DIENSTAG,20.DEZEMBER2011 BORD-SERVICE Rutschpartie - arus… Zeitung Wirtschaft_20_12_2011... ·...

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Der Wiener Leitindex ATX verbuchte heuer ein sehr schlechtes Jahr und zählte europaweit zu den verlustreichsten Börsen. Neben der Euro-Schuldenkrise belasteten auch der Streit um die Erhöhung der US-Schuldengrenze sowie die Unruhen in Nordafrika und das Erdbeben in Japan. D De rW iener Le itinde xA TX A A ve rbucht eh euer ein sehr schlecht es Jahr und zählt ee ur op aw eit zu den ve rlustr eichst en Bör sen. Neben der Eu ro -S chuldenkrise belast et en auch der St re it um die Erhöhung der US- Sc huldengr enz es ow ie die Unruhen in Nor dafrik au nd das Er dbeben in Jap an. 30. 12. 2010 2904,47 14. 2. 2011 3000,7 WIENER BÖRSE – ATX IM SINKFLUG 28 | WIRTSCHAFT KLEINE ZEITUNG DIENSTAG, 20. DEZEMBER 2011 Keine Beteiligung an IWF-Aufstockung. London lässt Euro-Länder hängen BRÜSSEL. Nachdem sie mit dem neuen Fiskalpakt zuletzt lichte Brüsseler Gipfelhöhen erklom- men hatten, folgen für die Euro- Retter nun die Mühen der Ebe- ne. Die Beschlüsse von vorletz- ter Woche gehören umgesetzt, und zwar zügig. Die Zeit drängt. Mit neuen Herabstufungen und Drohgebärden haben die mäch- tigen Rating-Agenturen vor dem Wochenende den Druck auf die Euro-Zone weiter erhöht. Und so, wie es aussieht, könn- te die Euro-Zone ausgerechnet auf die Hilfe der störrischen Briten angewiesen sein. Denn noch ist unklar, ob die Rettungs- europäer überhaupt die Summe von bis zu 200 Milliarden Euro zusammenkratzen können, die sie beim Gipfel dem Internatio- nalen Währungsfonds (IWF) in Form von bilateralen Krediten versprochen haben. Mit dem Geld soll sichergestellt werden, dass der IWF weitere Euro-Kri- senstaaten auffangen kann. Den Löwenanteil des Kredits, 150 Milliarden Euro, werden die Notenbanken der Euro-Länder stemmen, sechs Milliarden da- von die Österreichische Natio- nalbank. Die restlichen 50 Milli- arden sollen von den Nicht- Euro-Ländern kommen. Die sind zum Teil prinzipiell zum Mitmachen bereit. Doch Groß- britannien sperrt sich. Rund 12 Milliarden Euro soll das Vereinigte Königreich bei- tragen. Ein frommer Wunsch. Denn der britische Schatzmi- nister George Osborne teilte den EU-Finanzministern nun telefonisch mit, dass sein Land sich nicht an der Aktion beteili- gen werde. STEFAN WINKLER BORD-SERVICE frei wurde. Durch die neuen War- tungsmöglichkeiten entfallen lange Stehzeiten und das Flug- zeug-Enteisen in der Früh. AUA Übernachtungsmöglichkeit. Die Aus- trian Airlines übernehmen am Flughafen Graz jenen Hangar, der mit der „Robin Hood-Pleite Siemens Graz profitiert von Großauftrag GRAZ. Für 600 Millionen Euro be- stellt die russische Bahngesell- schaft RZD bei Siemens weitere acht Hochgeschwindigkeitszüge des Typs Velaro. Die Fahrwerke werden in Graz gefertigt. Die Züge werden zwischen Moskau und St. Petersburg eingesetzt. KK Rutschpartie ULRICH DUNST, MANFRED NEUPER D er Start in das Jubiläumsjahr verlief verheißungsvoll. Der ATX, der am 2. Jänner 1991 als Leitindex der Wiener Börse an den Start gegangen war, kratzte heuer zu Jahresbeginn an der Mar- ke von 3000 Punkten. Im Februar wurde die Marke sogar geknackt (siehe Grafik). Doch entgegen op- timistischen Prognosen zählte der ATX heuer zu den schwächs- ten Börsenindizes in ganz Euro- pa. Gestern ging der ATX mit 1789,89 Punkten aus dem Handel, seit Jahresbeginn liegt das Minus bei 38,40 Pro- zent. Nur die Der Leitindex als Leid- index: An der Wiener Börse neigt sich ein miserables Jahr dem Ende zu. Europaweit gab’s nur in Athen höhere Verluste. Trotz konjunktureller Eintrü- bung sehen für 2012 nicht alle schwarz.

