2 3 4 WerrettetEuropa? · kamen sie zu dem Ergebnis, dass bundesweit sogar 49 3000 zusätzli - che...

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D eutschland, das Land der Dichter und Denker. Das war einmal, wer könnte es leugnen. Wie gut, dass es wenigstens noch den akademischen Nachwuchs, Deutschlands zukünftige geistige Elite, gibt. Immer mehr Schüler machen das Abitur, ein großer Teil sogar mit Spitzennoten. Und nun das: Eine an 135 Philosophi- schen Fakultäten durchgeführte Untersuchung hat ergeben, dass die Studienanfänger massive Schwächen in Rechtschreibung und Grammatik aufweisen und zudem über eine mangelnde Le- sekompetenz verfügen. Auch bei den Fremdsprachenkenntnissen gibt es Defizite. Gerhard Wolf, Philologieprofessor und Initiator der unveröffentlichten Studie, berichtete in einem Interview mit „Deutschlandradio Kultur“, die jungen Leute seien heute zwar nicht dümmer, die Kompe- tenzen hätten sich jedoch „auf andere Gebiete verschoben“. Mit anderen Worten: Nicht dümmer, aber inkompetent hinsichtlich der elementaren Grundfertigkei- ten eines Abiturienten. Immer mehr Abiturienten mit immer besseren Noten und dann ein so desaströses Ergebnis? Eben genau darum! Das Absin- ken des Bildungsniveaus der Schulabgänger ist die Konse- quenz bildungspolitischer Gleich- macherei, die immer mehr Schüler zum Abitur führen will. Gleiches Recht auf Abschluss heißt die Devise, ungeachtet der individuellen Fähigkeiten. Die Qualität der Bildung bleibt dabei zwangsläufig auf der Strecke. So werden die Gymnasien eines Tages wohl nur noch Analphabe- ten und Universaldilettanten hervorbringen. Ein Problem je- doch lässt sich leicht lösen: Anal- phabeten machen beim Unterschreiben drei Kreuze, pro- movierte Analphabeten machen vier. Und schon ist die rot-grüne Bildungswelt wieder in Ordnung. JAN HEITMANN: Vier Kreuze Wer rettet Europa? Die Euro-Krise zieht das Einigungswerk in eine gefährliche Kettenreaktion Die Risse in der Währungsunion graben sich bereits ins Fundament der europäischen Einigung an sich. Könnte die EU am Ende gar am Euro scheitern? Hatte sie am Ende gar Recht? An- gela Merkel hat sich viel Kritik ein- gefangen mit ihrem Satz: „Scheitert der Euro, dann scheitert Europa!“ Die Entgegnungen kamen von denen, die dem Euro kritisch ge- genüberstehen, der europäischen Einigung aber positiv. Sie wollten und wollen den Euro und Europa nicht schicksalhaft miteinander verknüpfen, damit die aus ihrer Sicht fehlerhafte Einheitswährung das Einigungswerk der Völker nicht mit in die Tiefe reißt. Zurzeit aber mehren sich die An- zeichen, dass mit der Euro-Krise eine fatale Kettenreaktion in Gang kommt, an deren Ende buchstäb- lich alles auf dem Spiel steht. Es geht längst nicht mehr nur um Wackelkandidaten am Rande der Währungsunion. Sorgen muss be- reiten, was sich mitten im Kern der EU vollzieht. Die jüngsten Nachrichten aus Paris sind ein Alarmsignal. Um seine schwächelnde Auto-Indu- strie vor deut- scher Kon- kurrenz zu schüt- zen, erwägt die Regierung von François Hol- lande öffentlich, Maßnahmen zu ergreifen, die an Schutzzollpolitik erinnern. Damit fiele die EU zu- rück hinter die Freihandels-EWG der 1960er Jahre. Ohne Einheits- währung hätte eine Abwertung des Franc genügt, um mit der ger- manischen Konkurrenz wieder auf Augenhöhe zu gelangen. So trägt auch hier wieder die Wäh- rung ihren Anteil an der Gefahr der Spaltung. In London, das der Einheitswäh- rung ohnehin fernblieb, wird ange- sichts der Euro-Krise sogar über einen EU-Austritt phantasiert. Her- auskommen dürfte als „Kompro- miss“, dass England sich noch weiter in Richtung eines „Europas à la carte“ bewegt, in dem es nur dort mitmacht, wo es sich nationale Vor- teile verspricht. Das ist, als ob man nur jene Teile einer Solidargemein- schaft mitträgt, die für einen mehr abwerfen, als man einzahlt. Jeder weiß, dass das nicht funktionieren kann. Im Falle Großbritanniens hat man dies nur in dem treuen Glau- ben hingenommen, dass die übri- gen Integrationsschritte später folgen würden. Dieser Glaube hat jede Grundlage verloren, weshalb Londons Gebaren nicht mehr lange hinnehmbar ist, ohne die EU insge- samt zu gefährden, spätestens, wenn andere dem Beispiel folgen. Zu alldem kommt, dass sich an der Spitze der EU ein Wirrwarr von Institutionen und Kompetenzen breitgemacht hat. Eine radikale Re- form samt massiver Verschlankung der Strukturen ist nötig, um die EU an ihrem Kopf wirklich lebensfähig zu machen. Die Frage ist, ob die europäischen Staaten und Völker angesichts einer eskalierenden Euro-Krise die Kraft und vor allem den Willen zu den nötigen Schritten noch aufbringen. Europa ist in Gefahr. Die Zeit der Selbsttäuschung wie beim Euro, der Formelkompromisse und der rück- sichtslosen Interessenpolitik ein- zelner Länder muss ein Ende haben, wenn das Projekt nicht scheitern soll. Hans Heckel Zu wenig Multikulti UN: Politiker in Europa sollen sich konsequenter ein neues Volk formen Deutschland 5 DIESE WOCHE »Angst muss jedem gestattet sein« Suspendierter Lehrer über Gefahren durch Islamismus Aktuell 2 Im Rausch des Machbaren Der Mensch kann technisch viel realisieren, doch das birgt auch Gefahren Hintergrund 4 Re-Industrialisierung auf Französisch Verbote und Subventionen Ausland 6 Moderne Kunst am Pranger Vor 75 Jahren: Ausstellung über »Entartete Kunst« Kultur Berlin hofft auf ein Wunder Ab 2020 droht der Hauptstadt ein finanzielles Fiasko – Bund soll helfen Preußen / Berlin 3 9 Solidargemeinschaft kommt Solidarität abhanden Einzelverkaufspreis: 2,40 Euro Nr. 30 – 28. Juli 2012 U NABHÄNGIGE W OCHENZEITUNG FÜR D EUTSCHLAND C5524 - PVST. Gebühr bezahlt Mehr über Adenauer Szenen eines bedeutenden Politikerlebens Geschichte 10 E En nt tf fr re em md du un ng g o of ff fe en ns si ic ch ht tl li ic ch h: : D Di ie e d de eu ut ts sc ch h- -f fr ra an nz zö ös si is sc ch he e A Ac ch hs se e, , e ei in ns st t R Rü üc ck kg gr ra at t d de er r E EU U, , g gi il lt t a al ls s s sc ch hw we er r b be es sc ch hä äd di ig gt t Bild: ddp/sipa Jobwunder aus dem Osten Handel mit Osteuropa und China schuf halbe Million Stellen Moskaus Rolle rückwärts Putin nimmt liberale Reformen seines Vorgängers zurück W ährend heute die Euro- Krise Tag für Tag die Men- schen schreckt, waren es vor nicht ganz zehn Jahren die Nachrichten über Produktionsverla- gerungen ins Ausland. Der Badarti- kelhersteller „Kleine Wolke“ verlagerte seine gesamte Produktion ins günstige Tschechien. Ein renom- mierter Fahrstuhlbauer schloss in Deutschland Werke, um in Polen billiger für den Weltmarkt zu ferti- gen. Autozulieferer verlagerten ganze Produktzweige gen Osteu- ropa, um in einer globalisierten Handelswelt wettbewerbsfähig zu bleiben. Auch China war ein beliebtes Ziel. Andere Firmen schlossen ganz, weil die Konkurrenz im Aus- land billiger fertigte und Importe günstiger waren als die heimische Produktion. Doch im Nachhinein soll alles nicht so schlimm gewe- sen sein, so zumindest die Arbeits- marktforscher Wolfgang Dauth vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Sebastian Findei- sen von der Universität Zürich und Jens Suedekum von der Universi- tät Duisburg-Essen. Die drei Wissenschaftler haben die Auswirkungen des Anstiegs des Handels zwischen Deutschland und „dem Osten“ – China und Osteu- ropa – im Zeitraum 1988 bis 2008 auf lokale Arbeitsmärkte in Deutschland untersucht. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass bundesweit sogar 493000 zusätzli- che Jobs entstanden seien. Zwar sei der Anpassungsprozess für betrof- fene Arbeitskräfte und Regionen hart gewesen, doch die deutsche Wirtschaft habe sich in diesen Jah- ren durch Mischkalkulation bei der Produktion, Spezialisierung und Ra- tionalisierung fit für den internatio- nalen Wettbewerb gemacht, was den Industriesektor auf festere Beine ge- stellt haben könnte. Dabei messen die Forscher dem Handel mit Ost- europa größere Bedeutung zu als dem mit China. Bel D ie Rücknahme der wenigen, von Ex-Präsident Dmitrij Medwedjew umgesetzten Reformen erfolgt schneller als er- wartet. Kaum ist Wladimir Putin wieder im Amt, schon peitschte die ihm nahestehende Partei „Einiges Russland“ im Eilverfahren eine Reihe repressiver Gesetze durch die Staatsduma. Nicht nur die Verhaf- tung dreier Frauen der Punkband „Pussy Riot“, die bis Januar 2013 in Untersuchungshaft bleiben sollen, sorgt für Besorgnis in intellektuellen Kreisen Russlands und des Westens. Die Frauen hatten während der Anti-Putin-Proteste im Februar in der Christi-Erlöser-Kathedrale dafür gebetet, das Land von Wladi- mir Putin zu verschonen. Kürzlich wurde ein Gesetz verab- schiedet, demzufolge Nichtregie- rungsorganisationen, die Unter- stützung aus dem Ausland erhalten, sich als „ausländische Agenten“ re- gistrieren lassen müssen. Green- peace oder die „Golos“-Wahl- beobachter werden so in die Nähe von Staatsverrätern geschoben. Das Demonstrationsgesetz wurde derart verschärft, dass seine Anwendung ins Absurde abgleitet: In Sibirien wurden drei Spaziergänger verhaf- tet, die ein weißes Bändchen - das Erkennungszeichen der Anti-Putin- Bewegung - trugen. Vergangene Woche ermächtigte die Duma mit einem Gesetz Behör- den, Internetseiten ohne Gerichts- beschluss zu blockieren. Angeblich, um besser gegen Kinderpornogra- phie vorgehen zu können. Bürger- rechtler und Opposition befürchten aber, dass ihnen die einzig zensur- freie Möglichkeit des Austauschs genommen werden soll. Wikipedia und der Suchmaschinenbetreiber Yandex schalteten aus Protest ihre Seiten für 24 Stunden ab. Medwe- djew schweigt bislang zu den Än- derungen und gibt so denen Recht, die in ihm einen Schwächling sahen, dessen Politik nur Gerede war. Manuela Rosenthal-Kappi Trotz Werksschließungen positive Bilanz Medwedjew hüllt sich in Schweigen Das Ostpreußenblatt Wegen Angst vor Islamisten suspendiert S. 2

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Page 1: 2 3 4 WerrettetEuropa? · kamen sie zu dem Ergebnis, dass bundesweit sogar 49 3000 zusätzli - che Jobs entstanden seien. Zwar sei der Anpassungsprozess für betrof - fene Arbeitskräfte

Deutschland, das Land derDichter und Denker. Das war

einmal, wer könnte es leugnen.Wie gut, dass es wenigstens nochden akademischen Nachwuchs,Deutschlands zukünftige geistigeElite, gibt. Immer mehr Schülermachen das Abitur, ein großerTeil sogar mit Spitzennoten. Undnun das: Eine an 135 Philosophi-schen Fakultäten durchgeführteUntersuchung hat ergeben, dassdie Studienanfänger massiveSchwächen in Rechtschreibungund Grammatik aufweisen undzudem über eine mangelnde Le-sekompetenz verfügen. Auch beiden Fremdsprachenkenntnissengibt es Defizite. Gerhard Wolf,Philologieprofessor und Initiatorder unveröffentlichten Studie,berichtete in einem Interviewmit „Deutschlandradio Kultur“,die jungen Leute seien heutezwar nicht dümmer, die Kompe-tenzen hätten sich jedoch „aufandere Gebiete verschoben“.Mitanderen Worten: Nicht dümmer,aber inkompetent hinsichtlichder elementaren Grundfertigkei-ten eines Abiturienten.Immer mehr Abiturienten mit

immer besseren Noten und dannein so desaströses Ergebnis?Eben genau darum! Das Absin-ken des Bildungsniveaus derSchulabgänger ist die Konse-quenz bildungspolitischer Gleich-macherei, die immer mehrSchüler zum Abitur führen will.Gleiches Recht auf Abschlussheißt die Devise, ungeachtet derindividuellen Fähigkeiten. DieQualität der Bildung bleibt dabeizwangsläufig auf der Strecke. Sowerden die Gymnasien einesTages wohl nur noch Analphabe-ten und Universaldilettantenhervorbringen. Ein Problem je-doch lässt sich leicht lösen: Anal-phabeten machen beimUnterschreiben drei Kreuze, pro-movierte Analphabeten machenvier. Und schon ist die rot-grüneBildungswelt wieder in Ordnung.

JAN HEITMANN:

Vier Kreuze

Wer rettet Europa?Die Euro-Krise zieht das Einigungswerk in eine gefährliche Kettenreaktion

Die Risse in der Währungsuniongraben sich bereits ins Fundamentder europäischen Einigung an sich.Könnte die EU am Ende gar amEuro scheitern?

Hatte sie am Ende gar Recht? An-gela Merkel hat sich viel Kritik ein-gefangen mit ihrem Satz: „Scheitertder Euro, dann scheitert Europa!“Die Entgegnungen kamen vondenen, die dem Euro kritisch ge-genüberstehen, der europäischenEinigung aber positiv. Sie wolltenund wollen den Euro und Europanicht schicksalhaft miteinanderverknüpfen, damit die aus ihrerSicht fehlerhafte Einheitswährungdas Einigungswerk der Völker nichtmit in die Tiefe reißt.

Zurzeit aber mehren sich die An-zeichen, dass mit der Euro-Kriseeine fatale Kettenreaktion in Gangkommt, an deren Ende buchstäb-lich alles auf dem Spiel steht. Es

geht längst nicht mehr nur umWackelkandidaten am Rande derWährungsunion. Sorgen muss be-reiten, was sich mitten im Kern derEU vollzieht.

Die jüngsten Nachrichten ausParis sind ein Alarmsignal. Umseine schwächelnde Auto-Indu-strie vor deut-scher Kon-kurrenz zu schüt-zen, erwägt dieRegierung vonFrançois Hol-lande öffentlich,Maßnahmen zuergreifen, die an Schutzzollpolitikerinnern. Damit fiele die EU zu-rück hinter die Freihandels-EWGder 1960er Jahre. Ohne Einheits-währung hätte eine Abwertungdes Franc genügt, um mit der ger-manischen Konkurrenz wiederauf Augenhöhe zu gelangen. Soträgt auch hier wieder die Wäh-

rung ihren Anteil an der Gefahrder Spaltung.

In London, das der Einheitswäh-rung ohnehin fernblieb, wird ange-sichts der Euro-Krise sogar übereinen EU-Austritt phantasiert. Her-auskommen dürfte als „Kompro-miss“, dass England sich noch

weiter in Richtungeines „Europas àla carte“ bewegt,in dem es nur dortmitmacht, wo essich nationale Vor-teile verspricht.Das ist, als ob man

nur jene Teile einer Solidargemein-schaft mitträgt, die für einen mehrabwerfen, als man einzahlt. Jederweiß, dass das nicht funktionierenkann. Im Falle Großbritanniens hatman dies nur in dem treuen Glau-ben hingenommen, dass die übri-gen Integrationsschritte späterfolgen würden. Dieser Glaube hat

jede Grundlage verloren, weshalbLondons Gebaren nicht mehr langehinnehmbar ist, ohne die EU insge-samt zu gefährden, spätestens,wenn andere dem Beispiel folgen.

Zu alldem kommt, dass sich ander Spitze der EU ein Wirrwarr vonInstitutionen und Kompetenzenbreitgemacht hat. Eine radikale Re-form samt massiver Verschlankungder Strukturen ist nötig, um die EUan ihrem Kopf wirklich lebensfähigzu machen.

Die Frage ist, ob die europäischenStaaten und Völker angesichts einereskalierenden Euro-Krise die Kraftund vor allem den Willen zu dennötigen Schritten noch aufbringen.Europa ist in Gefahr. Die Zeit derSelbsttäuschung wie beim Euro, derFormelkompromisse und der rück-sichtslosen Interessenpolitik ein-zelner Länder muss ein Endehaben, wenn das Projekt nichtscheitern soll. Hans Heckel

Zu wenig MultikultiUN: Politiker in Europasollen sich konsequenterein neues Volk formen

Deutschland

5

DIESE WOCHE

»Angst mussjedem gestattet sein«Suspendierter Lehrer überGefahren durch Islamismus

Aktuell

2

Im Rausch des MachbarenDer Mensch kann technischviel realisieren, doch dasbirgt auch Gefahren

Hintergrund

4

Re-Industrialisierung aufFranzösischVerbote und Subventionen

Ausland

6

Moderne Kunst am PrangerVor 75 Jahren: Ausstellungüber »Entartete Kunst«

Kultur

Berlin hofft auf ein WunderAb 2020 droht der Hauptstadtein finanzielles Fiasko –Bund soll helfen

Preußen /Berlin

3

9 Solidargemeinschaftkommt

Solidarität abhanden

Einzelverkaufspreis: 2,40 Euro

Nr. 30 – 28. Juli 2012 U N A B H Ä N G I G E W O C H E N Z E I T U N G F Ü R D E U T S C H L A N D C5524 - PVST. Gebühr bezahlt

Mehr über AdenauerSzenen eines bedeutendenPolitikerlebens

Geschichte

10

EEnnttffrreemmdduunngg ooffffeennssiicchhttlliicchh:: DDiiee ddeeuuttsscchh--ffrraannzzöössiisscchhee AAcchhssee,, eeiinnsstt RRüücckkggrraatt ddeerr EEUU,, ggiilltt aallss sscchhwweerr bbeesscchhääddiiggtt Bild: ddp/sipa

Jobwunder aus dem OstenHandel mit Osteuropa und China schuf halbe Million Stellen

Moskaus Rolle rückwärtsPutin nimmt liberale Reformen seines Vorgängers zurück

Während heute die Euro-Krise Tag für Tag die Men-schen schreckt, waren es

vor nicht ganz zehn Jahren dieNachrichten über Produktionsverla-gerungen ins Ausland. Der Badarti-kelhersteller „Kleine Wolke“verlagerte seine gesamte Produktionins günstige Tschechien. Ein renom-mierter Fahrstuhlbauer schloss inDeutschland Werke, um in Polenbilliger für den Weltmarkt zu ferti-gen. Autozulieferer verlagertenganze Produktzweige gen Osteu-ropa, um in einer globalisiertenHandelswelt wettbewerbsfähig zubleiben.

Auch China war ein beliebtesZiel. Andere Firmen schlossenganz, weil die Konkurrenz im Aus-

land billiger fertigte und Importegünstiger waren als die heimischeProduktion. Doch im Nachhineinsoll alles nicht so schlimm gewe-sen sein, so zumindest die Arbeits-

marktforscher Wolfgang Dauthvom Institut für Arbeitsmarkt- undBerufsforschung, Sebastian Findei-sen von der Universität Zürich undJens Suedekum von der Universi-tät Duisburg-Essen.

Die drei Wissenschaftler habendie Auswirkungen des Anstiegs desHandels zwischen Deutschland und

„dem Osten“ – China und Osteu-ropa – im Zeitraum 1988 bis 2008auf lokale Arbeitsmärkte inDeutschland untersucht. Dabeikamen sie zu dem Ergebnis, dassbundesweit sogar 493000 zusätzli-che Jobs entstanden seien. Zwar seider Anpassungsprozess für betrof-fene Arbeitskräfte und Regionenhart gewesen, doch die deutscheWirtschaft habe sich in diesen Jah-ren durch Mischkalkulation bei derProduktion, Spezialisierung und Ra-tionalisierung fit für den internatio-nalen Wettbewerb gemacht, was denIndustriesektor auf festere Beine ge-stellt haben könnte. Dabei messendie Forscher dem Handel mit Ost-europa größere Bedeutung zu alsdem mit China. Bel

Die Rücknahme der wenigen,von Ex-Präsident DmitrijMedwedjew umgesetzten

Reformen erfolgt schneller als er-wartet. Kaum ist Wladimir Putinwieder im Amt, schon peitschte dieihm nahestehende Partei „EinigesRussland“ im Eilverfahren eineReihe repressiver Gesetze durch dieStaatsduma. Nicht nur die Verhaf-tung dreier Frauen der Punkband„Pussy Riot“, die bis Januar 2013 inUntersuchungshaft bleiben sollen,sorgt für Besorgnis in intellektuellenKreisen Russlands und des Westens.Die Frauen hatten während derAnti-Putin-Proteste im Februar inder Christi-Erlöser-Kathedraledafür gebetet, das Land von Wladi-mir Putin zu verschonen.

Kürzlich wurde ein Gesetz verab-schiedet, demzufolge Nichtregie-rungsorganisationen, die Unter-stützung aus dem Ausland erhalten,sich als „ausländische Agenten“ re-

gistrieren lassen müssen. Green-peace oder die „Golos“-Wahl-beobachter werden so in die Nähevon Staatsverrätern geschoben. DasDemonstrationsgesetz wurde derartverschärft, dass seine Anwendungins Absurde abgleitet: In Sibirienwurden drei Spaziergänger verhaf-tet, die ein weißes Bändchen − das

Erkennungszeichen der Anti-Putin-Bewegung − trugen.

Vergangene Woche ermächtigtedie Duma mit einem Gesetz Behör-den, Internetseiten ohne Gerichts-beschluss zu blockieren. Angeblich,um besser gegen Kinderpornogra-phie vorgehen zu können. Bürger-rechtler und Opposition befürchtenaber, dass ihnen die einzig zensur-freie Möglichkeit des Austauschsgenommen werden soll. Wikipediaund der SuchmaschinenbetreiberYandex schalteten aus Protest ihreSeiten für 24 Stunden ab. Medwe -djew schweigt bislang zu den Än-derungen und gibt so denen Recht,die in ihm einen Schwächlingsahen, dessen Politik nur Geredewar. Manuela Rosenthal-Kappi

Trotz Werksschließungenpositive Bilanz

Medwedjew hüllt sich in Schweigen

Das Ostpreußenblatt

Wegen Angst vor

Islamisten suspendiert S.2

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AKTUELL2 Nr. 30 – 28. Juli 2012

MELDUNGEN

Russland sollentschädigen

Wilna – Der litauische Minister-präsident Andrius Kubilius will er-reichen, dass sich die EuropäischeUnion um die Entschädigungsan-sprüche seines Landes gegenüberRussland kümmert. Die Frage seiein Test dafür, wie ernst es demLand damit sei, ein demokrati-scher europäischer Staat zu wer-den. Auf 690 Milliarden Euro be-ziffert Litauen den Schaden, derdurch die Jahre der „Okkupation“,als die Wilna die Zeit als Sowjetre-publik bezeichnet, entstanden sei.Zurzeit wird die Klagemöglichkeitgeprüft. Zu den Verlusten werdenauch die Kosten für die von der EUgeforderten Stilllegung des Kern-kraftwerks Ignalina gerechnet. Bis-lang hatte Russland jegliche Scha-densersatzforderungen abgelehnt,wohl aus Sorge, dass eine Klage-welle auch von anderer Seite aufMoskau zukommen könnte. MRK

Die Schulden-Uhr:

Kleingerechnet

Das „Handelsblatt“ hat ausge-rechnet, wie hoch die Pro-

Kopf-Belastung der Euro-Ret-tung in den jeweiligen Ländernist. Dabei kam herraus, dass dieLuxemburger mit 3506 Euro jeEinwohner deutlich mehr schul-tern müssten als die Deutschenmit 2317 Euro Haftungsrisiko jeKopf. Auch die Iren, Niederlän-der und Österreicher hätten ei-ne höhere Belastung je Einwoh-ner aus der Euro-Rettung. Aller-dings berücksichtigte das „Han-delsblatt“ bei seinen Berech-nungen nur den Euro-Rettungs-fonds ESM. Die Garantien ausdem EFSF sowie die deutschenAnteile des an der Rettung be-teiligten Internationalen Wäh-rungsfonds und der Europäi-schen Zentralbank samt Tar-get2-Forderungen wurden nichtberücksichtigt. Bel

2.044.756.530.012 €Vorwoche: 2.043.959.624.630 €Verschuldung pro Kopf: 24 .997 €€Vorwoche: 24.987 €

(Dienstag, 24. Juli 2012, Zahlen: www.steuerzahler.de)

»Angst muss jedem gestattet sein«Der suspendierte Lehrer Daniel Krause über die Bedrohung durch den Islamismus

Wer heutzutage gegen die unge-schriebenen Gesetze der „PoliticalCorrectness“ verstößt, muss umseine bürgerliche Existenz fürch-ten. Diese Erfahrung musste auchDaniel Krause, 32, promovierterSoziologe und Studienrat amStadtgymnasium Dortmund, ma-chen. Nachdem er bei einer Ver-anstaltung von „Pro NRW“ in Kölnspontan das Wort ergriffen undvor dem Erstarken des Salafismusin Deutschland gewarnt hatte,wurde er vom Dienst suspendiert. Eine Suspendierung ist eine vor-läufige Dienstenthebung eines Be-amten nach Beamtenrecht und be-deutet nicht, dass der Dienstherrkonkrete Vorwürfe erhebt. In derRegel handelt es sich um eine er-gebnisoffene Ermittlungsphase.Die Suspendierung wird automa-tisch aufgehoben, wenn nichtinnerhalb von drei Monaten einDisziplinarverfahren eingeleitetwird. Im PAZ-Interview schildertKrause die Gründe für seinenAuftritt in Köln und seine derzei-tige Situation.

PAZ: Sie wurden dafür angegrif-fen, dass Sie öffentlich äußerten,Sie hätten vor Islamisten mehrAngst als vor Nazis. Wie bewer-ten Sie diesen Vorgang?Krause: Ich habe ein persönli-

ches Angstempfinden kundgetan.Dieses muss in einer Demokratiejedem gestattet sein, auch einemBeamten. Ich habe in meiner Redeniemanden persönlich beleidigt,während ich diese Angst geäußerthabe. Islamisten sind de facto ei-ne große Bedrohung für unseref re ihe i t l i ch -demokrat i scheGrundordnung, das sieht auchder Verfassungsschutz so. Geradeals „wehrhafter Demokrat“ mussich doch auf diese Gefahr hinwei-sen dürfen.

PAZ: Sie verorten sich selbst alspolitisch links und stehen denGrünen nahe. Wie ist es über-haupt dazu gekommen, dass Sieausgerechnet bei einer Kundge-bung von „Pro NRW“ das Wortergriffen haben?Krause: Ziel meines Protestes

war die Kundgebung der 1000 Sa-lafisten. Dass auch „Pro NRW“ vor

Ort war, hatte ich nicht gewusst.Zugegebenermaßen war es un-günstig, ausgerechnet in Gegen-wart dieser Partei zu sprechen.Diese Partei entspricht in ihrerGesamtausrichtung keineswegsmeiner Gesinnung. Doch linkeund liberale Parteien hatten es lei-der nicht geschafft, selbst eineentsprechende Mahnwache zu or-ganisieren.

PAZ: In Ihrer Rede haben Siedavon gesprochen, dass „wir bür-gerlichen Deutschen“ im Kampfgegen Salafismus zusammenhal-ten müssen. DieseÄußerung ausdem Munde einesLinken klingt be-fremdlich. Darfein Linker zu ei-nem „deutschen“Zusammenhal taufrufen?K r a u s e :

Deutschland istim weltweitenVergleich ein sehrtolerantes Land.Die Gleichbe-rechtigung vonFrauen und Män-nern ist inDeutschland, denN i e d e r l a n d e nund Skandina-vien deutlichstärker verwirk-licht als anders-wo. Dieses giltauch für dieGleichberechti-gung von Homo-sexuellen. In Ost-europa, zum Bei-spiel in Polen undRussland, werdenHomosexue l l estark diskriminiert. Im arabischenRaum werden Frauen bei Ehe-bruch hingerichtet, Homosexuellewerden dort zu Tode gefoltert. Ge-rade, weil ich ein Linker bin, füh-le ich mich „deutscher“ Kulturheutzutage eher verbunden alsnaivem Multikulturalismus.

PAZ: Sie haben weiter gesagt,der Rechtsextremismus sei das,was alle blind bekämpften, ohne

zu reflektieren. Können Sie dasweiter erläutern?

Krause: Wenn 20 Neonazis auf-marschieren, dann stellen sich ih-nen 5000 linke Gegendemon-stranten entgegen. In Köln warenjedoch 1000 Salafisten angemel-det, und leider kamen überhaupt

keine linken Gegendemonstran-ten – außer mir! Das finde ich ir-rational. Denn gerade in Köln ha-ben Salafisten in letzter Zeit inden Fußgängerzonen verkündet,dass Juden weniger wert seien alsAffen und dass Schwule wenigerwert seien als Schweine. Wennein Deutscher so gegen Juden undSchwule hetzt, gibt es von linkerSeite meist einen riesigen Auf-ruhr. Wenn jedoch ein arabischer

Moslem dermaßen antisemitischeund homophobe Sprüche verbrei-tet, sprechen viele Linke immernoch naiv-pauschal von der „mu-litkulturellen Bereicherung“.

PAZ: Gerade von Seiten linkerGruppen sind Sie seit Ihrer Redeheftig attackiert worden. SelbstMordaufrufe wurden im Internetgegen Sie veröffentlicht. Wie ge-hen Sie damit um?Krause: Mein engster Freundes-

kreis steht fest zu mir. Das gibtmir viel Kraft. Insgesamt bin ichsehr schockiert, wie intolerant

viele Linke imHinblick auf ab-weichende Mei-nungen sind. Ichwerde sehr undif-ferenziert als„Verräter“ ve-schrien und be-droht.

PAZ: WerdenSie angesichtsdieser Umständeweiterhin ein„Linker“ sein?Krause: Ja,

denn hinsichtlichder meisten The-menfelder fühleich mich von lin-ken Parteien ambesten vertreten.Auch wenn es imlinken Lager sonicht erkanntworden ist: MeineArt von Islamkri-tik ist eine „linke“Islamkritik. Ichkritisiere den Is-lam aus einerlinksprogessiv-emanz ipat o r i -

schen Perspektive, um Rechte vonFrauen und Homosexuellen zustärken. Mir geht es keineswegsdarum, das Christentum als etwaspauschal Besseres darzustellen,wie es „Pro NRW“ gerne tut.

PAZ: In Ihrer Rede haben Siedie Niederländer Pim Fortuynund Geert Wilders herangezogen.Können Sie Ihre Position zu bei-den erläutern?

Krause: Pim Fortuyn war einAnhänger demokratischer Prin-zipien, der die Meinungsfreiheitmit Feuer und Schwert verteidigthat. Er hat herausgestellt, wiewichtig Fragen der öffentlichenOrdnung und Immigration sind.Pim Fortuyns Erfolg war die logi-sche Folge davon, dass ei-ne paternalistische politische Eli-te das Unbehagen der Bürger zulange nicht ernst nahm. FortuynsAufstieg hat eine heilsame Wir-kung gehabt: Er war die Abwei-chung, die die niederländischePolitik wieder auf Kurs gebrachthat. Geert Wilders hat Teile derFortuyn-Agenda übernommenund erfüllt ebenso eine wichtigeFunktion im politischen System.Wählen würde ich ihn trotzdemnicht.

PAZ: Ihnen wird vorgeworfen,dass Sie muslimische Schülermit Ihrer Rede verunsichert hät-ten. Können Sie muslimischenSchülern noch unvoreingenom-men begegnen?Krause: Selbstverständlich

kann ich das. Ich habe in meinerRede schließlich nicht von„Muslimen“, sondern von „Isla-misten“ gesprochen. Diese bei-den Worte unterscheiden sichgenauso stark voneinander wiedie beiden Worte „Deutsche“und „Neonazis“. Wenn Lehrergegen Neonazis demonstrieren,wirft man ihnen auch nicht vor,dass sie gegenüber deutschenSchülern voreingenommen seinkönnten.

PAZ: Es heißt, Sie hätten sichinzwischen von Ihren Äußerun-gen distanziert. Was ist dran andiesem Vorwurf?Krause: Ich bedauere, dass ich

von „Pro NRW“ gegen meinenWillen instrumentalisiert wordenbin. Diese Distanzierung habe ichnoch am Tag der Rede deutlichgeäußert. Aber ich stehe nachwie vor zur meiner Aussage, dassich als Homosexueller mehrAngst vor Islamisten habe als vorRechtsextremisten. Ich habewichtige Dinge angesprochen,allerdings an einem zugegebe-nermaßen nicht optimalen Ort.

Linke sprechen naivvon multikultureller

Bereicherung

Langfristig wirdes kälter

Mainz – Klimaforscher haben ei-nen langfristigen Abkühlungstrendder Erde ausgemacht. Seit Jahren„befragen“ die Wissenschaftler in-direkte Klimazeugen wie Eisbohr-kerne oder fossile Bäume, derenJahresringe Rückschlüsse über dieTemperaturen zulassen. Zudem:„Wir haben festgestellt, dass die hi-storischen Temperaturen zur Rö-merzeit und im Mittelalter bis datoals zu kühl eingeschätzt wurden“,so Jan Esper vom GeografischenInstitut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Die Erkennt-nisse der Forscher seien insofernvon Bedeutung, da sie jene Wissen-schaftler, die von einer derzeitigenErderwärmung ausgehen, mit neu-en historischen Daten konfrontie-re. Insgesamt könne man von mi-nus 0,3 Grad pro Jahrtausend aus-gehen und der Trend sei mit Verän-derung des Sonnenstands, aberauch Distanz der Erde zur Sonnezu erklären, so Esper. Bel

Anschlag in FreundeslandAttentat in Bulgarien ist besonders hinterhältig, da unerwartet

Das bulgarische Schwarz-meerbad Burgas war amAbend des 18. Juli Schau-

platz eines Bombenan schlags auf154 Passagiere einer Charterma-schi ne, die gerade aus Israel ein-getroffen war. Burgas liegt zweiFlugstunden von Israel entfernt,150000 Israelis werden in diesemJahr in Bulgarien erwartet, aberökonomische Aspekte spielenkei ne große Rolle bei dem An-schlag. Bulgariens Staatspräsident Ro-

sen Plevneliev und Kristalina Ge-orgie va, EU-Kommis sarin für hu-manitä re Hilfe und Kri -senbewältigung, er klärten über-einstimmend, dass mit BulgarienEuropa Opfer des An schlags war.Auch die „Or ga ni sa tion der Judenin Bulgarien Scha lom“ warnte:„Das war ein Akt feindlicherGrup pen und Kräf te, nur eineMo bi li sierung aller Bul garenkann die Eskalation des Terrorsstoppen.“Es trifft nicht zu, dass Bulgarien

leichtfertig mit israelischen War -nungen vor islami schem Terroris -mus umgegangen sei. Bereits 2010ver einbarten Bulgariens Premi erBoj ko Borisov und Meir Dagan,Chef des israelischen „Mossad“,en ge Kooperation im Sicherheits -

be reich. Bulgarien genießt in Is-rael den be sten Ruf – als das (ne-ben Däne mark) einzige Land, dasseine Ju den vor dem Holocaustrettete. 5000 dänische Juden wur-den in einer Nacht ins sichereSchweden geschafft – um 55000bulgarische Juden wurde vier Jah-re lang ein verbissener Kampf ge-führt, woran alle Bulgaren teil-

nahmen, bis bei Kriegsende fest-stand: Es fehlen nur wenige Hun-dert Juden, die bei den Partisanenfielen. Vorkämpfer der Judenret-tung war der Geistliche Konstan-tin Markov, später Patriarch derBulgarischen Kirche. Im April1962 besuchte er Israel, was einTriumphzug wurde. Ähnlich warEnde 1944 Ben Guri on in Bulga-rien gefeiert worden, als er diebulgarischen Juden „ab warb“, wasbulgarische Behörden ungerührtgeschehen ließen. Etwa 40000 Ju-den gingen nach Israel, das so vie-le gute Journa lis ten, Ärzte undSoldaten bekam.

Seither besteht ein bilateralesMu sterverhältnis, wie Dr. EmilKalo, der frühere Schalom-Vorsit-zende, 2005 im Sofioter „Jüdi-schen Kul turhaus“ erläuterte: „Is-rael ist ein Teil von uns. Wir ha-ben die bes ten Beziehungen zu is-raelischen Institutionen, hier imHaus resi diert die IsraelischeAgentur Suh nut, die klassischeAgentur, die seit Ende des 19.Jahrhunderts europäischen Judenhalf, nach Pa lästina zu kommen.Die bulgari schen Juden waren im-mer Teil der bulgarischen Gesell-schaft.“Bulgariens 5000 Juden, fast alle

Se pharden, bemühen sich um gu -te Kontakte zu Juden des Balkansund aller Welt, wofür Ka los Vor -gän ger Edi Svarc mit der Zeit -schrift „Ma bat“ („Blick“) steht. Zu -dem hat sich Bulgarien als „pas -sender Ort für israelisch-palästi -nen sische Gespräche erwiesen“,wie Anfang 2010 der damaligePrä sident Georgi Pyrvanov rühm -te, nachdem Israels Premier Ben-jamin Ne tanjahu mit Palästina-präsident Mahmud Abbas in Sofiamit Erfolg konferiert hatten. Net-an jahu hält jetzt den Iran für denHauptschul digen des Anschlagsvon Burgas, dessen Opfer auchBulgarien ist. Wolf Oschlies

Er ist konservativ, er ist stein-reich und deswegen poli-tisch unabhängig. Der 71-

jährige, demagogisch begabte Pfar-rerssohn Christoph Blocher, bis2003 Mehrheitsaktionär der EMS-Chemie in Graubünden (danachgab er sie an seine Kinder ab), frü-herer Innenminister und unter an-derem auch wegen seines Einflus-ses auf die Basler „Nationalzei-tung“ in die Kritikgeratene Vizeprä-sident derSchweizerischenVolkspartei (SVP)macht für eineneue Kampagne mobil, diesmalgeht es um ein Stromabkommenmit Brüssel. Schon 1992 hatte Blocher die

Volksabstimmung gegen einen Bei-tritt der Eidgenossen zur EU maß-gebend beeinflusst. Seine neuesteKampagne richtet sich gegen dasStromabkommen der Schweiz mitder EU. Ein entsprechendes Refe-rendum soll alsbald in Marsch ge-setzt werden. Blocher: „Dahinterversteckt sich ein Kolonialvertrag,der schlimmer als der EWR (Euro-päischer Wirtschaftsraum) ist.“Denn er sei an die Übernahme desEU-Rechts und damit eine institu-tionelle Anbindung gekoppelt.

Und hier sieht Blocher einen An-griff auf die Souveränität seinesLandes und die Willensfreiheit.Schon bei der Adaption desSchengenabkommens und derAusdehnung der Personenfreizü-gigkeit auf Osteuropa habe sich dieSchweiz gebeugt. Die Folge sei einesteigende Ausländerkriminalität.In dem Stromabkommen sieht ereinen neuen Versuch Brüssels, ei-

nen Grundsteinfür weitere bilate-rale Verträge zulegen, in deneneine automati-sche Rechtsüber-

nahme und fremde Gerichtsbar-keit enthalten sein soll.Die EU hält er für eine „intellek-

tuelle Fehlkonstruktion“ und dieEntwicklung der vergangenen 20Jahre habe ihm mehr als recht ge-geben. Der Schweiz gehe es des-wegen viel besser als den meistenEU-Ländern, der Euro funktionie-re ökonomisch nicht, Arbeitslosig-keit und Armut seien die Folge.„Ich habe nichts gegen Europa undbilaterale Verträge. Aber die Staats-säulen – Unabhängigkeit, Neutra-lität, direkte Demokratie, eigeneGerichtsbarkeit und Selbstbestim-mung – dürfen nicht angetastetwerden“, moniert Blocher. J.F.

Israel hat Sofia viel zu verdanken

Eine Art Kolonialvertrag

Front gegen EUSchweiz: Blocher kritisiert Energieabkommen

Dieser Ausgabe liegt einProspekt des „Reise Service

Deutschland“ bei

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PREUSSEN / BERL IN Nr. 30 – 28. Juli 2012 3

Nur nicht erfreuenVon THEO MAASS

Ephraim Kishon und Joachim Fernauhaben sich ausgiebig mit modernerKunst auseinandergesetzt. Kishon als

Satire, Fernau in der ihm eigenen sarkasti-schen Art. Wer kauft die moderne Kunst, diesich ein Normalsterblicher nicht ins eigeneWohnzimmer stellen würde, selbst wenn siegratis zu haben wäre? Gehen Sie mal inBankfilialen. Die Finanzakrobaten betätigensich gern (zum Nachweis der eigenen Gut-menschlichkeit?) als „Kunstmäzene“.Dieser Tage hat die Universität der Künste

in Berlin so eine Art „Tag der offenen Tür“veranstaltet. Wer also wissen will, was derNachfolger von Herrn Ackermann in 20Jahren für die künstlerische Ausgestaltungseiner Filialen anschaffen wird, konnte es miteinem Rundgang dort erfahren. Lachen warverboten, das hätte die Schöpfer der Werkeverunsichern oder gar beleidigen können.Am besten setzte man ein „undurchdringli-ches“ Gesicht auf. In einem Korridor prangteein Banner, das ins Auge fiel: „Werke vonFrauen sind die Schnäppchen unserer Zeit.“Vor mir schlich die Avantgarde der Szene inGestalt eines Rentners mit Fastglatze, abergrün gefärbten Haaren herum.Ein Klohäuschen mit dazu gehörigem, sich

selbständig drehendem Stereogerät erregtemeine Aufmerksamkeit. Ob der Papierkorbmit den leeren Flaschen auch eine Skulpturist? Ein anderes Werk war eher naturalistisch.Ein Knusperhäuschen wie aus „Hänsel undGretel“ war mit Broten der Kette „Thoben“bestückt – na, da muss man erst mal draufkommen. Ein summender Motor ließ michaufmerken. Der Künstler erklärte mir, derMotor des Autoscheibenwischers betätige einFörderband, welches nur einfach rund laufe.Es diene keinem Zweck – solle es auch nicht.Das Werk symbolisiere die Sinnlosigkeit derWelt. „Seines Werkes auch“, fragte ich ihn mitbierernstem sauertöpfischen Gesicht. Traurigantwortete er „Nein, natürlich nicht“, er wolleein Zeichen setzen und aufrütteln.In einem anderen Raum waren weitere

Werke zu sehen. Eine junge Studentin saßgewichtig auf ihrem Stuhl. Was das Werk dortdarstellen solle, fragte ich und zeigte auf eineSkulptur. Keine Ahnung, lautete die Antwort,sei nicht von ihr. So – na dann – das da?Gleiche Frage, gleiche Antwort. „Na washaben Sie denn geschaffen?“ Stolz weist sieauf eine Leinwand. Grau in Grau, in der Mitteein Gegenstand, er weist Ähnlichkeit miteinem Rentner auf, der auf einem Sofa sitzt.„So“ – fragte ich interessiert, „was soll dasdarstellen?“ „Mit der Frage hab ich ein Pro-blem“, lautete die hochnäsige Antwort. Nunwar ich derjenige, der befragt wurde. Was ichdenn da erkenne? Grau in Grau – Chaos.Ja, ja das sei richtig. Es gefiele mir aber nicht,ich würde mir das nicht ins Wohnzimmerhängen, ließ ich sie wissen. „Kunst soll auchnicht erfreuen“, wurde ich dann belehrt.

Sollte die von Bayern angedrohte Kla-ge gegen den LänderfinanzausgleichErfolg haben, wird es vor allem fürBerlin, das Hauptempfängerland, sehreng. Im Extremfall droht der Stadt eineEntwicklung, die sich die meisten Ber-liner bisher kaum vorstellen können.

„Mir reicht es, weiter vor dem Altarzu stehen und nicht abgeholt zu wer-den.“ – Zumindest aus Sicht des Regie-renden Bürgermeisters Klaus Wowe-reit (SPD) dürfte zum Thema Länder-fusion mit Brandenburg damit erst ein-mal alles gesagt sein. Anders scheintdies bei seinem Finanzsenator UlrichNußbaum (parteilos) zu sein. Der hattevor einigen Monaten noch einmal dasThema einer Länderfusion mit Bran-denburg in einem Interview mit dem„Spiegel“ ins Gespräch gebracht.Angesichts der Schuldenbremse, die

ab 2020 wirken soll, rechne er damit,dass einige Länder aus Finanznot ihreSelbstständigkeit verlieren würden, soNußbaum. Auch wenn der Berliner Fi-nanzsenator das Saarland und Bremenals erste Kandidaten für ein derartigesSzenario genannt hat, ist es auch Ber-lin, dem ein solches Schicksal in eini-gen Jahren droht: Die Stadt hat mittler-weile einen Schuldenberg von über 63Milliarden Euro angehäuft. Mit über18000 Euro pro Kopf liegt Berlingleich nach Bremen bei der öffent-lichen Verschuldung an der Spitze –bei der Finanzkraft allerdings 15 Pro-zent unter dem Bundesdurchschnitt.Eine weitere Verschlechterung der

Lage ist bereits absehbar: Ab 2020

wird die beschlossene Schuldenbrem-se den Bundesländern neue Krediteverbieten, zusätzlich fällt der Solidar-pakt II weg. Allein dieser spülte imvergangenen Jahr 1,5 Milliarden Euroin die Berliner Landeskasse. Damitnicht genug: Nachdem Bayern eine Re-form des Länderfinanzausgleichs fürgescheitert hält, hat MinisterpräsidentHorst Seehofer (CSU) nun eine Klagebeim Bundesverfassungsgericht ange-kündigt – eine weitere Berliner Ein-nahmequelle droht zu versiegen.Nach Ansicht Bayerns ist der Fi-

nanzausgleich zu ei-ner Bestrafung wirt-schaftlich erfolgrei-cher Bundesländermutiert, der Empfän-gerländern wie Berlinkeine Anreize bietet,selbst auf die Beinezu kommen. Bayern zahlte als größtesGeberland im vergangenen Jahr 3,7Milliarden Euro in das System ein,Berlin erhielt 3,04 Milliarden Euro.Zusammen mit dem Auslaufen des So-lidarpakts II droht dem Berliner Haus-halt ab 2020 im Extremfall jährlich einLoch von vier bis fünf Milliarden Euro,während der bisher gebrauchte Aus-weg neuer Schulden versperrt seinwird.Das Szenario macht verständlich,

warum die Länderfusion mit Branden-burg für den Berliner Finanzsenatornach wie vor ein Thema zu seinscheint. Ein Zusammengehen mit demNachbarn würde immerhin die Mög-lichkeit bieten, Verwaltungskosten zu

sparen, obendrein besteht die vageHoffnung, dass der Bund einen Teil derBerliner Schulden quasi als Mitgift fürdie Fusion übernähme. Ohne all diesmüsste Berlin das Wunder zu Standebringen, seine eigene Steuerkraft mas-siv zu steigern und gleichzeitig drako-nisch zu sparen. Sollte diese Optionscheitern, dann könnte auf Berlin einwahres Schreckensszenario zukom-men – weniger aus Sicht der meistenBerliner als vom Standpunkt BerlinerPolitiker: Die Stadt könnte finanziellirgendwann mehr oder minder direkt

vom Bund abhängenund im Extremfall so-gar seine politischeSelbstständigkeit undden Status einesBundeslandes verlie-ren: Endstation„Hauptstadtdistrikt“

nach dem Vorbild der US-HauptstadtWashington.Ein Ansatz für eine solche Entwick-

lung ist bereits mit dem im Jahre 2007geschlossenen Vertrag zur Hauptstadt-finanzierung gelegt. Zunächst gültigbis 2017 wurde vereinbart, dass derBund sich an Kosten Berlins für Si-cherheitsaufgaben, aber auch an wich-tigen Kulturprojekten beteiligt. Denk-bar ist, dass nach 2017 sowohl der fi-nanzielle Beitrag als auch der Einflussdes Bundes im Land Berlin weiter an-wächst. Die Chancen, diesem Schick-sal durch eine Länderfusion zu entge-hen, sind inzwischen denkbar gering:Nach Vorstellungen Nußbaums müssteauch im Falle einer Fusion der Bund

30 der 63 Milliarden Euro BerlinerSchulden übernehmen, damit dieStadt über die Runden kommt. Dabeistellt sich die Frage, was den Bund zueinem derartigen Schritt bewegen soll-te – bei eigenen leeren Kassen und oh-ne Berliner Gegenleistung.Ebenso fraglich sieht es bei der Zu-

stimmung Brandenburgs aus. Geschei-tert ist die Fusion im Jahre 1996 nichtzuletzt an der Furcht vieler Branden-burger vor den Schulden der deut-schen Hauptstadt. Die betrugen da-mals 24 Milliarden Euro – inzwischenist es fast das Dreifache.Vorteile, die es rechtfertigen würden,

sich den Berliner Schuldenberg zu-sätzlich zu den eigenen Schulden auf-zuhalsen, sind derzeit noch wenigerals 1996 erkennbar: Nach der geschei-terten Länderfusion haben DutzendeStaatsverträge und Verwaltungsverein-barungen dazu geführt, dass Berlinund Brandenburg intensiver miteinan-der kooperieren als alle andereBundesländer. Was zwischen den bei-den Ländern zu regeln war, wurde in-zwischen weitgehend geregelt. Da ver-wundert es kaum, dass BrandenburgsSPD einen weiteren Fusionsanlauf vor2030 bereits ausgeschlossen hat. Gutberaten wäre die Regierung in Potsdamallerdings, sich beizeiten auch schonüber andere zukünftige Fusionspart-ner wie Mecklenburg-Vorpommernoder Sachsen-Anhalt Gedanken zumachen, falls Berlin tatsächlich einesTages finanziell vollständig unter dieFittiche des Bundes schlüpfen muss.

