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Zur Erinnerung

ca. 24 / 23 Mio. Christen

ca. 100.000 Juden

235 Religionsgemeinschaften in NRW

In Deutschland leben etwa 3,8 – 4,3 Millionen Muslime, das sind ca. 4,6 – 5,2 % der Gesamtbevölkerung.

Davon gehören bis zu 20% den Islamischen Dachverbänden an.

Verteilung der Konfessionen unter Muslimen in Deutschland

Sonstige 6,1 %Schiiten 7,1 %Aleviten 12,7 %Sunniten 74,1 %

Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2009.

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1. Sunniten

• nach der Anzahl Hauptgruppe der Muslime

• auch in Deutschland mit Abstand größte Gruppe (74,1%)

• überwiegend aus den arabischen Ländern, der Türkei und aus

Bosnien

• kein allgemein anerkanntes Oberhaupt

• vier Rechtsschulen: Malikiten, Hanafiten, Schafi'iten,

Hanbaliten

2. Aleviten

• nicht zu verwechseln mit syrischen Alawiten

• überwiegend aus der Türkei

• vereinen Einflüsse aus Schiitismus, Sufismus, vorislamischem

Schamanismus und christlichem Gedankengut

• in der Türkei verboten und als Häretiker verfolgt

• zweitgrößte islamische (?) Gruppe in Deutschland (12,7%)

Denominationen I

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3. Schiiten• Unterschied zu Sunniten: unterschiedliche Auffassung über die

Nachfolge Mohammeds

• drei Hauptrichtungen: Imamiten, Ismailiten, Zaiditen

• starke Stellung der Imame / Mullahs

• drittgrößte islamische Gruppe in Deutschland (7,1%)

• überwiegend aus dem Iran und dem Nahen Osten

4. Ahmadi / Ahmadiyya

• messianische Ausrichtung des Islam mit Integration von Elementen des Christentums und der Baha´i

• zwei Hauptgruppen: Ahmadiyya Muslim Jamaat und Ahmadiyya Anjuman Ischat-i-Islam Lahura

• starke Stellung des als Mehdi verehrten Gründers (bzw. seiner Schriften)

• pazifistische und internationalistische Gedanken

• viertgrößte islamische Gruppe in Deutschland (1,7%)

• überwiegend aus Ost-/Südost- und Zentralasien

Denominationen II

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Judentum, Christentum und Islam werden

als abrahamitischen Religionen bezeichnet,

weil sie sich auf Abraham (Ibrahim), den

Stammvater der Israeliten, und seinen Gott

beziehen.

Die Bezeichnung wird teilweise als

gemeinsamer Oberbegriff für die drei

Weltreligionen verwandt, die sich auf den

„Abrahamsbund“ zurückführen:

• Das Judentum: Alle Juden sind für die

Bibel „Kinder Abrahams“, also eine

Abstammungseinheit.

• Das Christentum: Für das NT hat Jesus an

denen, die an ihn glauben, die Verheißungen

Abrahams erfüllt und sie in die Gotteskind-

schaft einbezogen, so dass auch sie Anteil an den biblischen Verheißungen für das

Volk Israel erhalten.

• Der Islam: Dort gilt Ibrahim ebenfalls als Stammvater der Ismaeliten, die noch vor

dem Erben Isaak in der Bibel die Zusage Gottes auf Nachkommenschaft und Segen

erhalten. Er ist im Koran außerdem nach Adam der erste Prophet, der allen Menschen

den einzigen wahren Gott verkündet und zugleich Vorbild ihrer Glaubens-treue und

Gerechtigkeit ist

Die drei monotheistischen Religionen

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JUDENTUM CHRISTENTUM ISLAM

Gott Jahwe (hebräischer

Name für den Gott

Israels)

Gott Allah (arabische

Bezeichnung für den

einen Gott)

Wichtigster

Prophet

Moses Jesus Mohammed

Heilige SchriftTanach, (Hebräische

Bibel, bestehend aus

Tora, Nevi`im,

Ketuvim)

Bibel: Altes und

Neues Testament

Koran

Haupt-

symbole

Menora (Symbol für

die Erschaffung der

Welt in 7 Tagen),

Davidsstern (steht

für das Sinnbild des

Judentums.)

