Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations...

23

Click here to load reader

Transcript of Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations...

Page 1: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

Aufsätze

Z Vgl Polit Wiss (2013) 7:227–249DOI 10.1007/s12286-013-0162-9

Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien

Pascal König

Zusammenfassung: Der Aufsatz nimmt das subnationale Abschneiden regionaler Parteien in Abhängigkeit der Wirtschaftslage am Beispiel Spanien in den Blick. Die zentrale These lautet, dass regionale Parteien allgemein von wirtschaftlichen Verschlechterungen systematisch profitie-ren. Die Analyse regionaler Parlamentswahlen von 1980 bis 2012 ergibt, dass eine Bewegung der Wählerschaft hin zu regionalen Parteien in einer Region insgesamt dann stattfindet, wenn sich die Lage der Wirtschaft verschlechtert. Allerdings hängt dies davon ab, ob sich zum Zeitpunkt der Wahl eine regionale Partei in der regionalen Regierung befindet. Zudem tritt dieser bedingte Zusammenhang erst in der Periode nach der Harmonisierung der Kompetenzen der Autonomen Gemeinschaften auf einem höheren Niveau in der Mitte der 1990er Jahre verlässlich auf.

Schlüsselwörter: Regionale Parteien · Spanien · Economic Voting · Kollektive Identität

The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success

Abstract: This paper studies the relationship between the economic situation and sub-national election results of regional parties in the Spanish Autonomous Communities. It is hypothesized that regional parties systematically benefit from economic downturns. Based on the analysis of data on the elections to Spanish regional parliaments from 1980 to 2012, it is shown that there is tendency for regional parties to gain vote shares in a region when the economy worsens. How-ever, this depends on whether a regional party holds office in the regional government at the time of the election. In addition, this conditional relationship only occurred reliably after the Autono-mous Communities’ regional authority had been harmonized at a higher level in the mid-1990s.

Keywords: Regional parties · Spain · Economic voting · Collective identity

Online publiziert: 29.10.2013 © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013

Elektronisches zusätzliches Material Die Online-Version dieses Artikels (doi: 10.1007/s12286-013-0162-9) enthält zusätzliches Material, welches für autorisierte Benutzer zugänglich ist.

P. König ()Seminar für Wissenschaftliche Politik,Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Werthmannstraße 12,79098 Freiburg, DeutschlandE-Mail: [email protected]

Page 2: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

228 P. König

1 Einleitung

Die Forschung zum Economic Voting schaut auf Jahrzehnte intensiver wie extensiver Untersuchung des Zusammenhangs wirtschaftlicher Dynamiken und dem Abschnei-den von (Regierungs-)Parteien zurück. Von Interesse ist allerdings vornehmlich das Abschneiden der Regierungs- und Oppositionsparteien auf der nationalen Ebene, wäh-rend die subnationale Ebene vergleichsweise wenig beleuchtet wird (z. B. Jerome und Jerome-Speziari 2000; Lago Peñas und Lago Peñas 2005; León 2012a, 2012b; Queralt 2012; Riba und Díaz 2002). Dies gilt auch für Publikationen während der im Jahr 2008 beginnenden Wirtschafts- und Finanzkrise (z. B. Anderson und Hecht 2012; Hellwig 2012; Lewis-Beck und Nadeau 2011; Palmer und Whitten 2011; Singer 2011). Daher setzt sich der vorliegende Aufsatz mit dem Abschneiden regionaler Parteien auf der sub-nationalen Ebene in Spanien auseinander.

Die Grundannahme des Economic Voting, dass die Wählerschaft Amtsinhaber am Maß-stab der wirtschaftlichen Lage sanktioniert, ist zum allgemeinen Diktum in der Politik-wissenschaft wie in der Politik selbst geworden (Duch 2007; Duch und Stevenson 2008, S. 1; Lewis-Beck und Stegmaier 2000, S. 183; Key und Cummings 1966; Kramer 1971; Fair 1978; Fiorina 1981; Norpoth 1996a; Norpoth 1996b, Norpoth 2001; Stigler 1973). Nachdem in ersten Studien unter einem komparativen Blickwinkel (z. B. Lewis-Beck 1986; Lewis-Beck und Mitchell 1990; Paldam 1991) ein über eine Reihe von Ländern hinweg verbreitetes Economic Voting, gleichzeitig aber auch dessen Variabilität festge-stellt wurde, geriet die Bedingtheit von Economic Voting in den Fokus der Forschung. Die schon bei Lewis-Beck (1986, S. 341) unterstellte Bedeutung der Klarheit von Ver-antwortlichkeit in diesem Zusammenhang wurde schließlich einerseits auf der horizonta-len Ebene (Powell und Whitten 1993, S. 398) andererseits auf der vertikalen (föderalen) Ebene der Machtteilung (Anderson 2006, S. 449–451) durchbuchstabiert. Diese vermit-telnde Rolle der Klarheit der Verantwortlichkeit gilt trotz einiger Anfechtungen (Chappell und Veiga 2000; Royed et al. 2000) nach einer größeren Zahl stützender Arbeiten (z. B. Anderson 1995; Anderson 2000; Duch und Stevenson 2008; Rudolph 2003, S. 204; Van der Brug et al. 2007, S. 173–174) in der Literatur weitestgehend als anerkannt und wurde anhand verschiedener intervenierender Faktoren auf der Makroebene festgemacht. Dazu zählen die Größe der Regierungspartei(en) (Anderson 2000; van den Brug et al. 2007), vorhandene Alternativen (Anderson 2000; Anderson und Hecht 2012), das Aussenden von „competency signals“ durch die Parteien (Alesina und Rosenthal 1995; Duch und Stevenson 2008, S. 145), die Handelsoffenheit und die Größe des staatlichen Sektors (Duch und Stevenson 2008, S. 183), die Höhe der Arbeitslosenunterstützung (Palmer und Whitten 2002), der wirtschaftliche Wohlstand eines Landes (Pacek und Radcliff 1995; Wilkin et al. 1997), die Parteifärbung (Palmer und Whitten 1993; Royed et al. 2000; van der Brug et al. 2007) sowie die Situation des Parteienwettbewerbs (Hellwig 2012; van der Brug et al. 2007).

Ein weiterer, das Economic Voting beeinflussender oder konfundierender Faktor lässt sich in dem Merkmal „regionale Identität“ ausmachen. So ist denkbar, dass kollektive territoriale Identifikationen insbesondere das Abschneiden regionaler Parteien nicht nur direkt, sondern darüber hinaus auch indirekt beeinflussen. Sozialpsychologische Studien vermuten, dass Menschen bei empfundener (auch wirtschaftlicher) Bedrohung engere

Page 3: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

229Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien

Identifikationen akzentuieren, wodurch diese stärker das Denken und Handeln bestim-men. Daraus lässt sich als leitende These festhalten: Regionale Parteien werden allgemein durch wirtschaftliche Verschlechterungen begünstigt. Die Untersuchung dieser These kann zum Verständnis beitragen, inwiefern die Wirtschaft systematisch Wahlergebnisse auf der subnationalen Ebene beeinflusst. Wahlen auf dieser Ebene gelten wesentlich als stellvertretend für die nationale Ebene und haben einen systematischen Bezug zur natio-nalen Regierung (Anderson und Ward 1996; Dinkel 1977; Reif und Schmidt 1980; Tufte 1975). Dieser nachrangige Charakter der regionalen Wahlen wurde auch für den betrach-teten Untersuchungsgegenstand Spanien konstatiert (Queralt 2012; Pallerés und Keating 2003, S. 244–246; León 2012b, S. 2). Allerdings zeigt sich auch – und gerade für Spanien –, dass regionale Wahlen in Regionen mit territorialem Bewusstsein und regionalen Par-teien von diesem Muster abweichen und eine gewisse Eigenständigkeit zeigen (Jeffery und Hough 2003; Schakel und Jeffery 2012).

Eine Reihe der 17 Regionen Spaniens weisen ein beachtliches territoriales Bewusst-sein sowie regionale Parteien auf und sind somit für den postulierten Zusammenhang von Bedeutung. Darüber hinaus ist durch die krisenhafte wirtschaftliche Entwicklung nach dem Jahr 2008 eine entscheidende Varianz im Hinblick auf die wirtschaftliche Dyna-mik hinzugekommen. Gerade durch den Zyklus der regionalen Parlamentswahlen aller 17 Autonomen Gemeinschaften in den Jahren 2009 bis 2012 gewinnt die Analyse einen hohen Stellen- und Aktualitätswert.

Die theoretischen Annahmen, welche die leitende These und den genannten Zusam-menhang begründen, stellt der nachfolgende Abschnitt vor. Daran schließen die Ablei-tung der Hypothesen im dritten sowie deren Operationalisierung im vierten Abschnitt an. Nach einer kurzen Beschreibung des Untersuchungsgegenstands in Abschnitt fünf präsentiert Abschnitt sechs die Befunde der empirischen Analyse. Zuletzt erfolgen eine Zusammenfassung sowie ein abschließender Ausblick, der die Bedeutung der Ergebnisse über Spanien hinaus beurteilt.

2 Theoretische Überlegungen: Kollektive Identität und Economic Voting

Einen aussichtsreichen Ansatzpunkt, um den vermittelnden Einfluss von Identität auf Economic Voting hinsichtlich der Makroebene theoretisch zu fundieren, bietet der Rekurs auf sozialpsychologische Grundlagen des Identitätskonzeptes. So geht die Theorie Sozia-ler Identität davon aus, dass Menschen prinzipiell eine positive eigene soziale Identität anstreben. Identität qua soziale Identität ist dabei zu verstehen als „that part of an indi-vidual’s self-concept which derives from his knowledge of his membership of a social group (or groups) together with the emotional significance attached to that members-hip“ (Tajfel 1981, S. 255). Die Bewertung dieser sozialen Identität und Mitgliedschaft in sozialen Gruppen ergibt sich aus dem Vergleich mit relevanten Fremdgruppen. Infol-gedessen geht eine gefühlte Gruppenzugehörigkeit mit der Neigung zu einer positiven Bewertung der eigenen Gruppe und deren Angehörigen sowie einer negativen Bewertung Außenstehender einher (Tajfel 1981, S. 254).