Norman Hanert

BBrraannddeennbbuurrgg zzeeiiggttddeerr HHaauuppttssttaaddtt ddiieekkaallttee SScchhuulltteerr::DDaass vvoonn MMaatttthhiiaassPPllaattzzeecckk ((SSPPDD,, rr..))ggeeffüühhrrttee BBuunnddeess--llaanndd ssiieehhtt kkaauummVVoorrtteeiillee iinn eeiinneemmZZuussaammmmeennggeehheennmmiitt ddeemm BBeerrlliinn vvoonnKKllaauuss WWoowweerreeiitt

Bild: flashmedia

Brandenburgs Tourismus be-findet sich im Aufwind:2011 gab es elf Millionen

Übernachtungen, 4,4 Prozentmehr als im Vorjahr. Das ist einneuer Rekord. Die wachsende Beliebtheit des

Landes der Alleen bei Urlaubernfindet nicht nur in diesen absolu-ten Zahlen Ausdruck. Neu istauch, dass bisher weniger bekann-te Urlaubsregionen der Mark insBlickfeld der Reisenden geraten. So überholte das Ruppiner

Seenland mit 6,3 Prozent mehrÜbernachtungen erstmals dentouristisch bisher weit beliebte-ren Spreewald. Vergangenes Jahrkamen ins Ruppiner Seenland1403616 Besucher, in den Spree-wald 1394835. Die GesamtregionOder-Spree bleibt indes Spitzen-reiter im Brandenburg-Tourismusmit insgesamt knapp zwei Millio-nen Übernachtungen. Die erfreulichen Zahlen gab

dieser Tage der Landestourismus-verband Brandenburg bekannt.

Die durchschnittliche Aufent-haltsdauer belief sich demnachauf 2,7 Tage. Auch das touristische Großpro-

jekt „Tropical Islands“ in Brand(Dahme-Spreewald) wächst sichzunehmend zum Tourismusmag-neten aus. Die große Anlage, einst

als geplanter Luftschiffstandorthoch verlustträchtig, soll sogar für500 Millionen Euro ausgebautwerden. Die künstliche Badeland-schaft lockt inzwischen bereitsBesucher aus Polen und Skandi-navien zum „überdachten“ Kurz-urlaub. Der Eigentümer von Tropical Is-

lands, der in Malaysia ansässigeTanjong-Konzern, plant nach ei-genen Angaben, um die 66000

Quadratmeter große einstigeMontagehalle des Luftschiffbau-ers Cargolifter eine große Ferien-anlage herum zu bauen. Ein We-sterndorf, ein 50er-Jahre-Dorf, einMittelalterdorf und ein Tropen-dorf sollen die Anlage ergänzenund rund 12000 Betten Über-nachtungskapazität schaffen. DreiMillionen Übernachtungen er-hofft sich das Unternehmen proJahr. Obwohl das Geschäft mitden künstlichen Tropen lange de-fizitär war, investierten die Malay-sier weiter. Selbst ein Golfplatz und die

Wiedereröffnung eines nahen ein-stigen Militärflughafens für denUrlauberverkehr taucht in denweiteren Planungen von Tanjongund den beteiligten Investorenauf. In der bisher mit 200 Millio-nen Euro Gesamtinvestitionenumgebauten einstigen Luftschiff-halle arbeiten 540 Mitarbeiter.Der Jahresumsatz beträgt laut„Welt am Sonntag“ 37 MillionenEuro. Sverre Gutschmidt

Neuer BesucherrekordDie Mark Brandenburg zählte 2011 so viele Touristen wie nie zuvor

Berlin hofft auf ein WunderAb 2020 droht der Hauptstadt ein finanzielles Fiasko – Bund soll helfen

Heimat für RomaBerlin baut neuen Wohnwagenplatz

In der Nähe des früherenGrenzkontrollpunktes Dreilin-den an der Autobahn Berlin-

Magdeburg herrscht emsige Be-triebsamkeit. Es entstehen Toilet-ten, Duschen sowie Aufenthalts-und Technikräume. Sinn derMaßnahme ist die „Sesshaftma-chung von südosteuropäischenSinti und Roma,die eine neueHeimat in Berlinsuchen“. Bis zu 36 Fami-

lien gleichzeitigkampieren bereits mit ihrenWohnwagen dort. Die CDU-Frak-tion in der Bezirksverordneten-sammlung war zunächst dagegen:Fraktionschef Torsten Hippe woll-te eine Wiederherstellung der Na-tur auf dem Asphaltplatz ermög-lichen. Anwohner und die Partei„Pro“ leisteten Widerstand gegendie dauerhafte Anwesenheit vonZigeunern. Die Bürger scheinen derweil

ihren Protest aufgegeben zu ha-

ben. Zehlendorfs Stadtentwik-klungsstadtrat Norbert Schmidt(CDU) hat keine Beschwerdenmehr vorliegen. Schon 2001 hatte der damalige

Senator für Stadtentwicklung, Pe-ter Strieder (SPD), gefordert, esmüsse „umgehend ein ständigerStandort für Wohnwagen durch-

reisender Sintiund Roma in Ber-lin geschaffenwerden“. Umge-rechnet 2,5 Milli-onen Euro sollte

das kosten, doch das Geld fehltedamals. Heute scheint das anders zu

sein. obwohl das Ganze wohl teu-rer wird – um wie viel genau, istnoch ungewiss. 2009 plante derSenat schon drei Millionen Euroein. Markus Rosenberg vom Ver-ein zum Erhalt der Kultur derSinti und Roma freut sich: „Es wä-re ein Stück Normalität“. Anwoh-ner Falko H. sieht das anders. Ersagt, er sei „bedient“. Hans Lody

Auch bislang wenigerbekannte Regionenmelden Bestzahlen

Proteste derAnwohner erlahmt

Rohrbruchgegen NPD

Am 10. August will die NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“

ein Pressefest bei Pasewalk inVorpommern veranstalten. Dage-gen formiert sich ein Aktions-bündnis. Gisela Ohlemacher,DGB-Vorsitzende der Region,Henrik Gruhlich (Piratenpartei)und verschiedene Repräsentantenvon öffentlicher Verwaltung undSPD haben sich zu diesem Zweckgetroffen. Das Protokoll ihrer Sit-zung weist indes Vorschläge aus,die auf geplante Straftaten schlie-ßen lassen. So heißt es, es könne„zufällig ein Rohrbruch die Straßeunbefahrbar machen“. Obwohlverschiedene Landtagsabgeord-nete von SPD und CDU Kenntnisvon der Planung der Straftatenhaben, war bislang von dieser Sei-te keine Distanzierung zu hören.Pasewalks Bürgermeister RainerDambach (parteilos) äußerte nurBedenken wegen der praktischenDurchführung der Blockade, denn„es gebe mindestens drei An-fahrtsmöglichkeiten, die mannicht ohne weiteres blockierenoder sperren könne“. H.L.

Bayerns Klage gegenLänderfinanzausgleich

löst Alarm aus

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HINTERGRUND4 Nr. 30 – 28. Juli 2012

„Die ich rief, die Geister, werd‘ ichnun nicht los.“ Goethes Ballade„Der Zauberlehrling“ nahm vor-weg, was heute die fortschreitendeTechnisierung und Globalisierungdes Lebens auf unserem Erdballprägt: Der Mensch begibt sich im-mer mehr in die Abhängigkeit dervon ihm geschaffenen Technik, dieZivilisation frisst ihre Kinder.

Cyberkrieg, eine virtuelle Schat-tenwelt, denkende Maschinen, im-mer mehr perfektionierte Roboter,grenzenlose Information, aberauch Manipulation, Töten aufKnopfdruck mit unbemannten Kil-lerdrohnen, Genveränderungenund Überwachung aus dem All be-herrschen – anonymisiert – mehrund mehr den Alltag. FerngelenkteMaschinenquallen paddeln durchdie Ozeane, Tauchroboter sinkenbis auf den Grund. Fabrikhallenohne Arbeiter machen Tausendearbeitslos. Computer beherrschenschon Kinder. Zugleich schwindendie moralischen Bremsen, Tabu-brüche, eine nicht fassbare Bedro-hung, das mögliche Entgleisen derTechnik, wie die atomaren Gaus inTschernobyl und Fukushima, Hava-rien von Ölplattformen und Pipe-lines beunruhigen die Bürger,

schüren Zukunftsängste, lassenPsychosen blühen.Weltuntergangsstimmung und

Depressionen sind oft die Folge, ei-ne unsichere und überforderndeArbeitswelt tut ein Übriges. Es gibtkein Gefühl der Sicherheit mehr.Das angesammelte Vernichtungs-potenzial an Waffen würde ohne-hin ausreichen, alles Leben aufdem Globus aus-zulöschen.Die Suche nach

neuen Rohstoff-ressourcen hatlängst auch dieletzten Überle-benden der frühe-ren Menschenwelt, die indigenenVölker in Dschungeln und auf ein-samen Inseln, erreicht. In den Zivi-lisationen wird der gläserneMensch durch Datenvernetzungimmer spürbarere Wirklichkeit,seine persönlichen Daten werdenals Ware gehandelt.Der Preis für die rasante Ent-

wicklung wird von der Umwelt be-zahlt: Müllteppiche auf den Ozea-nen, verseuchtes Trinkwasser undkontaminierte Lebensmittel lassendas Bild eines geplünderten Plane-ten entstehen. Renommierte Wis-senschaftler wie der britische Phy-

siker Stephen Hawking ziehenlängst eine Auswanderung ins Allin Betracht und suchen mit Tele-skopen und Raumsonden nachmöglichen Lebensräumen für dieSpezies Mensch.Der Einbau von Chips gleich

nach der Geburt rückt in greifbareNähe, der Überwachungsstaat istallenthalben auf dem Vormarsch

und Terroristenliefern dafür dieA r g u m e n t e ,schanzen sie Bü-rokraten und Poli-tikern zu. Selbstein Schäferstünd-chen im tiefen

Tann kann, wie jetzt geschehen,durch eine Wildüberwachungska-mera für unliebsame Folgen sor-gen. Einzelne Firmen gingen be-reits soweit, auch die Toiletten ih-rer Mitarbeiter zu observieren.Nie zuvor gab es so viele drama-

tische Neuerungen innerhalb vonnur einem Lebensalter wie in un-serer Zeit. Als Beispiel mag dieKommunikation dienen: Telefon,Rundfunk, Fernsehen, Fernschrei-ber, Fax, Bildfunk, Satellitenüber-tragung, Handy und Internet. EinEskimo in seinem Kajak könnteohne Weiteres mit einem schwar-

zen Fischer in seinem Einbaum aufdem Kongo telefonieren. Ja, selbstein Mann auf dem Mond bleibt er-reichbar.Wer sich dieser Techniken be-

dient, kann selbst geortet, alsoüberwacht, seine Daten gespei-chert und vernetzt werden. Ande-rerseits entstand eine neue Art vonKriminalität, wird unser Alltag vonPasswörtern, Pins und Codewortenüberwuchert. Ein Mensch, der um1900 geboren wurde, könnte mitder Wirklichkeit von heute kaummehr klarkommen.Philosophen, Schriftsteller und

Theologen haben längst vergebensgewarnt. Selbst eingefleischte Mili-tärs wie der ehemalige Generalin-spekteur der Bundeswehr, KlausNaumann, benutzen den Begriffder „entfesselten Welt der Globali-sierung“, vom Rausch der Mach-barkeit gebläht. Die Entschlüsse-lung der Gene macht Klone mög-lich, reizt zur Manipulation desErbgutes, nicht nur bei Pflanzen,auch beim Menschen. Um trotz-dem noch der Herr im eigenenHaus zu bleiben und seine Seelenicht zu verlieren, muss derMensch dringend lernen, beimMachbaren Grenzen zu setzen.

Joachim Feyerabend

Er hieß Sun Tsu und lebtevor 2500 Jahren. Gleich-wohl kann der chinesische

Philosoph, General und Militär-stratege als Vordenker für dieKriege des 21. Jahrhunderts gel-ten. Denn er propagierte denSieg ohne Kampf als erstrebens-wertes Ziel. Mit möglichst gerin-gem Aufwand sollte beim Gegnerein größtmöglicher Schaden an-gerichtet werden. Diese Vorgabeaus seinem Standardwerk „DieKunst des Krieges“ erfüllen Cy-berkrieg und Einsatz von unbe-mannten Killerdrohnen, den US-Präsident Barack Obama als einprobates Mittel zur Kürzung sei-nes aufgeblähten Militäretatspropagiert.Der Krieg der Zukunft wird ein

lautloser Schattenkrieg sein, fürden sich gerade das US-Pentagonmit entsprechenden Ausbil-dungskursen vorbereitet. In Ne-vada ging gerade der erste Kurszu Ende. Themen: Aufspürenelektronischer Eindringlinge,Verteidigung von Netzwerkenund Organisation von Gegenan-griffen. Rivale China bereitet sichebenfalls längst auf solche Com-puterwaffen vor, mit dem Ziel,die Infrastruktur potenzieller

Gegner zerstören zu können.2009 sollen chinesische Hackeralle Baupläne des F-35 Joint Stri-ke Fighter gestohlen haben, waszu einer jahrelangen Verzöge-rung des 300-Millionen-Dollar-projekts führte. „China strebtnach Informationsherrschaft, dieökonomische Überlegenheitoder strategische militärischeVorteile ermöglicht. Dieses Vor-

gehen wird staatlich unterstützt,militärisch entwickelt und teilszivil ausgeführt“, weiß etwa derIT-Sicherheitsberater Bill Hage-stad, früherer Oberstleutnant beiden US Marines.Explizit zeigte sich der neue

Trend zu einem digitalen Arma-geddon beim Einsatz der gefähr-lichen Viren „Stuxnet“ und„Flame“ gegen die Atomplänedes Iran. US-Präsidenten Obamasoll sie persönlich angeordnethaben. Der österreichische Poli-tologe Roland Benedikter glaubtsogar, dass der Einsatz als War-nung an andere Staaten zu ver-

stehen sei, ein weitaus gefähr-licheres Instrumentarium bereitszur Verfügung stehe. Der Cyber-war mache einen Machtzuwachsmöglich, der mit konventionellenMitteln nie zu erreichen wäre.Benedikter: „Mehr als 100000Hacker operierten von Kalifor-nien aus, Zehntausende stehenin China im Sold Pekings. Derelektronische Krieg hat längstbegonnen.“ Und er geht Hand inHand mit einem Desinforma-tionskrieg, nämlich der Verbrei-tung gefälschter Nachrichten.Wie sagte schon der Altmeisterder Militärtheorie, der preußi-sche General Carl von Clause-witz (1780–1831): „Ein großerTeil der Nachrichten, die man imKriege bekommt, ist widerspre-chend, ein noch größerer Teil istfalsch und bei Weitem der größteeiner ziemlichen Ungewissheitunterworfen.“Rechtlich umstritten ist der

Einsatz von Drohnen durch dasUS-Militär in Pakistan und im Je-men. Denn nach dem Haager Ab-kommen von 1907 ist im Krieg„die meuchlerische Tötung undVerwundung von Angehörigendes feindlichen Volkes oder Hee-res“ untersagt. J.F.

Zeitzeugen

Es gab schon immer Schrift-steller, die visionär in ihren

Romanen eine kommende Weltvorwegnahmen. Oft übertraf dieeingetretene Wirklichkeit sogarihre Phantasie. Der Franzose JulesVerne (1828–1905) beschrieb dendamals für unmöglich gehaltenenAufbruch des Menschen ins All(„Reise um den Mond“) und ent-warf ein Unterwasserfahrzeug,das den heutigen Atom-U-Bootenähnlich ist („20000 Meilen unterdem Meer“).Der Brite George Orwell

(1903–1950) zeichnete in seinemRoman „1984“ eine Gesellschaftder totalen Überwachung undLenkung. „Der große Bruder“ be-obachtete alle, die Gedankenpoli-zei räumte mit Andersdenkendenauf, Gehirnwäsche inklusive. DasChina von heute kommt diesemEntwurf längst nahe, die techni-

schen Möglichkeiten unserer Zeitsind sogar wesentlich effektiver.Der Engländer Aldous Leonard

Huxley (1894–1963) nahm in sei-nem Werk „Brave New World“vorweg, was heute mit Genmani-pulation möglich wird. In seiner„Schönen neuen Welt“ entstandder Entwurf für eine manipulier-te Rasse, in der Alpha-Plus-Men-schen die Führungspositionen in-nehaben und Epsilon-Minus-Menschen die Arbeitsbienensind. Insgesamt fünf kurz nachder Geburt vorgeprägte Kastengarantieren den reibungslosenAblauf des Staatswesens, in demauch das heute von einigen Medi-zinern diskutierte „sozialverträg-liche Ableben“ kein Tabu ist.Als Gründerin des Genres

„Science Fiction“ gilt die BritinMary Shelley (1797–1851) mitihrem Roman „Frankenstein“,dem künstlichen Menschen, dender Schweizer Viktor Franken-stein an der Universität Ingol-stadt erschafft – nie waren Wis-senschaft und Technik der Er-schaffung eines Homunkulus,und sei es in Form eines perfek-ten, lernfähigen Roboters, so na-he wie heute. J.F.

Barack Obama – Der 51-jährigeFriedensnobelpreisträger und 44.Präsident der Vereinigten Staatensetzt ganz auf den anonymenKrieg der Zukunft über das Inter-net. Interne Kritiker sprechen vonden „Atombomben des digitalenZeitalters“. Mit Trojaner-Attackenwie „Stuxnet“ und „Flame“ greifter in die gegnerischen Steue-rungscomputer ein, mit anony-men Drohnenangriffen nimmt erzudem bei sogenannten gezieltenTötungen als Kollateralschadenauch zivile Opfer in Kauf. Er ist sohinter dem Schreibtisch Herrüber Leben und Tod. Zu seinemAmtsantritt kritisierte er bei ver-schiedenen Auftritten in Kader-schmieden der USA die „altmodi-sche Einstellung“ des Pentagon,die im Begriff sei, die technischenMöglichkeiten der Neuzeit zu ver-schlafen. Unter seiner Führungvervielfachte sich der Einsatz vonDrohnen. Obama sieht im Droh-neneinsatz auch das haushaltspo-litische Ziel, die Truppenstärke zureduzieren. Bei Bedarf greift erzudem auf zivile Sicherheits-unternehmen zurück.

Geng Yansheng – Erstmals räumteder 50-jährige Oberst und Spre-cher des chinesischen Verteidi-gungsministeriums die Existenzvon regierungsamtlichen Hackernein. Als sogenannte „Blaue Armee“arbeiten 30 Spezialisten in Guang-dong an der Abwehr von Cyberat-tacken. Sie sind – so betonen west-liche Experten – aber auch in derLage, selbst solche Angriffe zu pla-nen. Unterstützt werden sie durchHunderte Freiwilliger in den Uni-versitäten des Landes. Bei zahlrei-chen Angriffen der jüngsten Zeitkonnten die Spuren bis China ver-folgt werden, auch wenn Yanshengausdrücklich betont, dass die die„Blaue Armee“ nur zur Abwehr ar-beitet.

Klaus Dieter Naumann – Der heu-te 73-jährige Ex-Bundeswehrge-neral und langjährige Generalin-spekteur hatte von 1996 bis zuseiner Pensionierung 1999 denVorsitz im Nato-Militärausschussinne. Danach trat er dem Auf-sichtsrat des französischen Rü-stungskonzerns Thales Group bei.Er prägte 2010 bei einem Vortragvor 400 Bundeswehroffizierenden Begriff der „entfesselten Weltder Globalisierung“ und warnteeindringlich davor, die Bedrohun-gen des Cyberzeitalters zu unter-schätzen.

Operation »Zwielichtige Ratte«In der Zukunft werden Kriege wohl alles andere als fair geführt

Im Rausch des MachbarenDer Mensch kann inzwischen technisch viel realisieren, doch das birgt auch Gefahren

Chefredakteur:Dr. Jan Heitmann

(V. i. S. d. P.)

Chefin vom Dienst, Politik, Bücher:Rebecca Bellano; Politik, Wirtschaft:Hans Heckel; Kultur, Lebensstil, Le-serbriefe: Christian Rudolf;Geschichte, Ostpreußen heute: Dr.Manuel Ruoff; Heimatarbeit:ManuelaRosenthal-Kappi; OstpreußischeFamilie: Ruth Geede.Freie Mitarbeiter: Sophia E. Gerber,Dr. Richard G. Kerschhofer (Wien), Li-selotte Millauer (Los Angeles), Nor-man Hanert (Berlin), Jean-Paul Pica-per, Wilhelm v. Gottberg, Hans-JürgenMahlitz.Verlag und Herausgeber: Landsmann-schaft Ostpreußen e.V., Anschrift vonVerlag und Redaktion: Buchtstraße 4,22087 Hamburg. Für den Anzeigenteilgilt: Preisliste Nr. 32.Druck: Schleswig-Holsteinischer Zei-tungsverlag GmbH & Co.KG, Feh-marnstraße 1, 24782 Büdelsdorf. –ISSN 0947-9597.Die Preußische Allgemeine Zeitungist das Organ der LandsmannschaftOstpreußen (LO) und erscheint wö-chentlich zur Information der Mit-glieder des Förderkreises der LO.Bezugspreise pro Monat seit 1. Januar2010: Inland 9 Euro einschließlich 7Prozent Mehrwertsteuer, Ausland11,50 Euro, Luftpost 15,50 Euro. Ab-bestellungen sind mit einer Frist voneinem Monat zum Quartalsendeschriftlich an den Verlag zu richten.Konten: HSH Nordbank, BLZ 210 50000, Konto-Nr. 192 344 000. PostbankHamburg, BLZ 200 100 20, Konto-Nr.84 26-204 (für Vertrieb).Für unverlangte Einsendungen wird

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DEUTSCHLAND Nr. 30 – 28. Juli 2012 5

MELDUNGEN

Arbeit fürAsylbewerber

Berlin – Nach dem Urteil desBundesverfassungsgerichts, wo-nach die bisherigen Leistungen fürAsylbewerber verfassungswidrigseien, fordern Grüne und FDP,dass Asylbewerber eine Arbeitsge-nehmigung erhalten. Während fürden Parlamentarischen Geschäfts-führer der Grünen, Volker Beck,dies eine Frage der Menschen-rechte und dem Ende von Diskri-minierung ist, sieht der Bundes-tagsabgeordnete Hartfrid Wolf(FDP) in erster Linie den Kampfgegen Fachkräftemangel und eineEntlastung der Staatskasse. Auchist die bisherige Regelung im Hin-blick auf die Alterung der Gesell-schaft unverantwortlich, so Wolf.Die CSU ist gegen diese Forde-rung, da eine generelle Arbeitser-laubnis potenziellen Missbrauchdes Asylrechts mit einer Arbeitser-laubnis belohnen würde. S.G.

Seit selbst Bundeskanzlerin Ange-la Merkel „Multikulti“ für geschei-tert erklärt hat, war es etwas stillgeworden um den Begriff von der„multikulturellen Gesellschaft“.Der UN-Sonderbeauftragte für Mi-grationsfragen, Peter Sutherland,hat nun allerdings klar gemacht,dass der Versuch eines ethnischenUmbaus westlicher Ge-sellschaften nach wie vorauf der Tagesordnungder politischen Elitensteht.

„Die ethnische Homo-genität muss untermi-niert werden.“ Zumin-dest in seiner Deutlich-keit dürfte eine Forde-rung, wie sie der UN-Sonderbeauftragte fürMigrationsfragen vorge-bracht hat, mittlerweilefast Seltenheitswert ha-ben. Nach Ansicht Su-therlands, der nicht nurfür die Uno, sondernauch für die Investment-bank Goldman-Sachs ar-beitet und langjährigerTeilnehmer der „Bilder-berger“-Treffen ist,„hängt der Wohlstandder EU-Länder davon ab,ob die Staaten in multi-kulturelle Gesellschaftenumgewandelt werden“.Auch wenn Sutherlandden Beweis für diese Be-hauptung schuldigbleibt, empfiehlt er ernsthaft, dasssich Länder wie Deutschland inBezug auf Multikulturalität Groß-britannien als Vorbild nehmensollten, wie BBC berichtete.Obwohl der UN-Sonderbeauf-

tragte noch Nachholbedarf zu se-hen glaubt, die Weichen hin zu ei-ner multikulturellen Gesellschaftsind in Deutschland längst ge-stellt. Im Jahr 2011 haben die Ge-burten von Eltern mit Migrations-hintergrund und der Einwande-rungsüberschuss – gesamt520000 – die Zahl der einheimi-schen Geburten – etwa 440000 –bereits überstiegen. Verschärfendzu den niedrigen Geburtsziffern

Einheimischer und einer anhal-tende Zuwanderung von außenkommt im Falle Deutschlandsnoch verschärfend eine weitereEntwicklung hinzu: eine Auswan-derungswelle von häufig gutaus-gebildeten Deutschen. Profitierthaben davon in den letzten Jahrenklassische Einwanderungsländer

wie Kanada und Australien, aberauch die Schweiz und Norwegen.Glaubt man der landläufigen

Darstellung vieler Politiker undMedien, dann sind derartige Ent-wicklungen zwangsläufig undnicht zu verhindern. Dass diespürbare Zunahme von Massen-einwanderung in viele europäi-sche Staaten um das Jahr 2000durchaus gezielt herbeigeführtworden ist und politischen Zielengedient hat, wurde erst im Jahr2010 durch Enthüllungen zur bri-tischen Einwanderungspolitikdeutlich. Andrew Neather, frühe-rer Berater der Labour-Regierungunter Tony Blair, hatte unumwun-

den zugegeben, dass die gezielteFörderung von Zuwanderung Teilder damaligen Regierungspolitikgewesen sei. Offiziell mit wirt-schaftlichen Vorteilen gerechtfer-tigt, waren insgeheim auch politi-sche Ziele verfolgt worden. „DieRechten sollten mit der Nase aufdie Tatsache der Vielfalt gestoßen

werden, damit sie ihre altmodi-schen Ansichten ändern“, wie Ne-ather unverblümt einräumte. Tat-sächlich hatte die Einwanderungs-welle allerdings noch einen ganz

anderen Effekt: zusätzliche Wäh-ler für die eigene Partei. Unter an-derem weil Einwanderer ausCommonwealth-Staaten bei lega-lem Aufenthalt in Großbritannien

sofortiges Wahlrecht genießen, hatsich in den Jahren der letzten La-bour-Regierung per Massenein-wanderung die Zahl der Wahlbe-rechtigten um 1,3 Millionen ver-größert. Hauptprofiteur dürftennicht nur in Großbritannien Ver-treter des linken Parteienspek-trums gewesen sein. Da Blairs La-

bour Party um das Jahr 2000 unterden sozialdemokratischen Par-teien Europas als regelrechtes Vor-bild gegolten hat, dürfte man mitder Annahme nicht fehlgehen,dass auch Gerhard Schröders SPDin Fragen der Einwanderungspoli-tik und zusätzlicher Wähler genaunach Großbritannien geschaut hat.Die Bemühungen von Rot-Grünim Jahr 1999, die Möglichkeiteneiner doppelten Staatsbürger-schaft massiv auszuweiten, oderin den Folgejahren, per angeord-neter, freigiebiger Vergabe vonTouristenvisa eine Masseneinwan-derung zu ermöglichen, würdendafür sprechen.

Der von der „New Labour“ oderdem „Modernisierer“ GerhardSchröder verfolgte Ansatz, per„multikultureller Gesellschaft“politische Ziele zu verfolgen, istweniger modern, als es zunächsterscheinen mag. Umso verblüf-fender ist allerdings die Herkunftdes Konzepts. Die Blaupause zum

Entwurf der modernenmultikulturellen Gesell-schaften entstammt derbritischen Kolonialpoli-tik. Bewährte Herr-schaftspraxis war dieHerbeiführung einerethnischen oder religiö-sen Zersplitterung derBevölkerung – im Nor-malfall per Einwande-rung.Erfolgreich praktiziert

wurde derartiges überlange Zeit in Südafrikaoder Indien, am offen-sichtlichsten wahr-scheinlich am Handels-platz der britischen Ost-Indiengesellschaft inSingapur. Die Förderungethnischer und religiö-ser Unterschiede in derBevölkerung bezie-hungsweise die offen-sichtliche Bevorzugungeinzelner Bevölkerungs-gruppen haben überlange Zeiträume Span-nungen innerhalb derBevölkerung aufrechter-halten, die Herrschafts-

ausübung dafür aber umso mehrgefestigt.Auch in Hinsicht auf die Bestre-

bungen, die EU zu „VereinigtenStaaten von Europa“ umzuwan-deln, ist ein Blick in die Geschich-te angeraten. Erst die Marginali-sierung der angestammten Urbe-völkerung und die Massenimmi-gration einer neuen und vor allembunt zusammengewürfelten (mul-tikulturellen) Hauptbevölkerung,die frei von ihren bisherigen na-tionalen Bindungen war, hat dieEtablierung eines völlig neuen,quasi künstlich geschaffenenStaates namens USA überhauptmöglich gemacht. H. Müller

Zu wenig MultikultiVereinte Nationen: Politiker in Europa sollen sich konsequenter ein neues Volk formen

VorhandenesPotenzial nutzenGütersloh – Während die Politikdem Mangel an Erzieherinnendurch Umschulungsmaßnahmenvon Arbeitslosen beikommen will,hat die Bertelsmann Stiftung dar-auf hingewiesen, dass man vor al-lem doch zuerst vorhandenes Po-tenzial nutzen solle. So würden 60Prozent der Erzieherinnen Teilzeitarbeiten, was ein erschreckendhoher Anteil sei, da insgesamt nur45 Prozent aller arbeitenden Frau-en einer Teilzeitbeschäftigungnachgingen. Die Bertelsmann Stif-tung schlägt nun vor, man solleAnreize schaffen. Wie genau dieseaussehen sollen, verrät die Stif-tung in ihrer Presseerklärungallerdings nicht. Auch bleibt offen,warum gerade Frauen in jenemBeruf, an dem sie am besten an ei-nen Betreuungsplatz für ihr Kindkämen, so oft Teilzeit arbeiten. DasVorhandensein von Betreuungs-plätzen wird derzeit als Haupt-grund für die geringe Erwerbstä-tigkeit von Frauen genannt. Bel

Massive Zuwanderungmachte VereinigteStaaten erst möglich

Unruhe im RuhestandEuro-Krise wirkt sich auf Altersbezüge aus

Nebenjob dringend gesuchtKürzungen des Realeinkommens zwingen immer mehr Polizisten, Geld dazu zu verdienen

Dass der Ruhestand für zu-künftige Rentner und Pen-sionäre in Deutschland fi-

nanziell gesehen nicht mehr ganzso rosig aussehen wird wie für je-ne, die bereits ihren Lebensabendgenießen, ist kein Geheimnis mehr.Die Alterung der Gesellschaft –weniger junge Menschen beigleichzeitig längerer Lebenserwar-tung – wird als Grund dafür ange-führt, dass Berufs-tätige mehr privatvorsorgen müs-sen, da die staatli-che Versorgungnicht mehr aufdem bisherigen Niveau Leistungenerbringen kann.Ifo-Chef Hans-Werner Sinn

warnt zudem immer wieder vorden Folgen der Euro-Rettung fürden deutschen Rentner der Zu-kunft. Da der Staat sein Geld nureinmal ausgeben könne, müsse erirgendwo anders sparen, wenn erbeispielsweise den Griechen zuviel Geld in Aussicht stellt, so seineThese. Doch da in Deutschland dieRentenkassen wegen der gutenKonjunktur gut gefüllt sind und dieAusgaben für Pensionen die staat-lichen Haushalte zwar belasten,aber noch nicht überlasten, ist dieLage derzeit entspannt.Ganz anders sieht es in Ländern

aus, die stark auf eine kapitalba-

sierte Altersversorgung setzen undnicht wie in Deutschland ein überUmlagen finanziertes System ha-ben, sprich die arbeitende Bevölke-rung für die Ruheständler zahlt. Inden Niederlanden und in Großbri-tannien leiden die Pensionsfondsunter der Zinspolitik ihrer Zentral-banken. Die Europäische Zentral-bank hat erst letztens als Folge derEuro-Krise den Leitzins auf 0,75

Prozent gesenkt.An diesem Zinsorientieren sichdie Finanzmärkte,an denen die Pen-sionsfonds das

Geld ihrer Einzahler anlegen. Ab-züglich Verwaltungskosten undVerlusten durch beispielsweise In-vestitionen in griechische Staatsan-leihen ist ein Geldzuwachs inzwi-schen nur noch schwer zu errei-chen. Zugleich leben die Men-schen länger und die Inflation liegtim Euro-Raum bei rund zwei Pro-zent. Die Folge sind Kürzungen beider Rentenzahlung. So müssenehemalige niederländische Staats-bedienstete 2013 mit Kürzungenvon etwa 0,5 Prozent, ehemaligeMitarbeiter im Gesundheitswesenmit bis zu sieben Prozent wenigerrechnen. Diese Entwicklung istauch für Deutschland wichtig, dahier die kapitalbasierte Rente eineimmer größere Rolle spielt. Bel

In Deutschlands Großstädtenwie Berlin, Frankfurt am Mainoder München sind immer

mehr Vollzugsbeamte gezwungen,einer Nebentätigkeit nachzuge-hen. Den von den Bundesländernbezahlten Ordnungshütern bleibtwegen Einsparungen seitens derjeweiligen Landespolitik immerweniger Netto von ihrem Sold.Gewerkschafter beklagen reale

Lohnkürzungen bei Polizisten be-reits seit Jahren, doch jetzt be-schleunigt sich das Problem: Einekleine Anfrage der CDU in derHamburgischen Bürgerschaft er-gab, wie umfangreich Polizistennebenbei beschäftigt sind. Jedersiebte hat in der Hansestadt inzwi-schen einen Nebenjob. Vor zweiJahren war es demnach erst jederzehnte. Insgesamt 750 Beamte ar-beiteten 2010 nebenher, jetzt sindes mehr als 1200. InnenpolitikerKarl-Heinz Warnholz sieht eine„Diskrepanz zwischen Besoldungund gestiegenen Lebenshaltungs-kosten“. Eine ledige, 23 Jahre altePolizeimeisterin, die sich nachdem Abitur für den mittlerenDienst bei der Schutzpolizei ent-schieden hat, verdient laut Ham-burger Polizeipressestelle knapp2000 Euro netto im Monat. Da Be-förderungen aber massiv zurück-gegangen sind, ist das Gehalt 15Jahre später nicht viel höher. Da-

her: „Hamburg ist, was die Zunah-men der Nebenjobs anbelangt,kein Einzelfall“, sagt Rüdiger Ho-lececk, Sprecher der Gewerk-schaft der Polizei (GdP).In den Ballungsgebieten tätige

Beamte treten demnach verstärktan die Landesverbände der GdPheran und bitten um Hilfe bei der

Suche nach bezahlbarem Wohn-raum. „Dabei haben die Polizistenkeine Wahl – sie müssen die er-sten Jahre ihres Dienstes in derGroßstadt ausüben, in manchenOrten wie Frankfurt am Mainauch länger“, so Holececk, denn„Fakt ist, gerade die gestiegenenMieten machen den Kollegen inden Ballungsräumen ziemlich zuschaffen.“ Der Zwang zur Neben-

tätigkeit betrifft nach seiner Erfah-rung alle Besoldungsgruppen: „InBerlin haben Polizisten bis zu 400Euro weniger zur Verfügung als inNordrhein-Westfalen oder Baden-Württemberg.“ Nun verweistCDU-Politiker Warnholz auf dieOrtszuschläge als Lösung, dochdie „sind lächerlich, reichen bei

Weitem nicht“, sagt Rainer Wendt,Bundesvorsitzender der Deut-schen Polzeigewerkschaft DpolG.Wendt fordert: „Die Beamten soll-ten sich ganz auf die Polizeiarbeitkonzentrieren können.“ Das wirdgrundsätzlich schwerer: Waren1998 rund 870 von gut 27000 Be-amten in Vollzug und VerwaltungBerlins betroffen, so gingen 2008schon 1000 nebenher arbeiten.

Viele Stellen sind seither gestri-chen worden, neuere Zahlen lie-gen nicht vor. Die Dunkelziffernicht genehmigter Fälle vermagkaum einer zu schätzen.Ob ein Polizist einen Nebenjob

ausüben darf, prüfen die Bundes-länder stets im Einzelfall. Taxifah-ren, als Türsteher arbeiten oderKellnern geht prinzipiell nicht,auch Sicherheitsdiensten dürfendie Polizisten nicht ihr Könnenanbieten – „das ginge in die Nähevon Geheimnisverrat“, so Wendt.Lehrtätigkeiten sind indes erlaubt,so zur Verkehrsunfallverhinde-rung. Diese Art Nebenberuf istauch nach den aktuellen Erkennt-nissen aus Hamburg die beliebte-ste. Die Genehmigung des Dienst-herrn ist dann je auf zwei Jahrebefristet. „Der Grund fürs Arbei-ten ist indes immer derselbe, vieleKollegen kommen beruflich nichtweiter“, so Wendt. Stellen wurdengekürzt, Beförderungen gestri-chen. Wo einst freie Heilvorsorgegalt, müssen zudem gerade Polizi-sten heute teure Krankenversiche-rungen selbst zahlen. „Das sindschon mal 70 Euro weniger imPortemonnaie im Monat“, sagt derseit 1973 aktiv im Dienst tätigeWendt. Seine Forderung lautet:„Wir brauchen eigentlich einenRettungsschirm für die Polizei!“

Sverre Gutschmidt

Bald weniger Rentefür Niederländer

IInn MMüünncchheenn aarrbbeeiitteenn vviieellee PPoolliizziisstteenn nneebbeennbbeeii:: VVoonn 66228800 PPoollii--zziisstteenn hhaabbeenn 883300 eeiinneenn ggeenneehhmmiiggtteenn NNeebbeennjjoobb Bild: A. Will/dapd

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AUSLAND6 Nr. 30 – 28. Juli 2012

MELDUNGEN

Scheinrechnungenan Brüssel

Bukarest – Die rumänische Anti-korruptionsbehörde DNA hat ihreErmittlungen gegen den sozialde-mokratischen Europa-Parlamenta-rier Adrian Severin nochmals aus-geweitet. Wurde gegen Severin bis-her schon wegen des Verdachts aufBestechlichkeit und Amtsmiss-brauch ermittelt, ist nun zusätzlichder Vorwurf erhoben worden, un-ter Verwendung gefälschter Unter-lagen unrechtmäßig Gelder desEU-Parlaments erhalten zu haben.Mit Hilfe von Scheinrechnungenfür rumänische Firmen über an-gebliche Beratungsleistungen sol-len 436663 Euro aus dem EU-Bud-get zu Unrecht ausgezahlt wordensein. Bereits 2011 war Severin ineine Falle von Journalisten getappt,als er sich bereit zeigte, gegen Be-zahlung Gesetze und Änderungs-anträge für Lobbyisten in das EU-Parlament einzubringen. N.H.

Auf Frankreich droht im Herbsteine regelrechte Entlassungswellezuzurollen. Daran, dass nun inkurzer Zeit gleich zehntausendeStellen gestrichen werden sollen,hat die neue sozialistische Regie-rung allerdings selbst einen gehö-rigen Anteil.

Nur wenige Monate nach sei-nem Wahlsieg kommt auf denfranzösischen Präsidenten Fran-çois Hollande die erste wirklicheBewährungsprobe seiner Amtszeitzu. Französische Unternehmenhaben angekündigt, zwischen60000 und 80000 Stellen zu strei-chen. Behält die Arbeitgeberpräsi-dentin Laurence Parisot mit ihrerBefürchtung recht, dass nach dertraditionellen Sommerpause zahl-reiche Unternehmen sogar inKonkurs gehen, dann wird sichdie Zahl der Entlassungen nochdeutlich erhöhen.Auch wenn nun scheinbar eine

regelrechte Entlassungswelle überFrankreich hereinbricht, diewirtschaftlichen Problemewaren seit längerem abseh-bar. Frankreichs Industriehat in den letzten fünf Jah-ren 20 Prozent an Marktan-teilen verloren, die Lohnko-sten liegen im Schnitt mitt-lerweile acht Prozent überdenen der deutschen Kon-kurrenz. Den letzten Anlassdafür, dass FrankreichsUnternehmen nun massivdamit beginnen, Personalabzubauen, könnte ausge-rechnet die neue sozialisti-sche Regierung selbst gelie-fert haben. Was zunächstwie bloßer Wahlkampf aus-sah, ist auch nach der Regie-rungsübernahme nicht vomTisch. Immer noch wirdüber Pläne diskutiert, es Ar-beitgebern so schwer wiemöglich zu machen, Ar-beitsplätze abzubauen. „Ent-lassungen müssen fürUnternehmen so teuer wer-den, dass sie sich nicht loh-nen“, so Arbeitsminister Mi-chel Sapin.

Das Signal, das allein von derDiskussion derartiger Ideen aus-geht, ist verheerend. Unterneh-men, die unter Überkapazitätenleiden, entlassen lieber auf Vorrat,als dass sie in der Zukunft massivzu Kasse gebeten werden. Investo-ren, die mit dem Gedanken spie-len, sich in Frankreich zu engagie-ren, warten zunächst einmal ab.Was die Wirtschaft statt solcherunausgegorenen Pläne erwartet,machte Louis Gallois, der Ex-Chef von EADS, deutlich. Einenregelrechten „Wettbewerbs-schock“, mit denen FrankreichsUnternehmen um Abgaben in Hö-he von 30 bis 50 Milliarden Euroentlastet würden.Präsident Hollande, vor allem

aber sein „Re-Industriealisie-rungsminister“ Arnaud Monte-bourg mit seinem Konzept der„Entglobalisierung“ scheinen sichdagegen eher an altbekannte Re-zepte französischer Wirtschafts-politik halten zu wollen. Neben

dem Vorhaben, Entlassungen sogut wie unmöglich zu machen,wird im Élysée-Palast intensivüber Protektionismus und Sub-ventionen nachgedacht. Beidessoll unter anderem helfen, denNiedergang der französischenAutomobilindustrie aufzuhalten.Frankreichs großen Autobauern

Peugeot-Citroen (PSA) und Re-nault brechen momentan im Re-kordtempo die traditionellen Ab-satzmärkte in Südeuropa weg. Al-lein PSA musste im ersten Halb-jahr weltweit 13 Prozent wenigerVerkäufe verkraften, die Produk-tionskapazität des Autobauers istnach Schätzung von Branchen-kennern nur noch zu 75 Prozent

ausgelastet. Angekündigt hat PSAinzwischen 8000 Stellen in Frank-reich zu streichen und ein Werkbei Paris komplett zu schließen.Angesichts der Überkapazitätenin der Branche wäre das genaudie richtige Strategie. „Inakzepta-bel“, befindet Hollande allerdingsdiesen Versuch, den Umsatzein-bruch aufzufangen. Was alterna-tiv als Lösung vorgelegt wird,birgt Sprengkraft – auch für diedeutsche Industrie. Notdürftig als„ökologischen New Deal“ ka-schiert, sollen nun Vorhaben wieeine Steuer auf Luxusautos und„Anreize“ beim Kauf von Klein-wagen auf den Weg gebracht wer-den. Im Klartext: staatliche Sub-ventionen und eine Marktab-schottung zugunsten der eigenenIndustrie. Deutsche Premiumher-steller wie Daimler, BMW oderAudi würden den Kürzeren zie-hen. Ärger ist allerdings nicht nurmit den deutschen Herstellernprogrammiert. Die französischen

Pläne können leicht der Anlassfür Gegenreaktionen der USAund asiatischer Exportnationensein, die dann auch deutsche Ex-porteure treffen würden.Es ist nicht das einzige aktuelle

Vorhaben von Hollande, von demeine Rückwirkung auf Deutsch-land droht. Andeutungen franzö-sischer Diplomaten, dass Hollan-de nicht automatisch an Erklärun-gen seines Amtsvorgängers Nico-las Sarkozy gebunden ist, deuteneinen Kurswechsel bei der franzö-sischen Haltung zum EU-Budgetan. Noch im Jahr 2011 hatte Sar-kozy zusammen mit Bundeskanz-lerin Angela Merkel und dem bri-tischen Premier David Cameronin einem Brief an die EU-Kom-mission eine Aufstockung des EU-Haushalts kategorisch abgelehnt.Medienberichten zufolge soll dasThema einer EU-Budgeterhöhungvon Hollande inzwischen bei sei-nem Besuch in Großbritannienmit Premier Cameron bereits an-

gesprochen worden sein.Dass Hollande trotzt tief-

roter Zahlen im eigenenStaatshaushalt Brüssel mehrGeld in Aussicht stellt, kannzweierlei bedeuten: DieHoffnung auf starke Rück-flüsse von EU-Mitteln nachFrankreich oder aber denVersuch, Brüssel zu einerGegenleistung zu verpflich-ten. Durch Hollandes Ein-schwenken auf die Linie derEU-Kommission, die fürden Zeitraum von 2013 bis2020 ein sattes Plus von 6,8Prozent fordert, droht nun,dass die bisherige Abwehr-front der wichtigsten Bei-tragszahler gegen eine Er-höhung des EU-Budgetsinsgesamt zu bröckeln be-ginnt. Mit Milliarden Eurozusätzlich zur Kasse gebe-ten würde in diesem Fallauch Deutschland. Alleinim Jahr 2010 hatte dieBundesrepublik als größterBeitragszahler 23,8 Milliar-den Euro nach Brüssel über-wiesen. Norman Hanert

Re-Industriealisierung auf FranzösischÜber Verbote, Subventionen und Protektionismus will neue französische Regierung Arbeitsplätze erhalten

Gegen daseigene Land

Die blutigen Geschehnissein Syrien werden kaumirgendwo mit größerer

Sorge beobachtet als im Libanon.Denn der Konflikt erinnert in vie-ler Hinsicht an den libanesischenBürgerkrieg von 1975 bis 1990,der eine Konfrontation von pri-mär religiös bestimmten Grup-pen war, kombiniert mit Privat-fehden und ausländischen Inter-ventionen – all das in mehrmalswechselnden Al-lianzen. Am En-de hatten Trup-pen der Arabi-schen Liga unterFührung Syriensdas bis heute herrschende prekä-re innenpolitische Gleichgewichtabgesichert, aber genau diesesdroht im Zuge der Syrien-Kriseerneut zu zerbrechen. Schon gabes wieder Schusswechsel, etwa inder nordlibanesischen Hafen-stadt Tripoli oder im Grenzgebietzu Syrien.Verschärfend wirkt, dass die

Grenze zu Syrien für Personen,Schmuggelware und Waffen inbeiden Richtungen immer schonsehr durchlässig war und dass gutdie Hälfte der weit über 100000Syrer, die mittlerweile ihr Landverlassen haben, in den Libanongegangen sein dürften. GenaueZahlen gibt es nicht, denn wie inNahost üblich, lässt man sich

nicht als Flüchtling registrieren,wenn man im Nachbarland Ver-wandte oder gar Vermögen hat –was für nicht wenige Syrer im Li-banon zutrifft.Indessen gehen die Vorberei-

tungen für den vom 14. bis 16.September geplanten offiziellenLibanon-Besuch von Papst Bene-dikt XVI. unvermindert weiter.Ob der Besuch wirklich stattfin-det, hängt allerdings von der Ent-

wicklung in Sy-rien ab. Dennbeim dort mitdeutlicher Ver-spätung fernge-zündeten „arabi-

schen Frühling“ spielen erst injüngerer Zeit auch Deserteure innennenswerter Zahl mit, haupt-sächlich aber extremistische Sun-niten, die massiv von den Golf-staaten und der Türkei – undstillschweigend auch vom Westenunterstützt werden.Sollten sich diese Leute durch-

setzen, könnten sie versucht sein,gleich im Libanon weiterzuma-chen. Sollten sie aber doch vonder Regierung zurückgedrängtwerden, würden viele in den Li-banon ausweichen, und diePapst-Veranstaltungen wären ge-radezu ideal, als „Provokation“bezeichnet und als Ersatzzieleangegriffen zu werden.