Kreuz (Symbol für

das Leiden und den

Tod Jesu)

Mondsichel (stellt

den zunehmenden

oder abnehmenden

Mond dar) und Stern

Gebetshaus Synagoge Kirche Moschee

„Funktionäre“ Rabbiner Priester Imame

Synopse 1 Judentum, Christentum und Islam

Quelle: Donath Hercsik, Die Grundlagen des Glaubens. Eine

theologische Prinzipienlehre. Münster 2005.

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JUDENTUM CHRISTENTUM ISLAM

Gebetstag Sabbat (Samstag):streng geregelter

Ruhe- und Gebetstag

Sonntag (7. Tag derSchöpfung als Ruhe-

und Gedenktag)

Freitag:Gemeinschaftsgebet

mit Predigt

Gebetssprache Hebräisch in jeweiligerLandessprache

Arabisch

WichtigeFeiertage

- Rosh Ha Shana(Neujahr)- Sukkoth

(Laubhüttenfest;Erntedankfest)

- Chanukka(Lichterfest;

bedeutet "Weihung"und erinnert an dieWiedereinweihungdes Jerusalemer

Tempels)- Jom Kippur

(Versöhnungstag)- Pessach (Auszug

aus Ägypten)- Simchat Thora

(Thorafreudenfest)

Dreikönigstag(Erscheinung des

Herrn)- Karfreitag:Kreuzigung

- Ostern(Auferstehung Jesumit Karfreitag alsKreuzetodes Jesu,Ostersonntag undOstermontag als

Fest derAuferstehung Jesu)

- ChristiHimmelfahrt

- Allerheiligen(Gedenktag für die

Heiligen)- Pfingsten (Fest des

Heiligen Geistes)- Weihnachten (Fest

der Geburt Jesu)

- Das islamischeNeujahr

- Opferfest- Ashura-Fest(Fasten- und

Rettungstag desPropheten Moses)

- Mevlid (Geburtstagdes ProphetenMuhammad)- Ramadan

(Fastenmonat)- das

Fastenbrechen-(Zucker-)fest

Synopse 2 Judentum, Christentum und Islam

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Der islamische und christliche Glaube 1

Jesus - Muhammad

Vergleicht man den Lebensweg Jesu mit dem Muhammads, so ist dieser

für die von ihnen begründeten Religionen von entscheidender Bedeutung.

Jesus wird abgelehnt und gekreuzigt. Muhammad entwickelt sich nach

anfänglicher Ablehnung zum erfolgreichen Gesetzgeber, Staatsmann und

Militär.

Bibel – Koran

Vergleicht man Bibel und Koran auf der Oberfläche, fällt eine gewisse Nähe

auf.

Der Koran enthält viel Alttestamentliches, beschränkt sich aber weitgehend

auf die fünf Bücher Moses'.

Die Bibel wird auf eigene Weise ausgelegt. Maßgeblich ist die Angleichung

an Person, Auftrag und Botschaft Muhammads. Daneben spielt das

paränetische (ermahnende) Anliegen eine Rolle.

Der Koran hat zwar Biblisches übernommen, Muhammad aber vertritt den

Standpunkt, dass die Bibel durch den Koran überholt ist und zu einem

historischen Dokument wurde. Der Muslim braucht sich um die Bibel nicht

zu kümmern.

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Die Verwurzelung im Dekalog bindet Bibel und Koran aneinander. Im

Neuen Testament wird der Dekalog in der Bergpredigt gedeutet. Höhepunkt

dieser Deutung ist das Gebot der Feindesliebe. Dieses hat im Koran

keine Parallele. Eine andere Frage ist, in welchem Maß Christen es ernst

nahmen und ernst nehmen.

