Die Wanderung der sabäischen Völkerstämme im 2 Jahrhundert n Chr

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654 hio WaiiderLing dcM- sabäischen V^ölkerstäiviino im 2. JalirhiuKlevt n. Chr. Nach arabischen Sagen und Ptolemäus von Consul Dr. 0. Blau. Mit 2 Karten. Der sabäische Zweig der arabischen Völkerlämilie theilt sich in zwei grosse Gruppen. Die eine blieb in ihren Ursitzen in Süd¬ arabien und bildete dort schon in vorchristlicher Zeit das hinijari- tische Ileich, welches bis gegen Ende des öten Jahrhunderts nach Chr. fortbestand und dessen kostbare Denkmäler die sog. himjariti¬ schen Inschriften sind , deren eiuige mit Daten uach der seleucidi¬ schen .\era ^) sich bestimmten Zeitaltern zuweisen lassen. Der IIaui)tstamm dieser Gruppe , die von den Griechen 'OfirjQiTai. ge¬ nannt zu werden pflegt, heisst auch bei den .\rabern Himjar. Von den Städten und Festen der himjaritisclien Könige, welche die Araber und die Inschriften erwähnen, nennt auch Ptolemäus eine grosse Zahl , unter denen die erkennbarsten sind : Hirran '^p'? ßaaiXuov Haida 'Fulda Bainün Bnivovv (nicht Ukovovv) Qirwah 2aQotov Salhin 2ikai6v Schabwa 2dßßc<d-n ^iijToonohg Tzafar J^dmpaga ^ti/Tgonohg Qaada ^adaadga Marib Magia uct Belau Jika Mara Mctgcc f.ii/Tgonoktg Maifa'a Maicfa fii,Tgo7Tohg ein anderes Maicfctö^ Mirmä Magliiaßa. I) ReliKivd mein, sur Ih Mesene 1861. S. 7.'5 ; der mit Ifeelit den Ge- liriuuli (liisir Aera nuf die jüdisclien .Viisied'dnngen in Jemen zurückfuhrt. Die vorkoniinendeii DmIcii sind 57'3 und 640 Sei. 21)1 und 328 n. Chr.

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hio WaiiderLing dcM- sabäischen V^ölkerstäiviino

im 2. JalirhiuKlevt n. Chr.

Nach arabischen Sagen und Ptolemäus

von

Consul Dr. 0. Blau.

Mit 2 Karten.

Der sabäische Zweig der arabischen Völkerlämilie theilt sich

in zwei grosse Gruppen. Die eine blieb in ihren Ursitzen in Süd¬arabien und bildete dort schon in vorchristlicher Zeit das hinijari-

tische Ileich, welches bis gegen Ende des öten Jahrhunderts nach

Chr. fortbestand und dessen kostbare Denkmäler die sog. himjariti¬

schen Inschriften sind , deren eiuige mit Daten uach der seleucidi¬

schen .\era ^) sich bestimmten Zeitaltern zuweisen lassen. Der

IIaui)tstamm dieser Gruppe , die von den Griechen 'OfirjQiTai. ge¬

nannt zu werden pflegt, heisst auch bei den .\rabern Himjar. Vonden Städten und Festen der himjaritisclien Könige, welche die Araber

und die Inschriften erwähnen, nennt auch Ptolemäus eine grosse

Zahl , unter denen die erkennbarsten sind :

Hirran '^p'? ßaaiXuovHaida 'Fulda

Bainün Bnivovv (nicht Ukovovv)

Qirwah 2aQotovSalhin 2ikai6v

Schabwa 2dßßc<d-n ^iijToonohg

Tzafar J^dmpaga ^ti/Tgonohg

Qaada ^adaadgaMarib Magia uctBelau Jika

Mara Mctgcc f.ii/Tgonoktg

Maifa'a Maicfa fii,Tgo7Tohg

ein anderes Maicfctö^Mirmä Magliiaßa.

I) ReliKivd mein, sur Ih Mesene 1861. S. 7.'5 ; der mit Ifeelit den Ge-liriuuli (liisir Aera nuf die jüdisclien .Viisied'dnngen in Jemen zurückfuhrt.Die vorkoniinendeii DmIcii sind 57'3 und 640 Sei. — 21)1 und 328 n. Chr.

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Etlniographische SMzevon Arala

A.Ii aih Plotemaeus.

VÖ:X D? OTTO BLAU.

1865.A

f— I / 'nbenäUtmuiifl,SahäiseJif Sliinime iu /ialen Si/zrii .SaöäiA'dke Stänuuf au/'der fVanc^ruJi^.AdnanJte/ir Stäiniiir

'Aciuehri/f der D.if.O. B.IXn.S.ti./i .

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2 .lahrliundert imserer Zeilreehmnio

B.Xach arahischen Nachrichten.

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ßlau, die Wanderung der sabäüchen Völkerstämme im 2. Jahrh. 655

Charakteristisch ftir die dem sonstigen unstäten Nomadenleben

der Araber ganz fremde festere Organisation des himjaritischen

Keiches ist die uralte und bis in die Zeiten des Chalifats vererbte

Eintheilung des Landes in Kreise, welche mit einem speciell himja¬

ritischen Worte M i c h 1 a f genannt werden , und vou denen wir

mehrere Verzeichnisse besitzen, die bald ein Maximum von 36,

bald nur 25 solcher Michlai's auflführen '). Sie waren entweder

nach ibren Hauptorten oder nach den Stämmen genannt, die sie be¬

wohnten. Die im geographischen Wörterbuch Marägid nl-ittila

aufgeführten 'lasseu sich in den Grenzen des eigentlichen Jemensalle localisiren:

1. Gafar'Ouna

Abjau

Lahi^Beihan

Schabwa

Maafir

Jahsib

Aud

10. Roein

11. Geischan

Rida u Thät

2.

3.4.

5.

6.

7.

8.

9.

12.

25. el-Baun

26. Sa'ada

27. Wada a

28. Jam

29. Gauh

30. Sinhan

31. Zobeid

32. Nahd

33. Schihäb

94. Kahlän

35. do'fi

36. Solaf

13. Marib

14. Gublan-Rftma

15. Dimär16. Alban

17. Moqrä18. Heraz u. Hauzen

19. Hadhur

20. Mazin

21. Aqnab22. Di-Gorra

23. Hamdan

24. (jahran

wie auf anliegender Karte durch die entsprechenden Ziffern geschehen

ist. Ausserhalb des eigentlicheu Jemen findet sich die Eintheilung

in Michlafs auch in den angränzenden Gebieten, und es scheint,

dass dieselbe von den Himjaren überall dahin getragen worden ist,

wo ihre Herrschaft anf längere Zeit festen Fuss fasste. So wird

z. B. zu den „Michlafs vou Jemen" in späterer Zeit (3. Jahrh. d.

Hedschra) auch Hadbramaut, Mahra und Schihr gezählt, und

der südliche Theil von Ne^d umfasste nach Codama unter anderm

die „Michlaf": Neeran, Gorasch, Bische, Tobäla *); sodass sich nach dem Vorkommen dieser Eintheilung die Grenzen des

himjaritischen Reicbes mit ziemlicher Gewissheit bestimmen lassen;was nicht ausschliesst, dass zu Zeiten ein engerer und begränzter

Bezirk des Landes speciell als Vaterland der Homeriten bezeich¬

net wird , wie bei Ptolemäus ^) der Küstenstrich vou Aden bis an

die schwarzen Berge.

1) Johannsen hist. Jeinan. 34 ff. Marägid-ul-ittild' III, 57 ff. Codämoim J. Asiat. Aoöt 1862. S. 177. — Auch die Eintheilung des Gehietes desImäms von San a in 24 jemenische Aemter und 6 de.sgl. von Tihänia, wie sienoch zu Niebuhrs Zeit hestand (Beschr. v. Arab. S. 221 ff.), fallt im Wesent¬lichen mit dieser alten Eintheilung zusammen.

2) Codama a. a. O. S. 177.

3j I'lin. VI, § 158 cd. Sillig ist sicher nicht Homeritae , sondern mit denbesten Codd. Nomeritae die richtige Lesart.

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656 Blnu, die Wanderung der sabäischen Völkerstämme im 2. Jahrh.

Der Epoche des Reiches, welche in Ptolemäus Beschreibnng

Jemens veranschaulicht ist, entsprecben in den arabiscben Traditio¬

nen die theils geschichtlichen, tbeils sagenhaften Nacbrichten über

die Wohnsitze jemenischer Stämme in der Zeit nach dem sog.

Dammbruch vou Marib, welcben man c. 130 nacb Chr. anzusetzen

pflegt.