R. G. Kerschhofer

Den beiden bislang in Israelregierenden Parteien Likudund Kadima ist es nicht ge-

lungen, einen Kompromiss zurWehrdienstreform zu finden. DerOberste Gerichtshof hatte im Aprildie Sonderregelungen zur Wehr-dienstbefreiung für ultraorthodoxeJuden und Angehörige der arabi-schen Minderheit für verfassungs-widrig erklärt und deren Abschaf-fung zum 31. Juli verlangt. Seit demRegierungsbeitritt der liberalen Ka-dimapartei im Mai war zum erstenMal eine säkulare Mehrheit ohnedie religiösen Parteien möglich.Shaul Mofaz, der Vorsitzende vonKadima und ehemalige General-stabschef hatte gefordert, für alle18-jährigen Israelis, auch für dieultraorthodoxen Juden und israeli-schen Araber, in Zukunft einenWehrdienst oder zivilen Ersatz-dienst einzuführen. Doch Regie-rungschef Benjamin Netanjahu hatsich ohne Not nun dem Druck sei-ner beiden anderen ultrareligiösenKoalitionspartner, der ultraortho-doxen Schas-Partei und der Thora-Partei, gebeugt. Beide Parteien wa-ren nur bereit, ein jährlich geringerwerdendes Quotensystem für ultra-orthodoxe Juden in der Armee zuakzeptieren. Daraufhin kündigteKadima die Koalition auf, so dassbald Neuwahlen anstehen.In Israel gilt mit drei Jahren

Wehrpflicht für Männer und zwei

Jahren für Frauen eine der längstenmilitärischen Pflichtdienstzeitenweltweit. Die noch durch jährlicheReservedienste von fast einem Mo-nat bis zum 40. Lebensjahr ergänztwird. Allerdings galten diesePflichten nicht für die am schnell-sten wachsenden Gruppen der is-raelischen Gesellschaft, die arabi-schen Israelis, die fast 20 Prozentder Bevölkerung ausmachen, unddie ultraorthodo-xen Juden, derenAnteil an der jüdi-schen Bevölke-rung ständigwächst und die et-wa 15 Prozent derStaatsbevölkerungausmachen. Da die religiösen Par-teien seit der Staatsgründung 1948in jeder Regierung zur Mehrheits-beschaffung gebraucht wurdenund diese den Waffendienst für ih-re Wählerklientel immer abgelehnthaben, gehörte die Wehrdienstfrei-stellung für orthodoxe Juden zu je-dem Koalitionsvertrag seit derStaatsgründung, und dies, obwohlder Staat Israel seit seiner Grün-dung fünf Kriege ausgefochten hatund angesichts des Konfliktpoten-zials im Nahen Osten jeden Tag einneuer Krieg ausbrechen könnte.Der Unmut derer, die drei Jahre

Uniform tragen und anschließendregelmäßig zu Reserveeinsätzengerufen werden, während ihre

frommen Altersgenossen freige-stellt sind, wuchs in den letztenJahren ständig. In den Anfangsjah-ren der Staatsgründung hatte mangroßes Verständnis für die ortho-doxen Juden. Den religiösen Dienstihrer Gebete verstand man damalsnoch als absolut gleichwertig mitdem Waffendienst der Soldaten.Aus einer verschwindend kleinenGruppe ultraorthodoxer Juden, de-

nen Israels ersterRegierungschefDavid Ben-Gurioneinst Sonderrech-te einräumte, istinzwischen eineriesige Anzahlf r e i g e s t e l l t e r

Ultraorthodoxer geworden. Durchdie zunehmende Stärke der Ultra-orthodoxen und ihr immer selbst-bewussteres Auftreten in der israe-lischen Öffentlichkeit haben siesich in der israelischen Gesell-schaft zunehmend unbeliebt ge-macht. Auch hatte ihr oft aggressi-vees Auftreten bei Demonstratio-nen der Öffentlichkeit deutlich ge-macht, dass diese gar keine Pazifi-sten sind, wie sie in der Berufungauf den Talmud behauptet hatten.In den letzten Wochen hatten

sich Tausende Menschen in TelAviv versammelt und gefordert:„Ein Volk = eine Wehrpflicht“, manwollte eine Einbeziehung der ultra-orthodoxen Juden in den Militär-

dienst. Nach dem Urteil des Verfas-sungsgerichtes wurde eine Parla-mentskommission unter Leitungdes Kadima-Abgeordneten Jochan-an Plessner gebildet. Sie riet dazu,streng religiöse Männer im Altervon 22 Jahren in die Armee aufzu-nehmen oder sie zu einer Art Zi-vildienst zu verpflichten. Eine radi-kale Anwendung der Reform hättesicherlich einen Kulturkampf in Is-rael ausgelöst, weil es viele ultraor-thodoxe Juden zum Beispiel ableh-nen, Hebräisch zu sprechen, siesprechen weiterhin Jiddisch.Zugleich werden arabische Is-

raelis, die etwa gleichgroße Jahr-gangsstärken wie die Ultraortho-doxen aufzuweisen haben, bishernur in Ausnahmefällen in die Ar-mee aufgenommen. Die Regie-rung fürchtet, sie könnten beiKämpfen gegen Palästinenserüberlaufen. Zurzeit tragen nur et-wa 2000 arabische Israelis, Dru-sen, Christen oder Beduinen unddie islamischen Tscherkessen dieisraelische Uniform auf freiwilli-ger Basis. Die restlichen fast100000 arabischen Israelis solltennach der Reform zu einem zivilenErsatzdienst verpflichtet werden.Eine Mehrheit der israelischenAraber hat gegen gleiche Pflich-ten grundsätzlich nichts einzu-wenden, aber dann müssten alleBürger auch gleiche Rechte ha-ben. Bodo Bost

Sonderrechte dank ReligiositätDebatte um Wehrpflicht für Orthodoxe offenbart, dass Israel ein tief gespaltenes Land ist

Ansteckung drohtSyrien-Krise gefährdet Stabilität des Libanon

Besuch des Papstesfür September geplant

Arabische Israelissind in der Armeenicht gern gesehen

Athen – Wegen des Verkaufs vonKreditausfallversicherungen aufStaatsanleihen durch die halb-staatliche „Hellenic Postbank“ anprivate Investoren 2009 hat eingriechischer Staatsanwalt fürWirtschaftskriminalität erneut Er-mittlungen, damals wegen Insider-Handels, gegen Andreas Papan-dreou, einen Bruder des damali-gen Premiers Giorgos Papandre-ou, aufgenommen. Nun soll einRechtshilfeersuchen an dieSchweiz gestellt werden, wo eineInvestmentfirma ansässig ist, dievom Kauf der Kreditausfallversi-cherungen profitiert haben soll.Papandreou soll dort von 2009 bis2010 tätig gewesen sein. WeitereErmittlungen beziehen sich aufden Verdacht einer organisiertenspekulativen Attacke gegen Grie-chenland, die mit dazu beigetra-gen haben könnte, den Wert derKreditausfallversicherungen zusteigern. N.H.

Paris will,dass EU-Haushalt

wächst

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WIRTSCHAFT Nr. 30 – 28. Juli 2012 7

KURZ NOTIERT

Da die Rezession in den USAimmer noch ihre Schatten wirft,brechen US-Kommunen die Ein-nahmen weg. Viele Kämmerer sit-zen auf hohen Schuldenbergenund trotz massiver Einsparungenkönnen sie ihre Zahlungsver-pflichtungen nicht mehr erfüllen.

„Was ist das“, wundert sich Leh-rerin Phyllis Bower in Los Ange-les. „Färbt die Europa-Krise aufuns ab?“ Ihre Sorge hat einen aku-ten Hintergrund, auch wenn derEuro hieran absolut unschuldigist. Und wenn auch nicht anzu-nehmen ist, dass dieUSA oder der hoch ver-schuldete BundesstaatKalifornien, der seinBudget mit großenOpfern auf allen Gebie-ten gerade mühsam inden Griff bekommen hat,Pleite gehen, so sind esdoch immer mehr kleineStädte, die dem enor-men, vor allem durchdie Rezession ausgelö-sten Finanzdruck nichtstandhalten können.Innerhalb der letztendrei Wochen haben dreikalifornische StädteBankrott angemeldet:Der prominente Skiortin der Sierra NevadaMammoth Lake, dieArbeiter-Stadt Stocktonsowie soeben das idylli-sche San Bernadino inden Bergen nahe LosAngeles. Und auch der93000 Einwohner zäh-lenden Stadt Comptongeht vermutlich EndeSeptember das Geld aus.Vallejo, das schon 2008der Krise zum Opfer fiel,hat sich durch Umstrukturierun-gen gerade erholt. Landesweitwaren es seit 2007 14 US-Städte,die unter dem US-Insolvenzrecht„Chapter 9“ Schutz suchten.„Es sieht nicht gut aus“, sagt

Michael Pagano, Dekan der Hoch-schule für Stadtplanung undöffentliche Angelegenheiten an derUniversität Chicago. „Und es wirdnicht besser werden in den näch-

sten drei bis vier Jahren. Die Städ-te müssen neue Wege für ihre Ein-nahmen suchen, um ihren Ver-pflichtungen nachzukommen,sonst geht es immer weiter berg-ab.“ Als der Stadtrat von San Ber-nardino vorletzte Woche dieBankrott-Erklärung abgab, hattedie Stadt von 213000 Einwohnernnoch ganze 150000 US-Dollar aufihrem Konto für die nächstenGehälter ihrer Beamten und 46Millionen Schulden. Wie ist dasmöglich?Während Mammoth Lake sich

nur unfähig sah, einem Gerichts-

urteil nachzukommen, das dieStadt einem Bauunternehmer fürsein erst genehmigtes und danngestopptes Hotelprojekt Millio-nen Dollar Schadensersatz zuzahlen hat, sieht Pagano in Valle-jo, Stockton und San Bernardinodas gleiche fundamentale Pro-blem wie in vielen anderen US-Städten: „Es sind kleinere Arbei-ter-Städte mit einer überwiegend

armen Bevölkerung und einerveralteten Infrastruktur. Das heißt,sie hatten immer die Steuerein-

nahmen mit den Ausgaben für dieSozialpolitik zu balancieren.Steuererhöhungen scheitern stetsam Veto der Republikaner. In SanBernardino erhalten 40 Prozent

der Bevölkerung Sozialhilfe. Dannkam die Rezession ...“Haupteinnahmequelle für alle

Städte und Gemeinden sind dieGrundstücks- und Verkaufssteu-ern. Durch den Zusammenbruchdes Wohnungsmarktes mit denungezählten Zwangsversteigerun-gen sowie den Rückgang beimKonsum fielen die Steuereinnah-men in den Keller. Viele Geschäf-

te gaben auf. San Bernardino ver-lor in der Rezession allein zwölfAutohändler und 2011 insgesamt16 Millionen Dollar an Steuerein-nahmen.„Früher kam es öfter vor, dass

eine Stadt oder Gemeinde durchMisswirtschaft in die roten Zahlengeriet“, sagt Anne Van Praagh,Direktorin der Abteilung füröffentliche Finanzen bei derRatingagentur Moody’s. „Aber diebetroffenen Städte in letzter Zeithaben fast alles richtig gemacht.Da eingespart, wo sie konnten.Und dennoch reichte es nicht.“

Was diese Städte jedoch meistnicht konnten, waren Kürzungender Hauptausgaben wie Pensio-nen, Gehälter und Krankenversi-cherungsbeiträge für ihre Ange-stellten sowie Reduzierungen imöffentlichen Dienst auch bei Poli-zei und Feuerwehr. Alle Vorschlä-ge scheiterten am Widerstand derGewerkschaften. Also musste anSchulen, Bibliotheken oder frei-

willigen Sozialleistungen gespartwerden. Auch zog sich der Staataus der Bildung zurück und ver-langte von seinen Bürgern mehrEigenleistung. Zahlten US-Stu-denten in den 80er Jahren nureinige hundert Dollar im Semestersind es jetzt schnell über 10000Dollar. Aber all das reichte nicht.Kaliforniens Gouverneur Jerry

Brown und Los Angeles’ Bürger-meister Antonio Villariagosa sindbeide mächtige Politiker, die ehermit den Gewerkschaften verhan-deln können. Und in manchenkleineren Städten gelingt das auch

dem Stadtrat. Aber wonichts hilft, ist das Insol-venzverfahren auch eineChance: „Chapter 9bedeutet eine fabelhafteGelegenheit, untragbarePensions- und Gesund-heitskosten zu regulie-ren“, erklärt RobertFlanders, Konkursver-walter für das 19000-Seelen-Städtchen Cen-tral Falls in Rhode Islandan der Ostküste, das imletzten August Bankrottanmeldete. Die Stadthatte ihre einst blühen-de Textilmanufaktur ver-loren und mit ihr dielukrativste Steuerein-nahmequelle. Und sokonnte sie die uner-schwinglich geworde-nen Pensions- undKrankenversicherungs-beiträge für ihre Ange-stellten nicht bezahlen,was pro Jahr zu sechsMillionen mehr Ausga-ben als Einnahmenführte und sich am Endeauf ein Defizit von 80Millionen Dollar sum-

mierte. Konkursverwalter Flan-ders erreichte eine Kürzung derPensionen um 55 Prozent, wasCentral Falls wieder auf die Beinebrachte, auch wenn es für dieBetroffenen hart war.San Bernardino zog nun seinen

Insolvenzantrag zurück, da dieGewerkschaften Gesprächsbereit-schaft bekundet hatten. Nun wirdverhandelt. Liselotte Millauer

Großzügigkeit rächt sichMehrere US-Städte meldeten Insolvenz an, auch weil sie gegenüber Gewerkschaften zu nachsichtig waren

Es sind keineswegs nur dieinstabilen Banken, die Spa-

nien an den Rand der Pleite drän-gen, auch die eigene Schuldenlastdes Staates, aber auch die derRegionen sorgt dafür, dass immermehr Experten mit einer Zah-lungsunfähigkeit des Landes rech-nen. Spanien, das seit Jahren jähr-lich neue Schulden aufnimmt,weil es wegen sinkender Steuer-einnahmen durch die Rezessionim Land und zugleich steigenderAusgaben mit seinem Budgetnicht auskommt, muss auch alteStaatsanleihen umschulden. Somüssen bis Mitte 2015 alte Anlei-hen in Höhe von knapp 300 Milli-arden Euro zurückgezahlt werden.Während die alten Staatsanleihennoch mit nur vier Prozent bei fünfJahren Laufzeit verzinst werdenkonnten, hat Spaniens prekäreFinanzlage dazu geführt, dass derStaat nur Geld bekommt, wenn erderzeit rund 7,5 Prozent Zinsenfür fünf Jahre zahlt, was wiederumden Haushalt zusätzlich belastet.Zugleich sitzt der Staat noch auf

offenen Rechnungen, die über 100Milliarden Euro betragen. Vorallem einheimische Firmen wartennach vollbrachter Leistung ver-zweifelt auf ihr Geld vom Staat. Oftkönnen sie ihre Angestellten nichtmehr bezahlen, die dann entlassenwerden müssen und die Arbeitslo-sigkeit weiter erhöhen. Bel

Wer die Kampfansagengegen „Reiche“, mitdenen Frankreichs

frischgewählter Präsident Fran-çois Hollande seinen Wahlkampfwürzte, für bloße Parolen hielt,wurde am 18. Juli eines Besserenbelehrt. An jenem Mittwochbegann die französische National-versammlung mit der Debatteüber drastische Steuererhöhun-gen.Damit dürfte die sozialistische

Mehrheit im Parlament einenTrend befeuern, der bereits imFrühjahr anlief, als ein Sieg derSozialisten immer wahrschein-licher wurde: Reiche Franzosenkehren ihrem Land den Rückenoder spielen ernsthaft mit demGedanken daran.Was sie verscheucht: Hollande

will nicht nur den Spitzensteuer-satz ab einem Jahreseinkommenvon einer Millionen Euro auf 75Prozent anheben. Auch soll dieVermögensteuer mehr als verdop-pelt werden und nicht erst wiebisher ab einem Vermögen von1,3 Millionen, sondern bereits ab800000 Euro greifen. Der Ein-gangssteuersatz soll 0,55 Prozentjährlich betragen, bei einem Ver-mögen von vier Millionen Eurosteigt sie indes bereits auf rund2,4 Prozent oder 95500 Euro.

Zusammen mit dem höherenSpitzensteuersatz und der Sozial-steuer CSG droht im Einzelfall einSteuersatz von über 100 Prozentdes Jahresbrutto-Einkommens.Das verfehlt nicht seine Wir-

kung: Agenturen, die wohlhaben-de Bürger Frankreichs bei derAuswanderung beraten, berichtenüber eine dramatische Zunahmevon Anfragen. Die „Frankfurter

Allgemeine“ zitiert einen PariserVermögensverwalter, der sonstrund 50 derartige Fälle im Jahrverzeichnete. Allein bis zum Julisei er nun aber schon bei 90Anfragen angekommen.Hauptziele der Exilanten sind

Genf, Brüssel, Luxemburg und vorallem London. Erst danach ran-giert unter anderem Deutschland.Gegen Deutschland spricht, dasshierzulande seit Jahren über Ver-mögensteuern debattiert wird.Zudem bezeichnete gar das CDU-geführte Finanzministeriumschlecht kaschierte Enteignungs-vorschläge gegen Vermögen von

mehr als 250000 Euro unlängstals „interessant“ (siehe PAZ vonvergangener Woche).Großbritanniens Premier David

Cameron wirbt dem gegenüberganz offen um reiche Franzosen,was unter Frankreichs Sozialistenbereits für böses Blut sorgte.Cameron spekuliert auf den enor-men Nutzen, den kapital- undkaufkräftige Franzosen seinemLand und seiner Steuerkassebringen würden. Für Londonspricht auch, dass sich hierbereits eine französische Gemein-de von rund 400000 Menschenfest etabliert hat. Die britischeMetropole feiert sich selbst als„sechstgrößte Stadt Frankreichs“.Auswanderungswillige Franzo-

sen geben indes an, dass es weni-ger die höheren Steuern seien, diesie außer Landes trieben. Viel-mehr hätten die Sozialisten eine„Hexenjagd auf Reiche“ ausgelöst.Die Entwicklung macht selbst alt-gedienten Parteifreunden Hollan-des Sorgen. Der frühere Beratervon Präsident François Mitterand,Jacques Attali, mahnt, Wohlha-bende seien die „mobilste Bevöl-kerungsgruppe“, deren Steuerauf-kommen und Kaufkraft man nochvermissen werde, wenn sie ersteinmal außer Landes gegangenseien. Hans Heckel

»Staats-Hehlerei«Streit um Steuerabkommen mit der Schweiz

Flucht aus Frankreich»Hexenjagd auf Reiche«: Wohlhabende wandern in Scharen aus

Kostenträchtige Banker: DerLibor-Skandal, der nicht nur diebritische Bank Barclays betrifft,aber auch andere Bankenskandalewie der umstrittene Kauf der HypoGroup Alpe Adria durch die Bay-ernLB lassen Versicherer zittern.Grund hierfür sind Schadenser-satzklagen gegen die beteiligtenBankenmanager. Diese haben ofteine D&O-Versicherung (Directors& Officer), die im Schadensfallzahlt. Da diese Schadensfällegleich Millionen-schwer sind undsich in letzer Zeit häufen, sinddiese Policen für die Versichererkaum noch rentabel. Auf rund jedezehnte Police käme ein Schaden,hieß es im „Handelsblatt“. Bel

Sprachkenntnisse als Schlüsselzu mehr Handel: Verschiedene For-schergruppen haben ihre Erkennt-nisse zum Thema Sprache undHandel zusammengetragen undsind zu dem Schluss gekommen,dass vor allem die größere Verbrei-tung der englischen Sprache inner-halb Europas zu stärkerem Handeluntereinander geführt habe. Voneiner Steigerung um 30 Prozentgehen die Wissenschaftler in die-sem Fall aus, denn die Fähigkeit,miteinander zu kommunizieren,sorge für eine kostengünstigeGeschäftsabwicklung und verhin-dere teure Missverständnisse, wasGeschäfte mit dem Ausland fürmehr Firmen attraktiv mache. Bel

Pleitewelle erfasst Portugal: Mit9637 Insolvenzen, die im erstenHalbjahr 2012 in Portugal gemeldetwurden, ist die Zahl der Pleitenvon Privatpersonen und Unterneh-men um 83 Prozent gegenüberdem Vorjahreszeitraum gestiegen.An den 3409 Unternehmensinsol-venzen in den ersten sechs Mona-ten des Jahres hatten Pleiten importugiesischen Bau- und Immobi-liensektor den größten Anteil. N.H.

Belgische Schulden übersteigenWirtschaftsleistung: Mit 101,8 Pro-zent haben die Staatsschulden Bel-giens die jährliche Wirtschaftslei-stung das erste Mal seit 2004 über-stiegen. Während die staatlicheVerschuldung nun bei 377,3 Milli-arden Euro liegt, betrug die Wirt-schaftsleistung Belgiens im Vorjahr370,6 Milliarden Euro. N.H.

Kürzungen der hohenPensionen überInsolvenz möglich

Steuersatz kann imEinzelfall über

100 Prozent steigen

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Spanien gehtdas Geld aus

Nach dem erneuten Ankaufgestohlener Bankdatendurch die NRW-Landesre-

gierung verschärft sich der Ton inder Diskussion um das Steuerab-kommen zwischen Berlin undBern. Hier bezichtigen sich CDUund SPD gegenseitig kriminellerMachenschaften. Dort fordert dieNationalrätin und Europarats-Delegierte Doris Fiala, Deutsch-land vor dem InternationalenGerichtshof in Den Haag wegenstaatlicher Hehle-rei zu verklagen.Die Schweiz, sodie streitbareZürcher Liberale,werde „respekt-los“ behandelt; der große Nach-bar verletze „Rechtsstaatlichkeitund Völkerrecht“.Auch der Chefredakteur der

Zürcher „SonntagsZeitung“ arti-kuliert die Empörung der Eidge-nossen über die jüngste Attackeder Neidgenossen aus NRW undwarnt, „mit immer neuen Provo-kationen“ den Schweizern dasGefühl zu geben, „am GängelbandDeutschlands zu sein“. Dennoch scheint das Steuerab-

kommen – von beiden Regierun-gen unterzeichnet und in Bernbereits parlamentarisch ratifiziert– zumindest auf Schweizer Seite

noch nicht gefährdet. Laut einerUmfrage vom letzten Wochenen-de befürworten 69,8 Prozent derEidgenossen den Vertrag, dereinen Schlussstrich unter das lei-dige Thema „Steuerflucht undSchwarzgeld“ ziehen soll. 59,4Prozent wären sogar bereit, beischwerer Steuerhinterziehung dasgeradezu „heilige“ Bankgeheim-nis aufzuheben.Auf deutscher Seite aber wak-

kelt das Abkommen. SPD undGrüne wollenihre Bundesrats-mehrheit nutzen,um den Pakt inder Länderkam-mer zu kippen.

Damit ginge die Rechnung desBundesfinanzministers nicht auf.Wolfgang Schäuble hatte kalku-liert, die rot-grün regierten Län-der würden nach den Landtags-wahlen des laufenden Jahresumfallen und lieber die ihnenzufallenden Milliarden einkassie-ren. Nun aber zeigt sich, dass SPDund Grüne sich das Thema für dieBundestagswahl 2013 erhaltenwollen. Mit Neidkampagnen, sospekulieren sie, lasse sich besserWahlkampf machen als mit Kritikan Euro-Rettungsschirmen, denenman vorher selber zugestimmthat. Hans-Jürgen Mahlitz

Eidgenossen empörtüber Neidgenossen

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FORUM8 Nr. 30 – 28. Juli 2012

Bin gerade auf Ibiza angekom-men! Urlaub!!!“, twitterte einholländischer Nationalspieler

nach dem blamablen Ausscheidenseiner Mannschaft an seine Fans.Diese scheinbar harmlose Botschafterzürnte jedoch die Empfänger undsorgte für böses Blut. Dem Fußballerwurde noch nicht einmal sein Ur-laub gegönnt. Kaum jemand kannheute die Folgen abschätzen, wenner in der gegenwärtigen digitalenWelt über „Facebook“ oder andere Medienseinen „Freunden“ an seinem Leben Anteilgibt. Allzu schnell zeigen diese sich als ve-ritable Feinde.Kein Freund der neuen Offenheit ist der

Bundestrainer der deutschen National-mannschaft Joachim Löw. In einem Inter-view mit der „Zeit“ sagte er: „Es ist fürmich ganz und gar unverständlich, wieMenschen ihr Privatleben, bis hin zu wirk-lich vertraulichen, ja intimen Dingen, sowahllos mit Tausenden oder gar MillionenMenschen teilen.“ Da hat Löw noch nichteinmal übertrieben, denn ein Spieler wieMesut Özil hat tatsächlich eine „Face-book“-Fangemeinde von 5,6 MillionenMenschen. Was die Spieler daher der Öf-fentlichkeit mitteilen dürfen, wird inzwi-schen genau reglementiert. Spötter sagen,dass eine Fußball-mannschaft baldmehr Zeit mit der Ab-sprache des Face-book-Twitter-Kniggesverbringt als mit demrealen Training aufdem Fußballplatz.Über Verletzungen von Spielern, Taktiken,Mannschaftsaufstellungen, Inhalten vonTeambesprechungen und über persönlicheDinge darf nichts mehr geschrieben wer-den, legten die Fußball-Oberen fest. Ande-re Mannschaften wie Spanien oder Däne-mark verordneten sogar eine völlige Funk-stille.Spätestens als die Schutzgemeinschaft

für allgemeine Kreditsicherung Schufa voreinigen Monaten ankündigte, die „Face-

book“-Seiten von potenziellen Kreditneh-mern in ihre Nachforschungen einzubezie-hen, dürfte einigen der Sorglosen ein ge-höriger Schreck in die Glieder gefahrensein. Die Organisation, die Auskunft überdie Kreditwürdigkeit nahezu jedesBundesbürgers gibt, wollte tatsächlich ausden in den sozialen Netzwerken veröffent-lichten Urlaubsfotos Rückschlüsse auf de-ren finanzielle Solvenz ziehen. Da bei Be-werbungsgesprächen Personalchefs immerhäufiger auf Informationen bei „Google“oder anderen Informationsquellen der di-gitalen Welt zurückgreifen, wäre für diejungen Leute von heute Vorsicht angesagt.Der alte Satz „Wer nichts Verbotenes tut,braucht auch nichts zu verbergen“, verliertin der digitalen Welt seine Unschuld. Daswitzig gemeinte Foto eines Saufgelages im

Urlaub kann auf einenzukünftigen Arbeitge-ber abschreckend wir-ken.Etwas blauäugig

wirken daher auchÄußerungen vonMari-na Weißbrand, der ein-

stigen Gallionsfigur und Geschäftsführerinder Piraten-Partei. Sie hatte angekündigt,über jede Stunde ihres Tagesablaufes ihrerTwitter- und Facebook-Gemeinde Rechen-schaft abzulegen. Rückhaltlose Transpa-renz und Offenheit sollte zu mehr Vertrau-en in die Politik führen. Nur kurze Zeitspäter trat sie entnervt von ihren Parteiäm-tern zurück. Sie wolle sich auf ihr Psycho-logie-Studium konzentrieren, hieß es offi-ziell. Andere Stimmen vermuteten bei

Weißbrand einen Burn-out, einen Zu-sammenbruch unter der selbst auferlegtenLast.Die Wahlerfolge der Piraten-Partei wer-

den meist mit den Stichworten „Transpa-renz“ oder „digitale Welt“ begründet. „Be-dingungslose Teilhabe aller Menschen anGesellschaft“ nannte Christopher Lauer alsFraktionschef der Piraten im Berliner Ab-geordnetenhaus das Ziel seiner Partei. Da-bei muss schon das Wort „bedingungslos“stutzig machen. Mag es noch verheißungs-voll klingen, wenn er „ein transparentesStaatswesen“ fordert, das „alle seine Infor-mationen zugänglich macht, damit sichWähler für die Bürgerbeteiligungsprozessezwischen den Wahlen gut informierenkönnen“, so sind die Grenzen und Gefah-ren einer solchen Weltsicht schnell er-kennbar.Der Berliner Piratenchef wiederholt da-

mit eine alte Forderung, die Linke und Auf-klärer aller Couleur in den letzten 200 Jah-ren immer wieder erhoben haben. Un-mittelbar nach dem Sieg der französischenRevolution von 1789 installierte der „Wohl-fahrtsausschuss“ unter der Führung Robe-spierres ein System der Informationsbe-schaffung, das bald Ströme von Blut nachsich zog. Die Wagen der zum Tode Verur-teilten ratterten bald durch Paris und an-dere Städte des Landes, weil zahllose Spit-zel die „Feinde des Volkes“ denunziert hat-ten. Das „transparente Staatswesen“ oderdie „bedingungslose“ Beteiligung des Vol-kes führte schnell zu totalitären Machtsy-stemen. Die Namen von Josef Stalin, MaoZedong, Adolf Hitler oder Erich Honecker

stehen für solche Systeme der Informa-tionsbeschaffung. Als es die digitale Weltnoch nicht gab, mussten Blockwarte, infor-melle Mitarbeiter oder politische Sekretä-re die notwendigen Informationen überLebensstil und Gesinnung der Menschenheranschaffen. Wer einmal die alte Stasi-Zentrale in der Ost-Berliner Normannen-straße besichtigt hat,dem läuft es kalt denRücken herunter an-gesichts dieser un-heimlichen Transpa-renz.Ein Vorläufer all

dieser Diktatoren warder im Bürgertum verehrte Jean-JacquesRousseau (1712–1778), der sich in seinemBuch „Bekenntnisse“ als früher Enthüllerund Verteidiger der vollkommenen Durch-sichtigkeit gerierte. In seiner autobiografi-schen Schrift kündigt er eine schonungslo-se Offenbarung des Herzens an. Was ei-gentlich nur dem barmherzigen Gott imJüngsten Gericht zusteht, das wollte Rous-seau vor der Welt entblößen. Sein Gebotder Sittenlehre „Tue und sage niemals et-was, was nicht die ganze Welt sehen undhören könnte“ klingt plausibel, ist aberverräterisch. Denn von dem Ruf nach derabsoluten Transparenz geht die Nötigungaus, auch die dunklen Seiten des Lebenszu offenbaren. Da jeder Mensch etwas hat,was mangelhaft oder defizitär ist, entstehthier ein System, das auf Misstrauen undKontrolle – und nicht auf Freiheit – beruht.In der digitalen Welt von heute, als deren

Anwalt die Piraten-Partei heute auftritt, hat

sich die notwendige Informations-beschaffung nur in einem Punkt ge-ändert. Man braucht keine Spitzelund Denunzianten mehr, weil sichdie Menschen durch ihre Internet-Aktivitäten selbst verraten. Wenn,wie es derzeit in Schweden disku-tiert wird, das Bargeld komplettdurch Kreditkarten und andere bar-geldlose Bezahlsysteme ersetzt ist,wird man jederzeit nachvollziehenkönnen, was jeder wo und zu wel-

cher Zeit gekauft hat. Die heutigen Mobil-telefone verraten bereits detailliert, woman sich wann aufhält.Angesichts dieser Situation scheint das

gesunde Maß zwischen Intimität undTransparenz, zwischen Privatem und Öf-fentlichem entscheidend zu sein. Wer hierBedingungslosigkeit in der einen oder an-

deren Richtung for-dert, ist auf dem be-sten Wege zu einemtotalitären Staat. DerSchriftsteller PeterHandke sagte einmal:„Von dem, was die an-deren nicht von mir

wissen, lebe ich.“ Diese Meinung mussden Mitgliedern der Transparenzgemein-de, die das Recht auf Allinformiertheitund auf den gläsernen Menschen zumWohle des Volkes proklamieren, wie eineHäresie vorkommen. Dabei beruht sie aufganz natürlichen Empfindungen einer inder bürgerlichen Welt gepflegten Kultur,in der Scham zählte und vieles verborgenund nicht enthüllt wurde. Im Gegensatzzum US-Lebensgefühl redet man hierzu-lande nicht so gerne darüber, wie hochdas eigene Einkommen oder Vermögenist. Das hat seinen guten Grund: Sitte, Ver-nunft und Lebenserfahrung lehren, dasseine Balance von Offenheit und Geheim-nis zu wahren ist. Auch der Staat, der tat-sächlich für Freiheit und Demokratie ein-treten will, muss die Privatsphäre desBürgers soweit irgend möglich wahrenwollen, andernfalls droht der Egalita-rismus des Totalitären.

Die Tyranneider Öffentlichkeit

Von HINRICH E. BUES

AbsoluteTransparenz führt indie Unfreiheit

Stasi sammelteInformationen über das Tunund Lassen der Bürger

Jeder hat das Recht, seine Mei-nung in Wort, Schrift und Bildfrei zu äußern und zu verbreiten.“So heißt es zumindest in Artikel 5des Grundgesetzes. Doch dieWirklichkeit sieht anders aus.Nicht das Grundgesetz zählt indiesem Punkt, sondern ein unge-schriebenes Gesetz, an das sich inDeutschland gleichwohl fast alle,selbst in vorauseilendem Gehor-sam, halten – das Gesetz der „Po-litical Correctness“. Wer dagegenverstößt, wird stigmatisiert, aus-gegrenzt, seiner bürgerlichen Exi-stenz beraubt und häufig sogarbedroht. Dafür muss man nochnicht einmal mehr politische Aus-

sagen treffen, sondern es reichtinzwischen bereits, wenn man einganz persönliches Angstgefühl öf-fentlich zum Ausdruck bringt.Dass selbst ernannte Gesinnungs-wächter, Berufsbetroffene undGutmenschen auch dann schnellmit der „PC-Keule“ bei der Handsind, ist schlimm genug. Dassaber staatliche Institutionen sicheilfertig daran beteiligen, ist skan-dalös. Auch dem Grundrecht derfreien Meinungsäußerung sinddurch Rechtsnormen Schrankengesetzt. Solange nicht gegen dieseNormen verstoßen wird, gilt Arti-kel 5 und nicht das ungeschriebe-ne PC-Gesetz.

Grundgesetz giltVon Jan Heitmann

Freiwillig TeilzeitVon Rebecca Bellano

Wie schön, dass es Arbeitsmi-nisterin Ursula von der

Leyen (CDU) gibt. Während eineHiobsbotschaft nach der näch-sten in Sachen Euro die anson-sten nachrichtenarme Zeit füllteund Beklemmungen auslöste, be-kundete von der Leyen frisch undfröhlich, dass sie unbedingt einefeste Frauenquote von 30 Prozentbei Aufsichtsräten haben wolle.Natürlich tat sie dies, ohne zu er-klären, wem sie mit dem Elite-projekt Frauenquote für Auf-sichtsräte einen Gefallen tun wol-le und woher die Unternehmenso schnell so viele qualifizierteFrauen nehmen sollten. Undschon war man wieder voll imdeutschen Politikbetrieb und dasmitten in der Sommerpause. Zu-dem geriet der Euro kurz in Ver-gessenheit. Dank an die Arbeits-ministerin für diese Leistung!Von der Leyen gibt sich mit ih-

rer Forderung als Vorkämpferinfür die Rechte der Frauen. Fragt

sich nur, ob diese das auch so se-hen. Es ist doch merkwürdig,dass gerade Erzieherinnen zuüber 60 Prozent Teilzeit arbeiten.Da wird einem immer erzählt, esläge an den mangelnden Betreu-ungsmöglichkeiten, warum Frau-en vergleichsweise wenig Vollzeitarbeiten und Karriere machen,doch warum arbeiten Erzieherin-nen dann so oft Teilzeit, sitzen siedoch sozusagen an der Quelleder Betreuungsmöglichkeiten?Kann es also sein, dass es nochandere Gründe – natürlich zu-sätzlich zu den „bösen“ Männer-klüngeln, die den Frauen die Kar-riere verwehren – gibt, warumFrauen vor allem freiwillig lieberTeilzeit arbeiten?Es mag überraschen, aber es

scheint offenbar vielen Frauenauch wichtig, Zeit mit den eige-nen Kindern zu verbringen.Außerdem bedeuten Vollzeitjobund Nachwuchs samt Haushalts-führung Dauer-Stress pur.

Stich ins WespennestVon Vera Lengsfeld

Als ich unlängst vom „Han-delsblatt“ gefragt wurde,wie ich das Votum des

Bundestages für die Spanien-Hil-fen beurteile und ob es nicht einAusdruck der Ohnmacht des Par-laments im Angesicht der Krisesei, ahnte ich nicht, dass ich mitmeiner Antwort mitten ins politi-sche Wespennest stechen würde.Ich schrieb: „Das Parlament ist

nicht ohnmächtig, es entmanntsich selbst. Wenn Abgeordnete,wie bei der jüngsten ESM-, undFiskalpaktabstimmung gesche-hen, über einen Text abstimmen,obwohl er nicht vollständig vor-liegt, heißt das, sie nehmen sichselbst nicht ernst. Wenn Abgeord-nete zulassen, dass die RegierungInformationen zurückhält, sieauch nach mehrmaliger Mah-nung nicht zugänglich macht unddas Parlament trotzdem sostimmt, wie die Regierung vor-gibt, hat es seine Kontrollfunktionaufgegeben und gleicht immermehr der Volkskammer der DDR,die nichts zu sagen hatte, als ei-ner selbstbewussten Körper-

schaft, die sich ihrem Souveränverpflichtet fühlt. Mit der Zustim-mung zu den Bankenhilfen fürSpanien hat sich der Bundestagerneut zum Abnickorgan der Re-gierung degradiert. Dafür hättendie Parlamentarier nicht mit vielSteuergeldern aus dem Urlaubgeholt werdenmüssen.“Kaum war

mein Statementauf „Handelsblattonline“ erschie-nen, brach einSturm los. MeinE-Mail-Konto konnte die vielenZuschriften kaum fassen. Bis aufeine waren alle zustimmend. AufFacebook wurde nicht nur derArtikel vom „Handelsblatt“, son-dern auch die Reaktionen in der„Welt“ und der „Süddeutschen“immer wieder geteilt. Bei „GoogleNews“ war der „Welt“-Bericht un-ter „Meistgeklickt“ zu finden.In den Medien überwog natür-

lich die Ablehnung meines Ver-gleichs. „Bild“ kürte mich gar zur„Verliererin des Tages“. Ich erfuhr

davon durch Leser, die mir ihreProtestmails an „Bild“ zur Kennt-nis gaben. Einer schlug vor, „Bild“solle doch eine Blitzumfrage star-ten, was die Leser zu meinemVergleich meinten. Wenn die Re-aktionen, die ich bekommen ha-be, nur annähernd repräsentativ

sein sollten,müsste „Bild“diese Umfragefürchten, dennich ginge als Ge-winnerin des Ta-ges hervor.Nun könnte

man argumentieren, dass ich po-pulistisch gewesen sei und meinStatement nichts mit der Realitätzu tun hätte. Weit gefehlt. Nur ei-nen Tag nach meiner Äußerungwurde bekannt, dass Bundestags-präsident Nobert Lammert, einerder wenigen aufrechten Parla-mentarier, die ihre Aufgabe nochernst nehmen, in einem Brief anFinanzminister Wolfgang Schäu-ble Zweifel an der Vollständig-keit der Information des Parla-ments über die Zwischenergeb-

nisse der Verhandlungen mitSpanien angemeldet hatte. Inzwi-schen soll das Finanzministe-rium versprochen haben, in Zu-kunft besser zu informieren. Dasbedeutet aber, dass die bei derAbstimmung vorliegenden Infor-mationen tatsächlich unvollstän-dig waren und damit die Vorga-ben des Verfassungsgerichts, dieParlamentarier stets umfassendzu informieren, missachtet wor-den sind.Was soll man von Parlamenta-

riern halten, die einen Skandal,wie die Zurückhaltung von Infor-mationen gegenüber dem Parla-ment nicht thematisieren, son-dern in der Mehrheit brav weitereine Rettungspolitik unterstüt-zen, von der nur grobe Umrissebekannt sind? Ich habe nichtsvon dem, was ich gesagt habe, zu-rückzunehmen. Wer handelt, alsbefinde er sich in der DDR-Volks-kammer von SED-Gnaden undnicht in einem frei gewähltenParlament, das nur den Wählernverpflichtet ist, nicht einer Regie-rung, hat verloren.

EEiiggeennttlliicchh ssoollllttee ddiieeDDDDRR VVoollkksskkaammmmeerrddeerr GGeesscchhiicchhttee aannggeehhöörreenn:: VVeerraa LLeennggssffeelldd vveerrgglliicchh iimm „„HHaannddeellbbllaatttt““ ddeennBBuunnddeessttaagg mmiitt ddeerrDDDDRR--VVoollkksskkaammmmeerr,,ddaa ddaass PPaarrllaammeennttoohhnnee DDeettaaiillwwiisssseennggeemmääßß WWuunnsscchh ddeerrBBuunnddeessrreeggiieerruunnggbbeeii ddeenn SSppaanniieennhhiill--ffeenn aabbggeessttiimmmmtthhaattttee..

Bild: Mrotzkowski/ dapd

Vorgaben des Verfassungsgerichtswurden missachtet

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KULTUR Nr. 30 – 28. Juli 2012 9

Der Generaldirektor des Ger-manischen Nationalmu-

seums, Prof. Dr. G. Ulrich Groß-mann, ist neuer Präsident desInternationalen Kunsthistoriker-verbandes CIHA. Er wurde am 18.Juli 2012 einstimmig gewählt.Mehr als 1000 Fachleute aus allerWelt kamen für eine Woche nachNürnberg, um sich über kunsthi-storische Fragestellungen auszu-tauschen. Organisator und Aus-richter des „33. Internationalen

Kunsthistori-ker-Kongres-ses“ ist dasGermanischeNationalmu-seum. Das„ C o m i t éinternationald’histoire de

l’art“, kurz CIHA, ist die ältesteweltumspannende Organisationvon Kunsthistorikern. Sie wurde1873 in Wien gegründet und stehtunter der Schirmherrschaft derUnesco. Seit 1893 lädt CIHA allevier Jahre zu einem Weltkongress.Die Mitgliederliste umfasst der-zeit 35 Staaten aus fünf Kontinen-ten. Hauptanliegen von CIHA ist,Fachwissenschaftler aus aller Weltmiteinander in Kontakt zu brin-gen und zu vernetzen. Der Ver-band versteht sich als Sprachrohrfür kunsthistorisch relevante The-men, die sich explizit nicht aufden Museumsalltag beschränken,sondern vor allem auch die uni-versitären Einrichtungen mitein-beziehen. Durch Kongresse undPublikationen soll die wissen-schaftliche Forschung angeregtund der wissenschaftliche Nach-wuchs gefördert werden. Prof.Großmann leitet seit 1994 alsGeneraldirektor das GermanischeNationalmuseum. PAZ

Am 19. Juli 1937 wurde in Mün-chen eine Sensationsausstellungeröffnet, die wohl für immer dieam besten bestückte Schaumoderner deutscher Kunst blei-ben wird. Mit über zwei MillionenSchaulustigen verzeichnete siedas höchste Besucherergebnisaller Zeiten. Der Titel der Ausstel-lung „Entartete Kunst“ rief zurEmpörung auf. Die Ausstellung„Moderne am Pranger“ in Aschaf-fenburg erinnert daran.

