofern eigentlich SCHON, also wobei es ist auf ein Handout und auf die Präsentation konzentriert. Zum Beispiel in der sechsten Klasse Sport und Physik (1060), wo sie so etwas zu machen haben

mit Recherche, mit einem verfassten Handout zumindest, aber mit einer möglichst kompetenten Präsentation des Themas.

(1070) Man kann es also entsprechend schon so sehen. (1080)

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I Welche Motive haben Schülerinnen/Schüler typischerweise bei Ihnen eine VWA mit physikalischem Inhalt zu schreiben?

(1100)

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L1 Abgesehen von meinem Astronomiekurs weiß ich keine, es sind keine anderen GEÄUSSERT worden, ich denke einmal,

dass die Schüler, wenn ich jetzt einmal schau (...) <sucht auf seinem Handy> (1110), ich hatte viele Schüler meiner

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EIGENEN Klasse, wo ich KLASSENvorstand war, also das war in dem Jahr (1120), in dem ich fünf VWAs hatte, waren VIER aus meiner Klasse, also das spielt natürlich entsprechend eine Rolle, der Klassenvorstand, den die Schüler eben besser

kennen und (1130) besser EINschätzen können. Ich denke, dass das ein wichtiger Grund ist: kann ich meinen VWA-

Betreuer EINschätzen, weiß ich wie er/sie agiert. (1140) Das könnte ein wichtiger Entscheidungsgrund sein und das andere ist eher THEMATISCH, also eine thematische Orientierung. (1150) Wohin geht man mit einer VWA mit einem

astronomischen Thema – da gibt’s zwar MEHRERE Leute bei uns an der Schule – aber einen von diesen wird man sich

eben aussuchen. (1160)

147 I Spielen Ihrer Ansicht nach die Berufsfelder der Eltern eine Rolle bei der Entscheidung? (1170)

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L1 Das Berufsfeld der Eltern spielt für die Schulwahl schon eine große Rolle, also beginnt ja schon viel viel früher. Also der

Einfluss des Bildungshintergrundes (1180) oder des Berufshintergrundes der Eltern auf die Karriere der Kinder das ist ja

evident. Ich verstehe immer noch nicht, warum sich manche darüber WUNDERN (1190) über Dinge wie Bildungsdurchlässigkeit. Es ist völlig logisch, dass sich die Lebensweise der Eltern (1200) – auch die berufliche

Lebensweise – auf die Kinder doch sehr stark abbildet. Also es ist NAHEliegend für mich, dass das eine Rolle spielt. (1210)

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I Wie läuft die Betreuung der Schülerin/des Schülers vom Vorschlag eines möglichen VWA-Themas bis zur Abgabe der Arbeit ab? (1220)

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L1 Es gibt zum ersten Mal in der 7. Klasse (1230) gewisse Hinweise bei der Formulierung der FRAGEstellung, also von der

IDEE, worüber möchte ich schreiben bis hin zur (1240) ausformulierten Fragestellung, die ja dann so auch im

MATURAzeugnis steht. Da ist bei manchen weniger, bei manchen mehr Arbeit zu leisten und auch schon (1250) die ersten Hinweise darauf ‚achte darauf, ob du dazu wirklich etwas findest, ob du dazu etwas schreiben kannst, du brauchst für eine

VWA auch Literatur (1260), GIBT ES DIE?‘ Lässt sich auch gut ARBEITEN mit dem Thema. Also nicht nur, interessiert

es mich, sondern lässt es sich auch gut bearbeiten. Das sind so die ersten Dinge (1270), mit denen ich meine VWA- Schreiberinnen und -Schreiber füttere. Nach dem Abgabeprozess ist einmal eine Zeit Ruhe. Das ist ja bereits (1280) ein

Semester der 7. Klasse und dann lege ich jedem und jeder sehr ans Herz (1290) über die FERIEN schon einmal zumindest

möglichst VIEL zu schreiben. Vielleicht auch den Text komplett zu schreiben aber eben auf JEDEN Fall zu schreiben. (1300) Ich habe mir durchaus auch schon in den Ferien Sachen schicken lassen oder VOR den Ferien schon. Ich habe jetzt

schönerweise einen (1310) VWA-Schreiber, der sehr viel über die Ferien schon geschrieben hat und wo man schon gut weiterhelfen kann jetzt. Das ist mir deswegen so wichtig, weil in der 8. Klasse sind andere Dinge (1320) SO im

Vordergrund. Zuerst die Romfahrt, dann die Arbeiten zum Maturaball, dann ist der Maturaball, dann sind die ganzen

wichtigen letzten Schularbeiten (1330) und dann plötzlich haben sie keine ZEIT mehr. Und deswegen muss man ihnen klarmachen, dass es so IST (1340), also sie wissen das ohnehin, vor allem wissen sie es implizit, aber nicht explizit. Das

muss man EXPLIZIT machen <lacht>, ‚ach ja, genau, das ist ja wirklich so‘ und (1350) man hofft darauf, dass sie dann den

inneren Schweinehund in den Ferien schon überwinden und wirklich schon was schreiben und etwas tun. (...) Idealerweise (1360) kann ich eben dann schon helfen und AUFbauen und dann kann man an Details feilen, an den Formulierungen, an

den Inhalten, wenn was zu tun ist (1370) oder am Formalen. Es gibt dann von mir einen ZEITRASTER, bis wann wie viel

auf JEDEN Fall bei mir abzugeben ist, so und so viele Seiten mit Besprechung (1380) folgend, etwa eine Woche darauf, wenn ich mir die ganzen Sachen angeschaut habe und das erweitert sich dann. Da kommen also dann entsprechend (1390)

Korrekturvorgaben von mir, um welche Dinge sie sich bei der VWA kümmern müssen und das ist so zeitlich abgestimmt,

DASS sie eben den zeitlichen (1400) Spielraum haben, dass sie noch zu Rande kommen, wenn noch etwas zu ändern oder zu machen ist. Also eher ein bisschen früher angesetzt. Die meisten (1410) brauchen das dann, diese Zeitvorgaben, und

haben trotzdem noch MEHR als genug zu tun in den letzten Tagen vor der letzten Abgabe. (1420) Ich kann Ihnen dann

meine Checkliste schicken, wie das bei mir zeitlich verteilt ist. (1430)

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I Ja, gerne, super! Wie kommen die Schülerinnen und Schüler zu ihren endgültigen Themenstellungen? (1440)

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L1 Also entweder sie passt von vornherein, weil sie fokussiert (1450) das schon formuliert haben, oder sie werden vom

Betreuer <lacht> (1460) dann dazu angehalten zu sagen, das Thema muss auf eine genaue FRAGEstellung, die gut bearbeitbar ist, EINGEGRENZT werden. Das ist häufiger (1470), dass die Fragestellungen viel zu BREIT sind, zum

Beispiel ein Astronomie-Thema ‚GASNEBEL‘. Das ist (1480) ein RIESIGES Thema, das ist VIEL viel viel zu groß. Das

wurde dann eben fokussiert auf die physikalischen Eigenschaften von Emissionsnebeln. Damit kann man arbeiten <lacht> (1490). Das ist genau genug, es ist ein abgegrenztes Thema, sonst wäre das also viel zu ausufernd und es ist IMMER noch

sehr viel, weil es verschiedene Arten von Emissionsnebeln gibt. Man muss aber schauen (1500), gut, ist das jetzt eine

Breite, mit der der Schüler dann gut umgehen kann. Wenn es zu eng wird, sind sie dann oft überfordert, weil die Tiefe dann zu tief wird (1510), das ist dann also ein Sprung ins zu tiefe Wasser, das ist dann auch nicht gut, also eine gewissen Breite

ist ganz hilfreich auch für einen Gymnasiasten (1520), um das noch bewältigen zu können, aber zu große Breite ist

katastrophal. Da verlieren sie völlig die Orientierung. Also dieses Fokussieren auf ein (1530) passendes MASS an Breite und Tiefe ist das wichtigste bei der Themenformulierung.

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I Gibt es Schülerinnen und Schüler, die ohne konkreten Vorschlag kommen? Welche Themen schlagen Sie in einem solchen

Fall vor? (1540)

197 L1 Ja

198 I Welche Themen schlagen Sie in einem solchen Fall vor?

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L1 Ach so, welche die ganz ohne IDEE kommen (1550), nein, das habe ich missverstanden, DAS nicht. Ich kenne nur das

Umgekehrte (1560), also dass Schüler GANZ klar abgegrenzte Ideen haben und die SO wirklich übernehmbar sind. (1570)

201 I Beobachten Sie, dass Themenvorschläge von den Eltern kommen?

202 L1 Nein, eigentlich nicht. Das ist natürlich MÖGLICH, aber es ist nicht artikuliert worden. (1580)

203 I Gibt es aus Ihrer Sicht Themen, die immer wieder vorgeschlagen werden? Wenn ja, welche? (1590)

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L1 An MICH wurde noch kein Thema MEHRfach herangetragen. Im Prinzip gibt es das (1600) schon. Also vor allem mit am

Anfang zu breit formulierten Themen. <lacht> Wir hatten eine, die hat eingereicht (1610) ‚Krankheiten‘. Das ist also doch

etwas zu breitgefasst für eine Biologie-orientierte VWA oder hätte auch eine sozial-orientierte sein (1620) können, das wusste man ja noch nicht. Aber eigentlich (...), nein, sind sie sehr verschieden (1630). Wir haben ein sehr sehr sehr buntes

Feld an VWAs. ich weiß nicht, ob Sie die alle gesehen haben, was wir am Gymnasium an VWAs haben

209 I Die Titel, ja, also nur die Titel. (1640)

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L1 Ich denke, das spricht für sich– obwohl viele auch aus dem Informatikbereich sind – aber es ist sonst ein SEHR buntes Feld. (1650) Und auch sehr spezifische Fragestellungen oft.

212 I Welche Themen sind aus Ihrer Sicht gut geeignet für eine VWA? (1660)

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L1 Da gibt es sogar sehr viele. Einfach alles, was sich wirklich dann gut und gezielt bearbeiten lässt. Wo man Literatur findet

(1670), wo es auch Teile gibt, die man selber PRAKTISCH dazu machen kann. Beispiel ‚Lichtverschmutzung‘, also EINFLUSS der Lichtverschmutzung auf die astronomische (1680) Beobachtung. Da gibt es viel Literatur dazu, man kann

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selber GUT praktisch damit arbeiten, mit Schülermitteln und braucht eine Kamera, ein Stativ und die Möglichkeit aus der Stadt (1690) herauszukommen oder verschiedene Orte. Das ist alles sehr gut behandelbar und deswegen kann man so eine

Arbeit sehr gut schreiben (1700). Es gibt auch Arbeiten, die schwieriger sind, wie meine SIEGERarbeit – Hans-Resel-Preis

– ‚Spezielle Strukturen beim 3D-Druck und ihre Eigenschaften‘ (1710), wo es praktisch keine Literatur dazu gibt, aber ein SEHR sehr engagierter Schüler, der eben zu HAUSE einen 3D-Drucker hatte und einfach (1720) dann wirklich eine

experimentelle Arbeit gemacht hat. Der war eben jemand, der dazu in der LAGE war. Das war von vornherein klar, DER

kann das schreiben. (1730) Ein anderer wäre damit überfordert gewesen, also es hängt natürlich an der Schülerpersönlichkeit, WELCHES Thema für WEN gut geeignet ist. Aber im Regelfall ist es gut, (1740) wenn es

ausreichend Literatur darüber gibt und es aber GUT durchführbare praktische Teile gibt. (1750)

225 I Muss eine VWA aus Ihrer Sicht einen experimentellen/empirischen Teil enthalten um eine gute VWA zu sein?

226 L1 Genau so, also entweder ein experimenteller (1760) oder ein empirischer. (...)

227 I Warum ist Ihnen das wichtig? (1770)

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L1 Weil sich damit eine vorwissenschaftliche Arbeit als vorwissenschaftliche viel besser schreiben lässt. (1780) Ich meine, die

Möglichkeit der Selbsttätigkeit – der eigene FORSCHUNGSBEITRAG – sich deutlich abbilden kann. Und sei es eben nur

(1790) eine kleinere Form von Experiment. Das muss überhaupt nicht VIEL sein, aber es ist eben eine praktische Beschäftigung mit dem Thema, entweder im Umfragebereich, (1800) wenn das möglich ist, oder eben durch ein praktisches

Experiment in dem Bereich, das auch ausgewertet wird, hat einfach einen sehr hohen Wert (1810) für die VWA, egal in

welchem Fachbereich oder in welchem Interessensbereich sie geschrieben wird. (1820) Bei einer reinen Literaturarbeit ist die GEFAHR, dass eben, das was bei der VWA doch ein recht hoher ANSPRUCH ist (1830), diese Wissenschaftsnähe nicht

ERREICHT wird. Es gibt natürlich die (1840) Möglichkeit, das mit einer Literaturarbeit zu machen, es ist aber SCHWER.

Es ist viel viel schwerer als mit praktischen Teilen dieses Element hineinzubringen. Da müssen die Schüler auf (1850) Metaebenen gehen, die für sie einfach noch sehr schwierig sind.

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I Sie haben bereits 6 physikalische VWAs betreut mit einem Geschlechterverhältnis 0:6 (Mädchen:Buben). Wieso glauben

Sie, dass sich mehr Buben an Sie als Betreuungsperson wenden? (1880)

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L1 Das liegt an der Zusammensetzung der Schüler an unserer Schule <lacht>, weitestgehend, also wir haben viel viel mehr (1890) Burschen an der Schule als Mädchen und ich hätte eine VWA-Schreiberin GEHABT, die aber mit dem Thema nicht

zurechtgekommen ist (1900), mir nie etwas abgeliefert hat und abgesprungen ist. Im Gegensatz dazu, wenn es die VWA ein paar Jahre früher gegeben hätte, dann hätte (1910) also sicher eine meiner Astronomie-Schülerinnen, die ich hatte eine

VWA geschrieben. Also eine hat einen Preis gewonnen mit (1920) der Programmierung einer Simulation zu Analemmas auf

verschiedenen Planeten. Die hätte das mit dem kleinen Finger <lacht> gemacht so eine VWA (1930) und die hätte SICHER im mathematischen oder physikalischen Bereich eine VWA geschrieben. Also das liegt NICHT an einem geringeren

Interesse von (1940) Mädchen oder Frauen an physikalischen Themenbereichen, es bildet sich so auch glaub ich nicht ab

unbedingt, wenn man alle VWAs bei uns an der Schule nimmt (1950) oder was die Mädchen wählen, sondern es liegt eher, glaube ich, an der Zusammensetzung unserer Schülerklientel. (1960)

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I Gibt es aus Ihrer Erfahrung nicht nur bei VWAs, sondern generell im Physikunterricht Unterschiede in den Interessen

zwischen Schülerinnen und Schülern? Wenn ja, welche? (1990)

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L1 (...) Die werden MEINER Meinung nach eigentlich nicht sichtbar, nicht wirklich. Es gibt in beiden Geschlechtern welche, die interessiert und gut (2000) mitarbeiten und welche, die desinteressiert und schlecht mitarbeiten. Ich habe sowohl von

Burschen, als auch von Mädchen schon Spitzenleistungen und katastrophale Leistungen im (2010) physikalischen Bereich

gesehen. (...) Also diese Geschlechterzuordnung erlebe ich höchstens (2020) in dem Sinne, dass eben wenig Mädchen bei uns überhaupt an der Schule sind, weil wir ein Realgymnasium sind und von vorneherein nicht so viele Mädchen DA sind

und die Mädchen, die DA sind, (2030) sind gezielt bei uns. Und dementsprechend auch EHER naturwissenschaftlich

interessiert sind, zumindest gleich wie die Burschen. (2040)

THEMATISCH könnte ich nicht eruieren, dass es da besondere typisch weibliche oder typisch männliche (2050)

Interessenslagen gäbe. Das ist eher ein bisschen stimmungsabhängig, ob ihnen grad ÜBERHAUPT irgendetwas gerade

Spaß macht oder überhaupt nicht <lacht>. (2060)

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I Dann eigentlich schon die letzte Frage: Welche Tipps können Sie einer Lehrkraft geben, die noch keine VWA betreut hat? (2070)

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L1 Unbedingt RECHTzeitig darauf achten, dass man eine Terminisierung vornimmt, also Vorgaben macht wann man die ersten

(2080) Gespräche und wann man die ersten schriftlichen Teile gerne hätte, ab wann man auf Rechtschreibung und Zitierweise schaut, also, sich wirklich eine Struktur (2090) – eine Gitterstruktur – überlegen, die den VWA-Schreiberinnen

und -Schreibern HILFT, sich zu orientieren und ihnen so ein bisschen Vorgaben macht (2100), an die sie sich HALTEN

können, ein GERÜST, an dem sie sich anhalten können. Das ist für die Schüler das wichtigste, dieses Rahmengerüst, ‚Ach ja ich muss ja (2110) bis nächste Woche einmal fünf Seiten geschrieben abgeben‘. Das kennen wir alle, das braucht man,

um seine Arbeiten zu erledigen. <lacht> (2120)

271 I Wann sollen erste Meilensteine von Schülerinnen und Schülern eingefordert werden? (2130)

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L1 Anregen würde ich das auf jeden Fall am Ende des Schuljahres der 7. Klasse FÜR unmittelbar (2140) nach den Ferien. Man ERWARTET schon einige geschriebene Seiten zu Schuljahresanfang bzw. am besten sagt man das ein bisschen früher

schon im Mai (2150) – muss ja keiner in den Ferien schreiben – Mitte Juni sind weitgehend die Noten festgelegt und da ist

noch EINIGE Zeit, wo man noch (2160) IN der Schule ist und manchen langweilig wird und diese Zeit kann man dann auch – finde ich – dafür verwenden, wenn man die Ferien nicht anpatzen möchte. (2170) Also das wäre dann ein guter Zeitpunkt:

Juni der 7. Klasse, dass man da schon sagt, man möchte etwas haben, auf jeden Fall. (2180) Ankündigen, dass etwas

erarbeitet wird, entweder gleich oder in den Ferien, aber jedenfalls bis September, sprich bis zum Anfang der 8. Klasse.

(2190)

280 I Gut, dann sind wir eigentlich durch! Dankeschön für die Teilnahme!

Transkript von Testperson L2

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2 I Was halten Sie im Allgemeinen von der Idee, dass alle Schülerinnen und Schüler einer AHS für einen positiven

Maturaabschluss eine VWA schreiben müssen? (10)

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L2 Das ist die SINNvollste Änderung sozusagen bezüglich neuer Matura. Reifeprüfung NEU (20), es gibt nichts Besseres. Ich

denke, es gibt NIEMANDEN, der nicht irgendwo einmal publizieren muss (30), der die Matura hat, EGAL ob er jetzt nur

für eine Firma arbeitet ohne Studium oder IM Studium muss man sowieso lernen. Jeder muss (40) eine Abschlussarbeit in irgendeiner Form einmal schreiben oder irgendwo etwas publizieren. JEDER soll zitieren können, jeder soll die

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Anhang: Interviewtranskripte

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GRUNDregeln, sage ich jetzt (50), der Arbeitstechniken kennen lernen. Und die inhaltliche Auseinandersetzung: einmal mit einem Thema ein bisschen in die Tiefe gehen, ich glaube, das ist (60) sehr sehr sinnvoll.

9 I Wie beurteilen sie die verpflichtende VWA im Vergleich zur freiwilligen FBA?

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L2 Ich habe vierzig FBAs betreut in meiner Lehrerlaufbahn und davon sind elf, glaube ich, prämiert worden (80)

österreichweit, also ich weiß wie viel ARBEIT so etwas bedeutet, welche HÜRDEN dabei die SchülerInnen nehmen müssen (90), aber es bereut also niemand, der sich wirklich auseinandergesetzt hat, der weiß auch welchen ZUWACHS, welchen

Lernzuwachs und welche Erfahrung (100) er gemacht hat und zu welchen Erkenntnissen er gekommen ist dadurch. Was

jetzt die (110) FBAs oder VWAs jetzt betrifft zum Beispiel sind EINIGE aus meiner Sicht von uns dann bei dem Thema hängen (120) geblieben, das heißt zu den Proteinen eine FBA geschrieben, zum Thema dann an der Uni wieder

Diplomarbeit und an der Uni geblieben und noch immer (130) dort tätig in dem Bereich, also das ist schon besonders lustig

dann, wenn man weiß, wie einen auch das inhaltliche (140) auch fesseln kann.

18 I Ist „Überforderung“ ein Schlagwort, das Sie mit der VWA in Verbindung bringen? Wenn ja, inwiefern? (150)

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L2 Also ich glaube es gibt keine Überforderung, weil jeder der VORHER im Laufe der Schulzeit / Wenn JEDES (160) Fach

einen kleinen Beitrag leisten würde zur Erziehung zur Selbstständigkeit, also nicht nur reproduzieren lassen würde, oder

NUR in Gruppen arbeiten (170) und glauben, alle sind so toll, dabei einer in der Gruppe kann was, die anderen schwimmen mit, wenn man das beachten würde, dann würde es keine Überforderung geben. Die Überforderung ist nur dadurch (180),

dass wir vorher nicht schauen ODER sagen ,Was geht denn mich die Rechtschreibung an, oder die Formulierung. Der meint

eh das, was ich sehen (190) oder hören möchte‘. Also wie bereitet man VORHER vor, nicht nur in einem Kurs dann zum Schluss (200) kurz vorm Schreiben der VWA, also schon eine kontinuierliche Begleitung vorher.

26 I Welche Vorteile haben Schülerinnen und Schüler aus Ihrer Sicht durch die VWA für ihren weiteren Berufsweg? (210)

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L2 Die SELBSTkompetenz (220) einmal hundertprozentig, weil es ist das EINZIGE, während der ganzen Schulzeit, das

einzige, wo sie (230) wirklich eigenverantwortlich, ALLEINE nämlich, und nicht in einer Gruppe, zu einem größeren

PRODUKT über einen langen Zeitraum (240) kommen müssen. Einteilen, Zeiteinteilung, Einschätzen der eigenen

Fähigkeiten, das ist ja sonst (250) nie gefragt, weil es ist ja vorgegeben ‚die Aufgabe hast du, diese Schularbeit musst du

schreiben, das musst du üben‘. Es ist ja immer alles vorgegeben in der Schule, das heißt (260) die einzige Möglichkeit. Dann was das Fachliche anbelangt, das hängt natürlich (270) vom Thema ab. Also die Selbstkompetenz, sage ich jetzt, ist

das Um und Auf eigentlich vom Lernen her (280). Das brauchst du auf JEDEN Fall, egal ob du nachher auf die Uni gehst, oder in die Berufswelt. (290)

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I Sie haben selbst bereits VWAs und davor auch schon FBAs betreut. Wie werden Sie als Betreuungsperson von Seiten des

Bundesministeriums bzw. des LSR unterstützt? (300)

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L2 Ich sage super. Ich habe die Ausbildung gemacht (310) zur VWA-Trainerin eben vor 5 Jahren, oder vier Jahren. Das war ein Jahr lang oder fast zwei Jahre für Österreich Süd-Ost (320), das war SUPER vom Bundesministerium, wirklich hochkarätige

Lehrkräfte dort, dann haben wir (330) es weitergegeben hier in der Steiermark über schulinterne Fortbildungen. JETZT gibt

es, irrsinnig toll (340) muss ich sagen die Seite, die VWA-Seite, die es gibt, die jetzt auch wieder neu gemacht worden ist, adaptiert worden ist, vieles herausgekommen ist (350) <lacht>, was sich erwiesen hat, dass man es nicht wirklich braucht.

Da wird ja auch ständig geändert. Der Newsletter kommt (360), also wir haben im Prinzip alle Informationen. Ich meine,

wenn ich es nicht LESE und nicht in Anspruch nehme, bin ich selbst schuld, sage ich (370). Und die SCHÜLERINNEN genauso. Die hätten die 5x5 die Seite auch noch, schülergerecht aufbereitet. (380)

45 I Was hätten Sie aus heutiger Sicht an zusätzlicher Unterstützung für gute Betreuungsprozesse gebraucht? (390)

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L2 Was man sicher braucht, aber ich sage ja wir an unserer Schule (400) ist das eh gemacht worden, das ist, dass es an der

Schule verantwortliche gibt, die dann IMMER die Ohren offen haben und (410) die Neuerungen kundtun, oder wenn Bedarf besteht halt Informationen weitergeben, oder auch ÜBEN, ist egal jetzt (420). Manche brauchen eine Übung, weil die

können selbst nicht mit einer Formatvorlage umgehen, oder können selbst nicht zitieren und so weiter, weil halt das Studium

so lange her ist (430) und man das damals <lacht> nicht gemacht hat. Das ist schon klar, weil es kann NICHT sein, dass jede Lehrerin (440), jeder Lehrer sich immer von Grund auf die Informationen holt und es braucht jemanden, der das

vorselektiert und (450) aufbereitet. Aber die Schulen sind ja aufgefordert worden, dass man jemanden bereitstellt und wir

haben es gemacht und damit (460) ist nicht das große Problem, sage ich jetzt.

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I Welche Fähigkeiten muss aus Ihrer Sicht eine Schülerin/ein Schüler mitbringen, damit sie/er eine gute VWA in Physik verfassen kann? (480)

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L2 Grundlegende FACHKENNTNISSE bezüglich der Arbeit / ja, fachlich hängt es vom Thema ab (490), da ist sicher alles

Mögliche MÖLICH, auch wenn ich ein Thema nicht kenne, kann ich mir dieses erarbeiten. Was sicher notwendig ist, das ist ARBEITSWEISE (500), das heißt naturwissenschaftliche Methoden, wenn man halt ein Thema hat, wo halt das

Experiment, DIE Beobachtung, (510) DIE Messung, DIE Produktrecherche oder irgendetwas gefragt ist. (520) Weil, wenn

NUR Literaturrecherche-Arbeit stattfindet, das kann jeder machen, sage ich jetzt. (530) Da wäre es halt notwendig, dass man ein bisschen unterscheiden kann zwischen, schon ein Gefühl hat‚ was kann richtig sein, kann die Formulierung (540)

passen, was heißt das, was ich hier lese‘. Dass man dann unterscheiden kann, welche Quellen kann ich verwenden, welche

nicht. (550) Aber sobald es um naturwissenschaftliche Arbeitsweisen, fachspezifische Methoden geht, dann müsste schon geübt worden sein (560) in der Schulzeit, weil ich kann dann nicht mit einem größeren Experiment mit wirklich den

Erkenntnissen, die ich ja dann beurteilen (570) muss oder MESSergebnissen, die ich dann interpretieren muss, oder

Fehleranalyse machen muss anfangen, wenn ich vorher das nie gemacht habe (580). Oder Umgang mit Daten überhaupt, mit Datenmaterial, ich meine, wenn ich NUR fertige Diagramme hineinkopiere (590), dann ist es EINFACH, dann brauche ich

keine besonderen Fähigkeiten haben. (600)

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I Welche Fähigkeiten können noch im Laufe des Planens/Verfassens der VWA von den Schülerinnen und Schülern erlernt

werden? (610)

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L2 Ich sage so, ein Experiment PLANEN oder eine Messung – Experiment im weitesten Sinne jetzt – LERNEN ja die

Wenigsten (620) in der Unterrichtszeit, weil das meiste sind ja vorgegebene Anleitungen und fertig und das machen sie

runter (630) und dann maximal ein bisschen eine Interpretation oder den Erkenntnisgewinn oder eine Erklärung dahinter eine kleine. (640) Das heißt, das PLANEN, was ja dann notwendig ist, das können sie mit HILFE sicher auch (650) DANN

erlernen. Das Auswerten, dass das dann nicht so eine Protokollierung ist, wie sie in der Schule machen, so schön aufgelistet,

(660) das heißt, wie bringe ich DAS, was ich herausgefunden habe, dann in den Fluss meiner Arbeit rein, das ist schon (670) eine ECHTE Herausforderung, also wenn man da nicht hilft, das weiß ich, dann gibt es nicht wirklich die Chance. Da

brauchen sie UNBEDINGT (680) die Unterstützung, weil das HABEN sie ja nie gemacht. Sie geben ein Protokoll ab zu

einem Experiment und wenn da schon eine Planung dabei ist, dann ist es ja super, (690) aber dort steht dann halt bei manchen auch in der 8. Klasse noch ‚ich bin zum Schrank gegangen und (700) habe die Pinzette geholt‘. Das ist jetzt

übertrieben, das weiß ich schon, aber in dem Stil. (710)

82 I Welcher Typ von Schülerin/Schüler entscheidet sich dazu eine VWA in Physik zu schreiben? (730)

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L2 (...) Ich weiß es meistens (740) schon in der 4. Klasse. Wenn ich sie in Chemie und Physik unterrichte, dann weiß ich es in der 4. Klasse (750). Also gerade bei Mädchen, bei Burschen weniger. Weil die Mädchen, die zu mir gekommen sind, zum

Beispiel, das war in der 4. Klasse (760) für mich klar, dass die das machen werden und dass die das dann auch studieren

werden. Sind ganz eigene Typen, die sich durchsetzen (770) in der Männerwelt sozusagen, dort auch wirkliche AKZEPTANZ finden in solchen Stunden, die nicht nur (780) die SCHREIBERINNEN sind, wenn man viel praktisch

arbeitet, so wie ich, sonst sind ja, wenn es gemischte Gruppen gibt (790), dann sind die Mädchen meistens die, die schön

alles aufschreiben, gewissenhaft abliefern und so weiter. (800) Ja, das sind eigene Typen.

90 I Gibt es auch Überraschungen, welche Schülerinnen/Schüler sich bei Ihnen melden?

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L2 Ein EINZIGES Mädchen habe ich bisher gehabt (810), die jetzt das erste Paper publiziert hat und voller STOLZ mir das

geschickt hat. Die war SELBST von sich SELBST (820) überrascht muss man sagen, nicht nur ich war überrascht, dass sie

das durchziehen wird. Sie war SEHR (830) zurückhaltend und SEHR unsicher, sehr großes Interesse, aber IMMER hat die Unsicherheit (840) und das fehlende mangelnde Selbstbewusstsein vorgeherrscht. Sie hat sich dann eben dazu entschlossen

eben eine FBA (850) zu schreiben am Sektor von Halbleitertechnik, also so typisch schon in die (860) Physik und Chemie

fächerübergreifend und studiert jetzt Chemie und publiziert jetzt (870) eben auch wieder am Sektor von <lacht> Sensormaterialien und so weiter.

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I Unter welchen Bedingungen würden raten Sie einer Schülerin/einem Schüler davon ab, eine VWA in Physik zu verfassen?

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L2 Das ist noch nicht vorgekommen. ABSOLUT nicht, nein. Wenn das Interesse vorhanden ist und manche haben das Interesse (890) ja dann auch in die SPORTrichtung gehend, zum Beispiel ich habe von Surfbrett über Golfbälle über (900) jetzt haben

wir wieder Fahrrad und Slackline, betreue nicht ich, sondern die Kollegin (910). Da geht man dann nicht so in die TIEFE

von der Naturwissenschaft her, weil es mehr im Anwendungsbereich (920) dann Sport eben ist. (...) (930) Ja, außerdem, wie würde man dazukommen (940), jemandem abzuraten oder eine Umorientierung vorzuschlagen. Beim Thema muss man

sicher bei manchen ein bisschen nachjustieren, weil sie nicht einschätzen können (950), was das bringt, das kann ich sicher

besser <lacht>, aber sonst. SPRACHLICH muss man natürlich schon schauen, wenn manche (960) so eine umständliche Ausdrucksweise haben, schwer auf den Punkt es bringen, aber das ist eine super Übung. Es kostet zwar manchmal Tränen

(970), aber es ist eine super Übung. Viele sind nachher froh, weil sie sagen, sie haben SO viel gelernt sprachlich, wie kaum sonst. <lacht> (980)

110 I Wie werden Schülerinnen und Schüler an Ihrer Schule auf das Verfassen einer VWA vorbereitet? (990)

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L2 Die haben einen KURS. Wir bieten also einen VWA-Kurs an (1000), der geht über die ganze 7. Schulstufe und in der 6.

gehen sie in die Bibliothek (1010) und da kommen solche Kleinigkeiten und in der 7. eben den Kurs. Am Ende der 7. haben sie dann (1020) einen Schreibworkshop. Da haben sie die Möglichkeit die Schulschlusstage dafür zu nutzen und an IHRER

Arbeit zu schreiben. (1030) Da haben sie auch die Betreuerinnen bei der Hand, wenn sie Fragen haben. Da lernen sie alles

strukturell, formal, inhaltlich, ALLES in dem Kurs. (1040) Und wir üben dann auch die Präsentation, das sind dann NICHT IHRE Präsentationen, aber (1050) halt ihr VORHABEN präsentieren sie dann zum Schluss. Aber schon mit den Vorgaben

von circa 5 Folien, wenn sie PowerPoint machen (1060) und so weiter. Wir üben es auch im Festsaal, wo dann das

stattfindet, damit sie wissen, (1070) wo stelle ich mich hin, wo ist es günstig, drehe ich mich, das Auftreten und so weiter. (1080) Und das ist HILFREICH, das sagen sie immer wieder, also absolut hilfreich. (1090)

120 I Wie bereiten Sie Ihre Schülerinnen und Schüler im Regelunterricht auf das Verfassen einer VWA vor? (1100)

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L2 Ich mache pro Semester haben sie immer einen EIGENSTÄNDIG (1110) erbrachten Beitrag, heißt das, das ist der Name

dafür. Das ist ein kleiner Auftrag mit den naturwissenschaftlichen Arbeitsweisen, (1120) also fachspezifische Methode müssen sie anwenden, UND eben entsprechend zitieren, entsprechend strukturieren, also alles nach (1130) VWA-Vorgaben.

