DONNERSTAG, 31. JANUAR 2013 Ich ha be geha bt!skiclubtrogen.ch/texte/d130131p.pdf · D ar aufhin...

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Publikation: tbat Pagina: 43 Ist-Farben: cmyk0 Ressort: at-ap Erscheinungstag: 31. 1. 2013 MPS-Planfarben: cmyk PERSON Hansruedi Laich Der 59-Jährige wohnt in Tro- gen. Nach Abschluss der Kan- tonsschule arbeitete Hansruedi Laich bei der St. Gallischen Creditanstalt, unter anderem als Firmenkundenberater. Während dieser Zeit bildete er sich zum Diplomierten Bank- fachexperten aus. Laichs Bank- karriere nahm mit der Stellver- tretung des Niederlassungs- leiters der Schweizerischen Bankgesellschaft in Herisau und dem späteren Aufbau der Bank Coop in St. Gallen ihren weiteren Verlauf. Von 1998 bis 2005 war der Trogner bei der Raiffeisenbank St. Gallen als Vorsitzender der Bankleitung tätig. Im Jahr 2005 wurde Hansruedi Laich als Direktor von Swiss-Ski gewählt. Wäh- rend vier Jahren führte er im Schweizerischen Skiverband rund 130 Mitarbeiter, bis er im Jahr 2009 seinen Rücktritt ein- reichte und ein Jahr später den Schritt in die Selbständigkeit vollzog. Als Inhaber der Firma Laich Consulting AG beschäf- tigt sich Hansruedi Laich mit der Beratung von Geschäfts- leitungsmitgliedern von Klein- und Mittelunternehmen. Seit 2012 hat der Trogner zudem die Projektleitung des Ausser- rhoder Regierungsprogramms 2012 bis 2015 inne. Von 1998 bis 2006 vertrat er als FDP- Politiker die Gemeinde Trogen im Ausserrhoder Kantonsrat. Seine militärische Karriere brachte ihn bis zum Grad eines Obersten. Nebst diversen Ver- waltungsratsmandaten hat Hansruedi Laich derzeit auch das Präsidium des Skiclubs Trogen inne. (bei) Wenn die Männer Rennen gewinnen, können alle Sportler von Swiss-Ski in Ruhe arbeiten. Mit bald 60 Jahren bin ich für ein Comeback zu alt. Aber: Sag niemals nie! «Ich habe gehabt!» Der Trogner Hansruedi Laich war Direktor von Swiss-Ski. Er erzählt, warum die Mitarbeitenden bei seinem Amtsantritt schwarze T-Shirts trugen, und sagt, dass er für ein Comeback zu alt sei, aber niemals nie sage. Hansruedi Laich, verfolgen Sie das Geschehen im Alpinen Skiweltcup noch, oder lassen Sie die tristen Resultate der Skifahrer kalt? Hansruedi Laich: Wenn man so lange dabei war wie ich, ist es nor- mal, dass man das Geschehen verfolgt und den Kontakt zu ge- wissen Entscheidungsträgern aufrecht erhält. Welche Emotionen lösen die schlechten Resultate der Männer bei Ihnen aus? Laich: Ich finde es erstaunlich, dass im Verband alles schlecht sein soll, nur weil das Alpinteam der Männer die Leistung nicht bringt. Schliesslich werden in den anderen Sportarten von Swiss-Ski gute Resultate erzielt. Das Umfeld und die Medien akzentuieren die- se Tatsache. Was heisst das? Laich: Schauen Sie: Wenn die Alpinen Männer Rennen gewin- nen oder Podestplätze realisieren, dann können alle Sportler des Ski- verbands in Ruhe arbeiten. Dazu tragen auch die Medien bei. Errei- chen die Snowboarder an den Weltmeisterschaften beispiels- weise keine Medaille, bleibt das mediale Echo gering, ganz anders bei Misserfolgen der Alpinen. Demzufolge geniessen die Alpinen Männer in der Schweiz nach wie vor den höchsten Stellenwert. Laich: Das ist so, vielleicht hängt das auch mit den traditionellen Rennorten wie Adelboden, Wen- gen oder Kitzbühel zusammen. Solche Orte reissen sich um Män- neranlässe. Das Spektakel garan- tiert den Organisatoren viele Zu- schauer und letztlich auch Prä- senz in den Medien. Nach den desaströsen Alpinen Ski- Weltmeisterschaften in Bormio im Jahr 2005 übernahmen Sie die Di- rektorenfunktion von Swiss-Ski im Jahr 2006. An der Weltmeister- schaft 2009 in Val d’Is` ere