Dissertationsschrift Möckel 2.3.pdf
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Bildungsmechanismen bei der Herstellung von CIGSe Solarzellenab-
sorbern aus nanopartikula ren Pra kursorschichten
Der Technischen Fakultät der
Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg
zur
Erlangung des Grades
Doktor der Ingenieurwissenschaften
(Dr.-Ing.)
Vorgelegt von:
Stefan Alfons Möckel
aus Naila
Als Dissertation genehmigt von der
Technischen Fakultät
der
Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg
Tag der mündlichen Prüfung: 12.03.2015
Vorsitzende des Promotionsorgans: Prof. Dr.-Ing. Marion Merklein
Gutachter: Prof. Dr.-Ing. Peter J. Wellmann
Prof. Dr.-Ing.Wofgang Peukert
Inhaltsverzeichnis 1 Motivation .................................................................................................... 1
2 Grundlagen der Absorberbildung ................................................................ 5
2.1 Grundlegende Eigenschaften der Absorberschicht ............................ 5
2.2 Herstellungsverfahren für CIGSSe Absorberschichten ..................... 7
2.2.1 Direkte CIGSSe Abscheidung ..................................................... 8
2.2.2 Herstellung aus Präkursoren ........................................................ 9
2.2.3 Klassifizierung der Präkursoren ................................................. 16
2.3 Phasenbildungsprozesse aus verschiedenen Präkursoren ................ 21
2.3.1 Sequentielle Präkursoren ............................................................ 21
2.3.2 Co-abgeschiedene Präkursoren .................................................. 31
2.3.3 Nanopartikuläre Präkursoren ..................................................... 34
2.4 Korrosionsmechanismen: Oxidation und Sulfidierung .................... 37
2.4.1 Hochtemperaturkorrosion von Metallen .................................... 37
2.4.2 Hochtemperaturkorrosion von Legierungen .............................. 41
2.4.3 Vergleich mit den Ergebnissen aus der CIGSSe Bildung .......... 43
3 Experimentelle Methoden .......................................................................... 47
3.1 Partikelsynthesen .............................................................................. 48
3.1.1 Metallische Cu-In Nanopartikel ................................................. 48
3.1.2 Elementare Se Nanopartikel ....................................................... 50
3.1.3 Cu-Ga Pulver .............................................................................. 52
3.2 Präkursorherstellung ......................................................................... 53
3.2.1 Herstellen der Dispersionen ....................................................... 54
3.2.2 Herstellung des Typ A Präkursors ............................................. 55
3.2.3 Herstellung des Typ B Präkursors ............................................. 58
3.2.4 Herstellung des Typ C Präkursors ............................................. 62
4 Ergebnisse und Diskussion ........................................................................ 63
4.1 Partikelsynthesen .............................................................................. 63
4.1.1 Metallische Cu-In Nanopartikel ................................................. 63
4.1.2 Elementare Se Nanopartikel ...................................................... 66
4.1.3 Cu-Ga Pulver .............................................................................. 69
4.1.4 Zusammenfassung Partikelsynthese .......................................... 72
4.2 Bildung der Absorberschicht aus unterschiedlichen Präkursoren ... 74
4.2.1 Typ A Präkursor ......................................................................... 74
4.2.2 Typ B Präkursor ......................................................................... 83
4.2.3 Typ C Präkursor ......................................................................... 96
4.2.4 Fazit der Präkursorbildung ....................................................... 102
5 Zusammenfassung ................................................................................... 107
6 Summary .................................................................................................. 111
Vorabveröffentlichungen .............................................................................. 115
Literaturverzeichnis ....................................................................................... 116
Danksagungen
Meinem Doktorvater Herrn Peter Wellmann möchte ich für die Bereitstellung
des Themas und die außerordentlich engagierte Betreuung während meiner Ar-
beit danken. Auch für die Chancen, einigen meiner Interessen zu folgen und
meine Fähigkeiten weiter zu entwickeln, die er mir ermöglicht hat, gilt ihm mein
Dank. Weiterhin danke ich Herrn Wolfgang Peukert für die Übernahme des
Zweitgutachtens, Herrn Rainer Hock als fachfremden Prüfer und Frau Sannakai-
sa Virtanen als Vorsitzende der Prüfungskomission.
Im Besonderen gilt mein Dank meinen Kollegen Ulrike Künecke und André
Zweschke für die unermüdlichen Diskussionen über das komplizierte CIGSSe
Materialsystem aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln. Eine Arbeit auf die-
sem Gebiet ist ohne solche Diskussionspartner nur schwer vorstellbar.
In diesem Zuge möchte ich auch Herrn Rainer Hock und Frau Sannakaisa
Virtanen für die Diskussionen und die Unterstützung danken. Durch ihr Wissen
und ihre Erfahrungen in ihren speziellen Forschungsbereichen haben Sie zum
Gelingen dieser Arbeit beigetragen.
Marco Brandl, Hyesun Yoo und Rameez Ahmad möchte ich für die unermüd-
liche Hilfe durch Messungen an meinen Proben, die Hilfe bei deren Interpretati-
on und den Erfahrungsaustausch danken. Außerdem gebührt Monica Distaso
und Hamed Azimi mein Dank für ihre bedingungslose Hilfe und Kooperation in
weiten Teilen meiner Arbeit mein Dank.
Ein Besonderer Dank gilt auch all dem technischen Personal das durch Bera-
tung und technische Umsetzung zum Gelingen dieser Arbeit wertvolle Beiträge
geleistet hat: Ronald Wirth, Winfried Habel, Leonid Kuper, Edeltraud Völkel
und den Mitarbeitern der Mechanikwerkstatt der technischen Fakultät sowie de-
ren Leiter Herrn Michael Miller.
Weiterhin möchte ich allen Studenten danken, die ich im Rahmen meiner Ar-
beit betreuen durfte und die durch ihre Arbeiten, Proben und Ergebnisse viel zu
meiner Arbeit beigetragen haben: Annette Fälschle, Thore Bergmann, Christina
Hetzner, Simon Zimmerling, Philipp Köder, Matthias Arzig und Alexander
Rausch. Besonders möchte ich Matthias Schuster und Tobias Wernicke danken,
die über mehrere Jahre hinweg den Kern meines „Teams“ bildeten.
Meinen Kollegen Ilja Maksimenko, Ulrike Künecke, Felix Oehlschläger,
André Zweschke, Martin Wilhelm, Michl Kaiser, Georg Neubauer, Lars Fahl-
busch und Saskia Schimmel aus der W-Gruppe möchte ich für ihre freundliche
und kollegiale Aufnahme und das stets angenehme Arbeitsklima danken. Die
bedingungslose Beratung und Hilfe die ich hier erfahren durfte ist keine Selbst-
verständlichkeit, hat aber wesentlich zum Gelingen der Arbeit beigetragen.
Auch allen weiteren Kollegen am i-MEET, ZAE und EnCN möchte ich für
die gute Zusammenarbeit danken.
Diese Arbeit wurde im Rahmen des Graduiertenkollegs 1161: „Disperse Sys-
teme für Elektronikanwendungen“ in Kooperation mit der Fa. Evonik Degussa
GmbH und unter finanzieller Unterstützung der DFG durchgeführt. Allen Mit-
gliedern möchte ich für die gute Zusammenarbeit danken.
Den größten Dank schulde ich meinen Eltern, meiner Lebensgefährtin Lena
und unseren beiden Familien ohne deren Liebe und Hilfe in allen Bereichen
meines Lebens diese Arbeit nicht möglich gewesen wäre.
Verzeichnis Abkürzungen
arb. u.: Willkürliche Einheiten (Engl. Arbitrary units)
At.-%: Atomprozent
CA: Kupfer-Gold Modifikation
CGS: CuGaS2
CGSe: CuGaSe2
CH: Chalkopyrit Modifikation
CIGSSe: Cu(In1-xGa x)(SySe1-y)
CIS: CuInS2
CISe: CuInSe2
CP: Kupfer-Platin Modifikation
DSC: Dynamische Differenzkalorimetrie
EDX: Energiedispersive Röntgenspektroskopie (Engl.: Energy dispersive
X-Ray spectroscopy)
FESEM: Feldeffekttransmissionsrasterelektronenmikroskop (Engl. Field
effect scanning electron microscope = FESEM)
Gew.-% Gewichtsprozent
GID: Aufbau für Röntgenbeugung mit streifendem Strahleinfall (Engl.
Gracing incidence diffraction)
IPA: Isopropanol / 2-Propanol
NP: Nanopartikel
PVD: Physikalische Gasphasenabscheidung (Engl.: Physical vapour depo-
sition)
PVP: Polyvinylpyrrolidon
REM: Rasterelektronenmikroskopie
RT: Raumtemperatur (ca. 25°C)
RTP: Schock-Tempern Eng.: “Rapid thermal annealing”
SEL: sequentielle elementare Schichten; Engl. „Stacked elemental Layer“
TEG: Tetraethylen Glykol
TODS: 3,6,9-Trioxadecanoische Säure
XRD: Röntgen Diffraktometrie (Engl. X-Ray Diffraction = XRD)
Motivation 1
1 Motivation
Der Markt für Photovoltaik wird derzeit von kristallinem Si dominiert. Diese
Technologie ist sehr gut entwickelt und Module können zu einem wettbewerbs-
fähigen Preis vertrieben werden. Ein wichtiger Aspekt der Kostenreduktion für
diese Technologie ist die Menge an produzierten Modulen und damit die Ska-
lierbarkeit des Herstellungsprozesses. Neben der ökonomischen Betrachtungs-
weise können Solarmodule auch aufgrund ihrer sog. Energetischen Amortisati-
onszeit bewertet werden. Dieser Wert gibt an, wie lange ein Modul betrieben
werden muss, um den kumulierten Energieaufwand, der für Herstellung, Instal-
lation und Entsorgung eines Moduls anfällt, wieder einzusammeln. Hierbei ist
besonders für Photovoltaikanlagen der Standort von besonderer Bedeutung. Ab-
bildung 1 zeigt einen Vergleich der energetischen Amortisationszeiten verschie-
dener Technologien am Standort Deutschland nach Berechnungen von Volker
Quasching1 und Held et al. [1].
Abbildung 1: Energetische Amortisationszeit für verschiedene Si Technologien und CIGSSe am
Standort Deutschland nach Volker Quasching1 und CdTe nach Held et al. [1].
1 Volker Quasching: „Energieaufwand zur Herstellung regenerativer Anlagen“,
http://www.volker-quaschning.de/datserv/kev/index.php, Zugriff 03.09.2014.
2 Motivation
Die klassischen Si Technologien wie monokristallines Si (c-Si) und multikris-
tallines Si (poly-Si) haben Amortisationszeiten von mehr als 30 Monaten. Auch
die Dünnschichtmodule aus amorphen Si (a-Si) zeigen nur einen geringfügig
niedrigeren Wert. Module aus CdTe oder Cu(In1-xGax)(SySe1-y), oder auch
CIGSSe, hingegen amortisieren sich energetisch bereits nach weniger als
1,5 Jahren Betrieb. Wegen dieser niedrigen Amortisationszeit im Vergleich zu
Si und der geringen Verwendung von Cd bei der Herstellung von CIGSSe, stellt
diese Technologie eine gute Alternative zu herkömmlichen Technologien in der
Photovoltaik dar.
Die derzeit beste CIGSSe Solarzelle, die im Labormaßstab hergestellt wurde,
erreicht, nach Angaben des Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-
Forschung Baden-Württemberg (ZSW)2, einen Wirkungsgrad von 20,8 % und
liegt damit bereits über dem Wirkungsgrad multikristalliner Si Solarzellen von
20,4 % [2]. Allerdings unterscheiden sich die Modulwirkungsgrade der CIGSSe
Technologie mit 16,6 %, nach einer Pressemitteilung der Firma AVANCIS3,
deutlicher von multikristallinem Si mit 18,5 % [3].
Ein Grund dafür ist die Skalierbarkeit des Herstellungsprozesses von CIGSe
Solarzellen. Die Weltrekordzelle dieser Technologie wird mittels
Co-Verdampfung aus elementaren Cu, In, Ga und Se Quellen hergestellt [4].
Dieser Prozess lässt sich allerdings für industrielle Maßstäbe nur schlecht skalie-
ren [5]. Industriell wird daher der sog. SEL-RTP verwendet, bei dem sequentiel-
le Schichten aus elementarem Cu, In und Se durch schnelles Aufheizen auf
550 °C in CIGSSe umgewandelt werden [6]. Bei der Abscheidung der Präkurso-
ren kommt es jedoch zu einer lateralen Inhomogenität [7] von Cu und In im Be-
2 ZSW: Presseinformation 18/2013 vom 23.10.2013
http://www.zsw-bw.de/uploads/media/pi18-2013-ZSW-WeltrekordCIGS.pdf, Zugriff 03.09.2014 3 AVANCIS: Pressemeldung vom 13.02.2014
http://www.avancis.de/presse/pressemitteilungen/, Zugriff 03.09.2014
Motivation 3
reich mehrerer µm, was die Homogenität des Absorbers und damit den Modul-
wirkungsgrad beeinträchtigt.
Präkursoren, die aus Nanopartikeln im Druckprozess hergestellt werden bie-
ten dabei nicht nur den Vorteil durch die Prozesswahl einen hohen Durchsatz zu
erreichen, sondern durch die feine Verteilung der Materialien in der Präkursor-
schicht die laterale Inhomogenität im Präkursor zu minimieren.
Ziel dieser Arbeit ist es, mit Hilfe von Nanopartikeln einen druckbaren Präku-
rsor zu entwickeln, den Bildungsmechanismus von CISe aus diesen Präkursoren
zu untersuchen und gegenüber herkömmlichen Präkursoren zu beleuchten und
die Unterschiede zu herauszuarbeiten.
Grundlagen der Absorberbildung 5
2 Grundlagen der Absorberbildung
2.1 Grundlegende Eigenschaften der Absorberschicht
Cu(In1-xGax)(SySe1-y) (CIGSSe) ist ein Verbindungshalbleiter aus Elementen
der Gruppe I, III und VI. Die Gruppe III Elemente In und Ga können, genauso
wie die Gruppe VI Elemente S und Se, lückenlos miteinander substituiert wer-
den. Dies führt zu einem weiten Existenzbereich des Mischkristalls. Eckpunkt
dieses Existenzbereiches sind CuInSe2 (CISe), CuInS2 (CIS), CuGaSe2 (CGSe)
und CuGaS2 (CGS). Der Bandlückenbereich der Mischkristalle erstreckt sich
zwischen 1,02 eV für CISe und 2,53 eV für CGS.
Abbildung 2: Das Cu(InGa)2(SSe)2 (CIGSSe) Mischkristallsystem aufgetragen nach Gitterpa-
rameter gegen Bandlücke. Der Bereich der CIGSSe Mischkristalle überschneidet auch die bei-
den Bandlücken für die maximale Effizienz photovoltaischer Zellen mit nur einer Absorber-
schicht nach Werner et al. [8]
Abbildung 2 zeigt den Gitterparameter a über der Bandlücke des gesamten
Mischbereichs von CIGSSe. Weiterhin ist die maximale Effizienz photovoltai-
scher Zellen mit einer Bandlücke nach Werner et al. [8] aufgetragen. Der
Mischbereich von CIGSSe deckt die beiden Maxima bei 1,15 eV und 1,34 eV
ab.
6 Grundlagen der Absorberbildung
CIGSSe besitzt eine tetragonale Struktur mit drei Modifikationen. Der
Chalkopyrit (CH) und der Kupfer-Gold (CA) und der Kupfer-Platin (CP) Modi-
fikation und wurden für das Cu-In-Se bzw. Cu-In-S System berechnet und beo-
bachtet [9,10]. Die Modifikationen unterscheiden sich in der Sortierung der Me-
tall-Kationen in den Gitterebenen [9,10]. Während bei der CH Struktur Cu und
In abwechselnd auf der (201) Ebene angeordnet sind, ist diese Ordnung bei der
CA Struktur auf der (100) Ebene und bei der CP Struktur auf der (111) Ebene zu
finden [10]. Eine besondere Bedeutung kommt der CA Struktur zu, da deren
Bildungsenthalpie lediglich 8 meV/4 Atome größer ist, als die der CH Struktur.
Die CP Struktur hat hingegen eine Bildungsenthalpie, die um 213 meV/4 Atome
größer ist [9]. Aufgrund dieses Unterschieds in der Bildungsenthalpie sind die
beiden Modifikationen, die in Proben beobachtet werden, die CH und CA Modi-
fikation [11].
Durch die tetragonale Struktur von CIGSSe ergeben sich besondere Bezie-
hungen zu Phasen mit verwandter Struktur. Cu2-xSe besitzt eine kubische Struk-
tur, allerdings auch einen Gitterparameter a, der mit 5.833 Å nur um 0,9 % von
den 5.781 Å von CISe abweicht. Des Weiteren besitzt Cu2-xSe eine hohe De-
fektdichte und Ionenleitfähigkeit von [12]. Aufgrund dieser beiden Eigenschaf-
ten ist anzunehmen, dass ein topotaktisches Wachstum von CISe aus Cu2-xSe
vorliegt [13]. Diese günstigen Wachstumsbedingungen führen zu grobkörnigem
Material mit wenigen Wachstumsdefekten wie Stapelfehlern und Versetzungen
[13]. Die Cu2-xSe Phase spielt somit eine Schlüsselrolle bei der Phasenbildung
von CISe, ist jedoch aufgrund ihrer hohen elektrischen Leitfähigkeit im fertig
prozessierten Absorber von Nachteil. Effiziente Absorber haben daher eine
In-reiche Zusammensetzung. Diese kann bereits bei der Herstellung eingestellt
werden, oder durch entfernen von Cu-Se Phasen durch Ätzen mit KCN [14].
Grundlagen der Absorberbildung 7
2.2 Herstellungsverfahren für CIGSSe Absorberschichten
Es gibt eine Vielzahl an Verfahren um CIGSSe Absorberschichten herzustel-
len. Hierbei kann man die Verfahren grob in zwei Bereiche aufteilen: die direkte
Abscheidung von CIGSSe auf dem Substrat und die Abscheidung von Präkurso-
ren, die in einem weiteren Prozessschritt zu CIGSSe verarbeitet werden. Weiter-
hin kann in Vakuumprozesse und nicht-Vakuumprozesse unterschieden werden.
Tabelle 1 zeigt eine Übersicht über verschiedene Herstellungsverfahren.
Tabelle 1: Übersicht über unterschiedliche Herstellungsverfahren von CIGSSe Absorberschich-
ten
Direkte CIGSSe Abscheidung Herstellung aus Präkursoren
Vak
uu
m
- Co-Verdampfung
[4,15–20]
- Reaktive Kathodenzerstäubung
[21–24] ggf. mit anschließender
Wärmebehandlung [25]
- Kathodenzerstäubung von CIGSSe
Targets [26,27]
- „Stacked elemental layer“ (Katho-
denzerstäubung oder Verdampfen)
[7,13,28–31]
- Kathodenzerstäubung von Seleni-
den [32]
- Kathodenzerstäubung von CIGSSe
Targets [33]
Vak
uu
mfr
ei
- Abscheidung von CIGSSe Nano-
partikeln [34–42]
- Abscheidung metallischer Präkur-
soren
- mittels Galvanik [43,44]
- aus Lösungen [45–47]
- über Nanopartikeln [48–55]
- Abscheidung chalkogenhaltiger
Präkursoren
- über Chalkogenid Nanopartikel
[36,56–58]
- aus Lösungen [59,60]
- mittels Galvanik [61–67]
- über metallische Nanopartikel
[68]
Ein wesentlicher Faktor im Herstellungsprozess ist die Versorgung der
CIGSSe Bildungsreaktion mit Selen bzw. Schwefel (allgemein Chalkogen).
Hierbei unterscheiden sich die verschiedenen Prozesse teilweise sehr stark. Im
8 Grundlagen der Absorberbildung
Folgenden soll ein Vergleich der Chalkogen-Versorgung bei unterschiedlichen
Herstellungsprozessen gegeben werden.
2.2.1 Direkte CIGSSe Abscheidung
Ein technologisch relevanter Prozess ist die Co-Verdampfung. Hierbei han-
delt es sich um einen Prozess der physikalischen Gasphasenabscheidung (PVD).
Es wird aus verschiedenen Verdampfungsquellen Cu, In, Ga und Se gleichzeitig
im Hochvakuum verdampft wobei diese Elemente auf einem beheizten Substrat
CIGSSe bilden. Selen wird hier also gleichzeitig mit allen anderen Elementen
über die Gasphase bereitgestellt. Dadurch sind die Diffusionswege für Selen,
wie für alle anderen Materialien, sehr kurz und es kommt zu einer schnellen
Chalkopyrit Bildung.
Weitere PVD Prozesse sind die reaktive Kathodenzerstäubung und die Zer-
stäubung von CIGSSe Targets. Bei der reaktiven Kathodenzerstäubung wird
Material von metallischen Targets abgetragen. Gleichzeitig wird über die Gas-
phase das Chalkogen angeboten. Dies kann beispielsweise über Chalko-
gen-Wasserstoff Verbindungen wie H2S geschehen [21] oder über elementares
Selen, wobei hier die Molekülbindungen von Selen in der Gasphase aufgebro-
chen werden [22]. Dadurch, dass das Chalkogen ebenso wie die Metalle über die
Gasphase angeboten wird, sind die Diffusionswege hier ebenfalls sehr kurz.
Ähnlich verhält es sich bei der Zerstäubung von CIGSSe Targets, wobei hier das
Chalkogen nicht über eine zusätzliche Verdampfungs- oder Gasquelle bereitge-
stellt wird, sondern direkt vom Target mit abgetragen wird. Die Absorberschicht
wird hier auch einer Wärmebehandlung unterzogen. Diese wird, ähnlich wie bei
der Co-Verdampfung, direkt beim Abscheideprozess durchgeführt [27]. Die
Temperaturen die in der Literatur angegeben werden, liegen bei 250 °C bis
350 °C.
Grundlagen der Absorberbildung 9
Eine vakuumfreie Möglichkeit CIGSSe Schichten ohne weiteren Formie-
rungsschritt herzustellen bietet das Abscheiden von CIGSSe Nanopartikeln.
Hierbei werden in einer separaten Synthese phasenreine CIGSSe Nanopartikel
hergestellt. Die Herstellung der Partikel erfolgt üblicherweise in nasschemischen
Prozessen, wobei eine große Bandbreite an Synthesewegen verfolgt werden
kann [41,42]. Diese Partikel werden in Tinten stabilisiert und können über ver-
schiedene nasschemische Prozesse wie Rakeln, Rotationsbeschichtung oder
Sprühbeschichtung abgeschieden werden. Um die abgeschiedenen Schichten zu
versintern, wird die abgeschiedene Schicht in einem weiteren Prozessschritt ge-
tempert [34–41]. Bei Temperaturen von ca. 550°C wird der Prozess unter
Chalkogenatmosphäre durchgeführt um einen Verlust von Chalkogen aus der
Schicht zu verhindern [35–41].
2.2.2 Herstellung aus Präkursoren
Im Unterschied zur direkten Abscheidung von CIGSSe zielen die folgenden
Prozesse darauf ab in einem ersten Prozess Präkursorschichten aus entweder me-
tallischen Schichten oder binären Chalkogeniden wie verschiedenen Cu-Se und
In-Se Phasen abzuscheiden. In einem zweiten Schritt wird aus diesen Präkurso-
ren durch Heizen auf Temperaturen bis zu 550 °C CIGSSe gebildet. Bei dieser
Wärmebehandlung werden in den meisten Fällen Chalkogene in Form von Se-
lendampf [29] oder gasförmige Verbindung wie H2S oder H2Se [69] zugegeben.
Dies ist einerseits für alle Präkursoren notwendig, die ausschließlich Metalle
und kein Chalkogen enthalten, andererseits kann für chalkogenhaltige Präkurso-
ren die Zugabe von Chalkogenen über die Gasphase notwendig sein um, wegen
deren hohen Dampfdrücke bei Prozesstemperaturen von 550 °C, das Abdampfen
aus der Präkursorschicht und ein unterstöchiometrisches Verhältnis von Chalko-
gen zu Metallen zu verhindern. Dies gilt sowohl für Präkursoren die elementare
10 Grundlagen der Absorberbildung
Chalkogene enthalten, als auch diese, die Chalkogenide enthalten in denen
Chalkogene und Metalle bereits chemisch gebunden sind. Dies zeigt sich bereits
in der Arbeit von Dietrich Wolf [13], in der die Bildung von CuInSe2 aus se-
quentielle Schichten aus Cu, In und Se (engl. „stacked elemental layer“ = SEL)
untersucht wurde. Während der Wärmebehandlung entstanden zunächst binäre,
selenreiche Cu-Se und In-Se Zwischenphasen. Mit steigender Temperatur zer-
fielen diese selenreichen Phasen zu selenärmeren Phasen, wodurch die Stöchio-
metrie von CISe nicht mehr alleine durch die Selenid-Phasen aufrechterhalten
werden kann.
Selenisieren metallischer Präkursorschichten
Metallische Präkursoren lassen sich auf unterschiedliche Weise in unter-
schiedlichen Morphologien abscheiden. Industrielle Anwendung finden Prozes-
se, in denen sequentielle Schichten aus Metallen hergestellt werden. Die Schich-
ten können einerseits durch Kathodenzerstäubung abgeschieden werden
[7,13,28,30,31,70], andererseits durch galvanische Abscheidung [43,44,66].