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Der Wiener Leitindex ATX verbuchte heuer ein sehr schlechtes Jahr undzählte europaweit zu den verlustreichsten Börsen. Neben derEuro-Schuldenkrise belasteten auch der Streit um die Erhöhung derUS-Schuldengrenze sowie die Unruhen in Nordafrika und das Erdbebenin Japan.

DeDer Wiener Leitindex ATXx Ax A verbuchte heuer ein sehr schlechtes Jahr undzählte europaweit zu den verlustreichsten Börsen. Neben derEuro-Schuldenkrise belasteten auch der Streit um die Erhöhung derUS-Schuldengrenze sowie die Unruhen in Nordafrika und das Erdbebenin Japan.

30. 12. 2010

2904,47

14. 2. 2011

3000,7

WIENER BÖRSE – ATX IM SINKFLUG

28 | WIRTSCHAFT KLEINE ZEITUNG

DIENSTAG, 20. DEZEMBER 2011

Keine Beteiligung an IWF-Aufstockung.

London lässtEuro-Länderhängen

BRÜSSEL. Nachdem sie mit demneuen Fiskalpakt zuletzt lichteBrüsseler Gipfelhöhen erklom-men hatten, folgen für die Euro-Retter nun die Mühen der Ebe-ne. Die Beschlüsse von vorletz-ter Woche gehören umgesetzt,und zwar zügig. Die Zeit drängt.Mit neuen Herabstufungen undDrohgebärden haben die mäch-tigen Rating-Agenturen vor demWochenende den Druck auf dieEuro-Zone weiter erhöht.Und so,wie es aussieht, könn-

te die Euro-Zone ausgerechnetauf die Hilfe der störrischenBriten angewiesen sein. Dennnoch ist unklar, obdieRettungs-europäer überhaupt die Summevon bis zu 200 Milliarden Eurozusammenkratzen können, diesie beim Gipfel dem Internatio-nalenWährungsfonds (IWF) inForm von bilateralen Krediten

versprochen haben. Mit demGeld soll sichergestellt werden,dass der IWF weitere Euro-Kri-senstaaten auffangen kann.Den Löwenanteil des Kredits,

150Milliarden Euro, werden dieNotenbanken der Euro-Länderstemmen, sechs Milliarden da-von die Österreichische Natio-nalbank. Die restlichen 50Milli-arden sollen von den Nicht-Euro-Ländern kommen. Diesind zum Teil prinzipiell zumMitmachen bereit. Doch Groß-britannien sperrt sich.Rund 12 Milliarden Euro soll

das Vereinigte Königreich bei-tragen. Ein frommer Wunsch.Denn der britische Schatzmi-nister George Osborne teilteden EU-Finanzministern nuntelefonisch mit, dass sein Landsich nicht an der Aktion beteili-gen werde. STEFAN WINKLER

BORD-SERVICE

freiwurde.DurchdieneuenWar-tungsmöglichkeiten entfallenlange Stehzeiten und das Flug-zeug-Enteisen in der Früh. AUA

Übernachtungsmöglichkeit.Die Aus-trian Airlines übernehmen amFlughafen Graz jenenHangar,dermit der „RobinHood“-Pleite