Soweit sich diese Nachrichten mit den gleichzeitigen griechi¬

schen begeguen, sind sie folgende:Im südwestlichsten Theile des Landes wohnte der Stamm Ma'äfir

(Matpoglrai Ptol.) am Gebirge ^abr , wo nachmals die Stadt T a i z zentstand, früher aber die Burg Sawä {^dßrj Ptol. 2avri Peripl.M. erythr. 22) berühmt war '). Der Periplus , dessen Abfassung

unzweifelhaft in den Jabren 240 — 250 stattgefunden hat 2), führt

als Fürst der Landschaft Macpogirig einen Xnkaißog auf, der denArabern ebenfalls bekannt ist. In gleicher Gegend hatte sich näm¬

lich der Stamm Ha das niedergelassen, in dessen Geschlechtsregi¬

stern um diese Zeit eiu Koleib b. Obeij aufgeführt wird ^~). An

der Küste nordwärts davon sassen die El-Asch'ari {'EXiaagot

Ptol.) ^), deren Nachbarn auf der einen Seite, nach dem Küsten¬

gebirge hin, der nicht jemenische, sondern aus der Gegend von

Mekka stammende Tribus 'Akk (Ay^iTcct Ptol. '^ix^r/voi' des Ura¬nius) war*), nordwärts aber das Gebiet Moqra (daher Moxgirat

Ptol.) , in welchem das Thal oder Dorf Rima' lag [nach einigen

noch im Gebiet der el-Asch'ari], dessen unterer Theil den Wasser¬platz Gassan enthielt, von welchem die Gassäniten {Kadaavlrat

Ptol.) benannt wurden ^) , deren wir später gedenken werden. Ob

Ptol. Jiiigrjvoi in der Nähe der Moxgtrat der himjaritische Stamm

Du-Ro'ein ') ist, oder nicht vielmebr der kalbitische Thaur, wird

sich im Laufe der folgenden Darstelluug zu Gunsten des letzteren

Namens entscheiden. Sicher aber ist, dass Ptol. .Saßalot, die iu

die Gegend seines Magiafia und Maga fiijrgoTiohg fällen *),durcb die Angaben der Araber, dass Sabä der „Landstrich in

Jemen hiess, dessen Hauptstadt bis zum Dammbruche Marib war",

uud dass „Mara eiu Dorf bei Marib war, dessen Einwohner vom

Stamme Azd der Dammbruch von da vertrieb" ^), sowie durch die

1) Maragid II, 62 vgl. 142. — I, 306. II, 21. 1, 446. Not.2) Reinaud Mesene S. 67.3) Wüstenf. Tab. 5, 23. — Reg. S. 193.4j Wüstenf. Tab. 8, 11. — Abulf. H. A. 183. — Ihre nördlieliste Stadt

Ilnv/Irvv halte ich für das spätere Komfuda. Ob aus Ktiifit, - Ilovl^i/oventstandeu?

5) Mas'üdi ed. Par. III, 390. — Codama 177.6) Maräg. III, 59. I, 483.7) So genannt von dem Berge Ro'ein, der ihnen gehörte, Marär. III, 56.

1, 475 und Note.8) Ebenso nennt schon Strabo 778 und Plinius die Hauptstadt der Sabaei

Mariaba.

9^ Maräg. II, 7 und IIJ. 68. Mas^idi III, 373. - Abulf. 114.

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Blau, die Wanderung der sahäischen Völkerstämme im 2. Jahrh. 657

hiinjaritisehen Inschriften, in denen Himjar und Saba neben ein¬ander genannt werden, für jene Zeit und Gegend localisirt werden.

DiG 2aQiTai ziehe ich zur Stadt 2a8aadQa (Ptol.), deren Namen

im zweiten Theile den appellativiscben Zusatz r,>iia „die fürstliche"

enthält 1), im ersten Theile aber das arabische'^a'd a , welcbeseine wohlgebaute, volkreiche Handelsstadt Jemens war", die der

Stamm Chauiän bewohnte '^), berühmt durch ihre alten Gerbereien und

Lederfabriken *). Die Maaov'ixai Ptol. weiss ich nicbt mit Sicher¬

heit nachzuweis^en. Zwar führt die Petersburger Hdscbr. des Ja-

qüt *) ein Michlaf M a h s a n auf ; allein ich muss glauben , dassdafür vielmebr Jahsib zu lesen ist und statt des Michlaf Ma¬

zin, von Mäzin aus dem Stamme Du-Ro'ein, wie Juynbolledirt ^) , haben die Hdschr. vielmehr Madun, abgesehen davon,dass der Name Mazin durch Mason nicht genau wiedergegeben

wäre. Aus gleichem Grunde, wegen der lautlichen Differenz, kann

ich auch die von Anderen versuchte Combination von Ptol. 'Pa-

ß-ivat mit Rei dan der Inschriften nicht zu der meinigen ma¬

chen; wenn schon die Localität stimmte, da Reidan das Schloss

von Tzafar war, welches eine der Hauptresidenzen der bimjariscben

Könige heisst , und Ptol. die 'Pa&ivai unmittelbar ueben JEancf a-

glrai (Bewohner der JSäncfctQa ftritgönoXi^) aufführt.Man hat vergeblich versucht, in Ptolemäus den Namen einer

andern berühmten Königsstadt der Himjariten, Sana, wiederzufindeu.

Die Araber ') geben aber selbst an, dass die Stadt früher Uzal

hiess, und erst seit der äthiopischen Occupation im 5ten Jahrhun¬dert den Namen Sana erhielt; Ptolem. konnte sie unter dem Na¬

men also nicbt kennen. Vielmehr nennt Ptolemäus als Königsstadt

der Himjariten "^Qt] , welches nach dem Namen und seiner relativen

Lage mit dem Schloss Hirran, der Burg von Dimär*), identischscbeint, da Hirran als Hauptsitz des Cultus und der Herrschaftauch in himjaritischen Inscbriften oft erwähnt wird Mit Hirran

zusammen erscheint ebenda als Königsburg das Schloss Na'män,

wobei die Wahl zwischen drei gleichnamigen Festen in Jemeu

1) Vgl. Klag. Jerem. 1,1. — Aehnlich 1st .Wnxopn'/9« = Mekka „diegrosse" oder „Herrenstadt".

2) Maräg. II, 156. — iVüst. lieg. 47. — Ritter EK. XU, 209.3) Maräg. III, 58.

4) Ztschr. X, 23. var. 11. —--aj:^, t^*^»^i" Mar. III, 56 ij^*»^-5) Maräg. III, 57.6) Viv. de St. Mariin Journ. As. 1863. Oct. 366 f. — Besser Osiatukr

Ztschr. (1856) VII, 24.

7) Osiander in Ztschr. VII, 24 Not. — L'zal ist =b[1N Genes. 10, 27.

8) Maräg. III, 311. — Niebuhr kennt den Namen Hirran als den einesBerges i\estlich von Dimar. Beschreib, von Arab 235.

9; S. Osiander Zischr. VU, 70. XIX, 164.lOi Mardr. III. 219. — Osiander Ztschr. VII. 70 kannte die Stelle des

Märay. noch nicht.

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658 Blan, flie Wanderung tier nabähchen Völkeretänwie im 2. Jahrh.

offen bleibt, vielleicbt aber auch Ptol. Mevccfißis ßaaiXuov , alseiue Corruptel aus jeuem Namen , zu berücksichtigen ist.

Unter den 'AdgafilTai, des Ptol. versteht mau mit Recbt die Ha¬

dramaut, Iladharima der Araber, welche Uranius u. a. richtiger

XaxQu^iuT'iTai^) nennen, wogegen unter den 'ArQafiitai , Atra¬mitae , die Uranius und Plinius von jenen unterscheiden uud einen

Zweig von Saba uennen, vielmehr die Chath'am, <.»i-"^> , sind,

welche iliren Namen von der Ceremonie „chath'am" hatten, in¬dem beim Abscbluss eiues Bündnisses sie die Hände in das Blut

des geschlachteten Kameels tauchten ^i. Die Chath'am hatten

ihren Wohnsitz im Gebirge es-Sarät, besouders an den Bergeu

Schi und Bariq , bis die Azd bei ihrer wegen des Durebbruches des

Dammes von Marib erfolgten Auswanderung an ihnen vorüberzogen.Vom Stamme Hadbramaut wird in der Geschichte des Damm¬

bruches eiu Häuptling Sahhäl eg-^adif genannt, der, während andere

den Riss wieder zuzudämmen suchten, sich von ihuen abwandte

(„gadafa"). Er soll zur Familie Kinda, deren älteste Sitze in

Hadbramaut waren , gehört habeu ^). Sein ältester Sohn heisst

Aulüm den ich erwähue, weil er dem Stamm 'AlovfiEÜTat

Ptol. den Namen gegeben haben dürfte, der an der Gränze von

Hadbramaut gewohnt haben muss, wenn uamentlich die Localität

Alum oder Alam iu einer wicbtigen Inschrift eines Königs von

Hadbramaut ^) damit zusammengehört.

Doch wird auch für den Namen der 'AXovumrai die Mög¬

lichkeit offen bleiben, dass vielmehr an die Ortschaft Alüma im

Gebiete der Hodeil (oder der Hidjam von Kinana) an der Grenze

vou Jemen ^) zu denken ist.

Auch für die neben den 'jlkovfimtai genannten ^acpaviTaidarf in Ermangelung eines entsprechenden arabischen Stammnamens

die Erklärung ans einer himjaritischen Inschrift entnommen werden,

wo eiuer Localität Bait-Ben - S üfä n, bei welcher ein Angriff der

Stämme Saba und Asad auf einen Hinijaritenfürsten statt fand, er¬wähnt wird ').

Die ^a-^aXlTm, welche Ptol. Grenznachbarn der 'ASga^ltaiau der Küste sein lässt, wage ich uicbt als Nachkommen des eben

erwähnten Sahhäl zu deuten, noch auch mit Ritter **) als Bewohner

1) XmQniiitv'Tiii Ptol. VI, 7, 25 siml doch wohl dieselben.

2) Wüstenf. Reg. 1,S0. Vgl. Herodot. III, 8.

3) Wüstenf. Reg. 143.

4) -jJji Wiist. Gen. Tab. 3, '24 etwa ums Jahr 160 n. Chr.5) Osiamler in Zeitsehr. XIX, 245.

6) Maräcid 1, 88. — Für *iA:>- ist zu lesen ^.L^^vX^ oder f^J^7) Osiander a. a. O. 233.

