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Aus:

Gudrun M. König, Gabriele Mentges, Michael R. Müller (Hg.)

Die Wissenschaften der Mode

Mai 2015, 222 Seiten, kart., 24,99 €, ISBN 978-3-8376-2200-3

Ein Buch über die Modernität der Mode: Während eine Modewissenschaft an deutsch-sprachigen Universitäten bis heute nicht etabliert wurde, haben sich gleichwohl ver-schiedene Disziplinen wie Germanistik, Soziologie, Kulturwissenschaft, Kunstge-schichte und Europäische Ethnologie immer wieder der Mode als Forschungsgegen-stand zugewandt.Dieser Band initiiert eine Bestandsaufnahme des Phänomens Mode in diesen Wissen-schaften seit dem 19. Jahrhundert und stellt somit einen wichtigen Schritt in der Auf-arbeitung einer deutschsprachigen Modewissenschaft dar. Die Beiträge fragen u.a.nach der Konstruktion des Gegenstandes »Mode« in Abhängigkeit zu den favorisier-ten disziplinären Quellen, Theorien und Methoden.

Gudrun M. König (Prof. Dr.), Gabriele Mentges (Prof. Dr.) und Michael R. Müller(Jun.-Prof. Dr.) lehren Kulturanthropologie des Textilen an der Technischen Universi-tät Dortmund. Sie forschen zu materieller und visueller Kultur sowie sowie zu Mode-und Gendergeschichte.

Weitere Informationen und Bestellung unter:www.transcript-verlag.de/978-3-8376-2200-3

© 2015 transcript Verlag, Bielefeld

Inhalt

Die Mode und die WissenschaftenGudrun M. König, Gabriele Mentges, Michael R. Müller | 7

Die Angst der Forscher vor der Modeoder das Dilemma einer Modeforschung im deutschsprachigen RaumGabriele Mentges | 27

Kostümgeschichten und frühe Modetheorien des 19. Jahrhunderts als Wissensordnungen der Moderne Elke Gaugele | 49

Mode, Markt, ModernitätBeziehungen zwischen Kunstmarkt und Modeindustrie im Paris des neunzehnten JahrhundertsUlrich Lehmann | 81

Mode in der LiteraturwissenschaftEine germanistische BestandsaufnahmeJulia Bertschik | 97

Mode als museale InszenierungAnnelie Lütgens | 115

Die Mode in der aktuellen deutschen PresseEin KommentarAlfons Kaiser | 135

Sammler, Märkte und ArtefakteAkteure der frühen Trachtenforschung im 19. JahrhundertAndrea Hauser | 143

»Tracht« als DenkstilZum Wissensmodus volkskundlicher KleidungsforschungLioba Keller-Drescher | 169

Apartheid der ModeEine symboltheoretische Revision der formalen ModesoziologieMichael R. Müller | 185

Autorinnen, Autoren und Mitarbeiterinnen | 219

Die Mode und die Wissenschaften

Gudrun M. König, Gabriele Mentges, Michael R. Müller

Die Mode als vestimentäre Praxis liefert ein eindrückliches Beispiel für die Komplexität des menschlichen Eingebundenseins in die materielle Kultur. Sie ist ein wirtschaftliches Prinzip steter Erneuerung produktiver und kommuni-kativer Industrien. Sie beeinflusst nicht nur das vestimentäre Alltagsverhalten, sondern konturiert den Umgang mit der materiellen Kultur in allen Bereichen.

Entgegen dieser gesellschaftlichen Relevanz spielen Modetheorie und ves-timentäre Kultur im wissenschaftlichen Kontext tendenziell eine marginale Rolle. Kulturwissenschaftliche Debatten in unterschiedlichen Disziplinen wid- men sich zwar modeaffinen Thematiken der Kleidungs-, Körper- und Medien-geschichte, doch ohne einen subdisziplinären Status anzudenken. Dieser Band richtet daher die Perspektive auf die Modeforschung in unterschiedlichen Wis-senschaftsfeldern. Zentral sind dabei die Fragen, wie einzelne Wissenschaften mit vestimentärer Mode als einem expressiven Schlüsselelement materieller Kultur umgehen, welche Zyklen wissenschaftlicher Aufmerksamkeit zu kons-tatieren sind, und was das für eine Modeforschung bedeuten kann.

Das Parl ament Der moDe

Die Aufnahme der Damenhose im Gefolge des Damenanzugs in den profes-sionellen weiblichen Modealltag der 1960er Jahre beschreiben Pauline Terree-horst und Gerard de Vries – in Anlehnung an Bruno Latour – unter dem Titel »the parliament of fashion«.1 Diese Begriffsfügung wird hier genutzt, um auf die Macht und den Einfluss der Mode zu verweisen, die auf einem komple-xen Zusammenspiel von Mensch und materieller Kultur basieren. Zum einen war es Yves Saint Laurents Modenschau im Frühjahr 1967, zum anderen das

1 | Pauline Terreehorst/Gerard de Vries: The Parliament of Fashion. In: Bruno Latour/

Peter Weibel (Hg.): Making Things Public. Atmospheres of Democracy. Karlsruhe u.a.

2005, S. 662-669.

Gudrun M. König, Gabriele Mentges, Michael R. Müller8

Modenschaupublikum, das den Designervorschlag in eine legitime Mode ver-wandelte.2 Die Zustimmung des Publikums integrierte die Damenhose in den beruflichen Alltag. Mode wird nur, was durch Konsum oder Konsumverwei-gerung zum Konsens wird. Der Schweizer Schriftsteller und Journalist Edwin Arnet betonte bereits in den 1950er Jahren neben der Rolle des Publikums den Einfluss von Modebotschaftern und Modemedien bei der Verbreitung der Mo-den und verwies auf die Funktion der »Pioniere, Boten und Richter der Mode«, die Mode nicht nur bekannt machten, sondern interpretativ mitgestalteten.3 Mode ist charakterisiert durch kommunikative Transfer- und materiale Trans-formationsprozesse. In diesem komplexen Geflecht kommt der historischen Epistemologie der Mode als Reflex, Transformator und Bedeutungsgenerator besonderes Gewicht zu.

