DIERCKE-Wörterbuch Allgemeine Geographie

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dtv Taschenbücher 3422 DIERCKE-Wörterbuch Allgemeine Geographie von Hartmut Leser überarbeitet DIERCKE-Wörterbuch Allgemeine Geographie – Leser schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG Thematische Gliederung: Geographie: Allgemeines, Karten & Atlanten dtv München 2010 Verlag C.H. Beck im Internet: www.beck.de ISBN 978 3 423 03422 7

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Die Geographie erforscht die Wechselbeziehungen zwischen Mensch, Gesellschaft,Natur, Technik und vor allem den Raum. Neben der regionalen Geographie (Länder-kunde) steht die auf Grundlagen und Begriffe ausgerichtete allgemeine Geographie.Mit Letzterer beschäftigt sich dieses WörterbuchIm ›DIERCKE-Wörterbuch Allgemeine Geographie‹ werden ca. 15 000 Fachwörterdefiniert aus den naturwissenschaftlichen (physiogeographischen) Teilgebieten Geo-ökologie, Geomorphologie, Boden-, Klima-, Hydro- und Biogeographie sowie ausden humanwissenschaftlichen (anthropogeographischen) Teildisziplinen Wirtschafts-,Sozial-, Siedlungs-, Stadt-, Bevölkerungs-, Verkehrs- und Fremdenverkehrsgeogra-phie. Die Landschaftsökologie und die Humanökologie – als fächerübergreifende Be-reiche – werden ebenfalls berücksichtigt. Eine Begriffsauswahl aus einigen Nachbar-fächern der Geographie wurde insoweit mit bearbeitet, als es der transdisziplinäre Zu-sammenhang geographischer Fragestellungen gebot. Fachwörterbücher der Nachbar-disziplinen sind dadurch nicht ersetzt. Ebenfalls nur in Auswahl angeboten werdenmethodische Begriffe der Geographie, die an sich Bestandteil der Methodenbüchersind. – Die Definitionen wurden so formuliert, dass sie auch der Schülerschaft unddem Laien verständlich sind, ohne die Ansprüche des Fachwissenschaftlers zu ver-nachlässigen. Zahlreiche Abbildungen verdeutlichen die Definitionstexte.Das ›DIERCKE-Wörterbuch Allgemeine Geographie‹ erscheint seit 1984. Die neunteAuflage 1997 stellte eine vollkommene Neubearbeitung dar und brachte die Zusam-menfassung der beiden Teilbände zu einem. 2001 erschien die zwölfte Auflage.

Professor Dr. rer. nat. Dr. rer. nat. h. c. Hartmut Leser, geb. 1939 in Naumburga. d. Saale, Ordinarius für Physiogeographie und Landschaftsökologie, Vorsteher desGeographischen Instituts der Universität Basel. Internet: www.physiogeo.unibas.ch /E-Mail: [email protected]

Professor Dr. phil. Hans-Dieter Haas, geb. 1943 in Wirsitz/Westpreußen, Ordinariusfür Wirtschaftsgeographie und geschäftsführender Vorstand des Instituts fürWirtschaftsgeographie in der Fakultät für Betriebswirtschaft der Ludwig-Maximili-ans-Universität München. Internet: www.wigeo.bwl.uni-muenchen.de / E-Mail:[email protected]

Dipl.-Geogr. Stefan Meier, geb. 1970 in Rheinfelden/Baden, Geoinformatiker undGIS-Projektleiter der Sektion Natur + Landschaft, Baudepartement des KantonsAargau, Abteilung Landschaft und Gewässer, Aarau; Lehrbeauftrager am Geographi-schen Institut der Universität Basel; Mitinhaber der Firma GeoServe GmbH. Internet:www:geoserve.ch / E-Mail: [email protected]

Professor Dr. phil. nat. Thomas Mosimann, geb. 1951 in Basel, Professor für Physi-sche Geographie und Landschaftsökologie und Leiter der gleichnamigen Abteilungam Geographischen Institut der Universität Hannover. Internet: www.geog.uni-hannover.de / E-Mail: [email protected]

Dr. phil. Reinhard Paesler, geb. 1942 in Lehmwasser/Schlesien, Akademischer Di-rektor am Institut für Wirtschaftsgeographie der Ludwig-Maximilians-UniversitätMünchen. Internet: www.wigeo.bwl.uni-muenchen.de / E-Mail: [email protected]

Dr. sc. nat. Judith Huber-Fröhli, geb. 1951 in Frauenfeld/Schweiz. E-Mail:[email protected]

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DIERCKEWörterbuch Allgemeine Geographie

Herausgegeben von Hartmut Leser

Autoren:Hartmut Leser, Hans-Dieter Haas,

Stefan Meier, Thomas Mosimann, Reinhard Paeslerunter Mitarbeit von Judith Huber-Fröhli

westermannDeutscher Taschenbuch Verlag

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Neubearbeitung der Ausgabe Mai 199713. völlig überarbeitete Auflage Mai 2005

14. Auflage März 2010Gemeinschaftsausgabe

© Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, Münchenund Westermann Schulbuchverlag GmbH, Braunschweig

Umschlagkonzept: Balk & BrumshagenUmschlagbild: Entwurf: Hartmut Leser; Zeichnung: Leena Baumann

Gesetzt aus der Times 7,5/7,45.(Word)

Gesamtherstellung: Druckerei C. H. Beck, NördlingenGedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier

Printed in Germany

ISBN 978-3-423-03422-7 (dtv)ISBN 978-3-14-136070-7 (westermann)

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Inhalt

Vorwort......................................................................................................... 7

Stichwörter von A–Z.................................................................................... 9

Literaturverzeichnis...................................................................................... 1107

Abbildungsverzeichnis ................................................................................. 1112

Legende zu den Synonymaund zum Einsatz der englischen Begriffe

Deutscher Begriff, kein Synonym, englischer Begriff, Verweisstichwort:automorph automorphic: → idimorph.

Deutscher Begriff, deutsches Synonym, englischer Begriff:Auslese (natürliche Selektion) natural selection:für die Evolution der Arten, deren . . .

Englischer Begriff als deutsches Fachwort, kein Synonym,keine Übersetzung erforderlich:ranching system: Strategie der agrarwirtschaftlichen Anpassungan zunehmende Trockenheit . . .

Deutscher Begriff, mehrere englische Begriffe, mehrere Bedeutungen:Bank bank, massive bed, massive layer, measure (1.); bench (2.); shoal (3.):1. eine von Nachbarschichten durch Fugen abgegrenzte Gesteinsschicht. –2. eine Anhäufung von Lockersedimenten in einem trockenen oder mit Wassergefüllten Fließgewässerbett. – 3. seichte Stellen im Meer, wo . . .

Deutscher Begriff, mehrere fremdsprachige Synonyma alsdeutsche Fachwörter, englischer Begriff:Rampenstufe (Chevron, Flat iron) flat iron: auf den Rückhängen vonSchichtkämmen liegende unterschiedlich hohe Sekundärstufen . . .

Deutscher Begriff, kein Synonym, mehrere englische Begriffe, eine Bedeutung:Randhügel border hills, [bordering] hill chaine, foothill:geomorphographischer Begriff, der Hügelformengesellschaften . . .

Deutscher Begriff, deutsches Synonym, kein englischer Begrifffür das Stichwort = Sternchen:Westlage (zyklonale Westlage) * : typische Wettersituation in Mitteleuropa, die . . .

Deutscher Begriff, kein deutsches Synonym, kein englischer Begrifffür das Stichwort = Sternchen:Austauschlandschaft * : eine Abtragungslandschaft in tektonisch . . .

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VorwortVorwort

Die zunehmende Spezialisierung der Fachwissenschaften scheint unaufhaltsam.Diese Entwicklung erfordert um so mehr rasche Orientierungsmöglichkeit auchüber jene Begriffe, die dem Spezialisten nicht mehr geläufig sind. Hier möchtedas ‚DIERCKE-Wörterbuch Allgemeine Geographie‘ helfend einspringen.Die Geographie hielt und hält sich immer noch zugute, den ZusammenhangMensch-Natur-Technik-Umwelt-Raum holistisch, also gesamthaft, anzugehen.Das wird auch in der Geographie immer schwieriger, weil sie sich ebenfalls zu-nehmend spezialisiert. Auch methodisch stellen sich zahlreiche Probleme. Na-türlich kann ein Wörterbuch diese nicht lösen. Es kann jedoch Lösungen er-leichtern, indem es ein breites Angebot an Fachbegriffen aus allen Disziplinender Geographie bereit stellt, die eine intradisziplinäre Verständigung ermögli-chen. Zahlreiche Querverweise leisten dazu praktische Hilfe.In internationale fächerübergreifende Projekte und Programme, auch und geradein jenen naturwissenschaftlicher Zielsetzung, wird immer mehr der Mensch miteinbezogen. Die Geographie, seit je her auf den Zusammenhang Gesellschaft-Umwelt abzielend, fühlt sich von solchen Entwicklungen verstanden. DieseProblematik geniesst vor allem seit dem „Erdgipfel“ – der Konferenz der Verein-ten Nationen über Umwelt und Entwicklung (UNCED) im Juni 1992 in Rio deJaneiro – in der politischen, aber auch in der wissenschaftlichen Öffentlichkeitgrösseres Interesse denn je. Dass durch die Spezialisierung in den Wissenschaf-ten – auch aus Gründen durchaus verständlicher fachlicher Profilierung – demnicht oder in noch nicht genügendem Masse nachgelebt wird, ist eine ebenso un-umstössliche wie bedauerliche Tatsache. Um so mehr sollten sich jene Fächerund Fachbereiche aufgerufen fühlen, inter- und transdisziplinär zu forschen undzu handeln, in denen dieser Gedanke traditionell zu Hause ist. Zu diesen Fächerngehört vor allem die Geographie. Zwangsläufig resultieren daraus eine grosseinnerfachliche Breite und enge Vernetzungen mit Nachbarwissenschaften. Das‚DIERCKE-Wörterbuch Allgemeine Geographie‘ möchte all dem durch grosseBegriffsvielfalt Rechnung tragen. Für den Inhaltsumfang bedeutet dies jedochAuswahl und Schwerpunktsetzungen.Was bringt nun die Neubearbeitung? Sie schliesst an das Vorgehen in der neuntenAuflage (1997) an: Der geographisch-raumwissenschaftliche und der klassisch-geowissenschaftliche Sektor des Werkes wurden beibehalten und weiter ausge-baut. Notwendig war dies auch, weil etwa nach 1980 das integrative Umweltden-ken und der schon immer vorhandene, jedoch nun wieder stärker berücksichtigteräumlich-holistische Ansatz zu teils neuen, teils fächerübergreifenden Begriffenführte. Dazu gehören gewandelte Traditionsbegriffe ebenso wie umweltbezogeneNeuschöpfungen.Erstmals wurden für fast alle Begriffe englische Übersetzungen bereit gestellt.Die Verfasser lernten, dass selbst absolut zweisprachige und versierte Fachüber-setzer nicht zu allen Begriffen die gleiche Meinung haben. Ein Teil der im deut-schen Sprachraum üblichen und in der Fachliteratur verankerten Begriffe war ab-solut nicht zu übersetzen. Diese Begriffe wurden mit (*) gekennzeichnet. Her-ausgeber und Autoren sind in diesen Fällen für Hinweise dankbar, ebenso fürsolche zu den bereits angebotenen englischen Begriffen. Ein Fachwörterbuch ist