Auch eine Abscheidung aus Lösungen von Metallsalzen ist möglich [45–47]. In
allen Fällen bilden sich geschlossene metallische Präkursorschichten. Durch die
hohe Interdiffusion der Metalle bilden sich bereits bei Raumtemperatur, bzw.
während des Abscheideprozesses, intermetallische Phasen aus Cu und In bzw.
Ga, ohne dass eine gesonderte Wärmebehandlung durchgeführt werden muss.
Eine Bildung intermetallischer Phasen nur aus In und Ga ist nach dem Phasendi-
agram nicht möglich [71]. Dies wurde für verschiedene Herstellungsmethoden
wie thermische Verdampfung [13,28] und Kathodenzerstäubung [7,30] sowie
für galvanische Abscheidung [44] gezeigt. Für metallische Schichten, welche
direkt aus der Lösung abgeschieden wurden, gibt es nur wenige Referenzen.
Ahn et al. [45] und Wang et al. [46] haben zwar metallische Präkursoren aus der
Grundlagen der Absorberbildung 11
Lösung abgeschieden und die nicht prozessierten Schichten mittels XRD unter-
sucht, allerdings gibt es keine Angaben dazu in welchem zeitlichen Abstand
nach der Herstellung die Präkursoren untersucht wurden. Die Daten zeigen kei-
ne intermetallischen Phasen [45,46]. Dies kann aber auch darauf zurückzuführen
sein, dass die Charakterisierung kurz nach der Abscheidung erfolgte. Eine klare
Aussage, ob die Bildung intermetallischer Phasen bei der direkten Abscheidung
der Metalle aus Lösung unterdrückt wird, kann hier also nicht getroffen werden.
Die Versorgung mit Chalkogenen während der CIGSSe Bildung kann unter-
schiedlich erfolgen. Durch eine chalkogenhaltige Atmosphäre während der
Wärmebehandlung [31,43,44,49,51,52,54,55,70,72] oder durch Abscheiden ei-
ner elementaren Chalkogenschicht auf dem metallischen Präkursor
[7,13,28,30,31,61,66]. Gemeinsam ist beiden Varianten eine Reaktionsfront, die
parallel zur Präkursoroberfläche läuft und sich durch die Metallschicht bis zum
Rückkontakt bewegt. Die Dicke der Metallschichten und damit der Weg, der
dabei von der Reaktionsfront zurückgelegt werden muss, betragen ca. 0,7 bis
2 µm [13,28]. Abbildung 3 zeigt schematisch den Aufbau der Präkursoren. Un-
abhängig von der Art der Bereitstellung des Chalkogens, zeigen sich bei metalli-
schen Präkursoren sehr ähnliche Reaktionsverläufe. Sequentielle Präkursoren
mit Selen, die über Vakuumverfahren hergestellt wurden, wurden von Wolf
[13], Berwian [28] und Purwins [7] untersucht, sequentielle selenhaltige Schich-
ten mittels Galvanik von Oliva et al. [66] und Metallschichten die in Se Dampf
getempert wurden von Kim et al. [70] und Rudigier et al. [29].
Präkursoren aus metallischen Schichten können ebenfalls aus Nanopartikeln
hergestellt werden. Hierfür werden binäre Nanopartikel aus Cu-In Phasen ver-
wendet [48,49,51,52,54,55,72], teilweise auch Nanopartikel, die Cu, In und Ga
enthalten [68]. Dies ermöglicht eine homogene Verteilung der Metalle im Prä-
12 Grundlagen der Absorberbildung
kursor. In der Literatur werden diese Schichten meist in Chalkogenatmosphäre
getempert um CIGSSe zu formen, wobei Gase wie H2S [52,55] oder elementares
Selen [51,55] zum Einsatz kommen. Da die Nanopartikel eine poröse Schicht
bilden, kann die Chalkogenatmosphäre in die Schicht eindringen und nahezu
gleichzeitig im ganzen Volumen der Schicht zu einer CIGSSe Bildung führen,
ohne dass sich eine breite Reaktionsfront wie bei den sequentiellen metallischen
Schichten ausbildet. In diesem Fall können die Chalkogene gleichzeitig an allen
Partikeln und damit an einer größeren Oberfläche angreifen.
Abbildung 3: Schematische Darstellung des Aufbaus metallische Präkursoren. Die Chalkogene
können bei dieser Art von Präkursor sowohl als Deckschicht als auch über die Gasphase zuge-
führt werden. Bei flächig deckenden Metallschichten bildet sich eine Reaktionsfront aus, die
durch den gesamten Präkursor wandert. Die poröse Struktur der nanopartikulären Präkurso-
ren kann durch die Gasphase infiltriert werden wodurch nahezu gleichzeitig alle Partikel in der
Schicht chalkogenisiert werden.
Durchmischte Präkursoren durch Kathodenzerstäubung
Durch einen ähnlichen Prozess wie in 2.2.1 beschrieben können auch Präkur-
soren für CIGSSe Schichten hergestellt werden [33]. Der Unterschied in der
Herstellung liegt in der Abtrennung der Temperaturbehandlung von der Ab-
scheidung. Zhu et al. [33] scheidet eine Cu, In, Ga und Se haltige Schicht durch
Kathodenzerstäubung eines CIGSe Targets ab. Diese Schicht wird in einem
zweiten Prozessschritt getempert. Zhu et al. [33] gibt bei hierbei Se als Dampf
zu.
Grundlagen der Absorberbildung 13
Durch den Einbau von Selen in die Präkursorschicht verringern sich die Dif-
fusionswege und eine breite Reaktionsfront wie bei metallischen Schichtpräkur-
soren bildet sich nicht aus.
Präkursoren aus Chalkogeniden
Präkursoren aus Chalkogeniden können auf unterschiedliche Art abgeschie-
den werden. In einer Arbeit von Zhu et al. [32] wird das Material durch Katho-
denzerstäubung als Zweischichtsystem abgeschieden und anschließend unter
Selenatmosphäre bei 550 °C getempert. Wird diese Art von Präkursoren vaku-
umfrei hergestellt, werden meist Nanopartikeln verwendet. Hierfür werden in
einer Synthese binäre Partikel synthetisiert, in einer Tinte vermischt und gleich-
zeitig abgeschieden. Die anschließende CIGSSe Bildung kann ohne zusätzliches
Selen über die Gasphase durchgeführt werden [36] oder in einer Selenatmosphä-
re um über den gesamten Prozess einen Chalkogen-Überschuss zu gewährleisten
und dessen Abdampfen zu verhindern [57]. Durch die Verwendung von Chalko-
geniden ist die Verteilung der Elemente im Präkursor unabhängig vom Abschei-
deprozess homogen, was kurze Diffusionswege für die Bildung von CIGSSe
bedeutet.
Selenhaltige Präkursoren aus Lösung
Todorov et al. [59] berichtet von einer Abscheidung über eine chemische Lö-
sung von In2Se3, Se, CuS und S. Als Lösemittel wird in diesem Fall Hydrazin
eingesetzt, was hoch toxisch und kanzerogen ist. Auch hier wird nach der Ab-
scheidung eine Wärmebehandlung von ca. 540 °C durchgeführt, wobei keine
zusätzliche Selen- oder Schwefelquelle verwendet wird. Zhou et al. [60] berich-
tet von einem Hydrazin freien Verfahren, in dem Metallsalze und elementares
Selen in Triethylamin gelöst werden. Nach der Abscheidung wird ebenfalls eine
14 Grundlagen der Absorberbildung
Wärmebehandlung ohne zusätzliches Angebot an Chalkogenen über die Gas-
phase durchgeführt.
Die Abscheidung metallischer Nanopartikelmischungen aus Cu-In-Ga und Se
Nanopartikeln wird von Dhage et al. [68] berichtet. Hierfür werden metallische
Nanopartikel, die Cu, In und Ga enthalten, mit Nanopartikeln aus elementarem
Selen in einer Dispersion vermischt und daraus abgeschieden. Die Temperatur-
behandlung wird in dieser Arbeit durch einen intensiven Lichtpuls (engl.: Inten-
se Pulsed Light Technique) ohne Zugabe von Chalkogen über die Gasphase
durchgeführt.
Selenhaltige Präkursoren mittels Galvanik
Chalkogenhaltige Präkursoren können ebenfalls mittels galvanischer Ab-
scheidung hergestellt werden, wobei hier unterschieden werden muss zwischen
co-elektroplattierten [61–65] Schichten und sequentiell abgeschiedenen Schich-
ten [66]. Die sequentiell abgeschiedenen Schichten wurden bereits im Abschnitt
„Selenisieren metallischer Präkursorschichten“ diskutiert. Die galvanische Ab-
scheidung bietet darüber hinaus auch die Möglichkeit alle Elemente der Präkur-
sorschicht gleichzeitig durch co-Elektroplattieren abzuscheiden. Dafür werden
alle Elemente, die in die Präkursorschicht eingebaut werden sollen, bereits im
angestrebten Verhältnis chemisch gelöst. Aus dieser Lösung wird anschließend
der Präkursor auf dem als Arbeitselektrode fungierendem Substrat abgeschie-
den. Die entstanden Präkursorschichten werden meist unter Schutzgasatmosphä-
re ohne Zugabe von Chalkogenen bei Temperaturen von 400 °C bis 550 °C be-
handelt. Chiu et al. [67] untersuchten die Schichteigenschaften bei einer Nieder-
temperaturbehandlung von 200 °C bis 300 °C.
Grundlagen der Absorberbildung 15
Sowohl die Präkursorschichten die aus Lösungen prozessiert werden, als auch
die Schichten, die durch Galvanik abgeschieden werden, zeichnen sich durch
eine relativ hohe Durchmischung der Elemente in der Schicht aus, ähnlich wie
die in der vorliegenden Arbeit verwendeten nanopartikulären Präkursoren. Im
Gegensatz zu den oben beschriebenen sequentiell abgeschiedenen Präkursoren
werden diese Präkursoren nicht von einer breiten Reaktionsfront durchlaufen.
Die Durchmischung der Elemente führen hier zu kurzen Diffusionswegen und
einer schnellen Reaktion des Präkursors.
16 Grundlagen der Absorberbildung
2.2.3 Klassifizierung der Präkursoren
Die Präkursoren, die mit den oben aufgeführten Verfahren hergestellt werden
können, kann man in drei Kategorien unterteilen:
I. Sequentielle Präkursoren mit aufeinanderfolgenden elementaren
Schichten aus Metallen, wobei eine Deckschicht aus Chalkogenen vor-
handen sein kann.
II. Co-abgeschiedenen Präkursoren, in denen alle Bestandteile der Ab-
sorberschicht, ohne den Schritt einer Partikelsynthese, durchmischt auf
dem Substrat abgeschieden werden.
III. Partikuläre Präkursoren, die aus unterschiedlichen Arten von Parti-
keln, beispielsweise Cu-In-Ga Nanopartikeln oder Chalkogeniden herge-
stellt werden.
Abbildung 4 zeigt schematisch die drei Präkursorklassen. Allen Präkursoren
enthalten mindestens die Metalle. Das Chalkogen kann bei sequentiellen Präkur-
soren oder partikulären Präkursoren über die Gasphase zugegeben werden, oder
ebenfalls im Präkursor enthalten sein. Die co-abgeschiedenen Präkursoren
zeichnen sich hingegen durch eine gezielte simultane Abscheidung von Metallen
und Chalkogenen und einer starken Durchmischen der beiden Materialien aus.
Abbildung 4: Schematischer Aufbau Sequentieller, co-abgeschiedener und partikulärer Präkur-
soren.
Grundlagen der Absorberbildung 17
Sequentielle Präkursoren
Diese Präkursorklasse wird üblicherweise hergestellt, indem auf ein Substrat
zuerst die Metalle Cu, In und evtl. Ga abgeschieden werden. Werden die Metalle
in jeweils einer Schicht abgeschieden, kommt es an den Grenzflächen zu Inter-
diffusion und Bildung intermetallischer Phasen. Wie in 2.2.1 bereits erwähnt
werden diese intermetallischen Phasen ausschließlich mit Cu gebildet. Kupfer
bildet sowohl mit In oder Ga als auch mit beiden Metallen zusammen interme-
tallische Phasen. In und Ga ohne Cu bilden jedoch keine gemeinsame Phase.
Für das Cu-In System wurden Schichten aus thermisch verdampften abge-
schiedenen Metallen von Wolf [13] bzw. durch Kathodenzerstäubung abge-
schiedenen Metallen von Wolf [13] und Rudigier et al. [29] untersucht. Hier
wurde gezeigt, dass sich bei einer Abscheidung von In auf Cu an der Grenzflä-
che das In-reiche CuIn2 bildet. Nach einer gewissen Lagerungszeit bei RT ging
das gesamte abgeschiedene In mit Cu in CuIn2 über. Wird Cu auf In abgeschie-
den kann neben CuIn2 auch Cu11In9 entstehen. Wird der Präkursor getempert
finden eine Reihe peritektischer Zerfälle statt. Das In-reiche CuIn2 zerfällt bei
ca. 156 °C zu Cu11In9, was bei ca. 310 °C zu Cu16In9 zerfällt. Bei allen Reaktio-
nen wird elementares In frei. Reines Cu wird spätestens nach dem Zerfall von
CuIn2 nicht mehr beobachtet.
Das Cu-In-Ga System wurde für Präkursoren die mittels Kathodenzerstäu-
bung abgeschieden wurden von Purwins [7] untersucht. Purwins [7] hat in seiner
Arbeit unterschiedliche Schichtstapel aus Cu-Ga und In hergestellt. Dabei wurde
die Phasenzusammensetzung nach der Abscheidung an Präkursoren mit einer
Cu-Ga/In Doppellage bis hin zu 10 Doppellagen untersucht. Die bei RT vorlie-
genden Phasen wurden als Cu16In9, Cu11In9, Cu9Ga4 und Cu3Ga (nur für ein
Ga/Cu Verhältnis von 0,3) identifiziert.
18 Grundlagen der Absorberbildung
Für Cu-In-Ga Präkursoren, die mittels Galvanik abgeschieden wurden, liegen
Daten von Malaquias et al. [44] vor. Im Gegensatz zu den oben genannten Quel-
len fand die Abscheidung hier gezielt bei 60 °C statt. Auch bei diesem Verfah-
ren bilden sich intermetallische Phasen während der Abscheidung. In diesem
Fall werden neben binären intermetallische Phasen auch ternäre Phasen wie
Cu11(InGa)9, Cu16(InGa)9 und Cu9(InGa)4 berichtet wie sie beim Tempern metal-
lischer Präkursoren auch von Purwins [7] beobachtet wurden.
Co-abgeschiedene Präkursoren
Co-abgeschiedene Präkursoren beschreibt eine Präkursorklasse, bei deren
Herstellung alle Elemente simultan abgeschieden werden, jedoch im Gegensatz
zur klassischen Co-Verdampfung (siehe 2.2.1) auf dem Substrat kein CIGSSe
entsteht. Abhängig von der chemischen Zusammensetzung können sich bereits
vor einer Wärmebehandlung in dem abgeschiedenen Material Präkursorphasen
ausbilden.
In der Arbeit von Jost [61] wurden Präkursoren dieser Klasse mittels Galvani-
scher Abscheidung hergestellt. Mehrere Typen von Präkursoren mit unterschied-
lichen Zusammensetzungen wurden untersucht. Für die hier definierte Klasse
der co-abgeschiedenen Präkursoren sind nur zwei relevant. Tabelle 2 gibt einen
Überblick über die atomaren Verhältnisse in den Präkursoren. Sowohl das
Cu / In Verhältnis, als auch das Se / (Cu + In) Verhältnis wurden in der Arbeit
von Jost [61] variiert.
Tabelle 2: Chemische Zusammensetzung der Präkursoren die in der Arbeit von Jost [61] unter-
sucht wurden.
Cu / In Se / (Cu + In)
Typ I 0,88 1,09
Typ II 1,07 0,8
Grundlagen der Absorberbildung 19
Diese Klasse von Präkursoren bildet, ähnlich wie die sequentiellen Präkurso-
ren, bereits bei RT binäre Phasen. Im Gegensatz zu den intermetallischen Pha-
sen, die sich bei sequentiell abgeschiedenen Präkursoren bilden, bilden sich im
Fall der co-abgeschiedenen Präkursoren binäre Chalkogenide. Die Ergebnisse
von Jost [61] zeigen, dass die Phasenzusammensetzung dieser Präkursorklasse
direkt von der chemischen Zusammensetzung abhängt. Alle Präkursortypen zei-
gen bei RT Cu2-xSe. Der Typ I Präkursor weist weiterhin InSe auf, der Typ II
In2Se3.
Nanopartikuläre Präkursoren
Für nanopartikuläre Präkursoren können unterschiedlichen Partikelarten ver-
wendet werden. Hierbei kann man zwei Konzepte unterscheiden. Das Abschei-
den binärer Chalkogenid-Nanopartikel [36,56–58] und das Abscheiden metalli-
scher Nanopartikel [48,49,51,52,54,55]. Die Verwendung von Nanopartikeln als
Präkursor ermöglicht es, die Phasenzusammensetzung vor der Abscheidung des
Präkursormaterials zu definieren. Durch eine genaue Kontrolle der Partikelsyn-
these können nahezu phasenreine Partikel hergestellt werden. Dieser vorgelager-
te Syntheseschritt definiert demnach, je nach Mischung der Partikeltypen, die
einzelnen Präkursorphasen, die erst in späteren Prozessschritten gemischt und
abgeschieden werden.
Weiterhin wird die Durchmischung der Elemente in nanopartikuläre Präkur-
soren erhöht. Die Größe der verwendeten Partikel bewegt sich zwischen einigen
10 nm und einigen 100 nm [51,52,54–57]. Im Vergleich zu sequentiell abge-
schiedenen Präkursoren, bei denen Präkursoren mit Schichtdicken von
ca. 2-3 µm umgesetzt werden, kann die notwendige Diffusionsweite der Ele-
mente im Präkursor um ein bis zwei Größenordnungen verringert werden.
20 Grundlagen der Absorberbildung
Werden binäre Chalkogenid-Nanopartikel verwendet, ist aufgrund der kom-
plexen Phasendiagramme der Cu-Se, Cu-S, In-Se und In-S [73–76] Materialsys-
teme eine Vielzahl an Phasenkombinationen denkbar. In der Literatur wird so-
wohl von CuS [57] als auch Cu2-xSe [56] Nanopartikeln berichtet. In-Se kann als
amorphe Partikel [57] oder als molekulare Metall-Chalkogenid Komplexe [56]
zugegeben werden.
Metallische Nanopartikel liegen als Mischung intermetallischer Phasen vor
[51,52,54,55]. Die dabei entstehenden Phasen entsprechen denen, die bei der
Bildung der metallischen sequentiellen Präkursoren (s.o.) beobachtet werden.
Grundlagen der Absorberbildung 21
2.3 Phasenbildungsprozesse aus verschiedenen Präkursoren
Der Prozess der CIGSSe Phasenbildung ist von einer Vielzahl an Parametern
abhängig und stark verknüpft mit der Wahl des Präkursors. Die chemische Zu-
sammensetzung des Präkursors beeinflusst neben Bandlücke und Gitterkonstan-
te des Absorbers, wie in 2.1 beschrieben, auch die Kinetik des Phasenbildungs-
prozesses. Um die Vorgänge während der Phasenbildung im Rahmen dieser Ar-
beit übersichtlich darstellen zu können werden hier exemplarisch Ergebnisse aus
dem Cu-In-Se System verwendet. Für eine detaillierte Betrachtung der kinemati-
schen Veränderung bei Substitution von In durch Ga sei an dieser Stelle auf die
Arbeiten von Purwins [7] verwiesen. Der Einfluss der Substitution von Se durch
S wurde von Hölzing [30] untersucht.
Ein weiterer Parameter, der Einfluss auf die Kinetik der Phasenbildung hat, ist
die Bereitstellung von Na während des Temperprozesses. Dies kann durch Ein-
bringen von NaF [77] in den Präkursor geschehen oder erfolgt durch Diffusion
von Na aus Kalknatronglas [78] durch den Mo-Rückkontakt während des Her-
stellungsprozesses. Für Details über den Einfluss von Natrium auf die Absor-
berbildung sei an dieser Stelle auf die Literatur verwiesen [7,30,79].
2.3.1 Sequentielle Präkursoren
Abbildung 6 zeigt schematisch die Bildungspfade von CISe bei der Herstel-
lung aus sequentiellen Präkursoren. Den Schemata liegen die Ergebnisse von
Wolf [13] bzw. Rudigier et al. [29] zu Grunde. Beide Autoren verwenden ver-
gleichbare metallische Präkursorschichten.
Der Unterschied liegt in der Zufuhr des Chalkogens. Wolf [13] verwendet ei-
ne auf dem Präkursor abgeschiedene Selenschicht in einem Minireaktor mit sehr
geringem Volumen. Dadurch kann das Abdampfen signifikanter Mengen von
22 Grundlagen der Absorberbildung
Selen unterbunden werden und die Metallschicht bleibt während des Prozesses
von festem oder schmelzflüssigem Selen bedeckt. Der Prozess von Rudigier et
al. [29] wird in einer Vakuumkammer durchgeführt, die auf 10-5
mbar evakuiert
wurde.
Während des Prozesses wurde Selen über eine Knudsen-Zelle bis zu einem
Druck von 10-3
mbar zugegeben. Zwar kann durch die Knudsen-Zelle kontinu-
ierlich Selen in die Reaktionskammer nachgeführt werden, allerdings unter-
scheidet sich durch die Zufuhr über die Gasphase im Vergleich zur Zufuhr über
die Fest- bzw. Flüssigphase die Konzentration von Selen an der Oberfläche der
Metalle. Eine Abschätzung soll den Unterschied verdeutlichen. Die Dichte von
schmelzflüssigem Selen liegt bei 225 °C bei 3,97 g/cm³ [80]. Mit der molaren
Masse lässt sich hieraus eine molare Konzentration von 5 • 10-2
mol/cm³ errech-
nen, die oberhalb des Präkursors von Wolf [13] vorhanden ist. Geht man in ers-
ter Näherung davon aus, dass Selen in der Gasphase atomar vorliegt, berechnet
sich nach dem Idealen Gasgesetzt die Konzentration von Selen bei 550 °C und
einem Druck von 10-3
mbar zu 1,5 • 10-12
mol/cm³, was unterhalb des Gleichge-
wichtsdruckes von Se liegt (vgl. Abbildung 59).
Abbildung 5: p-T Diagramm von S und Se nach [81] in einer Arrheniusdarstellung.
Grundlagen der Absorberbildung 23
Dieser Unterschied in der Bereitstellung von Selen zeigt sich auch in der Pha-
senabfolge die während des Prozesses beobachtet wurde.
Während des Tempervorgangs finden unterschiedliche Reaktionen statt. Diese
können eingeteilt werden in intermetallische Reaktionen, bei denen die Reakti-
onspartner ausschließlich Metalle sind, Selenisierung des metallischen Präkur-
sors, was die Reaktion der Metalle mit Selen beschreibt, die Bildung binärer
Vorläuferphasen, die mit der Selenisierung der metallischen Präkursoren zu-
sammenhängt, jedoch auch Reaktionen der Selenide miteinander einschließt,
und die Chalkopyritbildung.
Die intermetallischen Reaktionen sind in den beiden Bildungswegen nahezu
identisch. Ausgangsphasen sind hauptsächlich CuIn2 und Cu. Cu11In9 ist je nach
Herstellungsprozess auch möglich, da bis 190 °C in keinem der beiden Prozesse
die intermetallischen Phasen von Se angegriffen werden, ist das Vorhandensein
von Cu11In9 bei RT von nachrangiger Bedeutung, besonders, da es ebenfalls ein
Produkt intermetallischer Reaktionen unterhalb von 190 °C ist. Bei ca. 156 °C
zerfällt das In-reiche CuIn2 peritektisch in das Cu-reiche Cu11In9 und setzt dabei
elementares In frei. Spätestens zu diesem Zeitpunkt bildet alles Cu im Präkursor
zusammen mit In Cu11In9. Bei Temperaturen ab 310 °C zerfällt Cu11In9 erneut
unter Freisetzung von elementarem Indium zu Cu16In9. Die Temperaturen variie-
ren etwas zwischen den Quellen, wobei in der Arbeit von Wolf [13] neben
in-situ Röntgenbeugung auch kalorimetrische Messungen durchgeführt wurden,
die detailliertere Informationen zu den Reaktionstemperaturen geben.
24 Grundlagen der Absorberbildung
Ab
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du
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Wo
lf [
13]
bzw
. R
ud
i-
gie
r et
al.
[2
9].
Grundlagen der Absorberbildung 25
Die Bildung binärer Vorphasen läuft bei beiden Wegen nach einem ähnlichen
Muster. Die erste In-Se Phase, die sich bildet, ist In4Se3. Bei In-reichen Schich-
ten kann bei den Proben von Wolf [13] bereits eine Reaktion von In mit Se ab
156 °C also vor dem Se Schmelzpunkt stattfinden. Eine verstärkte Selenisierung
des Präkursors findet bei abgeschiedener Selenschicht erst ab der
Se Schmelztemperatur von 220 °C statt. Hierbei wird Cu11In9 angegriffen und es
bilden sich In4Se3 und Cu2-xSe das aufgrund des vorhandenen Überschusses an
Selen zu CuSe und CuSe2 weiterreagiert.