Während soziale Identität als Oberbegriff für verschiedenste soziale Kategorien und Rollenverständnisse verwendet wird, beziehen sich kollektive Identitäten begrifflich

Page 4: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

230 P. König

enger auf bestimmte größere gesellschaftliche Gruppen, mit denen sich deren Mitglie-der auch identifizieren. Bezogen auf politisch-territoriale Entitäten lassen sich entspre-chende Identifikationen auch als „der politisch besonders relevante Ausdruck kollektiver Identität auffassen, als grundsätzliche, ideelle und/oder affektive Akzeptanz und Unter-stützung der politischen Gemeinschaft“ (Westle 2003, S. 455; siehe auch Easton 1965; Westle 1999). Identität ist weiterhin nur als relational und kontextspezifisch sinnvoll zu denken (Tajfel 1982, S. 104; Hettlage 1999, S. 244; Rumelili 2004). Bei einer Person liegen gleichzeitig mehrere Identifikationen mit Gruppen/Kollektiven vor, die je nach Situation relevant werden (Tajfel 1981). Für die Aktivierung dieser Identifikation können verschiedene Umstände eine Rolle spielen. Eine besonders zentrale Stellung dürfte dabei die gefühlte (existenzielle) Sicherheit einer Person einnehmen. Hierzu hat die psycho-logische Forschung einen Bestand an Ergebnissen produziert.1 In einem Satz lässt sich die zentrale Erkenntnis zum Verhältnis von Unsicherheit und Identität folgendermaßen formulieren: „When people feel threatened in times of societal or personal crises […] they often emphasize group membership, which can help them regain a sense of control and safety” (Fritsche et al. 2011, S. 101). Fritsche et al. (2011) zufolge würden Personen in der Folge von Bedrohung oder Unsicherheit engere soziale Bindungen, d. h. zentralere Identifikationen, betonen. Bedrohung wird dabei als die Wahrnehmung verstanden, dass etwas Unerwünschtes passieren kann, wodurch die Einlösung grundlegender Bedürf-nisse gefährdet wird (Fritsche et al. 2011, S. 107). Darunter zählt als eine Form exis-tentieller Bedrohung explizit auch Unsicherheit materieller und somit wirtschaftlicher Art (Fritsche et al. 2011, S. 102, 115–116; Mansel 2006).2 Hinsichtlich der Auswirkung von Bedrohung im Allgemeinen und wirtschaftlicher Unsicherheit im Besonderen auf Identität unterstellt die einschlägige Literatur verschiedene mögliche kausale Zusammen-hänge (siehe hierzu Castano und Dechesne 2005; Giannakakis und Fritsche 2011; Hogg 2007; Greenberg et al. 1997; Fritsche et al. 2011; Brewer und Pierce 2005; Roccas und Brewer 2002; Schmid et al. 2009).3 In jedem Fall aber scheint die Vermutung plausibel,

1 Über Identität drücken sich immer auch ein Weltverhältnis, die Grenzen und die Integrität des Selbst im Verhältnis zur Umwelt aus. Wie diese Integrität des Selbst durch Unsicherheit gefähr-det wird, haben vor allem Winnicott (1965), Erikson (1973) und Giddens (1991) ausführlich dargelegt.

2 Bedrohung in ökonomischer Hinsicht kann zum einen als „realistic threat“ streng materiell ver-standen werden. Zum zweiten kann sie aber auch als „symbolic threat“ wirken (Fritsche et al. 2011; Stephan und Stephan 2000). Nicht die tatsächliche Bedrohung, sondern bereits die Vorstel-lungen und die symbolische Bedeutung, z. B. in Form von antizipiertem Statusverlust, können folgenreich sein. Siehe zu dieser doppelten, materiellen wie symbolischen Bedeutung wirtschaft-licher Belange für die menschliche Existenz Hawkes und Bliege Bird (2002) sowie Kuznar und Lutz (2007, S. 344). Die ökonomischen Umstände einer Person bilden demnach eine wichtige Grundlage für deren Identität, die entsprechend durch eine Gefährdung des materiellen und des sozioökonomischen Status tangiert werden kann (Ellemers et al. 2002, S. 165; siehe auch Voci 2006, S. 274). Soweit weiterhin der ökonomische Status einen Teil der persönlichen Identi-tät ausmacht, kann eine Gefährdung dieses Status auch unter dem Gesichtspunkt der „identity threat“ (z. B. Ellemers et al. 2002; Scheepers und Ellemers 2005; Voci 2006) gesehen werden.

3 Für einen bemerkenswerten empirischen Nachweis mit beachtlicher externer Validität siehe Moskalenko et al. (2006).

Page 5: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

231Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien

dass auf subjektiv gefühlte Bedrohung eine höhere Bedeutung engerer Identitätsfacetten folgt. Dafür müsse entsprechende relevante Identifikation schon gegeben sein, die bei der beschriebenen Reaktion akzentuiert wird (siehe auch Fritsche et al. 2011, S. 112–113). Laut Ellemers et al. (2002) ist die Stärke der Bindung („commitment“) entscheidend für das Ausmaß der Akzentuierung. Je enger also eine Gruppenzugehörigkeit mit dem Selbst verwoben ist, desto stärker ist das Selbst disponiert, sich auf diese Identifikation ange-sichts von Unsicherheit zurückzuziehen.

3 Hypothesen

Da die spanischen Autonomen Gemeinschaften über keine makroökonomischen Kom-petenzen verfügen (Riba und Díaz 2002), dürften wirtschaftliche Entwicklungen gemes-sen an der regionalen Verantwortlichkeit kaum von direkter Relevanz für die Wahlen in den Autonomen Gemeinschaften Spaniens sein. Insofern bietet das identitätstheoretische Argument, das nicht auf das Kalkül der Stimmbürger baut, eine mögliche Erklärung für einen spezifischen Aspekt jener Wahlausgänge: das Abschneiden regionaler Parteien. Unter regionalen Parteien sind Non-Statewide Parties (NSWP) zu verstehen, deren pri-märer Bezugspunkt territorial unterhalb der nationalen Ebene liegt (Barrio et al. 2009, S. 2–3; Molas 1977, S. 188; Pallarés und Keating 2003, S. 242).4 Solche Parteien können auch in mehr als einer Region antreten und vertreten sein. Diese Definition hat den Vor-teil, dass sie eine Verengung auf separatistische und/oder nationalistische Parteien ver-meidet (Barrio 2009, S. 3).

Die spanischen Bürger weisen häufig nationale und regionale Bindungen auf und in einigen Regionen ist die Betonung der regionalen Identitätsfacette beachtlich (Moral 1998). Unter der Annahme, dass die regionale Bindung eine engere Identifikation dar-stellt als die Bindung an den weiteren Rahmen der Nation und dass ferner die Bürger sich im Fall von Unsicherheit – wie durch wirtschaftliche Einbrüche induziert – auf jene engere und für das Wahlverhalten ausschlaggebende Identität zurückziehen, lässt sich anhand der bereits formulierten sozialpsychologischen Grundlagen die folgende Ver-mutung aufstellen: Regionale Parteien gewinnen dann mehr Stimmenanteile, wenn eine Wahl nach oder während einer wirtschaftlichen Verschlechterung stattfindet (Hypothese 1). Wenn also gleichsam in einem zu erwartenden ethnozentrischen Reflex aufgrund emp-fundener existenzieller Bedrohung die Identifikation mit der Region salient wird, dürfte sich dies kollektiv in einer stärkeren Neigung zur Wahl regionaler Parteien ausdrücken. Die theoretische Mikrofundierung erfährt dieser Zusammenhang durch die vorangehen-den Ausführungen zum Zusammenhang von Bedrohung von Identität. Weil gemäß der sozialpsychologischen Annahmen für einen solchen „Rückzug“ eine bestehende rele-vante Identifikation (oder dem „commitment“ zu ihr (Ellemers et al. 2002)) vorausge-

4 Alternativ könnten als regionale Parteien auch diejenigen Parteien angesehen werden, „that com-pete and win votes in only one region of a country. Regional parties may participate in national or regional elections so long as they only compete in one region of a country” (Brancati 2007, S. 136). Diese Definition ist in Bezug auf Spanien jedoch insofern unzureichend, als einige rela-tiv beständige (z. B. baskische) Parteien in mehr als einer Region antreten.

Page 6: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

232 P. König

setzt ist, sind Regionen ohne merkliches regionales Bewusstsein zu vernachlässigen. Die Hypothese geht im Einklang mit den theoretischen Überlegungen somit davon aus, dass in einer Region insgesamt ein Rückzug auf regionale Parteien stattfindet. Der Zusammen-hang zwischen wirtschaftlicher Unsicherheit und dem Abschneiden regionaler Parteien könnte allerdings durch intervenierende Faktoren beeinflusst werden.

Es ist denkbar, dass regionale Parteien, wenn sie in der Regionalregierung amtieren, bei wirtschaftlichen Einbrüchen in der Lage sind, in besonderem Maß einen Gegensatz zur nationalen Ebene herauszustellen (siehe auch Queralt 2012). Da Regierungen auf dieser Ebene keine Wirtschaftskompetenz haben, befinden sich amtierende regionale Par-teien womöglich in einer günstigen Situation, um Verantwortung der nationalen Ebene zuzuschreiben und regionale Bindungen zu mobilisieren. Gemäß dieser Überlegung wäre zu erwarten, dass regionale Parteien in einer Autonomen Gemeinschaft insbesondere dann Stimmenanteile bei einer wirtschaftlichen Verschlechterung gewinnen, wenn nur regionale Parteien in der Regionalregierung amtieren (Hypothese 2).5

Andererseits ist es auch möglich, dass nicht die objektive Kompetenzverteilung und Zuständigkeit, sondern eine wahrgenommene oder nur empfundene Verantwortlichkeit den Ausschlag gibt. Bereits die regionale Regierungsangehörigkeit könnte so in den Köp-fen der Bürger zumindest ansatzweise eine Rolle für die Verantwortungszuschreibung spielen (Guinjoan und Rodon 2011, S. 12; León 2012b, S. 6; Royed et al. 2000, S. 678; Stefuriuc 2009, S. 94–95). Auch die Befunde von Riba und Díaz (2002) legen nahe, dass trotz fehlender makroökonomischen Kompetenzen Parteien in der regionalen Regierung bei einer wirtschaftlichen Verschlechterung zumindest teilweise verantwortlich gemacht und sanktioniert werden können. Die vermuteten Stimmenanteilsgewinne könnten dann ausbleiben und die regionalen Parteien einer Region insgesamt würden dann in der Folge weder Stimmenanteile gewinnen noch verlieren, so dass es zu keinem merklichen Netto-gewinn von Gesamtstimmenanteilen regionaler Parteien in einer Region kommen muss. Die Wähler regionaler Parteien könnten vornehmlich innerhalb der Gruppe dieser regio-nalen Parteien wechseln (siehe hierzu auch Leonisio 2012). Die vermutete Hinwendung auf regionale Parteien ist diesem Gedankengang folgend am deutlichsten unter der Bedin-gung zu erwarten, dass während einer wirtschaftlichen Verschlechterung keine regionale Partei in der Region amtiert (Hypothese 3).

