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  • Beitrag zur Optimierung von Netzwerkbogenbrcken

    Contribution to Optimizing Network Arch Bridges

    Von der Fakultt Bauingenieurwesen

    der Technischen Universitt Dresden

    zur Erlangung der Wrde eines

    Doktor-Ingenieurs (Dr.-Ing.)

    genehmigte

    Dissertation

    vorgelegt von

    Dipl.-Ing. Stephan Teich

    geb. am 30.12.1976 in Bautzen

    eingereicht am 05.08.2011 verteidigt am 14.02.2012

    Gutachter:

    Prof. Dr.-Ing. Richard Stroetmann

    Prof. Dr.-Ing. habil. Natalie Stranghner

  • Fr Daniela, Luisa und Hannah

  • Von allem, was der Mensch baut und aufbaut, gibt es nichts Besseres und Wertvolleres als Brcken.

    Ivo Andri, Literatur-Nobelpreistrger, 1892-1975

  • Danksagung

    Die vorliegende Arbeit entstand zum grten Teil whrend meiner fnfeinhalbjhrigen Ttigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl fr Stahlbau der Technischen Universitt Dresden. Die endgltige Fertigstellung erfolgte jedoch nebenberuflich, parallel zu meiner Ttigkeit als planender Ingenieur. In dieser Zeit wurden auch meine beiden Kinder geboren. Somit entstand fr mich eine Dreifachbelastung. Familie, Berufsleben und die Dissertation waren nicht immer leicht zu vereinbaren. Fr die Tatsache, dass die Arbeit dennoch zu einem glcklichen und erfolgreichen Ende kam, bin ich mehreren Personen zu groem Dank verpflichtet. An erster Stelle mchte ich ganz besonders meiner Frau Daniela danken, die es in den letzten Jahren nicht immer einfach mit mir hatte und mich nicht nur einmal mit dieser Dissertation teilen musste. Ich danke ihr fr ihre Liebe, ihr Verstndnis, ihre Geduld und ihre grenzenlose Untersttzung in allen Belangen. Natrlich danke ich auch meinen Kindern Luisa und Hannah, die sich sicher noch nicht bewusst sind, welche Kraft sie mir durch ihre Unbeschwertheit, ihre Freude und ihr Strahlen in den Augen verliehen haben. DANKE, dass es Euch drei gibt! Ich danke meinen Eltern und meiner Schwester fr ihre moralische Untersttzung und ihr stets offenes Ohr fr die nicht wenigen Probleme, die mich whrend der Bearbeitung der Dissertation begleiteten. Mein spezieller Dank geht an die drei, mich whrend der langen Bearbeitungszeit be-gleitenden Hochschullehrer Herrn Professor Dr.-Ing. habil. Wolfgang Grae, Frau Professor Dr.-Ing. habil. Natalie Stranghner und Herrn Professor Dr.-Ing. Richard Stroetmann fr die umfassende Betreuung und Frderung, die wertvollen Hinweise und Ratschlge sowie fr die bernahme der Gutachten. Bedanken mchte ich mich auch bei allen Mitarbeitern, Mitgliedern und Diplomanden des Lehrstuhls fr Stahlbau sowie allen Kollegen im Bro Dittmann + Ingenieure fr die freund-schaftliche Zusammenarbeit, die angeregten fachlichen aber auch privaten Diskussionen, das hervorragende Arbeitsklima und so manche praktische Hilfestellung. Insbesondere geht dabei mein Dank an meine Kollegen und Freunde Peter Lieberwirth und Stefan Wendelin fr die tolle menschliche und fachliche Zusammenarbeit und ihre groe Untersttzung bei der Durchsicht der Arbeit sowie der Vorbereitung auf die Verteidigung. Mein ganz besonderer Dank und meine tiefste Verbundenheit gilt Herrn Dr.-Ing. Per Tveit, dem Vater der Netzwerkbogenbrcken, bei dem ich bereits meine Diplomarbeit zum Thema Netzwerkbogenbrcken bearbeiten durfte und der mich zu dieser Forschungsarbeit ermutigt hat. Die zahlreichen fachlichen Diskussionen sowie guten Ideen und Anregungen haben sehr zum positiven Gelingen dieser Arbeit beigetragen. Dresden, im Mrz 2012 Stephan Teich

  • Stephan Teich: Beitrag zur Optimierung von Netzwerkbogenbrcken

    Kurzfassung

    Der heutige Brckenbau wird immer fter von der Forderung nach mglichst schlanken Tragwerken dominiert, um den Materialverbrauch und damit den Kostenaufwand zu redu-zieren sowie um ein sthetisches Erscheinungsbild zu erzielen. Gleichzeitig besteht aber auch der Wunsch nach greren Spannweiten. Dieses Ziel ist unter Bercksichtigung der Forderungen nach ausreichender Tragfhigkeit, Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit nur durch die Optimierung der Brckentragwerke zu erreichen. Die konstruktive Durch-bildung der einzelnen Tragwerksteile ist daher von enormer Bedeutung.

    Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Entwicklung einer optimalen Tragstruktur fr Netzwerkbogenbrcken. Dabei wird die systematische Nutzung der Optimierungspotentiale dieses Brckentragwerkes an ausgewhlten Tragwerkselementen erarbeitet. Es werden Lsungsvorschlge fr die System- und Detailausbildung sowie Berechnungs- und Entwurfsgrundlagen entwickelt. Die Schwerpunkte der Arbeit bilden die Entwicklung von ermdungssicheren Hngeranschlusskonstruktionen, statisch effizienten Hngernetzen sowie Bgen, die sich durch eine hohe Tragfhigkeit bei gleichzeitig geringem Material-verbrauch auszeichnen.

    Um eine ausreichende Ermdungssicherheit der in dieser Hinsicht magebenden Hnger-anschlusskonstruktionen zu gewhrleisten, ist es notwendig, die risserzeugenden Span-nungsspitzen zu minimieren und mglichst einen homogenen Spannungsverlauf ber das gesamte Bauteil zu erzeugen. Mit Hilfe einer parametergesttzten Gestaltoptimierung und anschlieender Topologieanpassung wird zunchst eine optimale Lsung fr die Hnger-anschlusskonstruktion entworfen. Anschlieend erfolgt die Entwicklung einer Bestimmungs-gleichung fr die Kerbwirkungszahl dieser Anschlusskonstruktion, welche die Anwendung des Kerbspannungskonzeptes fr Hngeranschlsse ermglicht. Zur effizienten Nutzung der statischen Vorteile von Netzwerkbogenbrcken ist die Anordnung der Hnger von groer Bedeutung. Um die vorteilhafteste Hngeranordnung zu ermitteln, werden fnf mgliche Hngernetze mit variierenden Hngerneigungsparametern, Hngeranzahlen und Sttz-weiten hinsichtlich gezielt ausgewhlter statischer Kriterien untersucht und bewertet. Daraus resultierend werden Empfehlungen formuliert, die dem Ingenieur die Wahl eines fr ent-sprechende Rahmenbedingungen geeigneten Hngernetzes erleichtern. Auch die konstruk-tive Ausfhrung des Bogens sowie des oberen Windverbandes und das damit verbundene Tragverhalten sind beim Entwurf einer effizienten Netzwerkbogenbrcke von groer Be-deutung. Deswegen wird der Einfluss von Form, Geometrie und Steifigkeit des Bogens sowie die Ausfhrung und Konstruktion anderer Tragwerksteile auf die Bogentragfhigkeit analysiert. Darauf aufbauend erfolgt die Optimierung dieser Konstruktionsparameter, um die Stahlmasse des Bogens ohne magebliche Erhhung der Beanspruchungen zu minimieren. Zustzlich werden verschiedene Ersatzimperfektionen bezglich ihrer Auswirkung auf die rechnerische Bogentragfhigkeit untersucht und die magebenden Vorverformungen hinsichtlich ihrer Form und ihrer Gre herausgestellt.

    In ausgewhlten Beispielen werden abschlieend die entwickelten Lsungen mit Bauwerken aus der Praxis verglichen, um die Effizienz des optimierten Tragwerkes zu demonstrieren.

  • Stephan Teich: Contribution to Optimizing Network Arch Bridges

    Abstract

    In order to reduce the material consumption and consequently the costs as well as to meet aesthetic standards, the construction of recent bridges is dominated by a demand for slender structures. Simultaneously, however, there is a request for greater spans. Taking into account a sufficient load carrying capacity, serviceability and durability, this aim can only be achieved by optimizing bridge structures. The constructional design of the individual bridge components is, therefore, of enormous importance.

    This work of research will tackle the development of an optimal structure for network arch bridges. The systematic employment of potentials to optimize these bridge structures will be examined for selected structural members. Suggestions for the construction of the bridge system and of selected details as well as basics for calculation and design will be developed. This paper will focuses mainly on the design of fatigue-proof hanger connections, statically efficient hanger networks as well as arches, which have a high load carrying capacity along with low material consumption.

    In order to provide sufficient security against fatigue failure for the decisive connections of the hanger bars, stress peaks that cause cracks have to be minimized and homogeneous stress distribution within the whole element has to be ensured. Initially, this paper will delineate an optimal solution for hanger connections by means of parameter-based shape optimization and subsequent topology adaptation. In the following, an analytic formula for the stress concentration factor of this connection will be developed in order to enable the application of the notch stress concept for hanger connections.

    To apply the static advantages of network arch bridges efficiently, the arrangement of the hangers is essential. In order to determine the most efficient hanger arrangement, five possible hanger arrangements with varying parameters (slope of the hangers, number of the hangers and span of the bridge) will be analyzed and evaluated with respect to systematically selected static criteria. On the basis of these investigations, recommendations for engineers how to choose an optimized hanger arrangement according to different geometrical bridge parameters will be made.

    Additionally, the constructive design of the arches and the upper wind bracing as well as the associated structural behavior are significant when an efficient network arch bridge is to be designed. For this reason, this paper will analyze the influence of the arch-shape, the arch-geometry and the arch-stiffness as well as the design and construction of other structural members on the stability of the arch. Based on these results, the constructive parameters will be optimized in order to reduce the steel weight of the arch without significantly reducing the load carrying capacity. Furthermore, the influence of different imperfections on the arch stability will be analyzed and the form and size of the decisive initial deflections emphasized. Finally, systematically selected examples will provide a comparison between the developed solutions and existing bridge structures in order to demonstrate the efficiency of the optimized structure.

