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    Die von HANS-JOACHIM ZILLMER vorgestellten Hypothesen und neuen Sicht-weisen haben in wissenschaftlichen Kreisen der Geologie, Geophysik undEvolutionsbiologie fr kontroverse Diskussionen gesorgt, auch internatio-nal - u. a. durch ein Fachreferat zu Evolutionsfragen vor dem Europischen

    Parlament in Brssel im Jahr 2006. Seine Bcher sind Bestseller, die bisherin zwlf Fremdsprachen bersetzt wurden. Das vorliegende Sachbuch istsein siebtes in einer losen Reihe von Monografien, worin jeweils eigene ab-geschlossene Themenkreise behandelt werden. Insgesamt gesehen verzah-nen sich diese Themen jedoch zu einer umfangreichen Themenpalette, so-dass ein umfassender berblick als Grundlage eines neuen Weltbildes derErd- und Menschheitsgeschichte geboten wird. Dieses Weltbild als Paradig-menwechsel soll jedoch kein neues Dogma und keine neue absolute

    Wahrheit darstellen, sondern der entdeckungsfreudige Leser wird angeregt,selbst eigene Schlsse zu ziehen und ber bisher verschttet geglaubte oderbisher unerkannte Querverbindungen nachzudenken, um so zu neuenUfern eines nicht durch Dogmen blockierten Bewusstseins zu gelangen.Weitere Informationen im Internet: www.zillmer.deBisher erschienen:Darwins Irrtum: 1998,10. Aufl. 2011Irrtmer der Erdgeschichte: 2001,5. Aufl. 2008 und Knaur-TaschenbuchDinosaurier Handbuch: zwei Ausgaben 2002Kolumbus kam als Letzter: 2004,3. Aufl. 2009Die Evolutions-Lge: 2005,4. Aufl. 2008Der Energie-Irrtum: 2009

    DankDer Autor dankt an dieser Stelle, wie bei allen bisherigen Bchern, seinemLektor, Herrn Hermann Hemminger. Ein besonderer Dank fr die Durch-sicht des vorliegenden Textes gilt den Herren Gernot Geise, Reinhard Leichsund Helmut Hauer. Hilfreich waren auch viele Informationen von interes-

    sierten Lesern, die den Autor immer wieder auf neue Erkenntnissehinwiesen.

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    Hans-Joachim Zillmer

    Die Erde im UmbruchKatastrophen form(t)en diese Welt

    Beweise aus historischer Zeit

    Mit 71 Farbfotos und 93 Abbildungen

    Herbig

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    BildnachweisFotos: Archiv Zillmer, auer bei den Fotos angegebenen Urhebern.

    Abbildungen: Zillmer, auer: Martin Groll, groes Foto 3; U. S. Geological Survey 1912, alle Fotos 6;

    wordpress.com 12 links, Oliver Spalt (1995) 12 rechts; berarbeitet aus Blair (2002) 17;

    Lee Siebert, Smithsonian Institution 18; bearbeitet aus Steve Austin 19; Angelo Heilprin

    (1902) 20 unten rechts; ergnzt nach V. R. Baker (2002) 27; Parker/Rose (2008) 43-45;

    Cambridge University Press 47; Michael Fenton (USGS) 49 links; Ibn Kitaba, Jemens

    wildes Wadi Hadramaut, Abenteuer Reisen (2010), bearbeitet 50; aus V. R. Baker (2002)

    bearbeitet 51 kleines Bild; Frank L Scicluna (allmalta.com) 53; Ian Kluft (2005) 76;

    bearbeitete Karte vom Kartogarfiska Institutet, Schweden 79; Farganello (1996) 86 links,

    Valtellina (1992) 86 rechts; bearbeitetes Foto von Chris 73 (Wikimedia Commons) 87;Datenquelle: http://www.tectonics.caltech.edU/slip_history/2001_taiheiyo-oki/#slip 93

    Besuchen Sie uns im Internet unter www.herbig-verlag.de 2011 F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, MnchenAlle Rechte vorbehaltenUmschlaggestaltung: Wolfgang HeinzelSatz: EDV-Fotosatz Huber / Verlagsservice G. Pfeifer, GermeringGesetzt aus der 10,8/14,0 pt MinionDruck und Binden: GGP Media GmbH, PneckPrinted in GermanyISBN 978-3-7766-2672-8

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    Inhalt

    1 Hochgehobene Korallen.................................................................... 7Rezente Korallen in 3600 m Hhe 7 Geschichtlicher

    Klimawandel 10 Nasse Gesteinsstrme 16 Steinzeit imGletschereis? 25 Pltzlich ganz oben 31 Kstenstreifenim Gebirge 34 Wahre berlieferungen?37 Unter

    Schlamm begraben 43 Schlammflut in der Wste 46 Ge-strandete Wale 49 Klimaumsturz in Nordamerika 52 Ge-

    hobene Erdkrustenteile 60 Pltzlich aufgetaucht 652 Gebirgshebung in geschichtlicher Zeit............................................. 69

    Junger Himalaya 69 Meeresfossilienim Hochgebirge 72

    Wasser im Tarim-Becken 79 Supervulkane 89 Super-fluten 94 Der geologische Aufzug 98 Ewig frisch? 104

    3 Als Wsten grn waren ................................................................... 109Riesige Seen in der Wste109 Flusslandschaft Ara-bien116-Kein Wasser im Golf124 Malta-Rtsel 36 Als sich Gibraltar hob144 Viel zu alt149 Tiefe unter-meerische Tler151 Interplanetares Methan 56 Schlamm ber Schlamm162 Methan-Vulkane167

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    4 Geophysikalische Irrtmer................................................................. 173Sauerstoff ohne Pflanzen 173 Tiefe Rinnen 189 Krusten-sprengung und wachsende Gebirge 193 Superfluten und

    Klimaumbrche 201 Subtropische Arktis 2285 Naturkatastrophen und Klimaumbrche.......................................... 243Trockene Nordsee 243 Pltzlich aufgefllt 250 Einschlagoder Explosion? 264 Die Zeit nach dem Klimasturz 268 Der Hydrologische GAU 272 Wechselndes Klima 275

    Riesige Landverluste 279

    Zitierte Literatur...................................................................................... 292Register................................................................................................... 299

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    Hochgehobene Korallen

    Zur Zeit der Kelten erfolgten Erdkrustenbewegungen in den Alpen.

    In Sdamerika befinden sich Korallen der heutigen Sdsee versteinert,

    aber unzerstrt in 3600 m Hhe in den Anden, whrend nicht weit

    entfernt Menschen in ihren Zelten erfroren und vom Schlamm

    begraben wurden. Die Gebirge dieser Erde wurden nicht in grauerVorzeit, sondern zu Lebzeiten von Menschen gehoben.

    Rezente Korallen in 3600 m Hhe

    Wir sitzen bei einem Glas Wein und diskutieren ber die Selbstorga-

    nisation geologischer Systeme, als mich eine Frage berrascht, die

    einen abrupten Themenwechsel einleitet: Wie alt sind Ihrer Meinungnach die Anden?Welche Antwort gibt man einem renommierten Professor fr Geophy-

    sik, ohne gleich die Tr zu jeder weiteren Fachdiskussion zuzuschla-

    gen, denn in meinen Bchern hatte ich schon erlutert, dass die Anden

    nur wenige tausend Jahre alt sein knnen.Ja, antwortete ich, der Amazonas floss frher einmal in den Pazifik,

    also in entgegengesetzter Richtung wie heutzutage, und dann erhobensich die Anden. Erst seit dieser Zeit fliet der Amazonas in den Atlan-

    tik. Der Geowissenschaftler Gero Hillmer (Universitt Hamburg) be-

    richtete einmal in einem Dokumentarfilm im ZDF-Fernsehen unter

    dem Titel >Der Uramazonas< am 24. September 2000, dass dieses Er-

    eignis vor etwa 140 Millionen Jahren stattgefunden hat, nachdem sich

    Afrika und Amerika getrennt haben sollen, als sich ein Ur-Atlantik

    bildete. Diese von mir bereits in >Irrtmer der Erdgeschichte< vorge-

    stellte Hypothese beruht auf Funden von nicht verwitterten Muscheln

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    und Kstenlinien hoch oben in den Anden und auf berlieferungen

    der Eingeborenen, die offensichtlich Zeugen der Auffaltung der Anden

    waren. Da sdamerikanische Mythen von diesem Ereignis berichten,

    sollte der Zeitpunkt - ich berlegte kurz, ob ich meine Standardflos-

    kel >vor ein paar tausend Jahren< einbringe, um dann doch grozgigzu antworten: - vor hchstens vielleicht 10 000 Jahren liegen.

    Tatschlich so alt?, erhielt ich die unerwartete Gegenfrage, und Pro-

    fessor Dr.-Ing. Karl-Heinz Jacob (TU Berlin) fuhr, ohne eine Antwort

    abzuwarten, fort:Wir waren als eine Gruppe von Geologen und Geophysikern hoch

    oben in den bolivianischen Anden in Sdamerika. In ber 3600 m

    Hhe befindet sich dort die grte und hchstgelegene Salzwste derWelt. Wir bernachteten dort auf einer Insel in einem Zelt. Es war

    eisig kalt. Aber es gab versteinerte Korallen, die dort berall zwischen

    Kakteen herumstanden. Sie waren unzerstrt. Wie lange bleiben sol-

    che Versteinerungen in ihrem ursprnglichen Erscheinungsbild ohne

    Schutz erhalten, wenn man allein schon an den stndigen Tempera-

    turwechsel und die sprengende Wirkung von Frost denkt?

    Ja antwortete ich, das ist das in meinen Bchern vielfach beschrie-

    bene und weltweit zu findende Phnomen, dass man ideale, also wiefrisch wirkende versteinerte Tiere, Pflanzen oder auch Fuspuren an

    der Erdoberflche findet, obwohl diese zig Millionen Jahre alt sein sol-

    len. Das ist ein Zeit-Paradoxon, jedenfalls wenn man die geologische

    Zeitskala zugrunde legt. Verkrzen wir die Zeit wie ein sich zusam-

    menziehendes Gummiband, das vorher willkrlich gedehnt wurde,

    ergibt sich kein Zeitproblem mehr. So hat der bekannte Saurierfor-

    scher Paul Sereno im Sand der Wste Sahara in derselben geologi-schen Schicht, wo Skelette von Dinosauriern und Ur-Krokodilen in

    der heien Sonne bleichen, versteinerte Menschenknochen und den

    versteinerten Kopf einer rezenten Kuh gefunden. Wie lange bleiben

    Dinosaurier-Knochen an der Wstenoberflche erhalten? Sind diese

    vielleicht nur so alt wie die versteinerten Menschen und Khe, die

    vielleicht vor ein paar tausend Jahren starben, als die Sahara noch eine

    bewaldete Seen- und Wald-Landschaft war? Das Wasser verschwand

    vor wenigen tausend Jahren, und genau zu dieser Zeit mssen Saurier

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    und Ur-Krokodile gestrandet oder verdurstet sein. So leben noch

    heute inmitten der Sahara in brig gebliebenen kleinen Wasserlchern

    Krokodile, die die Beduinen bei ihrer Wasserbeschaffung bedrohen.

    Es stellt sich die Frage: Wie lange kann eine Handvoll groer Raub-

    tiere in derart kleinen Tmpeln berleben und wovon ernhren siesich in der Wste? Da sind hchstens wenige Jahrtausende im Spiel,

    ja wahrscheinlich eher weniger als mehr.Interessant, antwortete Professor Jacob. Ich habe damals von den

    versteinerten Korallen ein Stck mitgenommen, da ich keinen ber-

    blick hatte, wie alt diese sind. Zu Hause in der Universitt habe ich

    diese dann einem Fachmann gezeigt, der die Korallen den heutzutage

    im Pazifik wachsenden zuordnete. Wie also kommen rezente Korallenin eine Hhe von fast 4000 m? Das kann nicht Millionen von Jahre her

    sein! Falteten sich die Anden tatschlich erst vor relativ kurzer Zeit

    auf? Die Fakten scheinen dies zu besttigen!

