Donatsch Kaspar mit Bildern 2017 · 1 Samedan, 8.5.2017 Text aus „The Magic Carpet - Kunstreise...

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1 Samedan, 8.5.2017 Text aus „The Magic Carpet - Kunstreise zu den Engadiner Hotels 1850-1914“ von Dora Lardelli, Mailand/Genf 2010 Kaspar Donatsch geb. 1866 in Samedan, gest.1954 in Celerina Vorlageblatt und Schablone aus dem Nachlass Decken- und Wandmalerei im Hotel Edelweiss in Sils-Maria Zur Biografie Kaspar Donatsch ist als einziger Engadiner Dekorationsmaler durch seinen umfangreichen Nachlass bestehend aus rund 800 Originalentwürfen und Schablonen, 3000 Vorlageblättern, Musterbüchern und Fachliteratur dokumentiert. 1 Das für die Geschichte der Dekorationsmalerei wichtige Material ist im Kulturarchiv der Öffentlichkeit zugänglich. Kaspar Donatsch (anfänglich Kasper Donatz) wurde 1866 in Samedan als Sohn von Christian Donatsch und seiner Frau Dorothea Caduff geboren. 2 Seine Grosstante Anna Maria Donatsch (1789-1877) hatte den erfolgreichen Baumeister und Hotelier Johannes 1 Literatur: Biografisches Lexikon 1998, S, 273. Das Oberengadin in der Malerei 1985, S. 108-109. Quellen: Informationen des Enkels von Kaspar Donatsch, Chasper Donatsch und der Enkelin Frau Maibaum, Celerina 1995-2000. Kaiser, Dolf, Stammbaum der Familie Donatsch, Typoskript, Samedan, 3.6.08, Kulturarchiv Oberengadin. Nachlass Kaspar Donatsch, Kulturarchiv Oberengadin. 2 Im Skizzenbuch aus Berlin vom 23. Oktober 1894 signierte er mit Kasper Donatz, auch im Diplom der Privatmalschule Carl Lange und Wilhelm Grau in Berlin vom 1. März 1895 ist er als Kasper Donatz aufgeführt. 1919-1920 signierte er als K. Donatsch.

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Samedan, 8.5.2017 Text aus „The Magic Carpet - Kunstreise zu den Engadiner Hotels 1850-1914“ von Dora Lardelli, Mailand/Genf 2010 Kaspar Donatsch geb. 1866 in Samedan, gest.1954 in Celerina

Vorlageblatt und Schablone aus dem Nachlass Decken- und Wandmalerei im Hotel

Edelweiss in Sils-Maria Zur Biografie Kaspar Donatsch ist als einziger Engadiner Dekorationsmaler durch seinen umfangreichen Nachlass bestehend aus rund 800 Originalentwürfen und Schablonen, 3000 Vorlageblättern, Musterbüchern und Fachliteratur dokumentiert.1 Das für die Geschichte der Dekorationsmalerei wichtige Material ist im Kulturarchiv der Öffentlichkeit zugänglich. Kaspar Donatsch (anfänglich Kasper Donatz) wurde 1866 in Samedan als Sohn von Christian Donatsch und seiner Frau Dorothea Caduff geboren.2 Seine Grosstante Anna Maria Donatsch (1789-1877) hatte den erfolgreichen Baumeister und Hotelier Johannes

1 Literatur: Biografisches Lexikon 1998, S, 273. Das Oberengadin in der Malerei 1985, S. 108-109. Quellen: Informationen des Enkels von Kaspar Donatsch, Chasper Donatsch und der Enkelin Frau Maibaum, Celerina 1995-2000. Kaiser, Dolf, Stammbaum der Familie Donatsch, Typoskript, Samedan, 3.6.08, Kulturarchiv Oberengadin. Nachlass Kaspar Donatsch, Kulturarchiv Oberengadin. 2 Im Skizzenbuch aus Berlin vom 23. Oktober 1894 signierte er mit Kasper Donatz, auch im Diplom der Privatmalschule Carl Lange und Wilhelm Grau in Berlin vom 1. März 1895 ist er als Kasper Donatz aufgeführt. 1919-1920 signierte er als K. Donatsch.

