足踏 - ASHIBUMI : der Stand , oder auch - die Stellung in der Schlacht · 2018. 7. 16. · Nach...

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足踏 - ASHIBUMI : der Stand , oder auch - die Stellung in der Schlacht ASHIBUMI ( 足踏 ) bezeichnet wörtlich “das Aufstampfen mit den Füssen “, militärisch bezeichnet man damit auch das “ Auf der Stelle Treten” , d.h. wenn es weder vor noch zurück geht, im übertragenen Sinne auch das “Halten der Stellung in der Schlacht”. ASHIBUMI ( 足踏 ) im Sinne von “Stand”: Die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich auf den Rechtshänder, der den Bogen in der linken Hand hält. Für den Linkshänder, der den Bogen in der Rechten hält gilt alles analog. Man unterscheidet nach Th. Baer zwei Arten von Ashibumi ( siehe Th. Baer in Zanshin 1/2004 ) 1. Chôji-Ashibumi ( der Stand gemäß dem Kanji CHÔ = ) : dabei wird der linke Fuß etwa Richtung Ziel, der rechte Fuß quer dazu gestellt. Der Abstand der Füße war etwas über Schulterbreite. Das war lange Zeit die übliche Stellung der Füße für die japanischen Bogenschützen zu Fuß. Auch die Osmanen ( siehe Joachim Hein / Mustafa Kani ) bevorzugten diese Stellung. Wie man auf dem Alexandersarkophag von Sidon (Bild links ) sieht , war das etwa auch die Stellung, die man zu Zeiten von Alexander dem Großen einnahm 2. Soto-Hachimonji-Ashibumi (der Stand gemäß dem Kanji Hachi = ) : hierbei wird der linke Fuß nach links ausgestellt, aber nicht genau Richtung Ziel, der rechte Fuß etwas mehr nach rechts ausgestellt.

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  • 足踏 - ASHIBUMI : der Stand , oder auch - die Stellung in der Schlacht

    ASHIBUMI ( 足踏 ) bezeichnet wörtlich “das Aufstampfen mit den Füssen “, militärisch bezeichnet man damit auch das “ Auf der Stelle Treten” , d.h. wenn es weder vor noch zurück geht, im übertragenen Sinne auch das “Halten der Stellung in der Schlacht”.

    ASHIBUMI ( 足踏 ) im Sinne von “Stand”:

    Die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich auf den Rechtshänder, der den Bogen in der linken Hand hält. Für den Linkshänder, der den Bogen in der Rechten hält gilt alles analog.

    Man unterscheidet nach Th. Baer zwei Arten von Ashibumi ( siehe Th. Baer in Zanshin 1/2004 )

    1. Chôji-Ashibumi ( der Stand gemäß dem Kanji CHÔ = 丁 ) : dabei wird der linke Fuß etwa Richtung Ziel, der rechte Fuß quer dazu gestellt. Der Abstand der Füße war etwas über Schulterbreite. Das war lange Zeit die übliche Stellung der Füße für die japanischen Bogenschützen zu Fuß.

    Auch die Osmanen ( siehe Joachim Hein / Mustafa Kani ) bevorzugten diese Stellung.

    Wie man auf dem Alexandersarkophag von Sidon (Bild links ) sieht , war das etwa auch die Stellung, die man zu Zeiten von Alexander dem Großen einnahm

    2. Soto-Hachimonji-Ashibumi (der Stand gemäß dem Kanji Hachi = 八 ) : hierbei wird der linke Fuß nach links ausgestellt, aber nicht genau Richtung Ziel, der rechte Fuß etwas mehr nach rechts ausgestellt.