    Meine Erwiderung: Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts stellte eine

    geologische Studie aufgrund von Untersuchungen in Europa fest, dass

    noch zur Zeit der Kelten die Alpen zu einem wesentlichen Teil geho-

    ben wurden, wodurch die Uferlinien der alten Seen im Alpenvorland

    schief gestellt wurden. Diese Studie wurde aus den Bibliotheken ent-fernt, und ein anonymer Leser meiner Bcher sandte mir dieses Buch

    mit dem Hinweis, dass der fast unglaubliche Tatbestand verffentlicht

    werden muss, denn die Erdkruste ist fragiler und beweglicher, als es

    heutzutage in Wissenschaft und den Medien dargestellt wird.

    Tatschlich wird heute jeder Hangrutsch, der sich irgendwo in der

    Dritten Welt ereignet und durch den Menschen verschttet werden,

    sofort den westlichen Industriestaaten angelastet. Diese sollen schuldsein an dem aktuellen Klimawandel bzw. einer Klimakatastrophe, die

    sich demnchst ereignen soll. Aber noch vor einigen Jahren wurde in

    Europa gar nichts von solchen Naturkatastrophen in Asien oder Af-

    rika berichtet, die es immer gegeben hat.Tatschlich nimmt die Anzahl der Naturkatastrophen weltweit sogar

    in den letzten Jahrzehnten ab, sodass der Klimarat der UN von seiner

    in den Medien verbreiteten Behauptung Abstand nehmen musste,

    dass mit dem Anstieg der Konzentration von sogenannten Klimagasen

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    auch die Zahl der Naturkatastrophen analog anstieg. Aber auch die

    Anzahl der schweren Hurrikans ist in den letzten Jahren weniger ge-

    worden. Auerdem ist es in Europa seit dem Jahr 2000 nicht mehr

    wrmer geworden, sondern gem Satellitendaten der NASA (Giss-

    Webseite) definitiv klter, und zwar in Mitteleuropa und Skandina-vien um 0,5 bis 1,0 C von 2000 bis 2009!

    Geschichtlicher Klimawandel

    Der Titel des Fachbuchs Postglaziale Klimanderungen und Erdkrus-

    tenbewegungen in Mitteleuropa von Helmut Gams und Rolf Nord-hagen aus dem Jahr 1923 sagt aus, dass in den letzten paar tausend

    Jahren geologisch viel passiert sein muss. Im Gegensatz dazu leben wir

    heutzutage in einer ereignislosen Welt, wenn wir das Klima und die

    Stabilitt der Erdkruste betrachten.Offiziell wird diese Anfang des 20. Jahrhunderts akribisch durchge-

    fhrte Feldforschung von der heutigen Fachwelt nicht beachtet. Das

    hat seinen Grund, denn fr Gams und Nordhagen verliefen die letzten

    10 000 Jahre nach der angeblichen Eiszeit keineswegs eintnig undgleichfrmig, sondern ausgesprochen katastrophisch. In ihrer Zusam-

    menfassung der Forschungsergebnisse (Gams/Nordhagen, 1923, S. 129

    und 283 f.) weisen die Forscher unmissverstndlich auf die Grnde

    hin, warum Geologen, Biologen, Archologen und Geografen allzu

    rasch vorlufigen Schemata vertrauen und nicht mehr weiterdenken.

    Der Wunsch von Gams und Nordhagen, dass ihre Untersuchungen

    und Wahrheiten ein krftiger Ansto sein (mgen), auch hier mitneuen Methoden und neuer Kraft weiterzuforschen, wurde bisher

    nicht verwirklicht (Gams/Nordhagen, 1923, S. 17).

    Gerade die Klimaforschung hat hier sogar enorme Rckschritte ge-

    bracht, da die Klimakurven fr die letzten paar Jahrtausende, insbe-

    sondere fr das vergangene, geflscht wurden, um Zeiten, in denen es

    hnlich warm oder wrmer war als heutzutage, klter erscheinen zu

    lassen. Damit erreicht man, dass der Einfluss des Menschen als haupt-

    verursachender Faktor der Erderwrmung im 20. Jahrhundert ange-

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    prangert werden kann. Deshalb wurde eine eintnige und gleichfr-

    mige Klimageschichte erfunden.Aber die Feldstudie vom Anfang des 20. Jahrhunderts zeigt, dass zu

    Zeiten unserer Vorfahren die Wasserspiegel der vorhandenen Seen

    nrdlich der Alpen - wie Bodensee, Ammersee, Federsee oder dieSchweizer Seen - unter Bildung von Strandwllen und Uferterrassen

    stark anstiegen, einhergehend mit der Vernichtung smtlicher Pfahl-

    bauten und sonstiger Ufersiedlungen. Zu dieser Zeit der Klimaver-

    schlechterung erreichten Erdkrustenbewegungen eine besondere Inten-

    sitt und fhrten zur Bildung neuer Seen bei Mnchen, Tlz und

    Memmingen. Die Flugsand- und Lssbildung fand in diesem Zeit-

    raum ein Ende, und die Dnen an Bodensee, Oberrhein und in an-deren Gebieten bewaldeten sich sukzessive. Diese von einer wis-

    senschaftlichen Untersuchung besttigten Erdkrustenbewegungen im

    Alpengebiet ereigneten sich zur Zeit der Kelten, in der subatlantischen

    Zeit, die zur Zeit der Studie fr 850 bis 120 vor der Zeitenwende an-

    gesetzt wurde (nach geologischer Zeitskala). Wichtig ist festzustellen,

    dass, neben klimatischen Ursachen, Bewegungen der Erdkruste zur

    Bildung und Verteilung mchtiger Seekreidelager gefhrt haben

    (Gams/Nordhagen, 1923, S. 304 f.).Interessant hinsichtlich Klimanderungen sind Vorkommen von Kalk-

    tuff (Tuffstein) als noch junges Sediment, das als Abscheidung in

    nichtthermalem Swasser entsteht und pflanzliche Strukturen, aber

    auch tierische berreste wie Molluskengehuse enthlt. Tuff wird im

    Gewlbebau oder zur Ausfllung von Fachwerken verwendet, reiner

    Tuff auch als gebrannter Kalk (SynonymDuckstein). In Europa kommt

    Tuff in einigen ehemals warm-gemigten Klimazonen vor, also in Ge-bieten, die sich von den Subtropen durch eine Jahresmitteltemperatur

    von unter 20 C unterscheiden, so beispielsweise in der Schwbischen

    sowie Frnkischen Alb und im Voralpengebiet.

    Gem konventionell-geologischer Zeitrechnung gab es eine sehr

    warme Phase, ein Klimaoptimum im sogenannten Atlantikum, eine

    zeitlich unscharfe, da vor 10 000 Jahren langsam anfangende und

    dann 4000 Jahre andauernde Periode. Frher, u. a. von Gams und

    Nordhagen, wurde dieses Klimaoptimum zeitlich spter gesehen, und

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    zwar beginnend vor 7500 oder 7000 Jahren, um dann vor 5500 Jahren

    zu enden. Dieses Klimaoptimum zeichnete sich durch mittlere Tem-

    peraturen in Mitteleuropa aus, die etwa 2,5 Chher lagen als heutzu-

    tage, bei gleichzeitig hherer Feuchtigkeit. Die hheren Temperaturen

    fhrten weltweit zum starken Rckgang der Gletscher. In den Alpenschmolzen die Gletscher etwa vor 9000 Jahren sehr stark zurck, um

    dann etwa 2300 Jahre spter wieder in tiefere Lagen vorzustoen.

    Die Sahara war am Hhepunkt der KlimastufeAtlantikum keine Sand-

    wste, sondern eine bewaldete Seen- und Baumlandschaft mit einem

    reichen Tier- und Pflanzenleben. Felszeichnungen zeigen auch Herden

    von Rindern, die in dem heutzutage ariden, also sehr trockenen Gebiet

    gehalten wurden.

    Im Atlantikum herrschte ein starkes Moorwachstum, stieg der Was-

    serspiegel vieler Seen an, und es wurde im Bereich nrdlich der Alpen

    verstrkt Tuff gebildet. Die Entstehung von Seebecken lsst sich nach

    Gams und Nordhagen (1923, S. 34) und anderen Forschern auf das

    isostatische Einsinken des Alpenkrpers und senkrecht zum Alpenrand

    verlaufende Verwerfungen erklren:Derartige Schaukelbewegungen (...) wie die am Ammersee kennt

    man ja auch vom brigen Alpenrand (vergl. z. B. Gogarten). An dernorwegischen Kste hatte schon Bravais 1838 zwischen Alten und

    Hammerfest schrge Strandlinien beschrieben und Hansen 1890 diese

    richtig gedeutet. Ganz hnliches haben auch (...) andere Forscher an

    den schwedischen Binnenseen festgestellt (ebd., S. 34).

    Wieso sanken Gebirge vor kurzer Zeit noch isostatisch in den Unter-

    grund ein, wodurch auch Hebungen an anderen Stellen erzeugt wur-

    den? Wuchsen Gebirge langsam seit zig Millionen von Jahren, mussein isostatischer Einsinkvorgang entsprechend langsam vonstatten ge-

    gangen sein und kann nicht zu Schaukelbewegungen innerhalb kurzer

    Zeitrume fhren.Betrachten wir als Beispiel den vor den Toren Mnchens gelegenen

    Ammersee genauer, der mit der heutigen Wasserflche von knapp

    47 km2 nur noch den Rest eines frher wesentlich greren Sees dar-

    stellt. Anerkannt ist, dass der See damals in Nord-Sd-Richtung eine

    Lnge von 37 km aufwies, gegenber den 16,2 km von heute. Der Pil-

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    sensee war noch Bestandteil des Ammersees, und es bestand eine Ver-

    bindung zum Wrthsee.Heutzutage wird die Hhe des Ammersees mit 532,9 m ber Normal-

    null (NN) angegeben, whrend nacheiszeitliche Uferlinien um bis zu

    ber 60 m hher zu finden sind, worauf auch die Lage zahlreicherGruppen von Hgelgrbern hindeutet (s. Abb. 1). Eine etwa 300 000 m2

    groe Tufflagersttte befindet sich am Rande des alten Ammersees bei

    Polling. Es verdankt seine Entstehung zweifellos dem frheren Ettinger

    Bach. Die oberste Verwitterungsschicht des Tufflagers bildet eine 2 bis

    3 m mchtige Seekreide, die bis in eine Hhe von knapp 600 m ber

    NN hinaufreicht. In dieser Hhe ist die maximale Uferlinie am oberen

    Ammersee zu suchen (Gams/Nordhagen, 1923, S. 37). Welch anderesAussehen hatte das Alpenvorland nicht nur in der Mittelsteinzeit, son-

    dern auch whrend der Bronze- und Eisenzeit?Aber die Uferlinien des alten Sees liegen heutzutage auf ungleicher

    Hhe. Whrend diese, wie beschrieben, am Sdende bei 600 m liegen,

    so befinden sie sich am Nordende durchweg bei 560 m Hhe. Diese

    Hhendifferenz kann nicht anders als durch tektonische Bewegungen

    erklrt werden. Die Strung ereignete sich sicher erst nach dem Ende

    der Eiszeit, denn die schon vor dem maximalen Wasserstand gebil-deten Tuffe enthalten eine der heutigen sehr hnliche Waldflora. Dar-

    auf, dass die Senkung des Wasserspiegels erst in ganz junger Zeit er-

    folgte, deuten auch die Flurnamen hin. Einen Wrth (ein altes Wort

    fr Insel) gibt es nicht nur sdlich von Unterpeienberg, sondern auf

    einer solchen Insel wurde auch das angeblich aus dem 8. Jahrhundert

    stammende Kloster Grafrath errichtet (Gams/Nordhagen, 1923, S. 32).

    hnliche Beobachtungen knnen auch bei anderen Seen im Voralpen-gebiet gemacht werden. In diesem Zusammenhang ist die schiefe

    Ebene von Mnchen zu sehen, mit einer Lnge von 70 km und einer

    Breite von 10 bis 40 km. Das nrdliche Drittel dieser Ebene wird gr-

    tenteils von Mooren eingenommen, whrend im brigen Bereich

    neben Schotter auch ltere Bildungen wie Lss oder Flinz (Sandstein)

    anstehen. Interessant ist aber, dass es sich, abgesehen von Flussein-

    schnitten oder lteren Riedeln (schmale, niedrige Landrcken zwi-

    schen zwei Tlern), um eine vollkommen ebene Flche handelt, die

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    Abb. 1: Geschrumpfte Seen.Der Ammersee in seinerheutigen Ausdehnunggraue Flche) und seinermaximalen Gre zur Zeitunserer keltischen Vorfah-ren schraffierte Flche). In-teressant ist die Lage derGrabhgel G) und Existenzvon Drumlin-Feldern amAmmersee. Detailkarte A)siehe Abb. 2. Skizze nachGams/Nordhagen 1923,

    S. 19).

    Abb. 2:Tufflager. Der Lage-plan als Detailkarte A) der

    Abb. 1 zeigt ltere Wasser-standslinien aus der Bron-

    zezeit und jngere, aberhher liegende 600 mber NN) aus der Eisenzeit.