belegte die Schweiz auf dem Medaillen- spiegel Rang 1. Was führte zu die- sem Fortschritt? Laich: Damals war es nötig, die Strukturen innerhalb des Verban- des zu ändern. Vieles war unklar, und ich konnte mit neuen Leuten eine saubere Organisation auf- bauen. Ich bin der Meinung, dass ein Verband wie Swiss-Ski eine klare Führung braucht, so dass alle wissen, was Sie dürfen und was nicht. Fehlt Swiss-Ski heute diese klare Führung? Laich: Ich glaube nicht, dass eine klare Führung fehlt. Viel eher bin ich überzeugt, dass jetzt die etwas ‹lieberen› Leute am Werk sind. Als ehemaliger Direktor liegt es mir aber fern, darüber ein Urteil ab- zugeben. Ihren Rücktritt als Direktor be- gründeten Sie damals mit der unterschiedlichen Interpretation der Verbandsführung zwischen dem Präsidenten (Anm. d. Red.: Urs Lehmann) und Ihnen. Laich: Seit meinem Abgang hat das Präsidium von Swiss-Ski das Zepter mehr in die Hand genom- men. Die Verantwortung ist dem- nach vom operativen Bereich mehr in die strategische Ebene übergegangen. Lautstark werden derzeit Änderun- gen gefordert. In den Medien ist gar von einem dringend nötigen «Köpferollen» die Rede. Laich: Man muss wissen: Es gibt zwei Zeitpunkte, in denen alle alles ändern wollen. In guten Zei- ten wollen alle Verantwortung übernehmen, in schlechten Zei- ten hingegen will niemand diese Schuld tragen. Dann kräht alles nach Nothelfern. Konkret, Herr Laich: Liegt bei Ihnen ein Angebot von Swiss- Ski auf dem Tisch? Laich: Nein, es liegt keine Anfrage vor, und das ist gut so. Schliesslich ist meine ehemalige Position mit An- dreas Wenger gut besetzt. Ihn habe ich damals als meinen Stellvertreter in den Verband geholt. Ist die Ära Schweizer Skiverband für Sie endgültig abgeschlossen? Laich: Ich habe gelernt, dass man niemals «nie» sagen soll. Mit bald 60 Jahren habe ich es aber ge- sehen. Die Zeit im Skiverband war eine sehr spannende, die ich keinesfalls missen möchte. Ich bin sicher, dass ich mehr erlebt habe, als ich es als Banker getan hätte. Sie sprechen es an. Ihre berufliche Vergangenheit im Bankensektor liegt in der Wirtschaft. Ist dies für die Führung eines Sportverbandes von Vor- oder Nachteil? Laich: Als ich den Direktoren- posten im Jahr 2006 antrat, galt es, grosse Finanzprobleme zu lö- sen. Dafür war meine berufliche Herkunft sicherlich von Vorteil. Trotz zusätzlicher Kenntnisse des Sports war der Einstieg in die da- mals neue Aufgabe nicht ganz einfach. Wie machte sich dieser schwierige Start bemerkbar? Laich: Anfangs bekam ich von befreundeten Journalisten mitge- teilt, dass ich von den Medien ab- geschossen werde. Zudem trugen einige Mitarbeitende bei meinem ersten Arbeitstag aus Protest schwarze T-Shirts, weil damals der favorisierte Gian Gilli nicht als Direktor gewählt wurde. Trotzdem schafften Sie es, die Leute zu motivieren. Laich: Ja, auch deshalb, weil ich von Beginn weg davon überzeugt war, diese Herausforderung zu packen. Bei meinem Abschied hätten dieselben Mitarbeitenden wohl am liebsten wieder schwarze T-Shirts übergestreift. Diesmal aber aus einem ande- ren Grund. Die Ski-WM der Alpinen in Schladming steht vor der Türe. Was muss passieren, dass wir Schweizer uns trotz der bisheri- gen Leistungen über Erfolge freuen können? Laich: Im Sport ist vieles mög- lich. Ein gutes Resultat kann Wunder wirken. Aber das Selbstvertrauen der Athleten ist momentan schon sehr an- geschlagen. Welche Erfahrungen haben Sie aus Ihrer Tätigkeit als Direktor von Swiss-Ski mit- genommen? Laich: Meine grösste Erkenntnis ist, dass man noch so viel arbeiten kann, letztlich aber die sportli- chen Erfolge sehr viel Ein- fluss auf die Beurteilung der eige- nen