Digitaler Nachschlag 02/2010

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Die Zeitung für Medizinstudenten und junge Ärzte ZEITUNG Digitaler Nachschlag der Ausgabe 02/10 März/ April 2010 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de Digitaler Nachschlag Downtown Brooklyn Für Olaf fiel die Wahl seines PJ im Bereich der Chirurgie auf Brooklyn-New York. Wie Olaf sich in dem Großstadtd- 05 05 Pflegepraktikum der besonderen Art Stephanie Leißner hat sich für ein Pflegepraktikum der be- sonderen Art entschieden: Psychiatrie. Wie sie den Alltag 02 dort gemeistert hat, was sie erlebt und was sie daraus gelernt hat, erfahrt ihr hier. schungel zurecht findet und was er in der Stadt, die niemals schläft alles erlebt , erfahrt ihr hier. Sponsoring fürs Studium Ein Stipendium kann sich in mehrfacher Hinsicht lohnen: nicht nur wegen des Verdienstes, vor allem die Zusam- menarbeit mit den Ärzten und Schwestern sollte für den Student eine Bereicherung sein. Tipps für Tromsø Leben in der nördlichsten Uni-Stadt der Welt von Annerose Müller D as Zentrum der Stadt liegt auf der Troms-Insel im Troms- Fjord zwischen der Kval-Insel und dem Festland. Auf diesen Beiden befinden sich auch weitere Teile der Stadt, die durch sehr ein- drucksvolle Brücken mit der Insel verbunden sind. Die Landschaft ist mit viel Wasser und hohen Bergen im Wechsel sehr markant. Das Klima ist für die nördliche Lage sehr mild, da es vom warmen Golfstrom beeinflusst wird. Die vorgelagerten Inseln fangen die schlimmsten Stürme ab. Kval-Insel Die Kval-Insel ist die fünftgrößte In- sel in Norwegen und hat Berge, die bis zu 1.000 m hoch sind. Hier kann man beim Spazierengehen Rentiere beobachten, die wenig Scheu vor Menschen zeigen. Auf der Festland- seite gibt es einen Aussichtspunkt (Fløya), von dem man die ganze Gegend sehr gut überblicken kann. Dorthin fährt eine Kabinenbahn, man kann aber auch hinauf wandern. Da- runter, am Ende der Brücke, die von der Troms-Insel herüber führt, steht die Eismeerkathedrale (Ishavskate- dralen) mit einem beeindruckenden, 140 Quadratmeter großen Glasmosa- ik. Tromsø ist mit 75.000 Einwohnern keine große Stadt, besitzt aber relativ viele Bars (leider mit relativ unbezahl- baren Preisen!), da es hier sehr viele Studenten gibt: Tromsø hat nämlich die nördlichste Universität der Welt! Mit seiner geographischen Lage bei 69° nördlicher Breite ist es berühmt für die Polarnacht mit seinen Nord- lichtern und dem Polartag mit seiner Mitternachtssonne. All dieses macht Tromsø zu einem faszinierenden Ziel. Wohnungssuche Alle relevanten Informationen für die Bewerbung auf einen Wohn- heimsplatz finden sich auf der In- ternetseite der Universität. Für alle Studentenwohnheime in Norwegen bewirbt man sich online über die Seite www.boligtorget.no. Dort kann man angeben, an welcher Uni man studiert und wählen was für ein Zimmer man möchte. Unter ande- rem kann man hier aussuchen, mit wie vielen Mitbewohnern man Bad und Küche teilen möchte oder ob man lieber eine eigene Wohnung hätte, welches Preisniveau man sich leisten möchte und welche Lage man bevorzugt. Der Mietvertrag und alles Weitere werden über ein Konto auf dieser Seite verwaltet. Zimmer frei! Fünf Wünsche können geäußert werden. Je nach Nachfrage erhält man, was verfügbar ist, wobei Aus- tauschstudenten bevorzugt werden. Ich wählte mir ein Zimmer in dem Studentenwohnheim „Prestvatnet“, das relativ zentral auf der Troms- Insel neben einem kleinen See liegt. Man hat ein Zimmer von 14 Qua- dratmetern, ein eigenes kleines Bad und teilt die Küche mit neun wei- teren Studenten. Mit einem Preis von 2.780 norwegischen Kronen, das ent- spricht ca. 325 Euro, war das für nor- wegische Verhältnisse sehr günstig. Gut versichert Als Medizinstudentin konnte ich ein- fach und schnell eine Auslandskran- ken- und Auslandshaftpflichtver - sicherung über die Deutsche Ärzte Finanz abschließen. Diese bietet in Zusammenarbeit mit der Bundes- vertretung der Medizinstudierenden Deutschlands ein spezielles Ange- bot für ein PJ-Tertial im Ausland an. Hierbei bezahlte ich 32 € für das gesamte Tertial. Besonders die Haft- pflichtversicherung war mir persön- lich sehr wichtig, da es im Kranken- haus sehr teuer werden kann, wenn man etwas falsch macht! Internet und Co Die Studentenwohnheime verfü- gen über einen Internetanschluss, den man als Student im Bereich der Universität und der Studenten- wohnheime kostenlos nutzen kann. Statt für einen Telefonanschluss monatlich Gebühren zu zahlen, habe ich mit Skype über das In- ternet gratis telefoniert. Zusätzlich habe ich mir eine Prepaid-Karte für mein Handy gekauft. Personen- nummer und Konto Wer in Norwegen ein Bankkon- to eröffnen möchte, benötigt eine norwegische Personennummer, die man bei der Polizei beantragen kann. Die Personennummer wird aber erst ausgestellt, wenn man sich länger als sechs Monate im Land aufhält. Für den Übergang oder einen kürzeren Aufenthalt kann man eine D-Nummer bean- tragen, die Ausländern anfangs sehr hilfreich ist, da man eine Per- sonennummer in allen Bereichen benötigt. Diese kann man auch di- rekt bei einer Bank bekommen. Da ich nur vier Monate in Norwegen war und im Krankenhaus kein Ge- halt erhielt, benötigte ich kein nor- wegisches Konto und bezog mein Geld weiterhin aus Deutschland über eine kostenlose Visa-Card, mit der ich weltweit gebührenfrei Geld abheben darf. Berge, Seen, wunderbare Landschaften: Norwegen bietet Abwechslung