Aus dieser Bildungsabfolge der Cu-Se Phasen resultiert der größte Unter-
schied. Wird Selen über die Gasphase zugeführt, bildet sich bereits ab 190 °C
ausschließlich Cu2-xSe und das anfangs gebildete In4Se3 reagiert unter Aufnahme
von Se sehr schnell zu InSe. Aus einer Reaktion zwischen InSe, Cu2-xSe und Se
aus der Gasphase findet die CISe Bildung statt. Zwar kann mit den Methoden
der Röntgenbeugung und der Raman Spektroskopie die Rudigier et al. [29] an-
wandten keine eindeutige Aussage treffen, ob sich aus InSe und Cu2-xSe bereits
bei niedrigen Temperaturen CISe bildet, jedoch ist aufgrund des topotaktischen
Wachstums auf Cu2-xSe die Bildung sehr wahrscheinlich.
Das Fehlen Se-reicherer Cu-Se Phasen im Falle von Rudigier kann aufgrund
des niedrigen Se Partialdruckes von 10-3
mbar erklärt werden. Dieser Druck liegt
ab einer Temperatur von ca. 260 °C (nach dem p-T Phasendiagram von Rau und
Rabenau [82]) bzw. ca. 330 °C (Nach dem p-T Phasendiagram von Glazov [83])
unterhalb der Stabilitätsgrenze der CuSe Phase, sodass nur Cu2-xSe thermody-
namisch stabil ist. Dass im Falle von Rudigier et al. [29] jedoch nur Cu2-xSe und
kein CuSe oder CuSe2 beobachtet wurde, welche bei niedrigeren Temperaturen
auch bei einem Se Partialdruck von 10-3
mbar stabil sein müssten, zeigt, dass
26 Grundlagen der Absorberbildung
gerade zu Beginn der Phasenbildung die Kinetik der Cu-Se Phasenbildung eine
Rolle spielt.
Trotz der schnellen Bildung von InSe, Cu2-xSe und CISe wird der Präkursor
im Selendampf nur langsam aufgebraucht. Im Prozess von Rudigier et al. [29]
wurden die Proben mit einer Heizrate von 14 °C / min bis auf 550 °C geheizt
und für ca. 10 min gehalten. Erst während dieses Temperaturplateaus wurde der
Präkursor vollständig aufgebraucht.
Im Gegensatz dazu zeigt Wolf [13], dass der Präkursor knapp oberhalb von
310°C komplett in binäre Vorläuferphasen umgesetzt wurde, obwohl eine höhe-
re Heizrate von 30 °C / min verwendet wurde. Dies kann auf die oben abge-
schätzte höhere Konzentration von Selen über der Reaktionsebene zurückgeführt
werden. Der Überschuss an Selen führt ferner zu einer Bildung Se-reicher Pha-
sen wie CuSe und CuSe2 bei niedrigen Temperaturen. CuSe2 reagiert bei ca.
310 °C mit In4Se3 und bildet CuSe und InSe. Diese beiden Phasen sind direkte
Vorläufer für eine CISe Bildung. Ab 310 °C kann bei Wolf [13] eine erste signi-
fikante Bildung von CISe beobachtet werden. Bereits bei 300 °C wurden geringe
Mengen an CISe beobachtet. Bei 340 °C zerfällt CuSe2 peritektisch in CuSe und
elementares Se. Bei 380°C endet der Stabilitätsbereich der CuSe Phase im Pha-
sendiagram und CuSe zerfällt peritektisch zu Cu2-xSe und Se. Ab diesem Zeit-
punkt ist wieder topotaktisches Wachstum möglich und es kommt zu einer ver-
stärkten Umsetzung der binären Selenide zu CISe. Ab dieser Temperatur läuft
die Phasenbildung über dieselben Vorläuferphasen ab wie im Falle der Versor-
gung mit Selen über die Gasphase.
Das Prinzip, das der CISe Bildung in beiden Prozessen zugrunde liegt, ist das
gleiche. Die metallischen Präkursoren werden von Se angegriffen und es bilden
sich zuerst binäre Selenide. Diese Umwandlung findet kontinuierlich statt und
Grundlagen der Absorberbildung 27
braucht den Präkursor sukzessiv auf. Aus den binären Seleniden können sich
über zwei Reaktionen CISe bilden [13].
CuSe + InSe → CuInSe2 (1)
Cu2−𝑥Se + 2 InSe + 2 Se → 2 CuInSe2 (2)
Welche der beiden Bildungsreaktionen bevorzugt wird, hängt von mehreren
Faktoren ab. Wie aus dem Vergleich der in Abbildung 6 gezeigten Schemata
deutlich wird, bilden sich Cu-Se Phasen mit 50 % oder mehr Se Anteil nur bei
ausreichender Versorgung mit Selen. Liegt ein Se Mangel vor, bildet sich aus-
schließlich Cu2-xSe und die Phasenbildung läuft über Gleichung (2) ab. Ein wei-
terer Faktor ist die Temperatur. Wie aus dem Cu-Se Phasendiagram [73] ersicht-
lich ist, ist die thermodynamische Stabilität der Se-reichen Cu-Se Phasen nicht
über den gesamten Temperaturbereich des Herstellungsprozesses gegeben. Dies
führt zu der, für Se-reiche Präkursoren, charakteristischen Cu-Se Zerfallskette,
die von CuSe2 über CuSe zu Cu2-xSe läuft. Erst oberhalb der Zerfallstemperatur
von CuSe bei 380 °C läuft die Bildung von CISe im Se-reichen Präkursor über
Gleichung (2) ab.
Sowohl intermetallische Phasen, binäre Selenide und CISe treten über einen
längeren Zeitraum, bzw. Temperaturbereich gleichzeitig auf. Dies legt den
Schluss nahe, dass sich bei der Selenisierung metallischer Präkursoren eine Re-
aktionsfront ausbildet, die den Präkursor von der Grenzfläche zur Chalkogenre-
serve bis zur Rückseite durchlaufen muss. Diese Interpretation wird durch zwei
Beobachtungen untermauert. Rudigier et al. [29] beobachten die Zunahme bei-
spielsweise von InSe mit oberflächensensitiver Raman Spektroskopie früher als
mit Röntgenbeugung, die das Vorhandensein der Phasen im Volumenmaterial
voraussetzt. Dies zeigt, die Phasen bilden sich zuerst an der Oberfläche und erst
anschließend tiefer im Präkursor. Ferner untersuchte Wolf [13] die Bildungski-
28 Grundlagen der Absorberbildung
netik bei isotherm getemperten Proben. Hierbei zeigte sich, dass die intermetal-
lischen Phasen bei Proben, die nur für 5 min bei 300 °C getempert wurden, nicht
mehr nachzuweisen sind. Nach 30 min Prozesszeit konnte neben InSe und
CuSe2 auch CISe beobachtet wurde. Es bewegen sich also zwei Reaktionsfron-
ten durch das Material. Die erste beschreibt die Grenze zwischen metallischem
Präkursor und binären Seleniden, die zweite zwischen binären Seleniden und
Chalkopyrit.
Der Verlauf dieser Reaktionsfronten ist jedoch komplex. Ausschlaggebend ist
hier die Diffusion der Metalle. In der Literatur gibt es verschiedene Hinweise
darauf. Von verschiedenen Autoren wird bei längerer Lagerung bzw. während
des Temperprozesses die Bildung von plattenförmigen Cu-Se Phasen an der
Oberfläche des Präkursors berichtet [7,13,84–86]. Diese Cu-Se Plättchen wach-
sen auf der Oberfläche des Präkursors bis zu einer Größe von wenigen µm
[84,86]. Die Plättchen wachsen frei stehend über die Oberfläche des Präkursors
hinaus, was auf eine sehr starke Diffusion von Cu schließen lässt. Der untere
Teil des Präkursors weist eine feinkörnige Struktur auf und bildet eine Matrix,
welche die Plättchen umgibt [86]. Die Bildung dieser Morphologie liegt in den
unterschiedlichen Diffusionskoeffizienten der Metalle begründet.
Eine exakte Betrachtung der Diffusionsvorgänge während des Temperprozes-
ses ist aufgrund der Vielfalt der intermediären Phasen und der nicht vollständi-
gen Datenlage in der Literatur schwierig. Bedeutende Größen sind die Diffusi-
onskoeffizienten für Cu und In bzw. Ga in Se und in verschiedenen intermediä-
ren Phasen wie CuSe2 etc. Da diese Daten in der Literatur nur bruchstückhaft
vorliegen, sollen für eine qualitative Aussage die Diffusionskoeffizienten der
Elemente in CIGSe herangezogen werden. Tabelle 3 zeigt eine Übersicht über
die Diffusionskoeffizienten von Cu, In und Ga im Gitter von CIGSe bzw. CISe.
Grundlagen der Absorberbildung 29
Tabelle 3: Diffusionskoeffizienten für Cu, In und Ga in CIGSe bzw. CISe bei unterschiedli-
chen Temperaturen. a)
Abhängig von Cu/In Verhältnis in CISe
CIGSe CISe
Cu 10-9
cm² / s (400 °C)
[87] 10-8
– 10-9
cm² / s (380 °C)
10-8
cm² / s (430 °C)
[88]
[88]
In 10-12
cm² / s (400 °C) [87]
Ga 10-12
cm² / s (400 °C) [87] 10-13
– 10-11
cm² / s (725 °C)a) [89]
Die vorliegenden Daten zeigen eine starke Variation der Diffusionskoeffizien-
ten der einzelnen Elemente. Klar erkennbar ist jedoch, dass die Diffusion von
Cu stets mehrere Größenordnungen über der von In und Ga liegt.
Abbildung 7: Nicht maßstabsgetreuer, schematischer Verlauf der Selenisierung eines metalli-
schen Cu-In Präkursors. Der metallische Präkursor wird sukzessive in binäre Metall-Selenide
umgesetzt. Durch die hohe Diffusion von Cu bilden sich auf der Oberfläche des Präkursors µm
große Cu-Se Plättchen, die in ein feinkörniges In-Se Gefüge eingebettet sind. An der Grenzflä-
che zwischen den Cu-Se Plättchen und dem feinkörnigem In-Se Gefüge bildet sich CISe, dass zu
einer grobkörnigen Schicht wächst.
30 Grundlagen der Absorberbildung
Geht man davon aus, dass sich die Diffusion von Cu, In und Ga in Se und den
intermediären Phasen ähnlich verhält, kann qualitativ die Absorberbildung skiz-
ziert werden. Abbildung 7 zeigt schematisch die Morphologie und den daraus
resultierenden Verlauf der Reaktionsfronen für das Cu-In-Se System.
Cu und In diffundieren aus der metallischen Präkursorschicht in Richtung des
Chalkogens und reagieren an der Oberfläche zu In- und Cu-Se. Cu diffundiert
dabei deutlich schneller als In (vgl. Abbildung 7 I.). Durch die hohe Diffusions-
rate von Cu bilden sich an der Oberfläche Cu-Se Plättchen [12], die über die
Grenzen des metallischen Präkursors hinauswachsen. In bildet mit Se ein fein-
körniges Gefüge (vgl. Abbildung 7 II.), in dem sich zuerst In4Se3 bildet, das zu
InSe zerfällt [7]. Die Grenzfläche zwischen metallischem Präkursor und dem
feinkörnigen In-Se stellt dabei die erste Reaktionsfront dar. Nach der Umset-
zung des metallischen Präkursors in binäre Selenide bilden sich an der Grenzflä-
che zwischen feinkörnigem Cu-Se und InSe erste CISe Keime (vgl. Abbildung 7
III). Nach dem peritektischen Zerfall von CuSe zu Cu2-xSe bei 380 °C kristalli-
siert auf den CISe Keimen Cu2-xSe Plättchen [7]. Diese werden in der Umset-
zung von InSe mit Cu2-xSe und Se zu CISe aufgebraucht und es bildet sich ein
grobkörniges CISe Gefüge.
Grundlagen der Absorberbildung 31
2.3.2 Co-abgeschiedene Präkursoren
Die Phasenentwicklung in co-abgeschiedenen Präkursoren wurde in der Ar-
beit von Jost [61] mittels Röntgenbeugung und Röntgenfluoreszenz untersucht.
Wie in Tabelle 2 gezeigt, wurden Präkursoren unterschiedlicher chemischer Zu-
sammensetzung verwendet. Dies hat direkten Einfluss auf die Phasenzusam-
mensetzung bei RT. Im Typ I Präkursor der Cu-arm und Se-reich abgeschieden
wurde, bildete sich neben Cu2-xSe InSe. Elementares Se wurde mit Röntgenbeu-
gung nicht nachgewiesen, es muss aber aufgrund der chemischen und strukturel-
len Zusammensetzung angenommen werden, dass es bis zur CISe Bildung vor-
liegt. Deswegen wurden die Linien für Se in Abbildung 8 gestrichelt dargestellt.
Der Typ II Präkursor wurde Cu-reich und Se-arm abgeschieden. Neben
Cu2-xSe wurde In2Se3 beobachtet. Berechnet man aus den Cu / In Verhältnissen
die von Jost [61] angegeben werden das theoretische Se / (Cu + In) Verhältnis
das bei dieser strukturellen Zusammensetzung erwartet werden kann, erkennt
man, dass dieser Präkursor nicht nur bezogen auf CISe Se-arm hergestellt wur-
de, sondern auch bereits in den Präkursorphasen Se Mangel herrscht. Deswegen
wurde elementares Se für den Typ II Präkursor in Abbildung 8 nicht dargestellt.
Verglichen mit der Phasenbildung bei sequentiellen Präkursoren ist die Da-
tenlage in der Literatur über co-abgeschiedene Präkursoren weniger homogen.
Besonders die Vielfalt an Abscheideprozessen und die Variation der Prozesspa-
rameter, sowie die Zusammensetzung der Präkursoren variieren stark. In der Li-
teratur wird neben der Bildung von binären Phasen auch die Bildung von CISe
bereits während der Abscheidung berichtet [63–65,67]. Die Arbeit von Jost kann
somit keinen Anspruch auf absolute Repräsentativität für co-abgeschiedene Prä-
kursoren stellen, sie bietet jedoch eine strukturierte in-situ Untersuchung der
Phasenbildungsabläufe in dieser Präkursorklasse. Da der Bildungsprozess mit
32 Grundlagen der Absorberbildung
Röntgenbeugung beobachtet wurde, muss hier einschränkend erwähnt werden,
dass aufgrund der ähnlichen Struktur und Gitterparameter von CISe und Cu2-xSe
keine eindeutige Aussage über die Anwesenheit bzw. den Ausschluss einer der
Phasen getroffen werden kann. Wird Cu2-xSe beobachtet, kann ebenfalls CISe in
geringen Mengen vorhanden sein und umgekehrt. Eine eindeutige Identifizie-
rung von CISe kann bei Beobachtung des CISe (103) bzw. CISe (211) Reflexes
getroffen werden [62].
Abbildung 8: Bildungspfade co-abgeschiedener Präkursoren die mittels galvanischer Abschei-
dung in der Arbeit von Jost [61] hergestellt wurden. Aus den simultan abgeschiedenen Elemen-
ten haben sich bereits bei RT binäre Chalkogenide gebildet. Bei Cu-armen und Se-reichen
Schichten bildete sich InSe und Cu2-xSe, bei Cu-reichen und Se-armen Schichten neben Cu2-xSe
auch In2Se3.
Abbildung 8 zeigt schematisch den Ablauf der CISe Phasenbildung für
Cu-arme, Se-reiche Präkursoren (Typ I) und Cu-reiche, Se-arme Präkursoren
Grundlagen der Absorberbildung 33
(Typ II). Der Unterschied in der chemischen Zusammensetzung der beiden Prä-
kursortypen führt, wie oben bereits erwähnt, zu einer unterschiedlichen struktu-
rellen Zusammensetzung. Der Typ I Präkursor besteht bei RT aus InSe und
Cu2-xSe. Die Anwesenheit von Se kann aufgrund der chemischen Zusammenset-
zung angenommen werden. Diese Phasenzusammensetzung bleibt bis zu einer
Temperatur von ca. 197°C bestehen. Die Heizrate in den Experimenten von Jost
[62] betrug 50 °C/min. Bei dieser Temperatur setzt die Bildung von CISe über
dieselbe Reaktion ein, die bereits bei sequentiellen Präkursoren in Gleichung
(2) [61] beschrieben wurde. Diese Reaktion hält bis zu einer Temperatur von ca.
377 °C an, wobei der gesamte Präkursor in CISe umgesetzt wird. Am Ende des
Temperprozesses von 650 °C wurde ausschließlich CISe nachgewiesen.
Wie bereits erwähnt unterscheidet sich die strukturelle Zusammensetzung des
Typ II Präkursors. Bei RT liegen Cu2-xSe und In2Se3 vor. Da bei dieser Präkur-
sorschicht ein Se Mangel vorliegt (s.o.), wird kein elementares Se im Präkursor
angenommen. Dies hat direkten Einfluss auf die CISe Phasenbildung. Die Bil-
dung von CISe bzw. der Verbrauch des Präkursors kann bereits bei 127 °C fest-
gestellt werden. Die Reaktion kann mit Gleichung (3) beschrieben werden [61].
𝐶𝑢2−𝑥𝑆𝑒 + 𝐼𝑛2𝑆𝑒3 → 2 𝐶𝑢𝐼𝑛𝑆𝑒2 (3)
Diese Reaktion läuft bis zur Endtemperatur von 650 °C. Nach der Tempera-
turbehandlung konnten hier sowohl CISe als auch die Ausgangsphase In2Se3 be-
obachtet werden [62]. Die offensichtlich langsamere Reaktion von Cu2-xSe mit
In2Se3 (Gleichung (3)) im Vergleich zur Reaktion mit InSe (Gleichung(2)) wird
von Jost [61] darauf zurückgeführt, dass es sich bei der Reaktion nach Glei-
chung (2) um eine Redoxreaktion handelt, bei der Reaktion nach Gleichung (3)
jedoch nicht.
34 Grundlagen der Absorberbildung
2.3.3 Nanopartikuläre Präkursoren
Die Phasenbildung von CIGSSe aus nanopartikulären Präkursoren ist in der
Literatur nur wenig betrachtet. Im Vorfeld der vorliegenden Arbeit wurden be-
reits erste Studien durchgeführt, welche die Bildungskinetik se-
mi-nanopartikulärer Systeme betrachteten [90]. In diesem Fall wurden Cu-In
Nanopartikel aus einer Dispersion abgeschieden und mit thermisch verdampftem
Se bedeckt. Die Ergebnisse zeigten, dass die Umsetzung des metallischen Präku-
rsors bis zu einer Temperatur von ca. 300 °C erfolgt. Ab dieser Temperatur sind
keine intermetallischen Phasen mehr erkennbar. Diese Beobachtung stimmt mit
sequentiellen Präkursoren der gleichen strukturellen Zusammensetzung überein
[13]. Allerdings wurden bei Verwendung von Cu-In Nanopartikeln keine binä-
ren Selenide beobachtet [90]. Die Umsetzung mit Se erfolgt derart schnell, dass
bereits bei 340 °C sowohl der CISe (112) Hauptreflex, als auch der CISe (220)
Nebenreflex beobachtet werden können.
Bereits diese Beobachtung legt den Schluss nahe, dass die Umsetzung metal-
lischer Präkursoren diffusionslimitiert stattfindet. Durch die vergleichsweise ge-
ringe Größe der Partikel, im Vergleich zur Schichtdicke sequentiell abgeschie-
dener metallischen Präkursorschicht, ist die nötige Diffusionsweite um den Prä-
kursor vollständig umzusetzen sehr gering. Ein weiterer Punkt ist die deutlich
größere Reaktionsoberfläche. Der nanopartikuläre Präkursor ist porös und kann
von der Se Schmelze infiltriert werden. Dadurch wird der Präkursor nicht nur an
der Schichtoberfläche umgesetzt, wobei sich eine breite Reaktionsfront bildet,
die durch die gesamte Schicht laufen muss, sondern die einzelnen Partikel kön-
nen nahezu simultan umgesetzt werden, was die Reaktionsgeschwindigkeit deut-
lich erhöht.
Grundlagen der Absorberbildung 35
Abbildung 9: Schematische Darstellung der Morphologie eines nanopartikulären Präkursors
(links) und einer Absorberschicht nach der Wärmebehandlung in Chalkogenatmosphäre
(rechts). Die Doppelschichtstruktur ist nach einer Selenisierung deutlich stärker ausgeprägt als
nach einer Sulfidierung.
In der Literatur werden nanopartikuläre Präkursoren meist in Chalkogenat-
mosphäre bei bis zu 550 °C getempert [51,52,55,57]. Auffällig ist die Schicht-
morphologie des Querschnittes, die sich nach der Wärmebehandlung ausbildet.
Sowohl bei der Verwendung von Cu-In Nanopartikeln [51,52,55] als auch einer
Mischung von Cu-S und In-Se Partikeln [57] bildet sich eine Doppel-
schichtstruktur aus. Abbildung 9 zeigt schematisch die Morphologie einer sol-
chen Schicht. Diese Doppelschicht besteht aus einer grobkörnigen nahezu ge-
schlossenen Schicht auf der Absorberoberseite, und einer feinkörnigen, porösen
Schicht auf der Unterseite. Auffällig ist, dass die morphologischen Unterschiede
zwischen dichter und poröser Schicht bei einer Wärmebehandlung unter
Se haltiger Atmosphäre ausgeprägtersind [51,55] als unter S haltiger Atmosphä-
re [52,55]. Eine Oxidation, wie sie von Chang et al. [52] bei 300 °C durchge-
führt wurde, um organische Rückstände auszubrennen, zeigt die geringste Mor-
phologieänderung im Vergleich zur Präkursorschicht.
Man kann davon ausgehen, dass zwei Faktoren zu dieser speziellen Morpho-
logie führen. Die Doppelschicht ist eine Folge der unterschiedlichen Versorgung
mit Chalkogen während des Prozesses. Im oberen Teil der Präkursorschicht,
36 Grundlagen der Absorberbildung
welcher der Chalkogenquelle zugewandt ist, findet ein schnelleres Kornwachs-
tum statt. Dies ist in der besseren Versorgung mit Chalkogen begründet. Im un-
teren Bereich steht weniger Chalkogen zur Verfügung. Durch die schnell wach-
senden Kristallite an der Oberfläche und die sich dadurch schließende Schicht
kann keine Chalkogenatmosphäre in das Innere der Präkursorschicht gelangen,
und die eingeschlossene Atmosphäre verarmt an Se. Gleichzeitig ist die Diffusi-
on der Metalle in Richtung Chalkogen gehemmt. Durch die partikuläre Struktur
der Präkursorschicht ist der Querschnitt des Diffusionspfades stark einge-
schränkt.
Grundlagen der Absorberbildung 37
2.4 Korrosionsmechanismen: Oxidation und Sulfidierung
Der Begriff der Korrosion umfasst allgemein einen komplexen Vorgang, in
dem die Reaktion von Werkstoffen mit ihrer Umgebung betrachtet wird. Hierbei
spielen nicht nur Umgebungseinflüsse wie Temperatur und Zusammensetzung
der, sowohl gasförmigen als auch flüssigen, Atmosphäre eine wichtige Rolle,
sondern auch mechanische Belastung von Werkstoffen oder ganzen Systemen.
In dieser Arbeit soll in Hinblick auf Korrosion das Reaktionsverhalten von
Metallen in chalkogenhaltiger Atmosphäre betrachtet werden. Interessante Pa-
rameter hierbei sind die Zusammensetzung der Atmosphäre, der Partialdruck der
Chalkogene und die Reaktionstemperatur. Der Einfluss mechanischer Beanspru-
chung wie etwa zyklische Belastungen oder Reibung auf korrodierten Oberflä-
chen, die eine entstandene native Passivschicht wieder entfernen kann, wird in
der vorliegenden Arbeit nicht betrachtet.
2.4.1 Hochtemperaturkorrosion von Metallen
Die Korrosionsart, die am besten mit den Vorgängen bei der Bildung von
CIGSSe vergleichbar ist, ist die Hochtemperaturkorrosion. Dieser Begriff be-
schreibt die Korrosion eines Werkstoffes mit einer gasförmigen Atmosphäre bei
erhöhten Temperaturen. Diese Thematik wird im „Handbuch Hochtemperatur-
Werkstofftechnik“ von Bürgel, Maier und Niendorf [91] ausführlich behandelt.
Im Folgenden sollen die für das Verständnis der CIGSSe Phasenbildung rele-
vanten Informationen zusammengefasst werden.
Neben der so genannten Aufkohlung und Aufstickung, welche die Reaktionen
der Werkstoffe mit Kohlenstoff und Stickstoff beschreiben, beinhaltet der Be-
griff der Hochtemperaturkorrosion auch die Oxidation und Sulfidierung, von
Werkstoffen [91]. Der Begriff Oxidation beschreibt in diesem Zusammenhang
38 Grundlagen der Absorberbildung
die tatsächliche Reaktion des Werkstoffes mit O, und nicht wie allgemein in der
Chemie, die Änderung des Oxidationszustandes eines Elements zu größeren
Werten [91]. Da O und S genauso wie Se im Periodensystem zur Elementgrup-
pe VI gehören, sind vor allem die Mechanismen der Oxidation und Sulfidierung
von besonderem Interesse für die Phasenbildung von I-III-VI Halbleitern.
Die Bildung der I-III-VI Halbleiter basiert auf der Chalkogenisierung von
Metallen. Da sich bei dieser Reaktion die Oxidationszustände sowohl des Me-
talls als auch des Chalkogens ändern, spricht man hier von einer Redoxreaktion.
Die Bindung mit Chalkogenen, besonders die Bindung mit Sauerstoff in Oxiden
stellt für Metalle die stabilste Bindungsform dar [91]. Die Stabilität dieser
Chalkogenide ist abhängig vom Partialdruck des jeweils beteiligten Chalkogens.