Der vorliegende, interdisziplinäre Sammelband nähert sich seinem Gegen-stand wissenschaftshistorisch. Das klingt insofern paradox, als es insbesonde-re an deutschen Universitäten eine Modewissenschaft nicht gibt. Und mehr noch, nimmt man das jüngst erstarkte wissenschaftliche Interesse am Feld der Mode als Epiphänomen der gewachsenen Aufmerksamkeit an der Ana-lyse materieller Kultur wahr, dann ist zu vermuten, dass es eine Modewissen-schaft auch nicht geben kann, sondern nur disziplinär differente Perspektiven, Methoden und Analysen. Die neuere Wissenschaftsgeschichte hat vor einigen Jahrzehnten begonnen, über die Kontinuität der Denkstile ebenso nachzuden-ken wie über die zuweilen kurzlebigen Theorien.4 Wissenschaftliche Stile wer-den daher im Folgenden in Bezug auf Begriffe, Fragen und Erklärungsansätze vestimentärer Kultur untersucht.

Das Phänomen Mode wurde von unterschiedlichen Disziplinen wie Ger-manistik, Romanistik, Soziologie, Kulturwissenschaft, Psychologie, Kunstge-schichte, Erziehungswissenschaft und Europäischer Ethnologie immer wieder zum Gegenstand der Forschung gewählt. Die hier präsentierte Relektüre der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Mode als kultureller Form und »Phäno-men der Moderne«5 verfolgt die These, dass der Mode inhärente Wirkungsme-chanismen wie Dynamisierung, Abwechslung, Rhythmisierung, Flüchtigkeit oder Serialität strukturelle Kennzeichen gesellschaftlicher Modernisierungs-

2 | Vgl. ebd., S. 664.

3 | Edwin Arnet: Pioniere, Boten und Richter der Mode. In: René König/Peter W. Schup-

pisser (Hg.): Die Mode in der menschlichen Gesellschaft. Zürich 1958, S. 225-266, vgl.

bes. S. 225.

4 | Ilya Prigogine/Isabelle Stengers/Serge Pahaut: Die Dynamik – von Leibniz zu Lu-

krez. Eine Stilfrage. In: Dies./Michel Serres: Anfänge. Berlin 1991, S. 19-62, hier S. 20f.

5 | Hartmut Böhme: Zeiten der Mode. In: Kunstforum International Bd. 197 (2009),

S. 48-83, hier S. 49.

Die Mode und die Wissenschaf ten 9

prozesse sind.6 Diese These stützt sich auf die Überlegung des Kölner Sozio-logen René König, dass Mode »eines der wesentlichsten Gestaltungsprinzipien der modernen Massengesellschaften«7 darstellt.

Der Hauptfokus dieses Bandes liegt auf der Bestandsaufnahme des Phäno-mens Mode in den Wissenschaften seit dem 19. Jahrhundert. In den vorgestell-ten Fachperspektiven wird nach der Konstruktion des Gegenstandes »Mode« in Abhängigkeit zu den favorisierten disziplinären Quellen, Theorien und Me-thoden gefragt. Damit geraten zunächst die beiden zentralen Begriffe »Mode« und »Moderne« in den Fokus der Aufmerksamkeit. Es ist zu vermuten, dass die mit ihnen erfassten Phänomene sich verändern, je nachdem aus welcher disziplinären Perspektive sie betrachtet werden.

moDe als moDerne

Mode wie Moderne sind bedeutungsreiche Sammelbegriffe. Moderne bezeich-net vor den diversen disziplinären Hintergründen sowohl eine künstlerische als auch eine literarische Stilrichtung, sowohl ein rationales Verhalten zur Welt als auch eine historische Epoche, die je nach disziplinärem Kontext um 1500 als Paraphrase für die Neuzeit, um 1800 als Beginn des bürgerlichen Zeitalters oder um 1900 als selbstreflexives Etikett einsetzt.8 Mode umfasst sowohl Klei-dung im Allgemeinen als auch Haute Couture im Besonderen, erweitert sich auf »artefaktische Signale«9 der Alltagskultur und annonciert mediale Kom-mentierungen, Inszenierungen und Repräsentationen. Das Themenfeld der Mode in den Wissenschaften behandelt somit eine komplexe kulturelle Form, die materielle, insbesondere vestimentäre Prozesse und Praktiken in gesell-schaftliche Kontexte einbettet und alltägliches Verhalten ebenso wie mediale, wirtschaftliche und technische Konstellationen umfasst.

Entgegen der zentralen soziokulturellen Stellung der Mode, so die Beobach-tung, beschreiben Modegeschichte und Modetheorie periphere wissenschaft-liche Felder. Im Hinblick auf die internationale Konjunktur des Themenfeldes »Mode« fällt seine wissenschaftliche Marginalisierung in Deutschland beson-ders auf. Zwar wurden Theorien, Ansätze und Methoden einer Modeforschung

6 | Vgl. Elizabeth Wilson: Fashion and Modernity. In: Caroline Evans/Christopher Bre-

ward (Hg.): Fashion and Modernity. Oxford 2005, S. 9-14.

7 | René König: Kleider und Leute. Zur Soziologie der Mode. Frankfur t a.M., Hamburg

1967, S. 15.

8 | Vgl. Christof Dipper: Moderne, Version: 1.0. In: Docupedia-Zeitgeschichte, 25.8.2010,

bes. S. 1-8. http://docupedia.de/zg/Moderne [Zugrif f: 15.4.2014].

9 | George Kubler: Die Form der Zeit. Anmerkungen zur Geschichte der Dinge. Frankfur t

a.M. 1982, S. 56.

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in den Literatur- und Medienwissenschaften, in der Soziologie, Philosophie, Psychologie, Kunstgeschichte, Wirtschaftsgeschichte und den Ethnologien ge-pflegt, aber selten wurde gefragt, welchen Stellenwert sie systematisch im je-weiligen disziplinären Kontext innehaben und welche neuen Perspektiven sie eröffnen. Im vorliegenden Band wird das Phänomen Mode daher als kulturelle Figuration des Vestimentären in unterschiedlichen Wissenschaftsfeldern be-trachtet.

Jüngst wurde insbesondere von der Kunstgeschichte auf »die Geburt der Abstraktion aus dem Geiste des Textilen«10 hingewiesen. Mit dem Blick auf das Textile wurde auf beeindruckende Weise die klassische Hierarchie der Künste in Frage gestellt und seine Position im Gefüge der Künste grundsätzlich revi-diert. In der Kunstgeschichte wurde somit offensichtlich, was eine Inspektion wissenschaftlicher Vorannahmen zu leisten vermag. Die klassischen Kostüm-geschichten wiederum werden neuerdings zu Stilratgebern und ›Hagiogra-phien‹ der Modedesigner,11 die ausgesprochen kenntnisreich sind, aber keines-wegs den Anspruch erheben, dieses Wissen kulturanalytisch zu wenden.