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Zusätzlich zur eigentlichen Zeitung bieten wir euch zudem seit der Ausgabe 04/2005 den sogenannten Digitalen Nachschlag: nicht alle Artikel konnten immer komplett und in voller Länge in die Zeitung aufgenommen werden und finden ihren Platz in einem ergänzenden PDF, das ihr nachfolgend ebenfalls downloaden könnt.

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Die Zeitung für Medizinstudenten

und junge Ärzte ZEITUNGDigitaler Nachschlag der Ausgabe 02/10 März/ April 2010 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de

DigitalerNachschlag

Downtown BrooklynFür Olaf fiel die Wahl seines PJ im Bereich der Chirurgie auf Brooklyn-New York. Wie Olaf sich in dem Großstadtd-

05 05

Pflegepraktikum der besonderen Art Stephanie Leißner hat sich für ein Pflegepraktikum der be-sonderen Art entschieden: Psychiatrie. Wie sie den Alltag

02 dort gemeistert hat, was sie erlebt und was sie daraus gelernt hat, erfahrt ihr hier.

schungel zurecht findet und was er in der Stadt, die niemals schläft alles erlebt , erfahrt ihr hier.

Sponsoring fürs Studium Ein Stipendium kann sich in mehrfacher Hinsicht lohnen: nicht nur wegen des Verdienstes, vor allem die Zusam-

menarbeit mit den Ärzten und Schwestern sollte für den Student eine Bereicherung sein.

Tipps für TromsøLeben in der nördlichsten Uni-Stadt der Welt von Annerose Müller

Das Zentrum der Stadt liegt auf der Troms-Insel im Troms-

Fjord zwischen der Kval-Insel und dem Festland. Auf diesen Beiden befinden sich auch weitere Teile der Stadt, die durch sehr ein-drucksvolle Brücken mit der Insel verbunden sind. Die Landschaft ist mit viel Wasser und hohen Bergen im Wechsel sehr markant. Das Klima ist für die nördliche Lage sehr mild, da es vom warmen Golfstrom beeinflusst wird. Die vorgelagerten Inseln fangen die schlimmsten Stürme ab.

Kval-InselDie Kval-Insel ist die fünftgrößte In-sel in Norwegen und hat Berge, die bis zu 1.000 m hoch sind. Hier kann man beim Spazierengehen Rentiere beobachten, die wenig Scheu vor Menschen zeigen. Auf der Festland-seite gibt es einen Aussichtspunkt (Fløya), von dem man die ganze Gegend sehr gut überblicken kann. Dorthin fährt eine Kabinenbahn, man kann aber auch hinauf wandern. Da-

runter, am Ende der Brücke, die von der Troms-Insel herüber führt, steht die Eismeerkathedrale (Ishavskate-dralen) mit einem beeindruckenden, 140 Quadratmeter großen Glasmosa-ik. Tromsø ist mit 75.000 Einwohnern keine große Stadt, besitzt aber relativ viele Bars (leider mit relativ unbezahl-baren Preisen!), da es hier sehr viele Studenten gibt: Tromsø hat nämlich die nördlichste Universität der Welt! Mit seiner geographischen Lage bei 69° nördlicher Breite ist es berühmt für die Polarnacht mit seinen Nord-lichtern und dem Polartag mit seiner Mitternachtssonne. All dieses macht Tromsø zu einem faszinierenden Ziel.

WohnungssucheAlle relevanten Informationen für die Bewerbung auf einen Wohn-heimsplatz finden sich auf der In-ternetseite der Universität. Für alle Studentenwohnheime in Norwegen bewirbt man sich online über die Seite www.boligtorget.no. Dort kann man angeben, an welcher Uni man studiert und wählen was für ein

Zimmer man möchte. Unter ande-rem kann man hier aussuchen, mit wie vielen Mitbewohnern man Bad und Küche teilen möchte oder ob man lieber eine eigene Wohnung hätte, welches Preisniveau man sich leisten möchte und welche Lage man bevorzugt. Der Mietvertrag und alles Weitere werden über ein Konto auf dieser Seite verwaltet.

Zimmer frei!Fünf Wünsche können geäußert werden. Je nach Nachfrage erhält man, was verfügbar ist, wobei Aus-tauschstudenten bevorzugt werden. Ich wählte mir ein Zimmer in dem Studentenwohnheim „Prestvatnet“, das relativ zentral auf der Troms-Insel neben einem kleinen See liegt. Man hat ein Zimmer von 14 Qua-dratmetern, ein eigenes kleines Bad und teilt die Küche mit neun wei-teren Studenten. Mit einem Preis von 2.780 norwegischen Kronen, das ent-spricht ca. 325 Euro, war das für nor-wegische Verhältnisse sehr günstig.

Gut versichertAls Medizinstudentin konnte ich ein-fach und schnell eine Auslandskran-ken- und Auslandshaftpflichtver-sicherung über die Deutsche Ärzte

Finanz abschließen. Diese bietet in Zusammenarbeit mit der Bundes-vertretung der Medizinstudierenden Deutschlands ein spezielles Ange-bot für ein PJ-Tertial im Ausland an. Hierbei bezahlte ich 32 € für das gesamte Tertial. Besonders die Haft-pflichtversicherung war mir persön-lich sehr wichtig, da es im Kranken-haus sehr teuer werden kann, wenn man etwas falsch macht!

