Digitale Adressen-Portale mit Ihren Netzwerk-Aktivitäten am Scheideweg?

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Hier finden Sie den in der Socialnetwork NetNews Nr. 32 angeküdigten Artikel, der sich mit den Veränderungen der medialen Netzwerk-Welt beschäftigt.

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Digitale Adressen-Portale mit ihren Netzwerkaktivitäten am Scheideweg? Ende Juni 2009 verschlug es mir fast die Sprache. Ich las bei netzwertig.com: „Die Tage von MySpace sind gezählt“ (http://netzwertig.com/2009/06/24/niedergang-eines-social-networks-die-tage-von-myspace-sind-gezaehlt/). Einer meiner liebsten digitalen Dienstleister für Adressen und minimale Networking-Aktivitäten im Internet geht es schlecht? Ich habe darauf hin im Internet recherchiert und weitere Artikel gefunden, in denen berichtet wurde, dass MySpace Probleme hat (http://www.golem.de/0906/67812.html). Parallel las ich, dass Facebook in den USA Nummer 1 geworden ist. Unsere nationale Größe Xing will auch den Personalbestand ausbauen. Wie passt das eigentlich zusammen? Ist der Hype für alle und für jeden digitalen Informationsanbieter, der sich Netzwerk nennt, vorbei? Entstehen jetzt die typischen Marktkonzentrations-Prozesse? Werden jetzt nur noch wenige internationale Anbieter überleben? Oder hat sich das Nutzerverhalten verändert? Gibt es neue digitale Informationsdienstleister, die wieder einmal alles umsonst im Web 2.0. anbieten? Oder sind das schon die Vorboten der Auswirkungen von Twitter und seinen neuen Spaßfaktoren? Das waren nur einige der Fragen, die mir durch den Kopf gingen. Ich möchte eigentlich hier nicht auf alle Fragen eingehen – im neuen Medienzeitalter werden lange Artikel bekanntlicher Weise ja nicht mehr gelesen. Kurz und bündig muss es sein – 140 Zeichen genügen – Twitter lässt grüßen. Ich habe mich auf eine Frage konzentriert: Sind die Netzwerker und alle Nutzer dieser Dienstleistungen, verstehen sich als erfolgreiche Netzwerker, erwachsen geworden und nutzen sie jetzt ihr Wissen, um höheren Nutzen aus den digitalen Portalen heraus zu ziehen? Fordern sie jetzt die Liberalisierung der Nutzungsmöglichkeiten? Eigentlich eine verständliche Entwicklung. Bei meiner Recherche ist mir ein Artikel aufgefallen, in dem Socialnetworking mit Cloud Computing in Verbindung gebracht wurde (http://www.dv-dialog.de/startseite/dvd-news/artikel/66/social-networking-in-der-cloud.html). IBM verbindet Networking mit seinen Software-Technologien – eine logische Entwicklung. Nach nunmehr 6 Jahren digitalen Massenangeboten auf hunderten, wahrscheinlich tausenden, von Networking-Portalen und mehreren hundert Millionen Usern setzt eine Ermüdung der Nutzer mit den Standard-Nutzungen ein. Nur der Zugang zu Millionen von Adressen und Informationen, sowie allen möglichen und unmöglichen Formen der Zusammenschlüsse hat den Usern gezeigt, dass es sich hierbei nicht um einen wirklichen Nutzen handelt, sondern nur um die Bereitstellung von Informationen. Was macht man nun mit diesen Informationen? Bei meinen Studien fiel mir auf, dass ein zunehmender Anteil von Power-Usern sich bestimmt diese Frage schon oft gestellt hat. Fast jedes Portal bietet seine APIs an und schafft sich damit neue Apps, die von Mitgliedern der Community programmiert und im Umfeld der Portale vermarktet werden. Für den Portalanbieter eine schöne schnelle Einkommensquelle. Wer auf einem Portal seine Apps anbieten will, muss dafür bezahlen. Dieses Geschäftsmodell haben die meisten Anbieter von Apple abgeschaut. Dumm ist es nicht diese Transformation zu betreiben. Aber sind dadurch die Nutzer der Portale zu besseren Netzwerkern geworden oder erhöht sich nur der Spaßfaktor? Die Selektion der erlaubten Apps durch die Portalanbieter ist eine eindeutige Einschränkung. Exklusiv-Verträge einzelner Apps an ihre Portale tun das Weitere. Wer will schon, dass das beste Pferd im Stall auch der Konkurrenz läuft?