Die vestimentäre Kultur ist charakterisiert durch eine genderbasierte Di-chotomie des Modekonsums. Der Feminisierung des Modekonsums steht die männlich dominierte Modekreation gegenüber. Diese Dichotomie des vesti-mentären Modekonsums wird durch die wissenschaftliche Zurückhaltung gegenüber der Mode als einem männlich relevanten konsumtiven Handlungs-feld verstärkt.12 Die Genderisierung der Mode ist gleichermaßen Ausgangs-punkt und Produkt der gesellschaftlichen Geschlechterdichotomie.

Die Auswahl und Zusammenstellung der Beiträge dieses Bandes nach dem Prinzip der guten Nachbarschaft in theoretischen Verweissystemen handlungsorientierter Wissenschaften ist ein Anfang auf dem Weg einer wis-senschaftshistorischen Betrachtung. Gabriele Mentges kommentiert die hier ausgewählten Disziplinen historisch-systematisch und fragt programmatisch nach dem Sinn und den Möglichkeiten einer transdisziplinären Modefor-schung. Elke Gaugele als ethnographische Modehistorikerin beleuchtet die Implikationen der Kostümgeschichte im 19. Jahrhundert und arbeitet ihre ko-

10 | Markus Brüderlin: Zur Ausstellung. Die Geburt der Abstraktion aus dem Geiste des

Textilen und die Eroberung des Stoff-Raumes. In: Ders. (Hg.): Kunst & Textil. Stoff als

Material und Idee in der Moderne von Klimt bis heute. Stuttgart 2013, S. 14-45.

11 | Fiona Ffoulkes: Mode lesen. Stile und Trends erkennen und verstehen. Bern u.a.

2010.

12 | Tina Dingel: »Frau Mode« als Waffe im männlichen »Lebenskampf« – Diskurse um

(Herren-)Mode in Deutschland, 1920er bis 1950er Jahre. Tagung Geschlechterkon-

kurrenzen, AIM Gender, Stuttgart-Hohenheim 2006. https://www.fk12.tu-dortmund.

de/cms/ISO/de/arbeitsbereiche/soziologie_der_geschlechter verhaeltnisse/Medien

pool/AIM-Beitraege_vier te_Tagung/dingel.pdf [Zugrif f: 12.11.2014].

Die Mode und die Wissenschaf ten 11

lonialen Argumentationsmuster heraus. Ulrich Lehmann spannt als Vertreter der Fashion Studies einen Bogen zwischen Literatur und Modetheorie. Julia Bertschik vertritt die Philologien, hier mit dem Erbe einer spezifisch nationa-len Geringschätzung in der Germanistik, die etwa in der Romanistik und der vergleichenden Literaturwissenschaft weniger bemerkbar ist.13 Der Beitrag von Annelie Lütgens als Kunsthistorikerin beschreibt jene museale Rezeptionswel-le, die im Zuge des wissenschaftlichen und künstlerischen Interesses an der materiellen Kultur auch die textile und vestimentäre Kultur verstärkt zur An-schauung bringt. Andrea Hauser und Lioba Keller-Drescher verfolgen als Em-pirische Kulturwissenschaftlerinnen die Dimensionen der fachspezifischen Dichotomie von Mode und »Tracht«. Hauser situiert das Museum als Kons-trukteur der ländlichen Bekleidung und Katalysator der Binnenexotisierung um 1900. Keller-Drescher analysiert Denkstil und Wissensmodus volkskund-licher Kleidungsforschung. Sie diskutiert die These, dass die fachspezifische Fixierung auf »Tracht« die Etablierung einer generalistischen Kleidungsfor-schung verhindert habe. Michael Müller als kulturanthropologischer Sozio-loge parallelisiert die wissenschaftshistorische und gesellschaftsanalytische Entwicklung. Er beschreibt Mode als Ausdrucks- und Organisationsform und untersucht ihren Stellenwert insbesondere in symboltheoretischen Ansätzen. Eine seiner zentralen Thesen lautet, die Marginalisierung der Mode sei der Modetheorie selbst anzulasten. Mit dieser Konfiguration unterschiedlicher disziplinärer Perspektiven will der Band dazu beitragen, die Aufarbeitung einer Wissens- und Wissenschaftsgeschichte der Mode zu initiieren.

relek türen

Mode im Alltag, im Film, in der Konsumgeschichte, in Medien, in alten und neuen Metropolen sowie im Kontext der Globalisierung und Genderkultur sind Stichworte, welche die Relevanz des Phänomens als kulturelle Figuration in den unterschiedlichen Wissenschaftsfeldern verdeutlichen. Seit dem von Silvia Bovenschen herausgegebenen Band »Die Listen der Mode«14 lässt sich derzeit nach längerer Abstinenz eine zunehmende wissenschaftliche Präsenz der Mode registrieren.15 Die Sozial-, Kultur- und Geschichtswissenschaften entdecken sie zaghaft als maßgebliches Feld sozialen Handelns, als ästhetisch-medialen

13 | Gertrud Lehnert: Mode. Theorie, Geschichte und Ästhetik einer kulturellen Praxis.

Bielefeld 2013; Barbara Vinken: Angezogen. Das Geheimnis der Mode. Stuttgart 2013.

14 | Silvia Bovenschen: Die Listen der Mode. Frankfur t a.M. 1986.

15 | Gertrud Lehnert/Alicia Kühl/Katja Weise (Hg.): Modetheorie. Klassische Texte

aus vier Jahrhunderten. Bielefeld 2014.