Die „Prangerschau“ war alsGegenstück zur tags zuvor eröff-neten „Großen Deutschen Kunst-ausstellung“ konzipiert, mit derdas Münchener „Haus der Deut-schen Kunst“ (heute „Haus derKunst“) eingeweiht wurde. Die botin 40 lichtdurchfluteten Sälen,1200 großzügig und übersichtlichpräsentierte Plastiken, Gemäldeund Grafiken von 557 Künstlern,welche die nationalsozialistischenMachthaber für gute deutscheKunst hielten. In den Katalog der420000 Besucher verzeichnendenGroßen Deutschen Kunstausstel-lung war ein roter Handzettel ein-gelegt. Der verhieß Ungeheuerli-ches: „Gequälte Leinwand – Seeli-sche Verwesung – KrankhaftePhantasten – GeisteskrankeNichtskönner. Besucht die Aus-stellung ,Entartete Kunst‘.“ Diesewurde in den Hofgarten-Arkadenpräsentiert. In neun schmalenRäumen waren rund 600 Gemäl-de, Plastiken und Grafiken vonetwa 120 Künstlern zusammenge-pfercht.Die Schau prangerte Vertreter

des Impressionismus, des Dada-ismus und der Neuen Sachlich-keit, die Künstler des Bauhausesund die Spielarten der Abstrak-tion als „Verfallskunst“ an. Der

Hauptangriff galt den Expressioni-sten. Auf Wandbeschriftungenwurde das Ausstellungsgutbeschimpft. Zu Max Beckmanns„Kreuzabnahme“hieß es „FrecheVerhöhnung desG o t t e r l e b e n s “ .Jüdische Künstlerwie Marc Chagallund Ludwig Meid-ner waren in einereigenen „Schrek-k e n s k a m m e r “zusammengeführt.Unter „Verhöhnungder deutschenFrau“ firmiertenAktbilder vonErich Heckel undErnst LudwigKirchner. Gemäldevon Otto Dix wur-den als „Be-schimpfung derdeutschen Heldendes Weltkriegs“abqualifiziert. ZuWerken von PaulKlee und WassilyKandinsky hieß es„Verrückt um jedenPreis“. ChristophZuschlag, Verfasserdes Standardwerks„Entartete Kunst“,bezeichnet diegezielte Bestäti-gung des Betrach-ters in seinen Vor-urteilen gegenüberder modernenKunst als wichtig-ste Intention derAusstellungsdramaturgie.Reichspropagandaminister

Joseph Goebbels hatte Adolf Zieg-ler, Präsident der Reichskammerder bildenden Künste, den Auftrag

erteilt, aus deutschen MuseenWerke für die geplante „Schand-ausstellung“ zu beschaffen. Zieg-ler stellte eine Kommission

zusammen. In seiner Eröffnungs-rede zur Großen DeutschenKunstausstellung kam Adolf Hitlerausführlich auf die „Verfallskunst“zu sprechen, unter der er moder-

ne deutsche Kunst seit 1910 ver-stand. Er kündigte an: „Wir wer-den von jetzt ab einen unerbitt-lichen Säuberungskrieg führen

gegen die letzten Elemente unse-rer Kulturzersetzung.“ Am 24. Juli1937 gab er den entsprechenden„Führerbefehl“. Beide Aktionenzusammengerechnet, wurden in

101 Museen von 74 Städten etwa21000 Kunstwerke beschlag-nahmt.Die international verwertbar

erscheinenden Werke wurdenausgesondert und zu Schleuder-preisen ins Ausland verkauft.Berühmt ist die Luzerner Auktionvon 1939, bei der neben „entarte-ten“ Werken von 24 deutschenKünstlern ebenfalls beschlag-nahmte Werke von 15 Ausländernwie Vincent van Gogh, Paul Gau-guin und Pablo Picasso unter denHammer kamen. Man kann denenormen Verlust für die deut-schen Museenbeklagen. Dochder Verkauf warfür die Kunstwer-ke die Rettung.Denn der vonden Nazis seinerzeit als unver-wertbar eingestufte Rest wurdeverbrannt.Seit dem Ende der NS-Herr-

schaft wird die einst „entarteteKunst“ hoch verehrt. Dazu hatganz wesentlich die erste docu-menta beigetragen, die 1955 inKassel gezeigt wurde. Die gabeinen internationalen Überblickauf die Kunst des 20. Jahrhun-derts. An dem waren 41 deutscheund elf ausländische Künstlerbeteiligt, deren Werke von denNazis als „entartet“ beschlag-nahmt worden waren.Spitzenreiter unter den von den

Beschlagnahmen betroffen Künst-ler war ausgerechnet das NSDAP-Mitglied Emil Nolde mit 1075Arbeiten. Beckmann, der 1937Deutschland verließ und dieKriegsjahre unter erbärmlichenUmständen in Amsterdam ver-brachte, war mit 684 Bilderndabei. Nach heutigem Wissens-stand wurden Werke von 1595

Künstlern und Künstlerinnen ausden deutschen Museen als „entar-tet“ entfernt. Das geht aus der vonder Berliner Forschungsstelle„Entartete Kunst“ erarbeitetenund von Gerhard Schneiderergänzten Liste hervor. Die weit-aus meisten Künstler hatten weni-ge Beschlagnahmen zu beklagen,viele nur ein bis zwei Arbeiten.Aber gerade diesen „vergessenenKünstlern“ gilt das Hauptaugen-merk von Gerhard Schneider. Erhat eine Spezialsammlung, in derüber 300 der von den beidenBeschlagnahme-Aktionen des

Jahres 1937b e t r o f f e n e nKünstler undKünst ler innenmit beispielhaf-ten, also nicht

unbedingt beschlagnahmt gewe-senen Werken vertreten sind. Sieist eine bundesweit einmaligeForm der Erinnerung an die NS-Kampagne. Seine Kollektionumfasst hauptsächlich Grafiken.Unter dem Titel „Moderne amPranger“ sind aus der SammlungSchneider 150 Werke von 68Künstlern, darunter Berühmthei-ten wie Otto Dix und GeorgeGrosz, vor allem aber unbekann-ten Größen wie Rudolf W. Hein-rich und Otto Lange, in derAschaffenburger Kunsthalle Jesui-tenkirche ausgestellt.

Veit-Mario Thiede

„Moderne am Pranger. Die NS-Aktion ,Entartete Kunst‘ vor 75Jahren“, Werke aus der Samm-lung Gerhard Schneider. Bis 11.November in der Kunsthalle Jesu-itenkirche, Aschaffenburg. Di., 14bis 20 Uhr, Mi. bis So., 10 bis 17Uhr. Telefon (06021) 218698,www.museen-aschaffenburg.de

Piraten beherrschen die Insel RügenZum 20. Mal führt die Freilichtbühne Ralswiek die »Störtebeker Festspiele« auf

Es ist mal wieder soweit:Störtebeker und seine Vita-lienbrüder sind auf Rügen

gelandet und beherrschen dieFreilichtbühne Ralswiek am Jas-munder Bodden. Nur, dass diesmalStörtebeker im wahrsten Sinne desWortes den Kopf verliert: Er wirdenthauptet. Das Ende des berühm-testen Seeräubers der Nordmeereist schon mit einem riesigen Toten-schädel auf den Plakaten angedeu-tet, die zu einem Besuch der „Stör-tebeker Festspiele 12“ einladen.Denn was wäre Rügen ohne diesesalljährliche Spektakel, das nunzum 20. Mal über die Bühne, vonDeutschlands erfolgreichstemOpen-Air-Theater geht. Bis zum 8.September steht das Ufer des gro-ßen Jasmunder Bodden wieder imZeichen der Festspiele, die ganzauf die legendäre Person des KlausStörtebekers zugeschnitten sind,ein Publikumsmagnet, wie die injeder Saison gezählten 350 000Besucher beweisen.Es liegt eben ein gewisser Reiz

in diesem Stoff, der noch langenicht erschöpft ist, weil Historieund Fiktion sich miteinander ver-mengen. Was geschichtlich überden Seeräuberhäuptling überlie-fert ist, hat Matthias Puhle in sei-nem Buch „Die Vitalienbrüder“mit wenigen Sätzen zusammenge-fasst: „Wahrscheinlich aus Wismargebürtig trieb Störtebeker seit1394 mit Goedeke Michels seinUnwesen im Bereich von Nord-und Ostsee. Er wurde insbesonde-re den Engländern schädlich, biser im Frühling 1401 bei Helgolandvon Hamburger England-Fahrernüberwunden, mit seinen Genossengefangen, nach Hamburg gebracht

und dort auf dem Grasbrook hin-gerichtet wurde.“Also das mit dem Grasbrook

stimmt schon mal, aber sonst ver-mischen sich in dem Spiel Faktenund Fiktion munter miteinanderzum sichtbaren Vergnügen derAkteure und der Zuschauer desdiesjährigen Spektakels. Nachdem Rezept: Man nehme dieWahrheit, um die Wahrscheinlich-

keit glaubhafter zu machen. DieRalswieker Bühne ist breit genug,um den Handlungsraum zwischenHamburg und Holland samt Hel-goland auf eine Spielfläche zubringen. Das Spiel beginnt im„Freien Friesland“, das es in Wirk-lichkeit nie gegeben hat. Wahr ist,dass Störtebeker und GoedekeMichels bei den friesischenHäuptlingen Unterschlupf undUnterstützung fanden, sie mus-

sten dafür Waffenhilfe leisten. DieHanse aber wollte dem Piraten-tum Einhalt gebieten, elf Koggenlandeten unter Führung des Ham-burger Kaufmanns Simon vonÜtrecht in Friesland, der im Spielden Piraten Thomasius gefangennimmt und ihn nach Hamburgbringt, um ihn auf dem Grasbrookhinrichten zu lassen. So kommtHamburg ins Spiel, denn Störtebe-

ker will seinen Vitalienbruderbefreien. Und nun wird es in die-sem harten Spiel romantisch,denn vor dem Hamburger Rathaustrifft Störtebeker auf seine großeLiebe Maraike, die von ihm einenSohn hat. Er bringt sie nach Hol-land, denn die Holländer bietenden Piraten Schutz und Hafen,weil sie mit der Hanse im Han-delskrieg liegen. Damit endet aberauch schon wieder dieses roman-

tische Zwischenspiel, denn Störte-beker will sich an Ütrecht rächen,der sein „Freies Friesland“ inSchutt und Asche gelegt hat. Wiedas Piratenstück endet ist bekannt:Nach seiner Gefangennahme beiHelgoland wird Störtebeker aufdem Grasbrook von dem Scharf-richter Rosenfeld geköpft. Weraber darauf wartet, dass − wie derSage nach − auf der Ralswieker

Bühne der kopflose See-räuberhäuptling noch anseinen lebenden Vita-lienbrüdern vorübergeht, um sie vor der Hin-richtung zu bewahren,der irrt sich: Soweit hatman sich in das Reichder Legenden doch nichtvorgewagt. SchauspielerSascha Gluth, der wieimmer den Klaus Störte-beker gibt und schon fastwie dessen Inkarnationerscheint, dürfte dafürdankbar sein.Aber sonst ist der Grat

zwischen echter underfundener Geschichtemanchmal doch rechtschmal. Ob, wie in die-sem Stück dargestellt, dieHanse das holländische

Herrscherhaus dafür bezahlt hat,Störtebeker an Helgoland miteinem Vertrag zu binden, haltendie Historiker für möglich, abernicht für bewiesen. Fakt ist, dasssich Störtebeker für eine ganzeMenge Geld erstmalig Fesselnanlegen ließ. Historie ist, dassStörtebeker allein gegen eineArmada der Hanse kämpft. Fakt istauch, dass das größte Friedschiffder Hanse, die „Bunte Kuh“, nicht

an Störtebekers Festnahme betei-ligt war. Legende ist, dass ihm einFischer das Ruder seines Schiffesmit Blei vergoss. Aber wer fragtdenn schon danach? Es ist wiedermal ein Freilichtspiel entstanden,dass die Zuschauer auf den 8000Plätzen voll in seinen Bann zieht,denn die aktionsreiche Handlungbietet vielen der 150 Mitwirken-den die Möglichkeit, rasanteKämpfe, gewagte Stunts und über5000 pyrotechnische Spezialeffek-te zu zeigen. Eine künstlerische

Einlage bietet Wolfgang Lippert alssingender Barde Abellin mit denBalladen „Intrige“ und „Helgo-land“, die von dem Geschehenzwischen den auf der Bühnegezeigten Szenen berichten.Übrigens: Um Sascha Gluth

braucht man sich keine Sorge zumachen, er wird im nächsten Jahrwieder dabei sein, wenn Störtebe-ker im fünften Zyklus wieder auf-ersteht – mit Kopf! Denn Störtebe-ker darf nicht sterben. Jedenfallsnicht, solange die Ralswieker Fest-spiele seinen Namen tragen.

Günther Falbe

„Störtebekers Tod“ vom 23. Junibis 8. September 2012 jeweils um20 Uhr auf der Naturbühne Rals-wiek auf Rügen. Auskunft: Störte-beker Festspiele GmbH & Co. Kg.Am Bodden 100 in 18528 Rals-wiek, Telefon/Fax (03838)313192, E-Mail: [email protected], www.stoertebeker.de

DDeerr PPiirraatt eenntteerrtt eeiinn SScchhiiffff:: SSaasscchhaa GGlluutthh aalliiaass KKllaauuss SSttöörrtteebbeekkeerrBild: Störtebeker Festspiele

EExxpprreessssiioonniissmmuuss ssttaanndd mmiitt aauuff ddeerr LLiissttee:: MMaaxx BBeecckkmmaannnnss GGeemmäällddee „„KKrreeuuzzaabb--nnaahhmmee““ Bild: Thiede

Handlung ist nur zum Teil historisch

Moderne Kunst am PrangerVor 75 Jahren wurde die klassische Moderne in der Münchner Ausstellung »Entartete Kunst« verteufelt

Verkauf rettete die Kunstwerke

Weltkongress in Nürnberg

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GESCHICHTE10 Nr. 30 – 28. Juli 2012

Vor 100 Jahren, am 4. August1912, kam Raoul Wallen-berg als Sohn eines schwe-

dischen Marineoffiziers und des-sen jüdischstämmiger Ehefrau inder Nähe von Stockholm zur Welt.Der frühverstorbene Vater gehörtezu einer weitverzweigten, sehreinflussreichen schwedischenUnternehmerfamilie und nachdem Abschluss eines Architektur-studiums in den USA war RaoulWallenberg gleichfalls bis in denZweiten Weltkrieg hinein wirt-schaftlich tätig.Danach trat er auf US-amerika-

nische Bitten hin in den diplomati-schen Dienst Schwedens ein, umals Botschaftsangehöriger in Un-garn jüdische Ungarn, die engereBeziehungen zu Schweden hatten,durch schwedische „Schutzpässe“vor ihrer Deportation und nachfol-genden Ermordung zu schützen.Statt einiger Hundert solcher„Schutzpässe“ stellte er ab Som-mer 1944 gleich viele Tausendedavon aus, die ihre Inhaber alsSchweden reklamierten und ihnendie Ausreise nach Schweden er-möglichten. Der Diplomat arbeite-te bei diesem Rettungswerk engmit Schweizer und Diplomaten desVatikans zusammen und schrecktenotfalls nicht vor der Bestechungungarischer Beamter und Drohun-gen gegenüber deutschen Militärszurück, diese später als „Kriegs-verbrecher“ verfolgen zu lassen,sollte man ihn bei seinem Ret-

tungswerk behindern. Dass vonrund 800000 ungarischen Judenimmerhin 204000 überlebten, istteilweise das Verdienst Raoul Wal-lenbergs.Doch Raoul Wallenberg überleb-

te sein humanistisches Rettungs-werk nicht lange und sein Lebens-ende ist immer noch von vielenRätseln umgeben. Nach heftigen

Kämpfen besetzte die Rote Armee1944/45 ganz Ungarn und sofortbegannen sowjetische Geheim-dienste ihr unheilvolles Werk, umangebliche Spione, Diversantenund Feinde des Sozialismus aufzu-spüren. Anfang Januar 1945 wurdevon einem russischen adeligenEmigranten, der Hilfsdienste ander schwedischen Botschaft in Bu-

dapest leistete, Raoul Wallenbergals „amerikanischer Spion“ de-nunziert und dieser trotz seiner di-plomatischen Immunität am 17. Ja-nuar 1945 auf dem Weg von Buda-pest nach Debrecen verhaftet.In den ersten Jahren danach

wurde sowjetischerseits gegen-über Schweden sogar diese Ver-haftung geleugnet. Es wurde auf

die angespannte militärische Lagein Ungarn verwiesen, in deren Fol-ge Raoul Wallenberg möglicher-weise durch deutsche Einwirkungums Leben gekommen sein könn-te. Das änderte sich erst in der„Tauwetterperiode“ der Chruscht-schow-Zeit. Am 6. Februar 1957teilte der sowjetische Außenmini-ster Andrei Gromyko dem schwe-

dischen Außenministerium mit,am 17. Juli 1947 sei in der Moskau-er „Lubjanka“, dem Gefängnis desGeheimdienstes, ein gewisser „Wa-lenberg“ wahrscheinlich an Herz-infarkt verstorben und die Leichesei anschließend verbrannt wor-den. Allerdings hielten sich in denFolgejahren hartnäckig Gerüchte,dass Wallenberg noch nach demangegebenen Todesdatum von vie-len Augenzeugen im Gulag gese-hen worden sei und nun in sibiri-schen Gefängnissen beziehungs-weise in einer psychiatrischen Ein-richtung gefangen gehalten werde,um sowjetische Fehler bei dessenungerechtfertig-ten Verhaftung1945 zu vertu-schen. Der soge-nannte Nazi-JägerSimon Wiesen-thal beschäftigte sich ausweislichseiner Memoiren, worin er demFall Wallenberg ein eigenes Kapitelwidmete, jahrelang mit der Suchenach Beweisen für den AufenthaltWallenbergs in sowjetischem Ge-wahrsam auch noch nach 1947.Der entscheidende Schub an so-

wjetischen Zeugnissen über dasEnde Wallenbergs ist durch Wa-dim Bakatin gekommen, der vonMichail Gorbatschow nach demAugustputsch 1991 in das Amt ge-hoben, für mehrere Monate als„weißer Rabe“ die Position desKGB-Chefs bekleidete. Nun ersterfuhr die Öffentlichkeit doku-

mentarisch auf Grund einer Mel-dung der sowjetischen 151. Schüt-zendivision, dass tatsächlich imJanuar 1945 Raoul Wallenbergnebst Fahrer vom sowjetischenGeheimdienst verhaftet wordenwar. Am 6. Februar 1945 wurdeseine Ankunft in der Lubjankaschriftlich festgehalten. Dochmusste Bakatin als KGB-Chef beiseinen eigenen Nachforschungenfeststellen, dass in den 40er und50er Jahren planmäßig alle Aktenvon Zeugnissen über Raoul Wal-lenberg gesäubert worden sind.Nur ganz wenige Schriftstückeüberlebten diese Vernichtungsak-

tion. Immerhin ließen sich nochdie Verhördaten der Jahre 1945bis 1947 ermitteln. Das letztenachgewiesene Verhör fand am11. März 1947 statt. Von der Zeitdanach liegt kein LebenszeichenWallenbergs vor. Vom damaligensowjetischen Staatssicherheitsmi-nister Viktor Abakumow fand sicheine Aufzeichnung vom 17. Juli1947, dass bezüglich „des schwedi-schen Staatsangehörigen R. Wal-lenberg“ ein Bericht an den dama-ligen sowjetischen Außenministerund Stalin-Vertrauten Wjatsches-law Molotow abgegangen sei. Die-ser angebliche Bericht ließ sich

bis heute nicht auffinden. Älteresowjetische Geheimdienstler mitdem Aufgabengebiet „Schweden“glaubten sich dagegen währendBakatins Nachforschungen zu er-innern, einst gehört zu haben,Wallenberg sei 1947 hingerichtetworden. In anderen sowjetischenArchiven ließen sich dagegen fürden Zeitraum von 1952 bis 1986allein 16 Politbürobeschlüsse zum„Fall Wallenberg“ nachweisen, diezeigten, welche politischen unddiplomatischen Verrenkungenman nach Josef Stalins Tod 1953begangen hat, um nicht die sowje-tische Schuld am Tod von Wallen-

berg zugeben zumüssen. Bakatinselber glaubt,dass die Spiona-geabwehr der 2.U k r a i n i s c h e n

Front seinerzeit Wallenberg eigen-mächtig festgenommen und einge-kerkert habe. Als diese vor demeigenen Außenministerium ge-heimgehaltene Verhaftung einesausländischen Diplomaten ruch-bar zu werden drohte, habeStaatsicherheitsminister Abaku-mow den Fall „bereinigen“ wollenund danach in Absprache mit Mo-lotow entschieden, jegliche sowje-tische Beteiligung zu leugnen, ge-mäß dem alten Stalinschen Prin-zip: „Gibt es den Menschen, gibtes ein Problem. Gibt es den Men-schen nicht, gibt es kein Problem.“

Jürgen W. Schmidt

Adenauer – »der Mensch hinter der Legende«Das Erste Programm und Arte zeigen Szenen eines bedeutenden Politikerlebens

Zwar wurde Konrad Adenauer ineiner ZDF-Umfrage nach dem „be-sten Deutschen“ 2003 auf Platz 1gewählt, noch vor Martin Lutherund Karl Marx, aber das heutigeWissen in der Bevölkerung um diePerson des ersten Kanzlers derBundesrepublik ist nur bruch-stückhaft. Das rührt vermutlichauch daher, dass die deutschenFernsehanstalten schon etlichenPersönlichkeiten der Zeitgeschich-te erinnernde Porträts gewidmethaben, der „Alte von Rhöndorf“ je-doch bis lang fehlte. Diese Lückeversucht nun der 89-minütigeFilm „Konrad Adenauer – Stun-den der Entscheidung“ zu füllen.Nächsten Dienstag ab 20.15 Uhrist er auf Arte und am darauffol-genden Sonntag ab 21.45 Uhr imErsten Programm der ARD zu se-hen.

Vor mehr als drei Jahren beganndie Gruppe5-Filmproduktion, be-auftragt vom federführenden Süd-westrundfunk (SWR) sowie vomWestdeutschen Rundfunk (WDR)und Arte, mit den Arbeiten andem Projekt. „Konrad Adenauerhat der Außenwelt nur wenigeEinblicke in sein Innerstes gege-ben. Erst umfangreiche Recher-

chen und viele Gespräche mit derFamilie und weiteren Zeitzeugengaben Stück für Stück den Blickhinter die Kulissen frei“, be-schreibt SWR-FernsehdirektorBernd Nellessen die langwierigenVorarbeiten.Das Drehbuch schrieb dann in

mehrfach abgeänderten Fassun-gen der für seine rund 50 TV-Do-kumentationen mit dem Adolf-Grimme-Preis geehrte Filmema-cher Werner Biermann, geboren1945 und – wie er selbst bekennt

– seit den 60er Jahren mit allenAdenauer-Vorurteilen belastet.Doch die Dialoge und die kom-m e n t i e r e n d e nZwischentexte sind freidavon und erkennbargebaut, um zügig Zeit-geschichte zu erzählen.Wenn man so will: eineNachhilfestunde injüngster Vergangenheit.Um Adenauer zu zei-

gen, den gewitzten,kämpferischen Politiker,aber auch den Patriar-chen, der noch von denbürgerlichen Idealendes 19. Jahrhunderts ge-prägt war – Disziplin,Ordnung, Sparsamkeit–, wurde die inzwi-schen bewährte Formdes Dokudramas ge-wählt. Etwa 60 Prozentdes Films sind nachge-spielte Szenen, ergänztdurch Archivmaterial(Wochenschau, „Tages-schau“) und Interviewsmit Zeitzeugen und Hi-storikern. So kommenunter anderen die Toch-ter und der Sohn ausAdenauers zweiter EheLibet Wehrhahn-Ade-nauer und Georg Ade-nauer, der langjährigeDolmetscher HermannKusterer, die HistorikerHenning Köhler undFrank Bösch sowie derRudolf-Augstein-Bio-graf Peter Merseburgerzu Wort.Das Dokudrama be-

ginnt mit einer Szene,wie sie auch Fernseh-krimi-Autoren gernzum Einstieg nutzen:Im Adenauer-Haus imSiebengebirge klingeltam 13. August 1961morgens um 6 Uhr dasTelefon. „Stacheldrahtmitten durch Berlin, dieMauer wird gebaut.“

Adenauer ist wie erstarrt. Unfähigzu handeln, lässt er sich erst nachTagen in Berlin sehen. Nicht nur

die Berliner nehmen ihm dasübel. Doch „seine“ Hauptstadt istBonn, und es ist Wahlkampf. Die

Stimmen der West-CDUler sindihm wichtiger.Der Film springt zurück ins Jahr

1933, als Adenauernach 16 Jahren alsOberbürgermeister vonKöln von den National-sozialisten „aus demAmt und aus der Stadt“gejagt wird, und blättertvon da an Adenauers„Stunden der Entschei-dung“ auf – so auch derTitel des Dokudramas.Kaiserzeit und Weima-rer Republik bleibenbis auf wenige Bilderausgespart. Zu reich istdieses Leben für knappeineinhalb StundenFernsehen: Im Mai1945 wird Adenauerfür kurze Zeit wiederOberbürgermeister vonKöln. 1946 gründet erdie CDU, um den Gra-ben zwischen den Ka-tholiken und den Prote-stanten zu überwinden.1949 – Adenauer ist in-zwischen 73 – wird ermit einer StimmeMehrheit, seiner eige-nen, zum erstenBundeskanzler gewählt.Es folgen 17 hochpoliti-sche Jahre, die „ÄraAdenauer“. Mit emotio-nalen Höhepunktenwie Charles de GaullesBruderkuss oder demBesuch bei NikitaChruschtow und derHeimkehr der letzenKriegsgefangenen. 1967,also vor nun 45 Jahren,stirbt Adenauer mit 91.Den Zuschauer wird

möglicherweise irritie-ren, dass die Darstellerwenig Ähnlichkeit mitden Personen haben,die sie spielen, ob nunAdenauer, Ludwig Er-hard, Franz Josef Straußoder Hans Globke.

„Finde einer einen so kantigenKopf wie Adenauer“, sagt Regis-seur Stefan Schneider. „Uns ginges nicht darum, eine Art Doppel-gänger zu präsentieren, wir woll-ten den haben, der am bestendurch einfühlsames Spiel über-zeugt.“ Die Wahl fiel auf den heu-te 75-jährigen Joachim Bißmeier.Bei der Pressevorführung vor

einigen Tagen in Hamburg war ei-ne Zeitzeugin anwesend, die auchim Film zu sehen ist: Hannelore

Siegel, besser bekannt aus dama-liger Zeit unter ihrem Mädchen-namen Hannelore Poppinga. Von1958 bis 1966 war sie AdenauersSekretärin und der gute Geist imHaus in Rhöndorf, „wo bei Butter-cremetorte oft politisch grundle-gende Entscheidungen getroffenwurden“. Über die Boccia-Lei-denschaft des „Alten“ weiß das„Kölsche Mädchen“, wie ihr Chefsie nannte, zu erzählen: „Wir ha-ben es eingerichtet, dass er fastimmer gewonnen hat.“In einer der letzten Szenen des

ebenso informativen wie unter-haltenden Films tritt Rudolf Aug-stein, dargestellt von JohannesZirner, auf. Der einstige „Spiegel“-Chefredakteur, der sein Blatt im-mer als „Sturmgeschütz der De-mokratie“ verstanden wissenwollte, kommt trotz steter Gegner-schaft zu der Überzeugung: Ade-nauer sei der größte Politiker ge-wesen, der ihm je begegnet ist.„Adenauer hat immer polari-

siert. Für die einen ist er ‚Denk-mal‘, für die anderen ‚Feindbild‘“ ,sagt Regisseur Stefan Schneider.In dem Dokudrama wird Adenau-er weder verherrlicht, noch ver-urteilt. „Wir zeigen den Menschenhinter der Legende.“

Karlheinz Mose

Rätselhaftes Ende des schwedischen JudenrettersNicht einmal das Todesjahr des vor 100 Jahren geborenen Diplomaten Raoul Wallenberg ist bekannt

Nachgestellte Szenen,Interviews undArchivaufnahmen

Das Dokudramabeginnt

wie ein Krimi

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: Archiv

Nach dem Augustputsch 1991 versuchte der KGB-Chef, etwas Licht ins Dunkel zu bringen

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Und diese Biene, die ich mei-ne, nennt sich Maja, kleine,freche, schlaue Biene Ma-

ja“. Jeder fühlt sich bei diesen Zei-len unweigerlich an Karel GottsOhrwurm erinnert. So begann derRefrain des Titelsongs zur erfol-greichen TV-Serie „BieneMaja“, die erstmals Endeder 1970er Jahre im ZDFausgestrahlt wurde.

Die Abenteuer der auf-müpfigen Maja hin-gegen sind bereitsvor 100 Jahren alsBuch erschienen.Maja, eine indivi-duelle Honigbiene, fliehtaus der Gemeinschaft ihresBienenstocks. Sie trifft auf ihrenzahlreichen Ausflügen viele Tiere,erlebt brenzlige Situationen, gerätschließlich in Gefangenschaft desfeindlichen Hornissenvolkes. Ihrgelingt die Flucht, sie kehrt nachHause zurück und warnt ihr Volkvor dem bevorstehenden Hornis-senangriff. Die Schlacht geht gutaus für das Bienenvolk, Maja steigtzur Beraterin der Bienenköniginauf. In der Urfassung muss Majaallerdings auf die Hilfe von Williund Flip, dem Grashüpfer, verzich-ten. Sie sind eine Erfindung derFernsehmacher der 70er Jahre.

In Vergessenheit geraten ist in-dessen Waldemar Bonsels, derSchöpfer der Biene Maja, dessen

Todestag sich am 31. Juli zum 60.Mal jährt. Jakob Ernst WaldemarBonsels war in den 1920er Jahreneiner der meistgelesenen deut-schen Schriftsteller. Als er 1910 an

dem Manuskript derBiene Majaschrieb, war er 30Jahre alt. Seine Frauhatte ihn gebeten,sich eine Ge-

schichte für die ge-meinsamen Kin-

der auszudenken.Entstanden ist das

Buch „Die Biene Majaund ihre Abenteuer“. Das 1912 er-schienene Kinderbuch wurde in 40Sprachen übersetzt und machteBonsels weltberühmt.

Waldemar Bonsels kam am 21.Februar 1880 in der schleswig-hol-steinischen Schlossstadt Ahrens-burg als Sohn einer Apotheker-und Arztfamilie zur Welt. Schon1932 benannte Ahrensburg einenWeg nach ihm. Waldemar besuchtein Kiel das Gymnasium. In Biele-feld absolvierte er eine kaufmänni-sche Lehre, arbeitete zwei Jahre ineiner Karlsruher Druckerei, bis er1903 für die Baseler Mission nachIndien ging. Doch auch dort blieber nur wenige Monate. 1904 äußer-te er Kritik an der Arbeit der Bas-ler Mission. In einem offenen Briefbezeichnete er sie als „Missions-Industrie“. Erschienen war der

Brief im „E.W. Bonsels und Co. Ver-lag“, den Bonsels mit Freunden inMünchen-Schwabing nach seinerRückkehr aus Indien gegründethatte. Wie sein beruflicher Werde-gang, war auch Bonsels Privatlebenvon Wechseln geprägt. Der „schöneWaldemar“ heiratete insgesamtdrei Mal. Aus den Ehen gingen vier

Söhne hervor. Als 1912 die BieneMaja erschien, zog er sich aus demVerlag zurück. Im Ersten Weltkriegwurde Bonsels Kriegsberichterstat-ter und zunächst in Galizien, dannim Baltikum eingesetzt. 1918 bezoger mit seiner Familie ein Haus inAmbach am Starnberger See, indem er bis zu seinem Tod wohnte.Bis in die 40er Jahre veröffentlich-

te er in regelmäßigen AbständenBücher und war in Deutschland,Österreich, der Schweiz und denUSA auf Lesereisen unterwegs.

Obwohl Bonsels Werke − außerder Biene Maja − im Rahmen derAktion „Wider den undeutschenGeist“ wegen sexueller Details als„dekadent“ geächtet und verbranntworden waren, wird ihm seine Nä-he zum Nationalsozialismus vorge-worfen. Sein Jugendfreund HannsJohst hatte ihm als Präsident derReichsschrifttumskammer zur Mit-gliedschaft verholfen und späterBonsels Image zurechtgerückt, sodass dieser ab 1935 wieder veröf-fentlichen durfte. Während desZweiten Weltkriegs war BonselsHerausgeber der Münchner Feld-postbriefe. Seine antisemitischenÄußerungen bezeichnete Bonselsspäter als religionsphilosophischeBetrachtungen.

Die 1977 gegründete Waldemar-Bonsels-Gesellschaft hält denSchriftsteller für einen unpoliti-schen Menschen, dessen Biografievon Mythen und Widersprüchendurchsetzt sei, die es zu erforschengelte. So lobt denn auch KindlersNeues Literaturlexikon Bonselsautobiografische „Indienfahrt“wegen des Fehlens des damals üb-lichen Überlegenheitsanspruchsdes Weißen gegenüber dem an-dersrassigen Kolonialvolk.

Manuela Rosenthal-Kappi

PREUSSEN Nr. 30 – 28. Juli 2012 11

Ein »Mirakel« verhinderte die KatastropheIn der Schlacht bei Kunersdorf erlitt Friedrich der Große vor 253 Jahren seine schwerste Niederlage

Mit der Hochmeisterzeit desNachfolgers des Anno von

Sangerhausen, Hartmann vonHeldrungen, endet die Epoche derstarken thüringischen Prägung desDeutschen Ordens. Hartmannstammte aus der Gegend von San-gerhausen. 1234 trat der damalswohl Mitte 20-Jährige mit demspäteren Hochmeister Konrad vonThüringen und einer Reihe weite-rer Thüringer in den DeutschenOrden ein. Möglicherweise stehtauch sein Ordenseintritt mit derBuße für die Zerstörung Fitzlarsund der Entweihung der dortigenStiftskirche imZusammenhang.Hartmann verfüg-te über ausge-zeichnete Verbin-dungen, er war,um es neudeutsch zu sagen, sehrgut vernetzt. Das betraf vor allenDingen die Thüringer, aber auchRudolf von Habsburg. Er genossdas Vertrauen der von vielen sei-ner Landsleute geprägten Ordens-leitung und wurde mit entspre-chend verantwortungsvollen Auf-gaben betraut. An der Seite desHochmeisters Poppo von Osternawar er an der Eroberung des Sam-landes beteiligt. Den HochmeisterAnno von Sangerhausen vertrat erals Großkomtur während dessenAbwesenheit im Heiligen Land.Und als der Hochmeister Anno

von Sangerhausen nach dem Fallvon Montfort ein letztes Mal imReich Streiter für einen Kreuzzugnach Preußen suchte, war Hart-mann dabei.

Seiner Mischung aus Erfahrungund Verbindungen war es wohlauch zu verdanken, dass man dendamals schon über 60-Jährigennach dem Tode seines Lands-manns Anno von Sangerhausenim Jahre 1273 zum neuen Hoch-meister wählte. Die Bilanz dernun folgenden und erst durch sei-nen Tod beendeten zehnjährigenÄra des Hartmann von Heldrun-

gen ist zwiespäl-tig. Auf der einenSeite gelang esnicht, den Macht-verlust im Heili-gen Land aufzu-

halten.Dafür gelang in Preußen die

Wende. Der große Aufstand derPrußen wurde niedergeschlagen,die Eroberung Preußens in sei-nem Todesjahr abgeschlossen. AlsReaktion auf diese Schwerpunkt-verlagerung vom Heiligen Landnach Preußen hat HochmeisterHartmann von Heldrungen mögli-cherweise den um 1279 begonne-nen Bau der Marienburg veran-lasst, den späteren Sitz der Hoch-meister des Deutschen Ordens indessen rund 100-jähriger Blüte-zeit. Manuel Ruoff

Im Frühjahr 1759 erreichte derSiebenjährige Krieg seinen dra-matischen Höhepunkt. Die ver-bündeten Österreicher und Rus-sen wollten die Entscheidung her-beiführen, während eine französi-sche Armee den Gegner in Westfa-len binden sollte. Einmal mehrsah Friedrich der Große sein Heildarin, den Gegnern zuvor zu kom-men.

Auf der Seite Preußens machtesich der Mehrfrontenkrieg be-drückend bemerkbar. König Fried-rich ließ regelrechte „Jagden“ aufjunge Männer veranstalten, umdie bisherigen Verluste zu decken,und ergänzte die Truppen rechtund schlecht mit gewaltsam „ge-worbenen“ Rekruten und Gefan-genen. Trotz aller dieser Anstren-gungen blieb er jedoch der gegne-rischen Koalition um 140000Mann unterlegen. Die österreichi-

sche Führung unter FeldmarschallLeopold Joseph von Daun undFeldmarschall-Leutnant GideonErnst von Laudon wollte denKrieg endlich siegreich beenden.Doch Zarin Elisabeth, die Hass-gegnerin Friedrichs, entsandte erstziemlich spät eine Armee von70000 Mann unter dem bedächti-gen Feldmarschall Pjotr Saltykow.Diese sammelte sich Anfang Julibei Posen und strebte die Vereini-gung mit den Österreichern imRaum Frankfurt an der Oder an.

Während Daun den SüdteilSchlesiens besetzt hielt, erlitt derungeschickte General Carl Hein-rich von Wedel nahe bei Schwie-bus am 23. Juli eine Niederlagegegen die weit überlegenen Rus-sen. Daraufhin überließ Friedrichdie Verteidigung Schlesiens sei-nem Bruder Heinrich, gab Sach-sen und Berlin preis und zog mitallen verfügbaren Truppen gegen

Saltykow. Inzwischen war Laudonmit einem Korps von 18000 Mannentsandt worden, um die Verbün-deten zu verstärken. Er ver-schleierte geschickt seine Bewe-gung und erreichte im Eilmarschdurch die Lausitz Kunersdorf öst-lich von Frankfurt, wo er sich mitSaltykow vereinigte. Man verfügtenun über 60000 Mann mit 211schweren Geschützen und bezogein befestigtes Lagerauf einem Höhen-rücken, den mannoch durch Schan-zen verstärkte. Über-dies bestand das Vor-feld aus sandigem,sumpfigem Boden.Die Stellung der Rus-sen im Nordostenmit dem Mühlbergals Eckpfeiler wurdevom übrigen Höhen-zug durch den soge-nannten Kuhgraben,einem rund 40 Meterbreiten und fünfMeter tiefen Ein-schnitt, getrennt.Dort ließ Laudon mitscharfem Blick fürdas Gelände seineTruppen Stellung be-ziehen.

Als Friedrich mit50000 Mann vonNorden her vor Ku-nersdorf eintrifft, be-schließt er trotz sei-ner Unterlegenheit,den Gegner imRücken anzugreifen.Doch die Aufklärungversagt, so dass ihmentgeht, dass dieRückseite der Stellung genausostark befestigt ist wie die Vorder-seite. Friedrich umgeht in derNacht zum 12. August den Höhen-rücken und marschiert im Südosten auf, wo man freies Geländevorfindet. Da die Artillerie abernoch nicht zur Stelle ist, verzögertsich der Angriff bis Mittag.

General Friedrich August vonFinck hat schließlich auf den Hö-hen gegenüber dem Mühlberg

56 schwere Geschütze postiert,die den linken Flügel der Russenunter Beschuss nehmen. Sie rich-ten jedoch auf Grund der weitenEntfernung wenig Schaden an. Beigroßer Hitze treten um 12.30 Uhracht Grenadierkompanien im er-sten Treffen zum Angriff an undstürmen nach kurzem Kampf denMühlberg. Die Russen weichen,zünden die Schanzkörbe an, ge-

hen zurück und bringen ihre Ge-schütze besser in Stellung. Dannstellt sich Friedrich um 14 Uhr andie Spitze seiner Truppen, greiftdas Zentrum an und wirft denGegner. Kunersdorf wird genom-men, während Laudon den süd-westlichen Rand des Kuhgrabensvorsorglich besetzen lässt. Nochhätte Friedrich die Schlacht abbre-chen und sich mit einem „Remis“begnügen können.

Als der weitere Angriff stockt,gibt der König seinem Reiterfüh-rer, General Friedrich Wilhelmvon Seydlitz, den Befehl zur At-tacke auf den rechten feindlichenFlügel. Obwohl Seydlitz von mo-rastigen Wiesen eingeengt ist undgegen Feldschanzen anreitenmuss, gehorcht er. Als sich seineKavallerie entfaltet, wird sie vomArtilleriefeuer des Gegners aus

überhöhter Position erfasst undzersprengt. Eine Kartätsche trifftSeydlitz am Degengriff und ver-letzt ihn so schwer, dass er dasSchlachtfeld verlassen muss.

Friedrich will in seiner Hart-näckigkeit dennoch den „Kuh-grund“ überwinden und den Geg-ner niederkämpfen. Er wirft Batail-lon um Bataillon gegen die Senke,doch die Soldaten behindern sichgegenseitig und können den Steil-

hang, der von Laudons Grenadie-ren verteidigt wird, nicht erklet-tern. Die stundenlangen Kämpfewerden beiderseits mit bishernicht gekannter Brutalität geführt.Der König versucht unter persönli-chem Einsatz, seine erschöpfte In-fanterie vorzureißen. Zwei Pferdewerden ihm unter dem Leib er-schossen, eine Kugel durchbohrtseinen Rock und eine andere trifft

ihn an der Brust, doch sein Tabaketui rettet ihm das Leben.

Ein letzter Angriff der gesamtenReiterei unter GeneralleutnantDubislaw von Platen gerät in ver-heerendes Artilleriefeuer undbricht zusammen. Um 17 Uhrsetzt Laudon seine Kaval-leriereserve zum Flankenstoß ein.Nun gibt es bei den Preußen keinHalten mehr. Obwohl Friedrichversucht, seine weichenden Regi-

menter zum Stehen zu bringen,wenden sich diese zur Flucht. DerKönig muss genötigt werden, sichin Sicherheit zu bringen. EineSchwadron der Ziethen-Husarenrettet ihn vor den verfolgendenKosaken. Er würdigt die Tapferkeitder russischen Soldaten: „Es ge-nügt nicht, sie zu töten, man musssie noch einmal erschlagen.“

Als sich die Reste der besiegtenArmee am Abend ander Oder sammelten,zählte man zunächstnur 5000 Mann, spä-ter 10000 Mann. Ku-nersdorf war dieschwerste Niederla-ge Friedrichs. Er hat-te mindestens 19000Mann mit der ge-samten Artillerieverloren. Der Königmachte seine Trup-pen für die Katastro-phe verantwortlich,sah keinen Auswegmehr und dachte anSelbstmord. Aller Er-fahrung nach hätteder Krieg zu Endesein müssen. Dochdie Uneinigkeit derVerbündeten bewirk-te das „Mirakel desHauses Branden-burg“. Am Abendder Schlacht ent-brannte ein Streitzwischen den Sie-gern. Laudon dräng-te Saltykow, baldigstmit der Verfolgungzu beginnen undBerlin zu besetzen;doch dieser lehnte

unter Hinweis auf seine eigenenschweren Verluste ab. Solltendoch die Österreicher den Siegaus eigener Kraft an ihre Fahnenheften! Saltykow zog ab und gabsomit Friedrich die kaum erhoffteChance, die Versprengten zu sam-meln und den Widerstand neu zuorganisieren. Wieder einmal wardas Glück auf seiner Seite, und erwusste es zu nutzen.

Heinz Magenheimer

Wende in PreußenHochmeister Hartmann von Heldrungen

Ende des großenPrußen-Aufstandes

Schriftsteller mit Ecken und KantenVor 60 Jahren starb Waldemar Bonsels − Sein größter Erfolg: »Biene Maja«

Friedrich sprach vom»Mirakel des

Hauses Brandenburg«

HHäättttee iinn ddeerr SScchhllaacchhtt sseeiinnee RRiissiikkoobbeerreeiittsscchhaafftt ffaasstt mmiitt ddeerr KKrroonnee,, ggaarr ddeemm LLeebbeenn bbeezzaahhlltt:: FFrriieeddrriicchh ddeerr GGrrooßßee Bild: Archiv

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LESERFORUM12 Nr. 30 – 28. Juli 2012

DDiiee BBeesscchhnneeiidduunngg aallss RReelliiggiioonnssbbeekkeennnnttnniiss:: HHiieerr bbeeii eeiinneerr MMaasssseennbbeesscchhnneeiidduunnggsszzeerreemmoonniiee iinn IInn--ssttaannbbuull ((TTüürrkkeeii)) Bild: pa

Zu: „Seehofer pokert hoch“ (Nr. 28)

Offen räume ich ein, dass ich esals Bayer selten versäumt habe, aufdie Preußen zu schimpfen; es han-delt sich sozusagen um eine histo-rische Erbschaft, die man mirnachsehen möge.Ich kann aber nicht umhin, Ih-

nen für Ihre Berichterstattung überHorst Seehofer und seine CSU zugratulieren. Diese Partei, die sich sogerne als unangefochtene Vertrete-rin bayerischer Interessen auf-spielt, hat sich in den letzten Jah-ren immer mehr in einen Clubkraftmeiernder Eunuchen verwan-delt, der dem Motto unseres Natio-

naldichters Karl Valentin folgt:„Mögen hätt’ ich schon wollen,aber dürfen hab ich mich nicht ge-traut.“Nicht ganz leicht fällt es mir des-

halb, Ihnen meinen Verdacht mit-zuteilen, dass die letzten aufrech-ten Bayern möglicherweise in derRedaktion der PAZ sitzen.

Josef Huber, Bernhardswald

Zu: „Gesetze dürfen nicht be-schnitten werden“ (Nr. 29)

Bis in die jüngste Vergangenheit– und teilweise noch heute – istdie Beschneidung von männ-lichen Säuglingen in Nordameri-ka gängige Praxis, an der kaum je-mand großen Anstoß genommenhat. Eine Beschneidung hat auchhygienische Vorteile, da die Vor-haut Krankheitskeime beherber-gen kann.Es ist wahr, wie Klaus Rainer

Röhl schreibt, dass die Beschnei-dung zur Zeit von Abraham nichtvöllig neu war, neu war die beson-dere geistliche Bedeutung, die ihrnun zugeschrieben wurde. Ohnegöttliche Offenbarung hätte dieser

Ritus keine besondere Bedeutungerlangt, und dieses Verständnisträgt das Judentum bis zum heuti-gen Tag. Die wahre Bedeutungdieses Rituals ist aber noch mehr,und zwar die Notwendigkeit einergeistlichen Reinigung und Erneu-erung – symbolisiert durch Weg-schneiden männlichen Fleisches.Röhl schreibt von Psychologen

und Medizinern, die die Meinungvertreten, dass die Beschneidungvon Neugeborenen keine trauma-tische Erinnerung an die Opera-tion hinterlässt. Das ist wohlglaubhaft, aber im gleichen Sinnemüsste man hinterfragen, ob undwas für mögliche Schmerzen,Trauma und seelsiche Narben dieTötung im Mutterleib darstellt –

was eben als „Menschenrecht“gelten soll? Die Behauptung, diehier gemacht wird, ist nichts an-deres als Heuchelei. Zuletzt geht es hier aber um viel

mehr, und das wurde in demKommentar nicht angesprochen:Die vom Staat und EU geforderteVerbreitung des Totalitarismus.Letztendlich soll es keinen Platzfür andersdenkende (gläubige)Menschen geben. Hier liegt derKommentar zum Thema Be-schneidung leider voll im Trendeiner angestrebten „Political Cor-rectness“! Somit kann man denim Artikel genannten Rabbi gutverstehen.

William Hinderliter,Kiel

Die Dimensionen der Beschneidungsdebatte Bayerns ZukunftZu: „Illegal und dumm“ (Nr. 29)

Herrlich, Ihre Artikel und Kom-mentare, einfach immer wieder er-frischend und klar. Ich kenne diePAZ noch nicht lange, aber haltesie für eine der besten Zeitungen inDeutschland. Es ist wahrlich be-dauernswert, aber Deutschlandwird nicht mehr auf den „rechten“Pfad finden. Zwangsanleihen, Ret-tungsschirme, eine völlig fehlgelei-tete Migrationspolitik, alles offen-sichtlich noch nicht genug, um den„deutschen Michel“ auf die Straßezu treiben. Fast wünscht man sichso einen Wahnsinn wie eine„Zwangsanleihe“, um die Leuteendlich einmal zu mobilisieren.

