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359 DYNAMISCHE MODELLE IN DER MAKROöKONOMISCHEN BILDUNGSFOR- SCHUNG MANFRED SOMMER UNIVERSITÄT BIELEFELD, ARBEITSGRUPPE BILDUNGSPLANUNG UND BILDUNGSÖKONOMIE Zusammenfassung Im letzten Jahrzehnt wurde wiederholt versucht, die glo- balen quantitativen Veränderungen des Bildungswesens wie auch die strukturellen Verschiebungen zwischen seinen Teilbereichen in dynamischen Modellen zu erfassen. Die Wechselwirkungen mit anderen gesellschaftlichen Subsyste- men, etwa gesamtwirtschaftliche Einflüsse oder demogra- phische Auswirkungen, haben eine große Bedeutung bei der Modellierung. In einer Bilanz der bekanntesten vorliegenden Bildungs- modelle werden diese hinsichtlich ihrer theoretischen Implikationen, ihrer Kausal- und Feedbackstrukturen, ihres Aggregationsgrades etc. miteinander verglichen, wobei auch die Prognosegüte Berücksichtigung findet. 1 Einleitung Die Bedeutung dynamischer Modelle des Bildungswesens für die makroökonomische Bildungsforschung läßt sich von meh- reren Ausgangspunkten begründen: den wissenschaftlichen Aufgaben der Bildungsökonomie, den Notwendigkeiten einer sozioökonomisch fundierten Bildungsplanung, dem Trend zur Modellverknüpfung bei der Entwicklung großer sozioökono- mischer Prognose- und Entscheidungsmodelle sowie den seit Kybernetik und Systemtheorie, © Erich Schmidt Verlag GmbH, 1982

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DYNAMISCHE MODELLE IN DER MAKROöKONOMISCHEN BILDUNGSFOR­SCHUNG

MANFRED SOMMER UNIVERSITÄT BIELEFELD, ARBEITSGRUPPE BILDUNGSPLANUNG UND BILDUNGSÖKONOMIE

Zusammenfassung

Im letzten Jahrzehnt wurde wiederholt versucht, die glo­balen quantitativen Veränderungen des Bildungswesens wie auch die strukturellen Verschiebungen zwischen seinen Teilbereichen in dynamischen Modellen zu erfassen. Die Wechselwirkungen mit anderen gesellschaftlichen Subsyste­men, etwa gesamtwirtschaftliche Einflüsse oder demogra­phische Auswirkungen, haben eine große Bedeutung bei der Modellierung.

In einer Bilanz der bekanntesten vorliegenden Bildungs­modelle werden diese hinsichtlich ihrer theoretischen Implikationen, ihrer Kausal- und Feedbackstrukturen, ihres Aggregationsgrades etc. miteinander verglichen, wobei auch die Prognosegüte Berücksichtigung findet.

1 Einleitung

Die Bedeutung dynamischer Modelle des Bildungswesens für die makroökonomische Bildungsforschung läßt sich von meh­reren Ausgangspunkten begründen: den wissenschaftlichen Aufgaben der Bildungsökonomie, den Notwendigkeiten einer sozioökonomisch fundierten Bildungsplanung, dem Trend zur Modellverknüpfung bei der Entwicklung großer sozioökono­mischer Prognose- und Entscheidungsmodelle sowie den seit

Kybernetik und Systemtheorie, © Erich Schmidt Verlag GmbH, 1982

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kurzem in Angriff genommenen Versuchen der Evaluation von Qualifikationsprognosen und bildungspolitischen Zielpro­jektionen.

In einem programmatischen Vortrag hat Bombach 1963 das Wissenschaftsprogramm der Bildungsökonomie in zwei große Teilkomplexe gegliedert: 1. die ökonomische Durchleuchtung der internen Struktur

des Bildungswesens und der Forschung 2. die Untersuchung der zusammenhänge zwischen der Ent­

wicklung des Bildungswesens und der Forschung auf der einen und dem wirtschaftlichen Fortschritt auf der an­deren Seite [l].

