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Der Großflughafen der ZukunftAEROTROPOLIS

V on „Aerotropolis“ sprechen amerikanische Wissenschaftler und Zukunftsfor-

scher bei der Beschreibung von Großflughäfen von morgen. Zukunftsstädte

entstehen durch Drehkreuze der Mobilität mit optimaler Intermodalität und hervorra-

genden Strukturen für elektronische Vernetzung. So sind die Airport-Cities heute wirt-

schaftliche Leuchttürme, Jobmotoren, Anziehungspunkte für Industrieansiedlungen,

Eins-A-Lage für Immobilien, Netzwerke für Business-Verbindungen und gleichzeitig

positive Imageträger für Kommunen und Regionen, verbessern Wirtschaftsstrukturen,

ohne die Hand für staatliche Subventionen aufzuhalten. Ein Beispiel für eine solche Air-

port-City ist Frankfurt, der nach London bei den Passagieren zweitgrößter europäischer

Flughafen, bei der Fracht sogar Spitzenreiter des Kontinents ist.

Von Wilhelm Bender

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M it 62.500 Arbeitsplätzen und 470Unternehmen ist diese „Stadt in

der Stadt“ nicht nur Deutschlands größtelokale Arbeitsstätte, sie hat auch im inter-nationalen Vergleich zahlreiche Standort-Vorzüge, ist sie doch an das europäischeSchnellbahnnetz angeschlossen, kreuzensich bei ihr doch die verkehrsreichstenAutobahnen Deutschlands mit 35 Millio-nen Menschen im Umkreis von 250 Kilo-metern, mehr als in London und Paris .Kein anderer internationaler Flughafenverfügt über ein so gut ausgebautesSchienennetz. Im Nahverkehr ist man inzehn Minuten in der Frankfurter Innen-stadt. Dies sind ideale Voraussetzungenfür Konzepte zur intelligenten Vernet-zung von Luftverkehr und Schiene, diewir mit der Deutschen Bahn gemeinsamSchritt für Schritt umsetzen.

Optimale Intermodalität entspricht denService-Erwartungen des Kunden in derAirport-City.

Mobilität wird wachsen

Zwar hat die Luftverkehrswirtschaft inden letzten Jahren durch die schlappeWeltkonjunktur, den 11. September 2001,den zweiten Golfkrieg, die Lungenkrank-heit SARS und auch einen tiefgreifendenstrukturellen Wandel in der Branche her-be Rückschläge hinnehmen müssen, doch wie bei der Überwindung frühererWachstumsdellen ist auch jetzt wiederBesserung in Sicht. In diesem Jahr ist miteiner Stabilisierung, danach mit einemdeutlichen Aufwärtstrend zu rechnen. Sogeht die Internationale Zivile Luftfahrtor-ganisation in ihrer jüngsten Prognose für2004 von einer Steigerung des Passagier-aufkommens um 4,4 und 2005 um 6,3Prozent aus. 5,3 Prozent betrug das jähr-

Abb. vorhergehende Seite: Blick auf denFrankfurter Flughafen.Abb. links: Gütertransport auf dem Luftweg.Auf dem größten Frachtflughafen Europaswerden täglich bis zu 5.400 Tonnen Frachtgutverladen.

liche Wachstum des Luftverkehrs inFrankfurt in den letzten zwei Jahrzehn-ten. Die Luftverkehrswirtschaft wird an-gesichts steigender Mobilität eine Wachs-tumsbranche bleiben. Der Anteil boo-mender Wirtschaftsregionen in Asien am Weltluftverkehr wird zunehmen, Mobilitäts-Schübe sind auch durch dieOsterweiterung der Europäischen Unionzu erwarten.

„Zukunft ausbauen“

Unser wichtigstes Ziel ist deshalb dernachfragegerechte Ausbau unseres Hub-Flughafens, der zentralen Drehscheibedes Luftverkehrsstandortes Deutschland.Trotz aller Optimierung sind wir dort2006 an der Grenze unserer Kapazitätangelangt, übersteigt doch die Nachfragenach Slots das Angebot bei weitem. Se-riöse Prognosen gehen davon aus, dassdie Flugbewegungen von jetzt 457.000bis 2015 auf rund 660.000 ansteigen, dieZahl der Passagiere von knapp 50 auf 80Millionen und die Fracht von 1,5 auf 2,7Millionen Tonnen zunimmt. Die Bundes-regierung rechnet bis 2020 mit einerjährlichen Steigerung bei den Passagierenvon fünf und bei der Fracht von siebenProzent. Deswegen heißt unsere Losung„Zukunft ausbauen“: mit einer neuenLandebahn im Nordwesten, der raum-und umweltverträglichsten Lösung, undeinem dritten Terminal im Süden, das inEtappen entstehen soll. Das Raumord-nungsverfahren ist abgeschlossen, nunnimmt das Planfeststellungsverfahren seinen Gang. Mit dem Luftverkehrsdreh-kreuz Frankfurt steht und fällt die inter-nationale Wettbewerbsfähigkeit des Luft-verkehrsstandortes Deutschland. Unsereeuropäischen Konkurrenten schlafennicht. London, Paris und Madrid wollenebenfalls ausbauen und danach der AirFrance/KLM-Allianz gestärkte Amsterdamhat nach abgeschlossener Erweiterungschon jetzt die Konfektionsgröße, die wireinmal anstreben.

