DL-MLU^) · 2015. 11. 13. · • TIGRAN HAMASYAN Luys I Luso (ECM Records, luysiluso.com,...

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\ DL-MLU^) und mit Witz. Auch erwähnenswert ist das Saxofons- piel von Nils Thomas. DOWNPILOT Radio Ghost (Tapete Records TR319, Promo-CD, downpilot.com, 9 Tracks, 41:54) Vier Jahre nach seiner letzten Veröffentlichung gibt es ein Lebenszeichen von dem Multitalent aus Seattle. Getragen und melancholisch, mit psychedelischen Farbtupfern und einem großen Gespür für Melodien, reist das Album, bei dem Paul Hiraga alle Instrumente selbst eingespielt hat, durch die Erinnerungen seiner Kindheit. DUNGEN Alias Sah (Smalltown Supersound/ Rough Trade, dungen-music.com, 10 Tracks, 41:44) Das neue Meisterwerk der Schweden setzt sich erneut zwischen alle Stühle. Psychedelische Elemente in bester Sechzigerjahre-Folkpop-Tradition werden mit Rockkompositionen moderner Jugendbands gekreuzt. Progrock kreuzt sich mit Satzgesang, Liedermacher trifft auf Hardrock. Das Album klingt altmodisch und hochmodern zugleich und hält bis zum letzten Ton die Spannung. JANEGGUM Rio (Grappa/Galileo, Promo-CD,12 Tracks, 40:54) Der 1951 geborene Jan Eggum ist ein norwegischer Singer/Songwriter, der seit 1975 über zwanzig Platten veröffentlicht hat, außerhalb Norwegens aber kaum bekannt ist. Seine Musik klingt zwar nach den Acht- zigern, er wurde aber bis in die Neuzeit mit diversen „Spellemannsprisen" ausgezeichnet. Das vorliegende Album hat er in Brasilien mit bekannten lokalen Musikern eingespielt. EIGHT O'FIVE JIVE Too Many Men (Red Rudy Too Tunes RRTT002/Hemifrän, eightofivejive.net, 12 Tracks, 37:22) Die Sängerin und Komponistin Lee Shropshire spielt hier zusammen mit ihrer Band, die 2014 den Nashvil- le Independent Music Award gewann. Zu hören sind Eigenkompositionen und Klassiker, und immer ist es swingender und tanzbarer R 'n' B. Die Mitspieler sind Patrick Mosser am Saxofon, Duane Spencer am Schlagzeug, Andy Scheinmann an der Gitarre und Bill Bois am Bass. ELECTRO BAMAKO Now (CSB Productions CSB 109, electrobamako.com, 12 Tracks, 50:15) Afro-Techno? Ja, das gibt's tatsächlich - warum auch nicht. Das französisch-malische Projekt (1999 als Duo gegründet) mit Marc Minelli, Paul Sidibe und Damien Traini bedient sich malischer Musiktraditi- onen und -instrumente und dreht diese durch den „elektronischen Wolf". Not my cup of coffee, aber sehr dancefloortauglich und gewiss zukunftsträchtig. THEGOOD LIFE Everybody's Corning Down (Sadd- le Creek/Cargo, thegoodlifemusic.com, Promo-CD, 12 Tracks, 37:21) Passt das, was hier so unbeschwert vor sich hin lärmt, noch in den Kontext dieses Magazins? The Good Life mit Mastermind Tim Kasher klingen wie jemand, der Folk hört, aber Indierock macht und auf einer sehr weiten Umlaufbahn die Rootssonne umkreist. Allemal interessanter als ein nächster traditionsverpflichteter Wiedergänger der guten alten Zeit. GUO GAN & LOUP BARROW The Kite (Felmay Records fy 8228/Pool Music & Media, guogan.fr, 10 Tracks, 50:40) Guo Gans virtuoses Spiel auf der zweisaitigen Spieß- geige Erhu wird von Duopartner Loup Barrow, der auf dem Cristal Baschet (einem „Keyboard" aus Glasstä- ben und Metallresonatoren), dem Hang (einer Steel- drumvariante, made in CH) sowie einer konventionel- len Glasharfe zu hören ist, aufs Feinste begleitet. Ein ausgesprochen gelungener Ost-West-Dialog. GUTTENBERGER BROTHERS ttOne (59Music, guttenberger-brothers.de, 12 Tracks, 56:47) Solides Handwerk aus Stuttgart. Bekannte Standards. Deutsche Texte zu gutem Jazz, immer noch eine Selten- heit - erinnert ein wenig an Paul Kühn, Roger