    Der Ettlinger Bach flossfrher nach Norden in den

    heutzutage verlandetenJacobsee bzw. Ammersee

    und war fr die EntstehungderTufflager verantwort-

    lich. Die das ganze Tufflagerberdeckende, zwei bis dreiMeter mchtige, bis in 596

    m Hhe reichende See-kreide stammt nach den

    Untersuchungen von Gamsund Nordhagen aus dem

    frheren Ammersee. Skizzebearbeitet) und Foto ausGams/Nordhagen, 1923.

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    um Mnchen ein Geflle von 0,6 bis 0,7 % aufweist. Die Ebene senkt

    sich von 700 m bei Holzkirchen bis auf 415 m bei Moosburg. Schon

    frh sind Geologen auf die Idee gekommen, dass hier eine nachtrg-

    liche Schiefstellung stattgefunden hat, wofr auch die auffallende Dif-

    ferenz im Geflle der Erdoberflche und des Grundwasserspiegelsspricht (Gams/Nordhagen, 1923, S. 44).

    Nasse Gesteinsstrme

    Interessant ist, dass am Ammersee, wie im gesamten Voralpengebiet,

    Drumlin-Felder existieren, die als glaziale Relikte der Eiszeit gelten.

    Es handelt sich um lngliche Hgel von tropfenfrmigem Grundriss,

    die bis zu 1000 m lang und 100 m hoch sein knnen. Der stromlini-

    enfrmige Krper der Hgel soll unter einem sich bewegenden Glet-

    scher geformt worden sein. Diese Landschaftsform wird als typischer

    Bestandteil der Grundmornen-Landschaft angesehen. Die Lngsach-

    sen von Drumlins liegen angeblich immer in der Bewegungsrichtung

    eines Gletschers. Ist das aber wirklich so?Nordwestlich von Friedrichshafen befindet sich der Ortsteil Fried-richshafen-Raderach, der auf einem Drumlin errichtet wurde. Dieser

    Hgel ist quasi kreisfrmig umschlossen von weiteren Drumlins. Sol-

    che sind auch weiter nordwestlich zu finden, die jedoch selten parallel

    zueinander liegen - vergleiche u. a. Hgel A und X auf der Abbildung

    3. Tatschlich sind Drumlins im sddeutschen Raum hinsichtlich des

    inneren sedimentren Aufbaus und der Erscheinungsform sehr ver-

    schiedenartig (Zeitschrift fr Geomorphologie, Ausg. 47/3, 2003,S. 373-392): Beliebig steile Bschungswinkel, oft ein in der Flierich-

    tung ansteigender Sporn, zwei oder drei Kulminationspunkte und

    nach vorn gestreckte Finger, alles Eigenschaften, die fr echte Drum-

    lins unwahrscheinlich sind.Vorhandene Erhebungen oder Sedimente, wie ltere Geschiebemergel,

    sollen nach konventioneller Ansicht durch sich bewegende Gletscher-

    massen berfahren und stromlinienfrmig verformt worden sein.

    Knnen derart ganze, systematisch angelegt erscheinende Rcken-

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    landschaften entstehen? Woher kommen die schwarmartig verteilten,

    punktfrmigen Einlagerungen von Sedimenten an der Erdoberflche?

    Man glaubt an mornenartige Ablagerungen noch lterer Eisvorste,

    die durch Gletscherstrme hinterlassen wurden. Kann so die relativ

    gleichmige Anordnung in regelrechten Feldern erklrt werden?

    Tatschlich findet man Drumlin-Felder auch in Gebieten, die nie ver-

    gletschert waren. In der Nhe von Tasikmalaya im Westen der indonesi-

    schen Insel Java befindet sich die sogenannte 10 000-Hgel-Land-

    Abb. 3: Drumlins. Oberes Bild: Der auf einem Drumlin gelegene Ortsteil Fried-richshafen-Raderach ist kreisfrmig umgeben von weiteren Drumlins, die bewal-det sind. Die bersichtskarte zeigt, dass im Umkreis noch mehrere Drumlinsexistieren, ohne dass diese parallel zueinander angeordnet sind. Bild unten links:Ein Drumlin bei Polling vgl. Abb. 1). Bild unten rechts: Das Benediktiner-KlosterAndechs wurde auf einem Drumlin errichtet vgl. Abb. 2).

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    Abb. 4: Runde For-men. Die Drumlinsvon Tasikmalayaweisen rundlicheFormen auf, weil

    keine Bewegung desUntergrundes erfolgte.Diese Buckel werden von

    den Einheimischen zur Errich-tung ihrer Drfer benutzt. In der ur-sprnglichen Ebene befinden sich die

    Reisfelder R). Ergnztes Blockdiagrammaus Sandberg 1937) nach B.C. Escher.

    schaft. Diese Gelndeform wurde bereits 1925 als drumlinartig be-schrieben. Da es dort keine Gletscher gab, wurde die Ursache in nassen

    Gesteinsstrmen gesehen (Escher, 1925). Offiziell wird die Deutung als

    Drumlins abgelehnt, weil die Hgel nicht in der Strmungsrichtung

    lang gestreckt sind, obwohl ansonsten alle Eigenschaften eines Drumlins

    gegeben sind, insbesondere die innere Zusammensetzung der Hgel, die

    sich von derjenigen der umliegenden Flche unterscheidet: Es kann

    daher ber die Drumlinnatur des 10 000-Hgel-Vorkommens nicht dergeringste Zweifel herrschen (Sandberg, 1937, S. 14).

    Der Unterschied besteht also nur zwischen kreisrunder und stromli-

    nienfrmiger Gestalt, whrend ansonsten alle Eigenschaften denen

    eines Drumlins entsprechen. Der Streit hat einen handfesten Grund,

    denn runde Drumlins knnen nicht von Gletschern erzeugt werden,

    womit ein Beweis fr die Eiszeit entfallen wrde, da Drumlins auch

    ohne rasende Gletscher entstehen.Knnten auch im Voralpengebiet Drumlins ganz anders, also ohne

    glaziale Wirkungen entstanden sein? Der niederlndische Geologe Dr.

    Christoph Sandberg stellt fest:Untersucht man die Drumlin-Erscheinung, so muss man zu dem Er-

    gebnis kommen, dass ihre bezeichnenden Eigenschaften im Einzelnen

    und als Ganzes genommen nicht auf glazialen Ursprung hinweisen,

    sondern auf ein Ablagerungsprodukt von wasser- und gasgesttigten Ge-

    steinsstrmen, welche kurz vor der Gestaltung der Erscheinung in ziem-

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    lieh schneller Bewegung begriffen sein mussten (Sandberg, 1937, S. 14 f.).

    Sandberg besttigt also, dass es sich nicht um Eiszeit-Relikte handelt.

    Obwohl im Gegensatz dazu derglaziale Ursprung dieser Hgel allge-

    mein immer wieder als bewiesen angefhrt wird, lesen wir im Geo-

    logischen Wrterbuch: Die eigentliche Entstehungsursache ist nochumstritten (Murawski/Meyer, 1998, S. 43).Wenn Sandberg auf eine ziemlich schnelle Bewegung kurz vor der

    Gestaltung hinweist, dann fragen wir uns, was sich hier bewegen soll,

    ein rasender Gletscher oder vielleicht der Untergrund selbst? Da es

    heftige Erdkrustenbewegungen im Alpengebiet vor wenigen Jahrtau-

    senden gab, ist diese Voraussetzung gegeben. Zu Zeiten unserer Vor-

    fahren setzte eine Klimaverschlechterung ein. Diese von einer wissen-schaftlichen Untersuchung besttigten Erdkrustenbewegungen im

    Alpengebiet ereigneten sich zur Zeit der Kelten vor etwa 2500 Jahren

    (Gams/Nordhagen, 1923, S. 304 f.).Aber auch schon whrend der Jungsteinzeit in der atlantischen Zeit

    gab es Krustenbewegungen, wie die Senkungen des Baltikums, der

    Ostsee sowie der norwegischen Kste. Dies wird bewiesen durch einen

    Anstieg vieler Seen, starkem Moorwachstum und starker Tuffbildung

    (ebd., S. 294). In der folgenden subborealen Zeit gab es ein Absinkender Grundwasserspiegel und einhergehend der Wasserspiegel der

    Seen, die teils verlandeten. Die Tuffquellen versiegten, und es entstan-

    den Verwitterungsschichten wie auf den Tufflagern von Polling. Ein

    Klimaoptimum fllt im Alpengebiet sicher in die ltere Bronzezeit

    und frheste Hallstattzeit vor ungefhr 3000 Jahren (ebd., S. 301). Be-

    reits imAtlantikumvor etwa 9300 bis 5700 Jahren war es sehr viel wr-

    mer als heutzutage. Damals herrschten bis zu 2,5 C hhere Tempera-turen, ganz ohne Autos oder Kraftwerke. Im Gegensatz zur Zeit

    unserer Vorfahren leben wir heutzutage in einer klimatisch normalen

    und geologisch eher ereignislosen Zeit. Die hohen Durchschnittstem-

    peraturen sanken dann in der folgenden Klimastufe Subboreal vor

    6000 Jahren fr 1000 Jahre wieder krftig, bevor ein erneutes Kli-

    maoptimum einsetzte, das nach Gams und Nordhagen durch einen

    Klimasturz um 850 vor der Zeitenwende mit dem bergang von der

    Bronze- zur Eisenzeit beendet wurde.19

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    Vor etwa 3000 Jahren gab es eine verheerende Drrezeit, die auch in

    den Texten des alten gypten beschrieben wird, als der Nil trocken

    fiel. In Europa nrdlich der Alpen wurde es zu dieser Zeit immer kl-

    ter und feuchter. In den Gebirgen dehnten sich wieder die Gletscher

    aus, Wlder verwandelten sich in Smpfe, und es entstanden Moore.In Nordamerika verlieen die Palo-Eskimos ihre Jagdgebiete im

    hohen Norden bis hinauf in den Nordosten Grnlands und wander-

    ten sdwrts bis in das Gebiet der Hudson Bay. Erstmals nach dem

    Ende der Eiszeit bildeten sich sdlich der heutigen kanadischen

    Grenze in denRocky Mountainswieder Gletscher.

    In der heute noch andauernden Klimastufe Subatlantikum, deren Be-

    ginn frher 850 Jahre und heute 450 Jahre vor der Zeitenwende gese-hen wird, setzte dann eine Klimaverschlechterung ein, wobei, begin-

    nend vor knapp 3000 Jahren, ber einen Zeitraum von weniger als

    1000 Jahren Erdkrustenbewegungen zur Schiefstellung von vorhan-

    denen und zur Bildung von neuen Seen in den Alpen fhrte. Zu dieser

    Zeit sollten sich viele der am Rande dieser Seen befindlichen Drum-

    lin-Felder gebildet haben, als heftige geologische Ttigkeit herrschte.

    Andernfalls mssten diese Drumlins seit der Eiszeit mehrere tau-

    send Jahre ohne grere Verwitterungsspuren berdauert haben, um

    Abb. 5: Mehrfaches Klimaoptimum. Die nach Dansgaard et al., 1969) und Schn-wiese 1995) modifizierte Klimakurve weist die Lufttemperaturen in Bodennhefr die nrdliche Hemisphre aus. So waren die Klimaoptima in der PostglazialenWrmezeit whrend der Jungsteinzeit nicht nur bis zu 2,5 C wrmer als heute,sondern auch feuchter.

