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Die Kelten : Entwicklung und Geschichte einer europäischen Kultur in Bildern [Erich Lessing, Venceslas Kruta et al] Autor(en): Gasser, Manuel Objekttyp: BookReview Zeitschrift: Du : die Zeitschrift der Kultur Band (Jahr): 39 (1979) Heft 7 PDF erstellt am: 07.04.2015 Nutzungsbedingungen Mit dem Zugriff auf den vorliegenden Inhalt gelten die Nutzungsbedingungen als akzeptiert. Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die angebotenen Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungshinweisen und unter deren Einhaltung weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://retro.seals.ch

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Die Kelten : Entwicklung und Geschichte einereuropäischen Kultur in Bildern [Erich Lessing,Venceslas Kruta et al]

Autor(en): Gasser, Manuel

Objekttyp: BookReview

Zeitschrift: Du : die Zeitschrift der Kultur

Band (Jahr): 39 (1979)

Heft 7

PDF erstellt am: 07.04.2015

NutzungsbedingungenMit dem Zugriff auf den vorliegenden Inhalt gelten die Nutzungsbedingungen als akzeptiert.Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte anden Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern.Die angebotenen Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie fürdie private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot könnenzusammen mit diesen Nutzungshinweisen und unter deren Einhaltung weitergegeben werden.Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigungder Rechteinhaber erlaubt. Die Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderenServern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber.

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MARGINALIENKunstbuch des Monats

SCHWEIFENDESBILDLICHGEBANNTDie Kelten - Entwicklung undGeschichte einer europäischen Kul¬tur in Bildern von Erich LessingMit Texten von Venceslas Kruta,P.-M.Duval, Miklós Szabó undCordelia SpaemannVerlag Herder, Freiburg. sFr. 133.20

mg - Bei der Beschäftigung mitGeschichte, Kultur und Kunst derKelten ergeht es einem wie beimForellenfang mit blosser Hand: DieMaterie entschlüpft dauernd demzupackenden Griff, und doch kannman von dem erregenden Spielnicht lassen, versucht man immervon neuem, dem von Geheimnissenumwitterten Volk auf den Sprung zukommen.

Die Kalamität mit den Kelten hatviele Gründe. Die Tatsache vorallem, dass das Hauptmerkmal derunter diesem Begriff zusammen-gefassten Stämme die Unstäte war.Teils einem angeborenen Wander¬trieb folgend, teils dem Druck mäch¬tigerer Nachbarn weichend, tauchendie Kelten im Lauf des letzten vor¬christlichen Jahrtausends allenthal¬ben im mittleren Europa auf: imschweizerisch-süddeutschen Raum,in Gallien, in der Po-Ebene, derDonau entlang von der Quelle biszur Mündung, am Oberlauf der Elbeund bis in die Karpaten hinein. ImOsten setzte eine Splittergruppeüber den Hellespont und gründeteim Herzen Kleinasiens das Reich derGalater; im Westen galt die See zwi¬schen Wales, Irland und der Bre¬tagne während Jahrhunderten als«keltisches Mittelmeer».

Das Unglück ist, dass wir über dieseWanderungen und Eroberungszügeausschliesslich durch nichtkeltische,das heisst griechisch-römischeGeschichtsschreiber unterrichtetsind, die die rasche Folge von Siegenund Niederlagen meist aus grosserDistanz und mit geringer Sach¬kenntnis zu Papier brachten. Denndie Kelten kannten die Schrift ent¬weder überhaupt nicht oder zogen,wenn sie ihren Nachbarn denGebrauch von Lettern abguckten,keinen für die Forschung insGewicht fallenden Nutzen daraus.