Mike Wedeman, Bayern

Weniger Europa, mehr Demokratie

Zu: „Seehofer pokert hoch“ (Nr.28)

In seinem Aufmacher schreibtHans Heckel, dass in der CSUbereits Ideen zur SpaltungDeutschlands kursieren. Wil-fried Scharnagl hat diese Idee inseinem Buch „Bayern kann esauch allein“ aufgeworfen. Wasim Moment noch etwas absurdklingen mag, könnte durchaus innicht allzu ferner Zukunft Rea-lität werden. Wenn Deutschlandschon als Ganzes gegen dieWand gefahren werden soll, undalles deutet ja im Momentdarauf hin, dann kann einekleinstaatliche Lösung ein ersterAusweg aus der Misere sein unddamit völlig neue Perspektivenbieten.In Bayern sind Traditionen

und das bayerische Nationalge-fühl besonders stark ausgeprägt,von daher dürfte diese Ideeauch auf eine breite Zustim-mung stoßen. Desweiteren istBayern wirtschaftlich so starkund unabhängig, dass es diesenSchritt gehen kann. In ganz Eu-ropa gibt es diese Abspaltungs-tendenzen: In Belgien findenFlamen und Wallonen nicht zu-einander und in Schottland gibtes starke Unabhängigkeitsbe-strebungen von Großbritannien.Folgendes Szenario wäre

denkbar: Die bayrischen Bürgerstimmen per Referendum übereinen Austritt aus der Bundesre-publik Deutschland ab. Bayernerklärt sich für selbständig undbestimmt seine Innen-, Außen-und Wirtschaftspolitik selbst.Alle weiteren Fragen, wie zumBeispiel über den Verbleib inder EU und im Währungsver-bund, eine stringente Zuwande-rungspolitik oder auch dieWiedereinführung von Grenz-kontrollen zur Tschechei könn-ten ebenfalls per Referendumentschieden werden. Wichtig ist,dass der neue Staat eine breiteAkzeptanz im bayrischen Volkfindet. Wie würde es weitergehen?

Bayern fällt als Hauptnettozah-ler aus. Baden-Württembergkönnte dem Beispiel folgen. VonDeutschland bliebe dann nurnoch ein Rumpfgebilde übrig.Wirtschaftlich geschwächt undaussenpolitisch bedeutungslos,aber dann auch als EuropasDauerzahler zumindest in derjetzigen Form nicht mehr zurVerfügung stehend. Für die Ber-liner Politikerkaste und die Eu-rokraten sicher eine Horrorvor-stellung! Bayern aber könntesich zu einem Musterstaat nachSchweizer Vorbild entwickeln.

Ralf Müller,Dresden

Zu: „Einem Kulturgut geht dasLicht aus“ (Nr. 26)

In Ihrem wunderbaren Artikelsprechen Sie alles an, was es zumStreit um die Berliner Gaslater-nen zu sagen gibt. In der Tat gibtes zahlreiche Merkwürdigkeitenrund um die Gasbeleuchtung Ber-lins. Direkte Einflussnahmen desStromversorgers und der Elektro-leuchtenindustrie durch Lobbyi-sten, merkwürdige, völlig über-höhte Zahlen zum Verbrauch vonGaslaternen, die einfach nichtstimmen können. Einem Kultur-gut geht das Licht aus – wenn wirnichts dagegen tun!

Bettina Raetzer-Grimm,ProGaslicht e.V., Blankenfelde

Kampf für Kultur

Zu: „Scheinheilig“ (Nr. 28)

Das geschilderte Ereignis dürftewohl der Höhepunkt der Pflicht-vergessenheit „unserer Abgeord-neten“ sein. Gleichzeitig haben siebewiesen, dass sie in der Demo-kratie der BundesrepublikDeutschland überflüssig sind. Wo-zu brauchen wir 620 hochdotierteAbgeordnete, die in jedem JahrMilliarden Euro verschlingen,wenn sie dafür nichts tun? Ähnli-che Verhaltensweisen sind ja seitJahren üblich: Leere Ränge im Ple-narsaal, „überlastete“ Abgeordnetedurch Nebentätigkeiten, Auslands-reisen und andere persönlicheFreizeitaktivitäten auf Kosten derAllgemeinheit. So konnte es ge-schehen, dass sich die EU zu ei-nem unüberschaubaren, unkon-trollierbaren Verwaltungsmonsterenwickelte, das von ungewähltenund gleichfalls hochbezahlten Be-amten beherrscht wird. Durch die-ses unkontrolierbare „Monster“wird die Politik und Wirtschaft derEU-Staaten diktiert. Ständig wird

durch die gelangweilten Beamtendieser Einrichtung neuer Unsinnerdacht und in den Staaten durch-gesetzt. Die Forderung muß heißen: „We-

niger Europa, mehr Demokratie inden EU-Staaten“, nicht „mehr Eu-ropa“, wie von der Bundeskanzle-rin ständig gefordert. Dazu gehörtals Erstes ein demokatisch gewähl-tes Parlament, dass gewillt und be-fähigt ist, seine Pflichten zumWohle seiner Wähler und seinesVolkes wahrzunehmen. Das jetzigeParteien-Wahlsystem gewährleistetdiese Voraussetzungen nicht.Vereinfacht gesagt: In einer De-

mokratie entscheidet die Legislati-ve nach ihrem Gewisssen (nichtnach Vorgaben der Partei); die Exe-kutive nach dem Gesetz. Solche Grundsätze werden sträf-

lich missachtet. Bei der jetzigenPolitik werden die „Grünen“ ihrlangersehntes Ziel, Deutschlandals Nationalstaat zu beseitigen,bald erreicht haben!

Josef Spill, Rostock

Deutscher Michel

Recht auf eigenständiges ReligionsbekenntnisZu: „Gesetze dürfen nicht beschnit-ten werden“ (Nr. 29)

Die von dem Gericht in Köln an-gestossene Diskussion zur Be-schneidung ist sehr zu begrüssen.Eine Möglichkeit, das Problem zu

entschärfen, ist, die Beschneidungnicht im Säuglingsalter durchzu-führen, sondern erst dann, wenndie Knaben mit der Vollendung des14. Lebensjahres religionsmündigsind. Ab diesem Alter soll der Kna-be, der sich für die muslimischeoder die jüdische Religionsgemein-schaft entscheidet, auch die körper-liche Kennzeichnung seiner Reli-gionszugehörigkeit auf sich neh-

men. Deutlich wird im deutschenGesetz über die religiöse Kinderer-ziehung vom 15. Juli 1921 formu-liert, „ab“ dem 14. Lebensjahr fühltsich der Knabe zu einem solchenEntscheid noch überfordert, sokann er sich später dazu entschei-den. Je später die Entscheidung,umso mehr ist es ein freies „Ja“Muslim oder Jude zu sein.Nach Zeitungsberichten und Le-

serbriefen hier in Deutschland istdie Beschneidung zwar ein relativkleiner, meist in Lokalanästhesiedurchgeführter Eingriff, der aber innicht zu vernachlässigendem Mas-se auch zu Komplikationen führenkann. Eine solche Komplikation

führte auch zu diesem Urteil. DieDurchführung eines solchen Ein-griffes allein unter religiösen Grün-den ohne medizinische Indikationsei für Ärzte medizinrechtlich gese-hen problematisch und könne denArzt einer Strafverfolgung ausset-zen.Viele jüdische und muslimische

Eltern sind der Meinung, so dieKommentare von Ärzten, dass reli-giös motivierte Beschneidung alsKrankenkassenleistung zählt, wasnicht zulässig ist, da nicht medizi-nisch notwendig. Es erstaunt, dassdieser Aspekt nicht in Betracht ge-zogen wird. Jürg Walter Meyer,

Leimen bei Heidelberg

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MELDUNGEN

Schon seit 2007 demonstrie-ren jeden Sommer meistgelb-blau gekleidete Ober-

schlesier für die Autonomie ihrerHeimat und jedes Jahr werden esein bisschen mehr. Am 14. Juli,beim nunmehr sechsten „Marschfür die Autonomie“ waren esschon an die 4000, die in heitererStimmung und zu Blasmusikdurch die Straßen der oberschle-sischen Metropole zogen, umSchlesien mehr Eigenständigkeitinnerhalb Polens zu verschaffen.Die Veranstalter von der RuchAutonomii Slaska (RAS, „Bewe-gung für die Autonomie Schle-siens“) sprechen sogar von 6000Demonstranten, und um das Bildein wenig ein-drucksvoller er-scheinen zu las-sen, trugen dieTeilnehmer einemehrere Meterbreite und etwa 100 Meter langeblau-gelbe Fahne Oberschlesiensüber die Straße aufgespannt mitsich.

Über mangelnde Beachtungmuss sich die Bewegung indeskeine Sorgen mehr machen. 1990

gegründet, blieb sie zunächst un-bedeutend, bis sie im Jahre 2003mit dem damals 32-jährigen JerzyGorzelik einen geschickt agieren-den Vorsitzenden bekam. Im Jah-re 2010 eroberte die RAS in derWoiwodschaft Schlesien, die dasöstliche Oberschlesien und einigeangrenzende altpolnische Gebieteumfasst, bei der Regionalwahlknapp 123000 Stimmen oder 8,5Prozent. Seitdem ist sie nicht nurmit drei Sitzen im Regionalparla-ment (Sejmik) in Kattowitz vertre-ten, sondern auch in der Regie-rung der Woiwodschaft, wobei dieRAS den Test der Politikfähigkeitoffenbar bestanden hat. Wie sehrdie Zeit inzwischen für die Auto-

nomiebewegung arbeitet, zeigenfolgende Zahlen: Als es bei derVolkszählung 2002 erstmals mög-lich war, als Nationalität „Schle-sisch“ anzugeben, taten dies erst173000 Menschen, im Jahre 2011waren es schon 809000. Vermut-

lich waren darunter ein paar Tau-send, die sich 2002 noch als Deut-sche bezeichnet hatten, aber of-fenbar kaum weniger als 600000mit zuvor polnischem Bekenntnis.

Der in Breslau promovierteKunsthistoriker vertritt mit Elo-quenz die beiden Kernforderun-gen der RAS: erstens mehr Re-spekt für die Kultur Oberschle-siens, dessen im Deutschen meist„Wasserpolnisch“ genannte Spra-che sich durchaus vom Polni-schen unterscheidet, und zwei-tens mehr wirtschaftliche und fi-nanzielle Eigenständigkeit.

Was letztere angeht, so erarbei-ten in Oberschlesien etwa 13 Pro-zent der Bevölkerung der Repu-

blik Polen rund24 Prozent derWirtschaftslei-stung des Staates.Dieses Zahlen-paar fasziniert

viele in der Region, auch wenn sievon ihrer Herkunft her waschech-te Polen sind. Denn der Zentra-lismus des Staates führt dazu,dass die Region sehr viel vomselbst erarbeiteten Wohlstand ab-geben muss. Eine Folge ist, dass

das tüchtige Oberschlesien immernoch von überdurchschnittlichhoher Arbeitslosigkeit geplagtwird.

Jerzy Gorzelik, der in den 90erJahren als junger Pressesprecherder RAS auch polemische Spitzengegen Warschauzum Besten gab,äußert sich heutemoderater. Dieschon obligatori-sche Anspracheauf der Kundgebung nach demMarsch war inhaltlich kaum an-greifbar, wobei Gorzelik nicht nurPolnisch sowie etwas Tschechischund Englisch sprach, sondernauch auf Deutsch die für denMarsch aus der Bundesrepublikheimgekehrten Landsleute an-sprach. Direkt wandte sich derRAS-Chef an den polnischenStaatspräsidenten Bolesław Ko-morowski, gegen seine noch vorkurzem ausgesprochene Propa-ganda, Schlesien sei „in die polni-sche Familie zurückgekehrt“, wo-bei er die Forderung nach Auto-nomie und Dezentralisierung er-neuerte. Selbstverständlich tauch-ten auch in diesem Jahr wieder

niederschlesische und mährische,außerdem bayrische, schottische,katalanische, baskische und Fah-nen anderer europäischer Regio-nen auf.

Vor gut einem Jahr machte derehemalige Ministerpräsident Ja-

roslaw Kaczynski noch Gratiswer-bung für die RAS, indem er ihrvorwarf, ihr Beharren auf einereigenen schlesischen Nationalitätsei nichts anderes als Kollabora-tion mit dem Feind durch eine„verkappte deutsche Option“. Indiesem Jahr blieben solche Über-reaktionen aus, doch zwei Grüpp-chen polnischer Nationalistenprotestierten mit zusammen etwa20 Teilnehmern lautstark gegendas Autonomieverlangen. Tatsäch-lich ist die Haltung der RAS zuDeutschland und zur deutschenVolksgruppe in Schlesien abervorsichtig, ja fast ambivalent. Ein-erseits gibt es keinerlei Vorbehal-te gegen die deutsche Sprache

oder Kultur, diese werden als fest-er Bestandteil der Kultur Schle-siens akzeptiert und begrüßt.„Dennoch ist das Verhältnis zuden Organisationen der Deut-schen, die ihren Schwerpunkt inder Nachbarwoiwodschaft Op-

peln haben, ge-schäftsmäßig bisdistanziert“, er-klärte Robert Sta-rosta, der Vorsit-zende eines 2008

in der Bundesrepublik gegründe-ten Partnervereins der RASgegenüber der PAZ. Die deut-schen Verbände sähen in der RASeine Konkurrenz, und obwohl dieBewegung die Autonomie ganzSchlesiens anstrebe, gebe es mitder Landsmannschaft Schlesienso gut wie keine Kontakte, son-dern nur mit der Landsmann-schaft der Oberschlesier. Undzum Vertreibungsunrecht, das inOberschlesien nicht nur Deut-sche, sondern auch Polen, Judenund Ukrainer betroffen und derRegion unübersehbare Wundengeschlagen hat, hält sich die RASbisher völlig bedeckt.

Konrad Badenheuer

»Marsch für die Autonomie« durch KattowitzDie RAS brachte rund 4000 Demonstranten auf die Straße – Das Ziel ist mehr Unabhängigkeit für Schlesien von Warschau

In dem Gebäude des neuen Mu-seums „Fort Nr. 5“, einer Außen-stelle des Gebietsmuseums fürGeschichte und Kunst, ist eineAusstellung zu sehen, die demWiderstand gegen den Nationalso-zialismus in Deutschland gewid-met ist.

Die aktuelle Ausstel-lung „Deutsche gegenHitler“ will ein breitesPublikum über antina-tionalsozialistische Be-wegungen in Deutsch-land vor und währenddes Zweiten Weltkriegsinformieren. Vorgestelltwerden Jugendorganisa-tionen, die sich anUntergrundbewegungendes Widerstands beteiligthaben, Priester, die Ju-den vor der tödlichenGefahr gerettet haben,sowie Personen des öf-fentlichen Lebens undBeamte, die aktiv an derBekämpfung des NS-Re-gimes beteiligt waren.

Symbolträchtig wurdedie Ausstellung am20. Juli, dem diesjähri-gen Jahrestag des Atten-tats auf Adolf Hitler, inder „Wolfsschanze“ eröff-net. Die Ausstellung zeigtinteressante Fotos zu die-sem Attentat. Darunterbefindet sich ein Foto,das Adolf Hitler zeigt,wie er kurz nach demAnschlag Benito Musso-lini und anderen befreundeten be-ziehungsweise verbündetenStaatsoberhäuptern den beschä-digten Bunker zeigt.

Die Vorbereitung für diese Aus-stellung dauerte fast ein halbes

Jahr. Laut der Koordinatorin Dar-ja Timirjowa wurden über 100 hi-storische Aufnahmen, persönli-che Briefe und offizielle Doku-mente gesichtet. Ein Großteil desausgestellten Materials stammtaus den Beständen des BerlinerGedenkstätte „Deutscher Wider-stand“.

In den Kasematten des Fortssind Informationstafeln aufge-stellt. Sie erzählen von derJugendorganisation „Weiße Rose“und dem Träger des sowjetischenRotbannerordens Harro Schulze-

Boysen, der am 19. Dezember1942 wegen Vorbereitung zumHoch- und Landesverrat zum Todeverurteilt und auf Befehl Hitlersam 22. Dezember 1942 in Berlin-Plötzensee erhängt wurde.

Die größte Aufmerksamkeit er-zielte eine Tafel über einen einzi-gen Menschen, der Hitler auf ei-

ner Massenveranstaltung den Hit-lergruß verweigerte. Dieses sym-bolische Ereignis spielte sich 1938während eines Treffens Hitlers mitArbeitern einer Schiffswerft ab.Der Name des Mannes war August

Landmesser. Er war seit 1931 Mit-glied der NSDAP und teilte für ei-nige Zeit die Ansichten der natio-nalsozialistischen Partei. Als ein-ziger seiner Kollegen traute er sichjedoch, seine ablehnende Haltunggegenüber der Politik Hitlers zuäußern. Kurz darauf fiel er der Ge-stapo in die Hände, die ihn des

Verstoßes gegen das Gesetz zurReinhaltung des deutschen Blutesbezichtigte: Landmesser war miteiner Jüdin verheiratet. Seine Fraustarb 1942 im KonzentrationslagerRavensbrück. Landmesser selbst

wurde 1941 nach zweieinhalbjäh-riger Lagerhaft vorzeitig entlassenund kam bei einem Kriegseinsatzums Leben.

Die Ausstellung zeigt auch Aus-züge aus Hitlers Instruktionen be-züglich der Politik und Sitten inden okkupierten Ostgebieten. ZumBeispiel die Instruktion „Aktuelle

Aufgaben in den Ostge-bieten“, in der dazu auf-gerufen wird, Arbeits-kräfte nach Deutschlandzu schicken, die für dieKriegsindustrie von Nut-zen sind und Auszügeaus „12 Verhaltensregelnfür Deutsche im Ostenund ihr Verhalten gegen-über Russen“.

Der ehemalige deut-sche Generalkonsul imKönigsberger Gebiet, Ari-stide Fenster, hat bera-tend bei der Organisationdieser Ausstellung mitge-wirkt. Er unterstrich dieBedeutung einer solchenAusstellung, die zeige,dass es während des Na-tionalsozialismus Deut-sche gab, die am Wider-stand teilgenommen ha-ben. Das Datum der Er-öffnung 20. Juli sei sym-bolisch, da der Tag derAusstellungeröffnung aufdas Datum der Verschwö-rung von 1944 gelegtworden ist, deren Teil-nehmer gebürtige Ost-preußen gewesen seienund die schließlich das

Attentat selbst auch auf ostpreußi-schem Territorium durchgeführthätten.

Die Ausstellung ist noch bis De-zember dieses Jahres zu sehen.

Jurij Tschernyschew

»Deutsche gegen Hitler« im Fort Nr. 5Ausstellung in Königsberg thematisiert den Widerstand gegen die NS-Herrschaft im Dritten Reich

Nr. 30 – 28. Juli 2012

»Von Tauroggennach Tilsit«

Tilsit – Der Jahreswechsel2012/2013 wird im Zeichen des200. Jahrestages der VertreibungNapoleons aus Russland stehen.Gemeinsam mit litauischen Stellenbeteiligt sich die Stadt an einemgrenzübergreifenden Projekt derEuropäischen Union, das von die-ser mit einer Million Euro geför-dert wird. Es trägt den Titel „VonTauroggen nach Tilsit“. Die russi-sche Seite bringt sich mit der Sa-nierung des historischen TilsiterStadtkerns und der Wiederaufstel-lung des Königin-Luise-Denkmalsin das Projekt ein. Das Denkmalwurde bereits in einer St. Peters-burger Werkstatt originalgetreu im3-D-Verfahren rekonstruiert undwird an seinem alten Standort imPark Jakobsruh errichtet. H.Dz.

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Verhältnis zu den deutschen Organisationen:»geschäftsmäßig bis distanziert«

Die RAS sitzt nicht nur im Parlament, sondernauch in der Regierung der Woiwodschaft

„„VVeerrrräätteerr ooddeerr HHeellddeenn??““:: AAuucchh ddiieessee bbrreennzzlliiggee FFrraaggee wwiirrdd iinn ddeerr AAuusssstteelllluunngg tthheemmaattiissiieerrtt Bild: Tschernyschew

Neuer Generalkonsul

Königsberg – Aristide Fenster, seit2009 deutscher Generalkonsul inKönigsberg, steigt auf zum Bot-schafter. Er übernimmt die Vertre-tung der Bundesrepublik Deutsch-land in Usbekistan. Sein Nachfol-ger in der ostpreußischen Haupt-stadt wird Rudolf Friedrich Krau-se. Krause stand bisher an derSpitze der diplomatischen Fakul-tät an der Universität Budapest.Für die deutsche Gesandtschaft inder Pregelstadt ist der Wechsel einturnusmäßiger. Zum Abschiedlobte Fenster seine bisherigenGastgeber: „Die Menschen in die-ser Stadt und im gesamten Gebietsind uns freundlich, mit großerOffenheit und Herzenswärme be-gegnet.“ PAZ

Page 14: 2 3 4 WerrettetEuropa? · kamen sie zu dem Ergebnis, dass bundesweit sogar 49 3000 zusätzli - che Jobs entstanden seien. Zwar sei der Anpassungsprozess für betrof - fene Arbeitskräfte

14 Nr. 30 – 28. Juli 2012

heute mal wieder querbeet durchunseren Familiengarten, und dahat sich doch so einiges angesam-melt, was zwar nicht so dringlicherscheint, aber ein Auf-die-lange-Bank-schieben auch nicht ver-trägt. Da ist ein Brief von unsermneugierigen Landsmann WernerMai aus Hamburg – diese Eigen-schaft schreibt er sich selbst zu,weil er hoffnungsvoll auf ein posi-tives Ergebnis nach Veröffentli-chung seiner Suchfrage wartet, dienun heute erfolgt. Er hat es näm-lich so langsam „dick“, bei allem,was er von seiner KönigsbergerKindheit erzählt, angezweifelt zuwerden. Dieses Misstrauen ken-nen wir ja alle, wenn wir von to-huus berichten, und deshalb sindwir immer froh, wenn wir unsereAngaben belegen können, Zeit-zeugen das von uns Gesagte be-stätigen. Derartige Zeitzeugenkönnten im Falle Werner Mais dieMitbewohner des Hauses Schön-straße 11 in Königsberg sein, woer 1938 geboren wurde. Sein Va-ter Fritz Mai hatte die BäckereiEcke Paulstraße gegenüber der„Regierung“, wie der Gebäude-komplex am Mitteltragheim, derSitz des Regierungs-Präsidiumswar, kurz genannt wurde. Viel-leicht erinnern sich noch Königs-berger vom Tragheim an dieseBäckerei – zum Brötchenholenlief man ja als kleines Gnoss nurzu gerne, denn manchmal fiel wasLeckeres dabei ab wie Blechku-chen vom Vortag oder irgendeinfrisches Abbruchsel. So könntensich also auch Königsberger, dieetwa gleichaltrig mit Werner Maisind, an die Bäckerei erinnern. Ge-zielt sucht er aber nach der etwadrei Jahre älteren Ursula Branden-burg, die mit ihren Eltern zusam-men mit der Familie Mai in demHaus in der Schönstraße wohnte.Wie ich seinen Ausführungen ent-nehme, in einer Wohnung, diesehr groß gewesen sein muss, weilauch das Balkonzimmer von ei-nem weiteren Mitbewohner ge-nutzt wurde. An diesen „OnkelSchobert“ kann sich der heute 74-Jährige gut erinnern, noch intensi-ver aber an die Familie Lager-pusch, die in dem Haus einen Fri-seursalon hatte. Deren SöhneSiegfried und Wolfgang zählten zuWerners besten Spielkameraden.

Sie bekamen 1943 noch einSchwesterchen. Da Herr Lager-pusch bei der Wehrmacht war,blieb der Salon während der letz-ten Kriegsjahre geschlossen. Fürdie Kinder wurde er aber zur wah-ren Spieloase vor allem beischlechtem Wetter, wenn sie nichtdraußen spielen konnten. Dannhatte auch Frau Blume aus demErdgeschoss keinen Grund zumSchimpfen, denn sie pflegte dieBowkes zu verscheuchen, wennsie zu viel Rabatz auf dem Hofmachten. Das sind die Erinnerun-gen von Herrn Werner Mai an dasHaus in der Schönstraße und sei-ne Mitbewohner und so hofft er,dass sich noch jemand aus diesenFamilien bei ihm meldet. Daskönnte bei der Familie Lagerpuschder Fall sein, denn die Mutter vonWerner Mai hat nach der Fluchtmit ihr in Verbindung gestanden.

Frau Lagerpusch befand sich da-mals in einem dänischen Internie-rungslager, und sie übersandteFrau Mai ein dort aufgenommenesBild, das sie zusammen mit ihremTöchterchen zeigte. Dann mussder Kontakt abgerissen sein, abervielleicht ist es möglich, dass erjetzt wieder zustande kommt zwi-schen Werner Mai und seinenehemaligen Spielkameraden undderen Familien. Anschrift: WernerMai, Bürgermeister-Bals-Straße 8in 82216 Maisach-Malching.„Dieser Brief sollte eigentlich

anders anfangen“, schreibt Herr

Mai zum Schluss. „Heute beginntnämlich ein regnerischer Tag mitdem Spruch in meinem Tischka-lender: Man reist nicht billigerund schneller als in seinen Ge-danken! So habe ich mich ,billig‘in die Heimat reisen lassen. VielNettes und Schönes ist mir wie-der eingefallen, aber auch trauri-ge und schlimme Erlebnisse.“Also reisen wir weiter und neh-

men unsere Landsleute auf dieFahrt in die Vergangenheit mit,die uns kein Wettergott verhagelnkann. Jeder Wunsch, jede Frage,jedes Wort in der vertrauten Spra-che bringt uns ein Stück Heimatzurück. Die Ostpreußische Fami-lie ist ein guter Mutterboden, wirbearbeiten ihn fleißig und grabennach unsern Wurzeln. Die hatauch Herr Dr. Wolfgang Klein ausSchwörstadt in seinen Erinnerun-gen an seine Heimatstadt Königs-

berg zusammengetragen und mirnun einige übersandt, denn erfühlte sich von dem „Dialog mitder Vergangenheit“ von Jörn Pe-krul in Folge 26 angesprochen, daer auch Ähnliches erlebt hatte, alser 1993 wieder heimatlichen Bo-den betrat. „Auch ich habe mei-nen Eltern ihre Sicherheitwiedergeben können und sie auf-genommen. Das Erstaunliche dar-an ist aber, dass meine Eltern undich kaum über die Vergangenheitder Jahre 1939 bis 1945 gespro-chen haben. Das mag daran gele-gen haben, dass wir in den

Kriegsjahren doch engen Kontaktgehabt und so manches gemein-sam erlebt haben. Es war jedochkein Problem über die Jahre da-vor und sogar über den ErstenWeltkrieg zu sprechen.“ Seine Er-innerungen werden wir sicherdann und wann „anzapfen“, denner hat in ihnen das Bild seinerHeimatstadt gezeichnet, wie er esschon als Junge mit wachen Au-gen gesehen hat, wobei er eigeneEindrücke mit dem von Schuleund Elternhaus übermitteltenfundierten Wissen verbindet.Reisen wir weiter, diesmal mit

Frau Christel Stößer aus Garstedt,die uns in den Kreis Labiau führt.Sie hatte in Folge 17 von HerrnBenz aus Reichenbach gelesen,der für eine Frau Schulz auf Hei-matsuche geht, denn deren Er-innerungen sind sehr vage undentbehren jeder genauen Ortsan-gabe. Herr Benz hatte ihren Be-richt aufgeschrieben und wollteihn nun mit Ortsangaben, Namenund Daten vervollkommnen, umden Herkunftsort lokalisieren zukönnen. Das erwies sich aber alssehr kompliziert, denn die Er-innerungen von Frau Schulz be-zogen sich mehr auf das allge-meine Leben bis zur Flucht, eswaren vor allem kleine Erleb-nisse aus ihrer Kindheit, dieüberall zwischen Haffufer undGroßem Friedrichsgraben ge-schehen konnten. Immerhinkonnten wir einige Orte ausma-chen, die nach den Angaben vonFrau Schulz infrage kämen, dar-unter auch Agilla/Haffwerder. Dawir dazu auch ein Foto „Hoch-wasser in Agilla“ gebracht hatten,erregte dieser Bericht die Auf-merksamkeit von Frau Stößer, diein dem Haffdorf geboren wurde.Sie schreibt:„Der Bericht hat mich sehr an-

gesprochen. Ich bin 1931 in Agil-la geboren, auch mein Vater wardort tätig. Die andere Dorfseitewurde durch den Arbeitsdiensteingedeicht. Der Große Fried-richsgraben teilte unser Dorf. DieGemüsebauern kamen aus demgroße Moosbruch mit den Käh-nen, die früher noch von Men-schenhand gezogen (also getrei-delt) wurden. Und wenn der Win-ter kam, wurde das Eis auf demGroßen Friedrichsgraben aufge-brochen, damit die letzten Schiffeaus Tilsit nach Königsberg konn-ten. Mein Vater hatte dort dieSchmiede, daher weiß ich nochalle Namen aus dem Dorf, abereine Frau Schulz ist mir nicht be-

kannt, vielleicht ist das ja derEhename der Frau.“Damit dürfte Frau Stößer Recht

haben, deshalb haben sich in die-sem Fall noch keine konkretenSpuren ergeben. Herr Benz kann-te nur den nicht gerade seltenenNachnamen und konnte FrauSchulz auch nicht befragen, da derKontakt inzwischen abgebrochenwar. Deshalb hatte er gehofft, dasssich auf unsere Veröffentlichunghin Frau Schulz bei ihm meldenwürde, das ist aber anscheinendnicht geschehen. Die Ostpreußinaus dem Kreis Labiau müsste heu-te etwa 80 Jahre alt sein. Vielleichtkommen jetzt nach erneuter Ver-öffentlichung Hin-weise aus dem Le-serkreis, denn FrauSchulz, die in Mek-klenburg-Vorpom-mern leben könnte,hängt noch sehr anihrer Heimat und hatoder sucht Verbin-dung zu Landsleu-ten.Wenn ich manch-

mal zu sehr in dieEinzelheiten geheund auch neben-sächlich scheinendeDaten und Angabenberücksichtige, sohat das schon seinenGrund. Den hat HerrPeter Perrey genauerkannt, denn ersagt in seinem Schreiben an michnicht nur ein Dankeschön für diegewünschten Abbildungen vonGodrienen, sondern bestätigt auchdie dokumentarische Arbeit derOstpreußischen Familie.„Ich halte es in der Tat für

außerordentlich wichtig, so vieleEinzelheiten über unser Ostpreu-ßen und seine Menschen zu si-chern, wie nur irgend möglich.Die eigene Erfahrung auf dem Ge-biet der Genealogie lehrt mich,dass man mit der Sicherung vonDaten und Fakten – einschließlichdes überkommenen Bildmaterials– nicht frühzeitig genug anfangenkann. Der Tod der vorangehendenGeneration kommt vielfach eherals man denkt, und danach stehtman mit vielen Fragen, die manhätte immer noch stellen können,plötzlich alleine da. Wenn mandann überhaupt noch Auskünfteerhalten kann, muss man versu-chen, diese in manchmal weit ent-fernten Archiven zu finden. Inso-fern sind Einrichtungen, die perInternet zugänglich sind – wie das

Bildarchiv Ostpreußen – vonaußerordentlicher Wichtigkeit. Ichhabe mich bisher schon bemüht,diese oder jene Fehlinformationzu korrigieren und werde michauch weiter einbringen, soweit esmir nötig erscheint. Ich sehe diesauch als eine bescheidene Ergän-zung zu der fortlaufenden sehrwichtigen Arbeit, die Sie dankens-werter mit Ihrer Kolumne ,Ost-preußische Familie‘ leisten. Als je-mand, der das Ostpreußenblattzeit seiner Existenz – also fürmich von Kindesbeinen – gelesenhat und das Abonnement seit demTod der Eltern weiterführte, ver-folge ich die Kolumne regelmä-

ßig.“Vielen Dank, lie-

ber Herr Perrey fürIhre anerkennendenWorte und Ihre Mit-hilfe. Die ist be-sonders wichtig,denn die Unterla-gen, die ich bekom-me, sind in den mei-sten Fällen lücken-haft. Häufig fehlenPostanschrift undTelefonnummer. Daauch unsere Recher-chemöglichkeitenvor allem zeitlichbegrenzt sind, ist dieMitarbeit unsererLeserinnen und Le-ser ungeheuer wich-tig, wie die vielen

positiven Ergebnisse beweisen.Der interessante Fund, über den

wir in der letzten Folge berichte-ten, hat noch ein Nachspiel. Dasveröffentlichte Foto von der Origi-nalhandschrift hat dokumentari-schen Charakter. Es zeigt einenAuszug aus den Aufzeichnungendes Sammlers K. W. J. Albrecht ausBad Gandersheim, der 1946 imBesitz des Dokuments über denverheerenden Brand der Haber-berger Kirche in Königsberg war.Heute bringen wir nun eine Kopiedes Originalberichtes eines unbe-kannten Zeitzeugen aus dem Jahr1747, den Jürg Schmied aus Siegenals Einlage in den gebundenenAufzeichnungen von Albrecht ineinem antiquarisch erworbenenBuch entdeckte.

Eure

Ruth Geede

OSTPREUSS ISCHE FAMIL IE

Der Karpfen war ein 30-PfünderKönigsberger Erinnerungen: Anglerparadies Oberteich

Die weiße Brücke hatte esmir angetan, die in Folge 28auf der Seite „Leserforum“

abgebildet war. Und der Leserbriefvon Frau Irene Blankenburg-Korb-juhn dazu, denn sie führten michin ein Paradies meiner Königsber-ger Kindheit zurück: an den Ober-teich. Und vielleicht kann ich nundie Schreiberin, die auch ihreglücklichen Kinder- und Jugend-jahre im und am Oberteich ver-brachte, mit meinen eigenen Er-innerungen erfreuen und andereLeserinnen und Leser dazu. Dieweiße Brücke macht’s möglich, un-ter ihr sind wir mit unserem Bootin den stillen Ziegelhöfer Winkelgerudert, und über sie führt nunder Weg zurück in die Vergangen-heit.Schon ehe wir das Boot hatten,

gingen wir oft zum Oberteich, dernicht weit von unserer Wohnungim Roßgartenviertel lag. Dortpflegte mein Vater den Petrijüngerzuzusehen. Die schwiegen still vorsich hin und mein Vater auch. Ichspielte am Ufer und wartete ge-spannt, dass es endlich „tibberte“.Und manchmal verschwand auchdie Pose und der Angler zog tat-sächlich einen Fisch an Land –

meistens war es aber nur ein Plötz-chen oder ein Barsch, handteller-groß. Die Prachtexemplare vonSchleien und Karpfen hörte manan warmen Sommertagen irgend-wo in der Schilfwildnis schnalzen,in die man leider nur mit demBoot eindringen konnte.Ein Boot! Es kam der Tag, an

dem Vater sich den Traum erfüllteund uns Kindern eine ungeahnteFreiheit schenkte. Es lag an einemSteg des „Königsberger Angler-Clubs“, der sich hinter den Schre-bergärten am Ostufer versteckteund für Spaziergänger kaum zufinden war. Vater hatte die Mit-gliedschaft erworben und wurdenun mit einem „Petri-Heil“ der ge-rade anwesenden Petrijünger be-grüßt. Er musste seinen Einstandin der Kantine des Clubhauses ge-ben, die eigentlich eine Art Wohn-küche war, in der Herr Reicher-mann, der Wirt, Grogwasser undWürstchen wärmen konnte. Vielmehr gab es nicht an Speisen undwarmen Getränken, dafür Bier undhärtete Getränke für durstige Ang-lerkehlen. Wir Kinder wurden mitLimonaden und Leibnitzkeksenabgespeist, auf unsere Jahrgängewar man nicht eingestellt. Zum

langen Verweilen in der „Kantine“hatten wir sowieso keine Lust,denn das Mobiliar bestand aus ei-nigen Schemeln und einem durch-gesessenen Sofa, dessen Spiralensich bei längerem Sitzen schmerz-haft bemerkbar machten.

Dafür gab es dann Freiheit, Was-ser und Frischluft pur auf demUfergelände mit dem alten Baum-bestand – und es gab „unser Boot“.Es war nicht das größte, das neue-ste, das schönste, aber es gehörteuns. Wir lernten „Kahnchenfah-

ren“ und waren bald so sicher,dass selbst die besorgte Mutter unsohne Vorbehalt allein „auf denTeich“ ließ. Es führte uns in stilleEcken, die wir vom Ufer aus nieentdeckt hätten. In dem Ziegelhö-fer Winkel, den wir nach der

Durchfahrt unter der weißen Holz-brücke erreichten, konnte mansich verstecken, mannshoch standdas Schilf um den Kahn. Wie Or-chideen leuchtete die Wasseriris,dottergelb und violett, Libellen,gläsern und zart, sirrten in der kla-

ren Luft. Ab und zu raschelte es imSchilf, vielleicht ein Wasserhuhn,eine Stockente oder ein anderesGetier. Und plötzlich sprang in derBlänke ein Fisch hoch, sein silber-ner Körper in der Sonne und ver-schwand dann wieder. Die Stadtschien so weit, obgleich nur einenSteinwurf entfernt die Straßen-bahn vorbeifuhr, ihr Klingeln kamwie aus weiter Ferne. Am liebstenverbargen wir uns hinter einer al-ten Weide, deren Zweige wie Per-lenvorhänge in das Wasser hingen.Sie stand am Ufer des „kleinen Tei-ches“ hinter der Oberteichterrasse,den wir nach der Durchfahrt unterder Straßenbrücke – wobei wirlaut Hallo und Huhu riefen, das er-gab herrliches Echo – erreichten.Dicke Freundschaft hatten wir mitden Schwänen geschlossen, sie ka-men sofort auf den Ruf „Hans-Hans“ herbei und ließen sich füt-tern. Auf dem Inselchen nebendem Bootssteg brütete ungestörtein Schwanenpaar im Schutz desAnglerklubs. Nach Süden weitetesich der Oberteich zur großenWasserfläche – anderswo hätteman ihn mit Sicherheit „See“ ge-nannt – und an seinen Ufernherrschte im Sommer fröhliches

Badeleben. Ein bisschen unheim-lich war es an der Mauer, wo Prik-ken keinen Grund mehr fanden,besonders am Abfluss des Obertei-ches zum tiefergelegenen Schloss-teich. Ich hatte immer Angst, dasswir mit unserem Boot mitgerissenwurden, was aber nicht geschehenkonnte. Das war das bevorzugteAngelrevier meines Vaters, hierraubten die großen Hechte, mankonnte sehen, wie die kleinen Flit-zerchen angstvoll hochsprangen.Er war schon ein fischreiches Ge-wässer, der Oberteich, und er er-füllte damit noch immer seinePflicht, denn einstmals war er vonden Ordensrittern als Fischteichangelegt worden. Mein Vaterbrachte manchen kapitalen Fangnach Haus und einmal sogar einen30-pfündigen Karpfen, aber denhatte er nicht geangelt, sondernbeim offiziellen Abfischen desOberteiches ersteigert. MeineMutter meinte skeptisch, er müs-ste nach Modder schmecken – tater aber nicht. Die zum Karpfen-schmaus eingeladenen Gäste be-haupteten, noch nie so etwas Köst-liches gegessen zu haben. Ja, ja, diealten Rittersleut’, die wusstenschon, was sie taten! R.G.

Alle in der »Ostpreußischen Familie« abgedruckten Namen und Daten werden auch ins

Internet gestellt. Eine Zusendung entspricht somit auch einer Einverständniserklärung!

RRuutthh GGeeeeddee Bild: Pawlik

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Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

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GLÜCKWÜNSCHE Nr. 30 – 28. Juli 2012 15

SONNABEND, 28. Juli 14.15 Uhr,ZDF Info: Windstärke 9 –Höhlenritt der Hochseefischer.

SONNABEND, 28. Juli, 20.15 Uhr,ZDFinfo: Momente der Ge-schichte – Der Erste Weltkrieg,Kaisersturz und Weimarer Re-publik.

SONNABEND, 28. Juli, 20.15 Uhr,Tagesschau24: Kinder desOsten.

SONNTAG, 29. Juli, 9.20 Uhr, WDR5: Alte und Neue Heimat.

SONNTAG, 29. Juli, 14.45 Uhr,3sat: Bodensee – Smaragd imHerzen Europas. Naturdoku.

SONNTAG, 29. Juli, 17.15 Uhr,MDR: Pommern unter Palmen.Reportage.

SONNTAG, 29. Juli, 19 Uhr, DasVierte: Neues aus der Medizin:Schnarchen.

MONTAG, 30. Juli, 11.50 Uhr, Arte:Gustav Klimt – Der Geheim-nisvolle.

MONTAG, 30. Juli, 22 Uhr, WDR:Grünkohl, Gifte und Geschäfte– Der Skandal um die FirmaEnvio.

MONTAG, 30. Juli, 22 Uhr, NDR:45 Min – Die Milch-Lüge.

DIENSTAG, 31. Juli, 20.15 Uhr, Ar-

te: Konrad Adenauer – Stun-den der Entscheidung. Doku.

DIENSTAG, 31. Juli, 20.15 Uhr,MDR: Damals in Ostpreußen.Die Wechselvolle GeschichteOstpreußens von 1932 bis1945.

DIENSTAG, 31. Juli, 21 Uhr RBB:Die Ostsee. Zwischen Deutsch-land und Estland.

MITTWOCH, 1. August, 19 Uhr, BR:Stationen. Dokumentationen.Kirche im Aufbruch.

MITTWOCH, 1. August, 23.30 Uhr,ARD: Die Gejagten. Ferien vonder Blutrache. Doku 2012.

DONNERSTAG, 2. August, 14.10 Uhr,Arte: Mit offenen Karten. Hu-manitäre Hilfe – Der Preis desaktiven Engagements.

DONNERSTAG, 2. August, 16.10 Uhr,NDR: Ein Leben für die Hallig.

DONNERSTAG, 2. August, 22.25Uhr, Arte: Die Farben der Haut.Doku 2010.

FREITAG, 3. August, 14.10 Uhr, Ar-te: Kalabrien – Italiens verges-sene Region. Reportage.

FREITAG, 3. August, 22.02 Uhr, Ta-gesschau24: Pillen für den Stö-renfried. Psychopharmaka imKinderzimmer.

HÖRFUNK & FERNSEHEN

Jahr 2012

21. bis 23. September: Geschichtsseminar im Ostheim in Bad Pyr-mont.

8. bis 14. Oktober: 58. Werkwoche im Ostheim in Bad Pyrmont.19. bis 21. Oktober: Schriftleiterseminar im Ostheim in Bad Pyr-mont.

5. bis 9. November: Kulturhistorisches Seminar im Ostheim inBad Pyrmont.

Jahr 2013

9./10. März 2013: Arbeitstagung der Kreisvertreter in Bad Pyr-mont.

15. Juni 2013: Sommerfest der Deutschen Vereine in Osterode(Ostpreußen).

Auskünfte bei der Bundesgeschäftsstelle der LandsmannschaftOstpreußen, Buchtstraße 4, 22087 Hamburg, Telefon (040)414008-0.