Sie üben es im ersten Semester, sie gehen einer (1140) Frage nach theoretisch im ERSTEN Semester und im ZWEITEN

Semester experimentell. Also da üben sie es wirklich. (1150)

126 I Haben Ihre Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit Präsentationen (Referate) vorzubereiten und zu halten? (1160)

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L2 Referate und Präsentationen gibt es EH in anderen (1170) Fächern so viele. Also wir schauen eigentlich schon, die

Kollegenschaft (1180), wir arbeiten da stark zusammen, und schauen, dass wir eher die naturwissenschaftlichen Methoden

trainieren und (1190) NATÜRLICH kann man dann auch das präsentieren lassen ihre / wenn dann lasse ich präsentieren die Ergebnisse (1200) ERKENNTNISorientiert. Nicht das ganze FACHLICH ‚was habe ich gemacht‘ und den anderen

mitteilen ihr Beispiel (1210), sondern ‚was habe ich herausgefunden‘ sozusagen unter dem Motto, was wichtig ist. Weil es

interessiert ja keinen, wie viele Eprouvetten ich verwendet habe, oder wie oft ich (1220) den Versuch gemacht habe, höchstens es ist für die AUSSAGEKRAFT des Ergebnisses <lacht> wichtig. (1230)

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I Welche Motive haben Schülerinnen/Schüler typischerweise bei Ihnen eine VWA mit physikalischem Inhalt zu schreiben?

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L2 Ich glaube da werden sowohl die Interessen, als auch die Betreuungsperson eine Rolle spielen. (1260) Also manche kommen, weil sie wissen, es ist eine Vertrauenssache, die gern auf Nummer Sicher gehen. Die wissen also schon, dass ich

mich KÜMMERE (1270) und mit ihnen schaue, dass es wirklich GUT ausgeht und manche (1280) wissen, dass ich mich

interessiere für medizinische Themen, und dass ich da schon oft etwas betreut habe, das merkt man dann auch (1290), wenn immer wieder ähnliche / ODER halt wenn sie experimentell arbeiten möchten, weil sie wissen, dass ich dann auch ein paar

Nachmittage herinnen bleibe in der Schule (1300) ODER ihnen dann auch entsprechende Kontakte herstellen kann auf der

Uni, wenn sie das möchten. Also ich glaube, das ist gemischt. (1310)

143 I Spielen Ihrer Ansicht nach die Berufsfelder der Eltern eine Rolle bei der Entscheidung? (1320)

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L2 Ja, das glaube ich schon. Also dieses echte Interesse (1330), diese vielen Fragen, die sie haben sind ja nicht von der Schule

oder nicht weil SIE (1340) dann irgendein Heft lesen oder einen Film schauen, SONDERN das kommt aus der kleinsten

Kindheit (1350) und diese naturwissenschaftliche Neugierde, da spielt sicher das eine große Rolle (1360) oder auch, dass sie wissen, ja gut, SO wird gearbeitet. Ich betreue jetzt wieder einen in der 8. (1370) zu einem Thema, wo einfach auch der

Vater diesbezüglich auf der Uni arbeitet und der Schüler ist sicher fünfzig Mal dort am Institut schon gewesen (1380) und

der kennt natürlich wie GEARBEITET wird und interessiert sich auch dafür. Solche (1390) habe ich schon auch einige gehabt, die dann in dem Rahmen des Berufsfeldes des Vaters meistens, weniger der Mutter, wenn ich jetzt nachdenke,

(1400) ihr Thema wählen. Und dann gibt es Ausnahmen, wo NIEMAND in der ganzen Familie sich JE damit beschäftigt

hätte, (1410) wo Eltern dann kommen und sagen ‚ich WUNDERE mich immer, wie kommt das‘ <lacht>, aber das ist nicht so häufig (1420) aus meiner Erfahrung.

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I Wie läuft die Betreuung der Schülerin/des Schülers vom Vorschlag eines möglichen VWA-Themas bis zur Abgabe der

Arbeit ab? (1430)

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L2 Also ich durchleuchte das Thema, diese Themenstellung (1440) von der Größenordnung her, meistens sind Einschränkungen notwendig. Dann kommen die (1450) Bekannten, weißt eh, an einem BEISPIEL festmachen, einen

Zeitraum, an einem PRODUKT irgendwo festmachen (1460), also UNBEDINGT einmal einschränken, aber nicht zu sehr

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einschränken, dass es dann eine Einschränkung wäre beim Arbeiten <lacht> (1470). Dann schaue ich auf jeden Fall bezüglich der Möglichkeiten bezüglich der Quellen (1480), also ob es schülergerechte niveaumäßig gibt, ob es QUELLEN

gibt, nicht nur das Buch, sondern irgendwo EXPERTEN (1490), wo man eine Befragung machen kann, eine

ANWENDUNG als Quelle, was es interessant macht und anwendungsorientiert, (1500) das schaue ich mit den Schülern und dann schau ich ganz genau auf die Formulierung, weil sie zum Bespiel schreiben ‚Ethanol-KRAFTSTOFFE‘ dabei gibt es

(1510) laut DIN so und so nur den ‚Ethanol-KRAFTSTOFF‘. Und das ist meine Verantwortung, sage ich, weil sie kommen

nicht auf die Idee (1520). Sie glauben, wenn es E85 und E10 und E5 und so weiter gibt, dass das dann Kraftstoffe sind. (1530) Das wäre von der Themenstellung her und dann / ich mache keinen Zeitplan oder irgendwas, noch nie gemacht, noch

nie notwendig gewesen (1540), weil ich Verantwortung wirklich dem Schüler zuspiele und ich sage ‚DU möchtest etwas

von mir, ich will gar nichts (1550) von dir‘. Das muss von vornherein klar sein. Und die REGELN sind einzuhalten und da setzt sich keiner darüber hinweg (1560), weil der kommt eh nicht zu mir, der das nicht möchte. Ich mache es im Unterricht

auch gleich. Das heißt also es gibt bestimmte (1570) Regeln, wenn sie von mir etwas wollen, dann lasse ich mich nicht

bedrängen, dass ich dann innerhalb kurzer Zeit ‚sagen Sie passt das‘, so spielt es sich nicht (1580), sondern das muss vorher per E-Mail geschickt werden, dann kann ich es mir in Ruhe anschauen und dann machen wir einen Termin aus, damit wir es

besprechen. Das muss immer (1590) entsprechend ablaufen und nicht überhudelt und dann sagt man ‚passt schon‘ und dann

auf einmal zum Schlusse komme ich drauf, dass passt überhaupt nicht. (1600) Das ist nicht hilfreich. Das ist FATAL. Das kann wirklich einen guten Schüler dorthin bringen, dass er kein Sehr gut hat (1610) und der MÖCHTE ein Sehr gut haben

oder einen Schwachen dorthin bringen, dass es schlecht ausgehen kann. (1620)

177 I Haben Sie einen Endtermin, wo Sie sagen, spätestens da wollen Sie die geschriebene Fassung haben?

178 L2 Nein, habe ich nicht. (1630)

179 I Wie kommen die Schülerinnen und Schüler zu ihren endgültigen Themenstellungen? (1640)

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L2 (...) Die Kollegin, die das JETZT momentan im VWA-Kurs macht (1650) mit den Schülern, die arbeitet SEHR sehr intensiv

mit den Schülern daran schon, das heißt die meisten haben es schon relativ (1660) ENG gesteckt in letzter Zeit. (1670)

182 I Gibt es Schülerinnen und Schüler, die ohne konkreten Vorschlag kommen?

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L2 Nein. Also SOLCHE haben wir sowieso nur ganz wenige an der Schule. (1680) Das sind wirklich die Ausnahmen, das weiß ich sicher, weil ich unterrichte AUCH im Kurs. (1690) Die haben alle schon eine Idee und auch schon niedergeschrieben,

also nicht nur ‚ich möchte gerne (1700) über Zucker schreiben oder über Halbleiter‘. Also das gibt es nicht. (1710)

186 I Welche Themen sind aus Ihrer Sicht gut geeignet für eine VWA? (1720)

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L2 Für MICH wären es halt die einfachen Themen aus dem ALLTAG, zum Beispiel ‚was macht es aus, dass der Kaffee-

Automat im (1730) hier am Gymnasium die eine Münze schluckt und die andere wieder ausspuckt‘ <lacht> jetzt im Spaß

<lacht>, aber das meine ich damit (1740). Wo wirklich der Schüler eine Planung machen muss, wie er das jetzt dann überprüfen KÖNNTE, was da (1750) wichtig ist was ausschlaggebend ist und halt nicht so Themen wie ‚Die Schwarzen

Löcher‘ und weiß ich was (1760). Oder immer die Krankheiten. (1770) (...) Das heißt, etwas, das im Alltag INTERESSE

finden würde, wo man viel Selbstständigkeit zeigen kann (1780), wo man genau das üben könnte, was man eigentlich LERNEN möchte und nicht hochkomplizierte Texte irgendwie zusammenfassen (1790) und schauen, wie komme ich zu

denen, die ich IRGENDWIE verstehen kann. (1800)

195 I Muss eine VWA aus Ihrer Sicht einen experimentellen/empirischen Teil enthalten um eine gute VWA zu sein? (1810)

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L2 Ich habe nie eine reine Literaturarbeit gehabt, aber es könnte auch eine solche sein. Die Vorgabe zu einem praktischen Teil gebe ich nicht. (1820) Es MUSS, also so ist es in der Vorgabe, (1830) der Schüler die Schülerin zeigen können muss, die

Fähigkeit sich selbst GEDANKEN zu machen oder zu BEURTEILEN (1840) und wenn ich zwei Quellen vergleiche und

kommentiere, oder meine eigene Meinung dazu abgebe (1850), dann ist das auch in Ordnung. Es gibt aber keinen ZWANG gerade jetzt für die Naturwissenschaften, (1860) obwohl es sicher ideal ist. Aber wie gesagt, es ist eh noch nie

vorgekommen eine Arbeit ohne irgendeine praktische Anwendung (1870), weil die Schüler wahrscheinlich nicht kommen

zu mir, weil sie wissen, dass ich SELBST gerne experimentiere (1880) und neugierig bin. <lacht>

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I Sie haben bereits 4 physikalische VWAs betreut mit einem Geschlechterverhältnis 0:4 (Mädchen:Buben). Wieso glauben Sie, dass sich mehr Buben an Sie als Betreuungsperson wenden? (1900)

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L2 Ja, das aber NICHT stimmen jetzt. (...) (1910) Weil gerade in letzter Zeit waren ja die A und die B (1920) zum Beispiel, die

zwei Mädels (1930) Aber nein, es ist ÜBERHAUPT nicht ausgeglichen. SELTENHEIT (1940) Burschen, Burschen, Burschen, aber wir haben ja auch viel mehr Burschen, also das müsste man jetzt zurückrechnen (1950). Wir haben bis jetzt

ja TEILWEISE nur 20 Prozent oder 17 Prozent Mädchen gehabt in der Oberstufe. (1960)

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<Kurzes Zwischengespräch darüber, ob das Interview aufgrund der fortgeschrittenen Zeit abgebrochen werden muss, oder fortgeführt werden kann. Lehrerin entscheidet sich dazu, dass das Interview fortgeführt wird.> (1990)

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I Gibt es aus Ihrer Erfahrung nicht nur bei VWAs, sondern generell im Physikunterricht Unterschiede in den Interessen

zwischen Schülerinnen und Schülern? Wenn ja, welche? (2010)

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L2 (...) JA, Optik Mädchen (2020), ich sage die WEICHEN Themen, Kreativität, also schon mehr zu (2030) Strom vor allem in der Unterstufe von Mädchenseite her, STROM (2040), dann wenn / also MESSgeräte und Messen (2050), das ist bei

Mädchen weniger, Messen, Auswerten. Burschen freuen sich oft allein nur, wenn der Zeiger ausschlägt. Oder

RADIOAKTIVITÄT (2060), da habe ich sie jetzt wieder Fragen aussuchen lassen. Mädchen suchen aus bezüglich der Auswirkungen auf den Menschen, Zerstörung (2070) der Umwelt und so weiter und die Burschen Atomstrom betriebene U-

Boote oder (2080) Flugzeuge, ob es das gibt <lacht> und ‚das möchte ich unbedingt nachschauen und erklären‘. Also es

(2090) IST ein Unterschied, das ist für mich keine Frage. (2100)

220 I Welche Tipps können Sie einer Lehrkraft geben, die noch keine VWA betreut hat? (2110)

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L2 Zu unterscheiden, ob es die Lehrkraft selbst schreibt, oder der die Schülerin (2120). Immer zu sagen ‚das ist NICHT meine

Arbeit‘, weil Lehrerinnen sagen auch (2130) ‚ich habe heuer DREI VWAs‘ und ich sage ‚Gott sei Dank, ich habe KEINE‘

(2140). Das heißt, man darf sich die Arbeit nicht selbst aufbürden, sondern soll sie dem Schüler überlassen, weil sie WOLLEN sie ja schreiben, sie wollen lernen (2150) und ich kann mitlernen. Ich kann FACHLICH irrsinnig viel mitlernen.

Ich lerne nie so viel, wie über die Themen, (2160) weil das ist super serviert. <lacht>

226 I Wann sollen erste Meilensteine von Schülerinnen und Schülern eingefordert werden? (2170)

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L2 Naja, bei mir ist es nicht nötig da würde ich schon klar unterscheiden, (2180) aber ich würde SCHON einem Jungen GANZ klar empfehlen zu sagen ‚schau, dass bis ANFANG (2190) der 8. Klassen ein paar gut behandelte Seiten da sein‘ zum

Durchlesen, damit man einmal das URTEIL (2200) abgeben kann, passt der Schreibstil oder, manche schreiben ja auch in

der ersten Person und so weiter, (2210) oder Seiten in einem guten Zustand heißt für mich auch, dass die Quellen hinten, dass es schon gut (2220) zitiert ist, dass hinten das Literaturverzeichnis schon dabei ist, dass ich auch beurteilen kann,

PASSEN die Quellen jetzt (2230), dass man die selbst einmal anschauen kann. Das heißt, das muss so am Schulanfang halt

Mitte Oktober (2240) passen. Jetzt ist Zeit, wir geben jetzt die Frühwarnung aus, Mitte November, für die 8. Klasse. Wer MITTE November (2250) mit seinem Betreuer noch immer Katz und Maus spielt und noch IMMER sagt ‚morgen schicke

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ich es Ihnen‘ und morgen kommt WIEDER nichts, der muss darauf (2260) hingewiesen werden, dass man Bedenken haben muss, dass es fertig wird. (2270)

238 I Gut, dann war es das schon! Vielen, vielen Dank!

Transkript von Testperson L3

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I Was halten Sie im Allgemeinen von der Idee, dass alle Schülerinnen und Schüler einer AHS für einen positiven

Maturaabschluss eine VWA schreiben müssen? (10)

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L3 (...) Schwierige Frage gleich zu Beginn <lacht> nein, (20) grundsätzlich halte ich die Idee für sinnvoll, man darf es

vielleicht nicht vergleichen mit den FBAs, die früher geschrieben werden DURFTEN (30), aber, also hinsichtlich Umfang

und Qualität ist schon ein Unterschied, wenn alle das müssen aber diejenigen, die (40) das gerne machen wollen profitieren /

also PROFITIEREN können glaub ich eigentlich alle.

7 I Als Grund wir unter anderem die Studierfähigkeit der Schülerinnen und Schüler genannt. Wie beurteilen Sie das? (60)

8 L3 Ja bei vielen, also, die Selbstorganisation ist aus meiner Sicht das größte Hindernis (70) und die MEISTEN lernen es.

9 I Wie beurteilen sie die verpflichtende VWA im Vergleich zur freiwilligen FBA? (80)

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L3 Erstens einmal die ANZAHL der zu betreuenden Kandidatinnen und Kandidaten ist anders, zweitens (90) die Motivation

der Schüler ist anders, weil jetzt MÜSSEN sie kommen und vorher WOLLTEN sie (100) und daraus ergibt sich dann mitunter ein anderes arbeiten mit ihnen (...) (110) ohne Wertung. <lacht>

13 I Ist „Überforderung“ ein Schlagwort, das Sie mit der VWA in Verbindung bringen? Wenn ja, inwiefern? (120)

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L3 (...) (130) Also Überforderung (...) jetzt glaube ich in einem vertretbaren Ausmaß (140) insofern, dass man - ich kenne es

zumindest von mir selber auch beim Schreiben von irgendeiner ABSCHLUSSarbeit, hat sich ein gewisses Maß an schlechtem Gewissen einstellen müssen (150), bis ich wirklich angefangen habe, also das ANFANGEN vom Schrieben

habe ich selbst als unangenehmen Prozess erlebt und wenn man das in der Schule schon einmal erleben kann, ist man

vielleicht ersten einmal auf die Uni nicht schlecht vorbereitet (160) und zweitens erleben das die Schüler auch so, habe ich das Gefühl. Ich habe jetzt vorletztes Jahr und letztes Jahr (170) jeweils einen Kandidaten gehabt, der (...) von dem

ERDRÜCKT worden ist eigentlich. Der hat auch (180) Hilfe, meinerseits zumindest nicht annehmen können und hat dann

auch das nicht abgeschlossen. (190) Der eine ist wirklich NUR an der VWA gescheiter und der andere der hat sowieso die 8. Klasse noch einmal wiederholen müssen. Der andere, der die (200) 8. Klasse und die Matura geschafft hat, der hat ein

anderes Thema dann gewählt und das war dann da anscheinend kein Problem. (210)

24 I Welche Vorteile haben Schülerinnen und Schüler aus Ihrer Sicht durch die VWA für ihren weiteren Berufsweg? (220)

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L3 Ja, sie haben es schon einmal erlebt <lacht> das Sich-durchquälen-müssen, sie haben AUSSERDEM im Idealfall schon

einmal (230) (...) ja, LÄNGER an einer Sache gearbeitet. Das glaub ich, ist auch gut. (...) (240) Ja, mit ALLEM, was es mit

sich bringt, dass man vielleicht auch einsieht, die Frage, so wie sie ursprünglich gestellt habe, kann man SO vielleicht gar nicht stellen (250). Man kommt halt erst im Arbeitsprozess drauf und dann schreibt man das hin, ist ja AUCH ein Ergebnis,

aber ‚das und das habe ich schon geschafft‘, also das finde ich eigentlich ganz gut (260), wie gesagt, also ich finde das ja

nicht so schlecht.

31 I Wird das unabhängig von er Berufswahl eine Rolle spielen Ihrer Ansicht nach? (270)

32 L3 Ich glaube schon, SELBSTORGANISATION mit Sicherheit. (280)

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I Sie haben selbst bereits VWAs betreut. Wie werden Sie als Betreuungsperson von Seiten des Bundesministeriums bzw. des

LSR unterstützt? (290)

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L3 (...) Ja, grundsätzlich einmal / (...) ich erhebe keinen (300) Anspruch darauf, dass meine Informationen VOLLSTÄNDIG sind, das WEISS ich nicht, ob es da noch mehr gäbe. (310) Also vom Landesschulrat DIREKT ist mir jetzt WENIG

bekannt. Ich empfinde es aber auch nicht als störend, überhaupt nicht (320). Ich verwende immer wieder diese Seite, die

glaube ich, direkt oder indirekt vom Bundesministerium betrieben wir vwa-ahs.at, die ist aus meiner Sicht (330) SEHR klar und deutlich aufgebaut und beinhaltet alles, was man braucht. Also ich verwende sie SELBER, ich sage den Schülern sie

sollen sie verwenden. Wir schauen sie uns teilweise gemeinsam an. (340) Also das ist wichtig. Und dann diese

DATENBANK, wo der Genehmigungsprozess und dann auch die Abgabe abgewickelt wird, ich meine, ist als einzige Kontaktstelle aus meiner Sicht (350) zum Landesschulrat zu erwähnen, weil sobald der Direktor es genehmigt hat, bekommt

man EVENTUELL noch einmal Rückmeldung von der Landesschulinspektorin oder vom Landesschulinspektor, das war es

eigentlich. Ist aber eh ok, gar nicht so schlecht (360) gelöst. Wir haben sonst in der Schule eine ganz gute Zusammenarbeit (370), also wenn es da fachlich irgendetwas GÄBE, sowohl von den formalen als auch von inhaltlichen Kriterien. (380)

46 I Was hätten Sie aus heutiger Sicht an zusätzlicher Unterstützung für gute Betreuungsprozesse gebraucht? (390)

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L3 (...) Also ich habe jetzt im Laufe (400) der Betreuungsprozesse gelernt, dass ich den Schülern eben, aktuell den 8. Klässlern,

also jetzt zu dem ZEITPUNKT ungefähr (410), dass wir ein ernsthaftes Gespräch führen. Ich glaube nicht, dass jetzt schon alles unter Dach und Fach sein muss, aber ich frage sie, ob sie (420) REGELmäßig ein Treffen brauchen, ob sie sich so

einschätzen, dass sie sozusagen wirklich ein bisschen (430) TERMINLICH zumindest geführt werden müssen. Das ist die

Konsequenz aus den zwei Arbeiten, die da halt nicht so gut gegangen sind. Ich habe da schon immer wieder die Kandidaten angesprochen und gefragt (440) ‚Brauchst du was? Schickst du mir was?‘ Und da ist dann halt nie etwas gekommen und

jetzt probiere ich es einmal anders. Wenn mir das jemand VORHER gesagt hätte, dass man / (450) ich hätte es ja vielleicht

auch gar nicht geglaubt, wenn es mir jemand gesagt hätte - also ich habe es wirklich selbst erleben müssen (460). Ich denke, die Schüler suchen sich das Thema aus, das wird sie ja wohl einigermaßen interessieren und dann bin ich auch nicht dazu

da, dass ich ihnen permanent auf die Füße steige, ABER (470) / ja, glaubt man, aber es ist vielleicht doch sinnvoll.

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I Inwiefern haben Sie im Rahmen Ihres Lehramtsstudiums das Verfassen und Betreuen von wissenschaftlichen Arbeiten erlernt?

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L3 Weiß ich nicht <lacht>. (480) Vor 6 Jahren da waren noch ZWEIMAL FBAs (490) und DARAUF sind wir nicht vorbereitet

worden, ALSO zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. (500)

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I Welche Fähigkeiten muss aus Ihrer Sicht eine Schülerin/ein Schüler mitbringen, damit sie/er eine gute VWA in Physik verfassen kann? (520)

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L3 (...) Gute Frage (530), also, grundsätzlich kommen viele Schüler, die IRGENDetwas aus dem Bereich Physik interessiert

(540), aus dem großen Bereich. Also INTERESSE ist natürlich ganz ganz wichtig, aber was HILFREICH ist, damit es nicht

zur reinen Literaturarbeit wird (550), sollten sie im Unterricht schon experimentiert haben und irgendwie diese METHODE kennengelernt haben die naturwissenschaftliche, also eine Vermutung aufstellen (560), einen Versuch VIELLEICHT sogar

planen oder zumindest wissen, ‚ich muss einen Versuch machen, den muss ich auswerten und dann frage ich mich, was hat

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das mit dem, was ich mich ursprünglich gefragt habe zu tun‘. Wenn man das schon einmal gemacht hat, dann tut man sich (570), glaube ich, sehr viel einfacher, sonst kommen so Arbeiten heraus, wie ‚Die Hawking-Strahlung bei Schwarzen

Löchern‘ und dann schreibt man halt (580) aus zwei Büchern ab und das war es dann. Neben Durchhaltevermögen und /

aber das ist eh bei allen das gleiche (590), die Fähigkeit zur Selbstorganisation, aber das brauchen sie in allen.

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I Welche Fähigkeiten können noch im Laufe des Planens/Verfassens der VWA von den Schülerinnen und Schülern erlernt

werden? (600)

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L3 (...) Das PLANEN von (610) einem Experiment kommt im Unterricht EHER kurz, zumindest in meinem Unterricht. Da ist

relativ klar, was wir herausfinden wollen und wie wir das machen also (620) sich zu fragen, WIE kann man überhaupt einen Versuch machen, wird es ein Grundlagenversuch oder was muss ich machen / DAS ist eine Fähigkeit, die man da schon

entwickeln kann glaube ich (630) und AUCH das Auswerten von größeren Versuchen, von Versuchsreihen, und VOR

ALLEM im Zusammenhang damit (640) dann wirklich, dass man sich überlegt, ‚was heißt denn das jetzt eigentlich?‘ Das kommt im Unterricht zwar auch dran, aber (650) dort noch VIEL stärker, weil man sich mit den Schlussfolgerungen / (660)

weil am Anfang LEITFRAGE und dann wie weit ist das jetzt beantwortet worden.

81 I Welcher Typ von Schülerin/Schüler entscheidet sich dazu eine VWA in Physik zu schreiben? (680)

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L3 Also aus meiner Sicht sind das DIE, die (690) von ANFANG an Fragen stellen. Es kommt jetzt nicht so sehr auf die Note an, aber es sind sicher die, die viel Fragen stellen. (700) Manchmal sind die nicht die ALLERFLEISSIGSTEN und deshalb

gibt es dann nicht die allerbesten Noten, aber die sind interessiert, die Fragen sich halt Dinge (710) und kommen dann auf

irgendwelche Fragen, sonst könnten sie ja gar nicht auf ein Thema kommen. (720) Also die NOTE spielt nicht unbedingt eine Rolle. Die müssen auf jeden Fall mitdenken. (730)

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I Unter welchen Bedingungen würden raten Sie einer Schülerin/einem Schüler davon ab, eine VWA in Physik zu verfassen?

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L3 Wenn ich erkenne, dass das Thema auf eine REINE Literaturarbeit hinausläuft und der Schüler / (750) (...) Das habe ich

zwar auch schon gemacht, aber da habe ich immer mehr das Gefühl, dass das eigentlich nicht gescheit ist. (760) Weil es

NUR eine Literaturarbeit ist, also mit Physik hat es zwar (770) inhaltlich zu tun, aber man schreibt dann halt ab von

irgendwo. MEISTENS ist es im Zusammenhang mit Astrophysik, (780) manchmal auch Quantenphysik, finde ich eher witzlos. Das sind so persönliche Dinge. (790) Das sind oft SEHR gute Schüler, die MEHR wissen wollen einfach und das ist

ja auch super, wenn sie das machen, finde ich, (800) und sie können es ja nicht wissen, VIELLEICHT noch nicht wissen, dass die Art und Weise, wie man dort zur Erkenntnis kommt, für sie noch weit weg ist, selbst wenn sie lang (810) noch dran

bleiben würden, aber eben deswegen habe ich gemeint, es wäre ganz gut, wenn sie vorher im Unterricht schon ein bisschen

experimentiert hätten, dann wüssten sie (820) wie man im Alltag auch Fragen formulieren kann und experimentell untersuchen.

99 I Wie werden Schülerinnen und Schüler an Ihrer Schule auf das Verfassen einer VWA vorbereitet? (830)

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L3 Also offiziell beginnt das in der 7. Klasse. (840) Wir haben anstelle der Wahlpflichtfächer ein Kurssystem und da ist ein

PFLICHTKURS der VWA-Kurs, der ist in der 7. Klasse mittlerweile (850) schon über das ganze Jahr verteilt und im Zuge dessen werden sie mit den Vorgängen des Themenfindens, des Leitfragen Formulierens (860) usw. / ja, da informiert man

sie halt und spielt das mit ihnen durch, also NICHT jetzt unbedingt mit dem eigenen Thema, sondern, wie kann man ein

Thema finden, was zeichnet ein gutes (870) Thema aus gegenüber einem, das zu VAGE oder zu schwammig ist. Und Mitte November, das wird bei uns schulintern auch immer (880) früher, versuchen wir die Schüler schon so weit zu haben, dass

sie IHR Thema haben, das einmal formulieren, und dass wir schulintern Zuordnung (890) von Kandidaten und

Betreuerinnen und Betreuern machen können. Die Schüler äußern da Wünsche und, ich glaub nämlich DREI Stück an Betreuern, (900) und dann setzen WIR Lehrer uns alle gemeinsam hin und überlegen / wir wissen, welches Thema zu

welchem Schüler gehört, (910) da gibt es auch Leute, die meinen es wäre vielleicht besser das rein auf INHALTE zu

beschränken, würde ich auch für gut halten, aber es ist so auch okay (920) und dann schauen wir halt, dass es einigermaßen

fair das Auslangen (unv.) findet. Also wir versuchen nicht mehr als drei Arbeiten zu betreuen. (930)

112 I Wie geht es dann weiter nach der Themenwahl?

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L3 Wenn dann klar ist, wer wen betreut, trifft man sich einmal mit dem Schüler und bespricht (940), wie die Einreichung

ausschaut. Das WISSEN sie zwar aus dem VWA-Kurs schon, aber vielleicht gibt es noch Ergänzungen. Die ÄUSSERUNG des Betreuerwunsches (950) hängt bei uns in der Schule damit zusammen, wie / also man bekommt einen ZETTEL mit dem

Themenwunsch und Betreuerwunsch und das ist schon so aufgebaut, oder so ähnlich (960), wie die Einreichung dann sein

muss. Dann teilt man dem Schüler das mit, ‚ich darf dein Betreuer sein‘ und versucht (970) die Einreichung halt einmal positiv durchzuführen. DANN ist üblicherweise / also der Kurs geht zwar weiter, da wird dann über Zitiersysteme

informiert und so weiter (980) und Recherche, wo gibt es Bibliotheken in Graz, teilweise werden auch Exkursionen hin

gemacht, wie sucht man in einem Bibliothekskatalog, teilweise auch von zu Hause aus und so weiter (990). Und vor den Sommerferien machen die allermeisten Leute wirklich noch einmal ein PERSÖNLICHES Treffen, wo man dann halt

schaut, ‚was wäre denn jetzt geschickt, wenn du jetzt machen würdest über die Sommerferien‘. (1000) Und im Herbst dann

schaut man, was ist halt wirklich passiert.

124 I Was passiert dann in der 8. Klasse noch? (1010)

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L3 Also in der 8. Klasse wird dann aus meiner Erfahrung halt einfach dann (1020) gearbeitet im Idealfall mitunter SPÄT, aber

gut. (1030)

127 I Wie bereiten Sie Ihre Schülerinnen und Schüler im Regelunterricht auf das Verfassen einer VWA vor? (1050)

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L3 Da gibt es bei MIR, muss ich ehrlich sagen, eigentlich, bis auf das Durchführen und Protokollieren von Versuchen, (1060) keine Vorbereitung. Also nur methodisch.