Nach christlichem Glaube ist Jesus mehr als ein Prophet, der in der

Reihe der alten Propheten steht. Er ist der Sohn, der „Erstgeborene“ unter

vielen Brüdern und Schwestern, der die Menschen zu Gott führen und zu

Gotteskindern erheben will. Der Koran greift diesen Glauben mit scharfen

Worten an, wertet ihn sogar als unvergebbare Sünde. Es muss allerdings

hinzugefügt werden, dass der Koran hier nicht Jesus angreift - Jesus habe

diesen Anspruch nicht erhoben, ja, ihn sogar abgelehnt -, sondern die

„Leute der Schrift“, die an Jesus als den Sohn Gottes glauben.

Der Koran hat auch kein Verständnis für den christlichen

Erlösungsgedanken. Der Mensch erlöst sich in gewisser Weise selbst,

indem er den Geboten Gottes gehorcht. Man muss dann den Islam als

Gesetzesreligion - im Gegensatz zur christlichen Erlösungsreligion

bezeichnen.

Der islamische und christliche Glaube 2

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Grundzüge Christentum - Islam

abrahamitische Religionen

Offenbarungsreligionen

die Welt ist Schöpfung Gottes

Erschaffung Adams als gemeinsamen Ursprung

„der Tag des Weltgerichts“ mit der Auferstehung der Toten

monotheistische Religionen

Dreifaltigkeit Unverständnis für Trinität

Altes Testament Überwindung des Pentateuch

Erlösung durch Gott Mensch erlöst sich selbst

Gewissensfreiheit völlige Unterwerfung unter Gott

Nächstenliebe Zusammenhalt innerhalb der umma

Bergpredigt / Feindesliebe „Heiliger Krieg“

Bibel – Koran

Literatur: Ursula Spuler-Stegemann 2009;

Jeannette Spenlen 2009.

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Textgrundlagen der drei monotheistischen

Religionen („Heilige Bücher“)

Christen-

tum

Islam

1. Koran

2. Tradition

(Sunna , Hadîthe)

a. starke Hadîthe

b. schwache Hadîthe

3. Methoden der

Rechtsfindung

1. Altes Testament (AT)

2. Neues Testament (NT)

a. griechisches NT

b. katholisches NT

c. Lutherbibel

3. Tradition (Schriften der

Kirchenväter, Dogmen,

Enzykliken)

Quelle: Kistenmacher 2012.

Juden

tum

1. Tanach (weitgehend

identisch mit dem AT)a. Thora: Bund mit Gott

b. Newiim: Geschichts- und

Prophetenbücher

c. Chetuwim: Psalmen.

Liebesdichtung, Hohe Lied

Salomons

2. Talmud

a. mischna

(Religionsgesetze: Staats-,

Ehe- und Familien-, Zivil-

und Strafrecht, Riten)

b. gemara

(Kommentare, insbesondere

von Rabbi Schlomo ben

Jitzchak, gelebt um 1050)

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Generelle Frage:

Verhältnis der „Heiligen Bücher“ zur Tradition

1. Multireligiosität und Multikulturalität waren immer die Regel, schon

alleine durch eine Binnendifferenzierung religiöser Stile und durch

Vermischung von Kulturen und Gesellschaften.

2. Neben der Theologie der „Heiligen Bücher“ (und ggf. ihrer

Auslegungen) gab und gibt es eine Theologie der Tradition.

3. Das „sakrale Wissen“ der „Heiligen Bücher“ sowie der Tradition war

und ist ein Kenntnisbereich von Spezialisten.

4. In der rabbinischen und christologischen Kultur bis zum Islam gab /

gibt es – zudem – eine Tradition der theologischen Debatte.

5. Laien nehmen an den „Dimensionen der Transzendenz“ über Rituale,

Liturgien, Auslegungen und Anleitungen teil.

6. Hinzu kommt eine unreflektierte selbstverständliche Teilhabe über „das

Herz“.

Quellen: C. Geertz 1987; F. Jamieson 1998; W. Klein 2005;

B. Tibi 1992; Luckmann / Schütz 1984; Beinhauer-Köhler 2010.

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Generelle Frage:

„Religion“ oder „Kultur“?

„Religion“ und „Kultur“ sind seit dem sog. cultural turn (in

Deutschland etwa 60er Jahre des 20. Jh.) ein Stück weit

austauschbar:

Danach können Religionen als bestimmte Typen kultureller

Zeichen- und Symbolsysteme aufgefasst werden.