Arbeit haben. Weiter bewe- gen sich in der Schneesportbran- che viele Menschen, die in der Privatwirtschaft kaum reüssieren könnten. Inwiefern? Laich: Oftmals bringen soge- nannte ‹schwierige› Leute den Er- folg. Diese sind nicht einfach zu führen. Aber genau solche Leute braucht es im Sport. Hansruedi Laich, von 1998 bis 2006 hatten Sie als FDP-Politiker im Ausserrhoder Kantonsrat Einsitz. Gemäss eigener Aus- sage fiel Ihnen der Abschied aus der Politik damals nicht sonderlich schwer. Was miss- fiel Ihnen an der Politik? Laich: Wenn man wie ich ein Machertyp ist und zudem eher ungeduldig, dann grenzt Politik an Erziehung. Mit viel Frustpotenzial? Laich: Ich möchte nicht von Frust sprechen, aber es ist schon er- nüchternd, wenn gewisse Sachen viel länger dauern, als man in der ersten Phase das Gefühl hatte. Ist ein Comeback von Hansruedi Laich in der Politik also ausge- schlossen? Laich: Hier gilt Ähnliches wie für ein Comeback bei Swiss-Ski: Mit bald 60 Jahren bin ich hierfür zu alt. Aber, sag niemals nie! Sie lassen sich also ein Türchen offen. In Appenzell Ausserrhoden stehen in den nächsten Jahren Er- satzwahlen für die Regierung an. Zudem sieht die geplante Staats- leitungsreform keine Alters- beschränkung mehr vor. Dürfen die Ausserrhoder Stimmberechtig- ten mittelfristig mit einem Regie- rungsratskandidaten Hansruedi Laich rechnen? Laich: Nein, ich betone noch- mals: Für dieses Amt bin ich zu alt. Ich habe definitiv kein Inter- esse daran. Sind Ihre Ambitionen für öffent- liche Ämter demnach gesättigt? Laich: In meinem Leben präg- ten mich zwei Erlebnisse. Das erste fand in der Kanti statt. Da- zumal drehte ich eine Ehren- runde und musste zuvor den Rektor anflehen, damit ich nochmals aufgenommen wur- de. Dies weckte den Ehrgeiz in mir. Das zweite prägende Er- lebnis hatte ich im Alter von 55 Jahren. Bei mir wurde – glück- licherweise im Anfangssta- dium – Darmkrebs diagnosti- ziert. Daraufhin beschloss ich, nur noch zu tun, was mir Spass macht. Ein halbes Jahr später kündigte ich bei Swiss- Ski. Zu den Tätigkeiten, die Ihnen Spass machen, gehört dem- nach die Selbständigkeit, in der Sie sich jetzt bewegen. Warum dieser Schritt? Laich: Als Selbständiger führe ich keine Perso- nen mehr. Ich habe fest- gestellt, dass Personalfüh- rung, wenn man sie richtig macht, unheimlich viel Energie braucht. Irgendwann war ich ausgepowert. Was tun Sie als Inhaber und Leiter der Firma Laich Consulting AG? Laich: Beispielsweise unterstütze ich verschiedene Firmen als Ver- waltungsrat im Bereich Finanzen, Organisation und in der strate- gischen Ausrichtung. Ich biete mich aber auch als ‹Manager auf Zeit› an. Dabei unterstütze ich das Management oder diene als Pro- jektleiter in Unternehmen. Und wie sieht Ihre berufliche Zu- kunft aus? Laich: Ich stelle mir vor, bis zum Alter von 70 Jahren einige Verwal- tungsratsmandate innezuhaben, um dort auch etwas mit einzu- bringen. Zudem obliegt mir die Gesamtprojektleitung des Aus- serrhoder Regierungsprogramms 2012 bis 2015. Mein Ziel ist und bleibt aber, nur noch 50 Prozent zu arbeiten. Seit einigen Jahren spiele ich Golf, und im Winter nehme ich an Skirennen teil. Die nötige Zeit, um genug dafür zu trainieren, nehme ich mir konse- quent. Hansruedi Laich, welche Ziele set- zen Sie sich mittelfristig noch? Laich: Beruflich habe ich Schö- nes und Interessantes erreicht, ich strebe keine grossen Ämter mehr an. Meine Vorsätze der be- ruflich ausgeglichenen Balance möchte ich unbedingt einhalten. Ich will nicht mehr bindende Führungstätigkeiten eingehen. Ich habe gehabt! Interview: Bruno Eisenhut Bild: Martina Basista DONNERSTAG, 31. JANUAR 2013 appenzellerland 43