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I Welche Motive haben Schülerinnen und Schüler typischerweise bei Ihnen eine VWA mit physikalischem Inhalt zu

schreiben? (1090)

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L3 Die Motive für die physikalische Arbeit sind auf JEDEN Fall Interesse (1100), hundertprozentig, also das tut man sich sonst nicht an. (...) Sonst fällt mir jetzt keines ein, glaub ich (1110), also SICHER Interesse an der Sache selbst. Dass ich genannt

werde hat MEHRERE Gründe, erstens weil im Moment (1120) bin ich fast der einzige Physiklehrer <lacht> bei uns, die

EINE Kollegin ist gerade in Karenz und die anderen BEIDEN (1130) haben wenig Physikstunden, deswegen hat auch die Kollegin A, die eigentlich Chemie hat und nur in der Unterstufe Physik hat, mehr Arbeiten, die auch (1140) physikalische

Inhalte haben, ja ich mein so genau getrennt wird es ja eh nicht mehr. Ja, das ist das eine, das andere ist halt, dass ich (1150)

im Gegensatz zu meinem Vorgänger, den ich ersetzt habe, halt JUNG bin und die Schüler nicht zur Sau mach, also so diese (1160) zwischenmenschlichen Faktoren spielen eine viel größere Rolle, als man glaubt. Weil ich auch ein relativ gutes

Verhältnis habe, (1170) sie unterschätzen es aber deswegen vielleicht auch manchmal, weil ja dann TROTZDEM etwas zu

tun ist, auch wenn man ganz gut klar kommt mit den Leuten. Ich nehme ihnen dann ja auch keine Arbeit ab, (1180) kann ich ja auch nicht.

143 I Spielen Ihrer Ansicht nach die Berufsfelder der Eltern eine Rolle bei der Entscheidung? (1190)

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Anhang: Interviewtranskripte

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L3 Auf jeden Fall, bei VIELEN Schülern. Die wenigsten sind da irgendwie frei, glaube ich. ALSO nicht jetzt, dass die Eltern sagen ‚du MUSST das schreiben‘ (1200), sondern es wird halt zu Hause darüber geredet und Mama oder Papa machen dann

halt einen Vorschlag ‚du, was wäre denn‘ / WENIGE, die da mit etwas Originellem (1210) ganz Eigenem kommen. (1220)

147 I Wie kommen die Schülerinnen und Schüler zu ihren endgültigen Themenstellungen? (1240)

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L3 Da sind wir eben in der glücklichen Lage (1250), dass der ANFANGSTEIL davon schon in diesem VWA-Kurs passiert. Es wäre möglich, dass das da ein zwei Wochen sind, gut es sind da zwei Stunden pro Woche (1260), wo sie sich selbst damit

beschäftigen und wo die Betreuer im Kurs dann sagen, ‚Ja, das Thema‘ / mag sein, wenn der jetzt gerade

Naturwissenschaftslehrer ist, dann weiß er (1270), da müsste man noch ein wenig genauer fragen, aber auf jeden Fall wird der Schüler darauf hingewiesen, dass es möglich sein muss, da konkrete Fragestellungen zu formulieren, zwei drei Stück

(1280), die man dann abarbeitet und beim ERSTEN Treffen mit mir, ich bin da nicht dabei bei dem Kurs (1290), da spielen

wir halt GENAU DAS noch einmal durch. Ich frage sie, was sie sich vorstellen, was sie herausfinden wollen und je nachdem wie (1300) ausführlich das schon vorhanden ist, gib es noch einmal einen Auftrag, noch einmal zu recherchieren.

NORMALERweise ist es halt noch einmal ein weiteres Treffen, das notwendig wird. (1310)

157 I Gibt es Themen, die immer wieder kommen?

158 L3 JA, Astrophysik, Schwarze Löcher kommt immer wieder der Wunsch, ja <lacht> (1320)

159 I Wird Schülerinnen und Schüler abgeraten von solch häufig gewählten Themen? (1340)

160 L3 Nein. Man kann glaube ich wahrscheinlich oft einen Aspekt finden, der so nicht behandelt worden ist. (1350)

161 I Welche Themen sind aus Ihrer Sicht gut geeignet für eine VWA? (1360)

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L3 (...) Wenn es Versuche zulässt, aus meiner Sicht, für die Physik. Wenn der Schüler, jetzt OHNE aufwändige mathematische

Methoden (1370) oder MODELLE, die zugrundeliegende Theorie verstehen kann, VIELLEICHT kommt es direkt aus dem Schulunterricht (1380) und wenn er oder sie dann halt wirklich Versuchsreihen sogar, im Idealfall durchführen kann und

wirklich eine FRAGE formulieren kann, die originell ist und die er wirklich SELBER ausprobieren kann. (1390) Das wäre

aus meiner Sicht ideal.

167 I Muss eine VWA aus Ihrer Sicht einen experimentellen/empirischen Teil enthalten um eine gute VWA zu sein? (1400)

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L3 Also MUSS <lacht>, aber es WÄRE schön, (1410) es wäre super. Ich habe einmal eben einen Schüler gehabt, der auch ein

astrophysikalisches Thema geschrieben hat, der war ein SUPER Schüler und der war TOTAL motiviert und (1420) der hat sich vorher schon extrem viel damit beschäftigt. Der hat dann Leute angeschrieben (...) der hat EH auch einen praktischen

Teil gehabt und der hat sich das erklären lassen (1430) von Spezialisten, WIRKLICH, da gibt es nicht so viele und die

haben im netterweise wirklich zurückgeschrieben auf Englisch und weiß ich nicht. Der hat sich total bemüht, aber er war dann am Ende frustriert und hat gesagt am Schluss, (1440) ‚ja, es wäre besser gewesen ein anderes Thema zu nehmen, so

wie Sie gesagt haben‘ aber er WOLLTE nicht heruntersteigen und es war TROTZDEM aus meiner Sicht eine gute Arbeite,

weil er sich so intensiv damit beschäftigt hat, aber (1450) im Idealfall ist schon etwas Experimentelles möglich. Es wird einfach etwas getan (1460) und da kannst du darüber schreiben, bist ein Fachmann.

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I Sie haben bereits 6 physikalische VWAs betreut mit einem Geschlechterverhältnis 1:5 (Mädchen:Buben). Wieso glauben

Sie, dass sich mehr Buben an Sie als Betreuungsperson wenden? (1490)

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L3 Das eine Mädchen ist da eh schon sehr großzügig. (1500) Es gibt immer wieder Mädchen, die sich SCHON interessieren, aber es sind dann halt einzelne, trotzdem, im Vergleich. (1510) Aktuell haben wir noch Oberstufenklassen, wo wenige

Mädchen drinsitzen, aber jetzt kommen ganz viele nach, vielleicht ändert sich das dann. Also in den unteren Klassen sind

wirklich fünfzig fünfzig von den Schülern noch (1520), fünfzig Prozent Mädchen, fünfzig Prozent Burschen, aber jetzt in den anderen da sind halt drei vier Mädchen drinnen (1530) auf die zwanzig oder fünfundzwanzig und der Rest Burschen

und wenn sich dann EIN Mädchen interessiert ist dann anteilig von den Mädchen eh viel, aber insgesamt halt trotzdem

wenig. (1540) Da kommen aber auch die Chemie und die Biologie viel besser weg.

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I Gibt es aus Ihrer Erfahrung nicht nur bei VWAs, sondern generell im Physikunterricht Unterschiede in den Interessen zwischen Schülerinnen und Schülern? Wenn ja, welche? (1560)

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L3 (...) Ich habe es noch nicht gemerkt, was vielleicht daran liegt, dass ich es einfach (1570) noch nicht VARIANTENreich

genug probiert habe, gebe ich ehrlich zu. Ich kann mich noch erinnern an diese Fachdidaktik-Vorlesungen, (1580) wo es geheißen hat, man soll vielleicht probieren in der Wärmelehre auch über den LEBEWESEN, den Wärmehaushalt von

Lebewesen, das MACHE ich eh, das interessiert die Jungs aber genauso.(1590) Und sonst habe ich jetzt kein SPEZIELLES

Thema gefunden, wo die einen sagen ‚WA super‘ und die anderen überhaupt nicht. (1600) Also könnte ich nicht sagen.

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I Dann eigentlich schon die letzte Frage: Welche Tipps können Sie einer Lehrkraft geben, die noch keine VWA betreut hat? (1620)

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L3 (...) Also ich würde empfehlen <lacht>, mit dem Kandidaten oder der Kandidatin (1630) ZUMINDEST nachzufragen, ob er

oder sie regelmäßige Treffen braucht oder nicht (1640), das habe ich beobachtet, dass das gut ist. Aktuell haben wir jetzt vereinbart alle MONATE treffen wir uns einmal mit den einzelnen Kandidaten und wir vereinbaren immer beim EINEN

Mal für das NÄCHSTE Mal, was dann (1650) gezeigt wird. Sie tun sich leichter und ich glaube, es ist einfach eine gute

Hilfe. Dann nach der ersten Schreibprobe / also ich würde mir (1660), ich schaue NIE die ganzen Arbeiten an, außer ganz am Schluss, das geht auch nicht, weil sie arbeiten meistens bis auf den letzten Drücker, aber ich (1670) würde ein Kapitel

mir einmal schicken lassen und das GANZ genau anschauen, vor allem auf die formalen Richtlinien bzw. Kriterien hin.

(1680) Wie wird zitiert, ist der Schreibstil neutral, und DAS mit den Schülern dann besprechen. (1690) Das können auch lustigerweise sehr sehr gute Schüler NICHT so gut, wie ich mir das gedacht habe am Anfang. Das würde ich machen und

den Rest, (1700) nicht ins Bockshorn jagen lassen <lacht>.

205 I Wann spätestens soll so eine Leseprobe verfügbar sein? (1710)

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L3 Im Idealfall vor Weihnachten, denke ich einmal. Dann kann IN den Weihnachtsferien noch etwas getan werden. Das tun sie

dann meistens auch. (1720)

208 I Welche Betreuungsfehler sollte man vermeiden?

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L3 Naja, ich schreibe mir immer auf, WANN wir uns getroffen haben (1730), oder wann wir zumindest VEREINBART haben,

dass wir uns treffen. Manchmal wird man versetzt und in den beiden Fällen, ich meine die Schüler waren beide total einsichtig und da hat es keine (1740) Einsprüche oder was gegeben, aber es war dann dem Vorsitzenden, eigentlich DER

Vorsitzenden, wichtig, dass ich das genau belegen kann (1750), warum ich jetzt zu der Meinung komm, dass das (...) eben

aus einem (1760) NICHTARBEITEN entstanden ist, weil im einen Fall hat der Schüler schon einmal einen ganzen Haufen abgegeben an Inhalten, die OFFENSICHTLICH nicht von ihm gekommen sind (1770) und es war relativ klar, weil es nicht

belegt war und wenn man Absätze in die Google-Suche eingegeben hat, dann hat man es halt gleich gefunden (1780). Wenn

der GANZE Arbeitsprozess eigentlich NIE dokumentiert worden ist / Das war dann halt recht wichtig. Das würde ich als Tipp irgendjemandem sagen, man schreibt sich das halt auf, soll man aber sowieso tun.

218 I Eine Frage noch ergänzend zu vorher: Haben Sie einen Zeitraster für die Schüler mit bestimmten Terminen?

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Anhang: Interviewtranskripte

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L3 Nein. (1800) Nur, wenn sie das von sich aus wünschen. Aber da frage ich eher, ‚Brauchst du das?‘ und dann setzen wir uns zusammen mit Kalender (1810). In der 8. Klasse ist ja auch Maturaball, das ist ein RIESENGROSSES Thema. Bis dahin

geht meistens eh nicht so viel. (1820)

222 I Gut, dann sind wir am Ende! Vielen Dank!

Transkript von Testperson L4

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I Was halten Sie im Allgemeinen von der Idee, dass alle Schülerinnen und Schüler einer AHS für einen positiven

Maturaabschluss eine VWA schreiben müssen? (10)

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L4 Die GRUNDIDEE ist glaube ich lobenswert, dass man sich mit der Thematik befasst, allerdings glaube ich, dass eine VWA

(20) dafür fast ein bisschen zu abgespeckt ist. Wenn ich schon eine vorwissenschaftliche Arbeit oder wissenschaftliche

Arbeit schreiben sollte (30), dann SOLLTE doch in einem gewissen Ausmaß das Thema DEUTLICH (40) behandelt

werden. Mittlerweile ist es aber so, dass es viel mehr um das Zitieren und um die GRUNDSTRUKTUR von einer Arbeit

geht (50) und das eigentliche Thema manchmal einfach zu kurz kommt.

8 I Inwiefern sollen sich die Schüler mehr mit den Inhalten befassen Ihrer Ansicht nach? (60)

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L4 Es sollte so sein, dass auf ALLE Fälle der Inhalt stärker gewichtet wird, weil jetzt ist es SEHR sehr dürftig gewichtet (70).

Die Maturanten kommen zu mir, weil sie etwas Naturwissenschaftliches schreiben wollen, aber eigentlich zu drei Viertel in die Bewertung fließen dann ANDERE Themen ein wie (80) formale Kriterien und wie man sich präsentiert und ein Viertel

NUR unter Anführungszeichen das Fachliche. (90)

14 I Als Grund wir unter anderem die Studierfähigkeit der Schülerinnen und Schüler genannt. Wie beurteilen Sie das? (100)

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L4 Natürlich sollten sie das einmal gesehen haben, aber es ist TROTZDEM wieder so, dass es von Schule zu Schule (110) verschieden ist. Also bei uns an der Schule, unsere Frau Direktor zum Beispiel WÜNSCHT, dass eine vorwissenschaftliche

Arbeit in WORD zu schreiben ist, das ist gerade in Mathematik manchmal (120) irrsinnig mühsam, wenn man Formeln

eingeben muss. Da gibt es noch andere Möglichkeiten wie Latex zum Beispiel, hat auch ein Schüler schon gemacht und im Endeffekt dann <seufzt> WÄRE es der Frau Direktor halt lieber gewesen (130), wenn man das im Word geschrieben hätte.

Der Grund von ihrer Seite her ist, dass es halt VEREINHEITLICHT sein sollte und dass zumindest wir in der Schule es

einmal vergleichen können. (140) Ich weiß, dass andere Schulen das WIEDER anders machen und deswegen werden wir wahrscheinlich diesen Bereich nie vollständig abdecken können, dass es alle gleich machen und demzufolge hat es jeder

(150) irgendwie anders kennengelernt und kommt dann zur Uni und muss sich TROTZDEM wieder in gewisser Weise

wieder neu einarbeiten. (160)

25 I Ist „Überforderung“ ein Schlagwort, das Sie mit der VWA in Verbindung bringen? Wenn ja, inwiefern? (170)

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L4 Überforderung ist, glaube ich, das falsche Wort, aber einige unterschätzen den Arbeitsaufwand. Die glauben (180), wenn sie

ein zwei Tage irgendwelche Lektüre suchen und sich dann zwei drei Tage hinsetzen, dann passt das schon. Das ist immer

dann, wenn man halt ZU spät anfängt, dass es dann bis zum Ende hin knapp (190) ausgehen kann. Und dann und wann ist es bei uns im Hause so, dass der Schwerpunkt dann eben auf die schriftliche und mündliche Reifeprüfung gelegt wird und die

VWA dann im Herbst (200) NACHgeholt wird. Dass man dann so in Etappen schaffen kann, dass man die Matura besteht.

Das ist sicher ein Vorteil, aber ja, (210) genauso gibt es die GUTEN Schüler, die dann ein halbes Jahr vorher fertig sind, so wie heuer habe ich einen, der ist im Juni fertig geworden und maturiert aber 2018 (220). Der war also fast ein Jahr vorher

fertig.

34 I Welche Vorteile haben Schülerinnen und Schüler aus Ihrer Sicht durch die VWA für ihren weiteren Berufsweg? (240)

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L4 Einer der ALLERwichtigsten Punkte ist, dass man eine Arbeit präsentieren muss. Das hat es zu meiner Zeit noch gar nicht gegeben. Ich habe es eigentlich überhaupt nie gelernt in der Schule (250) und das war dann an der Uni ein bisschen mühsam

das nachzuholen, gerade wenn man dann eine Laufbahn einschlägt, wie ich zum Beispiel, dass man dann LEHRER wird (260), wo man dann wirklich vor der Gruppe reden soll, war wie gesagt im Studium ein bisschen mühsam. Das finde ich

absolut super, dass sie so etwas müssen. Dass sie ihre Arbeit, die sie selber geschrieben haben (270), mit der sie sich selbst

befasst haben jetzt präsentieren müssen. Das Erarbeiten oder das Aufstellen einer Arbeit (280) gehört natürlich auch dazu, ist irrsinnig wichtig, dass man einmal lernt wie man zitiert, wie man recherchiert und alles, dazu bräuchte es aber nicht

zwingend eine VWA (290) glaub ich. Dazu gibt es auch andere Möglichkeiten, dass man das in irgendwelchen Kursen lernt,

die man ja an einer Schule anbieten kann.

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I Für wie wichtig erachten Sie, dass sich die Schülerinnen und Schüler längere Zeit alleine selbstständig mit einem Thema auseinandersetzen? (310)

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L4 Das finde ich schon wichtig. DAS wäre sicher auch ein Punkt, wo man sagen könnte, es ist (320) etwas POSITIVES als

Vorbereitung auf die Uni. Bei der Uni sagt einem keiner mehr was zu tun ist oder wie man es tun sollte. Das müssen sie einmal gesehen haben. (330)

49 I Werden diese Kompetenzen auch für Schülerinnen und Schüler nützlich sein, die kein Studium anstreben?

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L4 Ich denke mir JEDE Arbeit, die man selber verfasst hat, hat man einfach viel gelernt dabei (340). Das kann nicht von

Nachteil sein.

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I Sie haben selbst bereits VWAs betreut. Wie werden Sie als Betreuungsperson von Seiten des Bundesministeriums bzw. des LSR unterstützt? (360)

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L4 Im Prinzip gibt es nur die Plattformen zur VWA, die online sind, wo man halt immer wieder alles (370) eintragen muss,

wann man was gemacht hat. WANN ist der Maturant zum ersten Mal gekommen. Mit der DISPOSITION (380), da muss man ja die ganzen Knöpfe drücken, ja passt, und das geht die ganzen Instanzen dann so durch und so weiter. Also

WIRKLICH vom Ministerium hätte ich nicht (390) das Gefühl, dass ich eine Unterstützung hätte, vom Landesschulrat,

könnte ich jetzt so auch nicht wirklich sagen, dass ich mich (400) unterstützt fühle. Ich weiß aber, dass es bei uns im Hause OHNEHIN gut läuft und wir selber unsere Gruppe installiert haben mit vier fünf Leuten, die da dazugehören, (410) wo wir

gegebenenfalls einfach Anlaufstelle haben, wenn es zu irgendwelchen Fragen kommt. (420)

61 I Nützen Sie die Websites, die für die VWA zur Verfügung gestellte werden?

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L4 Nur für die formalen Kriterien, wann etwas bestätigt sein sollte, wenn irgendetwas hochgeladen wird aber sonst EHER weniger. (430)

64 I Was hätten Sie aus heutiger Sicht an zusätzlicher Unterstützung für gute Betreuungsprozesse gebraucht? (450)

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L4 (...) Es ist im Endeffekt eben so, dass ich das selber ein bisschen unterschätzt habe (460), die FORMALEN Kriterien wie

zitieren und das alles für mich ÜBERproportional gewichtet sind aber ich kann damit umgehen, es ist jetzt nicht tragisch (470) für mich, aber es wäre einfach schön, wenn das FACHLICHE ein bisschen mehr zählen würde. Aber ich fühle mich

jetzt nicht irgendwie absolut unvorbereitet, weil wenn ich mich unvorbereitet fühlen würde, dann würde ich (480) auch nicht

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Anhang: Interviewtranskripte

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so viele Arbeiten betreuen. Wir haben auch im Haus so eine interne Regelung, wer wie viele Kandidaten betreuen MÜSSTE, sage ich jetzt einmal (490), wenn man ein Schularbeitenfach hat, dann halt ein bisschen weniger, aber jeder darf eigentlich

so viel, wie er sich selber zumutet. (500)

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I Inwiefern haben Sie im Rahmen Ihres Lehramtsstudiums das Verfassen und Betreuen von wissenschaftlichen Arbeiten erlernt? (510)

74 L4 Das war eigentlich nur meine Abschlussarbeit, vorher nicht wirklich.

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I Haben Sie sich danach dann noch einmal gezielt für die Betreuungsprozesse mit den formalen Kriterien auseinandergesetzt?

(520)

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L4 NATÜRLICH habe ich mich gezielt auseinandersetzen müssen, weil es gibt viele Möglichkeiten (530) wie man zum Beispiel zitieren kann und bei uns im Haus wird das eben auch versucht EINHEITLICH umzusetzen und das ist doch wieder

eine andere Art und Weise, die ich damals verwendet habe für meine Abschlussarbeit (540) an der Uni. Also wohl oder übel,

man muss sich das noch einmal zu Gemüte führen und das noch einmal durchackern. (550)

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I Welche Fähigkeiten muss aus Ihrer Sicht eine Schülerin/ein Schüler mitbringen, damit sie/er eine gute VWA in Physik

verfassen kann? (560)

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L4 Das wichtige ist nach wie vor FREUDE, ohne Freude an der Physik wird es keine gute VWA werden, trotz alle dem, auch

wenn das Fachliche für mich (570) unterbewertet wird oder zu wenig gewichtet. Man braucht glaub ich auch Zeit einfach, dass man jetzt sagt, ich mache das in (580) zwei drei Tagen, sondern man muss ein bisschen flexibel sein (...) Ja, (590) dann

könnte es theoretisch eigentlich schon funktionieren, wenn man vielleicht auch noch Ansprechpersonen findet irgendwo, die

man interviewen kann, oder wo man irgendwo einmal hinfahren kann (600) und sich irgendeinen Betrieb zum Beispiel anschaut, umso besser natürlich.

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I Welche Fähigkeiten können noch im Laufe des Planens/Verfassens der VWA von den Schülerinnen und Schülern erlernt

werden? (610)

91 L4 Zeitstruktur (...)

92 I Inwiefern?

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L4 Man hat das Gefühl wahrscheinlich (620) im Vorfeld nicht, wie lange etwas dauert Das heißt dann immer nur, ‚heute und

morgen lese ich mich ein und übermorgen fange ich an zu schreiben‘. Dass es (630) dann im Endeffekt vielleicht doch anders kommt, die Erfahrung haben sehr viele dann DOCH noch nicht gemacht.

96 I Welcher Typ von Schülerin/Schüler entscheidet sich dazu eine VWA in Physik zu schreiben? (660)

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L4 Ich glaube nicht, dass es ein gewisses Schema gibt, also es ist bunt gemischt, was ich bisher betreut habe. HÄNGT natürlich

ab von den persönlichen Interessen (670) zum Beispiel heuer eine Landesmeisterin im BOGENschießen, der das natürlich taugt und das kann man physikalisch relativ gut behandeln (680). Ist jetzt aber nicht unbedingt die

VORZEIGESCHÜLERIN in Physik, aber es ist halt aufgrund ihres Hobbys aufgelegt das Thema, sage ich jetzt einmal

(690). Dann gibt es natürlich auch wieder andere Typen, die sich sehr auf einen Lehrer spezialisieren, wo man einen guten Draht hat (700) und dann bei diesem Lehrer schreiben möchte und dann gibt es noch die Leute, die sagen ‚ich würde gerne

IRGENDWAS mit Physik weitermachen, ich weiß schon, dass ich auf der TU studieren gehen werde und werde (710)

deswegen in diese Richtung irgendetwas machen. Also es ist wirklich bunt gemischt und ich würde nicht sagen, ein Schema ist erkennbar.

106 I Sind Sie manchmal überrascht, welche Schülerinnen/Schüler sich bei Ihnen melden? (720)

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Ja (...) (730) Das sind dann Schüler, wo ich mir manchmal denke, sie hätten EHER Stärken in anderen Fächern (740) und

könnten sich dort vielleicht ein bisschen leichter tun beim Verfassen einer Arbeit, aber andererseits gibt es dann entsprechend andere Gründe, (750) warum sie dann DOCH zu mir kommen. Wie zum Beispiel, dass einfach das Klima passt

zwischen Lehrer und Schüler. (760)

111 I Wie werden Schülerinnen und Schüler an Ihrer Schule auf das Verfassen einer VWA vorbereitet?

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L4 Wir haben mehrere Etappen, die jeder Schüler durchlaufen MUSS. Wie schon vorher angesprochen (780), wir haben so ein vier oder fünfköpfiges VWA-Team, das in VWA-Stunden oder VWA-Tagen so Schritt für Schritt die Kinder (790)

vorbereitet. Fängt an bei der Frau Direktor, die dann halt einmal klärt, wie es dazu kommt, dass man einen BETREUER

findet. Dann kommt es immer wieder einmal zu einer (800) Einführung, wie geht es jetzt weiter mit der DISPOSITION. Dann lernen sie kennen, wie recherchiert man eigentlich. Also WIR im Haus haben eigentlich sehr viel Angebot dafür, (810)

immer so häppchenweise, dass es dann WIEDER erklärt wieder oder wieder geholt wird und teilweise auch wieder Neues

hinzukommt, auf das sie aufpassen müssen. (820)

119 I Wann zum ersten Mal? (830)

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L4 (...) Wir haben früher einmal einen BASISkurs gehabt in der 5. Klasse, wo es genau um diese Dinge gegangen ist,

RECHERCHIEREN (840), DOKUMENTIEREN und PRÄSENTIEREN. Das hat sich angeboten, weil wir ja sowieso in der

Oberstufe ein Kurssystem haben und diese (850) Geschichte mit Präsentieren und Dokumentieren und Recherchieren hat jeder Schüler durchlaufen müssen einmal. Dann hat man das einmal eingestellt und hat versucht irgendwo auszugliedern,

dass man an zwei drei (860) Nachmittagen mit ihnen durchbespricht. Aber jetzt, wo die VWA wieder spruchreif geworden

ist, dass es jeder machen muss (870), passiert es auch wieder aber nicht mehr so intensiv wie früher, sondern eben über das VWA-Team. Und WO ist der Startpunkt, ich glaube, es ist in der 6. Klasse irgendwo. (880)

127 I Wie bereiten Sie Ihre Schülerinnen und Schüler im Regelunterricht auf das Verfassen einer VWA vor?

128 L4 Nicht wirklich. (900) Da geht es jetzt um das Erstellen der Arbeit oder was?

129 I Gemeint sind jegliche Bereiche, die sie im Zusammenhang mit der VWA brauchen. (910)

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L4 Wissenschaftliche Texte lesen mache ich dann und wann einmal. (920) Das bietet sich immer an, wenn ein Teil der

Schulklasse einmal unterwegs ist, und man TROTZDEM etwas Sinnvolles machen SOLLTE, (930) was jetzt nicht im

Lehrplan steht, dann mache ich das recht gerne, dass ich einmal wissenschaftliche Texte austeile und dass sie das dann

einfach einmal für sich durchlesen und dann versuchen, das in zwei drei Minuten wiederzugeben (940), was sie gelesen haben. War heuer zum Beispiel so, wo meine 7. Klasse in London auf Sprachreise war und die Restgruppe, die da geblieben

ist, mit der habe ich so etwas gemacht. (950) Aber, dass ich das wirklich gezielt mit ALLEN mache, passiert eher selten.

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I Welche Motive haben Schülerinnen/Schüler typischerweise bei Ihnen eine VWA mit physikalischem Inhalt zu schreiben? (970)

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L4 GANZ häufig kommen Schüler, die man selbst unterrichtet. Zu einem fremden Lehrer (980), ist unsere Erfahrung, geht man

einfach nicht so gerne hin. Und natürlich ein bisschen eine FREUDE soll auch noch dabei sein beim Fach. (990) Dass sie zu

mir gekommen sind, weil sich SONST niemand angeboten hätte, war vielleicht auch ein- zweimal, aber das ist auch nicht der Regelfall. Also ich glaube EHER, dass man den persönlichen Kontakt (1000) schon HAT zu den Schülern und dass

einfach die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler auch passt. Dass sie einen kennen und einschätzen können. (1010)

143 I Spielen Ihrer Ansicht nach die Berufsfelder der Eltern eine Rolle bei der Entscheidung? (1020)

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Anhang: Interviewtranskripte

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L4 (...) Ich glaube eher wenig, GANZ wenig sogar. Da sollten eigentlich die EIGENEN Interessen wirklich im Vordergrund stehen (1030) und wenn ich an unsere Schüler denke, dann glaube ich ist das auch so.

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I Wie läuft die Betreuung der Schülerin/des Schülers vom Vorschlag eines möglichen VWA-Themas bis zur Abgabe der

Arbeit ab? (1050)

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L4 Also, dass ich einmal gefragt werde, ob ich eine Arbeit betreue, das geht meistens recht schnell. Das ist bei uns immer die (1060) ersten ein zwei Schultage nach Allerheiligen in der 7. Klasse. Dann Jänner Feber drauf geht es um die Disposition,

das ist meistens der erste (1070) Knackpunkt, weil der Titel darf dann ja nicht mehr geändert werden. Da müssen wir uns

WIRKLICH einmal zusammensetzen, dass ich den (1080) in dem Fall noch 7. Klässlern vermittle ‚passt auf, was ihr da jetzt hinschreibt als Titel, das ist unveränderbar und das muss dann bleiben‘ (1090) und zwei drei vier wirklich gezielte

Literaturangaben sollten auch drinnen stehen, die sie dann WIRKLICH verwenden sollten in der Arbeit, nicht nur, dass die

pro forma da stehen (1100) und danach geht es eher variabel weiter. Variabel in dem Sinne, dass EIGENTLICH der Ball bei den Schülern (1110) liegt wann sie wirklich anfangen wollen mit der Arbeit. Aber die ersten zwei Punkte sind terminlich

eigentlich vorgegeben und deswegen sehr eingeschränkt. Dann gibt es Leute wie (1120) heuer, dass einer schon ein Jahr

vorher fertig ist mit der VWA, dann gibt es wieder Leute, die man ein bisschen locken (1130) muss, damit sie einmal anfangen. Es gibt Arbeiten, wo wir uns dann REGELMÄSSIG zusammensetzen, alle ein zwei Wochen einmal und einfach

nur über den Fortschritt der Arbeit reden. Dann gibt es wieder Leute, die (1140) dann wirklich ALLEINE erledigt, wo ich

das Gefühle habe, dass es reicht, wenn wir uns ein zwei Mal insgesamt zusammensetzen und einmal sollte es dann noch, wenn es WIRKLICH fertig ist (1150) noch zu einer Nachbesprechung kommen, die gleichzeitig aber so ein bisschen als

Vorbereitung auf die Präsentation sein sollte.

163 I Geben Sie einen fixen Zeitrahmen vor, wann wie viele Seiten bei Ihnen sein sollten? (1160)

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L4 Nein, aber wenn ich das Gefühl habe, dass ein Schüler eine Schülerin jetzt nicht (1170) EIFRIGST am Werken ist, habe ich auch schon gemacht, dass wir uns alle ein oder zwei Wochen einmal zusammensetzen, das KANN sein eine Minute, das

KANN sein eine Stunde, dass wir so einen fixen (1180) Zeitpunkt ausmachen und sie mir einfach nur berichten, was haben

sie in den letzten ein zwei Wochen gemacht. Und wenn sie nichts gemacht haben, dann sollen sie mir sagen ‚ich HABE nichts gemacht‘. Und das ist manchmal wirklich ein (1190) wunder Punkt den man trifft. Bevor ich sagen muss, ich habe

NICHTS gemacht, lese ich halt irgendwas oder schreibe ein paar Seiten. Und wenn ich das Gefühl habe (1200), es läuft eh von selbst dann brauche ich das eh nicht machen.