Gleichwohl ist immer wieder die Frage nach religiösen

Quellen bzw. kulturanthropologischen Anteilen von Ideen,

Bewegungen, Strömungen und Forderungen zu stellen.

Und hier natürlich besonders nach politischen Interessen,

diese gesellschaftlichen Systeme zu tradieren.

Quellen: C. Geertz 1987; F. Jamieson 1998; W. Klein 2005;

B. Tibi 1992; Beinhauer-Köhler 2010.

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Theologische Fragen

Als ebenso gewichtiger und theologisch brisanter Einwand ist zu

beachten, ob „heilige Texte“ als inspiriert gelten könnten, da sie doch

„nur von Menschen geschrieben“ seien, zudem in deren kulturellem

Umfeld und beschränkt durch das subjektive Verstehen.

Milieutheoretisch bliebe dann von der Heiligkeit der Texte wenig übrig

– ein Relativismus aller „heiligen Texte“ wäre die unausweichliche

Folge, da sie dann doch „nur von Menschen gemacht“ (feministisch

nachgetreten: „von Männern gemacht“) sind.

Von Menschen gemacht, der Lehre nach aber inspiriert, ist die

Tradition. Sie meint in Religionen die Weitergabe von

Handlungsmustern, Überzeugungen, Gepflogenheiten, Riten,

Glaubensvorstellungen usw., die innerhalb einer

Religionsgemeinschaft zwischen Generationen mündlich und / oder

schriftlich und in Übereinstimmung mit dem jeweiligen „Heiligen Buch“

erfolgt .

Quellen: Jan Assmann 2003; Theo Sundermeier 1999;

Karl Jaspers 1989; Remi Brague 2013; Hanna-Barbara

Gerl-Falkovitz 2013.

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Rechtsfragen I

1. Artikel 7 Abs. 3 GG

Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach.

Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemein-schaften erteilt.

Kein Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden, Religionsunterricht zu erteilen.

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Rechtsfragen II

• RU ist eine klassische „res mixta“, d.h. eine gemeinsame

Angelegenheit von Staat und Religionsgemeinschaft

• Verpflichtung des Staates, RU als Angebot bereit zu halten

• Staat ist verwehrt, aus eigenem Recht RU einzuführen und zu

gestalten

• Anspruch des Staates an Religionsgemeinschaft auf

Verfassungstreue, insbesondere: Verbot, Schulkinder den

Verfassungsprinzipien zu entfremden

2. Staatskirchenrecht:

Quellen: Martin Stock 2003; Janbernd Oebbecke

2007; Christine Langenfeld 2009; Wolfgang Bock

2007; Klaus Spenlen 2010; 2015.

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Rechtsfragen III

3. Schulrecht der Länder:

• Lehrplan-Entwicklung durch das Land

• 12 Schülerinnen und Schüler pro Schule

erforderlich (NRW)

• Pflicht zur Annahme eines der Angebote

Quellen: Schulgesetze, Amtsblätter, Lehrpläne

und Richtlinien der Länder 2010; Klaus Spenlen

2010, 2015.

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Erteilung der Lehrerlaubnis

(Iĝaza und nihil obstat)

Einschränkungen bei

Fächerwahl

Rechtsfragen IV

Imamausbildung

als gemeinsame

Aufgabe

4. Staatskirchenrecht:

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Gabriel, Karl/Reuter, Hans-Richard (2004): Religion und Gesellschaft. Paderborn: 269-294.

Karl Gabriel, Religion und Politik zwischen Fundamentalismus und Zivilgesellschaft, in: Ethik und Gesellschaft 1/2008.

Casanova, Jose (1994): Public Religions in the Modern World. New York.

Casanova, Jose (1996): Chancen und Gefahren öffentlicher Religion. Ost- und Westeuropa im Vergleich, in Kallscheuer,

Otto (Hrsg.): Das Europa der Religionen. Frankfurt/Main: 181-210.

Casanova, Jose (2001): Religion, the new millenium, and globalization. In: Sociology of Religion 62: 455-473.

Beckford, James A. (2003): Social Theory & Religion. Cambridge: 60-64.