TERMINE DER LO

Glückwünsche nur noch ohne Nennung der Adresse möglich:

Die meisten Landsleute freuen sich, wenn sie ihren Namen auf un-serer Glückwunschseite finden. Leider sind jedoch nicht alle damiteinverstanden, dass dort auch ihre aktuelle Adresse genannt wird. Inletzter Zeit hat es unter Hinweis auf den Datenschutz und das allge-meine Persönlichkeitsrecht mehrere diesbezügliche Beschwerdenund sogar eine Eingabe an den Beschwerdeausschuss des DeutschenPresserates gegeben.Die Rechtslage ist tatsächlich so, dass diese Daten nur veröffent-

licht werden dürfen, wenn in jedem Einzelfall das Einverständnisder Betroffenen vorliegt. Diese Vorgabe zu erfüllen würde einen Ar-beitsaufwand erfordern, den die Redaktion nicht bewältigen könnte.Um rechtlich auf der sicheren Seite zu stehen, haben wir uns daherschweren Herzens entschlossen, die aktuellen Anschriften der Jubi-lare künftig nicht mehr zu veröffentlichen. Wir bitten dafür um IhrVerständnis.Da wir durch den Wegfall der Adresszeilen mehr Platz auf der Sei-

te haben, freuen wir uns, dass wir nun wieder die Glückwünschezum 75. Geburtstag aufnehmen können, die zwischenzeitlich ausPlatzgründen wegfallen mussten.Eine Bitte zum Schluss: Da es der Redaktion aus organisatorischen

Gründen leider nicht möglich ist, eingehende Post an die Jubilareweiterzuleiten, bitten wir Sie, sich an die jeweiligen Heimatkreisge-meinschaften zu wenden. Ihre PAZ

ZUM 104. GEBURTSTAG

JJaannzz, Antonia, geb. HHeellllwwiittcchh,aus Kreuzingen, Kreis Elchnie-derung, am 30. Juli

ZUM 99. GEBURTSTAG

SScchhiimmiinnoowwsskkii, Anna, geb. FFaall--kkoowwsskkii, aus Kyschienen, KreisNeidenburg, am 30. Juli

ZUM 98. GEBURTSTAG

SSttuummmm, Grete, aus Malga, KreisNeidenburg, am 31. Juli

ZUM 96. GEBURTSTAG

HHaarrttuunngg, Gertrud, geb. DDaawwiiddoo--nniiss, aus Tawe, Kreis Elchniede-rung, am 2. August

SScchhmmiiddtt, Gertrud, geb. CCzzeerrwwoonn--kkaa, aus Binien, Kreis Lyck, am5. August

UUppaaddeekk, Liesbeth, geb. OOsstteerr--mmaannnn, aus Gedwangen, KreisNeidenburg, am 1. August

ZUM 95. GEBURTSTAG

HHooffmmeeiisstteerr, Ludwig, aus Tapiau,Schleusenstraße, Kreis Weh-lau, am 2. August

KKüüßßnneerr, Edith, geb. SSaaddlloowwsskkii,aus Kalthagen, Kreis Lyck, am1. August

OOllttmmaannnn, Christel, geb. RRuunnzz,aus Sonnenmoor, Kreis Eben-rode, am 30. Juli

ZUM 94. GEBURTSTAG

KKoossttrrooppeettsscchh, Heinz, aus Alt-bruch, Kreis Ebenrode, am 5. August

ZUM 93. GEBURTSTAG

KKaammiinnsskkii, Margarete, geb. KKaa--mmiinnsskkii, aus Wehlau, Gartenstra-ße, Kreis Wehlau, am 3. August

ZUM 92. GEBURTSTAG

HHüübbnneerr, Friedrich, aus Rosenhei-de, Kreis Lyck, am 30. Juli

MMaarrkkss, Fritz, aus Weißensee, Wei-ßensee Abbau Nord, KreisWehlau, am 1. August

SStteeiiddllee, Lotte-Sophie, geb. LLyyßß,aus Schönhorst, Kreis Lyck, am3. August

ZUM 91. GEBURTSTAG

AAuusswwiittzz, Hildegard, geb.SScchhmmiiddtt, aus Rehbusch, KreisEbenrode, am 30. Juli

BBeerrkkoowwiittzz, Elly, geb. MMaatteerrnn, ausNickelsdorf, Klein Nickelsdorf,Kreis Wehlau, am 31. Juli

BBrreeddaa, Erna, geb. KKllaasskk, aus KleinDankheim, Kreis Ortelsburg,am 31. Juli

FFiisscchheerr, Hermann, aus Großhei-dekrug, Kreis Samland, am 30. Juli

GGootthhmmaannnn, Klaus, aus Georgens-walde, Kreis Samland, am 31.Juli

JJeeddaammsskkii, Kurt, aus Wildenau,Kreis Ortelsburg, am 5. August

KKrraauusshhaaaarr-RRooßßddeeuuttsscchheerr, Chri-stel, aus Lötzen, am 30. Juli

KKuurrsscchhaatt, Herta, geb. AAuugguussttiinn,aus Ossafelde, Kreis Elchnie-derung, am 31. Juli

RRaacchh, Margarete, geb. KKiirrsstteeiinn,aus Rehbusch, Kreis Ebenrode,am 4. August

RRööbbiigg, Erna, geb. KKaatttteennbbeerrgg, ausDeschen, Kreis Elchniederung,am 2. August

RRoocckkeell, Hedwig, geb. LLooeeppeerr, ausWarschfelde, Kreis Elchniede-rung, am 2. August

RRuuddnniicckk, Margarete, geb. RRaanndd--zziioo, aus Lenzendorf, KreisLyck, am 3. August

SSttrruucckk, Heinrich, aus Plompen,Kreis Wehlau, am 4. August

ZUM 90. GEBURTSTAG

DDaammmmeeyyeerr, Ruth, geb. WWeettzzkkee,aus Ludwigsort, Kreis Heili-genbeil, am 3. August

KKeeiikkuuss, Helene, geb. FFrriieeddrriicchh,aus Stolzenberg, Kreis Heili-genbeil, am 3. August

KKeemmppff, Walter, aus Brittanien,Kreis Elchniederung, am 4.August

LLeewwoohhnn, Heinz, aus Grabowen,Kreis Goldap, und Dippelsee,Kreis Lyck, am 1. August

MMeeiittzz, Werner, aus Thierenberg,Kreis Samland, am 4. August

RReeiimmeerrss, Herta, geb. KKrrööhhnneerrtt,aus Argendorf, Kreis Elchnie-derung, am 1. August

SScchhmmiitttteerr, Selma, geb. SSuucchhtt, ausStucken, Kreis Elchniederung,am 1. August

SScchhwweennttzzeekk, Ernst, aus Rosen-heide, Kreis Lyck, am 3. August

SSeehheerr, Lieselotte, geb. JJoonnnniiggkkeeiitt,aus Bredauen, Kreis Ebenrode,am 2. August

SSttaahhnnkkee, Irmgard, geb. RReeddwwaannzz,aus Lyck, Bismarckstraße 37,am 30. Juli

WWiirrssiinngg, Hildegard, geb. TTööpppp--nneerr, aus Paterswalde, Paters-walde Nord, Kreis Wehlau, am30. Juli

ZZbbiikkoowwsskkii, Annemarie, geb.KKlleeiinn, aus Kleinkosel, KreisNeidenburg, am 5. August

ZZiimmmmeerrmmaannnn, Elsa, geb. BBeesssseell,aus Bieberswalde, Kreis Weh-lau, am 4. August

ZUM 85. GEBURTSTAG

AArrnnddtt, Gerhard, aus Lauterbach,Kreis Heiligenbeil, am 30. Juli

BBeecckkeerr, Erna, geb. KKaallllwweeiitt, ausNassawen, Kreis Ebenrode,am 4. August

EEiiffeellss, Edith, geb. HHooffffmmeeiisstteerr,aus Große Kuhren, Kreis Sam-land, am 4. August

FFiisscchheerr, Irmgard, geb. TTrreeggeell,aus Grabnick, Abbau, KreisLyck, am 2. August

KKlleeiinn, Helmut, aus Kuglack,Lischkau, Kreis Wehlau, am 2. August

KKnnoocckkss, Erich, aus Kattenau,Kreis Ebenrode, am 5. August

MMaalluuttzzkkii, Alois, aus Schulen,Kreis Rößel, am 19. Juli

MMaarraahhrreennss, Irmgard, geb.SScchheefffflleerr, aus Lisken, KreisLyck, am 5. August

MMeerrttiinnss, Heinz, aus Eydtkau,Kreis Ebenrode, am 31. Juli

PPaappaajjeewwsskkii, Karl-Friedrich, ausMaterschobensee, Kreis Or-telsburg, am 5. Augus

PPaauuttsscchh, Rosa, geb. DDiieettrriicchh, ausInse, Kreis Elchniederung, am4. August

PPeeiipp, Elli, geb. JJeeddaammzziikk, ausLyck, General-Busse-Straße 1,am 31. Juli

PPeenntteerrmmaannnn, Lotte, geb. KKrraauussee,aus Ortelsburg, am 2. August

RRaahhmmkkee, Alfred, aus Seerappen,Kreis Samland, am 1. August

RRoommaannwwsskkii, Margarete, aus

Petzkau, Kreis Lyck, am 30. Ju-li

SScchhmmiiddtt, Anni, geb. JJaacckkssttaaddtt,aus Wilhelmsheide, KreisElchniederung, am 5. August

SSkkrreeyy, Harry, aus Fuchshügel,Kreis Wehlau, am 3. August

SSppeeiicchheerr, Käte, geb. SSuummmmeekk,aus Borschimmen, Kreis Lyck,am 30. Juli

SSttoollzz, Hildegard, aus Dorntal,Kreis Lyck, am 5. August

WWiillkkee, Ruth, geb. BBrraacczzkkoo, ausVierbrücken, Kreis Lyck, am 1. August

ZUM 80. GEBURTSTAG

BBoonnzzooll, Ursula, geb. WWiillkkee, ausAllenburg, Markt, Kreis Weh-lau, am 1. August

BBooooss, Ingrid, geb. GGeerrllaacchh, ausPottlitten / Warnikam, KreisHeiligenbeil, am 2. August

BBuurrddeennsskkii, Horst, aus Grünlan-den, Kreis Ortelsburg, am 30. Juli

EErrnnsstt, Hanna, geb. GGooeettzziiee, ausNeukirch, Kreis Elchniede-rung, am 30. Juli

FFüühhrreerr, Erwin, aus Gilkendorf,Kreis Elchniederung, am 31. Juli

HHiillddeebbrraannddtt, Dietrich, aus Gold-bach, Goldbach Süd, KreisWehlau, am 5. August

KKaanniiggoowwsskkii, Irmgard, geb. WWiillkkee,aus Wachteldorf, Kreis Lyck,am 5. August

KKrriisscchh, Dieter, aus Altschaden,am 3. August

KKrrööhhnneerrtt, Alfred, aus Schwanen-see, Kreis Elchniederung, am30. Juli

LLaanndd, Klaus, aus Kuckerneese,Kreis Elchniederung, am 4.August

LLaannggee, Jürgen, aus Wehlau, Kir-chenplatz, Kreis Wehlau, am31. Juli

MMüülllleerr, Inge, geb. RRaauutteennbbeerrgg,aus Moditten, Kreis Samland,am 1. August

NNaarruuhhnn, Gerhard, aus Wehlau,Markt, Kreis Wehlau, am 31. Juli

NNaauujjeecckk, Rudi, aus Skören, KreisElchniederung, am 31. Juli

NNeeuummaannnn, Gisela, geb. NNeeuu--mmaannnn, aus Groß Keylau, KreisWehlau, am 3. August

OOtttt, Günther, aus Wehlau, Ham-merweg, Kreis Wehlau, am 4. August

SScchhwwiieerrzzkkee, Gerda, geb. BBaahhlloo,aus Kölmersdorf, Kreis Lyck,am 1. August

SSttrruuvvee, Gerda, geb. KKuurrsscchhaatt, ausGroß Ponnau, Kreis Wehlau,am 1. August

UUppaaddeekk, Irmgard, geb. DDzzeeiiaa, ausWallendorf, Kreis Neidenburg,am 5. August

WWaalltteerr, Irmgard, geb. BBeecckkeerr, ausLangsee, Kreis Lyck, am 2. Au-gust

WWaasscchhkk, Walter, aus Kölmers-dorf, Kreis Lyck, am 3. August

ZZiinnkk, Hannelore, geb. KKrriieeddee--mmaannnn, aus Ostseebad Cranz,Kreis Samland, am 31. Juli

ZUM 75. GEBURTSTAG

AAllbbeerrss, Peter, aus Birkenmühle,Kreis Ebenrode, am 4. August

BBaacchhmmaannnn, Gerda, geb. JJuuppppiieenn,aus Rantau, Kreis Samland, am2. August

BBaauummaannnn, Erna, geb. LLeemmkkee, ausDürrfelde, Kreis Ebenrode, am31. Juli

BBeerreennddsseenn, Lisbeth, geb. KKiijjeekk,aus Lindenort, Kreis Ortels-burg, am 31. Juli

DDaauussiinn, Lothar, aus Neukuhren,Kreis Samland, am 31. Juli

FFrroommmm, Helga, aus Trankwitz,Kreis Samland, am 1. August

GGööppffeerrtt, Hannelore, geb. KKaall--cchheerr,, aus Eydtkau, Kreis Eben-rode, am 3. August

KKaammiinnsskkii, Käthe, geb. AAnnddrriiooffff,aus Windau, Kreis Neidenburg,am 5. August

KKlliinnggeerr, Manfred, aus Holzenau,Kreis Ebenrode, am 1. August

MMeeiittzz, Kurt, aus Schwengels,Kreis Heiligenbeil, am 31. Juli

MMüülllleerr, Irmgard, geb. SScchhuummaa--cchheerr, aus Willkau, Kreis Sam-land, am 1. August

OOppaallkkaa, Siegfried, aus Heiligen-beil, am Sportplatz 5, am 30. Juli

PPeennddzziicchh, Irmgard, geb. GGrraa--bboosscchh, aus Liebenberg, KreisOrtelsburg, am 1. August

PPrräättoorriiuuss, Anneliese, geb. GGrriiggoo,,aus Wappendorf, Kreis Ortels-burg, am 2. August

RRuusskkoowwsskkii, Emil, aus Gimmen-dorf, Kreis Neidenburg, am 3. August

SScchhaaffffrriicckk, Sabine, geb. WWoolldd--mmaannnn, aus Ebenrode, am 1. Au-gust

SScchhwwaarrzz, Lothar, aus Angertal,Kreis Angerburg, am 5. August

SScchhwwiittttaayy, Erika, geb. SSeennddeerr,aus Treudorf, Kreis Ortelsburg,am 1. August

SSttaasscchh, Heinrich, aus GroßSchiemanen, Kreis Ortelsburg,am 2. August

TTiitttteell, Ingeborg, geb. LLeewwaann--ddrroowwsskkii, aus Moddelkau, KreisNeidenburg, am 5. August

WWoohhllggeemmuutthh, Gerhard, aus Stru-ben, Kreis Neidenburg, am 5.August

MMaarrtteennss, Willi und Frau Wal-traut, geb. SSbbrrzzeessnnyy, aus Lyck,Falkstraße 20, am 1. August

Alle auf den Seiten »Glückwünsche« und »Heimatarbeit« abgedruckten

Berichte und Terminankündigungen werden auch ins Internet gestellt.

Eine Zusendung entspricht somit auch einer Einverständniserklärung!

Sonnabend, 11. August, 11 bis17 Uhr, Sonntag, 12. August, 11 bis 16 Uhr: Holzschnitt –Workshop für Anfänger undFortgeschrittene mit der Künst-lerin Marie-Luise Salden.Mit der ältesten Drucktechnik

der Welt lassen sich besonderskontrastreiche und expressiveBilder herstellen. Wie ein Holz-schnitt vorbereitet wird, welcheWerkzeuge notwendig sind –diese Fragen werden wir klären,bevor wir selbst ans Werk gehenund uns in dieser besonderen

Technik versu-chen. Marie-Lu-ise Salden ar-beitet alsKünstlerin inden BereichenFarbholzschnitt,Tusch- undKre ideze ich-nungen undAquarell-Male-rei. Ihre Arbei-ten sind in vie-len Sammlun-gen und Mu-

seen vertreten. Marie-Luise Sal-den ist freie Mitarbeiterin im Kä-the Kollwitz Museum in Köln.Kosten 30 Euro inklusive Materi-al. Vorherige Anmeldung [email protected] oder telefonischunter (04131) 7599515 erforder-lich. OL

Ostpreußisches Landesmuseum,Ritterstraße 10, 21335 Lüneburg,Telefon (04131) 75 99 50, Fax:(04131) 75 99 511, E-Mail: [email protected], Internet: www.ol-lg.de

Ostpreußisches Landesmuseum

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Lahr – Donnerstag, 2. August,18 Uhr, Gasthaus zum Zarko,Schillerstraße 3: Die Gruppe trifftsich zum Stammtisch.Pforzheim – 131. Preußische Ta-

felrunde – Johannes Hevelius,Astronom aus Danzig (1611–1687). Hoch über den Dächernvon Pforzheim fand im Parkhoteldie 131. Preußische Tafelrundestatt. Geladene Gäste, unter ihnendie Pforzheimer Stadträte Dr.med. Joachim F. Rösch und Wolf-gang Schick mit Gattin, Herr Pfar-rer i.R. Albert Roth, Herr Oberst-leutnant a.D. du Bois und Gattinsowie Vorsitzende und Landsleu-te der Ost- und Westpreußenkonnten einem exzellenten Vor-trag über „Johannes Hevelius,Astronom aus Danzig“ lauschen.Nach dem gemeinsamen Abend-essen referierte Hans-JürgenKämpfert, Oberstudiendirektora.D., gebürtig in Danzig, Trägerdes Bundesverdienstkreuzes,stellvertretender Bundesvorsit-zender der LM Westpreußen, usdem Leben und Wirken dieses be-gnadeten Astronomen, der in ei-ner reichen Danziger Patrizier-und Bierbrauerfamilie am 28. Ja-nuar 1611 zur Welt kam und zu-nächst, wie sein Vater, Bierbrauerwurde. Später, als Kaufmann undRatsherr gründete er seine eigeneSternwarte, hoch über den Dä-chern von Danzig über drei vonihm erworbene Wohnhäuser. Jo-hannes Hevelius war nach Nico-laus Copernicus der bedeutend-ste Astronom in der Mitte des 17.Jahrhunderts. Er besaß in Danzigdie beste Sternwarte der damali-gen Zeit. Hevelius, geboren als Jo-hannes Hewelke, widmete vielZeit dem Vermessen von Sternen,führte neue Sternbilder ein, beob-achtete Sonnenflecken und er-stellte Mondkarten, die er in sei-nem Werk „Selenographia“ veröf-fentlichte. Seine Instrumente, dieer für die Beobachtung der Him-melskörper benötigte, entwarfund baute er selbst. An seinemGeburtstag im Jahre 1687 verstarbJohannes Hevelius nach kurzer

Krankheit. Sein Werk wurde vonseiner Frau Elisabeth fortgesetzt.Nach seinem Tod gab sie nochzwei seiner Werke heraus. Sie giltals die erste Frau, deren Leistun-gen in der Astronomie anerkanntwurde. Die musikalische Umrah-mung dieser gelungenen Veran-staltung hatte die Singgruppe„Elchschaufel“ unter der Leitungvon Herrn Ralph Demski ausPforzheim. Gestaltung und Mode-ration des Abends erfolgte durchUta Lüttich, der 1. Landesvorsit-zenden der LandsmannschaftOstpreußen, Landesgruppe Ba-den Württemberg e.V.

München – Jeden Montag,18 bis 20 Uhr, Haus des Deut-schen Ostens: OstpreußischerSängerkreis. Ansprechpartner Dr.Gerhard Gräf, Offenbachstraße60, 85598 Baldham, Telefon(08106) 4960.

LANDESGRUPPE

Sonnabend, 11. August, 14 bis17 Uhr, Einlass ab 13 Uhr, Ach-tung Änderung: Restaurant/Café„Prinzess“, Alsterdorfer Straße572, unweit S- und U-BahnstationOhlsdorf: Sommerfest der Lan-desgruppe, Referat Kultur. Zu Be-ginn wird der Vorsitzende Hart-mut Klingbeutel Aktuelles ausOstpreußen berichten. Er war imJuni dieses Jahres dort und be-suchte auch die Städte Allensteinund Königsberg. Anschließendsingen die Versammelten mit dem

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14. August, 14.45 Uhr, Wasser-bahnhof Mülheim: Schiffsausflugnach Kettwig.Neuss – Donnerstag, 2. August,

15 bis 18 Uhr, Ostdeutsche Hei-matstube, Oberstraße 17: Tag deroffenen Tür mit Kaffee und Ku-chen.

Mainz – Jeden Freitag, 13 Uhr,Café Oase, Schönbornstraße 16,55116 Mainz: Die Gruppe trifftsich zum Kartenspielen.

Chemnitz – Jeden Montag,16 Uhr, Leipziger Straße 167: Tref-fen des Kulturkreises Simon Dachunter der Leitung von Ingrid La-buhn. – Mittwoch, 15. August,10 Uhr, Apotheke an der Zentral-haltestelle: Treffen der Wander-gruppe.

Dessau – Montag, 13. August,14 Uhr, Krötenhof: Geschichtenaus der Heimat.Magdeburg – Dienstag, 7. Au-

gust, 13.30 Uhr, Immermannstra-ße: Treffen der Stickerchen.

Bad Oldesloe – Thema des Mo-nats Juli bei den Ost- und West-preußen war die Kirche von Ar-nau, die zweitälteste Kirche imOrdensland. Nach der Begrüßungder Runde sprachen Georg Bal-trusch und Gisela Brauer überden Vortrag, den sie dazu beimBdV in Kiel von Dr. Walter T. Rixgehört hatten. Arnau liegt in derzauberhaften Pregellandschaft ander ehemaligen A 1. Die Kirchewurde als Speicher benutzt undwar inzwischen zur Ruine gewor-den. Sie sollte abgerissen werden.Seit 1992 arbeitet das KuratoriumArnau e.V. an der Restaurierungnach alten Plänen. Zu dem Zeit-punkt kam man zu dem Ergebnis,dass das Bauwerk noch zu rettensei, wenn sofort mit der Arbeitbegonnen würde. Das Kuratoriumarbeitet ehrenamtlich und finan-ziert den Wiederaufbau nur ausSpenden. Die Arbeiten werdeneng mit den russischen Behördenabgestimmt. Trotzdem warenSchwierigkeiten und Rückschlägeständige Begleiter. Seite 2011 istsie nach russischem Recht ein or-thodoxes Gotteshaus. Mit dem Ortsind vier bekannte Persönlichkei-ten aus Geschichte und Literaturverbunden: der kurfürstlich bran-denburgische Diplomat FabianKalau, der preußische ReformerTheodor von Schön, Joseph vonEichendorff und Freiherr vom

und zum Stein. In die ausführli-che Aussprache flossen viele hei-matliche Erinnerungen ein. Ge-burtstagskinder des Monats wa-ren Hildegard Neppessen undKarla Baltrusch.Flensburg – Mittwoch, 8. Au-

gust, 14 Uhr, Alter Friedhof von1813: Treffpunkt am Idstedt-Lö-wen, historischer Friedhofsrund-gang (schwedische, dänische,preußische, österreichische Grä-ber von 1848/59 und 1864, derIdstedt-Löwe), dann in die Bund-senkapelle. Danach Spaziergangdurch den Christiansen-Park zumStadtteil-Café in der Mathilden-straße, Hier gibt es eine Kaffee-runde.Neumünster – Sonnabend, 5.

August, ab 10.30 Uhr, Kiek Inn:Tag der Heimat. 13.30 Uhr: An-dacht. 13.45 Uhr: Kultureller Teil,gestaltet von den Nieder- undOberschlesiern. 17 Uhr: Ende derVeranstaltung.

Landesgruppe – Donnerstag, 9.August, 14 Uhr, RV Schmalkalden,Klub der Volkssolidarität, Kano-nenweg 5: Heimatnachmittag derKreisgruppe Ost- und Westpreu-ßen. – Montag, 13. August, 14 Uhr,Mühlhausen, Volkssolidarität:Treffen der Heimatgruppe Königs-berg.

LANDSMANNSCHAFTLICHE ARBEIT

LANDESGRUPPEN

Vors.: Uta Lüttich, FeuerbacherWeg 108, 70192 Stuttgart, Telefonund Fax (0711) 854093, Ge-schäftsstelle: Haus der Heimat,Schloßstraße 92, 70176 Stuttgart,Tel. und Fax (0711) 6336980.

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender: Friedrich-WilhelmBöld, Telefon (0821) 517826, Fax(0821) 3451425, Heilig-Grab-Gas-se 3, 86150 Augsburg, E-Mail: [email protected], Internet: www.low-bayern.de.

BAYERN

Erster Vorsitzender: HartmutKlingbeutel, Kippingstr. 13, 20144Hamburg, Tel.: (040) 444993, Mo-biltelefon (0170) 3102815. 2. Vor-sitzender: Hans Günter Schatt-ling, Helgolandstr. 27, 22846Norderstedt, Telefon (040)5224379.

HAMBURG

LAB-Chor unter der Leitung vonDieter Dziobaka (Gumbinnen)„Land der dunklen Wälder“ undheimatliche Volkslieder. Von 15bis 15.30 Uhr Plachandern beiKaffee und Kuchen. Nach der Kaf-feepause wird der LAB-Chor mit„Oldis“ humorvoll an die Jugend-zeit der Teilnehmer erinnern.Auch mit Literatur und Spaßvor-trägen (ostpreußischer Art) wirdes lustig werden. Es darf gelachtwerden; denn „Ein bisschen Spaßmuss sein“. Die Gruppe freut sichauf ein Wiedersehen! Die Veran-staltung leitet der KulturreferentSiegfried Grawitter, Evastraße 3b,22089 Hamburg, Telefon (040)205784.

BEZIRKSGRUPPE

Hamburg-Billstedt – Die Grup-pe trifft sich jeden ersten Dienstagim Monat um 14.30 Uhr im Ver-einshaus Billstedt-Horn, MöllnerLandstraße 197, 22117 Hamburg(Nähe U-Bahn-Station SteinfurterAllee). Gäste sind willkommen.Informationen bei Anneliese Pa-piz, Telefon (040) 739 26 017.Hamburg-Wilhelmsburg – Mon-

tag, 30. Juli, 15 Uhr, Waldquelle,Meckelfeld, Höpenstraße 88 (mitBus 443 bis Waldquelle): Heimat-nachmittag „Sommer, Sonne, Ur-laubszeit. Erholung in Geschich-ten, Liedern und Gedichten“.

KREISGRUPPE

Insterburg – Die Gruppe trifft sichjeden ersten Mittwoch im Monatum 12 Uhr im Hotel „Zum Zeppe-lin“, Fohmestraße 123. Im Juli istjedoch kein Monatstreffen. – Mitt-woch, 1. August: Sommerfest mitkulturellem und musikalischemProgramm. Gäste und neue Mit-glieder sind herzlich willkom-men. Informationen und Anfra-gen bei Manfred Samel, Telefonund Telefax (040) 587585.

Dillenburg – Die nächste Mo-natsversammlung findet erst wie-der am Mittwoch, dem 29. August2012 statt, um 15 Uhr im Dillen-burger Cafe Eckstein. Dann wirdHans-Joachim Naujoks überSchule und Kultur in Gumbinnen,von den Anfängen bis zur Vertrei-bung sprechen.

Buxtehude – Sonntag, 26. Au-gust bis Mittwoch, 29. August:Vier-Tagesfahrt nach Potsdam„Auf den Spuren preußischer Kö-nige – 300 Jahre Friedrich derGroße“. Sonntag, 26. August, 7Uhr: Busfahrt ab Stade / Buxtehu-de, gemeinsames Mittagessen inWustrau, dem Gut des volkstüm-lichsten Husarengenerals Hans-Joachim von Zieten. Montag, 27.August: Stadtführung durch dasalte Zentrum von Potsdam, freierNachmittag, Übernachtung in Ca-puth. Dienstag, 28. August: Bus-

fahrt rund um Potsdam, Besuchder Filmstadt Babelsberg, Füh-rung durch Park und SchlossSanssouci, Schlösserrundfahrt aufder Havel, festliches Abendessenin einem Schiffsrestaurant, Über-nachtung in Caputh. Mittwoch,29. August: Führung durch dasSchloss des Herrn von Ribbek aufRibbek im Havelland auf der Rük-kfahrt, Mittags- und Kaffeepausein Kyritz. Dieser Ort gehört heutezu den schönsten Fachwerkstäd-ten Deutschlands. Gegen 19.30Uhr Ankunft in Buxtehude/Stade.Kosten für die genannten Leistun-gen inklusive aller Eintritte undFührungen: 310 Euro pro Personim Doppelzimmer, Einzelzimmer355 Euro. Für Mitglieder derLandsmannschaft Ostpreußen er-mäßigt sich dieser Preis um je-weils 20 Euro. Im Hotel Müllerhofin Caputh konnten 45 Betten re-serviert werden, leider stehen nursehr wenige Einzelz8mmer zurVerfügung. Anmeldungen ab so-fort, spätestens bis zum 5. Augustan Lydia Wander, Telefon (04161)87918.Osnabrück – Dienstag, 31. Juli,

16.45 Uhr, Hotel Ibis, Blumenhal-ler Weg 152: Die Gruppe trifft sichzum Kegeln. – Freitag, 17. August,15 Uhr, Gaststätte Bürgerbräu,Blumenhaller Weg 43: Treffen derFrauengruppe.Rinteln – Donnerstag, 9. August,

15 Uhr, Hotel Stadt Kassel, Klo-sterstraße 42, Rinteln:Monatstref-fen der Gruppe. Vortrag von Gu-stav Denzer „Die Evolution desMenschen“. In seinen Ausführun-gen beschreibt Gustav Denzer dieunterschiedlichen Auffassungender Theologie und der Wissen-schaft über die Entstehung derErde, des Lebens und die Entwik-klung des Menschen. Ein beson-derer Schwerpunkt ist die „kultu-relle Evolution“, worunter ver-standen wird, dass der Menschweitgehend seine Entwicklungselbst bestimmt. Versucht wirdauch ein Blick in die Zukunft desMenschen. Durch Bilder undSchautafeln werden schwierigeZusammenhänge der Erdge-schichte anschaulich und auchfür Laien verständlich über-mittelt. Der Eintritt ist frei. Weite-re Informationen beim Vorsitzen-den Ralf-Peter Wunderlich, Tele-fon (05751) 3071.

Bad Godesberg – Mittwoch, 15.August, 17.30 Uhr, Stadthalle BadGodesberg, Erkerzimmer: DieGruppe trifft sich zum Stamm-tisch.Bielefeld – Donnerstag, 2. Au-

gust, 15 Uhr, Wilhelmstraße 13, 6.Stock, 33602 Bielefeld: Ge-sprächskreis der Königsbergerund Freunde der ostpreußischenHauptstadt. – Montag, 6. August,15 Uhr, Wilhelmstraße 13, 6.Stock: Zusammenkunft der Frau-engruppe der Ost- und Westpreu-ßen. – Donnerstag, 9. August, 15Uhr, Wilhelmstraße 13, 6. Stock:Ostpreußisch Platt.Düsseldorf – Jeden Mittwoch,

18.10 bis 20 Uhr,GHH/Eichendorff-Saal: Probe derChorgemeinschaft Ostpreußen-Westpreußen-Sudetenland unterder Leitung von Radostina Hristo-va.Ennepetal – Donnerstag, 16. Au-

gust, 17 Uhr, Monatsversammlungmit Grillen.Gütersloh – Jeden Montag,

15 bis 17 Uhr, Elly-Heuss-Knapp-Schule, Moltkestraße 13, 33330Gütersloh: Ostpreußischer Sing-kreis. Kontakt und Informationen

Vorsitzender: Wolfgang War-nat, Robert-Koch-Weg 5,35578 Wetzlar, Telefon(06441) 204 39 99.

HESSEN

Vorsitzende: Dr. Barbara Loeffke,Alter Hessenweg 13, 21335 Lüne-burg, Telefon (04131) 42684.Schriftführer und Schatzmeister:Gerhard Schulz, Bahnhofstraße30b, 31275 Lehrte, Telefon(05132) 4920. Bezirksgruppe Lü-neburg: Manfred Kirrinnis, Wit-tinger Straße 122, 29223 Celle,Telefon (05141) 931770. Bezirks-gruppe Braunschweig: Fritz Fol-ger, Sommerlust 26, 38118 Braun-schweig, Telefon (0531) 2 509377.Bezirksgruppe Weser-Ems: Ottov. Below, Neuen Kamp 22, 49584Fürstenau, Telefon (05901) 2968.

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender: Jürgen Zauner, Ge-schäftsstelle: Werstener Dorfstr.187, 40591 Düsseldorf, Tel. (02 11)39 57 63. Postanschrift: Buchen-ring 21, 59929 Brilon, Tel. (02964)1037, Fax (02964) 945459, E-Mail:[email protected],Internet: www.Ostpreussen-NRW.de

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vors.: Dr. Wolfgang Thüne, Worm-ser Straße 22, 55276 Oppenheim.

RHEINLAND-PFALZ

Vorsitzender: Alexander Schulz,Willy-Reinl-Straße 2, 09116Chemnitz, E-Mail: [email protected], Te-lefon (0371) 301616.

SACHSEN

Vors.: Siegmund Bartsch(komm.), Lepsiusstraße 14, 06618Naumburg, Telefon (03445)774278.

SACHSEN-ANHALT

Vors.: Edmund Ferner. Geschäfts-stelle: Telefon (0431) 554758, Wil-helminenstr. 47/49, 24103 Kiel.

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vors.: Edeltraut Dietel, August-Bebel-Straße 8 b, 07980 Berga ander Elster, Tel. (036623) 25265.

THÜRINGEN

Trakehner-Fohlen-Auktionin Hannover – Insgesamt 22Trakehner Hengst- und Stut-fohlen wechselten am 22. Juliim Reiterstadion Hannover dieBesitzer und das Ergebnis derAuktion zeigt: Gute Fohlensind begehrt und kostspielig.Preisspitze mit 22000 Eurowar Pleasure, ein drei Monatealtes Hengstfohlen von Millen-ium, den das Gestüt Sprehe imniedersächsischen Löningen-Benstrup erwarb. Pleasure(englisch für Vergnügen) woll-ten viele haben – und ZüchterHubertus Schroeter aus demthüringischen Erlau bewiesmit der Wahl des Fohlenna-mens den „sechsten Sinn“. Dasrasante Bieterduell entschiedein zufrieden lächelnder Al-bert Sprehe für das Gestüt.Vater des teuersten Fohlens

der Auktion ist der vier Jahrealte Reservesieger der Körung2010, Millenium. Ihn erwarbdas Gestüt Sprehe mit derSächsischen Gestütsverwal-tung vor zwei Jahren für einesechsstellige Summe. DerRapphengst avancierte amSonnabend im ReiterstadionHannover auch zum Sieger derReitpferdeprüfung.Am dicht gesäumten Viereck

fanden sich etliche Käufer undInteressenten und erst Rechtviele Neugierige ein, die so-wohl Stuten und Fohlen, alsauch die Bieterduelle miterle-ben wollten. Für 13000 Eurowechselte der Anfang Mai ge-borene Hannibal von SaintCyr den Besitzer. Hannibalstammt aus der Zucht von Lu-ise Bredemeier im niedersäch-sischen Petershagen und wur-de von einem Besitzersyndikaterworben.Mit insgesamt 151700 Euro

Nettoumsatz für 22 Fohlenendete die Auktion. DerDurchschnittspreis rangiertemit 6895 Euro knapp überdem Vorjahresergebnis. Käuferaus Belgien, der Schweiz undden USA erwarben in Hanno-ver Fohlen, boten zum Teil viaTelefonverbindung mit. MehrInformationen im Internet:http://www.trakehner-ver-band.de. PAZ

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Einladung zur Mitgliederver-sammlung 2012 – Die Kreisge-meinschaft lädt ihre Vereinsmit-glieder ein zur Mitgliederver-sammlung am Sonnabend, 15.September, 14 Uhr, DeutschesHaus in Osterode, Ostpreußen[Ostroda], im Zusammenhang mitihrem diesjährigen Hauptkreis-treffen. Tagesordnung: 1. Eröff-nung, 2. Genehmigung derNiederschrift über die Mitglieder-versammlung am 10. September2011 in Osterode am Harz. 3. Ent-gegennahme des Jahresberichtsdes Kreisvertreters. 4. Entgegen-nahme der Jahresrechnung 2011.5. Bericht der Rechnungsprüfer. 6.Entlastung des Vorstandes. 7. Neu-wahl des Vorstandes. 8. Neuwahlder Rechnungsprüfer. 9. Verschie-denes.

Sonntag, 19. August, 11 Uhr,Niedrrheinhalle, Wesel: Mitglie-derversammlung und Hauptkreis-sitzung. – Beginn 11.30 Uhr. Ta-gesordnung: 1. Begrüßung durchden Kreisvertreter, 2. Feststellungder Anwesenden und Genehmi-gung des Protokolls vom Vorjahr,3. Bericht des Kreisvertreters, 4.

Rücktritt − Mit Bedauern hatdie HeimatkreisgemeinschaftGerdauen zur Kenntnis nehmenmüssen, dass Wolfgang Mischorsein Amt als Kirchspielvertretervon Molthainen und damit auchsein Kreistagsmandat mit soforti-ger Wirkung zur Verfügung ge-stellt hat. „Leider ist es mir ausgesundheitlichen Gründen nichtmöglich, das Amt weiter nachmeinen Vorstellungen auszuü-ben“, teilte er dem Vorstand mit.Es habe ihm sehr viel Freude be-reitet, den Kontakt zu den Kirch-spielmitgliedern zu erhalten undauszubauen. „Ich denke, dass dasauf Gegenseitigkeit beruht. Es istmir jedenfalls in vielen Briefenund Telefonanrufen der Mitglie-der bestätigt worden“, erklärteMischor, der nach eigenen Wor-ten nach wie vor an Ostpreußenund speziell an der Heimat seinesVaters und seiner Großelternhängt und deshalb weiterhin fürAnfragen zur Verfügung steht.Wolfgang Mischor, dessen Vateraus Arklitten stammt, hat dasKirchspielvertreteramt seit 2008bekleidet und in hervorragenderWeise ausgefüllt. Die Heimat-kreisgemeinschaft Gerdauendankt ihm für seinen Einsatz unddie geleistete Arbeit und wünschtihm vor allem gesundheitlich al-les Gute.

Kirchspiel Bladiau: AchtungÄnderung: Das Sondertreffen desKirchspiels Bladiau anlässlich desHaupttreffens in Burgdorf findetnicht wie vorgesehen in der Gar-tentraße 28, sondern im Spitta-saal, Spittaplatz 1 um 14 Uhr statt.

57. Kreistreffen der Kreisge-meinschaft Johannisburg. – Sonn-tag, 2. September, Goldsaal, Fo-rum des Kongresszentrums West-

falenhallen, Dortmund. Es wer-den Teilnehmer aus vielen Teilender Bundesrepublik Deutschlandund auch heimatverbliebeneLandsletue aus Polen aus demKreis Johannisburg [Pisz] erwar-tet. Die offizielle Feierstunde be-ginnt um 11 Uhr und endet zirkaum 12.30 Uhr. Das Festprogrammwird musikalisch umrahmt voneinem Musiker sowie einem Choraus Dortmund. Das Treffen stehtunter dem Leitwort „Erbe erhal-ten – Zukunft gestalten.“

Heimatkreistreffen der Kreisge-meinschaft Lötzen in der Paten-stadt Neumünster am 1. und 2.September. – Programm: Freitag,31. August, 14 Uhr: Kreistagssit-zung (öffentlich) im Lötzener Hei-matmuseum, Brachenfelder Stra-ße 23, Sonnabend, 1. September,10 bis 17 Uhr: Das Lötzener Hei-matmuseum hat geöffnet. NeueAusstellung „Lötzen – die PerleMasurens“, 11 Uhr: Kranznieder-legung im Friedenshain. Ab 11.30Uhr: Öffnung des Festsaals derStadthalle, Kleinflecken Nr. 1,Dorfgemeinschaften treffen sich,Gelegenheit zum Mittagessen, 14Uhr: Mitgliederversammlung (imFestsaal der Stadthalle), danachGelegenheit zum Kaffeetrinken,18 Uhr: Film „Lötzen – eine ost-preußische Kreisstadt“ (Festsaal),ab 19 Uhr: Heimatlicher bunterAbend (Festsaal), 20 bis 21 Uhr:Auftritt der Folkloretanzgruppe„Zugvogel“, danach Musikali-sches. Sonntag, 2. September: ab9 Uhr: Öffnung des Festsaals derStadthalle, Kleinflecken Nr. 1, 10Uhr: Andacht, 10.30 Uhr: Jagd-hornbläser-Corps Neumünster,11.00 Uhr: Feierstunde, Begrü-ßung, Grußworte, Festansprache:Dr. Joachim Mähnert, Direktordes Ostpreußischen Landesmu-seums in Lüneburg. Es wirkenmit: Michael Weiß und seine Mu-sikanten (Neumünster) und derChor „Stimme der Heimat“ ausLötzen [Gizycko]. GemeinsameLieder: „Land der dunklen Wäl-der“, „Nationalhymne“, gegen 13Uhr: Gelegenheit zum Mittages-sen, 14 bis 17 Uhr: Das LötzenerHeimatmuseum hat geöffnet. Wirladen alle Lötzener, ihre Nach-kommen, die Freunde der Kreis-gemeinschaft und die Bürger un-serer Patenstadt zu diesem Treffenherzlich ein und bitten Sie, inmöglichst großer Zahl daran teil-zunehmen. – Die Ausstellung„Lötzen – die Perle Masurens“ istnicht nur in Lötzen [Gizycko] inder Feste Boyen zu sehen, son-dern bereits seit dem 17. März imLötzener Heimatmuseum „Masu-ren in Neumünster“, Brachenfel-der Straße 23. Dort wird die Aus-stellung noch bis Ende Oktobergezeigt. Im November wird sie imFoyer des Rathauses Neumünsterausgestellt werden. – Das Begleit-heft zur Ausstellung „Lötzen – diePerle Masurens“ ist sowohl in derFeste Boyen wie auch über dieGeschäftsstelle der Kreisgemein-schaft Lötzen erhältlich.

HE IMATARBE IT Nr. 30 – 28. Juli 2012 17

Anläßlich des Todes meines Ehemanns, unseres Vaters und Großvaterswird um ein stilles Gedenken gebeten

für seine Weihnachten 1946 in Ossafelde ermordeten Eltern Friedrich und Auguste Kapteina

und seinen im Mai 1944 im Osten gefallenen Bruder Horst Wolfgang

Heinz KapteinaHeinz KapteinaHeinz KapteinaHeinz Kapteina

aus Ossafelde (Kreis Elchniederung) - zuletzt Duisburg 28.11.1919 – 03.07.2012

In stiller Trauer

Maria Kapteina, geb. BrändleMaria Kapteina, geb. BrändleMaria Kapteina, geb. BrändleMaria Kapteina, geb. Brändle Frank Kap Frank Kap Frank Kap Frank Kapteina und Christianeteina und Christianeteina und Christianeteina und Christiane Martin Kapteina und Mary Martin Kapteina und Mary Martin Kapteina und Mary Martin Kapteina und Mary mit Florian mit Florian mit Florian mit Florian Rüdiger KapteinaRüdiger KapteinaRüdiger KapteinaRüdiger Kapteina und Susanne und Susanne und Susanne und Susanne Geilen Geilen Geilen Geilen mit Sebastian, Christoph, Fabian u. Frederik mit Sebastian, Christoph, Fabian u. Frederik mit Sebastian, Christoph, Fabian u. Frederik mit Sebastian, Christoph, Fabian u. Frederik Thomas Kapteina Thomas Kapteina Thomas Kapteina Thomas Kapteina Heinz Heinz Heinz Heinz----Wolfgang Kapteina und HeidrunWolfgang Kapteina und HeidrunWolfgang Kapteina und HeidrunWolfgang Kapteina und Heidrun mit Malte Christian mit Malte Christian mit Malte Christian mit Malte Christian u. Rebecca u. Rebecca u. Rebecca u. Rebecca, Gernot u. Endrik, Gernot u. Endrik, Gernot u. Endrik, Gernot u. Endrik

Traueranschrift: Frank Kapteina, 51107 Köln, Lützerathstraße 149 n Heinz Kapteina wird in 72582 Grabenstetten (Kreis Reutlingen) beigesetzt

Ich bin nicht tot,ich tausche nur die Räume,ich leb’ in euch und geh’durch eure Träume.

Wir trauern um

Liselotte Tongeb. Künzel

*4. 1. 1920 † 23. 6. 2012in Königsberg/ in Theresienfeld/Tannenwalde Niederösterreich

Wir nehmen Abschied in Liebe und Dankbarkeit.

Hans-Peter und KarinSohn und Schwiegertochterim Namen aller Verwandten

Nach langen, geduldig ertragenen Leiden ist

ASTRID GRENDAgeb. am 6. 11. 1924

am 8. 7. 2012 im Pflegeheim „Haus Pankow“ in Berlin gestorben.

Über 40 Jahre (1957 – 2003) hat sie viele Treffen der ehemaligen Schüler und Schülerinnen der

Emil-von-Behring-Schule, Oberschule für Jungen in Aufbauform, Hohenstein/Ostpreußen in der

Bundesrepublik und Berlin organisiert.

Wir danken ihr dafür und werden sie nie vergessen!

Willi Gerke für die „Behringianer“

Wenn Sie einen Todesfallzu beklagen haben,kann Ihre Anzeigebereits in der nächsten Wocheerscheinen.

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Buchtstraße 4 · 22087 HamburgTel. 0 40 / 41 40 08 47 · Fax 0 40 / 41 40 08 51

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AUS DEN HEIMATKREISENDie Kartei des Heimatkreises braucht Ihre Anschrift.Melden Sie deshalb jeden Wohnungswechsel.

Bei allen Schreiben bitte stets den letzten Heimatort angeben

Kreisvertreter: Walter Mogk, AmEichengrund 1f, , 39629 Bismark(Altmark), Telefon (0151) 12 30 5377, Fax (03 90 00) 5 13 17. Gst.:Doris Biewald, Blümnerstraße 32,04229 Leipzig, Telefon (0341)9600987, E-Mail: [email protected].

GERDAUEN

Kreisvertreterin: Elke Ruhnke, ImBökel 76, 42369 Wuppertal, Tel.:(0202) 46 16 13. [email protected]: Christian Perbandt,Im Stegfeld 1, 31275 Lehrte, Tel.:(05132) 5 70 52. [email protected]. 2. stellvertretender Kreis-vertreter: Bernd Schmidt,Heideweg 24, 25578 Dägeling,Telefon (04821) 8 42 [email protected]. Inter-net: www. kreisgemeinschaft-hei-ligenbeil.de

HEILIGENBEIL

Kreisvertreter: Dr. Manfred So-lenski, Fichtenstraße 14, 26316Varel, Telefon (04451) 4581, Fax(04451) 9189298, E-Mail: solens-k i@kre is - johannisburg .de .Schriftführerin: Ingelore Frie-drich, Hitzackerweg 1, 30625Hannover, Telefon (0511) 578649,E-Mail: [email protected], Internet: www.kreis-jo-hannisburg.de

JOHANNISBURG

Kreisvertreter: Dieter Eichler, Bi-lenbarg 69, 22397 Hamburg. Ge-schäftsstelle: Ute Eichler, Bi-lenbarg 69, 22397 Hamburg,Telefon (040) 6083003, Fax:(040) 60890478, E-Mail:[email protected]

LÖTZEN

Alle auf den Seiten »Glückwünsche« und

»Heimatarbeit« abgedruckten

Berichte und Terminankündigungen wer-

den auch ins Internet gestellt.

Eine Zusendung entspricht somit auch ei-

ner Einverständniserklärung!

Kreisvertreter: Dieter Gasser,Friedrich-Lamp-Straße 8, 24306Plön, Tel. (04522) 593580. Ge-schäftsstelle: Abgunst 1, 37512Osterode am Harz, Telefon(05522) 919870. [email protected]; Sprechstunde: Di. 9–12,Do. 14–17 Uhr.

OSTERODE

Kreisvertreter: Hubertus Hilgen-dorff, Tel. (04381) 4366, Dorfstr.22, 24327 Flehm. Gst.: Paten-schaft Rastenburg: Kaiserring 4,46483 Wesel, Tel. (0281) 26950.

RASTENBURG

Am 15. Julifand zumz w e i t e n

Mal ein ökumeni-scher und zwei-s p r a c h i g e r(deutsch und pol-nisch) Gottes-dienst in der Al-ten Kirche zu Gol-dap statt. Unterden Teilnehmernwaren auch derGoldaper Bürger-meister MarekMiros und der Vi-zemarschall derWo iwod s ch a f tErmland und Ma-suren, JaroslavSloma. Gestaltetund geleitet wur-de der Gottesdienst gemeinsamvon Probst und Dekan StanislawGadomski und Pfarrer David Ba-nach. Liturgische Unterstützungleistete Diakon Dieter Mau.Höhepunkt des Gottesdienstes

war die gleichzeitige Gabe vonevangelischem Abendmahl undkatholischer Kommunion.Zum 17. Goldaper Sommerfest

trafen sich am Nachmittag des 14.Juli bei Sonnenschein nahezu400 Menschen auf der Seeterras-se des Hotels Lesny Zakatek amGoldaper See. Unter ihnen warenzahlreiche Besucher aus derBundesrepublik Deutschland,aus den deutschen Vereinen inOstpreußen, unter ihnen etlicheVereinsvorsitzende und -ge-schäftsführer, sowie Teilnehmeraus dem Königsberger Gebiet.Die Kreisgemeinschaft Goldap

Ostpreußen hatte neben Kaffeeund Kuchen für alle ein buntesProgramm aufgeboten. Star desNachmittags war der bekannteSänger BernStein, der das Publi-kum mit einem breiten Repertoi-re begeisterte. Auch der Auftrittdes Chores Masurenklang ausPeitschendorf im Kreis Sensburgwar ein Höhepunkt des Nachmit-tages. Mitreißend für alle Anwe-senden war der Auftritt des ge-

mischten Chores aus Mecklen-burg-Vorpommern unter Leitungvon Friedhelm Schülke. Für dieKleinsten war eine Riesenrutscheaufgebaut.Der Woiwode von Ermland

und Masuren, Marian Podziews-ki, musste leider kurzfristig absa-gen, ließ aber durch seinen Refe-renten Kamil Sokołowski ein

Grußwort und ein Gastgeschenkübermitteln. Der Goldaper Land-rat (Starost) Andrzej Ciolek warpersönlich erschienen und rich-tete das Wort an die Gäste; erzeigte sich beeindruckt und er-freut über Ausmaß und Inhaltedes Sommerfestes. Ähnlich sahes die Generalkonsulin derBundesrepublik Deutschland,Annette Klein, die die Grüße derBundesrepublik Deutschlandüberbrachte. Annette Klein hieltihr Grußwort in Deutsch und inPolnisch.Die Grüße des Dachverbandes

der Deutschen Gesellschaften in

Ermland und Masuren über-brachte für den beruflich verhin-derten Vorsitzenden HeinrichHoch die Schatzmeisterin Barba-ra Ruczewicz.Im Rahmen des Sommerfestes

wurde auch eine zweisprachigeDauerausstellung im Haus derHeimat in Goldap eröffnet. Untergroßem Publikumsinteresse wur-de am 13. Juli im völlig überfüll-ten Haus der Heimat in Goldapdie unter Beteiligung des Kultur-zentrums Ostpreußen in Ellingenvon der stellvertretenden Golda-per Kreisvertreterin AnneliesTrucewitz und ihrem Mann Ger-hard neu konzipierte zweispra-chige (deutsch-polnische) Dauer-ausstellung zur Geschichte Gol-daps vom Beginn bis 1945 eröff-net. Kreisvertreter Stephan Grigatbetonte, dass die Darstellung derhistorischen Wahrheit zum dau-erhaften Miteinander stattNebeneinander oder gar Gegen-einander führen soll. „Nur werweiß, wo er her kommt, kannverantwortlich gestalten, wo erhin will“, so Grigat. Beeindrucktvom Haus und der Ausstellung,auch dem noch verbliebenen nurdeutschen Ausstellungsteil, zeig-te sich Generalkonsulin AnnetteKlein aus Danzig.. PAZ

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung auf Seite 18

VVoorr ddeerr KKiirrcchhee:: ÖÖkkuummeenniisscchhee GGeemmeeiinnddee nnaacchh ddeemm GGootttteessddiieennsstt Bild: KG Goldap

Gemeinsamkeit, die gelingt400 Menschen nahmen am 17. Goldaper Sommerfest teil

Landrat Ciolek undGeneralkonsulin Kleinkamen persönlich

Page 18: 2 3 4 WerrettetEuropa? · kamen sie zu dem Ergebnis, dass bundesweit sogar 49 3000 zusätzli - che Jobs entstanden seien. Zwar sei der Anpassungsprozess für betrof - fene Arbeitskräfte

Kassen- und Prüfungsbericht, 5.Entlastung des Vorstands und derKassenführung, 6. Haushaltsplan2013, 7. Heimatbriefe „Rund umRastenburg“, 8. Bildband, 9. Ra-stenburger Treffen 2012/2013, 10.Mitgliedsbeitrag, 11. Satzungsän-derung, 12. Verschiedenes. Anträ-ge oder Vorschläge zur Tagesord-nung sind bis zum 10. August ein-zureichen.