171 I Wie kommen die Schülerinnen und Schüler zu ihren endgültigen Themenstellungen?

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L4 Großteils ist es das Eigeninteresse, das was sie selbst vorschlagen. (1220) Manchmal muss man nur ein bisschen

NACHjustieren. Wenn ich das Gefühl habe, es ist ein Thema, das (1230) vielleicht nur zu oberflächlich behandelt werden könnte, dann muss sich halt ein BISSCHEN spezialisieren oder mehr eintauchen noch in das Thema. (1240) Aber im

Großen und Ganzen ist es eigentlich immer vorgegeben von den Schülern schon. (1250)

176 I Gibt es Schülerinnen, die ohne konkrete Themenidee kommen?

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L4 Das haben wir bisher noch nie gehabt. Eine GRUNDIDEE war immer noch da, aber es war halt (1260) manchmal nur sehr sehr oberflächlich und dann mache ich halt Vorschläge ‚in diese Richtung oder in diese Richtung oder in diese Richtung

könnte es weitergehen‘ wo man sich ein bisschen vertiefen kann. (1270)

180 I Gibt es Themen, die immer wieder kommen?

181 L4 In MEINER Fächerkombination Physik und Mathematik nicht. (1280) Ich habe noch nichts doppelt gehabt.

182 I Welche Themen sind aus Ihrer Sicht gut geeignet für eine VWA? (1290)

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L4 JEDES Thema ist geeignet. Es geht nur darum, wie man (1300) es aufbereitet. Es kann geschichtlich aufbereitet sein, wie

sich etwas entwickelt hat im Laufe der Zeit, es kann aber sein, dass die Technik im Vordergrund steht, (1310) WIE etwas

funktioniert, es kann aber auch so sein, dass es um den praktischen Nutzen geht, warum etwas SO funktioniert, wie es funktioniert. Ich kann nicht sagen, es gibt jetzt irgendetwas, das sich besser eignet (1320) als etwas anderes.

187 I Gibt es Vorkehrungen, die am Thema getroffen werden müssen, damit sie für den Schüler gut behandelbar sind? (1340)

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L4 Ich glaube, wenn man irgendeinen persönlichen Bezug hat, dann wird das schaffbar sein. Wenn ich jetzt ein Thema

gefunden hätte, das mich selber nicht anspricht, mich selber nicht interessiert, dann (1350) kann es natürlich sein, dass die Arbeit nicht wirklich gut wird. Aber wenn ich mich irgendwie damit identifizieren kann, weil ich selber Verwendung habe

dafür, weil ich weiß, in diese Richtung werde ich weiter studieren (1360) gehen, oder was auch immer, dann wird es passen.

192 I Muss eine VWA aus Ihrer Sicht einen experimentellen/empirischen Teil enthalten um eine gute VWA zu sein? (1370)

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L4 MÜSSEN nein, wenn es sich anbietet, wäre es natürlich schön ja. Ich habe (1380), vor zwei Jahren war das, eine Arbeit betreut, das war eigentlich eine rein theoretische Arbeit, wo es um ein Gerät gegangen ist, das am Institut für

Weltraumforschung (1390) entwickelt worden ist für Untersuchungen von Kometen und da ist es darum gegangen, wieso

man aufpassen (1400) muss, was man berücksichtigen muss beim Bau und so weiter und so fort. IST natürlich nicht so leicht etwas Experimentelles mit einzubauen, deswegen ist das auch theoretisch gewesen und war eine (1410)

SPITZENARBEIT im Endeffekt, die sogar PREISE gewonnen hat. Also wenn es sich anbietet etwas Experimentelles zu

machen, dann ja, aber zwingend erforderlich ist es glaube ich nicht. (1420)

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I Sie haben bereits 2 physikalische VWAs betreut mit einem Geschlechterverhältnis 0:2 (Mädchen:Buben). Wieso glauben

Sie, dass sich mehr Buben an Sie als Betreuungsperson wenden? (1450)

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L4 Aktuell ist eine Schülerin dabei. Ich habe schon immer mehr Buben gehabt. (1460) Ich habe insgesamt mit heuer 8 Arbeiten

betreut und davon waren 2 Schülerinnen und 6 Schüler. (1470)

204 I Kennen Sie Gründe dafür, warum sich mehr Buben melden? (1480)

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L4 (...) Kann ich so nicht sagen, aber MAG vielleicht sein, dass ein zwei (1490) von denen wirklich schon die Vorstellung

haben ‚ja ich gehe dann an die TU. Ich weiß schon, dass ich Maschinenbau studieren möchte und einfach dann bei diesem

Gebiet eine Arbeit schreiben. Und ÜBLICHERweise (1500) ist es ja DOCH so, dass eher mehr Burschen so ein Studium beginnen als Mädels. Mag sein, dass das einer der Gründe ist.

209 I Wie ist das Geschlechterverhältnis hier an der Schule in der Oberstufe? (1510)

210 L4 Wir haben schon eine knappe Mehrheit bei den Mädels. (1520)

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I Gibt es aus Ihrer Erfahrung nicht nur bei VWAs, sondern generell im Physikunterricht Unterschiede in den Interessen zwischen Schülerinnen und Schülern? Wenn ja, welche? (1530)

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L4 Manchmal ja, in den einen Klassen JA, in anderen Klassen wieder NEIN. Kann man auch nicht so pauschal beantworten.

(1540)

215 I Welche Themen interessieren eher die einen, welche die anderen? (1550)

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L4 Ich glaube Mechanik ist eher etwas für die Burschen, da kann man Mädels (1560) nicht so fesseln damit, glaube ich. Relativitätstheorie schaffe ich es dann meistens doch irgendwie, dass ich ALLE wieder einmal (1570) fesseln kann, AUCH

die Mädels. Dann gibt es wieder eher trockenere Kapitel wie Quantenphysik, (1580) wo nicht so viele Mädchen dabei sind.

Aber EXTREME Unterschiede würde ich jetzt nicht ausmachen wollen. (1590)

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Anhang: Interviewtranskripte

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I Dann eigentlich schon die letzte Frage: Welche Tipps können Sie einer Lehrkraft geben, die noch keine VWA betreut hat? (1600)

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L4 Dass man sich die FORMALEN Rahmenbedingungen (1610) zum Verfassen von so einer Arbeit einmal anschaut und alles

andere, glaube ich, geht dann schon von selbst. Und die formalen Rahmenbedingungen werden halt, glaube ich, immer (1620) schulweise festgelegt. Also WIR verwenden eben einheitliche Zitierregeln. Es gibt ja viele Möglichkeiten wie man

zitieren kann, ja, und (1630) einfach, dass man anschaut, wie umfangreich soll so eine Arbeit sein. Dass man vielleicht

selber einmal ein Gefühl hat, wie LANGE so ein Prozess dauern kann (1640), aber so WIRKLICH das Betreuen das fachliche ergibt sich dann von selbst.

228 I Welche Betreuungsfehler sollte man vermeiden? (1650)

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L4 (...) Es KÖNNTE vielleicht sein (1660), dass es Betreuer gibt, die WÄHREND des Arbeitens schon ZU viel korrigieren von

der Arbeit und wenn die Arbeit dann fertig ist, DANN (1670) müssen sie eigentlich eine Beurteilung über das VERFASSEN der Arbeit abgeben und dann korrigieren sie manchmal ihre eigene Arbeit und nicht die, die die Maturanten eigentlich

geschrieben haben. (1680) Da muss man sich bewusst ein bisschen zurücknehmen und nicht ZU viel im Vorfeld schon

ausbessern, sondern wirklich nur unterstützen und hinweisen (1690) und erst dann, wenn sie abgegeben ist, wirklich korrigieren und bewerten.

235 I Okay gut, das wäre es dann! Dankeschön! (1700)

Transkript von Testperson L5

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2

I Was halten Sie im Allgemeinen von der Idee, dass alle Schülerinnen und Schüler einer AHS für einen positiven

Maturaabschluss eine VWA schreiben müssen? (10)

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L5 Also ich finde das ist eine sehr positive Sache eigentlich, ein ERFOLGSMODELL, das bestätigen auch die Erfahrungen von

(20) Kolleginnen und Kollegen, die zuerst eigentlich dagegen waren. Ich halte das für eine ganz wichtige Geschichte (30)

für die sprachliche und schriftliche Kompetenz durch ihre Normativität, dass das am Schluss steht, den ganzen

Unterrichtsprozess (40) beeinflusst. Das heißt, man muss dann früher anfangen, sich darauf vorzubereiten, nicht einfach,

dass ich dann plötzlich eine VWA schreibe. Das heißt, dass sie sich auch mehr mit Texten und mit (50) Textproduktion auf

diese Art beschäftigen. Also ich finde das sehr gut. Auch, wie wir gesehen haben, haben sich die Ängste relativ wenig (60)

bestätigt, dass da sehr schwache Schülerinnen und Schüler da große Probleme haben, das war nicht sehr umfangreich zu

sehen (70), muss man sagen. Die Spitzen sind ja früher wie bei den FBAs, trotzdem können die ihre Sachen machen ihre

tollen. (80)

12 I Ist „Überforderung“ ein Schlagwort, das Sie mit der VWA in Verbindung bringen? Wenn ja, inwiefern? (90)

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L5 Nein, sehe ich nicht. Wenn eine gute Betreuung ist, sehe ich es nicht. Das HAUPTPROBLEM, wenn, ist sicherlich neben dem Sprachlichen (100) manchmal eigentlich die Arbeitsfähigkeit sich selbst organisieren zu können. Weil die Zeit ist lang

genug und es zeigt sich natürlich, dass einige, (110) die eben dann das irgendwo nicht schaffen oder schlecht schaffen

einfach viel zu spät dann alles machen wollen ganz zum Schluss und auch das ist natürlich dann schon schwierig, (120) da überfordert man sich dann selber wenn diese mehrstündigen Schularbeiten sind in der 8. Klasse zu Ende des ersten

Semesters alles machen will. Das ist (130) nichts. Aber wenn das vorher passiert, kein Problem. (140)

19 I Welche Vorteile hat die VWA auf die Studierfähigkeit der Schülerinnen und Schüler aus Ihrer Sicht?

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L5 Dass man in der Lage ist und dass man einmal ein kleines (150) wissenschaftliches Projekt macht und das auch wirklich dokumentiert und dass man eben so eine umfangreichere (160) Arbeit für schulische Verhältnisse produziert. Also die, die

das gemacht haben gehen sicher ganz anders an Seminararbeiten, aber auch (170) Bachelorarbeiten heran. MANCHE

VWAs, also die besseren, übertreffen meiner Meinung nach eh Bachelorarbeiten (180), die besten. Es ist gerade die Vorbereitung unglaublich wichtig finde ich, merke ich ja auch (190) bei den Studenten Studierenden, die, die das schon

gemacht haben und die, die das noch nicht gemacht haben, dass da ein Unterschied ist in der Schreibkompetenz. Wenn es

um eine Diplomarbeit geht. (200)

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I Welche Vorteile haben Schülerinnen und Schüler durch diesen VWA-Prozess Ihrer Ansicht nach in ihrem späteren

Berufsleben, Studienleben? (210)

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L5 Das habe ich aber glaube ich eh schon gesagt, dass sie wissen, wie man wissenschaftlich arbeitet und wissenschaftlich

publiziert. (220) Also dass sie da einfach praktische Kompetenzen bekommen Literaturrecherche, (230) Themeneingrenzung, der Schreibprozess selber dann, aber auch eventuell etwas Praktisches durchzuführen und dann

dokumentieren (240), das ist auch unbedingt ein Vorteil für später.

33 I Auch für diejenigen, die nicht an eine Universität gehen? (250)

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L5 Puh, ja, weil das für das Leben etwas ist, also ich finde man lernt etwas darüber, wie Wissenschaft funktioniert und wie so etwas passiert und gemacht wird, auch wenn man das selber dann (260) nicht macht, kann man das vielleicht dann etwas

besser einschätzen. Man lernt auch sprachlich etwas. Das ist auch so eine GRUNDkompetenz (270) etwas zu formulieren.

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I Sie haben selbst bereits VWAs betreut. Wie werden Sie als Betreuungsperson von Seiten des Bundesministeriums bzw. des LSR unterstützt? (290)

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L5 Die Webseite vwa-ahs.at oder so ähnlich hat HERVORRAGENDE Materialien (300), muss ich sagen, die ist sehr gut. Es

hat am ganz am Anfang ein paar so Workshops gegeben oder Vorträge in der Schule auch, wie man den ganzen (310)

Beurteilungsprozess auch machen soll. Inzwischen passiert da nichts mehr (320) (...) so eine wirkliche Unterstützung gibt es

eigentlich nicht mehr und ich brauche die auch nicht, aber andere jüngere Kolleginnen, die das das erste Mal machen, die

würden die (330) eigentlich schon brauchen. Ich weiß nicht, es kann sein, dass es Fortbildungsveranstaltungen gibt, das weiß ich aber nicht. (340)

45 I Wie ist der Aufwand der Formalitäten rund um die VWA zu beschreiben? (350)

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L5 Der ist finde ich eher gering. Weil die ERSTE Einreichung macht sowieso (360), also die Disposition reicht der Schüler oder

die Schülerin ein. Ich muss das dann sozusagen durchwinken (370) und es ist zum Schluss dann diese Beurteilungsgeschichte. Man muss ein Protokoll führen, also das ist eigentlich ziemlich wenig (380) aus meiner Sicht.

49 I Was hätten Sie aus heutiger Sicht an zusätzlicher Unterstützung für gute Betreuungsprozesse gebraucht? (400)

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L5 Man sollte sich in der Schule auf jeden Fall einmal zusammensetzen (410), um diesen Betreuungsprozess irgendwo

einheitlich besprechen, wie der ablaufen KÖNNTE oder sollte. Das ist bei uns eigentlich nur in (420) Ansätzen passiert. Bei anderen Schulen weiß ich es nicht so. Das hätte ich schon auch gerne gehabt, WENIGER für mich selber, weil ich ja auch

schon Diplomarbeiten (430) betreut habe, aber weil es da doch zu ziemlichen Auffassungsunterschieden kommt, immer

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Anhang: Interviewtranskripte

55 noch, wie man betreuen soll und wie man beurteilt (440) dann. Das geht diametral auseinander. Und darunter LEIDEN dann eigentlich die Schülerinnen und Schüler. Das wäre eigentlich das gewesen. (450)

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I Inwiefern haben Sie im Rahmen Ihres Lehramtsstudiums das Verfassen und Betreuen von wissenschaftlichen Arbeiten

erlernt?

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L5 In MEINEM überhaupt (460) nicht. Das ist aber schon jenseits von <lacht> Da war noch meine eigene damals noch HAUSARBEIT hat die geheißen (470), aber auch das ist jetzt mit dem neuen Lehramtsstudium sicher besser, wo eine

Bachelorarbeit wenigstens dabei ist und eine Diplomarbeit oder Masterarbeit. (480)

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I Welche Fähigkeiten muss aus Ihrer Sicht eine Schülerin/ein Schüler mitbringen, damit sie/er eine gute VWA in Physik verfassen kann? (490)

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L5 Bestimmtes INTERESSE an einem Fachgebiet oder an einem Thema oder an einer (500) Frage, wäre einmal da zu nennen,

und eine gewisse fachliche Grundkompetenz, die nicht zu niedrig sein soll, was normal (510) Hand in Hand gehen sollte.

GENERELL sprachlich-schriftliche Kompetenzen vor allem sind von Vorteil. Hat sich (520) bei mir aber auch gezeigt, die Leute erwerben das dann zum Teil, wenn sie dann eben / Das wichtigste ist sicher das Zeitmanagement, Selbstmanagement

(530). Wir haben ja auch immer so Workshops in der Schule für Themenfindung, Literaturrecherche (540), man kann den

ganzen Prozess begleiten lassen. Das ist eigentlich die zentrale Sache ob das erfolgreich wird oder nicht, dass man das Zeitmanagement (550) vernünftig hinkriegt, wenn man was macht als Schülerin und Schüler.

70 I Welche weiteren Fähigkeiten sind für eine gute Physikarbeit erforderlich? (560)

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L5 Ja, wenn es gewisse PRAKTISCHE Kompetenzen gibt, also vom Experimentieren her (570), ist das kein Nachteil, weil ich

akzeptiere NUR Arbeiten mit praktischer Komponente. Das kann allerdings auch ein Interview sein aber da wäre es nicht schlecht, wenn man (580) sowas ein bisschen einmal lernen würde, so eine Untersuchung, AKTUELLE Forschung zu

recherchieren und die Leute zu befragen, die das machen. Aber ich akzeptiere (590) keine Literaturarbeit zum Beispiel eine

reine, kommt eh noch wahrscheinlich. (600)

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I Welche Fähigkeiten können noch im Laufe des Planens/Verfassens der VWA von den Schülerinnen und Schülern erlernt

werden? (610)

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L5 Naja, das Recherchieren, die ganze (620) Literaturarbeit, also wie man dann zitiert, das lernt man meistens im Prozess, wenn man es machen MUSS (630), sich zu fokussieren, das ist vor allem am Anfang wichtig, lernt man durch die VWA selber

(640) eigentlich. Zum Schluss kommt dann natürlich auch das Präsentieren dazu. Da haben wir Workshops in der Schule

(650), dass das geübt wird, wie man da PRÄSENTIERT und dann DISKUTIERT. Ich glaube auch ein bisschen sind es informationstechnologische Kompetenzen, vom (660) Layout her. Wenn man so eine Arbeit mit Bildern / die Frage der

Bildrechte, das ist ja alles in dem Prozess eigentlich drinnen (670). Da hat sich für mich gezeigt, vorher kann man es zwar

einmal machen, aber wirklich relevant wird es erst, wenn es die Leute selber machen. (680) Dann lernt man das. (690)

85 I Welcher Typ von Schülerin/Schüler entscheidet sich dazu eine VWA in Physik zu schreiben? (710)

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L5 Das lässt sich nicht so leicht generalisieren, aber die bei mir gefragt haben, waren alle zumindest nicht ganz in der

niedrigsten Leistungsstufe, also sowohl (720) physikalisch zumindest so im mittleren Beurteilungsfeld, also mit mittleren

Noten, aber auch SPRACHLICH und (730) mit der Gesamtperformance sagen wir bessere Schülerinnen und Schüler. Physik trauen sich, glaube ich, andere nicht, also die (740) die nicht so leistungsstark sind, die werden eher andere Fächer

aussuchen.

91 I Zeichnet sich das schon in den Schuljahren davor ab? Wenn ja, wie? (750)

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L5 Nicht bei mir selbst, aber im naturwissenschaftlichen Bereich, aber auch im (760) informationstechnologischen, also im MINT-Bereich, würde ich einmal sagen, die kann ich ziemlich einschätzen. Das sind die / ob nachher jemand / Jetzt habe ich

zwei Schülerinnen (770), eine hat noch bei mir geschrieben, eine schreibt aus Chemie, die hätte aber genauso gut in Physik

auch schreiben können. Sie interessieren sich oft (780) vorher schon, manche, fragen auch schon.

96 I Gibt es auch Schülerinnen und Schüler, bei denen man überrascht ist, dass sie kommen? (790)

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L5 Ja, einen habe ich vor allem gehabt, der hat über die Waffen geschrieben, über (800) Energiemessungen an Projektilen, weil

das war so ein Waffennarr und er hat sich das / er war nämlich nicht so leistungsstark aber das war sein Thema, das hat er

gemacht. Das hätte ich mir nicht gedacht (810) und der hat eben wahnsinnig viel gelernt, weil der war SPRACHLICH nicht gut, auch physikalisch (820) nicht so besonders, das war eine Überraschung, gibt es natürlich.

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I Unter welchen Bedingungen würden raten Sie einer Schülerin/einem Schüler davon ab, eine VWA in Physik zu verfassen?

(840)

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L5 (...) Also grundsätzlich nicht. Was für mich Kriterien sind, ich kenn die Personen (850) meistens. Ich darf natürlich keine Person ablehnen in dem Sinn, aber da bin ich bei den Themen relativ strikt. Beim Thema darf ich ablehnen und (860) das

kann ich da natürlich ein bisschen vermischen. Und wie gesagt, da schaue ich schon, dass das Thema dort hinkommt, wo ich

denke, dass sie was (870) leisten können. Abraten würde ich sonst von der Person her gar nicht, auch wenn jemand kommt, wo ich mir denke, zum Beispiel (880) physikalisch, gar nicht so leistungsstark, aber das ist ja gerade / die kann man auch zu

etwas bringen hoffentlich. Von daher würde ich im Prinzip einmal (890) jede Person nehmen.

109 I Wie werden Schülerinnen und Schüler an Ihrer Schule auf das Verfassen einer VWA vorbereitet? (900)

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L5 Es gibt mehrere Workshops für alle, der erste ist glaube ich, es gibt einmal so einen allgemeinen schon (910), der ist glaube ich schon in der 6. Klasse, wo sie über den Prozess informiert werden. In der 7. Klasse ist jetzt der

Themenfindungsworkshop, dann (920) hat es früher auch Dispositionsverfassungs-Geschichten gegeben, aber das macht

man dann schon nur noch mit seiner Betreuerin oder Betreuer (930). Und dann eben gibt es einen begleitenden, das ist aber ein Freifach ‚Wissenschaftliches Arbeiten‘ heißt das, glaube ich, das aber doch dann relativ viele dann (940) machen, weil

da gehen sie zu den Bibliotheken, da lernen sie das Ganze mit Recherchieren, Zitieren und so. Und dann gibt es noch (950)

Präsentations-Workshops zum Schluss, dann wenn die Arbeit schon abgegeben ist, das werden die ganzen Präsentationen

tatsächlich einmal durchgespielt (960) vor einer Jury, also bevor sie in echt gemacht werden. (970) (...) Das ist das, was wir

machen. Das dürfte relativ ähnlich sein plus minus. (980)

119 I Wie bereiten Sie Ihre Schülerinnen und Schüler im Regelunterricht auf das Verfassen einer VWA vor? (1000)

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L5 Ich habe Elemente drinnen, die das wissenschaftliche Arbeiten betreffen. Also das betrifft Recherchen, Zitieren, Bildrechte beachten und dann vor allem auch das Verfassen (1010) von Texten. Also dass man aufsteigend schon immer wieder einmal

etwas schreiben lasst selber, so einen kleinen Artikel zum Beispiel. Das habe ich im normalen Unterricht (1020), ansonsten

ist es eher so, wenn schon die VWAs sind, dass die dann schon ihre VWAs selber vorstellen im Unterricht und dort diskutieren (1030). Die machen gleich eine ganze Unterrichtsstunde meistens.

125 I Haben Ihre Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit Experimente zu planen, so wie es in der VWA verlangt wird? (1050)

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L5 Nicht speziell für die VWA aber sowieso. Wie so ein Forschungsprozess, angenäherter (1060) Forschungsprozess

ausschauen könnte, dass man beobachtet. Aber, wie gesagt, das muss ja nicht ein Experiment sein, sondern eine EIGENTÄTIGKEIT, eine eigenständige Sache. (1070)

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Anhang: Interviewtranskripte

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I Welche Motive haben Schülerinnen/Schüler typischerweise bei Ihnen eine VWA mit physikalischem Inhalt zu schreiben? (1080)

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L5 Das kommt am ehesten vom Thema her. Wenn sie überhaupt ein (1090) Physikrichtungs-Thema sich überlegen, dass sie

sich dann die Lehrperson (1100) aussuchen. Das sind nicht so viele bei uns, die Physik machen, so zehn zwölf und die verteilen sich dann recht (1110) auf die verschiedenen Lehrkräfte. Warum dann irgendwer zu mir kommt, schwer zu sagen,

die mich selber im Unterricht haben, vielleicht eher, obwohl ich habe (1120) im letzten Jahr nur andere gehabt eigentlich,

gut, da habe ich glaube ich gar keine 8. Klasse gehabt. (...) Also jetzt (1130) habe ich wieder zwei, die ich selber im Unterricht habe. Mir kommt vor, es ist ein bisschen eine persönliche grundcharakterliche (1140) Ähnlichkeit. Die so sind,

wie sie mich erleben und die auch wissen (1150), welche Richtung, wie ich das ungefähr mache, die kommen dann eher.

Weil wir haben auch andere Kollegen, die zum Beispiel viel formaler und technischer agieren. Diese Typen (1160) werden eher dorthin gehen.

140 I Spielen Ihrer Ansicht nach die Berufsfelder der Eltern eine Rolle bei der Entscheidung? (1170)

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L5 Kann schon sein. GENERELL spielt das glaube ich eine Rolle. Wir forcieren das ja auch, dass sie mit etwas kommen

(1180), was sie aus ihrem Leben kennen, wo sie Zugänge haben. Einer wollte einmal schreiben über die AVL-Motoren-Prüfstände, (1190) leider ist der dann gar nicht in die 8. Klasse kommen, weil der Vater dort arbeitet. Also der wollte das

beschreiben und der mit den Geschossen, da ist auch der Vater eigentlich in dem Verein (1200) führend tätig. Ja, das würde

ich durchaus bejahen, dass das eine Rolle spielt. (1210)

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I Wie läuft die Betreuung der Schülerin/des Schülers vom Vorschlag eines möglichen VWA-Themas bis zur Abgabe der Arbeit ab? (1220)

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L5 Ganz ein wesentlicher Teil ist schon ganz am Anfang diese (1230) Fokussierung am Thema, dass man das Thema, das

meistens vage ist, relativ vage (1240) dorthin bringt, dass es sinnvoll bewältigbar ist, dass auch etwas Gescheites herauskommen kann. Also das ist einmal ein großer Teil. Ich tu dann auch in der Disposition (1250) das gemeinsam mit den

Schülerinnen und Schülern ausformulieren. Das heißt die schreiben dann einen Entwurf, (1260) den kriegen sie dann wieder

zurück. Das geht dann meistens zwei Mal hin und her, bis sie dann einreichen, weil dann, eigentlich finde ich nicht, dass es dann noch einmal zurückgehen soll (1270). Also da ist einmal ein großer Teil, dann schaue ich am Anfang, dass wie der

ganze Zeitplan (1280) ist, also dass sie das im Fokus haben, dass sie möglichst schon in der 7. Klasse Recherchen machen,

oder in den Ferien eventuelle praktische Teile absolvieren (1290) können, damit nachher der Schreibprozesse nur mehr in der 8. Klasse ist. Da treffen wir uns immer wieder, wenn ich die Schüler selber habe, dann ist es eh am leichtesten, so wie

jetzt (1300), da gibt es relativ oft dann in den Pausen schnell eine Lagebesprechung. Ich lasse mir dann, es gibt dann ein paar

so Meilensteine (1310), also ich möchte dann die ersten Texte haben so wie jetzt ungefähr, so mitten im Wintersemester und (1320) sage ihnen dann auch, dass eigentlich mit den Weihnachtsferien es sinnvoll wäre den großen Teil der Arbeit

geschrieben zu haben einmal. (1330) Es hat sich allerdings gezeigt auch bei den sehr leistungsstarken, dass das meistens

nicht eingehalten worden ist, dass dann im Jänner sehr viel geht und dort (1340) mache ich meine Betreuung dann schon so, dass ich die Texte lese kommentiere und zurückspiele. Also ich arbeite auch wirklich am Text (1350) mit denen bis zum

Schluss und wenn es dann eben zeitgerecht ist, dann ist der Text eigentlich zum Schluss mehrmals (1360) gemeinsam auch

durch Schleifen gegangen und die Arbeit, die dann eingereicht wird, hat dann eigentlich keine Fehler mehr normalerweise (1370), das sollte keine haben, es sind nur ganz wenige. Das ist mein Prozess, den ich eigentlich mache. Und dann geht es

noch um die Präsentation, das ist aber viel das Leichtere (1380), da schauen wir die Datei an, weil da gibt es ja immer

Training sowieso. Da habe ich eigentlich nie viel / Das können die auch viel mehr, (1390) präsentieren können die besser als schreiben. Aber das mit diesem Betreuungsprozess, die Arbeit am Text ist durchaus unterschiedlich (1400), habe ich

erwähnt, diese Differenz, manche vor allem Sprachlehrende sagen, also aus den Sprachfächern, sie korrigieren dann ja nicht

ihre eigene Arbeit. Sie (1410) geben zwar Hinweise mündlicher Art, aber dann kommt halt der Text und dann wird BRUTAL gestrichen und das habe ich vor allem als Klassenvorstand dann gemerkt (1420), weil da war ich bei allen

Präsentationen der Arbeiten dabei und da hat es ein paar HEFTIGE Notendiskussionen gegeben, weil ich finde, dass der

Betreuungsprozess SCHLECHT war. (1430) Wenn da eine Schülerin immer ‚ebenda‘ schreibt in der Fußnote und das wird jedes Mal angestrichen, hundertmal (1440), wenn ich das einmal sage, ‚das will ich nicht haben, dass man das schreibt‘, wie

auch immer / ja, solche Sachen, das kann dann nicht vorkommen. (1450) Obwohl tatsächlich immer wieder Kritik auftaucht,

wieso da nichts angestrichen ist. Da sind die Meinungen sehr unterschiedlich. (1460) Ist die Frage, ob man es mehr Richtung Uni sieht, da ist es ja auch eher so, der Betreuungsprozess, dass man gemeinsam am Text was lernt (1470) oder dass man es

mehr so wie eine Schularbeit sieht ‚da lasse ich halt einmal schreiben und dann streiche ich an‘. Ich finde da kommt

wesentlich das schlechtere heraus, (1480) schlechtere Arbeit kommt heraus und die lernen auch nicht so viel dabei in Wirklichkeit, weil nachher kann man nichts mehr ändern. Wie auch immer, so mache ich das jedenfalls. (1490)

181 I Wie kommen die Schülerinnen und Schüler zu ihren endgültigen Themenstellungen? (1500)

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L5 Das geht sehr stark im Betreuungsprozess erst, weil die kommen meistens relativ (1510) vage daher mit irgendwelchen Feldern und da ist dann eben wichtig ein bisschen abzuschätzen, was (1520) auch zu dem Typen passen könnte. Also die

jetzt bei mir schreibt über Mayonnaise, die (1530) ist so richtig die Untersucherin, also die will nur Untersuchungsreihen

machen. Zuerst war sie ein bisschen breiter, ich wollte sie eigentlich (1540) auch da Richtung, dass man das auch mit Geschmackssachen in Verbindung bringt, aber die tut nur Viskositäten messen. Ein anderer ist gekommen mit, der wollte

(1550) die Stabilität im Sonnensystem oder die Besiedelung des Mars oder irgend so etwas, da habe ich gleich gesagt, das

passt nicht (1560), er soll einmal schauen / Die, die mit Raumfahrt kommen, die schicke ich immer auf die IWF-Seiten einmal schauen, welche konkreten Forschungsprojekte, was gibt es denn da, weil eine Raumfahrt wird man nicht selber

machen (1570), was gibt es so an Forschung und wir schauen dann, dass wir hinfokussieren. Ein einziges Forschungsprojekt

reicht, der eine hat dann einmal über Rosetta geschrieben (1580) und der andere über irgend so eine Mars-Mission. Das ist

eines der schwierigsten Sachen und der wichtigsten. Wenn das Thema gut (1590) ist und die erste Eingrenzung, dann lauft

die Sache, aber da ist ABSOLUT Hilfe nötig. Da haben wir einen (1600) Workshop, da bin ich immer auch dabei, für alle,

wo es dann nicht um meine geht, sondern um alle Schülerinnen und Schüler der 7. Klassen (1610), jetzt kommt er eh wieder, und da mache ich meistens einen bisschen so einen Input, wie so eine Disposition ausschaut und dann gehe ich wirklich mit

jedem einzeln (1620) schon kurz die Ideen durch und da eine kleine Geschichte vom letzten Jahr, der hat dann einen

Preis sogar gewonnen. Der ist gekommen er interessiert sich für Hühner (1630), er hat Hühner daheim, er hat es sich fast nicht sagen getraut, und er glaubt nicht, dass man so etwas schreiben kann. Den habe ich richtig ermutigt. Da habe ich

gesagt ‚sicher‘ (1640), da kann man eine Forschung machen, wie viel die legen‘, und so weiter und das hat ihn ermutigt, der

hat das durchgezogen und der hat dann einen (1650) Hans-Riegel-Preis gehabt. Der war so erfreut, also man muss dann schauen / aber tatsächlich sind nach diesem Workshop sind noch etliche (1660), die in der Luft hängen, die nicht wirklich

wissen, was sie machen könnten, schwierige Sache. (1670) Ist ja auf der Uni auch schwierig, das gleiche <lacht>.

