Drahtloses Temperaturmesssystem Es geht um die Wurst · 2013. 2. 7. · lung von...

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I n der Fleischwarenproduktion und -weiterverarbeitung ist die Temperatur die wichtigste und am häufigsten zu messende physikalische Größe. Beispiels- weise muss bei der Herstellung der Wurst- darm-Füllmasse die Temperatur stetig und genau überwacht werden, da hier ein festgelegter Maximalwert nicht über- schritten werden darf. Der erforderliche Temperaturbereich muss für die gleich- bleibende Produktqualität eingehalten werden. Mit der Funk-Temperaturmess- datenerfassung von Jumo erhält der Fleischwarenproduzent uneingeschränkt Messdaten während jedes einzelnen Pro- zessschrittes mit unterschiedlichen Tem- peraturverteilungen in den verschiedenen rotierenden oder fahrbaren Herstellungs- behältern. Funkbasierte Temperatursen- soren stellen eine effektive und günstige Alternative zu drahtgebundenen Lösun- gen dar. Beim Einsatz der Funkübertra- gungstechnologie entfällt das Verlegen hinderlicher, langer und im Betrieb auch störanfälliger Anschlussleitungen. Da- durch verringert sich der Installationsauf- wand. Im Vergleich zur drahtgebundenen Messdatenübertragung reduzieren sich so die Kosten für Wartung, Reparatur und Neuinstallation. Sensoren senden zuverlässig Das Funkmesssystem Wtrans von Jumo besteht aus dem Temperaturfühler T01.G1, dem passenden Multifunktions- empfänger T01.EC1 mit vier Analogaus- gängen und dem T01.EC3 mit zwei Analogausgängen und zwei Relais. Die Elektronikkomponenten des Funktem- peraturfühlers befinden sich in einem Fühlergriff und sind somit durch ein wasserdichtes Gehäuse mit Schutzklasse IP67 geschützt. Der Sender ist als Ein- stichmessfühler und als abgesetzte Sende- einheit für kabelgebundene Temperatur- fühler sowie als Widerstandsthermometer mit M 12 - Maschinensteckverbinder erhältlich. Der Fühler ist in einer Einbau- länge von 50 bis 1 000 mm verfügbar und hat einen Platin-Chip-Widerstand als Messelement. Senderseitig liegt der maxi- male Temperaturmessbereich mit der M12-Variante zwischen -200 und 600 °C. Unter Berücksichtigung der derzeit gülti- Drahtloses Temperaturmesssystem Es geht um die Wurst Wo Fleisch produziert, verarbeitet, gelagert, transportiert oder verkauft und zubereitet wird, ist die Temperatur einer der wichtigsten Einflussfaktoren und somit für die Qualität entscheidend. Dies gilt für den Prozess an sich, für die Umgebung und für die Über- wachung sämtlicher Hygieneanforderungen. Messtechnik von Jumo hilft dabei, die Messwerte zu erfassen, digital umzusetzen und per Funk zu übertragen. Bildquelle: alle Bilder Jumo Mit der Funk-Temperaturmess- datenerfassung von Jumo erhält der Fleischwarenproduzent un- eingeschränkt Messdaten wäh- rend jedes einzelnen Prozess- schrittes. TECHNIK Feldebene 42 IEE 7-2010

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Page 1: Drahtloses Temperaturmesssystem Es geht um die Wurst · 2013. 2. 7. · lung von Temperaturmesswerten aus dem Ex-Bereich heraus. Dabei darf sich der Sender auch bis zum Prozessanschluss

I n der Fleischwarenproduktion und -weiterverarbeitung ist die Temperatur die wichtigste und am häufigsten zu

messende physikalische Größe. Beispiels-weise muss bei der Herstellung der Wurst-darm-Füllmasse die Temperatur stetig und genau überwacht werden, da hier ein festgelegter Maximalwert nicht über-schritten werden darf. Der erforderliche Temperaturbereich muss für die gleich- bleibende Produktqualität eingehalten werden. Mit der Funk-Temperaturmess-datenerfassung von Jumo erhält der Fleischwarenproduzent uneingeschränkt Messdaten während jedes einzelnen Pro-zessschrittes mit unterschiedlichen Tem-peraturverteilungen in den verschiedenen rotierenden oder fahrbaren Herstellungs-