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    dann auch noch die Schiefstellung des Voralpengebiets mit der Ver-

    landung vorhandener und Bildung neuer Seen zu berstehen. Sieht

    man die Bildung von Drumlins als eine Begleiterscheinung der Erd-

    krustenbewegungen an, nicht nur im Alpengebiet, sondern in ganz

    Mitteleuropa und Skandinavien sowie in arktischen Gebieten wie Ka-nada und Alaska, dann ergibt sich ein einheitliches Bild.

    Das Alter der heutzutage sichtbaren Gestaltung der Gelndeoberfl-

    che ist wesentlich geringer, als man allgemein annimmt, und unsere

    Vorfahren waren Zeugen der Umgestaltung.Sehen wir uns noch einen angeblichen Beweis fr die Eiszeit an, und

    zwar die sogenannten Eiskeile. Es handelt sich um keilfrmige Spalten,

    oft trichterfrmige Brunnen, die bei fossilen Eiskeilen mit feinen Se-dimenten gefllt sind, was wiederum an die Kernfllung der Drum-

    lins erinnert.Entsprechende Strukturen, die von prhistorischen Katastrophen

    stammen, sind auerhalb von ehemals als eiszeitlich angesehenen Ge-

    bieten in Steinbruch-Aufschlssen gefunden worden. Der amerika-

    nische Geologe Robert M. Thorson (1986, Seite 464 f.) und sein Team

    haben im US-Bundesstaat Connecticut sowohl das brunnenfrmige

    Aufbrechen des Materials als auch die hierfr erforderliche Boden-verflssigung in frher einmal wassergetrnkten Flusssanden und

    -kiesen an ihren gekruselten Lagen im Untergrund erkennen kn-

    nen.Die Eiskeile knnen also statt propagierter Eiszeitrelikte das Ergeb-

    nis von gewaltigen Beben-Katastrophen sein und werden daher auch

    Erdbebenbrunnen genannt, besttigt der bekannte sterreichische

    Geologe Professor Dr. Alexander Tollmann (1993, Seite 148 f.).Bei der Entstehung der beschriebenen geologischen Formationen spielt

    das pltzliche Auftreten von Wasser bzw. einer einsetzenden Bodenver-

    flssigung eine wichtige Rolle. Tatschlich knnen Erdbeben frmlich

    Wasser in groen Mengen aus dem Nichts hervorquellen lassen. So kam

    es im Januar 2001 durch starke Erschtterungen in Westindien lokal zu

    Bodenverflssigungen. An vorher trockenen Stellen lie das Erdbeben

    pltzlich Wasser hervorquellen, das aus feinen Sedimenten freigesetzt

    wurde (Spektrum der Wissenschaft, online, 27.4.2001).21

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    Die Frage ist auch, wie sich berhaupt Seen bilden. Nur indem sich

    eine Mulde mit Regenwasser fllt? Anders gefragt, entstehen solche

    geologische Formationen auch durch Verschiebungen der Erdkruste

    und/oder heftige Erdbeben, wodurch ganze Landstriche pltzlich ab-

    sacken und sich hernach genauso schnell mit Wasser fllen?

    Am 16. Dezember 1811 ereignete sich ein Grobeben in New Madrid im

    Abb. 6: Seenbildung. Whrend der New Madrid-Erdbeben 1811 bis 1812 entstandwie aus dem Nichts eine riesige Sumpflandlandschaft, deren Gre die linkeAbbildung zeigt, weil die Landflchen pltzlich absanken. Die Fotos wurden 1904aufgenommen und zeigen Bume und Wasserpflanzen, die seit dieser Zeit einPanorama entstehen lassen, als wenn es sich um uralte Smpfe handeln wrde.

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    US-Bundesstaat Mississippi. Der Boden vibrierte und schwankte so hef-

    tig, dass sich die Menschen festen Halt suchen mussten, um nicht um-

    zufallen. Groe Spalten oder Risse brachen auf, aus denen schlammiges

    Wasser, groe Klumpen von blauem Lehm, Kohle und Sand ausgewor-

    fen wurden. Die Erdoberflche wlzte sich wie Wellen im Meer, mitsichtbaren Vertiefungen von mehreren Fu dazwischen (Fller, 1912).

    Fr uns ist interessant und erstaunlich, dass wie aus dem Nichts eine

    riesige Sumpflandschaft entstand. Die pltzlich abgesunkenen Land-

    flchen fllten sich sofort mit Wasser. Die Fotos wurden 1904 aufge-

    nommen und zeigen Bume und Wasserpflanzen, die seit dieser Zeit

    ein Panorama uralter Smpfe entstehen lieen (Abb. 6).

    Bei diesem New Madrid-Grobeben wurden ber eine Strecke von500 km Sandblasen in Form kleiner, trichterfrmiger Krater aufge-

    worfen, die mit Sand gefllt waren und die in Eiszeit-Gebieten wohl

    als Eiskeile fehlgedeutet wrden. Die Augenzeugenberichte dieser Gas-

    eruptions-Phnomene besttigen, dass sich Erdbebenbrunnen bil-

    deten, die noch heute zu sehen sind, und es entstanden unzhlige

    kleine Erdhgel. Berichte von brennenden sten auf einzelnen H-

    geln lassen auf Flammenbildung schlieen, und aus dem Boden kom-

    mende Lichtblitze besttigen diesen Sachverhalt.Bei starken, durch heftige Beben begleitete Erdkrustenbewegungen,

    wie fr Mitteleuropa vor wenigen tausend Jahren nachgewiesen, wur-

    den nicht nur u. a. Alpengebiete schief gestellt, sondern durch beglei-

    tende Bodenverflssigung trat auch Wasser aus dem Untergrund aus,

    was zur Bildung neuer Seen und teils zur Erhhung der Wasserspiegel

    vorhandener Seen fhrte. Die Uferlinien des Ammersees zur Bronze-

    zeit erhhten sich in der Eisenzeit (s. Abb. 1, S. 14). Gleichzeitig bilde-ten sich durch die Erdbeben und infolge einsetzender punktueller Bo-

    denverflssigung u. a. Drumlins und Eiskeile, aber auch als Pingo

    bekannte rundliche Bodenerhebungen in Permafrostgebieten, die

    durch die gleiche Ursache hervorgerufen wurden, also nach einem

    einheitlichen Prinzip entstehen - ausfhrlich beschrieben in meinem

    Buch Der Energie-Irrtum.Fr unsere Betrachtungen reicht die Zusammenfassung, dass sich im

    bayerischen Voralpenland nacheiszeitlich Hebungen und Senkungen

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    der Erdkruste zu verschiedenen Zeiten unserer Vorfahren ereigneten,

    die zu einer gravierenden Umgestaltung der Gelndeoberflche fhr-

    ten. Tektonische Strungen gingen einher mit gravierenden klimati-

    schen Vernderungen, whrend die strksten Senkungen der Erd-

    kruste in den nasskalten Perioden einzutreten pflegten.Falls trockene Sedimente, wie kiesige Sandbden, mit Wasser gesttigt

    werden und dann ein Erdbeben und damit eine Rttelung der Sedi-

    mente erfolgt, wird das Volumen geringer, und der Boden setzt bzw.

    senkt sich. Handwerker kennen dies, wenn man zum Beispiel eine

    Mischmaschine mit trockenen Baustoffen fllt und dann Wasser

    hinzu gibt: Das nasse Gemisch nimmt dann wesentlich weniger Volu-

    men ein. Entsprechend erfhrt ein Erdbebenbrunnen an der Erdober-

    flche eine muldenfrmige Absenkung (Abb. 7).

    Abb. 7: Pseudo-Eiskeile. Das linke Bild zeigt einen Sandvulkan, dessen Schlot mitSand gefllt ist und der 1811 bis 1812 whrend gewaltiger Erdbeben entstand.Das mittlere Bild zeigt ein Bodenprofil in New Madrid, anscheinend einen Eiskeildarstellend. Es handelt sich aber um einen jngst bei Erdbeben entstandenenSandvulkan. Das rechte Bild scheint einen typischen Eiskeil als Beweis einer Eis-zeit zu zeigen. Es handelt sich aber um den Querschnitt eines Erdbebenbrunnensmit Erdverflssigung im ehemals nicht vergletscherten Gebiet des US-Bundes-staates Connecticut nach Thorson, 1986).

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    Steinzeit im Gletschereis?

    Heutzutage werden die Alpen nur noch etwa einen Millimeter pro Jahr

    gehoben. Aber zur Zeit der Kelten erfolgten Erdkrustenbewegungen

    und Schiefstellungen der Berghnge in den Alpen; also neben Senkun-gen sind auch Hebungen dokumentiert. Da dies zu Lebzeiten unserer

    Vorfahren geschah, sollte es menschliche Relikte in groen Hhen der

    Alpen geben, die dort eigentlich nicht hingehren.

    Tatschlich sind in den Alpen menschliche Stein- und Knochenarte-

    fakte in bemerkenswerter Hhe gefunden worden. Diese sollen aus

    dem Pleistozn, also aus der Zeit des Groen Eiszeitalters stammen.

    Whrend dieses Zeitabschnitts sollen die Berghnge und Tler der

    Alpen von kilometerhohen Gletschern bedeckt gewesen sein. Es er-

    scheint deshalb kaum mglich, dass Menschen der Altsteinzeit, die

    whrend der letzten Eiszeit geendet haben soll, in groen Hhen in-

    mitten der Alpen lebten.Unterhalb der in 1644 m ber Normalnull liegenden Ebenalp im

    schweizerischen Kanton Appenzell Innerrhoden befindet sich das aus

    drei Hhlen bestehende Wildkirchli. Hierin entdeckte der Konserva-

    tor Emil Bchler im Jahr 1904 prhistorische Relikte von Hhlenmen-schen, wie bearbeitete Steine, Werkzeuge und Knochen. Die Hhlen

    mssten whrend der Eiszeit bewohnt gewesen sein, falls die Datie-

    rung der Knochen mit 50 000 bis 30 000 Jahren stimmt. Die Anwesen-

    heit von Hhlenbren in dieser Hhe wird sogar auf einen Zeithori-

    zont von vor 90 000 Jahren zurckverlegt.Aber es geht noch hher hinauf in die ehemalige Gletscherwelt. Das

    Drachenloch liegt auf 2427 m Hhe am Drachenberg und ist als

    hchstgelegene prhistorische Hhle Europas bekannt. Am 7. Juli

    1917 wurden in dieser Hhle Knochen entdeckt und von Emil Bchler

    als Hhlenbren-Knochen identifiziert.Allerdings fand man in dem an einem steilen Berghang gelegenen

    Drachenloch, oberhalb der im Taminatal gelegenen Ortschaft Vttis,

    keine menschlichen Knochen. Aber es wird der Fund eines Brensch-

    dels beschrieben, bei dem durch den linken Jochbogen ein groer

    Oberschenkelknochen durchgesteckt war. Dieser kann nur durch eine

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    Vierteldrehung in der Lngsachse aus dieser Position entfernt werden.

    Auerdem wurde bei einer Nachuntersuchung des Knochenmaterials

    eine Knochenflte entdeckt, die aus dem Unterkiefer eines Hhlenb-

    ren angefertigt wurde. Experimentell kann mit diesem Instrument eine

    einfache Zweiertonsequenz erzeugt werden. Auerdem wurden beiden von 1917 bis 1923 durchgefhrten Ausgrabungen zwei Feuerstt-

    ten entdeckt, und man legte eine verschlossene Steinkiste mit Holz-

    kohle frei. Wie 1982 in den Mitteilungen der Schweizerischen Gesell-

    schaft fr Ur- und Frhgeschichte (82,1999, S. 227-229) publiziert,

    soll diese auf ein Alter von 53 000 Jahren datiert worden sein.

