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- 59 - Dieter Oelschlägel "Hier is et schön!" - soziokulturelle Arbeit in armen Stadtteilen 1. Armut und Armutsquartiere 19B8 erreichte der Anteil der Sozialhilfeempfänger an der Gesamt- bevölkerung 5,5%; dabei kann man, darüber sind sich die Armutsfor- scher einig, von einer gleich großen Dunkelziffer ausgehen, d.h. ein Zehntel der Bevölkerung unseres Landes ist als arm zu bezeichnen.. Weitere Zahlen belegen das: Die Zahl der registrierten Langzeitarbeitslosen nahm seit 1980 um über 5oo% auf knapp 600 000 zu. Man kann von einer Sockelarbeitslosigkeit von mehr als einem Drittel ausgehen. Unter Berücksichtigung der "Stillen Reserve" waren bereits 1986 knapp die Hälfte aller Erwerbslosen ein Jahr und länger arbeitslos. Etwa 1,5 Millionen Menschen leben in Deutschland in Notunterkünften oder Substandardwohnungen. Eine wachsende Zahl von Menschen fällt aus dem Wohnungsmarkt heraus. Obgleich wir in einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwunges le- ben, bleibt das Proolem Armut als zentrales gesellschaftliches Problem bestehen. Sicher sinken die Arbeitslosenzahlen derzeit, jedoch werden die Trennlinien in der Zwei-Drittel-Gesellschaft schärfer. Die Armen werden ärmer. "Die Abkopplung der Regel- satzentwicklung von der allgemeinen Lohn- und der Tränstereinkom- mens-Entwicklung hat dazu geführt, daß die Armen weit unterdurch- schnittlich an der Entwicklung des Wohlstands teilgenommen ha- ben" (Müller /Otto 1990,223). Die Sozialhilfereform nach dem Stati- stikmodell wird den Trend nicht umkehren. Es gibt auch keine Un- tersuchungen, die auf ein Ende des - sicher unregelmäßigen, aber doch stetigen - Anstiegs der Armux in unserem Land hinweisen; im Gegenteil: "Einkommsnsarmut dringt .immer weiter in den erwerbsnahen Kernbereich der Gesellschaft vor und entwickelt sich weg von einem Minderheitenphänomen"(ebda.224). Allerdings scheint sich die Gesellschaft mit diesem Skandal abge- funden zu haben. Die relativ hohe politische Stabilität hierzu- lande zeigt, daß sich der Sozialstaat offensichtlich eine solche unsoziale Ausgrenzung von ca. lo% seiner Bevölkerung leisten kann. Wie die einzelnen Menschen, so haben auch die gesellschaftlichen Organisationen Strategien entwickelt, deren erste ist, nicht hin- zuschauen, und wenn aas nicht reicht, wird der Skandal veralltäg- lichtj normalisiert. Gesteuert über den Mietpreis kommt es zu einer Segregation (Absonderung, Zusammenballung) insbesondere sozial schwacher, also armer Familien und ethnischer und subkultureller Minderheiten. Die Armutsbevölkerung befindet sich fast ausschließlich unter den besonders segregierten Gruppen. Allerdings kommt hinzu, daß typische Wohnstandortbedingungen(z.3. hohe Immisionsbelastung, Wohnungsqualität, Miethöhe, Nachbarschaft etc.) zu gebietstypischen Segregationsmustem von Individuen und Haushalten und damit zu quartierstypischen Formen des Zusammenlebens der Men-

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Dieter Oelschlägel "Hier is et schön!" - soziokulturelle Arbeit in armen Stadtteilen

1. Armut und Armutsquartiere 19B8 erreichte der Anteil der Sozialhilfeempfänger an der Gesamt­bevölkerung 5,5%; dabei kann man, darüber sind sich die Armutsfor­scher einig, von einer gleich großen Dunkelziffer ausgehen, d.h. ein Zehntel der Bevölkerung unseres Landes ist als arm zu bezeichnen.. Weitere Zahlen belegen das: Die Zahl der registrierten Langzeitarbeitslosen nahm seit 1980 um über 5oo% auf knapp 600 000 zu. Man kann von einer Sockelarbeitslosigkeit von mehr als einem Drittel ausgehen. Unter Berücksichtigung der "Stillen Reserve" waren bereits 1986 knapp die Hälfte aller Erwerbslosen ein Jahr und länger arbeitslos.

Etwa 1,5 Millionen Menschen leben in Deutschland in Notunterkünften oder Substandardwohnungen. Eine wachsende Zahl von Menschen fällt aus dem Wohnungsmarkt heraus. Obgleich wir in einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwunges le­ben, bleibt das Proolem Armut als zentrales gesellschaftliches Problem bestehen. Sicher sinken die Arbeitslosenzahlen derzeit, jedoch werden die Trennlinien in der Zwei-Drittel-Gesellschaft schärfer. Die Armen werden ärmer. "Die Abkopplung der Regel­satzentwicklung von der allgemeinen Lohn- und der Tränstereinkom-mens-Entwicklung hat dazu geführt, daß die Armen weit unterdurch­schnittlich an der Entwicklung des Wohlstands teilgenommen ha­ben" (Müller /Otto 1990,223). Die Sozialhilfereform nach dem Stati-stikmodell wird den Trend nicht umkehren. Es gibt auch keine Un­tersuchungen, die auf ein Ende des - sicher unregelmäßigen, aber doch stetigen - Anstiegs der Armux in unserem Land hinweisen; im Gegenteil: "Einkommsnsarmut dringt .immer weiter in den erwerbsnahen Kernbereich der Gesellschaft vor und entwickelt sich weg von einem Minderheitenphänomen"(ebda.224). Allerdings scheint sich die Gesellschaft mit diesem Skandal abge­funden zu haben. Die relativ hohe politische Stabilität hierzu­lande zeigt, daß sich der Sozialstaat offensichtlich eine solche unsoziale Ausgrenzung von ca. lo% seiner Bevölkerung leisten kann. Wie die einzelnen Menschen, so haben auch die gesellschaftlichen Organisationen Strategien entwickelt, deren erste ist, nicht hin­zuschauen, und wenn aas nicht reicht, wird der Skandal veralltäg-lichtj normalisiert.

Gesteuert über den Mietpreis kommt es zu einer Segregation (Absonderung, Zusammenballung) insbesondere sozial schwacher, also armer Familien und ethnischer und subkultureller Minderheiten. Die Armutsbevölkerung befindet sich fast ausschließlich unter den besonders segregierten Gruppen. Allerdings kommt hinzu, daß typische Wohnstandortbedingungen(z.3. hohe Immisionsbelastung, Wohnungsqualität, Miethöhe, Nachbarschaft etc.) zu gebietstypischen Segregationsmustem von Individuen und Haushalten und damit zu quartierstypischen Formen des Zusammenlebens der Men-

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sehen führen. In Krisenzeiten - und wir haben das im Ruhrgebiet ia hautnah erlebt - kommt es zu einer Verschärfung kleinräumiger Disparitäten, die Tendenz der Herausbildung neuer Armutsghe-ctos jenseits der "klassischen" Segregation von Randgruppen ist zu beobachten.

Nach Krummacher - und das deckt sich mit unseren Beobachtungen ** lassen sich im wesentlichen vier Typen sozialräumlicher Armutskcr." zentration zumindest im Ballungsraum Ruhrgebiet nachweisen: - städtische Obdachlosenghettos, die von überwiegend Sozialhilfe* bedürftigen Großfamilien bewohnt werden - kleinräumige Neubaughettos, die sich durch hohe Sozialmieten, Wohnungsleerstände, Vandalismus und hohe Jugendarbeitslosigkeit auszeichnen. Sozialhilfeempfänger bekommen hier oft Wohnungen zu~ gewiesen - Altbaugebiete mit hoher Armutskonzentration, d.h. Arbeitervier­tel mit traditionell niedrigem Einkommensniveau, mit hohem Sozial' hi1feempfänger-, Arbeitslosen- und Ausländerantei1, Jedoch noch relativ stabil. Aus diesen Gebieten heraus entwickeln sich - Altbaugebiete mit Verelendungscharakter, wo Empfänger von Sozi­alhilfe, Kleinstrenten und AroeitslosenhiIfe dominieren und schon äußerlich räumlich-bauliche Verfallstendenzen sichtbar sind. Es handelt sich meist um kleine Stadtteilbereiche, oft nur um Käu­serblocks und Straßenzüge, obwohl eine Ausweitung nicht auszu­schließen ist(vgl. Krummacher 1989,245). Ein 'fortgeschrittenes' Beispiel dieses Typs ist Duisburg-Bruckhausen.