Internet und CoDie Studentenwohnheime verfü-gen über einen Internetanschluss, den man als Student im Bereich der Universität und der Studenten-wohnheime kostenlos nutzen kann. Statt für einen Telefonanschluss monatlich Gebühren zu zahlen, habe ich mit Skype über das In-ternet gratis telefoniert. Zusätzlich habe ich mir eine Prepaid-Karte für mein Handy gekauft.

Personen-nummer und KontoWer in Norwegen ein Bankkon-to eröffnen möchte, benötigt eine norwegische Personennummer, die man bei der Polizei beantragen kann. Die Personennummer wird aber erst ausgestellt, wenn man sich länger als sechs Monate im Land aufhält. Für den Übergang oder einen kürzeren Aufenthalt kann man eine D-Nummer bean-tragen, die Ausländern anfangs sehr hilfreich ist, da man eine Per-sonennummer in allen Bereichen benötigt. Diese kann man auch di-rekt bei einer Bank bekommen. Da ich nur vier Monate in Norwegen war und im Krankenhaus kein Ge-halt erhielt, benötigte ich kein nor-wegisches Konto und bezog mein Geld weiterhin aus Deutschland über eine kostenlose Visa-Card, mit der ich weltweit gebührenfrei Geld abheben darf.

Berge, Seen, wunderbare Landschaften: Norwegen bietet Abwechslung

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März/April 20102Seite MLZDigitaler Nachschlag

Pflegepraktikum der besonderen Art Vom Dienst in der Psychiatrie von Stephanie Leißner

Sechs Uhr früh. Der Wecker klingelt und reißt mich aus

meinen schönen Träumen. Wäh-rend ich ihn murrend zum Schwei-gen bringe, wird mir wieder be-wusst: Heute geht es los. Der erste Tag von einem Monat Psychiatrie steht vor der Tür!Auf dem Weg dorthin gehen mir wieder alle Geschichten, die man so mit Psychiatrie verbindet, durch den Kopf. Ich denke auch die Stimmen meiner Kommilitonen, den Prakti-kumsplatz doch besser zu tauschen. Doch da muss ich jetzt durch!

Ich zweIfle doch noch eInmal an meIner ent-

scheIdung

Von Schreien begrüßtPassenderweise sind vor dem Eingang aus den oberen Eta-gen Schreie zu hören. Ich zweifle noch einmal an meiner Entscheidung. Doch auf Station an-gekommen stellt sich zumindest das Pfle-gepersonal schon mal als freundlich und hilfsbereit he-raus. Mein Puls beruhigt sich auch langsam, und ich werde von einer FSJlerin zu den Umziehräumen gebracht. Danach kümmert sich die Stationsschwester sehr lieb um mich, zeigt mir die einzel-nen Räume und bläut mir immer wieder ein, dass ich mich jetzt auf einer geschlossenen Station befinde: Räume sind nur mit Schlüssel zu öffnen, Türen müssen unbedingt geschlossen werden und Fenster dürfen in keinem Fall offen ste-hen. Grundregeln, die unerläss-lich sind, in der ersten Woche in der Hektik aber trotzdem ab und an vergessen werden. Doch man muss sich immer vor Augen halten, dass eine

geschlossene Station genau deshalb geschlossen heißt, weil man sie nur verlassen kann, wenn man im Be-sitz eines passenden Schlüssels für die Schließanlage ist.

elektrokrampfthera-pIe-raum erInnert mIch an dIverse fIlmszenen

Auf einer solchen Station befinden sich zum Beispiel depressive Pati-enten mit Suizidabsicht, denen der offene Freie Zugang zu Tabletten, offenen Fenstern oder Zugang zu Putzmitteln unmöglich gemacht werden muss. Neben einem Aufenthaltsraum, Therapieräumen, Abstellräumen, einer Dusche und den Zimmern

gibt es auch einen Elektrokrampf-therapie-Raum. Hier erhalten Patienten, deren The-rapie nicht richtig anschlägt, unter Beobachtung eines Anästhesisten kleine Elektrostöße. Das erinnert mich augenblicklich an Szenen aus diversen Filmen, doch in der Rea-lität ist die Methode unbedenklich und hilft dem Patienten - so erklärt mir die Stationsschwester - sich einmal richtig zu entkrampfen.

Keine normale StationNachdem ich die Station gesehen habe, darf ich einem Pfleger beim Waschen zur Hand gehen. Und so wird mir auch recht schnell klar, dass die eingangs gehörten Schreie tatsächlich von dieser Station kamen, und zwar von ei-

ner nicht mehr ganz ansprech-baren Patientin. Aber auch an so etwas kann man sich gewöhnen.

Besuch des patIenten-gartens stösst Immer

auf grosse BegeIsterung

Als mir das gerötete Auge eines Patienten auffällt und ich vorsich-tig frage, was da passiert sei, be-komme ich zur Antwort, dass der ehemalige Zimmernachbar sich von ihm genervt gefühlt habe und ihm deswegen eine reingehauen hat. Spätestens da wird mir wieder bewusst, dass ich mich eben nicht auf einer „normalen“ Station be-finde. Aber was ist schon normal?

Der StationsablaufDie Tage vergehen, und langsam

werde ich auch in den ge-wöhnlichen Stationsab-

lauf integriert: Morgens werden alle Patienten, die sich nicht alleine waschen können, per Pflegerolli in die Dusche gebracht. Dort kümmern sich zwei Mitar-beiter des Pflege-personals um die Körperhygiene: Waschen, Ab-trocknen, Eincre-men, Anziehen und auf dem

Zimmer noch Zähne putzen und

Haare kämmen. Die nichtmobilisierbaren

Patienten werden im Bett gewaschen, wäh-

rend andere sich derweil um die Betten kümmern.