8) Krdk. XII, 308. Ueberdies seheint dort eine Verwechselung der ganzverschiedenen Oertlii-hkellen Schihr nnd Sac har (letzteres im Innerei; beiIvijad-el-Rauday vorzuliegen.

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Blan, die Wanderung der sahäischen Völkerstämme im 2. Jahrh. 659

der Landschaft Sa har anzusprechen, sondern halte den Nanien für

appellativische Bezeichnung der „Küsten bewohner", gleich derder Sawähili an der Ostküste Afrikas, von Sabil „Meeresuler".

Plinius nennt dieselben A et a ei v. axviq.In die Wüste nördlich von da uacb 'Oman zu, wo Plol. die

'lußaQiTUL ansetzt, verlegen die Araber die Wohnsitze der Wabär,eines mythischen Volkes. Das Geogr. Wörterbuch gibt au: „Wa¬

bär ist das Land, welches sich zwischen Schihr und Sana 300

Farsang weit erstreckt; es gehörte zu den Wohnsitzen der Aditen,

zwischen Remäl-Jabrin und Jemen; nach andern lag es zwi¬

schen Negrau, Hadbramaut, Mahra und es-Schihr" i).

Gegen Kitters 2) Identificirung der Wabar und Banubari des Ptol.

spricht die Verschiedenheit der Wohnsitze.Ueber die Gleichheit des Namens der 'Aax'iTai des Ptol.

mit dem der Landschaft Hasik (daher Haski nach Owen bei

Ritter EK. XII, 339) kann nach dem, was schon C. Müller zu

Aaix des Peripl. m. Erythr. ^) beigebracht hat, kein Zweifel sein.Diese Uebereinstimmung der arabiscben und griechischeu Nach¬

richten über die Wohnsitze und Hauptorte der Stämme, welche das

himjarische Reich und seine Umgebung bildeten, gestattet eine ziem¬lich sit'here Abgrenzung des Gebietes und der Stämme, welche von*

der grossen sabäischen Auswanderung nicht mit erfasst wurden, im

Gegensatz zu den in diese Auswanderung verwickelten Distrikten.Aus den Nachricbten der Araber über diese merkwürdige Emi¬

gration südarabischer Stämme nach den nördlichsten Greuzen derarabischen Erde lässt sich der Moment mit überraschender Sicher¬

heit erkennen, in welchem die von Ptolemäus benutzten Nachrichten

diesen Zug erfasst baben, der, wie ja ohnehin selbstverständlich,nicht eiu plötzliclier Umziii,' von dem einen Ende der Halbinsel

zum andern gewesen ist, sondern ein langsames, allmäliges unddurcb manchen harten Kampf mit den früheren Bewohnern des

Landes gehemmtes Vorrücken. Dieser Moment fällt in die Zeit

bald nach der Trennung der ausgewanderten Stämme

anf der Grenze von Tibäma, Ne^d und Higäz.Die Grujipe von Stämmen, welche znerst — noch vor dem

Dammbruch und wahrscheinlich um die Mitte des ersten Jahrhun¬

derts nach Clir. - deu Anstoss zur Auswanderung nach dem Nordeu

gegeben, sind die Nachkommen vou Codha'a. Ihr Ursitz warSchihr und Mahra, ein Theil von Hadbramaut, wo das Grab

ihres Ahnen auf einem Berge gezeigt wurde *), und allwo auch

Plinius in den Worten: Co dani, Vad ei oppido magno Bara,

Sasaei, Lechieni, Sygaros insula ^), den Hauptstamm

1) Afaräc. III, 274: vgl. Kiiiiins u. il. \V.'il Ritler EvAk. XII, 31.53) Geof/r .Min. I, 283.4) Wüst. Keg. 138. 444 »Ilten.5) Plin. VI. 8 156 SiU.

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6(30 Hltiv, die Wa derung der sahäischen Völkerstämme hn 2. Jahrh.

Codha a nebst den Zweigen Vadi a >) rait der Stadt El-Bar

Qa'5a'a(?j und Lihjän (?) in der Nähe des Vorgebirges, das Ptol.Syagros als Grenze von Hadhraraaut nennt , gekannt zu haben

scheint •, und Strabo wahrscheinlich rait seinen 'Pafißavirai '),deren Städte "A&Qovka (= Tgorkka Ptol.) und Magavaßa (Ma-

gidßa?), den codha'itischen Starara Rabban *j gemeint hat, während

Ptolem. 'PceßceviTM, am Klimaxgebirge, der St. Rabban von 'Akk ^)seiu wird.

Die Codha a hatten nach arabischen Sagen, deren Helden uach

den genealogischen Tabellen im 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung

lebten, sich zunächst in der Gegend von Mekka festgesetzt, von wo

sie die 'Akk verdrängten "). Dort waren ihre Nachbarn die Re¬

bia, mit denen es zu Fehden kara, in Folge deren, naehdem sichdie Rebia mit den Kinda '), die Codhä'a aber mit den El-Aschar

(EUaagoi) und 'Akk (Ay^itat) verbündet hatten, die Codha a aus

Mekka vertrieben wurden und naeh Negd zogen.

Hier trennten sich von ihnen zuerst die Tan iich {Oavovirat)

uud zogen nach Bahrein, wo sie auf einen Stamm der Nabatäer

( /laxccQTjvol Ptol.) stiessen , den sie vertrieben *). Ein Zweig derTanüch, dieTazid, wendeten sich direkt nach Mesopotamien ^).

Die nbrigen Codhä'a blieben drei Generationen lang, „bis sie

Enkel heranwachsen sahen", in Negd sitzen ">); also beiläufig bisin die Mitte des 2. Jahrhunderts.

Gleicb an der Gränze von .Tibäma und Negd am Berge Ha-

dhan *') liessen sich die Benu-Kelb nieder, und blieben daselbst,bis die Stämme von Nizär-b.-Ma'add sich vermehrten und über die

Grenze von Tibäma sich nach Negd und Higäz ausbreiteten. Alsdie Kelb aus ihren W^ohnsitzen am Hadhan verdrängt wurden, zogen

sie in die Gegend vou el-Rabadsa uud weiter bis an den Berg

Tara ijj a, wo sie bis ins 4te Jahrhundert hinein gewohnt haben *^).

Die Unbedeutendheit dieses später so weit verbreiteten grossen

Starames im 2. Jahrh. würde es erklärlich erscheinen lassen, wenn

Ptolemäus seiner uicht gedächte; da er aber in eben die Gegend,

wo damals die Kelb hausten, die Jiogjjvoi setzt, und (da -i]vol

1) Wüst. Gen. Tab. II, 12.2) Maräg. I, 117.3) S. C. Müller Geogr. Min. I, 277 not.4) Wüst. Gen. Tab. II, 15.5) Ebend. A, 7.6) Wüst. Reg. 220. 251. 55.7) Wüst. Reg. 444. — Die Kinda mussten also auch z. Th. aus Hadbra¬

maut mitgezogen sein (Ki^ aiSoxo/nhnt?).8) Wüst. 444. Siehe weiter unten.9) Wüst. 446.

10) Wüst 220.11) Eine Tagereise von der Gräuze der Tihania , iiiier es-Sitar nach dem

Gebiet der Soleim zu. Marär. I, 308.

12) Wüst. Reg. 264. 265.

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Blau, die Wanderung der sabäischen Völkerstämme im 2. Jahrh. 661

nur Endung ist) — ein arabischer Stamm Daur uiclit existirt, so

ist es höchst wahrscheinlich, dass sie eben die Benu-Kelb siud, in

deren Genealogie der Vater des Haupfstammes Thaur b. Kelb

(Wüst. 2, 18) als Eponymus erscheint, wobei die Vertausehungder Laute /I und 0 im griechischen Munde sich nach analogen

Erscheinungen erklärt.

Drei andere Codha'a-Stämme, die in Negd beisammen wohnten,wareu die Zweige vou Zeid: Sa'd ') genannt Hodseim, Nahd nndGo hei na. In Folge einer Fehde zwischen den beiden ersteren

trat (um lÜO n.Chr.?) eine Spaltung derselben ein; die Gobeina

zogen an die Küste des rothen Meeres und in die Umgegend von

Janbu', wo Ptol. eineu nicht congruirenden Namen "Agaai angibt.

Da an die beiden 'Arga genannten Oertlichkeiten ^) nahe bei Me¬

dina nicht füglich gedacht werden kann, so ist der Stamm der

Arsae, zumal auch Plinius Berg Orsa ^) in gleiche Gegend fällt,wohl für einen der ältern hier einheimischen zu halten, deren wir

im Folgenden noch mehrere kennen lernen werden.

Der Zweig Sa'd begab sich nach der Trennung von Gobeina

nach Wadi-l-korä, el-Hagr (Hegra Plin."^^pa Ptol.) und el-(jinab *). Sie sind Ptol. 2iSrjvoi. Ihre Fürsten wurdeu aus dem

Hause'U dsr a gewäblt ä)^ Aew'Aß-glrai des Ptol., das einem deredelsten und mächtigsten Stämme seiner Gegend *) den Namen ge¬

geben hat.In der Begleitung der Sa'd waren ausser ihren nächsten Vet¬

tern von Nahd auch einige entferntere , wie Hautaka b. Süd und

diejenigen von Garm b. Rabban, welche nicbt nach 'Oman gezogen

waren '). Von Nahd erzäblt die Sage *), dass er 14 Söhne voneiner Mutter, Barra ^) , hatte, deren Nachkommen daher Bann-

Bar r a hiessen, im Gegensatz zu den übrigen Nahditen , deren

Stammmutter eine vom Stamme el - Qein '") war. Diese B a n u -

Barra kann man in Ptol. Bavovßagoi wiedererkennen, oder viel¬

leicht auch die Banu-Bahrä, einen verwandten codha itischen

Stamm, der ebenfalls mit nach Syrien gezogen war *•). Die Nahd

1) Seine Frau war 'Atilca. Sehwester des Tamiin, Stammvaters der Ta¬mimiten, der nach der Sage in Marrän (uuf dem Wege von Meklia nacli Basra)begrahen liegt.