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Komplex16 oder hochkulturelle Ausdrucksform. Im angloamerikanischen Be-reich hat sich dagegen längst eine Forschungsrichtung etabliert, deren theo-retische Ansätze und empirische Forschungsfelder in der Zeitschrift »Fashion Theory« (seit 1997), in »Textile. History of Cloth and Culture« (seit 2003) und »Fashion, Style & Popular Culture« (seit 2013) exemplarisch abgebildet werden. Diese Aufmerksamkeit ist ohne Entsprechung im deutschsprachigen Umfeld, wenngleich sich in den letzten Jahren hier einiges bewegt hat und nun in Publi-kationsreihen wie den kunsthistorisch motivierten »Textile Studies«17 das neue Interesse der Museen an den textilen Künsten begleitet wird. Die Volkskunde/Europäische Ethnologie hat sich seit der Entstehung des Faches im 19. Jahrhun-dert intensiv mit Kleidung befasst, allerdings mit starker Konzentration auf re-gionale Kleidungsstile, lokale Moden und Alltagskleidung. Dabei ist Mode- und Kleidungskultur ein multidisziplinäres Feld par excellence, wie von deutscher Seite René König konstatierte.18 Aus der Sicht der französischen Mentalitätsge-schichte akzentuierte Fernand Braudel, die Mode sei ein »Orientierungsmittel für jede Kultur«.19 Mode ist omnipräsent und alltäglich. Sie macht uns histori-sche Veränderungen sinnlich greifbar und erfahrbar.

Ein Rückblick auf die Geschichte der Mode in den Wissenschaften lässt ein Auf und Ab des Interesses seit Ende des 18. Jahrhunderts erkennen, als Christian Garve mit seinem Essay »Über die Mode« eine erste, durchaus moderne Modetheorie verfasste.20 Mit dem Ende der Kleiderordnungen löste sich die Mode von den Diskursen über Ökonomie, Recht, Moral und Religion, um sich vestimentär zu verengen und ein Sujet verschiedener wissenschaft-licher Disziplinen – der Kunst, Gestaltung, Medizin und Technik – zu werden. Gleichzeitig wurde Mode explizit Gegenstand einer philosophisch-soziologi-schen Betrachtungsweise und damit Teil wissenschaftlicher Debatten. Georg Simmels bis heute einflussreicher Essay »Die Mode«21 von 1911 nobilitierte das Thema für die Soziologie. Für Publizisten bot die Mode seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts ein ergiebiges Feld für feuilletonistische Überlegungen und verbale Attacken vor dem Hintergrund meist pessimistischer Kulturkritik.

16 | Birgit Richard: Die oberflächlichen Hüllen des Selbst. Mode als ästhetisch-medi-

aler Komplex. In: Kunstforum International Bd. 141 (1998), S. 49-93.

17 | Vgl. Anna-Brigitte Schlittler/Katharina Tietze (Hg.): Mode und Bewegung. Beiträge

zur Geschichte und Theorie der Kleidung (= Textile Studies; Band 5). Berlin 2013.

18 | Vgl. René König: Menschheit auf dem Laufsteg: Die Mode im Zivilisationsprozeß.

Opladen 1999, S. 7.

19 | Fernand Braudel: Die Geschichte der Zivilisation: 15.-18. Jahrhundert. München

1971, S. 353.

20 | Christian Garve: Über die Moden. Frankfur t a.M. 1987 (1792).

21 | Georg Simmel: Die Mode. In: Ders.: Jenseits der Schönheit. Schrif ten zur Ästhetik

und Kunstphilosophie. Frankfur t a.M. 2008 (1905), S. 78-106.

Die Mode und die Wissenschaf ten 13

Wenige Monate nach Beginn des Ersten Weltkriegs notierte der promovierte Publizist Norbert Stern: »wie ist es möglich, dass die deutsche Wissenschaft, die bis in die Kriegstechnik hinein alle Gebiete der Kultur einer sorgfältigen Forschung und Ordnung unterzogen hat, ein Bereich außer Acht lassen konn-te, das so vielseitig, interessant und weittragend wie die Mode des Kleides sich erweist?«22 Die Kritik an der wissenschaftlichen Marginalität der Mode hat be-reits eine Geschichte. Sie sekundiert die Ausdifferenzierung der Wissenschaf-ten um 1900 und begleitet die Modetheoriegeschichte bis heute.

Der Modesoziologe René König kritisiert mit seinem Diktum »die Mode geht mit der Macht« ihre sozialfigurative Allgegenwart, die sich als »universa-les Gestaltungsprinzip der Gesellschaft« manifestiert.23 Trotz wichtiger Theo-rieimpulse gilt jedoch immer noch der Hinweis von Almut Junker, die vor gut 20 Jahren mahnte, dass eine Sozialgeschichte der Mode noch kaum geschrie-ben sei.24 Insbesondere im deutschsprachigen Umfeld besteht das Desiderat weiterhin, auch wenn inzwischen ein Anwachsen relevanter Studien festzu-stellen ist, die theoretische Ansätze empirisch verifizieren.25 Neuere Untersu-chungen lassen das kostümhistorische Bezugssystem hinter sich,26 das noch Änderungen und Entwicklungen verfolgte, aber nicht entscheiden konnte, welche Kleidungsstile gesamtgesellschaftlich gegolten haben.27 Es fehlt jedoch bis heute das, was der Schriftsteller Honoré de Balzac als »Vestignomie«28 be-zeichnet hat − eine Kleiderlesekunst kultureller Physiognomien, die sozial und politisch zu buchstabieren ist.

In Anlehnung an Marcel Mauss charakterisiert René König die Mode als ein »soziales Totalphänomen. Sie berührt nicht nur das Kleidungs- und Kon-sumverhalten des Menschen, sondern genauso seine Kultur«.29 Vor dem Hin-tergrund der Königschen Ausweitung der Mode als Paraphrase für kulturellen Wandel in allen gesellschaftlichen Sektoren steht hier die Mode als Kleidungs-

22 | Norbert Stern: Die Weltpolitik der Weltmode (= Der deutsche Krieg. Politische

Flugschrif ten. Hg. v. Ernst Jäckh; Heft 30/3). Stuttgart, Berlin 1915, S. 7f.

23 | König: Kleider und Leute, S. 98.

24 | Almut Junker: »Revolution in der Mode«. In: Viktoria Schmidt-Linsenhoff (Hg.):

Sklavin oder Bürgerin? Französische Revolution und neue Weiblichkeit 1760-1830.

Marburg 1989, S. 520-525, hier S. 521.

25 | Vgl. zum Beispiel: Veronika Haberler: Mode(n) als Zeitindikator. Die Kreation von

textilen Modeprodukten. Wiesbaden 2012.

26 | Gabriele Mentges/Birgit Richard (Hg.): Schönheit der Uniformität. Kleidung, Kör-

per, Medien. Frankfur t a.M. 2005.

27 | Junker: »Revolution in der Mode«, S. 521.

28 | Honoré de Balzac: Physiologie des eleganten Lebens. Unveröffentlichte Aufsätze.