Bruckhausen Bruckhausen ist der kleinste und umweltbelastetste Stadtteil Duis­burgs, direkt im Schatten der August-Thyssen-Hütte gelegen, mit deren Geschichte der Stadtteil unlösbar verbunden ist. 1891 ließ August Thyssen hier sein Stahl- und Walzwerk bauen. Mit dem Wachs­tum der Hütte wuchs auch der Stadtteil. Nach einer stürmischen Boomzeit entwickelte sich Bruckhausen zu einem lebendigen Stadt­teil, in dem Arbeiter und leitende Angestellte von Thyssen zusam­men lebten. In den zwanziger Jahren hatte er seine höchste Blüte erreicht. Es gab ein eigenes Theater, das alle Sparten bespielte, Kasino und Gaststätten, zahlreiche Geschäfte, zwei Straßenbahnli­nien und ein blühendes Vereinsleben. Damals lebten knapp 2o ooo Menschen in Bruckhausen, jetzt sind es nicht einmal mehr 9 ooo, in Alt-Bruckhausen, um das es sich hier dreht leben ca. 6000 Men­schen. Der im zweiten Weltkrieg stark ausgebombte Stadtteil wurde nur zö­gernd wieder aufgebaut. Viele Hausbesitzer zogen nicht mehr nach Bruckhausen zurück. In den 7oer Jahren sollte Bruckhausen entsprechend den Expansions­plänen von Thyssen vom Erdboden verschwinden wie schon zuvor das benachbarte Fischerdorf Alsum.. Aber der bundesweit bekannt ge­wordene Kampf der Bürgerinitiative Eruckhausen (BI3J hat, begün­stigt durch die wirtschaftliche Entwicklung, den Abriß verhindert. Bruckhausen blieb stehen (was mancher Politiker inzwischen laut oder leise bedauert).

Aber die Unsicherheit über das Schicksal Bruckhausens, die hohen Umweltbelastungen und die Stahlkrise führten zu Deinvestitionen

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der Hausbesitzer und zur Abwanderung des Mittelstandes und der mo­bilen Arbeiterschaft. Es zog weg, wer das konnte. Zurück blieben viele alte Bruckhausener Männer und Frauen, kleine Geschäftsleute, die woanders schwerlich eine neue Existenz hätten aufbauen können. In die leerstehenden Wohnungen zogen in einer ersten "Besiedlungswelle" ausländische, fast ausschließlich türkische Mitbürger ein. Inzwischen sind mehr als die Hälfte der Bruckhause­ner türkischer Nationalität und prägen sehr deutlich den Charakter das Stadtteils mit. 1966 stellte die Stadt Duisburg zu Bruckhausen test: "Die Gemenge­lage des Ortsteils, verbunden mit einer überalterten Bausubstanz und einer zum Teil problematischen Sozial Struktur machen dieses Gebiet zu einem der schwierigsten Planungsräume der Stadt. Die sich daraus ergebenden schlechten Umweltbedingungen werden deut­lich in den riesigen Industrieanlagen, den unansehnlichen Häuser­fassaden und den in Intervallen sichtbaren Immissionen der Koke­rei. Demzufolge gibt es hier auch kaum Wohnungsnachfrage; Bruck­hausen wird von Familien, die darauf angewiesen sind, nur als Not­lösung hingenommen "(Der Oberstadtdirektor 1988,2). In dem hier zitierten Papier werden Analyseergebnisse aus dem Jahre 1987 vor­gelegt, die sich bis 1990 sicher verändert haben, aber für den Charakter des Stadtteils doch noch gültige Hinweise liefern: "Im Untersuchungsgebiet Bruckhausen-Nord wohnen 6.627 Einwohner, davon sind 4.044 (61%) Ausländer (Stadtdurchschnitt 12,4%) ...Bruckhausen ist hinsichtlich seiner Altersstruktur ein 'junger Stadtteil'; 35,4% der Einwohner sind unter 18 Jahre (Stadtdurchschnitt 17,1%); der Anteil der über 60jährigen liegt bei 9%(STadtdurchschnitt 22,1%)...Das Untersuchungsgebiet hatte im Zeitraum 1983 bis 1987 eine Abwanderungsquote, die mit -9,9% um 3% höher war als der Stadtdurchschnitt. Insbesondere Deutsche wandern ab und zwar mit -18,6% dreimal so viel wie im Vergleich zur Gesamtstadt."(ebda.,5) Seit Beginn der 8oer Jahre fanden nach einer zweiten "Besiedlungswelle" viele sozial schwache Familien in Bruckhausen eine Bleibe. Sie konnten in den anderen Stadtteilen die hohen Mie­ten nicht mehr bezahlen oder galten als. "mietunfähig" oder kamen aus autgelösten Obdachlosenguartieren. Die Stadt Duisburg spricht von einer "problematischen Bevölkerungsstruktur..; so beziehen 12,8% der Bevölkerung Hilfe zum Lebensunterhalt (Vergleich Stadt 4,1%). Dieser Anteil erhöht sich noch auf 13,4%, wenn die Personen hinzugezählt werden, die lediglich Hilfe in besonderen Lebenslagen erhalten. In Bruckhausen entfallen 6,7 Einwohner auf jede unter­stützte Person (Vergleich zur Stadt = 19,5 Einwohner)"(ebda.5). Die offiziellen Zahlen - bedenkt man noch die Dunkelzittern - un­terstützen die Vermutung, daß etwa die Hälfte der deutschen Bevöl­kerung Bruckhausens von Sozialhilfe, Arbeitslosenhilfe oder nied­rigen Renten lebt, also arm ist. Die registrierte Arbeitslosigkeit wurde auf 2o% geschätzt. Von Altersarmut wissen wir, können sie aber nicht genau beziffern. "Die besondere Betreuungsbedürftigkeit in Bruckhausen zeigt sich an der großen Zahl der Alleinerziehenden, wobei Mütter unter 20 Jahren häufig vertreten sind, an der hohen Anzahl von Heimunter­bringungen sowie an der Jugendkriminalität"(ebda.) Bruckhausen hat sich zu einem großflächigen Armutsgebiet entwic­kelt; es gibt zunehmend mehr ähnlicher, allerdings kleinerer sol­cher Quartiere in Duisburg.

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2. Anmerkungen zur Lebensweise im Armutsquartier Wenn wir mit einer weiten Definition des Kulturbegriffs arbeiten -"Kultur ist, wie der Mensch lebt und arbeitet" - dann bedeutet die Beschreibung der Lebensweise eines Quartiers auch Aussagen über dessen Kultur. Nutzung von Ressourcen Die meisten Armen in Bruckhausen kommen mit dem, was sie an Lei­stungen erhalten nicht aus. Sie mobilisieren zusätzliche Ressour­cen. So gibt es viele Versuche des Nebenerwerbs. Im Stadtteil sieht man etwa 12 Secondhand-Läden. Die Waren sind von minderwertiger Qua­lität, die Lebensdauer der Geschäfte ist kurz. Oft wird die eigene Wohnung zum Warenlager oder zum Secondhand-Shop umfunktioniert. Männer arbeiten, wenn sie es gesundheitlich können, bei den "Subs", den SubUnternehmern, ohne Sicherheit und bei schlimmen Ai-beitsbediuyunyen. Sperrmüll wird durchgestöbert, um Brauchbares zu nutzen und zu verkauten.

Zum Nebenerwerb gehört wesentlich die Schwarzarbeit, z.B. Reklame­zettel verteilen, handwerkliche Tätigkeiten, Aushilfe in Geschäf­ten. "Um sich auf diesem ungeregelten, unübersichtlichen und rechtlich ungesicherten Arbeitsmarkt zu behaupten, genügt es nicht, ein halbwegs brauchbarer Handwerker zu sein, vielmehr muß man auch über eine gehörige Fortion Geschäftssinn verfügen. Man ist gewissermaßen sein eiaener Unternehmer..."(Boettner/Tcbias 1969,25). Fast alle Betroffenen, die wir befragt haben oder kennen, Können auf Ressourcen der Familie (Eltern, Schwiegereltern, Geschwister) zurückgreifen: Geld, Naturalien, Hilfeleistung, kurzfristige Un­terkunft. Manche gehen auch regelmäßig zu den Pfarrern der beiden Kirchgemeinden, wo sie schon mal einen Schein bekommen. Nach den Ersählungen unserer Gesprächspartner werden auch zweckge­bundene Gelder in den alltäglicher. Haushalt umgelenkt, um über et­was mehr finanziellen Spielraum zu verfügen. "So wird in einem Fall das Diätgeld vom Sozialamt nicht für Diätlebensmittel susge­geben, sondern es wird als Einkommensquelle angesehen, aus der der tägliche Bedarf gedeckt wird. In einem anderen Fall wird die Kurzuläge für Neuanschaffungen verwendet"(ebda.,47) . Sozialarbeiter berichten von einem blühenden Gutscheinhandel in Bruckhausen. Warengutscheine, die das Sozialamt ausgibt, werden -natürlich unter Wert - verkauft. Nachbarn helfen ebenfalls; zum Beispiel, wenn es um die Stromver­sorgung geht. Da kann man schon mal beim Nachbarn abzapfen, wenn das Elektrizitätswerk den Strom abgestellt hat. Da kann man sich einen Rat holen oder bekommt Ihn auch ungebeten. Und vielleicht kann man sich auch was "pumpen". "Die ständige Umverteilung des Mangels bringt einen Kreislauf gegenseitiger Verschuldung in Gang: obwohl kaum einer genügend besitzt, um selber davon leben zu kön­nen, stehen alle untereinander in der Kreide" berichtet Norbert Preußer aus einem anderen Armutsquartier, dem Mühltal in Wiesbaden (Preußer 1989,167).