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Publikation: tbat Pagina: 43 Ist-Farben: cmyk0Ressort: at-ap Erscheinungstag: 31. 1. 2013 MPS-Planfarben: cmyk

PERSON

Hansruedi LaichDer 59-Jährige wohnt in Tro-gen. Nach Abschluss der Kan-tonsschule arbeitete HansruediLaich bei der St.GallischenCreditanstalt, unter anderemals Firmenkundenberater.Während dieser Zeit bildete ersich zum Diplomierten Bank-fachexperten aus. Laichs Bank-karriere nahm mit der Stellver-tretung des Niederlassungs-leiters der SchweizerischenBankgesellschaft in Herisauund dem späteren Aufbau derBank Coop in St.Gallen ihrenweiteren Verlauf. Von 1998 bis2005 war der Trogner bei derRaiffeisenbank St.Gallen alsVorsitzender der Bankleitungtätig. Im Jahr 2005 wurdeHansruedi Laich als Direktorvon Swiss-Ski gewählt. Wäh-rend vier Jahren führte er imSchweizerischen Skiverbandrund 130 Mitarbeiter, bis er imJahr 2009 seinen Rücktritt ein-reichte und ein Jahr später denSchritt in die Selbständigkeitvollzog. Als Inhaber der FirmaLaich Consulting AG beschäf-tigt sich Hansruedi Laich mitder Beratung von Geschäfts-leitungsmitgliedern von Klein-und Mittelunternehmen. Seit2012 hat der Trogner zudemdie Projektleitung des Ausser-rhoder Regierungsprogramms2012 bis 2015 inne. Von 1998bis 2006 vertrat er als FDP-Politiker die Gemeinde Trogenim Ausserrhoder Kantonsrat.Seine militärische Karrierebrachte ihn bis zum Grad einesObersten. Nebst diversen Ver-waltungsratsmandaten hatHansruedi Laich derzeit auchdas Präsidium des SkiclubsTrogen inne. (bei)

Wenn die MännerRennen gewinnen,

können alle Sportlervon Swiss-Ski inRuhe arbeiten.

Mit bald 60 Jahrenbin ich für ein

Comeback zu alt.Aber: Sag niemals

nie!

«Ich habe gehabt!»Der Trogner Hansruedi Laich war Direktor von Swiss-Ski. Er erzählt, warum die Mitarbeitenden bei seinem Amtsantrittschwarze T-Shirts trugen, und sagt, dass er für ein Comeback zu alt sei, aber niemals nie sage.

Hansruedi Laich, verfolgen Sie dasGeschehen im Alpinen Skiweltcupnoch, oder lassen Sie die tristenResultate der Skifahrer kalt?Hansruedi Laich: Wenn man solange dabei war wie ich, ist es nor-mal, dass man das Geschehenverfolgt und den Kontakt zu ge-wissen Entscheidungsträgernaufrecht erhält.

Welche Emotionen lösen dieschlechten Resultate der Männerbei Ihnen aus?Laich: Ich finde es erstaunlich,dass im Verband alles schlechtsein soll, nur weil das Alpinteamder Männer die Leistung nichtbringt. Schliesslich werden in denanderen Sportarten von Swiss-Skigute Resultate erzielt. Das Umfeldund die Medien akzentuieren die-se Tatsache.

Was heisst das?Laich: Schauen Sie: Wenn dieAlpinen Männer Rennen gewin-nen oder Podestplätze realisieren,dann können alle Sportler des Ski-verbands in Ruhe arbeiten. Dazutragen auch die Medien bei. Errei-chen die Snowboarder an denWeltmeisterschaften beispiels-weise keine Medaille, bleibt dasmediale Echo gering, ganz andersbei Misserfolgen der Alpinen.

Demzufolge geniessen die AlpinenMänner in der Schweiz nach wievor den höchsten Stellenwert.Laich: Das ist so, vielleicht hängtdas auch mit den traditionellenRennorten wie Adelboden, Wen-gen oder Kitzbühel zusammen.Solche Orte reissen sich um Män-neranlässe. Das Spektakel garan-tiert den Organisatoren viele Zu-schauer und letztlich auch Prä-senz in den Medien.