  • Beitrag zur Optimierung von Netzwerkbogenbrcken I

    Inhalt

    Inhalt

    Kapitel 1 - Einleitung.......... 1

    1.1 Einordnung und Motivation$$$$$$$..$$$$$$$$$$$. 4

    1.2 Zielstellung der Arbeit$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$...16

    Kapitel 2 - Hngeranschlusskonstruktion...19

    2.1 Der Hngeranschluss$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$ 21

    2.1.1 AusgangssituationLL.LLLLLLLLLLLLLLLLL.. 21

    2.1.2 FE-ModellLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLL.. 23

    2.1.3 Analyse des BeanspruchungszustandesLLLLLLLLLL. 24

    2.2 Optimierung$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$. 26

    2.2.1 AllgemeinesLL.LLLLLLLLLLLLLLLLLLLL. 26

    2.2.2 GestaltoptimierungLLLLLLLLLLLLLLLLLL...... 26

    2.2.2.1 AllgemeinesLLLLLLLLLLLLLLLLLLL... 26

    2.2.2.2 Parameter...LLLLLLLLLLLLLLLLLLL... 27

    2.2.2.3 OptimierungsmodellLLLLLLLLLLLLLLL..... 29

    2.2.2.4 OptimierungsprozessLLLLLLLLLLLLLLL... 30

    2.2.2.5 Ergebnisse der GestaltoptimierungLLLLLLLLL... 38

    2.2.3 TopologieoptimierungLLLLLLLLLLLLLLLLLL.. 40

    2.2.4 Untersuchung verschiedener Anschlussvarianten...LLLL...... 43

    2.2.5 Vergleich des optimierten Hngeranschlusses mit der AusgangsgeometrieLLLLLLLLLLLLLLLLLLL. 46

    2.2.6 Vergleich des optimierten Hngeranschlusses mit Beispielen aus der PraxisLLL..LLLLLLLLLLLLLLLLLL. 49

    2.3 Kerbspannungskonzept und Kerbwirkungszahl$..$$$$$$$. 51

    2.3.1 Nachweiskonzepte fr die Berechnung der SchwingfestigkeitL. 51

    2.3.1.1 Nennspannungskonzept..LLLLLLLLLLLLL... 51

  • II Beitrag zur Optimierung von Netzwerkbogenbrcken

    Inhalt

    2.3.1.2 StrukturspannungskonzeptL..LLLLLLLLLLL... 52

    2.3.1.3 KerbspannungskonzeptL.LLLLLLLLLLLL..... 53

    2.3.2 Kerbmechanische ModelleLLLLLLLLLLLLLLLL. 54

    2.3.2.1 Worst-Case-Konzept nach Radaj.LLLLLLLLL... 54

    2.3.2.2 Mittelwert/Streuungs-Konzept nach Seeger und Olivier... 55

    2.3.3 Entwicklung einer Formel fr die KerbwirkungszahlLL.LLL. 56

    2.3.3.1 GeometrieparameterLL..LLLLLLLLLLLLL... 56

    2.3.3.2 Genauigkeit der erzielbaren Ergebnisse.LLLLLL.L.. 57

    2.3.3.3 Entwicklung der Nherungsformel fr KfLLL..LLL..... 58

    2.3.3.4 Auswertung der BestimmungsgleichungenLL..LLL..... 63

    2.3.4 Anwendung des Kerbspannungskonzeptes und Vergleich mit DIN 15018 und Eurocode 3LLLLLLLLLLLLLLLL 65

    2.4 Zusammenfassung und praktische Umsetzung der

    Untersuchungsergebnisse$..$$$$$$$$$$$$$$$...$. 69

    Kapitel 3 - Hngernetz.......73

    3.1 Was ist ein optimales Hngernetz?......................$..$$$$$$$.75

    3.1.1 AllgemeinesLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLL..L. 75

    3.1.2 Kriterien fr eine optimale HngeranordnungLLLLLLLL.. 78

    3.1.3 Untersuchte Anordnungsarten und ParameterLLLLLLLL 80

    3.2 Variantenuntersuchung$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$ 86

    3.2.1 Einfluss des Hngernetzes auf die Schnittgren und Span- nungen in Bogen und UntergurtLLL.LLLLLLLLLLL 86

    3.2.2 Rechnergesteuerte Umsetzung der VariantenuntersuchungLL 91

    3.2.3 Ergebnisse der EinzelauswertungenLLLLLLLLLLLL.96

    3.2.3.1 Variante 1 konstante Hngerneigung..LLLLLLLL 96

    3.2.3.2 Variante 2 gleichmig ansteigende Hngerneigung.....103

    3.2.3.3 Variante 3 gleichmig abfallende HngerneigungL.... 111

    3.2.3.4 Variante 4 radiale Hngeranordnung.............LLLL..116

    3.2.3.5 Variante 5 konstante Abstnde der Hngeranschluss-

    punkte im mittleren Bereich des Versteifungstrgers........122

    3.2.3.6 Einfluss der HngeranzahlLLLLLLLLLLLLL. 129

    3.2.3.7 Einfluss des BogenstichsLLLLLLLLLLLLLL 132

    3.2.3.8 Einfluss des Verhltnisses Verkehrslast zu EigenlastL... 133

  • Beitrag zur Optimierung von Netzwerkbogenbrcken III

    Inhalt

    3.2.4 Variantenvergleich und optimale LsungsanstzeLLLLL... 135

    3.2.4.1 Einfluss der BrckenspannweiteLLLLLLLLLL... 136

    3.2.4.2 Vergleich bezglich der SpannungsschwingbreiteLLL. 136

    3.2.4.3 Vergleich bezglich des HngerausfallsLLLLLLL.. 137

    3.2.4.4 Vergleich bezglich der MaximalkraftvariationLLLLL 137

    3.2.4.5 Vergleich bezglich der maximalen HngerkraftLLLL 138

    3.2.4.6 Vergleich bezglich des Summenwertes / optimale LsungLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLL... 139

    3.3. Anwendung der Ergebnisse und Beispielrechnung$$$$$$...143

    3.3.1 Ermittlung eines optimalen HngernetzesLLLLLLLLL. 143

    3.3.2 Vergleich eines optimalen Hngernetzes mit Beispielen aus der PraxisLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLL.147

    Kapitel 4 - Bogentragfhigkeit........... 157

    4.1 Grundlagen der Untersuchungen........................$..$$$$$$...159

    4.1.1 Begriffsdefinitionen und theoretische Grundlagen der StabilittstheorieLLLLLLLLLLLLLLL....LLLL.159

    4.1.2 Theorie II. Ordnung und Lsung von Eigenwertproblemen........161

    4.1.3 Ausgangssystem der Parameterstudie..LLLLLLLLL.... 165

    4.1.4 Modellierung des Ausgangssystems..LLLLLLLLLLL 168

    4.1.4.1 TragwerksmodellLLLLLL...LLLLLLLLLL.. 168

    4.1.4.2 LastmodellL...LLLLLLL...LLLLLLLLLL.. 171

    4.2 Durchfhrung und Ergebnisse der Parameterstudien$$$$$.. 174

    4.2.1 Variation des HngernetzesLLLLLLLLLLLLLLL. 174

    4.2.1.1 Bogentragfhigkeit bei verschiedenen HngernetzenL... 174

    4.2.1.2 Knicklngenbeiwerte und KnicklngenLLL..LLLL.. 178

    4.2.2 Variation der HngeranzahlLLLLLLL.LLLLLLLL.181

    4.2.3 Variation des WindverbandesLL.LLLLLLLLLLLL. 182

    4.2.3.1 Bogentragfhigkeit bei verschiedenen Windverbnden.... 182

    4.2.3.2 Knicklngenbeiwerte und KnicklngenLLLLLLL.... 193

    4.2.3.3 Einfluss der Windverband-Profilsteifigkeit auf die Spannungen im BogenLLLLLLLLLLLLLL... 195

    4.2.4 Variation des BogenquerschnittesL.LLLLLLLLLLL. 197

    4.2.4.1 AllgemeinesLLLLLLLLLLLLLLLLL..L... 197

    4.2.4.2 BogenbreiteLLLLLLLLLLLL..LLLLLL.... 201

  • IV Beitrag zur Optimierung von Netzwerkbogenbrcken

    Inhalt

    4.2.4.3 Bogenhhe..LLLLLLLLLLLLLLLLL..L... 210

    4.2.4.4 Blechdicke..LLLLLLLLLLLL..LLLLLL.... 213

    4.2.5 ImperfektionenLLLL.LLLL.L.LLLLLLLLLLL.220

    4.2.5.1 AllgemeinesLLLLLLLLLLLLLLLLL..L... 220

    4.2.5.2 Untersuchte ImperfektionsformenLL....LLLLLL.... 221

    4.2.5.3 Grenordnung der VorverformungLLLLLLL..L... 224

    4.2.5.4 Ergebnisse - Imperfektionen in der BogenebeneL...L... 226

    4.2.5.5 Ergebnisse - Imperfektionen senkrecht zur BogenebeneLLLLLLLLLLLLLLL..L...L... 227

    4.2.5.6 Zusammenfassung der ErgebnisseLLLLLL......L... 231

    4.2.6 Variation des VersteifungstrgerquerschnittesL..LLL..LL. 232

    4.2.7 Variation der BogenformLLLL.L.LLLLLLLLLLL. 234

    4.2.7.1 AllgemeinesLLLLLLLLLLLLLLLLL..L... 234

    4.2.7.2 Untersuchte BogenformenLLL..LL..LLLLLL.... 235

    4.2.7.3 Untersuchung verschiedener RadienverhltnisseL..L... 238

    4.2.7.4 Vergleich der BogenformenLLLLLLL...LLLL.... 245

    4.2.8 BogenstichLLLLLLLLLL.LLLLLLLLLLLL. 247

    4.3 Entwurfsgrundlagen und Vergleich der Untersuchungs- ergebnisse mit Anstzen aus der Praxis$$$$$$.$$$$$.. 251

    4.3.1 EntwurfsgrundlagenLLLLLLLLLL.LLLLLLLL. 251

    4.3.2 Vergleich der Untersuchungsergebnisse mit in der Praxis hufig zur Anwendung kommenden Konstruktionsmerkmalen.. 260

    Kapitel 5 - Zusammenfassung und Ausblick........ 269

    Literaturverzeichnis........... 275

    Fotonachweis........... 285

    Anhang A: Zusammenstellung der Optimierungsergebnisse..... 287

    Anhang B: Beschreibung des Ausgangstragwerkes fr die

    Untersuchungen zur Bogenstabilitt......................... 297

    Anhang C: Knickformen und Knickeigenwerte.......................... 323

  • Beitrag zur Optimierung von Netzwerkbogenbrcken V

    Abkrzungen und Bezeichnungen

    Abkrzungen und Bezeichnungen

    Folgende Abkrzungen und Bezeichnungen werden verwendet, sofern im Text keine andere

    Zuordnung erfolgt.

    Abkrzungen und Bezeichnungen in Kapitel 2

    FE Finite Elemente

    FEM Finite Elemente Methode

    f(x) Zielfunktion der Optimierungsaufgabe

    hk(x) Gleichheitsbedinungen der Optimierungsaufgabe

    gj(x) Ungleichheitsbedinungen der Optimierungsaufgabe

    1 Hauptspannung

    S Spannung am bergang Hnger zu Anschlussblech

    s Spannung am bergang Hnger zu Anschlussblech

    f Spannung am Freischnitt des Anschlussbleches

    max Maximalwert der Normalspannung

    Nenn Nennspannungswert der Normalspannung

    max Maximalwert der Schubspannung

    Nenn Nennspannungswert der Schubspannung

    Kf Kerbwirkungszahl

    a Schweinahtdicke

    Schweinahtwinkel

    s Ausrundungsradius der Schweinaht

    dx1 dx6 Konturparameter des Hngeranschlussbleches

    v Verschiebung des Freischnittradius

    r Freischnittradius

    dy Variation der Schweinahtlnge

    LS Schweinahtlnge

    LR Hhe der Blechausrundung

    R Blechausrundungsradius

    t Anschlussblechdicke

    terf statisch erforderliche Blechdicke

    d Hngerdurchmesser

    b Hngeranschlussblechbreite

    x Anschlussblechberstand

  • VI Beitrag zur Optimierung von Netzwerkbogenbrcken

    Abkrzungen und Bezeichnungen

    Abkrzungen und Bezeichnungen in Kapitel 3

    LM Lastmodell

    1 Startwinkel der Hngerneigung

    nderung des Hnger-Neigungswinkels

    Kreuzungswinkel zwischen Hnger und Bogenradius

    opt optimaler Kreuzungswinkel zwischen Hnger und Bogenradius

    p1 Ellipsenparameter 1 (Seitenverhltnis der Ellipse)

    p2 Ellipsenparameter 2 (Nutzbarer Bereich der Ellipsenkrmmung)

    p/g Verhltnis Verkehrslasten zu stndigen Lasten

    l Brckenspannweite

    f Bogenstich

    f/l Verhltnis Bogenstich zu Bogenspannweite

    n Hngeranzahl

    Spannungsschwingbreite infolge Verkehrslasten

    varF Variation der Maximalkraftauslastung

    maxF Hnger-Maximalkraft

    Ni Zugkraft im i-ten Hnger

    F(xi) Summenkriterium

    xi Wert des Einzelkriteriums

    ai, bi Skalierungsfaktoren

    GZG Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit

    GZT Grenzzustand der Tragfhigkeit

    Abkrzungen und Bezeichnungen in Kapitel 4

    VE Vierendeel-Aussteifungssystem

    Raute Rautenverband

    K-FW K-Fachwerkverband

    Th.II.O. Theorie II. Ordnung

    DIN-FB DIN-Fachbericht

    FKi ideal elastische Knicklast bzw. Verzweigungslast

    Ki Verzweigungslastfaktor

    FU nach der Fliezonentheorie ermittelte Traglast

    Knicklngenbeiwert

    sk Knicklnge

    lp Portalstiellnge

    d Hngerabstand bzw. Abstand der Windverbandriegel (je nach Untersuchung)

    e0 Vorverformungsstich der Ersatzimperfektion

    A Bogenquerschnittsflche

    Iy Flchentrgheitsmoment des Bogens in der Bogenebene

    Iz Flchentrgheitsmoment des Bogens senkrecht zur Bogenebene

    My Biegemomente in der Bogenebene

    Mz Biegemomente senkrecht zur Bogenebene

  • Beitrag zur Optimierung von Netzwerkbogenbrcken VII

    Abkrzungen und Bezeichnungen

    Mpl,R,d Biegemoment im plastischen Zustand

    fS Reduzierungsfaktor fr die Querschnittswerte

    tAus Ausgangsblechdicke

    r Bogenradius

    rS Bogenscheitelradius

    r1, r2 Radien des Bogens mit unterschiedlich konstanter Krmmung

    ra, rb Radien des Ellipsenbogens

    L Brckenspannweite

    f Bogenstich

    f/l Verhltnis Bogenstich zu Bogenspannweite

  • Kapitel 1

    Einleitung

    Von allem, was der Mensch in seinem Lebenstrieb errichtet und erbaut, scheint meinen

    Augen nichts besser und wertvoller zu sein als die Brcken. Sie sind wichtiger als Huser,

    heiliger, weil gemeinsamer, als Tempel, allen gehrig und allen gegenber gleich ntzlich,

    immer sinnvoll errichtet an dem Orte, an dem die meisten menschlichen Bedrfnisse sich

    kreuzen; sie sind ausdauernder als andere Gebude und dienen keinem heimlichen und

    bsen Zweck * alle sind sie im Grunde eines und gleicherweise unserer Aufmerksamkeit

    wert, denn sie zeigen den Ort, wo der Mensch auf Hindernisse stie und sich doch nicht

    aufhalten lie, sondern sie berwand und berbrckte, wie er es eben vermochte, je nach

    seiner Auffassung, seinem Geschmack und den Verhltnissen, von denen er umgeben war.