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Die Formen gegenseitiger Hilfe sind vielfältig, werden aber kaum erwähnt, weil sie selbstverständlich scheinen: Friseurtätigkeiten, Hilfen bei den doch häufigen Umzügen innerhalb des Stadtteils, Ta­pezieren. . . In diesen Bereichen haben sich gerade die Frauen viele Fertigkeiten angeeignet. Viele alleinstehende Frauen tapezieren sich ihre Wohnung selbst. Es werden zahlreiche individuelle Stra­tegien der Ressourcengewinnung, d.h. des Überlebens, entwickelt, von kollektiver Selbsthilfe in einem organisierten Sinn ist nicht die Rede. Hier spielt das lebensweltliche Netz von Familie und Nachbarschaft eine Rolle. Und da liegt auch die Bedeutung des Nachbarschaftstreffs, der Ressourcen für diese Netze bereitstellt, allein dadurch, daß man/frau da den ganzen Vormittag sitzen und für Pfennige Kaffee trinken und dabei am Netz knüpfen kann. Und ein Weiteres sieht man am Beispiel des Nachbarschaftstreffs: wich­tige Ressourcen im Armutsquartier sind Fachleute im Nahraum, deren qualifizierte Beratung und Hilfestellung man/frau nutzen kann. Nicht unterschlagen sollte man hier die Erschließung materieller Ressourcen am Rande oder außerhalb der Legalität: kleine Betrüge-reient vornehmlich gegenüber dem Sozialamt), Schwarzarbeit, Schwarzfahren in öffentlichen Verkehrsmitteln, organisierte Klein­diebstähle etc. Ebenso ist das Problem der uberschuldung (Kredite, Ratenzahlungen...) ein besonderes Kapitel, das hier nur erwähnt werden kann Das Blättern im Versandhauskatalog - der Einkaufsbum­mel der Armen - eröffnet die verlockenden Möglichkeiten zu größe­ren Anschaffungen, auch wenn "momentan" (so sagen sie) kein Geld vorhanden ist und die anfallenden Raten schließlich unbezahlbar werden.

Soziale Netze zwischen Solidarität und sozialer Kontrolle . Aus dem Gesagter, ist zu entnehmen, daß eine wesentliche Ressource für die Menschen in 3ruckhausen die sozialen Netze sind, in denen sie sich bewegen. Dabei ist das Netz der Nachbarschaft von herausragender Bedeutung. So ergaben die Untersuchungen von Annegret Baaken und Irene Hoeppner, "daß die unmittelbare Nachbarschaft, Haus und Garten 'Nischen' bereithalten, in denen die Befragten ihre individuellen wie auch ansatzweise kollektiven Formen, mit dem Mangel fertig zu werden, entwickelten"(Baaken/Hoeppner 1989,187). Für viele der seit Beginn der Boer Jahre in Bruckhausen Zugezogenen bedeutete der Umzug den Verlust bisheriger sozialer Netze. Kontakte zu früheren Nachbarn und Freunden, ja sogar zu Verwandten gingen verloren. Sozialarbeiter berichten: "Jeder dieser Leute hatte einen Bekanntenkreis, der wohnt ganz woanders und lebt in anderen Verhältnissen. Die sagen Mensch, mit dem kann doch nicht viel los sein. Erstmal kommt der nicht aus Bruckhausen raus, und guck mal, wie lange der schon arbeitslos ist. Jeder sagt denen, daß sie untauglich sind, ihre Probleme zu lösen"(Rommelspacher/Oelschlagel 1989,284). Aber: soziale Kontakte kommen in Bruckhausen schnell zustande. "Das fängt beim Einzug an, den alle mitbekommen und bei dem alle helfen. Die Leute treffen sich häufig, hocken quasi aufeinander. Egal, wann man kommt, ob morgens oder nachmittags, die Wohnungen sind immer voller Menschen. Einige trinken Kaffee, andere Bier"(ebda.287) .

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Die Nachbarschaft ist durchaus ein Netzwerk gegenseitiger Hilfe, sei es bei handwerklichen Arbeiten oder bei Umzügen, sei es daß Kleidung und Möbel und guter Rat hin- und hergeschoben werden. Dieses Netz ist für viele Menschen in Bruckhausen von großer Be­deutung. In ihm hat auch der Nachbarschaftstreff Platz und Funk­tion. "Aus Beobachtungen wissen wir, daß der Nachbarschaftstreff ein Umschlagplatz für Angebote von Selbst- und Nachbarschaftshilfe geworden ist" schreiben Baaken/Hoeppner und nennen ihn einen "Markt der begrenzten Möglichkeiten"(Baaken/Hoeppner 1988,152). Das Netz erstreckt sich im wesentlichen auf Bruckhausen, sofern nicht die Familie woanders wohnt. "Nur im Bruckhausener Viertel sind wir hier, aber das geht vielen so, dat die gar nicht hier 1 rauskommen"(ebda.173). Baaken/Hoeppner schränken den Radius auf­grund ihrer Untersuchungsergebnisse noch weiter ein: "Soziales Verhalten, Kommunikation untereinander, sich wohlfühlen ist auf den allernächsten Umkreis beschränkt"(ebda. 187). Dort gibt es "Knotenpunkte" für soziale Netze. Da werden sie geknüpft, gepflegt und nicht selten auch zerrissen. Das sind die informellen Treffs, der Dartclub in der Kneipe, die Verkaufsstelle von Neckermann und natürlich der Nachbarschaftstreff.

Die andere Seite der Medaille ist die soziale Kontrolle. Interviewpartnerinnen beklagen, daß alles, was mar. erzählt, sofort in Bruckhausen "die Runde macht". Fast alles ist öffentlich. Privatheit existiert nur im kleinsten Rahmen, nämlich innerhalb der Partnerschaft. Besonders im Zusammenhang der Schwarzarbeit werden Erfahrungen mit nachbarschaftlicher Kontrolle und Denun­ziation gemacht. So erzählt ein Gesprächspartner, der verschiedene Aushilfs- und Renovierungsarbeiten erledigt:"Da war ich irgendwo am Arbeiten, haben se mich verpfiffen auf dem Sozialamt, daß ich da und da arbeite. Zum Beispiel hier beim Lattke Weihnachtsbäume verkaufen. Haben se mich verpfiffen" (Baaken/Hoeppner 1988,145). Da man ja selten herausbekommt, wer einen "verpfiffen" hat, entsteht ein Klima des Mißtrauens. Mobilität In allen unseren Untersuchungen - und auch die Beobachtungen aus der praktischen Arbeit bestätigen das - wird eine hohe Binnenfluk­tuation festgestellt. Wenige Familien ziehen aus Bruckhausen weg, eine große Zahl jedoch zieht innerhalb Bruckhausens um. Die Motive können sehr pragmatisch sein: mit einer neuen Adresse, die nicht so schnell bekannt wird, kann man Geldforderungen (Stromgebühren, Miete, Raten) vorerst entweichen. Der Wohnungswechsel kann aber auch als symbolischer Neubeginn gesehen werden: mit der neuen Woh­nung verbindet sich die Vorstellung eines neuen Anfangs und die Illussion eines sozialen Aufstiegs. Der Aktionsradius der Befragten im Stadtteil beträgt in der Regel nicht mehr als 200 Meter, sieht man von notwendigen Einkäufen und Behördengängen einmal ab. Hier ist annähernd alles zu erreichen. was wichtig ist: der Garten, der Supermarkt, Mutter und Großmut­ter, die Kneipe oder Trinkhalle, der Bekanntenkreis. Das Sich-Wohlfühlen ist auf diesen Radius begrenzt. Dies zu wissen, ist wichtig für die Planung von Gemeinwesenzen­tren; es impliziert eine deutliche Absage an zentrale Großein-

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richtungen zugunsten kleiner dezentraler Räume (Nachbarschaitsläden etc.). Viele derer, die nach Bruckhausen ziehen (müssen), betrachten das nur als ein Zwischenstadium ihres Lebensweges. Sie wollen den Stadtteil schnell wieder verlassen, aber nur ganz wenige schaffen das. Zum einen fehlt es am Geld für den Umzug. Der Umzug kostet ja nicht nur Transport und vielleicht eine Mietvorauszahlung. "Mit den Möbeln, die die hier haben, kann man nicht in eine bessere Ge­gend ziehen. Da heißt es doch Mensch, wer zieht denn da ein, guck dir mal die Möbel an. Tausend bis zweitausend Mark sind nötig, um Bruckhausen zu verlassen", so einer unserer Gesprächspartner aus dem Kreis der in Bruckhausen Sozial Tätigen (Rommelspacher/OelSchlägel, 1979,284).

Hinzu kommt eine Stigmatisierung von außen - Bruckhausen ist keine gute Adresse -, die es den Menschen schwer macht, den Stadtteil zu verlassen. Viele haben das Gefühl, weil sie in Bruckhausen leben, wird es schwerer, aus der Armut herauszukommen.Es gibt auch Belege dafür, daß das nicht nur ein Gefühl ist. Wir wissen von Bruck-hausener Familien, die an ihren neuen Wohnort keine Kontakte be­kamen und gern wieder zurückgezogen wären. Dieser erlebten Aus­grenzung von außen wird mit einem scheinbar selbstgewählten Rück­zug begegnet. Er führt in eine gemeinsame Lebenswelt, in der man/frau "wir" sagen kann. Die Vermutung liegt nahe, daß dieser tägliche Lebensraum, die nächste Nachbarschaft dem einzelnen eine sozialräumliche Identität ermöglichen und eine Abschirmungsfunk­tion nach außen haben.