München 1911, S. 110.

29 | König: Menschheit auf dem Laufsteg, S. 230.

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und Körperverhalten. In diesem konzentrierten Sinn ist Mode gleichwohl eine »totale gesellschaftliche Tatsache«30 und ihr, so ist festzustellen, mangelt es an wissenschaftlicher Aufmerksamkeit. Sie werde unterschätzt, konstatiert der Soziologe Pierre Bourdieu bereits vor über 30 Jahren, denn man meine sie leicht zu verstehen.31

Infolge der Konsolidierung des »material turns« und der »new museology« in den 1990er Jahren wächst jedoch derzeit das Interesse an der vestimentären Kultur. Vielleicht liegt es gerade daran, dass sie multipler wissenschaftlicher Perspektiven bedarf, denn Mode ist eben zugleich Kunst, Alltag, Stil, Gefühl, sozialer Ausdruck, Gestaltungsmittel, Ökonomie und Selbstinszenierung. Insofern kann Modeforschung zwar disziplinäre Schwerpunkte setzen, als kulturelles Phänomen jedoch bedarf sie einer integrativen Aufmerksamkeit und damit einer Synthese einzelner Perspektiven. Die aktuelle Konjunktur akademischer Modestudien, von Fiona Anderson als »new fashion history«32 bezeichnet, erhöhte den kulturellen Status der Mode, änderte Analysen, Inter-pretationen und das Ausstellen von Mode, Kleidung und Textilien.

Die wissenschaftliche Distanz zum Themenfeld der Mode in Deutschland irritiert insbesondere im internationalen Kontext, da sich doch gerade seit we-nigen Jahren auch hier abzeichnet, dass die Mode ein medial hochbesetztes Thema geworden ist. Gleichwohl hat der Journalist und Modekritiker Godfrey Deeny vor wenigen Jahren das Fehlen relevanter, diskursbestimmender Mo-dezeitschriften als Ursache für eine kaum wahrnehmbare »deutsche Mode« ausgemacht.33 Dabei geht es nicht um Prozesse der Re-Nationalisierung, son-dern vielmehr darum, dass Deutschland nicht als eine relevante Modenation anerkannt ist und daher nur sehr wenige deutsche Modejournalisten für ein-schlägige Modenschauen akkreditiert werden. Zwar gibt es international arbei-tende deutsche Modemacher und Modemacherinnen von Karl Lagerfeld über Jil Sander bis Helmut Lang, doch eben keine international wahrgenommene »deutsche Mode«, sieht man von neuen ironisch-kritischen Nationalnarrati-

30 | Marcel Mauss: Die Gabe. Form und Funktion des Austauschs in archaischen

Gesellschaften (1925). In: Ders.: Soziologie und Anthropologie, Bd. 2. Frankfur t a.M.

1989, S. 11-144, hier S. 137.

31 | Pierre Bourdieu: Die Metamorphose des Geschmacks (1980). In: Ders.: Sozio-

logische Fragen. Frankfurt a.M. 1993, S. 153-164, hier S. 160.

32 | Fiona Anderson: Museums as Fashion Media. In: Stella Bruzzi/Pamela C. Gibson

(Hg.): Fashion Cultures. Theories, Explorations and Analysis. London, New York 2000,

S. 371-389, hier S. 371.

33 | Godfrey Deeny: Deutsche Mode? Ansichten eines Ausländers mit etwas Ahnung

vom Geschäft. In: Welt am Sonntag, Nr. 37 vom 7.2.2010, S. 19.

Die Mode und die Wissenschaf ten 15

ven wie etwa die der Kölner Modedesignerin Eva Gronbach ab.34 Die in der wissenschaftlichen Literatur diskutierte These wäre hier zu erwägen, ob nicht neben dominanten Regionalkulturen Nachwehen nationalsozialistischer Ver-nichtungspolitik der jüdischen Textilindustrie, Warenhäuser, Künstler- und Medienszene mitzudenken wären.35 Der Frankfurter Journalist Alfons Kaiser hat diese historische Begründung als eine der Ursachen für die Marginalisie-rung der Mode hierzulande aufgegriffen.36 Er konstatiert einen Modeskepti-zismus in der medialen Öffentlichkeit, deshalb ist er in diesem Band einer Wissenschaftsgeschichte des Themenfeldes Mode ebenfalls vertreten. Ohne Mediengeschichte ist die Modegeschichte kaum zu fassen, denn sie integriert in die Analyse der materiellen die visuelle und schriftliche Modekultur.37 Das neue Medieninteresse geht der Wissenschaftspräsenz jedoch derzeit eindeutig voraus.

Ästhe tik Der moDe

Wie auch immer man die Frage nach ihrer Universalität38 beantworten mag, ihrem Charakter als kulturelles Phänomen entsprechend, sucht sich Mode je nach historischer Situation und je nach gesellschaftlicher Lage spezifische Aus-prägungen. Drei der wissenschaftsgeschichtlich und gesellschaftsanalytisch markantesten Entwicklungen, mit denen sich die Modetheorie konfrontiert sah und sieht, sind erstens die strukturelle Demokratisierung der Mode und des Modekonsums seit Beginn des 19. Jahrhunderts,39 zweitens die Genese

34 | Siehe neuerdings zu der Perspektive auf Berlin als ›Modehotspot‹: Martina Rink:

Fashion Germany. Kreative Stories Trends. München 2014.

35 | Uwe Westphal: Berliner Konfektion und Mode. 1836-1939. Die Zerstörung einer

Tradition. Berlin 1986; Roberta S. Kremer (Hg.): Broken Threads. The Destruction of the

Jewish Fashion Industry in Germany and Austria. Oxford, New York 2007.

36 | Vgl. Alfons Kaiser: Schlechte Passform. Die internationale Mode in deutschen

Zeitschrif ten. In: Gertrud Lehnert (Hg.): Die Kunst der Mode. Oldenburg 2006, S. 298-

311, hier. S. 304.

37 | Gudrun M. König/Gabriele Mentges (Hg.): Medien der Mode (= Textil – Körper –

Mode; Band 6). Berlin 2010.

38 | Vgl. René König: Macht und Reiz der Mode. Verständnisvolle Betrachtungen eines

Soziologen. Düsseldorf, Wien 1971.