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Vorwort 8_______________________________________________________________________________

immer eine „Dauerbaustelle“, an der auch die Nutzer helfend und anregend tätigsein dürfen. Rückmeldungen nimmt der Herausgeber gerne entgegen.Das Gemeinschaftswerk kam nur durch das konstruktive und kollegiale Zusam-menarbeiten des Autorenteams zustande. Weil es zu einer teilweisen Neuauftei-lung der zu bearbeitenden Teilgebiete kam, stiess ���������� neu zum Team.Für den Einsatz aller dankt der Herausgeber herzlich.Der Herausgeber und das Autorenteam danken sehr dem Westermann Schulbuch-verlag (� ������ ���) und dem Deutschen Taschenbuch Verlag und derenTeams für eine verständnisvolle, konstruktive und zugleich zügige Zusammenar-beit. Besonderer Dank sei jedoch Frau ������������� und Herrn ��� ���

�� ��� gesagt. Sie haben den gesamten Band gründlichst lektoriert undgrundlegende Bereinigungen in Inhalt und Form vorgenommen. – Der Herausge-ber dankt speziell zwei Personen am Geographischen Institut der Universität Ba-sel, die sich sehr engagiert für die Neubearbeitung eingesetzt haben: Einmal istdas ����������� (Sekretariat), die sich vielen Organisationsfragen widmeteund einen Grossteil der Manuskripte des Herausgeber schreibtechnisch mitbear-beitet hat. Meine Hilfsassistentin ������� �� brachte alle Autorenmanuskriptein Ordnung, strukturierte alle Autorendateien neu und brachte zahllose Korrektu-ren ein – eine auch intellektuell nicht zu unterschätzende Aufgabe.

Basel, im Frühjahr 2005 Hartmut Leser (Herausgeber)

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9 Abdämmungssee_______________________________________________________________________________

A

AAA-Mittel measures aimed at incentive,deterrence, adjustment: Anreiz-, Abschre-ckungs- oder Anpassungsmittel sind sog.Zwangsmittel bei der Raumordnungspolitik,d. h. Mittel zur Durchführung von Raumord-nungs- und Landesentwicklungsmaßnahmen.Zu den Abschreckungsmitteln gehören Son-dersteuern oder -abgaben. Bei den Anreiz- undAnpassungsmitteln handelt es sich um geld-liche Leistungen der öffentlichen Hand, diean bestimmte Bedingungen geknüpft wer-den. Beispiele hierfür sind Steuer- und Ab-schreibungsvergünstigungen, Investitionsprä-mien, Zinszuschüsse, Umschulungsbeihilfenetc.Aapamoor string bog, patterned bog, aapa-bog: → Strangmoor.Abbau decomposition, degradation, decay(1.–3.); exploitation, mining, winning (4.);yield reduction, diminishing yield (5.); de-crease in genetic ability (6.): Begriff mit völligverschiedener bio- und geowissenschaftlicherBedeutung. – 1. Vorgang, bei dem höhermole-kulare organische Stoffe zu niedermolekularenoder zu anorganischen Grundstoffen abgebautwerden. – 2. in Organismen erfolgt A. mittelsgeeigneter Enzyme in der Dissimilation. – 3.im → Ökosystem erfolgt A. mittels Bakterien,Pilzen und anderen Kleinorganismen. Es ent-stehen H2O, CO2 und sonstige einfache Ver-bindungen. – 4. bergmännische bzw. indus-trielle Gewinnung von → Bodenschätzen im→ Untertagebau oder im → Tagebau (→Bergbau). – 5. fortschreitende Ertragsabnahmebei → Nutzpflanzen durch Minderung der →Bodenfruchtbarkeit oder durch Pflanzen-krankheiten. – 6. bei der Weitervermehrungvon Kulturpflanzen lassen die erblichen Leis-tungsmerkmale nach, was sich in Wuchs- undErtragsverminderung ausdrückt. Es handeltsich um einen genetischen A.Abbaugrenze mining/quarrying limit: festge-legte Begrenzungslinie bei der Gewinnung mi-neralischer Rohstoffe. Die A. wird meist durchtechnische und wirtschaftliche Gesichtspunktebestimmt. Es können aber auch ökologischeoder politische Gründe den Abbau einschrän-ken. Häufig ist die Rentabilität der wichtigsteBestimmungsfaktor.Abbauraum mining/quarrying area: imBergbau untertage angelegter Grubenbau. Dortwird der → Rohstoff abgebaut und zur Förde-rung verladen.Abbausee mining pond, quarry pond: Wasser-ansammlung in künstlich geschaffenen Ver-tiefungen, die durch Materialentnahme im→ Tagebau (→ Kies, → Sand, → Braun-kohle) entstehen. Hierzu gehören die Bagger-seen.

Abbausee

Abbausee *: Wasseransammlung in künstlichgeschaffenen Vertiefungen, die durch Materi-alentnahme im Tagebau (Kies, Sand, Braun-kohle) entstehen. Hierzu gehören die Bagger-seen.Abbauverfahren mining technique/method:planmäßige Vorgehensweise beim Abbau vonBodenschätzen. Diese Verfahren sind vor al-lem beim untertägigen Abbau recht differen-ziert. So kommt im flachlagernden Flözberg-bau der → Strebbau, bei stabilen massigenLagerstätten der → Kammerbau zum Zuge.Abblasung deflation, deflational erosion,wind corrasion: → Deflation.Abbrand burn-up, (cinder): der → Brennstoffvon → Kernreaktoren wird beim Verbrennenphysikalisch und chemisch verändert, sodassdie → Brennelemente ausgewechselt werdenmüssen. Nur ein Teil des Brennstoffs unter-liegt dem A., während nichtverbrauchterBrennstoff und → Plutonium der → Wieder-aufbereitung unterliegen.Abbruchverfahren demolition process: imRahmen von bautechnischen Maßnahmen an-gewandte Methoden zur Abtragung von Bau-werken bzw. Bauwerksteilen. Moderne A.kommen u. a. bei Stadtsanierung zur Anwen-dung.Abdachungsebene scarp, slope, escarpmentplain: geomorphographischer Begriff; stehtder → Hohlebene gegenüber. Die A. neigt sichausschließlich in eine Richtung.Abdachungsfluss (→ konsequenter Fluss, →Folgefluss) consequent river: Fließgewässer,das der natürlichen Neigung einer Geländeflä-che folgt, die von der Schichtlagerung oder dertektonischen Schrägstellung einer Scholle be-dingt sein kann.Abdämmungssee barrier basin, cutoff lake:Wasserstau durch Neubildung geschlossenerHohlformen in ursprünglich offenen Muldenund Tiefenlinien. A. entstehen durch Moränen,

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Abdecken 10_______________________________________________________________________________

Bergstürze, Strandversetzung, Gletschervor-stöße, Flussablagerungen und den Bau vonDämmen und Talsperren.Abdecken: → Mulchung.Abdruck impression: Ergebnis der → Fossili-sation, wobei der ursprüngliche Körper desOrganismus durch chemisch verursachte Auf-lösung zerstört wurde. Seine äußere Form istin einem Sedimentgestein abgezeichnet. Esging aus einem Lockersediment hervor, in dasvor seiner Verfestigung der Körper abgedrucktwurde.Abendland (Okzident) occident: im Mittelal-ter entstandene Bezeichnung für den westli-chen Teil Europas, der den west- und mitteleu-ropäischen Kulturkreis im Gegensatz zu denosteuropäischen Ländern und zum → Mor-genland (→ Orient) meint. Der Begriff A.wird heute nur noch in geistesgeschichtlichemSinn gebraucht.Abenteuertourismus adventure tourism: Rei-sen, die Abenteuer und Risiken beinhalten, inder Regel in → Destinationen außerhalb derZiele des → Massentourismus (z. B. Wüsten,Hochgebirge, Urwälder) und häufig verbundenmit der Ausübung extremer Sportarten wie Fels-klettern, Wildwasserfahren, Tieftauchen u. ä.Abfackeln burn-off, (to flare gas): Verbrennenvon → Abgasen beim Austritt aus Rohrleitun-gen von Raffinerien und chemischen Betrie-ben. Beim A. tritt nur ein geringer Abgasreini-gungseffekt ein. Erst durch Nachverbrennungwird der → Wirkungsgrad erhöht. Diese Gaselassen sich nach dem → Stand der Technikoder bezogen auf die Nachfrage auf demMarkt nicht wirtschaftlich nutzen.Abfall waste, garbage, discard, refuse, scrap:Stoffe anthropogener Herkunft, die nicht odernur wenig lohnend verwertbar sind. Man un-terscheidet A. nach der Konsistenz (fest,schlammig, flüssig), nach der Herkunft (kom-munal, gewerblich) und nach der Beseiti-gungsmöglichkeit (Stoffe zum Ablagern, diesich nicht umsetzen wie → Abraum, Bauschuttoder Glas), → Müll und → Sonderabfälle.Natürlicher A. geht umgesetzt in die Ökosys-teme wieder ein. Dazu gehört Bestandesabfall.Abfall, radioaktiver radioactive waste, nuc-lear waste: → Atommüll → radioaktiver Ab-fall. Radioaktive bzw. radioaktiv kontaminierteSubstanzen und Materialien, bei denen wedereine → Dekontamination noch eine Wieder-verwendung oder → Wiederaufarbeitungmöglich ist. Das deutsche Atomgesetz schreibtschadlose Verwertung oder geordnete Beseiti-gung vor. Dabei spielt der → Strahlenschutzeine große Rolle.Abfallbeseitigung: waste disposal, garbagedisposal, refuse disposal: Sammelbegriff fürVerfahren zur Entfernung, Vernichtung oderVerarbeitung von → Abfall oder → Abfall-stoffen. Dazu zählt auch die Beseitigung vonHaushalts- und Industriemüll (→ Müll). →