Diese Abhängigkeit kann in Ellingham-Richardson-Diagrammen dargestellt
werden [91]. Die Chalkogenide sind bis zu einem minimalen Partialdruck des
Chalkogens außerhalb des Chalkogenids stabil. Dieser Partialdruck wird als Dis-
soziationsdruck bezeichnet.
Neben der Stabilität der Verbindung ist auch die Wachstumskinetik bei der
Hochtemperaturkorrosion von Bedeutung. Eine anschauliche und empirisch gut
zu bestimmende Größe zur Beschreibung des Schichtwachstums ist die Massen-
änderung durch einerseits den Einbau von Chalkogenen in das Material oder an-
dererseits den Verlust von Material durch Bildung volatiler Spezies. Das
Schichtwachstum kann nach drei unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten ablaufen
[91].
a) Parabolische Massenzunahme
b) Lineare Massenzunahme
c) Lineare Massenabnahme: Katastrophale Korrosion
Grundlagen der Absorberbildung 39
a) Parabolische Massenzunahme
Schichten, die nach dieser Gesetzmäßigkeit gebildet werden, weisen zu Be-
ginn des Wachstums eine starke Massenzunahme auf, die sich mit steigender
Schichtdicke verringert. Die Bildung der Chalkogenschicht erschwert eine wei-
tere Chalkogenisierung [91]. Parabolisches Schichtwachstum kann nur auftreten,
wenn sich eine geschlossene Chalkogenidschicht zwischen Metall und Chalko-
genreserve bildet. Metall und Chalkogen stehen nicht mehr in direktem Kontakt
zueinander. In diesem Fall kann das Schichtwachstum durch drei Mechanismen
bestimmt werden. Die Diffusion von Metall Kationen an die Grenzfläche zwi-
schen Chalkogenid und Chalkogen, die Diffusion von Chalkogen Anionen an
die Grenzfläche von Chalkogenid und Metall und, da es sich bei der Chalkoge-
nisierung um eine Red-Ox-Reaktion handelt die einen Austausch von Ladungen
erfordert, den Transport von Elektronen durch die Chalkogenidschicht [91].
Die Diffusion der Ionen wird einerseits durch die homologe Temperatur in
der Probe bestimmt, andererseits durch die Defektkonzentration in der Chalko-
genidschicht [91]. Der am häufigsten auftretende Fall ist die Diffusion der Me-
tall-Kationen durch die Chalkogenidschicht. Für die Sulfidierung ist ausschließ-
lich dieser Mechanismus bekannt [91]. Für die Oxidation sind einige Beispiele
bekannt, bei denen das Schichtwachstum von der Diffusion von O bestimmt
wird [91]. Ausschlaggebend dafür, ob Kationen oder Anionen diffundieren ist
der Defekthaushalt bzw. die Nichtstöchiometrie des Chalkogenids.
40 Grundlagen der Absorberbildung
Tabelle 4: Nichtstöchiometrische Chalkogenidformeln mit zugehörigem dominanten Defekt-
typ, Halbleiterart und dominanter Diffusionsspezies nach Bürgel et al. [91]. M bezeichnet ein
Metall, Ch ein Chalkogen. x und y geben die Nichtstöchiometrie der Metalle bzw. der Chalko-
gene in der Verbindung an.
Art der Nicht-
stöchiometrie
Formel Defekttyp HL-
Typ
Diffusionsspezies
I Ch-Mangel MaChb-y Anionen-
Leerstellen
n Chalkogen-
Anionen
II M-Überschuss Ma+xChb Interstitielle
Kationen
n Metall-
Kationen
III M-Mangel Ma-xChb Kationen-
Leerstellen
p Metall-
Kationen
IV Ch-Überschuss MaChb+y Interstitielle
Anionen
p Chalkogen-
Anionen
b) Lineare Zunahme
Bei dieser Art der Massenzunahme entsteht zunächst eine deckende Chalko-
genidschicht die nach dem oben beschriebenen parabolischen Gesetz wächst.
Nach relativ kurzer Zeit bricht diese Schicht jedoch auf und Chalkogen und Me-
tall haben erneut direkten Kontakt zueinander, wodurch die Chalkogenisierung
erneut beschleunigt wird. Dieser Vorgang wird auch als Durchbruch-
Chalkogenisierung bezeichnet [91]. Bei diesem Vorgang können sich voluminö-
se Chalkogenidschichten bilden, die im weiteren Korrosionsverlauf abplatzen
können und dadurch zu einer Verringerung der Masse führen [91].
c) Lineare Abnahme (Katastrophale Korrosion)
Neben der oben erwähnten Abplatzung von Chalkogenidschichten kann eine
Massenabnahme durch die Bildung flüchtiger Chalkogenide auftreten. Diese
Masseabnahme folgt meist einem linearen Gesetz und wird als katastrophale
Chalkogenisierung bezeichnet [91]. Als Beispiel kann hier In4Se3, aus der die
flüchtige Phase In2Se abdampft, im Cu-In-Se System herangezogen werden [13]
bzw. volatile Sn-Se und Sn-S Spezies im Cu-Sn-Zn-Se-S System [92].
Grundlagen der Absorberbildung 41
2.4.2 Hochtemperaturkorrosion von Legierungen
Die Chalkogenisierung von Legierungen folgt denselben Gesetzmäßigkeiten
wie die Chalkogenisierung reiner Metalle. Hinzu kommen allerdings Effekte,
die auf einer unterschiedlichen Affinität der Metalle zu Chalkogenen beruhen,
der unterschiedlichen Diffusionsgeschwindigkeiten der Metalle durch die
Chalkogenidschicht und der Konzentration und Aktivität der Elemente [91]. Be-
sondere Bedeutung hat die Affinität zum Chalkogen im CIGSSe Mischsystem
mit Ga und S. Die Affinität von Ga zu S ist deutlich größer als die Affinität von
Ga zu Se, die von der von In zu Se übertroffen wird, wie aus der Arbeit von Kü-
necke hervorgeht [5].
Für die Bildung von Passivschichten ist die so genannte selektive Chalkoge-
nisierung bevorzugt. In einer binären Legierung mit den Elementen A
(Hauptelement) und B (Legierungselement) soll sich eine geschlossene
B-Chalkogenidschicht bilden, welche die Korrosion von A verhindert [91]. Die-
ser ideale Fall setzt folgende Bedingungen voraus [91]:
i. Das B-Chalkogenid muss thermodynamisch stabiler sein.
ii. Die Konzentration von B in A reicht aus um eine dichte B-Oxidschicht
zu bilden, üblicherweise mehr als 10 At.-%.
iii. Die Diffusionsgeschwindigkeit von B in A ist groß genug um an der
Legierung-Chalkogenid Grenzfläche stets genügend B bereitzustellen.
Werden diese Bedingungen nicht erfüllt, kann es vermehrt zur Bildung von
A-Chalkogeniden und der inneren Chalkogenisierung kommen, bei der unter-
halb der Chalkogenidschicht in der Legierung Chalkogenid-Ausscheidungen
gebildet werden. In der B-Chalkogenidschicht kann es bei zu geringer Konzent-
ration des Legierungselementes auch zur Bildung von A-Chalkogeniden kom-
men [91].
42 Grundlagen der Absorberbildung
Werden in einer Legierung beide Elemente chalkogenisiert kann man drei Ar-
ten der Mischung beobachten [91]:
a) Nahezu völlige Unlöslichkeit der Chalkogenide ineinander, sodass die
Chalkogenide als reine Komponenten auftreten.
b) Chalkogenid-Mischkristallbildung, wobei Systeme der Form
(A, B)aChb entstehen.
c) Bildung eines Doppel-Chalkogenids der Form ABaChb
(= ACh BaChb-1). Diese Chalkogenide kristallisieren vorwiegend in der
Spinell-Struktur. Die Bildung einer Spinell-Struktur ist besonders im
CIGSSe Mischsystem mit hohen S Anteilen von Bedeutung [23].
Wie in 2.4.1 beschrieben ist die Konzentration von Punktdefekten ein wichti-
ger Faktor für die Beweglichkeit der Ionen in der Chalkogenidschicht und damit
für die Korrosionsgeschwindigkeit. Dies gilt für Legierungen genauso wie für
reine Metalle. Im Falle der Chalkogenid-Mischkristalle kann die Korrosionsge-
schwindigkeit durch geschickte Mischung des Oxids beeinflusst werden. Hierbei
gilt die Wagner-Hauffe-Valenzregel. Besteht die Chalkogenidschicht aus so ge-
nannten aliovalenten Ionen, also Ionen mit unterschiedlicher Wertigkeit, kann
die Defektkonzentration der Ionen durch Substitution eines Ions im Gitter durch
ein anders wertiges Ion beeinflusst werden [91]. Je nach Metall werden unter-
schiedliche Wertigkeiten der Ionen angestrebt. Für das folgende Modellsystem
seien die bevorzugten Oxidationszustände der Metalle A und B A2+
und B3+
. Die
Chalkogene liegen in Verbindung mit Metallen immer in der Ch2-
Stufe vor. Ist
eine A-B Legierung nun reich an B, bildet sich eine B2Ch3 Korrosionsschicht
aus, die mit A dotiert ist. Es liegen also A2+
und B3+
Kationen vor. Ersetzen A2+
Kationen B3+
Kationen muss dennoch die Ladungsneutralität gewährleistet blei-
ben. Es werden demnach 2 B3+
Kationen durch 3 A2+
Kationen ersetzt. Dadurch
Grundlagen der Absorberbildung 43
werden Kationenleerstellen im B3+
Gitter besetzt und die Leerstellenkonzentrati-
on verringert sich, was zu einer Verringerung der Diffusionsgeschwindigkeit
von Kationen führt [91].
Die Wagner-Hauffe-Regel kann ebenfalls auf binäre Chalkogenide angewandt
werden. Geht man von einem System A2Ch aus verteilen sich die Wertigkeiten
der Ionen auf A1+
und Ch2-
. Ist die bevorzugte Wertigkeit des Kations hingegen
A2+
besteht eine Triebkraft A1+
Kationen durch A2+
Kationen zu ersetzten. Da in
diesem Fall zwei A1+
durch ein A2+
ersetzt werden müssen um die Ladungsneut-
ralität zu gewährleisten entstehen im Falle einer solchen Substitution Kationen-
leerstellen.
2.4.3 Vergleich mit den Ergebnissen aus der CIGSSe Bildung
Die Bildung von CIGSSe ist, besonders für metallische sequentielle Präkurso-
ren und nanopartikuläre Präkursoren, eine Reaktion von Metallen mit Chalkoge-
nen und zeigt Parallelen, zu denen in 2.4.1 und 2.4.2 beschriebenen Mechanis-
men. Im Gegensatz zu Schutzschichten gegen Korrosion, ist bei der Herstellung
von CIGSSe eine schnelle, vollständige und möglichst homogene Reaktion der
Metalle mit dem Chalkogen erwünscht. Im Folgenden sollen die Reaktionen der
Phasenbildung im Cu-In-Se System den in 2.4.1 und 2.4.2 beschriebenen Me-
chanismen zugeordnet und die Parallelen sowie die Unterschiede diskutiert wer-
den.
Geht man von metallischen Präkursoren aus, kann man den Präkursor einer
Legierung des Typs A-B zuordnen. Im Unterschied zu metallischen Legierungen
wie Stählen, die als Konstruktionswerkstoff dienen, enthält die Legierung der
Präkursoren die beiden Metalle Cu und In zu annähernd gleichen Teilen. Bei der
Selenisierung des Präkursors bildet sich jedoch keine schützende Selenidschicht
aus. Wie beim Bildungsmechanismus aus sequentiellen Präkursoren in 2.3.1 be-
44 Grundlagen der Absorberbildung
schrieben, bildet sich an der Oberfläche eine Cu-Se Schicht, unter der sich eine
In-Se Schicht bildet. Die Bildung der Cu-Se Plättchen außerhalb der Präkursor-
schicht zeigt deutlich, dass die Reaktion von der Diffusion der Kationen be-
stimmt wird. Durch die plättchenförmige Morphologie der Cu-Se Phase an der
Oberfläche, die keine geschlossene Schicht darstellt, erscheint hier der Mecha-
nismus einer Durchbruch-Chalkogenisierung. Die vergleichsweise hohe Diffusi-
onsrate von Cu führt zu einer Bildung von separierten Chalkogenidschichten,
die keine Löslichkeit ineinander zeigen. Die Bildung der In-Se und Cu-Se ver-
laufen weitestgehend unabhängig voneinander, wodurch die Bildung dieser
In-Se / Cu-Se Doppelschicht mehr dem unabhängigen parabolischem Wachstum
zweier Selenidschichten zugeordnet werden kann als der Korrosion einer Legie-
rung.
An der Grenzfläche der In-Se / Cu-Se Doppelschicht bildet sich CuInSe2 als
Doppelchalkogenid. Die Bildung dieser Phase ist durch die Diffusion der Katio-
nen bestimmt. Zu Beginn der Bildung ist die Diffusion der Kationen in den
Cu-Se Phasen bestimmend, mit wachsender Schichtdicke die Diffusion in CISe.
Wie in 2.3.2 beschrieben kann die Bildung von CISe aus zwei Cu-Se Phasen
erfolgen. Aus CuSe (vgl. Gleichung(1)) und Cu2-xSe (vgl. Gleichung (2)). Iso-
therme Experimente von Wolf [13] bei 300°C, also unterhalb der Zerfallstempe-
ratur von CuSe2 zeigten, dass CuSe2 nicht als direkte Vorläuferphase von CISe
fungieren kann, da nach 30 min Temperaturbehandlung bei 300°C sowohl
CuSe2 als auch InSe gleichzeitig vorlagen. Aufgrund seiner guten Eigenschaften
als Kationenleiter ist die Diffusion in Cu2-xSe deutlich höher als in CuSe [12].
Dies führt zu einem Wechselspiel aus Thermodynamik und Kinetik bei der
Bildung von CISe. Die Kinetik wird maßgeblich über die Leerstellenkonzentra-
tion der Cu Selenide bestimmt. Deren Existenz ist jedoch von den thermodyna-
Grundlagen der Absorberbildung 45
mischen Bedingungen abhängig, d.h. von der vorliegenden Cu-Se Phase. Ab-
hängig von der Temperatur, dem atomaren Se / Cu Verhältnis und dem
Se Partialdruck sind unterschiedliche Cu Selenide thermodynamisch stabil, wie
aus den Arbeiten von Rau und Rabenau bzw. Glazov et al. ersichtlich wird.
[82,83]. Welche Cu-Se Phase vorliegt, ist, neben der Versorgung mit Se, ein
entscheidender Faktor für die Kinetik der CISe Bildungsreaktion. Besonders
deutlich wird dies durch den Zerfall von CuSe in Cu2-Se bei 380 °C ab, dem sehr
starkes CISe Wachstum bei den Proben von Wolf [13] einsetzt.
Experimentelle Methoden 47
3 Experimentelle Methoden
In dieser Arbeit wurden ausschließlich Präkursoren mit Nanopartikeln unter-
sucht. Zur Verwendung kamen metallische Cu-In Nanopartikel und elementare
Se Nanopartikel. Die Nanopartikel wurden sowohl selbst als auch während Ba-
chelor- und Masterarbeiten, die im Rahmen dieser Arbeit betreut wurden, für die
Experimente synthetisiert. Abbildung 10 zeigt schematisch die Prozessschritte,
die während dieser Arbeit durchgeführt wurden. Die synthetisierten Nanoparti-
kel wurden charakterisiert und hinsichtlich ihrer Verwendung in der Präkursor-
schicht optimiert. Der Fokus der Charakterisierung lag auf der chemischen und
strukturellen Zusammensetzung sowie auf der Morphologie der Partikel.
Aus den Nanopartikeln wurden Dispersionen in Isopropanol (IPA) hergestellt
und mittels Rotationsbeschichtung oder Rakeln abgeschieden. Die so abgeschie-
denen Schichten wurden einer Wärmebehandlung bis zu 550°C unterzogen und
anschließend charakterisiert. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der in-situ
Charakterisierung der Phasenentwicklung. Daneben wurden die Schichten hin-
sichtlich ihrer chemischen und strukturellen Zusammensetzung sowie auf ihre
Morphologie hin untersucht.
Abbildung 10: Schematische Darstellung der Prozessschritte zur Herstellung und Charakteri-
sierung der Proben in dieser Arbeit.
48 Experimentelle Methoden
3.1 Partikelsynthesen
Alle Partikel wurden über Fällungsreaktionen hergestellt. Sowohl die Metalle
als auch Se wurden in Lösung gebracht und durch Zugabe von Reduktionsmit-
teln ausgefällt. Alle Synthesen wurden unter Umgebungsbedingungen im Abzug
durchgeführt. Die ausgefällten Partikel wurden durch Zentrifugieren isoliert und
mehrmals in IPA bzw. dest. Wasser gewaschen, bevor sie gelagert wurden.
Die folgenden Substanzen wurden wie kommerziell erhältlich ohne weitere
Aufreinigung zur Herstellung der Partikel verwendet: Kupfer (II) Chlorid (Sig-
ma Aldrich 97 %), Indium (III) Chlorid (Alfa Aeser 99,99 %), Natriumborhyd-
rid (Sigma Aldrich 99 %), Tetraethylen Glykol (TEG) (Sigma Aldrich 99 %), 2-
[2-(2-methoxyethoxy)ethoxy]Essigsäure (TODS) (Sigma Aldrich), Natriumsul-
fat (≥ 98,0 % dehydriert, Sigma Aldrich), Se Pulver (≥ 99,5 %, Sigma Aldrich),
Polyvinylpyrrolidon (PVP, 10000 g/mol, Fluka Analytical), Salzsäure (Merck,
37 % rauchend), Natriumcitrat (Merck, dehydriert) und Gallium (Sigma Aldrich
99,9995 %).
3.1.1 Metallische Cu-In Nanopartikel
Cu-In Nanopartikel wurden durch chemische Reduktion von Cu2+
und In3+
hergestellt. Dieses Verfahren wird auch in der Literatur sehr häufig beschrieben,
um vergleichbare Nanopartikel herzustellen [49,51,52,54,55]. Hier sollen
exemplarisch die Versuchsbedingungen für übliche Präkursorpartikel dargestellt
werden, wie sie für die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit verwendet wurden.
Eine Parameterstudie zur Optimierung dieser Versuchsbedingungen wurde wäh-
rend einer Bachelor-Arbeit durchgeführt, die im Rahmen der vorliegenden Ar-
beit betreut wurde, und von Schuster et al. [93] veröffentlicht.
Experimentelle Methoden 49
Synthese
Für die Synthese wurden zwei Lösungen angesetzt. Für die Präkursorlösung
wurden üblicherweise 1 mmol CuCl2 und 1,2 mmol InCl3 in 15 ml TEG gelöst.
Da das CuCl2 schwerer löslich ist, wurde dies zuerst gelöst und das TEG auf ca.
150 °C bis 175 °C aufgeheizt. Nachdem das CuCl2 gelöst war, wurde InCl3 zu-
gegeben und die Lösung bei Seite gestellt um sie auf RT abkühlen zu lassen.
Während dessen wurden 11 mmol NaBH4 in 11 ml TEG bei RT gelöst. Diese
Reduktionslösung wurde erst kurz vor der Zugabe zur Präkursorlösung herge-
stellt, da NaBH4 mit TEG in einer Alkoholyse reagiert und dadurch die Redukti-
onsfähigkeit beeinträchtigt wird. Wie bei Schuster et al. [93] gezeigt wurde, ver-
schiebt ein zu niedriges Verhältnis von NaBH4 / (CuCl2 + InCl3) das Cu / In
Verhältnis in den Nanopartikeln zu Cu-reicheren Verhältnissen als durch das
Cu2+
/ In3+
Verhältnis in der Präkursorlösung eingestellt wurde.
Die Reduktionslösung wurde unter konstantem Rühren tropfenweise mit der
Präkursorlösung vermischt. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde dieser
Prozess weiter entwickelt, wobei anfangs die Reduktionslösung mit einer Pipette
in die Präkursorlösung gegeben wurde. Nach der Optimierung des Prozesses
wurden beide Lösungen simultan mit einer Mehrkanal Peristaltikpumpe Reglo
Digital der Firma IDEX Health & Science in ein Reaktionsgefäß gegeben. We-
gen ihrer chemischen Beständigkeit wurden für die Pumpe Schläuche des Typs
Tygon 2001 verwendet.
Zeitgleich mit der Mischung beider Lösungen wird ein schwarzer Nieder-
schlag beobachtet. Die Reaktion wurde nach einigen Minuten durch Zugabe von
Aceton gestoppt. Die Partikel wurden durch Zentrifugieren bei 10000 Umdre-
hungen / min für 15 min isoliert, zwei Mal mit IPA gewaschen und in einem
Vakuumexsikkator getrocknet. Das getrocknete Pulver wurde in verschraubba-
50 Experimentelle Methoden
ren Gläschen bei Umgebungsbedingungen gelagert. Proben für REM/EDX wur-
den präpariert, indem auf einen elektrisch leitenden Probenträger ein doppelsei-
tiges Kohlenstoffklebeband befestigt wurde, auf das anschließend eine kleine
Menge Pulver aufgebracht und verstrichen wurde. Überschüssige Partikel wur-
den im Abzug mit einer Stickstoffpistole abgeblasen.
Charakterisierung
Das Pulver wurde mittels XRD, EDX und REM charakterisiert. Für XRD
Messungen wurden die Proben in einem Bragg-Brentano Aufbau mit Cu-Kα
Strahlung charakterisiert. EDX Messungen wurden mit einem Jeol JSM 6400
Rasterelektronenmikroskop, ausgestattet mit einem SiLi Detektor, durchgeführt.
Eine Beschleunigungsspannung von 20 kV wurde gewählt. REM Bilder wurden
mit einem Zeiss FESEM ultra 55 bei einer Beschleunigungsspannung von 10 kV
gemacht.
3.1.2 Elementare Se Nanopartikel
Die Synthese elementarer Se Nanopartikel wurde in zwei studentischen Ar-
beiten [94,95], die im Rahmen dieser Arbeit betreut wurden, durchgeführt und
für den Einsatz in nanopartikulären Präkursoren optimiert. Die Methoden der
Partikelsynthese folgen dabei dem Vorgehen von Stroyuk et al. [96] und Ingole
et al. [97], wobei deren Stabilisierungsmethoden sich als ungeeignet für den
Einsatz der Partikel als Präkursor zeigte und daher im Laufe der Syntheseopti-
mierung auf andere Stabilisatoren zurückgegriffen wurde.. Eine besondere Her-
ausforderung war die Stabilisierung der Partikel und die Herstellung einer Dis-
persion mit definiertem Feststoffgehalt. Alle Synthesen wurden bei Umge-
bungsbedingungen in einem Abzug durchgeführt.
Experimentelle Methoden 51
Synthese
Für die Synthese elementarer Se Nanopartikel wurden zwei Syntheseschritte
durchgeführt. In einem Rundkolben wurden 200 ml einer Se Lösung angesetzt,
aus der jeweils 50 ml entnommen wurden, um eine Synthese durchzuführen. Für
eine Se Lösung wurden 15 g Na2SO3 in 200 ml dest. Wasser gelöst und auf
80 °C geheizt. Der Kolben wurde dabei mit einem Rücklaufkühler verschlossen,
um den Verlust von Lösemittel zu verhindern. Nach Erreichen der Temperatur
wurden 2 g Se Pulver hinzugegeben und die Lösung für 24 h gerührt, um das Se
zu lösen. Nach Stroyuk et al. [96] kann angenommen werden, dass eine Reakti-
on nach Gleichung (4) abläuft. Die so hergestellte Lösung konnte über Wochen
bei 80 °C gelagert werden.
Na2SO3 + Se → Na2SeSO3 (4)
Um Nanopartikel herzustellen wurden typischerweise 1,22 g PVP und 0,61 g
Natriumzitrat bei RT in 130 ml dest. Wasser gelöst. Da die Se Nanopartikel eine
starke Neigung zur Agglomeration zeigten, ist die Stabilisierung mit PVP wäh-
rend der Synthese unerlässlich. Eine nachträgliche Stabilisierung konnte im Ver-
lauf der Experimente nicht erreicht werden. Unter konstantem Rühren wurden
50 ml 80 °C warme NaSeSO3 Lösung hinzugegeben. Nach dem Erreichen von
RT wurden ca. 5 ml HCl (37 %) hinzugegeben. Die Lösung wurde dadurch so-
fort trüb und verfärbte sich zu einem kräftigen Rot-Orange. Der pH-Wert wurde
mit einem mobilen pH-Meter pH 100 von VWR gemessen. Nach einer Stunde
wurde ein Wert von -0,05 angezeigt. Die Partikel wurde durch Zentrifugieren
bei 10000 Umdrehungen / min für 10 min bei 15 °C isoliert und mit dest. Was-
ser gespült und in 80 ml dest. Wasser redispergiert. Anschließend wurde die
Dispersion mit NaOH neutralisiert und konnte für mehrere Wochen im Dunkeln
bei RT gelagert werden.
52 Experimentelle Methoden
Charakterisierung
Für die Charakterisierung wurden die 30 µl Nanopartikeldispersion auf Si
Substrate aufgetropft bis eine geschlossene Schicht entstanden ist. Die Partikel-
schichten wurden mittels XRD und REM/EDX charakterisiert. Für XRD Mes-
sungen wurden die Proben in einem Bragg Brentano Aufbau mit Cu Kα Strah-
lung charakterisiert. REM Bilder wurden mit einem Zeiss FESEM ultra 55 bei
einer Beschleunigungsspannung von 10 kV gemacht. Während der Untersu-
chung im FESEM wurden die Proben stark vom Elektronenstrahl beeinträchtigt
und sinterten im Bereich der Messung. Die Wahl der Beschleunigungsspannung
ist daher ein Kompromiss aus Bildqualität und möglichst schonendem Umgang
mit den Proben.