    Derartige Datierungen sind zweifelhaft und meist falsch, da insbeson-

    dere Radiokarbon-Datierungen theoretisch hchstens bis zu einemAlter von 30 000 Jahren richtige Ergebnisse erbringen, da sptestens

    nach 50 000 Jahren gar kein datierungsfhiger radioaktiver Kohlen-

    stoff C-14 mehr vorhanden ist. Statistisch gesehen zerfllt die Hlfte

    solcher Atome jeweils in 5730 Jahren, sodass nach 51 570 Jahren nur

    noch 0,003 % der ursprnglichen C-14-Atome vorhanden sind.

    So sind alle Schdel, die jahrzehntelang Neandertalern und frhmoder-

    nen Cro-Magnon-Menschen zugeordnet wurden, nach neueren, an der

    britischen Universitt Oxford 2004 vorgenommenen Untersuchungenhchstens noch ein paar tausend Jahre alt und rutschen damit um rund

    30 000 Jahre von der Alt- in die Jungsteinzeit, oder anders gesagt, aus

    dem Eiszeitalter in das Atlantikum, also in ein Klimaoptimum mit h-

    heren Temperaturen als heutzutage, oder auch in die Bronzezeit sowie

    sogar in noch wesentlich jngere Zeiten bis in die Neuzeit.

    Der berhmte Neandertaler vom Hahnfersand ist jetzt seit der neuen

    Datierung im Jahr 2004 nur noch 7500 Jahre alt, nachdem dieser vor-her mit einem Alter von 36 300 Jahren ausgewiesen wurde. Diese Da-

    tierung wird seit 1980 in allen Fachbchern gefhrt, und deshalb galt

    dieser Fund unbestritten als Beweis fr die Existenz von Neanderta-

    lern whrend der Eiszeit in Deutschland.Der sogenannte lteste Westfale wurde ber Nacht fast zum jngsten

    Westfalen. Sein Alter wurde von 27 400 Jahren auf nur etwa 250 Jahre

    reduziert. Der lteste Westfale lebte anstatt in der Altsteinzeit tatsch-

    lich erst vor kurzer Zeit im 18. Jahrhundert.26

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    Auch die 1931 in der berhmten Vogelherdhhle im Lonetal stlich

    von Stuttgart ausgegrabenen Knochenfragmente, die ber 70 Jahre als

    Beweis fr die Existenz von frhmodernen Menschen whrend der

    Eiszeit in Deutschland in Fachbchern, Museen und Ausstellungen

    gefeiert wurden, sind gerade einmal 5000 bis 3900 Jahre alt, gehrenalso in die Jungsteinzeit oder sogar in die Bronzezeit!

    Dieser in meinem Buch Die Evolutions-Lge vorgestellte und dis-

    kutierte Betrug fhrte zur Auflsung des Instituts fr Anthropologie

    an der Universitt Frankfurt, nachdem einige Jahrzehnte lang von

    Professor Reiner Protsch Menschheitsgeschichte frei erfunden wurde:

    Der Zweck heiligt angeblich die Mittel, wurde mitgeteilt. Verdrngt

    wird die Rolle seiner Helfer, Koautoren sowie Mitarbeiter, und da esnicht um politische Macht ging, anders als im Guttenberg-Fall 2011,

    regte sich keiner ber einen beschdigten Ruf der Wissenschaft auf.

    Man ging einfach zur Tagesordnung ber.Der lteste Knochenfund in Deutschland (...) ist nun ein Skelett

    aus der mittleren Klausenhhle in Bayern mit 18 590 Jahren (dpa,

    16. 8.2004,17:59 Uhr). Allerdings wurden diese Knochen noch nicht

    neu datiert!Da es quasi nur noch nacheiszeitliche Knochen mit einem Alter vonwenigen tausend Jahren gibt, ist die Geschichte der Menschheit nicht

    nur in Mitteleuropa in der Zeit vor 40 000 bis 10 000 Jahren, also in

    der letzten Eiszeit, abhanden gekommen.Bereits in meinem ersten Buch Darwins Irrtum wurde 1998 die Alt-

    steinzeit mit Neandertalern als falsch interpretierte Epoche und in Irr-

    tmer der Erdgeschichte als eine sehr kurze Phase vor hchstens 5000

    Jahren dargestellt (Zillmer, 2001, S. 197 ff.). Damals bezeichnete mandiese Darstellung als ignorant in Bezug auf die durch radiometrische

    Messungen bewiesenen Alter der Altsteinzeitschdel. Zweifel ausge-

    schlossen, da angeblich alles wissenschaftlich bewiesen war! Mein dama-

    liger Standpunkt, dass die Datierungen nicht richtig sein knnen, wurde

    besttigt, da Professor Protsch selbst nur noch von Gedankenexperimen-

    tenbei den angeblichen Radiokarbon-Datierungen spricht. Genau!

    Denn es erscheint absurd, dass organisches Material nach 40 000 Jah-

    ren erhalten geblieben sein soll. Um etwas mit der Radiokarbon-Me-

    27

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    thode messen zu knnen, drfen die Knochen nicht total versteinert

    sein, da man sonst garnichts messen kann! Organisches Material

    berdauert in der Natur kaum lnger als einen Zeithorizont von we-

    nigen tausend Jahren. Sollte doch eine sehr geringe Menge an Kno-

    chen- oder Erbsubstanz erhalten geblieben sein, ist die Menge desdarin enthaltenen C-14 derart gering, wie bereits dargestellt, dass kein

    genaues Messergebnis zustande kommen kann.

    Wenn wir jetzt noch einmal den Schdel aus der Vogelherdhhle be-

    trachten, dann lag dieser in derselben Fundschicht wie die soge-

    nannte Eiszeitkunst. Es handelt sich um figrliche Darstellungen von

    eigentmlicher Perfektion, die vor angeblich 40 000 bis 30 000 Jahren

    aus Elfenbein geschnitzt worden sein sollen - weltweit in Ausstellun-gen gefeiert als Eiszeitkunst. Derartige Kunstwerke traute man dem

    angeblich plumpen Neandertaler nicht zu, und so wurde die Anwe-

    senheit von frhmodernen Menschen in der Eiszeit als bewiesen

    betrachtet.Welche Tiere wurden aber whrend der bitterkalten Eiszeit von un-

    seren Vorfahren dargestellt? Wrme liebende Tiere wie Pferd, Bison

    und Raubkatzen, angeblich auch ein Hhlenlwe und ein elefanten-

    artiges Tier. Dieses wird als Mammut angesehen, obwohl kein Felldargestellt wurde. Wie in Irrtmer der Erdgeschichte ausfhrlich

    erlutert, handelt es sich bei Mammuts jedoch nicht um im Eis le-

    bende Tiere, da das zottelig herabhngende Fell fr das Durchwan-

    dern von Eisflchen ungeeignet ist und der Nahrungsbedarf von 150

    bis 200 kg Futter am Tag pro Mammut nicht gewhrleistet wre. Diese

    Tiere lebten in Eurasien in einer fruchtbaren Savanne, in Amerika bis

    hinunter in die Breiten von Mexiko.

    Der Schdel und die Knochenfragmente aus der Vogelherdhhle, die

    ber 70 Jahre lang als wissenschaftlicher Beweis fr die Existenz von

    modernen Frhmenschen galten, wurden ja auf ein Alter von 5000 bis

    3900 Jahren, also um mindestens 27 000 Jahre verjngt. Deshalb

    msste die Eiszeitkunst auch in diesem Zeitrahmen neu gesehen wer-

    den, rein aus logischen berlegungen heraus. Damit wre auch ver-

    stndlich, warum unsere Vorfahren Wrme liebende Tiere darstellten,

    denn whrend des Zeitabschnitts, in den der Vgelherd-Schdel neu

    28

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    datiert wurde, gab es ein Klimaoptimum mit wesentlich hheren

    Temperaturen als heutzutage (s. Abb. 5, S. 20).

    Aber fr diesen Fall htte man alle bereits organisierten Ausstellungen

    ber die Eiszeitkunst absagen mssen, denn es ist ja keine Kunst der

    Eiszeit, sondern sie stammt aus einer Warmzeit. Deshalb, und umnicht alle Bcher ber Menschheitsgeschichte umschreiben zu ms-

    sen, mussten die weltberhmten rund zwanzig Skulpturen der Eis-

    zeitkunst nach wie vor ihr Alter behalten, denn sie sollen ja die ltes-

    ten bekannten echten Kunstwerke von Menschenhand sein. Nach ber

    70 Jahren unterstellt man dem Ausgrber Professor Gustav Riek jetzt,

    dass entgegen seiner eindeutigen Aussage damals wohl etwas durchei-

    nander geraten sein msse: Angeblich irrte der Fachmann Riek, unddeshalb mssen die Knochenfragmente wohl bei einer jungsteinzeit-

    lichen Bestattung in die wesentlich lteren Aurignacien-Schichten ge-

    raten, also nachtrglich vergraben worden sein, so Nicholas Conard,

    Nachfolger Rieks auf dem Lehrstuhl fr Ur- und Frhgeschichte in

    Tbingen. Das ist eine reine Behauptung und verlangt einen Glau-

    bensakt, da die betreffenden Schichten damals natrlich entfernt wur-

    den und man sie heute nicht rekonstruieren und prfen kann. Fazit:

    Was nicht sein darf, das nicht sein kann!Erkennt man das jngere Alter der Eiszeitkunst aber an, hat dies gra-

    vierende Folgen auch fr die Geologie. Denn, falls man jetzt die

    Schicht V, in der sich der Schdel befand, von 32 000 Jahren auf ein

    Alter von 5000 bis 3900 Jahren reduziert, werden auch die darber lie-

    genden geologischen Schichten entsprechend jnger. Eigentlich sollte

    die oberste Schicht (Schicht I) bereits 4500 Jahre alt sein und zur Jung-

    steinzeit gehren. Die Schichten II bis IV mssten entsprechend auchals wesentlich jnger angegeben werden.Es stellt sich die Frage, wie die geologischen Schichten in der Vogel-

    herdhhle entstehen konnten? Ist das Material dort hineingeweht

    oder hineingeschwemmt worden? Falls Fluten verantwortlich waren,

    dann entstanden die geologischen Schichten zu einzelnen Zeitpunk-

    ten, und das gesamte Entstehungsalter wird quasi katastrophisch ver-

    jngt, passend zum jungsteinzeitlichen Schdel und der dann zeitlich

    dazu passenden Eiszeitkunst.29

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    Abb. 8: Drachenloch. Diese Hhle,in der Knochen von Bren undmenschliche Relikte entdeckt wur-den, befindet sich an einem steilenHang in 2427 m Hhe, also jenseitsder heutigen Baumgrenze.

    Betrachten wir jetzt noch einmal

    das in 2427 m Hhe befindliche

    Drachenloch, in dem angeblich

    53 000 Jahre alte menschliche Re-

    likte gefunden wurden. Zu dieser

    Zeit soll es aber hohe Gletscherwhrend der Eiszeit in den Alpen gegeben haben. Handelt es sich auch

    hier um falsche Datierungen, und die Hhle war whrend einer wr-

    meren Zeit nach der Eiszeit bewohnt? Was wollten Bren jenseits der

    Baumgrenze, die heutzutage in den Schweizer Alpen (46 N) bei 2100

    m Hhe liegt, und wovon ernhrten sie sich dort oben?

    Aber vor 50 000 Jahren herrschte in den Alpen angeblich die Wrm-

    Kaltzeit, die etwas mehr als 100 000 Jahre gedauert und erst vor etwa10 000 Jahren geendet haben soll. Der Drachenberg befindet sich im

    Zentrum des eiszeitlichen Vergletscherungsgebietes. Eine tausend und

    mehr Meter mchtige Eisdecke fllte angeblich das ganze Mittelland

    zwischen den Alpen und dem Jura aus. Auch falls sich die Gletscher

    whrend einer Zeit mit hheren Temperaturen kurzfristig etwas zu-

    rckgebildet haben sollten, ist ein Lebensraum fr Menschen und

    Bren in 2400 m Hhe whrend der Altsteinzeit keine zufriedenstel-

    lende Erklrung, denn die Gipfelhhen in den westlichen Gebirgsst-

    cken weisen meist nur eine Hhe von 3000 bis 4300 m auf. Die Berge

    in den Ostalpen sind sogar noch etwas niedriger.