    Der Literatur-Nobelpreistrger Ivo Andric beschreibt im Buch Brcken der Welt (Hrsg. O.

    Bihalji-Merin, Luzern 1971) mit diesen Worten in eindrucksvoller Weise die Wichtigkeit und

    Notwendigkeit von Brckenbauten mit ihrer bedeutsamen Funktion des Verbindens. Diese

    Funktion beschrnkt sich nicht nur auf die hufig existenziell wichtige berwindung von

    meist natrlichen Barrieren und die daraus resultierende Verknpfung von Ufern oder Fort-

    fhrung von Wegen, welche nicht selten zur Erschlieung neuer Regionen fhrt. Brcken

    ermglichen zudem das Zusammenfhren von Menschen, dienen zur Begegnung und er-

    mglichen einen kontinuierlichen Austausch und zwischenmenschliche Kommunikation.

    Dies wird eindrucksvoll durch den in vielen Bereichen hufig verwendeten Ausdruck

    Brcken schlagen verdeutlicht, der als Sinnbild dafr steht, Verbindungen herzustellen, in

    Kontakt zu treten oder Gegenstze zu berwinden.

    Brcken prgen das Gesicht unserer Stdte und Landschaften vor allem deshalb, weil sie

    nicht nur als rein zweckmige Bauwerke dazu dienen, ein Hindernis zu berwinden,

    sondern diese Aufgabe fast immer auf besonders eindrucksvolle Weise erfllen. BHLER [8]

    Sie * sind wagemutige und khne Bauwerke, mit denen sich der Mensch den Krften der

    Natur entgegenstellt. und * zhlen zu den eindrucksvollsten Kulturdokumenten der

    Menschheit. EWERT [26] Diese beiden Aussagen spiegeln sich sowohl bei den einfachen

  • 2 1 Einleitung

    Brcken unserer Vorfahren, wie beispielsweise den Tarr-Steps - einfache Steinplatten, die

    ber einen Fluss gelegt wurden, als auch bei den imposanten Hngebrcken der Neuzeit,

    die wie die Akashi-Kaikyo-Bridge eine Spannweite von beinahe zwei Kilometern aufweisen,

    wieder. Schon seit Jahrtausenden ist der Mensch bestrebt, von der Natur geschaffene

    Hindernisse zu berbrcken. Die Erkenntnis dazu lieferte die Natur selbst. Umgestrzte

    Bume ber Wasserlufe, durch Erosion geformte Felsbgen, ber Schluchten hngende

    Lianen oder ste sowie Steinblcke und -platten in Bchen inspirierten den Menschen zur

    Nachahmung. Die Geschichte des Brckenbaus lsst sich bis in die Urgeschichte zurckver-

    folgen, als gefllte Bume oder Stege aus Balken und Steinen als bergang dienten. Aus

    diesen Anfngen entstanden die Bauten des Altertums in den chinesischen, babylonischen

    und griechischen Hochkulturen, gefolgt von den steinernen Meisterwerken des Rmischen

    Reiches. Die industrielle Revolution, die die ersten Stahlbeton- und Stahlbrcken hervor-

    brachte, stellte einen bedeutenden Meilenstein in der weiteren Entwicklung des Brcken-

    baus dar, die schlielich zu den eindrucksvollen Brckentragwerken der heutigen Zeit fhrte.

    Zu den ltesten Tragwerksformen im Brckenbau zhlt der Bogen. Bis zum Beginn der

    industriellen Revolution waren Steinbgen die am meisten ausgefhrten Brckenbauwerke.

    Diese zeichneten sich durch eine groe Belastbarkeit und vor allem hohe Dauerhaftigkeit

    aus. Bereits die alten Rmern kannten das Tragverhalten des Bogens, die dieses Wissen

    von den Etruskern erlernten [8]. Der Lastabtrag vertikaler Lasten erfolgt durch die Bogen-

    krmmung vorwiegend durch Druckkrfte. Entspricht die Form des Bogens der Sttzlinie fr

    die einwirkenden Lasten, wird dessen Querschnitt ausschlielich durch Drucknormal-

    spannungen beansprucht. Bei Abweichungen von diesem Idealfall entstehen zustzlich

    Querkrfte und Biegemomente. Whrend in der Antike, im Mittelalter oder in der

    Renaissance die Bgen ausschlielich aus Stein gefertigt wurden, entstanden am Ende des

    18. Jahrhundert in England die ersten gusseisernen Bogenbrcken (z.B. Severnbrcke in

    Coalbrookdale). Um Zugspannungen in dem durch hohe Druck- aber sehr geringe Zug-

    festigkeit geprgtem Material zu vermeiden, wurde auch bei diesen Tragwerken die Form

    der bekannten und bewhrten Steinbogenbrcken gewhlt [26]. Die mit der Erfindung des

    Puddelverfahrens mglich gewordene Herstellung von schmiedbarem Eisen, das im Gegen-

    satz zum Gusseisen deutlich hhere Zugkrfte aufnehmen kann, entwickelten sich neue

    Konstruktionsarten. Durch die nun vorzugsweise ausgefhrten Gitter- und Fachwerkbogen-

    brcken konnten erheblich grere Spannweiten realisiert werden. In Europa erlangten vor

    allem die Brcken des franzsischen Ingenieurs Gustave Eiffel (z.B. Ponte Maria Pia und

    Garabit-Viadukt) groe Bedeutung. Die Einfhrung von industriellen Walzverfahren und das

    Aufkommen von Schweitechniken revolutionierten den Stahlbau, erffneten dem Brcken-

    bau neue Mglichkeiten und fhrten somit in den 1920er Jahren zur erneuten Vernderung

    der Bogentragwerke. Die Bgen wurden nun hufiger aus einem einzelnen Stab gefertigt.

    Der Siegeszug des Stabbogens fhrte zum Rckgang der klassischen vergitterten Druck-

    stbe [26]. Stabbogenbrcken zeichnen sich im Vergleich zu den Gitter- und Fachwerk-

    bogenbrcken durch erheblich geringere Fertigungs- und Montagekosten aus und wirken

    durch ihre schlanken Bauteile wesentlich eleganter und filigraner. In den 1930er Jahren kam

  • 1 Einleitung 3

    es in Deutschland zum Bau mehrerer groer Stabbgen [26]. Viele dieser Bogenbrcken er-

    richtete man bereits nach dem heute unter dem Namen Langerschen Balken bekannten

    Konstruktionsprinzip. Bei dieser Bauweise, welche bereits 1859 vom sterreichischen

    Ingenieur Joseph Langer patentiert wurde, wirkt der biegesteife Versteifungstrger zugleich

    als Zugband fr den Bogen. Eine Sonderform dieses bis heute hufig verwendeten Brcken-

    typs stellt die Netzwerkbogenbrcke dar. Im Unterschied zu den weit verbreiteten Stab-

    bogenbrcken mit vertikalen Hngern werden bei Netzwerkbogenbrcken Bogen und Zug-

    band durch geneigte Hnger verbunden, wodurch sich ein uerst effizientes Tragverhalten

    erzielen lsst. Die Biegemomente in Bogen und Versteifungstrger werden stark reduziert,

    was wiederum deutlich schlankere Querschnitte nach sich zieht.

    Die Entwicklung der Bogentragwerke fhrte im Laufe der Jahrhunderte von den wuchtigen

    Urformen ber die meisterhaften Bauten der Rmer zu immer khneren, gewagteren und

    schlankeren Bauwerken [8]. Bedingt wurde diese Entwicklung durch die Kombination von

    technischem Fortschritt, weiterfhrenden Erkenntnissen in den theoretischen Grundlagen,

    Nutzung neuer Materialien sowie Einfallsreichtum und Genialitt der Brckenbauer. Als Leit-

    satz gilt nach wie vor, dass nur eine intensive und gut durchdachte Planung unter Berck-

    sichtigung statischer und dynamischer Aspekte zu konstruktiv sinnvollen als auch sthetisch

    ansprechenden Lsungen fr eine Brckenkonstruktion fhrt. Das Knnen und die Er-

    fahrung des Brckenbauers, des pontifex maximus, sein Mut und seine Khnheit mssen

    sich bei jedem Bauwerk von neuem bewhren. Dieses Knnen und die Erfahrung grnden

    sich auf das bestndige Lernen, auch als Fehlern und manchmal sogar aus tragischen und

    folgenschweren Unfllen. BHLER [8].

  • 4 1 Einleitung

    1.1 Einordnung und Motivation

    1.1 Einordnung und Motivation

    Das Prinzip der Netzwerkbogenbrcke lsst sich bis in die 70er Jahre des 19. Jahrhunderts

    zurckverfolgen. In Riesa wurde 1878 erstmals eine Bogenbrcke mit gekreuzten Fllstben

    errichtet [38] (Spannweite: 3 x 101,40 m, siehe Abb. 1). Dabei handelte es sich um Fach-

    werkstbe, die sowohl Zugkrfte als auch Druckkrfte bertragen konnten. Die Tragwirkung

    dieser Brcke entsprach der eines Fachwerkes, dessen statische Hhe an den Momenten-

    verlauf angepasst ist.

    Abb. 1 Elbebrcke Riesa

    Etwa zur selben Zeit entwickelte Joseph Langer die heute als Langerscher Balken

    bekannte Form der Stabbogenbrcke. Er verwendete fr die hier zur Anwendung kommen-

    den vertikalen Hngestangen jedoch biegeweiche Profile, die nur in der Lage waren, Zug-

    krfte aufzunehmen.

    In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts erkannte der dnische Ingenieur O.F. Nielsen die

    Vorteile von geneigten Hngern. Den Hintergrund dafr lieferte das stndige Streben nach

    greren Spannweiten. Da vor allem die Erhhung der Biegemomente bei Spannweiten

    ber 100 m Probleme in der Ausfhrung der damals verwendeten Eisenbetonbgen brachte,

    wurden Bestrebungen angestrengt neue Konstruktionsarten auszuarbeiten. Nielsen lste

    dieses Problem mit schrg gestellten Hngestangen [62]. Dadurch konnte er die Momente

    im Bogen derartig vermindern, dass die Beanspruchung des Bogens durch Normalkrfte fr

    die Bemessung magebend wurde. Fr die Hnger seiner Brcken verwendete Nielsen ge-

    neigte Rundsthle, wobei sich jeweils steigende und fallende Hnger, hnlich einem

    Strebenfachwerk, abwechselten. Diese Hngestangen waren nur in der Lage, Zugkrfte auf-

    zunehmen. Solange eine Zugbelastung vorlag, konnte die Tragwirkung der Brcke mit der

    eines Fachwerkes, analog zu Abb. 1, verglichen werden. Bgen, Windverband und Fahr-

    bahn dieser Brcken bestehen aus Stahlbeton. Auf diese Art und Weise wurden in

  • 1 Einleitung 5

    1.1 Einordnung und Motivation

    Schweden etwa 70 solcher Brcken errichtet, so z.B. die Edskyrka-Brcke bei Fosma (Abb.

    3). Mit einer lichten Weite von rund 140 m entstand 1932 in Castelmoron, Frankreich (Abb.

    2) eine der grten Konstruktionen dieser Art.

    Abb. 2 Castelmoron-Bridge

    Abb. 3 Edskyrka-Bridge

    Den bereits erwhnten Vorteil der Konstruktionen Nielsens gegenber dem Langerschen

    Stabbogen zeigt Abb. 4. Der Stabbogen mit vertikalen Hngern, welche diesen durch die

    Biegesteifigkeit des Versteifungstrgers elastisch sttzen, wirkt bei einer gleichmig ver-

    teilten Last optimal, und er erleidet nur relativ geringe Durchbiegungen. Dagegen kommt es

    bei halbseitiger Belastung (Abb. 4, oben) zu groen Verformungen. Der Bogen weicht in

    Lngsrichtung horizontal aus, und die Hnger sind nun nahezu wirkungslos. Dadurch ent-

    stehen in beiden Gurten grere Biegemomente, und die Knicklast des Bogens wird deutlich

    herabgesetzt. Durch Schrgstellen der Hnger (Abb. 4, unten) wird dem Ausweichen des

    Bogens entgegengewirkt.