Frankfurt-Hahn erfolgreichster Low-cost Flughafen

Zur Zukunfts-Strategie eines erfolgreichenFlughafenbetreibers gehört aber auch eine intelligente Antwort auf die Demo-kratisierung des Luftverkehrs, rechnetman im Low-cost-Geschäft doch bereitsin zwei Jahren mit zwölf bis 15 MillionenKunden. Mit Frankfurt-Hahn, dem mit2,3 Millionen Passagieren am Ende diesesJahres erfolgreichsten Low-cost-FlughafenDeutschlands, setzen wir durch die weit-schauende Fortentwicklung der Netz-strukturen auf ein gesplittetes Wertstei-gerungsmodell: Frankfurt bietet künftigausreichende Slots für den Interkontinen-talverkehr, Hahn preiswerten Punkt-zu-Punkt-Verkehr. Die Zukunft gehört ange-sichts der Wettbewerbsvorteile bei Kos-ten, Vertrieb und Marktsegmentierungkonsolidierten Flughafensystemen, dasfür Frankfurt-Main-Frankfurt-Hahn jetztbei der EU beantragt wurde.

„Jobmaschine Flughafen“

Die Luftverkehrswirtschaft ist insgesamteine Jobmaschine. Seit 1995 hat sie 16Prozent mehr Jobs geschaffen, anderegroße Verkehrsträger sind im gleichenZeitraum auf zwei Drittel ihres Ausgangs-wertes geschrumpft. Die Flughäfen haben überdurchschnittlich zu diesemWachstum beigetragen. 300.000 Men-schen in der Rhein-Main-Region sind inihrem Lebensunterhalt vom Flughafen abhängig. 10.000 neue Arbeitsplätzewurden alleine im letzten Jahrzehnt ge-schaffen. Für die Cargo City Süd, eine Immobilien-Erfolgsstory, waren bis 20106.250 neue Arbeitsplätze versprochen.Schon Ende des nächsten Jahres wird diese Zahl übertroffen sein.

Der Ausbau, mit 3,3 Milliarden EuroDeutschlands größtes privatwirtschaftli-ches Investment, soll nach den Berech-nungen von Gutachtern 100.000 neueArbeitsplätze bringen.Die Zahl entsprichtder Dimension einer hessischen Großstadt.Neue Beschäftigungsmöglichkeiten durchdie Werft für den A 380 sind noch nicht

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eingerechnet. 80 Prozent der neuen Jobssollen in der Region Rhein-Main enste-hen, die mit dem erweiterten Flughafenihre Attraktivität als eine der führendenWirtschaftsregionen Europas noch er-höht.

Anpassung an neue Technologien

Es geht aber nicht nur darum, einer stei-genden Nachfrage gerecht zu werden,sondern uns auch an neue Technologienim Verkehr und die Wünsche unsererKunden anzupassen. Ich meine damitden neuen Megaliner A 380 von Airbus,für den am Frankfurter Flughafen eineWerft gebaut wird und der eine neueFlugzeuggeneration darstellt. Die Luft-hansa, unser wichtigster Kunde, wird ihreA 380 Flotte in Frankfurt stationieren.

Neue Technologien machen übrigensauch die Fluggeräte immer leiser. Trotzdes in der Vergangenheit erheblich ange-stiegenen Verkehrs hat der Lärm abge-nommen. Der subjektive Eindruck derMenschen ist aber ein anderer, wie wiraus Umfragen wissen. Die Sensibilität unserer Mitbürger in Umweltfragen hatzugenommen. Deswegen investieren wirmassiv in den Umweltschutz, setzen aufMediation und lokale Nachbarschaftspfle-ge, streben nach dem Ausbau ein Nacht-flugverbot für geplante Nachtflüge zwi-schen 23:00 Uhr und 05:00 Uhr an. Esgeht uns um eine gesellschaftsverträgli-che Vermittlung unserer Unternehmens-politik. Umweltschutz betrachten wir alswertsteigernden Faktor.