Der zweite, an die Bildungsmakroökonomie gerichtete For-schungsauftrag betont eine sowohl die amischen wie auch die volkswirtschaftlichen Aspekte einschließende Sicht­weise der Entwicklungen des Bildungssystems. Ebenfalls bereits in den sechziger Jahren hatte Hegelheimer auf die Notwendigkeit einer Integration von Bildungsplanungsmo­dellen in makroökonomische Kreislaufmodelle hingewiesen, um die vereinseitigende Dichotomie angebots- oder nach­frageorientierten bildungsplanerischen Denkens zu über-

winden. 11 Eine befriedigende theoretische Erfassung kurz­und langfristiger Wirkungen bildungspo1itischer Entschei­dungen setzt vielmehr eine simultane Analyse nachfrage­und angebotsorientierter Aspekte der Bildungspolitik auf der Basis einer Kreislaufkonzeption von Bildungsinvesti­tionen voraus, die erst noch entwickelt werden muß. Dar­über hinaus stellen die in der Bundesrepublik heute zur Anwendung gelangenden Bildungsplanungsansätze im wesent-1 ichen sozialstatistische Prognoseverfahren dar, die sich auf reine Projektionen von Ausbildungsmengen nach Höhe und Struktur beschränken und damit die spezifisch ökono­mische Bewertungsproblematik von Investitionsentscheidun­gen im Bildungssektor nicht sichtbar machen können .... Die Möglichkeit einer simultanen, kreislauftheoretischen

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Analyse ist jedoch prinzipiell gegeben ... 11 [2]. An ande­rer Stelle wurde gezeigt, daß die Berücksichtigung von Kreislaufwirkungen ebenso wie die damit eng zusammenhän­gende Forderung nach einer umfassenderen sozialökonomi­schen Modellierung des Bildungswesens und einer Integra­tion der angebots-, nachfrage- und rentabilitätsorientier­ten Bildungsplanungsansätze dem Trend zur Modellverknüp­fung ([3], [4]) entgegenkommt [5]. Schließlich liegt es nahe, die jüngsten Versuche zur Evaluation modellgestütz­

ter Qual ifikationsprognosen ([6], [7], [8]) auf die Stu­dien auszudehnen, die über die reine Prognose von Quali­fikationsstrukturveränderungen hinausgehend auch deren gesamtwirtschaftliche Konsequenzen abzuschätzen bemüht waren ([9], [10], [11]). Damit wird die Verläßlichkeit theoretisch und methodisch anspruchsvoller bildungsökono­mischer Entscheidungshilfen für die Bildungspolitik auf einen empirischen Prüfstand gestellt.

2 Ziele, Grobstrukturen und Prognoseresultate dynamischer Modelle des Bildungswesens

Der Thematik dieses Beitrags entsprechend werden im fol­genden nur Bildungswesenmodelle vorgestellt, die als Be­standteile umfassenderer sozioökonomischer Prognosemodel­le entwickelt ([10], [11]) oder im nachhinein in dieses eingepaßt wurden [9]. Die Tatsache, daß das Bildungswesen in den Modellprojekten von Lehmann, Pestel et.al. und Krel­le et.al. lediglich Bestandteil einer größeren Palette von Teilmodellen ist, dürfte dafür verantwortlich sein, daß diese Studien in der community der Modellkonstrukteure und Prognostiker eine weitaus größere Resonanz gefunden haben als unter Bildungsforschern, deren Aufmerksamkeit bisher vor allem den angebotsorientierten Social-Demand-Modellen und den nachfrageorientierten Manpower-Requirement-Model­len gegolten hat. Es ist deshalb erforderlich, zunächst auf den Stellenwert der Bildungswesenmodelle in diesen

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Gesamtmodellen einzugehen sowie ihren inneren Aufbau und ihre Verknü ung mit den sie umgebenden anderen Teilmo­dellen zu skizzieren.