39 | Vgl. exemplarisch Liselotte Constanze Eisenbart: Kleiderordnungen der deut-

schen Städte zwischen 1350 und 1700. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des deutschen

Bürgertums. Göttingen u.a. 1962; Heide Nixdorf/Heidi Müller: Weiße Westen – Rote Ro-

ben. Von den Farbordnungen des Mittelalters zum individuellen Farbgeschmack. Berlin

1983; Diana Crane: Fashion and its social agendas: class, gender, and identity in clot-

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qualitativ neuer, teilweise als Trickle-up-Effekte gedeuteter Modeformen und -ästhetiken in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (»prêt-à-porter«, »casual wear«) bis hin zur Darbietung sogenannter Ästhetiken des Hässlichen, des Un-fertigen, Verbrauchten, Zerrissenen, Asymmetrisch-Unproportionalen in den 1980er und 1990er Jahren,40 sowie drittens die gegenwärtig fortschreitende Me-dialisierung der Mode, unter anderem infolge des Bedeutungszuwachses von Mode-Blogs und blogartig gestalteten Onlineportalen.41 Die hier entstehenden, bildmedial geprägten Modeästhetiken treten nicht nur in Konkurrenz zu tra-dierten Emergenzformen von Mode wie Zeitschriften, analoger Modefotografie, Warenhäuser, sondern stellen auch kommunikativ neuartige Zentren – »sites«42 im ethnografisch-analytischen Sinne Anselm Strauss’ – der gesellschaftlichen Darbietung, der Beobachtung und des Konsums von Mode dar.

Angesichts dieser und ähnlicher Entwicklungen fällt es umso mehr ins Ge-wicht, dass das unter anderem auf Georg Simmel zurückgehende Theorem der prinzipiellen »Gleichgültigkeit der Mode«43 gegenüber ihren Materialien und Ästhetiken immer wieder geradezu axiomatischen Charakter für die Theorie der Mode erlangt.44 Letztlich führt die Annahme, Mode sei lediglich an Neu-

hing. Chicago 2000; Cornelia Bohn: Kleidung als Kommunikationsmedium. In: Dies.:

Inklusion, Exklusion und die Person. Konstanz 2006, S. 95-126; Angela Borchert/Ralf

Dressel (Hg.): Das Journal des Luxus und der Moden: Kultur um 1800. Heidelberg 2004.

40 | Valerie Steele: Anti-Fashion: 1970s. In: Fashion Theory 1 (1997), Heft 3, S. 279-

296; Fred Davis: Fashion, Culture, and Identity. Chicago 1992; Ders.: Antifashion. In:

Malcolm Barnard (Hg.): Fashion Theory. A Reader. Abingdon 2007, S. 91-102; Rebecca

Arnold: Heroin Chic. In: The Journal of Dress, Body & Culture 3 (1999), Heft 3, S. 279-296;

Sophie von Olfers: Introduction. Memory Test. In: Susanne Gaensheimer/Sophie von Ol-

fers (Hg.): Not in fashion: photography and fashion in the 90s. Bielefeld 2010, S. 12-17.

41 | Vgl. exemplarisch Caroline Evans: Fashion at the edge, spectacle, modernity and

deathliness. New Haven, London 200; Sophie Woodward: The Myth of Street Style. In:

Fashion Theory 13 (2009), Heft 1, S. 83-102; Monica Titton: Mode in der Stadt. Über

Street-Style-Blogs und die Grenzen der Demokratisierung von Mode. In: Texte zur Kunst

(2010), Heft 78, S. 88-99; Agnés Rocamora: Personal Fashion Blog: Screens and Mirrors

in Digital Self-portraits. In: Fashion Theory 15 (2011), Heft 4, S. 407-424; Mehita Iqani:

Consumer Culture and the Media: Magazines in the Public Eye. Basingstoke 2012.

42 | Anselm Strauss: Social Worlds and Spatial Processes. An Analytic Perspective.

In: W. Russell Ellis (Hg.): A Person-Environment Theory Series. The Center for Environ-

mental Design Research Working Paper Series. Berkeley 1979. http://dne2.ucsf.edu/

public/anselmstrauss/pdf/work-socworlds_spatial.pdf [Zugrif f: 20.3.2014].

43 | Simmel: Die Mode, S. 82.

44 | Explizit und exemplarisch etwa König: Macht und Reiz der Mode, S. 123; vgl. auch

Julia Bertschik: Mode in der Literaturwissenschaft: Eine germanistische Bestandsauf-

nahme, in diesem Band.

Die Mode und die Wissenschaf ten 17

heit interessiert und bereits durch anthropologische (Simmel), distinktions-logische (Bourdieu) oder kybernetische (Esposito) Formgesetze hinreichend erklärt, zu einer Marginalisierung der Mode ausgerechnet durch die Mode-theorie. Dabei zeigen symboltheoretisch orientierte Forschungsarbeiten45, dass Mode gerade auch in ihrer ästhetisch-inhaltlichen Dimension strukturell ge-zielt – und medial differenziert – in die Wahrnehmungserwartungen und Nor-malitätsunterstellungen des Alltagslebens eingreift, das heißt strukturbildend wirkt. Mitnichten erschöpft sich die »Apartheid der Mode«46 in den »feinen Unterschieden«47 alltäglicher sozialer Distinktion. Die gesellschaftliche Dyna-mik von Mode manifestiert sich ebenso in ästhetischen Grenzüberschreitun-gen, welche die Alltagsordnung darstellerisch verkehren und innerhalb dieser Ordnung andere, außeralltägliche Wirklichkeitsbereiche – gesellschaftliche »Heterotopien«48 – konstituieren.

Modewissenschaftlich notwendig wird also ein veränderter analytischer Zugang, in dessen Zentrum insbesondere auch die Ästhetik und symbo-lisch-rituelle bzw. mediale Verfasstheit von Mode stehen. Denn keineswegs beschränken sich modeästhetische Verkehrungen der Alltagsordnung auf den relativ eng gefassten Bereich der ›Mode-Kunst‹, der Haute Couture oder der Modefotografie. Gerade auch im Bereich des Modekonsums prägen fik-tionale Ausdruckselemente, stilistische Exzentrik oder jeweilige Ästhetiken des ›Hässlichen‹ regelmäßig das gesellschaftliche Erscheinungsbild und die lebensweltliche Gegebenheit von Mode. Zu denken ist etwa an Modekollek-tionen und -inszenierungen (exemplarisch H&M), die auf die Konsumption solcher Ästhetiken zielen; an Ladenlokale, die in ihrer Architektur, Musik und Beleuchtung oder durch Bildprojektionen und Türsteher ritualtheoretisch beschreibbare Heterotopien realisieren49; und an Modeblogs, die Bildfiktion und Alltagsdarstellung ineinander überblenden und zu bildmedial geprägten

45 | Exemplarisch John Fiske: Understanding Popular Culture. London, New York 1989;

Barbara Vinken: Mode nach der Mode. Geist und Kleid am Ende des 20. Jahrhunderts.