Danach werden alle in den Aufenthaltsraum be-gleitet, wo sie gemeinsam frühstücken. Nach dem

Frühstück geht es zur Mor-genbegegnung in den The-

rapieraum, aber vorher wird noch Blutdruck, Puls und Tem-peratur, sowie einmal pro Wo-che das Gewicht gemessen. Psychiatrie - keineswegs kopflos

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März/April 2010 3SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Für uns sind dann immer kleinere Dinge zu erledigen: Betten be-ziehen oder bei Entlassungen waschen, Staub wischen und ähn-liches. Auch Windeln wechseln gehört auf einer gerontopsychiat-rischen Station, wo man vermehrt ältere Menschen antrifft, zum Alltag. Vor der Frühstückspause ist meist eine Visite dran. Ist das Wetter entsprechend gut und ge-nügend Personal vorhanden, geht man mit der Ergotherapeutin oder Psychologin und den Patienten, die dazu in der Lage sind, eine kleine Runde spazieren oder in den Patientengarten. Das stößt immer auf große Begeisterung stößt, da die wenigsten ja einfach so die Station verlassen können.

kleIne ergeBnIsse erfül-len mIt zufrIedenheIt

Danach ist schon wieder Zeit fürs Mittagessen im Aufenthaltsraum mit anschließender Mittagsruhe. Der nächste wichtige Punkt auf dem Tagesplan sind Kaffee und Kuchen. Danach geht es mitunter noch einmal nach draußen. Für uns folgen dann das Bereiten des Abendbrotes für alle, die das nicht selbst können, aufräumen und ein bisschen Zeit, um sich noch einmal um die zu kümmern, die nicht mehr essen und trinken wollen.

Zum Lächeln bringenDas Schöne an der Psychiatrie ist, das man direkt sieht, wofür man etwas macht. Dass das, was man tut, auch Erfolg haben kann und man ein wichtiger Punkt für Pati-enten ist. Allgemein erlebt man dort Dinge, die man, so denke ich, auf keiner anderen Station antrifft. Das reicht von 96-jährigen Damen, die einem mit dem Anwalt drohen und den Plastikschlauch der Infusion ohne Hilfsmittel durchreißen kön-nen, über gewalttätige Patienten, die einen schlagen, wenn man nicht aufpasst und die Einrichtung zerstören, und halluzinierende Pa-tienten, die Ratten und ähnliches sehen, bis hin zu Depressiven, die man mit beharrliche Lächeln auch

irgendwann selbst zum Lächeln bringen kann!Wenn man eine gefühlte Stunde bei einem Patienten verbringt und mit dem Ergebnis herausgeht, dass er

wenigstens eine Schnabeltasse Tee getrunken und ein paar Löffel pas-sierte Kost zu sich genommen hat, so weiß man, wofür man das alles getan hat. Das erfüllt einen selbst mit Zufriedenheit!

es Ist wIchtIg sIe zu unter-stützen und zu ermutIgen

SelbsthilfeDas Hauptziel bei der Pflege ist al-lerdings, den Patienten soweit wie möglich alleine agieren zu lassen. Auch so etwas liegt in den kleinen Dingen: Dem Patienten den Lap-pen in die Hand drücken und ihn sich selbst waschen lassen, oder der Schnabeltasse nur die Rich-tung weisen – manchmal ist es er-staunlich, wie viel auch verwirrte Patienten noch eigenständig tun können. Es ist wichtig, ihnen das zu lassen und sie diesbezüglich zu unterstützen und zu ermutigen.Die für mich persönlich traurigsten

Fälle sind zum Teil noch jüngere Menschen mit dem Korsakow-Syndrom, das durch erhöhten Al-koholkonsum hervorgerufen wird. Bei diesen Menschen kann man nur

noch versuchen, die Lebensquali-tät bestmöglich zu erhalten. Aber in den schlimmsten Fällen erin-nert dies wirklich an übertriebene Filmdarstellungen eines psychisch kranken Menschen. Anhand solcher Fälle sollte man sich vor Augen führen, wie man

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mit seinem eigenen Leben umgeht.Alles in allem ist dieses Praktikum das gelungenste von allen, mit ei-ner Menge zu lernen. Nicht nur an handwerklichen Tätigkeiten,

sondern ganz besonders im Um-gang mit anderen Menschen: Ei-gene Empfindungen auch einmal zurückzustellen, um für andere da zu sein und Verständnis, Ruhe und Geduld aufzubringen. Denn das beinhaltet der Job, den wir anstre-ben, schließlich auch!

Pflegepraktikum der besonderen Art Fortsetzung von Seite 2

Psychiatrie - keineswegs kopflos

Das Verhalten und die Entwicklung der Patienten werden immer genauestens schriftlich festgehalten und protokolliert

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März/April 20104Seite MLZDigitaler Nachschlag

Gesamtes Spektrum der Inneren Medizin PJ-Tertial am Lehrkrankenhaus Mariahilf, Hamburg-Harburg von Olaf Stark

Bei der Auswahl des Kran-kenhauses für mein PJ ging

es mir vor allem um drei Dinge: Erstens gute Betreuung und Mög-lichkeiten des eigenständigen Arbeitens, zweitens die ganze Bandbreite der Inneren Medizin zu sehen und drittens die viel dis-kutierte PJ-Vergütung zu bekom-men und nicht an den Wochenen-den arbeiten zu müssen.Schnell war das Helios Kranken-haus Mariahilf mein einsamer Favorit. Alle drei Punkte werden erfüllt, als Vergütung erhalten die PJler derzeit 600 Euro pro Monat, ab Juli 2010 sogar 700 Euro. Wer will, kann sich bei bestehen-der Zusage auch für eine freie Unterkunft bewerben. Die Bewer-bung verlief bei mir recht unkom-pliziert: Vorher schickte ich ein kurzes Anschreiben zusammen mit meinem Lebenslauf an das Sekreteriat der Inneren Medizin. Pro Tertial werden immer nur zwei PJ-Studenten in der Inneren Medizin genommen.