Den Überlegungen von León (2010, 2012b) folgend lässt sich weiter argumentieren, dass die Autonomen Gemeinschaften nach der ersten einschneidenden Harmonisierung auf einem höheren Niveau der regionalen Autonomie politisch stärker von der nationalen Ebene entkoppelt wurden, somit seitdem in einem stärkeren Maß politisch einen Bezugs-punkt abgeben und auch im Wahlverhalten dort eine gewisse Eigenständigkeit eingetre-ten ist. Bis in die 1990er Jahre waren die Kompetenzniveaus stark asymmetrisch und die Mehrzahl der Regionen hatte niedrige Kompetenzniveaus. Erst mit dem Autonomiepakt von 1992 und dessen Umsetzung 1994 sowie der teilweisen Übertragung finanzieller Autonomie 1997 kam es zu einer bedeutenden Angleichung der regionalen Autonomie (Gunther und Montero 2009, S. 78; León 2012b, S. 7; Nohlen und Hildenbrand 2005, S. 287; Wasmeier 2009, S. 147). Wenn sich dadurch insgesamt die wahrgenommene Ver-antwortlichkeit in den Autonomen Gemeinschaften geändert hat und überwiegend die

5 Ich danke einem anonymen Gutachter für die Anregungen zu diesem Argument.

Page 7: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

233Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien

regionale Ebene für die Bürger politisch wichtiger geworden ist, dann sollte der konditio-nale Effekt aus Hypothese 3 im Zeitraum nach der erwähnten Dezentralisierung stärker zum Vorschein kommen. Zugleich müsste der Einfluss auf das Abschneiden regionaler Parteien erkennbar durch die Stimmenanteilsveränderung der regionalen Regierungspar-teien aufzuklären sein. In Anlehnung an León (2012b) wird für die vierte Hypothese die zeitliche Unterteilung zum einen in die Phase bis 1996 und zum anderen in die Phase ab dem Jahr 1997 (teilweise Übertragung von Finanzautonomie) vorgenommen. Demnach gewinnen insbesondere in der Periode ab dem Jahr 1997 regionale Parteien bei wirt-schaftlichen Verschlechterungen, wenn keine regionale Partei in der Regionalregierung amtiert (Hypothese 4).

Als Kontrollvariable sind die zuvor erwähnten Stimmenanteilsveränderungen der regionalen Regierungsparteien zu berücksichtigen. Falls der erwartete Zusammenhang der wirtschaftlichen Veränderung mit den Stimmenanteilsveränderungen regionaler Par-teien auftritt, könnte dies lediglich eine Begleiterscheinung von allgemeinen Stimmen-anteilsgewinnen der regionalen Opposition darstellen. Soweit also ein Zusammenhang zwischen der Wirtschaft und den Stimmenanteilsveränderungen der regionalen Regie-rung/Opposition besteht, sollte eine entsprechende Kontrollvariablen der ökonomischen Variablen Erklärungskraft entziehen. Darüber hinaus ist der Wahlzeitpunkt als statisti-sche Kontrolle aufzunehmen, weil dieser per se schon den Ausgang subnationaler Wah-len systematisch beeinflussen könnte. So besteht bei subnationalen Wahlen das Muster, dass diese durch die Nähe zu nationalen Wahlen von der nationalen Politik überlagert werden und somit ähnliche Resultate produzieren wie auf höheren Ebene (z. B. Dinkel 1977; Jeffery und Hough 2003). Insoweit die Wählerschaft zur Mitte des Wahlzyklus hin eher geneigt ist, regionalen Parteien ihre Stimme zu geben und mit kleinen Parteien zu experimentieren (Detterbeck 2006, S. 10; Jeffery und Hough 2003, S. 203–204), könnten (einige) regionale Parteien schon dadurch einen Vorteil haben, dass eine Wahl durch ihre Terminierung stärker von der nationalen Ebene entkoppelt ist. Angesichts der abweichen-den Wahltermine einiger Autonomer Gemeinschaften könnte sich dies beim spanischen Fall bemerkbar machen.

4 Daten und Operationalisierung

Die Datengrundlage zur Prüfung der Hypothesen setzt sich zusammen aus den Stimmen-anteilsveränderungen (zwischen regionalen Parlamentswahlen) der regionalen Parteien einer Region insgesamt, den Stimmenanteilsveränderungen der regionalen Regie-rungsparteien, den regionalen wirtschaftlichen Veränderungen sowie den kontextuellen Merkmalen der regionalen Regierungsbeschaffenheit und des Wahlzeitpunkts.6 Als Stim-

6 Die Stimmenanteile stammen vom Wahlarchiv, das von der Abteilung für Politikanalysen unter der valenzianischen Regierung unterhalten wird (Argos 2012). Bei den Angaben aus dieser Quelle ist zu beachten, dass die Anteile auf die Gesamtstimmen bezogen sind, bei denen die „votos en blanco“ (nicht ausgefüllte, aber formal gültige Stimmzettel) hinzugezählt werden. Da zu einigen Zeitpunkten für die genannten Variablen relevante Parteien miteinander paktierten und ihre Stimmenanteile nicht separat erfasst werden können, werden sie für die entsprechenden

Page 8: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

234 P. König

menanteile der regionalen bzw. nicht staatsweiten Parteien werden die Stimmenanteile aller Parteien in einer Region gezählt, die nicht auf die staatsweiten Parteien (PP, PSOE, IU, UCD/CDS und UPyD) entfallen. Daraus wird die abhängige Variable konstruiert, die auf den Stimmenanteilsveränderungen zwischen Wahlzeitpunkten beruht. Die öko-nomischen Faktoren werden ebenfalls in Form von Veränderungen zum Vorwahljahr gehandhabt. Dabei wird die wirtschaftliche Veränderung anhand üblicher ökonomischer Faktoren aus der Economic Voting Literatur gemessen: dem realen Bruttoinlandsprodukt (BIP), der Arbeitslosenquote und dem Preisindex (INE 2012). Alle drei Faktoren wer-den einheitlich über das jährlich geometrische Mittel der Veränderungen zwischen einem Wahljahr und dem Jahr der vorangehenden Wahl in einer Region gebildet. Dies ist not-wendig, weil die Zeiträume zwischen Wahlen in einer Region variieren. Die wirtschaft-lichen Faktoren BIP, Arbeitslosenquote und der regionale Preisindex liegen dadurch als die gemittelten jährlichen Wachstumsraten zwischen zwei Wahlterminen vor.

Daneben gehen intervenierende kontextuelle Merkmale in die Analyse ein. Die Regie-rungsangehörigkeit regionaler Parteien wird über eine Dummy-Variable operationalisiert, wobei „1“ wiedergibt, dass mindestens eine regionale Partei zu einem Wahltermin in der regionalen Regierung amtiert. Ebenso wird für Hypothese 2 ein weiterer Dummy für regionale Regierungen erstellt, die gänzlich aus nicht staatsweiten Parteien bestehen. Die Kontrollvariable Stimmenanteilveränderungen der regionalen Regierungsparteien basiert auf den Stimmenanteilen der regionalen Regierungsparteien, wie sie aus der vor-angehenden Wahl hervorgingen. Die Kontrollvariable für den Wahlzeitpunkt folgt der Berechnungsweise von Cox (1997, S. 210) und gibt den Abstand einer regionalen Parla-mentswahl vom regulären Wahlzyklus der nationalen Parlamentswahlen (vier Jahre) an. Demnach haben Wahltermine zwei Jahre nach der vorangehenden nationalen Wahl den Wert eins. Neben der zeitlichen Nähe zu nationalen Wahlen könnte auch der reguläre gleichzeitige Wahltermin von dreizehn Regionen nationale Gesichtspunkte in den Vor-dergrund treten lassen.7 Daher sei alternativ als Kontrollvariable eine Dummy-Variable geprüft, die angibt, ob eine Wahl auf den gemeinsamen regulären Termin fällt.

Die abhängige und die unabhängigen Variablen gehen als Veränderungen in die Regressionsschätzungen (first differences) ein. Es werden also nicht Niveaus, z. B. Stim-menanteile oder Arbeitslosenquoten, sondern die Veränderungen zwischen Wahlzeit-punkten verwendet. Aus theoretischer Sicht ist die Verwendung von Unterschieden allein schon deshalb sinnvoll, weil der kausale Zusammenhang zwischen Veränderungen von ökonomischen Variablen und der Veränderung von Stimmanteilen der regionalen Par-teien erwartet wird. Zudem ist die Bildung der Interaktionen mit Veränderungswerten inhaltlich stimmig. Daneben nehmen die Regressionsmodelle fixe Effekte für die Regio-nen auf, um der Panelstruktur der Daten (mit wiederholten Veränderungen) Rechnung zu tragen und (verbleibende) nicht beobachtete Heterogenität zwischen den Regionen

Regionen-Wahljahre zusammengefasst betrachtet. Besondere Fälle bei der Kodierung sind im Onlineanhang einsehbar.

7 Ursprünglich hielten 13 Regionen gemeinsam regionale Wahlen. Da regionale Regierungen über die Kompetenz verfügen, das regionale Parlament aufzulösen, kann sich diese Homogenität der Wahlzeitpunkte vermindern, wie z. B. durch Asturien im Jahr 2012 geschehen.

Page 9: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

235Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien

auszuschalten.8 Die gemessenen Veränderungen können weiterhin je nach Region unter-schiedliches Gewicht haben: Aufgrund sehr unterschiedlicher Stärken regionaler Parteien in den Regionen variieren die absoluten Stimmenanteile, die diese gewinnen oder verlie-ren können, beträchtlich zwischen den Regionen. Dieselbe absolute Differenz von Stim-menanteilen regionaler Parteien ist in einer Region mit starken regionalen Parteien von anderer Bedeutung als in Regionen mit insgesamt schwachen regionalen Parteien. Auch hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung können Schwankungen (z. B. der Arbeits-losenquote) auf unterschiedlichen Niveaus auftreten. Die wirtschaftlichen Entwicklungen der Regionen mögen sich also untereinander in den absoluten Werten (z. B. der Arbeits-losenquote) verschiedenartig verändern, die relativen Entwicklungen könnten dennoch ähnlich sein. Daher werden somit die Veränderungen zur besseren Vergleichbarkeit als Verläufe in den einzelnen Regionen normiert. Dies geschieht als regionenspezifische Z-Standardisierung der Wirtschaftsvariablen und der Stimmenanteilsveränderungen. Für jede Region wird also der jeweilige Verlauf standardisiert. Durch diese Vorgehensweise sind die regionenspezifischen Verläufe dieser Variablen vergleichbar (eine Beschreibung der nicht standardisierten Variablen ist im Onlineanhang zu finden).