2 1 Das Lehmann-Modell

Lehmann verfolgte mit seinem 1975 veröffentlichten Modell das Ziel, 11 spezifische Aspekte der Wachstums- und Wand­lungsprozesse zu untersuchen und Prinzipien einer sozio­ökonomi schen Entwicklungspolitik für die Bundesrepublik abzul eiten 11 (S. 12), wobei es drei sich abzeichnende kri­senhafte, die Lebensqualität beeinträchtigende Entwick­lungen abzuwenden gelte: - die Mißproportionalität der Verfügbarkeit öffentlicher

und privater Güter - den quantitativen inländischen Angebotsengpaß auf dem

Arbeitsmarkt seit Anfang der sechziger Jahre

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Bevölkerungs- 1 1 Ausbildungs- ~ model 1 1 1

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Allokation und Produktion im

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13 Staatssektor

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Abb. 1: Grobstruktur des Lehmann-Modells

den qualitativen Angebotsengpaß auf demselben Markt in Gestalt einer unzureichenden Qualifikationsstruktur der Beschäftigten.

Angesichts dieser Au abenstellung ist es einleuchtend, daß sich Lehmann's Langfristmodell für die Bundesrepublik Deutschland in fünf Teilmodelle gliedert: - ein aus sechs Komponenten bestehendes ökonomisches Mo­

dell der Leistungserstellung und Sozialproduktverwen­dung (Gleichungen 1 bis 77)

- ein Bevölkerungsmodell, das die Wanderungen einschließt (Gleichungen 78 bis 86)

- ein das Angebot und die sektorale Allokation der Arbeits­kräfte regulierendes Arbeitsmarktmodell (Gleichungen 87 bis 88, 97 bis 101, 113 bis 133)

- ein Ausbildungsmodell (Gleichungen 89, 102 bis 112) und - ein Lebensqualitätsmodell (Gleichungen 134 bis 141).

Abbildung 1 verdeutlicht, daß das Bevölkerungsmodell - ab­gesehen von den vom Arbeitsmarkt beeinflußten Wanderungsbe­wegungen ~nur als Input und das Lebensqualitätsmodell nur als Output fungiert, während die drei übrigen Modelle un­tereinander in Rückkoppelungsbeziehungen stehen. Die hier besonders interessierenden Verflechtungen des Ausbildungs­modells mit den anderen Teilmodellen sind in Abbildung 2 gesondert dargestellt.

Das Ausbildungsmodell abstrahiert stark von der realen Struktur unseres Bildungswesens, indem es sich auf drei hierarchisch gegliederte Stufen beschränkt: - Besuch allgemeinbildender Schulen bis zur Beendigung der

Yollzeitschulpflicht - weiterführende Ausbildung an allgemein- und berufsbil­

denden Schulen (ohne Hochschulen) - Hochschulen

Die Absolventen dieser drei Ausbildungsstufen treten voll­ständig in das Erwerbsleben ein, sofern sie nicht im Bil-

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Abb. 2: Das Ausbildungsmodell im Lehmann-Modell

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QS3

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Lebensqualität durch BI ldung

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dungssystem die nächste Stufe besuchen (implizite Annahme einer Erwerbsquote von 1). Die Absolventen der zweiten und dritten Bildungsstufe werden mit einer inadäquaten DELAY3-Verzögerung aus ihren Zugängern berechnet, ohne die Möglichkeit eines Ausbildungsabbruchs vorzusehen (im­plizite Annahme einer Erfolgsquote von 1). Gleichungen für Schüler- bzw. Studentenzahlen werden nicht formuliert, obwohl es die Level-Raten-Philosophie der zugrunde lie­genden System-Dynamics-Methodologie eigentlich nahelegen würde.