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In den vergangenen Jahren gab es nur ein Thema für diese Portale: Mitglieder und Informationen. Die Sammel-Leidenschaft und die damit verbundenen Datenbestände auf den Portalen kannte kein Ende. Zurzeit diskutieren Datenschützer und Massenportal-Dienstleister die Datensicherheit (http://www.unternehmerweb.at/newsflash/vermehrte-sicherheitslucken-in-xing-facebook-linkedin-co-entdeckt/). Die Sicherheitslücken in den Netzen und damit auch in den Portalen beschäftigen mittlerweile die vom Staat eingesetzten Datenschutzbeauftragten, Rechtsanwälte, besorgte User, die Polizei und leider auch oft besorgte Eltern. Eine Stilblüte ist das Nutzen dieser Datenbestände durch Headhunter und Personalchefs. Wollen Sie wirklich vorm ersten Bewerbungsgespräch Ihre digitalen Profile soweit öffnen, dass Ihr zukünftiger Arbeitgeber wirklich alles über Sie weiß? Sollte das Ihr Wunsch sein, dann brauchen wir bald keinen Datenschutz mehr. Leider werden durch clevere Programmierer diese Defizite auch ausgenutzt. Sie haben schon längst diese Schwachstelle erkannt und entsprechende Programme geschrieben, die die Informationen aus den Portalen absaugen und vermarkten. Sie geben damit ungefragt den gläsernen User zur Vermarktung x-beliebiger Produkte frei. Es ist nicht anzunehmen, dass das den meisten Nutzern bekannt und recht ist. Führt das zu einem besseren Networking? Diese Entwicklung haben natürlich auch die Anbieter erkannt – aber haben sie darauf adäquat reagiert? Stellen Sie sich selbst diese Frage bei der nächsten Nutzung Ihres Portals. Auch ich benutze regelmäßig verschiedene Informationsportale, um meine Kontakte zu pflegen. Bei dieser Nutzung fiel mir auf, dass ich heute auf mehr als ein Dutzend Portalen meine Daten hinterlegt habe. Ich kann damit natürlich auch die Daten anderer Nutzer einsehen. Wer sich nicht bei dem einen Anbieter verewigt hat, hat es möglicherweise bei einem anderen getan. Somit finde ich immer meinen Ansprechpartner. Nur was mache ich mit diesen Informationen? Noch sind sie nicht zum modernen zeitgemäßen Networking geeignet. Ich muss meinen Gesprächspartner einen zusätzlichen Nutzen bieten, dass er sich mit mir verbindet. Und genau an dieser Stelle, sind die meisten Portale in der Beliebigkeit stehen geblieben. Es gibt zu jedem Thema User-Gruppen, Blogs, Chats und vieles mehr – aber ist das Networking? Was sagen mir diese Informationen? Was kann ich mit ihnen machen? Ich kenne die Vorlieben, Hobbys und Ideen meiner Ansprechpartner möglicherweise besser als früher – aber habe ich daraus jetzt einen konkreten Gesprächsansatz gezogen? Und wenn ja, was will jetzt mit meinem Ansprechpartner machen? Mir fiel auf, dass nach wenigen Schritten der Kontaktaufnahme wir uns dem eigentlichen Sinn und Zweck des Networking nähern. Auf den Portalen, die uns zusammen brachten, fanden wir die entsprechenden professionellen Tools zur weiteren Arbeit nicht. Da mussten wir schon kreativ werden und im Internet nach geeigneten Kommunikations-, Informations- und Networking-Lösungen suchen. Vom ersten Informationsaustausch zum eigentlichen Networking und damit zum Networking-Erfolg kam es durch das Hinzufügen weiterer spezieller Networking-Lösungen. Bei dem Durchforsten meines eigenen Computers stellte ich fest, dass ich mehr als 50 hochprofessionelle Portale benutzte, um zum Networking-Erfolg auf hohem Niveau zu kommen. Eigentlich ist das ja wunderbar, dass uns diese Gelegenheiten durch das Internet gegeben sind. Der Pfad, den wir begehen müssen, um langfristig erfolgreiche Netzwerker zu sein, heißt „Cloud Computing“. Nur gibt es hier ein kleines Problem: Wie kriegen wir die Daten aus der einen Lösung in die andere Nutzung? Hier fehlen heute noch entsprechende Standards der Datenübertragung und integrierte Lösungen. Dennoch ist heute schon absehbar, dass die Datenbasis x-beliebig hinterlegt sein kann und die dann notwendige professionelle Ausgestaltung des Netzwerkes nur durch eine intelligente Kombination frei verfügbarer Saas-Lösungen erfolgen kann.

