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5.3.2009 Dr. Ludwig Nätscher Die Bestimmung der Bodenart mittels Fingerprobe 5.3.2009 Laborschulung - LfL 1 Leiter der Anorganik an der Bioanalytik Weihenstephan, TU-München Qualitätsmanagement Bioanalytik (Akkreditierung nach ISO 17025)

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5.3.2009

Dr. Ludwig Nätscher

Die Bestimmung der Bodenart mittels Fingerprobe

5.3.2009 Laborschulung - LfL 1

Leiter der Anorganik an der Bioanalytik Weihenstephan, TU-München

Qualitätsmanagement Bioanalytik(Akkreditierung nach ISO 17025)

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Anwendungsbereich der Fingerprobe

Standardbodenuntersuchung

� LKP (Bayern)LfL, Leitfaden für die Düngung… 8. Auflage, 2007

� AbfKlärV, 1992

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� AbfKlärV, 1992� BioAbfV, 1998, geändert 2006� Cross Compliance, 2009

� Düngeverordnung, Feb. 2007

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den Boden durch Formen und Reiben prüfen auf

Körnigkeit

Mehligkeit

Prinzip der Fingerprobe

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Mehligkeit

Bindigkeit

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Bodenfraktionen

Gesamtboden

Grobboden

größer 2 mm = Kies

Feinboden

kleiner 2 mm

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größer 2 mm = Kies

2 - 4 mm4 - 8 mm8 -16 mm usw.

kleiner 2 mm

Sand 2000 - 63 µm

Schluff 63 - 2 µm Ton kleiner 2 µm

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• Bestandteile größer 2 mm (Kies) werden bei der landwirtschaftlichen Standarduntersuchung nicht extra notiert, auch wenn sie vorhanden sind.

Anmerkungen

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• Bei speziellen Fragestellungen (Gutachten) reicht die Fingerprobe u.U. nicht aus und sollte durch weitergehende Schätzverfahren bzw. Analysen ergänzt werden.

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• Sand grobkörnig bis feinkörnigrauh, kratzendhaftet nicht in den Fingerrillen

• Schluff samtig-mehlig, kaum bindig

Charakteristische Eigenschaftender Korngrößen-Fraktionen

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• Schluff samtig-mehlig, kaum bindigstumpfe Schmierflächenhaftet stark in den Fingerrillen

• Ton bindig-klebriggut formbarglänzende Schmierflächen

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Bodenarten - Hauptgruppen

Sand S

Schluff U

Lehm L =

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Lehm L = Mischung aus S + U + T

Ton T

Bezeichnung von Bodenarten-Untergruppen:Kombination aus Hauptgruppe und beigefügter

Eigenschaft z.B. toniger Lehm = tL

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Beispiel für Bodenarten-Diagramm

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Bodenarten-DiagrammBodenkundliche Kartieranleitung

31 Bodenarten-Untergruppen

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Untergruppen

Abkürzungen EDV- gerecht

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Bodenarten-Einteilung:gültig für die Standard-Bodenuntersuchung in Bayern

8 Bodenarten-Untergruppen

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Untergruppen

Abkürzungen„klassisch“

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Bodenarten-Einteilung nach Ton- und Schluffgehalten

Ton % Schluff %Codier-

ung

S Sand <5 <10 1leichtschw.lS l´S schwach lehmiger

Sand

5-12

0-5

<50

10-502

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Sand 0-5 10-50

st.lS īS stark lehmiger Sand 12-17 <50 3

mittelsL sandiger Lehm 17-25 <50 4

uL schluffiger Lehm <25 >50 5

tL toniger Lehm 25-45 >17 6

schwerlT lehmiger Ton 45-65 >17 7

T Ton >65 8

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Sonderfall: sandiger Ton

Lokal begrenzt (z.B. in Mittelfranken) gibt es tonige Böden mit deutlichem Sandgehalt . Hierzu ist im vereinfachten Schema keine eigene Gruppe vorgesehen.� Einstufung entweder als: sandiger Lehm oder toniger Lehm