Cicero, Götz Aismann. Im Gewand der Kompositionen von Bassist Branko Arnsek tönt das so: „Gestern warst du bei mir, es gab Chips und dazu ein Bier, dazu haben wir uns den Tatort angesehen, das war toll." Wer's mag. TIGRAN HAMASYAN Luys I Luso (ECM Records, luysiluso.com, Promo-CD, 14 Tracks, 76:05) Armenische Chorwerke aus fünfzehn Jahrhunderten bilden die Grundlage dieser fast jenseitig zu nennen- den Erkundungen des armenischen Ausnahmepianis- ten Tigran Hamasyan, der damit sein Debüt bei ECM gibt. Er beleuchtet die archaischen und modernen Gesänge improvisatorisch mit einer Weite des Geistes und des Herzens, die ihresgleichen sucht. HAZMAT MODINE Extra-Deluxe-Supreme (JARO 4326-2, hazmatmodine.com, 10 Tracks, 51:38) Weltmusik im besten Sinne des (so umstrittenen) Wor- tes! Das Oktett aus New York um Leader und Lead- sänger Wade Schuman zieht instrumental alle Regis- ter: natürlich mit viel Gebläse, aber auch mit Akkor- deon, Gitarren und Percussion. Stilistisch breit gefä- chert: Jazz und Blues, Klezmer und Gospel, Rockstea- dy und Afropop. Melodiös und einfallsreich. NOTKER HOMBURGER Stubete (Ufer Records, notker-homburger.de, 18 Tracks, 65:50) Eine sehr originelle Scheibe aus Konstanz! Sechs Musi- ker treffen sich zu einem gemütlichen Stubete, was man rund um den Bodensee eine Session nennt, und singen und spielen süddeutsch-badisch-alpenländi- sche und nordamerikanische Lieder und Stücke nach- und ineinander verflochten. Da säße man gerne dabei auf dem Sofa. Mit informativem Beiheft. JENSEN & BUGGE + H0IRUP Slid Din Tid (GO' Danish Folk Music GO0815, jensen-bugge.dk, 12 Tracks, 40:09) Mit diesem Album zum zweihundertsten Geburts- tag des höchst talentierten Fiddlers und Komponis- ten Borcher Madsen (1815-1897) von der dänischen Insel Falster setzt das Trio seine erfolgreichen Bear- beitungen von Melodien aus alten Notenbüchern fort. Alle drei Musiker spielen in vielen anderen Formati- onen mit und haben bereits mehrere Danish Music Awards für ihre neue Interpretation traditioneller Musik bekommen. MARIA JOÄO & OGRE Pldstico (Espuma Preta/ Edel, mariajoao.org, 12 Tracks, 55:01) Portugals bekannteste Vokalakrobatin tat sich für ihr aktuelles Album mit den Electronikajazzern Ogre zusammen. Plästico ist der passende Titel für das ambi- tiöse, lustvoll schräge Projekt. Wer Maria Joäo als her- ausragende Ethnojazzsängerin mit portugiesischen Wurzeln kennenlernen möchte, wird jedoch eher bei ihren früheren Aufnahmen fündig. MARTIN KÄLBERER Suono (GLM/Soulfood, mar- tinmusic.de, Do-CD, CD 1: 8 Tracks, 42:48, CD 2: 8 Tracks, 43:04) Auf zwei CDs entfaltet der Multiinstrumentalist mit „Vielklang" und „Einklang" übertitelt vorwiegend meditative Klangbilder. Die erste CD dominiert die Hang in außergewöhnlich feiner akustischer Abbil- dung mit perkussiven und stimmlichen Ergänzungen. CD zwei setzt auf loungige Klaviermusik mit dezenten Jazzeinwürfen. KARDES TÜRKÜLERKerwane -Best Of (Network NW234044/Membran, kardesturkuler.com, 15 Tracks, 66:34) Die bekannte Folk-Big-Band aus Istanbul, die sich mit bis zu fünfundzwanzig Musikern und Tänzern „aus allen Teilen und Kulturen Anatoliens" Pluralität, Modernität und Traditionspflege gleichermaßen auf die theatralisch inszenierten Klangfahnen schreibt, legt mir ihrer jüngsten Produktion genau das vor: hymnen- artige Choralität neben einheimischen Instrumenten auf der Suche nach Visionen in einem politisch, eth- nisch und religiös polarisierten Land. 6.15 FOLKER

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    und mit Witz. Auch erwähnenswert ist das Saxofons-piel von Nils Thomas.