Darüber hinaus werden die regionalen Parteien hinsichtlich ihrer Gesamtstimmen-anteile in den jeweiligen Regionen untersucht. Dies ist dadurch begründet, dass einige regionale Parteien auftraten und wieder verschwanden und sich deren Stimmanteile bei Einzelbetrachtung nicht von einem Wahltermin zum nächsten sinnvoll in Relation set-zen lassen. Damit ist die Messung immer noch rückgebunden an die Ausgangsthese, die besagt, dass der unterstellte Rückzugsreflex auf grundsätzlich alle nicht staatsweiten Par-teien in einer Region gerichtet ist.

Zuletzt ist auf der Grundlage der theoretischen Annahmen zu beachten, dass der erwartete Rückzug auf regionale Parteien eine bereits vorhandene gewisse Intensität der regionalen Identität voraussetzt. Um die Regionen zu identifizieren, die unter diesem Gesichtspunkt als relevant zu erachten sind, wird die subjektive regionale Identität der Bürger der spanischen Autonomen Regionen berücksichtigt. Die Grundlage dafür bilden Umfragedaten des spanischen Sozialforschungsinstituts Centro de Investigaciones Socio-lógicas (CIS). Beim verwendeten Indikator müssen die Befragten angeben, ob sie sich a) nur als spanisch, b) eher als spanisch, c) gleichermaßen als Spanier und mit der Region, d) eher mit der Region oder e) nur mit der Region identifizieren. Als regionale Identität wird der Anteil der letzten beiden Antwortkategorien in einer Region verstanden. Diese Ope-rationalisierung ist insofern für die Forschungsfrage passend, als sie das relative Gewicht der Bindung an die Region unter den Bürgern sowie deren Empfänglichkeit für ein Wirk-samwerden dieser Identifikation erfassen dürfte. Für den Zeitraum 1979 bis 2004 haben Lago Peñas und Montero (2009) diese Frage bereits ausgewertet. Für den verbleibenden Zeitraum bis 2012 bilden Daten des CIS aus den Umfragen MD2610 (2005), MD2829 (2010) und MD2956 (2012) die Basis. Anhand dieser Daten wird im folgenden Abschnitt

8 Ein Nebeneffekt der Betrachtung von Veränderungen über first differences besteht darin, dass die einheitenspezifische Varianz (also der Regionen) reduziert wird (Kittel und Winner 2005). Wie der für die berechneten Modelle weiter unten angeführte Wert für Rho zeigt, ist die verbleibende Heterogenität zwischen den Regionen tatsächlich gering.

Page 10: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

236 P. König

ein Urteil darüber möglich sein, welche Regionen aufgrund einer zu geringen regionalen Identität kaum oder keine Relevanz für die Analyse besitzen.

5 Deskription: Regionale Identität und regionale Parteien in den spanischen Autonomen Gemeinschaften

Spanien hat seit der Demokratisierung eine Dynamik der politischen Dezentralisierung mit einer teilweisen Harmonisierung zwischen den Regionen durchlaufen und beacht-liche föderale Strukturen entwickelt. Wiederholt kam es zum Vorstoß einiger Regionen (Autonomen Gemeinschaften) mit hohem regionalen Bewusstsein, allen voran Basken-land und Katalonien, die ihre regionale Autonomie zu steigern suchten. Durch das Bestre-ben anderer Regionen, jenen nachzuziehen, und die Bereitwilligkeit des Zentralstaates zu einer Re-Symmetrierung, entstand eine Dialektik des sukzessiven Fortschreitens hin zu einer beträchtlichen politisch-institutionellen Dezentralisierung (Agranoff 2005; Colo-mer 1999, S. 40; Gunther und Montero 2009, S. 72, 86–87, 144; Keating und Wilson 2009, S. 539–540; Nagel 2010; Wasmeier 2009), die durch den spanischen Zentrum-Peri-pherie Konflikt befeuert wurde (Bollen und Diez Medrano 1998; Pallarés und Keating 2003; Lecours 2001; Máiz et al. 2010). Auf dieser historisch stark verwurzelten und bis heute wirksamen regionalen Konfliktlinie basieren eine Reihe von Asymmetrien in den spanischen föderalen Strukturen und Unterschieden zwischen den Autonomen Gemein-schaften. So schlagen sich die regionale Konfliktlinie und die regionale Identität auch in den regionalen Parteiensystemen nieder, die mitunter durch relativ einflussreiche nicht staatsweite Parteien gekennzeichnet sind. Einige darunter hatten und haben sogar ein sol-ches Stimmengewicht, dass sie eine Vertretung auf der nationalen Ebene erreichen konn-ten (Barrio et al. 2009, S. 15–17). Die Bedeutung der regionalen Identitätsdimension in den spanischen föderalen Strukturen ist empirisch abgestützt (Bollen und Diez Medrano 1998; Montero und Torcal 1990; Moral 1998; Westle 2003). So schneidet Spanien in der Analyse der Wirksamkeit von gesellschaftlichen Konfliktlinien bei Knutsen (2010, S. 577) im europäischen Vergleich als eines der Länder ab, bei dem diese Konfliktdimen-sion die regionalen Parteiensysteme am stärksten prägt. Das schlägt sich auch im Einfluss der subjektiven regionalen Identität auf die Wahlentscheidungen – auf der Makro- wie auf der Mikroebene – nieder (Hamann 1999, S. 135; Bollen und Diez Medrano 1998; Riba und Díaz 2002, S. 188).

Die regionale Identität der Autonomen Gemeinschaften ist in Tab. 1 in der Form der regionalen Mittelwerte dargestellt. Dabei unterscheidet die Tabelle bereits die zwei weiter oben beschriebenen Zeiträume. Die Anordnung der Regionen erfolgt nach dem Mittel-wert über den gesamten Untersuchungszeitraum. Zusätzlich zur regionalen Identität sind die nicht staatsweiten Parteien aufgeführt, die jemals 3  im betrachteten Zeitraum zwi-schen 1980 und 2012 erreicht haben. Auf diese Weise wird vermieden, dass eine Vielzahl sehr kleiner, politisch unbedeutender Parteien berücksichtigt wird. Daraus ergibt sich eine Auswahl regionaler Parteien (insgesamt 42), die sich im Wesentlichen mit den Listen nicht staatsweiter Parteien bei anderen Autoren deckt (Barrio et al. 2009, S. 10; Gunther und Montero 2009, S. 145-146; Hamann 1999, S. 124; Lago Peñas und Montero 2009, S. 186; Pallarés und Keating 2003, S. 242–243; Wilson 2009).

Page 11: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

237Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien

Die historischen Regionen Katalonien, Baskenland und Galizien weisen allesamt hohe Ausprägungen der regionalen Identität auf. Das spanische Kernland mit Autonomen Gemeinschaften, in denen praktisch nur die staatsweiten Parteien (PP, PSOE, IU, UPyD, früher noch UCD/CDS) existieren (Colomer 1999; Wilson 2009), befindet sich am ande-ren Ende des Spektrums. Wie in Tab. 1 ersichtlich, sinkt mit den Werten für die mittlere Identität der mittlere Stimmenanteil der staatsweiten Parteien bei regionalen Parlaments-wahlen (Zeitraum 1980 bis 2012). Navarra stellt aufgrund der UPN einen Sonderfall dar (für nähere Angaben zum Umgang mit einzelnen regionalen Parteien siehe Onlinean-hang). Durch ihren Pakt mit der staatsweiten Partei PP in der Region über lange Zeit hinweg sind zwei Zählweisen für das Stimmenniveau staatsweiter Parteien in Navarra möglich. In jedem Fall macht Tab. 1 deutlich, dass regionale Parteien konsistent vermehrt dort auftreten, wo die regionale Identität stärker ausgeprägt ist.

Tab. 1: Regionale Identität, die Stärke staatsweiter Parteien und Vorkommen regionaler Parteien in den spanischen Autonomen Gemeinschaften. (Quelle: Regionale Identität: bis 2004 Lago Peñas und Montero (2009), nach 2004 Umfragedaten MD2610 (2005), MD2829 (2010) und MD2956 (2012) des Centro de Investigaciones Sociológicas, eigene Berechnungen der Stimmenanteile)

Regionale Identität

Stimmenanteil staatsweiter Parteien

Regionale Parteien

1979–1996 1997–2012 1979–2012Baskenland 50 47 38 PNV, EE, EH (HB), Aralar,

PCTV, BILDUKanarische Inseln 41 42 64 CC/AIC, PCN, CNC,

UPC/AC/ICAN, FNCNavarra 39 40 70/32 UPN, CDN, UDF, EH/HB,

EA, NaBaiKatalonien 36 43 44 CiU, ERC, Ciutadans, SCIGalizien 36 26 77 BNG, CG, PSG, AGEAsturien 31 19 88 PAS, URA, FACBalearische Inseln 23 27 78 PSM, UM, NCA, PacteAndalusien 21 19 92 PAAragonien 15 15 74 PAR, CHAValencia 15 10 89 UV, BlocExtremadura 12 12 95 EUKantabrien 8 11 74 PRC, UPCALa Rioja 9 8 92 PRMurcia 6 6 97Castilla y León 7 4 93 UPLMadrid 7 4 97Castilla-La Mancha 4 3 98Der mittlere Stimmenanteil staatsweiter Parteien bezieht sich auf den Zeitraum 1980 bis 2012. Beim ersten Wert wurde die UPN im Verbund mit der PP zu den staatsweiten Parteien gezählt, beim zweiten Wert hingegen nicht. Für die Auswahl der regionalen Parteien siehe den Abschnitt zu Daten und Operationalisierung. Regionale Identität wird gemessen als der Anteil der Personen, die sich mehr mit der Region als mit Spanien oder nur mit der Region identifizieren Die Reihenfolge der Regionen richtet sich nach dem Durchschnitt der regionalen Identität für den gesamten Zeitraum

Page 12: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

238 P. König

Die Daten in Tab. 1 indizieren überdies eine zu vernachlässigende Bedeutung des regionalen Bewusstseins in einigen Regionen. So gibt es vier Autonome Gemeinschaften, die in beiden betrachteten Zeiträumen in einem Bereich unter 8 % liegen. Sie haben die niedrigste regionale Identität und besitzen damit am wenigsten Relevanz für die Frage-stellung. Dort dürfte das Potential für eine wirtschaftsbedingte Veränderung der Stimmen-anteile regionaler Parteien unter identitätstheoretischen Prämissen am geringsten sein.