behältern. Funkbasierte Temperatursen-soren stellen eine effektive und günstige Alternative zu drahtgebundenen Lösun-gen dar. Beim Einsatz der Funkübertra-gungstechnologie entfällt das Verlegen hinderlicher, langer und im Betrieb auch störanfälliger Anschlussleitungen. Da-durch verringert sich der Installationsauf-wand. Im Vergleich zur drahtgebundenen Messdatenübertragung reduzieren sich so die Kosten für Wartung, Reparatur und Neuinstallation.

Sensoren senden zuverlässig Das Funkmesssystem Wtrans von Jumo besteht aus dem Temperaturfühler T01.G1, dem passenden Multifunktions-empfänger T01.EC1 mit vier Analogaus-

gängen und dem T01.EC3 mit zwei Analogausgängen und zwei Relais. Die Elektronikkomponenten des Funktem-peraturfühlers befinden sich in einem Fühlergriff und sind somit durch ein wasserdichtes Gehäuse mit Schutzklasse IP67 geschützt. Der Sender ist als Ein-stichmessfühler und als abgesetzte Sende-einheit für kabelgebundene Temperatur-fühler sowie als Widerstandsthermometer mit M 12 - Maschinensteckverbinder erhältlich. Der Fühler ist in einer Einbau-länge von 50 bis 1 000 mm verfügbar und hat einen Platin-Chip-Widerstand als Messelement. Senderseitig liegt der maxi-male Temperaturmessbereich mit der M12-Variante zwischen -200 und 600 °C. Unter Berücksichtigung der derzeit gülti-

Drahtloses Temperaturmesssystem

Es geht um die Wurst Wo Fleisch produziert, verarbeitet, gelagert, transportiert oder verkauft und zubereitet wird, ist die Temperatur einer der wichtigsten Einflussfaktoren und somit für die Qualität entscheidend. Dies gilt für den Prozess an sich, für die Umgebung und für die Über-wachung sämtlicher Hygieneanforderungen. Messtechnik von Jumo hilft dabei, die Messwerte zu erfassen, digital umzusetzen und per Funk zu übertragen.

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o Mit der Funk-Temperaturmess-datenerfassung von Jumo erhält der Fleischwarenproduzent un-eingeschränkt Messdaten wäh-rend jedes einzelnen Prozess-schrittes.

TECHNIK Feldebene

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Grenzüberschreitung möglich Das Temperaturmesssystem ist um weitere Ausführungen gewachsen. Neu im Pro-duktprogramm ist ein Sender mit Atex-Zulassung. Ebenfalls neu in der Familie sind Sender, die eine temperaturbeständige Elektronikbaugruppe enthalten. Sie lassen sich bis zu einer Temperatur von 125 °C einsetzen. Die Sender mit Atex-Zulassung eignen sich für eine Platzierung direkt in explosionsgefährdeten Bereichen. Der Empfänger wird außerhalb der eigentli-chen Ex-Zone montiert. Somit erübrigen sich kostenintensive Installationen mit Schutzbarrieren und Speisetrennern. Die Funktechnologie ermöglicht dem Anwen-der die grenzüberschreitende Übermitt-lung von Temperaturmesswerten aus dem Ex-Bereich heraus. Dabei darf sich der Sender auch bis zum Prozessanschluss in Zone 0 befinden. Der Fühlergriff sitzt in diesem Fall in Zone 1. Aber auch das Komplettgerät lässt sich in Zone 1 betrei-ben. Ein Ex-Bereich kann damit als voll-ständig von der Außenwelt abgekoppelt betrachtet werden. Der Sender befindet sich auch weiterhin im Fühlergriff und ist durch ein wasser- und staubdichtes Ge-häuse geschützt. Als äußeres Unterschei-dungsmerkmal wurde ein blauer Kunst-stoffgriff gewählt.