Was nun die Kunst dieser unstet¬schweifenden Völkerschaften

74 angeht, so erwiesen sie sich an allen

ihren Standorten als schöpferisch inhohem Grade und brachten selbstnach ihrem Erlöschen als staatenbil¬dendes Element eine der bewunde¬rungswürdigsten Leistungen dereuropäischen Kunstgeschichte her¬vor: die Buchmalerei der irischenund schottischen Mönche im frühenMittelalter. Da sie aber keine städti¬sche Kultur kannten, erschöpfte sichihre künstlerische Tätigkeit in derHerstellung von Schmuck, Waffen,Münzen, transportablen Idolen undverzierten Gegenständen des tägli¬chen Gebrauchs. Das keltische Erbebesteht dann auch fast ausschliess¬lich aus kleinen und kleinstenErzeugnissen der Bronzegiesser,Gold- und Silberschmiede, Glas¬schmelzer und Graveure, währenddie Architektur überhaupt keine unddie Skulptur nur eine beiläufigeRolle spielen.

»IL.«***

Teil eines Bronzegeschirrs in Gesichtsform ausBrno-Malomèrice

Das hat zur Folge, dass die kelti¬schen Abteilungen in den Museenund gelegentliche Ausstellungenkeltischer Kunst vom Publikum inder Regel kaum beachtet werden.Die Schönheit dieser Kleinodien undMünzen, Kultfiguren, Metallreliefsund so fort wird, der winzigen For¬mate wegen, ganz einfach überse¬hen. Um sie augenfällig zu machen,brauchte es die Kunst des Photogra¬phen Erich Lessing.

Erich Lessing hat schon eine ganzeReihe von Bildbänden geschaffen,die man jeweils mit einer Mischungaus Bewunderung und Skepsis zurKenntnis nahm. Verhielt es sichdoch so, dass dieser Photograph

Kunstwerken, die diesen Aufwandgar nicht nötig hatten, oft ein Über-mass an Beleuchtungseffekten undandern photographischen Kniffenzukommen liess. Im Falle der Kel¬tenkunst hingegen ist das stupendeKönnen Lessings nicht nur am Platz,sondern das einzige taugliche Mittel,um ihre formale Schönheit, ihrenhohen geistigen Gehalt zur Wirkungzu bringen.

Nehmen wir als Beispiel nur dieerste Tafel des Bandes. Es handeltsich um die Wiedergabe des Teil¬stücks einer Bronzeverzierung, dieursprünglich einen Holzkrugschmückte und in Mähren gefundenwurde. Das abgebildete Fragmentmisst in Wirklichkeit nur gerade 45Millimeter; um mehr als das Sechs¬fache vergrössert und dank einermeisterhaften Lichtführung, Farbge¬bung und was der Kunstgriffe mehrsind, wird daraus ein Werk vonmonumentaler Grösse, urtümlicherKraft und mitreissender Kühnheit -der Inbegriff dessen, was wir unterdem keltischen Genius verstehenund damit die Fähigkeit meinen,Sinnliches mit Übersinnlichem zuverquicken, Naturform ins spre¬chende Ornament zu verwandeln.

Die Exempla für Lessings Interpre¬tationskunst könnten beliebig ver¬mehrt werden; besondere Erwäh¬nung aber verdient nun sein Vermö¬gen, durch reine Landschaftsauf¬nahmen historisch-kulturelle Gege¬benheiten sinnfällig zu machen.Auch dafür ein Beispiel. Man weiss,dass der Wald eine ungemeineAnziehungskraft auf die Kelten aus¬übte, ihr eigentlicher, von Bedeu¬tung und Geheimnis erfüllterLebensraum war. Dieses von allenAutoren bezeugte Faktum wirddurch Lessings grossartige Auf¬nahme des denkwürdigen Waldesvon Bibracte zum erschauten, erleb¬ten Begriff.

Der aus dem Französischen über¬setzte Haupttext von VenceslasKruta befasst sich ausschliesslichmit Geschichte und Kultur der Kel¬ten; er wird im gleichen Sinnergänzt durch den die Donaukeltenbetreffenden Beitrag des UngarnMiklós Szabó. Für das Verständnisder über hundert im Tafelteilwiedergegebenen Kunstwerke istman auf die Kommentare angewie¬sen, die kleinformatige Wiederho¬lungen von Lessings Aufnahmen imAnhang begleiten. Sie vermitteln inknapper Form alle wissenswertenAuskünfte.