Müllkompostierung und → Müllverbrennungsind Beispiele für A.-Verfahren. A. ist teilwei-se identisch mit Abfallbehandlung. Inzwischenspricht man von Entsorgung bzw. Abfallbe-handlung. Müllkompostierung und Müll-verbrennung sind Beispiele für A.-Verfahren.Abfallentsorgungspläne waste disposalplans: das Abfallgesetz fordert für die LänderPläne zur Abfallentsorgung nach überörtlichenGesichtspunkten, in denen Standorte für Ab-fallentsorgungsanlagen festgelegt werden. DieA. der Länder sollen aufeinander abgestimmtsein.Abfallstoffe waste, refuse, residues: gering-wertige (Rest-)Stoffe, die bei der Produktion,aber auch in Dienstleistungsbetrieben oderHaushalten anfallen. Infolge steigender Roh-stoffpreise gewinnen A. an Wert. So werdenz. B. → Altpapier, Textilien, Kunststoffe, →Altöl und Altreifen einer Verwendung zuge-führt (→ Recycling).Abfalltourismus garbage/refuse tourism: →Mülltourismus.Abfallvermeidung waste prevention: Verrin-gerung von Stoffflüssen, -umsätzen und Res-sourcenverbrauch, z. B. durch Verlängerungder Produktlebensdauer oder Verzicht auf be-stimmte Stoffe, Produkte oder Produktions-prozesse. Entscheidend ist, dass diese Einspa-rungen (= absolute A.) nicht durch Verlage-rung oder Ausgleich an anderer Stelle zunichtegemacht werden (= spezifische A.).Abfallverwertung waste recycling, salvage:Verfahren der Rohstoffrückgewinnung ausAbfallstoffen. Diese werden in den Produkti-onsprozess zurückgeführt und bei der Her-stellung neuer Produkte wiederverwendet. DieA. tritt in der Literatur häufig unter der Be-zeichnung → Recycling auf. Wichtige Stoffeder A. sind Blei, Kupfer, Aluminium, Eisenund Stahl, Zink, Papier, Glas sowie bestimmteKunststoffe. (→ Altglas, → Altöl ).Abfallwirtschaft waste management/control/recycling: Gesamtheit aller politischen, recht-lichen und wirtschaftlichen Aktivitäten undMethoden zur Vermeidung, Verwertung undEntsorgung von → Abfallstoffen und → Rest-stoffen, inkl. → Wertstoffen.Abfluss runoff, outlet: 1. Allgemein Wasserauf der Erde, das in ober- und unterirdischenGerinnen, im Grundwasserkörper und lokal alsflächenhafter Oberflächen – A. unter dem Ein-fluss der Schwerkraft in tiefer gelegene Ge-wässer und letztlich ins Meer oder in abfluss-lose Senken fließt. – 2. In der Wasserbilanzder Anteil des Niederschlags, der über die be-schriebenen Transportwege abfließt und alsbilanzierbare Wassermenge ein Einzugsgebietverlässt.Abflussbeiwert: → Abflusskoeffizient.Abflussfaktor: → Abflusskoeffizient.Abflussganglinie hydrograph: Beschreibungdes Abflussverlaufes eines bestimmten Nie-

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11 abhängiges Gebiet_______________________________________________________________________________

derschlags oder einer Niederschlagsfolge imEinzugsgebiet. Die A. zeigt die abfließendeWassermenge pro Zeiteinheit (m3/s) zu jedemZeitpunkt. Heute wird meist der Begriff Durch-flussganglinie gebraucht.Abflussgebiet runoff area, runoff basin:Durch eine kontinentale Hauptwasserscheideabgegrenztes Gebiet eines Kontinentes, dessenFlüsse und Ströme in einen der Ozeane oderein Nebenmeer führen.Abflusshöhe amount of runoff: Gesamtabflussin mm eines Einzugsgebietes innerhalb einerbestimmten Zeitspanne (meist Monat, Quartaloder Jahr). Die Abflusshöhe in mm/Jahrentspricht dem Volumen in Liter je m2 undJahr.Abflussjahr (hydrologisches Jahr) dischargeyear: Zeitspanne für die Erstellung von was-serhaushaltlichen Jahresbilanzen. Das A.richtet sich nach dem klimatischen Jahreszei-tenrhythmus und dauert vereinbarungsgemäßmeist vom l. November bis zum 31. Oktoberdes folgenden Jahres.Abflusskoeffizient (Abflussbeiwert, Abfluss-faktor) drainage ratio, runoff coeffizient: Ver-hältniszahl von → Abfluss und Niederschlag(A/N), die als Dezimalbruch oder in Prozentangegeben wird. Der damit charakterisierteAbflussanteil wird vor allem von der Ver-dunstungsmenge, der Niederschlagssummeund -verteilung sowie den Speichereigen-schaften des Untergrundes bestimmt. Heutewird meist der Begriff Durchflusskoeffizientverwendet.Abflussmenge discharge quantity: die Was-serführung eines Baches oder Flusses in m3/s.Abflussmengendauerlinie discharge durationcurve: Die gezeichnete Beziehung zwischenden verschiedenen Abflussmengen eines Ba-ches oder Flusses und der Zeitdauer (z. B. An-zahl der Tage des → Abflussjahres), währendderer die entsprechende Wasserführung er-reicht wird.Abflussregime drainage system, runoff re-gime: auch als → Flussregime definiert, d. h.das typische, regelmäßig wiederkehrende Ab-flussverhalten eines Flusses in der jahreszeitli-chen Abfolge. Einfache A. zeichnen sichdurch ein Jahresminimum und ein Jahresma-ximum der Wasserführung aus und werdendurch einfache Jahresrhythmen des Nieder-schlags-/Verdunstungsverhältnisses oder derwechselnden Schneerücklage und Schnee-schmelze gesteuert. Komplexe A. zeigen min-destens zwei Maxima und Minima der Wasser-führung im Jahresverlauf. A. werden von einerVielzahl von Regimefaktoren bestimmt (z. B.Niederschlagsmaximum im Winter und som-merliche Schneeschmelze).Abflussspende yield factor, runoff modulus:sekündliche Wasserlieferung einer Einheits-fläche von 1 km2. Die A. in l/s/km2 ist einewichtige Größe für den Vergleich von Ein-

Abflussregime

zugsgebieten unterschiedlicher Fläche. Füreinen Vergleich der Abflussspende mit demNiederschlag muss sie in mm Wasserhöhe/Stunde umgerechnet werden.Abgas waste gas, exhaust gas; exhaust fumes,stack gas (Auto); flue gas (Rauchgas): gas-förmiges Abprodukt bei Produktions- undVerbrennungsvorgängen, das beim Eintritt indie → Luft verdünnt wird. Zu den A. gehörenauch die → Rauchgase.abgereichertes Uran deconcented uranium:entsteht bei der Trennung von Uranisotopenund stellt ein → Uran mit einem geringerenGehalt an → Uran 235 dar, als es im natürli-chen Uran der Fall ist.abgeschlossenes System closed system, iso-lated system: → isoliertes System.Abgrenzung demarcation, delimitation:räumliche Festlegung der Grenzen eines Ge-bietes nach einem bestimmten Verfahren. DieGeographie hat Verfahren zur A. von Verbrei-tungsgebieten, → Funktionsräumen, → Wirt-schafts- und → Kulturräumen, → Prozess-räumen usw. entwickelt.Abgrusung detrition: Zerfall des → Festge-steins in kleine runde bis kantige Bestandteile,den → Grus, infolge → Verwitterung. DieGrusbildung ist wesentlicher Bestandteil der→ Insolationsverwitterung und hängt auchvom Material ab, d. h. sie tritt vor allem beikörnigen Gesteinen mit Mineralien sehr ver-schiedener Ausdehnungskoeffizienten auf.abhängige Variable interlinked variable:Merkmal(sdimension), dessen/deren Erklärungsich aus anderen (bedingenden) Variablen er-gibt (→ unabhängige Variable, → intervenie-rende Variable).abhängiges Gebiet dependency: Gebiet, daskeine volle Selbstregierung besitzt, weil es derGebietshoheit eines souveränen Staates unter-steht (z. B. → Kolonie, → Protektorat).