gen Gesetzestexte sowie unter Beachtung der verfügbaren Normen und Industrie-standards wurde für die Anwendung des Messsystems eine Funklösung mit pro-prietärem Protokoll im ISM-Band auf der Frequenz 868 MHz (Europa) und 915 MHz (USA, Kanada, Australien, Neuseeland) ausgewählt. Die genutzten Funkfrequenzen sind weitgehend unemp-findlich gegenüber externen Störeinflüs-sen und senden auch in rauer Industrie-umgebung, die mit diversen Störquellen wie Drehzahlreglern oder Frequenzum-richtern versehen sein kann. An jedem Tragschienen-Empfänger steht eine bus-fähige RS485-Schnittstelle mit Modbus-Protokoll zur Verfügung. Pro Empfänger lassen sich über die Schnittstelle RS485 bis zu 16 Wtrans-Sender (Einstichtem-peraturfühler) verwalten, parametrieren und auslesen. Über ein Set-up-Programm kann der An-wender die Parameter des Systems variie-ren sowie alle notwendigen Einstellungen vornehmen. Alternativ hierzu lassen sich alle Funktionen auch über die am Emp-fänger angebrachten Tasten und über das Display aufrufen und einstellen. So kann der Anwender für jeden der Analogaus-gänge getrennt Parameter wie Linearisie-rung, Skalenanfang und -ende, Filterkon-stanten sowie Offset- und Schleppzeiger (Minimal-, Maximalwertspeicher) ein-stellen. Die Option, die Parameter als Auslöser für einen Alarm auswählen zu können, eröffnet dem Anwender ein brei-tes Spektrum verschiedener Einsatz- und Überwachungsmöglichkeiten. Alle Aus-gänge des Gerätes sind galvanisch ge-

trennt. Bei den Temperaturmessungen wurde ein Echtzeitverhalten der einzelnen Messwerte angestrebt.

Verwechslung ausgeschlossen Die verschiedenen Transportwagen in der Fleischwarenproduktion sind individuell kodiert, um für eine einwandfreie Zuord-nung der Waren zu den Prozessschritten zu sorgen. Auch die Sender lassen sich in-dividuell kodieren: zum einen durch mit-gelieferte Farbringe, die der Anwender an-bringen kann, zum anderen durch eine eindeutige, bei der Produktion vergebene fünfstellige ID-Nummer, die jeden Sender des Messsystems einzigartig macht. Somit kann der Anwender jeden gewünschten Sender mit dem gewünschten Empfänger verlinken, also den Sender und Empfänger per Funk zusammenkoppeln. Hierdurch wird eine Zuordnung der einzelnen Mess-stellen zu den am Empfänger befindlichen Ausgängen vorgenommen. Optional sind zusätzliche Kappen zum Aufschrauben in fünf Farben erhältlich.

Autor Michael Braun ist Product Manager International Sales and Applica-tions bei der Jumo GmbH & Co. KG in Fulda. infoDIRECT 757iee0710 www.iee-online.de Link zum Temperaturfühler Link zum Empfänger

Branche im Detail

Fleischproduktion in Deutschland

[1] Nicht nur beim Räuchern kommt es auf den richtigen Tem-peraturbereich an.

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TECHNIK Feldebene

[1]

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wurden im Jahr 2009 in Deutschland gut 7,7 Mio. t Fleisch aus gewerblichen Schlachtun-gen erzeugt; 2,5 % mehr als im Vorjahr. An der Fleischerzeugung insgesamt hat Schweine-fleisch mit 67,9 % den höchsten Anteil. Danach folgen Geflügelfleisch (16,6 %) und Rindfleisch (15,2 %). Der Anteil von Schaf-, Ziegen- und Pferdefleisch beträgt zusammen 0,3 %. Die vor-läufigen Zahlen des Verbands der Fleischwirt-

schaft zeigen für das zurückliegende Jahr einen Produktionsrückgang von 0,5 % auf rund 1,458 Mio. t Wurstwaren ohne Schinken nach 1,465 Mio. t im Vorjahr. Als größte Produktgrup-pe blieben Brühwursterzeugnisse mit 854 000 t im Vergleich zum Vorjahr unverändert, Rohwürs-te verzeichneten ein Minus von 1,4 % auf 429 096 t (Vorjahr: 435 357 t) und auch die Her-stellung von Kochwürsten sank um 0,8 % auf 174 177 t (Vorjahr: 175 564 t).