Frankfur t a.M. 1993; Anne Hollander: Anzug und Eros: eine Geschichte der modernen

Kleidung. Berlin 1994.

46 | Michael R. Müller: Apartheid der Mode – Eine symboltheoretische Revision der

formalen Modesoziologie. In: Sozialer Sinn: Zeitschrif t für hermeneutische Sozialfor-

schung 13 (2012), Heft 2, S. 257-280.

47 | Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteils-

kraft. Frankfur t a.M. 1987 (1979).

48 | Michel Foucault: Die Heterotopien/Der utopische Körper. Frankfur t a.M. 2005.

49 | Vgl. Sarah Schultz/Marlous van Rossum-Willems/Carmel McNamara: Powershop.

New Retail Design, Bd. 1-4. Amsterdam 2009-2012.

Gudrun M. König, Gabriele Mentges, Michael R. Müller18

Streetstyle-Ästhetiken amalgamieren50. Es sind solch intermediäre Übergangs-bereiche zwischen »reiner Ästhetik«51 und Alltagspragmatik, zwischen Mode-Kunst und Kleidungskonsum, in denen sich die ästhetische, kommunikative und gesellschaftliche Komplexität von Mode material erst voll entfaltet. Eine rekonstruktive Analyse solch intermediärer Emergenzformen von Mode und der Kultur- und Ordnungsbedeutung ihrer überaus komplexen Ästhetiken steht indes aus. Zwar widmen sich modegeschichtliche und konsumtheore-tische Arbeiten, etwa von Colin Campbell52, Mike Featherstone53, Eva Illouz54 oder Hartmut Stöckl55, strukturell vergleichbaren ästhetischen Phänomenen oder Entwicklungen. Doch beziehen sich diese Arbeiten nur am Rande oder nur exemplarisch auf Mode, nicht aber auf deren empirisch-gesellschaftliche Komplexität.

Spätestens dann aber, wenn die empirisch-gesellschaftliche Komplexi-tät von Mode ins Zentrum des wissenschaftlichen Interesses rückt, berührt dies grundlagentheoretische Problemstellungen der sozial- und kulturwissen-schaftlichen Ästhetik. Bereits für Simmel56 – und später auch für Pierre Bour-dieu57 – stand diesbezüglich fest, dass das Ästhetische nicht nur eine ober-flächliche Begleiterscheinung des gesellschaftlichen Lebens ist, sondern eine grundlegende Ausdrucks- und Vollzugsform desselben. Gleichwohl zeichnet sich in den Arbeiten beider Klassiker die Tendenz ab, zeitgenössische Stilbil-

50 | Vgl. u.a. Woodward: The Myth of Street Style; Titton: Mode in der Stadt; Michael R.

Müller: Das Selbstbild in der Bilderwelt. Zur Soziologie transnationaler Bild- und Bewäh-

rungsordnungen. In: Hans-Georg Soeffner (Hg.): Transnationale Vergesellschaftungen.

Verrhandlungen des 35. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Wies-

baden 2012, S. 323-337.

51 | Bourdieu: Die feinen Unterschiede, S. 24.

52 | Colin Campbell: Capitalism, Consumption and the Problem of Motives. Some is-

sues in the understanding of conduct as illustrated by an examination of the treatment

of motive and meaning in the works of Weber and Veblen. In: Jonathan Friedman (Hg.):

Consumption and Identity. Chur 1994, S. 23-46.

53 | Mike Featherstone: Consumer Culture and Postmodernism. Los Angeles 2007

(1991).

54 | Eva Illouz: Emotionen, Imagination und Konsum: Eine neue Forschungsaufgabe.

In: Heinz Drügh/Christian Metz/Björn Weyand (Hg.): Warenästhetik. Neue Perspektiven

auf Konsum, Kultur und Kunst. Frankfur t a.M. 2011, S. 47-91.

55 | Hartmut Stöckl (Hg.): Werbung – Keine Kunst!? Phänomene und Prozesse der

Ästhetisierung von Werbekommunikation. Heidelberg 2013.

56 | Georg Simmel: Soziologische Ästhetik (1896). In: Ders.: Jenseits der Schönheit.

Schrif ten zur Ästhetik und Kunstphilosophie. Frankfur t a.M. 2008, S. 141-162.

57 | Pierre Bourdieu: Zur Soziologie der symbolischen Formen, Frankfur t a.M. 1974

(1970); Ders.: Die feinen Unterschiede.

Die Mode und die Wissenschaf ten 19

dungen und Moden theoretisch als Manifestationen anthropologisch fundier-ter Egalisierungs-/Individualisierungstriebe oder gesellschaftlicher Distink-tionsmechanismen zu verhandeln. Im Vordergrund beider Theoriegebäude steht also die sozial typisierende und repräsentierende Funktion ästhetischer Darstellungs- und Orientierungsformen.58 Die gezielte ästhetisch-performati-ve Außerkraftsetzung gesellschaftlicher Ordnung indes, wie sie unter anderem in den religionssoziologischen Arbeiten Émile Durkheims59 und Max Webers60 beschrieben wird und wie sie sich – in veränderter Form61 – auch in rezenten medien- und konsumästhetischen Ausprägungen der Mode wiederfindet, er-fährt keine systematische Berücksichtigung. Gerade aber auch in Bezug auf den empirischen Untersuchungsgegenstand Mode muss bewusst bleiben, dass Mode nicht schon deshalb ein markantes ästhetisches Phänomen ist, weil ihre Hervorbringungen und Darbietungen unter stilistischen Gesichtspunkten be-schreibbar sind – dies gilt im Prinzip für jedwedes Artefakt. Entscheidend ist vielmehr, dass Mode, ihrer kommunikativen Sinnstruktur nach, lebenswelt-lich eingeschliffene Wahrnehmungserwartungen oder Normalitätsunterstel-lungen symbolisch signifikant, das heißt deutlich wahrnehmbar, irritiert und in diesem enervierenden Sinne ästhetischen Reiz und Ausnahmecharakter be-sitzt.62 Wie die ästhetischen Enervationen indes ausfallen und innerhalb wel-cher gesellschaftlicher Sinnzusammenhänge sie kultiviert oder instrumenta-lisiert werden, ob sie also als Ausdruck sozialer Überlegenheit genutzt werden, als Anlass fiktionaler Selbstbildprojektionen, als quasi-politisches Skandalon oder in einem anderen, begrifflich hier noch gar nicht zu erfassenden Sinne, ist eine nur empirisch, das heißt historisch-rekonstruktiv zu klärende Frage.