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Badrutt (1791-1855) geheiratet. Die dadurch entstandene familiäre Verbindung zur damals wichtigsten Hotelierfamilie des Engadins mag auf die Karriere Donatschs einen positiven Einfluss gehabt haben. Er übte vorerst gleich seinem Vater, der in Malans tätig war, den Beruf des Flachmalers aus. Zusammen mit seinem Bruder Christian (1861-1936) gründete er um 1886 in St.Moritz und einige Jahre später auch in Celerina das Malergeschäft „Gebrüder Donatz“. Kaspar Donatsch bildete sich - meist während der Wintermonate, wenn im Geschäft wenig Arbeit war – in Deutschland zum Dekorationsmaler aus: 1885 bis 1886 in München und 1894 bis 1895 in der Privatmalschule von Carl Lange und Wilhelm Grau in Berlin. Am 1. März 1895 wurde ihm dort „der erste Preis für hervorragende Leistungen auf dem Gebiete der Dekorationsmalerei zuerkannt“.3 1913 erhielt die Firma „Gebrüder Donatz aus St. Moritz und Celerina“ in der „Bündnerischen Industrie- und Gewerbeausstellung“ in Chur eine Goldmedaille.4 Im Winter 1919-1920 hat sich Kaspar Donatsch nochmals fortgebildet, wie aus den im Nachlass erhaltenen Studien zur floralen Bauernmalerei hervorgeht.

. Kaspar Donatsch (links hinten) in der Malschule Carl Lange in Berlin Im Hintergrund die Dekorationsentwürfe

Die Malerwerkstatt „Gebrüder Donatz“ hat in Hotelbauten und Privathäusern des Oberengadins und Umgebung etliche Arbeiten ausgeführt. Nur die wenigsten Dekorationsmalereien lassen sich durch Signaturen, Inschriften und andere Dokumente wie Rechnungen, Korrespondenz und Fotografien zuschreiben. Zahlreiche Arbeiten kann man aber dank Mitteilungen der Nachkommen und Bekannten sowie durch

3 Auszeichnung der Malschule Carl Lange und Wilhelm Grau, Privatbesitz. 4 Diplom bei den Nachkommen von Kaspar Donatsch, Celerina.

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Vergleich mit Skizzen, Schablonen mit Farbspuren und Vorlageblättern des Nachlasses als solche identifizieren. Dabei muss stets berücksichtigt werden, dass die Arbeit sich im Rahmen seiner Werkstatt oder sogar in Zusammenarbeit mit weiteren Dekorationsmalern abwickelte. Dies zeigen auch die inmitten der Dokumentation Donatschs eingereihten Entwürfe und von Giachem Alfred Squeder, Wilhelm Möller und Giuliano Pedretti sen. Das fehlen der Signatur auf Donatschs Werken lässt sich auf die Tatsache zurückführen, dass es sich – wie in der Dekorationsmalerei durchaus üblich - meist nicht um eigene Kreationen handelt, sondern eher um Kompositionen, die der Dekorationsmaler anhand von Vorlagen zusammengestellte. Bereits 1886, also geraden nach seiner Münchner Erfahrung, müsste Donatsch bei der Neuausstattung des Kurhauses St. Moritz von 1886 mitgewirkt haben. Die im Nachlass aufbewahrten Originalmalereien mit Maskenmotive in deutscher Neorenaissance entsprechen ziemlich genau jenen des Billard-Raums im Hotel Kurhaus (erhalten). Bei der Renovation um 1905 war er wahrscheinlich wieder dabei – auch davon zeugen seine Schablonen und Vorlagen, insbesondere jene seines Berliner Lehrers Carl Lange. Eine Inschrift dokumentiert die Zusammenarbeit zwischen dem Geschäft „Gebrüder Donatz“ und dem Mailänder Giacomo Campi bei der Ausmalung des Sitzungsraums im ehemaligen Gemeindehaus in St. Moritz (1896).5 Es ist darum naheliegend, dass Donatschs Werkstatt auch bei den anderen Aufträgen Campis, im Kulm und im Palace St. Moritz mitgewirkt hat. Darauf hin deuten würde, ausser verschiedenen Schablonen, die Übereinstimmung des Motivs der Mänade, das im Kulm die Wandpaneele im Vestibül schmückt, das in Donatschs Nachlass als grosse Temperamalerei (von Giachem Alfred Squeder) erhalten ist. Auch die Malereien mit den Engelsköpfen und feiner Blattornamentik im Etagenbad des Hotels Du Lac in St. Moritz können wegen der Übereinstimmung mit seinen Tempera-Entwürfen ihm zugeschrieben werden. Diese müssten in die Zeit um 1898 fallen, als das Hotel im Rahmen einer Erweiterung neu ausgestattet wurde. Hierfür hat Otto Haberer eine prächtige maurische Ausstattung des Restaurants entworfen. Eine Mitarbeit beim Grossauftrag des Kronenhofs unter der Leitung von Otto Haberer ist ebenso wahrscheinlich: auch hier weisen u.a. Donatschs Skizzen zur Gestaltung der Stichkappen im Vestibül hin. Dem Malergeschäft Donatsch, diesmal unter kundiger Leitung des inzwischen künstlerisch gut ausgebildeten und erfahrenen Kaspar Donatsch, lässt sich die um 1905 ausgeführte, im Engadin einzigartige und erst noch erhaltene Jugendstilausstattung des