3.1.3 Cu-Ga Pulver
Die Herstellung von Cu-Ga Pulver wurde während einer studentischen Arbeit,
die im Rahmen dieser Arbeit betreut wurde, durchgeführt. Die Ergebnisse wur-
den in der Arbeit von Möckel et al. [98] publiziert.
Synthese
Cu-Ga Partikel wurden durch Mischen dispergierter Ga Partikel mit Cu Parti-
keln hergestellt. Hierfür wurden 50 mg Ga in 20 ml TEG bei 40 °C geschmol-
zen. Durch kontinuierliches Rühren und einwirken eines Ultraschallfingers
(Hielscher Ultrasonics GmbH, UP50H) wurde eine Ga Dispersion hergestellt.
Diese Präparationsmethode wird in der Literatur beispielsweise für die Herstel-
lung von Partikeln aus eutektischen Ga-In Legierungen verwendet [99]. Durch
die feine Verteilung des Ga wurde die Dispersion trüb und nahm eine graue Far-
be an.
Experimentelle Methoden 53
Analog zu der in 3.1.1 beschriebenen Cu-In Synthese wurden reine
Cu Nanopartikel durch Reduktion hergestellt. Die Menge an CuCl2 wurde so
gewählt, dass ein Ga / Cu Verhältnis von 1,2 erreicht wird. Direkt nach der Syn-
these wurden die Cu Partikel ohne weitere Aufreinigung der Ga Dispersion hin-
zugefügt. Die Mischdispersion wurde bei 40 °C unter weiterem Einwirken von
Ultraschall für ca. 1 h gerührt. Anschließend wurde das Pulver durch Zentrifu-
gieren isoliert und mit IPA und dest. Wasser gewaschen. Ebenso wie die Cu-In
Nanopartikel wurden die Cu-Ga Partikel in einem Vakuumexsikkator bei 40 °C
über Nacht getrocknet und anschließend bei Umgebungsbedingungen in einem
verschraubbaren Gläschen gelagert.
Proben für REM/EDX wurden präpariert, indem auf einen elektrisch leitenden
Probenträger ein doppelseitiges Kohlenstoffklebeband befestigt wurde, auf das
anschließend eine kleine Menge Pulver aufgebracht und verstrichen wurde.
Überschüssige Partikel wurden im Abzug mit einer Stickstoffpistole abgeblasen.
Charakterisierung
Das Cu-Ga Pulver wurde mittels XRD und REM/EDX charakterisiert. Für
XRD Messungen wurden die Proben in einem Bragg-Brentano Aufbau mit
Cu-Kα Strahlung charakterisiert. REM/EDX Messungen wurden mit einem Jeol
JSM 6400 Rasterelektronenmikroskop, ausgestattet mit einem SiLi Detektor,
durchgeführt. Eine Beschleunigungsspannung von 20 kV wurde gewählt.
3.2 Präkursorherstellung
Es wurden drei Typen von Präkursoren verwendet. Abbildung 11 gibt einen
Überblick über die Typen und deren Zusammensetzung. Typ A ist ein se-
mi-nanopartikulärer Präkursor. Zur Herstellung wurden Cu-In Nanopartikel
verwendet, die mit thermisch verdampftem Se abgedeckt wurden. Typ B ist ein
54 Experimentelle Methoden
nanopartikulärer Präkursor, in dem Cu-In Nanopartikel und Se Nanopartikel
vermischt wurden. Der Typ C Präkursor besteht, wie der Typ B Präkursor auch,
aus Cu-In und Se Nanopartikeln, wobei zusätzlich Cu-Ga Pulver hinzugegeben
wurde.
Abbildung 11: Schematische Darstellung der verschiedenen Präkursortypen die in dieser Arbeit
verwendet wurden und deren Zusammensetzung.
3.2.1 Herstellen der Dispersionen
Für die Herstellung von Präkursorschichten wurden die Partikeltypen einzeln
dispergiert und anschließend miteinander gemischt. Die Cu-In und Cu-Ga Dis-
persionen wurden aus vorher getrocknetem Pulver hergestellt. Die Dispersionen
dieser beiden Partikel wurden in IPA hergestellt. Die Partikel wurden durch Ult-
raschalleinwirkung mit einem Hielscher Ultrasonics GmbH, UP50H Ultraschall-
finger für ca. 1 min dispergiert. Die Dispersionen waren für mehr als 1 h stabil
und konnten innerhalb dieser Zeit weiterverarbeitet werden. Organische Stabi-
lisatoren wurden lediglich bei dem Probensatz für die Typ A Präkursoren ver-
wendet. Hierfür wurde TODS verwendet. Die metallischen Partikel wurden für
die Präkursoren des Typs B und C ohne Dispergator verarbeitet.
Se Nanopartikel Dispersionen wurden durch Aufkonzentrieren der gelagerten
Dispersionen (siehe 3.1.2) hergestellt. Dafür wurden 80 ml der Lagerdispersion
in mehreren Schritten durch Zentrifugieren isoliert und schließlich in 3,5 ml IPA
Experimentelle Methoden 55
redispergiert. Das Aufkonzentrieren in mehreren Schritten war notwendig, da
die großen Zentrifugenröhrchen, welche die 80 ml Lagerdispersion aufnehmen
mussten, ungeeignet waren, um in einem Schritt die Nanopartikel in nur 3,5 ml
IPA zu redispergieren. Deswegen wurden Zentrifugenröhrchen in drei verschie-
denen Größen verwendet. Die 3,5 ml Se Dispersion in IPA wurde, ebenso wie
die Cu-In und Cu-Ga Dispersionen mit Hilfe eines Ultraschallfingers homogeni-
siert. Weiteres PVP als Stabilisator wurde nicht zugegeben.
3.2.2 Herstellung des Typ A Präkursors
Präparation
Die Herstellung und Charakterisierung der Präkursoren des Typs A ist in der
Vorabveröffentlichung von Möckel et al. [100] dargestellt. Die Präkursoren
wurden auf zwei Arten von Substraten entsprechend der angewandten Charakte-
risierungsmethode hergestellt. Es wurden Untersuchungen mit in-situ Röntgen-
beugung (in-situ XRD), dynamischer Differenzkalorimetrie (DSC) und
REM/EDX durchgeführt. Die in-situ XRD Proben wurden auf einer 75 µm di-
cken und ca. 8 × 8 cm² großen Polyimidfolie präpariert, um ein Mindestmaß an
Transparenz für die Röntgenbeugung zu gewährleisten. Die DSC Proben wurden
in hermetisch verschließbaren Al-Tiegeln der Firma Perkin Elmer mit einem
Durchmesser von 6 mm und einer Höhe von 1 mm präpariert. Beide Substrate
wurden vor der Präkursorabscheidung mit einer ca. 500 nm dicken Mo Schicht
beschichtet. Die Schicht wurde durch Kathodenzerstäubung abgeschieden.
Auf die Mo-beschichteten Polyimidfolien wurden die Cu-In Nanopartikel mit-
tels Rotationsbeschichtung abgeschieden. Dafür wurden 130 mg
Cu-In Nanopartikel in 1200 mg IPA dispergiert. Zusätzlich wurden 11,6 mg
TODS hinzugegeben. 40µl dieser TODS stabilisierten Cu-In Dispersion wurde
56 Experimentelle Methoden
auf das Substrat gegeben. Bei einer Umdrehungszahl von 500 min-1
für 40 s
wurde die Schicht homogenisiert. Wie in 3.2.1 bereits erwähnt wurden die Cu-In
Nanopartikel für den Typ A Präkursor mit TODS stabilisiert. Um das TODS zu
entfernen, wurde die Schicht bei 210 °C für 25 min getempert. Um eine decken-
de Schicht zu erreichen, wurde der Prozess zweimal wiederholt. Die Folie wurde
vor und nach der Beschichtung gewogen, um die Menge an Cu-In auf dem Sub-
strat abzuschätzen. Die Wägung ergab, dass ca. 400 µg / cm² Cu-In Nanopartikel
abgeschieden wurden. Mittels thermischer Verdampfung wurden ca. 1135 nm
elementares Se abgeschieden, was einem atomaren Se / (Cu + In) Verhältnis von
1,5 entspricht.
Um die Cu-In Schicht in die DSC Tiegel abzuscheiden wurden 12,7 mg Na-
nopartikel in 780 mg IPA mit 1,03 mg TODS stabilisiert. Es wurden mehrere
Tiegel präpariert. 20 µl der Dispersion wurden in jeden Tiegel gegeben. Die
Tiegel wurden auf einer Heizplatte bei 40 °C an Luft getrocknet. Um das TODS
zu entfernen, wurden die Proben anschließend bei 210 °C für 25 min getempert.
Elementares Se wurde wie bei den in-situ XRD Proben mittels thermischer Ver-
dampfung abgeschieden. Die Tiegel wurden vor und nach der Beschichtung mit
Cu-In Nanopartikeln mit einer elektronischen Mikrowaage 4503 MP6 der Firma
Sartorius gewogen, um die Menge an Cu-In zu berechnen. Es wurden 1250 nm
Se abgeschieden um ein Se / (Cu + In) Verhältnis von 1,5 zu erreichen. Die Tie-
gel wurden anschließend unter 200 mbar Stickstoff hermetisch verpresst. Durch
dieses Verpressen kann kein Se aus den Tiegeln verdampfen und man kann sie
daher als Mini-Reaktor [13] bezeichnen. Die Menge an verdampftem Se reicht
aus, um das Volumen des Reaktors mit Se zu sättigen und eine Verringerung der
Se Menge im Präkursor unter stöchiometrische Verhältnisse zu verhindern.
Experimentelle Methoden 57
Charakterisierung
In-Situ XRD Messungen wurden in einer Anlage am Lehrstuhl für Kristallo-
graphie und Strukturphysik der Friedrich-Alexander-Universität Erlan-
gen-Nürnberg durchgeführt. Details über den Messaufbau sind bei Jost et al.
[101] gegeben. Aus der Polyimidfolie wurden pro Messung zwei Proben ausge-
schnitten und als Sandwich zusammen geklemmt. Eine doppelte Präkursor-
schicht wurde also von zwei Polyimidfolien eingeschlossen. Die Proben wurden
mit 30 °C /min von RT auf 530 °C geheizt und anschließend in der Apparatur
auf RT abgekühlt. Während dieser Zeit wurden kontinuierlich Diffraktogramme
erstellt. Für die Aufnahme eines Diffraktogramms wurden 22,5 sec benötigt,
was einem Temperaturunterschied von 11,25 °C entspricht.
DSC Messungen wurden in einer Q1000 DSC Anlage der Firma
TA Instruments ausgestattet mit einer Q2000 Zelle durchgeführt. Es wurde in
einem Bereich von -50 °C bis 540 °C mit einer Heizrate von 30 °C / min gear-
beitet. Die DSC Messungen ergänzen damit die Informationen, die aus den
in-situ XRD Messungen gewonnen wurden.
Ex-situ Messungen wurden an geöffneten DSC Tiegeln durchgeführt.
58 Experimentelle Methoden
3.2.3 Herstellung des Typ B Präkursors
Präparation
Die Herstellung von Proben mit Typ B Präkursoren wurde in einer im Rah-
men der vorliegenden Arbeit betreuten Bachelor-Arbeit durchgeführt. Die Er-
gebnisse wurden bei Möckel et al. [98] veröffentlicht. Die Präkursorschicht
wurde aus einer Cu-In + Se Mischdispersion hergestellt. Die Mischdispersion
bestand aus zwei separat hergestellten Dispersionen. Cu-In Nanopartikel wurden
mit Hilfe eines Hielscher Ultrasonics GmbH, UP50H Ultraschallfinger in IPA
mit einem Feststoffanteil von 20 Gew.-% dispergiert. Organische Stabilisatoren
wurden nicht eingesetzt. Separat wurden wie in 3.2.1 beschrieben 3,5 ml Se
Dispersion hergestellt. Ein Teil der Se Dispersion wurde der Cu-In Dispersion
zugefügt und mit dem Ultraschallfinger homogenisiert. Die Mengenverhältnisse
wurden so gewählt, dass ein Se / (Cu + In) Verhältnis von 1,5 erreicht werden
sollte. Wie in 3.1.2 beschrieben, war jedoch die Bestimmung des genauen Fest-
stoffanteiles in den Se Dispersionen nicht möglich. Deswegen wurde eine kleine
Probe auf Al-Folie abgeschieden und getrocknet. Diese Probe wurde vor Ab-
scheidung der Präkursorschichten mit EDX untersucht, um das Se / (Cu + In)
Verhältnis zu bestimmen. Die Untersuchung ergab ein Se / (Cu + In) Verhältnis
von 1,1. Um einen Se Mangel in der Probe zu verhindern, wurde das Verhältnis
durch Zugabe von Se Dispersion angepasst. Nach weiterer Zugabe von Se wurde
ein Verhältnis von 2,7 erreicht.
Je nach vorgesehener Charakterisierung wurde der Präkursor auf unterschied-
lichen Substraten abgeschieden.
Für REM/EDX, Raman und ex-situ XRD Messungen wurden die Proben auf
75 × 25 mm² großen, Mo beschichteten Si Substraten mittels Rakeln abgeschie-
Experimentelle Methoden 59
den. Hierfür wurden 40 µl (Cu-In + Se) Dispersion mit einer Ziehgeschwindig-
keit von 12,5 mm/s und einer Spalthöhe von 100 µm abgeschieden. Dieser Pro-
zess wurde einmal wiederholt. Die ersten 25 mm der Proben wiesen eine ge-
schlossene Schicht auf und wurden für unterschiedliche Wärmebehandlungen in
25 × 12 mm² große Stücke zerteilt. Insgesamt wurden 6 Proben bei 340 °C,
430 °C und 550 °C für jeweils 5 min und 10 min getempert. Für die Wärmebe-
handlung wurden die Proben einzeln in einen quasi-geschlossenen Graphitauto-
klaven gelegt und in einem Rohrofen getempert. Der Rohrofen wurde vor dem
Prozess evakuiert und unter ständigem N2 Fluss bei 10-2
mbar gehalten. Durch
den porösen Graphit konnte O2 aus dem Autoklaven entweichen, Se hingegen
wurde hinreichend lange zurückgehalten, um eine komplette Umwandlung des
Präkursors zu gewährleisten. Bei allen Proben wurde kein unterstöchiometri-
sches Verhältnis von Se / (Cu + In) oder metallische Präkursorphasen festge-
stellt. Die getemperten Proben wurden erneut zerteilt. Die Proben, die für die
REM Charakterisierung vorgesehen waren, wurden mit einem Jeol JEC-530 mit
Kohlenstoff bedampft, um die Leitfähigkeit zu verbessern. Es wurden sowohl
Proben für Oberflächen, als auch Querschnittsuntersuchungen präpariert. Die
Proben für XRD und besonders Raman Spektroskopie wurden nicht beschichtet,
um Einflüsse der Kohlenstoffschicht auf die Messsignale auszuschließen.
Für die in-situ XRD Charakterisierung wurde eine ca. 8 × 8 cm² und 75 µm
dicke Polyimidfolie mit ca. 500 nm Mo auf 5 × 5 cm² beschichtet. Auf dieses
Substrat wurde durch Rakeln ein Typ B Präkursor abgeschieden. Hierfür wurden
130 µl (Cu-In + Se) Dispersion mit einer Ziehgeschwindigkeit von 12,5 mm/s
und einer Spaltbreite von 100 µm abgeschieden. Dieser Prozess wurde einmal
wiederholt. Die Folie wurde am Lehrstuhl für Kristallographie und Strukturphy-
sik charakterisiert.
60 Experimentelle Methoden
Die Präparation der DSC Proben musste im Vergleich zum Typ A Präkursor
angepasst werden. Das thermische Verdampfen von Se in die DSC Tiegel bietet
die Möglichkeit, das Material an sehr definierten Orten abzuscheiden. Durch
eine Tropfbeschichtung, wie im Falle der Typ A Präkursoren, bestand die Ge-
fahr, dass geringe Mengen Se beim Verpressen der Tiegel nicht hermetisch ein-
geschlossen werden und bei der Messung in der Zelle verdampfen und die Ap-
paratur beschädigen können. Deswegen wurde der Präkursor auf einer
Mo-beschichteten Al-Folie mittels Rakeln abgeschieden. Die Prozessparameter
wurden im Vergleich zur Abscheidung auf der Polyimidfolie nicht verändert.
Die Al-Folie wurde mit einer unbeschichteten Al-Folie abgedeckt und kleine
Proben mit einem Durchmesser von 5 mm wurden ausgestanzt. Diese Proben
wurden in Al-Tiegel der Firma TA-Instruments gelegt und angepresst. Die Tie-
gel wurden, analog zu 3.2.2, unter 200 mbar N2 hermetisch verpresst.
Charakterisierung
Proben mit den Präkursoren des Typs B wurden sowohl mit in-situ als auch
ex-situ Methoden untersucht. Die Methoden zur in-situ Charakterisierung ent-
sprachen im Wesentlichen denen, die auch bei den Präkursoren des Typs A ver-
wendet wurden. Um den untersuchten Temperaturbereich während der
in-situ XRD Messungen zu erweitern, wurde in dem Temperaturprofil ein Pla-
teau bei 550°C für 10 min eingestellt, sodass Probenhalter und Probe diese End-
temperatur erreichten. Die Heizrate wurde konstant bei 30 °C gehalten. DSC
Messungen wurden in einem Bereich von 50 °C bis 540 °C mit einer Heizrate
von 30 °C / min durchgeführt.
Ex-situ Charakterisierung erfolgte mittels Raman Spektroskopie, XRD, REM
und EDX. Raman Spektroskopie wurde am Lehrstuhl für Feststoff- und Grenz-
flächenverfahrenstechnik durchgeführt. Die Proben wurden mit konfokalem
Experimentelle Methoden 61
mikro-Raman LabRam HR Evolution-HORIBA mit LabSpec 6 Software, ausge-
stattet mit einem 632,8 nm LASER (He-Ne), untersucht. Die Spektren wurden
mit einem Synapse CCD Detektor mit 1024 × 256 Pixeln mit einem Instrumen-
tenfehler von 2 Pixeln aufgenommen. Der Laser wurde mit einem 50× Objektiv
auf einen Durchmesser von ~1 µm fokussiert und mit 1 % der maximalen Leis-
tung betrieben, was weniger als 0,5 mW entspricht, um die Probe nicht zu beein-
trächtigen. Die Beleuchtung- und Aufnahmezeit der Spektren entsprach 90 s.
Die Genauigkeit der Messung kann aufgrund des Messapparatur und der po-
lykristallinen Proben mit ± 1,5 cm-1
angegeben werden.
XRD Messungen wurden am Lehrstuhl für Kristallographie und Strukturphy-
sik durchgeführt. Wegen des starken Hintergrundsignals des Si Substrates wur-
den die Proben mit streifendem Strahleinfall (GID) untersucht, um dieses mög-
lichst gering zu halten. Es wurde Strahlung einer Cu-Kα Quelle verwendet.
REM Bilder wurden mit einem Zeiss FESEM ultra 55 bei einer Beschleuni-
gungsspannung von 10 kV gemacht. EDX Messungen wurden mit einem Jeol
JSM 6400 Rasterelektronenmikroskop ausgestattet mit einem SiLi Detektor
durchgeführt. Eine Beschleunigungsspannung von 20 kV wurde gewählt.
62 Experimentelle Methoden
3.2.4 Herstellung des Typ C Präkursors
Präparation
Das Vorgehen zur Herstellung des Typ C Präkursors entspricht dem zur Her-
stellung des Typ B Präkursors (siehe 3.2.3). Zusätzlich wurde eine
Cu-Ga Dispersion mit 20 Gew.-% Feststoffanteil in IPA hergestellt. Die Se,
Cu-In und Cu-Ga Dispersionen wurden miteinander gemischt und deren
Se / (Cu + In + Ga) Verhältnis mittels EDX überprüft und für einen Se-reichen
Präkursor angepasst.
Es wurden Proben für DSC und in-situ XRD hergestellt. Die Präparation die-
ser Proben erfolgte jeweils nach demselben Vorgehen wie in 3.2.3 für Typ B
Präkursoren beschrieben. Proben für ex-situ Untersuchungen wurden nicht her-
gestellt.
Charakterisierung
Die in-situ Charakterisierung der Proben wurde mit denselben Methoden und
Parametern durchgeführt wie die in-situ Charakterisierung der Typ B Präkurso-
ren (siehe 3.2.3).
Ergebnisse und Diskussion 63
4 Ergebnisse und Diskussion
4.1 Partikelsynthesen
Ziel der Partikelsynthesen war es, geeignetes Ausgangsmaterial für die Her-
stellung nanopartikulärer Präkursoren für Absorberschichten bereitzustellen.
Hierfür sollten Nanopartikel synthetisiert werden, mithilfe derer die Phasenzu-
sammensetzung nachgebildet werde kann, die bei SEL Präkursoren vor dem
Temperprozess vorhanden ist, also intermetallische Cu-In-(Ga) Phasen und ele-
mentares Se. In dieser Arbeit sollte ausschließlich das Se haltige Materialsystem
betrachtet werden.
4.1.1 Metallische Cu-In Nanopartikel
Wie in 3.1.1 beschrieben wurden Cu-In Nanopartikel mit einem Cu2+
/ In3+
Verhältnis von 0,83 durch chemische Reduktion hergestellt. Eine EDX Charak-
terisierung ergab ein Cu / In Verhältnis in den Nanopartikeln von 0,88 ± 0,06.
Das Cu2+
/ In3+
Verhältnis der Präkursorlösung wurde also gut in die Nanoparti-
kel übertragen.
XRD Charakterisierung wurde am Lehrstuhl für Kristallographie und Struk-
turphysik mit Cu-Kα Strahlung durchgeführt. Abbildung 12 zeigt ein typisches
Diffraktogramm für In-reiche Nanopartikel, wie sie in dieser Arbeit verwendet
wurde. Drei Phasen können hier identifiziert werden. Cu11In9 (pdf#041-0883),
Cu16In9 (pdf#042-1475) und CuIn2. Die Referenz für CuIn2 wurde am Lehrstuhl
für Kristallographie und Strukturphysik durch Simulation, basierend auf den Er-
gebnissen von Keppner [102], erstellt.
64 Ergebnisse und Diskussion
Aufgrund der ähnlichen Reflexlagen von Cu11In9 und Cu16In9 kann keine
exakte Unterscheidung zwischen den beiden Phasen getroffen werden. Ein Vor-
handensein von Cu16In9 kann damit nicht ausgeschlossen werden.
Abbildung 12: XRD Spektrum einer Cu-In Nanopartikelprobe mit einem chemischen Cu / In
Verhältnis von 0,88. Als Referenzen sind die Reflexe von CuIn2, Cu11In9 (pdf#041-0883) und
Cu16In9 (pdf#042-1475) gegeben.
Das Diffraktogramm stimmt im Wesentlichen mit den Ergebnissen aus den
Arbeiten von Chen et al, [50], Chang et al. [53], Liu et al. [54] und Lim et al.
[55] überein. Eine Abweichungen kann durch die unterschiedlichen Cu2+
/ In3+
Verhältnisse die verwendet wurden erklärt werden [93]. Die Interpretation der
Phasenzusammensetzung und Verwendung weicht teilweise in der Literatur ab
[50,53,55]. In der vorliegenden Arbeit wird, aufgrund der Erkenntnisse aus vo-
rangegangenen Arbeiten [7,13,28], davon ausgegangen, dass sich auch im nano-
partikulären System dieselben intermetallischen Phasen bilden, wie im Dünn-
schichtsystem.
Ergebnisse und Diskussion 65
Abbildung 13 zeigt FESEM Aufnahmen der Cu-In Partikel. Die Morphologie
wird nicht von der chemischen oder strukturellen Zusammensetzung beeinflusst,
soweit man sich im Rahmen eines Cu / In Verhältnisses von 0,7 bis 1,1 bewegt
[93]. Die Bilder zeigen ein schwammartiges, poröses Netzwerk. Die Primärpar-
tikelgröße kann aufgrund von Abbildung 13 auf 50 nm bis 100 nm abgeschätzt
werden. Die Form der einzelnen Partikel ist unregelmäßig bis plättchenförmig.
Die Primärpartikel bilden in der Schicht unregelmäßig große Aggregate mit ei-
nigen 100 nm Durchmesser. Durch eine unregelmäßige Verteilung dieser Ag-
gregate entsteht die bereits erwähnte, schwammartige Morphologie der Schicht.
Diese Beobachtungen sind typisch für intermetallische Nanopartikel dieser Zu-
sammensetzung und wird in der Literatur von mehreren Autoren berichtet
[51,53–55].
Abbildung 13: FESEM Aufnahmen metallischer Cu-In Nanopartikel. Die Partikelschicht zeigt
eine schwammartige, poröse Struktur. Die Partikelgröße kann aufgrund der Bilder auf einen
Wert zwischen 50 nm und 100 nm geschätzt werden.
66 Ergebnisse und Diskussion
4.1.2 Elementare Se Nanopartikel
Wie in 3.1.2 beschrieben wurden elementare Se Nanopartikel durch Redukti-
on von Se aus NaSeSO3 Präkursoren bei RT hergestellt. Die Partikel wurden
mittels REM/EDX und XRD charakterisiert.