    • DOWNPILOT Radio Ghost (Tapete Records TR319,Promo-CD, downpilot.com, 9 Tracks, 41:54)Vier Jahre nach seiner letzten Veröffentlichung gibtes ein Lebenszeichen von dem Multitalent aus Seattle.Getragen und melancholisch, mit psychedelischenFarbtupfern und einem großen Gespür für Melodien,reist das Album, bei dem Paul Hiraga alle Instrumenteselbst eingespielt hat, durch die Erinnerungen seinerKindheit.

    • DUNGEN Alias Sah (Smalltown Supersound/Rough Trade, dungen-music.com, 10 Tracks, 41:44)Das neue Meisterwerk der Schweden setzt sich erneutzwischen alle Stühle. Psychedelische Elemente inbester Sechzigerjahre-Folkpop-Tradition werden mitRockkompositionen moderner Jugendbands gekreuzt.Progrock kreuzt sich mit Satzgesang, Liedermachertrifft auf Hardrock. Das Album klingt altmodisch undhochmodern zugleich und hält bis zum letzten Ton dieSpannung.

    • JAN EGGUM Rio (Grappa/Galileo, Promo-CD,12Tracks, 40:54)Der 1951 geborene Jan Eggum ist ein norwegischerSinger/Songwriter, der seit 1975 über zwanzig Plattenveröffentlicht hat, außerhalb Norwegens aber kaumbekannt ist. Seine Musik klingt zwar nach den Acht-zigern, er wurde aber bis in die Neuzeit mit diversen„Spellemannsprisen" ausgezeichnet. Das vorliegendeAlbum hat er in Brasilien mit bekannten lokalenMusikern eingespielt.

    • EIGHT O'FIVE JIVE Too Many Men (Red RudyToo Tunes RRTT002/Hemifrän, eightofivejive.net, 12Tracks, 37:22)

    Die Sängerin und Komponistin Lee Shropshire spielthier zusammen mit ihrer Band, die 2014 den Nashvil-le Independent Music Award gewann. Zu hören sindEigenkompositionen und Klassiker, und immer istes swingender und tanzbarer R 'n' B. Die Mitspielersind Patrick Mosser am Saxofon, Duane Spencer amSchlagzeug, Andy Scheinmann an der Gitarre und BillBois am Bass.

    • ELECTRO BAMAKO Now (CSB Productions CSB109, electrobamako.com, 12 Tracks, 50:15)Afro-Techno? Ja, das gibt's tatsächlich - warum auchnicht. Das französisch-malische Projekt (1999 alsDuo gegründet) mit Marc Minelli, Paul Sidibe undDamien Traini bedient sich malischer Musiktraditi-

    onen und -instrumente und dreht diese durch den„elektronischen Wolf". Not my cup of coffee, aber sehrdancefloortauglich und gewiss zukunftsträchtig.

    • THE GOOD LIFE Everybody's Corning Down (Sadd-le Creek/Cargo, thegoodlifemusic.com, Promo-CD, 12Tracks, 37:21)Passt das, was hier so unbeschwert vor sich hin lärmt,noch in den Kontext dieses Magazins? The Good Lifemit Mastermind Tim Kasher klingen wie jemand, derFolk hört, aber Indierock macht und auf einer sehrweiten Umlaufbahn die Rootssonne umkreist. Allemalinteressanter als ein nächster traditionsverpflichteterWiedergänger der guten alten Zeit.

    • GUO GAN & LOUP BARROW The Kite (FelmayRecords fy 8228/Pool Music & Media, guogan.fr, 10Tracks, 50:40)Guo Gans virtuoses Spiel auf der zweisaitigen Spieß-geige Erhu wird von Duopartner Loup Barrow, der aufdem Cristal Baschet (einem „Keyboard" aus Glasstä-ben und Metallresonatoren), dem Hang (einer Steel-drumvariante, made in CH) sowie einer konventionel-len Glasharfe zu hören ist, aufs Feinste begleitet. Einausgesprochen gelungener Ost-West-Dialog.

    • GUTTENBERGER BROTHERS ttOne (59Music,guttenberger-brothers.de, 12 Tracks, 56:47)Solides Handwerk aus Stuttgart. Bekannte Standards.Deutsche Texte zu gutem Jazz, immer noch eine Selten-heit - erinnert ein wenig an Paul Kühn, Roger Cicero,

    Götz Aismann. Im Gewand der Kompositionen vonBassist Branko Arnsek tönt das so: „Gestern warst dubei mir, es gab Chips und dazu ein Bier, dazu habenwir uns den Tatort angesehen, das war toll." Wer's mag.