Erstaunliche Vielfalt Das relativ kleine Krankenhaus hat eine erstaunliche Vielfalt an Abtei-lungen zu bieten.Neben der Inneren Medizin mit Not-aufnahme und kleiner Intensivstati-on gibt es noch die Fachbereiche Unfallchirurgie, Allgemeinchirur-gie, Kinderchirurgie, Gynäkolo-gie, Pädiatrie mit pädiat-

rischer Intensivstation und Anästhesie. Derzeit ist ein PJ Tertial aber nur in den Fachbereichen Inne-re Medizin und Chirurgie möglich. Die anderen Fachbereiche sollen, was das PJ betrifft, noch nachkom-men. Das Famulieren ist in allen Fachbereichen möglich.

das kleIne krankenhaus hat eIne vIelfalt an aB-

teIlungen zu BIeten

In der Inneren Medizin ar-beiten neben dem Chefarzt drei Oberärzte und zehn Assisten-zärzte. Insgesamt herrscht eine sehr freundliche und kollegiale Atmosphäre unter den Ärzten, die sich auch auf die PJler und Famu-lanten überträgt.Es gibt sowohl eine rein in-ternistische und gemischt in-ternistische Station, sowie 4 Intensivbetten und eine interni-stisch-chirurgische Notaufnahme. Man sieht hier so ziemlich die gesamte Bandbreite der Inneren Medizin. Die Innere Abteilung führt folgende Untersuchungen und Interventionen durch: En-doskopie (Gastro-, Kolo- und Bronchoskopie) Endosonografie und ERCP, Sonografie, Herzecho-grafie, Langzeit EKG und RR, Belastungs-EKG, Kardioversion (medikamentös und elektrisch),

Schlafapnoe-Diagnostik, Rönt-gen, neues 4 Zeilen-CT.

TagesablaufDer Tag beginnt um 7:30 Uhr mit der Frühbesprechung, in der die Aufnahmen des Vortages und der Nacht vorgestellt werden. Danach geht es für den PJler zur Blutent-nahme und Vorbereitung der Visite auf Station. Jeder PJler soll nach Möglichkeit ein Zimmer mit ca. drei Patienten oder auch mehre-re Zimmer alleine betreuen, aber natürlich in Rücksprache mit dem Stationsarzt. Es ist auch gern gese-hen, wenn man nach getaner Arbeit auf Station in den Funktionsbereich wechselt und dort den Gastro- und Koloskopien, sowie den Sonogra-fien (Abdomensono, Herzsono, En-dosono, Pleurapunktionen, Kontra-tsmittelsono etc.) oder einer ERCP beiwohnt. Gegen 12:30 treffen sich fast alle Inter- nisten beim gemeinsamen Mit tages-sen, um halb zwei gehen dann alle in die Röntgen-besprechung. Hier werden die Röntgenbilder, Sono- und En-doskopiebefunde gezeigt und be-sprochen. Die restliche Zeit

bis 16 Uhr stehen das Diktieren bzw. Schreiben von Entlassungs-briefen oder Nachmelden von Un-tersuchungen auf dem Programm. In Absprache kann man auch mal im Nachtdienst mitarbeiten und be-kommt dann den nächsten Tag frei.

In aBsprache kann man auch mal Im nacht-dIenst mItarBeIten

Einmal pro Woche veranstaltet der Chefarzt persönlich den PJ-Unter-richt zu den verschiedenen Themen des Hamburger Lernzielkataloges. Außerdem gibt es einen oberärzt-lichen EKG-Kurs und eine kleine Röntgeneinführung zu Beginn des Tertials, darüber hinaus sind alle - vom Assistenzarzt bis zum Chefarzt - immer bereit, Fragen zu beantwor-ten und Sachverhalte zu erklären.

Sehr zu empfehlen!Das Tertial in der Inneren Medizin am Helios Krankenhaus Mariahilf bietet großen Lerneffekt, viele praktische Tätigkeiten, selbständiges Arbeiten, ein kollegiales und junges Ärzteteam mit flacher Hierarchie, Wertschät-zung durch Ärzte und Pflege, regel-mäßigen PJ-Unterricht, in der Regel einen pünktlichen Feierabend und keine Überstunden. Ein kostenloses Zimmer im Schwesternwohnheim wird auf Wunsch gestellt, und nicht zuletzt lockt eine PJ-Vergütung von 600 Euro im Monat. Was will man mehr? Ein Tertial am Helios Kran-

kenhaus Mariahilf ist sehr zu empfehlen!

Das Lehrkrankenhaus Maria Hilf in Hamburg-Harburg

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März/April 2010 5SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Sponsoring fürs StudiumDas Programm der KVS Sachsen

Das gefällt mir besser, da ich nicht an vereinzelten Tagen

in der Praxis bin, sondern ein bis zwei Wochen am Stück. Gerade zu Beginn ist es hinsichtlich des Kennenlernens der Tagesabläufe sehr hilfreich. Auf diese Weise erlebe ich Krankheits-verläufe mit und sehe zum Beispiel, wie Therapien anschlagen oder versagen und daraufhin angepasst werden müssen.