  • Die Stellung der Füße genügt bei beiden Arten dem im MOKUROKU geforderten Standard OGI NO KANE = der Standard des Fächers, d.h. die Füße öffnen sich zu einem fächerartigen Winkel.Fixpunkte des ASHIBUMI, sowohl nach der Shomen- als auch der Heki-Richtung ist das Setzen der Zehenspitzen auf eine gedachte Linie zum Ziel, mit einem Abstand von ca halber Körperlänge und mit einem symmetrischen Öffnen der Fußstellung um 60 - 70 Grad.Damit soll nach traditioneller Vorstellung eine stabile Basis und Ausrichtung zum Ziel erreicht werden, die das Treffen ermöglicht. Dieses Ziel ist damit aber nur zu gewährleisten, wenn die Achse durch die Mitte der Hüftegelenke und damit das Becken waagrecht steht, wenn die Wirbelsäule damit lotrecht auf dem Becken aufbaut, der Pfeil im Abschuss waagrecht liegt und keine rotatorischen Komponenten auf die Körperlängsachse im Abschuss auftreten.

    Vom funktionellen Gesichtspunkt, d.h. ausgehend von der Situation in der Schlacht, sollte das ASHIBUMI drei Dinge gewährleisten:

    1. Die Ausrichtung zum Ziel, auch wenn es sich bewegt, sollte optimal möglich sein2. Der Ablauf der Schußmechanik des Systems Schütze-Bogen-Pfeil sollte optimal sein3. Kräfte im Abschuß, die das Treffen beeinflussen, sollten optimal stabilisiert und

    ausbalanciert werden

    Anatomische Grundlagen: Betrachtet man den Bewegungsapparat im Stand vom Becken abwärts, so kommt es bei gestreckten Beinen zu einem Einrasten der Bewegung im Kniegelenk. Die Haltebänder des Kniegelenkes ( seitliche Haltebänder und Kreuzbänder ) im Verein mit der Mechanik der Gelenkflächen stabilisieren das Kniegelenk in der gestreckten Stellung, selbst ohne zusätzlichen Kraftaufwand. Die Sprunggelenke bilden ein Art Kardangelenk, das Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk. Beide Gelenke haben damit prinzipiell einen allseitigen Bewegungsspielraum, der lediglich durch Bänder und den Zug der Muskeln begrenz wird.

    Der wichtigste Bandapparat in dieser Hinsicht ist der Bandapparat des lig. ischio- und iliofemorale, der sich von hinten schraubenförmig um den Schenkelhals windet und damit das nach Hintenführen des Beines im Stand einschränkt. Insbesondere durch eine Verlagerung des Gewichtes auf den Vorfuß spannt er sich an und fixiert damit das Hüftgelenk elastisch in dieser Stellung.Sind beide Beine gleich lang, so haben wir bei der Gewichtsverlagerung auf den Vorfuß auf beiden Seiten die gleiche Spannung. Ist z.B. das rechte Bein kürzer ( und bei den meisten Menschen besteht eine Beinlängendifferenz bis zu mehreren Zentimetern ), so sinkt das Becken auf der kürzeren Seite ab, was die Winkel so verändert, dass rechts

    dieser Bandapparat sich entspannt. Effekt kurz vor und beim Abschuss ist nun ein nach vorn Gleiten der rechten Hüfte und eine Rotation der Körperachse von oben gegesehen gegen den Uhrzeigersinn. Dem kann man entgegenwirken, indem man den rechten Fuß, abhängig von der Längendifferenz, etwas nach vorn setzt. Der mit dem längeren rechten Bein sollte demgegenüber den rechten Fuß nach hinten setzen.

  • Ein zweiter positiver Effekt dieses Versatzes bei der Beinlängendifferenz ist die Tatsache, dass, bei der Verlagerung des Gewichtes auf die Vorfüße, sich die quere Achse durch die Hüftgelenke wieder waagrecht stellen lässt.Den gleichen Mechanismus machten sich die alten Bogenschützen beim Weitschießen zu Nutze ( siehe Graphik unten). Jeder weiß, dass man, um möglichst weit zu schießen, etwa in einem Winkel von 45 ° ( rechnet man den Luftwiderstand rein sind es etwa 42° ) abschießen muss. Die körperliche Abschussmechanik beim Bogenschießen funktioniert aber am besten, wenn die Muskulatur im Schulterblatt-Rückenbereich in etwa auf beiden Seiten die gleiche Spannung aufweist und die Wirbelsäule gerade und senkrecht auf der queren Beckenachse durch die Hüftgelenke steht (siehe Bild unten ).