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Abhängigkeitsrelation 12_______________________________________________________________________________

Abhängigkeitsrelation (Abhängigkeitsver-hältnis) dependency ratio: in der Bevölke-rungsgeographie benutzte Maßzahl, die dasVerhältnis von junger und alter Bevölkerungzu derjenigen in den mittleren Jahrgängen(Erwerbsbevölkerung) angibt. Die A. wird,meist für Länder oder Regionen, nach der For-mel (unter 15-Jährige + über 65-[60-]Jährige):15- – 65- [60-]Jährige × 100 berechnet. Sieliegt insbesondere in den meisten → Entwick-lungsländern sehr hoch.Abhängigkeitsverhältnis dependency ratio:→ Abhängigkeitsrelation.Abholzung deforestation, tree-felling: flä-chenhaftes Fällen der Bäume eines Waldesbzw. Waldbestandes. Großflächiges A. stellteinen starken Eingriff in den → Naturhaushaltdar. Der zunehmende Holzbedarf führte im18. Jh. in vielen Teilen Europas und Nordame-rikas zu → Kahlschlägen. Heute entstehendurch A. in vielen → Entwicklungsländernökologische Probleme.abiogene Faktoren abiogenic factors: wenndie Umweltfaktoren energetisch und nichtstofflich definiert werden, dürfen sie nicht alsphysikalisch-biotische oder → biotische Fak-toren bezeichnet werden, sondern als a. F.Abiotikum azoic age, azoic era: → Azoikum.abiotisch abiotic: die unbelebten Bestandteileder Umwelt, die landläufig auch als „Fakto-ren“ bezeichnet werden.abiotische Faktoren (abiotische Geokompo-nenten) abiotic factors: nichtbelebte Bestand-teile des → Landschaftsökosystems. Dazu ge-hören → Klima, → Wasser, Gestein bzw. →oberflächennaher Untergrund und → Geore-lief. Der → Boden ist teilweise belebt, wirdjedoch gewöhnlich als a. F. bezeichnet. Auchdas Relief, systemanalytisch eigentlich ein →Regler im Landschaftshaushalt, zählt mit zuden a. F.Abklinganlage wear off plant: Einrichtungzur Behandlung und Beseitigung von radioak-tiven Abwässern nach den Bedingungen derStrahlenschutzverordnung. Die Abwässerwerden durch chemische Verfahren oder Ab-klingverfahren dekontaminiert, die sich nachder Art und dem Gehalt der radioaktiven Sub-stanz richten (→ Abklingbecken).Abklingbecken spent fuel pit: mit Kühlmittel(Wasser) gefülltes Becken, um bestrahlte →Brennelemente zu lagern, bis ihre Aktivitätabgenommen hat. Die A. gehören zu den →Abklinganlagen.Abklingzeit radioactive wear off time: →Spaltprodukte, die bei der → Kernspaltungentstehen, verleihen abgebrannten → Brenn-stäben eine hohe Strahlungsintensität, ver-bunden mit Wärmeentwicklung. Wärme und→ Radioaktivität klingen jedoch rasch ab,weil die Spaltprodukte von vielen kurzle-bigen → Radionukliden repräsentiert wer-den. Ausgediente → Brennelemente werden

mindestens ein Jahr im → Abklingbeckenvon Reaktorgebäuden gelagert, wobei sie ihre→ Radioaktivität auf ca. 1/100 abklingen las-sen.Abkoppelung decoupling, uncoupling: Beg-riff der → Entwicklungstheorie. Unter A. ver-steht man die Loslösung der Peripherien vomWeltmarkt der → Industrieländer. Vor allem→ Entwicklungsländer suchen über eine auto-zentrierte Entwicklung Wirtschaftswachstumaus eigener Kraft zu erreichen.Abkühlungsgröße cooling off: komplexe bio-klimatische Messgröße, die den Einfluss vonTemperatur, Feuchte und Wind auf den Wär-mehaushalt des Organismus berücksichtigt.Die A. wird als Energieverlust einer auf36,5 °C aufgewärmten schwarzen Kugel be-stimmt und in Joule/cm2/s angegeben. Hier-durch wird vor allem die abkühlende Wirkungdes Luftzuges charakterisiert, weshalb sich dieA. als Maß für die Reizwirkung eines Klimasauf den Menschen eignet.Ablagerung (Sedimentation) deposition,sedimentation: das Absetzen von Verwitte-rungsmaterial, das bei geomorphologischenProzessen anfällt. Ebenso wird abgestorbenesorganisches Material, vulkanisches Materialund chemisch Ausgefälltes (Salz, Gips etc.)abgesetzt. Aus den A. entstehen → Gesteine.Die Lockergesteine treten als → geomorpho-genetische Materialtypen auf, deren Art Hin-weis auf den Verwitterungs-, Transport- undAblagerungsprozess gibt. Die A. werden daherüberwiegend nach dem Transportagens unddem A.-Raum unterschieden (→ fluvial, →marin, → limnisch, → äolisch, → periglaziar,→ glazigen). – Viele → Festgesteine, soweitsie → Sedimentite sind, weisen Merkmale desursprünglichen A.-Milieus auf.Ablagerungsgesteine sedimentary rocks,stratified rocks, bedded rocks, sedimentites: →Sedimentite.Ablation ablation: Abschmelzung und Ver-dunstung von Eis oder Schnee im Sinne eineseinheitlichen Massenverlustes.Ablationsendmoräne ablation end moraine,ablation terminal moraine, ablation bordermoraine, ablation stadial moraine, ablationsubmarginal moraine: → Satzendmoräne.Ablationsgebiet: → Zehrgebiet.Ablationsgradient ablation gradient: Maß fürdie Änderung des Massenabtrags eines Glet-schers mit zunehmender Höhenlage. Der A. inm Wassersäule/100 m Höhenunterschied gibtsomit an, um welchen Betrag die jährlicheAbschmelzung mit 100 m Höhenzunahme ab-nimmt. Er zeigt in verschiedenen Jahren mitunterschiedlicher Gesamtabschmelzung imAllgemeinen eine hohe Konstanz.Ablationsmoräne ablation moraine: ein →Moränensediment der Gletscheroberflächeoder des oberflächennahen Gletscherkörpers,das ausgetaut ist.

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13 Absatzmarkt_______________________________________________________________________________

Ablationsvolumen: ablation volume die abge-schmolzene Wassermenge eines Gletschers ing/cm2 oder cm Wassersäule.ablual ablual: kennzeichnet Vorgänge im Be-reich des → Periglazials, bei denen durch →Abspülung das Glazialrelief nivelliert wird,wobei Feinsedimente (Tone, Schluffe, Fein-sande) in der frühsommerlichen Auftauphaseabgespült und verlagert werden, wobei dasGröbere zurückbleibt. Der Prozess wird als →Abluation bezeichnet.Abluation abluation: ein periglaziär-aquati-scher denudativer Spülprozess auf Hängen, derzu Materialakkumulationen am Hangfuß führt.(→ ablual).Abluft exhaust air, used air, spent air: beiProduktions-, Verbrennungs- und Verteilungs-prozessen in Industrie, Gewerbe und Haushaltwerden Gase, Dämpfe und → Stäube an die→ Luft bzw. → Atmosphäre abgegeben. Eskommt zu einer Qualitätsverminderung derLuft.Abmelkwirtschaft flying-herd management:Viehhaltung zur Milcherzeugung. Es erfolgtkeine eigene Aufzucht der Rinder. Bei Nach-lassen der Milchleistung werden die Küheverkauft, um nach Anmästung geschlachtet zuwerden.Aborigines aborigines: Ureinwohner einesLandes. Mit A. sind heute insbesondere dieUreinwohner Australiens gemeint.Abplattung (der Erde) ellipticity (of theearth): die Abflachung der Erdkugel im Be-reich der Pole. Die Erdkugel weicht von deridealen Kugelgestalt leicht ab (→ Geoid). DieEntfernung von einem Äquatorpunkt zumErdmittelpunkt misst 6 378,388 km, die Ent-fernung von den Polen zum Mittelpunkt dage-gen 6 356,912 km. Die A. beträgt also etwasmehr als 21 km oder ungefähr 1:297.Abrasion abrasion, attrition: die abtragendeWirkung der Prozesse der → Brandungserosi-on bzw. der → Brandung an der Küste vongroßen Seen oder von Meeren. Die Abrasionwirkt nicht nur in Locker- sondern auch inFestgesteinen. Es entsteht u. a. die → Abrasi-onsplattform.Abrasionsebene abrasion plain, marine erodedplain: senkt sich eine Küste, sodass das Meertransgredieren kann, verbreitert sich die →Abrasionsplattform zur A. (→ Transgression).Abrasionsfläche plain of abrasion/denuda-tion, level of abrasion, marine eroded plain:durch → Brandung planiertes Stück des Mee-resbodens in Küstennähe.Abrasionsküste abrasion coast, shore line ofretrogradation: eine → Steilküste, die durch→ Brandung entstanden ist, wobei meist bi-zarre Vollformen zwischen Abrasionsbuchtenstehen bleiben.Abrasionsplatte abrasion platform, wave-cutplatform/terrace, marine eroded plateau: →Abrasionsplattform.

Abrasionsplattform (Abrasionsplatte, Abra-sionsterrasse, Brandungsplattform, Strand-platte, Schorre) abrasion platform, wave-cutplatform/terrace, shore platform, marine-cutterrace, marine eroded plateau: leicht gegendas Meer hin geneigte Fläche, die von der →Brandung und den durch sie bewegten Geröl-len abgeschliffen wurde. Die rezente A. reichtso weit in die Tiefe, wie die Wellen am Mee-resboden formen können; vorzeitliche A. lie-gen oft über dem Meeresspiegel.Abrasionsterrasse abrasion platform/terrace,wave-cut platform/terrace: → Abrasionsplatt-form.Abraum overburden, rubbish, rubble, (un-callow, globbing, refuse, waste, spoil, trash):das bei der industriellen Gewinnung von Stei-nen und Erden sowie generell im → Bergbauanfallende, nicht nutzbare und deshalb abzu-räumende Material. Das Material wird in derForm von → Halden bzw. → Kippen abgela-gert. A. enthält oft lösliche Schwermetallionenin für Lebewesen giftigen Mengen.Abraumsalze waste salts: die bei der Gewin-nung von → Steinsalz früher als wertlos er-achteten Salze, insbesondere Kalirohsalze.Gemische von Kalium-, Magnesium- und Nat-riumchlorid sowie Magnesiumsulfat wurdenauf Halden gekippt. Bekannt sind u. a. dieStaßfurter A.Abreicherung depletion: Verminderung derrelativen Häufigkeit eines anthropogenen odernatürlichen Stoffes (z. B. → Radionuklide, →Nährstoffe, → Humus) im Verlauf eines tech-nischen oder natürlichen Prozesses in den →Landschaftsökosystemen.Abrissnische scarf, landslide scar: größereoder kleinere Hohlform an Steilwänden, ent-standen durch herausbrechendes bzw. heraus-stürzendes Gesteinsmaterial. A. können auchan flacheren Hängen bei Gleit- und Rutsch-prozessen entstehen. Der A. zugeordnet ist einAblagerungsgebiet des → Bergsturzes bzw.der Rutsch- oder Gleitmasse.Absanden sanding, sand spreading, sanddressing: Entstehung von → Sand bei → In-solations-, → Frostsprengungs- und → Salz-sprengungsverwitterung.Absatz sales, turn-over, marketing: Übertra-gung von Gütern und Dienstleistungen gegenEntgelt. Der A. ist im Produktionskreislauf dieEndphase des betrieblichen Leistungsprozes-ses. Dieser besteht aus Beschaffung, Produkti-on und A.Absatzgebiet market/sales/distribution area:→ Absatzmarkt.Absatzgesteine sedimentary rocks, stratifiedrocks, bedded rocks, sedimentites: → Sedi-mentite.Absatzmarkt (Absatzgebiet) sales market:wichtiger Faktor für die Standortorientierungder Wirtschaft (→ Absatzorientierung). Ent-sprechend bedeutend für die → Standortwahl