  • 6 1 Einleitung

    1.1 Einordnung und Motivation

    PALKOWSKI [66] ermittelte, dass diese schrge

    Anordnung die Knicklast von Bgen mit

    Zugband und Hngern deutlich erhht, denn

    die elastische Sttzung wirkt hier annhernd

    in der Ausweichrichtung des Bogens und die

    Dehnsteifigkeit des Versteifungstrgers wird

    durch die spitzen Winkel der Hnger

    zustzlich zur Sttzung des Bogens

    herangezogen [36]. Auch die Biegemomente

    werden stark reduziert, was deutlich

    schlankere Querschnitte nach sich zieht. Das

    System wirkt nun auch fr halbseitige

    Belastung annhernd wie ein Fachwerk. Abb. 4 Wirkungsprinzip geneigter Hnger

    Wie bereits erwhnt, ist dies aber nur der Fall, solange die Hngestangen eine

    Zugkraftbelastung erhalten. Ansonsten kommt es besonders bei steileren Neigungswinkeln

    zum Ausfall der Hnger, wodurch der positive Effekt unter Umstnden erheblich reduziert

    wird. Dieser Hngerausfall ist abhngig vom Verhltnis Verkehrslast zu Eigenlast. Genau

    darin bestand das Problem der ersten Nielsen-Brcken.

    Abb. 5 Hngerausfall bei Nielsen-Brcken unter Halblast

    Durch die in der Folgezeit stndig steigenden Verkehrslasten und die damit unter halb-

    seitiger Belastung verstrkt auftretenden Hngerausflle (siehe Abb. 5), wurde diese

    Brckenart trotz des relativ hohen Eigengewichtes immer ungeeigneter. Dem Hngerausfall

    kann nur durch flacher geneigte Hnger entgegengewirkt werden. Dies fhrt jedoch zu

    greren Abstnden der Hngeranschlsse an Bogen und Versteifungstrger, was

    wiederum einen Zuwachs der Biegemomente zur Folge hat. Durch die Ausfhrung von zwei

    oder mehreren Hngersets wird diesem Momentenanstieg entgegengewirkt. Es entsteht ein

    Hngernetz (vgl. Abb. 6) und damit die typische Form der heutigen Netzwerkbogenbrcken.

    Als Netzwerkbogenbrcken werden all diejenigen Bogenbrcken bezeichnet, bei denen sich

    die Hnger mehrfach kreuzen.

    Abb. 6 Hngernetz

  • 1 Einleitung 7

    1.1 Einordnung und Motivation

    Im Jahr 1963 wurde dieser Brckentyp gleich dreimal umgesetzt, und es entstanden die von

    Dr. Per Tveit konstruierten norwegischen Netzwerkbogenbrcken von Steinkjer (Abb. 7) und

    Bolstadstraumen (Abb. 8) sowie das Bogentragwerk der Fehmarnsundbrcke in

    Deutschland (Abb. 9 und Abb. 10).

    Tveits Brcken [104] haben eine Spannweite von

    80 m bzw. 84 m. Die Bgen beider Tragwerke

    bestehen aus dreieckfrmigen Stahl-Hohlprofilen,

    whrend die Fahrbahn jeweils als teilweise vorge-

    spannter Betongurt ausgefhrt ist. Die Hnger-

    neigungen variieren, wobei der Neigungswinkel der

    fallenden Hnger vom linken Kmpfer an mit einem

    Abb. 7 Netzwerkbogenbrcke in Steinkjer

    konstanten Ma zunimmt und die steigenden Hnger genau gegenlufig angeordnet

    wurden. Die Brcke in Steinkjer hat einen Bogenstich von 12 m (f/l=0,15). Die berbaubreite

    betrgt inklusive der auen liegenden Gehwege 10 m. Das Verhltnis von Bogenstich zu

    Spannweite ist bei der Bolstadstraumenbrcke mit f/l = 0,18 etwas grer. Die berbau-

    breite ist jedoch annhernd vergleichbar.

    Abb. 8 Netzwerkbogenbrcke ber den Bolstadstraumen

  • 8 1 Einleitung

    1.1 Einordnung und Motivation

    Abb. 9 Netzwerkbogenbrcke ber den Fehmarnsund

    Die Dimensionen der Fehmarnsundbrcke sind

    um einiges grer. Der Wunsch nach einer

    Straen- bzw. Bahnverbindung auf die Insel

    Fehmarn erforderte eine berquerung des

    1,3 km breiten Fehmarnsundes. Geplant und

    ausgefhrt wurde eine fr Straen- und

    Eisenbahnverkehr ausgelegte Hochbrcke,

    deren Mittelffnung mit einem Bogentragwerk

    stark betont wurde [96]. Die Spannweite be-

    trgt 248 m bei einem Bogenstich von 43 m

    (f/l = 0,173). Zur Erhhung der Seitenstabilitt

    und aus sthetischen Grnden wurden die aus

    Stahl-Hohlprofilen gefertigten Bgen korb-

    henkelartig gegeneinander gelehnt. Die 21 m

    breite Fahrbahn ist entgegen den Tveitschen

    Brcken als orthotrope Platte ausgefhrt. Auch

    bei der Hngerneigung unterscheidet sich die Abb. 10 Fehmarnsundbrcke

    Fehmarnsundbrcke von ihren norwegischen Verwandten, denn die Brckenplaner ent-

    schieden sich fr eine konstante Neigung und konstante Abstnde der Anschlusspunkte am

    Versteifungstrger. In jedem Knotenpunkt laufen dabei jeweils zwei Hngeseile zusammen.

    Unverstndlicherweise wurden nach der Fehmarnsundbrcke bis zum Jahr 1995 in

    Deutschland keine weiteren Brcken mit dem vorteilhaften System des Netzwerkbogens

    errichtet. Dafr erfreute sich diese Brckenart seit den spten 60er Jahren des letzten Jahr-

    hunderts in Japan grerer Beliebtheit. Professor Masao Naruoka, dem Professor Pflger

  • 1 Einleitung 9

    1.1 Einordnung und Motivation

    1960 die Modellversuche fr die Fehmarnsundbrcke zeigte, brachte 1962 die Idee dieses

    Brckentyps in sein Heimatland. Mit der 110 m spannenden Aki-Bridge wurde 1968 das

    erste dieser Brckentragwerke, welche fortan mit Bezug auf ihren Erfinder Nielsen-

    Lohse-Brcken genannt wurden, errichtet. Seitdem entstanden ber 50 dieser Brcken mit

    Spannweiten zwischen 150 und 256 m. Die Bezeichnung Nielsen-Lohse-Brcke weist auf

    ein Brckensystem hin, bei dem die Druckkrfte des Bogens ber Zugelemente in sich

    selbst zurckverankert werden (Lohse-Balken; i.d.R. als Zugband ausgebildete Fahrbahn-

    tafel) und die Hngestangen schrg gestellt sind (Nielsen-Brcke). Im allgemeinen Sprach-

    gebrauch wird dieser Begriff fr Bgen mit Zugband verwendet, bei denen sich die Hnger

    kreuzen. Einen kleinen berblick an ausgewhlten Konstruktionen gibt Abb. 12. Eine der

    wohl imposantesten Brcken dieses Typs ist in Abb. 11 dargestellt. Es handelt sich dabei

    um die 1992 errichtete Shinhamadera-Bridge [111] (Spannweite: 254 m, Bogenstich: 36 m

    (f/l = 0,141), berbaubreite: 25,50 m). Die Bgen (Stahl-Hohlkasten-Querschnitt) dieser

    Straenbrcke sind nach dem Korbhenkelprinzip aneinander gelehnt. Stellvertretend fr alle

    Nielsen-Lohse-Brcken ist die Fahrbahn als orthotrope Platte ausgefhrt. Wie schon bei

    der Fehmarnsundbrcke sind auch hier die Hnger mit einer konstanten Neigung versehen

    (60), wobei jeweils zwei Hnger in den in konstanten Abstnden angeordneten Ver-

    steifungstrgerknotenpunkten zusammenlaufen.

    Abb. 11 Shinhamadera-Bridge

  • 10 1 Einleitung

    1.1 Einordnung und Motivation

    Abb. 12 Auswahl an Nielsen-Lohse-Brcken in Japan (von oben: Ounoura Bridge, Land Bridge over Miyagawa, Shima Pearl Bridge, Torikai-ohasi Bridge)

  • 1 Einleitung 11

    1.1 Einordnung und Motivation

    Nach 31 Jahren wurde 1994 bis 1995 auch in Deutschland wieder eine Bogenbrcke mit

    geneigten, sich kreuzenden Hngern errichtet. Dies erfolgte vordergrndig jedoch aus archi-

    tektonischen und weniger aus statischen Grnden. Die Brcke, welche die Beneckeallee in

    Hannover ber den Mittellandkanal berfhrt, hat eine Spannweite von 63 m und eine Breite

    von 21 m. Die nach innen geneigten Bgen wurden mit einem Rohrquerschnitt ausgefhrt.

    Eine Besonderheit der in Abb. 13 dargestellten Brcke sind die Hngerkreuzungen. Die

    Hnger ( 60 mm) laufen in kreisfrmigen Stahlringen zusammen, die aus gestalterischen

    Grnden sehr dominant ausgefhrt wurden. Da es sich bei der berfhrten Strae um eine

    Stadtstrae handelt, wurden in jedem zweiten Ring Straenbeleuchtungskrper angebracht.

    Abb. 13 Beneckeallee-Brcke

    Die 2001 errichtete Neue Mainbrcke an der NATO-Rampe zwischen den Gemarkungen

    Sulzbach und Niedernberg [89] (Abb. 14) hat eine Spannweite von 150 m bei einem Bogen-

    stich von 23,75 m (f/l = 0,158). Die 14,25 m breite Fahrbahn ist in Stahlverbund-Bauweise

    errichtet worden. Fr die Hngeranordnung whlte man konstante Knotenpunktabstnde am

    Versteifungstrger mit jeweils zwei Hngeranschlssen je Knotenpunkt. Aus sthetischen

    Grnden wurden alle Hnger mit dem gleichen Neigungswinkel versehen.

    Abb. 14 Mainbrcke an der NATO-Rampe

  • 12 1 Einleitung

    1.1 Einordnung und Motivation

    Ein Jahr spter erfolgte der Bau der Nordringbrcke in Marktheidenfeld [59] (Abb. 15). Diese

    Straenbrcke, die ebenfalls den Main berspannt, hat eine Spannweite von 135 m und

    einen Bogenstich von 22,50 m (f/l = 0,167). Die Fahrbahn (Breite: 13,25 m) ist auch hier als

    Verbundkonstruktion ausgefhrt. Bei der Hngeranordnung wurde ein anderes Prinzip ver-

    folgt. Sowohl am Versteifungstrger als auch im grten Bereich des Bogens treffen sich

    zwei Hnger in einem Knotenpunkt. Die Anschlusspunktabstnde am Versteifungstrger

    sind dabei konstant. Eine Besonderheit stellt die Aussteifung der Bgen dar. Anstelle eines

    herkmmlichen Windverbandes wurde bei diesem Tragwerk jeweils im Portalbereich ein

    kreuzfrmiger Portalriegel fr die Bogenaussteifung angeordnet.

    Abb. 15 Nordringbrcke Marktheidenfeld

    Seit der Verkehrsfreigabe von zwei Netzwerkbogenbrcken im Jahr 2006 erlebt die

    Konstruktionsform des Netzwerkbogens in Deutschland eine Renaissance. Bei den beiden

    Brcken handelt es sich um das berfhrungsbauwerk der Strae L39 in Salzbergen mit

    einer Spannweite von 56 m (Abb. 16) und das 87,9 m spannende Kreuzungsbauwerk

    B95/B2 A38 sdlich von Leipzig (Abb. 17).

    Abb. 16 Straenbrcke in Salzbergen

    Die Brcke bei Leipzig besteht aufgrund der groen Straenbreite aus zwei getrennten,

    ungewhnlich breiten berbauten (27,4 m und 28,1 m) und ist zustzlich schiefwinklig. Die

    Fritz Spieker GmbH & Co. KG

  • 1 Einleitung 13

    1.1 Einordnung und Motivation

    Schiefwinkligkeit wirkt sich negativ auf die Hngervorspannkrfte infolge Eigengewicht in

    den spitzen Ecken aus. Diesem Problem wurde mit einer unsymmetrischen Hngeran-

    ordnung in Verbindung mit nicht-konstanten Hngerabstnden am Bogen begegnet [33]. Die

    Fahrbahn wurde mit einer schlaff bewehrten Stahlbetonplatte auf Stahlquertrgern im

    Verbund ausgefhrt. Fr die mit vernderliche Hhe gefertigten Bgen (Stich 14 m) kamen

    Kastenprofile und fr die Hnger Rundstahlprofile ( 90 mm) zur Anwendung.

    Abb. 17 Autobahnbrcke bei Leipzig

    In den vergangenen zwei Jahren wurden auch mehrere Eisenbahnberfhrungen als Netz-

    werkbogenbrcken errichtet. Nach umfassender Entwicklungsarbeit in Koordination mit den

    Bauherren, den Fachabteilungen der DB AG und dem Eisenbahnbundesamt [32] erfolgt im

    Jahr 2008 der Bau der eingleisigen Rosenbachtalbrcke bei Plauen (Abb. 18), deren Ent-

    wurf vom Autor unter Verwendung der in der vorliegenden Arbeit ermittelten Ergebnisse er-

    stellt wurde. Das Bauwerk mit orthotroper Fahrbahnplatte und Versteifungstrgern mit I-

    Querschnitt weist eine Spannweite von 89 m auf. Das Hngernetz besteht aus 36 Flach-

    stahlhngern. Durch das gnstige Tragverhalten konnte im Vergleich zu herkmmlichen

    Stabbogenbrcken eine Stahlersparnis von 15% bis 20% erzielt werden.