58 | Vgl. Helmut Staubmann: Ästhetik – Aisthetik – Emotionen. Soziologische Essays.

Konstanz 2008, S. 19 u. 70.

59 | Émile Durkheim: Die elementaren Formen des religiösen Lebens. Frankfur t a.M.

1998 (1968), S. 283-327.

60 | Max Weber: Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Bd. 1. Tübingen 1988

(1920), S. 556; vgl. Werner Gephart: Religiöse Ethik und ästhetischer Rationalismus.

Zur Soziologie der Kunst im Werk Max Webers. In: Sociologia Internationalis 31 (1993),

S. 101-121.

61 | Vgl. Featherstone: Consumer Culture and Postmodernism.62 | Alois Hahn: Kunst, Wahrnehmung und Sinndeutung. In: Anne Honer/Ronald Kurt/

Jo Reichertz (Hg.): Diesseitsreligion. Zur Deutung der Bedeutung moderner Kultur.

Konstanz 1999, S. 153-182; Hollander: Anzug und Eros; Simmel: Die Mode.

Gudrun M. König, Gabriele Mentges, Michael R. Müller20

Die insPek tion Der Wissenschaf ten

Die dem Band vorausgehende Tagung63 der Volkskundlichen Kommission für Westfalen und des Seminars für Kulturanthropologie des Textilen an der TU Dortmund setzte vor dem Hintergrund der genannten Problemlagen mit der Frage an, wann, wie, warum und in welchen historischen und wissenschaft-lichen Konfigurationen sich das Interesse an dem Gegenstandsfeld Mode arti-kulierte und welche Themen und Theoriekonzepte disziplinär entworfen wur-den. Die Kulturanthropologie des Textilen an der Dortmunder TU versteht sich als eine Wissenschaft, die sich auf die Analyse materieller Kultur spezialisiert hat.64 In Vorbereitung ist ein neuer Studienschwerpunkt »Kulturanthropologie der Moden«, der die Mode als kulturelles Phänomen und als Alltagspraktik, als Medialisierungseffekt und Diskursgegenstand fokussiert. Mit einem kulturan-thropologischen Modeverständnis richtet sich der Blick sowohl auf die Haute Couture wie auf das alltägliche Verhalten, auf die historischen Prägungen wie auf gegenwärtige Formen. »Weit« ist dieser Modebegriff jedoch nicht nur in der integrativen Beobachtung hoch- und alltagskultureller Austauschprozes-se, sondern auch in der Ausdehnung der vestimentären Kultur auf Körper-, Medien- und Transferprozesse. Bereits Braudel hat die »Mode im weiteren Sinn«65 beschrieben. Braudels weiter Modebegriff bezieht sich nicht nur auf die vestimentäre Kultur, sondern er reiht diese in die Realitäten der materiel-len Kultur im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kontext ein: »In diesem umfassenden Sinn ist Mode gleichbedeutend mit der Ausrichtung einer Kultur und prägt das Denken ebenso wie den Aufzug, das gängige Schlagwort wie die kokette Geste, den Stil der Tischeinladungen wie das Versiegeln der Brief-schaften.«66 Mode wird bei Braudel zum Modus kultureller Praktiken.

Der französische Soziologe Charles Suaud, der lange Jahre im Umfeld Pierre Bourdieus arbeitete, weist daraufhin, wie sich die Welt auf der Basis individuellen Handelns immer wieder neu erschafft, wobei »der Körper beim Erlernen der praktischen Beherrschung sozialer Verhaltensformen« eine zen-

63 | Vgl. die Rezension von Dorothee Reichenberger: Mode als Moderne. Konjunkturen

wissenschaftlicher Aufmerksamkeit. Eine interdisziplinäre Tagung der Volkskundlichen

Kommission für Westfalen (LWL) in Zusammenarbeit mit dem Seminar für Kulturanthro-

pologie des Textilen an der Technischen Universität Dortmund, 25. und 26. November

2011 in Dortmund. In: Rheinisch-westfälische Zeitschrif t für Volkskunde 57 (2012),

S. 169-172.

64 | Grundlage für diese Ausrichtung war der 1991-2010 bestehende Magisterstudi-

engang »Vergleichende Textilwissenschaft/kulturgeschichtlich«.

65 | Fernand Braudel: Sozialgeschichte des 15.-18. Jahrhunderts, Bd. 1: Der Alltag.

München 1985, S. 351.

66 | Ebd.

Die Mode und die Wissenschaf ten 21

trale Rolle spielt.67 Versteht man mit Jennifer Craik »Mode als Körpertechno-logie«68, dann wird ersichtlich, welche Bedeutung auch ihr als Zivilisierungs-instanz zukommt.

Systematisch hat der Kulturanthropologe Grant McCracken Kleidung als ein multidimensionales Fallbeispiel der materiellen Kultur analysiert und ihren wissenschaftlichen Stellenwert destilliert. Spezifik und Nutzen erkennt er in der Feinjustierung kultureller Kategorien, Regeln und Prozesse.69 Ein kulturanthropologischer Modebegriff fokussiert die Kleidung mit ihrer Ge-schichte und umfasst die korporalen, identitären, kommunikativen, medialen, ökonomischen, technischen, visuellen und ästhetischen Prozesse der Kultur. Je nach Forschungszusammenhang treten die einzelnen Zuweisungssysteme der Bedeutung vor oder zurück, variieren die Forschungsfragen und Metho-den. Die Inspektion der Wissenschaften im Zeichen einer historischen Epis-temologie der Moden eruiert daher die Stellung ihres Gegenstandes in den Theorien und Methodologien disziplinärer Perspektiven. Die Chancen eines kulturtheoretischen Zugriffs, der die Dichotomie hoch- wie alltagskultureller Prägungen in Frage stellt, begleiten diese Erkundungen in einem komplexen Feld.

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