Abbildung 14 zeigt FESEM Aufnahmen einer typischen
Se Nanopartikelprobe. Die Partikel bilden poröse Schichten und zeigen eine
sphärische Morphologie. Die Primärpartikelgröße kann aufgrund der Aufnah-
men auf ca. 50 nm bis 100 nm geschätzt werden. Während der Aufnahme wur-
den die Partikel durch den Elektronenstrahl des FESEM versintert. Eine Sinter-
halsbildung und Verringerung der Porosität ist deutlich sichtbar.
Abbildung 14: FESEM Aufnahmen einer typischen PVP stabilisierten Se Nanopartikelprobe.
Die Partikelgröße liegt bei ca. 50 nm bis 100 nm. Während der Untersuchung wurden die Parti-
kel durch den Energieeintrag des Elektronenstrahles versintert.
Ein technologisch anspruchsvoller Prozessschritt bei der Herstellung der Na-
nopartikel ist Zentrifugieren und Waschen. Bei diesem Vorgang zeigen die Par-
Ergebnisse und Diskussion 67
tikel eine hohe Tendenz zu agglomerieren und einen Se Spiegel an der Innen-
wand des Zentrifugenröhrchens zu bilden, von dem aus sich kein Material redis-
pergieren lässt. Zu Beginn der Experimente wurden daher auch ungewaschene
Nanopartikel charakterisiert, um deren Eignung für Präkursoren zu evaluieren.
Abbildung 15: EDX Spektrum einer ungewaschenen Se Nanopartikelprobe. Neben Se wurden
auch signifikante Mengen an Na, S und Cl festgestellt. Zusätzlich zu dem gemessenen Spektrum
sind der angenommenen Untergrund und das theoretische Spektrum als Vergleich angegeben.
Abbildung 15 zeigt das EDX Spektrum einer ungewaschenen Probe. Mit ca.
44 % ist Se der größte Anteil in der Probe. Die Analyse zeigt auch eine deutliche
Verunreinigung durch Na, S und Cl in der Probe. Die XRD Analyse an dieser
Probe ist in Abbildung 16 dargestellt. Als Verunreinigung konnten Se2Cl2,
Na2SO4 und NaCl identifiziert werden, was den hohen Anteil an Na, Cl und Se
in der EDX Analyse erklärt. Die Anwesenheit von Na2SO4 und NaCl sind auf-
grund der Edukte HCl und NaSO3 plausibel. Die Bildung von Se2Cl2 als Neben-
produkt kann aufgrund der Reaktionsbedingungen angenommen werden
[103,104].
68 Ergebnisse und Diskussion
Eine kristalline Se Phase konnte nicht nachgewiesen werden. Es kann daher
davon ausgegangen werden, dass sich bei dieser Art der Synthese amorphes Se
bildet. Das Fehlen charakteristischer XRD Reflexe sowie die charakteristische
rote Farbe [97,105] der Se Dispersionen stehen damit in Einklang.
Im Laufe der Optimierung der Se Nanopartikelsynthese wurden die Stabilität
und damit der Waschprozess verbessert. In Präkursoren des Typs B, die ein mo-
lares Se / (Cu + In) Verhältnis von > 1 haben, wurden direkt nach der Abschei-
dung weder durch EDX noch durch XRD Rückstände aus der Synthese nachge-
wiesen.
Abbildung 16: XRD Spektrum einer ungewaschenen Se Nanopartikelprobe. Es wurden Se2Cl2,
Na2SO4 und NaCl als bedeutendste Verunreinigungen identifiziert.
Ein wichtiger Parameter beim Zentrifugieren der Partikel ist die Temperatur.
Reproduzierbare Ergebnisse wurden nur dann zuverlässig erreicht, wenn die
Dispersion während des Zentrifugierens auf 15 °C gekühlt wurde. Eine Erhö-
hung der Temperatur kann bereits bei 30 °C zur Kristallisation der Partikel, ein-
hergehend mit der Bildung eines festen Se Spiegels, führen.
Ergebnisse und Diskussion 69
Nach dem Waschen können die Partikel für mehrere Wochen in verdünnter
wässriger Dispersion gelagert werden. Nach einer Aufkonzentration und Bil-
dung einer Dispersion in IPA zeigen die Partikel allerdings eine stärkere Ten-
denz zur Agglomeration und sind nur noch für einige Stunden stabil. Diese Zeit
ist ausreichend um Dispersionen für Präkursorschichten herzustellen und
Schichten abzuscheiden, jedoch sollte dieser Prozess innerhalb eines Tages ab-
geschlossen sein. Die Lagerung einer Präkursordispersion über Nacht kann ein
irreversibles Agglomerieren von Se Nanopartikel zur Folge haben und damit
eine Verschiebung des Se / (Cu + In) Verhältnisses nach sich ziehen.
4.1.3 Cu-Ga Pulver
Cu-Ga Pulver wurde hergestellt, indem schmelzflüssiges Ga in TEG bei
40 °C durch Ultraschalleinwirkung dispergiert und mit elementaren
Cu Nanopartikeln gemischt wurde. Abbildung 17 zeigt eine REM Aufnahme
von Cu-Ga Proben, bei deren Herstellung Ga für 40 min in TEG dispergiert
wurde. Neben dem schwammartigen porösen Netzwerk, dass auch bei Cu-In
Nanopartikeln zu beobachten ist, zeigen sich hier auch sphärische Partikel mit
einem Durchmesser von mehreren µm. EDX Punktscans an diesen Ga Tropfen
zeigen einen Ga Anteil von ca. 85 At.% (Punkt 1). Eine Messung in der feinkör-
nigen Struktur daneben zeigt 58 At.% Ga (Punkt 2).
Der Mittelwert mehrerer EDX Flächenmessungen auf dieser Probe ergab ein
sehr Cu-reiches molares Cu / Ga Verhältnis von 5,33. Dieses I / III Verhältnis ist
für Präkursoren ungeeignet, da es zur Bildung leitfähiger Cu-Se Phasen in gro-
ßen Mengen führt, welche die Zelle kurzschließen würden. Es wird angenom-
men, dass aufgrund der Tropfengröße von mehreren µm bei der Reinigung der
Partikel mehr Ga Partikel im Zentrifugenröhrchen zurückblieben als Cu Partikel
und dadurch die Probe an Ga verarmte.
70 Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 17: REM Aufnahme einer Cu-Ga Partikelprobe. Das Ga wurde für 40 min in TEG
mit Ultraschalleinwirkung dispergiert. Neben dem porösen, schwammartigen Gefüge aus Parti-
keln mit einer Größe von 50 nm bis 100 nm, dass auch bei Cu-In Partikel zu beobachten ist,
zeigen sich hier auch sphärische Partikel mit mehreren µm Durchmesser. EDX Messungen an
den sphärischen Partikeln (Punkt 2) zeigen einen sehr hohen Ga Gehalt.
Eine Verbesserung wurde erreicht, indem die Einwirkdauer der Ultraschall-
behandlung verlängert wurde. Abbildung 18 zeigt eine REM Aufnahme eine
Probe bei deren Herstellung das Ga ca. 5 h durch Ultraschall dispergiert wurde.
Die Tropfengröße wurde dadurch reduziert und liegt bei weniger als 1 µm. We-
gen der Größe der Ga Tropfen wird das Produkt nicht als Cu-Ga Nanopartikel,
sondern als Cu-Ga Pulver bezeichnet.
Ergebnisse und Diskussion 71
Abbildung 18: REM Aufnahme einer Cu-Ga Partikelprobe. Das Ga wurde für ca. 5 h mit Ultra-
schalleinwirkung dispergiert. Die Größe der Ga Tröpfchen kann auf 500 nm bis 1 µm geschätzt
werden.
Abbildung 19 zeigt das XRD Spektrum einer Cu-Ga Probe. Es können Refle-
xe von elementarem Cu (pdf#98-000-0172) und elementarem Ga
(pdf#97-004-3539) identifiziert werden. Intermetallische Phasen wie Cu4Ga,
Cu9Ga4 und CuGa2 konnten nicht festgestellt werden. Die Reflexe von Cu sind
um ca. 0,3 ° zu kleineren 2-Theta Werten verschoben. Damit liegen die Reflexe
zwischen denen von elementarem Cu und (Cu4Ga)0,8, einer Feststofflösung von
20 At.% Ga in Cu (pdf#01-077-7666).
Dies legt den Schluss nahe, dass Diffusion zwischen den beiden Elementen
stattgefunden hat, jedoch nicht in dem Maße, dass sich intermetallische Phasen
bilden konnten.
72 Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 19: XRD Spektrum einer typischen Cu-Ga Probe. Neben elementarem Cu, in dem
ein geringer Anteil Ga gelöst ist, sind auch breite Reflexe von elementarem Ga zu beobachten,
die auf eine sehr geringe Kristallinität von Ga schließen lässt.
Ein exaktes Cu / Ga in den Cu-Ga Pulvern herzustellen erwies sich als schwer
reproduzierbar. Das Verhältnis variiert zwischen den durchgeführten Synthesen
von 0,5 bis 5,6. Um eine bessere Kontrolle über das Ergebnis zu bekommen ist
weitere Entwicklungsarbeit für diese Synthesemethode zu leisten.
Für die Weiterverarbeitung zu Präkursoren des Typs B wurden Partikel mit
einem Cu / Ga Verhältnis von 1,12 verwendet.
4.1.4 Zusammenfassung Partikelsynthese
Es wurden metallisch Cu-In Nanopartikel, elementare Se Nanopartikel und
metallische Cu-Ga Partikel hergestellt. Die Synthese der Cu-In Nanopartikel
läuft sehr reproduzierbar ab und die Partikel zeigen eine augenscheinlich sehr
gute Redispergierbarkeit in IPA. Das Cu / In Verhältnis der Nanopartikel lässt
Ergebnisse und Diskussion 73
sich gut auf den geeigneten Wert von 1,2 einstellen. Es bilden sich kristalline
intermetallische Phasen. Die Partikelgröße liegt bei ca. 50 nm bis 100 nm und ist
damit in einer sehr gut zur Herstellung von Absorberschichten im Bereich von
1,5 µm bis 3 µm geeignet. Die Morphologie ist unregelmäßig plättchenförmig.
Elementare Se Nanopartikel wurden ebenfalls durch chemische Reduktion
hergestellt. Die Partikelgröße liegt ebenfalls im Bereich zwischen 50 nm und
100 nm, die Morphologie ist sphärisch. Die Se Nanopartikel zeigen eine sehr
starke Tendenz zur Agglomeration. Eine Stabilisierung bereits während der Syn-
these ist daher unerlässlich um die Partikel weiterverarbeiten zu können. Die
Partikel fallen amorph aus, können aber bereits bei leichter Erwärmung auf
30 °C kristallisieren, was meist zu irreversibler Agglomeration führt. Eine Lage-
rung der Partikel über Wochen in verdünnter wässriger Dispersion ist möglich.
Die Verarbeitung zu Präkursorschichten durch Konzentrieren zu Dispersion mit
ca. 20 Gew.% Feststoffanteil in IPA, Mischen mit Cu-In Dispersionen und Ab-
scheidung auf Substraten sollte jedoch innerhalb eines Tages durchgeführt wer-
den.
Cu-Ga Pulver wurde durch Mischen einer Dispersion schmelzflüssigen Galli-
ums in TEG mit elementaren Cu Nanopartikeln hergestellt. Die Reproduzierbar-
keit des Cu / Ga Verhältnisses in dem Pulver ist gering. Bei einem konstantem
Cu / Ga Verhältnis der Edukte liegt das der Produkte zwischen 0,5 und 5,6. Im
Gegensatz zu den Cu-In Nanopartikeln liegen keine intermetallischen Phasen in
dem Pulver vor, sondern die elementaren Metalle, wobei ein geringer Anteil des
Ga in Cu gelöst ist.
74 Ergebnisse und Diskussion
4.2 Bildung der Absorberschicht aus unterschiedlichen Prä-
kursoren
4.2.1 Typ A Präkursor
Typ A Präkursoren wurden aus Cu-In Nanopartikel und thermisch verdampf-
tem Se hergestellt. Vor der Se Abscheidung wurde die Cu-In Nanopartikel-
schicht bei 210 °C getempert um den Stabilisator zu entfernen. Das molare
Se / (Cu + In) Verhältnis lag bei 1,5, es wurden Cu-In Nanopartikel mit einem
Cu / In Verhältnis von 1,0 verwendet. Die Proben wurden mittels in-situ XRD,
DSC und REM untersucht.
In-situ Charakterisierung
Abbildung 20 zeigt in-situ XRD Messungen, Abbildung 21 die DSC Messun-
gen an einem Typ A Präkursor. Als Ausgangsphasen liegen die intermetalli-
schen Phasen Cu11In9 (pdf#041-0883) und Cu16In9 (pdf#042-1475) sowie In2O3
(pdf#00-006-0416) und Mo (pdf#01-089-4896) vor. Im Bereich zwischen RT
und 220 °C (Schmelzpunkt von Se) finden die Reaktionen A+, B
- und C
+ statt,
die der Polymerisation von amorphem Se, der Kristallisation und dem Schmel-
zen von Se zugeordnet werden können. Die Kristallisation und das Schmelzen
werden in diesem Temperaturbereich ebenfalls in den in-situ XRD Messungen
durch das Auftreten und Verschwinden der Se Reflexe beobachtet. Intermetalli-
sche Reaktionen, wie sie von Wolf [13] und Rudigier [29] beobachtet wurden,
werden bei Typ A Präkursoren nicht beobachtet.
Da die Proben vor Abscheidung der Se Schicht einer Wärmebehandlung von
210 °C unterzogen wurden, fand der peritektische Zerfall von CuIn2 bei 156 °C
Ergebnisse und Diskussion 75
bereits statt. Das frei werdende elementare In reagierte mit dem Luftsauerstoff
und bildete In2O3.
Im Bereich zwischen 220 °C und 290 °C findet keine Reaktion statt. In der
DSC wird kein Wärmestrom beobachtet, die in-situ XRD Messungen zeigen
keine Veränderung in der Phasenzusammensetzung.
Abbildung 20: In-situ XRD Messung eines Typ A Präkursors. Die Probe wurde mit einer Heiz-
rate von 30 °C / min von RT auf 530 °C aufgeheizt. Die Aufnahmezeit eines Diffraktogramms
entspricht 11,25 °C. Diffraktogramme, die aufgenommen wurden während die indizierte Tem-
peratur erreicht wurde, sind hervorgehoben.
76 Ergebnisse und Diskussion
Dies ist ein klarer Unterschied zu den Beobachtungen bei SEL Präkursoren,
bei denen in diesem Bereich der metallische Präkursor sukzessive aufgebraucht
wird [7,13,28–31]. Eine mögliche Erklärung kann die Präsenz der In2O3 Phase
sein. Da das In bei der ersten Wärmebehandlung an der Oberfläche der Partikel
frei werden musste, konnte sich eine passivierende Schicht bilden, die einen
Angriff von Se an den metallischen Nanopartikeln verhindert.
Abbildung 21: DSC Messung eines Typ-A Präkursors. Endotherme Signale sind mit positiven
Werten dargestellt. Spezielle Signale, die Reaktionen zugeordnet werden können, sind mit Buch-
staben und „+“ für endotherme und „
-“ für exotherme Signale markiert.
Im Bereich zwischen 290 °C und 390 °C findet die CISe Phasenbildung statt.
Die Reflexe der Cu-In Phasen verschwinden gänzlich innerhalb von 80 s,
gleichzeitig treten der CISe (112) / Cu2-xSe 111 (pdf#040-1487, 006-0680) Re-
flex hervor. Wegen der Se-reichen Zusammensetzung des Präkursors kann hier
allerdings davon ausgegangen werden, dass sich unterhalb von 380 °C kein
Cu2-xSe bildet [13]. Gleichzeitig mit dem CISe (112) Reflex tritt der CuSe (102)
(pdf#00-034-0171) Reflex auf. Bei Temperaturen von ca. 340 °C tritt der
CISe (204/220) Reflex auf. Diese Vorgänge verlaufen alle während der
exothermen Reaktion D-, die in der DSC Messung der Probe beobachtet werden
kann.
Ergebnisse und Diskussion 77
Die Bildung von CISe verläuft hier schneller als im Fall der SEL Präkursoren,
bei denen über eine weiten Temperaturbereich binäre Chalkogenide als inter-
mediäre Phasen zu beobachten sind [13,29]. Die Reaktion im Falle der
SEL Präkursoren benötigt bei der hier ebenfalls verwendeten Heizrate von
30 °C/min ca. 240 s [106], während bei der hier verwendeten Typ A Präkursor
innerhalb von ca. 80 s vollständig umgesetzt wird.
Bereits bei 390 °C ist nahezu der gesamte Präkursor in CISe umgesetzt. Die
einzigen sekundären Phasen sind CuSe und In2O3. Die Anwesenheit von CuSe
ist leicht zu verstehen, betrachtet man die chemische Zusammensetzung des
Präkursors. Der Präkursor wurde mit einem Se / (Cu + In) Verhältnis von 1,5
und einem Cu / In Verhältnis von 1,0 hergestellt. Aus diesem Cu / In Verhältnis
folgt zwingend eine Phasenzusammensetzung, die ohne vorangegangenen Wär-
mebehandlung CuIn2 beinhaltet. Diese Phase wurde beim Entfernen des Disper-
gators bei 210 °C zu Cu11In9 und In zersetzt, wobei sich aus dem elementarem In
In2O3 bildet. Somit ist der metallische Präkursor nun Cu-reich. Dies hat zur Fol-
ge, dass, sobald alles In aus den Cu-In Phasen in CISe gebunden ist, Cu nur
noch als Cu-Se Phase vorliegen kann. Erst nach einer Auflösung von In2O3 steht
wieder genügend In zu Verfügung, um das restliche Cu in CISe zu binden. Das
CuSe zerfällt bei 380 °C peritektisch zu Cu2-xSe und ist damit in der in-situ XRD
Messung nicht mehr sichtbar. Das Fehlen eines klaren Wärmesignals in der DSC
deutet darauf hin, dass sich nur eine kleine Menge CuSe gebildet haben kann.
Im Bereich zwischen 390 °C und 500 °C verringert sich die Intensität des
In2O3 Reflexes. Gleichzeitig steigt die Intensität der CISe Reflexe. Die DSC
Messung zeigt einen leichten Versatz der Messkurve, was eine leicht exotherme
Reaktion anzeigt. Man kann davon ausgehen, dass in diesem Bereich das In2O3
von Se angegriffen wird und eine Austauschreaktion zwischen O und Se statt-
78 Ergebnisse und Diskussion
findet. Sobald In2Se3 vorliegt, reagiert dieses gemäß Gleichung (3) mit Cu2-xSe
zu CISe.
Im Bereich zwischen 500 °C und 530 °C ist in der DSC Messung ein stark
exothermes Signal zu beobachten. Diese Signal kann der Bildung von MoSe2
zugeordnet werden [107].
Ex-situ Charakterisierung
Ex-situ Charakterisierungen wurden an geöffneten DSC Tiegeln durchgeführt,
die mit einer Heizrate von 30 °C / min bis zu 290 °C und 330 °C getempert und
10 min bei dieser Temperatur gehalten wurden. Ziel war es zu beobachten, ob
bereits bei niedrigen Temperaturen CISe Kristallisation und Kornwachstum
stattfindet. Zusätzlich wurden die Proben untersucht, die bis 540 °C getempert
wurden ohne diese Temperatur zu halten.
Abbildung 22 zeigt XRD Messungen, die an den geöffneten Tiegeln durchge-
führt werden. Neben den Reflexen, welchen auch bei den in-situ XRD Messun-
gen identifiziert wurden, kann hier zusätzlich als Substratmaterial Al (pdf#00-
004-0787) identifiziert werden.
Dieselben Proben, an denen ex-situ XRD Charakterisierung durchgeführt
wurde, wurden auch morphologisch untersucht. Abbildung 23 zeigt FESEM
Aufnahmen der Schichten in DSC Tiegeln nach der Wärmevorbehandlung bei
210 °C und vor Abscheidung des Se und nach dem Tempern bis 290 °C, 330 °C
und 540 °C.
Die Morphologie der Schicht nach der Vorbehandlung entspricht der der un-
behandelten Nanopartikel. Sie zeigt eine schwammartige, poröse Struktur und
Ergebnisse und Diskussion 79
die Partikelgröße liegt zwischen 50 nm und 100 nm. Ex-situ XRD Messungen
zeigen verschiedene Cu-In Phasen und In2O3 in der Präkursorschicht.
Abbildung 22: Ex-situ XRD an geöffneten Tiegeln. Das Auftreten von CISe bei bereits 290 °C ist
durch die Haltezeit von 10 min bei der Temperaturbehandlung der DSC Proben zu erklären.
Nach dem Temperschritt bis 290 °C ist das poröse Gefüge noch immer vor-
handen, jedoch ist die Korngröße auf ca. 200 nm angewachsen. In den XRD
Messungen sind deutliche CISe / Cu2-xSe Reflexe sichtbar. Schultern zu höheren
80 Ergebnisse und Diskussion
2 Theta Werten an den CISe (112) / Cu2-xSe (111) und Al (200) Reflexen zeigen
die Anwesenheit von CuSe. Cu-In Phasen sind nicht mehr sichtbar.
Bereits bei dieser Temperatur kam es zu einer vollständigen Umsetzung der
Cu-In Nanopartikel, obwohl eine etwas niedrigere Temperatur und geringere
Prozessdauer gewählt wurde, als bei den isothermen Versuchen, die von Wolf
[13] durchgeführt wurden. Als Produkt entsteht CISe und, wegen des In Man-
gels durch dessen Oxidation, CuSe.
Die Ergebnisse stehen im Einklang mit denen von Wang et al. [46], in deren
Arbeit durch Abscheidung aus der Lösung metallische Präkursoren hergestellt
und in Se Atmosphäre für 30 min getempert wurden. Deren Ergebnisse legen
eine Umsetzung der Präkursoren zu CISe zwischen 250 °C und 300°C nahe.
Die Korngröße nach einem Temperschritt bis 330 °C liegt für einzelne Kör-
ner bei ca. 1µm. Das Gefüge weist allerdings noch eine beträchtliche Anzahl
kleiner Körner im Bereich einiger 100 nm auf. Die Schicht weist noch immer
eine hohe Porosität auf. Die Phasenzusammensetzung entspricht der von 290 °C.
Die Proben, die bis zu 540 °C getempert wurden, zeigen deutlich mehr µm
große Körner im Vergleich zu den anderen Proben. XRD Messungen zeigen
auch eine deutliche Steigerung in der Kristallinität der Proben. Die Halbwerts-
breite bei 540 °C ist signifikant kleiner als bei 330 °C. Das Auftreten des MoSe2
(100) Reflexes bestätigt die Annahme, dass es sich bei dem Wärmesignal E- der
DSC Messung um die MoSe2 Bildung handelt.
Ergebnisse und Diskussion 81
Abbildung 23: FESEM Aufnahmen der geöffneten Tiegel. Die Abbildungen zeigen stärkeres
Kornwachstum mit zunehmender Temperatur. Durch die hermetisch verschlossenen DSC Tie-
gel konnte während der gesamten Prozessdauer eine gesättigte Se Atmosphäre aufrecht erhalten
werden.
Die Entwicklung der Phasenzusammensetzung und Morphologie entspricht
den Beobachtungen von Liu et al. [54] und Lim et al. [55], in deren Arbeit ver-
gleichbare Cu-In Nanopartikel verarbeitet wurden. Die Temperaturbehandlung
geschah allerdings in beiden Arbeiten unter Se Atmosphäre, verdampft aus
Se Pulver [54,55]. Sowohl in diesen beiden Arbeiten, als auch in der vorliegen-
den Arbeit wurde also der Präkursor in einer stabilen Se Atmosphäre getempert,
jedoch mit unterschiedlicher Se Konzentration in der Atmosphäre. Im Falle der
vorliegenden Arbeit ist, aufgrund des geringen Minireaktorvolumens, davon
auszugehen, dass die Cu-In Nanopartikel in Se Schmelze prozessiert wurden,
was zu einer Se Konzentration von ca. 5 • 10-2
mol/cm³ führt (siehe 2.3.1), die in
erster Näherung für die gesamte Prozessdauer als konstant angenommen werden
kann. In der Arbeit von Liu et al. [54] wurde Se über die Atmosphäre bereitge-
82 Ergebnisse und Diskussion
stellt, indem bei gleicher Temperatur elementares Se verdampft wurde, wodurch
die Konzentration von Se in der Atmosphäre abhängig vom Se Partialdruck und
damit von der Temperatur ist. Bei einer Temperatur von 540 °C entspricht dieser
100 mbar [81]. Damit lässt sich, wie in 2.3.1 mit Hilfe des idealen Gasgesetztes,
die maximale Konzentration bei einer Temperatur von 540 °C auf
1,5 • 10-6
mol/cm³ abschätzen. In der Arbeit von Lim et al. [55] wurde Se eben-
falls über die Gasphase bereitgestellt, jedoch bei niedrigere Temperatur als der
Prozesstemperatur verdampft. Die höchste Se Quellentemperatur lag bei 410 °C
bei einem Druck von 8,13 mbar. In diesem Fall kann die Se Konzentration in der
Atmosphäre auf 1,43 • 10-7
mol/cm³ abgeschätzt werden.
Ergebnisse und Diskussion 83
4.2.2 Typ B Präkursor
Typ B Präkursoren wurden aus Cu-In Nanopartikeln und elementaren Se Na-
nopartikeln hergestellt. Die Se Nanopartikel wurden mit PVP stabilisiert. Das
molare Se / (Cu + In) Verhältnis lag bei 2,7. Das Cu / In Verhältnis der Cu-In
Nanopartikel lag bei 0,83. Es wurden verschiedene Proben für in-situ und
ex-situ Charakterisierungen hergestellt.