2) Maräg. II, 247.3) Ob Harschi, Wiist. Medina S. 20.?4) Wüstenf. Reg. 395.5) WüsUnf. a. a. O. 349.6^ Vgl. über die genannten Localitäten Wüstenfeld Hauptstrassen von

Medini S. 10. 13. 14.7) Wüstenf. Reg. 395.8) Wüstenf. Reg. 333.9) Schwester der 'Atika s. Note 1 dieser Seite.

10) Aelteste Erwähnung der Keinitcn (vgl. Sinait. Inschriften in ZeitschrXVI, a35) bei den Arabern.

11) Wüst. Reg. 104.

4 E *

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662 Blau, (lie Wmtdeni.vg der s-a/K'iixrhen Völkerstämme im '2. Jahrh

sassen neben den Sad in Wadilkora bis nacli Teima hin, bis ihreZahl sicb mehrte und sie bei einem entstandenen Streite von den

Sa'd unter deren Fürsten Rizah (um 180 — 200 n. Chr.) vertrie¬

ben wurden, worauf sie nacli .Jemen zurückwanderten, wo die Benu-

Barra und (Jann sich in der Nachbarschaft von Negrän nieder¬liessen ').

Zu dieser Uebereinstimmung in Namen und Oertlichkeiten koramt

noch, dass auch zu den Angaben des Ptolemäus, der an diese Gruppe

an zwei Stellen, an der Küste die f-JafivSiTctt. und im Binnenlande

die &auv8t]vot , zweifelsohne dasselbe Volk angränzen lässt , diearabischen Nachrichten über die Wohnsitze der T hamüd völlig

stimmen. Uie Tliainfld '■*), welche nicht bloss von Griechen und Rö¬

mern (Plin. Tamudaei, Uranios hu^uvSä jeiruv Naßazai'wv, bis

auf die Notit. dignit.), sondern anch im Talmud^) als ein altes

Volk dieser Gegend erwähnt werden, waren in Higr ("Eyga) bisnach Quzah, dem Centraiorte von Wadilqora, wohnhaft''). Ihre

Stadt war Fag-eu-Näqa (wolil Plin. Badanatha), wo ihre in

Fels gehauenen Wohnungen Jahrhunderte überdauert baben. Ein

Missverständniss, ein Versuch den später verschollenen Namen Fa^-

en-Näqa wiederzufinden, ist es, weun spätere Schriltsteller die Tha-

mud nach Fal g-el - J e ni ä ine mitdem Brunnen Rass versetzen*),

wie es auch eine sonst nicht beglaubigte Sage ist ^) , dass sie aus

Jemen stammten, von wo ein himjarischer König sie nach Hi^äz

vertrieb. Einige Bestätigung könnte die Annahme, dass ihre Sitze

früher noch weit südlicher waren, indess darin finden, dass mancheaucb den Stamm Thaqif iu Täif von Thamüd abstammen lassen '),

— ein Fingerzeig, der doppelte Beachtung verdient, weil er von

der gewöhnlichen Genealogie der 'l'haqititen abweicht, und solchedie rein arabische Abstammung eines Stammes bezweifelnde Abwei¬

chungen sebr guten Grund gehabt haben raüssen, ura aufbewahrt zuweiden. Hiernach lialte ich auch die von Ptolemäus in der Ge¬

fell'!, wo die .\raber die Thaqif*) ansetzen, erwähnten 'Akuniivoi

und MaXiyai für Reste der Ureinwohner, welche die Codhä'iten hierantrafen und deren Name nachher auf den beiden llauptzweigen

der Tliaqif haften geblieben ist, von denen Ibn Qoteiba berichtet:

„el-Ahläf i'AXuTi.), d. i. die Verschwornen, sind die Banu-'Aufb. Thaqif, weil sie und die Gädhira sich gegen den andern Zweig

von Thaqif , die Banu-Mälik (MalTyai)^ verschworen hatten"").

1) Wüst. '2«5. mx2) S. Ritter Erdk. XII, l.ölff. XUI, 140 ff.3) Sleinschneider in Zeitschr. 1\'. 144 not.4) Mdsndi III, 272. Vgl. Wil'itenf. Hptstr. v. Med. 11.5) Be.idhäri zu Sur. 25, 40. ~ Maräcid I, 470.6) A/ml/edn H. A. ed. Fleischer 115.7) Abulfeda a. a. 0. 194 : Alii eos pro reliquiis Themnditaruni haheiit8) Wüsten/. ReK. 45191 Bei Wii.^t< n/. i;

4 E *

Page 14: Die Wanderung der sabäischen Völkerstämme im 2 Jahrhundert n Chr

Blau, (Ue Wanderimg der sahäischen Völlerstämme im 2. Jahrh. (5(33

Ob auch die äaogai zu der eingewanderten Gruppe von süd¬

arabiscben Stämmen oder zn den früher daselbst ansässigen gehören,

ist, da einerseits schon Plinius den Namen Dar rae nur um weni¬

ges südlicher keunt, und andrerseits, sowohl der Stamm Bauu-ed-Där vou i^ahm als der Beiname Darra von el-Azd -), beider

ausgewanderter Südaraber, zur Vergleichung einladet, nicht mitSicherheit zu entscheiden *).

Hinsichtlich der Ktvatdoxoknirai , die ausser Ptol. auch die

Insebrift von Axum kennt, ist wegen des Anklangs an den Na¬

men der Kinda die Ansicbt , zu weleher neuerlich sich auch

St. Martin wieder bekannt hat*), dass die Kinda schon in so

früher Zeit au dieser Küste geherrscht hätten, allerdings nicht ganz

verwerflich, da ebendieselben in der Geschichte der codha"itischen

Wanderung erwäbnt werden. Allein andrerseits wird doch der¬

selbe Narae unstreitig durch XivSrjvoi wiedergegeben *), und die

Gräcisirung, die im zweiten Theil von KtvaiSoxolnJrai zu Tage

tritt '), wird aueh den ersten beeinflusst haben, so dass spradilichnicht viel dagegen einzuwenden sein wird, wenn man in dem Ki-

vaiSo- vielmehr die Benu-Kinäna (Wüst. Gen. Tab. N. 8) er¬

kennt, die nachweislich im Norden Nachbarn der Gobeina, dauu

längs der Küste bis südlich von Mekka Anwohner des Meeres uudim Süden Grenznachbarn der Azd waren *). Dass sie zu den älte¬

sten Stämraen von Modhar in Mittelarabieu gehörten, beweist auchdie Erwähimng ihrer Brüder Benu-Asad b. Chozeima als Bewoh¬

ner des Gebietes um die Berge Aga und Seiraa vor der Einwan¬

derung der Tajji »).Ehe wir die Sitze der Modhar-Stärarae zu Ptolemäus Zeit auf¬

suchen, ist noch eines codha'itischen Stamraes zu gedenken, dernach den arabischen Sagen der erste gewesen ist, der in Syrieu

ankam und dort ein Reich gründete. Es sind die Benu-Selih.

El-Bekri berichtet**): „Als die Codhä'a sich trennten, zog der

Stamm Selih unter Anführung von el-Hadragän nordwärts, bis ersich in Palästina bei den Benu-Odeina b. es-Sameida' niederliess".

Da die ersten Ankömmlinge von Tanüch nnd Bahra den Starara

Selih bereits in Syrien etablirt fanden "). auch die Gleichzeitigkeit

1) Abidfeda H. A. 191. — Wüst. Kep. 441.2) Wüst. Gen. Tab. 10, 10.3) Plinius kann die Wanderung der Azditen nicht kennen , da sie erst

später erfolgte.4) C. Inseript. III, 5127. — Vgl. Steph. Byz. s. v.5) Joum. Asiat. 18«3. Oct. S. 356.6) Nonnos in fragm. H. Gr. IV, 179.7) Fälschlich findet St. Martin in -«o^nr-r.n den Stamm Kelb!8) Wüstenf. Reg. 268. 187.9) S. unten.

10) Wüstenf Reg. 405.11) Wüsteuf Reg. 446.

Page 15: Die Wanderung der sabäischen Völkerstämme im 2 Jahrhundert n Chr

664 Blnu, dif. Wandernng der nabäist-.'.en Völkerstämme im 2. Jahrh.

ihrer Anführer Dhagam und Lebid mit dem Odeina-Fürsten Dha¬

rib *) b. Hasan b. Odeina b. el-Sameida b. Haubar [b. Lawi b.

Kaitür b. Kerker b. Hid von Amaliq] bezeugt, dass die Ankunftder Selihiden in der Belqa in der öten Generation abwärts von

Selih um 180 n. Chr. stattfand -), und also die früheren Gene¬

rationen der Selihi im ersten Jahrhuudert uusrer Zeitrechnung als

Vorposten der Codha'a-Ausiedelung in deu südlichen Theilen des

damaligen Nabatäer-Reiches gesessen haben müssen , woraus ich wei¬

ter folgere, dass eben diese Selih iden-Fürsten es waren, welche,

wie sie später unter den palmyrenischen Königen „die ersten Staats¬

ämter erhielten", auch die obersten Staatsbeamten {inirgonoi) der

Nabatäerfürsten, insbesondere die Statthalter der arabischen Distrikte

des Reiches wareu , — so bin ich auch sehr geneigt zu glauben,

dass der 2vlXatog, der im Feldzuge des Aelius Gallus in dieserWürde erscheint*). Niemand anders als ein Selih ide gewesen ist*).