Vom Umgang mit der Zeit Schon die Klassische Marienthal-Studie beschrieb den veränderter. Umgang mit Zeit als ein wichtiges Phänomen von Arbeitslosigkeit und Armut. Zeit ist genügend da. Aber: "Sie, die sich nicht mehr beeilen müssen, beginnen auch nichts mehr und gleiten allmählich ab aus einer geregelten Existenz ins Ungebundene und Leere. Kenn sie Rückschau halten über einen Abschnitt dieser freien Zeit, dann will ihnen nichts einfallen, was der Mühe wert wäre, erzählt zu werden"(Jahoda u.a. 1975,83).

Ähnliches haben wir in Bruckhausen beobachtet. Der Umfang des Hausarbeit bei den Frauen, sofern nicht viele Kinder da sind, reicht nicht aus, um die Zeit eines ganzen Tages zu füllen. Man muß sich die Strukturen des Tages selber setzen. Das ist offenbar nicht leicht. Sich unterhalten und Kaffeetrinken sind die Lücken­füller. Auch hier wird die Bedeutung des Kachbarschaftstreffs deutlich al5 Hilfe bei der Strukturierung von Zeit. Von Verlangsamung und Ereignislosigkeit berichten auch die Gesprä­che mit Frauen aus der Nachbarschaft. Man braucht sich nicht zu beeilen, weniges ist dringend. Resultate und Produkte, die die Leistungegesellschaft erwartet, erwartet sie von ihnen nicht. Bei arbeitslosen Männern sind Versuche zu beobachten, den Schein des Normalen, also den des Wechsels von Arbeit und Freizeit, auf­rechtzuerhalten. Sie gestalten ihre Schwarzarbeit wie ein Normal­arbeitsverhältnis - nur gelingt es ihnen oft nicht. Sie grenzen sich von denen ab, denen die Fähigkeit, ihre Zeit zu strukturie­ren, verlorengegangen ist, von denen, die den lieben langen Tag

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auf öffentlichen Plätzen sitzen oder vor Trinkhallen stehen, ihre Zeit verreden und verdösen und Bier trinken und die sie "Penner" schimpfen. Zur Bedeutung des Stadtteils für die Menschen Abschirmung Bruckhausen ist ein Versteck für Arme. Hier ist man unauffällig, weil so viele auffällig sind. Woanders würden so manche Verhal­tensweisen weniger toleriert. Indiz dafür ist nach einem unserer Gesprächspartner aus "Experteninterviews", die Beobachtung, daß aus Bruckhausen wenig Einweisungen in stationäre Behandlung wegen Alkoholismus kommen:"Das fällt nicht auf, das ist einfach so hier. Da ruft kein Nachbar an und sagt, holt den mal raus aus seiner Bude, das wird akzeptiert" (Rommelspacher/Oelschlägel 1989,383). Man kann in Bruckhausen Armut zeigen, ohne sonderlich diskrimi­niert zu werden. "In Bruckhausen lebt man als Gleicher unter Gleichen. Wenn man irgendwo isoliert wohnt, würde man viel schie­fer angeguckt. Hier können Menschen wenigstens normal über die Straße gehen. Woanders müßte man sich zurückziehen oder schämen", so ein anderer Interviewpartner (ebda.). Allerdings gibt es auch in Bruckhausen arme Menschen, die sich schämen und nicht zuletzt deshalb isoliert sind. Es sind dies die armen Alten, denen es an Möglichkeiten und Bereitschaft fehlt, Soziaihilfe und die Dienste karitativer Einrichtungen in Anspruch zu nehmen. Die Quartierseigenschaft, um die es hier geht, nennt Keim "Abschirmung". Sie führt dazu, daß Fersonen und Gruppen "sozial füreinander unsichtbar werden. Das kann innerhalb eines Wohnge­biets stattfinden; physische Nähe garantiert nicht soziale Bezie­hungen (vgl. aas Verhältnis Deutsche/Ausländer in Bruckhausen.Oe). Es findet eine gezielte soziale Selektion statt. Abschirmung be­wirkt örtliche soziale Bindungen und Abhängigkeiten sowie eine un­organisierte Form der Bearbeitung sozialer Probleme. Und sie führt offenbar zu erhöhter sozialer Kontrolle unter den Betroffenen samt den damit verbundenen Konflikten"(Keim 1979,129). Sozialräumliehe Identität Sozialräumliche Identität heißt, sich einem Ort oder einer sozia­len Gruppe zugehörig zu fühlen und - wie die Bruckhausener Nach­barn - "wir" sagen zu können. Wesentlicher Aspekt solcher Identi­tät ist die Sicherheit, gewonnen aus der Vertrautheit mit der Le­benswelt, mit Personen und Dingen, aus den Erfahrungen der Solida­rität. Dabei gilt - wie wir sahen - für das Armutsquartier, daß nicht nur Solidarität, sondern auch Konkurrenz und soziale Kon­trolle täglich erfahrbar sind. Aussagen aus Interviews von Annegret Baaken und Irene Hoeppner ("Ich bleib hier - hier is et schön") weisen darauf hin, daß sich viele Bewohnerinnen Bruckhausens mit ihrer unmittelbaren Umwelt identifizieren (vgl. Baaken/Hoeppner 1988). Diese Identifikation betrifft nicht den Stadtteil. "Unzureichende Infrastruktureinrich­tungen im Stadtteil, Verslumungsprozesse, kommunale Nichteinmi­schung wurden von allen Befragten nicht als Beeinträchtigung ihrer eigenen Lebenswelt genannt. Wahrgenommen und kritisiert wurde der Zustand des Hauses, in dem sie wohnen..."(ebda.,lß9). Sieht man den alltäglichen Verslumungsprozeß Bruckhausens, dann klingt eine

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Aussage "Hier ist es schön...1 schon verwunderlich. Dennoch ist sie typisch für sahireiche Gespräche mit Bruckhausenerlnnen, ebenso typisch, wie die heftige Ablehnung der - gelegentlich arg reißerischen - Berichterstattung über Bruckhausen in den Medien. "Der Schutz, den die Lebenswelt den einzelnen bietet, die Ressour­cen, auf die sie zurückgreifen können, die Sicherheit in der un­mittelbaren Nachbarschaft scheint den einzelnen so wichtig zu sein, daß die objektiven Befunde von Haus und Stadtteil in den Hintergrund treten"(ebda.). Sozialer Raum gewinnt Bedeutung als Symbol, mit dem die Menschen bestimmte Bedeutungen oder sich selbst identifizieren. "Hier bleibe ich - hier is et schön" ist Ausdruck der Tatsache, daß symbolische Identifikation mit dem Stadtteil oder anders definierten räumlichen Einheiten in dem Grad der Bindung daran zum Ausdruck kommt. Allerdings kann - in unserer Terminologie von Möglichkeiten und Behinderungen gesprochen - eine solche Bindung auch eine Behinderung hinsichtlich sozialer Mobilität darstellen, wenn sich jemand gar nicht mehr vorstellen kann, aus ßruclthausen wegzuziehen. Das verweist darauf, daß soziale Netzwerke eine zentrale Rolle für die Entstehung und Aurrechterhaltung der sozialen Identität haben, versteht man sie "als soziale Konfigurationen, in denen jene psy-chosozialen Unterstützungsressourcen bezogen werden, die iür die produktive Auseinandersetzung und Bewältigung von alltäglichen Be­lastungen und Krisen erforderlich sind"(Keupp 1988,138). Periferisierung der Kultur - Kultur der Armut? Gerade im Zusammenhang der Diskussion um sozialräumliche Identität werden Überlegungen zur Kultur wichtig, ist sie doch als wesentli­cher identifikativer Bestandteil von Lebenswelt anzusehen. Zu fra­gen ist, ob in entwickelten Armenviertein vom Identifikationsange­bot einer 'Kultur der Armut' gesprocher. werden kann, die einen Rahmen liefert für die Lebenspraxis der Menschen, durch den ihr Fühlen, Denken, Werten und Handeln bedingt wird. Identität ensteht so auch durch die bewußte Herausstellung von Besonderheiten, die von allgemeinen gesellschaftlichen Normen abweichen: spezifische Verhaltens- und Verarbeitungsmuster, Symbole und Lebensformen. Dann wäre 'Kultur' der Armut' eine Form der Identitätsbildung, nämlich "das schöpferische, abwartende, rebellische, mit sich selbst beschäftigte, auch verzweifelte Sich-Einrichten in den Strukturen des Kapitalismus"(Kühn/Preis 1979,55). Beeindruckt und beeinflußt von Oscar Lewis haben in den 7oer Jahren deutsche Autoren die Lebenswelten der Obdachlosenghettos unter dem Blickwinkel "Kultur der Armut" untersucht (Hess/Mechler 1973; Kühn/Preis 1979; Preußer 1976 und 1989) und dort "Züge einer subkulturellen Selbständigkeit" (Hess/Mechler 1973,184) gefunden. Bedingungen dafür waren die ausgeprägte Ghettosituation, die starke Familienorientierung (Clans) der über mehrere Generationen und mit mehreren Generationen dort lebenden Menschen und deren relativ große soziale Homogenität. In Bruckhausen sehen diese Bedingungen anders aus: in der Regel lebt die erste Generation der armen Leute in Bruckhausen, viele von ihnen sind al leistehetid oder leben in unvollständigen Familien. Die Fluktuation - zumindest innerhalb Bruckhausens - ist groß, ebenso die sozialen Differenzierungen innerhalb cer Armenbevölkerung Bruckhausens. Hinzu kommt cie Dominanz einer sozial und kulturell homogeneren türkischen Bevölkerung. Dies alles läßt Zweifel aufkommen, in