Der Humankapitalstock wird - der amerikanischen Bildungs­ökonomie folgend - als Pro-Erwerbspersonenkopf-Jahre durchschnittlich absolvierter über die Pflichtschulzeit hinausgehender Ausbildung berechnet. Dieser globale Indi­kator des Qualifikationsangebots wird vom Ausbildungsmo­dell an das ökonomische Modell übergeben und dort mit der Qualifikationsnachfrage verglichen, die ihrerseits als mit zunehmender Kapitalintensität steigend angenommen wird (Höherqualifizierungsthese der Qualifikationsforschung). Qualifikationsdefizite (Lehmanns Rekurs auf den Qualifi­kationsstruktur-Begriff ist irreführend) beeinträchtigen dann die Kapitalproduktivität und damit das Wirtschafts­wachstum. 11 Die Bildung nimmt in der Problemkonzeption des Modells eine dominierende Stellung ein: ihr Einfluß er­streckt sich auf die Produktionssphäre, wo sie über die Produktivitätsentwicklung wachstumsstimulierende Impulse gibt. Sie wirkt aber ebenfalls in der Konsumptionssphäre, indem sie über die Förderung des Konsums von Dienstlei­stungen eine verstärkte Investitionsallokation im tertiä­ren Sektor fördert und damit, wegen der vergleichsweise geringen Kapitalproduktivität dieses Sektors, eine Dämp­fung der Wachstumsraten bewirkt. Einen weiteren wachstums­hemmenden Effekt hat die Bildungsförderung dadurch, daß sie Arbeitskräfte bindet, die für die ökonomische Wert­schöpfung während der Bildungsdauer nicht zur Verfügung

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stehen. Des weiteren ist das Bildungsniveau Bestandteil des Indikatoren-Systems der Qualität des Lebens. 11 (S. 70) Das Ausbildungsmodell berücksichtigt somit Entzugseffekte, Qualifikations- und Produktivitätseffekte, Konsumstruktur­effekte und Wohlfahrtseffekte im weiteren Sinne (Bildung als außer-ökonomischer Selbstzweck). Beeinflußt wird das Ausbildungsmodell durch die Höhe des Staatsverbrauchs, der die Obergangsquote in weiterführende Ausbildungsgänge steuert und durch die demographische Entwicklung, was je­doch, wie an anderer Stelle gezeigt [5], unbefriedigend gelöst wurde.

2 2 Das Pestel-Modell

Das von Pestel und Mitarbeitern 1978 vorgelegte Deutsch­land-Modell [11] stellt den Versuch dar, 11 unter Verwen­dung des Mesarovic-Pestel-Weltmodells mit Hilfe zusätzli­cher Differenzierungen ein Planungsinstrument für die Bun­desrepublik Deutschland als Einzelregion ... zu schaffen" (S. 21). Zur Erreichung des Ziels, langfristige technolo­gie-relevante Fragestellungen untersuchen zu können, wurde

das Mesarovic-Pestel-Weltmodell insbesondere durch eine weitere regionale Aufgliederung Westeuropas erweitert

- ein zusätzliches Teilmodell erstellt, z.B. zur Analyse des Welthandels mit Investitionsgütern

- ein sehr feingegliedertes Deutschland-Modell entwickelt, dessen Grobstruktur aus Abbildung 3 ersichtlich ist.

Bemerkenswert ist bereits die Identifikation ganz anders­artiger, z.T. geradezu entgegengesetzter Kernproblemati­ken wie bei Lehmann, obwohl zwischen der Publikation der beiden Studien, die ihre Langfristperspektive hervorheben, nur drei Jahre liegen (S. 22): - das Arbeitslosenproblem - die langfristige Sicherung der Energieversorgung

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Abb. 3: Grobstruktur des Pestel-Modells

- die Qualität und das Ausmaß des wirtschaftlichen Wachs­tums

- das Nord-Süd-Verhältnis

Methodisch verbindet das Pestel- mit dem Lehmann-Modell die Anwendung der Computersimulation, die allerdings in Anerkennung unsicherer Entwicklungen der Rahmenbedingungen mit der Szenario-Methode kombiniert wird.

Das Ausbildungsmodell dient in Verbindung mit dem Bevöl­kerungsmodell der Berechnung der Absolventen der einzelnen

Bildungsstufen, aus denen wiederum nach Maßgabe alters-, ausbildungs- und geschlechtsspezifische Erwerbsquoten im sog. Erwerbsmodell 2 die Erwerbspersonen bestimmter Quali­fikationsniveaus berechnet werden (vgl. Abbildung 4). Hier bestehen sehr große Ähnlichkeiten zum Krelle/BGP-Modell (vgl. Abschnitt 2 3). Das Ausbildungssubmodell fällt bei Pestel mit neun Ausbildungsstufen und vierzehn Obergangs­mögl ichkeiten wesentlich differenzierter aus als bei Leh­mann. Ähnlich wie das Schülermodell von Krelle operiert es mit Obergangs- (statt Zugangs-)quoten, Erfolgsquoten