Meine AufgabenAn meinen Präsenz-tagen unterstütze ich die Schwestern gleich morgens beim Blut-abnehmen oder bei dem Abnehmen von Langzeitgeräten. Sobald die Pa-tienten in die Sprechzimmer ge-rufen wurden, ist mein Platz an der Seite des Hausarztes bzw. der Hausärztin. Unter ihrer An-leitung führe ich eigenständig Anamnesen und setze körperliche

Untersuchungen durch und setze Therapien an. Auch Impfungen, EKG-Ableitungen und deren Aus-wertung liegen in meinem Aufgabenbe-

reich. Ich lernte beispielsweise, wie ich einen diabetischen Fuß-status erstelle oder worauf ich achten muss, wenn ich eine ärzt-liche Beurteilung verfassen muss. Dr. Bergmann nahm mich auch zu Hausbesuchen mit, sodass ich

wirklich in jeden Bereich einen Einblick gewinne.

Weg ist festgelegtTrotz aller sehr positiven Eindrü-cke beschleicht mich manchmal ein merkwürdiges Gefühl. Durch die Unterzeichung dieser Förde-rung habe ich meinen beruflichen Weg festgelegt. Oder? Ein „Hin-

tertürchen“ gibt es: Wer die Ausbildung zum Allgemein-

mediziner nicht aufnimmt oder wer die geforderten

Patenschaftstage nicht absolviert, wird aus

dem Programm he-rausgenommen. Das

bis dato gezahlte Geld (zuzüg-lich Zinsen) muss erstattet

werden. Eine „Not-bremse“, falls der Stipen-

diat merkt, dass ihn eine andere Fachrichtung mehr interessiert.Und mit dieser Eventualität muss auch gerechnet werden: Denn die Antragsstellung erfolgt häufig zu einem Zeitpunkt des Studiums, in dem die klinischen Fächer noch nicht behandelt wurden.Trotzdem ist dieses Programm loh-

nenswert: Nicht nur die monatlichen Auszahlungen sind reizvoll, sondern vor allem die Patenschaft und die damit einhergehende längerfristige Zusammenarbeit mit einem Ärzte- und Schwesternteam machen die Studienbeihilfe attraktiv. Es können wertvolle Kontakte geknüpft sowie Einblicke in die Vielfältigkeit dieses Berufszweiges gewonnen werden. Außerdem ist die Praxiserfahrung von unschätzbarem Wert, denn nach wie vor kommt sie im Studium selbst viel zu kurz. Und so bin ich überzeugt, dass es noch viele Stu-denten gibt, für die das Programm der KVS einen guten Weg darstellt, ihr Studium zu finanzieren und zu gestalten.

Fortsetzung aus der MEDI-LEARN Zeitung 02/2010

Hinweis der MEDI-LEARN

Redaktion: Es sind noch

Plätze frei!

Insgesamt stehen von 2009 bis 2014 knapp drei Millionen Euro Förderungsgeld zur Verfügung, für jeweils 50 Stipendiaten pro Jahr. Im Startjahr 2009 nahmen erst 14 Personen am Programm teil. Es sind derzeit also noch Kapazi-täten vorhanden!

Information: www.kvs-sachsen.de, Stichwort: Studienbeihilfe

Downtown BrooklynEin Tertial Trauma Surgery in New York von Olaf Stark

Meine Entscheidung, die Hälf-te, meines PJ Chirurgie-Ter-

tials am SUNY Downstate Medical Centre in Brooklyn-New York zu absolvieren, fällte ich aus drei Grün-den: Erstens das unkomplizierte Be-werbungsverfahren, zweitens keine Studiengebühren während des Auf-enthaltes – und drittens die Stadt, die niemals schläft!

VorbereitungDen Tipp erhielt ich von einem Freund, der dort während seines Innere-Tertials Emergency Medi-cine gemacht hat. Im Staat New York kann man nur für insgesamt drei Monate studieren bzw. famu-lieren oder PJ machen. Also sind während des PJ höchstens zwei Monate drin – es sei denn, eure Uni erlaubt eine andere Aufteilung des Tertials. Das Krankenhaus

verlangt den Nachweis bestimmter Impfungen als Teil der Bewer-bungsunterlagen. MMR, HepB Ti-ter und HepC Serologie, sowie den TBC Mendel-Mantoux Test und eine körperliche Untersuchung: All das muss von einem Arzt aus-gefüllt und unterschrieben werden. Ich habe mich an die Betriebsärzte meines Uniklinikums gewandt und die nötigen Untersuchungen, Tests und Impfungen ohne Probleme er-halten. Trotzdem: Fangt frühzeitig mit der Organisation der Unterla-gen an, da die Tests, Impfungen und Termine sich doch etwas hin-ziehen können.

Anreise und Fortbewegung in N.Y.C.Klar: Je früher man bucht, desto billiger kann man nach New York reisen. Das Günstigste, was ich

gesehen habe, waren 315 Euro. Da ich meinen Flug erst zwei Wochen vor PJ Beginn buchen konnte, wa-ren es 504 Euro. Es gibt mehrere Möglichkeiten der Fortbewegung in New York selbst: Die MTA (Metropolitan Transportation Authority) ist schnell und sicher. Zu empfehlen ist hier eine Mo-natskarte, die ca. 100 USD kostet. Fahrradfahren in NYC ist der Hammer! Ich bin immer zwischen WG und Krankenhaus mit dem Rad gependelt und habe mich auch in Manhattan mit dem Fahr-rad herumgetrieben.

dIe stadt, dIe nIemals schläft!

Mit etwas Umsicht und einem Helm ist man recht sicher unterwegs.Außerdem werden immer mehr „Bike Lanes“ eröffnet. Kommt bloß nicht auf die Idee, auf dem Bürgersteig zu fahren, da sind die

Cops der NYPD schnell zur Stelle und wollen euch eine Geldstrafe oder sogar eine Gerichtsvorla-dung aufbrummen!