    Im gleichen Jahr erfolgte die Inbetriebnahme der Oderbrcke bei Frankfurt/Oder (Abb. 19).

    Die Strombrcke des zweigleisigen Ersatzneubaus ber den Grenzfluss zwischen Polen und

    Deutschland wurde als Netzwerkbogen ausgefhrt. Dieser hat eine Spannweite von 104,0m.

    Die Ausbildung der Fahrbahn erfolgte als orthotrope Fahrbahnplatte, die der Versteifungs-

    trger als Kastenquerschnitt. In beiden Bogenebenen, welche um 80 geneigt sind, wurden

    24 Flachstahlhnger angeordnet. Weitere Netzwerkbogenbrcken der DB AG sind die E

    ber die B6 in Halle/Saale und die E Florabrcke ber den Mittellandkanal in Haldens-

    leben. Beide Bauwerke sind eingleisig, weisen jedoch groe Unterschiede in ihrer konstruk-

    tiven Ausbildung auf. Die Florabrcke (Spannweite 132,60 m) wurde mit einer orthotropen

    Fahrbahnplatte und geneigten Bogenebenen (Bogenstich 19,85 m) mit jeweils 30 Hngern

    ausgefhrt [32], [33]. Das Bauwerk in Halle mit einer Spannweite von 79,0 m hat vertikale

    Bogenebenen und ein Hngernetz mit 24 Hngern. Eine Besonderheit dieser Netzwerk-

    bogenbrcke ist deren Fahrbahn. Diese wurde als schlaff bewehrte Betonplatte, die ihre

    Lasten ber horizontal angeordnete Kopfbolzendbel in die beiden I-frmigen Versteifungs-

    trger abtrgt [33], ausgefhrt. Die Betonfahrbahn weist vielfltige Vorteile bezglich der

  • 14 1 Einleitung

    1.1 Einordnung und Motivation

    Herstellung und der Unterhaltung auf und wirkt sich aufgrund des hheren Eigengewichtes

    zustzlich positiv auf das Tragverhalten des Netzwerkbogens aus.

    Abb. 18 Rosenbachtalbrcke bei Plauen

    Abb. 19 Oderbrcke bei Frankfurt

    In den letzten Jahren kam es auch auerhalb Deutschlands zum Bau mehrerer Netzwerk-

    bogenbrcken. So wurde 2004 beispielsweise in Tschechien ein solches Bauwerk im Tal

    des Flusses Lunice in der Stadt Bechyn errichtet (Abb. 20). Bei dieser Brcke kam das

    von Tveit entwickelte Konstruktionsprinzip einer Spannbetonfahrbahn zur Anwendung. Die

    Fahrbahnplatte hat eine zwischen 250 mm und 300 m variierende Dicke. Die Randbalken

    sind 500 mm stark. Die gesamte Brcke ist 41 m lang und weist einen Bogenstich von

    6,05 m auf.

    Weitere internationale Beispiele neu gebauter Netzwerkbogenbrcken sind die Brcke ber

    den Fluss Deba in Spanien (Baujahr: 2006, Spannweite: 110,0 m), die Brcke ber den

  • 1 Einleitung 15

    1.1 Einordnung und Motivation

    Fluss Providence (USA, Baujahr: 2007, Spannweite: 121,2 m), die Dziwna-Brcke in Polen

    (Baujahr: 2003, Spannweite: 165,0 m), die Blennerhassetbrcke (USA, Baujahr: 2008,

    Spannweite: 267,7 m), die Mangamahu-Brcke in Neuseeland (Baujahr: 2008, Spannweite:

    85,0 m), die Brcke ber den Fluss Carbon in Peru (Baujahr: 2006, Spannweite: 120,0 m)

    und die Brandangersund-Brcke in Norwegen (Baujahr: 2010, Spannweite: 220,0 m).

    Abb. 20 Brcke in Bechyn

    Besonders hervorzuheben ist dabei die Brcke ber den Brandangersund, die dritte Netz-

    werkbogenbrcke in Norwegen. Das Bogentragwerk weist bei einem Stich von 33 m eine

    Spannweite von 220 m auf. Der Untergurt wurde als vorgespannte Betonplatte, die Bgen

    aus Stahlrohren mit einem Durchmesser von 711 mm (Wandstrke 30 40 mm) ausgefhrt.

    Je Bogenebene sind 44 Hnger angeordnet. Das in Abb. 21 dargestellte Bauwerk verdeut-

    licht in eindrucksvoller Weise, welche Schlankheiten sich fr Bogen und Untergurt durch das

    statisch vorteilhafte Tragverhalten von Netzwerkbogenbrcken erzielen lassen.

    Abb. 21 Brcke ber den Brandangersund

  • 16 1 Einleitung

    1.2 Zielstellung

    1.2 Zielstellung der Arbeit

    Der heutige Brckenbau wird immer fter von der Forderung nach mglichst schlanken

    Tragwerken dominiert, um den Materialverbrauch und damit den Kostenaufwand zu redu-

    zieren sowie ein sthetisches Erscheinungsbild zu erzielen. Gleichzeitig besteht aber auch

    der Wunsch nach greren Spannweiten. Dieses Ziel ist unter Bercksichtigung der Forde-

    rungen nach ausreichender Tragfhigkeit, Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit nur

    durch die Optimierung der Brckentragwerke zu erreichen. Die konstruktive Durchbildung

    der einzelnen Tragwerksteile ist daher von enormer Bedeutung. Die geometrische Aus-

    bildung der Bauteile, deren Anordnung sowie deren Zusammenwirken muss mit dem

    statischen Tragverhalten der Konstruktion eine harmonische Einheit bilden. Eine Brckenart,

    durch die sich die aufgefhrten Forderungen auf ideale Art und Weise erfllen lassen, ist die

    Netzwerkbogenbrcke. Dieses Brckensystem kann im mittleren Spannweitenbereich

    optimal eingesetzt werden und ermglicht uerst wirtschaftliche Lsungen. Auerdem ist

    durch das sthetische und filigrane Erscheinungsbild der Netzwerkbogenbrcken eine Er-

    weiterung der gestalterischen Palette fr Brckentragwerke mglich.

    Durch den kurzen historischen Abriss in Abschnitt 1.1 wird deutlich, dass die Mglichkeiten

    fr die Ausbildung und konstruktive Umsetzung des Hngernetzes, des Bogens und der

    Fahrbahn bei Netzwerkbogenbrcken sehr vielfltig sind. Es stellt sich zwangslufig die

    Frage, welche dieser Varianten die gnstigste hinsichtlich Tragverhalten und Wirtschaft-

    lichkeit darstellt. Ziel der Arbeit ist deshalb die Entwicklung einer mglichst optimalen

    Lsung fr dieses Brckentragwerk durch gezielte Optimierung ausgewhlter Tragwerks-

    teile. Fr die ingenieurtechnische Anwendung werden des Weiteren Empfehlungen formu-liert, mit deren Hilfe der Entwurf und die Berechnung dieser Brckenbauwerke mit geringem

    Aufwand zur bestmglichen Lsung fhrt. Durch das Bereitstellen dieser Entwurfs- und Be-

    messungsgrundlagen soll ein Beitrag zur Etablierung des Tragsystems Netzwerkbogen-

    brcke als wirtschaftliche und sthetische Alternative zur klassischen Stabbogenbrcke mit

    vertikalen Hngern geleistet werden.

    Einen berblick ber die Untersuchungsgebiete, mit denen sich die vorliegende Arbeit be-

    fasst, zeigt Abb. 22. Die durchgefhrten Untersuchungen werden im Folgenden kurz vorge-

    stellt.

    Hngeranschlusskonstruktionen

    Hnger von Bogenbrcken sind vernderlichen Beanspruchungen infolge nderungen der

    Hngerkrfte ausgesetzt. Als magebend sind in dieser Hinsicht die Anschlsse der

    Hngestangen an Bogen bzw. Versteifungstrger anzusehen. Durch gezielte Gestalt- und

    Topologieoptimierung wird eine ermdungssichere Anschlussgeometrie fr die Hnger

    entworfen. Dies geschieht durch Minimierung der risserzeugenden Spannungsspitzen

    mittels eines speziell entwickelten Optimierungsalgorithmus. Anschlieend wird fr diesen

    Anschluss eine analytische Formel zur Berechnung der Kerbwirkungszahl entwickelt, welche

  • 1 Einleitung 17

    1.2 Zielstellung

    die Anwendung des Kerbspannungskonzeptes zur Ermittlung der Ermdungsfestigkeit er-

    mglicht.

    Anordnung des Hngernetzes

    Der zweite Teil der Arbeit befasst sich mit der Ausfhrung des Hngernetzes. Zur Nutzung

    der statischen Vorteile von Netzwerkbogenbrcken ist die Anordnung der Hnger von

    groer Bedeutung. Der Tragwerksentwurf wird deshalb wesentlich von der Wahl des

    Hngernetzes bestimmt. In Abhngigkeit von Hngeranzahl, Brckenlnge und Bogenstich

    werden durch gezielte Parameterstudien geometrische und mathematische Anstze fr die

    Neigungswinkel der Hnger ermittelt, welche bestmgliche Ergebnisse fr die Spannungen

    im Bogen, die Krfte sowie Spannungsschwingbreiten in den Hngern und die Hnger-

    ausflle liefern. Daraus resultierend werden Empfehlungen formuliert, die dem Ingenieur die

    Wahl eines geeigneten Hngernetzes unter definierten Rahmenbedingungen erleichtern.

    Bogentragfhigkeit

    Neben der Anordnung der Hnger zu einem optimalen Hngernetz sind auch die konstruk-

    tive Ausfhrung des Bogens sowie des oberen Windverbandes und das damit verbundene

    Tragverhalten beim Entwurf einer effizienten Netzwerkbogenbrcke von groer Bedeutung.

    Um Aussagen ber die Tragfhigkeit des Bogens bei Variation verschiedener Parameter zu

    treffen, wird der Einfluss von Geometrie und Steifigkeit des Bogens sowie Ausfhrung und

    Konstruktion anderer Tragwerksteile auf die Bogentragfhigkeit analysiert. Dabei wird vor

    allem auf die Bogenform, den Bogenquerschnittsverlauf und die Ausfhrung des Windver-

    bandes eingegangen, um die Stahlmasse des Bogens zu minimieren, ohne dabei mageb-

    lich die Tragfhigkeit herabzusetzen. Zustzlich werden verschiedene Ersatzimperfektionen

    bezglich ihrer Auswirkung auf die rechnerische Bogentragfhigkeit untersucht und Empfeh-

    lungen fr Vorverformungen hinsichtlich ihrer Form und ihrer Gre abgeleitet.

    Abb. 22 Untersuchungsgebiete der Arbeit

    Die in den folgenden Kapiteln aufgezeigten Untersuchungen werden ausschlielich fr

    Eisenbahnbrcken (Lastmodell 71) durchgefhrt. Eine bertragbarkeit der gewonnenen Er-

    gebnisse auf Straenbrcken ist jedoch aufgrund der hnlichen Lastmodelle problemlos

    mglich.

    Hngeranschluss-

    konstruktionen

    Anordnung des

    Hngernetzes

    Bogentragfhigkeit

  • Kapitel 2

    Hngeranschlusskonstruktion

    Hnger von Stabbogenbrcken sind hufig vernderlichen Beanspruchungen infolge

    Verkehrslasten ausgesetzt. Die Einflusslinie eines ausgewhlten Hngers einer zwei-

    gleisigen Eisenbahnbrcke in Abb. 23 zeigt dieses Verhalten. In Abhngigkeit von

    Spannungsspielzahl und Spannungsniveau kann aufgrund dieser Beanspruchungs-

    nderungen die Gefahr des Ermdungsbruchs bestehen.

    Abb. 23 Hngereinflusslinien fr eine zweigleisige Netzwerkbogenbrcke mit L = 100 m [95]

    Als magebend sind in dieser Hinsicht die Anschlsse der Hnger an Bogen bzw.