Viktor W. Weichbold, Über religiöse Gefühle und ob man sie verletzen darf, in: Ritzer, Georg (Hrsg.), "Mit Euch bin ich

Mensch ..." Festschrift für Friedrich Schleinzer OCist, Innsbruck 2008, 199-216.

Christine Schirrmacher, Islam in Europa als Herausforderung für Staat, Gesellschaft und Kirche. Die heutige Situation –

Geschichte und Hintergründe, Vortrag, wie er am 21. Mai 2008 in Traun hätte gehalten werden sollen.

Wolfgang Schäuble, Religiöse Vielfalt und gesellschaftlicher Zusammenhalt in Deutschland, Festvortrag anlässlich der

Verleihung des Eugen-Biser-Preises am 22. November 2008 in München.

Migration – Religion – Integration, in: POLICY, Nr. 30, Berlin 2009.

Martina Weyrauch, Rosemarie Will (Hrsg.), Religionen – Weltanschauungen – Grundrechte. Dritte Berliner Gespräche

über das Verhältnis von Staat, Religion und Weltanschauung. Eine gemeinsame Tagung der Brandenburgischen

Landeszentrale für politische Bildung und der Humanistischen Union

Potsdam, 13. April 2007.

Erich Fromm, Religion und Gesellschaft, in: Rainer Funk, Mut zum Menschen. Erich Fromms Denken und Werk, DVA,

Stuttgart 1978, 359 ff.

Bertelsmann Stiftung (Hrsg.), Über den Religionsmonitor, Gütersloh 2007.

INFO GmbH (Berlin) und Liljeberg Research International Ltd. Sti. Antalya/Türkei (Hrsg.), Über den Religionsmonitor.

Wertewelten von Deutschen und Migrant/innen – Migration zwischen Integration und Ausgrenzung, Berlin 2010.

Literatur

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Höhepunkt der Offenbarung Gottes ist nach christlichem Verständnis

Jesus Christus. Dies beruht aber auf einem Offenbarungsverständnis,

das sich von dem des Koran grundlegend unterscheidet. Nach dem

Koran offenbart sich Gott im Buch. Der Islam ist eine Buchreligion.

Muhammad schaute in Visionen in das himmlische Buch, den

Urkoran, in dem die göttlichen Wahrheiten unverrückbar

aufgeschrieben stehen (Inlibration = Buchwerdung). Diese

Unverrückbarkeit gilt auch für den Koran.

Dagegen setzt das Christentum die Inkarnation (Menschwerdung

Gottes in Jesus Christus). In Wahrheit sind damit zwei ganz

verschiedene Wege Gottes zu den Menschen bezeichnet.

Das Christentum ist keine Buchreligion. Hinzu kommt, dass der

Koran eine irrige Vorstellung vom christlichen Glauben an den

dreifaltigen Gott hat.

Der islamische und christliche Glaube 3

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Die gemeinsame Berufung auf Abraham teilt sich in verschiedene

Interpretationen. Für die Juden ist Abraham der Stammvater, für die

Muslime Begründer der Religion des Eingottglaubens, für die Christen -

und hier insbesondere für den Apostel Paulus - Vorbild des Glaubens.

Abraham glaubte nach Paulus wie der Christ an den Gott, der lebendig

macht, der die Toten auferweckt (Röm 4). In Abraham aber trennen sich

auch die Wege. Für Juden und Christen geht die Verheißungslinie über den

Sara-Sohn Isaak, für die Muslime über Ismael, den Sohn der Sklavin Hagar.

In der Eschatologie (Lehre von den letzten Dingen) unterscheiden sich

Neues Testament und Koran in ihren Erwartungen. Beide sind

apokalyptisch geprägt, aber die Christen erwarten die Wiederkunft Christi,

die Gemeinschaft mit ihm und die Teilhabe am göttlichen Leben. Die

Muslime strecken sich aus nach dem Paradies. Wichtiger aber ist, dass das

Neue Testament schon um die Gegenwart des Endgültigen, um den

Anbruch der Gottesherrschaft weiß. Sie will schon jetzt die Menschheit

verwandeln.

Glaubensgrundsätze der drei Religionen