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Bruckhausen von einer "Kultur der Armut" zu sprechen. Vielleicht ist es eine Perspektive für den Stadtteil. Davon und von der Tatsache ausgenend, daß Bruckhausen und seine Lebenswelten kein Mikrokosmos sind, sondern die Einflüsse der Gesellschaft u.a. durch Politik und Medien kräftig in den Stadtteil hineinwirken, vertreten Boettner/Tobias eine andere Auffassung: "Vor dem Hintergrund der modernen Gesellschaft und ihrer Kultur, die durch große Alltagsmobilität, große Freiheitsgrade bei der Wahl der Freizeit- und Konsumpräterenzen, überhaupt des Lebens­stils, sowie durch segmentäre (auf einzelne Lebensbereiche be­schränkt) Sozialkontakte und freizeitbezogene Gemeinschaften (Lebensstilszenen) gekennzeichnet ist, erscheint die geringe Mo­bilität und die enge soziale Kontrolle in einem überschaubaren so­zialen Kreis als Ausdruck einer weitgehenden kulturellen Periphe-risierung.."(Boettner/Tobias 1989,103). 3.Kurze Anmerkung zum Thema Soziokultur und Gemeinwesenarbeit Soziokulturelle Arbeit ist ein Feld, wo sich Kulturarbeit, künstlerische Tätigkeit und soziale Arbeit verschränken. Elemente solcher Arbeit sind: * Ermöglichung kultureller Aneignungs- und Ausdrucksformen (nicht nur) benachteiligter und ausgegrenzter Bevölkerungsgruppen * Demokratisierung der öffentlich geförderten Kulturpflege * Reaktivierung von Handlungspotential in der alltäglichen Umgebung, d.h. aktive Veränderung und Politisierung kommunaler Mi 1ieus " Verstärkung der Selbsthilfefähigkeit nicht durch Erziehung und Therapie, sondern durch kulturelle Praxis * Herstellung eines anregungsreichen kulturellen Milieus; das ist eine Umgebung, in der die Begegnung mit Künsten und anderen kulturellen Formen in vielfältiger Weise möglich wird.

Seitens der Sozialarbeit gibt es viele Entwicklungsstränge, die sich dieser soziokulturellen Arbeit annähern. Sehen Sie die Zielvorstellungen von Gemeinwesenarbeit, so werden Sie verstehen, daß ich die Unterscheidung von soziokultureller Arbeit und Gemeinwesenarbeit für zweitrangig halte und hier nicht treffe: Ziele von GWA: * Herstellung von Handlungszusammenhängen, innerhalb derer die Menschen eine solidarische, genußreiche Lebenspraxis entwickeln und politisch handeln lernen, besonders wenn es ihnen aufgrund ihrer Lebensbedingungen und ihrer Lebensgeschichte sehr schwer fällt * Anleitung zur Aneignung, indem eben diese Menschen es lernen, die Entfremdung zu sich selbst in ihrer eigenen Geschichte aufzuarbeiten, durch schöpferische Tätigkeiten abzubauen und zu neuem Selbstbewußtsein zu gelangen.

4. Soziokulturelle Arbeit in armen Stadtteilen: das Beispiel Bruckhausen Der Nachbarschaftstreff

19B5 gründeten Bruckhausener Bürger, Studenten der Universität Duisburg und in Bruckhausen tätige Angehörige sozialer Berufe

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einen Verein, der eine alte Forderung der Bürgerinitiative wieder aufleben lassen wollte, die Forderung nach einem Bürgerhaus. Alle Versuche, die Stadt Duisburg oder einen Freien Träger zur Errich­tung eines solchen Zentrums zu bewegen, schlugen fehl. Die Initia­toren mußten feststellen, daß nichts geschehen würde, wenn sie es nicht selbst anpacken. So wurde mit viel Optimismus ein Laden mit­ten in Brucfchausen gemietet. Das Geld kämm durch Kitgliedsbeiträge des inzwischen gewachsenen Vereins und durch Spenden zusammen. Vom gemeinsamen Renovieren sprechen heute noch alle, die damals mitge­macht haben. Im Mai 1987 wurde der Laden mit einem großen Fest er­öffnet.

Der Verein wird getragen von mehr als achtzig Mitgliedern, von denen ca. die Hälfte in Bruckhausen wohnt. Etwa 15 - 25 Mitglieder gehören zu den Aktiven, die sich wöchentlich im Plenum treffen. Bis Februar 1969 geschah alle Arbeit des Vereins ehrenamtlich -bis auf eine Ausnahme: das Cafe. Das Cafe als offener Arbeitsbe­reich ist täglich - außer an den Wochenenden - von 9.00 bis 16.30 geöffnet; am Dienstag Vormittag nur für Frauen. Hier kommen die Nachbarn und plaudern, und hier wird bei einer Tasse Kattee man­ches Problem beraten und auch gelöst. Nach unserer Erfahrung fin­det so mehr Beratung statt als bei festen Spx-echstundenterminen einer Sozialhilfeberatung. Das Cate wird - jährlich wechselnd -von einer arbeitslosen Nachbarin betreut, die aus dem Programm "Arbeit statt Sozialhilfe" bezahlt wird. Daneben gibt es Sprach­kurse (z.Zt. lernen einige Frauen aus der Nachbarschaft Englisch) und Gruppen, die sich um ihre Probleme zusammenfinden, zum Bei­spiel, weil sie nicht mehr trinken wollen oder weil sie abnehmen wollen. Es gibt auch Gruppen, die sich um ihr Vergnügen scharen und z.B. gemeinsam allerlei Spiele spielen. So wurde neulich im Nachbarschaitstreif die Erste Bruckhausener Schachmeisterschaft ausgetragen.

Ein "Stammtisch" rutt die Aktiven im Stadtteil zusammen. Hier wer­den aktuelle Probleme diskutiert( so das hohe Abschneiden der Re­publikaner bei der Europawahl, der geplante Häuserabriß oder die medizinische und psychosoziale Unterversorgung für Kinder in Bruckhausen) und notwendige politische Schritte - möglichst ge­meinsam mit anderen Gruppen und Trägern - beschlossen. Beispiel dafür ist der erfolgreiche Kampf Bruckhausener Eltern, unterstützt vom Nachbarschaftstreff, um den Erhalt einer nahegelegenen Soncer-schule.

Der Nachbarschaftstreff macht auch neben den großen Ereignissen wie dem jährlichen Nachbarschaftsfest behutsam kulturelle Ange­bote: Lesungen, kleine Konzerte, Ausstellungen. Hier liegen noch ungenützte Möglichkeiten des Vereins.

Die Aufgaben sind gewachsen, und neue Projekte wurden in Angriff genommen. Dafür mußten auch weitere Räume angemietet werden. Seit Februar sind beim Nachbarscheftstreff acht ABM-Mitarbeiterlnnen beschäftigt, deren Zeit allerdings bald abgelaufen ist. Mit zwei neuen Mitarbeiterinnen wird die Arbeit fortgeführt. Da ist zum Beispiel die Nachbarschaftsküche. Gemeinsames Kochen soll Frauen - es gibt viele Alleinerziehende in Bruckhausen - Er­leichterung im Haushalt bringer., aber auch Gelegenheit bieten, ge­meinsam über Ernährung nachzudenken. Leider muß aus finanziellen Gründen das Projekt zum Jahresende auslaufen. Dafür wird das Cafe

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mit zwei Mitarbeiterinnen weitergeführt und bietet dann auch einen Mittagsimbiß an.

Die Nachbarschaftswerkstatt will Hilfe zur Selbsthilfe im hand­werklichen Bereich anbieten. Für kleinere Reparaturen soll Hand­werkszeug und Know-how zur Verfügung gestellt werden. Aber es gibt auch tätige Helfer, die da, wo es notwendig ist, zupacken: die Heinzelmännchen von Bruckhausen. Auch für dieses Projekt läuft die ABM-Finanzierung demnächst aus. Die drei betroffenen Männer pianen aber mit Hilfe des Nachbarschaftstreffs den Sprung in die Selb­ständigkeit.