204 I Gibt es aus Ihrer Sicht Themen, die immer wieder vorgeschlagen werden? Wenn ja, welche? (1680)

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L5 Ja LEIDER, das ganze vom Schwarzen Loch bis zur Quantenteleportation das ganze Zeug (1690). Das weiß ich vor allem von den VWA-Preisen und da ist es verdammt schwer irgendetwas zu machen oder ein bisschen Literatur (1700)

zusammengefasst. Also solche leicht ins philosophisch- fast metaphysisch-, esoterisch-gehende, die kommen immer wieder,

ja. (1710)

209 I Gibt es Themen, von denen Sie abraten?

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L5 Genau diese, ja. (1720) Große Themen, also wenn man mit so etwas käme. Die Themen müssen halt klein werden, damit sie

bearbeitbar sind. (1730)

212 I Welche Themen sind aus Ihrer Sicht gut geeignet für eine VWA? (1740)

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L5 Das sind eben THEMEN, die für die Person passend so groß sind, dass ich einen eigenständigen Anteil (1750) machen kann, dass ich das auch recherchieren kann, was es da gibt. Und den ganzen Prozess halt wirklich machen kann. (1760) Was gibt

es da schon als Forschung, da muss man ein bisschen einen, irgendein Ausgangspunkt sollte sein. Dann auch Darstellung

von dem, was man (1770) eigentlich braucht, um dann den eigenen Anteil begründen zu können und das dann reflektieren zu können. So klein sollte das Thema sein. (1780) (...) Hauptsächlich die Einschränkung und auch die Orientierung nachher

(1790), in welche Richtung.

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I Darüber haben wir eigentlich schon gesprochen, ob eine VWA aus Ihrer Sicht einen experimentellen/empirischen oder praktischen Teil enthalten muss, um eine gute VWA zu sein.

221 L5 Ja, finde ich schon. (1810)

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I Sie haben bereits 4 physikalische VWAs betreut mit einem Geschlechterverhältnis 1:3 (Mädchen:Buben). Wie kommt dieses

Verhältnis zustande? (1830)

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L5 Ja genau, so ist es ungefähr. Aber das ist auch unser Grundverhältnis in er Schule (1840), deswegen ist das, finde ich, ganz normal. Wir haben ein paar sehr interessierte Mädchen, naturwissenschaftlich (1850), die gehen vielleicht ein bisschen öfter

in die Biologie, aber es geht ohnehin die größere Menge in die Biologie von den Naturwissenschaften, also ich würde da

keinen (1860) genderspezifischen Unterschied sehen, überhaupt nicht. Da bildet sich die Schülerpopulation ab. (1870)

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I Gibt es aus Ihrer Erfahrung nicht nur bei VWAs, sondern generell im Physikunterricht Unterschiede in den Interessen

zwischen Schülerinnen und Schülern? Wenn ja, welche? (1880)

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L5 Im Physikunterricht? (...) (1890) Also im INTERESSE direkt würde ich sagen nein, (1900) ich sehe eher die Zugangsweise, dass Mädchen aus meiner Erfahrung, wenn man es jetzt überhaupt generalisieren will, gründlicher, (1910) genauer und

ruhiger arbeiten und zielgerichteter und Burschen einfach mehr ausprobieren und mehr auf Ausprobieren und schnell schnell

und (1920) dafür manchmal auch kreativer, wenn man es generell sagt. Also diese Zugangsweise das ist eher so eine (1930) Arbeitshaltung. Die Mädchen sind sprachlich meistens besser, sonst von irgendeinem FACHinteresse oder SACHinteresse

(1940) (...) nein. Wobei wir immer ein kleines Mädchensegment haben, die meistens (1950) eher schon sowieso interessiert

sind, also viele von denen sind eh interessiert. (1960)

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I Dann eigentlich schon die letzte Frage: Welche Tipps können Sie einer Lehrkraft geben, die noch keine VWA betreut hat? (1970)

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L5 Ich würde UNBEDINGT andere VWAs anschauen, in der Richtung, wenn man zu denen kommt, was leider nicht so leicht

möglich ist (1980). Ich würde mich auch sehr über den Prozess informieren, also mit dieser Webseite, die Materialien, die es dort gibt, wie eine VWA aufgebaut ist und so weiter. (1990) Wenn es eine Fortbildung gibt, die sollte man ruhig auch

machen. Was eben den (2000) Betreuungsprozess betrifft und ansonsten lernt man es selber genauso auch in der Betreuung

selber dann (2010) und da würde ich nur halt schauen, dass man möglichst schülerorientiert einmal arbeitet und (...) nicht das (2020) am Schüler oder an der Schülerin auslässt, wenn es irgendwie nicht klappt, sondern schaut, dass man gemeinsam

zu einem Ergebnis einmal kommt. (2030)

246 I Welche Zeitvorgaben sollte eine junge Lehrkraft den Schülerinnen und Schülern machen? (2040)

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L5 Meilensteine würde ich unbedingt machen, das schon, aber wenn die nachher nicht eingehalten werden, ist die Frage, wie man dann agiert. Aber ich habe tatsächlich einmal einen gehabt, wo ich dann bis zu den Eltern hin (2050) / wo ich dann

gesagt habe, ich lege den Betreuungsprozess nieder oder solche Drohungen habe ich dann ausgestoßen, weil der wäre

wirklich fast (2060) völlig abgestürzt aus der ganzen Schule, hat das aber dann geschafft. Der hat halt das gebraucht, eine massive (2070) Intervention von dieser Seite, dass da endlich einmal etwas passiert ist schon und nicht erst ganz zum

Schluss, wobei das dann eh (2080) wieder war. Also das finde ich schon wichtig, wie immer man das handhabt, solche

Meilensteine oder Terminvorgaben (2090). Die werden ja auch mitbewertet dann. Das ist im Beurteilungsprozess drinnen. (2100)

255 I Welche Betreuungsfehler sollte man vermeiden?

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L5 (...) (2110) Der größte Fehler wäre aus meiner Sicht, dass man eben zuerst ZU wenig (2120) betreut und dann ZU streng

beurteilt, das was man selber nicht betreut hat. Sachen, die man eigentlich hätte vermitteln sollen. Das darf eigentlich nicht passieren. (2130) Also, wenn man zu lasch ist oder wie auch immer. (2140)

259 I Gut, dann sind wir eigentlich durch! Dankeschön für die Teilnahme!

Transkript von Testperson L6

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I Was halten Sie im Allgemeinen von der Idee, dass alle Schülerinnen und Schüler einer AHS für einen positiven

Maturaabschluss eine VWA schreiben müssen? (10)

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L6 Also da muss ich sagen, ich habe ja nie Lehrer gelernt, also ich komme aus einem komplett anderen Hintergrund und ich bin

ein promovierter Physiker und habe (20) 18 Jahre lang in der Halbleiterindustrie gearbeitet, das ist mein Hintergrund im

Wesentlichen. (30) Wie ich dann umgestiegen bin / Das erzähle ich jetzt aber nur vorweg, damit das einfach vom Prinzip her

klar ist. Ich war dann am Schluss im mittleren Management und war halt relativ viel beruflich unterwegs und habe ein

gewisses Alter erreicht gehabt (40) und ich wollte EINFACH WENIGER Arbeiten, sage ich auch dazu. Ich habe dann schon

mehrere Sachen überlegt. Ich habe vorher an FHs unterrichtet auch, nebenbei und dann hat es eben diesen (50) Aufruf an

den Schulen gegeben ‚Wir haben keine Physiker, wer will nicht, wer will noch einmal‘, so nach dem Motto und das war mit

einem Sondervertrag. (60) Also natürlich andere Verdienstklasse, aber in Summe war das ein guter Package-Deal, deswegen

habe ich das angefangen und erstes Angebot war eine HTL (70) und wollte ICH aber nicht, weil das wäre im Wesentlichen

wieder ganz stark elektroniklastig gewesen, wäre more of the same und so, jetzt bin da. Und ich VERSTEHE / (80) ich

mache es jetzt mittlerweile das vierte Jahr, und ich unterrichte Mathematik auch noch dazu, und ich sage auch ganz offen,

manche Geschichten VERSTEHE ich einfach nicht. (90) Und ich weiß jetzt nicht, inwieweit ich da jetzt ein Outlier bei

Ihnen bin, ich habe einfach / ich verstehe gewisse Geschichten NICHT, ich verstehe auch mit gewissen Geschichten nicht,

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was die Leute WOLLEN, (100) was sie damit bezwecken. Ich habe eine GANZ große Vermutung, wenn ich eine Karriere

habe, die so ausschaut SCHULE – UNIVERSITÄT – SCHULE, fehlt mir in meinem, (110) wenn ich ein fünfzig jähriger

Mann oder Frau bin, fehlt mir ganz offensichtlich ein gewisses Wahrnehmungsspektrum und das wollen sehr viele Lehrer

Lehrerinnen (120) einfach nicht wahrhaben. Und UMSO schlimmer ist es, wenn ich ein naturwissenschaftliches Fach

mache, weil das sind die Fächer, wo MEINER Meinung nach, die jungen Leute eine Chance haben, damit haben sie eine

Chance. Mit den MINT-Fächern haben sie eine Chance, (130) vor allem die Mädels. Grad das, was wir da haben, unser

Publikum, wir sind eine Brennpunktschule, die haben DAMIT Soziologen Psychologen, sage ich jetzt auch ganz ehrlich,

(140) haben wir tonnenweise, kein Problem, aber sie können morgen zur Firma Austrian Microsystems runter gehen, zur

Firma NXP gehen und die suchen händeringend / bei NXP arbeiten 38 Nationen in (150) Gratkorn, aber nicht weil die so

FREMDENFREUNDLICH sind, sondern weil sie unsere Leute nicht kriegen, weil sie einfach keine Leute kriegen. So, und

jetzt alles, was wir da machen, sollte IRGENDWIE (160) meiner Meinung nach dem dienlich sein, dass man da mehr Leute

holt, dass man Leute in diese Richtung bringt und so müsste ich auch Physik unterrichten. Ich darf nicht, da habe ich schon

mit EINIGEN diskutiert, ich (170) nehme jetzt sofort sechs Physiker da her und lass mir von denen den Transistor erklären

und ich muss mir VERMUTLICH dann den Bauch halten vor Lachen, wenn man das hört. Aber OHNE diese Geschichte

(180), ohne diese BASISgeschichten, dass ich verstehe, wie eine Bandstruktur ausschaut, dass ich weiß, was ist ein

einfacher Schaltkreis, das Experimentieren lernen mit den Leuten, das müsste man ihnen beibringen. (190) Und das tun wir

über weite weite Strecken NICHT und die VWAs, so jetzt komme ich zum Thema, die VWAs sind GENAU das gleiche.

Die VWAs sind in meinen Augen eine reine Augenauswischerei (200), die im Wesentlichen darauf beruht, dass du sie DE

FACTO eine Literaturarbeit machen lasst, im wissenschaftlichen Sinn, die allerdings (210) teilweise von Leute betreut wird,

die dieses Thema selber, HÖFLICH formuliert, oberflächlich beherrschen. Das ist meine Wahrnehmung (220). (...) Also

diese VWAs passen natürlich wunderbar (230) ins Schulbild, die Form muss stimmen, die Form muss richtig sein, der

Kontent ist <lacht laut auf> sehr (240) schwankend, also meine Wahrnehmung und meine allererste Forderung an diese

VWAs wäre, wenn es etwas Naturwissenschaftliches ist (250), dass UNBEDINGT irgendein hands-on Anteil dazugehört,

irgendwas. Er oder sie sollte eine kleine Schaltung aufbauen, er sollte (260) irgendwas messen und wenn er

GROTTENSCHLECHT falsch ist der Versuch, aber man hat es wenigstens einmal probiert. Und das fehlt aus meiner Sicht

komplett. (270)

42 I Das Bundesministerium nennt als einen Grund für die Einführung der VWA die Studierfähigkeit (280)

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L6 Rock’n’roll, ja <lacht> Da wo Sie sitzen, ist gestern eine ehemalige Maturantin von mir gesessen, die jetzt auf der TU (290) gerade anfängt Physik zu studieren. DAS hätten Sie aufnehmen sollen. Die weiß nicht, wo ihr der Kopf steht am Anfang und

(300) das geht allen so und dem leisten wir natürlich ganz massiv Vorschub, weil wir halt einfach (310) (...) / ICH habe den

Eindruck, wie gesagt, ich möchte (320) Ihnen da etwas Konstruktives für Ihre Arbeit mitgeben, aber es ist halt LEIDER so, wenn ich etwas aus einem System (330) herauskommend immer nur systemkonform mache und ich das System immer nur

als intrinsisches System beschaue, sozusagen (340) betreibe, ist natürlich klar, dass ich gewisse Resultate kriegen werde.

Und die VWA ist ein Paradebeispiel für mich davon. Ich mache die Leute dadurch ÜBERHAUPT nicht (350) STUDIERfähiger meiner Meinung nach, sondern ich lasse sie noch einmal mehr so eine extra Schleife in diesem

Systemumfeld (360) drehen und das Ergebnis ist auch aus meiner Sicht der Dinge entsprechend. Ganz konkret, das was eine

massive Forderung, also Forderung (370) meinerseits wäre, dass man wirklich einen, nennen wir es hands-on Teil oder experimentellen Anteil in so etwas drinnen hat, wo sie IRGENDETWAS (380) tun müssen. Und wo es einmal ein bisschen

ein out oft he box geht, wo etwas passiert, was weiß ich, wo der halt (390) einmal fünf Stunden vor dem Oszi steht und

herumdreht – können übrigens meine Kollegen auch nicht, by the way. Da kriegst einen Lachkrampf, als Profiphysiker (400) denke ich mir ich SPINN. Ich habe da ein Gerät, also ich habe mein privates Oszi da mithereingenommen. Das

allererste was ich gehört habe war ‚das hat ja kein Pickerl‘ (410), also diese ganzen Geschichten müssen so ein ‚gehört der

Schule bla bla bla‘-Pickerl haben (420) und dann kommst drauf, dass die / <holt etwas> Ich habe so eine Lehrerfortbildung einmal gemacht (430) und da so einen Meißner-Oszillator gebaut und da haben sie mich angeschaut. Ich mein, das ist das

TRIVIALSTE vom Trivialen. Das ist nichts, das ist ein Schwingkreis (440) und der Schwingkreis wird über einen Transistor

ausgesteuert, ‚VIEL zu viel und VIEL zu wild und macht dann düt‘, macht einen Ton. ‚Geht nicht, geht da nicht‘ (450). Dass man so etwas baut bei einer VWA, dass sie so etwas tun. Nur da muss ich es als Lehrer selber können und das ist halt

teilweise wirklich ein bisschen (460) schwierig. Entschuldigung, wenn ich da ein bisschen explizit bin. (...) Ich habe einige

Kollegen, mit denen ich mich EXZELLENT gut verstehe und mit denen wir Privatissima machen (490) und dann halt diese ganzen Messgeschichten / natürlich brauchen sie das. Wenn ich wovor Angst habe, etwas nicht kann, werde ich das dann

tun? Nein, sicher NICHT. Und dann gebe ich es ihnen (500) aber auch nicht weiter. (...) <lacht> Ich habe das immer (510)

Anti-Voodoo-Stunden genannt gegen das Oszi ‚jetzt drehen wir alle die Zeitbasis dreimal hin und her‘ und dann kommt man auf einmal drauf, dass das alles (520) easy cheesy ist. Oder das nächste ist das, das Ding <hebt sein Handy auf>, da könntest

sensationell gute Messungen machen damit (530), aber man muss halt wollen und das müsste irgendwie im Kontext sein.

70 I Ist „Überforderung“ ein Schlagwort, das Sie mit der VWA in Verbindung bringen? Wenn ja, inwiefern? (560)

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L6 Ja, es ist unterschiedlich. Wir haben halt da manche Damen und Herren dabei, (570) die halt die geborenen Minimalisten

sind. Also er oder sie tut, habe ich glaube ich auch zwei schon gehabt, das absolut Notwendige. Und das tut er (580) bis /

also da ist t null, da muss er abgeben und (590) BUCHSTÄBLICH eine Woche vorher fängt er an etwas zu tun, habe ich gehabt solche Fälle. Ich habe jetzt ein Mädel, PERFEKT, die hat jetzt die Arbeit fertig (600), maturiert jetzt, ist fertig und

super Niveau, gibt die ganze Bandbreite. Aber von einer generellen (610) Überforderung kann ich nicht sprechen, weil es ist

ja genau das, was es ist. Auf das werden sie ja hintrainiert auch (620), glaube ich, was ich sehe zumindest.

77 I Welche Vorteile haben Schülerinnen und Schüler aus Ihrer Sicht durch die VWA für ihren weiteren Berufsweg? (640)

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L6 Naja, man könnte sagen <lacht> es ist ziemlich redundant, aus meiner Sicht. Diejenigen, die sich / ich habe einen dabei, der

schreibt jetzt bei mir über Speicher (650), also über physikalische Speicher also DRAM, SRAM solche Geschichten und da

werden wir auch so ein bisschen (660) anschauen ‚Warum sind das elektrische Speicher geworden?‘ Es hat ja eine Zeitlang Überlegungen gegeben das optisch zu speichern oder magnetisch zu speichern, gibt es auch Ansätze. (670) DER ist

interessiert, dem taugt das, der ist interessiert AN solchen Sachen, der ist Informatikfreak (680). Für den ist es ein nettes

Add-on. Also man könnte es so formulieren, wenn ich Leute habe, die wirklich (690) an einem Thema dran sind, die können sich da einmal noch mehr vertiefen. Da würde ich etwas Positives sehen sonst würde ich das ganze eher (700) / nicht Fisch

nicht Fleisch ist es für mich, also es ist jetzt nichts / ich würde jetzt nicht hergehen und diese VWA per se verteufeln (710),

dass das ein KOMPLETTER Wahnsinn ist, das nicht, aber ich glaube einfach nicht, dass das viel bringt, im allgemeinen Fall. Da schreibst du halt wieder in dem Kontext über ein Thema (720) mit den Nebenbedingungen, dass ich halt die Form

erfüllen muss. Ich glaube jetzt nicht, dass die dadurch, sich (730) intensiver mit einem Thema in der Physik beschäftigen,

WENN sie das nicht eh tun würden. Das ist so die Wahrnehmung, die ich habe.

90 I Und wie beurteilen Sie, dass sie die wissenschaftliche Methode, also das Zitieren, Recherchieren erlenen? (740)

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L6 Ja, das hat mich NIE interessiert. Das kann schon sein. Aber da bin ich auch anders gestrickt. (750) (...) (760) MIR wäre wesentlich lieber der Typ hat von Quantenmechanik eine Ahnung oder der kann eine Schaltung oder irgend so etwas. Das

halte ich für HUNDERT Mal wichtiger (770) / Ich habe meine Diss beim A geschrieben, ich weiß genau, WIE wir publiziert

haben. Das Proofreading hat die B, seine Frau, gemacht (780) weil das ist eine Anglistin und wir haben halt uns von seiner Herrlichkeit C dem Großen sagen / Der A hat schon gewusst, wie man zitiert, das (790) ist ja kein Problem, das lernt man

dann, das werden Sie eh gesehen habe, keine Frage. Aber, dass das der Sinn einer VWA (800) ist, also wenn man das als

zentralen Sinn einer VWA sieht /

98 I Der Beurteilungsraster ist laut vielen Kollegen stark auf die formalen Kriterien ausgelegt, wie beurteilen Sie das? (810)

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L6 Das bin ich ganz der Meinung, ja das stimmt, habe ich jetzt ganz vergessen. Guter Input, das habe ich jetzt ganz vergessen,

das ist eigentlich vollkommen richtig. (820) (...) (830) Das kann schon durchaus stimmen, das habe ich mit Kontent gemeint,

sozusagen diese FORM ist schon wichtig, das würde ich schon auch so sehen. (840)

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I Sie haben selbst bereits VWAs betreut. Wie werden Sie als Betreuungsperson von Seiten des Bundesministeriums bzw. des

LSR unterstützt? (850)

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L6 Ja, das hole ich mir, was ich brauche. Da rufe ich einen Kumpel irgendwo an in der Firma <lacht> die Unterstützung hole

ich mir, wenn (860) ich das brauche. Aber das ist so eine Vermittlung, die man machen kann, ja, (870) aber wenn man es jetzt so betrachten, wenn man das System VWA so wie es jetzt gegenwärtig exekutiert wird AKZEPTIERT, dann glaube

ich, dass das (880) System gut etabliert ist, das glaube ich. Ich glaube, dass man die Unterstützung kriegt, ich glaube, dass

man diese ganzen Hilfsmittel hat, man hat diese Datenbank, die Tools sind (890) da, ist alles ok. Aber die FRAGE ist, ob das per se Sinn macht. Das ist MEIN großes Fragezeichen. (900)

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I Welche Fähigkeiten muss aus Ihrer Sicht eine Schülerin/ein Schüler mitbringen, damit sie/er eine gute VWA in Physik

verfassen kann? (930)

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L6 <lacht> (...) Ich meine, idealerweise hat er oder sie Interesse dafür, es interessiert sie wirklich, es interessiert sie. (940) Mann

Frau hat es geschafft ihnen bis zur 8. eine Arbeitshaltung beizubringen, das wäre halt auch nicht so blöd (950) (...) (960) und

dann halt auch einigermaßen gescheite BETREUUNG, dass die der Physiker Physikerin (970), der die Person betreut halt

das DRAUF hat, was er da tun soll. (980)

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I Welcher Typ von Schülerin/Schüler entscheidet sich dazu eine VWA in Physik zu schreiben? Ist das ein bestimmter Typ?

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L6 JA <lacht> ganz bestimmt, die MICH aushalten <lacht> Das sage ich schon allen, also ‚Ich helfe euch gerne und ihr könnte mir um zwölf in der Nacht (1000) auch ein E-Mail schreiben oder um elf und ich werde es auch beurteilen, nur wenn ihr

nichts tut, habt ihr mit mir ein WIRKLICHES Problem‘ und das mache ich publik. Ich habe einen gehabt, der hat von

SECHS Terminen (1010) SECHS Termine nicht wahrgenommen und das hat dann eine Konsequenz und was ich auch gerne mache, ich mache oft den Vergleich, ich sage ihnen (1020) ‚Leute, das ist wie in einer Firma, ihr habt eine Deadline, das ist

euer Projekt, ihr seid die Projektmanager von dieser Geschichte, IHR HABT DAS mit einem Milestone-Plan (1030) / ihr

gebt mir einen Milestone-Plan ab und ich will, dass ihr das so und so abarbeitet. Und es MACHT WAS AUS, wenn du das nicht machst‘. Und das spricht sich durch irgendwann einmal. (1040) (...) Das sind die, die auch ein gewisses FEUER (1050)

haben für die Geschichte, also, was ganz schwierig ist, wenn du da jemanden auf dem Stuhl sitzen hast, wo du dir denkst,

den interessiert ALLES, nur nicht das, was er jetzt tun soll, (1060) aber die kommen dann eh nicht.

128 I Spielen die Leistungen eine Rolle, im Physikunterricht? Sind das sehr gute Schülerinnen und Schüler? (1070)

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L6 Nein, das spielt interessanterweise gar nicht so eine Rolle. Was ich schon ein paar Mal bemerkt habe (1080), der Speicher-

Typ, der ist eine schulisch anerkannte Flasche, aber das interessiert ihn, da tut er was. Sein Vater ist bei Knapp (1090), der

ist wirklich fit im Programmieren, der hat von so Computerarchitekturen wirklich eine Ahnung (1100), wahrscheinlich mehr wie ich, das taugt ihm, da geht es. Das andere Mädel, von dem ich vorher gesprochen habe, ok, die ist ein anerkannter

Superstar. Die ist in allem (1110) gut, die hat alles, die ist intelligent, die hat eine Arbeitshaltung, ja und dann hast du eh

schon gewonnen. Also, da gibt es wirklich die ganze Bandbreite. (1120)

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I Und wenn es jetzt von den Leistungen her schwache Schülerinnen und Schüler sind, sind es welche, die im Unterricht auffallen? (1130)

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L6 Ja, DAS tun sie schon, das tun sie eigentlich schon. Das sind alles Leute, die ein GRUNDinteresse an / OH ja, das muss ich

schon sagen. Also der Letzte, der bei mir da etwas gemacht hat, der studiert jetzt (1140) Astronomie zum Beispiel und ich habe NOCH einen, oh ja, GANZ klar, der andere Mathematik, da schreibt jetzt auch einer bei mir, der über Sternentstehung

schreibt (1150), der ist auch super fit, die sind schon gut, also da gibt es schon ein Physikinteresse (1160), ja.

141 I Wie werden Schülerinnen und Schüler an Ihrer Schule auf das Verfassen einer VWA vorbereitet? (1170)

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L6 Ja, es gibt so einen VWA-LEHRGANG und da lernen sie genau das, was wir vorher besprochen haben, zitieren, diese ganzen Formalgeschichten lernen (1180) sie da, Datenbank, das ist alles da drinnen. (1190)

144 I Wie läuft dieser Lehrgang ab?

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L6 Der ist geblockt. Da bin ich, ich kenne mich auch (1200) / da scher ich mich auch zu wenig darum. Ich glaube sogar, dass

das ein paar Mal, dass das mehrere Blöcke sind, die da stattfinden, zwei oder drei glaube ich (1210) und da kennen sich alle gut aus. Das ist verpflichtend für alle (1220) (...) in der 7. Klasse. (1230)

148 I Wie bereiten Sie Ihre Schülerinnen und Schüler im Regelunterricht auf das Verfassen einer VWA vor? (1240)

149 L6 Nein, ehrlich gesagt, nein. (1250)

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I Und wenn sie zum Beispiel mit den Schülerinnen und Schülern experimentieren, verwenden Sie dann die Methoden, die sie für eine VWA brauchen?

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L6 Experimente mache ich extrem viel, EXTREM viel. (1260) Ich habe so ein Fallrohr da oben gebaut <geht zum Schrank und

nimmt ein langes Rohr herunter> / ich habe es jetzt auch zusammengebracht, dass wir da ein Nawi-Labor kriegen werden

(1270), weil mir ist das die längste Zeit schon auf die Nerven gegangen, dass das Experimentiere im Unterricht immer so eine zweischneidige Geschichte ist. Du brauchst WAHNSINNIG viel Zeit, wir haben nicht viele Stunden (1280), also was

ich sehr gerne mache ist, die kriegen in Gruppen, vier Leute, und die kriegen (1290) jetzt die Aufgabenstellung. Dann mache

ich mit ihnen die Grundgeschichte, ja da muss man ein bisschen mit dem Oszi umgehen können und da das / und dann tun sie aber alleine (1300) und dann stellen sie das Ganze in der Klasse vor, sowas. Wenn ich DA merke, dass das jemanden /

also es gibt schon Leute (1310), die für sich selber sehen, das TAUGT ihnen und das macht dann so eine Trennung von der

Spreu vom Weizen (1320). Da gibt es ein paar, denen taugt das werklich und die steigen dann da mehr ein und das ist dann üblicherweise auch DER Pool derjenigen, die sich für so eine VWA interessieren können. Aber es ist jetzt (1330) sicher

nicht so, dass ich jetzt BEWUSST in VWA-Richtung irgendeinen Versuch mache. Was ich eher mache, geht in die andere

Richtung (1340), dass ich / also typische VWA-Themen sind Schwarze Löcher, oder Allgemeine Relativitätstheorie also sie können zwar (1350) mit MÜH und Not einen Sinus differenzieren, eine e-Funktion geht eh schon nicht mehr, aber es muss

um Schwarze Löcher gehen, da kriegst ja einen Lachkrampf. Was willst du denn da jetzt schreiben? (1360) Da kannst ein

allgemeines Bla Bla Bla herunterschreiben, da kannst du dir vermutlich noch den Hawking ‚Die kleine Geschichte der Zeit‘

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durchlesen, aber (1370) wenn du zum Schwarzschildradius kommst, ist garantiert Pause bei sowas. Sobald du da ein bisschen einen KONTENT hineinkriegen willst, jetzt gehe ich eh an den Anfang zurück, bricht das zusammen (1380), weil

sie das nicht können. Und das gleiche in der Quantenmechanik, das machen sie auch irrsinnig gerne. Also, was weiß ich,

irgendwas da drinnen (1390), da blocke ich mittlerweile ab, weil da glaube ich einfach nicht, dass das etwas bringt. Weil du musst da SO viel (1400) überbrücken oder auf den Weg des geringsten Widerstandes zurückführen, dass da NICHTS

übrigbleibt (1410). Und das geht mir auf den NERV, also weil das eh zu den ganzen anderen Geschichten dazu passt.

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I Wie läuft die Betreuung der Schülerin/des Schülers vom Vorschlag eines möglichen VWA-Themas bis zur Abgabe der Arbeit ab? (1450)

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L6 Ja, das habe ich glaube ich eh schon gesagt. Ich lasse sie einen Milestone-Plan entwickeln, den sie selber machen (1460) und

denn schaue ich mir dann an. Üblicherweise sind sechs Milestones drinnen und DA haben wir dann Besprechungstermine

(1470). Wenn sie sich an diese halten SUPER, wenn sie sich an die nicht halten, ja, (1480) jetzt werde ich langsam zumindest ein BISSCHEN abgeklärt, ist es mir mittlerweile wurscht, NUR (...) wurscht (1490) im Sinne von, dass ich mir

die Arbeit dann wirklich nur einmal durchlese. Der gibt mir die, dann lese ich die einmal durch und wenn das dann ein

Komplettquargel ist, dann (1500) ist es ein Komplettquargel. Vorher, wenn die halt kommen, wie gesagt bei der C das war SUPER, das ist einfach perfekt gelaufen. (1510) Also MEINE Betreuung hängt sehr davon ab, ob ich merke, die Person hat

selber da gewissen Energie drinnen oder nicht. (1520) Wenn die will, dann kann man da VIEL machen. Wenn die nicht will,

dann will sie nicht. (1530)

184 I Wie kommen die Schülerinnen und Schüler zu ihren endgültigen Themenstellungen?

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L6 Da bin ich schon so, dass wenn er oder sie (1550) da eine Idee hat, also ich klopfe die grundsätzlich auf so Schwarze

Löcher, Machbarkeit ab, aber sonst finde ich schon, wenn er oder sie das machen WILL, dann sollen sie das machen (1560),

da pfusche ich auch nicht viel hinein, vielleicht ein bisschen hin und her. Was ich mache, ich gebe immer wieder Buchvorschläge, das Buch lesen, das Buch lesen, das Buch lesen. (1570) Habe ich auch schon gemacht, dass ich einfach

Kontakte herstelle nach außen, rede mit dem, rede mit dem, rede mit dem, so etwas. (1580)

190 I Ist noch Arbeit am Thema bzw. Titel notwendig bis er konkret genug ist, so wie Themeneingrenzung? (1590)

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L6 Mir ist das alles WURSCHT. Also vielleicht hat das auch damit zu tun, dass ich nicht aus dem Umfeld komme. Manche tun das, mir ist das wurscht. (1600) Der soll tun, der soll da schreiben. Wenn er oder sie will, wird das etwas Gescheites werden

und ob der Titel jetzt ausgeschliffen ist bis ins Letzte Detail (1610) ist mir vollkommen egal. Obwohl ich schon dazusage, das wird in der Schule teilweise schon TOTAL anders gesehen.

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I Ich meine eher, wie lange es dauert, bis das Thema weit genug eingegrenzt ist, also beispielsweise ‚Transistoren‘ wäre zu

breit. Wie fokussieren sich die Schülerinnen und Schüler auf einen Aspekt? (1640)

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L6 Achso (...) ich glaube, dass man das indirekt ziemlich gut über (1650) die Literaturangaben steuert, also, was du ihnen an Büchern gibst. (1660) (...) Aber das Problem habe ich NIE so gehabt, dass das zu weit geworden ist, ich habe eher das

andere gekannt, dass die Suppe so (1670) dünn war, dass es schwer zu beurteilen war, also positiv zu beurteilen war.

200 I Muss eine VWA aus Ihrer Sicht einen experimentellen/empirischen Teil enthalten um eine gute VWA zu sein? (1700)

201 L6 Ja, HUNDERT prozentig, also in Physik UNBEDINGT würde ich glauben.

202 I Akzeptieren Sie nur solche Arbeiten, wo man etwas machen kann? (1710)

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L6 Nein, mache ich jetzt NICHT, weil es einfach schwierig ist, weil es nicht üblich ist, aber das wäre, also wenn man ganz

konkret einen Verbesserungsvorschlag will, das wäre bei mir (1720) GANZ oben auf der Liste und da muss man sich halt

irgendetwas einfallen lassen. Jetzt habe ich gerade so einen Streuversuch da mit Billardkugeln gemacht (1730), allein DAS wäre eine WAHNSINNS VWA, da kann man / <seufzt> (...) Wie sehen das andere? (1770)

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I Manche akzeptieren nur solche. Einer hat gesagt, er macht gar nichts ohne praktischen Teil (1780), da kommen dann ganz

lustige Themen dabei heraus. Andere sagen MUSS nicht, aber sie hätten es gerne (1800). Das ist das, was man meistens

hört. Haben wollen tun es fast alle ‚wäre schön‘ (1810) aber trotzdem sind die meisten Themen astrophysikalische und da wird man eher wenig machen können dazu.