Da sie auch nach ihrem Anführer Dhagam Dha^'amiden

genannt werden, so möcbte auch in dem Ortsnamen Zayfiatg in

des Ptol. 'Agaßla iQtjfiog eine ihrer Burgen oder Ansiedelungenzu erkennen sein.

Ist aber einmal die codhaitische Wanderung schon in so früherZeit zu einem Zug nach Norden in die Gränzen des Nabatäerreiches

gediehen, so darf schliesslich auch die Frage aufgeworfen werdeu,

ob nicht des Ptol. *i> agavir ai auf der Sinaibalbinsel in Zusam¬

menhang mit den arabiscben Sagen von der Wanderung der Benu-

Pharan, eines Zweiges von dem codha'itischen Stamm Bali, zu

bringen sind, von denen es heisst, dass sie erst nach der syristhen

Grenze nicht weit von Medina wohnten, nachher nach Mesopotamien

zogen , von da aber zurückkehrten und sich bei den Erzgruben im

Gebiete Soleim, östlicb von Mekka, ansiedelten, wo sie ihren Namen

einer Ortschaft Pharan liessen, selbst aber den Beinamen el-

C oj ü n „die Schmiede" erhielten *). Diese wandernden Bergleute,

von denen bei Plin. 37, 40 auch der Edelstein Pharan iti s''j be¬

nannt ist, und in deren Genealogie ein y-^f^^^ Kas mil ') sebr an

die kabirischen*) Kda/xikoi erinnert, sind für ein altes semitischesGeschlecht zu halten, das in die arabischen Mythen wohl verfloch-

1) Die volle Genealogie bei Atas udi III, 92 und andere Facta {Langloisnnmism. des Arabes 80. 95~> gestatten, ihn um 160—200 n. Chr. anzusetzen.

2) El-Bekri b. Wüst. 405. Vgl. Caussin Essai II, 190.3) S. besonders Bitter Erdk. XII, 118 f.4) Quatremkre vermuthet darin den ähnlich klingenden Namen ^ a 1 i h ;

aber ohne eine historische Person aus der altarabischen Geschichte damit iden-tiüeiren zu können.

5) Wüst. 106. 162. 428.6) ,,In contermino Arabiae, gentis nomine".7) Wüstenf. Gen. Tab. 1, 16. Der Name ist unarabisch und ein ent¬

schiedener Rest iiiterer Zeiten.

8) Afiwseas Patr. Frag. 24. Fragm. Hist. Graec. III, l.'')4.

Page 16: Die Wanderung der sabäischen Völkerstämme im 2 Jahrhundert n Chr

Blau, die Watiderung der sabäischen Völkerstämme im 2. Jahrh. 665

ten ward, nachdem es sich den eingewanderten Stämmen angeschlos¬sen hatte.

Aehnlich verhält es sich mit den 'Amaleqitern, die al»

'Amila in die Geschlechtsregister der Araber eingeschwärzt sind

mit den Ken item des A. T. , die als Benu-l-i^^ain arabisirt

sind*), den Hagari, 'Aygalot Ae% Ptol., die als Benu-Ha^gärfür eine Familie der Udsra in der Nachbarschaft der Kainiten

gelten *), und endlich den Recbabiten- des A. T. , die Ptolem.als 'Paaßtjvoi, die Araber aber als Benu-Arhab kennen*). Ein

hervorstechender Zug in der Sage dieser Geschlechter und gleichsam

das Motiv dieser Fortdauer uuter arabischer Bevölkerung ist, dass

den meisten von ihneu der Betrieb besonderer Gewerbe nachge¬

rühmt wird, die dem Araber der Wüste fremd sein mochten; so

den Pbaraniten die Schmiedekunst, den Benu-Arhab die vor¬

zügliche Kameelzucht, den Benu-l-kain die Baukunst*), el-lcain

bedeutet wörtlich faber; Ha^^är = lapidarius; 'Amila = opi¬fex; zu welcher Reihe auch noch die Edüm gehören, die mög¬

licher Weise alte Edumäer waren, von den Arabern aber zu

Chaulan gezählt und als die besten Lederbereiter gerühmt

werden ^).

Die Wanderung der sabäischen Völker von Süden nach Norden

in einer geschichtlich durebaus nicht so gar dunkeln Zeit hat ja

natürlich eine namhafte Bevölkerung in den Distrikten vorfinden

müssen, durch welche sie ihren Weg nahm; das lange Verzeichniss

arabischer Völker bei Plinius beweist, dass Arabien vor der Ein¬

wanderung der Jemeniten sebr reich bevölkert war; die später das

mittlere Arabien füllenden Zweige von 'Adnän, die, wie besonders

gut von Wüstenfeld durcbgeführt worden '), überhaupt den Araberu

selbst für die jüngste Schicht der Bevölkerung gelten, waren dazu¬

mal noch wenig zahlreich , und drängen vielmehr erst den Codhäanach. Das Vorrücken der Codha a und Azd ist aber, weit entfernt,

einen Vernichtungskrieg gegen die Ureinwohner zu involviren, viel¬

mehr nur ein mühsames allmäliges Durchschieben durch dieselben,welche nur hie und da vor einzelnen Fehden seitwärts ausweichen.

Es ist also uur natürlich, anzunehmen dass, als die neuen Einwan¬

derer , die aus dem Süden eine überlegene Cultur mitbrachten , zur

Herrschaft gelangten , die ältere Schicht der Bevölkerung in ihren

Stammverbaud aufgenommen wurde und nicht ausgerottet worden

ist, sondern unter ihnen fortgelebt hat, wie wir es z. Th. von den

1) Nöldeke Amaleq. S. 41 f. Nur umgekehrt !2) Nöldeke ebeuda S. 22.3) Wüsten/. Keg. 371.4) Wüstenf. Reg. 85. — Vgl. Mitter Erdk. XII , 752 f.5) Wetzstein Reisehericht 132.6) Maräg. II, 272. — Vgl. Wüstenf. Eeg. 47.7) Wüstenf Reg. Vorr. VII. VIU.

Bd. XXU. 43

Page 17: Die Wanderung der sabäischen Völkerstämme im 2 Jahrhundert n Chr

666 Blnu, die Wanderung df,r sahäischen Völkerstämme im 2. Jahrh.

nichtarabischen Fremdlingen, wie den Juden um Cheibar, den Na¬

batäern unter deu Tajji u. aa. ausdrücklich erfahren. Gegenüber

der neuerdings besonders von Nöldeke vertretenen Doctrin von

der Ausrottung der alten arabischen Bevölkerung und ihrem spur¬

losen Verschwinden halte ich diese Auffassung für das gesammte

Verständniss der altarabischen Geschichte für massgebend.

Verscbieden von der codha'itischen Gruppe ist die azditische,

welche später als jene, kurz vor und nach dem Dammbruch, aus

Jemen auswanderte, also etwa seit 100 — 150 n. Chr. Nachdem

die Codhä'a einmal den Weg gebahnt, hatte dieser zweite Zug, wie

es scheint, einen leichteren Fortgang und holte seine Vorgängernoch ein, bevor sie Syrien erreicht hatten. Daher erscheinen dieazditischen Stämme bei Ptolemäus fast eben so weit nach Norden

fortgeschritten, wie die codha itischen.

In der Darstelluug der azditischen Auswanderung mag als

Fingerzeig für die Spaltung des Zuges Mas'udi's Angabe dienen,

wonach sie von Marib sich zerstreuten nach Omän, Schanüa,

Serät und Syrien ^).Ein Theil von Azd und zwar der zuerst auswandernde *) zog

nach Omän, und ward davon Azd-Omän genannt, wo sie eines¬

tbeils *) an el-Jemäma, die Binnenlandschaft, gränzten, anderntbeils

nach der Küste zu von Ureinwohnern umgeben waren, zu denen

Hamza ^) die Gas im zählt, welche noch Jaqut als „amaleqitiscbe"

Urbevölkerung des Gestades nennt "), wo heutigen Tages dieselbenunter dem Namen Gewäsimi noch hausen Ptolemäus nennt

an dieser Küste die Nar ei tae, was „Anwohner des PTusses" be¬

deutet (uämlich des Lar, dessen Mündung in ihrem Gebiete lag),

nnd deren Hauptstadt Regma, die unter dem Namen Rigäm ®)noch im 7. Jahrhundert als Gränze zwischen Oman und Bahrein

genannt wird. Ueber Ptol. Kotraßavoi lässt sich aus arabischenParallelen etwas Conclueutes mn so weniger bieten, als sie schon

zu den vor der sabäischen h^inwanderung dort sessbaften Völkern

gehören, wie ihre Erwähnung bei Artemidorus u. aa. beweist.