Loft in WilliamsburgMeine Unterkunft habe ich mir bewusst außerhalb des Kranken-hauses gesucht, auch wenn Kings County Hospital und SUNY Downstate Medical Centre jeweils Studentenzimmer anbieten: Das Kings County Hospital kostet 200 bis 300 USD/Monat, im T Building des SUNY Downstate Medical Centre liegt das Einzelzimmer bei 900, Doppelzimmer bei 500 USD im Monat.

Mir persönlich war es wichtig, Nicht-mediziner kennen zu lernen und nicht rund um die Uhr von Medizin(ern) umgeben zu sein.Außerdem wollte ich nicht allzu weit von Manhattan entfernt wohnen.

Fortsetzung auf Seite 6Das Lehrkrankenhaus Maria Hilf in Hamburg-Harburg

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März/April 20106Seite MLZDigitaler Nachschlag

Direkt in Manhattan zu wohnen, ist bestimmt ein Traum, aber lei-der auch ein recht teurer. Unter 1.400 USD für ein Minizimmer ist dort in der Regel nichts zu haben. Besser sieht es da in Williamsburg in Brooklyn aus. Es ist ein hipper Stadtteil, wo es von Musik, Kunst und Kreativen nur so wimmelt. In East Williamsburg/Bushwick habe ich letztlich ein tolles Vierer-WG-Loft inklusive riesiger Dach-terrasse mit Blick auf die Skyline Manhattans gefunden. Insgesamt musste ich 775 USD Monatsmiete und einmalig 56 USD für Strom und Wasser bezahlen.

In manhattan zu wohnen Ist eIn traum, aBer leIder

eIn recht teurer.

Medizinische Literatur mitschlep-pen oder nicht? Das muss jeder selbst entscheiden. Vor Ort jeden-falls wird viel Wert auf „evidence based medicine“ gelegt, sprich die neuesten Studienergebnisse. „Up to date“ ist eine Datenbank, in der die aktuellsten Beiträge zu

jedem medizinischen Pro-blem zu finden sind. Diese

Datenbank ist von jedem

C o m -

puter der Klinik einsehbar und ersetzt das Wälzen schwerer Bü-cher. Für chirurgische Fächer sollte man auf jeden Fall sei-ne eigenen OP-Klamotten aus Deutschland mitbringen oder aber in den USA kaufen, sie werden nicht wie in Deutschland von der Klinik gestellt. In den USA trägt man die „Scrubs“ den ganzen Tag und überall, ob morgens im Bus, auf der Intensivstation, im OP oder später im Supermarkt.

Trauma-Chirurgie hautnahInsgesamt war es ein gutes halbes Chirurgietertial. Das Kranken-haus ist ein Level One Trauma Centre mit dem höchsten Trauma-volumen im ganzen Bundesstaat. Die US-Armee trainiert hier ihre Ärzte, bevor sie in den Irak ge-schickt werden; und die DPL wur-de an diesem Krankenhaus 1965 zuerst beschrieben.Teilweise ist man mit amerika-nischen Studenten eingeteilt. Es wird erwartet, dass man sich an den 24-Stunden-Dien-

sten einmal pro Woche beteiligt. Arbeitsbeginn ist um sechs Uhr morgens. Dann wurde mit den Assistenzärzten bzw. dem behan-delnden Arzt visitiert, danach die Stationsarbeit getan bzw. elektive OPs (z.B. Wash-outs, Bauchde-ckenverschluss, Rückverlegungen von Stomata etc.) oder Konsile abgearbeitet. Außerdem kann man sich auch im-mer freiwillig zu allgemeinchirur-gischen Fällen einwaschen und mit am Tisch stehen. Sobald ein Trauma Code ausgerufen wurde, eilen alle, wirklich alle in den Schockraum. Zusammen mit den Notärzten wird die Erstversorgung durchgeführt und die Patienten wurden mitunter noch im Schockraum laparotomiert, thorakotomiert oder sofort in den OP gebracht. Hier sieht man so ziemlich all das, was man in Deutschland nicht sieht: Schuss- und Stichverlet-zungen sowie stumpfe Traumata. Auch praktisch kann man tätig werden – abhängig vom Arzt und dem eigenen Engagement. Wer sich also für Trauma-Chirurgie

interessiert, der ist hier richtig. Man sollte im

Frühjahr oder im Sommer kom-men, da dann „Trauma-Hochsai-son“ ist. Und New York zeigt sich dann von seiner schönsten Seite!

Viel gesehen und gelerntIch bin dankbar für die Erfahrung und froh darüber, zwei Monate in einer der aufregendsten Städte der Welt gelebt zu haben. Während des Electives am Kings County Hospital habe ich viel gesehen und viel gelernt. Und gleich-zeitig wurde mir klar, dass ich eine deutsche Wochenarbeitszeit von 38 bis 48 Stunden einer amerikanischen 80-Stunden-Woche inklusive 24-Stun-den-Dienst alle vier Tage vorziehe. Nicht zuletzt deswegen werde ich mei-ne Facharztausbildung in Deutschland absolvieren. Doch mein erster USA-Besuch wird bestimmt nicht mein letz-ter gewesen sein. So viel ist mal sicher!