211 I Sie haben bereits 2 physikalische VWAs betreut mit einem Geschlechterverhältnis 0:2 (Mädchen:Buben).

212 L6 Den finde ich ja HOCHinteressant, das ist ja eines meiner Hobbys. (1850)

213 I Wie beurteilen Sie das in Bezug auf die Physik? (1870)

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L6 Also ich bemühe mich, das sage ich ganz offen, ich habe ein Hobby und in meiner privaten Punkteliste jede Frau, die ich auf die TU bringe, zählt einen Punkt (1880) und jede Frau mit Kopftuch zählt zwei Punkte, weil da haben wir auch relativ viele.

Heute wieder (1890), das ist eine GANZ klassische Frage in so einer Stunde ‚Sagt mir eine bekannte österreichische

Physikerin, sagt mir eine, kennt ihr eine?‘ Und mit großem Interesse, den (1900) Talentiertesten und Talentierten fällt irgendwann einmal die Meitner ein, aber grundsätzlich nehme ich das so wahr (1910) (...) / Und da müssen Sie jetzt wirklich

(1920) ganz aufpassen, WIR SIND also diese Schule da hat den Namen für einen bestimmten Zweig (1930), aber dieser Zweig macht nur genau ein Drittel der Schule aus, die anderen zwei Drittel, bisschen mehr als ein Drittel, aber DEUTLICH

weniger als die Hälfte (1940), der andere Teil ist (...) der K-Teil (1950), also wir haben den Gymnasium-Zweig und der

Realzweig. Der Gymnasium-Zweig geht gerade GANZ ganz massiv zurück an Anmeldung, weil (1960) die, die bei uns sind eben wesentlich stärker in den Realzweig hineingehen. GRUND ist ganz einfach erklärt, weil sie weniger Sprachen lernen

müssen, ganz klipp und klar, das ist der Grund (1970). Der Realteil, den wir haben, da haben wir dieses Projektmanagement

drinnen, jetzt kommt aber dieses Nawi-Labor dazu, also wir probieren jetzt wirklich den Teil (1980) nicht nur ein bisschen, sondern das sage ich ganz klipp und klar DEUTLICH naturwissenschaftlicher auszurichten. Wir schreiben in Biologie

Schularbeiten, Chemie trauen sie sich keine Schularbeiten zu schreiben (1990), machen sie es in Biologie. Jetzt haben wir in

diesen P-Klassen, Projektmanagementklassen (2000), und ich unterrichte ausschließlich in solchen P-Klassen oder fast ausschließlich, da haben wir (2010) Kids dabei mit einem überproportional hohen Migrationsanteil. Meine Klassen haben

einen Migrationsanteil von siebzig Prozent plus (2020), aber zweite dritte Generation. Die sprechen deutsch wie Sie und ich

allerdings, wenn man dann sprachlich ein bisschen genauer nachschaut, dann merkt man das, also dass (2030) es da doch Unterschiede gibt, dass es da Defizite gibt. Aber das dauert eine Zeit, das merkt man nicht gleich und bei DEN KIDS ist es

so (2040), dass man Mädels durchaus begeistern kann, durchaus. (2050) Die haben allerdings einen so einen STARTnachteil

im Vergleich zu anderen Leuten, dass es wirklich lang braucht (2060), bis man die auf ein gewisses NIVEAU bringt. Ich weiß nicht, ob das jetzt verständlich ist, was ich damit meine. Also ich habe eine Tochter und meine Tochter IST halt

zufällig (2070) mathematisch einfach talentiert. Die ist jetzt in einer vierten Klasse und die KANN im Wesentlichen

differenzieren, (2080) aber nicht, weil ich ihr das so hineinhämmere, sondern das interessiert sie. Die hat irgendwann den Differenzenquotienten kapiert und dann hat sie halt diesen geometrischen Übergang von einer Sekante zur Tangente auch

kapiert (2090) und dann ist der Schritt natürlich KLEIN. Aber das hat natürlich auch damit zu tun, dass sie im

entsprechenden UMFELD unterwegs ist. In UNSERER (2100) Schule, die Kids, die da daherkommen, kommen üblicherweise aus Elternhäusern wo, ich mache es jetzt schwarz-weiß, NULL Förderung da ist (2110), oder sehr sehr

WENIG Förderung da ist und das ist natürlich eine sehr sehr spezielle Situation, aber das muss man UNBEDINGT in diesen

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Bewertungen mit dazu bringen. Wir können uns nicht mit einem Seebacher (2120) vergleichen, also wo du die Bowo-Eltern (unv.) in Reinkultur hast, sondern wir sind mit einem Klientel (2130) konfrontiert, wo man VIELLEICHT in einer 8. eine

Aussage treffen kann, wo stehen die jetzt, sind die so (2140) fit, dass sie sich das SELBST zutrauen, um das geht es

eigentlich. Und da kann man schon durch – steter Tropfen (2150) höhlt den Stein – also das mache ich auch irrsinnig gerne, in der fünften sechsten Klasse da haben wir ja Traumtypen drinnen sitzen, da frage ich DIREKT‚glaubt jemand, dass (2160)

ein Mädel weniger talentiert ist wie ein Bub?‘ und wenn da einer ja sagt, den musst zerlegen, den zerlege ich dort öffentlich,

mache ich auch, also aus GUTEM Grund (2170) (...) Ich habe sogar einmal in einer sechsten losgelassen ‚naja, wenn du deine primären Geschlechtsteile zum (2180) Denken verwendest‘ Ich weiß, das ist grenzwertig, ist auch Gott sei Dank nichts

passiert, würde ich so nicht mehr machen, aber da ist teilweise NOTWENDIG, dass man (2190) ein paar Sachen klarstellt

und werden Sie in einem Kepler nicht haben, wird man dort nicht brauchen, das wird man in einem (2200) Oeversee aber sehr wohl brauchen, oder in einer Dreierschützengasse, nehme ich einmal an. In dem Kontext kann man diese Frage (2210)

nur beantworten. Also wir sind (...) ich sehe KEINEN großen Unterschied zwischen Buben und Mädchen (2220), von dem

kleinen Prozentsatz, der kommt, zum Beispiel die D, die hat einen koptischen Hintergrund, die ist jetzt auf der TU zum Beispiel (2230). Ein SONDERfall sind unsere Musiker, weil das sind die Leistungsmaschinen (2240), das sind auch

diejenigen, die aus den gutsituierten Elternhäusern kommen und da gibt es (2250) oft diese Gabelbegabung. Ich habe da

auch zum Beispiel zwei Mädels gehabt, die E zum Beispiel, die studiert jetzt Biomedical Engineering (2260), (...) das sind die Besten, wenn du so willst, aber das sind deshalb die Besten, (2270) weil sie auch am vergleichbarsten mit anderen

Gymnasien sind. Und die haben natürlich die beste Förderung. Die F zum Beispiel hat allen Ernstes, also ich habe

Elektrotechnik auch ein bisschen dazu studiert (2280) und bei uns war es damals so, ich habe angefangen zu studieren / fertig geworden bin ich 1995 oder 96 (2290), also im Jahre Schnee, aus dem E-Technik Grundlabor bist du einmal

hinausgeflogen, das war Tradition und zwar da hast dir überlegen können, welche Flugkurve (2300) du kriegst und die sind

zwar ein bisschen heruntergestiegen, aber die hat das mit einem Gut abgeschlossen und die haben die angefragt, ob sie nicht das Praktikum (2310) mitbetreuen will. Also die gibt es, diese Mädels gibt es. Und da macht es mir einen WIRKLICHEN

Spaß (2320) so richtig zu unterfüttern, also ich finde das auch ganz wichtig. Das ist eine der lustigsten Geschichten da

herinnen. (2330)

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I Gibt es aus Ihrer Erfahrung nicht nur bei VWAs, sondern generell im Physikunterricht Unterschiede in den Interessen

zwischen Schülerinnen und Schülern? Wenn ja, welche? (2340)

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L6 Nein, so nicht. Bei uns gibt es natürlich eine Geschichte, Musiker sind natürlich an einer Akustik interessiert. Bis auf dann auf einmal feststellen, das ist klar, weil der fährt (2350) da über seine Geige drüber und merkt, das schwingt. Besonders

lustig ist es bei denen, wenn die dann auf einmal feststellen, aha, der Sender da drinnen funktioniert nach dem gleichen

Prinzip (2360) von der Idee her oder das da <zeigt auf einen elektronischen Aufbau vor sich> schwingt auch so wie das Kastl da schwingt und das ist alles „a Nudl a Tag“. Wenn du ihnen DAS einmal (2370) vermitteln kannst, geht das schon

auch sehr gut. Desto mehr du ihnen (2380) reale Geschichten vermitteln kannst, desto cooler wird die ganze Geschichte,

wenn du ihnen klarmachst, was da drinnen ist und wie das tut <zeigt auf sein Handy> (2390) und warum das tut und warum das aus der Aluminiumfolie nicht herausgeht und so. DAMIT kannst du punkten, damit kannst du Leute holen (2400). Und

SICHER nicht damit, dass die Tafel mit irgendwelchen Vektoroperationen vollschreibst. Schauen Sie sich (2410)

Tafelbilder an, machen Sie das einmal, gehen Sie hinein und da können Sie sich sicher andere Schulen auch holen, da habe ich mich schon erkundigt. Das ist teilweise ATEMberaubend (2420), was da gemacht wird und was für Experimentierniveau

gemacht wird, das ist mörderisch. Die Kreide-Physiker sind die NORM, also das ist meine (2430) Wahrnehmung. Und ich

kann jetzt nicht sagen, dass Mädels mehr auf die Themen abfahren (2440) und Jungs mehr auf die Themen. Für unsere <lacht laut> ist das eh alles, für die Burschen wie für die Mädels (2450), ein Transistor eine neue Errungenschaft. Die haben

beide genauso viel Ahnung und das lustige ist zu sehen, wie das dann vom Nullniveau (2460) weggeht. Und da kann ich mir

schon vorstellen, dass das in anderen Schulen anders ist.

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I Dann eigentlich schon die letzte Frage: Welche Tipps können Sie einer Lehrkraft geben, die noch keine VWA betreut hat? (2480)

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L6 Ja, haben wir eh schon gesagt, ich würde das noch einmal zusammenfassen im Sinne von experimentell zu machen (2490)

(...) Basisthemen zu machen, also Basisthemen im Sinne von Themen, wenn man (2500) schon Themen steuern will, in die Richtung zu gehen, dass das Themen sind, die zeigen, wie (2510) die Physikkonzepte highlightet, dass das Konzepte sind,

die halt irrsinnig allgemein anwendbar sind, so etwas von der Idee her.(2520) Sie MÖGLICHST viel selber machen lassen,

aber das ist glaube ich generell extrem wichtig. Nicht da auch wieder komplett die Einbahn vorzugeben, sondern der soll einmal einfach nur schauen (2530), dass er Arbeitsstruktur hineinkriegt und dann muss er oder sie aber SELBST tun. (2540)

(...) Dieses SELBSTMACHEN würde ich auch ganz massiv betonen, also das das nicht so marionettenmäßig auch von

(2550) außen gesteuert wird aber Sie sehen eh, ich tu mir da wirklich ein bisschen schwer. Das ist alles ziemlich gekünstelt, weil grundsätzlich diese (2560) Grundsatzidee von dem, was wir gegenwärtig in der VWA machen, ich halt nicht zutiefst

davon überzeugt bin, dass das etwas bringt. (2570) EXTREM cool wäre, wenn man sowas wirklich einmal in Verbindung

mit Firmen machen würde, ich kenne da GENUG Beispiele, wo man einmal schaut, dass man jemanden einmal hineinriechen lässt (2580), dass die auch einen Touch kriegen welches Riesenfeld man als Physikerin als Physiker (2590)

beackern kann. (...) (2610) Wenn man sich das Berufsfeld von Physikerinnen und Physikern anschaut, das ist

UNGLAUBLICH, wo die überall landen und das ist eine der größten Stärken von der Ausbildung überhaupt, finde ich. (2620) Und halt auch BETONEN, das ist für unsere ganz wichtig, ‚Leute, da spielt die Musik. Also das ist das (2630),

womit ihr einfach schlichtweg einen Job bekommt‘ und das wird wichtig. Für UNSERE Leute ist das wichtig, wirklich

wichtig. Weil die haben, ich weiß nicht ob Ihnen (2640) dieser Bourdieu’sche Begriff vom sozialen Kapital etwas sagt, das haben unsere nicht. Die HABEN kein Netzwerk, die haben schon ein Netzwerk, nur das bringt ihnen nichts in dem Fall

(2650) und die punkten nur über Ausbildung, NUR und die Ausbildungen, die halt wirklich etwas bringen, BRINGEN darf

man jetzt nicht falsch verstehen, aber ich meine das (2660) schon so provokant, die verwertbar sind, sind die MINT-Fächer und da muss man etwas tun. (2670)

309 I Gut, dann sind wir eigentlich durch! Dankeschön für das sehr interessante Gespräch!

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Anhang: Interviewtranskripte

Transkripte der Schülerinnen- bzw. Schülerinterviews

Transkript von Testperson S1

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2 I Also die erste Frage wäre gleich, was du im Allgemeinen davon hältst, dass jetzt jede Schülerin und jeder Schüler eine

VWA schreiben muss. (10)

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S1 Also im Grunde genommen finde ich ist das eine gute Idee, da man dadurch auch auf die Uni vorbereitet wird und erstmals

in so etwas reinkommt und es ist etwas komplett (20) anderes für die Schüler und ich finde das EIGENTLICH recht gut,

dass man einmal ein größeres Projekt selber machen muss, weil bis jetzt hat man nur Referate oder so machen müssen (30),

wofür man HÖCHSTENS eine Woche recherchiert hat und die VWA ist halt wirklich etwas großes und ich denk auch eine

recht große Herausforderung, aber (40) man lernt halt sehr viele Sachen, die man in der Schule, denke ich einmal NICHT

lernt und (50) ja genau / (...) und man steht vor sehr vielen Herausforderungen und ich denke / man (60) ist ja bei der VWA

halt meistens auf sich selbst gestellt und lernt halt wirklich das Recherchieren und (70) man hat wirklich einmal ein größeres

Projekt, also man muss sich da wirklich hinsetzen und länger etwas machen und sich auch wirklich viel Mühe (80)

hineinstecken.

12 I Was zum Beispiel glaubst du, dass du durch die VWA lernen wirst, was du sonst in der Schule nicht gelernt hast? (90)

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S1 Also ich denke so generell ZITIEREN und auf jeden Fall das SELBSTständige und vielleicht, dass man nicht nur im Internet (100) schauen kann, vielleicht auch bei der UNI was schauen muss, bei der Uni-Bibliothek oder / also ich denke,

was man dabei lernt ist, dass (110) eben das alles nicht ganz so einfach ist, weil bei einem Referat reicht es manchmal auch,

dass man nur EIN Buch oder so liest (120) und bei der VWA muss man eben MEHR machen und vielleicht auch so Sachen wie Leute zu irgendwas befragen oder experimentieren (130) und das ist halt normalerweise im Schulalltag nicht gegeben.

18 I Wo glaubst du, dass du die ganzen Fähigkeiten, die du jetzt lernst nach der Matura brauchen wirst? (140)

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S1 Also ich denke man wird selbstständiger und (150) man tut sich vielleicht bei der nächsten Arbeit, die man schreiben muss

leichter und es ist einfach gut mal so eine Erfahrung gemacht zu haben, damit man (160) eben auch selbstständiger wird.

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I Du hast dein Thema in der Schule schon abgeben müssen, wie seid ihr denn auf diese Themeneinreichung vorbereitet

worden? (180)

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S1 Also es war SO, die Hälfte oder Dreiviertel von der Klasse wusste schon circa was für ein Thema sie halt / über was sie

schreiben wollen und beim Rest hat die Lehrerin halt geholfen (190) und bei MIR war es so, ich wusste eigentlich schon, welches Thema ich behandeln will bei der VWA, deswegen habe ich das einfach raufgeschrieben und wir wurden nicht SO

großartig (200) darauf vorbereitet, sondern die Lehrer haben sich nur um die gekümmert, die wirklich noch kein Thema

haben.

28 I Gab es Infos von der Schule, wie das Thema ungefähr ausschauen muss? (220)

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S1 Ja, genau, es wurde schon gesagt, dass es SO ist, dass man halt einmal einen Titel braucht und dann kann man später immer

noch einen Untertitel oder so dazutun (230) und dass es einmal ein vorläufiger Titel ist, und dass der Herr Direktor das ganze noch anschauen muss und so bevor das dann offiziell eingereicht wird, aber so richtig bei (240) der Themenfindung

haben die Lehrer nur DENEN geholfen, die wirklich noch nichts haben.

33 I Du hast dich für ein Thema aus dem Physikbereich entschieden. Wie ist es zu der Entscheidung gekommen? (250)

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S1 Also STANDARDmäßig machen die meisten Schüler ihre VWA in den Themenbereichen (260) Psychologie, manchmal

Geschichte und Bio auch aber die MEISTEN machen es in Psychologie und ich habe mir gedacht, das ist eigentlich

LANGWEILIG, weil Recherche (270) ist für mich glaube ich keine richtige Herausforderung, weil die meisten Gebiete, was

Psychologie oder so angeht, ist Recherche-Arbeit und (280) ich dachte, ich will eine HERAUSforderung haben und ich will nicht DAS machen, was die anderen machen und deswegen habe ich mir gedacht, ich mache eine VWA im Bereich Physik.

(290)

40 I Was war ausschlaggebend, dass du dich jetzt genau für dieses Thema entschieden hast?

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S1 Also ich habe Bekannte (300) gefragt, ob sie eine Idee hätten für ein Thema und auch den Papa, weil der ist Techniker (310) und dann habe ich mir gedacht, vielleicht hat er eine Idee, aber im Endeffekt war es dann so, dass ein Bekannter gesagt hat,

auf der Med-Uni hat er eine coole Idee gehabt (320), was ich da machen könnte und zwar ein Mikroskop sozusagen zum

Experimentieren (330) und das hielt ich dann für eine coole Idee und so kam es dann dazu.

45 I Hast du die Themenidee, die deine erste war auch behalten können von Schulseite her? (340)

46 S1 Ja, habe ich.

47 I Das heißt deine Betreuungsperson, die du jetzt hast, hat keinen Einfluss auf das Thema gehabt?

48 S1 Nein. (350)

49 I Wie bist du zu deinem jetzigen Betreuer gekommen? (360)

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S1 Also ich wollte GENERELL zu dem Betreuer halt gehen aber ich (370) habe natürlich, man muss halt drei Lehrer angeben, einen Ersatzlehrer und noch einmal Ersatzlehrer sozusagen und ja genau (380) also / mein Lehrer war eh ziemlich gleich

begeistert von meinem Thema und er hat gesagt, ich bekomme ihn wahrscheinlich eh auch, weil er mein Physiklehrer ist

(390) und DA nicht so viele Leute im Bereich Physik die VWA schreiben, war es jetzt nicht wirklich ein Problem den gewünschten Lehrer zu bekommen. (400)

55 I Und er hat dir dann das Thema so gelassen, wie du es machen wolltest?

56 S1 Ja, genau.

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I So viel hast du jetzt wahrscheinlich mit ihm noch nicht zu tun gehabt. Ihr habt nur das Thema besprochen und er hat gesagt

es passt und jetzt? (420)

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S1 Jetzt machen wir gerade noch so Theorie zur VWA, also wie das mit dem Zitieren funktioniert und ich habe mir gedacht,

dass ich mich wirklich EINLESE in das Thema so (430) in den Weihnachtsferien, wenn die Schularbeiten-Phase vorbei ist

und wenn ich mehr Zeit habe.

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I Du hast schon erwähnt, dass dein Vater einen technischen Beruf hat, hast du sonst in deiner Verwandtschaft Leute, die sich mit Naturwissenschaften beschäftigen? (450)

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S1 Ja, also, ich habe / meine Cousine und deren Mann sind Ärzte und da habe ich (460) mich für den Bereich Medizin schon

immer SEHR interessiert und ja, genau.

66 I Musstest du jetzt eigentlich schon Literaturquellen angeben? (490)

67 S1 Nein, noch nicht. Weil wir in der Schule eben erst die Theorie machen, mit dem Zitieren, wie das aussehen muss (500)

68 I Du hast das Biophysik-Institut ja bereits besucht. Weißt du schon, welche Experimente du selbst machen wirst? (530)

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Anhang: Interviewtranskripte

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S1 Also ich DANKE, ich werde irgendwelche Nano-Partikel unter dem Mikroskop anschauen und dann analysieren, also so Messwerte-Fehleranalysen (540) machen, auch so etwas Mathematisches, arithmetisches Mittel und so und vielleicht auch

Diagramme, wie genau (550) die Streuung und so ist.

72 I Du weißt also schon recht konkret, was du machen wirst. (560)

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S1 Ja genau, und sonst werde ich noch zur Theorie etwas über die Brown'sche Bewegung schreiben und auch erklären, was genau (570) NANO ist und was ich mir erwarte bei der VWA, was beim Experiment herauskommen soll. (580)

75 I Magst du Physik als Schulfach? (590)

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S1 Ja, also es ist so ein bisschen lehrerabhängig (600) und das lustige ist, in der zweiten Klasse war es echt so ein bisschen mein

HASSfach, weil da habe ich auf alle Tests einen Fünfer geschrieben (610) und im Endjahreszeugnis dann glaube ich einen Dreier gehabt und dann später in der VIERTEN Klasse und in der dritten Klasse hatte ich dann (620) einen Zweier und

irgendwann, so seit letztem Jahr, habe ich die Motivation wieder gehabt für Physik und dann habe ich meine erste EINS in

Physik bekommen (630) und ich glaube mich interessiert das Thema mittlerweile schon mehr, also physikalische Themen und in der Unterstufe, ja, da habe ich mich eben dafür noch (640) nicht interessiert, aber jetzt mag ich das Fach RICHTIG

gerne.

83 I Hattest du einen Lehrerwechsel zwischen Unterstufe und Oberstufe?

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S1 Ja, also ich habe VIELE Lehrerwechsel gehabt, aber in der zweiten (650) Klasse hatte ich den gleichen Physiklehrer wie jetzt und jetzt mag ich das Fach.

86 I Welche Themen magst du innerhalb der Physik? (660)

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S1 Also, ich würde einmal sagen, da gibt es nicht wirklich (670) besondere. Ich weiß nur, technische Bereiche interessieren

mich jetzt NICHT wirklich. (680)

89 I Wenn du jetzt dankst an Mechanik oder Schwingungen

90 S1 Ja, das interessiert mich mehr, als Mechanik sozusagen. (700)

91 I Gibt es sonst welche, die dir mehr oder weniger gefallen?

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S1 Nein, SO nicht unbedingt, nur eher so technisches Zeugs, also Mechanik nicht so (710), aber ich denke, bei mir kann sich

noch vieles ändern, weil ich habe es eben gemerkt, dass meine Interessen von der Unterstufe komplett anders sind als jetzt. (720)

95 I Also konkrete Themenbereiche fallen dir nicht ein? (730)

96 S1 Nein, ich merke nur, dass mir der Unterricht sehr gut gefällt unabhängig von / (740)

97 I Welche Themen sind deiner Meinung nach Mädchenthemen und welche Burschenthemen? Gibt es so etwas?

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S1 Ich denk Physik ist eher mehr so (750) ein Fach, was einmal Jungs interessiert und ja, typische Mädchenthemen eher nicht,

aber ich kann mich erinnern, dass (760) die Jungs sich viel leichter getan haben beim Elektromotor Bauen, was wir in der

Fünften gemacht haben, aber sonst / ja ich denke, Jungs (770) interessiert Physik GENERELL mehr als Mädchen.

101 I Woran liegt das deiner Meinung nach? (780)

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S1 Ich glaube es liegt daran, dass sich Jungs leichter tun und auch weniger Hemmung haben auszuprobieren. Mädchen haben

nicht so das Interesse dazu. (790)

104 I Gibt es in deinem Freundeskreis noch mehrere Physikinteressierte? (800)

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S1 Also Physik <lacht> einer aus meiner Klasse schreibt glaube ich über Elektromotoren, (810) das war es. Und in der gesamten Stufe weiß ich das nicht, aber sicher nicht so viele. Aber es liegt (820) auch daran, dass ich in einer

SPRACHENklasse bin und deswegen ist auch klar, dass WENIGER im Bereich Physik die VWA schreiben, als in (830)

einer Realklasse vielleicht.

109 I Was möchtest du nach der Matura machen? (840)

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S1 Im Moment bin ich zwiegespalten ob ich Medizin studieren will oder Lehramt (850) und da denke ich mir, vielleicht werde

ich versuchen die Medizin-Aufnahmeprüfung zu machen und dann weiterschauen, ja (860)

112 I Für welche Lehramt-Fächer interessierst du dich?

113 S1 Also auf jeden Fall ENGLISCH und vielleicht Deutsch aber das weiß ich noch nicht. (870)

114 I Welchen Berufswunsch hast du? (880)

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S1 Naja, Lehrerin oder Ärztin. (890) Medizin ist SO ein großes Fachgebiet und es gibt so viele verschiedene Ärzte, da findet

sich sicher irgendwas, was mir gefällt. (900)

117 I Was zeichnet für dich eine gute Betreuungsperson aus?

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S1 Ich würde sagen, dass er sich ZEIT nimmt für einen, dass er auf die IDEEN eingeht vom Schüler und eventuell selber eine Idee hat, was man machen könnte (910), also ob er die Idee, die der Schüler hat gut findet oder ob man sie irgendwie anders

umsetzen kann. (920) Und ja genau, dass er sich in SEINEM Fach auskennt, also mit dem Thema muss er sich jetzt nicht

unbedingt hundertprozentig gut auskennen, aber mit seinem Fach (930) schon.

122 I Und vom Zeitplan her? Sollte er Vorgaben machen? (940)

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S1 JA schon, das schon aber ich denke, bei mir ist es jetzt SO, dass der Lehrer noch nicht viel weiß, was GENAU (950) ich

machen will und ich werde schon schauen, dass ich das so gut wie möglich selbst mache. (960)

125 I Ok, dann vielen Dank für deine Teilnahme!

Transkript von Testperson S2

1 I Was hältst du im Allgemeinen davon, dass alle Schülerinnen und Schüler eine VWA schreiben müssen? (10)

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S2 Finde ich nicht gut, weil in der achten Klasse allgemein viel Stress ist und das den Stress nur noch WEITER aufbaut (20)

und dass man die Arbeit nicht unbedingt braucht für die Matura. (30)

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I Das Thema habt ihr schon am Anfang der 7. Klasse bekanntgegeben. Wie würdest du den verfügbaren Zeitrahmen für die

VWA beurteilen? (40)

6 S2 Ja, wenn man rechtzeitig anfängt, ist die Zeit genügend lang. (50)

7 I Was lernst du durch das Verfassen der VWA, was du sonst in der Schule nicht gelernt hättest?

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S2 Ja, das Inhaltsverzeichnis (60), zitieren, ja ich finde ALLGEMEIN bringt es sicher etwas die VWA zu schreiben, aber in der achten Klasse finde ich das unnötig (70). Also wenn man es zum Beispiel über ein paar Jahre macht oder erst an der Uni

lernt, dann reicht es auch, finde ich. Oder halt das in der Schule nur diese (80) Dinge durchmacht, die man für die VWA

BRÄUCHTE, aber man keine VWA schreiben muss. (90) Ich fände es sonst gut, wenn man die VWA von Anfang der Oberstufe bis zur achten Klasse fertig haben muss. (100)

13 I Wie bist du auf die Themeneinreichung vorbereitet worden? (110)

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Anhang: Interviewtranskripte

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S2 Nicht so gut, GAR nicht. (120) Das war ziemlich PLÖTZLICH, dass man ein Thema einreichen hat müssen. Also es war kein Kurs oder so.

16 I Wann ist die VWA erstmals angesprochen worden? (130)

17 S2 So eine Woche bevor du dein Thema eintragen hast müssen circa. Also nicht (140) relativ vorbereitet für so etwas.

18 I Welche Infos hast du von der Schule zur Themenwahl bekommen? Gab es so etwas? (150)

19 S2 Doch, DAS schon. Allgemeine Infos glaube ich schon, dass wir bekommen haben.

20 I Wann hast du dann das Thema in der Schule bekannt geben müssen? (160)

21 S2 Erst kurz bevor ich es offiziell einreichen habe müssen. Da war nicht viel Zeit dazwischen. (170)

22 I Du hast dich für ein physikalisches Thema entschieden. Wie kam es zu dieser Entscheidung? (190)

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S2 In der alten Schule hätten wir etwas Physikalisches, Biologisches oder Chemisches machen müssen, damit wir maturieren

können. (200) Wenn du nicht in Biologie, Chemie oder Physik ANTRITTST, was ich damals nicht vorgehabt habe und deshalb habe ich das Thema gebraucht, was eben (210) im naturwissenschaftlichen Bereich halt liegt. Mein Vater hat auch

einmal so etwas gemacht und dann hab ich mir halt gedacht, so etwas in die Richtung (220) kann ich auch machen.

27 I Du warst also auf den naturwissenschaftlichen Bereich eingeschränkt?

28 S2 Ja. (230)

29 I Was war dann ausschlaggebend, dass du genau dieses Thema gewählt hast?

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S2 Ja, es ist schon interessant, dass du irgendwie (240) in der nächsten Zeit erneuerbare Energieformen halt NOCH weiter

entwickeln könntest und gerade weil die Sonnenenergie (250) auch ziemlich viel dazu bewirken kann, haben wir uns

gedacht, so ein Thema wäre nicht uninteressant?

33 I War das deine erste Themenidee? (260)

34 S2 Ja, meine erste direkt.

35 I War die Betreuungsperson ein Mitgrund für dieses Thema? (270)

36 S2 DAMALS in der alten Schule schon, jetzt in der neuen Schule habe ich sowieso irgendwen dazubekommen. (280)

37 I Wie hat der alte Betreuer Einfluss genommen auf die Themenwahl? (290)

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S2 In der alten Schule haben wir noch nichts über das Thema richtig geredet (300), aber in der neuen Schule hat er jetzt schon

ein paar Ausbesserungen gemacht, dass es jetzt passt.

40 I Inwiefern?

41 S2 Den TITEL so überarbeitet (310), dass es passt.

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I Für den Betreuer, den du jetzt hast, hast du dich nicht entschieden, sondern den hast du zugeteilt bekommen. Was macht

einen guten Betreuer aus? (330)

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S2 Nicht allzu streng, er sollte schon Verständnis (340) dafür haben, dass du auch nicht SOFORT anfängst und gleich ALLES

fertig hast, sondern dass auch manche Schüler erst relativ spät anfangen, aber dass er da trotzdem (350) kein Problem hat.

Ja, und er sollte sich ein bisschen AUSKENNEN, in dem was du machst. (360)

47 I Du hast vorher deinen Vater angesprochen. Was hat er konkret mit dem Themenbereich zu tun? (370)

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S2 Er ist ja auch eben Elektrotechniker und deshalb / (380) er hat es mir einmal vorgeschlagen und dann hat es mir relativ gut

gefallen auch das Thema.