    Idealerweise sollte man also fürs Weitschießen die quere Achse durch die Hüftgelenke auf der Zughandseite um 42 ° absenken ( siehe Graphik unten ).Teilweise kann man das erreichen, indem man das linke Bein möglichst gerade stellt B. Stellt man jetzt den linken Fuß noch nach vorn C ( und das ist die Anweisung, die sich im MOKOROKU Kap. 10 über das Weitschießen findet ) so kann man die rechte Hüfte um den Drehpunkt der linken Hüfte nach vorn kippen. Dabei tritt die rechte Hüfte tiefer, die quere Beckenachse senkt sich wunschgemäß ab und kommt dabei wieder in Richtung Ziel. Die variierende Angabe im MOKUROKU Kap. 10 ( “entweder eine Handbreit oder 4 bis 5 SUN" ) ist wohl unterschiedlicher Beinlängendifferenz geschuldet.

  • Schematische Ansicht des Schützen von hinten ( Schema nach Bild oben ):

    A B C

    Schematische Ansicht der queren Beckenachse von oben:

    Der Schütze im Bild links geht noch darüber hinaus, da er in einem noch größeren Winkel abschießt. Dabei erleichtert das Einwärtsdrehen der Füsse diese Stellung.

    Es gibt noch eine andere anatomische Besonderheit bzgl. der Rotation im Hüftgelenk. Ausgehend von der parallelen Stellung der Füße hat die Innenrotation in der Hüfte, d.h. das Einwärtsdrehen der Füsse eine geringeren Umfang als die Außenrotation. Das ist durch die Bandführung aber auch knöchern bedingt. Stellt man nun den linken Fuß mehr Richtung Ziel, so ist es möglich die Körperlängsachse in einem größeren Umfang zu drehen, ohne die Wirbelsäule zu verdrehen, d.h. man kann mit seinem Pfeil einen größeren Winkel Richtung Ziel überstreichen, auch bewegte Ziel verfolgen, ohne die Abschußmechanik zu beeinträchtigen, sicher ein Vorteil in der Schlacht. Die alten Bogenschützen wussten also, warum sie das so taten.

  • Das Hüftgelenk verfügt über einen mächtigen Muskelapparat ( m.obt.internus und externus, m.piriformis, m. gemelli und letztendlich auch die großen Gesäßmuskeln wie m. glutäus max, min. und med.), der vorrangig dazu dient eine kräftige Außenrotation des Hüftgelenkes und damit ein nach Außendrehen des Fußes im Stand zu ermöglichen,. Dreht man jetzt z.B. den rechten Fuß schon im voraus nach außen ( beim Soto-Hachimonji-Ashibumi ) so wird dieser Muskelapparat passiv insuffizient. Eine zusätzliche kräftige Außenrotation d.h.eine Drehung der Körperachse nach links ist dann nicht mehr möglich.

    Sowohl beim Auszug des Bogens, umso mehr noch nach dem Lösen der Sehne, wirkt wegen der unterschiedlichen Drehmomente, die auf die Arme einwirken, ein großes Drehmoment, von oben gesehen, auf die Körperlängsachse im Uhrzeigersinn.

    Der Physikers Paul E. Klopsteg ( aus Archery, the Technical Side, First Edition, National Field Archery Association, 1947 ) hat, wie man in nebenstehendem Artikel sieht, schon darauf hingewiesen.Damit würde insbesondere im Abschuss der Körper aus der Zielrichtung nach rechts ( von START nach A ) wegdrehen. Nur mittels des oben genannten Muskelapparates, im Verein mit dem m. latissimus dorsi , der rumpfstabilisierenden Muskulatur (m. erector trunci , m. rhomboidei ) und der Muskulatur , die am Schulterblatt ansetzt, ist es möglich bei festen Stand diesem Drehmoment entgegenzuwirken. Das geht aber wegen der genannten passiven Insuffizienz nur, wenn man den rechten Fuß nach innen rotiert, am besten indem man ihn im rechten Winkel zum Ziel setzt.

    Es hatte also einen Grund, den linken Fuß mehr Richtung Ziel und den rechten Fuß quer dazu zu stellen, wie es die alten Bogenschützen taten.