In Madrid, Murcia und Castilla-La Mancha sind zudem noch keine regionalen Par-teien aufgetreten, die mehr als 3 % Stimmenanteile erreichten. Auch in Castilla y León kam die größte nicht staatsweite Partei UPL in der Region nicht über die 4 %-Marke. Daher werden die vier erwähnten Regionen von der Analyse ausgeschlossen. Zwar wäre es noch als konsistent anzusehen, sowohl Extremadura aufgrund des hohen Stimmen-niveaus der staatsweiten Parteien als auch La Rioja wegen der geringen regionalen Iden-tität auszuschließen, jedoch würde der Ausschluss weiterer Autonomer Gemeinschaften eine zusätzliche Verringerung der Fallzahl bedeuten. Das Hinzufügen von Regionen mit geringerer regionaler Identität dürfte zudem einen tendenziell strengeren Test darstellen, weil der vermutete Zusammenhang in den Regionen mit geringer regionaler Identität und schwachen regionalen Parteien unter den theoretischen Prämissen ohnehin am Wenigs-ten zu erwarten ist. Bei Analysen auf der Grundlage aller Regionen sind also schwä-chere Zusammenhänge zu erwarten. Zum Vergleich stellt die Analyse im nachfolgenden Abschnitt die Ergebnisse für das beschriebene Regionen-Sample den Ergebnissen aus der Analyse mit allen Regionen gegenüber.

6 Ergebnisse

Eine erste Analyse untersucht zunächst separat den Erklärungsgehalt der drei wirtschaft-lichen Variablen BIP, Arbeitslosenquote und Preisindex, um potentielle wirtschaftliche Einflussvariablen zur Verwendung in weiteren Modellen zu identifizieren. Dieser Schritt ergibt statistisch signifikante Zusammenhänge der ersten beiden Variablen mit der abhän-gigen Variable, bei einem betragsmäßigen b von etwa 0,15 für alle Regionen und rund 0,2 für die Auswahl von Regionen (detailliertere Angaben enthält der Onlineanhang). Die nachfolgend beschriebenen Modelle verwenden alle das regionale reale BIP als wirt-schaftlichen Faktor. Berechnungen, die analog die Arbeitslosenquote heranziehen, fallen substantiell identisch aus. Dasselbe gilt im Übrigen, wenn die Analysen alternativ mit Stimmenanteilsveränderungen als abhängiger Variable durchgeführt werden, die sich nur auf die regionalen Parteien aus Tab. 1 beziehen (Veränderung der regionalen Stimmen-anteile aller nicht staatsweiten Parteien, die je auf 3 % der Stimmen kamen).

Die Ergebnisse der Analysen, die neben der wirtschaftlichen Veränderung zwischen zwei Wahlterminen auch die Kontrollvariablen einbeziehen sowie den möglichen mode-rierenden Einfluss der regionalen Regierungsbeschaffenheit über einen Interaktionsterm modellieren, sind in Tab. 2 dargestellt. Da es sich um eine Vollerhebung der einbezo-genen regionalen Parlamentswahlen handelt, sind die Signifikanzen von nachrangiger Bedeutung, sofern man die Regressionskoeffizienten als beschreibend im Hinblick auf die zugrunde liegenden Daten interpretiert. Insofern die Koeffizienten als Schätzer für eine hypothetische Gesamtheit der regionalen Parteien in Spanien angesehen werden

Page 13: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

239Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien

und etwas über die Unsicherheit allgemeiner Zusammenhänge aussagen können, haben die Signifikanzen jedoch Informationsgehalt (siehe hierzu Behnke 2005; Broscheid und Gschwend 2005) und werden daher auch berichtet. Die Befunde für die Modelle über alle Regionen ähneln denen, die lediglich die Auswahl der Regionen verwenden (ohne die vier Regionen mit der geringsten regionalen Identität). Deutlicher sind die Effekte jedoch, wie erwartet, mit dem kleineren Sample. Nachfolgend sei daher die Beschreibung der Befunde auf die Auswahl der Regionen beschränkt.

Bei Betrachtung des gesamten Zeitraums erweist sich die Modellierung des Interaktions-effekts als bedeutsam. Wäre die Zugehörigkeit regionaler Parteien zur Regionalregierung ohne Belang, hätte die Veränderung des BIP bei beiden Ausprägungen jener moderieren-den Variablen einen (oder keinen) statistischen Einfluss. Die Ergebnisse deuten jedoch auf Gegenteiliges hin: Zum einen hat die wirtschaftliche Veränderung zwischen Wahlterminen einen merklichen negativen und signifikanten Effekt, der etwa doppelt so hoch ausfällt wie der oben berichtete einfache Zusammenhang. Der zugehörige Koeffizient in der Tabelle gibt dabei den statistischen Einfluss unter der Bedingung „keine regionale Partei in der Regionalregierung“ wieder. Zum anderen ist der Interaktionsterm im Modell positiv und die Berechnung des konditionalen Effekts (Brambor et al. 2006) unter der entgegengesetz-ten Bedingung ergibt mit -0,04 einen Wert sehr nahe bei null. Regionale Parteien scheinen somit durch wirtschaftliche Verschlechterungen begünstigt zu werden, wenn keine regio-nale Partei Mitglied einer Regionalregierung ist. Andernfalls jedoch nicht.

Womöglich werden aber – im Einklang mit Hypothese 2– immerhin reine Regional-parteienregierungen, ohne eine staatsweite Partei als Koalitionspartner, durch wirtschaft-liche Abschwünge gestärkt. Wird diese Interaktion mit einem moderierenden Dummy für

Tab. 2: Regression über die Stimmenanteilsveränderung regionaler Parteien. (Quelle: Eigene Berechnungen)

1980–2012 1980–1996 1997–2012Alle Regionen

Regionen-auswahl

Alle Regionen

Regionen-auswahl

Alle Regionen

Regionen-auswahl

Δ BIP (I) − 0,24*(0,12)

− 0,40**(0,16)

− 0,26(0,38)

− 0,25(0,41)

− 0,34**(0,14)

− 0,63***(0,20)

Regionale Partei in re-gionaler Regierung (II)

− 0,64**(0,27)

− 0,63**(0,27)

− 0,27(0,85)

− 0,55(0,86)

− 0,33(0,39)

− 0,29(0,40)

Interaktion I*II 0,18(0,19)

0,35(0,21)

− 0,13(0,51)

− 0,08(0,53)

0,34(0,21)

0,60**(0,25)

Δ Stimmenanteile Re-gierung zu Opposition

− 0,16(0,10)

− 0,15(0,11)

− 0,07(0,18)

− 0,10(0,19)

− 0,26(0,17)

− 0,13(0,20)

Zeitabstand vom Zyklus nationaler Parlamentswahlen

0,71(0,39)

0,36(0,43)

1,96(1,34)

1,15(1,43)

− 1,17(1,25)

− 1,46(1,28)

R2 within 0,13 0,17 0,15 0,14 0,24 0,32R2 between 0,05 0,01 0,05 0,03 0,27 0,22R2 overall 0,08 0,13 0,07 0,06 0,22 0,28Rho 0,07 0,06 0,11 0,11 0,06 0,08Anzahl Fälle 126 98 54 42 72 56Anzahl Gruppen 17 13 17 13 17 13

Page 14: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

240 P. König

diese vermittelte Variable geprüft, zeigt sich für den gesamten Zeitraum kein nennenswer-ter Zusammenhang bei beiden Ausprägungen der vermittelnden Dummy-Variablen. Im zweiten Zeitraum ergibt sich immerhin annähernd ein vermittelter Zusammenhang. Der Koeffizient der Veränderung des BIP von b = 0,09 (nicht tabelliert) unter der Bedingung „nur regionale Partei(en) in der regionalen Regierung“ indiziert keinerlei Effekt. Rein aus regionalen Parteien bestehende regionale Regierungen können demnach bei wirtschaft-lichen Einbrüchen den nicht staatsweiten Parteien in einer Region insgesamt keine Stim-mengewinne verschaffen. Unter der entgegengesetzten Bedingung jedoch, also für alle anderen regionalen Regierungen, ist der konditionale Effekt der Wirtschaft im späteren Zeitraum negativ und schwach signifikant (b = − 0,29, p = 0,07; nicht tabelliert). Folglich könnten regionale Regierungen, die gänzlich aus regionalen Parteien bestehen, immerhin von einem Stimmenverlust bei wirtschaftlichen Einbrüchen eher verschont werden.

Die Modelle in Tab. 2 machen weiterhin deutlich, dass der zuvor beschriebene bedingte Effekt für den gesamten Zeitraum im Wesentlichen auf die Periode 1997 bis 2012 zurück-geht. Für diesen Zeitraum ist auch das R² der regionenspezifischen Veränderungen der abhängigen Variablen mit knapp einem Drittel deutlich höher als im ersten Zeitraum, in dem der entsprechende Wert weniger als die Hälfte dessen beträgt. Ebenso tritt der weiter oben beschriebene moderierte Zusammenhang nur in der zweiten Periode auf. Dieser Befund stützt die Hypothese 4, welche unterstellt, dass der vorgefundene konditionale Effekt im Zeitraum ab dem Jahr 1997 aufgrund gestiegener wahrgenommener regionaler Autonomie deutlicher ist. Abbildung 1 gibt den vermittelten Zusammenhang in dieser Periode graphisch anhand der vorhergesagten Werte wieder.

Erkennbar ist darin zunächst eine höhere Varianz der abhängigen Variablen bei rela-tiver wirtschaftlicher Verschlechterung (negativer Bereich der X-Achse). Zudem liegen die vorhergesagten Werte für „keine regionale Partei amtiert in der Region“ im linken Teil des Schaubilds nicht nur deutlich im positiven Bereich, wie die gestrichelten Linien für die 95 %-Konfidenzintervall verdeutlichen, sondern sind unter dieser Bedingung auch verschieden von denen unter der entgegengesetzten Bedingung. Die Regressionsgerade unter dieser zweiten Bedingung – mindestens eine regionale Partei amtiert in der Region – verläuft im Schaubild geradezu perfekt horizontal. Regionale Parteien machen somit nach der Schätzung für den zweiten Zeitraum bei wirtschaftlichen Einbrüchen insgesamt Stimmenanteile gut, sofern keine regionale Partei in der Region amtiert.