Schließlich bereiten wir eine Nachbarschaftszeitung vor. Eine Nullnummer der "Flüstertüte" ist bereits in einer deutschen und einer türkischen Ausgabe erschienen, Sie soll - wie andere Medien­vorhaben (Videoproduktionen, Teilnahme am lokalen Rundtunkpro-gramm) auch - das Selbstbewußtsein der Bruckhausenerlnnen, ihr Wir-Gefühl und die Identität im Stadtteil fördern. Sie soll aber nicht nur für die Bruckhausenerlnnen gemacht werden, sondern mit und von ihnen, gemacht werden

Veraligemeinerungen Soziokulturelle und gemeinwesenorientierte Arbeit als nützliche Dienstleistung Die Möglichkeiten und Behinderungen, die der Stadtteil für seine Bewohner "bereithält", sind gebunden an Ressourcen, die den Bewohnern in unterschiedlicher Weise zugänglich sind". Ressourcen werden hier verstanden als "private und öffentliche Güter..., die die Lebenschancen von Personen zusätzlich zu ihrem Einkommen beeinflussen"(Franz 1989,22). Solche Ressourcen können Infra­strukturausstattungen, soziale Dienstleistungen, irommateriel le Werte, wie der Ruf eines Stadtteils sein. Sie sind Gegenstand der GWA und soziokulturel ler Arbeit, wenn es ihr darum geht, Handlungsspielräume für die Bewohner im Stadtteil zu schaffen und zu erweitern. Je ärmer die Menschen sind, desto mehr wird der Stadtteil ihr ausschließlicher Lebensbereich. Armut zu kompensieren, prägt den unmittelbaren Lebenszusammenhang im Quartier, die Menschen sind sehr mit überleben beschäftigt. Gemeinwesenarbeit hat zu fragen, inwieweit die Quartiere eine Mobilisierung der Ressourcen ermöglichen. Damit ändert sie ihren klassischen Blickwinkel der 70er Jahre: Organisierung und Emanzipation sind nicht mehr die abstrakten, von den konkreten Personen losgelösten Ziele des Gemeinwesenarbeiters, sondern es geht um die Einwirkung auf die direkte Lebensumwelt der Betroffenen, damit sie in ihr mehr als nur überleben können. Zunächst geht es um die Erweiterung der je individuellen Handlungsfähigkeit, das heißt ganz einfach, es geht darum, daß die Menschen mit ihren Lebensumständen besser klarkommen.

Es ist eine Erfahrung unserer Arbeit und Ergebnis noch unveröffentlichter Interviews: arme Menschen beurteilen mehr (oder offener) als andere soziale Arbeit, Einrichtungen wie den Nachbarschattstref f und vor allem auch die Menschen, die dort arbeiten, nach dem Nutzen, den sie von ihnen haben oder zu haben glauben. Es soll nicht nur geredet werden, sondern es soll auch

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"etwas herauskommen". Sehen die Betroffenen für sich keinen solchen Nutzen, bleiben sie weg. Gemeinwesenorientierte und soziokulturelle Arbeit in armen Stadtteilen muß also nützliche Dienstleistungen anbieten, etwa:

Bereitstellen von materiellen Ressourcen: Räume, Trödel, billiges Mittagessen, Fahrten zu Ämtern... - Bereitstellen von personellen Ressourcen: Beratung, Betreuung, Qualifizierung, anwaltliche Tätigkeit, Zuhören, Zeit haben... - Autbau bewohnerorientierter Infrastruktur, innerhalb derer die Menschen informelle Sozialbezüge aufnehmen und sich dann auch in Gruppen organisieren können - Bereitstellen von freien Orten, wo die Menschen ihre Bedürfnisse leben können, wo sie z.B. nicht sanktioniert werden, wenn sie sich mal 'daneben' benehmen - Herstellung, Stützung und Erweiterung von sozialen Netzen und Stützsystemen im Quartier

Hilf» hpi der Problemverötfentlichung, sowohl individuell als auch kollektiv. Viele Menschen müssen erst wieder neu lernen, daß man Probleme, mit denen man allein nicht fertig wird, haben und aussprechen darf.

Von besonderer Wichtigkeit ist die Ressource Netzwerk. "Hier wird emotionale Unterstützung geleistet, hier gewinne ich mein Selbstwertgefühl, hier beziehe ich praktische" Alltagshilfe. Für alle denkbaren Probleme, von der Schwangerschaft bis zum Verlust einer wichtigen Vertrauensperson, von der Arbeitslosigkeit bis zu schweren körperlicher. Krankheiten, gibt es beweiskräitige Befunde, daß Verfügbarkeit und Qualität von Hilfe und Unterstützung aus dem eigenen Beziehungsnetz entscheidend dafür sind, wie wir mit einem solchen Problem zurechtkommen"(Keupp 1990,172). Der Nachbarschaftstreff in Bruckhausen leistet dies vor allem im Nachbarschaftscafe. Dort ist Gelegenheit, ohne Zwang und Formali­täten am sozialen Netz zu stricken. Von dort aus kann man die Selbsthi1tegruppen kennenlernen, die ein stabileres Netz darstellen, und man kann Sozialarbeiter kennen lernen, die ohne den Zwang des fürsorgerischen Eingreifenmüssens "kontinuierlich anwesend sind und bei Bedarf angesprochen werden können. Zu ihnen können die Caiebesucher ein Vertrauensverhältnis aufbauen, wenn sie es wollen, können ihren Rat, ggf. ihre Hilfe und auch ihre kräftige Kritik in Anspruch nehmen. Ein ganz wesentlicher Aspekt ist das Bereitstellen von Arbeitsplätzen über "Arbeit statt Sozialhilfe" und ABM. Es hat das Ansehen des Nachbarschaftstretfs im Stadtteil und seine Verankerung in der Nachbarschaft außerordentlich gefördert, daß er im Cafe, in der Nachbarschaftsküche und in der Werkstatt sechs langzeitarbeitslosen Menschen aus dem Stadtteil wenigstens für eine begrenzte Zeit eine tariflich bezahlte Arbeit zur Verfügung stellen konnte. Wichtiger noch: für die materielle und psychische Situation dieser Menschen bedeutete dieser Arbeitsplatz eine große Hilfe. Sie konnten ihre finanzielle Situation konsolidieren und treten jetzt auch im Blick auf das im Nachbarschaftstretf von ihnen Geleistete mit neuem Selbstbewußtsein und Selbstvertrauen auf. Obwohl ihre eigene Maßnahme abgelaufen ist. drängen sie den Nachbarschaftstretf, neue Projekte - im Gespräch ist Recycling -

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in Angriff zu nehmen, damit weitere Nachbarinnen auch einen Arbeitsplatz bekommen können, wobei gerade für Langzeitarbeitsiose eine Arbeit in der vertrauten Umgebung günstig ist. Neben der Bereitsteilung von Ressourcen für die eher individuelle Lebensbewältigung im Alltag geht es aber auch um Ressourcen, die gemeinsame politische Aktivitäten erleichtern "Im Hinblick auf die Mobilisierung von Stadtteilbewohnern können solche Ressourcen standortgebunden sein (Versammlungsräume, existierende Organisationen, politische Traditionen im Stadtteil), sie können aber auch als individuelle Merkmale auttreten, z.B. wenn Personen Fähigkeiten zur politischen Führung aufweisen, eine intime Kenntnis der lokalen politischen Strukturen besitzen oder bereit sind, eigene finazielie Mittel für die Verfolgung politischer Ziele einzusetzen"(Franz 1989,12o) oder einzuwerben. Hier liegt eine wichtige Funktion von soziokulturellen Zentren und ihren Kitarbeitern. Sie können die zaghaften Artikulations- und Aktionsversuche im Stadtteil stützen, nicht, indem sie sich an die Spitz© stellen — was sicher sehr vprführpri unh ist — sonriern indem sie die eben genannten Ressourcen möglichst unauffällig zur Verfügung stellen. Solche Anlaufstellen, wie der Nach-barschaftstreft in Bruckhausen, erleichtern gerade Menschen im Armutsviertel den Zugang zu kollektiven Formen politischen Handelns und machen sie damit unabhängiger von ihren individuellen Ressourcen (Mut, Selbstbewußtsein, Iniormationen....). Das Netzwerk, das von einem solchen Zentrum aus geknüpft wird, zu informellen Führern im Quartier, zu Bündnispartnern - außerhalb des Stadtteils, zu vielen Bewohnern, die zwar nicht regelmäßig kommen, aber doch für diese oder jene Frage zu interessieren sind, ist eine wichtige Ressource für politisches Handeln im Stadtteil. Aktionen, wie der erfolgreiche Kampf um den Erhalt der Sonderschule in Bruckhausen, lassen Hinweise auf ein solches Netzwerk zu, das sicher nicht identisch ist mit dem Netzwerk der Menschen, und für dessen Vorhandensein die fünfzehnjährige Tradition der Bürgerinitiative Bruckhausen eine Rolle spielt, auch wenn diese faktisch nicht mehr existiert. Auch ein Ergebnis dieses Kapitels und unserer Erfahrungen ist: - wichtig für soziokulturelle Arbeit in Armutsquartieren ist ein offenes Angebot mit niedrigen Zugangsschwellen (räumlich, preislich, vom Klima her....), in dem aber Angebote, die man/trau nutzen kann, erkennbar sind

skeptisch sind wir gegenüber großen Einrichtungen, wie es manche, besonders kommunale Bürgerhäuser sind. Sie sind für Nutzer unübersichtlich, die Schwellenangst ist größer, die Einflußmöglichkeiten der Besucher eher formalisiert. Ihre zentrale Lage entspricht nicht der geringen Mobilität der Leute, deshalb werden sie auch oft - was durchaus legitim ist - zu Zentren für die Scene einer Stadt.