Airport-City permanent attraktivieren

Eine Daueraufgabe ist, die Airport-City alsImmobilienadresse, Konferenz-Zentrumund Erlebnis-Standort mit hervorragen-den Shopping- und Gastronomie-Ange-

Abb. rechts: Zollfreier Einkauf ist ein wichtigerBestandteil der Airport-City.

boten, ausgezeichneten Übernachtungs-und Unterhaltungsmöglichkeiten ständiganziehungskräftiger zu machen. Das„non-aviation“-Geschäft wird immer bedeutender. So sind wir beispielsweiseFrankfurts erste Immobilien-Adresse, ver-planen 220.000 Quadratmeter mit Büro-und Retailflächen sowie Infrastruktur fürneue Informations- und Kommunikati-onstechniken. Ganz hoch hinaus wollenwir mit dem AIR-RAIL Center Frankfurt,der Überbauung des ICE-Fernbahnhofes,mit einer Fläche von rund 185.000 Qua-dratmetern für Büros, Dienstleistungen,darauf abgestimmte Retailing-Facilitäten.

Fit für den Wettbewerb

Um was geht es noch? Um die Akquisitionvon Flughafen-Dienstleistungen überall inder Welt, angesichts der Privatisierungs-welle von Flughäfen eine interessantePerspektive. Es geht darum, Chancen fürinternationale Kooperation zu nutzen.Schon jetzt ist die Fraport, die Produkteauf höchstem Niveau anbietet, an Stand-orten auf allen Kontinenten aktiv. Zurnachhaltigen Entwicklung gehört aberauch ein internes Fitnessprogramm mitschneller Kapazitätsanpassung, wirksamerKostenreduktion, flexiblen Arbeitszeitmo-dellen bei gleichzeitiger hochprofessionel-ler Führung und einer optimalen Kommu-nikation nach innen wie außen. Geradeweil Flughafenbetreiber angesichts 90Prozent fixer Kosten in ihrer Beweglich-keit bei der Krisenbewältigung einge-schränkt sind, müssen solche Ressourcender Effizienzsteigerung wirkungsvoll aus-geschöpft werden.

Bei Sicherheit keinen Rabatt

In einer Zeit, wo der Terrorismus zurGeißel der modernen Menschheit zu wer-den droht, kommt der Gewährleistungder Sicherheit besondere Bedeutung zu.Sicherheit rangiert im Bedürfnis der Kun-den vor Fernweh, und in dieser zentralenFrage hat es in Frankfurt noch nie einenRabatt gegeben. Weltweit erfüllen wir diehöchsten Standards, haben rund um denGlobus ein ausgeprägtes Sicherheits- undTechnik-Image.

850 zusätzliche Sicherheitskräfte wurdenim Auftrag des Bundesgrenzschutzes zumverstärkten Schutz eingesetzt. Sicherheitgehört bei der Fraport zum strategischenKerngeschäft. Wir sind Marktführer inTransportation Security in Europa, unserTochterunternehmen ICTS bietet Servicesan 34 Stationen in 14 Ländern, hat 7.000Mitarbeiter und macht einen jährlichenUmsatz von 230 Millionen Euro.

Mehr Sicherheit ist ebenso notwendigwie teuer. Auch der Staat muss sich seinerVerantwortung bewusst sein. Dazu ge-hört die Bereitschaft, die Luftsicherheits-gebühren für den Bundesgrenzschutz zutragen. Hier wollen wir nur die gleicheBehandlung wie andere deutsche Ver-kehrsträger und EU-konforme Regelun-gen, was nicht zuviel verlangt ist. Die Sicherheitskosten in der Luftverkehrswirt-schaft sind seit dem Jahr 2000 um nahe-zu 200 Prozent gestiegen. Ein verstärktesstaatliches Engagement ist auch schon imInteresse eines fairen Wettbewerbs gebo-ten, werden doch beispielsweise in denUSA die Zusatzkosten zur Abdeckung desKriegs- und Terrorismus-Risikos weitge-hend vom Staat übernommen.

Gemeinsam Weichen stellen

Um die Weichen für eine starke Positionder deutschen Luftverkehrswirtschaft, vonder 750.000 Arbeitsplätze in Deutschlandabhängen, im zukünftig erweiterten Euro-pa zu stärken, haben wir jüngst zusam-men mit der Deutschen Lufthansa AG,dem Flughafen München GmbH und derDeutschen Flugsicherung GmbH die Initia-tive „Luftverkehr für Deutschland“ ins Leben gerufen.

Dr. Wilhelm Bender, Vorstandsvorsitzenderder Fraport AG.

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