Was Ptol. ' Ofiayxlrat anlangt, so zweifle icb nicht, dass da¬

für ' Ofiavütai zu lesen ist, wobei mir die Vermuthuug aufstösst,

dass Ptol. hier einer lateinischen Quelle gefolgt ist, in der er

Omancitae st. Omaueitae las, da auch das iu deren Gebiet

fallende Tiagar uur in einem römischen Texte, nicht in griechi¬

scher Transcription aus Hagar, welchem das arab. Hagar ent-

1) Nöldeke, Amaleq. Gotting. 18G4.2) Masudi III, 14'J.3) Masudi III, 387. — Ahulf II. A 187 f.4) Wüsten/, lieg. 99.5) Hamza Isf. S. 101.G) Uci Nöldeke S. 39

7) Jlittei- Erdk. XII, 401!.8j TiJmri eü. Koseg. 1, 205.

Page 18: Die Wanderung der sabäischen Völkerstämme im 2 Jahrhundert n Chr

Man, die Wanderung der sabäischen Völkerstämme im 2. Jahrh. 667

spricbt, entsteben Ivonnte i). — Die im gleichen Gebiete angesetzteKönigstadt Tdßava leitet ihren Nanien wohl vom Stamme Garmb. Rabban ab, welcher sich nach seiner Trennung von Kalb den

el-Azd von Omän angeschlossen hatte ^).

Ein zweiter Zweig der Azditen sind die Azd-Schanüa ge¬

naunten Nachkommen von Kab b. Harith, so zubenannt, weil sie

unter sich in Hass und Feindschaft lebten. Als sie beim Durch¬

bruch des Dammes vou Marib aus Jemen auszogen, überfielen sie

die Chath'am uud vertrieben sie aus iliren Wohnplätzen im Gebirge

es-Serät, so dass der von ihnen in Besitz genommene Theil dessel¬

ben Scrät-el-Azd beisst*). Es-Serät heisst der ganze Rücke»

des Küstengebirges vom äussersten Jemen (Maäfir) bis uach Syrien,

dessen einzelne Theile wieder ihre Sondernamen haben. So hiess

der mittlere Theil, bei Taif, Serät-Bagila von dem Stamme

Bagila, deu Brüdern der Chath'am, welche sich dort in ältesterZeit festgesetzt hatten, nachdem sie eiuen Stamm der Ureinwohner,

die Benu-Thair, daraus vertrieben hatten *). Ausser dieseu Benu-

Thair werdeu in gleicher Gegend als eiu vor deu historischen Ge¬

schlechtern der Araber in der Umgebung von Taif siedelnder Stamm

die Abd-Dhacham erwähnt, die in alten Gedichten viel besungen

sein sollen und mit deren Namen es erlaubt seiu wird, dieBacaschami ') des Plin. zusammenzustellen, dereu Stadt Ri¬

ph ear in a nicht „bordeum", sonderu „horreum" [vou repha'

„recondere fruges" und 'arama acervus Irunienti] bedeutet habensoll. Nach der localen Congruenz halte ich beide, die Benu-

Thair, wie die Benu-Abd-Dhacham, für Stämme der Minä¬

er, die, wie ältere, so auch Ptolemäus noch hier nennt. — Vonden vielversprengten Bagila, deren Zersplitterung mit den sabäi¬

schen Wanderungen in Zusammenhang steht, kennt Ptolemäus die

Kar ttvir ai, d. i. Benu-Katan (9, 14 in Wüst. G. T. ). DieAzd-Sc banü a könnte man zur Noth in den unmittelbar daneben

genannten Oavovlrat wiederfinden wollen; allein es spricht da¬

gegen die allzu östliche Lage der Oavovirai des Ptol., die wirdaher mit Osiander") richtiger schon für Tanuch verwerthet haben.

Vielmehr wird Ptol. diesen Zweig von Azd mit unter seinen Kaa-

aav'irat befasst haben, am Gestade des rothen Meeres, wie es die

Araber thun, wie z. B. Mas'üdi meldet ^): „Die weicbe mit dem

1) Ortscliaft in Bahrein: Had jar Kiep K.2j Wüstenf. Reg. 265.3) Wüstenf Keg. 100.4) Marägd II, 20.5) Wü.'<tenf Reg. 102.

6) Masudi III, 292. — Qamus s. v.

'() Vielleicht auch Sa cam um des Geogr. Ravenn. 57. zwischen Negra(Negrän; und Cornan [KaQHiir) , der Hauptst.idt der Minäer.

8) Osiamler in Ztschr. d. DMG. XIX, 264.9; Masudi III, 391. tn*

Page 19: Die Wanderung der sabäischen Völkerstämme im 2 Jahrhundert n Chr

668 Blau, die Wanderung der sabäischen Völkerstämme im 2. Jahrh.

Namen öassän bezeichnet werden, sind die Ans, Chazra^, drafna,

Kab [Schanüa], Taum und Odeij *) u. aa."Gassän ist nämlich ein Gesammtname mehrerer azditischer

Stämme, deren grösster Theil später nach Syrien kam und dort das

gassanidische Reich gründete. Es kann hier auf die geschichtlichen

Anfänge der Gassanidenherrschaft in Syrien nicht weiter eingegan¬

gen werden, über welche die Ansichten noch sehr auseinandergehen.Ich bemerke nur, dass ich im Allgemeinen den Zeitpunkt des Sturzesder Arsaciden und des Anfanges der Sassanidenherrschaft in Per¬

sien für den halte, wo auf der einen Seite das Grenzreich der Lacb¬

miden in Hira, auf der andern das der Gassaniden in Ostsyrienpolitische Bedeutung erlangten. Wenn daher Ptol. die Kaaaavirai

(Gassan) noch weiter im Süden, in der Nachbarschaft der Elisari

ansetzt, so stimmen dazu die arabischen Nachrichten ohne geogra¬

phische Widersprüche.Das Gebiet seiner Kaaaavirai reicht im Norden bis fast auf

die Breite von MaxoQccßa (Mekka) und ihr dortiges BaaiXuov

Badem halte ich daher ohne Bedenken für arabisches Baid hau,

einen Ort, den Kiepert's neueste Karte als Bedhä im SW. von

Mekka verzeichnet bat, und der unter der grossen Reihe gleich¬

namiger Orte, die „Weissenburg" oder „ Weissenstein " bedeuten,aller Wahrscheinlichkeit nach für das Bai dhä gehalten werden

mnss, wo im Anfang des vierten Jahrhunderts eine Schlacht zwi¬

schen den Kalb (s. oben) und den Himjar geschlagen wurde '). Zu

Ptolemäus Zeiten konnten sehr wohl bis hierher die Zweige der Gas¬

san vorgedrungen sein, welche in der Richtnng von Medina vor¬

drangen, wo „(in Cheibar, Jatrib und andern Theilen von Hi^äz)

die Amaleqiter ihre Wohnsitze hatten, bis die Aus und Chazra^

(s. oben), die durch die Ueberschwemmung des Dammbruches aus

Jemen getrieben waren , in ihr Gebiet einfielen" *). Diese Amale¬

qiter, über deren historische Existenz in neuerer Zeit viel gestritten

wird *), sehe ich als ein wirklich unter diesem Namen beglaubigtes

Volk au, da ihrer auch Plinius schon gedenkt, indem nach dem

ganz klaren Zusammenhange dort statt: „oppidum XIV. mil. p. Ma-

rippa Pa'malacum, et ipsum non spernendum; item Carnon", ver¬

glichen mit Ptolem. : Aad-ginna-KaQva, zumal an Mariaba nicht

gedacht werden kann uud eine Stadt von so grossem Umfange wie

Plinius angibt, in der ganzen Umgegend nur Jatrippa sein kann, —

gewiss latrippa Alamalacum, d. i. Jatrib der Amaleqiter.

1) So ist statt 'Adi zu lesen.2j Jaijut, Moschtarik s. v. — Maragid I, 189 ff. — Das o am Namens-

schlnss entspricht der arahischen Endung des Nominativ-u.3) Reiske prim. lin. hist. Arab. S. 180. — Maräg. 1, 190.4) Abulfeda H. A. p. 179.5) Namentl. Nöldeke, Amaleq. 37, der mit all dem Fabelhaften, was sich

an diesen Namen gehängt hat, auch den einfachen historischen Kern Uber Bordwerfen zu können glaubt : allzu scharf macht schartig !

Page 20: Die Wanderung der sabäischen Völkerstämme im 2 Jahrhundert n Chr

Blau, die Wanderung der sabäischen Völkerstämme im 2. Jahrh. 669

herzustellen ist. Hiernach ist es auch eine gauz unfruchtbare Hy-

pcrkritik, wenn man die Namen der einzelnen amaleqitischen Stämmein Jatrib, die Jaqut erhalten hat: Benu-Hi ff und Sa'd b. Hiz-

zan, Benu-Matrawil, Benu-Tadil b. Rähil, für geradezu er¬funden erklärtEinen Stamm der Benu-Kerker in vorarabischer

Zeit lassen die arabischen Sagen um Mekka wohnen, nach einigen

waren sie Amaleqiter, nach andern Gorhomiten. Die G or bo¬

ni i t e n kennt Ptolemäus nicht ; wohl aber scheiut Steph. Byzant. *)

nach Glaukus oder Uranius sie unter dem Namen Fogufirivoi zu

erwähnen. Nach Dozy's Untersuchungen *) ist es nicht unwahr¬

scheinlich, dass sie z. Th. jüdischen Ursprungs waren; aber seiue

Etymologie des Namens v. Gerim = FsqI aioi ist sprachlich nichtzulässig.