    Warum man damals das seit Jahrhunderten in der Schlacht bewährte Chôji-Ashibumi verlassen hat und zum Soto-Hachimonji-Ashibumi übergegangen ist, liegt vielleicht daran, dass im Rahmen von Zeremonien “schöne” formale Aspekte eine größere Bedeutung erlangten. Außerdem war es beim Vorschießen vor einem Fürsten oder dem Kaiser wichtig die evtl. “ todbringende Funktionalität ” kontrolliert einzuschränken.Nach der Schlacht von Nagashino 1575 ( mit dem Auftreten der Feuerwaffen ) verlor das Bogenschießen seine Bedeutung. Bogenschießen wurde “ Mode ”. Der Lehrer hatte Schüler, die letztendlich seinen Lebensunterhalt bezahlten. Sagte man früher, dass es 10 Jahre dauerte, und das bei mehr als 500 Pfeilen am Tag, einen guten Bogenschützen für die Schlacht heranzubilden, so waren jetzt, aus zeitlichen Gründen und vom Aufwand her,

    A

  • diese funktionellen Aspekte nicht mehr zu vermitteln. An formalen Aspekten war es eher möglich, dem “ Schüler “ “Fortschritte” aufzuzeigen.

    ASHIBUMI ( 足踏 ) im Sinne von “Stellung in der Schlacht” :

    Die Deutung des Begriffes ASHIBUMI als “Stellung” des Kriegers in der Schlacht erweitert den metaphorischen Horizont dieses Begriffes.

    Diese metaphorische Erweiterung von Begriffen wird besonders in Kapitel 1 MOKUROKU deutlich:

    MOKUROKU Kapitel 1:

    Kanji Romaji wörtliche Übersetzung

    足踏 を 定むる 事 ASHIBUMI O SADAMURU KOTO das Festigen der Stellung

    一 間 IKKEN Ein Ken

    中墨 NAKAZUMI Zentrum-Linie (chin.: die Linie im Innern )

    矢束 の 準 YATSUKA NO KANE Maßstab der YATSUKA

    扇 の 準 OGI NO KANE Maßstab des Fächers

    教 外 別 傅 KYOGE BETSUDEN gesonderte mündliche Unterweisung

    沓下 中墨 KUTSU(SHITA) NAKAZUMI Sohle(SHITA) Zentrum-Linie

    定子 の 口 TEJI NO KUDEN festgelegte mündlich überlieferte Tradition

    Metaphorische Interpretation:

    ASHIBUMI O SADAMURU KOTO : Das Festigen der Stellung des Kriegers ist das entscheidende Kriterium für den Erfolg in der Schlacht. Ein Krieger, der nicht weicht, ist die Voraussetzung für jedes erfolgreiche taktische oder strategische Handeln. Insoweit richtet sich dieses Kapitel an den Fürsten oder Heerführer. Ihm soll vor Augen geführt werden, welche Bedingungen für dieses Kriterium erfüllt sein müssen.

  • IKKEN :KEN ist ein altes japanisches Längenmaß ( ca 180 cm ). KEN bezeichnet auch den Maßstock, der ein KEN lang war .Wenn ein traditioneller japanischer Zimmermann ein Haus baute , dachte und mass er in KEN. Eine Tatamimatte ist ein KEN lang und ein halbes KEN breit. Die Räume wurden in Tatamivielfachen eingeteilt. Es gab z.B. 4-Tatami-Räume , 6-Tatami-Räume , dementsprechend war das Maß für einen Raum ein Vielfaches von KEN. Auch die Pfosten wurden in KEN - Abständen gesetzt. Der kleinste Raum war ein 2-Tatami-Raum, d.h. ein Raum von 1KEN Breite und 1KEN Länge. Das war der Raum , der für einen Menschen gedacht war.