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absatzoptimaler Standort 14_______________________________________________________________________________

(→ Standort) ist der Faktor → Arbeitsmarkt.Im Rahmen einer exportorientierten Wirtschaftund einer zunehmenden industriellen Arbeits-teilung gilt es heute, stets neue A. zu erschlie-ßen.absatzoptimaler Standort optimal sales lo-cation: nach der Theorie der räumlichen Ord-nung der günstigste → Standort im Rahmender betrieblichen Leistungsverwertung. Be-stimmungsgründe für den betrieblichen Absatzsind Bedarf, Kaufkraft und die Konkurrenzsi-tuation.Absatzorientierung *: Ausrichtung der →Standorte von Handel, Industrie und Hand-werk auf die Abnehmer. Besonders stark ab-satzorientiert sind Einzelhandelsgeschäfte desallgemeinen täglichen Bedarfs, die für ihreLebensfähigkeit eine Mindestzahl an Kund-schaft im engeren Einzugsbereich brauchen.Absatzproduktion production for an anony-mous market: Herstellung von Produkten füreinen anonymen Markt. Die Abnehmer müs-sen erst gesucht werden. Im Gegensatz dazuunterscheidet man die Produktion nach Vorlie-gen der Bestellung (Kundenproduktion) unddie Produktion auf Lager (Vorratsproduktion).Absatzverkehr sales transport: derjenige Teildes → Güterverkehrs, der dem → Absatz imweitesten Sinne dient, d. h. dem Transportvon Gütern zum Handel, zum Endverbraucheroder zur Weiterverarbeitung. Letzterer ist ausder Sicht des Empfängers → Beschaffungsver-kehr.Abschalung sheeting: bei der → Salzspren-gungsverwitterung löst der Kristallisations-druck entstehender Salzkristalle dünne, ge-ringmächtige Gesteinsschalen vom Anstehen-den oder von Blöcken ab. A. ist auch bei →Frostsprengungsverwitterung und → Insolati-onsverwitterung möglich. Wenn die abge-schalten Komponenten klein und schuppigsind, wird von Abschuppung gesprochen.Abschiebung downthrown fault, tension fault,gravity fault, dip-slip fault: Vorgang der →Bruchtektonik, wobei zwei oder mehrere Teil-schollen jeweils gegeneinander bewegt wer-den. Die niedrige Scholle wird dabei abge-schoben, die erhöhte Scholle aufgeschoben.Abschuppung desquamation, peeling[-off]:→ Abschalung.Abschwemmung washing away, erosion,(rainwash): ein → ablualer, → fluvialer oder→ spülaquatischer Prozess, bei dem Locker-sediment oder Bodenmaterial hangabwärtsbewegt wird. Es entstehen Erosionsformen amHang und am Hangfuß (→ Schwemmkegel).Die A. gehört zur → Bodenerosion.Absenkungstrichter (Entnahmetrichter) coneof depression: Einbuchtung der Grundwasser-oberfläche durch das entnahmebedingte Ab-sinken des Grundwasserspiegels im Bereichvon Brunnen. Die Größe und Form des Trich-ters hängt von der entnommenen Wassermen-

ge und der Beschaffenheit des Untergrundes(→ Grundwasserleiter) ab.

Absenkungstrichter

Absentismus absenteeism: 1. (gewohnheits-mäßige) Abwesenheit. Der Begriff wird häufigverwendet, wenn Abwesenheit der Groß-grundbesitzer von ihren Besitzungen vorliegt(→ Latifundien). – 2. unter A. wird heute aberauch das gezielte Fernbleiben von Arbeitneh-mern vom Arbeitsplatz verstanden – einProblem zahlreicher → Entwicklungsländer.Absinkinversion subsidence – inversion: aufeine Schicht oder mehrere Teilschichten be-grenzte Temperaturzunahme mit der Höhe(Temperaturumkehr) in der → Troposphäre,die im Bereich von → Hochdruckgebietendurch die dynamische Erwärmung absinken-der Luftmassen entsteht. Im Gegensatz dazustehen die → Aufgleitinversionen der Fronten.(→ Inversion).absolute Erosionsbasis absolute erosionlevel, absolute base level: wird vom Meeres-spiegel gebildet, der das Niveau angibt, bis zuwelchem die → Erosion wirksam werdenkann. Wegen des Einstellens der Flusssohleauf den Meeresspiegel im Mündungsbereicheines Flusses ist der Meeresspiegel eigentlichnur die Abflussbasis. Die Erosionsbasis kannjedoch auch noch ein Stück unter den Meeres-spiegel reichen.absolute Luftfeuchtigkeit absolute humidity:Wasserdampfgehalt in der Luft. Er wird alsWasserdampfmenge in g/m3 Luftvolumen be-stimmt.absolute Zentralität absolute centrality: Ge-samtbedeutung aller an einem → ZentralenOrt vorhandenen zentralörtlichen Einrichtun-gen ohne Berücksichtigung des → Bedeu-tungsüberschusses bzw. der → Umlandbe-deutung des Zentralen Ortes. (→ relative Zent-ralität).

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15 Abtragungsebene_______________________________________________________________________________

absolutistische Stadt absolutistic town:Stadttyp aus der Zeit des Absolutismus, vorallem aus dem 17./18. Jahrhundert, meist →Residenzstädte. Der Wille des regierendenFürsten zur Machtausübung und Selbstdar-stellung zeigt sich im Bau repräsentativerSchlossanlagen und im exakt durchgeplantenStraßennetz (z. B. → Schachbrettmuster oderstrahlenförmig auf das Schloss zulaufendeStraßen).Absonderung (des Gesteins) detachment,parting: bezieht sich auf Gesteinsentstehungund Verwitterung. – 1. die A. erfolgt bei→ Erstarrungsgesteinen durch Abkühlungs-schrumpfung der Gesteinsschmelze (z. B.Säulenbasalt) und stellt das Primärgefüge dar.– 2. sekundäre A. erfolgt bei → Sedimentitendurch Schrumpfung infolge Wasserverlustessowie bei Sediment- und Erstarrungsgesteinenauch durch mechanische Beanspruchung. – 3.ein Verwitterungsprozess, der sich am Ge-steinsgefüge orientiert und zur Zerteilung vonGesteinen in kantige, plattige, schalige oderkugelige Komponenten bzw. Oberflächen-strukturen führt. Leitbahnen der Verwitterungsind die bei A. entstehenden → Klüfte.Absonderungsgefüge (des Bodens) cleavageblock fabric: typischer Aufbau der Bodenfein-substanz aus kantigen Teilen. An wechsel-feuchten Standorten führt wiederholte Quel-lung und Schrumpfung zur Zerteilung vonkompaktem tonhaltigen Feinmaterial oderTongesteinen in verbackene Aggregate mitmeist polyedrischen, selten auch prismenarti-gen Formen verschiedener Ausprägung (→Polyedergefüge, → Säulengefüge).Absonderungskluft diaclase: ein Typ der →Klüfte, der fast nur in → Magmatiten auftritt.Sie unterscheiden sich von → tektonischenKlüften durch räumliche Begrenzung, relativeRichtungslosigkeit und bei bestimmten Ge-steinen durch eine charakteristische Form.Dazu gehören die Basaltsäulen. Hier erfolgtedie Absonderung des Gesteins in Form meistsechskantiger Pfeiler. Sie sind senkrecht zurAbkühlungsfläche angeordnet.Absonderungsprinzip principle of detach-ment: in Christallers Modell der → ZentralenOrte eine der Entstehungsbedingungen fürzentralörtliche Systeme. Das A. besagt, dasskein Zentraler Ort auf den Grenzen eines Ver-waltungs- oder Marktgebiets liegt.Absorptionskoeffizient absorption coeffi-cient: in der Strahlungsbilanz der Anteil derStrahlungsenergie, der von einem Stoff oderder Erdoberfläche aufgenommen wird.Abspaltung separation: → Kernspaltung.Absplissung *: in der historischen Siedlungs-geographie übliche Bezeichnung für Landab-tretung durch einen Vollbauernbetrieb zur Er-richtung eines neuen Kleinbetriebs.Absprunghafen airbase: Militärflughafen,von dem aus Einsätze geflogen werden.

Abspülung downwash, washing-off, erosion:aquatischer Abtrag von Feinmaterial an Hän-gen und Flächen. Abgespült werden kanndurch Schmelz- oder Regenwasser. Die Abtra-gung durch Regenwasser setzt sich aus derWirkung der aufschlagenden Regentropfen(splash) und dem eigentlichen Abrinnen zu-sammen. Das abgetragene Material bildet dieSinkstofffracht der Fließgewässer. Unterschie-den werden → Flächenspülung und → Rillen-spülung. Die A. gehört zur → Bodenerosion.Abstandsziffer (Proximität) proximity ratio:in der → Bevölkerungsgeographie benutzterWert zur Angabe des durchschnittlichen Ab-stands der einzelnen Einwohner eines Landesvoneinander. Dabei wird eine gleichmäßigeVerteilung angenommen. Zur Berechnungwird von der Konstruktion ausgegangen, dassjeder Einwohner im Mittelpunkt eines Sechs-ecks steht; die Formel lautet:

→A. = 1,0774 × Arealitätsziffer .Absterbeordnung mortality function: in derDemographie übliche Berechnung der →Sterbewahrscheinlichkeit aufgrund der bishe-rigen → Sterbeziffern, die in der Regel inForm einer → Sterbetafel zusammengestelltwird.Abstich tapping, casting, heat melt: Verfahrenbei der Eisenerzeugung. Hierbei wird alle 3–4 Stunden das im Hochofen gewonneneflüssige Roheisen durch das Stichloch infahrbare Gießpfannen abgestochen.abstrakter Raum abstract space: unter Zuhil-fenahme allgemeiner mathematisch-geometri-scher Gesetzmäßigkeiten deduktiv konstruier-ter Raum.abtragende Frucht *: Feldfrucht, die beson-ders bodenkraftzehrend ist. In der heutigenFruchtwechselwirtschaft lässt sich der Mehr-verbrauch an Nährstoffen durch eine entspre-chende Düngung ausgleichen.Abtragung denudation, removal, degradation:Zerstörung der Formen des → Georeliefsdurch Massenverlagerungsprozesse, die aufdie Agentien Wind, fließendes Wasser, Mee-resbrandung und Eis zurückgehen bzw. diesich im → Periglazial abspielen. An allen Pro-zessen ist die Schwerkraft beteiligt, die jedochauch zu eigenen Massenverlagerungsprozessenführen kann, ohne dass ein spezielles Agensprozesswirksam ist. Alle A.-vorgänge hängenvom Material, meist Verwitterungsdecken, ab,daneben auch von der Hangneigungsstärke,der Vegetationsdecke und z. T. auch vom Ein-fluss des Menschen. Fast alle Abtragungspro-zesse sind außerdem klimagesteuert, sodassfür jede Klima- und damit Landschaftszonecharakteristische geomorphologische Prozesseauftreten können.Abtragungsebene plain of degradation, plainof erosion: geomorphographisch-geomorpho-genetische Bezeichnung für eine Fläche, die

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Abtragungsformen 16_______________________________________________________________________________

durch einen Prozess der Abtragung entstand.(→ Rumpffläche, → Schnittfläche).Abtragungsformen (Erosionsformen) ero-sional forms: die A. sind Zerstörungsformen,die meist von mehreren geomorphologischenProzessen geprägt sind, was vor allem für die→ vorzeitlichen Formen gilt. Aus den geo-morphographischen Merkmalen und aus den→ geomorphogenetischen Materialtypen kannauf die beteiligten Abtragungsprozesse ge-schlossen werden. Der Begriff „Erosionsform“ist unscharf, weil die A. auch → Denuda-tionsformen sein können.Abtragungsprozesse processes of erosion:Sammelbezeichnung für geomorphologische,also das → Georelief bildende Prozesse; wo-bei die Formzerstörung im Mittelpunkt steht.Dazu gehören → Abrasion, → Abspülung, →Deflation, → Erosion und → Glazialerosionsowie → gravitative Massenbewegungen.Abundanz abundance: auch als Mengengradbezeichnet, der Tier- und Pflanzenvorkommennach Häufigkeit bzw. Individuenzahl innerhalbeiner Aufnahmefläche kennzeichnet. DieZählung bzw. Schätzung erfolgt bei Pflanzenin einer fünf- bis siebenstufigen Skala. DenFlächenanteil einer Pflanzenart charakterisiertman mit der → Dominanz.Abundanzregel abundance rule: eine der →ökologischen Regeln; sie besagt, dass in viel-seitig ausgestatteten → Ökosystemen Artenmit großer Reaktionsbreite, in arm ausgestat-teten Ökosystemen hingegen Arten mit gerin-ger, aber oft spezifischer Reaktionsbreite diegrößere Abundanz erreichen.Abwanderung migration, emigration: Verle-gung eines → Standortes, insbesondere einesWohnsitzes, auf Dauer aus einem Raum. Manspricht vor allem dann von A., wenn aus ei-nem Gebiet längerfristig und kontinuierlichgrößere Bevölkerungsgruppen fortziehen. (→Abwanderungsraum).Abwanderungsgebiet emigration area: →Abwanderungsraum.Abwanderungsrate emigration rate: Maß fürdie → Abwanderung aus einem Raum, ausge-drückt durch die Zahl der Personen, die denbetreffenden Raum jährlich verlassen, pro1 000 Einwohner im → Abwanderungsraum.Abwanderungsraum (Abwanderungsgebiet)emigration area, e. region: Gebiet, meist imregionalen Maßstab, mit mittel- bis langfristignegativer → Wanderungsbilanz und häufigdadurch verursachtem Bevölkerungsrückgang.A. entstehen meist aufgrund eines qualitativoder quantitativ ungenügenden Arbeitsplatz-angebots.Abwärme waste heat: bei Kraft- oder Wär-meerzeugung sowie chemischen Prozessenjener Teil der Wärmeenergie, der ungenutzt andie → Luft der → Atmosphäre abgegebenwird. Industriebetriebe und Kraftwerke lieferngroße A.-Mengen. Durch Wärmeabgabe an

Luft und Gewässer kommt es zu → Wärme-belastungen der Umwelt. Diese ist sehr be-trächtlich, weil der → Wirkungsgrad einesWärmekraftwerks (Verhältnis der gewonnenenelektrischen Energie zur erzeugten Wärme)sehr niedrig ist (keine 30% beim → Leicht-wasserreaktor; um 40% beim → Hochtempe-raturreaktor oder modernen Öl-, Gas- oderKohlekraftwerken). Umwelteffekte sind Auf-wärmung der Umgebungsluft, Nebelbildungund Niederschlagsvermehrung durch Feuch-teabgabe der Kühltürme an die Luft oderAufheizung der Flüsse durch Kühlwasser derKraftwerke (absinkender Sauerstoffgehalt,Verminderung der Selbstreinigungskraft derFlüsse). Die A. fällt vor allem bei Kernkraft-werken in so großer Menge an, dass sie wirt-schaftlich genutzt werden könnte. TechnischeMöglichkeiten für die Versorgung mit →Fernwärme existieren. WirtschaftspolitischeEntscheidungen verhindern in der Regel dieNutzung der A.Abwasser sewage [water], waste water, foulwater, effluent, residual water, used water:durch häuslichen, gewerblichen und indus-triellen Gebrauch verändertes, meist verun-reinigt abfließendes sowie auch von Nieder-schlägen stammendes, in die Kanalisationgelangendes → Wasser. Unterschieden wirdSchmutzwasser aus Haushalt, Gewerbe, In-dustrie und Landwirtschaft (fäkalienhaltigesA.; mit Düngemitteln und Pflanzenschutz-mitteln angereichertes Oberflächenwasser),anthropogen verändertes Niederschlagswasser(Umweltschmutz, Landwirtschaft) sowieMischwasser (Schmutz- und Regenwassergemischt). Mit dem A. gelangen häufig starksauerstoffzehrende und giftige Stoffe (z. B.Säuren, Salze, → Schwermetalle) in die →Kläranlage bzw. in den → Vorfluter. DieSelbstreinigungskraft von Flüssen und Seenkann dadurch erheblich beeinträchtigt werden.Abwasserableitung waste water discharge,sewage discharge: Erfassung und Ableitungvon → Abwasser in Kanalisationsleitungenüber Hausanschlüsse, Neben- und Haupt-sammler zu → Kläranlagen. Dort erfolgt Ab-wasserbehandlung. Ziel der A. ist die Rück-leitung des genutzten Wassers sowie die Ab-leitung von Niederschlagswasser in dieGewässer und damit den → Wasserkreislauf.Abwasserbewässerung (Abwasserbodenbe-handlung) sewage irrigation, sewage wate-ring: Verfahren der landwirtschaftlichen Ab-wasserverwertung. Hierbei können dem Bodenneben dem Wasser auch die im → Abwasserenthaltenen Nährstoffe zugute kommen. Beivorhandenem Gefälle ist Abwasserverriese-lung möglich. Wird Abwasser mit einer Be-regnungsanlage versprüht, handelt es sich umAbwasserverregnung. Wegen des Bakterien-gehalts im Wasser wird heute A. zunehmendnur mit gereinigtem Abwasser betrieben.

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17 Ackerkrume_______________________________________________________________________________

Abwasserlast sewage load, waste water load:von einem → Fließgewässer mitgeführte or-ganische Inhaltsstoffe des → Abwassers, dieden Sauerstoffgehalt infolge oxidativer Ab-bauvorgänge erniedrigen.Abwasserlastplan sewage load plan: graphi-sche Darstellung entweder des Abwasserbe-seitigungsplans oder der Belastung eines →Gewässers mit → Abwasser.Abwasserreinigung sewage purification: dieBeseitigung der im → Abwasser enthaltenenVerunreinigung durch spezifische Klärverfah-ren. Die A. erfolgt in → Kläranlagen. Vondort aus gelangt das Abwasser in den →Vorfluter. Man unterscheidet mechanische,biologische und chemische Reinigungsstufen.Bei mechanischen Verfahren werden grobeSchwebstoffe mit Rechen, Sandfang und Fett-fänger abgefangen. Feinere Verunreinigungensetzen sich im Absatzbecken ab. Die biologi-sche A. arbeitet mithilfe physikalischer, bakte-riologischer und anderer biologischer Vorgän-ge Verunreinigungen auf. Die Reinigung in-dustrieller Abwässer erfordert häufig nocheine chemische Behandlung, da eine Reihetoxischer Substanzen auch die biologischeReinigungsstufe nahezu ungehindert durch-läuft. Die Reinigungswirkung von Kläranlagenliegt bei 90–95%, bezogen auf den → bioche-mischen bzw. → chemischen Sauerstoffbedarf.Die restlichen Prozente sowie Stickstoff- undPhosphorverbindungen werden bei der →weitergehenden Abwasserreinigung entfernt.Abwassersammler waste-water collector:offener Wasserlauf oder unterirdisches Kanal-rohr zur Zurückführung des Abwassers in dennatürlichen Wasserkreislauf. Das Abwasserwird entweder getrennt vom Niederschlags-wasser über eine Trennkanalisation oder zu-sammen mit dem Niederschlagswasser übereine Mischkanalisation der Kläranlage zuge-führt.Abwrackung ship-breaking: Demontage undVerschrottung von Schiffen. Für die A. habensich spezialisierte Betriebe entwickelt, die vorallem hochwertigen → Schrott für die →Stahlindustrie erzeugen.Abyssal abyss, abyssal, abyssal zone: der Bo-den des Tiefseebereiches der → Meere unter-halb 1 000 m Tiefe. (→ Bathypelagial).abyssische Fazies abyssal facies, deep-seefacies, deep water marine facies: → Tiefsee-fazies.Achtergruppe village with eight farms: ausursprünglich acht Vollbauernstellen bestehen-de ländliche Siedlung zurzeit der mittelalterli-chen Landnahme in Mitteleuropa.Achterstufe back step: Rückseite einer →Schichttafel, deren Rückstufenhang – die A. –in Richtung des Schichtfallens zeigt. Die A.entstehen, wie die → Frontstufen, durch Zer-legung von Schichttafeln bzw. → Schichtstu-fen. Gewöhnlich sind die A. geomorphogra-