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Abb. 5: Grobstruktur des Krelle/BGP-Modells

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Das Schülermodell gliedert sich in enger Anlehnung an den Bildungsgesamtplan in vierzehn Ausbildungsbereiche, weicht von diesem in methodischer Hinsicht jedoch ab, da es die

Schülerzahlen nicht nach dem Strukturquotenverfahren über Anteile an der gleichaltrigen Wohnbevölkerung ermittelt, sondern mit Zugangsquoten und Verweilzeiten in einem modi­fizierten Obergangsquotenverfahren operiert. Das Kosten~ modell unterscheidet vierzehn anders abgegrenzte Ausbil­dungsbereiche, die wie im BGP durch Aggregationen in der Sekundarstufe II einerseits und durch Ausdifferenzierung des Hochschulbereichs nach Fachrichtungsgruppen anderer­seits entstehen. Das Kostenmodell übernimmt die vom Schü­lermodell prognostizierten Schüler- und Studentenzahlen und liefert seinerseits die Ausgaben für Sachmittel und Sachinvestitionen, die Ausgaben für Ausbildungsförderung und die Anzahl des Lehrpersonals an das ökonomische Mo­dell. Das Erwerbsmodell greift auf die Absolventenströme des Schülermodells zu, schreibt die nach Schulabschlüssen gegliederte Wohnbevölkerung nach Maßgabe dieser Zugänge und alters- und geschlechtsspezifischer Oberlebensquoten fort und ermittelt daraus mit Hilfe derselben alters-, geschlechts~ und ausbildungsspezifischen Erwerbsquoten aus der Volkszählung 1970 wie bei Pestel die Erwerbstäti­gen nach fünf Ausbildungsniveaus. Im Gegensatz zu Pestel berücksichtigt Krelle bei der Einspeisung dieser Erwerbs­tätigenzahlen in das ökonomische Modell auch einen Pro­duktivitätseffekt der Ausbildung, indem er die Qualifika­tionsstruktur der Erwerbstätigen mit den ausbildungsspe­zifi schen Einkommensrelationen gewichtet und den so ge­wonnenen Qualitätsindex der Arbeit in bestimmten Szena­rien positiv auf die Arbeitsproduktivität einwirken läßt. Anders als bei Lehmann wird dieser Produktivitätsindex nur aus dem Qualifikationsangebot abgeleitet und nicht aus Qualifikationsungleichgewichten, womit Krelle die enormen Schwierigkeiten der Bestimmung der Qualifikations­nachfrage vermeidet. Natürlich werden auch die Entzugs­effekte berücksichtigt und zusätzlich durch den keynesia­nischen Zuschnitt des Modells auch die Multiplikator­effekte der Bildungsausgaben.

2 4 Aus ewählte Pro noseresultate im V

Da die Ausbildungsmodelle von Lehmann und Pestel keine Schüler- und Studentenzahlen liefern, muß sich der Ver­gleich auf die pragnostizierten Absolventenzahlen be­schränken, der sich wegen der z.T. erheblichen Abweichun­gen in der Abgrenzung der Bildungsbereiche von der Bil­dungsstatistik vor allem bei Lehmann und Pestel ohnehin schwierig genug gestaltet. Dies zeigt sich vor allem dar­an, daß die Werte für das Jahr 1970, das für alle Modelle ein Vergangenheitsdatum war, untereinander und von den

1970 1975 1980 1985 1990

Hauptschul- Lei"vnllnn 943 938 869 830 860

abgänger lst/KMKl 489 462 500 416 294

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der Sekundar· Ist/KMK2 633 696 828 721 498

stufe I;

darunter mit Pestel 160 225 250 195 130 Real schul ab- !st/KMK 144 234 328 305 205 schluß

Ab so 1 venten Pestel 85 125 190 205 135

der gymnasialen Krel le 97 134 164

Oberstufe !st/KMK3 84 118 159 202 120

Abso 1 venten Lehmann 330 408 459 480 520

des "Zweiten Ist/KMK4 395 613 809 779 580 Bi ldungspro-

zesses"