Zwar mögen die Befunde zur Zeitraumunterscheidung Hypothese 4 stützen, da regio-nale Parteien nur als Oppositionsparteien relativ zuverlässig von wirtschaftlichen Ein-brüchen profitieren und dies auch nur nach 1997 systematisch der Fall ist. Trifft jedoch das Argument hinter Hypothese 4 zu, so müsste der Unterschied zudem durch eine gestie-gene regionale Zurechenbarkeit und stärkere Dynamik zwischen regionaler Regierung und Opposition bedingt sein. Allerdings bildet die Kontrollvariable für die Stimmenan-teilsveränderung der regionalen Regierung (auch) im zweiten Zeitraum weder eine nen-nenswerte Determinante noch entzieht sie dem BIP merklich Erklärungskraft.9 Während

9 Sogar wenn die Interaktion in Tab. 2 mit dieser Kontrollvariable anstelle der Wirtschaftsvariable gebildet wird, ist der resultierende konditionale Effekt der Stimmenanteilsveränderung regio-naler Regierungsparteien unter der Bedingung, dass keine regionale Partei amtiert, schwächer (nicht tabelliert) als der in Tab. 2 angeführte konditionale Effekt der wirtschaftlichen Verände-

Page 15: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

241Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien

die genannte Kontrollvariable immerhin noch in die Nähe des 90 %-Signifikanzniveaus kommt, ist der Effekt für Wahlzeitpunkt (auch mit der alternativen Messung als gemein-samer Wahltermin; nicht tabelliert) weit davon entfernt und wechselt zudem zwischen den Modellen das Vorzeichen. Ein systematischer Einfluss scheint nicht vorzuliegen.

Die Befunde sind des Weiteren nur bedingt mit Hypothese 1 vereinbar, die von einem allgemeinen Rückzug auf regionale Parteien bei wirtschaftlicher Unsicherheit ausgeht. Zwar ist der Effekt der wirtschaftlichen Veränderungen über den gesamten Zeitraum signifikant, doch scheint jener Zusammenhang nicht per se vorzuliegen, sondern von der regionalen Regierungsbeschaffenheit abhängig zu sein – wie in Hypothese 3 unter-stellt: Deutlich ist ein Rückzug auf regionale Parteien insgesamt nur, wenn sie sich in der Opposition befinden. Zu einem gewissen Grad scheint, darauf deuten die Ergebnisse hin, eine wahrgenommene Verantwortlichkeit der Regionalregierungen ausschlaggebend zu sein. Womöglich verlieren regionale Parteien sogar, wenn sie in einer Rezession regional amtieren. Dieser Aspekt ist bislang offen geblieben. Anhand der vorliegenden Ergeb-nisse kann nicht darauf geschlossen werden, ob es die einzelnen regionalen Parteien in der regionalen Regierung sind, die an Stimmen verlieren, wenn sich die wirtschaftliche Situation in der Region verschlechtert.

rung. Wenn beide Interaktionen zugleich aufgenommen werden, setzt sich ebenfalls der berich-tete vermittelte Effekt durch. Ein direkter Test, der den Einfluss der Veränderung des BIP auf die Stimmenanteilsveränderung der regionalen Regierungsparteien über Regressionen (mit festen Effekten für die Regionen) schätzt, ergibt zwar einen leicht positiven Effekt (b = 0,3; p < 0,01). Doch ist dieser klar konditionaler Art: Der Zusammenhang liegt nur für die Bedingung vor, dass die nationale Regierungspartei auch regional amtiert. Andernfalls ergibt sich kein Effekt. Dies gilt für alle betrachteten Zeiträume. Insofern liegt kein genuin regionales Belohnen/Abstrafen der regionalen Regierungsparteien vor. Es handelt sich vielmehr rein um ein Abstrafen der natio-nalen Regierungspartei in der Region.

Abb. 1: Vorhergesagte Stimmenanteilsveränderungen regionaler Parteien in Abhängigkeit wirtschaftlicher Veränderungen (1997–2012). Anmerkungen: Berechnung basierend auf der Regionenauswahl und dem Zeit-raum ab 1997 (Tab. 1). Die Variablen sind regionenspezifisch Z-standardisiert. Die gestrichelten Linien stehen für die 95 %-Konfidenzintervalle. Die Spanne der X-Achse orientiert sich an dem empirischen Minimum und Maximum der unabhängigen Variablen. Quelle: Eigene Berechnungen

Page 16: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

242 P. König

Um die Vermutung dieses Zusammenhangs zu prüfen, ist das Abschneiden einzel-ner Parteien zu berücksichtigen. Dies kann jedoch nicht mehr wie in der vorangehen-den Regressionsanalyse geschehen, bei der (durch die Standardisierung) das relative Abschneiden im Zeitverlauf betrachtet wird, weil diverse regionale Parteien im Unter-suchungszeitraum aufgetaucht sind, während andere verschwunden sind. Somit können deren Wahlergebnisse teils nicht sinnvoll diachron zueinander in Bezug gesetzt werden. Stattdessen lässt sich an die vorangehende Analyse mit einem quasi-experimentellen Design anknüpfen, bei dem ein wirtschaftlicher Einbruch die Rolle des Treatments ein-nimmt. Quasi-experimentell ist dies insofern, als eine Zufallsauswahl – in diesem Fall der regionalen Parteien – und die Zuweisung eines Treatments nicht gegeben sind. Ver-glichen werden die Stimmenanteilsveränderungen aller regionalen Parteien aus Tab. 1 weiter oben, je nachdem ob sie erstens in der regionalen Regierung amtierten oder nicht und je nachdem, ob es sich zweitens um einen wirtschaftlichen Einbruch während/vor der regionalen Parlamentswahl handelt oder nicht. Weil die bisherige Analyse konsistente Zusammenhänge für den Zeitraum 1997 bis 2012 aufgedeckt hat, beschränkt sich das quasi-experimentelle Design auf diesen Zeitraum. Dabei wurden die Jahre 2009 bis 2012 als Krise eingestuft. Dies deckt sich mit der wirtschaftlichen Entwicklung im Land und in den Regionen (gemessen an BIP und Arbeitslosenquote). Angesichts der verwendeten Fallzahl und kleinen Untergruppen (N = 109, die Kleinste der vier Gruppen weist 13 Fälle auf) ist auf diesem Weg eine geeignete Kontrastierung erreichbar. Untersucht werden alle regionalen Parteien aus der Auswahl von 13 Regionen (siehe oben). Die Ergebnisse des Quasi-Experiments sind in Form von Mittelwerten der Vergleichsgruppen in Abb. 2 dargestellt.

Die Abbildung verdeutlicht, dass regionale Parteien tendenziell Stimmenanteilsge-winne verzeichnen, wenn sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert und sie nicht in der regionalen Regierung amtieren. Eine T-test ergibt, dass sich diese Gruppe „Wirtschaft-liche Krise und regionale Partei nicht in der regionalen Regierung“ signifikant (p < 0,1; zweiseitiges Signifikanzniveau) von den restlichen Gruppen unterscheidet. Erkennbare Ausschläge treten im Schnitt nur unter der Krisenbedingung auf, allerdings nicht nur in die positive, sondern auch in die negative Richtung. Tendenziell verliert eine regionale Partei also sogar Stimmen, wenn sie in der regionalen Regierung während eines Wirt-schaftseinbruchs amtiert. Insgesamt erhärten diese Ergebnisse den bereits vorgefundenen Zusammenhang, dass regionale Parteien der Tendenz nach von wirtschaftlichen Ver-schlechterungen profitieren, sofern sie nicht in der regionalen Regierung amtieren. Der in Abb. 2 dargestellte Vergleich deutet darauf hin, dass dieser bedingte Zusammenhang auch für die einzelnen regionalen Parteien gilt.

7 Fazit

Die vorangehende Analyse leistet einen Beitrag zum Verständnis der Dynamik des Parteienwettbewerbs unter dem spezifischen Gesichtspunkt des Abschneidens regio-naler Parteien. Regionale Identität, so wurde auf Basis sozialpsychologischer Erkennt-nisse angenommen, bildet einen Rückzugspunkt, der bei materieller oder symbolischer Unsicherheit relevant wird und dann regionale Parteien besonders begünstigt. Demnach

Page 17: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

243Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien

beeinflussen wirtschaftliche Veränderungen systematisch die Dynamik des Parteien-wettbewerbs unter der Voraussetzung eines bereits existenten regionalen Bewusstseins. Geprüft wurde dieser Zusammenhang an den regionalen Parlamentswahlen in den spani-schen Autonomen Gemeinschaften.

Die Analyse liefert Hinweise auf eine tendenzielle Wählerbewegung hin zu regiona-len Parteien bei relativen wirtschaftlichen Verschlechterungen zwischen Wahlterminen. Der Zusammenhang erweist sich ferner erheblich durch das Merkmal der Regierungs-beschaffenheit bedingt. Der Rückzug auf regionale Parteien in einer Region insgesamt tritt bei wirtschaftlichen Verschlechterungen nur dann deutlich zu Tage, wenn sich keine regionale Partei in der regionalen Regierung befindet. Regionale Parteien, die hingegen während wirtschaftlicher Einbrüche regional amtierten, verlieren im Schnitt sogar Stim-menanteile und werden somit also tendenziell „bestraft“. Allerdings gilt dies nur für den Zeitraum nach den einschneidenden Schritten der Harmonisierung regionaler Kompe-tenzen durch den zweiten Autonomiepakt Mitte der 1990er Jahre. Die Annahme, dass sich dieser Zeitunterschied auf einen stärkeren Gegensatz der regionalen Regierung und Opposition zurückführen lässt, kann durch die Analyse nicht erhärtet werden. Eine mög-liche Ursache könnte jedoch in einer sukzessiven Stabilisierung der regionalen Parteien-systeme bestehen, wodurch sich erst eine gewisse Regelmäßigkeit in den Wahldynamiken und eine Vertrautheit der Bürger mit dem politischen System und dessen Akteuren einge-stellt haben (siehe auch Duch 2001, S. 896; León 2012b, S. 121). Dazu passt der Befund, dass regionale Parteien in der regionalen Regierung verantwortlich gemacht zu werden scheinen.

Die Ergebnisse sind insofern beachtenswert, als regionale Regierungen objektiv schwerlich für wirtschaftliche Entwicklungen in der Verantwortung stehen. Es handelt sich im Fall wirtschaftlicher Einbrüche offenbar nicht um einen bloßen Rückzugsreflex auf die Region und regionale Parteien allgemein. Dieser wird vielmehr schon durch die Bekleidung regionaler Regierungsämter seitens regionaler Parteien unterbunden. Die damit verbundene formale regionale Kompetenz und Verantwortlichkeit könnte bereits eine subjektive Teilzuschreibung von Verantwortung zur Folge haben. Als stimmig ver-hält sich dazu das Auftreten des genannten bedingten Zusammenhangs im Zeitraum nach der Angleichung der regionalen Kompetenzen auf einem höheren Niveau Mitte der 1990er Jahre. Womöglich geben regionale Parteien bei vorhandener regionaler Identität gar einen besonderen Bezugspunkt ab und werden dadurch auch teils für verantwortlich gehalten. Zudem könnte nicht nur die regionale Identität an sich von Bedeutung sein, sondern auch die Intensität dieser Variablen eine Rolle spielen.