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Erweiterung der Handlungsspielräume: Aktivierung Aktivierung war "schon immer" das Schlagwort der GWA und auch in der soziokulturellen Arbeit war der Sachverhalt, wenn auch nicht unter dem Begriff imir:er Gegenstand der Diskussionen. In den frühen 7oer Jahren baute das Aktivierungskonzept der GWA auf der Hypothese auf: wenn die Menschen erst einmal ihre Lage bewußt wahrgenommen und ihre (objektiven) Interessen erkannt haben, dann werden sie auch aktiv für deren Durchsetzung eintreten. Entsprechend war Aktivierung Aufklärungsarbeit und Bewußtseinsbil­dung: den Menschen seilten ihre Probleme bewußt gemacht werden. Es gehört zu den Enttäuschungen vieler Gemeinwesenarbeiter - gerade in den Ghettos der Armen -, daß die Praxis diese Annahme vehement widerlegte. Es miß wohl mehr dazukommen als die Problemwahrnehmung, die wir bei den 'Betroffenen' ohnehin leicht unterschätzen, um Menschen zu individuellem und kollektiven Handeln zu 'aktivieren'. Nicht selten führt. HIPCP Fnttäusehung dazu, die Ursachen in der Passivität der Menschen zu sehen, mehr noch, Passivität ihnen als Eigenschaft zuzuschreiben. Gerade das Konzept "Kultur der Armut" hat eine große Affinität zu dieser Sichtweise "Die Auffassung von politischer Inaktivität als Ausdruck einer allgemeinen resignativen. apathischen Haltung wird dort verstärkt vertreten, wo bestehende Mißstände und deprivierte Lebenslagen besonders deutlich ins Auge springen und von außen kommende Beobachter politische Aktionen zur Überwindung als besonders vorrangig ansehen"(Franz 1989,195). Unsere Erfahrungen und Untersuchungen legen dagegen nahe, daß auch die beklagte Inaktivität armer Leute durchaus auf mehr oder weniger bewußten Entscheidungen beruht. Sie bestätigen soziologische Theorien, die besagen, "daß Menschen sich nur dann in kollektiven Aktionen engagieren, wenn sie nach einem Vergleich mit den zu erwartenden Kosten und Nutzen denkbarer Handlungs­alternativen zu dem Schluß kommen, daß diese Art und Handlung ausreichenden Gewinn verspricht" (ebda. , 1.16) Dabei steht auf der Kostenseite die nicht selten aus Erfahrunegn gewonnene Angst ver Sanktionen und vor Mißerfolgen, die Einschätzung, daS die Aktion so unmittelbar mit ihnen nichts zu tun habe; auf der Nutzenseite - oft ebenfalls durch Erfahrungen gestützt - der zu erwartende Erfolg, das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer aktiven Gruppe, die Anerkennung anderer, nicht selten be­deutungsvoller Menschen. Das heißt: gerade im kollektiven Charakter der Aktion liegt ihr besonderer Anreiz. Das soziale Klima in Armutsstadtteilen - es war gerade schon die Rede davon - beeinflußt die Kostenseite und stellt eine Behinderung für Aktivierung dar. Die Menschen wohnen hier eher gezwungenermaßen als freiwillig. Viele unserer Ge­sprächspartnerinnen im Stadtteil sagten uns in Verkennung ihrer Situation, sie zögen ohnehin bald wieder aus Bruckhausen weg. Von daher sehen sie keinen Nutzen, sich selbst für die Veränderung der Situation des Stadtteils einzusetzen. Die Kontakte unter den Nachbarn sind zwar relativ intensiv, andererseits auch konf1iktgeladen, in Bezug auf Informationen redundant und sehr stark auf das private Leben bezogen (Kiatsch). Dabei ist eine

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wichtige Voraussetzung für Aktivierung ein gewisser Grad an Informiertheit über das öffentliche Leben des Stadtteils und den Ablaut politischer Prosesse. Soziale Kontrolle läßt den Nutzen politischer Aktivität fragwürdig erscheinen, wenn beispielweise Nachbarn verächtlich fragen:" Wie - da machst Du mit?1' Die Umwelt ist den meisten Bewohnerinnen so vertraut, .daß sie ihre Beschaffenheit als selbstverständlich hinnehmen und kaum dazu kommen, alternative Vorstellungen dazu zu entwickeln. In dieser vertrauten Lebenswelt haben sie Routinen entwickelt, deren Störung Angst auslöst. So erscheint 'Passivität' für sie in aktuellen Situationen durchaus rational. Wer sich die Aufgabe cer Aktivierung stellt, muß dies berück­sichtigen. Da helfen Appelle an die Verantwortung für den Stadtteil oder Hinweise auf dessen Probleme wenig; es geht darum, Einfluß auf die Kosten-Nutzen-Analyse der Menschen zu nehmen. So bringt der Nachbarschaftstreff mit seinen ehrenamtlichen Mitarbeitern von außerhalb Bruckhausens und den hauptamtlichen Sozialpädagogen Personen in die Prozesse ein, die die Bewohnerinnen mit alternativen Handlungsentwürfen konfrontieren. Durch ihre weiteren Netzwerkbeziehungen über den Stadtteil hinaus können sie zusätzliche Informationen zur Verfügung stellen. Sie erleichtern den Zugang zu Öffentlichen Medien und politischen Instanzen ebenso wie die Suche nach Bündnispartnern. Die Teilnahme von Besucherinnen des Nachbarschaftstreffs an Stadtteilfesten von Projekten in anderen Städten, Besichtigungsfahrten des Handwerkerprojekts zu alternativen Betrieben, aber auch Besuche anderer Projekte bei uns, die den Bewohnerinnen die Erfahrung vermitteln, daß man auch von ihnen und Bruckhausen etwas lernen kann, haben deutlich motivierende Wirkung und schlagen auf der Nutzenseite der Erwägungen kräftig zu Buche. Wichtig ist vor allem, die Bewohnerinnen nicht in Aktionen zu manipulieren, die von ihren unmittelbaren Interessen zu weit entfernt sind. Sie werden sich schnell aus der Aktivität verabschieden, bei der sie vielleicht dem Sozialarbeiter zuliebe mitgemacht haben. So haben Planungsprozesse (z.B. Abrißpläne für Randbezirke Brucknausens), deren Auswirkungen in zeitlicher Ferne liegen oder nicht unmittelbar eingeschätzt werden können, keine Chance, Anlaß für Aktivierungen zu sein. Wichtiger Faktor der Kosten-Nutzen-Analyse und damit der Entscheidung, aktiv zu werden, ist auch die Ein- und manchmal Unterschätzung der eigenen Kompetenz. Ein Beispiel, das das verdeutlicht, stammt aus der Öffentlichkeitsarbeit des Nachbarschaftstreffs: das Vorhaben einer Stadttei1 Zeitung mußte nach der durchaus gelungenen Null-Nummer vorerst aufgegeben werden, weil sie drohte, eine Zeitung von 'Profis* und Studenten für den Stadtteil zu werden. Der Umgang mit Texten, das Schreibenmüssen, und dann noch termingebunden, war wohl eine Überforderung. Zeit und Anleitung, das zu lernen, war kaum vorhan­den, weil sich kein hauptamtlicher Mitarbeiter des Projektes annehmen konnte. Jetzt arbeitet eine Gruppe Bewohnerinnen engagiert und kontinuierlich und mit großer Spaß ( ein wichtiger Nutzen-Faktorl!) an einer Sendung für "Radio Duisburg". Das lästige Schreiben entfällt, die Gruppe wird von einem hauptamtlichen Mitarbeiter betreut. Kompetenzerfahrungen können

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bei jedem Interview, bei jeder Musikeinspielung gemacht und erweitert werden. Ich schließe die lückenhaften Notizen zum Thema 'Aktivierung' ab mit dem Hinweis, daß Aktivierung, die Entscheidung zum politischen Handeln, "in der Regel nicht eine einmalige Handlung, sondern eine Sequenz aufeinanderbezogener Handlungen beinhaltet"(ebda.,119). Das bedeutet, daß immer wieder Angebote zur Aktivierung gemacht werden müssen und das Scheitern erster Versuche nichts über den Erfolg langfristiger Ansätze aussagt. GWA und soziokulturelle Arbeit brauchen den langen Atem. Anleitung zur Aneignung: soziale Kulturarbeit Kulturarbeit ist Bestandteil der Arbeit des Nachbarschattstreffs. Wir haben unsere Arbeit als studentische Projektarbeit 1983/84 in Bruckhausen angefangen nit einem Erzählkreis zur Stadtteilgeschichte, der zu einer viel besuchten Ausstellung führte. Nachbarschattsteste und der jährliche "Bruckhausen-Ka.lend.er" gehüren dazu, ebenso Kurse (Patchwork, Englisch) und der wöchentliche Spieleabend. Wir haben eine Bruckhausner Rocknacht veranstaltet und das 1. Bruckhausener Schachturnier, eine Videoproduktion über Bruckhausen ist im Nachbarschaftstreff entstanden, bald wird die erste von Bewohnerinnen gemachte Radio­sendung über den Äther gehen. Dennoch bin ich der Auffassung, daß dies eher beiläufig und wenig reflektiert geschieht, und daß hier Diskussions- und Handlungsbedart - vorliegt. Es ist in Gemeinwe-senprojekten und nach dem Arbeitsprinzip GWA vergehenden Arbeitsbereichen vielfach der Fall, daß sie "kulturelle Sozialarbeit" betreiben (vgl. Treptow 1986), d.h. aesthetische Ausdrucksiormen benutzen, um bestimmte Ziele damit zu erreichen: Kinder malen, um Konzentrationsschwierigkeiten und damit verbundene Lernstörungen zu überwinden; Straßentheater will bestimmte aufklärerische Inhalte vermitteln etc.. Kulturarbeit in der GWA soll aber darüber hinausgehen.