Stadtvertretung – Für die Stadt-vertretung wird Sebastian Holz-ner vorgeschlagen. Er wurde am13. August 1940 in Tilsit geboren.Seine Eltern betrieben die Buch-handlung Holzner am Hohen Tor.Das Kriegsende erlebte er inUnterfranken. Nach Abitur undBundeswehr Studium an der Aka-demie der bildenden Künste inMünchen mit dem Abschluss alsKunsterzieher und dem Diplomals Bildhauer. Tätig im Schul-dienst in Würzburg und aufkünstlerischem Gebiet. WaltraudMilde wird nach dem Tod vonHorst Gelhaar den Zusammenhaltder Schulgemeinschaft FreiheiterSchule fortsetzen und die Verbin-dung in der Stadtvertretung wahr-nehmen. Sie wurde als WaltraudBroszeit in Tilsit geboren und be-suchte die Freiheiter Schule. IhreHeimatstadt verließ sie als eineder letzten Tilsiterinnen mit ei-nem Funkfahrzeug der Wehr-macht am 19. Januar 1945. Nachden Wirren der Flucht fand sie inSchleswig-Holstein eine neueBleibe. Günter Balschuweit wur-de am 17. August 1937 in Tilsit ge-boren und besuchte kurze Zeitdie Meerwischer Schule. Im Au-gust 1944 flüchtete die Familienach Pommern, wurde dort vonden Russen überrollt und nachdem Krieg ausgewiesen. Er wohntin Suhl. Beruflich qualifizierte ersich zum Meister im Maschinen-bau und im Fernstudium zum In-genieur-Pädagogen. Bis zum Ein-tritt in den Ruhestand war er imberufsbildenden Schuldienst tä-tig. Gemäß Vereinssatzung wer-den die vorgeschlagenen Mitglie-der in der PAZ veröffentlicht. IhrEinverständnis liegt vor. Gehenbis 15. August 2012 keine Gegen-

vorschläge ein, gelten die genann-ten Mitglieder als gewählt.

Freitag, 17. bis Sonntag, 19. Au-gust, Hotel-Restaurant Schaper-krug: Treffen der Heimatfreundedes Kirchspiels Herzogskirchen.Programm: Freitag, 17. August:18.30 Uhr, Anreise ab dem spä-ten Vormittag, Begrüßung, Ge-meinsames Abendessen im Ho-tel, im Preis enthalten. Zeit fürBegegnungen und Gespräche.Wir zeigen unsere Diaschau vomletzten Heimattreffen vom 20.bis 22. Mai 2011. Sonntag, 18.August, ab 7.30 Uhr Frühstücks-buffet, 10 Uhr Feierstunde, offi-zielle Eröffnung unseres Treffensmit Begrüßung, Ansprachen, To-tenehrung, Ostpreußenlied, Be-richte, Diskussionen, ab 11.30Uhr Ende des offiziellen Teils,12.15 Uhr Abfahrt ab Hotel mitdem Bus nach Misselhorn zurPlanwagenfahrt, 13.30 Uhr zweiStunden Planwagenfahrt durchWald und Heide mit Heideves-per. Dieser Ausflug kostet proPerson 28 Euro, 15.45 Uhr Rück-fahrt zum Hotel nach Celle, zir-ka 17 Uhr Ankunft im HotelSchaperkrug, Entspannung, 19Uhr gemeinsames Abendessen,es gibt ein leckeres Buffet, imPreis enthalten, danach gemütli-ches Beisammensein bei guterLaune mit Friedhelm Keil amKeyboard. Sonntag, 19. August:ab 7.30 Uhr Frühstücksbuffet,zirka 10.30 Uhr Fahrt mit demeigenen Pkw in die InnenstadtCelles, bitte die Bahnfahrer imPkw mitnehmen und zurück-bringen, 11.15 Uhr Unterhaltsa-me, themenbezogene Führungim Celler Schloss, Caroline Ma-thilde, dänische Königin, zirkaeine Stunde, 12.30 Uhr Kaffeeund Kuchen im historischen Ca-fé Müller am Französischen Gar-ten, Ausklang.

HE IMATARBE IT18 Nr. 30 – 28. Juli 2012

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung von Seite 17

Stadtvertreter: Hans Dzieran,Stadtgemeinschaft Tilsit, Post-fach 241, 09002 Chemnitz, E-Mail: [email protected].

TILSIT–STADT

Kreisvertreterin: Irmgard Klink,Schlehdornweg 30, 47647 Ker-ken, Telefon (02833) 3984, Fax3970, e-Mail: [email protected]: Manfred Bednar-zik, Gartenstraße 126, 33397Rietberg, Telefon (052444)9275888, E-Mail:[email protected]. Ge-schäftsführerin: Astrid Welsch,Am Gysenberg 15, 44805 Bo-chum, Telefon (0234) 8906028, E-Mail: [email protected]. An-sprechpartnerin in Ostpreußen:Hannelore Muraczewska, Wis-niowa 1, PL 19-400 Olecko, Tele-fon (0048) 875 20-3180.

TREUBURG

Historisches Ereignisim Hamburger Rathaus:Eigentlich sollte es einArbeitsgespräch zwi-schen dem neuen undeinzigen Bürgerschafts-abgeordneten deutschrussischer Herkunft inder Bürgerschaft. Niko-

laus Haufler (Bildmitte), sowie dem neuen LvD-Vorsitzenden Willi-bald J.C. Pietsch (rechts im Bild) werden, als man sich im Rathaustraf. In dem Gespräch, an dem auch der Sellvertretende Vorsitzendedes BdV Hamburg, Hartmut Klingbeutel (links im Bild), teilnahm,kam es zu einem konkreten Ergebnis bezüglich der bisher getrenntdurchgeführten Teilnahme am Tag der Heimat in Berlin. Beide Sei-ten besprachen, die diesjährige „Berlinfahrt“ zum Zentralen Tag, derHeimat im ICCB gemeinsam durchzuführen.Des Weiteren sollen an zukünftigen Vorstandssitzungen Vertreter

des beider Verbände teilnehmen und geplante Veranstaltungen wieden Tag der Heimat in Hamburg, den seit 1985 traditionellen „Hei-matmarkt“ und andere Projekte gegenseitig gefördert werden. BeideLandesvorsitzende versicherten, neben der sozialen und kulturellenBetreuung Ihrer Mitglieder und Landsleute, noch intensiver die An-liegen ihrer Verbände in die Öffentlichkeit zu tragen. So das Schaf-fen eines Denkmals für die 1945 aus der Heimat im Osten vertrie-benen und geflüchteten Deutschen, ergänzt mit einem Gedenken andie Trümmerfrauen, die nach dem Krieg die Freie Hansestadt ausden „Trümmern“ befreiten und die Vorbedingungen für die heutigeKulturmetropole schufen. Ein Vorhaben,. welches bereits im BZA-Mitte vorgetragen und strittig diskutiert worden war und noch mitHilfe der Kulturbehörde konkretisiert werden soll. Angedacht ist, ei-nen würdigen Stellplatz etwa im Bereich des einzigen Münsters derHansestadt, der teilbeschädigten Nikolaikirche (Innenstadt), zu fin-den. PAZ

Gelebte Kultur des ErinnernsAuf Schloss Burg trafen sich zum 16. Mal Landsleute zum »Kleinen Ostpreußentreffen«

Alle Jahre wieder − unddoch jedes Mal anders!Das nunmehr 16. „Kleine

Ostpreußentreffen“ auf SchlossBurg bei Solingen ist nach wie voreine feste Größe im Terminkalen-der der Landsmannschaft Ost-preußen, Landes-gruppe Nordrhein-Westfalen. So trafensich auch Mitte Julidieses Jahres zahlrei-che Landsleute undderen Familien, Ost-preußen-Freundeund Vertreter ver-schiedener Lands-mannschaften sowiePersönlichkeiten despolitischen und kul-turellen Lebens inNRW auf dem Plate-au vor der „Gedenk-stätte des DeutschenOstens - Mahnmalder Vertreibung inEuropa“ zum Pla-chandern, Zuhörenund Genießen. Mit-ten drin waren auchdie ostpreußischenKreisvertreter Man-fred Ruhnau (KreisBraunsberg), GerdBandilla (Kreis Lyck)und Elke Ruhnke (Kreis Heiligen-beil) sowie die ehrenamtlichenMitarbeiterinnen der umliegen-den landsmannschaftlichen Grup-pen Wuppertal, Remscheid undSolingen.An mehreren Ständen gab es

neben „Bärenfang“ und „Pillkal-ler“ weitere typisch ostpreußischeSpezialitäten. Ein Anziehungs-punkt war auch diesmal der Standmit traditionellem Bern-steinschmuck. Eine breite Aus-wahl an Publikationen, Landkar-ten, Postkarten, Videofilmen undWappen rund um das „Land derdunklen Wälder“ ergänzte das An-gebot. Mit von der Partie warenauch Vertreter vom „Bund JungesOstpreußen“ in der Landsmann-schaft Ostpreußen, die unter an-derem ihre Jugendzeitung „Fritz“vorstellten. Die Publikation hatsich der Pflege des ostpreußischenErbes und der Zukunft des „Lan-des zwischen Weichsel und Me-mel“ verschrieben. Die Jugend-lichen beschäftigen Schwerpunktewie ostpreußische Landschaft er-leben oder Geschichte, Gegenwartund Zukunft erfahren. Auch diePreußische Allgemeine Zeitung

hat sich unter dem Motto „Kri-tisch, konstruktiv, Klartext fürDeutschland“ präsentiert.Das kulturelle Rahmenpro-

gramm wurde von den Dabring-hauser Musikanten unter der Lei-tung von Torben Krause und dem

Quartettverein aus Bedburg-Kö-nigshoven unter dem DirigentenSergio Aleyandro Ruetsch bestrit-ten. Die von Anke Dahlhaus ange-führte Tanzgruppe „Die Nuss-knacker“ führte traditionelle Rei-gen auf.Trotz unbeständigem Wetter hat

man es sich nicht nehmen lassen,den Sonntag mit Vorträgen, Ge-denken, Glocken-läuten, Musik,Tanz und ostpreu-ßischen Spezia-litäten gemeinsamzu verbringen.Höhepunkt derdiesjährigen Kul-turveranstaltung unter dem Motto„Mein Volk geht zugrunde, ausMangel an Erkenntnis“ (Hosea 4,Vers 6) war der offizielle Teil.Die Kundgebung wurde von Jür-

gen Zauner, dem Landesvorsitzen-den der Landsmannschaft Ost-preußen NRW, eröffnet. Zauner er-innerte unter anderem daran, dassdie Gedenkstätte vor 61 Jahrendurch den ersten Bundespräsiden-ten Theodor Heuss der Öffentlich-keit übergeben wurde. Viele Besu-cher der Veranstaltung nutzten

übrigens die Gelegenheit, die hi-storische Stätte in dem vor kur-zem teilrenovierten Batterieturmzu besichtigen. Eine am Eingangangebrachte Bronzetafel weist aufdie Geschichte und Bedeutungdieser Gedenkstätte hin. Der be-

nachbarte Glockenturm beher-bergt drei ostdeutsche Glocken,wobei die wertvollste und bedeu-tendste aus dem Dom der ostpreu-ßischen Hauptstadt stammt.In Ansprachen und Vorträgen

wurden sowohl ein Rückblick indie Vergangenheit als auch dieWürdigung der Gegenwart undnicht zuletzt ein Ausblick in die

Zukunft geboten.Zu den Rednerngehörten nebendem Bundes- undLandesvorsitzen-den der Lands-m a n n s c h a f tSchlesien Rudi

Pawelka auch Politiker der jünge-ren Generation wie Michael Wei-gand, Vorsitzender der Ost- undMitteldeutschen Vereiningung derCDU (OMV) in Nordhein-Westfa-len und der LandtagsabgeordneteGregor Golland (CDU), die beidedurch familiäre Bezüge mit Ost-preußen verbunden sind.Die Festrede hielt Bodo Löttgen,

der vor kurzem zum Generalse-kretär der CDU in NRW gewähltwurde. Unter dem Stichwort „Kul-tur des Erinnerns“ betonte Lött-

gen: „Die Erinnerungen und Tradi-tionen, die Sie pflegen, diese alteHeimat in Ihren Herzen, ist zu al-lererst Ihre persönliche Heimat.Sie ist aber auch ein wesentlicherTeil unserer gemeinsamen deut-schen Geschichte. Zum Verständ-

nis der deutschen Geschichte undKultur gehört auch das Wissenüber Geschichte und Kultur desehemaligen deutschen Ostens –von Böhmen und Mähren überSchlesien bis Masuren und Ost-preußen bis hin zu den deutschenSiedlungsgebieten an der Wolgaund später in Sibirien und der ka-sachischen Steppe.“Löttgen verwies in seiner Rede

auch auf die Zielsetzungen derGegenwart und Zukunft: „Es istund bleibt Aufgabe der Lands-mannschaft der Ostpreußen, so-wohl die Kultur des Erinnernswach und lebendig zu halten, alsauch Gerechtigkeitslücken für dieErlebnisgeneration zu schließen. …Die Kultur des Erinnerns bedarftagtäglicher Arbeit, institutionellerUnterstützung und finanziellerRessourcen. Aber sie bedarf auchsolcher Veranstaltungen wie dieserhier und heute.“Jürgen Zauner, der Landesvorsit-

zende der Landsmannschaft Ost-preußen NRW, schlussfolgerte:„Die Rede von Bodo Löttgen undder Vortrag von Rudi Pawelka be-deuteten für mich politischenKlartext.“ Dieter Göllner

TTrroottzz sscchhlleecchhtteemm WWeetttteerr:: DDiiee TTeeiillnneehhmmeerr ffaannddeenn ssiicchh zzaahhllrreeiicchh eeiinn Bild: Dieter Göllner

Vorträge der Rednerenthielten

politischen Klartext

Digitale Visitenkarten geplantKommission für Zeitgeschichte will Biogramme heimatvertriebener Priester erstellen

Bis Ende dieses Jahres willAndreas Burtscheidt vonder bischöflichen „Kom-

mission für Zeitgeschichte“ imBonner Albertinum sozusagen di-gitale Visitenkarten von rund2200 heimatvertriebenen Prie-stern und Laien erstellt haben.Diese semantisch vernetzten Roh-biogramme sollen die Basis fürbiographisch-bibliographischeLexikonartikel sein, die eines Ta-ges in das von der Kommissiongeplante Online-Lexikon über daskatholische Deutschland seit 1800eingestellt werden. Ermöglichtwird die Arbeit auf der Grundlagedes Paragraphen 96 des Bundes-vertriebenengesetztes (BVFG)durch bis Ende 2012 bereitgestell-te Drittmittel aus dem Etat desStaatsministers für Kultur undMedien.Beteiligt an dem bedeutenden

Unternehmen ist der Lehrstuhlfür Kirchengeschichte des Mittel-alters und der Neuzeit der Uni-versität Erfurt.Grundlage für die digitalen Vi-

sitenkarten sind die 89 laufenden

Meter Akten der 1996 aufgelö-sten „Königsteiner Anstalten“mit dem „Haus der Begegnung“,Hochschule und Priestersemi-nar sowie seinen Instituten unddes Beauftragten der DeutschenBischofskonferenz für die Hei-matvertriebenen und Spätaus-

siedler, des Hildesheimer Bi-schofs Heinrich Maria Janssen(1907-1988)Trotz wiederholter Bitten des

„Katholischen Flüchtlingsrats inDeutschland“ war es nicht mög-lich, die Akten von JanssensNachfolger als Vertriebenenbi-schof, Weihbischof GerhardPieschl von Limburg (geboren1934, zuständig für die Vertrie-benenseelsorge von 1983–2009),ebenfalls den Königsteiner Ak-ten in Bonn hinzuzufügen. Es

hätte der Forschung genutzt, al-les an einem Ort zu haben. Obwohl das von der Deut-

schen Bischofskonferenz 1968und 1998 beschlossene Prinzip –die Akten bleiben in dem Bistumin dem sie entstanden sind –durch die Übergabe der in der

Diözese Limburg entstandenenKönigsteiner Aktenbeständeschon durchbrochen worden war,mussten die Unterlagen vonWeihbischof Pieschl ins Limbur-ger Diözesanarchiv verbrachtwerden, wo sie nun der üblichen40-Jahressperrfrist unterliegen.Dazu kommen Aktenbestände,die sich zum Teil auch auf König-stein beziehen, des Instituts fürKirchengeschichte von Böhmen-Mähren-Schlesien e.V. unter Lei-tung von Professor Dr. Rudolf

Grulich in Geiß-Nidda. Jetzt ent-stehen bis zum Ende der offiziel-len katholischen Vertriebenen-seelsorge im Jahre 2016 neue Ak-ten beim derzeitigen Vertriebe-nenbischof Weihbischof Dr. Rein-hard Hauke in Erfurt. Zusätzlichgibt es Akten bei den Geschäfts-stellen der ehemaligen und heuti-gen Visitatoren beziehungsweiseVereinen (Ackermanngemeinde)und andere in München, Fulda,Brandenburg, Münster und Bonn(Deutsche aus Russland).Wer künftig Themen der katho-

lischen Vertriebenenseelsorge be-arbeiten will, muss also von Fallzu Fall nach Bonn und zu ande-ren Archivbeständen reisen.Die Kommission für Zeitge-

schichte wurde am 17. September1962 in der Katholischen Akade-mie Bayerns ins Leben gerufen.Am letzten Oktoberwochenendewird nun am selben Ort mit einerTagung „Katholizismus inDeutschland − Zeitgeschichteund Gegenwart“ an den 50 Jahrezurückliegenden Gründungstagerinnert. Norbert Matern

Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit der

Universität Erfurt ist an dem Projekt beteiligt

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HEIMATARBE IT Nr. 30 – 28. Juli 2012 19

Rist desmensch-lichenFußes

Arznei-kundiger,Pharma-zeut

Gewichteheben

ohneinnereUnruhe,Angst

hastenEigen-tum be-schlag-nahmen

arabi-schesFürsten-tum

kleineMetall-schlinge

norwe-gischeHafen-stadt

GruppevonKarten-spielern

alge-rischeStadt

zünftig,kernig;originell

Vor-nehm-tuer

jungerSee-hund

Schuhmit Holz-sohle(norddt.)

mitdemBesenreinigen

griechi-scheStadt

Duftstoff,Moschus

Gesell-schafts-reise inAfrika

Stadtin denNieder-landen

frz. Kom-ponist(Daniel-F.-Esprit)

festesPapier-material

Abfall-behälter

Form derGewinnungvon Boden-schätzen

Bundes-staatder USA

elektro-nischerSpei-cherort

vor demErkannt-werdenschützen

imVorder-grund;führend

Stadt and. Weser(Ratten-fänger)

Um-gebung,Milieu;Natur

sehrnaheundvertraut

großerBeutel,Behälteraus Stoff

engli-scheSchul-stadt

Sonder-ver-gütung

engl.Adels-titel:Graf

Kopfbe-deckung

Almhirtdie Kraft-stoff-reserveauffüllen

Sing-vogel

Einheiten-zeichenfür Watt-sekunde

dumme,törichteHandlung(ugs.)

alt-ägyp-tischeKönigin

verhäng-nisvoll;peinlich

bibli-scherStamm-vater

Ausdeh-nungs-begriff

spa-nisch:Fräulein

Pökel-flüssig-keit

ein-sinkendgehen

Abk.für inpuncto

kegel-förmigesIndianer-zelt

ein-tönigreden

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Zimmer-fluchtim Hotel

BetreuervonPassa-gieren

Haupt-sache;Mittel-punkt

Stadt inNord-frank-reich

einEuropäer

aus einerweichenMasseformen

Netz-werk,zartesGewebe

BesitzerOpervonBellini

Friedens-vogel

Welt-meer

stechen-desInsekt

sich ab-kapseln Weinglas

schwed.Königs-ge-schlecht

persönl.Fürwort(erstePerson)

heil; un-geteilt

KantonderSchweiz

Licht-spiel-theater

Stadt inNord-italien

Rich-tungs-bestim-mer

Haus-halts-plan

Veran-staltung,Ereignis(engl.)

nächt-licherBlut-sauger

eineBaltin

griechi-scherBuch-stabe

muster-haft, voll-kommen

Grün-flächeim Dorf

Grund-toneinerTonart

DramavonIbsen

GesteAusrufdes Ver-stehens

FlussdurchWeimar

frühererNameThai-lands

nämlich

Fremd-wort-teil: fern

ostasia-tischesBrett-spiel

Sitten-lehrer,-prediger

weibl.Haupt-person(Kunst)

Hand-werker(Fenster)

WarnungbeiGefahr

RomanvonÉmileZola

Zupf-instru-ment,Leier

SchüttelrätselIn diesem ungewöhnli chen Kreuzworträtsel stehen anstelle der Fragen die Buchstaben der gesuchten Wörter alphabetisch geordnet in den Fragefeldern. Zur Lösung beginnen Sie am besten mit den kurzen Wörtern (Achtung: ORT kann z. B. ORT, TOR oder auch ROT heißen).

1 EIS STREICH

2 BAR BUCH

3 KUCHEN WEIHE

4 EHREN MEISTER

5 KURZ LEUCHTE

6 HASELNUSS DIEB

7 REGEN HERR

MittelworträtselErweitern Sie die linken und rechten Wörter je weils durch ein gemeinsames Wort im Mittelblock. Auf der Mittelach se ergibt sich in Pfeil rich tung einMonatsname.

MagischSchreiben Sie waagerecht und senk-recht dieselben Wörter in das Dia-gramm.

1 Kontrollbildschirm

2 Fänger von Wassertieren

3 Wandteppich

Mittelworträtsel:1.Zapfen,2.Scheck,3.Gabel,4.Buerger,5.Schluss,6.Strauch,7.Schirm–Februar

Magisch:1.Monitor,2.Fischer,3.Gobelin

SSUPOSUSPANTINEFEGENKORINTH

PAPPEBISAMSAFARIOENOMUELLEIMERTAGEBAU

INTIMSENRVORNDULHETONDATEIUHAUBE

SENNERBETANKENAMMERLAKEXGONRADAMWR

CEWATENNOFRETETESKRASSSUITEALLILLE

GESPINSTKNETENLPTAUBEFIOEINIGELNROEMER

KINOWGANZURIHRWASAEVENT

VAMPIRREACAGEBAERDETONIKA

REISIAMDENNMORALISTTELEGO

NHELDINGLASERALARMNANALYRA

So ist’srichtig:

Schüttelrätsel:

AEEIIKLNNS ALNU EELLR ENTT AABLS BIIS EEIR ENOT

BEELU BIO

AALTUV

HIRSTT

EES

RBKLEINASIEN

UEBELBIONLTSHIRT

VALUTASEE

PAZ12_30

Heinrich und SieglindeKenzler aus Oranienburg,beide in Ostpreußen ge-

boren, sind ruhige und bescheide-ne Eheleute. Man sieht ihnennicht an, dass sie in ihrer Kind-heit und Jugend sehr schlimmeErfahrungen in ihrem Leben ge-sammelt haben und welche auf-opferungsvollen Tätigkeiten sieheute als Rentner unter dem Mot-to „Erbe erhalten – Zukunft ge-stalten“ immer noch leisten.Sieglinde Kenzler, geborene

Liedke, wurde 1935 in der Kreis-stadt Wehlau geboren. Sie lebtebis Januar 1945 mit ihrer Mutterund ihren vier Geschwistern zu-frieden in Wehlau. Im Januar 1945bei Schnee und bitterer Kälte be-gann die Flucht vor der heranna-henden Roten Armee. Von denRussen wurde die Familie mit vie-len anderen in ein Arbeitslagergetrieben. Hier lernte Sieglindeein fast unerträgliches Leben ken-nen, Hunger, Krankheit, den Todvieler Menschen. Die Mutter wur-de schwer krank, ärztliche Hilfegab es keine. Als die Mutter starb,begruben ihre fünf Kinder sieganz allein auf dem Friedhof inWehlau. Nach dem Tod der Mut-ter übernahmen Sieglinde und ihrältester Bruder die Verantwortungfür die jüngeren Geschwister. VonWehlau fuhren die Kinder mutter-seelenallein nach Litauen, dortsollte es etwas zu Essen geben.Mehrere Tausend deutsche

Waisenkinder, Kinder ohne Elternvagabundierten durch die ost-preußischen und litauischen Wäl-der. Später nannte man diese Kin-der „Wolfskinder“. Der täglicheKampf um etwas Essbares be-stimmte ihr Dasein. Ein Nachtla-ger fanden sie meist in Straßen-gräben. „Die angesprochenenBauern gaben uns meist etwasEssbares, aber behalten wollteuns keiner“, erinnert sich Sieglin-de. So ging es Tag für Tag, Wocheum Woche, Jahr für Jahr.Die Geschichtsforschung

spricht von mehr als 5000 deut-

schen Kindern, die als Wolfskin-der jahrelang leben mussten. 150Kinder und Jugendliche landetenim Waisenheim in Kyritz im LandBrandenburg. ImMärz 1956 gelangauch Sieglinde dieAusreise aus Kau-nas/Litauen nachDeutschland. IhreSchwester Irmgardhatte sie vorhernoch in Litauen ge-funden, sie sprachjetzt litauisch undSieglinde russisch.1946 starb auch

die Mutter vonHeinrich Kenzler,auch er irrte alsWolfskind durchOstpreußen. Überein russisches Kin-derheim in der Nä-he von Insterburg,kam er schon 1948nach Deutschland,nach Eggesin, trafhier einen Brudervon Sieglinde Lied-ke und von hierging es in das Wai-senheim nach Kyritz.Nach neun langen Jahren und

nach dem Tod ihrer Mutter fan-den sich alle Liedke-Kinder undauch Heinrich Kenzler 1956 inKyritz wieder. Sieglinde war einejunge Frau geworden und russi-

sche Staatsbürgerin. Das Kinder-heim in Kyritz wurde ihr Zuhau-se. Das Wiedersehen war sehr er-greifend und schön, erinnert sichSieglinde heute. GemeinsamesSchicksal schweißt zusammen. Ei-ne große Schwierigkeit war es,wieder Deutsch zu lernen. Heim-leitung und Erzieher nahmen Sie-

glinde und Heinrich, wie auch dieanderen Kinder an die Hand, ga-ben ihnen Hilfestellung, sich imLeben zurecht zu finden. Dafür

sind beide der damaligen Heim-leitung und den Erziehern auchheute noch dankbar.Alle zwei Jahre treffen sich die

ehemaligen Heimkinder in Kyritzund freuen sich, dass ihr Kinder-heim heute noch steht und alsWohnraum genutzt wird. 1956 be-gann Sieglinde ein Studium fürHeimerzieher mit Lehrbefähi-gung. Die Heirat ihres Heinrichsverzögerte sich, da Sieglinde im-mer noch die sowjetische Staats-angehörigkeit besaß und demzu-folge keinen Deutschen heiratendurfte. Im Januar 1958 wurdeauch diese Hürde genommen undendlich geheiratet. Sieglinde undHeinrich Kenzler bekamen vierKinder und heute sind sie achtfa-che stolze und zufriedene Großel-tern.Heinrich Kenzler nahm eine ty-

pische berufliche Entwicklung in

der damaligen DDR. Über seineTätigkeit in der Volkspolizei kamer zur NVA und wurde durch wei-teres Studium Instandsetzungsof-

fizier der NVA bis er nach 36 Be-rufsjahren hier ausschied und alsZivilangestellter von der Bundes-wehr übernommen wurde.Sieglinde war viele Jahre als

Heim- und Horterzieherin in Ky-ritz und später in Oranienburg inder Waldschule tätig und betreutebis zur Wende 1989 Russischklas-sen für begabte Schüler in derThorhorstschule.Nach der Wende besuchten sie

1991 erstmals wieder ihre Hei-mat. Von Berlin flogen sie nachWilna. Ein Bus brachte sie überKaunas, Gumbinnen und Inster-burg nach Königsberg. Sie kamenohne große Erwartungen aber mitviel Wehmut in ihre Heimat. Siegenossen die Schönheit der Land-schaft, der Memel und der Kuri-schen Nehrung in vollen Zügen.Die Menschen heute dort lebenaber meist auch noch in Armut, es

fehlt oft das Nötigste, besondersden Kindern in den Heimen.Die Tätigkeit der Eheleute

Kenzler ist ein konkreter Beitragzur Versöhnungzwischen Deut-schen und Russen.„Erbe erhalten –Zukunft gestalten“heißt für Sieglindeund HeinrichKenzler: Geschich-te und Kultur derOstpreußen be-wahren, sie derheutigen Jugend inDeutschland und inRussland nahebringen. Aussöh-nung zwischenDeutschen undRussen leben,freundschaftlicheBeziehungen zwi-schen den Men-schen beider Völ-ker gestalten, dorthelfen, wo Hilfeecht nötig ist. Mithohem persön-lichen Einsatz undKoordinierungs-

aufwand organisieren sie maßgeb-lich zwei große Projekte: Schüler-austausche und Hilfslieferungen.In Oranienburg sammelt das

Ehepaar Bekleidung, Schulbe-darfsartikel, Sport- und Spielsa-chen und auch kleine Geldspen-

den. Unterstützt werden sie durchdie Kreisgemeinschaft Wehlau undden Bundesvorstand der Lands-mannschaft Ostpreußen. Auchvom Bund der Vertriebenen desLandes Brandenburg, dem Bürger-meister der Stadt Oranienburgund vielen anderen erhalten sieUnterstützung. Auch durch Ora-

nienburger Ärzte, Apotheker, He-bammen und anderen Bürgern er-fahren die Kenzlers mit Sach- undkleinen Geldspenden Hilfe. Beigrößeren Transportmengen unter-stützt sie die Gruppe „Hilfe undTat“ aus Ottersberg durch Bereit-stellung eines Lkw. Eine Herzens-angelegenheit von Sieglinde undHeinrich ist auch ihre aktive Mit-wirkung an SchüleraustauschenOranienburger Gymnasien mitSchulen im Königsberger Gebiet.Diese Schüleraustausche gibt esseit 2005. Im September sindSchüler einer Schule in Tapiaubeim Marie-Curie-Gymnasium inHohen Neuendorf zu Gast. Beidiesem Projekt arbeiten sie engmit der Arbeitsgruppe Jugend,Schule und Geschichte des LandesBrandenburg zusammen und wer-den auch von dieser unterstützt.Dass Sieglinde Kenzler perfekt

russisch spricht, kommt ihr beiden Kontakten in Russland sehrzu Gute und öffnet sofort die Her-zen der Menschen dort. Für 2013sind wieder weitere Schüleraus-tausche mit gleichzeitiger Vermitt-lung von konkreter Geschichtewie dem Tilsiter Frieden geplant.Die russischen Lehrer und Schü-ler bedanken sich herzlich bei Sie-glinde Kenzler für ihre Bemühun-gen und zeichneten sie als „Bot-schafterin der Völkerverständi-gung“ aus.Ihre vier Kinder und Schwieger-

kinder kennen die Lebensge-schichte ihrer Eltern genau, wis-sen um deren Tätigkeiten. EineTochter ist Mitglied im Kreisver-band Wehlau e.V. Eine zweiteTochter unterstützt im Rahmen ei-ner Arbeitsgruppe von Frauen inBrandenburg die Herstellung vonStricksachen für russische Kinder.Nach ihren persönlichen Wün-

schen gefragt, sind sich beideKenzlers sofort einig – sie wün-schen sich noch weiterhin vielKraft und Gesundheit für mehrereJahre ihrer schönen Tätigkeit undviele Verbündete.

Hans-Joachim Speckmann

HHeellffeerr aauuss OOrraanniieennbbuurrgg:: HHeeiinnrriicchh uunndd SSiieegglliinnddee KKeennzzlleerr Bild: H. J. Speckmann

Von Wolfskindern zu engagierten HelfernEhepaar Kenzler widmete seiner Heimat Ostpreußen einen Großteil der Freizeit − Auch die Kinder arbeiten aktiv mit

Erst im Waisenheimin Kyritz traf sich die Familie wieder

Seit über 20 Jahrenorganisiert das

Ehepaar Transporte

Page 20: 2 3 4 WerrettetEuropa? · kamen sie zu dem Ergebnis, dass bundesweit sogar 49 3000 zusätzli - che Jobs entstanden seien. Zwar sei der Anpassungsprozess für betrof - fene Arbeitskräfte

HEIMATARBE IT20 Nr. 30 – 28. Juli 2012

Ein Dreivierteljahrtausendostpreußischer Geschichte,Landschaft und Kultur un-

ter einem Dach – das gibt es seit25 Jahren im OstpreußischenLandesmuseum in Lüneburg. DasHaus ist das einzige Museum inDeutschland, das das reiche Er-be, aber auch die Gegenwart undZukunft Ostpreußens und derenBedeutung für Deutschland undEuropa in ihrer Gesamtheit the-matisiert. Als zentrale Einrich-tung für die Sammlung, Bewah-rung, Erforschung, Präsentationund Vermittlung des Kulturgutesaus und von Ostpreußen nimmtes eine besondere Stellung in derdeutschen Museumslandschaftein.Im Jahre 1987 aus dem Ost-

preußischen Jagdmuseum her-vorgegangen, könnte das Haus indiesem Jahr sogar ein Doppelju-biläum begehen, denn die Anfän-ge des Jagdmuseums wiederum

liegen 60 Jahre zurück. Damalspräsentierte der ForstmeisterHans-Ludwig Loeffke, einer derGründerväter der Landsmann-schaft Ostpreußen (LO), beimTreffen der Landsmannschaft inBochum mit Objekten aus Pri-vatbesitz eine erste Ausstellungzum ostpreußischen Jagdwesen.Wegen des großen Erfolges wur-de diese erweitert und 1954 aufder Internationalen Jagdausstel-lung in Düsseldorf als „Gedenk-schau deutscher Osten“ wieder-holt. Zwei Jahre später gründeteder umtriebige Tilsiter den Ver-ein „Ostpreußisches Jagdmu-seum – Wild, Wald und PferdeOstpreußens e.V.“ mit Sitz in Lü-neburg, wohin ihn die Nach-kriegswirren verschlagen hatten.Ende 1957 begann Loeffke im„Alten Kaufhaus“ mit der Ein-richtung des Museums, das Endedes folgenden Jahres eröffnetwurde. Eine Brandstiftung, derim Dezember 1959 mehrere hi-storische Gebäude samt dem„Alten Kaufhaus“ und den Be-ständen des Museums zum Op-fer fielen, bedeute für Loeffkeund sein Projekt einen schwerenRückschlag. Doch Loeffke ließsich nicht entmutigen. Er be-gann, eine neue Sammlung zu-sammenzutragen, die er ab 1964in einem Patrizierhaus in derSalzstraße präsentierte und kon-tinuierlich ausbaute, sodass dasMuseum 1969 und 1974 er-weitert wurde.Im Jahre 1987 erfolgte die Um-

gestaltung des Jagdmuseums indas Ostpreußische Landesmu-seum. Damit verbunden warnicht nur ein erweiterter thema-tischer Ansatz, sondern auch derUmzug in einen Neubau in derRitterstraße. Träger des Hauseswar bis 1994 der Verein „Ost-preußisches Jagd- und Landes-museum“, der auch Eigentümerder Liegenschaft ist. Seitdemwird das Museum von der Ost-preußischen Kulturstiftung unterdem Vorsitz von Wilhelm vonGottberg, dem langjährigenSprecher der LO, getragen. AufBeschluss des Bundestages wirdes durch den Beauftragten derBundesregierung für Kultur undMedien sowie das Land Nieder-sachsen institutionell gefördert.Darüber hinaus leisten der 1965gegründete und seit langem vonBarbara Loeffke, der Witwe desMuseumsgründers, geleitete För-derverein „Ostpreußisches Jagd-museum“, der „Verein der Freun-de des Ostpreußischen Landes-museums“ und die LO auf viel-

fältige Weise materielle undideelle Unterstützung.In sechs Dauerausstellungen

und zwei Wechselausstellungengibt das Ostpreußische Landes-museum auf rund 2000 Quadrat-metern Fläche einen umfassen-

den Einblick in Geschichte, Na-tur und Kultur Ostpreußens. Fernaller Verklärung und Heimattü-melei wendet es sich primärnicht an die Erlebnisgeneration,sondern öffnet das breite ThemaOstpreußen den Nachkommen

der Vertriebenen ebenso wie al-len Geschichts- und Kulturinte-ressierten. Dabei setzt JoachimMähnert, seit 2009 Direktor desHauses, auf die authentischeWirkung von Originalexponaten,ohne dabei moderne museums-

didaktische Methoden oderTechniken zur Museumsgestal-tung zu vernachlässigen.Übertriebener Multimedia-Schnickschnack, der einem denBesuch vieler Museen schnellverleidet, ist hier glücklicher-

weise nicht zu fin-den. Das Museumumspannt alle Facet-ten Ostpreußens –von der Frühbesiede-lung und den Ritterndes Deutschen Or-dens über den Sied-lerzuzug und dasAlltagsleben in Frie-den und Krieg bis zuFlucht und Vertrei-bung, vom „Gold derOstsee“ und der Kö-nigsberger Gold-schmiedekunst biszur Majolika-Kera-mik aus Cadinen,von der Land- undForstwirtschaft überdie Jagd und Fische-rei bis zu den Tra-kehner Pferden, vonImmanuel Kant undJohann GottfriedHerder über KätheKollwitz bis LovisCorinth, Agnes Mie-gel und SiegfriedLenz.Das Ostpreußische

Landesmuseum istweit mehr als einAusstellungsort. Esist auch ein Ort zumErfahren, Erforschenund Erleben. So bie-tet das Kulturreferatin Zusammenarbeitmit Bildungseinrich-

tungen im In- und Ausland Fort-bildungsveranstaltungen und Stu-dienfahrten an. Außerdem stehenMuseums-Rallys für Kinder, Ge-burtstagsfeiern, Ferienaktionensowie Angebote für Kindergar-tengruppen und Schulklassen aufdem museumspädagogischenProgramm. Wie kaum eine ande-re vergleichbare Einrichtung ar-beitet das Haus mit Museen, Wis-senschafts- und Kultureinrich-tungen in Polen, Russland und Li-tauen zusammen. Ende des ver-gangenen Jahres wurde das Ost-preußische Landesmuseum fürseine erfolgreiche Arbeit als eines

von nur sechs niedersächsischenMuseen mit einem Qualitätssie-gel ausgezeichnet.All das ist für die Leitung des

Hauses kein Grund, sich auf demErreichten auszuruhen. Für diekommenden Jahre ist eine bauli-che Erweiterung des Museumsgeplant, durch die sich die Aus-stellungsfläche verdoppeln soll.Dann wird es auch eine Deutsch-baltische Abteilung geben, diesich mit der Geschichte und Kul-tur der Deutschen in den histori-schen Siedlungsgebieten Livland,Kurland und Estland beschäftigt.Außerdem wird der Integrationder Vertriebenen in Westdeutsch-land breiter Raum gegeben wer-den. Ein weiterer Bereich wirddie heutige deutsche Kulturtradi-tion in Ostpreußen thematisieren.Auch die Gemäldesammlung, diegrößte in Lüneburg, soll mehrPlatz bekommen und um einenwechselnden Kunstschwerpunkterweitert werden.Bei seiner Gründung und selbst

in späteren Jahren von linken Ide-ologen noch als „Revanchisten-Tempel für Ewiggestrige“ diffa-miert und immer wieder Ziel po-litischer Anwürfe und Demon-strationen, stößt das Ostpreußi-sche Landesmuseum heute aufbreite Akzeptanz. Es ist eine festeund unverzichtbare Größe in derKulturszene Lüneburgs ebensowie in der deutschen Museums-landschaft. Jan Heitmann

Auch Politikersind lernfä-hig“ und

„Ostpreußen, seid dankbar, trinktBier aus dem Hause Holsten“, dassind zwei, wenn auch nicht vor-rangige, Erkenntnisse, die sich ausden Reden beim Festakt aus An-lass des 25. Geburtstages des Ost-preußischen Landesmuseums ge-winnen lassen.Welch hohe Wertschätzung das

Museum genießt, zeigte die großeZahl prominenter Gäste, die Mu-seumsdirektor Joachim Mähnertim Fürstensaal des LüneburgerRathauses begrüßen konnte. Unterden rund 200 geladenen Gästenwaren Lüneburgs Oberbürgermei-ster Ulrich Mädge, der nieder-sächsische Kultusminister BerndAlthusman, Staatssekretär JosefLange vom niedersächsischen Mi-nisterium für Wissenschaft undKultur, Ingeborg Berggreen-Mer-kel, Stellvertreterin des Kultur-staatsministers im Bundeskanz-leramt, sowie zahlreiche Bundes-tags-, Landtagsabgeordnete undRatsmitglieder.Die Festredner sparten nicht mit

Anerkennung für das in einemVierteljahrhundert Erreichte undlobten das Haus als wichtigen Be-standteil der Museumslandschaft.Eröffnet wurde die Reihe derGrußworte durch Oberbürgermei-ster Mädge, der einräumte, dass erdas Museum vor 25 Jahren selbstnoch kritisch gesehen und dage-gen demonstriert habe. Stadt undMuseum seien nicht immer „gera-de Wege“ gegangen, jetzt sei diesesBuch aber geschlossen. Das Mu-seum leiste mit seinen wichtigenAktivitäten und Ausstellungen ei-nen bedeutenden kulturellen Bei-trag.An „wechselvolle Jahre“, die es

gebraucht habe, bis das Museumzum zentralen Ort geworden sei,an dem 750 Jahre Kulturarbeit derOstpreußen dokumentiert und be-wahrt würden, erinnerte auch In-

geborg Berggreen-Merkel. DasSiedlungs- und Kulturerbe Ost-deutschlands sei Teil der Ge-schichte aller Deutschen und dasBesinnen auf die gemeinsamenWurzeln die Legitimation für dasHaus. Zudem lobte sie die wissen-schaftliche Arbeit und den „Brük-kenschlag“ zu den verschiedenen

Nationalitäten im Baltikum. DasMuseum sei Sachzeuge der Ver-gangenheit und weise in die Zu-kunft. Darauf könnten alle Betei-ligten stolz sein, so Berggreen-Merkel.Staatssekretär Lange betonte die

Bedeutung des kulturellen ErbesOstpreußens und hob besondersdie Leistungen der Vertriebenen

im Nachkriegsdeutschland hervor.Es sei wichtig, so Lange weiter,auch die junge Generation darü-ber zu informieren. Deshalb wer-de das Land Niedersachsen dieErweiterung des Museums bezu-schussen.Die Ostpreußen hätten als erste

erkannt, dass „Musealisierung kei-

ne Einäscherung der Erinnerung“bedeute, so Joachim Mähnert inseiner kurzen Ansprache. SeinHaus sei ein „quicklebendigerOrt“, in dem man Unterhaltendesund Überraschendes erfahrenkönne. Mittels der Vermittlung derostpreußischen Kulturgeschichteverhelfe es zu einem grenzüber-schreitenden Verständnis der heu-

tigen Ge-n e r a t i o -nen. Die

Finanzierung durch den Bund unddas Land Niedersachsen sei gesi-chert.Zum Abschluss des Festaktes

zog Hubertus Hilgendorff, Vorsit-zender des Vereins „Ostpreußi-sches Jagd- und Landesmuseum“,eine Bilanz der vergangenen 25Jahre. Er berichtete von viel Ar-

beit, finanziellenEngpässen undp o l i t i s c h e mDruck aus vie-len Richtungen,die auf ihm undseinen Mitstrei-tern oft gelastethätten. Doch dieLiebe zur Hei-mat habe denOstpreußen, dieman nie unter-schätzen solle,die Kraft gege-ben, ihr Vorha-ben gegen alleWiderstände zuverwirklichen.Sie hätten nichtnur nach staat-licher Förde-rung gerufen,sondern selbstMillionen fürdas Museumaufgebracht. Inseine Dankes-worte an alle,die am Entste-hen und derEntwicklung des

Ostpreußischen Landesmuseumsmitgewirkt haben, bezog Hilgen-dorff auch die Holsten-Brauereiund deren damaligen Vorstands-vorsitzenden Klaus Asche ein.Diese hätten ein Herz für Ostpreu-ßen gezeigt und das Areal im Her-zen Lüneburgs dem Museumsver-ein zu günstigen Konditionen zurVerfügung gestellt. J.H.

AAllllee FFaacceetttteenn OOssttpprreeuußßeennss uunntteerr eeiinneemm DDaacchh:: DDaass OOssttpprreeuußßiisscchhee LLaannddeessmmuusseeuumm iinn ddeerr LLüünneebbuurrggeerr RRiitttteerrssttrraaßßee Bild: Ostpreußisches Landesmuseum

Festakt 25 Jahre Ostpreußisches Landesmuseum

BBlliicckktt zzuurrüücckk uunndd iinn ddiiee ZZuukkuunnfftt:: MMuusseeuummssddiirreekkttoorr JJooaacchhiimm MMäähhnneerrtt Bild: Höge

Aus kleinstenAnfängen zu einembedeutenden Haus

UmfangreicheErweiterung in der

Vorbereitung

Lebendiger Ort des Bewahrens und ErfahrensZu seinem 25. Geburtstag ist das Ostpreußische Landesmuseum als feste Größe in der deutschen Museumslandschaft etabliert

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LEBENSST IL Nr. 30 – 28. Juli 2012 21

Gegen dieeigenen Werte

Leichte Unterhaltung wird imdeutschen Fernsehen und in

den Kinos großgeschrieben. Hinund wieder entdeckt man aber einpaar cineastische Perlen. Oft errei-chen derartige Filme aber nichtden deutschen Markt und wenn,dann nur in kleinen Programmki-nos oder gleich nur als DVD. „DieLincoln Verschwörung“ ist so einFilm, der trotz namhafter Darstel-ler (Kevin Kline, Alexis Bledel) undmit Film-Altmeister Robert Red-ford als Produzent und Regisseurnur in wenigen deutschen Kino liefund nur im Feuilleton Beachtungfand. Auch der DVD-Start vor eini-gen Monaten verlief ohne Werbe-aufwand, so dass man nur durchZufall auf das interessante Histo-rien-Drama stößt.Der 75-jährige Oscar-Preisträger

Redford erzählt die Geschichte vonMary Surratt, der ersten Frau, diedurch eine US-Bundesbehördehingerichtet wurde. Der 42-jähri-gen Witwe und Pensionswirtin warvorgeworfen worden, dass sie vondem geplanten Attentat auf US-Präsident Abraham Lincoln, beidem dieser am 15. April 1865 inder heißen Endphase des von 1861bis Juni 1865 währenden US-Bür-

gerkrieges getötet wurde, gewussthabe, da sich die Verschwörer inihrer Pension in Washington trafenund einer ihrer beiden Söhnedaran beteiligt war. Obwohl Surrattaus Maryland stammte, das offi-ziell während des Bürgerkriegesauf Seiten der Nordstaaten stand,war es kein Geheimnis, dass dieKatholikin Surratt den Südstaatenemotional nahe stand. Da LincolnsNachfolger Andrew Johnson dieTäter und Verschwörer schnellbestrafen wollte, Surratts SohnJohn aber geflüchtet war, wurdeseine Mutter vor ein Kriegsgerichtgestellt, wo allen gefassten Beteilig-ten ein schneller Prozess gemachtwurde.Im Film „Die Lincoln Verschwö-

rung“ schildert Redford den Pro-zess aus Sicht des jungen AnwaltsFrederick Aiken (gespielt vonJames McAvoy), der erfolgreichfür die Nordstaaten im Krieggekämpft hat und die Witwe(gespielt von Robin Wright) erstgar nicht verteidigen will. Alsdann Entlastungszeugen nichtzugelassen werden oder plötzlichihre Aussage ändern, regt sich beiAiken Widerstand, da das, was imProzess geschieht, nicht mit sei-nen Vorstellungen von Gerechtig-keit und den Grundwerten derUS-Verfassung übereinstimmt. AmEnde wird Surratt nur aufgrundvon wenigen Indizien zum Todeverurteilt. Ihre Schuld ist bis heuteunbewiesen.In den wenigen deutschen

Medien, die sich mit dem Filmbeschäftigten, warf man Redfordunter anderem vor, er macheSchulfernsehen und wolle mit „DieLincoln Verschwörung“ doch nurdie US-Haltung nach dem 11. Sep-tember 2011 und das Lager Guan-tanamo kritisieren. Außerdem ver-urteile er zwar, dass Surratt alsZivilistin vor ein Kriegsgerichtgestellt worden sei, erzähle abernicht die Ursache für den US-Bür-gerkrieg. Bel

Manchmal führen Wege an Ziele,mit denen man nie gerechnet hat.So ist Dr. Theophana Prinzessinvon Sachsen-Katte noch manch-mal heute darüber verwundert,wie ein Ausflug in die Familien-forschung den Grundstein für einProdukt legte, das heute in Berli-ner und Potsdamer Fünf-Sterne-Hotels angeboten wird.