phisch weniger markant ausgebildet als dieFrontstufen.Ackerbau (Agrikultur) farming, agriculture,tillage: systematisch betriebener Anbau vonein- oder mehrjährigen Nutzpflanzen auf kul-tiviertem Boden. Man unterscheidet zwischeneinem pfluglosen A. und dem → Pflugbau.Formen des pfluglosen A. sind u. a. der →Pflanzstock-, → Grabstock- und → Hackbau.Als intensivste Form des A. gilt der → Gar-tenbau. Der höher entwickelte A. wird nachgewissen Regeln betrieben. Große Bedeutungkommt der Fruchtfolge sowie einer periodi-schen Düngung des Bodens zu.Ackerbauer farmer: Vollerwerbsbauer miteiner speziellen produktionsmäßigen Aus-richtung auf den Ackerbau. Im Unterschieddazu gibt es auch die Bezeichnungen Vieh-bauer, Grünlandbauer und Waldbauer.Ackerbausystem farming system: Feld- oder(→ Fruchtfolgesystem als Organisationsformdes Ackerbaus. Als A. lassen sich der → Wan-derfeldbau, die → Feld-Gras-Wirtschaft, dieKörnerbauwirtschaften und die Hackfrucht-bauwirtschaften verstehen (→ Hackfrüchte).Ackerberg fieldhead: wallartige, bis zu 3 mhohe und maximal 20 m breite Bodenaufhö-hung auf Altackerland. A. entstehen an derSchmalseite von Parzellen. Beim Wenden fälltdort die Erde vom Pflug ab.Ackerbürger farmer-citizen: Stadtbürger, dereinen eigenen landwirtschaftlichen Betriebbewirtschaftet. A. waren in Deutschland biszum Beginn des 20. Jh. in → Landstädtenstark verbreitet.Ackerbürgerstadt town with farmer-citizens:→ Klein– oder → Landstadt, deren Bewohnerzum großen Teil Landwirte sind (häufig →Sonderkulturanbau). A. haben meist geringezentralörtliche Bedeutung und gewerblicheEntwicklung. Sie waren bis zum Beginn des20. Jh. in weiten Teilen Europas verbreitet.Ackergrünland rotation grassland: Wieseoder Weide, die mit Ackeranbau in regelmäßi-ger Fruchtfolge wechselt (→ Fruchtfolgesys-tem). Beispiele für derartige Betriebssystemesind die → Feld-Gras-Wirtschaft und die →Egartenwirtschaft.Acker-Grünland-Verhältnis proportion ofarable land to grassland: das zahlenmäßigeVerhältnis von → Ackerland zu → Grünlandin einer Raumeinheit, z. B. einem landwirt-schaftlichen Betrieb, einer Gemeinde oderRegion. Das A.-G.-V. wird in der Regel inProzent ausgedrückt und kann Hinweise aufdie landwirtschaftliche Betriebsstruktur geben.Ackerkrume top-soil, surface soil: die obers-te, durch organische Abbauprodukte dunklergefärbte Bodenschicht des Ackers. IhreMächtigkeit entspricht der jährlichen Bear-beitungstiefe mit dem Pflug. Die A. zeichnetsich durch lockere Lagerung des Bodenmate-rials mit guter Durchlüftung aus. Dies erlaubt

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Ackerland 18_______________________________________________________________________________

hohe Zersetzungsraten der eingepflügten Ern-terückstände mit der Folge eines günstigenNährstoffangebotes.Ackerland farmland, cropland: eine durch →Ackerbau bewirtschaftete landwirtschaftlicheNutzfläche. Auf dem A. findet eine regelmä-ßige Bodenbearbeitung statt. Der Anbau vonNutzpflanzen richtet sich in der Regel nachbestimmten → Fruchtfolgesystemen.Ackernahrung existential minimum area forsubsistence farm: Mindestgröße der → land-wirtschaftlichen Nutzfläche, die zur Existenz-sicherung eines bäuerlichen Familienbetriebsnotwendig ist. Die A. bezieht sich auf Voll-erwerbsbetriebe und stellt eine dynamischeGröße dar. Sie hängt von den natürlichen Pro-duktionsverhältnissen, dem ausgeübten →Betriebssystem, den Eigentumsverhältnissenund dem Lebensstandard des Betriebsinhabersab.Ackernutzungsgrad *: Messziffer in derAgrargeographie. Mit dem A. wird bei Frucht-folgekulturen der prozentuale Anteil der jähr-lichen Erntefläche an der gesamten Anbauflä-che ausgedrückt.Ackerrain balk, strip, field boundary, bound-ary ridge: in der Pflugrichtung verlaufendeParzellengrenze. Der A. begrenzt als Stufen-rain die → Ackerterrassen.Ackerschätzungsrahmen *: eine Boden-bewertungstabelle, aus welcher die durchdie Bodenbeschaffenheit bedingten, relativenReinertragsunterschiede für verschiedeneAckerböden sowie Garten- und Grünland (Er-tragsfähigkeit) herausgelesen werden können.Die Bodenbeschaffenheit wird dabei durch dieKörnung des Feinmaterials (→ Bodenart), denAusgangsgesteinstyp und den Entwicklungs-grad definiert. Die besten Böden erhalten die→ Ackerzahl 100.Ackerschleppe *: schmales, hochgeschlepptesEnde eines hangwärts angelegten Ackers. A.sind besonders dann ausgebildet, wenn eintalwärts verlaufender Acker an Grünland (oderan Wege, Hecken) grenzt. Dort wird das beider Bodenbearbeitung aufgelockerte Feinma-terial abgelagert und bewirkt somit eine Ge-ländeerhöhung. Je größer die Hangneigung istund je extremer die Niederschlagsmengensind, desto leichter bilden sich A. aus.Ackerterrasse lynchet: Ackerparzelle, die instark geneigtem Gelände parallel zum Hangangelegt ist. Sie setzt sich klar erkennbar vomnächsten hangauf- bzw. hangabwärts gelege-nen Feld ab. Dabei haben sich die Terrassenim Laufe der Zeit als Folge der kontinuierli-chen Bodenbearbeitung selbst herausgebildet.Ackerunkrautgesellschaft field weed com-munity: charakteristische Pflanzengesell-schaften, die zusammen mit den Feldfrüchtenauftreten. Je nach deren Art können Hack-frucht- oder Halmfruchtgesellschaften auftre-ten. Meist handelt es sich um Thermophyten

und Winteranuelle. Die A. werden verwendetzur Kennzeichnung der aktuellen und früherenLandnutzungszustände sowie von deren öko-logischen bzw. biologischen Randbedingun-gen. Die moderne Landwirtschaft hat die A.weitgehend verdrängt.Ackerweide *: Fläche, die bei einer → Feld-Gras-Wirtschaft für ein oder mehrere Jahreals Weide genutzt wird. Auch versteht mandarunter Ackerflächen, die nach der Ernte ab-geweidet werden (Herbstweide, Stoppelwei-de).Ackerwirtschaft farming: ackerbauorientierteLandwirtschaft, d. h. es herrscht ein landwirt-schaftliches Betriebssystem vor, in dem derAckerbau eindeutig dominiert und damit denCharakter eines Agrarraumes oder eines land-wirtschaftlichen Betriebs bestimmt.Ackerzahl numerical field category: Bewer-tungszahl für Ackerland. Die Anforderungenan den Boden und seine Wasserverhältnissefür die Nutzung als Ackerland und für dieNutzung als → Grünland sind sehr unter-schiedlich. Man setzt die → Bodenzahl je nachNutzungsart als A. oder → Grünlandzahl fest.Einheitlicher Maßstab für die Bodengüte istdie → Bodengütezahl. Die Festlegung der A.erfolgt anhand des → Ackerschätzungsrah-mens.Asociacion Latinoamericano de Integraci-on: → ALADI.Acrisol Acrisol: in der FAO-Klassifikation diesauren Böden feuchtwarmer Klimate. Die A.ähneln im Grundaufbau den → Parabrauner-den. Sie weisen einen gelb bis rot gefärbtenTonanreicherungshorizont unter einem mehroder weniger deutlich ausgeprägten Tonaus-waschungshorizont auf (→ Lessivierung). A.sind basenarm, jedoch nicht so stark verwittertwie ferralitisierte Böden (→ Ferralitisierung).Deshalb enthalten sie neben → Kaolinit auchnoch Dreischicht-Tonminerale und sind bessermit Nährstoffen versorgt als → Ferralsols.Actinomyceten actinomycetes: einzellige Bo-denorganismen, die als Übergangsformen zwi-schen Bakterien und Pilzen angesehen werden.Sie bilden ein Pilzfadenfeinstgeflecht und sindzur Zersetzung schwer abbaubarer organischerSubstanz (→ Lignin) sowie in Wurzelsymbio-se mit einzelnen Holzgewächsen zur Luft-stickstoffbindung befähigt.active layer Auftauschicht: Die oberflächlicheAuftauschicht von Böden, deren Bodenkörperund Untergrund permanent gefroren ist (→Permafrost, → Permafrostboden). Die nasseAuftauschicht von maximal einigen Dezime-tern Mächtigkeit bildet sich im polaren Som-mer. Wegen der breiigen Konsistenz kommtder Boden im A. auf Hängen ins Fließen (→Solifluktion), wodurch sich an der Oberflächewulstartige Formen bilden. (→ Strukturboden).Adaption (Adoption) adaptation: Annahme,Übernahme von Neuerungen. Die A. ist der