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Es erscheinen zurzeit die ersten Anbieter im www, die sich mit dieser neuen Variante des Networking beschäftigen. Die Integration dieser Dienstleister in die weltweit agierenden Portale halte ich für antiquiertes Denken. Warum soll sich Twitter durch Facebook einschränken lassen. Twitter ist heute schon eine wesentlichen Kommunikations- und Informationssysteme der Welt. Wenn ein Viertel aller Seitenabrufe auf der Welt auf Socialnetworks entfallen (http://www.blogspan.net/presse/social-networks-werden-in-deutschland-immer-wichtiger-neue-studie-von-webmarkets-today-belegt-knapp-ein-viertel-aller-seitenabrufe-entfallen-auf-social-networks/mitteilung/82565/) , stellt sich die Frage, welche Erwartungen haben diese Menschen und wie werden sie ihre Erwartungen befriedigen? „Twitter-Hype auch im Urlaub“ habe ich vor einigen Tagen im Fokus- Online gelesen (http://www.focus.de/reisen/urlaubstipps/umfrage-twitter-hype-auch-im-urlaub_aid_413443.html) . Einfaches Networking ohne Portalbindung für umsonst vom Handy revolutioniert den Portalgedanken. Wann kommt der nächste Dienstleister und stellt wiederum diese Entwicklung in Frage? Oder gelingt es z.B. Google oder YouTube sich hier weiter auszudehnen? Mündige User werden neue Formen des einfachen Networking suchen und finden. Professionelles Networking greift auf digitale Informationsportale und eine Vielzahl von freien Apps und SaaS-Lösungen zu. Wer hier Geld verdienen will, sollte des Grundsatz der liberalen Gesellschaften nicht außer Acht lassen. Mündige Bürger und somit mündige User werden die Bindungen an Portalen und damit die eingeschränkte Entwicklung ihres eigenen Denkens und Handelns nicht akzeptieren. Hier geht es um den Urgedanken des www. Weltweit werden die User bewusst oder unbewusst diesen Gedanken verteidigen und weiter entwickeln. Die Kreativität der User wird immer wieder neue Ideen und damit Nutzungen hervor bringen. Vom User zum erfolgreichen App-Programmierer ist ein kurzer Weg. Die digitalen Informations-Portale haben ihre Markenbindung nicht gesehen und damit erfolgreich ihre Kundengruppen eingefangen. Der Trend der Nutzer wird langfristig nicht mehr durch die Zugehörigkeit zu einem Portal bestimmt, sondern durch die Kombination vielfältiger Anwendungen und Lösungen nach eigenen Maßstäben der User. Das ist auch gut so. In einer freieren Welt gehört auch die freiere Nutzung des www zum Standard unserer digitalen Gesellschaft. Hamburg, 29. Juni 2009 Karsten Westphalen