    Hier eine Anmerkung aus dem Buch von Heinrich Engel : " The japanese house , a tradition for contempory architecture” ( Bild unten daraus ):

    " The history of the Japanese house is the history of the - KEN - . When the KEN was consciously applied for the first time, Japanese architecture struck one of its most distinctive features: - Order-. ... Ken : a unit, universally applied in living as in building, a standard distance for construction and economy, a module for aesthetic order, ... A length related to human proportions.... “

    Nach Engel ist aus KEN als Maß, ein auf den Menschen zugeschnittenes räumlich ordnendes Prinzip geworden. Der Bedeutungsraum des Begriffes KEN hat sich erweitert. KEN wird zum Raum für den Menschen Geht man noch einen Schritt weiter so wird aus “ 一 間 - IKKEN” = ein KEN der einem Menschen zustehende Raum. IKKEN ist damit sein ureigener Platz, auch der Platz des Kriegers in der Schlacht, den es zu halten gilt.

    NAKAZUMI :besser als das deutsche “Schnurschlaglinie” ist die engl. Übersetzung “center line”, was auch den Kanji 中墨 = “Zentrum-Linie” ( auch chin.: die Linie im Inneren ) oder “ Linie im Zentrum” wörtlich entspricht. NAKAZUMI ist die Linie, die mit der Tintenschnur gezogen wird. Diese Schnur wurde in einer Vorrichtung ( Sumitsubo ) aufgerollt und mit Tinte getränkt.

  • Der Zimmermann benutzte diese Schnur in zweierlei Weise:Einmal, wie man auf dem Bild links sieht, als Senkschnur, um die Senkrechte als Maß zu nehmen. Man muss sich klar machen, so banal es auf den ersten Blick aussieht, dass der Zimmermann hier Maß an einer unveränderlichen kosmologischen Konstante - der Richtung der Schwerkraft - nimmt. Es wussten alle Erbauer, von Stonehenge bis zur Neuzeit, dass sie es hier mit einem ehernen Gesetz zu tun hatten, an dem man nicht vorbeikam, dem man unterworfen war.

    (Bild aus dem Buch von Heinrich Engel : " The japanese house , a tradition for contempory architecture”)

    Zum zweiten arbeitete der japanische Zimmermann beim Planen der tragenden Bauteile mit einem virtuellen dreidimensionalem Raster aus Linien, die etwa die Mitte der tragenden Pfosten und Träger darstellte und die sich an den Verbindungsstellen in einem Punkt trafen. Bei der Fertigung eines tragenden Bauteils bestimmte er an den Enden die Austrittspunkte dieser Linien und projizierte die Linie auf die Oberfläche der Bauteile. Dazu benutzte er NAKAZUMI. Auf diese Referenzlinien wurden alle Einschnitte für die Verbindung der Bauteile bezogen. Ohne auszuprobieren wußte er dann, dass die Bauteile zusammenpassten.

    NAKAZUMI legt damit eindeutig die Position , die Bestimmung eines Bauteils im Bauwerk fest.

    (Bild aus “Wood Joints in classical japanese Architecture”, Torashichi Sumiyoshi und Gengo Matsui, 1989)

  • Auch das Schicksal legt die Bestimmung eines Kriegers in der Schlacht fest. Das Schicksal ist wie eine Linie im Zentrum des Lebens des Kriegers. Das Schicksal wirkt im Leben des Kriegers wie NAKAZUMI am Bauteil. Diesem Schicksal kann der Krieger nicht entgehen, er kann sich ihm nur stellen. Der Wert eines Kriegers bemisst sich danach, wie er sich seinem Schicksal stellt.

    YATSUKA NO KANE , OGI NO KANE :

    KANE, als kunstvoller Maßstab, ist das sichtbare Zeichen für die Kunst des Zimmermannes. ( Bild aus “the complete Japanese Joinery”, Hideo Sato und Yasuo Nakahara, 1967 )

    Wie man sieht kann man damit rechte Winkel anlegen. Das Besondere liegt in den Skalen. Es gibt eine normale lineare Maßskala, hier in SUN und BU. Desweiteren Maßskalen, mit denen man die mathematische Wurzel aus einem Maß ziehen kann

    und ein Skala mit der man die Seitenlänge eines eingeschriebenen Quadrates in einem Kreis und den Kreisumfang bestimmen kann. D.h. in diesem Winkel steckt auch die Zahl ∏ (Pi ). Den nicht Fachkundigen muss eine solche Maßkunst wie ein Wunder erschienen sein. Somit war KANE auch ein Inbegriff für höchste Kunst.