5 Zur Decke im ehemaligen Gemeindesaal: Der Freie Rätier, Chur 5.2.1896.

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Speisesaals des Hotels Edelweiss in Sils-Maria zuschreiben. Dies beweisen diverse im Nachlass aufbewahrte Vorbereitungsskizzen, Schablonenmotive mit Farbspuren und der Detailbogen Nr. 212 aus der Münchner Zeitschrift „Die Mappe“ (1903-1904). Eine Rechnung vom 15. September 1893 weist auf einen bereits rund zehn Jahre zuvor ausgeführten Auftrag im gleichen Hotel: die Dekoration von Plafond und Wänden des Speisesaals und von Holzimitationen.6 Ebenso eindeutig ist die Mitwirkung von Donatschs Werkstatt bei der Ausstattung des geräumigen Speisesaals im Kurhaus Bergün (1906). Vergleiche mit Schablonen und Farbspuren im Nachlass lassen eine Zuschreibung der Malerei mit den Rosenmotiven zu.

Im Privathausbereich hat Donatsch in verschiedenen Engadiner Dörfern heute noch in ihrer Farbenpracht leuchtende – offensichtlich technisch gut ausgeführten - Malereien hinterlassen.7 Nach Vorlagen der ersten Schweizer Schablonenfabrik von Wädenswil entstandenen, vornehmlich in pastellenem Ocker, Olivgrün und Hellblau mit goldfarbenen Akzenten, kurz nach 1900 in Celerina seine Malereien in der Villa Beeli (in der Stube und im Schlafzimmer des 1. Stocks erhalten), in der Chesa Frizzoni (im Schlafzimmer, im tonnengewölbten Korridor im Erdgeschoss (nicht erhalten) sowie in seinem Privathaus (erhalten). In S-chanf konnte er offensichtlich einen aufwendigen Auftrag ausführen: Für das Haus Nr. 19 realisierte er für verschiedene Räume ein raffiniertes Programm mit teils klassizistische und teils jugendstilhaften Formen. Donatsch soll auch in der Villa Arona in St. Moritz Malereien ausgeführt haben (heute überstrichen).8 Mit Motiven aus der Dekorationskunst - nicht aus der einheimischen Tradition – realisierte Donatschs auch Sgraffitoarbeiten: Das klassizistisch-floreale Sgraffito an der Chesa Caratsch in S-chanf und an seinem Privathaus in Celerina.

Übungsblätter aus der Zeit 1919-1920 zeigen, wie sich Donatsch für die damals in der Schweiz und auch in Deutschland für Dekorationsmaler propagierte Bauernmalerei interessierte. So hatte er die Möglichkeit, insbesondere nach Abklingen der Nachfrage nach Gebäudedekoration, Möbel zu bemalen. Meist während der kalten Saison, wenn die Bautätigkeit eingestellt war, konnte die Malerwerkstatt durch das Dekorieren von

6 Dokumentation über die Restaurierung der Firma Camastral, Felsberg 1999, Kulturarchiv Oberengadin. Rechnung der Gebrüder Donatz an das Hotel Edelweiss in Sils, 15. September 1893, Kulturarchiv Oberengadin. 7 Aussagen von den Zuschreibungen der Malereien: über Celerina gemäss Mitteilungen der Nachkommen von Kaspar Donatsch und Giuliano Pedretti1995-1900 – zum Haus Nr. 19 in S-chanf gemäss Alice Hänny-Nicol, S-chanf 1994. 8 Mitteilung von Franz Rödiger, 12.1.2006.

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Schlitten, Kutschen und Omnibusse Einkünfte erzielen. Dann entstanden auch Kaspar Donatschs in Öl gemalte Landschaften und Kopien nach alten Meistern. Das beliebte Ölbild „Celerina und San Gian“ von Tommaso Frizzoni aus dem Jahr 1797 kopierte er gleich mehrmals.9 Würdigung Der Sinn für ausgewogene Kompositionen, die sensiblen Farbabstimmungen und das technische Geschick zeichnen Kaspar Donatsch als hervorragenden Künstler und Handwerker aus. In Kaspar Donatschs Oeuvre stellt man - im Unterschied etwa zu jenem von Otto Haberer und Giacomo Campi, die an einem historistisch geprägten Stil festhielten - eine stetige Anpassung an die durch Vorlagen propagierten neuesten Tendenzen fest, die von einer traditionellen historistischen Malerei bis hin zu den moderneren, schlichteren Formen eines sich ankündenden Art-Déco oder heimatlicher Bauernmalerei führen.

Dekorationsafries, Tempera

Allegorie des Winters Dekorative Maske 9 Das Oberengadin in der Malerei 1985, S. 56-57.

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Sgraffito in S-chanf Dekorationsentwurf mit Engelchen

Kaspar Donatsch malt Stilleben und undLandschhaften Blumendekoration, Tempera