50 I Gibt es im Verwandtenkreis sonst Leute mit technischem oder naturwissenschaftlichem Hintergrund? (390)

51 S2 (...) Nein, naja, vielleicht mein Onkel (400)

52 I Wie läuft die Betreuung an der neuen Schule seit ihr das Thema besprochen habt ab? (410)

53 S2 Vom ersten Mal treffen?

54 I Ja genau.

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S2 Beim ersten Treffen haben wir KURZ über das Thema geredet, dann habe ich ihm ein paar Sachen (420) geschickt, also

diesen Erwartungshorizont, dann waren Ferien, da habe ich nichts gemacht und (430) ich habe ihn dann einmal in der Schule noch getroffen da habe ich ihn in der SUPPLIERstunde gehabt, das hat er dann gleich genommen als Gespräch und

hat halt geschrieben Start (440) von der VWA und seither habe ich ihn eigentlich nicht gesehen <lacht>

59 I Er ist also nicht dein Klassenlehrer?

60 S2 Nein. (450)

61 I Welche Vereinbarungen habt ihr getroffen?

62 S2 Keine eigentlich, gar nicht. (460)

63 I Welche Hilfestellungen hat er dir angeboten?

64 S2 Ja, ich soll ihm einmal was schicken jetzt in nächster Zeit, (470) SOLLTE ich einmal.

65 I Musstest du bei der Themeneinreichung schon Literaturquellen angeben? (480)

66 S2 Ein paar LINKS habe ich damals angegeben.

67 I Wo hast du nach Literatur gesucht?

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S2 Bei der Einreichung (490) habe ich ein paar Links angegeben, aber jetzt habe ich von der Stadtbibliothek Bücher

ausgeborgt. (500)

70 I Wurden dir von deiner Betreuungsperson Quellen zu dem Thema empfohlen? (510)

71 S2 Nein, keine.

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I Glaubst du, dass du seriöse von nicht seriösen Quellen im Internet unterscheiden kannst? Wenn ja, nach welchen Kriterien?

(520)

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S2 Ja, wie die Webseite aufgebaut ist, AUFBAU der Webseite (530) und Farben und so. Und wenn viele Pop-Up Fenster

dazukommen, Werbungen (540), von denen du dann nicht mehr RAUSkommst, wenn du draufklickst halt. <lacht> (550)

76 I Wie würdest du den Status deiner Arbeit beschreiben? (560)

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S2 <lacht> ja, MITTENdrinnen. (570) Ich habe so sechs bis sieben Seiten geschrieben, aber weil ich auch einen praktischen

Versuch dazu mache, bin ich jetzt eher beim PRAKTISCHEN Teil (580), weil ich da halt die ganzen Sachen bestellen muss,

bin ich beim Praktischen eher.

80 I Hast du schon ein Konzept für die Arbeit? (590)

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S2 Ja, so circa, theoretischer Teil und praktischer Teil. Im theoretischen Teil (600) habe ich die ganz Funktionsweise und so

drinnen und im praktischen dann das Experiment. (610)

83 I Du hast jetzt schon mehrfach den experimentellen Teil angesprochen. Was hast du da konkret vor? (630)

84 S2 Ich will eben diese Nachführung von den Photovoltaikanlagen in einem Modell nachbauen. (640)

85 I Konzipierst du dieses Modell selbst oder hast du da eine Vorlage?

86 S2 Ja, selbst.

87 I Das heißt du machst einen elektronischen Entwurf? (650)

Seite 165 von 172

Anhang: Interviewtranskripte

88 S2 Ja, elektronisch und programmieren halt. (660)

89 I War es für euren Betreuer eine Voraussetzung, dass ein praktischer Teil enthalten ist?

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S2 Ich glaube, ich hätte es auch literarisch machen können, aber bei mir war SOWIESO von vornherein die (670) Idee, dass ich

das praktisch mache. Auch in der alten Schule war das nicht vorgegeben, also kein Zwang. (680)

92 I Welche Themenbereiche interessieren dich besonders im Schulunterricht? (700)

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S2 (...) WELLEN haben wir jetzt letztes Jahr gemacht, dass war eigentlich relativ interessant (710) und jetzt Kernspaltung, das eigentlich auch und elektrischer Strom (720) ist auch eins von meinen Lieblingskapiteln, Mechanik brauche ich nicht so,

also Weg und Kraft und das Ganze. (730) Ja, Elektrizität, Elektronik

96 I Sind das typische Burschenthemen? (740)

97 98

S2 Ja, ich verbinde mit dem NUR etwas Männliches (750). Es gibt SICHER ein paar weibliche <lacht> Personen, (760) aber zum Beispiel von unserer Klasse ausgehend ist da KEINE interessiert dran.

99 I Was sind Mädchenthemen in der Physik? Oder etwas, wie man es für Mädchen interessant machen kann? (780)

100

101

S2 Ich glaube nicht, dass du ein Themengebiet extra für Mädchen auch noch (790) INTERESSANT machen kannst, aber ja, es

gibt sicher welche, die das allgemein interessant finden (800)

102 I Haben deine Freunde die gleichen Interessensfelder wie du? (810)

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104

S2 Die meisten, zum Beispiel paar Freunde von mir, (820) die werden wahrscheinlich das gleiche maturieren, wie ich auch

vorgehabt habe.

105 I Was magst du nach der Matura machen? Weißt du das schon? (820)

106 S2 Allgemein oder direkt nach der Matura?

107 I Studien- oder Berufswunsch ist gemeint (830)

108 S2 Irgendetwas TECHNISCHES, genau weiß ich es noch nicht, aber irgendetwas Technisches. (840)

109 I Strebst du eine bestimmte Uni an?

110 S2 TU vielleicht, ja

111 I Denkst du an ein konkretes Studium? (850)

112 S2 Nein, noch nicht

113 I Berufswunsch geht dann damit einher. Gibt es einen Berufswunsch, an den du dich aus der Kindheit erinnern kannst? (870)

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115

S2 (...) WENN, das gleiche wie der Papa, früher einmal, (880) Etwas in der Elektrotechnik, aber das ist eher nicht mehr so.

(890)

116 I Magst du Physik als Schulfach?

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S2 Also, JA, weil die Themen hin und wieder interessant sind (900) und ich finde, dass es EINES der angenehmeren

Nebenfächer ist zum Zuhören, es ist etwas Technisches (910) und man könnte es auch praktisch anwenden, weil manche

Versuche halt praxisnah sind.

120 I Welchen Einfluss hat die Lehrperson? (920)

121 S2 Ja, mit der hängt es schon auch zusammen, weil unsere Physiklehrerin eigentlich sehr nett und gut unterrichtet.

122 I Gehört Physik zu deinen Lieblingsfächern?

123 S2 Ja, als Nebenfach ist es sicher eines der Interessantesten. (930)

124 I Okay, dann vielen Dank für deine Teilnahme am Interview!

Transkript von Testperson S3

1 I Was hältst du im Allgemeinen davon, dass alle Schülerinnen und Schüler eine VWA schreiben müssen? (10)

2 3

4

5

S3 Ich finde das Argument, dass die Leute auf die Uni kommen und ABSOLUT keinen Plan haben, wie so etwas geht, ein sehr gutes Argument. Ich meine, Deutschunterricht ist absolut UMSONST, (20) was das angeht. Wir können Gedichte

analysieren aber eine Arbeit können wir NICHT schreiben, bringt mir nie wieder was. Insofern finde ich es sehr wichtig,

dass man etwas Sinnvolles tut auch einmal. (30)

6 I Was von diesen Dingen, die du jetzt im Rahmen der VWA lernst, wirst du später einmal brauchen können?

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S3 Einerseits habe ich eine sehr (40) praxisbezogenen VWA, wo ich viel selbst mache, andererseits ist es auch der Umgang mit

zum Beispiel WORD in meinem Fall (50), wenn man so LANGE Texte schreibt, an denen man öfter schreibt, das habe ich

vorher noch nie gehabt. Vorher einfach hingesetzt und einen Aufsatz einmal eingetippt. In der Unterstufe zweimal (60) so eine PROJEKTmappe hat das geheißen, die aus drei Aufsätzen bestanden hat, aber noch nie etwas Vergleichbares mit dem,

wo man einfach IMMER wieder (70) Überschrift Text Überschrift diese ganzen Funktionen ausnutzen, die Zitierfunktion.

Viel von der Form (80) und AUCH viel so vom Selbstorganisieren her. (90)

13 I Wo werden dir diese Fähigkeiten nützlich sein?

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S3 Ich weiß an einer Uni (100) wird man Diplomarbeiten oder Doktorarbeiten schreiben müssen, das wird AUCH in der Form

sein. (110)

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I Wie wurdest du von der Schule auf die offizielle Themeneinreichung letzten Februar vorbereitet worden? Welche Infos hat es da vorher gegeben? (130)

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S3 Bei uns auf der Schule ist das SEHR sehr ausgebaut. Wir haben einen (140) VWA-Kurs, wir haben glaube ich DREIMAL

zwei Stunden Themenfindung gehabt, wo wir uns halt zusammengesetzt haben und unsere Themenüberlegungen (150)

zusammengeschrieben haben, die Ideen gesammelt und überlegt, was ist realistisch, wo gibt es Quellen. Ich bin dann ganz

spontan mit dem Herrn Professor auf etwas (160) KOMPLETT anderes gekommen, was ich jetzt mache und was mir

komplett taugt, aber grundsätzlich sind wir da sehr gut vorbereitet worden. (170)

23 I Wann wurde die VWA erstmals in der Schule thematisiert? (180)

24 S3 In der siebten haben wir schon den VWA-Kurs gehabt (...)

25 I Seid ihr schon in der 6. Klasse informiert worden?

26

27 S3 Ja, SICHER. Ich glaube es haben schon in der Fünften die Hälfte der Lehrer / die FÜNFTE haben einmal alle Lehrer (190)

mit einem Vortrag über die Zentralmatura begonnen und ich glaube, da ist es auch schon einmal vorgekommen.

28 I Du hast dich für ein Thema aus der Physik entschieden. Wie ist es dann zu dieser Entscheidung gekommen? (200)

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S3 Das war sehr spontan, weil wir haben vor JAHREN einmal in einem Kurs nachher geredet, (210) dass es voll lustig wäre so einen Wetterballon zu bauen und dann hat sich der Herr Professor einmal schlau gemacht, ob so etwas geht, ob man so

etwas einfach machen kann und wir haben überlegt, wie man so etwas machen (220) könnte so zum Spaß und ist dann sehr

schnell dran gescheitert, dass es praktisch unmöglich ist, so etwas steigen zu lassen, ohne, dass einen der Eurofighter abschießt (230) bzw. zumindest der Alarm losgeht, ob er jetzt FLIEGT ist eine andere Sachen <lacht> also es ist halt

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Anhang: Interviewtranskripte

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VERBOTEN so etwas zu machen (240) und er hat sich damals dann mit der FH in Verbindung gesetzt mit der Abteilung für Aeronautik und die haben sich jetzt plötzlich bei ihm gemeldet, und gesagt, sie hätten jetzt ein Projekt, wo das cool

hineinpassen (250) würde, ob er einen Schüler wüsste, der so etwas machen würde und dann bin ich gefragt worden und ich

habe gesagt ‚Ja, voll cool, mache ich‘.

38 I Das heißt du bist beteiligt an dem Bau von dem Gerät? (260)

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40 S3 Ja, ich baue unten die MESSSONDE und von der Seite der FH werden sie wahrscheinlich den Wetterballon machen und

dann werden wir den gemeinsam steigen (270) lassen.

41 I Du hast gesagt, diese Themen-Entscheidung war relativ spontan. Was war deine erste Themenidee? (280)

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S3 Ja, das war eine Idee über Geschichte und zwar habe ich mir gedacht, ich würde gerne historische Texte (290) hernehmen ohne Quellenangabe hinstellen und so tun, als wäre das ein Zeitungsbericht von gestern und dann doch schreiben, ja der

Text ist eigentlich (300) 2000 Jahre alt. So zum Beispiel, das war ein klassischer (310) / wo der französische Finanzminister

sagt Europa ist wirtschaftlich SO stark vernetzt, es wird NIE wieder zu einem Krieg in Europa kommen im Jahr 1910. (320)

46 I War der Herr Professor dann ausschlaggebend, dass du gesagt hast, doch Physik oder war es das Thema? (330)

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S3 Ja, es war das Thema. Ich habe mir zuerst schon gedacht, es ist etwas, was mich UNHEIMLICH interessiert so Sachen (340)

bauen, aber ich hätte einfach nicht gewusst, was ich tun soll und insofern / ich hätte einfach KEINE Idee gehabt, was soll ich

bauen. (350) Nachdem ich dann gefragt worden bin, ob ich die Messsonde für den Wetterballon mache, habe ich gesagt, ja gern mache ich, weiß ich was ich tun soll <lacht>. (360)

51 I Du hast gesagt, diese Themen-Entscheidung war relativ spontan. Was war deine erste Themenidee? (280)

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S3 Ja, das war über Geschichte und zwar habe ich mir gedacht, ich würde gerne historische Texte (290) hernehmen ohne

Quellenangabe hinstellen und so tun, als wäre das ein Zeitungsbericht von gestern und dann doch schreiben, ja der Text ist eigentlich (300) 2000 Jahre alt. So zum Beispiel, das war ein klassischer (310) / wo der französische Finanzminister sagt

Europa ist wirtschaftlich so gut vernetzt, es wird nie wieder zu einem Krieg in Europa kommen im Jahr 1910. (320)

56 I Was würdest du sagen, was sind Eigenschaften von einer guten Betreuungsperson? (380)

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S3 (...) Genau das habe ich mir die letzten Tage auch schon überlegt, weil Schulkollegen von MIR haben schon so 20000 Zeichen und haben schon eine Frühwarnung (390) gekriegt. Ich habe noch keine 10000 Zeichen und der Herr Professor hat

gemeint, du arbeitest ja eh. Da habe ich mir gedacht, ok, ja, den Arschtritt nehme (400) ich auch, weil ich sehe, andere Leute kriegen eine Frühwarnung, die viel mehr gemacht haben als ich <lacht>. Ich meine, ich habe wirklich SEHR viel selber

gemacht, wo einfach nichts zum Schreiben war, sondern zum Bauen (410), zum Programmieren und zum Arbeiten, insofern

brauche ich keine Quellen mehr suchen, sondern einfach nur mehr hineintippen, was ich gemacht habe. (420)

63 I Gibt er dir Zeitvorgaben, wann ihr euch trefft etc.? (430)

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S3 Kaum, (440) kaum also es ist bei uns ganz entspannt. Er hat jetzt einmal so gemeint, ‚Ja, wenn du etwas brauchst, dann

meldest du dich‘. (450)

66 I Hast du in deiner Verwandtschaft Leute, die technische oder physikalische Berufe ausüben? (470)

67 S3 Ich hätte eine angeheiratete Tante, aber die ist in Linz. Nein, im DIREKTEN Umfeld eigentlich nicht. (480)

68 I Darf ich fragen, was deine Eltern machen?

69 S3 Wir haben einen Bauernhof daheim.

70 I Woher kommt dein technisches und physikalisches Interesse deiner Meinung nach? (490)

71

72

S3 Ja, ich meine, der Papa tut auch immer gern irgendwas herumbauen. (500) Was er halt braucht in der Landwirtschaft. Also

er macht viel selber.

73 I Kommen wir zurück zur VWA. Was ist im Betreuungsprozess seit der Themenfestlegung passiert? (520)

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S3 Wir haben einerseits den Kontakt mit der FH aufgenommen, dann waren sie einmal DA (530) und wir haben es da durch

besprochen, was der Plan ist, weil das irgendwie im Rahmen von einem größeren Projekt ist dann war ICH einmal drüben

und habe mit dem Herrn dort alles genau (540) durch besprochen. Das war letztes Jahr im Februar. Seitdem habe ich einfach vor mich hingearbeitet. Jetzt die letzten Tage war ich endlich so weit, (550) dass ich endlich wieder Kontakt mit ihnen

aufnehmen wollte, irgendwie gibt es die E-Mail-Adresse jetzt nicht mehr und jetzt hat der Herr Professor gemeint, er

schreibt (560) dort einmal hin und inzwischen haben wir uns ZWEIMAL zusammengesetzt und besprochen, was ich getan habe. (570)

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I Du musstest damals bei der Themeneinreichung schon Literaturquellen angeben müssen. Wo hast du nach Literatur gesucht

oder dich informiert? (580)

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S3 <lacht> Die Literaturquellen, das ist eine lustige Geschichte bei mir, weil ich eben mit Arduino arbeite (590) und da gibt es grundsätzlich eine Webseite, auf der ist ALLES erklärt, da BRÄCHTE man keine Literaturquellen, aber es gibt

HUNDERTE Bücher, die genau diese Webseite abdrucken für Leute, die nicht ins Internet gehen wollen, (600) sondern sich

ein Buch kaufen. Die sind SAUTEUER. Ich habe drei von diesen Büchern genommen, ohne sie jemals anzuschauen und als Literaturquelle angegeben, weil das alles auf der Webseite draufsteht. (610)

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I Was ist dieses Arduino?

S3 Das ist eine elektronische Plattform, die man programmieren kann und wo man Sachen bauen kann, (620) eben die

Messsonde, also Prozessor mit Speicherkarte und Sensoren. (630)

91 I Ist dir vom Betreuer Literatur zur Verfügung gestellt worden? (640)

92 S3 JA, er hat mir auch ein Buch empfohlen, wobei ich sagen muss, ich habe es mir noch nicht angeschaut. (650)

93 I Und im Internet verwendest du hauptsächlich diese eine Seite der arbeitest du mit unterschiedlichen Websites?

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S3 Also grundsätzlich für den Arbeitsprozess (660) die OFFIZIELLE Seite von den Plattform-Herstellern, und wo alles

beschrieben ist, wie was funktioniert und dann auch von den SENSOREN die offiziellen Webseiten, wo die (670)

Datenblätter sind

97 I Wie unterscheidest du seriöse von nicht-seriösen Seiten? (680)

98 S3 Also in meinem Fall, die die das HERSTELLEN, werden wohl auf ihrer Webseite hinschreiben, wie es funktioniert.

99 I Wie würdest du den Status deiner Arbeit beschreiben? (690)

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S3 (...) Puh ich stehe gerade (700) KURZ vor dem Punkt, wo meine praktische Arbeit so weit fertig ist, dass ich sie testen kann und dann noch schreiben. (710)

102 I Du hast gesagt, du hast schon 10000 Seiten geschrieben. Was war das?

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S3 Zwischendurch habe ich mir gedacht so, andere Leute haben schon so (720) 20000 Zeichen, ich möchte jetzt einmal etwas

haben, das ich vorweisen kann und habe halt ein bisschen etwas geschrieben.

105 I Und worüber? (730)

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S3 Das war TEILWEISE Sachen, mit denen ich mich schon beschäftigt habe, TEILWEISE / also das Ziel von meiner Arbeit ist

(740), dass ich mit der Messsonde eine Inversionswetterlage nachweise und teilweise war es halt einfach eine

Zusammenfassung, was ist eine Inversionswetterlage, wie funktioniert so etwas (750) und so.

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Anhang: Interviewtranskripte

109 I Wie wird die Struktur deiner Arbeit aussehen? Wenn du an die Kapitel denkst. (760)

110

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S3 Es ist bei mir <lacht> noch SEHR in Schwebe (770), weil dadurch, dass diese E-Mail-Adresse jetzt nicht mehr funktioniert

und ich teilweise auch aus meiner Schulzeit seit (780) fast einem Jahr nichts mehr von der FH gehört habe, jetzt nicht weiß,

ob das mit dem Ballon noch aktuell ist, also ich weiß jetzt nicht INWIEFERN ich die Messsonde testen werden kann. (790) Im schlimmsten Fall würde ich es sonst durchs Schul-Stiegenhaus hinunterlassen oder so etwas. <lacht> (800)

114 I Das heißt die Struktur ist abhängig von der FH, was du genau dann machen kannst (810)

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S3 Genau und was bei mir funktioniert und genau / ich arbeite einfach vor mich hin und dann schreibe ich wieder vor mich hin.

Ich muss sagen, das hat noch WENIG Plan. (820)

117 I War ein experimenteller Teil eine Voraussetzung für deine Betreuungsperson? (830)

118 S3 Nein (840), aber es EMPFEHLEN alle, dass ein experimenteller Teil einfach die ganze Arbeit aufpeppt. (850)

119 I Kommen wir noch zur Physik als Schulfach. Wie ist deine Einstellung dazu?

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S3 Ich habe Physik grundsätzlich sehr gerne mit dem (860) Herrn Professor, wobei ich ABSOLUTES Verständnis habe, dass

neunzig Prozent der Klasse einfach permanent schlafen. Einerseits hat er eine leicht (870) einschläfernde Stimme, andererseits, wenn es einen nicht interessiert, dann interessiert es einen nicht. Tut mir leid, dass ist / also Physik als

PFLICHTFACH macht keinen (880) Sinn. Ich finde es cool, dass bei uns die Wahl zwischen Nawi und DG war, also

zwischen Physik, Chemie und Bio und DG (890), wobei ich finde, man könnte es noch VIEL stärker differenzieren. Also meiner Meinung nach sollte ein jeder so zwei (900) drei Schulfächer einfach streichen können.

126 I Zählt es zu deinen Lieblingsfächern? (910)

127 S3 Ja.

128 I Welche Themenbereiche interessieren dich besonders innerhalb der Physik? (920)

129 S3 (...)

130 I Wenn man so die großen Kapitel durchgeht, Elektrizität, Mechanik, Optik (930)

131

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S3 Also OPTIK interessiert mich eher weniger, Elektrizität eher mehr, Mechanik (940) eher weniger, Elektronik, das kommt

aber ganz wenig vor, fast gar nicht. (950)

133 I Schwingungen, Wellen, Akustik

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S3 Eher weniger. Jetzt haben wir momentan Astronomie (960), das ist auch interessant, wobei es momentan EXTREM trocken ist irgendwie.

136 I Habt ihr schon in die Quantenmechanik geschnuppert? (970)

137 S3 Nein, das kommt wahrscheinlich erst.

138 I Gibt es aus deiner Sicht Themen in der Physik, die Mädchen mehr ansprechen und die Burschen mehr ansprechen? (990)

139 140

S3 Man kann es SICHER anhand von BEISPIEL / man kann sicher jedes Thema anhand von Beispielen machen, die eher Mädels (1000) ansprechen oder die eher Buben ansprechen, aber ich glaube das liegt nicht am Thema.

141 I Du meinst, in welchem Zusammenhang man das ganze erklärt. (1010)

142 S3 Ja, genau, so etwas in die Richtung, ja (1020) (...) aber Themen glaube ich nicht, nein. (1030)

143 I Haben deine Schulkollegen und Freunde ähnliche Interessensfelder wie du? (1040)

144 S3 Ja, also wir sind /

145 <Zwei Buben kommen herein und fragen, ob sie kurz ein Wörterbuch suchen dürfen.>

146 S3 Also wir sind da einige, die das sehr interessiert. (1050)

147 I Was möchtest du nach der Matura machen?

148 S3 Ich werde WAHRSCHEINLICH auf der TU studieren gehen.

149 I Konkret? (1060)

150 S3 Wahrscheinlich Information and Computer Engineering. Da habe ich mich schon ein bisschen informiert. (1070)

151 I Und was hast du für einen Berufswunsch? (1080)

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153

S3 Ich will irgendwas in der Entwicklung machen, aber da gern irgendwas wo ich eine MISCHUNG habe aus selber machen

und selber überlegen und selber ausprobieren. (1090)

154 I Welche Berufswünsche hattest du früher einmal im Laufe deines Lebens? (1110)

155 S3 Also in der Volksschule wollte ich Astronaut werden und dann nachher einmal Dinosaurier-Forscher. (1120)

156 I Bei dir schwankt es ein wenig zwischen historischen Themen und Technik hin und her.

157 S3 <lacht> Ja.

158 I Gut, dann vielen Dank. Das war es schon! (1130)

Transkript von Testperson S4

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2

I Was hältst du im Allgemeinen davon, dass jede Schülerin und jeder Schüler für einen positiven Maturaabschluss eine VWA

schreiben müssen? (10)

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S4 Also ich finde es ganz GUT eigentlich, weil man sich wirklich mit einem Thema beschäftigt, dass einen VOLL interessiert. Manche Schüler nehmen es sehr ernst, so wie ICH zum Beispiel (20), manche sehen es eher als Qual und tun dann relativ

wenig, nur dass sie durchkommen, die haben nachher relativ wenig davon, aber wenn man das ganze eben ANGEHT (30),

weil man es wirklich macht, weil es einen interessiert, muss man sich zwar VOLLE Wäsche hineinhängen neben der Schulzeit, aber es ist dann ziemlich klasse, was herauskommt am Ende. Man kann stolz auf sich sein und man hat ein

bisschen den Druck von der (40) Schule, das muss man jetzt wirklich machen, weil sonst lasst man es ein bisschen leicht

schleifen, seine Sachen.

10 I Was wirst du von dem, was du jetzt in dem Prozess lernst, später brauchen können? (50)

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S4 ALLES, also jede einzelne Sache, glaube ich. Ich schreibe über Holzvergaser und baue auch so einen (60), also da ist

SCHWEISSEN, KONSTRUIEREN und ausprobieren und alles. Es ist VOLL klasse, das liebe ich und das möchte ich auch

weiter machen nachher in meinem Leben, (70) also irgendwas in Maschinenbau-Richtung möchte ich machen. Da kommt das nachher sicher voll zum Tragen und das ist auch voll praktisch, wenn man es kann. (80)

15 I Wie siehst du das in Bezug auf die formalen Kriterien?

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S4 Das Schreiben selber, ja wahrscheinlich ist AUCH nicht schlecht, weil man sowieso viel schreiben muss und vor allem das

(90) Erarbeiten von Literatur ist sicher auch etwas, was man öfter im Leben machen muss, ABER das praktische Arbeiten taugt mir schon mehr. (100)

19 I Du willst also in diese Richtung weitermachen. Das heißt du strebst die Uni an? (110)

20 S4 Nein, eher FH.

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Anhang: Interviewtranskripte

21 I Glaubst du, dass du dort diese Fähigkeiten brauchen wirst, die du jetzt lernst? (120)

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S4 Ja, glaube ich schon. Also, weil das einfach universell technisch / (130) weil man einfach TECHNISCH denken lernt mehr

oder weniger und das kommt einem ÜBERALL zugute, wenn man so etwas in der Richtung tut. (140)

24 I Im Februar war die Themeneinreichung. Wie seid ihr von der Schule darauf vorbereitet worden? (150)

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S4 Sehr gut eigentlich. Wir haben die ganze 7. Klasse durch, also einmal vor Weihnachten sowieso SEHR viel mit Themenfindung zu tun gehabt, dass jeder eine Idee hat, weil es hat viele gegeben, die trotzdem bis zum letzten (160) Tag

hin KEINE Idee gehabt haben. Viele haben vorher schon lange eine Idee gehabt oder manche waren unschlüssig, was von

ein paar Themen sie machen sollen. (170) In UNSERER Schule haben sie uns wirklich sehr gut darauf vorbereitet, auch was das Zitieren und so anbelangt das war wirklich voll klasse, da haben wir einen Kurs gehabt, das war echt super. (180)

30 I Wann wurde die VWA erstmals thematisiert in der Schule? (190)

31 S4 Wie meinst du das?

32 I Also, wann ihr das erste Mal über den ganzen Prozess der VWA informiert wurdet.

33 34

S4 Ich habe es damals mitgekriegt, wo sie das damals eingeführt haben schon (200), von einem Freund, der schon zwei Jahre älter ist als ich und da habe ich das auch schon mitgekriegt, wie das abläuft das Ganze. (210)

35 I Du hast dich für ein Thema aus der Physik entschieden. Wie ist es zu der Entscheidung gekommen? (230)

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S4 Weil ich sowieso etwas machen wollte, wo ich PRAKTISCH etwas machen kann. Da habe ich zwischen eben einem

Pulsstrahltriebwerk, über das zu schreiben, oder über das, einen Holzvergaser, (240) und dann ist mir eigentlich mehr oder weniger die Entscheidung auf Holzvergaser gefallen, weil es leichter machbar ist und weil es MEHR Literatur dazu vor

allem gibt. (250) Also, wenn es über ein Thema nicht viel Literatur gibt, dann ist blöd darüber zu schreiben. (260)

40 I Inwiefern war dein Betreuungslehrer ausschlaggebend dafür, dass es dieses Thema geworden ist? (290)

41 42

S4 Nein, eigentlich GAR nicht, das habe ich mir ziemlich selber überlegt alles. Also die Betreuer haben da / wir haben ja nicht einmal gewusst, welchen Betreuer wir haben, (300) bevor wir das Thema gehabt haben.

43 I Wie bist du dann auf diese Themenidee gekommen? (310)

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S4 Mein Opa hat mir von Holzvergasern erzählt aus der Nachkriegszeit und das hat mich ziemlich fasziniert wie das

funktioniert, dass man eben mit HOLZ einen Motor betreiben kann und über das wollte ich eben selber einfach mehr wissen (320) und selber das machen und einfach aus Neugierde.

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I Ihr habt drei Wunschbetreuer angeben können und einer ist euch dann zugeteilt worden. Was macht für dich eine

Betreuungsperson zu einem guten Betreuer bzw. einer guten Betreuerin? (340)

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S4 Das hängt VIEL vom Schüler ab. Wenn man (350) ein Schüler ist, der wenig tut, braucht man einen Betreuer, der einem viel nachrennt und sagt, du musst das tun. Aber so wie bei mir, wenn ich alles selber mache, dann ist ein guter Betreuer DANN

gut, (360) wenn er einem eher freien Lauf lasst und eher die Zügel locker lässt, weil dann kann man sich selber besser

entfalten und der mir Tipps gibt. Der Betreuer ist finde ich (370) gar nicht SO wichtig bei der VWA, finde ich, weil man SELBER sich auf sich konzentrieren sollte. Wenn man es KANN, wenn man sich selber auf sich konzentrieren KANN,

sollte man es machen. Ein Betreuer ist nur dann sinnvoll, (380) wenn man eben eher langsam ist mit den ganzen Sachen.

55 I Also einer, der einschätzen kann, was der Schüler braucht.

56 S4 Ja, genau. (390)

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I Du hast vorher deinen Opa schon angesprochen. Hast du im Verwandtenkreis sonst noch Leute, die sich

technisch/physikalisch interessieren oder beruflich damit zu tun haben? (400)

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S4 Nein, eigentlich GAR nicht. Einen Freund habe ich nur, mit dem tu ich viel solche Sachen, schweißen, flexen und das ganze

Zeug und mein Schwiegervater, der ist Installateur, der hilft mir beim Schweißen viel (410), weil der eben ein besseres Schweißgerät hat, aber sonst eigentlich nicht,

62 I Was machen deine Eltern?

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S4 Meine Mutter ist Diplomingenieur und mein Papa (420) hat Jus studiert. Die Mama ist mehr, wie heißt es schnell, eher mehr

DESIGNEN von Häusern, also (430) nicht konstruieren, Architektin und der Papa ist bei der ÖBB.

65 I Wie läuft die Betreuung seit der Themenbesprechung mit deinem Betreuer ab? (450)

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S4 Oft haben wir uns nicht gesehen, muss ich sagen, also das habe ich eher alles selbst gemacht. Also ich habe jetzt drei Viertel

(460) der VWA jetzt rein GESCHRIEBEN fertig und da hat er schon gesagt, da setzen wir uns nachher zusammen bei dem

Ganzen und machen das drüber. Also er hat es am Anfang schon (470), wo ich ein bisschen was geschrieben habe, hat er gesagt, vom Stil wie ich schreibe passt es und seither schreibe ich halt und gebe es ihm ab, wenn ich halt ziemlich fertig bin.

(480)

71 I Gibt es konkrete Vereinbarungen, wann ihr euch seht, oder wann etwas fertig sein muss?

72 73

S4 Nein, gar nichts eigentlich. Nachdem ich ihn sowieso oft in der Schule sehe, im Unterricht, gehe ich einfach zu ihm und frage ihn, ob er Zeit hat (490), wenn ich etwas brauche, aber das ist bisher noch nie vorgekommen.

74 I Du hast bei der Themeneinreichung schon Literaturquellen angegeben. Wo hast du nach Literatur gesucht? (500)

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S4 Vor allem auf der TU-Bibliothek, die ist von dem her die beste, (510) eigentlich EH nur von dort, sonst nirgends, ich habe

sonst nirgends. (520)

77 I Und hast du auch Online-Quellen verwendet?

78 S4 Nein, eigentlich gar keine, ich verwende NUR Bücher oder eigenes Wissen. (530)

79 I Wie ist das bei der TU-Bibliothek abgelaufen? Musstest du dir einen Ausweis zulegen?

80 S4 Ja, ich habe einen Ausweis machen müssen, ja, zum Ausborgen von Büchern. (540)

81 82

I Den Status deiner Arbeit hast du eigentlich schon beschrieben, also drei Viertel sind bereits geschrieben. Wie ist der Fortschritt des praktischen Teils? (550)

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S4 Der ist AUCH ziemlich fertig, also ich WAR eigentlich vor zwei Wochen schon fertig, aber ich muss jetzt noch eine

Veränderung vornehmen (560), weil der noch etwas nicht so funktioniert, wie ich es mir gedacht habe. Also aber das ist

nicht mehr viel Aufwand, also auch schon beim fertig werden. (570)

86 I Wann hast du begonnen zu schreiben?

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S4 Vor den Sommerferien, in der Schule (580) haben wir da angefangen, da haben wir zwei Tage zum Schreiben DA Zeit

gehabt und dann über die Ferien eigentlich das meiste. (590) Und in den Herbstferien habe ich eigentlich meinen ganzen

praktischen Teil gemacht.