Abb. 2: Die durchschnitt-liche Stimmenanteilsverän-derungen regionaler Parteien nach wirtschaftlicher Lage und Regierungsangehörigkeit (1997–2012). (Anmerkun-gen: Widergegeben sind die gemittelten Prozentwerte der Stimmenanteilsveränderungen für die verschiedenen Gruppen. N = 109)

Page 18: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

244 P. König

Aufgrund geringer Fallzahlen bei bestimmten Ausprägungen ist dies aber nicht mehr gehaltvoll auf dem Weg der statistischen Analyse aufzuklären. Dafür bieten sich gezielte Vergleiche und Untersuchungen einzelner Parteien und bestimmter Regionen eher an. So wäre auch der Befund zu erhellen, dass reine Regionalparteienregierungen von wirt-schaftlichen Entwicklungen nicht betroffen zu sein scheinen. In Spanien treten rein aus Regionalparteien bestehende Regierungen in wenigen Regionen auf, die zugleich durch ein starkes territoriales Bewusstsein charakterisiert sind. Durch das Zusammenfallen die-ser Merkmalsausprägungen in Spanien wird das Problem der Fallzahlen noch verschärft.

Der Blick ließe sich jedoch auch über Spanien hinaus erweitern. Angesichts einer aus-zumachenden zunehmenden Regionalisierung (de Vries 2000; Hooghe et al. 2010; Jeffery 1997) dürften die Befunde jenseits des spanischen Falls relevant sein. Zu erwarten ist in Anbetracht der Analyseergebnisse, dass in Ländern mit einem mindestens quasi-fö-deralem Status, einer regionalen Identität in einigen Landesteilen und einer gewissen Festigung der Dezentralisierung regionale Parteien systematisch Auftrieb durch wirt-schaftliche Einbrüche bekommen – zumindest, wenn sie in der Opposition sind. Die genannten Kriterien treffen neben Spanien beispielsweise auf Italien zu (Hooghe et al. 2010, S. 85). Gerade die enormen Stimmengewinne allein der Lega Nord in Norditalien bei den regionalen Wahlen des Jahres 2010 inmitten der Wirtschaftskrise sind augenfäl-lig. Wie Spanien hat Italien eine bedeutende Dezentralisierung gegen Mitte 1990er Jahre und zu Beginn des neuen Jahrtausends erfahren. Demnach wäre der beobachtete Zusam-menhang der Wirtschaft mit dem Abschneiden regionaler Parteien dort in vergleichbarer Form zu erwarten. Darüber hinaus könnten künftige wirtschaftliche Entwicklungen maß-geblich das Schicksal regionaler Parteien in Ländern bestimmen, in denen Schritte zur Dezentralisierung jüngeren Datums sind.

Literatur

Agranoff, Robert. 2005. Federal asymmetry and intergovernmental relations in Spain. Asymmetry Series 17. Montreal: McGill-Queen’s University.

Alesina, Alberto und Howard Rosenthal. 1995. Partisan politics, divided government, and the eco-nomy. New York: Cambridge University Press.

Anderson, Cameron. 2006. Economic voting and multilevel governance: a comparative individual-level analysis. American Journal of Political Science 50 (2): 449–463.

Anderson, Christopher. 1995. Blaming the government: Citizens and the economy in five European democracies. Armonk: ME Sharpe.

Anderson, Christopher. 2000. Economic voting and political context: a comparative perspective. Electoral Studies 19 (2–3): 151–170.

Anderson, Christopher und Jason Hecht. 2012. Voting when the economy goes bad, everyone is in charge, and no one is to blame: The case of the 2009 German election. Election Studies 31 (1): 5–19.

Anderson, Christopher und Daniel Ward. 1996. Barometer elections in comparative perspective. Electoral Studies 15 (4): 447–460.

Argos. 2012. Archivo Histórico Electoral. http://www.argos.gva.es/ahe/indexv.html. Zugegriffen: 27. Mai 2013.

Page 19: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

245Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien

Barrio, Astrid, Montserrat Baras und Juan Rodríguez Teruel. 2009. Non-statewide parties and mul-ti-level governance: the case of Spain (1977–2008). Paper vorgestellt auf der ECPR General Conference, Potsdam, September 2009. Barcelona: Institut de Ciències Polítiques i Socials.

Behnke, Joachim. 2005. Lassen sich Signifikanztests auf Vollerhebungen anwenden? Einige essay-istische Anmerkungen. Politische Vierteljahresschrift 46 (1): O-1–O-15.

Bollen, Kenneth und Juan Diez Medrano. 1998. Who are the Spaniards? Nationalism and identifi-cation in Spain. Social Forces 77 (2): 587–622.

Brambor Thomas, William Clark und Matt Golder. 2006: Understanding interaction models: Impro-ving empirical analyses. Political Analysis 14 (1): 63–82.

Brancati, Dawn. 2007. The origins and strengths of regional parties. British Journal of Political Science 38 (1): 135–159.

Brewer, Marilynn und Kathleen Pierce. 2005. Social identity complexity and outgroup tolerance. Personality and Social Psychology Bulletin 31 (3): 428–437.

Broscheid, Andreas und Thomas Gschwend. 2005. Zur statistischen Analyse von Vollerhebungen. Politische Vierteljahresschrift 46 (1): O-16–O-26.

Castano, Emanuele und Mark Dechesne. 2005. On defeating death: Group reification and social identification as immortality strategies. European Review of Social Psychology 16 (7): 221–255.

Chappell, Henry und Linda Veiga. 2000. Economics and elections in Western Europe: 1960–1997. Electoral Studies 19 (2–3): 183–197.

Colomer, Josep. 1999. The Spanish ‚State of the Autonomies’. Non-institutional federalism. West European Politics 21 (4): 40–52.

Cox, Gary. 1997: Making votes count. New York: Cambridge University Press.Detterbeck, Klaus. 2006. Zusammenlegung von Bundes-und Landtagswahlen? Die Terminierung

von Wahlen und ihre Konsequenzen im europäischen Vergleich. Zukunft Regieren Beiträge für eine gestaltungsfähige Politik 1/2006. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.

De Vries, Michiel. 2000. The rise and fall of decentralization: A comparative analysis of arguments and practices in European countries. European Journal of Political Research 38 (2): 193–224.

Dinkel, Reiner. 1977. Der Zusammenhang zwischen Bundes- und Landtagswahlergebnissen. Poli-tische Vierteljahresschrift 18 (2–3): 349–359.

Duch, Raymond. 2001. A developmental model of heterogeneous economic voting in new demo-cracies. American Political Science Review 95 (4): 895–910.

Duch, Raymond. 2007. Comparative studies of the economy and the vote. In The Oxford handbook of comparative politics, Hrsg. Charles Boix und Susan Stokes, 805–844. Oxford: Oxford Uni-versity Press.

Duch, Raymond und Randolph Stevenson. 2008. The economic vote: How political and economic institutions condition election results. Cambridge: Cambridge University Press.

Easton, David. 1965. A Systems analysis of political life. New York: John Wiley and Sons.Ellemers, Naomi, Russell Spears und Bertjan Doosje. 2002. Self and social identity. Annual Review

of Psychology 53 (1): 161–186.Erikson, Erik. 1973. Identität und Lebenszyklus. Frankfurt a. M.: Suhrkamp Verlag.Fair, Ray. 1978. The effect of economic events on votes for the President. The Review of Economics

and Statistics 60 (2): 159–173.Fiorina, Morris. 1981. Retrospective voting in American national elections. New Haven: Yale Uni-

versity Press.Fritsche, Immo, Eva Jonas und Thomas Kessler. 2011. Collective reactions to threat: implications

for intergroup conflict and for solving societal crises. Social Issues and Policy Review 5 (1): 101–136.

Giannakakis, Andrew und Immo Fritsche. 2011. Social identities, group norms, and threat: On the malleability of ingroup bias. Personality and Social Psychology Bulletin 37 (1): 82–93.

Page 20: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

246 P. König

Giddens, Anthony. 1991. Modernity and self-identity. Self and society in the late modern age. Stan-ford: Stanford University Press.

Greenberg, Jeff, Sheldon Solomon und Tom Pyszczynski. 1997. Terror management theory of self esteem and cultural world views: Empirical assessments and conceptual refinements. In Advances in experimental social psychology, Hrsg. Mark Zanna, 61–139. San Diego: Acade-mic Press.

Guinjoan, Marc und Toni Rodon. 2011. Beyond identities: Support for decentralisation across regi-ons in Spain. MPRA Paper No. 30554. München: Munich Personal RePEc Archive. http://mpra.ub.uni-muenchen.de/30554/. Zugegriffen: 28. Jan 2013.

Gunther, Richard und José Montero. 2009. The politics of Spain. Cambridge: Cambridge University Press.

Hamann, Kerstin. 1999. Federalist institutions, voting behavior, and party systems in Spain. Publius: The Journal of Federalism 29 (1): 111–137.

Hawkes, Kristen und Rebecca Bliege Bird. 2002. Showing off, handicap, signaling and the evolu-tion of men’s work. Evolutionary Anthropology 11 (2): 58–67.

Hellwig, Timothy. 2012. Constructing accountability: Party position-taking and economic. voting. Comparative Political Studies 45 (1): 92–119.

Hettlage, Robert. 1999. European identity – between inclusion and exclusion. In Nation and natio-nal identity: The European experience in perspective, Hrsg. Hanspeter Kriesi, Klaus Armin-geon, Hannes Siegrist und Andreas Wimmer, 243–262. Zürich: Rüegger

Hogg, Michael. 2007. Uncertainty-identity theory. In Advances in experimental social psychology, Hrsg. Mark Zanna, 69–126. San Diego: Elsevier Academic Press.

Hooghe, Liesbet, Gary Marks und Arjan Schakel. 2010. The Rise of Regional Authority: a compa-rative study of 42 democracies (1950–2006). London: Routledge.

INE. 2012. INEbase: Lista de operaciones estadísticas incluídas. Instituto Nacional de Estádistica. http://www.ine.es/inebmenu/indice.htm. Zugegriffen: 28. Jan 2013.

Jeffery, Charlie, Hrsg. 1997. The Regional Dimension of the European Union. Towards a Third Level in Europe. London: Frank Cass.

Jeffery, Charlie und Dan Hough. 2003. Regional Elections in Multi-Level Systems. Urban and Regional Studies 10 (3): 199–212.

Jérôme, Bruno und Veronique Jérôme -Speziari. 2000. The 1998 French regional elections: why so much political instability? Electoral Studies 19 (2–3): 219–236.