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19 Adventivbiota_______________________________________________________________________________

letzte Sub-Prozess des → Innovationsprozes-ses und folgt auf die Invention und die→ Diffusion von Neuerungen. Die Kultur-geographie untersucht die A. raumwirksa-mer Neuerungen geistiger und materiellerArt, z. B. die Annahme neuer raumrelevanterVerhaltensweisen durch sozialgeographischeGruppen oder die Übernahme neuer An-bauprodukte durch landwirtschaftliche Betrie-be.Adaptionsfläche adaptation surface, adapta-tion plain, pseudoconformity surface, pseudo-conformity plain: → Akkordanzfläche.Adaptionsform adaptation form: eine Geore-liefform, die stark an strukturelle Gegeben-heiten gebunden ist, z. B. an die Schichtlage-rung flachlagernder und/oder geneigter Sedi-mentgesteine. A. können jedoch auch inanderen Gesteinen und bei anderer Gesteins-lagerung auftreten. Bei Anpassung an dieSchichtlagerung in Sedimentgesteinen wirdvon → Akkordanz gesprochen.Adaptor adaptor: Person, die im Rahmen der→ Innovation eine Neuerung übernimmt. EinA. handelt in der Regel als Mitglied einer →sozialgeographischen Gruppe.ad-hoc-Prognosen ad hoc models: Prognosenauf der Basis von aufgezählten Trends, dieohne stützende Argumentation formuliertwerden. Als wirtschaftliche, gesellschaftlicheund/oder demographische Steuerfaktoren dera.-h.-P. gelten z. B. Bevölkerungsentwicklung,Altersstruktur, Haushaltsstruktur, Einkommenetc. Nachteile dieser Prognose sind dieschlechte Nachprüfbarkeit der Methodik, dieUnexaktheit des Prognosezeitraums und dasFehlen quantitativer Aussagen.adiabatisch adiabatic: allgemeiner Begriff derThermodynamik für jene Vorgänge in der At-mosphäre, die ohne Wärmeaustausch mit derUmgebung ablaufen. Aufsteigende Luftmas-sen dehnen sich aus und kühlen sich dabei ab,absinkende Luftmassen werden zusammenge-presst und deshalb auch wärmer.administrative Grenze administrative boun-dary: → Verwaltungsgrenze.Adobehaus mud-cottage: Haus aus unge-brannten, luftgetrockneten Lehmziegeln. A.kommen vor allem im arabischen und ibero-amerikanischen Raum vor.Adoption adaptation: → Adaption.Adriatief adriatic low pressure area: typi-scher Tiefdruckwirbel über der nördlichenAdria, der an seiner Ostflanke warme undfeuchte Mittelmeerluft nach Ost- und Mittel-europa führt. Besonders im Frühjahr entstehenbeim Aufgleiten auf kalte Polarluft ergiebigeNiederschläge.Adsorption adsorption: die Anlagerung vonorganischen und anorganischen Stoffen anFestkörperoberflächen aufgrund atomarer bzw.molekularer Kräfte, die thermisch geregeltwird.

Adsorptionswasser adsorbed water, boundwater: das an den festen Bodenteilen haftendeWasser. Von der festen Bodensubstanz aus-gehende elektrostatische Kräfte und die Nei-gung des Wassers zur Herausbildung von Was-serstoffbrücken führen zur Ausprägung einesFilms aus Wassermolekülen an den Bodenteil-chen.

Kapillar-wasser

Adsorptionswasser

wasser-freie

Boden-pore(Luft)

Boden-partikel

Adsorptionswasser

advanced factory: Fabrikgebäude aus vorge-fertigten Bauteilen. A. f. werden vor allemin → Industrieparks im Rahmen von Indust-rieförderungsmaßnahmen ansiedlungswilligenUnternehmen angeboten.Advektion advection: horizontale Zufuhr vonLuftmassen durch Wind.Advektionswolken advectiv clouds: beimAufgleiten heranströmender wärmerer Luft-massen über schwerere Kaltluft entstehendeWolken. Durch Abkühlung an der Trenn-schicht kondensiert der Wasserdampf deswärmeren Luftpaketes.Advektivfrost advectiv frost: Frost, der durchwetterlagenbedingte zufließende Kaltluft mitMinustemperaturen verursacht wird.Adventivbiota (Ansiedler) adventive biota: ineinem Gebiet nicht heimische Pflanzen undTiere, die sich erst in den heimischen Arten-bestand eingesellten, meist unter Mitwirkungdes Menschen. Unterschieden werden „An-kömmlinge“, die entlang von Verkehrswegeneingeschleppt wurden und die z. T. nur Pas-santen sind, d. h. sie verschwinden nach einergewissen Zeit wieder, „Ansiedler“, die vomMenschen mit den Kulturpflanzen eingeführtwurden und die am neuen Standort blei-ben und „Neubürger“, die ohne Wirkungdes Menschen einwanderten. Diese Einwande-rung kann auch prähistorisch erfolgt sein(→ Archäophyten). Später eingewanderte

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Adventivkrater 20_______________________________________________________________________________

Pflanzen heißen → Neophyten. Zu den A. ge-hören auch die → Kulturpflanzen (Nutz- undZierpflanzen), die nur bei dauernder Pflegegedeihen.Adventivkrater adventive crater, adventivecone, parasitic crater, parasitic cone, lateralcrater, lateral cone: oft in Vielzahl auftretendeParasitär- oder Nebenkrater an den Hängenhoher → Stratovulkane, bei denen sich eingroßer Teil der Eruptionstätigkeit an den Berg-flanken abspielt. Die A. können reihenförmigangeordnet sein. Dies geht auf Bruchzonenoder Spalten im Untergrund zurück.Aerial aerial habitat, aerial biotope: seltenfür Lebensraum der freien Luft. Seine Lebens-gemeinschaften werden als Aerobios bezeich-net.aerob aerobic: jene Prozesse und Organismensind a., die nur im Sauerstoffmilieu ablaufenbzw. dort existieren müssen.Aerologie aerology: Teilgebiet der Meteorolo-gie. Die A. beschäftigt sich mit der Erfor-schung der physikalischen Vorgänge und Ge-setzmäßigkeiten in höheren Atmosphären-schichten. Häufig wird dazu eine Ballonsondeeingesetzt.Aeroplankton (Anemoplankton, Luftplank-ton) airplankton, aeroplankton, aerial plank-ton: passiv in der Luft der Atmosphäre trei-bende Kleinorganismen (Pollen, Samen, Bak-terien u. a.). Ein Teil des Lebenszyklus verläuftauf oder in der Erde bzw. im Wasser. Zum A.gehören auch Tiere, die der Wind passiv ver-breitet. Mit zunehmender Geschwindigkeitsteigt auch der Anteil des A. in den Luftströ-mungen. A. kann bis in 4 000 m Höhe reichen.Ansonsten bestimmen Windrichtung, Wetter-lage und gelegentlich Lokalwindcharakter dieFernverdriftung. (→ Aerosol).Aerosol aerosol: 1. die festen Bestandteile der→ Atmosphäre, welche als feinste Partikel inder Luft schweben. In höheren Luftschichtenhandelt es sich vor allem um meteoritischePartikel, die aus dem Weltraum in die Erdat-mosphäre gelangen. In den unteren Schichtenbildet sich A. aus natürlich vorkommenden,mikroskopischen Salzkristallen und dem men-genmäßig bedeutsamen → Staub und →Rauch. – 2. ein Gas, das kleine, feinverteilte,schwebende, feste oder flüssige Teilchen ent-hält, die trotz der Schwerkraftwirkung nichtzum Boden sinken, sondern in der Schwebebleiben. Überwiegend feste Teilchen im Gassind → Schwebstaub; flüssige Teilchen ausWasser bilden den → Nebel.Aestisilva deciduous forest/wood: → sommer-grüner Laubwald.Aestival-Aspekt aestival aspect: Bestandteilder → Aspektfolge. Der A.-A. beschreibt inder gemässigten Zone Europas den Hoch-sommer, d. h. Mitte Juni bis Mitte Juli, d. h.den thermisch günstigsten Jahresabschnitt fürFlora und Fauna in → Jahreszeitenklimaten.

Africotropisches Reich Africotropis, Africo-tropical realm: Tierreich der Erde, Afrika süd-lich der Sahara und Madagaskar umfassend.Die → Bioreiche der Erde werden von denverschiedenen Autoren unterschiedlich einge-teilt. Die Africotropis gehört nach manchenAutoren zur → Paläotropis.Afrikanisierung africanization: Prozess derFörderung und Entwicklung nationaler, kultu-reller, sozialer und wirtschaftlicher Eigenstän-digkeit in afrikanischen Staaten. Mit der be-wussten A. versuchen insbesondere die selbst-ständig gewordenen ehemaligen Kolonieneuropäischer Mächte südlich der Sahara, kolo-niale Strukturen zu überwinden.afromontane Biome afro-montane biomes:Hochgebirgslebensräume in Afrika, vor allemim Ostteil zwischen dem Hochland von Äthi-opien und den Drakensbergen. Die a.B. sindgeprägt vom tropischen Hochgebirgscharakter,d. h. Tageszeitenklima, starken Modifikationender Niederschläge und gegebenenfalls häufi-gen kurzzeitigen Frostwechseln.AFTA (ASEAN Free Trade Area): eine 1992beschlossene und ursprünglich bis zum Jahr2008 zu verwirklichende → Freihandelszoneim Rahmen der → ASEAN.Agenda 21 Agenda 21: (lat. agenda = was zutun ist) auf der UNO-Konferenz für Umweltund Entwicklung (UNCED) 1992 in Rio deJaneiro von 179 Teilnehmerstaaten verabschie-detes Aktionsprogramm für das 21. Jahrhun-dert. Zentrales Ziel ist → sustainable deve-lopment, d. h. eine die soziale, wirtschaftlicheund ökologische Dimension berücksichtigen-de, dauerhaft zukunftsbeständige Entwicklung(→ Nachhaltigkeit). Erstmals werdendie globale Partnerschaft und die Verant-wortung bei der Lösung ökologischer undsozialer Probleme betont. Die A. ist völker-rechtlich nicht verbindlich und als Konsens-papier in vielen Bereichen unklar, vage undz. T. umstritten. Sie bildet aber die Grundlageder meisten UNO-Konferenzen seit 1992.Kap. 28 ist Grundlage der → lokalen Agenden21.ageostrophischer Wind ageostrophic wind:Luftbewegung in Bodennähe, die durch ab-bremsende Wirkung der Bodenreibung von derdurch die allgemeine Zirkulation bedingtenWindrichtung abweicht. Der a. W. wird stärkergegen den tieferen Druck hin abgelenkt. (→geostrophischer Wind).Agglomeration agglomeration: 1. räumlicheBallung und/oder Verdichtung von Bevölke-rung, Wirtschaft (besonders Industrie und Ge-werbe) sowie technischer Infrastruktur in regi-onaler bis lokaler Größenordnung. – 2. A. wirdauch als Bezeichnung für den Prozess der An-häufung und Verdichtung von Siedlungen undWirtschaftsbetrieben verwendet mit dem Ef-fekt der Ausbildung eines → Agglomerations-raumes.