90 I Wie ist deine VWA aufgebaut, kapitelmäßig ungefähr? (600)

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S4 Also einmal die GESCHICHTE vom Holzvergaser, wie (610) das alles angefangen hat und wie der eigentliche früher große

Auswirkung gehabt hat bei uns und jetzt eigentlich gar nicht mehr. Dann habe ich einen technischen Teil, (620) wo ich den

OTTOMOTOR prinzipiell erkläre, dann einen wo ich den Holzvergaser erkläre und dann eben mein größter Teil wird eben mein praktischer Teil sein, wie ich das GEBAUT habe, das ganze Experiment durchgeführt habe (630) und gemessen habe

und alles Mögliche halt.

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Anhang: Interviewtranskripte

96 I War es eine Voraussetzung, dass du einen praktischen Teil drinnen hast? (640)

97 S4 Nein, gar nicht, das war nur meine Intention, weil ich es machen wollte und weil es mich einfach mehr interessiert. (650)

98 I Wie ist deine Einstellung zu Physik als Schulfach? (660)

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S4 Physik als Schulfach ist IRGENDWIE komisch. Man lernt nicht genug, dass man irgendwas / viele Sachen weiß, also

neunzig Prozent der Sachen, die ich (670) in Physik weiß, weiß ich NICHT aus der Schule. Aus der Schule weiß man VIEL

zu wenig. Man hat finde ich VIEL zu wenig Physik, man lernt alle Sachen nur so angeschnitten. Niemand (680) kennt sich dann wirklich aus. Man sollte die ganzen Sachen viel mehr vertiefen. Es ist viel zu oberflächlich, es ist eigentlich wie gesagt

nur angeschnitten ein bisschen. (690)

104 I Inwiefern in die Tiefe gehen?

105 S4 Naja, auch mehr Mathematik in die Physik holen, das wäre viel schöner, wäre viel besser. (700)

106 I Wie würdest du die Physik einordnen, gehört sie dennoch zu deinen Lieblingsfächern? (710)

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108 S4 Ja, das auf JEDEN Fall. Also Physik und Chemie sind eigentlich meine Lieblingsfächer in der Schule, weil die am ehesten

einen Alltagsbezug haben. (720)

109 I Hängt das für dich mit der Lehrperson zusammen?

110 S4 Nein, nicht wirklich, eigentlich. Das sind einfach Fächer, die mich prinzipiell stark interessieren. (730)

111 I Welche konkreten Themen interessieren dich innerhalb der Physik besonders?

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S4 In der Physik, ja die MECHANIK auf jeden Fall, das ist eigentlich mein Lieblingsgebiet. (740) Alles, was damit zu tun hat,

finde ich einfach nur faszinierend. Und sonst Astrophysik finde ich auch ziemlich interessant. (750) (...) Es ist eigentlich

ziemlich breit gefächert, in meinem Thema ist ja auch Wärmelehre und Chemie auch drinnen (760) und alles Mögliche. Es sind ganz viele Sachen drinnen.

116 I Gibt es deiner Meinung nach Themen, die für Mädchen interessanter sind? (780)

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S4 Schwer zu sagen, keine Ahnung, weiß ich nicht, keine Ahnung, nein. (790) (...) Wenn es einen interessiert, interessiert es

einen und wenn nicht, dann nicht.

119 I Haben deine Freunde und Schulkollegen die gleichen Interessensfelder wie du? (800)

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S4 Ja, eindeutig, ganz stark, wir reden eigentlich jede Pause oder sogar während der Stunde eigentlich NUR über (810) die

VWAs oder was wir am Nachmittag gemacht haben bei unseren VWAs, treffen uns auch oft, weil wir uns gegenseitig

helfen, also, ja, (820) durchgehend eigentlich.

123 I Was hast du vor nach der Matura? (830)

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125 S4 Also am liebsten würde ich auf die FH gehen und Fahrzeugtechnik machen (840) ODER wenn ich dort nicht hineinkomme,

dann Baumanagement auf der FH, das würde mich am meisten interessieren.

126 I Welchen Berufswunsch hast du? (850)

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S4 Also eben, wenn ich in Fahrzeugtechnik hineinkomme, am liebsten bei der Magna, das würde mich VOLL interessieren, die

ganzen / eben alles (860), was mit Fahrzeugen zu tun hat. Ich tu eben auch leidenschaftlich beim eigenen Auto

herumschrauben, weil es ziemlich alt und fast hin ist, aber das taugt mir voll, das zu machen (870) und mich mit dem auseinanderzusetzen, WIE was funktioniert.

131 I Kannst du dich an frühere Berufswünsche erinnern? Hattest du früher andere? (880)

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S4 Nein, also Maschinenbauer und alles im technischen Bereich hat mich immer schon fasziniert, GANZ lange. Ich habe zu

Hause auch die Gelegenheit, dass ich das mache. Ich wohne (890) am Land und habe eine große Werkstatt in meinem Keller mit allen möglichen Maschinen und Zeug und da kann ich ALLES machen. (900)

135 I Gut, danke, dann sind wir durch! Vielen Dank!

Transkript von Testperson S5

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I Was hältst du im Allgemeinen von der Idee, dass jetzt jede Schülerin und jeder Schüler für einen positiven Matura-Abschluss eine VWA schreiben muss? (10)

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S5 Ich finde es prinzipiell eine gute Idee für jeden der WEITER studieren will, aber es wird ALLEN aufgezwungen, auch

denen, die vorhaben einen Beruf direkt zu ergreifen und ja, für die ist es halt jetzt blöd. Aber prinzipiell ist es ja so gedacht, (30) dass man auf eine BHS geht, wenn man einen Beruf ergreifen will und AHS, wenn man studieren will, also ist es

verständlich die Entscheidung, aber (40) / also für MICH persönlich finde ich es voll klasse, dass ich da ein bisschen

Erfahrung sammeln kann.

8 I Inwiefern? Was ist für dich positiv?

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S5 Einerseits das selbstständige Arbeiten, das hat man ja (50) sonst in der Schule NICHT so stark, dass man auch sich ein

bisserl wissenschaftlichen beschäftigen muss. Man darf nicht alles schreiben, sondern man muss wirklich dann aus

NORMEN Begriffe (60) heraussuchen und Referenzen angeben, halt die ganze Literatur, das Literaturverzeichnis, dass man das lernt. Und prinzipiell, dass man ein EIGENES Thema wählen kann taugt mir (70), weil in der Schule haben wir einen

Lehrstoff, der mir nicht immer zusagt und da kann ich mir aussuchen, was ich will. (80)

14 I Was glaubst du, was du durch die VWA lernst, was du sonst in der Schule nicht gelernt hättest? (90)

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S5 Ja, ich glaube eben das wissenschaftliche Schreiben und auf JEDEN Fall das mit Literatur richtig umgehen, da kriegt man halt Übung. Ein bisschen gelernt haben wir es ja theoretisch (100) und ich lerne halt viel zu MEINEM Themengebiet.

17 I Wie seid ihr auf die Themeneinreichung im vergangenen Februar vorbereitet worden? (110)

18 S5 Wir haben diesen VWA-Kurs gehabt und ja (120) (...)

19 I Wie ist der Themenfindungsprozess abgelaufen?

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S5 Ja, wir haben so Mindmaps zu Themenfindung, ‚WAS interessiert mich? (130) WO kann ich gut schreiben?‘ Das haben wir gemacht, dann ‚Wie finde ich einen passenden Lehrer dazu zu einem Thema?‘ ist auch angesprochen worden, damit man

sich halt (140) auch prinzipiell etwas aussucht und auf JEDEN Fall, dass man zuerst schaut, gibt es Literatur, die ich

verwenden kann und dann erst das Thema einreicht. Umgekehrt kann es blöd sein, weil ja bei der VWA (150), da darfst du das Thema nicht mehr ändern und auch den TITEL nicht ändern und das halte ich für eine ganz blöde Regelung. Das mit

dem Thema hat noch einen Sinn, aber, dass man am Titel nichts mehr ändern (160) darf, gerade das ENTWICKELT sich

nämlich auch während der Arbeit.

27 I Wann ist die VWA erstmals in der Schule thematisiert worden? (180)

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S5 Ich glaube in der fünften Klasse ist uns schon gesagt worden, wir werden eine VWA schreiben müssen mit einem Thema,

aber das war dann einfach nur eine Information (190). Da haben wir eine Information zur Matura gekriegt, wie viele Fächer

wir machen müssen. Ich kann es jetzt wirklich nicht genau sagen, wann wir das erste Mal konkret /

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Anhang: Interviewtranskripte

31 I Wann hat der VWA-Kurs stattgefunden?

32 S5 Der war die ganze Siebte (200)

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I Du hast dich für ein naturwissenschaftliches Thema entschieden, teilweise physikalisch. Wie ist es zu dieser Entscheidung

gekommen? (210)

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<Es läutet und ich kläre mit dem Schüler kurz ab, ob wir weitermachen sollen, oder ob er seine fünfminütige Pause in Anspruch

nehmen möchte. Wir machen weiter> (230)

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S5 Ich habe schon im Sommer davor angefangen mich ein bisschen ein Thema auszusuchen und ich habe einmal geschaut, was

würde ich prinzipiell (240) gerne machen und ich habe zwei Themen gehabt, das eine war Windkraftanlagen, das mich sehr

interessiert hätte, einen Dampfmotor habe ich zu dieser Zeit probiert zu bauen (250) und ein Windrad habe ich eben auch mit einem Meter Durchmesser einen Rotor geschnitzt gehabt und dann habe ich noch einen MOTOR gehabt vom

Sperrmüll, <lacht> der ist nicht gegangen (260) zu dem Zeitpunkt und den wollte ich mit Ethanol betreiben und die drei

Themen habe ich mir aufgeschrieben, geschaut, WO kann ich am besten schreiben, WO habe ich Literatur (270), WO habe ich ein gutes Experiment und nachdem ich mir das angeschaut habe die ganzen Berechnungen für Windkraftanlagen, die

Theorie (280)

45 <Es kommt ein Schüler herein und fragt, ob er sich schnell ein Wörterbuch holen darf>

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S5 da bin ich draufgekommen, dass die ganzen aerodynamischen Sachen wirklich HÖCHST kompliziert sind. Es gibt (290) Vereinfachungen, aber das ist dann wieder so mehr Ingenieurswesen und nicht Wissenschaft und dann bei den anderen zwei

Arbeiten bin ich drauf gekommen, der Dampfmotor HAT nicht wirklich (300) eine Zukunft, sie haben zwar hocheffiziente

Systeme entwickelt, die sind aber viel zu komplex, also ist mir übrig geblieben der Ethanolmotor und da habe ich dann auch (310), das war im Herbst vor der Einreichung, habe ich dann einmal probiert das zumindest pfuschmäßig anstarten mit

Ethanol (320). Er ist gelaufen und dann war es fix, das Thema nehme ich. (...) Es war dann nur mehr die Frage, WAS

behandle ich von dem Thema, weil ich habe mir einmal (330) ausgerechnet über den Energiewert, also die Energiedichte im

Ethanol und im Benzin und das stöchiometrische Gemisch, da müsste eine Leistungssteigerung herauskommen (340) und

das hat mich natürlich sehr gefreut <lacht>. Ob ich nur das behandle oder prinzipiell, weil ja oft gesagt wird, der E10 macht

den Motor hin (350) und ich halte das für Gerüchte von der Ölindustrie <lacht> über die Langlebigkeit von so einem Motor halt und im Endeffekt bin ich dann gemeinsam mit der Frau Professor (360) draufgekommen, dass ich einfach

AUSWIRKUNGEN von Ethanol-Kraftstoffen auf Ottomotoren nehme, dann kann ich jedes Thema behandeln, die

Auswirkungen und die anderen erwähnen (370) und dann habe ich die Auswirkungen.

59 I Und was ist dein Praxisteil?

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S5 Mein Praxisteil ist (380) ein bisschen umfassend. Ich habe mir jetzt einen Dynamometer gebaut zum Messen von

Drehmoment und Drehzahl halt und den nach der abgegebenen Leistung, bin dabei (390) eine elektronische Zündung für

den Motor zu entwickeln, dass ich mir den Zündzeitpunkt digital wählen kann halt, je nach Lastbereich und da messe ich dann halt (400) und ich bin jetzt noch immer drauf aus, dass ich eine Leistungssteigerung zusammenbekomme, so weit bin

ich noch nicht, dann will ich mich auf DAS konzentrieren (410), weil das ist der schönste Bereich für mich. Es wird sich

nicht mehr ausgehen, bis zum Abgabetermin, aber ich habe ein MAXI daheim, das hätte ich dann umgerüstet auf CO2-neutral (420)

67 I Das heißt, es wird weitergehen

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S5 Es wird sicher weitergehen nach der VWA. (...) Also ich kann auf jeden Fall meine Pläne erwähnen (430) und es war ein bisschen meine Intention bei dem Thema, bei der Windkraft natürlich, ein bisschen eine saubere Energie zu machen und bei

dem weil ich VIEL Moped fahren tu, dass ich (440) das ein bisschen mit der Umwelt vereinbaren kann, weil so verheize ich

ziemlich viel Benzin und ja, ich meine, Bio-Ethanol ist nicht das letzte in der Entwicklung von Nachhaltigkeit (450), aber auf jeden Fall besser.

73 I Hat die Betreuerin einen Einfluss genommen auf das Thema? (460)

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S5 Nein, ich habe das Thema zuerst eingereicht (470), also DA damals hat es noch ‚Leistungssteigerung von Ottomotoren mit

Ethanol-Kraftstoff‘ geheißen und ich habe drei Lehrer angeben können (480) und von denen hat mich, also ist dann ausgesucht worden, wer am besten geeignet ist und ANGEBLICH haben der Herr Professor A und die Frau Professor B

gelost (490) (...)

78 I Welche Fächer haben diese Lehrer?

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S5 Beide sind Chemiker. Also der Herr Professor A ist NUR Chemiker und die Frau Professor B (500) unterrichtet in der Unterstufe auch Physik und mein dritter Lehrer war der Herr Professor C, der wäre dann halt nur Physik gewesen aber es ist

sowieso so, dass ich immer jeden Lehrer (510) fragen kann, wenn es ein konkretes Problem gibt und der Betreuungslehrer

betreut halt einfach meinen Schreibstil und die GLIEDERUNG mehr und fragen kann ich eh (520) einen jeden. (...) Es ist auch so, dass wenn ich jetzt direkt fragen habe zum Zitieren, dann sagt mir die Frau Professor manchmal (530) ich soll zum

D gehen, weil der macht den Kurs zum Zitieren und das ist die beste Anlaufstelle. (540)

85 I Gab es dann nachdem du deine Betreuerin zugewiesen bekommen hast noch Änderungen am Thema? (550)

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S5 Ja, wir haben eben gesagt, dass wir das erweitern aufs ALLGEMEINE, weil wir durch Diskussion draufgekommen sind, es ist nicht eine sichere Geschichte (560), weil wenn ich es Leistungssteigerung nenne und es NICHT zusammenbringe, dann

ist meine VWA-Titel daneben.

89 <Klassenlehrer der befragten Person kommt kurz herein und erkundigt sich, ob alles in Ordnung ist.> (580)

90 I Was macht eine gute Betreuerin oder einen guten Betreuer aus? (590)

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S5 (...) Ja, es ist, das ist schwer zu sagen (600) Das würde ich vielleicht nach der VWA besser wissen und ich habe ja nur die Frau Professor B aber ich glaube (610) (...) also es ist halt bei der VWA (620) man soll selbstständig arbeiten, also es ist für

eine Betreuungsperson auch SICHER schwer und es ist auch für mich schwer zu sagen, wie viel Hilfestellung ist GUT und

ab wann ist es zu VIEL, (630) sodass es nicht mehr selbstständig ist, weil die Frau Professor gibt mir jetzt zwar hin und

wieder, wenn ich mit ihr geredet habe über ein Thema, wo ich nichts Gescheites gefunden habe, dann gibt sie mir ein paar

Quellen, da (640) könnte ich nachschauen, aber sie wird mir nie eine Seite jetzt sagen, sondern, dann kriege ich ein Buch oder, was sie zum Beispiel mir aufgeschlagen hat, ich habe sie gefragt, ich brauche STANDARDDATEN vom Ethanol,

(650) weil die Daten im Internet weichen alle plus minus fünf Prozent ab und dann hat sie gesagt, sie hat es im Röhm-

Chemielexikon, ich kann einmal kommen nach der Chemiestunde und das abfotografieren (660), also so kriege ich schon Quellen, aber PRINZIPIELL muss ich es mir selbst zusammensuchen und ich glaube das passt ganz gut nur (...) (670) ja,

manchmal ist es ein bisschen schwer an Informationen zu kommen von der chemischen Seite her und ich glaube da kriege

ich dann auch nicht so viel erklärt, da wäre manchmal (680) ein bisschen mehr glaube ich sinnvoll.

103 I Wieso glaubst du, dass du wenige Informationen bekommst? Seht ihr euch wenig oder sind deine Fragen zu speziell? (690)

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S5 Ich habe sie drei Stunden in der Woche in Chemie und während Chemie bleibt immer ein bisschen Zeit während einem

Experiment (700), dass man reden kann. DAS ist nicht das Problem und teilweise kann sie es sicher nicht beantworten, weil

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Anhang: Interviewtranskripte

107 das halt so spezielle Fragen zu dem Fachgebiet sind (710) und TEILWEISE meint sie aber glaube ich auch, es ist gescheiter, wenn ich es aus der Literatur nehme und nicht aus Erzählung.

108 I Es ist nicht so einfach, was das ausmacht (720)

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S5 Und, was auch ein Fragepunkt ist, WIE viel soll ein VWA-Lehrer nachstochern, dass man weitertut. (730) Also sie macht

mir da gar keine Vorschriften und ich, ja (...) ich glaube, ich habe mir zwar selber immer (740) geschaut, dass ich jede Woche etwas tu für die VWA, aber ich bin jetzt trotzdem ein bisschen hinten nach meinem Zeitplan.

112 I Hättest du gerne ein bisschen mehr Druck gehabt? (750)

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S5 Ja, ich weiß nicht, es wird sich SO sicher auch ausgehen, aber (...) es würde wahrscheinlich nicht schaden (760). Aber sie

hat sowieso von Anfang an gesagt, sie wird das nicht machen, weil das ist unsere Selbstorganisation, das gehört dazu zur Fähigkeit. (770) Wenn man das nicht KANN, hat man keine VWA, keine positive verdient.

116 I Hast du in deinem Verwandtenkreis, die physikalische/technische/chemische Berufe ausüben? (780)

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S5 Mein Vater hat Physik studiert (790) und ich kenne ein paar Studienkollegen von ihm, die dann halt AUCH Physik studiert

haben, also so bin ich schon immer ein bisschen mit Physik in Kontakt gekommen. CHEMIE allerdings ziemlich (800) gar nicht.

120 I Was macht dein Vater beruflich?

121 S5 Momentan ist er Programmierer (810)

122 I Was macht deine Mama?

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S5 Religionslehrerin, in der Volksschule und bald auch an der Oberstufe. Es ist ERSTAUNLICH (820) wie viele Physiker Religionslehrerinnen als Frauen haben, das ist allein an unserer Schule haben wir zwei gehabt. (830) Und auch im

Bekanntenkreis kennen wir mehrere Religionslehrerinnen und da sind auch ZWEI drei Physiker, als das ist sehr spannend

wie sich das anzieht. (840)

127 I Was hat sich im Betreuungsprozess getan, seit dir deine Betreuungsperson zugeteilt wurde? (860)

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S5 Sie hat gefragt nach einem ersten Gesprächstermin, wo wir (870) Kontaktdaten austauschen und halt geredet haben über das

Thema und von da an habe ich immer, wenn ich etwas gebraucht habe fragen können. Und es war jetzt in den

Semesterferien von der (880) Schule vorgegeben, dass man zumindest einmal ein bisschen was an seinen Betreuungslehrer schickt, das war das erste Mal, wo ich etwas geschickt habe, dass er eben diese (890), Sie haben es ja sicher schon gehört

mit der FRÜHWARNUNG, dass das ausgeteilt werden kann. Aber sonst einfach, wenn ich etwas brauche und das muss ich

dann eben in dieses Begleitprotokoll (900) eintragen, das eine sehr nervige Geschichte ist und ich habe schon ein paar Sachen vergessen und es ist auch so unklar definiert, was man eintragen soll. Weil wenn ich JEDES Mal, wenn ich etwas an

der VWA arbeite (910) eintrage, dann kann ich das seitenweise, weil jeden Tage mache ich ein bisschen etwas weiter, oder

drei Mal die Woche Minimum. Das kann ich nicht alles eintragen, das ist ja sinnlos (920) und wir haben auch gesagt gekriegt, das sollen wir nicht eintragen und dass du da keine Grenze kriegst. Es ist KLAR, dass ich jede Besprechung

eintragen muss, aber vom Arbeiten her habe ich keine Ahnung. Ich habe keinen einzigen Eintrag drinnen (930), weil ich

weiß nicht. Ich werde dann einfach die Speicherdaten, wenn ich meine VWA gespeichert habe, das kann ich hineinkopieren und von meinen Fotos immer wenn ich etwas in der Werkstatt produziert habe, habe ich ein Foto gemacht (940), schaue ich

die Daten an und schreibe die WICHTIGSTEN Meilensteine hinein.

142 I Ja, das ist wahrscheinlich sinnvoll, hineinzuschreiben von wann bis wann du woran gearbeitet hast. (950)

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S5 Ja, aber das halte ich für ein bisschen einen Blödsinn. Entweder sagen sie man soll wirklich alles mitprotokollieren, dann

mache ich es einfach, auch wenn es sinnlos ist, oder NUR die Besprechungen mit dem Lehrer (960), aber SO ist es wirklich

blöd.

146 I Du musstest bei der Themeneinreichung schon Literaturquellen angeben. Wo hast du nach Quellen gesucht? (970)

147 S5 Auf dem TU-Uniportal und Google.

148 I Das heißt Internetquellen und Bücher von der TU-Bibliothek (980)

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150 S5 Ja, aber ich war ja nicht DIRET an der TU-Bibliothek, ich habe sie halt über das Search-Portal im Internet angegeben, so

gefunden (990) und zum Angeben reicht es ja.

151 I Hast du schon welche davon verwendet?

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S5 Eine Quelle davon habe ich mir wirklich geholt auch in digitaler Form von (1000) SAE-International, die hätte ich halt

kaufen müssen, also die habe ich über Google gefunden für sechsundzwanzig Euro und dann gehe ich zur TU und (1010)

USB hinein, gratis <lacht> Das ist ziemlich praktisch.

155 I Hat dir deine Betreuungsperson auch Quellen zur Verfügung gestellt? (1020)

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S5 Ja, also ich habe zwei Bücher gekriegt und sie hat mir ein paar Internetlinks gegeben, die ich verwenden kann. Ja, also

(1030) im Prinzip verwende ich hauptsächlich das Tabellenbuch Kraftfahrzeugtechnik, das sie mir gegeben hat, da stehen

halt ALLE Formel, Formeln habe ich so eh auch, (1040) aber Quelle habe ich nicht dazu, weil die Formeln sind EH logisch in der Physik braucht man ja nur nachdenken <lacht> (1050) und (...) die Standardwerte halt, Richtwerte für Luft, Kraftstoff

und sonstige Sachen. (1060)

161 I Wie würdest du jetzt den Fortschritt deiner Arbeit beschreiben? (1070)

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S5 Am Anfang <lacht> Nein, ich bin ein bisschen hinten mit dem praktischen Teil, also ich habe noch kein einziges Messergebnis (1080) aber ich habe ein fast fertig gebautes Dynamometer und den Motor, der auf Ethanol

FUNKTIONIERT. Also knapp davor, aber knapp davor seit drei Monaten (1090) <lacht> und ich hoffe jetzt auf einen

baldigen Durchbruch zum ersten Messergebnis, aber es sind immer Kleinigkeiten, mit denen man NICHT rechnet (1100) (...) Zum Beispiel die Bremsscheiben, zuerst wollte ich sie mit einem angeschweißten Träger drauf machen, das hat sich

dann (1110) verzogen, hat nicht funktioniert, dann habe ich es mir bei einer befreundeten Werkstatt herausdrehen lassen aus

Aluminium, dann hat das aber beim Anschrauben durch den Anschraubdruck eine LEICHTE Schiefstellung (1120) gekriegt, das sind 0,1 Millimeter und trotzdem habe ich jetzt eine Messungenauigkeit von dreißig Prozent pro Umdrehung,

die es halt MEHR bremst und immer weniger, weil die Bremsscheibe wackelt (1130) und das Spiel muss ich jetzt

ausgleichen und die höchstprofessionelle Methode ist eine Red Bull Cola Dose zerschneiden und (1140) unter den vorderen (unv.), mit sowas halt.

173 I Das ist wirklich sehr viel, was du praktisch machst. (1150)

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S5 Ja, aber laut dem Thema ist ja / das Dynamometer behandle ich in der VWA nicht, weil das ist nur ein Werkzeug, das

brauche ich ja (1160). Es hat keinen BEITRAG zum Ergebnis, ich könnte auch zu einer Werkstatt gehen mit einem Dynamometer, allerdings fangt es bei denen halt bei 10 PS zum Messen an und hört bei ein paar hundert auf und MEIN

Interessensgebiet ist wäre ein halber (1170) bis zwei oder so.

178 I War es eine Voraussetzung, dass ein experimenteller Teil drinnen ist? (1180)

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S5 Nein, aber mir ist gesagt worden zu dem Thema soll ich auf jeden Fall einen praktischen Teil machen, aber ich habe es NIE anders vorgehabt. Für mich war der praktische Teil fix. (1200)

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Anhang: Interviewtranskripte

181 I Wie stehst du zu Physik als Schulfach?

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S5 Also ich finde es sehr spannend, ich möchte (1210) auch Physik studieren (...) das Stoffgebiet also prinzipiell lernen wir

(1220) viel in Physik, ich finde unsern Physikunterricht auf keinen Fall schlecht, aber mir geht oft ein bisschen ein

Praxisbezug ab. Natürlich ist Physik viel Theorie, (1230) aber die Anwendungen der Physik sind ja das, was man im Leben dann brauchen kann und wir haben zum Beispiel Elektronik durchgemacht, wir wissen THEORETISCH wie ein Transistor

funktioniert (1240) und die Diode, aber Schaltungen aufgebaut haben wir ein bis zwei Stunden wirklich ganz simple

Schaltungen und das war es dann (1250) und durch das, das ich hobbymäßig viel mit Elektronik machen, wäre / also ICH persönlich kann es ja jetzt eh schon einigermaßen (1260) aber es ist für Mitschüler, das wäre eine klasse Möglichkeit, dass

man so etwas lernt und dass man ganz einfach Sachen reparieren kann. Also reparieren tu ich <lacht> leidenschaftlich gerne

(1270). Kaputte Geräte kommen immer zu mir und es ist so simpel in Wahrheit, man braucht nicht viel können, man braucht nur mit dem Messgerät praktisch umgehen können und die paar (1280) Standardbauteile kennen, WIE schaut es

aus, wenn es funktioniert, WIE schaut es aus, wenn es hinüber ist und austauschen, ja und mit dem Messgerät umgehen

(1290)

194 I Gibt es Themenbereiche, die dich besonders interessieren? (1300)

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196 S5 Ich finde eigentlich alles klasse, also in Physik. Die klassische Mechanik mit der habe ich noch am EHESTEN etwas zu tun,

dass ich wirklich einmal (1310) was ausrechne, ja und der (1320) Rest ist einfach interessant zum Zuhören.

197 I Glaubst du, dass es Themen gibt, die eher Mädels interessieren? (1330)

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S5 Es gibt auf jeden Fall eine Spaltung also in Richtung Biologie, Zoologie sind WESENTLICH (1340) mehr Mädels im naturwissenschaftlichen Bereich wie, ja, Buben jetzt eher Chemie, Physik. Ich glaube wir haben (1350) auch einen mit Bio-

Thema, ja und geisteswissenschaftlich ist relativ verstreut, aber ich glaube die Mädels haben relativ oft Geschichte so als

Grundstruktur (1360).

202 I Und innerhalb der Physik?

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204 S5 Ich glaube in unserer Klasse fühlen sich nicht so viele Mädchen (1370) von Physik prinzipiell angesprochen <lacht>. Nur

so die Erfahrung aus den Stunden. (1380)

205 I Sind die Interessensfelder in deinem Freundeskreis und Schulkollegenkreis ähnlich wie deine?

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S5 Ja, also der E, mein bester Freund (1390), also wir haben definitiv VIEL schon vorher darüber geredet über unsere Themen (1400) und wenn alles gut geht, wird er für seine VWA auch mein Dynamometer messen zum Leistung abmessen und ja,

also ABSOLUT das gleiche Interesse (1410), anderer Kraftstoff, aber <lacht>

209 I Was strebst du nach der Matura an? (1420)

210 S5 Zivildienst <lacht>

211 I Ja, das steht als erstes an und dann?

212 S5 Also auf der TU Physik studieren wäre mein Plan und dann ab dem zweiten Jahr experimentelle (1430) Physik, im zweiten.

213 I Was auch sonst, in diesem Fall. Und Berufswunsch? (1440)

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S5 Ja, wenn ich in der Forschung bleiben könnte, wäre das wunderbar. Sonst sage ich einmal, aus der Forschung ergibt sich

vielleicht ein Spin-Off (1450) oder es ergibt sich ein Forschungsgebiet wo dann industriell Interesse besteht, wo ich dort weitermachen kann. (1460) Ja, da werde ich mit viel Sachen zusammenkommen, die ich jetzt nicht weiß und zur Not nach

Australien und KFZ-Mechaniker für Motorräder (1470)

218 I Wie kommst du auf das?

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S5 Ich tu viel Moped schrauben, daher kommt auch SICHER das mit dem Motor und ich betreue drei vier Motorräder, die immer (1480) wieder zum Herrichten sind, einige Maxis habe ich schon zum Herrichten gehabt und Mopeds, hobbymäßig.

(1490)

222 I Kannst du dich an frühere Berufswünsche erinnern?

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S5 Ich wollte schon IMMER Physik studieren, also mit sieben acht Jahren war das sicher (1500) schon. SICHER nicht ohne den Einfluss vom Papa <lacht>.

225 I Hast du zu Hause Platz für diese Hobbys? (1510)

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S5 Ja, also in der Garage da muss ich zwar immer wieder länger diskutieren mit der Mama, dass (1520) ihr Auto draußen

parken muss und dass da jetzt zwei Motorräder in der Garage stehen, aber nachdem meine Eltern, mein Vater und meine Mutter haben jeweils ein Motorrad. Das ALTE Motorrad vom Papa (1530) hab ich jetzt ein bisschen hergerichtet und mit

dem fahre ich dann ab April, wenn ich den Führerschein habe und ich selber habe ein 125er Motorrad, es ist in der Familie

(1540) verwurzelt, nur schrauben tu halt viel ich und ich habe einen ganzen Kellerabteil, der die Größe von der Doppelgarage hat, der ist genau darunter, (1550) ist zwar IMMER kalt, aber den prinzipiell habe ich langsam in Besitz

genommen, durch das, dass ich immer mehr Werkbänke aufgestellt habe <lacht> und immer mehr Werkzeug angesammelt

habe (1560). (...) Und ein Kellerfenster habe ich jetzt ausgebaut und gegen eine Absauganlage, dass ich nicht ersticke, wenn ich den Motor anstarte (1570) ausgetauscht.

235 I Dann vielen Dank für das Interview und alles Gute weiterhin!