    Man knnte ja noch einwenden, dass auch die angeblich altsteinzeit-

    liche Besiedlung der Drachenloch-Hhle viel spter, nmlich nach der

    Eiszeit whrend eines Klimaoptimums erfolgte, also entweder im

    ersten Klimaoptimum vor ber 6000 Jahren oder im zweiten vor gut

    4000 Jahren. Auch die Knochen aus der Vogelherdhhle wurden in

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    diesen Zeithorizont redatiert. Trotzdem befriedigt auch eine Besied-

    lung von nur ber Steilhnge zugnglichen Hhlen und dazu in alpi-

    nen Hhenlagen nicht wirklich.Wir hatten ja bereits tektonische Erdkrustenbewegungen beschrieben,

    die vor nur etwa 2500 Jahren zur Schiefstellung der Uferlinien vonnacheiszeitlichen Seen fhrten. Wuchsen die Alpen zu Lebzeiten von

    Menschen in die Hhe?Heutzutage handelt es sich anscheinend um eine Selbstgewissheit

    und eherne Tatsache, dass die Berge ber Jahrmillionen hinweg un-

    merklich langsam, gegebenenfalls bis zum heutigen Tag empor wach-

    sen, obwohl manche Gebirge umgekehrt auch zu versinken scheinen.

    Aber wie Helmut Gams und Rolf Nordhagen zeigten, wurden Gebirgezur Zeit des historischen Menschen empor gehoben.

    Der amerikanische Geologe Bailey Willis schrieb von Gebirgshebungen

    um viele tausend Fu whrend des Groen Eiszeitalters, neben ande-

    ren auch beim Gebirgssystem im Bereich Alpen-Kaukasus-Zentralasien

    und der Kordilleren in Nord- wie auch in Sdamerika (Bailey Willis,

    Research in Asia II, S. 24). Der Verfasser dieser Feststellungen war

    Professor an der Stanford-Universitt, 1921 bis 1926 Prsident derSeis-

    mologischen und 1928 der Geologischen Gesellschaft von Amerika. Willisstellte fest, dass die groen Gebirgszge die Wissenschaft durch ihre ex-

    treme Jugendlichkeit herausfordern. Dies trifft auch fr die Anden in

    Sdamerika zu, denn wie mir ein deutscher Professor fr Geophysik

    besttigte, gibt es, wie eingangs berichtet, versteinerte Korallen rezenter,

    also noch heute existierender Arten hoch oben in den Anden.

    Pltzlich ganz oben

    In 3653 m ber dem Meeresspiegel liegt dieSalar de Uyuni (auch: Salar

    de Tunupa), der grte Salzsee der Welt, eigentlich eine 12 000 km2

    groe Salzpfanne mit einer bis 30 m mchtigen, steinharten Salzkruste.

    In dieser Salzebene befinden sich einige Inseln, wie die fischfrmigeIsla

    del Pescado.Genau genommen handelt es sich nicht um Inseln, sondern

    um Berge aus Korallen, die aus der Salzpfanne herausragen. Auf ihnen

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    wachsen riesige Kakteen, die teils ber 1000 Jahre alt sind, und es gibt

    viel Lava, die sicher von Vulkanausbrchen des am Rande der Salz-

    pfanne gelegenen, 5432 m hohen Vulkans Tunupa stammt (Foto 37).

    Interessant ist, dass diese Lava sehr frisch, fast unverwittert erscheint

    und teils ebenso frisch aussehende versteinerte Korallen umschliet.Diese Kolonien bildenden Nesseltiere sind aber versteinert, und kaum

    jemand wundert sich, dass diese Korallenbnke praktisch unzerstrt

    in dieser Hhenlage liegen; also dort, wo bis zu 30 C eisige Klte

    herrscht. Allein der Frost-Tau-Wechsel msste diese aus Kalkstein be-

    stehenden Korallen lngst zerstrt haben!Die Anden erstrecken sich 7500 km entlang der Westkste Sdameri-

    kas und sind damit das lngste Gebirge der Erde. Sie sollen nach lte-rer Meinung vor ber 100 Millionen Jahren zu Zeiten der Dinosaurier

    und nach aktueller Meinung vor 60 Millionen Jahren begonnen

    haben, sich zu heben. Zur Zeit der Dinosaurier gab es gem herr-

    schender Ansicht dieses Gebirge, wie auch die Alpen oder den Hima-

    laya, noch nicht, obwohl man sogar Dinosaurier-Trittsiegel an steilen

    Gebirgshngen gefunden hat, die jedoch erst nachtrglich aus hori-

    zontaler Lage schiefgestellt wurden. Nach meiner in meinem Buch

    Die Evolutions-Lge dargestellten Meinung gab es whrend der Di-nosaurier-ra berhaupt keine hohen Gebirge auf der Erde.

    Wie auch immer, betrachten wir jetzt die in fast 4000 m Hhe unzer-

    strt aufrecht stehenden Korallen. Diese lebten nach geologischer Da-

    tierung also vor zig Millionen Jahren im damaligen Ur-Pazifik. Falls die

    herrschende geologische und geophysikalische Lehrmeinung richtig

    sein soll, mssten diese Korallen millimeterweise langsam ber diesen

    langen Zeitraum von 60 Millionen Jahre hinweg mit der Auffaltung derAnden in die Hhe geschoben worden sein. Da die Zeitstrnge von Evo-

    lution und Geologie ja untrennbar miteinander verbunden sind, wer-

    den katastrophische Szenarien abgelehnt. Deshalb drfen Gebirge auch

    nicht schnell in die Hhe wachsen. Bei den Anden handelt es sich um

    ein vulkanisches Gebirge. Die hchsten Vulkane der Welt befinden sich

    hier, und 54 Gipfel erreichen Hhen von ber 6100 m. Vulkane knnen

    aber im Extremfall quasi auf einen Schlag rasant in die Hhe wachsen,

    wie noch beschrieben werden soll, ohne lang andauernde Prozesse.

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    Die Korallen hoch oben in den Anden mssten nach diesem Dogmader Geologie uralt sein, also aus der Zeit stammen, als die Anden be-

    gannen, sich aus dem Meer zu heben. Aber wie an derTechnischen Uni-

    versitt Berlin ermittelt wurde, handelt es sich bei den versteinerten

    Korallen um rezente, also heutzutage in der pazifischen Sdsee wach-

    sende Korallen. Hoch oben in den Anden sind also erdgeschichtlich

    junge Korallenarten vorhanden, die zudem auch noch unzerstrt sind.

    Welchen Schluss knnen wir daraus ziehen? Nur einen einzigen: DieAnden haben sich hchstens vor wenigen tausend, aber nicht vor et-

    lichen Millionen von Jahren zu einem Hochgebirge erhoben. Da gibt

    es kein Wenn und kein Aber! Ansonsten wren die versteinerten Ko-

    rallen schon lngst zerstrt, in den Mhlen der Zeit zermahlen. Hinzu

    kommt der wichtige Gesichtspunkt, dass es sich um moderne Ko-

    rallen des Pazifiks handelt.Dieser Eindruck wird untermauert durch Funde menschlichen Ur-

    sprungs, die in der Nhe der Salzpfanne mehrere Meter unter Schlamm-

    Abb. 9: Zeltgrber. In zeltartigen Hhlen kauern mumifizierte Indianer, umgebenvon Gertschaften, die teils von der Decke herabhngen.

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    lawinen begraben liegen. In der Nhe gibt es auch archologisch unge-

    sicherte Grber, die wie Htten bzw. Zelte aussehen und wie ein kleines

    Dorf angeordnet sind. In ihnen befinden sich Mumien in sitzend-kau-

    ernder Haltung. Aber handelt es sich berhaupt um willkrlich ange-

    legte Grber? Von den Wnden der Zelte hngen noch heute Gert-schaften herunter, wie Garnrollen oder Teppichreste. Wurden diese

    Behausungen vielleicht durch einen Ausbruch des nahe gelegenen Vul-

    kans mit einer Schlammschicht bedeckt, die dann in Form des Zeltes

    erstarrte? Kauern diese Menschen zum Schutz vor pltzlich auftreten-

    der Klte durch das Emporwachsen des Vulkans?

    Kstenstreifen im Gebirge

    Der Forschungsreisende Alexander von Humboldt (1769-1859) fhrte

    von 1799 bis 1804 genaue Ortsbestimmungen und Hhenmessungen

    durch und beschrieb einen kreideweien Streifen an den Kstenfelsen

    der Anden bzw. Kordilleren. Diese Strandlinie, die sich frher in Mee-

    reshhe befand, liegt heute in einer Hhe von 2500 bis 3000 m. Wuchs

    der gesamte Kstenstreifen unmerklich langsam in die Hhe, oderwurde erschnellin diese Hhe gehoben?Auf seiner Reise von 1834 bis 1835 durch Sdamerika schrieb Charles

    Darwin in sein Tagebuch (Darwin, 1835): (...) aber die unterirdi-

    schen Krfte traten wieder in Ttigkeit, und ich sah nun das Bett die-

    ses Meeres eine Kette von Bergen bilden, die ber 7000 Fu hoch

    waren. ( ...) So ungeheuer und kaum begreiflich derartige Vernde-

    rungen auch erscheinen mssen, so sind sie doch alle in einer Periodeaufgetreten, welche mit der Geschichte der Kordillere verglichen als

    neu erscheinen muss; und die Kordillere selbst wieder ist absolut mo-

    dern zu nennen, wenn man sie mit vielen der fossilfhrenden Schich-

    ten von Europa und Amerika vergleicht.Darwin bezeugte die aus seiner Sicht jungen Prozesse der Gebirgsauf-

    faltung, und er war berrascht, in 400 m Hhe, im Bereich einer der

    frheren Strandlinien am Fue der Anden in Valparaiso (Chile), Mee-

    resmuscheln zu finden, die noch nicht verwittert waren. Diese Fun-

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    de zeugen jedoch davon, dass das Land erst vor sehr kurzer Zeit aus

    dem Pazifischen Ozean empor gestiegen sein kann, und zwar inner-

    halb der Periode, whrend welcher hochgehobene Muscheln unver-

    wittert auf der Oberflche bleiben (Darwin: Geological Observa-

    tion on the Volcanic Islands and Parts of South America, Teil II,Kap. 15).Wie lange aber bentigen Muscheln bis zur endgltigen Verwitterung?

    Jahrmillionen oder realistischer vielleicht doch nur Jahrtausende oder

    noch weniger? Das Emporsteigen des Meeresspiegels konnte auch

    nicht langsam nach und nach erfolgt sein, da nur einige wenige Bran-

    dungslinien zwischen dem heutigen Meeresspiegel und der in 400 m

    Hhe liegenden Linie festzustellen sind.