Alle wichtigen Infos über Dead-lines, Bewerbungsunterlagen, Ge-bühren und Elective-Angebote in den unterschiedlichen Lehrkran-kenhäusern erfahrt ihr hier: www.medi-learn.de/LK_NewYork

Um ein Zimmer in einer New Yor-ker WG zu finden, sucht ihr am be-sten bei CraigsList: www.newyork.craigslist.org

Ein Tertial Trauma Surgery in New York Fortsetzung von Seite 5

Brooklyn Bridge und Downtown - Manhatten

Page 7: Digitaler Nachschlag 02/2010

März/April 2010 7SeiteMLZDigitaler Nachschlag

IMPRESSUM

Herausgeber: MEDI-LEARN, ISSN 1860-8590 Elisabethstraße 9, 35037 Marburg/LahnTel: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31/780 25-29E-Mail: [email protected], www.medi-learn.de

Redaktion: Jens Plasger (Redaktionsleitung), Christian Weier (V.i.S.d.P.), Trojan Urban, Dr. Marlies Weier, Dr. Lilian Goharian, Dr. med. Dipl.-Psych. Bringfried Müller, Thomas Brockfeld

Lektorat: Jan-Peter Wulf

Layout & Graphik: Carina Wild

Berichte: Annerose Müller, Stephanie Leißner und Olaf Stark

Bildnachweis: www.photocase.com, www.istockphoto.com, www.sxc.hu, www.pixelquelle.de, Artikelautoren, www.flickr.com, David Cotterrell

Erscheinungsort: MarburgDer digitale Nachschlag erscheint zu jeder MEDI-LEARN Zeitung als Ergänzung, die du dir als PDF auf der MEDI-LEARN Seite herunterladen oder online anschauen kannst. Er beinhaltet Fortsetzungen von Artikeln aus der aktuellen Zeitung sowie weitere interessante Artikel und Berichte rund um die Medizin.

Dein Artikel bei MEDI-LEARN? Wir freuen uns über die Zusendung von Erfahrungs berichten und anderen Artikeln und belohnen die Autoren mit Fachbüchern. Alle weiteren Infos findest du unter www.medi-learn.de/artikel.

Dieser Digitale Nachschlag ist Teil der MEDI-LEARN Zeitung. Die bisherigen Ausgaben findest Du unter: www.medi-learn.de/ MLZ-Online

Eine OP in der Notaufnahme - Hier zählen Sekunden, hier geht es um Leben und Tod.

Arzt ist man nicht, Arzt wird man! Statusmeldung aus der Notaufnahme Fortsetzung aus der MEDI-LEARN Zeitung 02/2010

Hat man aber erstmal ein we-nig medizinisches Können

und ein gewisses Handlungs-schema im Kopf, so verleiht das Sicherheit und vor allem: Es sam-melt die Sinne und Gedan-ken und zwingt weg vom „Erleben“ der überfor-dernden Szenerie.

Tabuthe-ma?Selten erzählen sich Kommili-tonen, dass sie den OP ver-lassen muss-ten, weil ihnen schlecht wur-de (sei es aus e m o t i o n a l e r oder körper-licher Erschöp-fung) oder dass sie gar umkipp-ten. Wenig lässt sich zum The-ma situativer Angst verneh-men. Und so gut wie nie wird die eigene potentielle Handlungsunfähigkeit thematisiert.

Ist arztseIn nIcht

auch menschseIn?

Ist es ein Zeichen me-dizinischer Inkompe-tenz, Angst vor unbe-kannten oder ungewohnten Situationen zu haben? Nach außen die Contenance zu wahren und den starken Halb-gott zu markieren, obwohl das Herz bis zum Halse schlägt? Sicherlich, wer sich Angst nicht anmerken lässt, der ist weni-ger verletzbar und entzieht sich eventuellem Geläster. Doch ist Artzsein nicht auch Menschsein? Und gehört zum Menschsein nicht auch ein gesundes Maß an Zwei-fel, Angst, Ekel, Abneigung und Brooklyn Bridge und Downtown - Manhatten

mulmigem Respekt vor neuen Si-tuationen?

Verständnis der KollegenEs ist erstaunlich, auf wie viel Verständnis man bei Kollegen trifft, wenn die eigenen Bedenken und Ängste ausgesprochen wer-

den. Es ist okay zu sagen: „Ich habe das noch nicht gemacht. Ich traue mir das noch nicht zu.“ Und es ist wichtig, im Nachhi-nein mit jemandem über ein belastendes Erlebnis zu sprechen.

eIgene Bedenken und ängste aus-

sprechen

Denn erfreulicherweise gibt es kaum jemanden, der nicht zugäbe, Ähn-liches schonmal selbst verspürt oder durch-gemacht zu haben.

Und so vermindert sich allmählich das Gefühl des

Nicht-Gewachsenseins einer Situation. Es wird sichtbar, dass es sich anscheinend um einen Entwicklungsprozess

handelt, der von jedem (auf wel-che intensive oder weniger inten-sive Art auch immer) durchlaufen wird. Arztberuf ist Empathie.

arztBeruf Ist empathIe

Sprechen wir drüber!Es ist nicht zu bestreiten, dass der PJler aus der ersten Version der Geschichte einen emotional ein-facheren Weg durchs Chirurgie-Tertial zu gehen hat, wohingegen der zweite Student öfters an die Grenzen seiner Belastbarkeit ge-rät. Doch ist erfahrungsgemäß auch abzusehen, dass dieser sein Tertial rückblickend als „harte Schule“ bezeichnen wird, jedoch auch erfährt, dass man sich an Dinge gewöhnt und Strategien

entwickelt, um gewisse belasten-de Aspekte auszublenden oder im Nachhinein zu verarbeiten.

jemanden Ins vertrauen zIehen

Es bleibt zu hoffen, dass er im Laufe seines Tertials jemanden ins Vertrauen ziehen konnte und

seine Ängste nicht als Zeichen einer grundlegenden beruflichen Insuffizienz wahrnimmt.

arzt Ist man nIcht – arzt wIrd man!

Es ist wichtig, darüber zu spre-chen, denn: Arzt ist man nicht – Arzt wird man!