    Versteifungstrger anzusehen, da sich hier durch die nderung der Geometrie und durch

    die Kerbwirkung der Anschlussschweinhte ein ungleichfrmiger Spannungszustand

    einstellt. Die maximale Spannungsspitze im Kerbgrund wird durch die Tiefe und Schrfe der

    Kerben bestimmt. Um eine ausreichende Ermdungssicherheit zu gewhrleisten, ist es

    notwendig, diese risserzeugenden Spannungsspitzen zu minimieren und mglichst einen

    homogenen Spannungsverlauf ber das gesamte Bauteil zu erzeugen. Mit Hilfe einer

  • 20 2 Hngeranschlusskonstruktion

    parametergesttzten Gestaltoptimierung und anschlieender Topologieanpassung soll die

    Gefahr von Ermdungsbrchen vermindert werden. Fr die unter diesen Gesichtspunkten

    entworfene Anschlusskonstruktion wird die Kerbwirkung, ausgedrckt durch die

    Kerbwirkungszahl Kf, mittels FE-Analyse ermittelt. Abschlieend wird eine analytische

    Formel fr Kf entwickelt, welche die Anwendung des Kerbspannungskonzeptes fr Hnger-

    anschlsse ermglicht.

  • 2 Hngeranschlusskonstruktion 21

    2.1 Der Hngeranschluss

    2.1 Der Hngeranschluss

    2.1.1 Ausgangssituation

    Fr die Hnger von Netzwerkbogenbrcken besteht sowohl die Mglichkeit der Fertigung als

    Stahlstangen als auch die Ausfhrung aus Stahlseilen (z.B. Fehmarnsundbrcke). Im

    vorliegenden Fall wird die erstgenannte Variante gewhlt, da diese aus wirtschaftlichen

    Gesichtspunkten vorzuziehen ist. Die Montage von Stahlstangen gestaltet sich einfacher,

    weil das bei Seilen erforderliche Nachjustieren bzw. Nachspannen entfllt. Auerdem sind

    einfachere Anschlussdetails mglich und die Materialkosten sind deutlich geringer. Eine

    dritte Ausfhrungsmglichkeit stellt der Einsatz von Flachstahlhngern, deren Anschlussge-

    staltung in den Richtzeichnungen der Deutschen Bahn geregelt ist, dar. Da die in den er-

    whnten Richtzeichnungen dargestellten Anschlsse bereits im Hinblick auf eine mglichst

    kerbfreie Gestaltung optimiert wurden, werden auch die Flachstahlhnger im Folgenden

    nicht weiter betrachtet.

    Aufgrund der bei Netzwerkbogenbrcken vorhandenen Hngerkreuzungen stellt sich weiter-

    hin die Frage nach der Ausfhrungsart der Hngeranschlsse. Die Hngerstangen sollen

    aneinander vorbeifhren, um Biegung infolge der sonst notwendigen Umlenkung sowie

    Reibung zwischen den Hngern zu verhindern. Dadurch ergibt sich eine Anschlussexzentri-

    zitt, die mindestens der Gre des Hngerradius entspricht. Fr die Realisierung der An-

    schlsse bieten sich zwei Mglichkeiten an.

    Abb. 24 Ausgangsmodell Abb. 25 Anschlussbeispiele

  • 22 2 Hngeranschlusskonstruktion

    2.1 Der Hngeranschluss

    Die erste Variante wre ein senkrecht zur Bogenebene angeordnetes unsymmetrisches

    Anschlussblech. Eine zweite Mglichkeit besteht in der Ausfhrung eines in der Bogen-

    ebene liegenden symmetrischen Knotenblechs, welches allerdings auermittig angeordnet

    wird. Um den Aufwand im Rahmen der Gestaltoptimierung zu minimieren, wird vorerst die

    Variante mit symmetrischem Knotenblech weiterverfolgt. In spteren Untersuchungen

    werden jedoch beide Anschlussarten betrachtet und miteinander verglichen. Als Ausgangs-

    modell wird der in Abb. 24 skizzierte Hngeranschluss gewhlt. Diese bzw. leicht abge-

    wandelte Formen von Anschlssen der Hnger an Bogen und Versteifungstrger sind in der

    Praxis bereits hufig ausgefhrt worden. Beispiele dafr sind die Elbebrcke Dmitz, die

    Teltow-Kanalbrcke, die Oder-Havel-Kanalbrcke [39], die Neckarbrcke Wohlgelegen [50]

    oder die in Abb. 25 dargestellten Anschlsse der Brcke ber die Weser bei Holzminden

    (oberes Bild) und der Brcke ber den Dortmund-Ems-Kanal bei Guntrup (unteres Bild).

    Die Hngerdurchmesser bei Netzwerkbogenbrcken variieren je nach Beanspruchung,

    Brckenlnge, Hngeranzahl und Hngeranordnung zwischen 40 mm und 120 mm. Als

    Ausgangswert fr die Untersuchungen wird deshalb der Mittelwert von 80 mm gewhlt. Die

    Dicke des Anschlussbleches kann ebenfalls variieren. Sie ergibt sich aus der erforderlichen

    Querschnittsflche des Bleches im ungnstigsten Schnitt und wird deshalb mageblich von

    der Gre des Freischnittes und dem Verlauf der Auenkontur der Anschlusskonstruktion

    bestimmt. Als Startwert wird ein Ma von 25 mm gewhlt. Die Auswirkung dieser beiden

    Querschnittswerte auf die Ermdungsfestigkeit wird in Kapitel 2.2.3 diskutiert. Die Breite des

    Anschlussbleches am oberen Ende richtet sich mageblich nach dem erforderlichen Bogen-

    bzw. Versteifungstrgerprofil. Als Ausgangsgre dient ein Wert von 640 mm. Der Einfluss

    der Anschlussbreite in Verbindung mit Freischnitt und Auenkontur auf die Kerbwirkung wird

    in Kapitel 2.2.4 ausfhrlich untersucht. Die Verbindung von Hnger und Anschlussblech

    erfolgt mittels zweier K-Nhte. Das Blech erhlt dabei im Anschlussbereich beidseitig eine

    Anfasung von 40. Die Spaltgre zwischen den zu verbindenden Bauteilen betrgt 2 mm

    (Abb. 26). Als Material kommt Stahl S 355 zum Einsatz. Das Material muss eine aus-

    reichende Zhigkeit besitzen, um Sprdbruch zu verhindern. Gem DIN-Fachbericht 103,

    Tabelle II-H.1 [23] muss der hier verwendete Stahl aufgrund der hohen Bauteildicke von

    80 mm eine Gte J2, K2, N oder NL (zulssige Werkstoffdicke: > 100 mm) aufweisen.

    Abb. 26 Anschlussquerschnitt

  • 2 Hngeranschlusskonstruktion 23

    2.1 Der Hngeranschluss

    2.1.2 FE-Modell

    Im ersten Schritt wird der in Abschnitt 2.1.1 vorgestellte Hngeranschluss einer Spannungs-

    analyse unterzogen. Dafr wird die reale Struktur in einem Finite-Element-Modell umgesetzt.

    Dies geschieht mit Hilfe des Preprozessors des Softwarepaketes ABAQUS [1]. Die

    Vernetzung erfolgt zunchst relativ grob, um die Rechenzeit zu minimieren. Dies ist im

    Rahmen der hier durchzufhrenden Spannungsanalyse ausreichend. In Bereichen geo-

    metrischer Unstetigkeiten, in denen Spannungsspitzen zu erwarten sind, ist jedoch bereits

    eine Netzverfeinerung vorgenommen worden (vgl. Abb. 27 und Abb. 29). Als Elemente

    kommen hauptschlich Brickelemente vom Typ C3D8R mit linearem Verschiebungsansatz

    zur Anwendung. In Bereichen, in denen der Einsatz dieser Elemente aufgrund der

    Bauteilgeometrie nicht mglich ist (Schweinaht, Hnger), werden Tetraederelemente vom

    Typ C3D4, ebenfalls mit linearem Verschiebungsansatz, eingesetzt.

    Die Lagerung des FE-Modells erfolgt durch Fixieren der drei Verschiebungsfreiheitsgrade

    der Knoten am Anschluss zum Bogen. Die Belastung wird als Flchenlast am Hngerende

    aufgebracht. Die Lnge des modellierten Hngerbereiches wird ausreichend gro gewhlt,

    um eine berlagerung der gestrten Zonen im Lasteinleitungsbereich und im Spannungs-

    umlenkungsbereich zu vermeiden. Somit kann eine Verflschung der Ergebnisse ausge-

    schlossen werden. Der Berechnung liegt ein linear-elastisches Materialgesetz zugrunde.

    Abb. 27 Detail Freischnitt

    Abb. 28 FEM-Modell des Anschlusses mit Randbedingungen

    Abb. 29 Detail bergang Hnger/Blech

  • 24 2 Hngeranschlusskonstruktion

    2.1 Der Hngeranschluss

    2.1.3 Analyse des Beanspruchungszustandes

    Die Berechnung des vorgestellten Hngeranschlussmodells mit dem FE-Programm

    ABAQUS ergibt die in Abb. 30 gezeigte Spannungsverteilung. In diesem Kontur-Plot ist die

    erste Hauptzugspannung dargestellt, die fr die Analyse des Beanspruchungszustandes

    herangezogen wird.

    Abb. 30 Spannungsverteilung im Hngeranschluss

    Abb. 31 Spannungskonzentration am Freischnitt

    Abb. 32 Spannungskonzentration am bergang Hnger/Blech

    In den Bereichen des Freischnittes (Spannungsspitze 1) und des bergangs vom Hnger

    zum Anschlussblech (Spannungsspitze 2) treten wie erwartet erhhte Spannungswerte auf.

    Diese beiden Regionen sind in Abb. 31 und Abb. 32 vergrert dargestellt. Die hier

    berechneten Spannungswerte haben rein qualitativen Charakter, da die Vernetzung noch

    recht grob ist. Deshalb kann noch keine Aussage hinsichtlich der Hhe der rtlichen

    Spannungsspitze 1 ( vgl. Abb. 31 )

    Spannungsspitze 2 ( vgl. Abb. 32 )

  • 2 Hngeranschlusskonstruktion 25

    2.1 Der Hngeranschluss

    Kerbwirkung getroffen werden. Tendenziell lsst sich jedoch feststellen, dass sich im

    Bereich des bergangs vom Hnger zum Anschlussblech grere Spannungsspitzen

    ergeben als am Freischnitt, da hier eine schrfere Kerbe und damit die grere Kerbwirkung

    vorliegt. Diese Annahme wird durch genormte Kerbflle vergleichbarer Geometrien besttigt

    (vgl. DIN EN 1993-2, Anhang L [21]).

    Eine weitere Spannungsspitze erkennt man beim Betrachten der Schubspannungen in den

    Anschlussschweinhten (Abb. 33). Entsprechend der bekannten Schubspannungsver-

    teilung lngs zur Naht ergeben sich Spannungsspitzen an den Nahtenden. Im vorliegenden

    Fall sind diese nur am unteren Ende der Schweinaht stark ausgeprgt.

    Abb. 33 Schubspannungsverlauf lngs der Schweinaht

    Die maximalen Beanspruchungen sollen im nchsten Schritt mittels einer Gestalt-

    optimierung reduziert werden. Somit soll eine ermdungsgnstige Struktur fr den Hnger-

    anschluss entwickelt werden.

    0

    50

    100

    150

    200

    250

    0 100 200 300 400

    Abstand vom unteren Schweinahtende [mm]

    Sch

    ub

    sp

    an

    nu

    ng

    [N

    /mm

    ]

    Realer Schubspannungsverlauf

    Nennspannung

  • 26 2 Hngeranschlusskonstruktion

    2.2 Optimierung

    2.2 Optimierung

    2.2.1 Allgemeines

    Unter Optimierung versteht man einen Prozess, in dem eine festgelegte Zielfunktion f(x)

    durch Kombination von n unabhngigen Variablen (Optimierungsparameter) und unter

    Beachtung bestehender Randbedingungen maximiert bzw. minimiert wird. Die

    Optimierungsaufgabe kann mathematisch wie folgt ausgedrckt werden:

    Minimiere f(x) mit x= (x1, x2, x3, ..., xn)T x

    unter Bercksichtigung von

    hk(x) = 0 k = 1, 2, ..., n

    gj(x) 0 j = 1, 2, *, p

    Die Funktionen hk(x) und gj(x) beschreiben die Gleichheits- bzw. Ungleichheits-

    bedingungen. Durch letztere knnen beispielsweise die Parameterschranken oder die

    Eingrenzung der Zielfunktion bercksichtigt werden. Gleichheitsbedingungen beschreiben

    z.B. die Forderung des Konstantbleibens eines Parameters whrend der Analyse. Zur

    iterativen Lsung des angegebenen mathematischen Problems wird zunchst ein

    Startvektor xv1 gewhlt. Der mit der Schrittweite multiplizierte Suchrichtungsvektor dv der

    linearen Optimumsuche ermittelt sich aus einer Sensitivittsanalyse. Durch Ableitung der

    Zielfunktion nach den Optimierungsparametern, also f(x)/x, erhlt man mit dem

    Gradienten eine zweckmige Suchrichtung der Form: xv+1 = xv + dv

    Die Iteration wird bis zum Erreichen einer geeigneten Genauigkeitsschranke durchgefhrt.