SiemensGraz profitiert vonGroßauftragGRAZ.Für 600Millionen Euro be-stellt die russische Bahngesell-schaft RZD bei Siemens weitereacht Hochgeschwindigkeitszügedes Typs Velaro. Die Fahrwerkewerden in Graz gefertigt. DieZüge werden zwischen Moskauund St. Petersburg eingesetzt. KK

RutschpartieULRICH DUNST,MANFRED NEUPER

Der Start in das Jubiläumsjahrverlief verheißungsvoll. DerATX, der am2. Jänner 1991 als

Leitindex der Wiener Börse anden Start gegangen war, kratzteheuer zu JahresbeginnanderMar-ke von 3000 Punkten. Im Februarwurde die Marke sogar geknackt(sieheGrafik).Dochentgegenop-timistischen Prognosen zählteder ATX heuer zu den schwächs-ten Börsenindizes in ganz Euro-pa. Gestern ging der ATX mit1789,89 Punkten aus demHandel,seit Jahresbeginn liegt das Minus

bei 38,40 Pro-zent. Nur die

Der Leitindex als Leid-index: An der WienerBörse neigt sich einmiserables Jahr demEnde zu. Europaweitgab’s nur in Athenhöhere Verluste. Trotzkonjunktureller Eintrü-bung sehen für 2012nicht alle schwarz.

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Foto: IMAGO

Sommergewitter. AbMitte Juli gab der ATXinnerhalb von nichteinmal einem Monatmehr als 700 Punktenach.

Sommergewitter. AbMitte Juli gab der ATXinnerhalb von nichteinmal einem Monatmehr als 700 Punktenach

19. 12. 20111789,08

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WIRTSCHAFT | 29KLEINE ZEITUNG

DIENSTAG, 20. DEZEMBER 2011

AKTUELLBDI-Erfolg in FrankreichGRAZ. Die an der FrankfurterBörse notierte steirische BDIBioEnergy International hatvon einem französischenEntsorgungsbetrieb einenAuftrag in Höhe von 4,45Mil-lionen Euro erhalten. DieSteirer bauen im NordenFrankreichs eine Biogasanla-ge, mit der aus industriellenAbfällen – u. a. Speiseresten –

Energie erzeugt wird.

René Benko feiert TeilerfolgBERLIN. Der österreichischeInvestor und Kaufhof-BieterRené Benko ist laut einemGutachten des österrei-chischen Bundeskriminal-amts vom Vorwurf der Geld-wäsche entlastet. Das Verfah-ren gegen Benko könnte lautdeutschen Medienberichtenin Kürze eingestellt werde.Die kolportierte Kaufsummefür dieWarenhauskette Kauf-hof liegt indes zwischen zweiund drei Milliarden Euro.

Liechtenstein bei SchengenVADUZ. Seit gestern gehörtdas Fürstentum Liechten-stein als 26. Mitglied zurSchengen-Zone. Nach Nor-wegen, Island und derSchweiz ist Liechtenstein dasvierte Schengen-Land, dasnicht der EU angehört. Anden Grenzübergängen zu Ös-terreich werden ab sofort nurmehr Warenkontrollen, aberkeine systematischen Perso-nenkontrollen durchgeführt.

EZB warnt Europas BankenBRÜSSEL. Im Sog der Schul-denkrise werden die Bankenim Euroraum nach Ansichtvon EZB-Chef Mario Draghi2012 Probleme bekommen.„Besonders im ersten Quartalwird es bei der Refinanzie-rung eng werden“, warnt derEZB-Chef. Die Stabilität dereuropäischen Währungsuni-on ist nach Einschätzung derZentralbank insgesamt in Ge-fahr und von den Finanzie-rungsengpässen seien lautDraghi praktisch alle Bankender Euro-Zone betrof-fen: „Der Druck wird wirk-lich sehr, sehr spürbar, wennnicht gar beispielloswerden.“

- 65,71 %rutschte der Aktienkurs der Erste-Group seit Jahresbeginn ab.AuchdiezweiteBankenaktie imATX, Raiffeisen International,erwischte es mit minus 53,21Prozent dramatisch.