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Ton % Schluff% Codierung

sT sandiger Ton 25 - 65 <17 4 bzw. 6je nach

Tongehalt

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Probenvorbereitung

Empfehlung: Boden im Originalzustand belassen: feldfeucht und ungesiebt für Fingerprobe verwenden

Probenannahme � Fingerprobe � Trocknung � Siebung � Analyse

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Optimalen Feuchtezustand einstellen!

wenn zu trocken , dann anfeuchtenwenn zu nass , dann abtrocknen lassen

standardisierte Feuchtebedingungen schaffen! Orientierung an: „Kulturfeuchte“

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Prüfungen (1 von 3)

Prüfung Beobachtung Einstufung

Sichtvergleichkombiniert mit

Haftprobe

Einzelkörner sichtbar Sand

Feinmaterial haftet in Fingerrillen

Schluff

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Haftprobe Fingerrillen

Reibeprobe

Einzelkörner fühlbar� rauh, kratzend

Sand

Boden ist samtig Schluff

Boden ist schmierig Ton

Sichtvergleich und Reibeprobe sind immer durchzuführen!

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Prüfungen (2 von 3)

Rollprobe:

walnussgroße Probe im weichen Zustand fest zusammenkneten

und auf Handfläche auf Bleistiftdicke ausrollen

a) Probe lässt sich nicht ausrollen wenig Ton und Schluff;

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vorwiegend Sand

b) Probe lässt sich ausrollen;

erneut zusammenkneten:

zerbröckelt beim 2. Ausrollen

hoher Schluffanteil

c) Probe lässt sich wiederholt

ausrollen und zusammenkneten hoher Tonanteil

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Arbeiten mit dem Bestimmungsschlüssel

überwiegend körnig …nicht ausrollbar:Sand / Schluff Reibeprobe

überwiegend samtig-mehlig …

Rollprobe

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Rollprobe

viel Feinsubstanzjedoch mit gut sichtbaren Sandanteil …

ausrollbar:Lehm / Ton Reibeprobe

Sandanteil nicht deutlich fühlbar …

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Prüfungen (3 von 3) - Sensorische Prüfung

dünne Walze zwischen den Zähnen auf Sandanteil prüfen

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an der Profilwand im Gelände an Bodenproben im Labor?

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Sichtvergleich – Schätzung des Humusgehaltes

je dunkler die Bodenfarbe, um so höher ist i.d.R. der Humusgehalt

HumusgehaltEinstufung bei

Standard-Bodenunters.Codierung

(Erweiterung)

5.3.2009 Laborschulung - LfL 18

< 4% 0 ?

4 - 15 % stark humos und

sehr stark humos

1 ?

15 - 30 % anmoorig 2 ?

> 30 % Moor 30

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Mögliche Fehleinschätzungen (1 von 2)

Bodenproben sind:

zu trocken häufig körniger eingeschätzt

zu feucht oft bindiger eingeschätzt

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zu feucht oft bindiger eingeschätzt

humushaltig undsandig

bereits geringer Humusanteilfärbt stark dunkel� Überschätzung des Humusgehaltes

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Mögliche Fehleinschätzungen (2 von 2)

Bodenproben sind:

humos und sandig Humusgehalt erhöht Bindigkeit

Einschätzung ist zu lehmig

humos und tonig Humusgehalt setzt Bindigkeit

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humos und tonig Humusgehalt setzt Bindigkeit herab

tonig und kalkreich (> 10 % Kalk) verringerte Bindigkeit ; täuscht höhere Schluffgehalte vor.

relativ einheitlich (aus demselben

Einzugsgebiet)

Blick für gesamtes Körnungsspektrum geht verloren;

leichte Unterschiede werden zu stark gewichtet

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Günstige Arbeitsbedingungen schaffen!