    Um sicher zu gehen, dass ein globales Extremum der Zielfunktion gefunden wurde,

    empfiehlt sich eine zweite Rechnung mit variiertem Startvektor xv2. Weitere Ausfhrungen

    zur mathematischen Formulierung des Optimierungsproblems finden sich in FRIEDE [31] und

    SEEELBERG [92]. Das hier gestellte Ziel, die Minimierung der grten Hauptzugspannung,

    wird mit dem im Programm iSIGHT v.7.0 [42] implementierten Tool realisiert.

    2.2.2 Gestaltoptimierung

    2.2.2.1 Allgemeines

    Die Gestaltoptimierung dient als Werkzeug, um eine optimale Oberflchengestalt des

    Bauteils zu ermitteln [27]. Dabei wird unter Einhaltung vorgegebener Randbedingungen ein

    definiertes Ziel durch systematische Vernderung der ueren Berandung (Kontur) an

    einem vorgegebenen FE-Modell erreicht. Im vorliegenden Fall besteht die Zielfunktion in der

    Minimierung der auftretenden Spannungsspitzen, wobei nur die erste Hauptspannung 1

    (Hauptzugspannung) betrachtet wird. Nach den Gesetzen der Bruchmechanik ist die

    Bruchflche beim normalflchigen Bruch senkrecht zu 1 orientiert. Der Berechnung der

    Spannungswerte liegt ein linear-elastisches Materialgesetz zugrunde.

  • 2 Hngeranschlusskonstruktion 27

    2.2 Optimierung

    2.2.2.2 Parameter

    Die in iSIGHT verwendeten Optimierungsstrategien bentigen eine parametrisierte

    Geometrie. Aus diesem Grund ist es zunchst notwendig, die vom Programm zu

    variierenden Parameter festzulegen. Anzahl und Art der Freiwerte sind so zu whlen, dass

    die Struktur des Hngeranschlusses gut modelliert wird bzw. whrend der Optimierung

    sinnvoll verndert werden kann.

    Zur Minimierung der Kerbwirkung am bergang vom Hnger zum Anschlussblech werden

    zwei konstruktive Manahmen in Betracht gezogen. Es besteht die Mglichkeit, das

    Anschlussblech analog zu Abb. 24 an den Hnger zu schweien und nachtrglich, wie in

    GNTHER [39] empfohlen, durch Schneiden und Schleifen der Blechecke einen kontinuierlich

    auslaufenden bergang zu erzeugen (Abb. 34 - Variante 1). Diese Variante liegt den

    konstruktiven Empfehlungen zur Anschlussgeometrie von Rundstahlhngern im DIN-Fach-

    bericht 103 [23] zugrunde. Eine zweite kerbgnstige Ausfhrung zeigt Variante 2 in Abb. 34.

    In diesem Fall wird die Blechecke gerade so gro ausgebildet, dass sie konstruktiven Er-

    fordernissen gengt. Zustzlich wird die Schweinaht ber den Blechrand hinausgezogen

    und nachtrglich verschliffen. Die erstgenannte Variante fhrt im Vergleich zu Variante 2 zu

    einer greren Ermdungssicherheit des Anschlusses, da durch den kontinuierlichen ber-

    gang vom Hnger zum Anschlussblech die Kerbwirkungen uerst gering sind. Sie hat

    jedoch den Nachteil einer aufwendigeren und damit kostenintensiveren Fertigung. Dies ist

    im vorliegenden Fall der Netzwerkbogenbrcken von besonderer Bedeutung, da diese eine

    wesentlich hhere Anzahl an Hngeranschlusspunkten aufweisen als herkmmliche Stab-

    bogenbrcken, fr die die Empfehlungen im DIN-Fachbericht 103 [23] formuliert wurden.

    Unter der Zielstellung, den Fertigungs- und damit den Kostenaufwand zu minimieren und

    gleichzeitig einen mglichst kerbarmen Anschluss zu konstruieren, wurde Variante 2 ent-

    wickelt, welche die Basis fr die nachfolgenden Optimierungen darstellt. Die erste An-

    schlussvariante wurde unter der Zielsetzung, eine kostengnstigere Alternativlsung zu

    entwickeln, nicht weiterverfolgt.

    Variante 1 Variante 2

    s

    50

    Abb. 34 Ausfhrungsmglichkeiten fr den bergang Hnger-Anschlussblech

  • 28 2 Hngeranschlusskonstruktion

    2.2 Optimierung

    Um das Schweinahtende gem Variante 2 zu modellieren, sind zwei geometrische

    Gren fr die parametergesteuerte Eingabe erforderlich. Dies ist zum einen der Winkel

    der gegen die Dicke Null auslaufenden Naht. Mit diesem kann man bei gleich bleibender

    Nahtdicke gleichzeitig die Lnge des Nahtbergangs bestimmen. Zum anderen wird der

    Ausrundungsradius der geschliffenen Naht s parametrisiert.

    +-

    +

    +

    -

    -

    dx6

    dx5

    dx4

    dx3

    dx2

    dx1

    dy

    vr

    Abb. 35 zeigt die zur nderung der Bauteilgeometrie

    bentigten Parameter. Die Auenkontur des Blechs

    wird durch einen Polygonzug approximiert. Durch

    Variieren der Parameter dx1 bis dx6 (Verschiebung

    der Bauteilauenkante gegenber der Ursprungs-

    form) in den Punkten des Polygonzuges wird die

    Konturanpassung erreicht. Des Weiteren sind die

    Schweinahtlnge durch die Verschiebung dy, der

    Abstand des Freischnittes vom oberen Rand durch

    die Verschiebung v und der Freischnittradius r ver-

    nderbar. Wie bereits in Kapitel 2.1.1 erwhnt,

    bleiben die Anschlussbreite, der Hngerdurchmesser

    und die Blechdicke in diesem Optimierungsschritt

    konstant. Damit das Programm iSIGHT sinnvolle

    Ergebnisse liefert, mssen fr jeden Parameter

    Schranken definiert werden, innerhalb derer der

    jeweilige Wert variiert werden kann.

    Abb. 35 Parameter fr Bauteilgeometrie

    Abb. 36 Parameter mit oberen und unteren Schranken [42]

  • 2 Hngeranschlusskonstruktion 29

    2.2 Optimierung

    Abb. 36 zeigt die Eingabemaske fr die Parameter in iSIGHT mit den der Optimierung

    zugrunde liegenden Ausgangs- bzw. Startwerten (Current Value, vgl. Abb. 24 und Abb. 26)

    und den Grenzwerten (Lower Bound und Upper Bound). Die Grenzwerte werden in

    Abhngigkeit von konstruktiven und sthetischen Aspekten definiert.

    2.2.2.3 Optimierungsmodell

    Die Optimierung ist, wie bereits in Kapitel 2.2.1 beschrieben, ein iterativer Prozess. Der

    damit verbundene Rechenaufwand ist zu minimieren. Deshalb wird ein zweidimensionales

    Optimierungsmodell gewhlt. Dies ist mglich, da der Spannungsfluss im vorliegenden Fall

    hauptschlich ebenen Charakter besitzt. In der Dickenrichtung ist die Spannungs-

    komponente bei gleich bleibendem Hngerdurchmesser und konstanter Blechdicke

    unabhngig von der Bauteilgeometrie. Die Spannungswerte der zweidimensionalen Lsung

    unterscheiden sich gegenber denen des 3D-Modells lediglich in ihrer Gre jedoch nicht im

    qualitativen Verlauf. Auch diese Tatsache sttzt die getroffene Modellwahl. Durch Ver-

    nderung der vorgenannten Parameter und mit den gegebenen Fixpunkten wird das Modell

    automatisch generiert und in jedem Iterationsschritt neu vernetzt.

    Die Bauteilkontur wird durch einen Polygonzug beschrieben, dessen Sttzstellen unter

    Bercksichtigung der von iSIGHT gewhlten Parameter mit einem in der Programmier-

    sprache C++ erstellten Programm berechnet und in eine Geometriedatei geschrieben

    werden. Einen Auszug aus dieser Datei (links Punkte, rechts Segmente) und die zugehrige

    Kontur zeigt Abb. 37.

    Abb. 37 Geometriedatei und erzeugte Kontur

    Die Software EASYMESH [25] kann nun mittels dieser Daten automatisch ein Finite-

    Element-Netz generieren. Erforderliche Anpassungen der Elementgren werden durch

  • 30 2 Hngeranschlusskonstruktion

    2.2 Optimierung

    einen zustzlichen Eintrag in die in Abb. 37 gezeigte Datei realisiert, so dass je nach Bedarf

    bestimmte Bereiche feiner vernetzt werden knnen.

    Die vernetzte Geometrie mit Verfeinerungen in

    den Bereichen grerer Spannungsspitzen

    zeigt Abb. 38. Als Elemente kommen Dreiecks-

    elemente vom Typ CPS3 (Plane stress

    element) mit linearem Verschiebungsansatz zur

    Anwendung. Die geometrischen Daten der

    Knotenpunkte und Netzelemente, Lagerungs-

    bedingungen, Belastungsangaben und Ma-

    terialgesetz werden durch ein in der Pro-

    grammiersprache C++ erstelltes Programm in

    die Input-Datei des FE-Solvers ABAQUS ein-

    gelesen.

    Abb. 38 Vernetzte Geometrie

    2.2.2.4 Optimierungsprozess

    Optimierungsstrategie

    ISIGHT beinhaltet 13 verschiedene Optimierungsalgorithmen. Nicht jede Optimierungs-

    aufgabe lsst sich mit demselben Algorithmus lsen. Die Wahl des am besten geeigneten

    Verfahrens hngt u.a. davon ab, ob das zu lsende Problem linearen oder nichtlinearen

    Charakter hat. Bei linearen Problemen existiert lediglich ein globales Optimum, whrend

    nichtlineare Probleme mitunter mehrere lokale Optima aufweisen. Um im vorliegenden Fall

    auch tatschlich das globale Optimum zu finden, wird die Analyse in zwei Schritten

    durchgefhrt. Zunchst erfolgt eine Sensitivittsanalyse mit der sogenannten DONLP-

    Methode (Do NonLinear Programming), um den Einfluss der wesentlichen Parameter auf

    das Optimierungskriterium (Ergebnisgren) zu prfen und unwesentliche Gren auszu-

    schalten. Mit den in Schritt 1 definierten Gren kann anschlieend eine Suchrichtung

    ermittelt werden, die als Ausgangsinformation fr die im zweiten Schritt zur Anwendung

    kommende Direct-Heuristic-Search-Methode (DHS) dient. Ergnzend wird berprft, ob

    wirklich ein globales Extremum gefunden wurde. Dies geschieht, indem der Iterations-

    algorithmus mit genderten Startwerten und variierter Schrittweite erneut durchlaufen wird

    (Kontrollrechnung).

    Die erluterten Optimierungsschritte werden fr die beiden definierten Zielfunktionen,

    Minimierung der Spannungen am Freischnitt und Minimierung der Spannungen am ber-

    gang Hnger/Blech, jeweils getrennt durchlaufen und deren Ergebnisse nachtrglich mit-

  • 2 Hngeranschlusskonstruktion 31

    2.2 Optimierung

    nein

    Variation der Parameter durch iSIGHT

    Erzeugen der neuen Hngerkontur

    Vernetzung mit EASYMESH

    FE-Analyse mit ABAQUS

    Auswertung der Rechenergebnisse und Prfen des Konvergenzkriteriums

    mit iSIGHT

    Konvergenzkriterium erfllt?

    OPTIMUM

    ja

    einander verknpft. Abschlieend erfolgt unabhngig von den in iSIGHT enthaltenen

    Optimierungsalgorithmen eine Einarbeitung der Auswirkungen von Parametervariationen auf

    die Schweinahtschubspannung in die vorangegangene Lsung.

    Prinzipieller Optimierungsablauf

    Nach dem Start des Optimierungsvorganges liest das Programmsystem iSIGHT die in einer

    separaten Datei gespeicherten geometrischen Parameter ein, verndert diese und startet

    schlielich verschiedene, in der Programmiersprache C++ erstellte Routinen in vorgegebener

    Reihenfolge. Dabei wird zunchst, wie in Abschnitt 2.2.2.3 beschrieben, aus den einge-

    lesenen Daten das Optimierungsmodell erstellt, vernetzt und mit den ntigen Randbe-

    dingungen (Belastung, Lagerung, Material) versehen. Mit diesen Informationen erfolgt die

    Generierung der Input-Datei fr den FE-Solver ABAQUS.

    Die Ergebnisse der Analyse werden

    iSIGHT zur Verfgung gestellt und dort

    ausgewertet. Anschlieend modifiziert

    der Optimierungsalgorithmus die Ein-

    gangsparameter entsprechend dieser

    Ergebnisse und startet den nchsten

    Iterationsschritt. Das vernderte Modell

    wird dabei einer erneuten FE-Analyse

    unterzogen. Dieser Iterationsprozess

    wird bis zum Erreichen eines nume-

    rischen Konvergenzkriteriums gefhrt.

    Hierzu wird die Ergebnisdifferenz der

    beiden letzten aufeinander folgenden

    Schritte gebildet. Bei den vorliegenden

    Berechnungen ist =0,01 N/mm ge-

    setzt.