Wir gehen davon aus, daß Menschen in allen Schichten kulturelle Aneignungs- und Ausdrucksbedürfnisse haben, die in unserer Arbeit zur Geltung gebracht und erfüllt werden sollen, Kultur ist kein vom alltäglichen Leben getrenntes Phänomen, sie gehört in den Zusammenhang der Gestaltung von Lebensverhältnissen. Elemente sozialer Kulturarbeit im Gemeinwesen, auch und gerade im Armutsquart i er, s i nd:

Ermöglichung kultureller Aneignungs- und Ausdrucksformen benachteiligter und ausgegrenzter Bevölkerungsgruppen - Verstärkung der Selbsthilfefähigkeit nicht durch Erziehung und Therapie, sondern über kulturelle Praxis, d.h. nicht an Defiziten sondern an Potentialen ansetzend, also über die Beeinflussung soziokultureller Lebensformen und soziaistruktureller Bedingungen.

Das bedeutet Ansätze auf verschiedenen Ebenen. Hier nur einige Notizen dazu: Soziale Kulturarbeit soll die Genußfähigkeit erweitern, auch dadurch, daß sie den Menschen Kunst nahebringt. Kunstgenuß ist auch etwas für arme Menschen. Wir vergessen das leicht und billigen ihnen Kunstsurrogate zu. Hier geht es darum, den Menschen die Kunst nahe zu bringen. Nicht sie müssen ins Theater. Konzert,

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Museum gehen, sondern Theater, Konzert und Ausstellungen müssen in den Stadtteil kommen. Es geht dabei darum, Schwellenängste zu vermindern. Es müssen Gelegenheiten geschalten werden, Kulturkonsum als gemeinsames Erlebnis zu organisieren, z.B. ein kleines Kulturprogramm (Dichterlesung, Kammerkonzert) innerhalb einer Mitgliederversammlung. Es muß deutlich werden, Kunst zu kon­sumieren ist nicht eine von mir geforderte Leistung ("ich versteh1 das ja sowieso nicht!"), sondern ein Angebot zum Genuß. Kultur nahebringen heißt aber auch Beratung und Anregung, um kulturelle Angebote wahrnehmen zu können. Dies könnte durch den direkten Kontakt zum Künstler geschehen, z.B. wenn man ihm bei der Arbeit zusehen kann.

Soziale Kulturarbeit - und darüber ist genug geschrieben worden -bedeutet aber auch das Ermöglichen von ästhetischer und kultureller Eigenproduktion. Dazu müssen ihnen Möglichkeiten zur Verfügung gestellt werden: "- räumliche, um entsprechende Angebote wahrnehmen und Ideen vergegenständlichen zu können; - zeitliche, um kulturelle Aneignungs- und AuRriruckstätigkeit von Störungen zu entlasten; - gegenständliche, um Material, Instrumente und Medien zum Mittel für kulturelle Produktivität zur Verfügung zu haben;

personelle, um professionelle oder ehrenamtliche Beratung, Anregung und Strukturierungshiifen in Anspruch nehmen zu können"(Treptow 1988,83). Es geht auch um die Veränderung der politischen Kultur durch die Gemeinwesenarbeit. Unsere Umgangsformen im Plenum miteinander, die Leitbilder politischen Handelns, mit denen sich Betroffene identifizieren können z.B. Solidarität statt Konkurrenz. Argumentieren statt Muskeln spielen lassen, sind ein Teil der sozialen Kulturarbeit, dem wir noch viel zu wenig Aufmerksamkeit schenken. Insgesamt ist das Ziel die Herstellung eines "anregungsreichen, lebendigen kulturellen Milieus" (Kramer 1986, 76), d.h. "Räume und Gelegenheiten schaffer., damit sich Menschen begegnen können und ihre Interessen auch mit künstlerischen und kulturellen Mitteln zum Ausdruck bringen Können, Räume, in denen es möglich ist, ohne pädagogischen Zeigefinger und Leistungsdruck künstlerische und kultureile Angebote wahrzunehmen und neue Lebens- und Umgangs­formen, "die sowohl die Freude am anderen als auch die Hilfe für den anderen ins Zentrum von 'Tätigsein' rücken",(Glaser 1999,71) auszuprobieren. Literatur: Anna M. Baaken/Irene Hoeppner:"Ich bleib hier - hier is et schön". Soziographie des Hauses Schulstr.52 in Duisburg-Bruckhausen. Diplomarbeit Uni Duisburg 1988 Johannes Boettner/Getrud Tobias: Alltägliche Lebensbedingungen und Armut in Bruckhausen. Unveröff. Zwischenbericht. Duisburg 1989 (hekt.Man.)

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Peter Franz: Stadtteilentwicklung von unten. Zur Dynamik und Beeinflußbarkeit ungeplanter Veränderungsprozesse auf Stadtteilebene, Basel, Boston, 3erlin: 1989 (Stadtforschung aktuell, 21) Hermann Glaser: Die Zukunft der Arbeitsgesellschait. Topoi einer neuen Kulturlandschaft, in: Woltgang Lipp (Hrsg.): Kulturpolitik. Berlin 1989,63-76

Henner Hess/Achim Mechler: Ghet-o ohne Mauern. Ein Bericht aus der Unterschicht. Frankfurt/M. 1972 Marie Jahoda/Paul F.Lazarsfeid/Hans Zeisel: Die Arbeitslosen von Marienthal. Ein soziographischer Versuch. Frankfurt/M. 1975 (Erstauflage Leipzig 1933) Klaus Dieter Keim: Milieu in der Stadt. Ein Konzept zur Analyse älterer Wohnquartiere. Stuttgart 1979 Heiner Keupp: Kiskante Chancen. Das Subjekt zwischen Psychokultur und Selbstorganisation. Sozialpsychologische Studien. Heidelberg 1988 Heiner Keupp: Gemeindepsychologie: Alternative zum Fsychokult? in: Neue Praxis 20/1990/2/168-177 Dieter Kramer: Zum Kulturbegrif: der öffentlichen Kulturarbeit, in: Sebastian Müller-Rolli (Hrsg.); Kulturpädagogik und Kulturarbeit. Grundlagen, Praxisfelder, Ausbildungen. Weinheim; München 1988, 65-79 Michael Krummacher: Armut und kommunale Sozialpolitik im Ruhrgebiet - das Eeispiel Bochum, in: Breckner /Heinelt u.a.: Armut im Reichtum. Bochum 1989, 231-273 Max Kühn/Michael Preis: Widerstand aus der Hinterwelt. 3erlin 1979

Siegfried Müller/Ulrich Otto: Sozialhilfe neu geregelt, Bente gesichert - die Armut geht weiter in: Neue Praxis 20/1990/3/220 -23o Dieter Oelschlägel:"Ich bleib hier - hier is et schön". Duisburg-Bruckhausen: Aspekte von sozialräumlicher Identität und Gemeinwesenarbeit in einem Armutsstadtteil in: sozial extra 1990/7-B/22-23

Norbert Preußer: Dreizehn Thesen zur Neuorganisation Sozialer Dienste, in: Dieter Oelschlägel (Hrsg.): Praxis. Probleme. Trends. Jahrbuch GWA 1. München 1984, 64-77 Norbert Preußer: Not macht erfinderisch. Überlebensstrategien der Armutsbevölkerung in Deutschland seit 1B07. München u.a. 1989 Thomas Romme 1spacher/Dieter Oelschlägel: Armut im Ruhrgebiet -regionale Entwicklungstrend und kl einräumige Prozesse am Beispiel eines Duisburger Elendsgebietes

Page 20: Dieter Oelschlägel - Spinnenwerkdatenbank.spinnenwerk.de/vska/rundbrief_archiv/zusatz/... · 2019. 2. 19. · werden kann Das Blättern im Versandhauskatalog - der Einkaufsbum mel

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in: Ereckner/Heine't u.a.: Armut im Reichtum. Erscheinungsform, Ursachen und Handlungsstrategien in ausgewählten Großstädten de Bundesrepublik. Bochum 1989, 275-292 Stadt Duisburg. Der Oberstadtdirektor: Situation und Chancen ei Stadtteils in Gemengelage - Duisburg-Bruckhausen Drucksache 6447 vom 31.10.1988

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