• Brause zum Anfeuchten der Probenmöglichst gleichartige Feuchtigkeit einstellen!� Kulturfeuchte

• Deionisiertes Wasser verwenden (Kaliumeintrag über Leitungswasser!)

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• Gute Beleuchtung zum Sichtvergleich• Referenzproben immer griffbereit• dauernde Übung• Häufigen Personalwechsel vermeiden;

Abstimmung mit Mitarbeitern (z.B. Urlaubsvertretung)

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Maßnahmen zur Qualitätssicherung bei der Fingerprobe

• Regelmäßig Referenzproben benutzen zur „Justierung“• Vergleich mit jährlichen Ringuntersuchungen der LfL

� systematische Abweichungen vorhanden?• richtige Einschätzung des Humusgehaltes:

Vergleich mit Ergebnissen aus C/N-Analytik anstellen, wenn

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Vergleich mit Ergebnissen aus C/N-Analytik anstellen, wenn vorhanden.

• richtige Einstufung der Bodenart:Vergleich mit Ergebnissen aus Sedimentations- bzw. Siebanalyseanstellen, wenn vorhanden

• Abgleich zwischen Personal innerhalb eines Labors• Dokumentation: wer hat welche Charge bearbeitet?

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Auswertung der Ringversuche 2007 und 2008 bezüglich Bodenart

Enquete 2007 - Probe 1

10

12

Anz

ahl d

er N

ennu

ngen

Enquete 2008 - Probe 2

8

Anz

ahl d

er N

ennu

ngen

5.3.2009 Laborschulung - LfL 23

0

2

4

6

8

10

Bodenart 2 3 4

Anz

ahl d

er N

ennu

ngen

0

2

4

6

Bodenart 4 5 6 7A

nzah

l der

Nen

nung

en

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Schätzgenauigkeit bei der Fingerprobeund Messunsicherheit bei Korngrößenanalyse

• bis 20 % Ton:Anteil an Ton, Schluff und Sand lässt sich von Geübten mit ca. 5 % Genauigkeit schätzen

• über 20 % Ton Schätzgenauigkeit geringer als 5 %

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Schätzgenauigkeit geringer als 5 %Scheffer / Schachtschabel, Lehrbuch der Bodenkunde, 15. Auflage

zum Vergleich:Messunsicherheit absolut (MU) – unter Wiederholbedingungen!)ermittelt aus Korngrößenanalysen an 23 Enquete-Proben)MU bei Tonfraktion: 0,48 bis 2,2 %MU bei Sandfraktion: 0,34 bis 2,2 %

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Folgen von Fehleinschätzungen

• Fehleinschätzung innerhalb der gleichen Bodenarten-Gruppe (leicht, mittel, schwer):

Höhe der Düngeempfehlung wird beeinflusst durch die Bodenart bei: Kalium, Magnesium, Spurenelemente und beim Kalkbedarf

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(leicht, mittel, schwer): � keine Veränderung der Düngeempfehlung

• Fehleinschätzung über Gruppengrenze hinweg:� deutlich unterschiedliche Empfehlungen

Beispiel:Sandige Böden haben ein geringes Nährstoff-Speichervermögen.Deshalb werden sie niedriger aufgedüngt als tonreiche!

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Literatur

• Bestimmung der Bodenart des Feinbodens mit der Fingerprobe;VDLUFA Methodenbuch Band I, D 2.1, 2. Teillieferung, 1997, VDLUFA Verlag

• Körnung und Konsistenz, Kap. 2.6.1.1,Handbuch der Bodenkunde, 2. Erg. Lieferung, 1997,

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Handbuch der Bodenkunde, 2. Erg. Lieferung, 1997, ecomed Verlagsgesellschaft

• Körnung und Lagerung, Kap. 5.1Scheffer/Schachtschabel, Lehrbuch der Bodenkunde, 15. Auflage Spektrum Verlag, 2002