Im Süden schieben sich die Kassanitae des Ptolemäus zwi¬

schen die Elisari und Akchitae hinein, wozu als Erläuterung Mas¬

'udi's *) Notiz hergesetzt zu werden verdient: „Amr und die Benu

Mäzin [b. el-Azd] zogen — während einzelne Familien von el-

Azd [auf dem Weg von Negrän] zwischen es-Serät und Mekkazurückblieben — weiter [süd-westlich] und liessen sich zwischen

den Gebieten der El-Asch'ari und'Akk nieder bei einem Wasser

Namens Gassän, zwischen zwei Thälern Zebid und Rem'a.

Diese zwei Thäler laufen von einem Plateau aus, das Säid-el-Hai¬

fa ek{?) heisst, und von den Bergen, die sich bei Zebid und Rem'aerheben. Hier machten sie Halt beim Wasser Gassan und wurden

davon Gassän zubenannt" „Später entspann sich ein Kriegzwischen Gassän und 'Akk, wegen der Güte der Milch ihrer Heer¬

den, in Folge dessen die Gassän den oberen, und die 'Akk denuntern Theil des Thaies in Besitz nahmen." Einer ihrer dortigen

Könige wird in der Sage von Sahhäl es-^adif erwähnt dienach einer Genealogie um 220 n. Chr., nach einer andern jedoch

schon um die Zeit des Dammbruches spielt.

Zwischen den übrigen Stämmen von el-Azd, die nach Norden

zogen, trat eine nene Spaltung in der Nähe von Mekka ein. „Eswaren die Nachkommen von Loheij und Afg a (letztere des Ptol.

'Anaraiot) , die sich in der Gegend von Batn-Marr-ed-Dhach-

ran, 16 Meilen von Mekka auf dem Wege nach Medina*) vonden übrigen trennten, und daher denNamen Chozä'a („Trennung")

erhielten. Sie wendeten sich uach Mekka zu , während die übrigen

1) Jaqut bei Nöldelse S. 39.2) Masudi III, 92. 95.3) Steph. Byz. ed. Mein. 211.4) Die Israeliten in Mekka S. 95 ff.5) Masudi III, 390. 396.6) Nach andern hatten sie den Namen von einem ^Wasser bei Marib

Wüstenf. Reg. 291 oder in Syrien Hamza Isf. 91.7) Wüstenf Reg. 143.8) Wüstenf. Hauptstr. v. Medina S. 16. 22. 38.

Page 21: Die Wanderung der sabäischen Völkerstämme im 2 Jahrhundert n Chr

670 Blau, die Wanderung der sabäischen Völkerstämme im 2. Jahrh.

nach Syrien zogen" In Meltlia begegneten sie noch Stämmen

von Mo zar (adnanischer Abltunft), welche kurz zuvor in einerFehde mit ihren älteren Vettern von Ijad diese besiegt und in der

Richtung nacb Iraq vertrieben hatten Die Ijäditen schlössen

sich theilweise an die Tanuch (GavovlTat) an*) und rückten mit

diesen nach verschiedenen Kreuz- und Querzügen *) nach Mesopota¬

mien. Die Nachkommen von Mozar (Modhar), deren Gebiet sichin dieser Zeit wie ein Gürtel ostwärts von Mekka nach Bahrein zu

quer durch Arabien zieht , sind durch die sabäische W^anderung

nicht mit fortgeschoben worden, sondern dieselbe zwängt sich gleich¬

sam durch sie hindurch und gabelt sich, um ihre festesten Nieder¬

lassungen zu umgehen. An der Küste begegneten wir ihnen schon

oben bei Kinana {KivaiSoxoXniTat). Zu Modhar rechnensicher auch die Mavlrai, wobei nnr zweifelhaft sein kann, ob es

die Benu Ma'n sind, weicbe (W^üst. G. 9) von Keis abstammen

sollen, oder vielmebr ein Zweig von Rebi'a, unter dessen Nach¬

kommen ein Ma'n b. Aklub (A, 6) und ein Mana b. Aus (A, 9)

aufgeführt werden. Für letztere Annahme spricht nicht nur, dass

die Rebi'a in eben der Gegend als feindliche Nachbarn der Codhäa

auftreten*), sondern auch dass die B. Ma'n von Keis bekannter

sind unter dem Nameu B ä h i 1 a ^) , unter welchem auch Ptolemäus

sie gekannt hat, wenn anders meine Vermuthung, dass jene BXtov-

Xaioi in BaiovXaloi zu wandeln ist. Stich hält. Ihre Wohnsitze

südlich von deu M«(>tj9'a-Bergen, d. h. dem 'Aridh-Gebirge (JlXa-

Qi&a?) von Jemame sind noch bis ins 4te und öte Jahrhundertnachweisbar; und ebenda kenuen auch die Araber deu Zweig

Kuteiba von Bahila '), welcher wohl mit Ptol. KvOijßavaat

identisch ist *). — In die Regio smyrnophoros setzt Uranius die

'Aßaßipol "); auch sie sind Modhariten , nämlich die Benu -'A b s,ein Zweig von Gatafän, einem der keisischen Stämme. — Modha¬

riten siud auch die Benu-Tam im, deren Stammvater nach den

arabischen Genealogien um 100 n. Chr. gestorben wäre und in

Marrän begraben liegen soll *"), wonach also die Tamimiten schoniu so früher Zeit den nordöstlichen Theil der Halbinsel uach dem

persiscben Meerbusen zu inne gehabt hätten, wo Ptol. ebendieselben

1) Wüstenf. Reg. 13(). - Vgl. MosVii III, 388.

2) Mas udi III, 102. 113.

3) Tabari, Ann. türk. Uebers. III, 22.

4) Wüslenf Reg. 244.

5) S. oben.6) Wüstenf. Reg. 104.

7) Wüstenf Gen. Tab. G, 11. — Keg. 14ö.

8) Ob aucb die MelnyyTmi. Ptol. =Milkän ( J, 10 Wüst.) vun Ahd-ineiiät sind , ist zweifelhaft.

9) Uranius fr. 12.10) Wüst. Reg. 442.

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Blau, die Wanderima der sabäischen Völkerstämme im 2. Jahrh. 671

vielleicht unter den vier Namen ©aifioi, lokstacrai., 'Aßtant^voi

yictixvvoi begreift. Oaifiot würde da,nn= Oa^tfioi sein; doch wa¬

ren vielleicht auch die B.-Taim, d. i. Taimallah b. Asad von den

Tenuch scbon so weit von Bahrein her vorgeschoben i). Für 'loXet-

onat ziehe ich die Benu-OleiQ heran, welche von Dhamdham

stammen sollten, da ein Dhamdham, desseu Mutter eine Dämonin

gewesen sein soll, im Stamme Tamim (K, 15) steht 2). Zu 'Aaru-nrjvoi will ich (nicht ohne chronologische Bedenkeu) an den altenRecken el-Azbat erinnern, „der ein berühmter Stammhäuptling

von Tamim war, uud als er von den Benu-Taim gegen die Him¬

jariten zu Hülfe gerufen ward, ein Heer unter den Tamimiten sam¬melte, nach ^ana zog und die gefangenen Taim befreite"*). Wenndiese Erzählung einer so frühen Zeit angehört, dass Ptolemäus sie

hat kennen können, so möchte Aaranr^voi oder richtiger 'Aana-

trjVoL die Leute jenes Azbat bezeichnen, da manche der Stamm¬namen auch des Ptol. sichtlich nur von den zeitweiligen Häupt¬

lingen entlehnt sind *). Und da desselbigen Azbat Sohn iu deuGenealogien den Namen Laj führt *), so stelle ich zu ihm in Er¬

mangelung etwas Sichreren die Aaixr/voi am Zames-Gebirge. Bleibthier auch manches Einzelne zweifelhaft, so ist doch so viel mit

Sicherheit ersichtlich, dass der Zames das Gebirge ist, welches die

älteren Araber Gabala«) nennen und das als Hauptscheide zwischenden Stämmen Tamim und 'Amir von Hawäzin während mehrerer

Jahrhunderte eine wichtige ethnographische Grenze gebildet hat,

und noch heute bildet. An seinem Ostrande, im Kessel seiner Vor¬

berge, ist von jeher eine Haupt- und Köuigsstadt des östlichen Ara¬

bien gelegen gewesen. Ptolemäus nennt sie 'Aldra, lautlich ent¬

sprechend 'Alät in el-Jemame'); später lag ebenda die Haupt¬residenz der Kinda-Fürsten Dharijje, die neuerdings wieder als

Capitale der Wahhäbiten ihre geschichtliche und politische Bedeu¬

tung aufgefrischt hat.

Diese Völkerscheide tritt als solche auch iu dem Zuge der sa¬

bäischen Stämme nach Norden hervor uud ist gleichsam der Damm,

an welchem sich die Strömungen brechen. Wir hatten oben dieAzditen verlassen, als sie in der Nähe von Mekka sich von den

Codhä'a getrennt hatten, um nach Syrien zu ziehen. Der Weg dahin

auf der gewöhnlichen Heerstrasse der Völker, der Hadj-Strasse des

Islam, war ihnen durch die voraufgezogeuen Codha a-Stämme gesperrt.

1) Tahari a. a. 0.2) Kamüs s. v. - Wüslenf. Reg. 153.3) Wüstenf. Reg. 44.4) Vgl. oben Jinoi^mi von Tbaur ; Mav'nai von Mana.5) Wüstenf. Oen. Tab. L, 16.6) S. namentlieb el-Bekri in Reiske pr. lin. 217. Auf Kiepert's Karte

G e b e 1- T u w e i k .7) Afarär. II, 27.'!; vo auch zwei andere Orte gleicbes Nameus aufgeführt

werden, die den beiden andern 'AKära. des Ptol. V, 19, 5. 7 entsprechen.