    Das letzte Ansteigen der Anden soll vielleicht vor einer Million Jahren

    erfolgt sein. Die Ruinen der Festung Tiahuanaco an der Sdseite des

    Titicaca-Sees, unweit der Grenze zwischen Bolivien und Peru, liegen

    3810 m hoch und sind nur ein paar tausend Jahre alt. Die Stadt nahm

    eine weitrumige Flche ein und ist aus enorm groen Steinblcken

    errichtet worden. Es scheint sich um eine megalithische Sttte zu han-

    deln. Die Erbauer sind jedoch unbekannt.Aber ein nicht diskutiertes Rtsel liegt in der gegenwrtigen Kargheitdieser zwischen den westlichen und stlichen Kordilleren befindli-

    chen Hochebene: Wie konnten die Einwohner einer groen Stadt oder

    sogar ein ganzes Volk unter diesen ungnstigen klimatischen Gege-

    benheiten in dieser Hhenlage berhaupt existieren? In diesem Sinn

    merkte Sir Clemens Markham (1910, S. 21) an: Eine solche Region

    ist nur fhig, eine sprliche Bevlkerung (...) zu unterhalten. Auch

    A. Posnansky (1945, S. 15) ist dieser Ansicht: In der heutigen Zeit istdas Plateau der Anden ungastlich und fast unfruchtbar. Mit dem heu-

    tigen Klima wre es whrend keiner Periode als Zufluchtsort groer

    Menschenmassen geeignet gewesen.Es gibt zwar noch viele alte, knstlich angelegte Terrassen, die die Ur-

    bevlkerung anlegte, aber sie liegen 5600 m ber dem Meer und sogar

    noch hher. Mais beispielsweise reift aber nicht in dieser Hhe. Aus

    diesem Grund bot der damalige Prsident der Royal Geographical So-

    ciety,Leonard Darwin, die Vermutung an, dass das Gebirgenachdem35

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    Bau der Stadt mageblich emporgestiegen sei. Ich unterstreiche die

    Feststellung: Nach dem Bau der Stadt erhoben sich vielleicht erst die

    Anden.Unter der Annahme, dass die Anden vor wenigen tausend Jah-

    ren zum Zeitpunkt der Errichtung Tiahuanacos wesentlich tiefer ge-

    legen haben, ergeben die Terrassen einen Sinn, denn unter den dannherrschenden besseren klimatischen Bedingungen htte auch Mais

    reifen knnen.Die Existenz einer Krustentier-Meeresfauna im Titicaca-See doku-

    mentierte bereits Alexander Agassiz (Proceedings of the American

    Academy of Arts and Sciences, 1876). Wie aber kommen Meerestiere,

    die im Pazifik leben, in eine Hhe von 4000 m? Einfachste Lsung: Die

    Hochebene muss einmal auf Meereshhe gelegen haben. Auerdemfand man berreste des Cuvieronius und Toxodons am Sdufer des

    Titicaca-Sees. Diese Elefanten und Flusspferden hnlichen Tiere leb-

    ten aber nicht in Hhen, die 2000 bis 3000 m ber ihrem normalen

    Lebensraum lagen, sondern auf Meeresniveau.

    Das Sediment eines hher gelegenen, heutzutage ausgetrockneten

    Sees beinhaltete charakteristische Mollusken, was geologisch gesehen

    einen relativ modernen Ursprung nachweist (Posnansky, 1945, S. 23).

    Aufgrund dieser Funde, weiterer Untersuchungen und chemischerAnalysen kommt Posnansky (1945) zu dem Schluss: Titicaca und

    Poop, der See und das Salzbett von Coipaga, die Salzlager von Uyuni:

    Mehrere dieser Seen und Salzlager sind in ihren chemischen Eigen-

    schaften hnlich wie die des Ozeans, was fr die Salzlager bzw. den

    Salzsee von Uyuni bereits ermittelt wurde.Die Stadt Tiahuanaco wurde nach ihrer Erbauung anscheinend mit

    den Seen und dem Gebirge in ihre heutige Hhe gehoben, und das ingeschichtlicher Zeit, nicht vor Millionen von Jahren. Die vorherr-

    schende Meinung der Geologen im Sinne der Lyell-Hypothese ist, dass

    die Gebirgsbildung ein langsamer, kontinuierlicher Prozess sei. Offen-

    bar kann die drastische Hhenvernderung im Fall von Tiahuanaco

    aber kein Ergebnis eines lang andauernden und urzeitlichen Prozesses

    gewesen sein, da Menschen diesen Prozess offensichtlich miterlebten.

    Natrlich spielte sich alles in mehreren Phasen ab. Zu sehen sind heute

    alte Strandlinien, die sich teils 30 m und an anderer Stelle 120 m ber

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    der gegenwrtigen Seeoberflche des Titicaca-Sees befinden. Das ur-

    sprnglich horizontale Plateau wurde also schief gestellt, ein Szenario,

    das wir bereits von den Alpenseen her kennen.

    Aber in den Anden gibt es viele gehobene Strandlinien, die sehr frisch

    aussehen und ihr geringes Alter durch die darin vorkommenden Fos-silien beweisen (Moon, 1939, S. 32).

    Wahre berlieferungen?

    Weit vom Ozean entfernt fangen Eingeborene im Oberlauf des Ama-

    zonas Pfauenaugen-Stachelrochen. Es handelt sich eigentlich um Be-

    wohner salzigen und nicht sen Wassers. Jetzt leben diese Tiere

    4000 km von der Kste entfernt mitten im sdamerikanischen Kon-

    tinent. Wie kommen sie dorthin? Stellen diese und auch andere Fische

    in diesem Gebiet stumme Zeugen einer gewaltigen Katastrophe dar

    und wurden sie in einer eigentlich fr sie lebensfeindlichen Umwelt

    gefangen? Die Existenz der eigentlich im Salzwasser lebenden Rochen

    weit im Inland Sdamerikas zeugt von einer gewaltigen geologischen

    Umgestaltung. Htte dieses Gebiet inmitten und nicht am Rand desHebungsgebietes der Anden gelegen, so wre diese Meeresfauna pltz-

    lich in groe Hhen verfrachtet worden, wie die Krustentierfauna des

    Titicaca-Sees. Da auch Tiahuanaco anscheinend mit der Auffaltung

    der Anden in die Hhe gehoben wurde, also zu Lebzeiten von Men-

    schen, sollten berlieferungen davon berichten.

    Und sie tun es: Die erste Groe Katastrophe gab dem Antlitz der Erde

    eine neue Gestalt. In einem Geschehen, das fr immer unbegreiflichbleibt, vernderten sich der Lauf der Flsse, die Hhe der Berge und

    die Kraft der Sonne. Kontinente wurden berflutet. Die Wasser des

    groen Sees flossen in die Meere zurck. Der groe Fluss wurde durch

    eine neue Bergkette zerrissen. In einem breiten Strom trieb er jetzt

    nach Osten. An seinen Ufern entstanden riesige Wlder. In den stli-

    chen Gebieten des Reiches breitete sich eine schwle Hitze aus. Im

    Westen, wo sich gewaltige Berge aufgetrmt hatten, erfroren die Men-

    schen in der bitteren Klte der Hhen (Brugger, 1976, S. 52 f.).37

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    Eigentlich ist diese Beschreibung unglaubwrdig. Die Bergkette im

    Westen, also die Anden, soll erst zu Lebzeiten von Menschen entstan-

    den sein? Der groe Fluss - der Amazonas? - soll geteilt worden sein

    und seine Flierichtung gendert haben? nderte sich das Geflle des

    Flussbettes gravierend, und zwar in entgegengesetzte Richtung? Ja, wieeingangs beschrieben, hat dies grundstzlich auch der Geophysiker

    Hillmer in der ZDF-Fernsehdokumentation beschrieben, allerdings

    weit in die Vergangenheit zurckverlegt. Die berlieferungen bestti-

    gen aber einerseits auch die bereits beschriebene Kippung des sd-

    amerikanischen Kontinentalsockels und anderseits die von Menschen

    miterlebte schnelle und heftige Hebung der Anden. Dieses Ereignis

    hat sich anscheinend tief in das Bewusstsein der vorzeitlichen Men-schen eingegraben.Auch die Beschreibung, dass die Menschen erfroren, da sie sich pltz-

    lich in zu groen Hhen befanden, erscheint auf den ersten Blick un-

    glaubwrdig. Aber diese Aussage wurde erst in den letzten Jahren

    durch Funde besttigt.Im September 1995 stapfte der US-Anthropologe Johan Reinhard und

    ein Begleiter im Sden von Peru ber gefrorenes Gerll auf dem Gipfel

    des 6288 m hohen Vulkans Ampato (Abb. 10). Als sie den Gipfelkammerreichten, machten sie in der zu Eis erstarrten Mondlandschaft einen

    sensationellen Fund: die nach ihm benannte Permafrost-Mumie Jua-

    nita (Foto 54 und Abb. 11, S. 41).Dieses Mdchen war etwa 13 Jahre alt und soll ein Menschenopfer der

    Inkas gewesen sein, angeblich ein blicher Brauch. Tatschlich wird

    von den Spaniern berichtet, dass es whrend Drreperioden oder Seu-

    chen sowie zur Genesung des Inka-Herrschers Menschenopfer gege-ben haben soll. Gemessen an den Gewohnheiten der Azteken war die

    Zahl der Menschenopfer bei den Inkas jedoch gering.

    Es sollen auch Kinder geopfert worden sein, die im Augenblick nach

    dem Tod zu Gttern werden sollten. Sie wurden bei lebendigem Leib

    begraben, nachdem alkoholische Getrnke oder vielleicht Drogen ihre

    Sinneswahrnehmung herabgesetzt hatten. Aber trug man Kinder tat-

    schlich bis in 7000 m Hhe und lie sie dort zu Eis erstarren, um die

    Gtter gndig zu stimmen? Getragen werden htte sie mssen, denn

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    dieses Mdchen war barfu mit Sandalen unterwegs, im Hochgebirge.

    Die fr eine Tote seltsam ausgeglichenen Gesichtszge zeugen an-

    scheinend von einem friedlichen und schnellen Tod. Aber es wird all-

    gemein von einem Opfertod berichtet, da ein Riss im Schdelknochen

    und eine seltsam asymmetrische Position des Gehirns lokalisiert wur-den. Angeblich wurde das Mdchen durch einen von hinten ausge-

    fhrten Keulenschlag gettet, um ihren Gttern entgegenzutreten.

    Aber im Gegensatz dazu wurde von Konquistadoren berichtet, dass

    man Kinder lebend begrub bzw. opferte.Da die ausgeglichenen Gesichtszge und die uerlich unverletzte

    Stirn gegen einen gewaltsamen Tod sprechen, kann die Fraktur des

    Schdelknochens auch von einem spteren Sturz herrhren, denn ei-nige Tage vor ihrer Bergung ist die Permafrost-Mumie aus ihrer ur-

    sprnglichen Position 60 m in die Tiefe gepurzelt, weil der Gletscher

    abschmolz. Und das Gehirn Juanitas war schon bei der Gefriertrock-

    nung zu einem Klumpen von der Gre eines Pfirsichs geschrumpft.

    Erinnern wir uns an die berlieferungen der Indianer, dann wurde

    das barfige Kind vielleicht mit der Hebung der Anden aus Hhen

    mit mindestens gemigtem Klima pltzlich in eisige Hhen gehoben

    und erfror schockartig.

    Abb. 10: Ampato. Es handelt sich um einen Schichtvulkan auch Stratovulkan ge-nannt), der Teil einer 20 km langen Nord-Sd-Kette mit drei derartigen Vulkanenist. Aufgrund der nicht glhenden Frderprodukte von Schlamm und Gerll wer-den sie gelegentlich auch alsgraue Vulkanebezeichnet. Bei einem erstmaligenAusbruch knnen horizontal liegende Schichtpakete von Sedimenten pltzlichkegelfrmig steil nach oben geschoben werden, und es kann bei entsprechenderHhe unmittelbar eine Eisbedeckung entstehen.

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    Bei anderen Mumien sind sogar die inneren Organe perfekt erhalten.

    So wurden zwei Mdchen und ein Junge am Gipfel des 6739 m hohen

    Llullaillaco gefunden, dem dritthchsten Vulkan der Welt an der Grenze

    zwischen Argentinien und Peru. Es handelt sich angeblich auch um Op-

    fergeschenke der Inkas an die Gtter. Man bemerkt sofort die in San-dalen steckenden nackten Fe, hier in Eis und Schnee (Foto 50).

    Wie kommt man mit diesem Schuhwerk in diese Gipfellagen der

    Hochanden? Auf jeden Fall wurden die Kinder bei groer Klte schnell

    tiefgefroren, und es gibt bei den Mdchen kein Anzeichen eines ge-

    waltsamen Todes. Nur der etwa siebenjhrige Junge war mumienartig

    gebunden, und ein Stck Stoff war angeblich absichtlich so straff um

    ihn herumgezogen, um seine Rippen und das Becken zu brechen.Sollte der Junge sich nicht ganz einfach bei einer Naturkatastrophe

    oder einem Sturz Brche zugezogen haben, whrend die Mdchen un-

    versehrt blieben?Die Kinder hatten Gertschaften fr den tglichen Bedarf bei sich, u. a.

    mehrere Teller und einen Topf. Es soll sich um Opfergaben bzw. zere-

    monielle Gegenstnde handeln. Whlt man nicht Edleres fr derartige

    Anlsse aus?Eines der beiden Mdchen wird Blitz-Mdchen genannt, weil sienach dem Tod durch einen Blitzschlag getroffen wurde. Sie hatte zum

    Todeszeitpunkt den Blick empor gerichtet und trug eine Kopfbede-

    ckung mit einer Metallplatte ber der Stirn.Gehen wir zurck zum Vulkan Ampato. Dort wurden bei einer Nach-

    grabung ungefhr 600 m unterhalb des Juanita-Fundortes zwei weitere

    Leichen gefunden, die inmitten rund aufgeschichteter Steine lagen. Je-

    doch waren sie nicht gefroren, sondern skelettiert und gnzlich ver-kohlt. Handelt es sich um verschiedene Opferriten? Aus diesen Funden

    schloss man auf einen viel benutzten Opferberg. Aber man lsst kaum

    einige Menschen zu Mumien erfrieren und verbrennt andere. Die auf-

    geschichteten Steine deuten vielleicht nur auf eine Nachbestattung hin.