Nach den desaströsen Alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Bormio imJahr 2005 übernahmen Sie die Di-rektorenfunktion von Swiss-Ski imJahr 2006. An der Weltmeister-schaft 2009 in Val d’Isere belegtedie Schweiz auf dem Medaillen-spiegel Rang 1. Was führte zu die-sem Fortschritt?Laich: Damals war es nötig, dieStrukturen innerhalb des Verban-des zu ändern. Vieles war unklar,und ich konnte mit neuen Leuteneine saubere Organisation auf-bauen. Ich bin der Meinung, dassein Verband wie Swiss-Ski eineklare Führung braucht, so dassalle wissen, was Sie dürfen undwas nicht.

Fehlt Swiss-Ski heute diese klareFührung?Laich: Ich glaube nicht, dass eineklare Führung fehlt. Viel eher binich überzeugt, dass jetzt die etwas‹lieberen› Leute am Werk sind. Alsehemaliger Direktor liegt es miraber fern, darüber ein Urteil ab-zugeben.

Ihren Rücktritt als Direktor be-gründeten Sie damals mit derunterschiedlichen Interpretationder Verbandsführung zwischendem Präsidenten (Anm. d. Red.:Urs Lehmann) und Ihnen.Laich: Seit meinem Abgang hatdas Präsidium von Swiss-Ski dasZepter mehr in die Hand genom-men. Die Verantwortung ist dem-nach vom operativen Bereichmehr in die strategische Ebeneübergegangen.

Lautstark werden derzeit Änderun-gen gefordert. In den Medien istgar von einem dringend nötigen«Köpferollen» die Rede.Laich: Man muss wissen: Es gibtzwei Zeitpunkte, in denen allealles ändern wollen. In guten Zei-ten wollen alle Verantwortungübernehmen, in schlechten Zei-ten hingegen will niemand dieseSchuld tragen. Dann kräht allesnach Nothelfern.

Konkret, Herr Laich: Liegt beiIhnen ein Angebot von Swiss-Ski auf dem Tisch?Laich: Nein, es liegt keineAnfrage vor, und das ist gutso. Schliesslich ist meineehemalige Position mit An-dreas Wenger gut besetzt. Ihnhabe ich damals als meinenStellvertreter in den Verbandgeholt.

Ist die Ära Schweizer Skiverbandfür Sie endgültig abgeschlossen?Laich: Ich habe gelernt, dass manniemals «nie» sagen soll. Mit bald60 Jahren habe ich es aber ge-sehen. Die Zeit im Skiverbandwar eine sehr spannende, die ichkeinesfalls missen möchte. Ichbin sicher, dass ich mehr erlebthabe, als ich es als Banker getanhätte.

Sie sprechen es an. Ihre beruflicheVergangenheit im Bankensektorliegt in der Wirtschaft. Ist dies fürdie Führung eines Sportverbandesvon Vor- oder Nachteil?Laich: Als ich den Direktoren-posten im Jahr 2006 antrat, galtes, grosse Finanzprobleme zu lö-sen. Dafür war meine beruflicheHerkunft sicherlich von Vorteil.Trotz zusätzlicher Kenntnisse desSports war der Einstieg in die da-mals neue Aufgabe nicht ganzeinfach.

Wie machte sich dieser schwierigeStart bemerkbar?Laich: Anfangs bekam ich vonbefreundeten Journalisten mitge-teilt, dass ich von den Medien ab-geschossen werde. Zudem trugeneinige Mitarbeitende bei meinemersten Arbeitstag aus Protestschwarze T-Shirts, weil damalsder favorisierte Gian Gilli nicht alsDirektor gewählt wurde.

Trotzdem schafften Sie es, dieLeute zu motivieren.Laich: Ja, auch deshalb, weil ichvon Beginn weg davon überzeugtwar, diese Herausforderung zupacken. Bei meinem Abschiedhätten dieselben Mitarbeitendenwohl am liebsten wiederschwarze T-Shirts übergestreift.Diesmal aber aus einem ande-ren Grund.

Die Ski-WM der Alpinen inSchladming steht vor der Türe.Was muss passieren, dass wirSchweizer uns trotz der bisheri-gen Leistungen über Erfolgefreuen können?Laich: Im Sport ist vieles mög-lich. Ein gutes Resultat kannWunder wirken. Aber dasSelbstvertrauen der Athletenist momentan schon sehr an-geschlagen.

Welche Erfahrungen habenSie aus Ihrer Tätigkeit alsDirektor von Swiss-Ski mit-genommen?Laich: Meine grössteErkenntnis ist, dassman noch so vielarbeiten kann,letztlich aberdie sportli-chen Erfolgesehr viel Ein-

fluss auf die Beurteilung der eige-nen Arbeit haben. Weiter bewe-gen sich in der Schneesportbran-che viele Menschen, die in derPrivatwirtschaft kaum reüssierenkönnten.