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672 Blau, die Wanderung der sabHiKhen Völkerstämme im 2. Jahrh.

Nach Ptolemäus wären sie sonach ostwärts bis an das Zames-Ge¬

birge vorgerückt — augenscheinliche un. die Codhä'a zu umgehen —;

denn die MaiactifAceveig OvStjvoi am Zames verrathen sich unver¬

kennbar als Benu-Mä-es-Samä, und Udeij, von denen jene von

jenem „azditischen Manne Amir, dem Vater des Amr, der aus Jemen

auszog" >), abstammten und das königliche Geschlecht der syrischen

Azditen waren diese aber in der azditischen Wanderung auch

von den Arabem als ein Theil jener Gassan genannt werdendie

später nach Syrien kamen.

In der Gegend des Zames-Gebirges war es hiemach auch , woschliesslich die Fusion der azditischen uud codha'itischen Stämme

zu Stande kam , nnd von wo aus sie dann vereint den Zug nach den,

damals noch von Nabatäern beherrschten unteren Eupbratgegendennnternahmen. Denu wie viel auch die arabischen Nachrichten unklares

über die ersten Niederlassungen der Jemeniten im späteren Hira

entbalten, so stimmen sie doch alle darin überein, dass die Führer

theils Codhä'iten, theils Azditen waren*), und ihren Weg überBahrein genommen hatten.

Nordwärts von der Gruppe um das Zames-Gebirge fesseln un¬

sere Anfmerksamkeit noch zwei Namen: OaSirat. und ^agaX7]voi',

wie Ptol. , TaTjvoi nnd ^aQaxrjvoi, wie Uranius *) sie schreibt.

Anch über diese erfahren wir aus arabischen Quellen genug, umsie mit arabischen Stämmen der historischen Zeit zusammenstellen

zu dürfen. Die Tat]voi und folglich auch die OaSiTcti (ob ßctai-

Tttt?) sind die Tajji, ein sabäischer Stamm , „der ursprünglich in

Jemen die Niederlassungen von Gauf-el-Chonaqa, Tarib und ^agga *)

bewohnte ; als aber die Stämme von Azd in Folge der grossen Ueber¬

schwemmung auswanderten, beschlossen sie ebenfalls, ihre Wohnsitze

zu verlassen. Einer Kameelspur folgend kamen sie zu den Bergen Aga

nud Selma und setzten sich in den Besitz dieses Distriktes, indem

sie daraus die Asad b. Chozeima (Modariten) vertrieben"'). Dort

wird ein Ort erwähnt, mit Namen Scharq, der nach einigen zu

den Bergen der Tajji, nach andern zu dem Gebiet der Asad,

ihrer Nachbarn, gehörte *). Von diesem ist, wie ich glaube, die

Benennung SSagaxTjvoi abzuleiten, über die so viel conjectnrirt

1) Ibn Coteiba b. Reiske pr. lin. 48. Er hatte den Beinainen Ma-es-Samfl „Himmelswasser" wegen seiner Freigebigkeit.

2) Hamäsa ed. Freyt. 137. — Aus Vergleichung mit Schol. ebend. 232ist vielleicht zu folgern, dass B.-Mä-es-Samä auch ein codhÄ'itiscbes Ge¬schlecht hiess.

3) Masudi UI, 300, wo irrig Adi st. Udeij. Vgl. Wüst. G. Tab. 12, 19.4) S. namentl. Tabari a. a. O. — Masudi 215 u. 389. — Hamza

ed. Gottw. 73.5) Ur. frag. 11. — Die Lesart 'OitSirni bei Ptol. ist zu verwerfen.6) Kach Bekri in den Noten zu Maräi;. II, 96. 203 lagen diese Oert¬

lichkeiten im sp.tteren Gebiete der Hamdän.7) Wüst. Reg. 436.8) Maräg. U, 104.

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ßlan, die Wanderung der sahäischen Völkerstämme im, 2. Jahrh. 673

worden ist *); also dass er ursprünglich ein Localname dieser den

Tajji benachbarten Asad gewesen wäre.Im wüsten Arabien, in Hauran und Syrien uennt Ptolemäus

nicht einen einzigen Stammnamen, der sich in den Nachricbten der

Araber über ihre alten Stämme wiederfände. Es ist daraus zu fol¬

gern, dass damals dies nördliche Gebiet noch von der Einwanderungaus Süden unberührt war und ebenso, dass auch die ismaelitiscben

oder adnanischen Araber hier keinen Sitz hatten. Da es nun aber

andrerseits fest steht, dass ein grosser Theil namentlich Ostsyriens

auch vor der Ausbreitung der den spätern Arabern vorzugsweise

bekannten und in ihrer Geschichte aufgenommenen beiden Haupt¬

zweige von Arabern bevölkert war, wie namentlich die Eigennameuin den ältesten hauranischen, griechischen und den sinaitischen In¬

schriften *) beweisen, auch die unverfängliche Bezeichnung dortiger

Stämme als arabischer bei bibliscben und Profanschriftstellern

voraussetzt'), so folgt daraus, dass auch in ethnographischer Hin¬

sicbt, trotz aller Resultate der vorstehenden Untersuchung, die Vor¬zeit Arabiens noch eine unerforschte Schicht von Völkern birgt, für

deren Erkenntniss nicbt arabiscbe Quellen, mit Ausnahme vielleicht

des Nachweises von Ortschaften, die aus alter Zeit fortbestanden

und ihren Namen bewahrten, sondern zunächst nur fremde Nach¬

richten ausgebeutet werden könneu. Es geht dies über den Zweck

der gegenwärtigen Untersuchung hinaus , welcber hauptsächlich derVereinbarung einheimischer Sagen und Ueberlieferungen mit den

Nachl'ch^ea des Ptolemäus galt.

Auf der anliegenden Kartenskizze habe ich einerseits die Vor¬

stellung zDr Anschauung gebracht, welche Ptolemäus sich von Ara¬

bien und der Lage der einzelnen Stammgebiete gemacht hat, andrer¬

seits versucht, die wirklicheu ethnographischen Verhältnisse derHalbinsel zu seiner Zeit nach den einheimischen Nachrichten dar¬

zustellen.

Die entsprechenden Gruppen von Stämmen sind auf beiden

durch die gleichen Farben hervorgehoben: 1) die Reste von arabi¬

scher oder fremder Bevölkerung der Vorzeit; 2) die in Jemen undHadbramaut zurückgebliebenfc.-\ sabäischen Stämme; 3) die in die

Wanderung nach Norden einbegrifienen 4) die 'adnanischen Ge¬schlechter.

Es ist damit eine derjenigen Perioden in der Entwickelung

des arabischen Völkerlebens dargestellt, welche die Grundlage für

die ganzen folgenden Jahrhunderte gebildet hat.

1) Nöldeke, Amaleq. 5.2) Wetzstein Inschr. aus dem Hauran. — Meine Abhandlungen in Ztschr.

d. DMG. XV, 437 ff. XVI, 331 ff3) Bücher der Chronik. Herodot. Makkabäer. Strabo. Plinius u. aa

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674

Bemerkungen

iiber bisjetzt bekannte aramäische Inschriften.

Von

Dr. A. Merx.

Ehe die Abhandlung von Levy iu Bd. 18 der Zeitschrift in

meine Hand kam , hatte ich mich mit der Entzifferung der palmy¬

renischen Inschrifteu beschäftigt — Entziiferung konnte man es an¬

gesichts der Eichiiornscheu Leseungeheuer wohl noch nennen, — und

so war es kein angenehmes Gefühl, als ich mir nach Durchsicht

jener Arbeit, mit der icb ip vielen wesentlichen Punkten selbständig

zusammengetrotfen war, sagen musste, oleum et operam perdidi.

Einzelnes ist indessen, wie der Verfasser selbst sich darüber auch

keineswegs täuscht, noch immer nicht sicher, und so mag es ge¬

stattet sein, eine Anzahl von dunkelu Stellen der Palmyrenen unter

Beibehaltung der von Levy angenommenen Reihenfolge zu beleuchten.

Nro I. Z. 4 liest Levy niti nobilis, was beanstandet werden

kann. Ich weiss zwar nichts an die Stelle des n zu setzen, aber

in Nro I — III , welche ganz gleiche Schriftzüge aufweisen , lindet

sich kein n mit so scharfen Winkeln unten ; namentlich nach liuks

ist das n stets geschweift und nicht eckig, noch weniger hat rt nach

rechts einen Winkel __JL • Da aber dennoch, wie sich bei Nr. 10

zeigen wird, hier ein n zu lesen ist, tröste ich mich mit dem Glau¬

ben, dass die Copie nicht ganz treu ist. Dagegen gibt der Text

zu zwei sprachlicheu Bemerkungen Veranlassung. Hoffmann Gramm.

S. 112 führt den Streit über die alte Aussprache des «-^ au, von

dem einige meinten , es nehme nie Qusäy an , während es im öst¬

licben Neusyrisch fast durchgängig hart ist; nnsre Inschrift beweist

die doppelte Aussprache iu 'Akacpuvag und 'Axonuov = ^JQSxbi^

und «-iii.2)a£!l . Bemerkenswerth ist ferner die Wiedergabe des o

in beiden Nameu durch o und w ; das Schriftsyrische der Maroniten

(wohl aber das der Nestorianer) kenut diese Verwendung des o

nicht, wie es überhaupt kein diphthongisches 6, sondern nur getrüb¬

tes ä kennt. Um so häutiger zeigt dagegeu die uicht in die gram¬

matische Punktation eingefangene V(dkssprache , wie man aus dem

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