Abso 1 venten Pestel 15 30 45 50 45

von Fachhoch- Krelle 19 27 40 schulen Ist/KMKS 20 32 35 40 48

Ab so 1 venten Pestel 55 75 105 155 150 von Hoch- Lehmann 68 87 105 115 122 schulen Krel 1e 77 93 125

lst/KMK6 67 83 79 97 123

Schulabgänger nach Beendigung der Vol lzeitschulpf1 icht

Schulabgänger nach Beendigung der Vollzeitschulpflicht und Abgänger mit Realschulabschluß aus allgemein­bildenden Schulen

3 Schulabgänger mit Hochschul- und Fachhochschulreife aus allgemeinbildenden Schulen

4 Schulabgänger mit Realschulabschluß, und Fachhochschulreife aus allgemeinbildenden und beruf-1 ichen Schulen, übrige Abgänger nach Ausbildung aus beruflichen Schulen (ohne Berufsschulen), Absolventen der Ingenieurschulen (bis

5 nur Ingenieurschulen

6 Wissenschaftliche Hochschulen und Kunsthochschulen

Quellen: Lehmann-Modell und Krelle-Modell: eigene Computersimulationen; Pestel-Modell: (11], Abb. 14; . Ist-Daten (bis 1980) und KMK-Prognosen ( !985, 1990): Grund- und Strukturdaten des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft 1981/82, S. 60 f., !48-150

Tabelle 1: Absolventenprognosen der drei Ausbildungs­modelle

amtlichen Istzahlen erheblich differieren, was bei klaren Definitionen und übereinstimmenden Abgrenzungen nicht der Fall sein dürfte. Auch für 1980 sind die Diskrepanzen so groß, daß von selten übereinstimmenden Prognosen und kaum von guten Absolventenprognosen gesprochen werden kann. Für die achtziger Jahre bleibt festzustellen, daß nur das Pestel-Modell die nach den KMK-Prognosen mit großer Wahr­scheinlichkeit zu erwartenden nachhaltigen Rückgänge der Absolventenzahlen im Sekundarbereich prognostiziert, wäh­rend das Lehmann- und das Krelle/BGP-Modell hier weitere Zuwächse voraussagen. Beim Lehmann-Modell dürfte hierfür vor allem die bereits erwähnte Fehlmodellierung der demo­graphischen Schwank ngen, beim Krell BGP-Modell vermut­lich die lineare Interpolation der Eckwerte des Bildungs­gesamt ans I zwischen 1970 und 1985 verantwortlich sein. Genauere Aussagen zu den Ursachen der Prognosefehler in den Ausbildungsmodellen und ihren Folgewirkungen für die ökonomischen Modelle (einschließlich den Arbeitsmarktmo­dellen) sind nur durch detaillierte Evaluationen zu gewin­nen.1

Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts wird für 1980 wie folgt prognostiziert (in Preisen von 1962; in Klammern durchschnittliche jährliche Wachstumsraten 1970 - 1980): Lehmann-Modell: 747 Mill. DM (3,5 %) Krelle/BGP-Modell: 733 Mill. DM (3,3 %) (Lauf 2)

Pestel-Modell: 665 Mill. DM (2,3 %)

Ist: ca. 700 Mill. (2,8 %)

Erheblich schlechter wurde die Arbeitsmarktentwicklung antizipiert. Statt der ca. 820 Tsd. Arbeitslosen im Jahre 1980 wurden von Krelle/BGP-Modell (Lauf 2) nur 325 Tsd. erwartet, von Lehmann sogar überhaupt keine Unterbeschäf­tigung. Das Pestel-Modell malte die Situation hingegen mit 1650 Tsd. bzw. 1800 Tsd. (je nach Annahmen zu den Er­werbsquoten) noch düsterer als sie 1980 tatsächlich eintraf.

1 Die Ergebnisse dieser Evaluationen des Lehmann- und des Krelle/BGP-Modells werden später veröffentlicht ·werden.

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Literaturverzeichnis

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[12] Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung: Bildungsgesamtplan, Band I und Band II. Stuttgart 1973