Inwiefern?Laich: Oftmals bringen soge-nannte ‹schwierige› Leute den Er-folg. Diese sind nicht einfach zuführen. Aber genau solche Leutebraucht es im Sport.

Hansruedi Laich, von 1998 bis2006 hatten Sie als FDP-Politikerim Ausserrhoder KantonsratEinsitz. Gemäss eigener Aus-sage fiel Ihnen der Abschiedaus der Politik damals nichtsonderlich schwer. Was miss-fiel Ihnen an der Politik?

Laich: Wenn man wie ich ein

Machertyp ist und zudem eherungeduldig, dann grenzt Politikan Erziehung.

Mit viel Frustpotenzial?Laich: Ich möchte nicht von Frustsprechen, aber es ist schon er-nüchternd, wenn gewisse Sachenviel länger dauern, als man in derersten Phase das Gefühl hatte.

Ist ein Comeback von HansruediLaich in der Politik also ausge-schlossen?Laich: Hier gilt Ähnliches wie fürein Comeback bei Swiss-Ski: Mitbald 60 Jahren bin ich hierfür zualt. Aber, sag niemals nie!

Sie lassen sich also ein Türchenoffen. In Appenzell Ausserrhodenstehen in den nächsten Jahren Er-satzwahlen für die Regierung an.Zudem sieht die geplante Staats-leitungsreform keine Alters-beschränkung mehr vor. Dürfendie Ausserrhoder Stimmberechtig-ten mittelfristig mit einem Regie-rungsratskandidaten HansruediLaich rechnen?Laich: Nein, ich betone noch-mals: Für dieses Amt bin ich zualt. Ich habe definitiv kein Inter-esse daran.

Sind Ihre Ambitionen für öffent-liche Ämter demnach gesättigt?Laich: In meinem Leben präg-ten mich zwei Erlebnisse. Daserste fand in der Kanti statt. Da-zumal drehte ich eine Ehren-runde und musste zuvor denRektor anflehen, damit ichnochmals aufgenommen wur-de. Dies weckte den Ehrgeiz inmir. Das zweite prägende Er-lebnis hatte ich im Alter von 55Jahren. Bei mir wurde – glück-licherweise im Anfangssta-dium – Darmkrebs diagnosti-ziert. Daraufhin beschlossich, nur noch zu tun, was mirSpass macht. Ein halbes Jahrspäter kündigte ich bei Swiss-Ski.

Zu den Tätigkeiten, die IhnenSpass machen, gehört dem-nach die Selbständigkeit, inder Sie sich jetzt bewegen.

Warum dieser Schritt?Laich:Als Selbständigerführe ich keine Perso-

nen mehr. Ich habe fest-gestellt, dass Personalfüh-rung, wenn man sie richtigmacht, unheimlich viel

Energie braucht. Irgendwann warich ausgepowert.

Was tun Sie als Inhaber und Leiterder Firma Laich Consulting AG?Laich:Beispielsweise unterstützeich verschiedene Firmen als Ver-waltungsrat im Bereich Finanzen,Organisation und in der strate-gischen Ausrichtung. Ich bietemich aber auch als ‹Manager aufZeit› an. Dabei unterstütze ich dasManagement oder diene als Pro-jektleiter in Unternehmen.

Und wie sieht Ihre berufliche Zu-kunft aus?Laich: Ich stelle mir vor, bis zumAlter von 70 Jahren einige Verwal-tungsratsmandate innezuhaben,um dort auch etwas mit einzu-bringen. Zudem obliegt mir dieGesamtprojektleitung des Aus-serrhoder Regierungsprogramms2012 bis 2015. Mein Ziel ist undbleibt aber, nur noch 50 Prozentzu arbeiten. Seit einigen Jahrenspiele ich Golf, und im Winternehme ich an Skirennen teil. Dienötige Zeit, um genug dafür zutrainieren, nehme ich mir konse-quent.

Hansruedi Laich, welche Ziele set-zen Sie sich mittelfristig noch?Laich: Beruflich habe ich Schö-nes und Interessantes erreicht,ich strebe keine grossen Ämtermehr an. Meine Vorsätze der be-ruflich ausgeglichenen Balancemöchte ich unbedingt einhalten.Ich will nicht mehr bindendeFührungstätigkeiten eingehen.Ich habe gehabt!

Interview: Bruno EisenhutBild: Martina Basista

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