Keating, Michael und Alex Wilson. 2009. Renegotiating the state of the Autonomies: statute reform and multi-level politics in Spain. West European Politics 32 (3): 536–558.

Key, Valdimer und Milton Cummings. 1966. The responsible electorate: Rationality in presidential voting, 1936–1960. New York: Vintage.

Kittel, Bernhard und Hannes Winner. 2005. How reliable is pooled analysis in political economy? European Journal of Political Research 44 (2): 269–293.

Knutsen, Oddbjørn. 2010. The regional cleavage in Western Europe: Can social composition, value orientations and territorial identities explain the impact of region on party choice. West Euro-pean Politics 33 (3): 553–585.

Kramer, Gerald. 1971. Short-term fluctuations in U.S. voting behavior, 1896–1964. American Poli-tical Science Review 65: 131–143.

Kuznar, Lawrence und James Lutz. 2007. Risk sensitivity and terrorism. Political Studies 55 (2): 341–361.

Lago Peñas, Ignacio und Santiago Lago Peñas. 2005. Does the economy matter? An empirical analysis of the causal chain connecting the economy and the vote in Galicia. Economics and Politics 17 (2): 215–243.

Lago Peñas, Ignacio und José Montero. 2009. Coordination between electoral arenas in multilevel countries. European Journal of Political Research 48 (2): 176–203.

Page 21: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

247Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien

Lecours, André. 2001. Regionalism, cultural diversity and the state in Spain. Journal of Multilin-gual and Multicultural Development 22 (3): 210–226.

León, Sandra. 2010. Who is responsible for what? Clarity of responsibilities in multilevel states: The case of Spain. European Journal of Political Research 50 (1): 80–109.

León, Sandra. 2012a. How do citizens attribute responsibilities in multilevel states? Learning, bia-ses and asymmetric federalism. Evidence from Spain. Electoral Studies 31 (1): 120–130.

León, Sandra. 2012b. How does decentralization affect electoral competition of state-wide parties? Evidence from Spain. Party Politics (online veröffentlicht): 1–20. http://ppq.sagepub.com/content/early/2012/02/23/1354068811436044.abstract. Zugegriffen: 31. Jan 2013.

Leonisio, Rafael. 2012. Parliament on the centre-right, government on the left: explaining Basque exceptionalism. Regional and Federal Studies 22 (1): 45–60.

Lewis-Beck, Michael. 1986. Comparative economic voting: Britain, France, Germany, Italy. Ame-rican Journal of Political Science 30 (2): 315–346.

Lewis-Beck, Michael und Glenn Mitchell. 1990. Transnational models of economic voting: tests from a Western European pool. Revista del Instituto de Estudios Economicos 4: 65–81.

Lewis-Beck, Michael und Richard Nadeau. 2011. Economic voting theory: Testing new dimensi-ons. Electoral Studies 30 (2): 288–294.

Lewis-Beck, Michael und Mary Stegmaier. 2000. Economic determinants of electoral outcomes. Annual Review of Political Science 3 (1): 183–219.

Máiz, Ramon, Francisco Caamaño und Miguel Azpitarte. 2010. The hidden counterpoint of Spa-nish federalism. Regional and Federal Studies 20 (1): 63–84.

Mansel, Jürgen, Kirsten Endrikat und Sandra Hüpping. 2006. Krisenfolgen. Soziale Abstiegsängste fördern feindselige Mentalitäten. In Deutsche Zustände, Folge 4, Hrsg. Wilhelm Heitmeyer, 39–66. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

Molas, Isidre. 1977. Los partidos de ámbito no estatal y los sistemas de partidos. In Teoría y prác-tica de los partidos, Hrsg. Pedro de Vega, 183–193. Madrid: Cuadernos para el Diálogo.

Montero, José und Mariano Torcal. 1990. Autonomías y comunidades autónomas en España: prefe-rencias, dimensiones y orientaciones políticas. Revista de Estudios Políticos 70: 33–91.

Moral, Félix. 1998. Identidad regional y nacionalismo en el Estado de las Autonomías. Madrid: Centro de Investigaciones Sociológicas.

Moskalenko, Sophia, Clark McCauley und Paul Rozin. 2006. Group identification under conditions of threat: College students’ attachment to country, family, ethnicity, religion, and university before and after September 11, 2001. Political Psychology 27 (1): 77–97.

Nagel, Klaus-Jürgen. 2010. Spanien – Auf dem Weg zur Föderation? In Regional Governance in EU-Staaten. Hrsg. Dieringer, Jürgen und Roland Sturm, 149–170. Opladen: Verlag Barbara Budrich.

Nohlen, Dieter und Andreas Hildenbrand. 2005. Spanien: Wirtschaft – Gesellschaft – Politik. Wies-baden: VS Verlag.

Norpoth, Helmut. 1996a. Presidents and the prospective voter. The Journal of Politics 58 (3): 776–792.

Norpoth, Helmut. 1996b. The Economy. In Comparing democracies: elections and voting in global perspective, Hrsg. Larry LeDuc, Richard Niemi, Pippa Norris, 299–318. London: Sage.

Norpoth, Helmut. 2001. Divided government and economic voting. The Journal of Politics 63 (2): 414–435.

Pacek, Alex und Benjamin Radcliff. 1995. Economic Voting and the welfare state: A cross-national analysis. Journal of Politics 57 (1): 44–61.

Paldam, Martin. 1991. How robust is the vote function? A study of seventeen nations over four decades. In Economics and politics: The calculus of support, Hrsg. Helmut Norpoth, Jean-Dominique Lafay und Michael Lewis-Beck, 9–31. Ann Arbor: University of Michigan Press.

Pallarés, Francesco und Michael Keating. 2003. Multi-level electoral competition. Regional electi-ons and party systems in Spain. European Urban and Regional Studies 10 (3): 239–255.

Page 22: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

248 P. König

Palmer, Harvey und Guy Whitten. 2011. Through thick and thin? The dynamics of government support across income groups during economic crises. Electoral support 30 (3): 427–437.

Powell, Bingham und Guy Whitten. 1993. A cross-national analysis of economic voting: taking account of the political context. American Journal of Political Science 37 (2): 391–414.

Queralt, Didac. 2012. Economic voting in multi-tiered polities. Electoral Studies 31 (1): 107–119.Reif, Karlheinz und Hermann Schmitt. 1980. Nine second-order national elections: a Concep-

tual framework for the analysis of European elections results. European Journal of Political Research 8 (1): 3–44.

Riba, Clara und Aida Díaz. 2002. Economic Voting in sub-national government. Catalonian evi-dence. In Economic Voting, Hrsg. Han Dorussen und Michaell Taylor, 173–199. London: Routledge.

Roccas, Sonia und Marilynn Brewer. 2002. Social identity complexity. Personality and Social Psy-chology 6 (2): 88–106.

Royed, Terry, Kevin Leyden und Stephen Borrelli. 2000. Is ’clarity of responsibility’ important for economic voting? Revisiting Powell and Whitten’s hypothesis. British Journal of Political Science 30 (4): 669–685.

Rudolph, Thomas. 2003. Institutional context and the assignment of political responsibility. The Journal of Politics 65 (1): 190–215.

Rumelili, Bahar. 2004. Constructing identity and relating to difference: Understanding the EU’s mode of differentiation. Review of International Studies 30 (1): 27–47.

Schakel, Arjan und Charlie Jeffery. 2012. Are Regional Elections really ‘Second-Order’ Elections? Regional Studies 47 (3): 323–341.

Scheepers, Daan und Naomi Ellemers. 2005. When the pressure is up: The assessment of social identity threat in low and high status groups. Journal of Experimental Social Psychology 41 (2): 192–200.

Schmid, Katharina, Miles Hewstone, Nicole Tausch, Ed Cairns und Joanne Hughes. 2009. Ante-cedents and consequences of social identity complexity: intergroup contact, distinctiveness threat, and outgroup attitudes. Personality and Social Psychology Bulletin 35 (8): 1085–1098.

Singer, Matthew. 2011. Who says “It’s the economy”? Cross-national and cross-individual varia-tion in the salience of economic performance. Comparative Political Studies 44 (3) 284–312.

Stefuriuc, Irina. 2009. Government formation in multi-level setting. Spanish regional coalitions and the quest for vertical congruence. Party Politics 15 (1): 93–115.

Stephan, Walter und Cookie Stephan. 2000. An integrated threat theory of prejudice. In Redu-cing prejudice and discrimination, Hrsg. Stuart Oskamp, 23–45. Mahwah: Lawrence Erlbaum Associates.

Stigler, George. 1973. General economic conditions and national elections. American Economic Review 63 (2): 160–167.

Tajfel, Henri. 1981. Human groups and social categories: Studies in Social Psychology. New York: Cambridge University Press.

Tajfel, Henri. 1982. Gruppenkonflikt und Vorurteil: Entstehung und Funktion sozialer Stereotypen. Bern: Huber.

Tufte, Edward. 1975. Determinants of the outcomes of midterm Congressional Elections. American Political Science Review 69 (3): 812–826.

Van der Brug, Wouter, Cees van der EijK und Mark Franklin. 2007. The economy and the vote. Eco-nomic conditions and elections in fifteen countries. New York: Cambridge University Press.

Voci, Alberto. 2006. The link between identification and in-group favoritism: Effects of threat to social identity and trust-related emotions. British Journal of Social Psychology 45 (2): 265–284.

Wasmeier, Claudia. 2009. Erfolgskriterien föderaler Transition. Eine vergleichende akteursba-sierte Prozessanalyse anhand Spaniens, Belgiens und Russland. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften.

Page 23: Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien; The Economic Foundations of Spanish Regional Parties’ Electoral Success;

249Die wirtschaftliche Basis des Wahlerfolgs regionaler Parteien in Spanien

Westle, Bettina. 1999. Kollektive Identität im vereinten Deutschland: Nation und Demokratie in der Wahrnehmung der Deutschen. Opladen: Leske + Budrich.

Westle, Bettina. 2003. Europäische Identifikation im Spannungsfeld regionaler und nationaler Iden-titäten. Theoretische Überlegungen und empirische Befunde. Politische Vierteljahresschrift 44 (4): 453–482.

Wilkin, Sam, Brandon Haller und Helmut Norpoth. 1997. From Argentina to Zambia: a world-wide test of economic voting. Electoral Studies 16 (3): 301–316.

Wilson, Alex. 2009. Party competition in the Spanish regions. EUI Working Papers SPS 2009/01. Florenz: European University Institute.

Winnicott, Donald. 1965. The maturational process and the facilitating environment: studies in the theory of emotional development. Madison: International Universities Press.