Durch den sehr großen Se Überschuss ist eine Dämpfung der XRD Signale
möglich. Besonders zu beobachten ist dies im Intensitätsverhältnis zwischen
dem Polyimid Untergrund, der im Bereich bis 2 Theta = 20 ° zu beobachten ist
und dem CISe (112) Reflex. Verglichen mit den Ergebnissen der
Typ A Präkursoren sind bei den Messungen an den Typ B Präkursoren die
CISe Reflexe deutlich weniger ausgeprägt, was eine exakte Analyse der Daten
erschwert. Es ist nicht auszuschließen, dass Signale geringer Mengen Materials
durch diese Dämpfung nicht zu beobachten sind.
In-situ Charakterisierung
Die Proben wurden mittels in-situ XRD und DSC charakterisiert. Abbil-
dung 24 zeigt die in-situ XRD Messungen an Präkursoren des Typs B Abbil-
dung 25 die DSC Messungen. Bei RT liegt neben Cu-In Phasen auch kristallines
Se vor. Die Proben konnten erst einige Tage nach der Abscheidung charakteri-
siert werden, was dazu führte, dass die Se Nanopartikel bei RT kristallisierten.
Eine Reaktion mit den Cu-In Nanopartikeln wurde bei RT allerdings nicht beo-
bachtet.
In dem Temperaturbereich von RT bis 220 °C kann in den in-situ XRD Mes-
sungen die Zersetzung von CuIn2 beobachtet werden. Die Phase zersetzt sich
84 Ergebnisse und Diskussion
sukzessive zwischen 156 °C und 190 °C. Eine Bildung von In-Se Phasen kann
weder in den DSC Messungen noch durch in-situ XRD beobachtet werden.
Abbildung 24: In-situ XRD Messungen an Präkursoren des Typs B. Die Proben wurden mit
30 °C / min bis auf 550 °C geheizt und 10 min bei dieser Temperatur gehalten. Die Aufnahme-
zeit eines Diffraktogramms entspricht 11,25 °C. Diffraktogramme, die aufgenommen wurden
während die indizierte Temperatur erreicht wurde, sind hervorgehoben.
Da die Se Nanopartikel bereits kristallisierten, können die Reaktionen A+ und
B-, die bei Typ A Präkursoren beobachtet wurden, nicht beobachtet werden. Die
erste beobachtete Reaktion ist das Schmelzen von Se (C+) bei 220 °C. Dieser
Reaktion folgt eine exotherme Reaktion D-, die bis ca. 315 °C abläuft. In diesem
Ergebnisse und Diskussion 85
Temperaturbereich werden in der in-situ XRD Messung signifikante Verände-
rungen sichtbar. Die Reflexe der Cu-In Phasen zwischen 2 Theta = 41,5 ° und
42,5 ° verschwinden sukzessive bis zu einer Temperatur von 280 °C. Ab dieser
Temperatur tritt der CISe (112) /Cu2-xSe (111) Reflex hervor.
Da die Präkursoren des Typs B deutlich Se-reicher sind als die des Typs A,
kann auch hier davon ausgegangen werden, dass sich kein Cu2-xSe bildet, da die-
ses sofort CuSe oder CuSe2 bilden würde. Beide Phasen werden nicht beobach-
tet. Weiterhin ist der Präkursor In-reich, sodass ein Auftreten von Cu-Se Phasen
gleichzeitig ein Auftreten von In-Se Phasen bedingen würde.
Abbildung 25: DSC Messungen an Präkursoren des Typs B. Die Proben wurden mit 30 °C / min
bis auf 550 °C geheizt und 2 min bei dieser Temperatur gehalten.
Der Temperaturbereich von 315 °C bis 420 °C zeigt keine Veränderung in der
Phasenzusammensetzung. Die DSC Messung zeigt eine leicht exotherm verlau-
fende Reaktion, die ab ca. 420 °C in die stärker exotherme Reaktion E- läuft.
Diese Reaktion wird der Bildung von MoSe2 zugeordnet, dessen (100) Reflex ab
500 °C auftaucht.
86 Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 26: Vergleich der Intensitäten des CISe (112) und CISe (204/220) Reflexes und der
DSC Daten zwischen den Präkursoren des Typs A und B. Die Intensitätsunterschiede der Refle-
xe zwischen Typ A und Typ B Präkursoren können auf die Dämpfung des Messsignals durch die
erhöhte Se Menge in den Typ B Präkursoren erklärt werden. Der Sprung der Intensität der
Reflexe des Typ A Präkursors bei ca. 488 °C ist in einer Pendelbewegung der Temperatur auf-
grund eines Regelungsfehlers zurückzuführen, was eine erhöhte Verweildauer bei dieser Tem-
peratur bedeutete.
Abbildung 26 zeigt einen Vergleich zwischen den DSC Messungen und den
absoluten Reflexhöhen der CISe (112) und CISe (204/220) Reflexe der
in-situ XRD Messungen an Typ A und Typ B Präkursoren. Die Reflexhöhe
wurde aus der Intensität abzüglich des Untergrundes bestimmt. Die Ergebnisse
zeigen eine deutlich größere Reflexhöhe für die Messungen an Typ A Präkurso-
ren im Vergleich zu den Typ B Präkursoren bei gleichen Messparametern. Dies
wird einerseits auf die Signaldämpfung durch schmelzflüssiges Se zurückge-
führt, was im Typ B Präkursor in größeren Mengen vorhanden war, andererseits
kann wegen der unterschiedlichen Herstellungsmethoden eine unterschiedliche
Ergebnisse und Diskussion 87
Schichtdicke erreicht worden sein. Diese Faktoren beeinträchtigen die Intensität
aller Reflexe, weswegen die Ergebnisse aus diesen Messungen nur qualitativ
vergleichbar sind.
Es ist zu erkennen, dass zwischen 290 °C und 300 °C die CISe (112) Reflexe
der beiden Proben gleichzeitig auftreten. Die CISe (204/220) Reflexe erreichen
erst bei ca. 350°C eine erkennbare Höhe. Über die gesamte Prozessdauer steigen
alle CISe Reflexe ab ihrem Erscheinen an. Die stufenweise Erhöhung der Refle-
xe bei den Messungen am Typ A Präkursor ist in einer inhomogenen Heizrate
bei ca. 360 °C, 440 °C und 490 °C begründet, infolge derer die Proben für meh-
rere Sekunden bei ca. dieser Temperatur gehalten wurden und kristallisieren
konnten. Der Abstand zwischen den Messpunkten dieser Kurven entspricht der
Aufnahme- und Auslesezeit von gesamt 22,5 s.
Die Umsetzung des Präkursors zu CISe scheint hier deutlich schneller als bei
Präkursoren des Typs A zu erfolgen. Die Reaktion D- startet einerseits unmittel-
bar nach der Se Schmelze bei 220 °C und nicht bei 290 °C, andererseits findet
sie in einem Temperaturbereich von T = 60 °C, im Gegensatz zu T = 100 °C
statt, und endet damit unterhalb der Temperatur, bei der die Reaktion im Typ A
Präkursor startet. Dieser Unterschied kann der Bildung von In2O3 zugeschrieben
werden. Diese Phase stellt eine Diffusionsbarriere zwischen Se und dem metalli-
schen Präkursor dar. Dies ist besonders an der Existenz der Cu-In Phasen zu be-
obachten. Im Falle der Typ A Präkursoren sind diese Phasen bis zu einer Tem-
peratur von ca. 300 °C nachweisbar, im Falle der Typ B Präkursoren nur bis ca.
270 °C. Da im Falle der Typ A Präkursoren das Se als Schicht auf die
Cu-In Nanopartikel aufgedampft wurde, war die Durchmischung der Partikel
und damit der Elemente Cu, In und Se nicht wie bei Präkursoren des Typs B ge-
geben. Dadurch musste die In2O3 Schicht zuerst durchdrungen werden, um den
88 Ergebnisse und Diskussion
metallischen Präkursor aufzulösen. Dies verzögert die Reaktion und führt
dadurch zu einer höheren Bildungstemperatur von CISe.
Eine kristalline CISe Phase ist in den in-situ XRD Messungen erst ab 300 °C
nachweisbar. Die Kristallisation von CISe im Typ B Präkursor bei niedrigeren
Temperaturen ist jedoch möglich, da bereits die ex-situ Ergebnisse aus den Ver-
suchen mit Präkursoren des Typs A eine Kristallisation von CISe bei 290 °C
zeigen. Weiterhin ist die Reaktion D-, die zur nachweislichen Bildung der
CISe Phase bei 300 °C führt, bei 315 °C abgeschlossen ohne Anzeichen sekun-
därer Phasen in der in-situ XRD. Ob in dem Temperaturbereich zwischen
220 °C und 315 °C tatsächlich ohne längere Anwesenheit binärer Phasen CISe
gebildet wird, kann mit den hier verwendeten Proben und Charakterisierungsme-
thoden nicht abschließend geklärt werden. Hierfür sind einerseits Proben für
in-situ Charakterisierungen notwendig, die einen geringeren Se Überschuss
aufweisen und damit eine geringere Dämpfung der XRD Reflexe aufweisen, an-
dererseits sind Proben aus Abbruchreaktionen nach verschiedenen Temperaturen
zwischen 220 °C und 300 °C notwendig, die mit XRD und besonders Raman
Spektroskopie auf ihre Phasenzusammensetzung hin untersucht werden.
Ex-situ Charakterisierung der Phasenentwicklung
Die Proben für die ex-situ Charakterisierung wurden aus derselben Präkursor-
dispersion hergestellt wie die Proben für die in-situ Charakterisierung, die
Stoffmengenverhältnisse sind daher identisch. Die Proben wurden auf
Si Substraten abgeschieden um unkontrollierte Diffusion von Na aus Glas aus-
zuschließen. Verschiedene Proben wurden bei Temperaturen von 340 °C,
430 °C und 550 °C jeweils für 5 min und 30 min getempert (Proben 1bis 6). Die
Bedingungen der Wärmebehandlung unterscheiden sich jedoch von denen der
in-situ Proben. Diese wurden in DSC Tiegeln bzw. einem Probensandwich ge-
Ergebnisse und Diskussion 89
tempert, in denen nur wenig Volumen zur Verfügung stand. Damit wurde durch
verdampfendes Se sehr schnell eine gesättigte Atmosphäre geschaffen, sodass
der Präkursor über die gesamte Prozessdauer als Se-reich angesehen werden
konnte.
Die ex-situ Proben wurden in einem quasi-geschlossenen Graphitautoklaven
getempert, dessen Porosität nur geringen Widerstand gegen das Abdampfen von
Se darstellt. Während der Temperversuche zeigte ein sich bildender Se Spiegel
an kühlen Bereichen des Quarzglasrohres den Verlust von Se aus der Probe an.
Eine genaue Quantifizierung des verlorenen Se konnte jedoch nicht durchge-
führt werden.
Abbildung 27 zeigt die Ergebnisse der ex-situ XRD. Die Intensität der Mes-
sungen wurde auf das jeweils höchste Signal jeder Messung normiert. Ungeach-
tet des Verdampfens von Se spiegeln die Ergebnisse die Entwicklung wider, die
in den in-situ Untersuchungen beobachtet werden konnten. CISe ist bereits bei
einer Temperatur von 340 °C vorhanden, während Phasen des metallischen Prä-
kursors nicht mehr nachweisbar sind. Auch binäre Cu- oder In-Se Phasen sind
bei 340 °C und höheren Temperaturen nicht nachweisbar. Wie im Fall der
in-situ Messungen wird hier davon ausgegangen, dass die Anwesenheit von
Cu-Se Phasen die Anwesenheit von In-Se Phasen bedingen würde, weshalb da-
von ausgegangen wird, dass lediglich CISe vorliegt. Bei allen Temperaturen und
Prozesszeiten von 30 min oder bei Temperaturen von 550 °C ist MoSe2 nach-
weisbar. Die Reflexe weisen keine hohe Intensität auf, da der flach einfallende
Strahl bei der GID bereits zum größten Teil absorbiert und gestreut wurde, be-
vor er den Rückkontakt und damit das MoSe2 erreicht. Eine Ausnahme ist die
Messung an Probe 2. Hier zeigt ein deutliches Signal des Mo (110) Reflexes ei-
ne höhere Eindringtiefe in die Probe.
90 Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 27: Ex-situ XRD Messungen an getemperten Typ B Präkursoren. Die Proben wur-
den bei den verschiedenen Temperaturen für 5 min bzw. 30 min gehalten. Die Intensität der
Messungen wurden jeweils auf den CISe (112) Reflex normiert.
Das Fehlen von Reflexen intermetallischer Phasen und die Bildung von Mo-
Se2 sind ein Indiz dafür, dass während der Phasenbildung ausreichend Se zur
Verfügung stand, um den gesamten Präkursor umzusetzen. Genauere Aussagen
sollten mittels EDX Messungen an den Schichten getroffen werden. Tabelle 5
gibt einen Überblick über die EDX Messungen an ex-situ Proben, die bei ver-
schiedenen Temperaturen für 30 min getempert wurden. Die Messungen wurden
Ergebnisse und Diskussion 91
mit einer Beschleunigungsspannung von 20 kV durchgeführt. Wie aus den Mes-
sungen ersichtlich ist, reichte die Energie der Elektronen aus, um Si im Substrat
und dem entsprechend auch das Mo am Rückkontakt anzuregen.
Tabelle 5: Mittelwerte und Standardabweichung der EDX Messungen an den ex-situ Proben,
die für 30 min getempert wurden. Die Messungen wurden mit einer Beschleunigungsspannung
von 20 kV durchgeführt. Es wurden 5 Messpunkte je Probe ausgewertet.
RT 340 °C 430 °C 550 °C
Si Kα / At.% 4.6 ± 1.0 14.5 ± 2.2 53. 5 ± 1.0 53.7 ± 1.0
Mo Lα / At.% 33.8 ± 2.7 54.9 ± 2.3 21.2 ± 0.7 20.5 ± 0.7
Se Lα / At.% 46.1 ± 2.6 16.8 ± 1.2 14.6 ± 0.4 14.9 ± 0.4
Cu Kα / At.% 5.9 ± 0.6 5.2 ± 0.7 4.2 ± 0.2 4.5 ± 0.2
In Lα / At.% 9.6 ± 0.9 8.7 ± 1.4 6.5 ± 0.2 6.4 ± 0.2
Abbildung 28 zeigt das Se / (Mo + Cu + In) Verhältnis der verschiedenen
Proben. Neben den Verhältnissen, die aus den Messwerten berechnet wurden,
sind theoretische Verhältnisse unter den Annahmen angegeben, dass etw. 100 %
Mo oder 0 % zu MoSe2 umgesetzt wurde. Hierfür wurden aus den gemessenen
atomaren Anteilen von Cu, In und Mo eine theoretische Stoffmenge errechnet,
anhand derer, unter Berücksichtigung der Stöchiometrie von MoSe2 und CuIn-
Se2, eine theoretische Menge Se berechnet wurde, die in beiden Fällen vorliegen
sollte. Aus diesen theoretischen Mengen wurden die Verhältnisse gebildet, die in
Abbildung 28 dargestellt sind.
Dieser Schritt ist notwendig, da die Schichtdicke der Cu-In Nanopartikel,
nicht konstant ist, die Dicke der Mo Schicht jedoch schon. Dadurch kann, je
nach Platzierung des Messpunktes, eine Variation des Mo / (Cu + In) Verhält-
nisses Auftreten, was wegen der unterschiedlichen Metall / Chalkogen Stöchio-
metrie, das Se / ( Mo + Cu + In) Verhältnis für die beiden Annahmen beein-
flusst, dass 100 % bzw. 0 % des Mo selenisiert wurden.
92 Ergebnisse und Diskussion
Wie zu erkennen ist, liegen die atomaren Verhältnisse, die aus den Messun-
gen berechnet wurden, immer zwischen den theoretischen für angenommene
100 % MoSe2 bzw. 0 % MoSe2. Einen signifikanten Unterschied kann man zwi-
schen den Proben bei 340 °C und 430 °C beobachten. Bei 340 °C liegt das ge-
messene Verhältnis nur knapp oberhalb des theoretischen Verhältnisses für 0 %
MoSe2, was auf eine sehr geringe Menge an MoSe2 in der Probe schließen lässt.
Die Messungen bei 430 °C und 550 °C zeigen hingegen eine Sättigung.
Abbildung 28: Atomares Se / (Mo + Cu + In) Verhältnis berechnet aus den EDX Ergebnissen in
Tabelle 5. Die theoretischen Werte für die Umsetzung von 0 % und 100 % des Mo in MoSe2
wurden auf Basis der Mo, Cu und In Messwerte errechnet.
Durch die Porosität des quasi-geschlossene Graphitautoklaven kann Se zwar
langsam entweichen, jedoch wird es hinreichend lange zurückgehalten, um die
Bildung einer messbaren MoSe2 Schicht zu ermöglichen. Eine Sättigung tritt
zwischen dem Tempern bei 430 °C und 550 °C auf. Es ist möglich, dass in die-
sem Temperaturbereich der Partialdruck von Se so weit ansteigt, dass der Gra-
phitautoklav die Se Atmosphäre nicht weiter zurückhalten kann und dadurch
keine weitere Bildung von MoSe2 stattfindet.
Ergebnisse und Diskussion 93
Abbildung 29 zeigt die Ergebnisse der ex-situ Raman Spektroskopie. Bei kei-
ner Aufnahme können charakteristische Signale von CuSe [108] oder Cu2-xSe
[109] (263 cm-1
) beobachtet werden. Bei RT kann hexagonales Se, auch trigona-
les Se genannt [110], anhand seiner Mode bei 235 cm-1
identifiziert werden.
Die Proben, welche bei 340 °C oder 430 °C getempert wurden, zeigen die A1
Mode von CISe bei 173 cm-1
[11,111,112] mit einer ausgeprägten Schulter zu
einem höheren Raman Shift. Diese Schulter kann der A1 Mode von CISe in der
CA Struktur zugeordnet werden [11]. Nach einer Temperaturbehandlung von
550 °C tritt diese Mode nicht mehr auf.
Abbildung 29: Ergebnisse der Raman Spektroskopie an getemperten Typ B Präkursoren. Die
Proben wurden bei den verschiedenen Temperaturen für 5 min bzw. 30 min gehalten. Die Inten-
sität jeder Messung wurde auf das jeweils stärkste Signal normiert.
94 Ergebnisse und Diskussion
Ex-situ Charakterisierung der Morphologie
Die Entwicklung der Morphologie über unterschiedliche Temperaturen wurde
sowohl an Oberflächen (Abbildung 30) als auch an Querschnitten
(Abbildung 31) der ex-situ Proben des Typ B Präkursors untersucht. Alle Proben
zeigen ein poröses Netzwerk, das dem der Cu-In Nanopartikel ähnelt. Die Parti-
kelgröße liegt im Bereich zwischen 50 nm und 100 nm und verändert sich kaum
mit der Prozesstemperatur.
Abbildung 30: FESEM Oberfläche der ex-situ Proben des Typs B. Signifikante Unterschiede
sind zwischen der ungetemperten und den getemperten Probe festzustellen. Die Prozesstempera-
tur ist dabei unerheblich. Auffälligste Veränderung ist die Bildung großer Löcher in der Schicht
durch verdampfendes Se.
Ein signifikanter Unterschied kann zwischen getemperten und ungetemperten
Proben festgestellt werden. Während des Temperns bilden sich in der Schicht
Löcher von mehreren 100 nm bis zu einem µm, wodurch sich die Bedeckung
des Substrates verringert. Dieser Prozess ist unabhängig von Temperatur und
wird bei allen getemperten Proben gleichermaßen beobachtet. Zusätzlich erhöht
Ergebnisse und Diskussion 95
sich die Porosität der verbliebenen Schicht. Dies kann besonders bei den Auf-
nahmen der Querschnitte beobachtet werden (Abbildung 31). Bei RT weist die
Schicht Poren im Bereich von einigen 10 nm bis 100 nm mit nur wenigen größe-
ren Poren auf. Getemperte Proben zeigen eine im Vergleich dazu erhöhte An-
zahl an Poren im Bereich von 100 nm bis 500 nm. Die Größe der Partikel ist
über den gesamten Querschnitt homogen. Eine Doppelschichtstruktur, wie sie in
der Literatur beim Tempern unter Chalkogenatmosphäre berichtet wird
[51,52,55,57], wird hier nicht beobachtet.
Abbildung 31: FESEM Querschnitte der ex-situ Proben des Typ B Präkursors. Ein signifikantes
Kornwachstum kann nicht beobachtet werden. Auch eine Bildung einer CISe Doppelschicht wie
in 2.3.3 beschrieben findet nicht statt.
Die morphologischen Veränderungen können auf das Abdampfen von Se zu-
rückgeführt werden. Die Schichten wurden mit einem Se / (Cu + In) Verhältnis
von 2,7 hergestellt. Dies führt dazu, dass ein Großteil des Se nicht durch Cu o-
der In im Präkursor gebunden werden kann, und somit von der Schicht ver-
dampft. Dadurch werden größere Mengen des Präkursormaterials entfernt und
eine größere Porosität bleibt zurück. Da die Se Atmosphäre nicht langfristig im
Graphitautoklaven gehalten werden kann, ist ein Kornwachstum, dass zu einer
charakteristischen Doppelschicht führt [51,52,55,57], nicht möglich.
96 Ergebnisse und Diskussion
4.2.3 Typ C Präkursor
Typ C Präkursoren wurden aus Se Nanopartikeln, Cu-In Nanopartikeln mit
einem Cu / In Verhältnis von 0,83 und Cu-Ga Pulver mit einem Cu / Ga Ver-
hältnis von 1,23 hergestellt. Ziel dieser Untersuchungen war es, den Einfluss
von Ga auf die Bildungskinetik von CuIn1-xGaxSe bei Verwendung nanopartiku-
lärer Präkursoren darzustellen. Cu-In Nanopartikel und Cu-Ga Pulver wurden in
unterschiedlichen Verhältnissen miteinander gemischt, um Präkursoren mit un-
terschiedlichem Ga Gehalt x zu erhalten. Da das Cu / III Verhältnis in beiden
Präkursorbestandteilen nicht konstant ist, verändert sich diese Verhältnis bei der
Variation des Ga Gehaltes durch Mischen mit Cu-Ga Pulver. Tabelle 6 gibt ei-
nen Überblick über die atomaren Verhältnisse der Präkursoren. Da die Menge an
Se in den Proben sehr hoch ist und damit die Messgenauigkeit der Menge an
Metallen sehr gering, wurden die Cu / III Verhältnisse aus den EDX Messungen
an den reinen Nanopartikeln und den Mischungsverhältnissen der Dispersionen
bestimmt. Als Vergleich sind hier und bei den folgenden Ergebnissen die Mes-
sungen an Typ B Präkursoren als Ga freie Referenz angegeben.
Tabelle 6: Atomare Verhältnisse der Elemente in den Typ B und Typ C Präkursoren. Die
Cu / (In + Ga) Verhältnisse wurden aufgrund der EDX Messungen an den Cu-In Nanopartikeln
bzw. Cu-Ga Pulver berechnet, die Se / (Cu + In + Ga) Verhältnisse aufgrund der
EDX Messungen an den abgeschiedenen Präkursoren.
Ga Anteil x 0 0,3 0,6 0,9
Cu / (In + Ga) 0,83 0,95 1,07 1,19
Se / (Cu + In + Ga) 2,7 7,2 8,4 7,7
Wegen der hohen Tendenz der Se Nanopartikel zur Agglomeration und der
daraus resultierenden ungenauen Bestimmung des Feststoffgehaltes in
Se Dispersionen wurde das gewünschte Se / (Cu + In + Ga) Verhältnis von 1,5
überschritten. Die Proben wurden durch in-situ XRD und DSC mit denselben
Parametern wie Typ B Präkursoren untersucht.
Ergebnisse und Diskussion 97
Abbildung 32: DSC Messungen an Typ C Präkursoren mit unterschiedlichen Ga Gehalt x. Als
Referenz ist die Messung an einem Typ B Präkursor ebenfalls dargestellt. Die Messdaten wur-
den auf die jeweilige Probenmasse normiert.
Abbildung 32 zeigt die DSC Messungen an Typ C Präkursoren (x = 0,3 – 0,9)
zusammen mit der Messung des Typ B Präkursors (x= 0). Vergleichend dazu
sind in Abbildung 33 in-situ XRD Messungen an gleichen Proben dargestellt.
Zusätzlich sind die Positionen der Maxima der Reflexe CIGSe (112),
CIGSe (204/220) und Mo (110) gegeben.
Bei RT sind Cu-In Phasen und kristallines Se nachweisbar, Cu-Ga Phasen je-
doch nicht. Durch die Kristallisation der Se Nanopartikel vor Beginn des Tem-
perprozesses sind die DSC Signale der Polymerisation (A+) und Kristallisation
(C-) nicht beobachtbar. CuIn2 ist nur bei Proben mit einem Ga Anteil von 0,6
oder weniger zu beobachten. Die Phase zerfällt sukzessive zwischen 156 °C und
190 °C ohne ein messbares Wärmesignal. Wegen der großen Menge an Se in
den Proben und der geringen Probenmenge wird davon ausgegangen, dass das
Wärmesignal des CuIn2 Zerfalles unterhalb der Nachweisegrenze der DSC liegt.
98 Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 33: In-situ XRD Messungen an Präkursoren des Typs C mit unterschiedlichen
Ga Gehalten x n der Probe. Die Ergebnisse für Präkursoren des Typs B (x = 0) sind als Referenz
ebenfalls dargestellt. Weiterhin sind die Positionen der Maxima des CIGSe (112), Mo (110) und
CIGSe (204/220) über dem Temperaturverlauf gegeben.