    Interpretieren wir jetzt diese Funde einmal aus der Sichtweise der My-

    then. Dann erhoben sich diese Schichtvulkane schnell in die Hhe,

    aus Lagen mit zumindest gemigt warmem Klima in groe Hhen

    mit eisiger Klte. Die Menschen kauerten in Hockstellung, allerdings

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    vielleicht hier eher eine Art Kauerstellung, um dem Frost eine mg-

    lichst kleine Angriffsflche zu bieten. Aber der Vulkankegel wuchs der-

    art schnell in die Hhe, dass sie teils schockgefroren ihre intakten Or-

    gane behielten und uerlich den Eindruck erweckten, als wenn sienur vorbergehend schlafen.Bei derartigen Vulkanausbrchen sind nicht selten Blitze als elektro-

    statische Entladungen zu sehen - ein konventionell ungelstes Rtsel,

    da ein reiner Lava-Aussto keine Blitze erzeugt. Durch solche Entla-

    dungen knnten einerseits das Blitz-Mdchen mit der Metallplatte

    an der Stirn kurz nach ihrem Tod getroffen und andererseits die bei-

    den anderen Indianer verkohlt worden sein.Bei Flgen ber Sdamerika konnte ich beobachten, dass die ber

    6000 m hohen Vulkane meist ber die Wolkendecke hinausragen, so-

    dass die Eismumien oberhalb der normalen Hhe der Wolkendecke

    entdeckt wurden. In quatornhe in Sdamerika sind Gewitter in der

    Nhe der Ksten hufiger als am Rande hoher Gebirge. Die durch-

    schnittliche Lnge eines Erdblitzes (Negativblitz) betrgt in den Tro-

    pen bis zu 3 km, whrend Positivblitze von den oberen Regionen der

    Gewitterwolke bis zum Erdboden auf Lngen von deutlich ber 10 km

    Abb. 11: Konserviert. Links: In fast 6300 m Hhe wurde die gut erhaltene Perma-frost-Mumie Juanita entdeckt. Rechts: Diese Gertschaften befanden sich bei dendrei erfrorenen Kindern in noch grerer Hhe am Gipfel des Vulkans Llullaillaco.

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    kommen. Da sich die Kinder in ber 6700 m Hhe nur wenige Meter

    unterhalb des 6739 m hohen Llullaillaco-Vulkangipfels befanden, ist

    die Wahrscheinlichkeit, dort oben von einem Blitz getroffen zu wer-

    den, nicht sehr gro. Geschah dieswhrendder Hebung?Gibt es nur bei den Inkas Mumien? Nein, ebenso eindrucksvoll sind

    Mumien der Chachapoya-Kultur im Norden Perus, die mit den Inkas

    verfeindet waren und gegen diese zusammen mit den spanischen

    Konquistadoren kmpften.Dieses prhistorische, angeblich um 800 am Ostrand der Anden auf-

    getauchte Andenvolk wurde von den Inkas als groe, hellhutige Wol-

    kenmenschen bezeichnet. Der spanische Chronist Pedro de Cieza de

    Len beschrieb die Chachapoyas als die weiesten und ansehnlichs-

    ten Menschen, die er in Sdamerika gesehen habe.

    Erst 2004 wurde eine zerstrte riesige Stadtanlage entdeckt, die sich

    ber mindestens 65 km2 erstreckt. Sie war umgeben von einer mit

    Wachtrmen bestckten Mauer. Insgesamt bestand die Gran Saposoa

    benannte Stadt aus mindestens sechs Anlagen, die auf den Hgeln

    lngs des Flusses Huabayacu errichtet wurden und mit gepflasterten

    Wegen miteinander verbunden waren.

    Abb. 12: Vulkanblitze. Links: Whrend der im Jahr 2008 durch Erdbeben begleitetenEruptionen des chilenischen Vulkans Chaitn zuckten Vulkanblitze ber dem Schlotund in den Aschewolken. Mit dem letzten Ausbruch wuchs der Lavadom um 120 min die Hhe. Rechts: Vulkanblitze am Mount Rinjani in Indonesien 1995.

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    Die Chachapoya, so glaubt man, mssen im 16. Jahrhundert ihr

    Wolkenreich verlassen haben. Angeblich wurden sie zu einem Teil

    von den Inkas in andere Teile ihres Reiches umgesiedelt. Allerdings

    sollen die Inkas die Chachapoya erst um 1475, also kurz vor dem

    Eintreffen der Spanier, unterworfen haben. Oder haben einige der

    Chachapoya diese Gegend wegen Naturkatastrophen verlassen, denn

    andere blieben zurck? Nach Eintreffen der Spanier sank die Bevl-

    kerungszahl wegen eingeschleppter Krankheiten drastisch, und Mitte

    des 16. Jahrhunderts starben sie ganz aus. Von diesem geheimnisvol-

    len Volk wei man so gut wie nichts. Es gibt Dokumentationen, die

    in diesem Volk Nachkommen einer nordischen Rasse aus Alt-Europa

    sehen.Wie auch immer, auf jeden Fall fand man diverse Mumien, die wh-

    rend eines grauenvollen Erlebnisses pltzlich starben (Fotos 44-54).

    Handelte es sich um gewaltige Naturkatastrophen, als sich die Bergein den Anden in die Hhe schoben?

    Unter Schlamm begraben

    In Ica, Peru, besuchten wir 2001 den inzwischen verstorbenen Dr. Javier

    Cabrera und sein Museum, das durch die sogenannten Ica-Steine be-

    kannt wurde. Auf diesen sind umstrittene Ritzzeichnungen vorhanden,

    Abb. 13:Chimborazo-Vutkan. Dieser heutein ktiv Vulkan ragtmit einer Hhe von6267 m aus der Wol-kendecke heraus, wh-rend Wasserdampfwol-

    ken aus dem Berggipfel

    entweichen.

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    die u. a. Dinosaurier und Menschen gemeinsam darstellen. Einen sol-

    chen Stein schenkte er mir.Nach dem Treffen mit Cabrera besuchten wir das Regionalmuseum in

    Ica, in dem Mumien mit vor Entsetzen erstarrten Gesichtern ausgestellt

    waren (Foto 44). Was war diesen Menschen Schreckliches zugestoen?Danach berflogen wir die Nazca-Ebene mit den berhmten, teils rie-

    sigen Scharrzeichnungen. Ohne auf das Problem von deren Entstehung

    nher einzugehen, fiel mir direkt auf, dass die Scharrbilder sich auf

    einer ehemaligen Schlammschicht befinden. Mein Blick ging daher

    beim berfliegen der Nazca-Ebene auf die Rnder der ehemaligen

    Schlammflut. Schlagartig wurde mir klar, warum man derartig viele

    Indianer-Mumien in einem chaotischen Durcheinander in gerllhalti-gen Lehmschichten findet. Es handelt sich um ehemalige Schlammflu-

    ten, die wahrscheinlich eine pr-inkaische Kultur vernichteten. Die

    Schlammfluten rollten damals aus den Bergen bis in die grnen Tler

    hinein, wie ich deutlich dokumentieren konnte (Fotos 18 ff.). Warum,

    so stellte sich mir die Frage, kamen diese Schlammfluten aus den Ber-

    gen? Wo kam der ganze Schlamm dort oben her?

    Meine Nachforschungen ergaben, dass ein ehemaliges Kulturzentrum

    der indigenen Nazca-Kultur vor angeblich 1500 Jahren unter Schlamm-lawinen begraben wurde. Diese Cahuchi genannte Sttte liegt 28 km

    westlich der heutigen Stadt Nazca und umfasste ein Areal von 24 km2 und

    war angeblich 500 Jahre lang besiedelt. Insgesamt entdeckte man seit

    1984 sechs aus luftgetrockneten Ziegeln errichtete Stufenpyramiden. Die

    grte weist eine Hhe von rund 30 m auf. Auerdem kennt man noch

    rund 40 weitere Gebude. Es handelt sich um eine der grten Kultur-

    zentren, die aus der prkolumbischen Zeit bekannt sind (Fotos 9-14).Wo liegt jetzt Cahuchi, die grte Schlammstadt der Welt, ganz genau?

    Unmittelbar am Rande der Scharrbild-Ebene von Nazca, aber auf der

    anderen Seite des grnen Tals, in dem auch Nazca weiter flussaufwrts

    liegt. Es handelt sich aber um dieselbe Schlammflut, die heutzutage auf

    der anderen Seite des Tals die Scharrbild-Ebene von Nazca bildet! Diese

    auch Geoglyphen genannten Scharrbilder befinden sich an der Ober-

    flche der ehemaligen Schlammflut, die die Kultur von Cahuchi unter

    sich begrub!44

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    Aber die Scharrbilder sollen 2600 bis 1900 Jahre alt sein, whrend Ca-

    huchi vor 1500 Jahren in den Schlammfluten untergegangen sein soll.

    Das passt natrlich nicht zusammen. Die Scharrbilder mssen wesent-

    lich jnger sein! Ein Sachverhalt, der nicht diskutiert wird, da man

    unter Beachtung dieses Sachverhalts keine Kultur fr die Erschaffungder Scharrbilder vorweisen kann. Es handelt sich wie so oft um ein Zeit-

    paradoxon, das rein durch falsche Theorien und zugewiesene Zeitebe-

    nen begrndet wird. In den meisten Fllen ist Prhistorisches wesent-

    lich jnger als proklamiert.Zu beachten ist auch, dass zwar ber 1500 Geoglyphen auf einer relativ

    kleinen Flche entdeckt wurden, aber in einem vielleicht rund 500 km2

    groen berregionalen Gebiet befinden sich neben gigantischen Scharr-bildern insbesondere Flchen und Linien, die ber viele Kilometer ge-

    radeaus laufen und sich mit anderen Linien kreuzen. Wir haben es also

    mit einem grorumig existierenden Phnomen zu tun. Die knstle-

    risch-technische Erschaffung dieser Bilder erfordert entsprechend ein

    groes Kulturvolk, fr das in diesem Gebiet kaum Bauten nachgewiesen

    wurden.Allerdings gibt es in der Nazca-Ebene auch kaum beachtete Bauwerke,

    nmlich alte Bewsserungssysteme. Bisher konnten zwei verschiedeneArten festgestellt werden. Einige beziehen ihr Wasser aus dem Uferfilt-

    rat und dem Bett des Rio Grande, whrend andere mit Kanlen im

    Hangbereich des Gebirges verbunden sind und wasserfhrende Schich-

    ten, eventuell Quellen im Sedimentgestein anzapfen (Fotos 4-8). Diese

    werden Puquios genannt (Quechuafr Wasserquellen).

    Die erste genannte Art von Bewsserungsanlagen wurde in Form von

    Brunnen, die Ojos (Augen) genannt werden, gebaut und zwarnachdemHerabwlzen der Schlammflut, also nach der Zerstrung von Cahuchi.

    Interessanter sind hnlich angelegte brunnenartige, mit Natursteinen

    befestigte Schchte, die zu bisher 50 bekannten Untergrundkanlen

    (Aqudukten) fhren, von denen noch 36 wasserfhrend sein sollen.

    Als David Johnson die Lage der bisher kaum kartografierten Wasser-

    quellen, die Breite der Grundwasserleiter und die in die Tler fhrenden

    geologischen Strungen (Verwerfungsgrb