Ja, Familiengeschichten überGrafen und Gräfinnen, Prinzenund Prinzessinnen prägten schonfrüh das Leben von TheophanaPrinzessin von Sachsen-Katte. Sieselbst wurde 1949 in Sofia gebo-ren, wo ihr Vater Peter Aladjovwährend des Zweiten WeltkriegesFinanz- und Wirtschaftsministerwar, bevor ihn die Kommunistenaus Bulgarien vertrieben und erin Deutschland ein erfolgreichesHandelsunternehmen aufkaufteund führte. Russische und bulga-rische Adlige stehen im Stamm-baum der Aladjovs und die Fami-lie ihres ersten Mannes war nichtminder illuster, schließlich heira-tete sie in die Familie von Sachsenein und wurde somit Prinzessin.Als sie nach dem Tod ihres erstenMannes, mit dem sie vier Kinderhat, den Bauingenieur Hans Her-mann Katte ehelichte, sah es soaus, als ob sie jetzt in eine bürger-liche Familie aufgenommen wor-den sei. Doch weit gefehlt. Geradein der Familie ihres zweiten Man-nes, in der das „von“ im Namenvor einigen Generationen abge-legt worden war, befand sich einAdliger, dessen Schicksal The-ophana Prinzessin von Sachsen-Katte bis heute tiefberührt.Leutnant Hans

Hermann von Katteist der beste Freundvon KronprinzFriedrich von Preu-ßen, dem späterenFriedrich den Gro-ßen, gewesen.Beide interessier-ten sich für dieDichtkunst und dasFlötenspiel und sowurde der jungeLeutnant Vertrauterdes Prinzen. Dieserklagte Katte, wie

die Erziehungsmethoden seinesVaters, des Soldatenkönigs Frie-drich Wilhelm I., ihn abstießenund verstörten. 1730 bot sichdurch eine Reise des Vaters die

Gelegenheit zurFlucht. Doch der18-jährige Kron-prinz wurde gefasstund legte in einemabgefangenen Briefan Katte dessenBeteiligung an derPlanung der Fluchtoffen. Dieses Wis-sen wurde dem 26-Jährigen zum Ver-hängnis und Katteals Beteiligter aneiner Fahnenfluchtmit vor das Kriegs-gericht gestellt.Dieses verurteilte

den aus angesehener FamilieStammenden zu lebenslangerFestungshaft, doch das war demKönig zu wenig. Er wollte, dasssein Sohn litt, verschonte diesenaber auf mehrere Gnadengesuchehin. So wurde der Kronprinzdurch den Tod seines Freundesbestraft, bei dessen Hinrichtunger zusehen musste.Auf den Spuren der Geschichte

Hans Hermann von Kattes stießTheophana Prinzessin von Sach-sen-Katte im wahrsten Sinne desWortes auf eine sprudelnde Quel-le. Und zwar in Schloss Rheins-berg, wo Kronprinz Friedricheinige Jahre lebte, nachdem er mitseinem Vater wieder Friedengeschlossen und als Zeichen sei-ner Läuterung die ungeliebtePrinzessin Elisabeth Christinevon Braunschweig-Bevern-Wol-

fenbüttel geheira-tet hatte. DieseWasserblase unterdem Schloss führ-te TheophanaPrinzessin vonSachsen-Katte aufdie Idee, dochdiese zu nutzen,um Hans Her-mann von KatteEhre zuteil wer-den zu lassen. Miteiner Gedenktafelin Berlin sollte desschuldlos schuldiggewordenen Leut-nants gedachtwerden. Und sofragte die auch ander gastronmi-schen Geschichteinteressierte Prin-zessin bei denBetreibern derQuelle an, ob sieeinen Exklusiv-vertrag mit ihrschließen würden,um das Wasserunter dem Etikett„Preussisch Royal“zu verkaufen, dasie seine authenti-sche Historie alsAlleinstellungs-merkmal hervor-heben wollte. Sieeinigte sich mit

den Geschäftspartner, erledigtedie nötigen Behördengänge undließ die Marke „Preussisch Royal“2007 registrieren. Als langjährigeBotschafterin von Chaine desRotisseur, einemin te rnat i ona ltätigen gastrono-mischen Netz-werk, das 1248als Bruderschafteiner Zunft vonKöchen gegrün-det und ab 1950mit neuemLeben erfülltwurde, verfügtTheophana Prin-zessin von Sach-sen-Katte auchüber die nötigenKontakte in derGas t ronomie .

Und so steht „Preussisch Royal“,das aus einer Quelle stammt, ausder schon Friedrich der Große alsKronprinz trank, auf der Speise-karte mehrerer Sterne-Hotels inBerlin und Potsdam (Dorint, Stei-genberger, relexa SchlosshotelCecilienhof), kann im Café derKöniglichen Porzellan-Manufak-tur Berlin bestellt werden, ist imKaDeWe erhältlich und kann beiwww.wineand-waters.de onlinegeordert werden.Für Theophana Prinzessin von

Sachsen-Katte ist das Wasser „einStück Kulturgeschichte“. Dochnicht jeder hat einen Sinn dafür.Als sie ihr Wasser einem bran-denburgischen Minister zurBewirtung seiner Gäste ans Herzlegte, monierte dieser das „royal“im Namen und dass Friedrich derGroße auf dem Etikett zu sehensei – eine erstaunliche Haltung ineinem Bundesland, dass Millio-nen über den Tourismus dank vonpreußischen Monarchen erbauterSchlösser erhält.Auch mit ihrer Gedenktafel

kommt die Unternehmerin nichtweiter. Eigentlich sollte diese ameinstigen Familiensitz der vonKattes/von Wartenslebens ange-bracht werden. Heute sitzt an derAdresse Unter den Linden 1 dieBertelsmann AG, die grundsätz-lich nichts von Gedenktafel anihrer Hausfassade hält. Am Gedar-menmarkt, wo einst der „Arbeits-platz“ von Hans Hermann vonKatte war, hat sich bisher keinerder angefragten Hausbesitzerbereiterklärt, eine Gedenktafel anseiner Hauswand zu akzeptieren.

Doch so lange The-ophana Prinzessin vonSachsen-Katte nichtweiß, wo sie eineGedenktafel anbrin-gen kann, weiß sieauch nicht, in welcherGröße sie diese ent-werfen lassen soll.Und so wird sie nochviel von ihrem natri-umarmen Qualitätsmi-neralwasser verkau-fen, bis ein Teil derEinnahmen irgend-wann den geplantenZweck erfüllen kann.

Rebecca Bellano

Ob in Toronto oder Berlin:Vegetarier-Aktivisten inRüben- und Schweinchen-

kostümen fordern besserenUmgang mit Tieren. Besonders inDeutschland verfolgen Aktivistenbeinhart den Übergang zu einer„besseren Welt“ ohne Fleischkon-sum. Was als Protest gegen Mas-sentierhaltung begann, ist inzwi-schen Kampfansage für den ver-meintlich besseren Weg derfleischfrei Lebenden. Auch dieWerbung greift den Trend auf:Serienschauspielerin AlexandraNeldel fläzt sich leicht bekleidetüber ein Bett und nascht Joghurt-Weingummi. „Be Veggie“, sei vege-tarisch, gluckst sie fordernd, wäh-rend ein weißes Häschen unschul-dig durch die rosa Kulisse hoppeltin bewusster mehrheitskonformerAbgrenzung vom Ruf, der Vegeta-riern mitunter anhaftet.Diese TV-Werbung kürte die

Werbebranche jüngst zu einer dergrößten sogenannten Testimonial-Kampagnen 2011, einer Bekennt-niskampagne, die Lebensgefühlbeispielgebend vermittelt. Dasneue vegetarische Sendungsbe-wusstsein ist indes nicht nur eineAbsatzstrategie. Vegetarier-Para-den, auch Veggie-Paraden genannt,

gehen von ihrem Ursprung in Parisund Marseille aus um die Welt. ImJuli fand in Berlin die bisher zwei-te deutsche Veggie-Parade unterdem Motto „eat peace“, „Iss Frie-den“ statt, das auf einem großen

Transparent vor dem Brandenbur-ger Tor das Gewissen Vorbeigehen-der wachrütteln sollte. „Mehrerehundert Teilnehmer, die auf dievielen Vorteile der vegetarischenund veganen Ernährung hinwei-sen“, erwartete die „AlbertSchweitzer Stiftung für unsere Mit-

welt“. Tatsächlich kamen kaummehr als gut 250 Demonstranten,soviel wie 2011. Von dem seitensder Organisatoren verkündetenstarken Anstieg vegan und vegeta-risch lebender Menschen war so

wenig zu bemerken. Die Macherführten 60 als Rinder und Schwei-ne verkleidete Gesinnungsgenos-sen zum symbolischen „Die in“,Sterben zum Mitmachen. Sie stell-ten sich tot, „damit die Menschensehen, welche Opfer hinter ihremFleischkonsum stehen“. Eine junge

Teilnehmerin sagte, die Demon-stration sei nur ein kleiner Schritt,die Menschen vom Fleischessen zubefreien. Neben dem nachvollzieh-baren Protest gegen den Umgang„mit 60 Milliarden Tieren, die

jedes Jahr untermeist unvorstell-baren Bedingun-gen kostenopti-miert gemästetund getötet wer-den“, geht es denAktivisten nacheigenen Angabenvor allem darum,„die vegetarischeund vegane Ideeals konsequente-ste Form des Tier-schutzes“ zu stär-ken. Die veganeIdee heißt, „dassdie Menschen inkeinem anderenBereich so effekti-

ven Tier- und Klimaschutz leistenkönnen, wie in der Ernährung“,schrieb der VegetarierbundDeutschland zur Parade. Die dabeimitgeführte fünf Meter großeSchweineplastik verkündete denFleischessern, wer sie sind. „Dennselbst, wenn Sie Fleisch mögen“,

steht darauf, gefolgt von verbisse-nen Argumenten.Berlin ist als Großstadt naturge-

mäß Sammelpunkt der Szene.„Hier lockt das erste Sterne-Restaurant mit einem komplettvegetarischen Menü, hier gibt esdie bundesweit erste vegetarischeMensa, Deutschlands erster vega-ner Vollsortiment-Supermarkt„Veganz“ und „mehr als 30 vegeta-rische und 14 vegane Restaurants“,schwärmt der Vegetarierbund imInternet. Auch das „Tierrechts-bündnis Berlin-Vegan“ gehört zuden „eingefleischten“ Veranstalternsowie die Organisation Peta, dieunter anderem einen grundsätz-lichen Verzicht auf Seide fordert:„Die Insekten leiden!“Weniger Verbissen und durchor-

ganisiert lief indes im Juni dieParade im kanadischen Toronto ab.Allesfresser waren ausdrücklichgern gesehen, ein „freudiges Ereig-nis“ sollte es werden, das mehrMenschen anlockte als die BerlinerParade mit ihren sauertöpfischenVorhaltungen über globale Folgendes Fleischessens. Im August wol-len nun Berliner Veranstalter ihrvegetarisches Sommerfest feiern,mit Faserkost und hoffentlich ohneTellerpredigt. SV

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Frieden dank Fleischverzicht?Vegetarier und Veganer verkaufen ihre Lebensform als die bessere und »missionieren« dabei sehr penetrant

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NEUE BÜCHER22 Nr. 30 – 28. Juli 2012

Zuerst diePflicht

Porträt über Bertha Krupp

»Sowjetunion light«Autoren üben Kritik an der Europäischen Union in ihrer jetzigen Form

Der ei-gene An-spruch ei-

nes Autors – in diesem Fall einerAutorin – ist sicher eine guteGrundlage, um ein Urteil über einWerk zu fällen. Diana Maria Frizstellt gleich im Vorwort der Bio-grafie über ihre Großmutter mitdem Titel „Bertha Krupp und ihreKinder“ klar, dass es ein „persön-liches Buch … aus der Perspektiveder handelnden Personen“ seinsoll, in welchem sie bewusst aufabschließende Wertungen ver-zichtet habe. Letzteres kann soganz nicht aufrecht erhalten wer-den, da doch sehr deutlich wird,dass die Autorin von der Krupp-Familie in der ersten Hälfte des20. Jahrhunderts ein recht positi-ves Bild vermitteln will.Hingegen wird

das Versprecheneines „persön-lichen Buches“eingelöst. In lan-gen Briefzitatenkommen „die handelnden Perso-nen“ zu Wort. Hauptlinie ist dasLeben von Bertha Krupp (1876–1957), welche Alleinerbin des vä-terlichen Unternehmens ist. Aberfast im selben Maße widmet sichdie Autorin Berthas Mann, Gustavvon Bohlen und Halbach („Taffy“)sowie dem Schicksal der gemein-samen Kinder. Zwar ist es zu be-grüßen, dass viele Schriftstückeerstmals veröffentlicht werden,die Anschaulichkeit leidet aberdarunter, dass manchmal Erläute-rungen über Dinge fehlen.Ausführlich zitiert Diana Maria

Friz Passagen mit Detailschilde-rungen, beispielsweise bei derDarstellung der 100-Jahr-Feier derFirma im Jahre 1912. Was die Aus-leuchtung der historischen Ereig-nisse angeht, die weit mehr als le-diglich Hintergründe für eine Bio-grafie über Bertha Krupp sind, sowäre etwas mehr Trittsicherheitzu wünschen gewesen. Der passi-

ve Widerstand war nicht derGrund, sondern die Folge derRuhrbesetzung von 1923 und diegroße Inflation war 1924 nichtmehr im Gange. Und folgt mander Autorin, so müssen die Besu-che Kaiser Wilhelms II. – der derFirma Krupp bekanntlich auch inschwierigen Phasen den Rückenstärkte – stets eine Belastung fürdie Familie gewesen sein.Wesentlich gelungener ist die

Darstellung der Lage, in der sichGustav Krupp von Bohlen undHalbach in der Zeit der national-sozialistischen Herrschaft befand.Einerseits ließ er sich widerwilligmitziehen, andererseits war er nurbedingt in seinen Entscheidungenfrei. Eingefügt sind einige Seiteneines von Golo Mann verfasstenTyposkripts über „Krupp und das

Dritte Reich“ –eine ausgewoge-ne, lesenswerteBetrachtung.Das Schicksal

der Firma unddas Private waren eng verwoben,die Firma stand an erster Stelle.Bertha hat diesen Grundsatz ge-lebt. Reichtum war eher Verpflich-tung als Privileg. Im Unterschiedzu den meisten anderen Familien-mitgliedern genoss Bertha den-noch ein besonderes Privileg: Sieführte eine glückliche Ehe.Legt man das Buch aus der

Hand, so sieht man die Kontureneines Lebens mit Höhen und Tie-fen und hat dennoch den Ein-druck, vor einem etwas blutleerenBild zu stehen. Das allerdings istnicht der Autorin anzulasten, hierhat sie wohl die äußerlich immerso beherrschte und pflichtbewus-ste Bertha Krupp ganz gut getrof-fen. Erik Lommatzsch

Diana Maria Friz: „Bertha Kruppund ihre Kinder. Das Leben mei-ner Großmutter“, dtv, München2011, broschiert, 342 Seiten,19,90 Euro

„Die poli-t i s c h e nFührer fin-den nichtnur nichtden richti-

gen Ton, sondern sie sagen Dinge,die meilenweit entfernt sind vomBewusstsein der Bürger. Es reichteben nicht mehr, mit schönenWorten die Vorzüge der europäi-schen Einheit zu beschwören unddann einen Text vorzulegen, dennicht einmal die Befürworter mitklaren verständlichen Worten be-schreiben können.“ Diese Sätzekönnten ein aktueller Kommen-tar zur Euro-Krise sein. Sie stam-men aber schon aus dem Jahr2005 und gehen auf den verstor-benen Soziologen Ralf Dahren-dorf zurück.Volker Kempf, Mit-Herausgeber

des Buches „Die EuropäischeUnion. Perspektiven mit Zu-kunft?“, erinnert in seinem Vor-wort daran, dass die Mahnung ei-nes anderen bedeutenden Sozio-logen, nämlich des früheren Bu-chenwald-Häftlings Eugen Kogon,mittlerweile in Vergessenheit ge-raten sei. Kogon hatte gesagt, eu-ropäische Politik müsse über denVolkswillen rückversichert wer-den. Dies findet aber derzeit de

facto nicht statt, so dass man denEindruck gewinnt, die EU schlagegedankenlos einen Weg ein inRichtung einer „Sowjetunionlight“. Das hier anzuzeigendeBuch geht dieser und verschiede-nen anderen Fragen nach.Der Philosoph und PAZ-Autor

Harald Seubert untersucht, in-wieweit der Geist Europas in denZeiten der Krise Orientierung ge-ben könnte. Seiner Meinung nacherleben wir denVerlust christ-licher Lebens-formen: „Eswird verheeren-de Folgen ha-ben, wenn sicheine große Kul-tur, wie jene Europas, die bis insInnerste christlich-abendländischgeprägt und bestimmt ist, vondieser Prägung ihrer Herkunftmeint, ablösen und dann aufirgendwelche Werte setzen zukönnen.“ Seubert wörtlich: „Oh-ne christlichen Bezug kein Euro-pa.“ Im Fernsehen werde immerdie Frage gestellt, ob das Chri-stentum die Moderne überlebenwerde. Die neue entscheidendeFrage aber sei, ob die Moderneohne das Christentum überlebenkönne. Seubert gibt sich pessimi-

stisch. Der um sich greifende Ni-hilismus zeitige den „hedonisti-schen, blinzelnden letzten Men-schen“. Damit verbunden sei einVerlust der „Vitalkräfte Europas“.Heiner Kappel, Theologe und

langjähriger FDP-Landtagsabge-ordneter, verließ vor der Euro-Einführung seine Partei, um sichgegen die drohende Transfer-union stark zu machen. Der frü-here Vorsitzende des „Bundes

freier Bürger“sieht sich nach-träglich in seinemKampf gegen denEuro bestätigt. DiePreisgabe derD-Mark, so Kap-pel, „war der An-

fang einer gewollten Transfer-union“. Während die Rettungs-Europäer ihre finsteren Pläne mitimmer unverständlicheren Wort-hülsen verbrämen, schreibt derrechtsliberale Kappel klar undverständlich: „Wenn ich meinemNachbarn Geld geben muss, da-mit er mir anschließend meinProdukt abkaufen kann, mag diesformal ein Geschäft sein, es bleibtaber ein reichlich dummes undunwirtschaftliches. Und wenn ichihm Geld leihe, von dem ich weiß,dass ich es nie wieder bekomme,

ist das Ergebnis letztlich das glei-che.“Auch die übrigen Aufsätze des

Bandes sind lesenswert. Der Pu-blizist und Politologe Felix Dirschgibt einen kritischen Einblicküber die Zentralisierungstenden-zen der EU. Der in Freiburg leh-rende Jura-Professor DietrichMurswiek bewertet das Lissabon-Urteil des Bundesverfassungsge-richts aus der Sicht eines Verfah-rensbeteiligten. Der PolitologeEdgar Guhde widmet sichschließlich dem Tierschutz.In seinem Nachwort fordert

PAZ-Autor Klaus Hornung eineneue europäische Grundsatzde-batte. Die bisherigen europäi-schen Fehlentscheidungen undFehlwege gelte es, zu korrigierenund „schließlich in neue tragfähi-ge politische Konzepte für Euro-pa einzufügen, die abschließendvon Volksabstimmungen als Aus-druck des Willens des demokrati-schen Souveräns zu legitimierenwären.“ Ansgar Lange

Volker Kempf/Rudolf Stettin:„Die Europäische Union – Per-spektiven mit Zukunft?“, Ger-hard-Hess-Verlag, Bad Schussen-ried 2012, broschiert, 132 Seiten,12 Euro

Brüssel hatsich weit von seinenBürgern entfernt

Kein Platz für KindheitMord, Menschenhandel und Prostitution: Fünf Geschichten über Afrika

D a sB u c h„Sag, dassdu einevon ihnenbist“ desin Nigeriag e b o r e -nen Au-

tors Uwem Akpan ist nicht dazuangetan, Lust auf eine Reise aufden schwarzen Kontinent zu ma-chen. Die fünf aus der Sicht vonKindern erzählten Geschichtenbehandeln verschiedene Konflik-te in Ländern wie Kenia, Nigeriaoder Äthiopien. Gleich zweimalist ein Konflikt zwischen Christen

und Moslems Thema. Obwohl derderzeit in den USA lehrende Au-tor katholischer Priester ist, sindbei ihm die Christen keineswegsimmer nur die guten Menschen.So fühlt man in der Erzählung„Wie redest du denn?“ mit demmuslimischen wie dem christ-lichen Mädchen gleichermaßenmit, die beste Freundinnen sind,aber von heute auf morgen nichtmehr miteinander spielen dürfen,da ein Konflikt zwischen den Re-ligionsgruppen ausgebrochen ist.Sie verstehen überhaupt nicht,warum sie jetzt plötzlich Feindesein sollen. Auch Shenge undJean begreifen nicht, warum ihr

Onkel plötzlich mit einer HordeNachbarn in der Tür steht und ih-re Mutter töten will. Zwar weißdie ältere Shenge, dass ein Eltern-teil Hutu und der andere Tutsi ist,doch bisher war das für sie ohnegroße Bedeutung. Akpan schil-dert den Überfall der Nachbarnauf die Kinder erschreckend ein-dringlich. Nur mit Mühe entgehtShenge einer Vergewaltigung,muss aber dafür mit ansehen, wieihr Vater von „seinen Leuten“ zueiner furchtbar grausamen Tat ge-zwungen wird, um das Leben sei-ner Kinder zu retten.Auch der Themen Kinderpro-

stitution und -handel nimmt sich

der Autor an. Dabei gelingt es Ak-pan durchaus, eine Spannung zuerzeugen, die jedoch mit Mitleidund Trauer einhergeht: „Ichrannte ins Dickicht, Elefanten-grashalme peitschten meineHaut, Dornen und spitze Steinebohrten sich mir in die Füße …Ich rannte und rannte und wus-ste doch, den herzzerreißendenRufen meiner Schwester würdeich nie mehr entkommen.“

Rebecca Bellano

Uwem Akpan: „Sag, dass du einevon ihnen bist“, Suhrkamp, Ber-lin 2012, gebunden, 365 Seiten,24,95 Euro

Für das deutsche Volk?Ex-Bundestagsabgeordneter verarbeitet Berufserfahrung

Mehr als nur eine StadtSpannende »Biografie« Jerusalems

V o nStädten er-s che ineneigentlichkeine „Bio-

grafien“. Diese Literaturgattung istbekanntlich den Personen vorbe-halten. Doch Simon Montefiori,ein renommierter britischer Histo-riker, sieht das anders. Er schreibteine Stadtgeschichte aus demBlickwinkel von Menschen undwichtigen Großfamilien Jerusa-lems. Im Vorwort bekennt sich der1965 Geborene dazu, sich imGrunde „ein Leben lang“ auf die-ses Werk vorbereitet zu habe.Montefiori stammt aus einer derangesehensten jüdischen FamilienLondons. Einer seiner Vorfahrenstiftete in Jerusalem die berühmteWindmühle. Alle seine Vorfahrenwaren irgendwie in die Geschickeder „Heiligen Stadt“ verwickelt,die bis heute im Brennpunkt vonpolitischen Mächten und Religio-nen liegt.Dieser persönliche Bezug macht

den Historiker jedoch nicht partei-isch. Montefiori beleuchtet in sei-nem 850 Seiten dicken Werk ver-schiedene Seiten der Stadtge-schichte. In neun großen Kapitelnerzählt der Autor lebendig die Ge-schichte der Stadt von ihren An-

fängen 1000 vor Christus, als Kö-nig David die Stadt von den Jebu-sitern eroberte, über Judentum,Paganismus, Christentum und Is-lam, weiter zu den Mameluckenund Osmanen bis hin zum Imperi-alismus des 19. und dem Zio-nismus des 20. Jahrhunderts.Einerseits sind Montefiori dabei

die Geschichten von Familiengegenwärtig, andererseits setzt er

die Geschichte der Stadt in denZusammenhang politischer Not-wendigkeiten. Warum die abgele-gene Provinzstadt im Bergland Ju-däas zum „Zankapfel der Natio-nen“ wurde, warum sie „Erobererwie Besucher“ gleichermaßen ent-täuschen und quälen kann, ver-sucht der Autor zu vermitteln.Die Liste der Großreiche, die Je-

rusalem zu erobern versuchten, istin der Tat lang: Ägypter und Assy-rer, Perser und Griechen, Römer,Araber, Kreuzfahrer, Ottomanen,Franzosen und Briten waren dar-unter. Montefiori behauptet in ei-nem Interview über sein Buch,dass in Jerusalem sich die Weltge-

schichte im Kleinen abspielt. Dasist nicht übertrieben. Was suchenalle diese Menschen in dieserStadt? Der Autor meint: das Heil.Jerusalem sei der Ort, an dem GottAdam erschaffen hat, wo Abrahamseinen Sohn Isaak opfern wollteund König Salomo den Tempel er-richtete. Für die Muslime sei esder Ort, von wo aus Mohammedin den Himmel aufgestiegen seinsoll. Für die Christen sei die Stadtder Mittelpunkt der Welt und derOrt, an dem Jesus Christus litt,starb, auferstanden und in denHimmel aufgefahren ist.Verblüffend für viele mag sein,

dass seit der Zerstörung des gro-ßen Tempels in Jerusalem im Jahr70 durch den römischen Feld-herrn Titus immer Juden in die-sem Land gelebt haben. Die Le-gende der Zionisten von ihrerRückkehr erst im 20. Jahrhundertstimmt so nicht. Inzwischen habenArchäologen, so Montefiori, vieleZeugnisse einer kontinuierlichenjüdischen Besiedlung Jerusalemsseit der Zeit Königs Davids ausge-graben. Hinrich E. Bues

Simon Sebaq Montefiori: „Jerusa-lem. Die Biografie“, Fischer,Frankfurt a. M. 2011, geb., 850Seiten, 28 Euro

Wer eineg e h o b e n ePosition in-nehatte undin den Ru-

hestand getreten ist, verspürtmanchmal den dringendenWunsch, die Fülle des Erlebtenund Gehörten, darunter viel Bri-santes, zu Papier zu bringen, um esder Öffentlichkeit zugänglich zumachen. Der Vilshofener Histori-ker und Publizist Klaus Rose warvon 1977 bis 2005 Bundestagsab-geordneter der CSU und kurzzei-tig Parlamentarischer Staatssekre-tär im Verteidigungsministerium.Was er erlebt hat und was ihm anErfahrungsberichten aus aller Weltzugetragen wurde, hat er im litera-rischen Genre eines Romans ver-arbeitet. In „Diplomatenpass undPenicillin“ treten neben-, nach-und miteinander eine Handvollfiktiver Bundestagsabgeordneterals Hauptfiguren auf. Mit seinemErstlingswerk, das zeitlich die letz-ten 30 Jahre umspannt, schufKlaus Rose eine tragikomischeMahnung an Politiker, ihre Parla-mentsaufgabe solide und prinzi-pientreu auszuführen. „Es müs-sten die Besten an die Schaltstel-len kommen und nicht die Blen-der und Schwätzer.“ Diese Worte

legt er dem Mitglied des Bundes-tags Alfred Behrens in den Mund.Jedoch sah und sieht die Wirklich-keit anders aus: „Schon in der Bi-bel werden diese und jene Figurenbeschrieben.“ Und so teilen sichim Roman Theo Güll und AlfredBehrens das Feld der ehrenwertenVolksvertreter, während die Abge-ordneten Gabriel Moss und An-dreas Schwörer mit ihrem persön-

lichen Ehrgeiz und ihrer Umtrie-bigkeit einander überbieten. Darü-ber kommen sie früher oder späterzu Fall. Ähnlichkeiten mit leben-den Personen wären rein zufällig,betont der Autor.Im ersten Teil begleitet der Leser

Theo Güll und Gabriel Moss aufmehreren Reisen nach Afrika undSaudi-Arabien, an denen sie alsMitglieder von Delegationen desDeutschen Bundestags teilneh-men. Deutschland lieferte Anfangder 1980er Jahre technische undmedizinische Geräte an afrikani-sche Länder, von denen zumindesteinige reich an Rohstoffen sind.Als „Freunde der Ausrüstungshil-

fe“ – womit vielleicht auch „Auf-rüstungshilfe“ gemeint ist – reisteine Delegation 1982 nach Kame-run und andere Länder Schwarz-afrikas. Stets laufen die Reisennach einem ähnlichen Muster ab.Nachdem die Gastgeber Berichterstattet und ihre weiteren Wün-sche geäußert haben, werden vonbeiden Seiten höfliche, recht un-verbindliche Erklärungen abgege-ben, bei denen das Schlagwort„kultureller Austausch“ oft gehörtwird. Für die deutschen Volksver-treter scheint indessen das Be-gleitprogramm ihrer Gastgeberdurchaus ebenso wichtig zu seinwie ihr eigentlicher Auftrag. Gebo-ten werden ihnen exzellente Kul-turereignisse, kulinarische Genüs-se und manches rauschende Fest.Überhaupt wird das Wort „genie-ßen“ in dem Buch inflationär ver-wendet, was wohl kein Zufall ist.Fazit: Das Lesen dieses Buches

macht Spaß. Es hat viele Leser ver-dient, da es einen Blick hinter dieKulissen erlaubt, und zwar auf an-regende und ziemlich burleskeArt. Dagmar Jestrzemski

Klaus Rose: „Diplomatenpass undPenicillin“, Bod, Norderstedt2011, gebunden, 240 Seiten, 26Euro

Juden haben dieStadt nie verlassen

Roman über mehrereAbgeordnete

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Mit Text vonGolo Mann

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Page 24: 2 3 4 WerrettetEuropa? · kamen sie zu dem Ergebnis, dass bundesweit sogar 49 3000 zusätzli - che Jobs entstanden seien. Zwar sei der Anpassungsprozess für betrof - fene Arbeitskräfte

PANORAMA24 Nr. 30 – 28. Juli 2012

MELDUNGEN MEINUNGEN

Zeichnung: Mohr

BeruhigungWie plötzlich der Schrecken verschwand, wie Norbert Walter mit den Schultern zuckt,

und was Linke und Milliardäre vereint / Der Wochenrückblick mit HANS HECKEL

Wenigstens gab es ausGriechenland mal waszum Lachen, als die In-

sel Ikaria bekanntgab, über einenAnschluss an Österreich nachzu-denken. In irgendeinem Winkeldes Völkerrechts wollen die Re-präsentanten des Eilands dieMöglichkeit gefunden haben, sichvon Athen zu lösen, ganz legal.Österreich scheint ihnen als neueHeimat attraktiv.Eine gute Nachricht für Wien?

Wir werden sehen, jedenfallskann niemand später sagen, dieIkarier hätten sich in die Alpenre-publik hineingestohlen wie Hellasin den Euro. Nein, die Insulanerlassen keinen Zweifel aufkom-men, aus welchem Holz sie sind,wenn sie ihrer Noch-Regierung inAthen drohen: „Wenn man unsjetzt keine neuen Straßen undkein Krankenhaus zusichernkann, können wir die Loslösungvon Athen beschließen.“Aus diesen klaren Worten kön-

nen die Österreicher ablesen, wasauf sie zukäme: Sobald Wien ei-nem Wunsch seiner mediterranenNeubürger nicht nachkommt,kommt Post aus Ikaria: Sie könn-ten sich auch Russland, dem Iranoder Kuba anschließen, wennman ihnen die neue Landebahn,den luxuriösen Jachthafen, dieZusatzpensionen für die 2000Staatsbediensteten unter den8000 Einwohnern oder das neueSpaßbad nicht bezahlen will.Die Ikarier suchen kein neues

Vaterland, sondern eine neueGeldquelle, nachdem die altegänzlich auszutrocknen droht:Der Austritt Griechenlands ausdem Euro habe „seinen Schrek-ken verloren“, findet Wirtschafts-minister Rösler. Warum? Ganzeinfach: Die George Soros undWarren Buffetts dieser Welt habenihre gammeligen griechischenStaatsschuldpapiere, mit denensie so lange so gut verdient haben,allesamt an die europäischenSteuerzahler weiterverkauft, dienun allein mit ihnen baden ge-hen. Nur dafür hat man die ver-gangenen zweieinhalb Jahre be-nötigt, nachdem Anfang 2010 diePleite Athens längst offensichtlichwar. Jetzt, da die Operation abge-schlossen ist, können sie das hel-lenische Wrack ganz ohne„Schrecken“ absaufen lassen. Diegriechische Ministerialbürokratie

hat sowieso keine Lust mehr. Wieaus Athen verlautet, sind die Be-amten in den Urlaub gefahren –„da bewegt sich bis Mitte Augustnicht viel“.Einen Wunsch hat uns ein grie-

chischer Spitzenpolitiker kurz vorder Sommerfrische aber nochhinterlassen: Über leichtere Be-dingungen für weitere Hilfen wol-le man nicht mehr mit der „Troi-ka“ aus Internationalem Wäh-rungsfonds, EU-Kommission undEuropäischer Zentralbank ver-handeln, sondern lieber mit denRegierungen der Geberländer.Warum, sagt er nicht, doch wirkönnen es uns denken: Die Ge-sandten der Troika waren schonrecht oft inAthen und ha-ben sich sehr in-tensiv mit dengriechischen Zu-ständen beschäf-tigt, kurz: Diewissen zu vielund machenvielleicht nichtmehr jeden Trickmit. Da hätte man es mit denPhrasen stanzenden Regierungs-heinis bedeutend leichter.Die einen nannten das Zweiein-

halbjahres-Manöver zum Ver-schieben der griechischen Schul-den „Beruhigung der Märkte“, dieanderen nannten es Betrug. Dawir uns aber alle unserer Verant-wortung bewusst sind, wird emsigweiter beruhigt. Kaum sind dieHilfen für Spanien mit der „stren-gen Obergrenze“ von 100 Milliar-den Euro abgenickt, da tun sichüberall auf der iberischen Halbin-sel neue schwarze Löcher auf: Ei-ne Regionalregierung nach deranderen funkt SOS: Sind pleite,benötigen dringend Hilfe. Dassdie Löcher erst auffielen, nach-dem die Geberländer ihre Gabenbeschlossen hatten, ist natürlichreiner Zufall.Doch wir müssen uns keine

Sorgen machen. Das Geld ist janur geliehen, wir bekommen so-gar Zinsen dafür und profitierenals Deutsche noch von der Krise.Moment, kennen wir das nichtirgendwoher? Das hatte man unsbei der Griechen-Hilfe auch er-zählt. Der Ex-Chefvolkswirt derDeutschen Bank, Norbert Walter,wurde nicht müde, den Deut-schen vom wunderbaren Geschäft

mit den Hellenen vorzuschwär-men. Neulich vom Börsenexper-ten Frank Meyer auf seine Töneangesprochen, zuckte Walter nurmit den Schultern: „Das ging dannmal schief.“ Och Gottchen, kannja mal vorkommen.Immerhin dürfen wir nicht ver-

gessen, welch wunderbare Kulturuns Griechenland, die Wiege derDemokratie, hinterlassen hat.Überall am Mittelmeer findensich Zeugnisse griechischen Tuns.Auf Sizilien waren sie (noch langevor den Römern) besonders aktiv,was bis heute zu spüren ist. Nord-italiener sprechen gar von „unse-rem kleinen Griechenland“, wenndie Sprache auf Sizilien kommt.

Damit meinensie, dass derGouverneur derim italienischenVergleich bettel-armen Insel derbestbezahlte vonganz Italien ist.Dass der frühereChef der Müll-und Wasserbe-

hörde, Felice Crosta, eine monat-liche Pension von 41600 Eurokassiert. Crosta ging 2010 in denRuhestand, als Sizilien wie Nea-pel gerade im Müll erstickte. Oderdass die Abgeordneten des sizilia-nischen Regionalparlaments inPalermo mehr Geld bekommenals die Senatoren in Rom. Dassüberall Korruption, Verschwen-dung und Misswirtschaft blühen.Und – Überraschung! – dass dieRegion vollkommen pleite ist undin dreist forderndem Ton Geldvon Rom und der EU einklagt.Da fühlt man sich in der Tat an

Griechenland erinnert. Oder anBerlin: Horst Seehofer will nichteinsehen, warum Bayern immermehr an andere Bundesländerzahlen soll, während die es sichgutgehen lassen, statt sich anzu-strengen. So zahlen die Bayerndafür, dass Berliner und andereStudenten in Deutschland kosten-los studieren dürfen, während diebayerischen Hochschulen Stu-diengebühren verlangen müssen,um über die Runden zu kommen.Mit „kostenlosen Kitas“ sieht esähnlich aus. In einem Anflug sozi-aler Kälte hat Seehofer angekün-digt, gegen diesen Länderfinanz-ausgleich zu klagen. Hessen willauch mitziehen. Was für unsolida-

rische Knilche, tönt es entrüstetaus dem Norden.Der Seehofer hat das sozialisti-

sche Prinzip nicht verstanden: Eswird so lange umverteilt, bis jederZusammenhang von Arbeitslei-stung und Lohnertrag gekappt ist.Erst dann nämlich sind es nichtmehr die Leistungen, die über dieEinkommenshöhe entscheiden,dann tun dies vielmehr Funktio-näre in Partei und Staat. Das Er-gebnis nennt man „Bezwingungder Marktmacht“ oder „Primatder Politik“, und darum geht esdoch schließlich die ganze Zeit!Haben Sie etwa nicht zugehört,Herr Seehofer?Alle alten roten Fehler werden

wir aber nicht wiederholen. Beimkommenden Sozialismus bleibendie ganz Reichen, die weltweitoperierenden Milliardäre, unge-schoren. Besser noch: Der Schul-den- und Umverteilungsreigenmacht sie reicher und mächtiger,als sie es je waren, siehe Grie-chenland-Coup, eingefädelt vonder US-Großbank GoldmanSachs. Indem sich die (noch)wohlhabenden Völker zugunstender bereits Ausgebluteten ver-schulden, schmeißen sie ihr Geldin eben jenen Umverteilungsrei-gen, aus dem sich Soros und Co.prachtvoll bedienen, indem siesich mit Milliarden von Steuer-Euros „beruhigen“ lassen.Propaganda-Spitze der Bewe-

gung sind Rating-Agenturen wieMoody’s, die eine Warnung an dieDeutschen losgelassen hat: Wennihr nicht euer gesamtes Geld zur„Beruhigung der Märkte“ in eineeuropäische Schuldenunion hin-einschmeißt, geben wir euch kei-ne Bestnote mehr.Oh weh! Welcher Primus möch-

te sich schon in die zweite Reiheverbannen lassen! Also muss nunganz schnell beruhigt werden, in-dem man die „Schuldenlast euro-päisch-solidarisch vergemein-schaftet“, sprich, die Deutschenfür die Schulden aller haftenlässt. Da sind sich die deutschenLinken mit Soros, Moody’s undderen Freunden vollkommen ei-nig. Denn beide kommen an ihrZiel: Die Linken bekommen dielang ersehnte Enteignung desMittelstandes, und die Milliardä-re verdienen dabei so viel Geld,dass es ihnen zu den Ohren raus-kommt.

Die Griechen wollennicht mehr mit

der »Troika« reden –die Herren wisseneinfach zu viel

AmokläuferSchon wieder ist es wo geschehn,und alle kriegten’s prompt zu sehn,zur Not auch bloß zu lesen –man zeigt dann jeweilssich schockiert,die Politik, siekondoliert,man bastelt Hypothesen.

Und falls sich nichts vomSchützenfestals rechtsextrementtarnen lässt,hat stets die Psycho-Gildezur Deutung der fatalen TatRealitätsverlust parat –so sind selbst wir im Bilde.

Tja, leider geht gar manches schief,denn Wirklichkeit ist relativ,wie Platon schon erklärte,wird doch im Hirn sie konstruiert,und dieses eben produziertnicht selten das Verkehrte!

Ist’s aber Wirklichkeitsverlust –ist nicht vielmehr Vernichtungslust,was Schreibtischtäter treiben,die Schulden tilgen auf Kreditund die für ewges DefizitVerträge unterschreiben?

Es ist ein Amoklauf fürwahr,das wird allmählich vielen klar,die laut zwar drüber fluchen,indes trotz allem immer nochdieRettungausdemschwarzenLochin falscher Hoffnung suchen!

Die Bürger sind halt zu bequem,und erst das Existenzproblemvermöchte wachzurütteln –doch sind dann Chancen längstvorbei,die selbstgewählte Tyranneigewaltlos abzuschütteln ...

Pannonicus

ZUR PERSON

Wahlsieger imSinkflug

Dass er gute acht Monate nachseiner Wahl von seinen

Landsleuten als „Dieb“ bezeich-net wird, hat sich Mariano Rajoy,seines Zeichens spanischer Mini-sterpräsident, bei seiner Wahl imDezember 2011 vermutlich nichtgedacht, hatte er doch mit 45 Pro-zent der Wählerstimmen die ab-solute Mehrheit erlangt.Nach 2004 und 2008 konnte

der 1955 in Galizien geborene Ju-rist im dritten Anlauf als Spitzen-kandidat der konservativen Volks-partei einen Regierungswechselin Spanien mit dem besten Ergeb-nis seiner Partei in ihrer Ge-schichte erwirken. Vor der Wahlversprach Rajoy, den von Arbeits-losigkeit und Finanzkrise gebeu-telten Spaniern, sie aus der Krisezu führen.War sein biederes Image vor

seiner Wahl noch eher positiv,schlägt ihm jetzt nicht nur ausdem Inland Ablehnung und Skep-sis entgegen. Unbeliebt machtesich Rajoy damit, dass er nichtnur – völlig untypisch für einen

Politiker – öfterdie Öffentlich-keit meidet,sondern auchmit seinenwechse lndenAussagen. Wa-ren spanische

Banken erst noch sicher, gab erkurz darauf den eingereichtenHilfsantrag über 100 MilliardenEuro bei der EU bekannt. Mit demArgument, dass sich Spanien der-zeit nur für das geringere Übel ent-scheiden könne, leitete Rajoy dieneusten Sparmaßnahmen ein. Die-ses Programm, in dem unter ande-rem die Mehrwertsteuer um dreiauf 21 Prozent erhöht, das Arbeits-losengeld und Beamtengehältergekürzt werden, traf die Spanierso hart, dass Mitte Juli 2012 über250000 von ihnen unter demMotto „Sie wollen das Land rui-nieren, das müssen wir verhin-dern“ auf die Straße gingen. Trotzeines massiven Polizeiaufgebotsvor dem Parlament wählte Rajoylieber den Hinterausgang, um dasParlament zu verlassen. S.G.

Michael Klonovsky hat denGrund für die Anziehungskraftmoderner Kunst entdeckt. DasInternet-Portal der Zeitschrift„Eigentümlich frei“ zitiert:

„Ein wesentlicher Grund für dievergleichsweise Beliebtheit dermodernen bildenden Kunst dürftedarin liegen, dass die Erzeugnissedieser Kunst es dem Publikum er-lauben, sofort und uneinge-schränkt von sich selber zu re-den.“

Andreas Mundt, Präsident desKartellamts, warnt in der „FAZ“vom 20. Juli vor zu viel Staat beider Energiewende:

„Die Vokabeln, die heute die öf-fentliche Diskussion über dieEnergiewende beherrschen, lau-ten hingegen ,Plan‘, ,Quote‘ und,Förderung‘, allesamt Begriffe, dieman im Instrumentenkasten derWettbewerbspolitik vergeblichsucht ... Nicht ein Mehr an staat-licher Planung und Intervention,sondern eine stärkere Nutzungder Anpassungskräfte von Marktund Wettbewerb kann auch dieEnergiewende zu einer Erfolgsge-schichte werden lassen.“

„Handelsblatt“-ChefökonomDirk Heilmann ist nicht bereit,die Schuldzuweisungen aus denUSA, dass die Euro-Krise die Ver-einigten Staaten belaste, zu ak-zeptieren:

„Die staatliche Schuldenlast istin der Euro-Zone von 66 Prozentdes Bruttoinlandsproduktes (BIP)im Jahr 2007 auf 88 Prozent 2011gestiegen. Das ist schlimm, aber inden USA schnellte sie im gleichenZeitraum von 67 auf 103 Prozenthoch. Und während die Europäermit dem Umsteuern begonnenhaben, dreht sich die Schulden-spirale in den USA vorerst unge-bremst weiter.“

Frankfurt am Main – Sogar Geld-fälscher verlieren die Lust am Eu-ro. Wie die Europäische Zentral-bank in Frankfurt mitteilt, wurdenin den ersten sechs Monaten die-ses Jahres nur noch 251000 Blü-ten aus dem Verkehr gezogen. Imgleichen Vorjahreszeitraum warenes noch 296000. Im Jahre 2009,als die Euro-Krise gerade erst of-fensichtlich wurde, beschlag-nahmten die Behörden in beidenJahreshälften mehr als 400000falsche Euro-Banknoten. H.H.

Merewo/Leningrader Gebiet –Das Nachstellen historischerSchlachten erfreut sich bei Russengroßer Beliebtheit. Bei einer In-szenierung des „VaterländischenKriegs“ von 1812 geriet kürzlicheine Kriegsepisode zu realitäts-nah, als ein beim Rohrputzen zer-brochener Ladestock zur scharfenMunition wurde. Statt einer Pa-pierkugel flogen Holzsplitter auf„Soldaten“ und eine „Marketende-rin“. Die Folge: Vier Verletzte aufrussischer Seite. MRK

Napoleonsspäte Opfer

Fälschermeiden Euro