Ergebnisse und Diskussion 99
Bei 220 °C ist bei allen Proben das Signal C+ zu beobachten, gleichzeitig ver-
schwinden die Reflexe des kristallinen Se, was dessen Schmelzen anzeigt. Im
Bereich zwischen 220 °C und 315 °C verläuft die Reaktion D-. Der Wär-
mestrom, der von dieser Reaktion erzeugt wird, ist vom Ga Anteil der Probe ab-
hängig und verringert sich mit diesem. Bei einem Anteil von 0,9 ist die Reaktion
nicht mehr zu beobachten. Im selben Temperaturbereich erscheint der
CIGSe (112) Reflex. Die Position dieses Reflexes ist abhängig vom Ga Anteil
x. Je höher der Anteil, desto weiter ist sowohl der CIGSe (112) als auch der
CIGSe (204/220) Reflex zu höheren Beugungswinkeln verschoben.
Bei den Proben mit einem Ga Anteil zwischen 0,0 und 0,6 erscheint der
CIGSe (112) Reflex zwischen 26,579 ° für reines CISe (pdf#40-1487) und
27,769 ° für reines CGSe (pdf#035-1100). Die Position des CIGSe (112) Refle-
xes ist bei jeder Probe konstant bis zu einer Temperatur von ca. 450 °C. Bei die-
ser Temperatur wandern die Reflexe zu kleineren Beugungswinkeln. Bei den
Proben mit x = 0,0 und x = 0,3 ist gleichzeitig ein Wandern des Mo (110) Refle-
xes zu beobachten, was ein Aufblähen der Probe während der Messung anzeigt.
Die Veränderung bei der Probe mit x = 0,0 ist für den Mo (110) und den
CIGSe (112) Reflex gleich, weswegen davon ausgegangen werden kann, dass
bei dieser Probe keine Änderung des Gitterparameters abläuft. Bei der Probe mit
x = 0,3 verschiebt sich der CIGSe (112) Reflex von 26,8 ° zu 26,5 °, während
sich der Mo (110) Reflex nur von 40,4 ° zu 40,2 ° verschiebt. Daher kann von
einer tatsächlichen Veränderung des CIGSe (112) Reflexes bei dieser Probe um
0,1 °, und damit von einer geringen Änderung des Gitterparameters ausgegangen
werden.
Bei den Proben mit x = 0,6 und x = 0,9 ist keine Veränderung des Mo (110)
Reflexes zu beobachten, jedoch des CIGSe (112) und CIGSe (204/220), was auf
100 Ergebnisse und Diskussion
eine Änderung des Gitterparameters hindeutet. In beiden Fällen kann ab 450 °C
auch eine Verschmälerung des Reflexes beobachtet werden.
Bei einem Ga Anteil x = 0,9 erscheint bereits bei ca. 250 °C ein Reflex bei
2 Theta = 28,3 °. Dieser Reflex liegt bei höheren Beugungswinkeln als der
CGSe (112) Reflex und muss daher einer anderen Phase zugeordnet werden. Der
Reflex stimmt gut mit dem β-Ga2Se3 (1̅31) Reflex (pdf#003-5028) und dem
CuSe (102) Reflex (pdf#034-017) überein. Weiterhin berichtet Berwian [28] von
einer Cu(Ga)Se2 Phase, die strukturell CuSe2 ähnelt, jedoch wegen des Einbaus
von Ga Reflexe bei höheren Beugungswinkeln aufweist. Diese Phase zersetzt
sich bei 340 °C zu CuSe und GaSe [28]. Bei dieser Temperatur weitet sich der
Reflex aus und wandert bis zu einer Temperatur von 420 °C zu
2 Theta = 27,7 °, was geringfügig unter dem Wert des CGSe (112) Reflexes
liegt. Bis zu 550 °C verschiebt sich der Reflex bis 27,3 °.
Neben den Cu-, In- und Ga- Reflexen tritt bei ca. 500 °C der MoSe2 (100) Re-
flex auf. Der Bildung von MoSe2 kann die Reaktion E2− zugeordnet werden.
Die Bildung von CIGSe in Präkursoren des Typs C setzt, wie beim Präkursor
des Typs B, bei ca. 315 °C ein. Bereits zu Beginn der CIGSe Bildung sind die
XRD Reflexe zu höheren Beugungswinkeln verschoben, was auf den Einbau
von Ga zurückzuführen ist. Ab 420 °C wandern jedoch bei allen Ga haltigen
Proben die CIGSe Reflexe zu niedrigeren Beugungswinkeln, was den Einbau
von In anzeigt. Man kann davon ausgehen, dass sich eine Cu-Ga-Se Phase in
dieser speziellen Art der Präkursoren einfacher bilden kann, als in herkömmli-
chen SEL Präkursoren, bei denen Ga erst sehr spät aus den intermetallischen
Cu-Ga Phasen des Präkursors gelöst wird [5,7,28]. Im Falle der Typ C Präkurso-
ren liegen keine Cu-Ga Phasen vor, sondern elementares Cu und Ga. Die ele-
mentaren Metalle zeigen eine hohe Tendenz zur Selenisierung. Der Reflex bei
Ergebnisse und Diskussion 101
2 Theta = 28,3 ° kann drei Phasen zugeordnet werden: CuSe, Ga2Se3 und der
von Berwian [28] beschriebenen Cu(Ga)Se2 Phase. Ga2Se3 ist möglich, da zu
Beginn des Prozesses sowohl elementares Ga als auch Se vorliegen. CuSe hin-
gegen ist unwahrscheinlich, da die Proben mit einem enormen Se Überschuss
hergestellt wurden, was die Bildung von CuSe2 aus CuSe unterhalb von 340 °C
fordern würde. Da CuSe2 nicht beobachtet wird, lässt sich daraus schließen, dass
bis 340 °C das strukturell mit CuSe2 verwandte Cu(Ga)Se2 vorliegt. Diese Phase
zerfällt bei 340 °C zu CuSe und GaSe. Die Aufweitung des Reflexes ab dieser
Temperatur zeigt eine einsetzende CGSe Bildung an. Ab einer Temperatur von
420 °C zeigt die Wanderung des Reflexes zu 27,7 ° den Verbrauch von CuSe
und GaSe und die Bildung großer Mengen an CGSe an. Diese Temperatur
stimmt mit den Experimenten von Purwins [113] überein, bei denen CIGSe aus
Cu2-xSe und Ga2Se3 Schichten hergestellt wurde. CGSe war in diesem Fall nicht
vor 390 °C sichtbar, wobei deutlich niedrigere Heizraten verwendet wurden,
wodurch Reaktionen zu niedrigeren Temperaturen verschoben werden können
[113]. Bis zu einer Temperatur von 550 °C wandert der Reflex bis 27,3 ° was
den Einbau von In anzeigt.
Betrachtet man die Phasenbildung bei x = 0,0, so liegt der Schluss nahe, dass
der Einbau von In nur durch Interdiffusion zwischen CISe und einer mit
Ga angereicherten CIGSe Phase ablaufen kann, da sich bereits bei 315 °C aus
Cu-In und Se Nanopartikeln CISe bildet. Die Anwesenheit eines Ga reichen
CIGSe ist aus der Verschiebung der XRD Reflexe zu höheren Beugungswinkeln
beim ersten Auftreten bei ca. 315 °C ersichtlich. Die Menge an Ga freiem CISe
ist jedoch zu gering, als dass sie mittels XRD direkt nachgewiesen werden kann.
Lediglich die Verschiebung der CIGSe (112) Reflexe zu niedrigeren Beugungs-
winkeln verlangt die Anwesenheit einer In-reichen Phase.
102 Ergebnisse und Diskussion
4.2.4 Fazit der Präkursorbildung
Bei allen hier dargestellten Präkursortypen ist eine CIGSe Bildung und voll-
ständige Umsetzung des Präkursors bei niedrigen Temperaturen zu beobachten.
Ausschlaggebend für die schnelle Umsetzung des Präkursors ist dabei eine ho-
mogene Verteilung der Präkursormaterialien und ein hohes Oberflä-
che / Volumen Verhältnis.
Die Bildung von CISe aus metallischen Nanopartikeln folgt dabei denselben
Mechanismen wie die Bildung aus metallischen sequentiellen Schichten. Auch
bei dieser Präkursorklasse findet die Kristallisation von CISe und eine vollstän-
dige Umsetzung des Präkursors bei Temperaturen von 310 °C statt [13] (siehe
2.3.1). Die Umsetzung metallischer Präkursoren kann damit auch für nanoparti-
kuläre Präkursoren den Korrosionsreaktionen wie in 2.4.3 zugeordnet werden.
Der entscheidende Unterschied liegt in der Reaktion der intermediären, binären
Selenide miteinander. Bei sequentiellen Präkursoren bilden sich zwei Schichten
der binären Selenide im Bereich von wenigen µm aus, an deren Grenzfläche sich
CISe bildet. Im Falle der nanopartikulären Präkursoren bilden sich wesentlich
kleinere Strukturen, die in der Absorberschicht homogen verteilt sind, womit die
Diffusionswege zur Bildung von CISe wesentlich kürzer sind. Dadurch ist die
Reaktion schneller abgeschlossen, was bei einer konstanten Heizrate dazu führt,
dass bereits bei niedrigeren Temperaturen der Präkursor vollständig in CISe
umgesetzt ist.
Dies führt zu dem Problem des Kornwachstums in nanopartikulären Schich-
ten. In sequentiellen Präkursoren wird grobkörniges CISe aus einer Reaktion mit
Cu2-xSe unter Ausnutzung des topotaktischen Wachstums von CISe auf dieser
speziellen Cu-Se Phase gebildet. Dies gilt sowohl für Präkursoren die Se bein-
halten, als auch für rein metallische Präkursoren, die in Se Atmosphäre getem-
Ergebnisse und Diskussion 103
pert werden. Im Falle nanopartikulärer Präkursoren sind grobkörnige Strukturen
nur in Se Atmosphäre im Zusammenhang mit der in 2.3.3 beschriebenen Dop-
pelschichtstruktur zu beobachten [51,52,55,57] bzw. bei denen in dieser Arbeit
verarbeiteten Typ A Präkursoren, die in hermetisch verschlossenen DSC Tie-
geln, welche als Minireaktoren fungieren. In beiden Fällen wurde eine stabile
Se Atmosphäre um den Präkursor erzeugt, die Kornwachstum ermöglichte.
Im Falle der Versorgung über die Gasphase kann aufgrund der Prozesstempe-
ratur oberhalb von 380 °C von einer Reaktion mit Cu2-xSe ausgegangen werden,
nicht jedoch im Falle der Typ A Präkursoren bei 330 °C mit einem
Se Überschuss von 1,5. Hier ist es wahrscheinlich, dass eine Reaktion mit CuSe
abläuft. Eine Reaktion mit CuSe2 wird als unwahrscheinlich erachtet, da diese
Phase auch in den isothermen Experimenten bei 310 °C von Wolf [13] nicht mit
InSe zu CISe weiterreagierte. Die Reaktion der Cu-In Nanopartikel in den DSC
Tiegeln führte allerdings nur vereinzelt zu Körnern im Bereich von ca. 1 µm, die
in einer feinkörnigen Matrix eingebettet sind. Bei der Wärmebehandlung der
Präkursoren des Typs B wurde ebenfalls der gesamte Präkursor in CISe umge-
setzt, jedoch konnte keine stabile Se Atmosphäre bereitgestellt werden und kein
Kornwachstum beobachtet werden. Es wird daher angenommen, dass zwei Be-
dingungen erfüllt werden müssen, um ein grobkörniges CISe Gefüge zu bilden:
das Vorhandensein einer stabilen Se Atmosphäre und die Reaktion von Cu2-xSe
mit geeigneten Reaktionspartner. Die Se Atmosphäre um den Präkursor lässt
sich dabei mit der flüssigen Phase beim „Flüssigphasensintern“ vergleichen, die
den Diffusionsquerschnitt zwischen einzelnen Partikeln und damit den Diffusi-
onsstrom vergrößert. Wie in 2.3.1 dargestellt, ermöglicht die Reaktion mit Se
vor allem Cu die Diffusion aus der metallischen Präkursorschicht heraus, was
ein Zusammenwachsen von Körnern zur Folge haben kann.
104 Ergebnisse und Diskussion
Die Voraussetzungen für Kornwachstum können auf unterschiedliche Art und
Weise erfüllt werden. Bei metallischen Präkursoren, die Se beinhalten, wird ein
Prozess mit hoher Heizrate gefahren, um möglichst schnell über 380 °C zu hei-
zen, damit die Reaktion über Gleichung (2) mit Cu2-xSe abläuft. Wird Se über
die Gasphase zugeführt, können sowohl über die Temperatur als auch über den
Partialdruck von Se die Prozessbedingungen so eingestellt werden, dass nur
Cu2-xSe thermodynamisch stabil ist.
Hierbei ist das Zusammenspiel von Thermodynamik und Kinetik von Bedeu-
tung. Wird viel Se, beispielsweise als Feststoff, dem Präkursor zugegeben, kann
eine schnelle Reaktion erreicht werden, da aber diese Präkursorklasse von RT ab
aufgeheizt werden muss, kann ein Teil des Präkursors über die ungünstige Reak-
tion nach Gleichung (1) ablaufen. Je kürzer die Diffusionswege im Präkursor
sind, desto höher ist dieser Anteil. Im Falle der nanopartikulären Präkursoren
wird der gesamte Präkursor über diese Reaktion umgesetzt.
Wird Se hingegen über die Gasphase mit einem Partialdruck zugegeben, bei
dem lediglich Cu2-xSe stabil ist, wird der gesamte Präkursor über die Reaktion
nach Gleichung (2) umgesetzt. Jedoch läuft die Reaktion aufgrund des limitier-
ten Se Angebots langsamer ab (siehe 2.3.1). Im Falle eines nanopartikulären
Präkursors kann die Atmosphäre zunächst den kompletten porösen Präkursor
infiltrieren, aufgrund des Wachsens der Körner an der Oberfläche kann jedoch
im Verlauf des Prozesses in tieferen Schichten keine stabile Se Atmosphäre auf-
recht erhalten werden, was Kornwachstum unterbindet und damit zu einer typi-
schen Doppelschichtstruktur führt, wie sie in der Literatur beschrieben wird
[51,52,55,57].
Eine weitere Möglichkeit eine Reaktion nach Gleichung (2) ablaufen zu las-
sen ist die Verwendung einer Mischung aus Cu2-xSe und In-Se Nanopartikeln.
Ergebnisse und Diskussion 105
Durch die Wahl der dieser Nanopartikel wird bereits vor Prozessbeginn der Re-
aktionsweg nach Gleichung (2) festgelegt und eine Kontrolle der Prozesspara-
meter, um geeignete Vorläuferphasen aus metallischen Präkursoren herzustellen,
tritt in den Hintergrund. Eine Kontrolle ist nur noch insoweit nötig, dass eine
Reaktion von Cu2-xSe mit Se zu CuSe vermieden werden muss.
Zusammenfassung 107
5 Zusammenfassung
Das Ziel der vorliegenden Arbeit war die Entwicklung und Herstellung eines
nanopartikulären Präkursors für die Herstellung von CISe Absorberschichten,
die Untersuchung der Bildungsmechanismen von CISe aus dieser Art von Prä-
kursor und der Vergleich mit dem in der Industrie verwendetem SEL Präkursor.
Hierfür wurden verschiedene Nanopartikel synthetisiert und in Hinblick auf die
Anforderungen als Präkursoren optimiert.
Präkursorschichten wurden aus Dispersionen dieser Nanopartikel hergestellt
und untersucht. Drei unterschiedliche Präkursortypen wurden hergestellt aus A)
Cu-In Nanopartikeln, abgedeckt mit einer thermisch verdampften Se Schicht, B)
Cu-In Nanopartikeln und Se Nanopartikeln und C) Cu-In Nanopartikeln, Se Na-
nopartikel und Cu-Ga Pulver. Der Schwerpunkt der Charakterisierung in der
vorliegenden Arbeit lag auf in-situ Beobachtungen der CISe Phasenbildung mit-
tels in-situ XRD und DSC und wurde durch weitere Methoden zur Untersu-
chung der Phasenzusammensetzung und Morphologie der Proben ergänzt.
Die Charakterisierungen zeigten, dass die vollständige Umsetzung der nano-
partikulären Präkursoren bei gleichen Prozessparametern schneller abläuft als
bei herkömmlichen SEL Präkursoren. Hierbei ist die Zusammensetzung der Prä-
kursoren vor Prozessbeginn von entscheidender Bedeutung. Herstellungsbedingt
wiesen Typ A Präkursoren bei Prozessbeginn neben Se und verschiedenen
Cu-In Phasen auch In2O3 auf. Durch dieses Oxid wurde die Phasenbildung ge-
hindert und konnte erst zwischen 290 °C und 390 °C ablaufen.
Im Vergleich dazu läuft die Bildung von CISe beim Typ B Präkursor schnel-
ler ab. Zwei Gründe können dafür angeführt werden. Einerseits wurde bei die-
108 Zusammenfassung
sem Präkursortyp Se als Nanopartikel zugegeben, was die Durchmischung der
Materialien verbesserte und das poröse Netzwerk der Cu-In Nanopartikelschicht
nicht von flüssigem Se infiltriert werden musste. Andererseits wurde kein Pro-
zessschritt durchgeführt um einen Dispergator zu entfernen, wodurch sich kein
Oxid bildete, das als Diffusionsbarriere zwischen Cu-In und Se fungieren kann.
Die Ergebnisse der Untersuchungen am Typ B Präkursor zeigen eine Vollstän-
dige Umsetzung des Präkursors bis zu einer Temperatur von 315 °C.
In beiden Fällen läuft die Reaktion schneller ab, als bei herkömmlichen se-
quentiellen Präkursoren. Der Grund dafür wird in der Strukturgröße der nano-
partikulären Präkursoren gesehen. Es kann angenommen werden, dass der Me-
chanismus, welcher der Reaktion des sequentiellen metallischen Präkursors zu-
grunde liegt, derselbe ist und mit der Korrosion von Metallen verglichen werden
kann. Die intermetallischen Cu-In Phasen werden in binäre Selenide umgesetzt,
an deren Grenzfläche sich CISe bildet. Aufgrund der um Größenordnungen
kleineren Strukturen und der homogeneren Durchmischung der nanopartikulären
Präkursoren findet die Umsetzung der binären Selenide deutlich schneller statt.
Daher steht bei sequentiellen Präkursoren die Thermodynamik der intermediären
Phasen im Vordergrund, während aufgrund der geringen Diffusionswege bei
nanopartikulären Präkursoren die Kinetik des Prozesses dominiert. Aufgrund der
hohen Diffusionswege in sequentiellen Präkursoren ist eine schnelle Reaktion
nur dann möglich, wenn auch Phasen vorliegen, die eine hohe Diffusionsrate
erlauben, wie Cu2-xSe. Diese Phase ist jedoch nur bei bestimmten thermodyna-
mischen Bedingungen stabil.
Die Bildung grobkörnigen CISe Gefüges ist ebenfalls stark mit den Reakti-
onsbedingungen verknüpft. Für die vorliegende Arbeit wurden Proben unter ver-
schiedenen Bedingungen getempert. Die Typ A Präkursoren wurden in einer
Zusammenfassung 109
stabile Se Atmosphäre um den Präkursor getempert, welche eine Se Schmelze
stabilisiert, die Präkursoren des Typs B in einem porösen Graphitautoklaven
wodurch zwar stöchiometrisches CISe gebildet wurde, aber dennoch über keinen
lange Zeitraum eine stabile Se Atmosphäre gewährleistet werden konnte. Nur
bei Typ A Präkursoren wurde eine Bildung von einigen Körnern im Bereich von
wenigen µm beobachtet werden. Die Korngröße aus Typ B Präkursoren liegt im
Bereich von einigen 100 nm. In der Literatur wird zwar von dichten Oberflä-
chen, grobkörnigem CISe aus vergleichbaren Präkursoren berichtet
[51,52,55,57], jedoch bildet sich in diesen Fällen immer eine Doppel-
schichtstruktur aus mit einem grobkörnigen Absorber an der Oberfläche und ei-
nem feinkörnigem Absorber an der Grenzfläche zum Rückkontakt. Die feinkör-
nige Morphologie ist vergleichbar mit den Ergebnissen aus den Typ B Präkurso-
ren der vorliegenden Arbeit. Es wird daher davon ausgegangen, dass sowohl ei-
ne die richtige Phasenzusammensetzung, als auch eine stabile Versorgung mit
Se nötig sind, um grobkörniges CISe aus nanopartikulären Präkursoren herzu-
stellen.
Für die Zukunft könnten zwei Strategien zur Bildung eines grobkörnigen Ge-
füges aus nanopartikulären Präkursoren verfolgt werden:
- Die Prozessierung von homogen durchmischten Präkursoren des Typs B
bei Bedingungen, welche die Bildung einer flüssigen Se Phase gestatten,
um ähnlich dem „Flüssigphasensintern“ eine hohe Diffusion zu erreichen.
- Die Herstellung von Präkursoren aus Cu2-xSe und In-Se Nanopartikeln
die in einer stabilen Se Atmosphäre getempert werden. Hierbei müssen
die Prozessparameter so gewählt werden, dass keine Se-reicheren Cu-Se
Phasen gebildet werden können.
Summary 111
6 Summary
The objective of the present work CISe was the development and formation of
a nanoparticulate Precursor for CISe absorber layers. The Phase formation using
nanoparticulate precursors was studied and compared to state-of-the-art SEL
industrial process.. Different types of nanoparticles were synthesised and opti-
mised for their use as precursors for this purpose.
Three different types of precursor layers were deposited from dispersions of
these nanoparticles. A) Cu-In nanoparticles covered with thermally evaporated
Se, B) Cu-In nanoparticles mixed with Se nanoparticles and C) Cu-In nanoparti-
cles mixed with Se nanoparticles and Cu-Ga powder. In-situ characterisation of
the CISe phase formation using in-situ XRD and DSC was focused in this work
complemented by other characterisation methods for phase composition and
morphology.
The result show, that a complete consumption of the precursor and conversion
to CISe takes place much faster than reported for state-of-the-art SEL precursors
using the same process parameters. The Composition if the precursor is essen-
tial. Due to their preparation type A precursors consist beneath Se and Cu-In
phases also In2O3. This oxide acts as a diffusive barrier and shifts the formation
reaction to temperatures between 290 °C and 390°C.
Compared to type A precursors the formation of type B precursors stars earli-
er, which is caused by two reasons. On the one hand type B precursors consist of
Se nanoparticles mixed homogeneously with the Cu-In nanoparticles improving
the intermixing of the elements. The porous network of the Cu-In nanoparticles
did not have to be infiltrated by liquid selenium. On the other hand no dispersing
112 Summary
agents were removed by temperature from these precursors so no oxide, acting a
diffusive barrier, was formed before the annealing. The result of the type B pre-
cursor characterisation shows a complete transformation below 315 °C.
In both cases the reaction takes place faster compared to state-of-the-art SEL
precursors. The reason therefore is meant to be the structure size of the nanopar-
ticulate precursor. The basic formation mechanism of CISe is most probable the
same for both the SEL precursor and the nanoparticulate precursor and can be
compared to the corrosion of metals. The intermetallic phases are transformed to
binary selenides. At the interface of these selenides CISe if formed. Due to the
small structures of nanoparticulate precursors the formation of CISe takes place
much faster. Therefore one can say, that for SEL precursors the thermodynamic
of intermediate phases is the dominant factor, while, due to the short diffusions
paths, for nanoparticulate precursors is kinetics. As the diffusion paths in SEL
precursors are comparably long a fast reaction can only take place in the pres-
ence of phases allowing a high diffusion of elements like Cu2-xSe. This phase is
just stable under certain thermodynamic conditions.
The formation of coarse grain is also closely connected to the reaction envi-
ronment. For the present work samples were annealed under various conditions.
Type A precursors were annealed in a stable Se atmosphere, stabilising a
Se melt, while Type B precursors were annealed in a porous graphite autoclave
where the formation of stoichiometric CISe was possible, but the stability of the
atmosphere could be ensured just over a short time period. Only precursors of
the type A showed some grains in the range of few µm. For annealed type B
precursors grain sizes in the range of few 100 nm could be observed. Literature
also reports closed surfaces of coarse grained CISe [51,52,55,57], however, in
those cases always a double layer is forming consisting of coarse grained CISe
Summary 113
on top and fine grained CISe on the absorber/back contact interface. The mor-
phology of the fine grained layer is comparable to the morphology of anneald
type B precursors in the present work. Since it is assumed that the correct phase
composition of the precursors as well as a stable Se environment are crucial for
the growth of coarse grained CISe.
For the future two strategies for the formation of coarse grained CISe are rec-
ommended:
- The processing of homogeneously mixed type B precursors in conditions
stabilising a liquid Se phase. This phase could improve the diffusion be-
tween the nanoparticles, compared to liquid phase sintering, thus improv-
ing grain gwoth.
- The formation of precursors consisting of Cu2-xSe and In-Se nanoparticles
annealed in a stable Se atmosphere. Here the annealing conditions have to
be chosen in that way, that Cu-Se with more Se content than Cu2-xSe can-
not be formed.
Vorabveröffentlichungen 115
Vorabveröffentlichungen
S.A. Möckel, A. Hölzing, R. Hock, P.J. Wellmann, In-situ phase formation
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Processing of Stacked Elemental Layers using spatially resolved
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Literaturverzeichnis 117
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