    • TIGRAN HAMASYAN Luys I Luso (ECM Records,luysiluso.com, Promo-CD, 14 Tracks, 76:05)Armenische Chorwerke aus fünfzehn Jahrhundertenbilden die Grundlage dieser fast jenseitig zu nennen-den Erkundungen des armenischen Ausnahmepianis-

    ten Tigran Hamasyan, der damit sein Debüt bei ECMgibt. Er beleuchtet die archaischen und modernenGesänge improvisatorisch mit einer Weite des Geistesund des Herzens, die ihresgleichen sucht.

    • HAZMAT MODINE Extra-Deluxe-Supreme (JARO4326-2, hazmatmodine.com, 10 Tracks, 51:38)Weltmusik im besten Sinne des (so umstrittenen) Wor-tes! Das Oktett aus New York um Leader und Lead-sänger Wade Schuman zieht instrumental alle Regis-ter: natürlich mit viel Gebläse, aber auch mit Akkor-deon, Gitarren und Percussion. Stilistisch breit gefä-chert: Jazz und Blues, Klezmer und Gospel, Rockstea-dy und Afropop. Melodiös und einfallsreich.

    • NOTKER HOMBURGER Stubete (Ufer Records,notker-homburger.de, 18 Tracks, 65:50)Eine sehr originelle Scheibe aus Konstanz! Sechs Musi-ker treffen sich zu einem gemütlichen Stubete, was

    man rund um den Bodensee eine Session nennt, undsingen und spielen süddeutsch-badisch-alpenländi-sche und nordamerikanische Lieder und Stücke nach-und ineinander verflochten. Da säße man gerne dabeiauf dem Sofa. Mit informativem Beiheft.

    • JENSEN & BUGGE + H0IRUP Slid Din Tid (GO'Danish Folk Music GO0815, jensen-bugge.dk, 12Tracks, 40:09)Mit diesem Album zum zweihundertsten Geburts-tag des höchst talentierten Fiddlers und Komponis-ten Borcher Madsen (1815-1897) von der dänischenInsel Falster setzt das Trio seine erfolgreichen Bear-beitungen von Melodien aus alten Notenbüchern fort.Alle drei Musiker spielen in vielen anderen Formati-onen mit und haben bereits mehrere Danish MusicAwards für ihre neue Interpretation traditionellerMusik bekommen.

    • MARIA JOÄO & OGRE Pldstico (Espuma Preta/Edel, mariajoao.org, 12 Tracks, 55:01)Portugals bekannteste Vokalakrobatin tat sich für ihraktuelles Album mit den Electronikajazzern Ogrezusammen. Plästico ist der passende Titel für das ambi-tiöse, lustvoll schräge Projekt. Wer Maria Joäo als her-ausragende Ethnojazzsängerin mit portugiesischenWurzeln kennenlernen möchte, wird jedoch eher beiihren früheren Aufnahmen fündig.

    • MARTIN KÄLBERER Suono (GLM/Soulfood, mar-tinmusic.de, Do-CD, CD 1: 8 Tracks, 42:48, CD 2: 8

    Tracks, 43:04)Auf zwei CDs entfaltet der Multiinstrumentalist mit„Vielklang" und „Einklang" übertitelt vorwiegendmeditative Klangbilder. Die erste CD dominiert dieHang in außergewöhnlich feiner akustischer Abbil-dung mit perkussiven und stimmlichen Ergänzungen.CD zwei setzt auf loungige Klaviermusik mit dezentenJazzeinwürfen.

    • KARDES TÜRKÜLER Kerwane -Best Of (NetworkNW234044/Membran, kardesturkuler.com, 15 Tracks,66:34)

    Die bekannte Folk-Big-Band aus Istanbul, die sichmit bis zu fünfundzwanzig Musikern und Tänzern„aus allen Teilen und Kulturen Anatoliens" Pluralität,

    Modernität und Traditionspflege gleichermaßen aufdie theatralisch inszenierten Klangfahnen schreibt, legtmir ihrer jüngsten Produktion genau das vor: hymnen-

    artige Choralität neben einheimischen Instrumentenauf der Suche nach Visionen in einem politisch, eth-nisch und religiös polarisierten Land.

    6.15 FOLKER