    Abb. 39 Optimierungsalgorithmus

    Erster Optimierungsschritt

    Die Sensitivittsanalyse dieses ersten Schrittes erfolgt mit dem Optimierungsalgorithmus

    DONLP (Do NonLinear Programming). Als Zielfunktion 1 wird zunchst die Minimierung der

    Spannungsspitzen S am bergang zwischen Hnger und Anschlussblech gewhlt. Nach

    79 Iterationsschritten lieferte iSIGHT die in Tab. 1 dargestellten Ergebnisse. Um zu prfen,

  • 32 2 Hngeranschlusskonstruktion

    2.2 Optimierung

    ob die gefundene Suchrichtung plausibel ist, wurden fortfhrend andere Optimierungs-

    algorithmen getestet sowie verschiedene Startparameter gewhlt. Exemplarisch dafr ist in

    Tab. 1 die Lsung des Algorithmus LSGRG 2 (Generalized Reduced Gradient) aufgefhrt.

    Parameter []

    s [mm]

    dx1 [mm]

    dx2 [mm]

    dx3 [mm]

    dx4 [mm]

    dx5 [mm]

    dx6 [mm]

    dy [mm]

    r [mm]

    v [mm]

    s [N/mm]

    Startwert 45 50 0 0 0 0 0 0 0 40 0 1157,0

    Ergebnis DONLP

    60 28,57 -1,6 -1,6 0 0 0 0 0 41,64 0 808,2

    Ergebnis LSGRG 2

    60 28,48 -0,1 -0,12 0 0 0 0 0 40 0 809,1

    Tab. 1 Ergebnisse Sensitivittsanalyse fr s

    Aus den Ergebnissen ist die Auswirkung der Variation der verschiedenen Parameter auf die

    Spannung s deutlich zu erkennen. Der Schweinahtanstiegswinkel und der Schwei-

    nahtausrundungsradius s haben erwartungsgem den grten Einfluss, was durch die

    groe Differenz zwischen Startwert und Ergebnis verdeutlicht wird. Der Parameter wird

    dabei zahlenmig grer, whrend der Wert fr s absinkt. Auch die ersten beiden

    Parameter fr die nderung der Bauteilgeometrie (dx1 und dx2) zeigen eine klare, wenn

    auch nicht ganz so deutliche Tendenz bezglich der Spannungsminimierung, whrend die

    Variation der restlichen Werte keine nennenswerte nderung der Zielfunktion verursacht.

    Die Werte fr die Spannungsmaxima in der letzten Spalte dieser Tabelle entsprechen

    aufgrund der zu groben Vernetzung und des vereinfachten 2D-Modells nicht den effektiven

    elastischen Kerbspannungen. Sie dienen lediglich als qualitative Aussage fr den

    Optimierungsfortschritt (Nennspannung im 2D-Modell: 500 N/mm). Dies trifft auch fr die

    Werte in den drei folgenden Ergebnistabellen zu.

    Die Ermittlung der Suchrichtung zur Minimierung der Spannungsspitzen f am Freischnitt

    (Zielfunktion 2) erfolgt analog zum eben beschriebenen Vorgang. Die nach 121 Iterations-

    schritten erhaltenen Ergebnisse sind in Tab. 2 zusammengestellt. Hier lsst sich eine

    umgekehrte Tendenz feststellen. Die vier Parameter, die den grten Einfluss auf die

    Spannung S haben, bewirken in diesem Fall nur eine geringe nderung der Zielfunktion.

    Die restlichen Werte, mit Ausnahme von dy, beeinflussen das Freischnittspannungs-

    maximum erheblich, wobei die Gre der nderung Aufschluss ber die Strke des

    Parametereinflusses gibt. Die ermittelte Suchrichtung (Tendenz zur Vergrerung der

    Startwerte) ist fr alle Parameter identisch.

    Parameter

    []

    s [mm]

    dx1 [mm]

    dx2 [mm]

    dx3 [mm]

    dx4 [mm]

    dx5 [mm]

    dx6 [mm]

    dy [mm]

    r [mm]

    v [mm]

    f [N/mm]

    Startwert 60 50 0 0 0 0 0 0 0 40 0 381,20

    Ergebnis DONLP

    60 50,78 0,63 3,09 20,20 69,29 9,74 18,39 0,15 56,46 100 254,70

    Tab. 2 Ergebnisse Sensitivittsanalyse fr f

  • 2 Hngeranschlusskonstruktion 33

    2.2 Optimierung

    Zweiter Optimierungsschritt

    Im zweiten Schritt der Optimierung werden die aus der Sensitivittsanalyse erhaltenen Aus-

    sagen bezglich der Suchrichtung in den DHS-Algorithmus (Direct-Heuristic-Search)

    bertragen. Der primre Vorteil dieses Algorithmus ist es, dass nur jene Parameter variiert

    werden, welche die Lsung in der gewnschten Art beeinflussen. DHS ermglicht es dem

    Anwender, jeden Parameter und seine Eigenschaften in einer Abhngigkeitstabelle

    individuell zu beschreiben. Dies wiederum gibt dem Algorithmus die Mglichkeit, die

    quantitative und qualitative Auswirkung der nderungen auf die Zielfunktion explizit zu

    steuern.

    Wie im ersten Optimierungsschritt werden auch hier die Analysen getrennt fr die beiden

    Zielfunktionen durchlaufen. Die in der Analyse nach 546 Iterationen ermittelten optimalen

    Parameterwerte fr die Zielfunktion 1 sind zusammen mit den definierten Suchrichtungen in

    Tab. 3 dargestellt. Die Startwerte sind mit denen der Sensitivittsanalyse identisch.

    Parameter []

    s [mm]

    dx1 [mm]

    dx2 [mm]

    dx3 [mm]

    dx4 [mm]

    dx5 [mm]

    dx6 [mm]

    dy [mm]

    r [mm]

    v [mm]

    s [N/mm]

    Startwert 45 50 0 0 0 0 0 0 0 40 0 1157,0

    Suchrichtung

    Ergebnis 60 27,5 -35 -50 145 5 2,5 0 0 42,5 0 755,95

    Tab. 3 Ergebnisse der Optimierung fr s

    Ein Blick auf die Ergebnisse lsst erkennen, dass die Parameter , dx1 und dx2 die

    definierten konstruktiv motivierten Grenzwerte erreichen (vgl. Abb. 36). Der optimale

    Schweinahtausrundungsradius liegt dagegen leicht ber dem Grenzwert, welcher durch

    den Radius definiert ist, bei dem die Tangente am unteren Ende des Ausrundungs-

    kreisbogens genau senkrecht verluft. Obwohl die restlichen Parameter ebenfalls mehr oder

    weniger starke Abweichungen zum Startwert aufzeigen, ist ihr Einfluss auf die Zielfunktion

    qualitativer Spannungsverlauf infolge

    Freischnittradiusvariation

    839,8

    840,2

    15 25 35 45 55 65

    Freischnittradius [mm]

    Sp

    an

    nu

    ng

    [N

    /mm

    ]

    zu vernachlssigen. Beispiels-

    weise ergibt sich durch Variieren

    von dx3 (0 auf 145) eine ver-

    nachlssigbare Spannungsnde-

    rung von nur etwa 2 N/mm. Ein

    hnliches Verhalten zeigt z.B.

    auch der Parameter r (siehe Abb.

    40).

    Fr Zielfunktion 2 ist die Anzahl

    freier Optimierungsparameter

    gegenber der eben beschrie-

    benen Analyse kleiner. Die Werte Abb. 40 Einfluss des Freischnittsradius auf S

  • 34 2 Hngeranschlusskonstruktion

    2.2 Optimierung

    fr , s, dx1 und dx2 bleiben konstant, da diese die Gre der Spannung f nur

    unwesentlich beeinflussen, fr den Spannungswert S aber entscheidend sind. Als

    Eingangsgren fr die Analyse dienen die im vorangegangenen Optimierungslauf

    ermittelten Werte. Zum Auffinden der optimalen Lsung (siehe Tab. 4) waren 395

    Iterationsschritte ntig.

    Parameter []

    s [mm]

    dx1 [mm]

    dx2 [mm]

    dx3 [mm]

    dx4 [mm]

    dx5 [mm]

    dx6 [mm]

    dy [mm]

    r [mm]

    v [mm]

    f [N/mm]

    Startwert 60 27,5 -35 -50 0 0 0 0 0 40 0 396,9

    Suchrichtung --- --- --- ---

    Ergebnis 60 27,5 -35 -50 150 115 75 38 0 64,38 100 233,9

    Tab. 4 Ergebnisse der Optimierung fr f

    Die Analyse zur Optimierung der Spannungsspitzen f liefert mechanisch plausible

    Ergebnisse. Alle variierten Parameter erreichen die konstruktiv bedingten Grenzwerte. Dies

    bedeutet, dass eine mglichst groe Blechbreite im Freischnittbereich sowie ein groer

    Freischnittradius vorteilhaft fr die Spannungskonzentrationen in diesem Bereich sind. Die

    Parameter fr die Auenkontur dx3 bis dx6 beeinflussen die Spannung jedoch

    unterschiedlich stark, wie Abb. 41 zeigt.

    qualitative Spannungsnderung durch Parametervariation

    -110 -60 -10 40 90 140

    Param eternderung [m m ]

    Fre

    isc

    hn

    itts

    pa

    nn

    un

    gs

    sp

    itz

    e

    f

    dx3

    dx4

    qualitative Spannungsnderung durch Parametervariation

    -100 -50 0 50

    Param eternderung [m m ]

    Fre

    isc

    hn

    itts

    pa

    nn

    un

    gs

    sp

    itz

    e

    f

    dx5

    dx6

    Abb. 41 Einfluss der Konturparameter auf die Freischnittspannung f

    Betrachtung der Schweinahtschubspannung

    Bei der vorangegangenen Optimierung der Bauteilgeometrie fr S und f wurde nur die

    erste Hauptspannung betrachtet. Fr das Ziel, eine mglichst optimale ermdungssichere

    Anschlusskonstruktion zu erhalten, ist es jedoch auch notwendig, die Schubspannungs-

    spitzen zu betrachten, welche an den unteren Enden der Anschlussschweinhte auftreten

    (vgl. Abb. 33). Die Gre dieser Spannungsspitzen und ihr Verhltnis zur Nennschub-

    spannung sind abhngig von der Lnge der Schweinaht. Bei Erhhung der Schweinaht-

    lnge vergrert sich dieses Verhltnis. Dies wird durch die in Abb. 42 gezeigte qualitative

  • 2 Hngeranschlusskonstruktion 35

    2.2 Optimierung

    Auswertung der fr unterschiedliche Schweinahtlngen berechneten Schubspannungen

    verdeutlicht. Das Ansteigen des Quotienten max / Nenn wird auch in der Schweinahtlngen-

    begrenzung bei Kehlnhten der DIN 18800 Teil 1 [15] auf 150a bercksichtigt. Die Maximal-

    werte der Schubspannung hingegen ndern sich mit zunehmender Schweinahtlnge

    kaum. Es ist eine leicht fallende Tendenz festzustellen.

    qualitativer Verlauf des Verhltnisses max/Nenn

    0,0

    1,0

    2,0

    3,0

    4,0

    5,0

    6,0

    200 250 300 350 400 450 500

    Schweinahtlnge

    max

    // // N

    en

    n

    Abb. 42 Verhltnis max / Nenn

    Eine nderung der Schweinahtlnge kann im parametrisierten Modell durch Variation der

    Parameter dy oder v erfolgen. Whrend die Verschiebung des Freischnittes v keine

    nderungen an der Bauteilkontur bewirkt, ist dies bei unterschiedlichen Werten fr dy

    durchaus der Fall. Dies beeinflusst wiederum die maximale Spannung am bergang

    Hnger/Blech (siehe Abb. 43). Fr groe Schweinahtlngen infolge kleinem dy ergeben

    sich die geringsten Kerbspannungen (vgl. Tab. 3 mit dy=0).

    qualitativer Verlauf der Kerbspannungen s

    -50050100150200250300

    Param eter dy [m m ]

    Ke

    rbs

    pa

    nn

    un

    g

    160 210 260 310 360 410 460 510

    Schw einahtlnge [m m ]

    Abb. 43 Einfluss der Schweinahtlnge und des Parameters dy auf die Spannung S

    Beim Vergleich von Abb. 42 und Abb. 43 kann ein gegenlufiges Verhalten der Ergebnisse

    fr die maximale Hauptzugspannung und fr das Schubspannungsverhltnis festgestellt

  • 36 2 Hngeranschlusskonstruktion

    2.2 Optimierung

    werden. Um der Forderung zur Minimierung beider Gren nachzukommen, muss eine

    Kompromisslsung fr die Gre des Parameters dy getroffen werden. Dabei wirkt sich das

    schnelle Absinken der ersten Hauptzugspannung bei zunehmender Schweinahtlnge (ab

    einer Lnge von etwa 300 mm nur noch