- 38,40 %büßte der Wiener Leitindex ATX seitJahresbeginn ein, nur der grie-chische Leitindex sackte mit mi-nus 55 Prozent stärker ab. Sogardie Börsen der finanzmarodenLänder Italien(minus27Prozent)und Spanien (minus 17 Prozent)lieferten eine bessere Perfor-mance ab. Trotz aller Querelen

lief es heuer an derUS-Wall-Streetgut, derDow Jones

liegt noch gutzwei Prozentim Plus.

+ 12,15 %legte der Aktienkurs des Baukon-zerns Strabag seit Jahresbeginnzu, vor allem seit August ging esaufwärts. Kein anderes Unter-nehmen imWienerATXschaffte

seit Anfang Jänner ein Plus.

aufdemBörsenparkettBörse in Athen musste nochdeutlichere Abschläge (minus 55Prozent) hinnehmen. Die Bör-senkurse in Frankfurt büßten in-des „nur“ 17,98 Prozent ein.Der Ausblick auf 2012 ist daher

mit zahlreichen „Fußnoten“ ver-sehen, die Prognosenwerden vomKonjunktiv dominiert. Klar ist:Die Verschuldungsproblematikwird das dominante Thema blei-ben. Von einem „weiterhin ver-letzlichen Umfeld“ ist bei Analys-ten der Erste Group die Rede. Diehohe Gesamtverschuldung derStaaten und deren Defizite – in ei-ner noch dazu gebremsten Wirt-schaft – seienkurzfristig nicht ein-zudämmen. Erste-ChefanalystFriedrich Mostböck sieht den-

sen-Manöver reagiert haben. DieErgebnisse des Euro-Gipfels vorzehn Tagen gehen ihr nicht weitgenug und seien noch dazuschwer umsetzbar: „Eine neuerli-che Eskalation der Schuldenkriseist wohl nur eine Frage der Zeit.“Josef Obergantschnig, Leiter

des Aktienfondsmanagementsder Security KAG, zeigt sich hin-sichtlich der Schuldenkrise etwasoptimistischer. „DerDruck auf dieStaaten ist gestiegen, dieRichtungstimmt.“ Kritisch könnte es aufder Liquiditätsseite aussehen,weil die Banken europaweit ihreEigenkapitalquotenanhebenmüs-sen, „das wird 2012 ein riesigesThema sein“. Die Unternehmenseien jedoch besser auf die Krisevorbereitet als 2008. Wo wird derATX 2012 stehen? „Hier eine Zahlzu nennen, ist schlicht unmöglich,das haben die vergangenen Jahregezeigt. Das wäre reines Kaffee-sudlesen“, so Obergantschnig.

noch Spielraum für eine „relativeBesserentwicklung der WienerBörse“ im Jahr 2012. Zum einen,weil die österreichischen Unter-nehmen stark in Osteuropa enga-giert sind, wo in denwesentlichenLändern die Verschuldungsquo-ten deutlich niedriger sind undauch das Wirtschaftswachstumweniger stark einbrechen sollte.Zudem sei das Bewertungsni-

veau der Wiener Börse sowohlhistorisch wie relativ zu anderenMärkten als attraktiv einzustufen.Die Analysten der Erste Group er-warten 2012 „trotz möglicher pha-senweise auftretender Turbulen-zen“ eine moderat positive Kurs-performance.Deutlich pessimistischer, vor

allem im Hinblick auf ungelösteProbleme der Euro-Länder, blicktRaiffeisen-Research-Analystin Ju-lia Neudorfer ins Jahr 2012. ZumaldieMärkte heuer ja äußerst sensi-bel auf die europäischenAnti-Kri-