    Es wundert nicht, wenn die Bogenschützen diesen Begriff als Metapher auch für Ihre Kunstfertigkeit benutzten. Die Kunst des Bogenschützen spielt sich zwischen dem Setzen der Füsse - OGI NO KANE und dem Vollauszug - YATSUKA NO KANE ab. Anfang und Ende dieser Kunst sind hier aufgezeigt und umfassen deren ganze Spannweite. Nur ein Krieger, der sich seiner Kunst sicher und bewusst ist, wird in der Schlacht standhalten.

    KYOGE BETSUDEN :( 教 = Lehrsatz, 外 = außerhalb, 別 = separat, 傅 = Tutor) ist ein Yojijukugo, eine Vierzeichenmetapher, und kommt aus der buddhistischen Unterweisung. Damit bezeichnete man Wissen, das außerhalb des schriftlich Niedergelegten gesondert vermittelt wurde. Hier geht es um das Wissen, das persönlich vom Kundigen an den Schüler weitergegeben wurde und das nicht nur mündlich, sondern auch als anschauliches Beispiel. Nur mit dieser Unterweisung war der Krieger, selbst wenn er sonst alle Kunst beherrschte, in der Lage in der Schlacht zu bestehen. Hier wurden ihm die Kniffe vermittelt, hierdurch war er “skilled”.

  • KUTSU(SHITA) NAKAZUMI : Hier hat sich ein Stückchen Kanbun (de.wikipedia.org/wiki/Kanbun) erhalten : sehr alte Texte in Japan waren komplett oder größtenteils in Chinesisch verfasst. Chinesisch ist eine isolierende Sprache, was unter anderem bedeutet, dass der Wortstellung im Satz eine hohe semantische Bedeutung zukommt. Da aber die japanische Grammatik, und damit die Wortstellung im Japanischen z.T. eine vollständig andere ist, kommt es bei Übertragung der chinesischen Wortstellung ins Japanische zu semantischen Unsinnigkeiten. Um dem zu entgehen kennzeichneten die Japaner damals die chinesischen Zeichen mit Sonderzeichen, die diese in der richtigen japanischen Reihenfolge lesbar machten. Eins dieser Zeichen war “ 下 = shita = unten”, was nichts anderes bedeutet, als dass das gekennzeichnete Kanji erst am unteren Ende der Zeile (bzw. hier am rechten Ende ) zu lesen ist.Aus dem chinesischen 沓 中墨 ( in jap. Lesung KUTSU NAKAZUMI ), was als Metapher im Chinesischen etwa soviel heißt wie “das Schicksal ist die Basis“ oder “fest auf seinem Schicksal stehen”, wird damit in japanischer Wortstellung NAKAZUMI KUTSU, was jetzt für den Japaner das Gleiche bedeutet.

    TEJI NO KUDEN :- TEI bedeutet “festgelegt”. JI steht für “Zeichen”, etwas “schriftlich Gesetztes”. TE(I)JI ist das “eherne Gesetz”. KUDEN bedeutet “mündlich überliefert”. TEJI NO KUDEN also das “mündlich überlieferte eherne Gesetz”- 子 = JI kann auch “Kind” oder “Nachkomme” heißen. In diesem Fall hieße der Satz : “ das dem Nachkommen mündlich als ehern Überlieferte “

    Ist man bereit, etwas mehr empathisch zu denken, so kann man sich vorstellen, dass der Heerführer vor der Schlacht im Angesicht seiner Bogenschützen eine flammende Rede hält:

    Krieger !

    IKKEN Hier ist euer Platz !

    NAKAZUMI Hierher hat das Schicksal uns geführt !

    doch fürchtet euch nicht ! ,denn

    YATSUKA NO KANE; OGI NO KANE Ihr habt euer Kriegshandwerk von Grund auf gelernt !

    und

    KYOGE BETSUDEN man hat euch alles beigebracht !

    um in der Schlacht zu bestehen, drum

    KUTSU NAKAZUMI steht fest auf eurem Schicksal !

    haltet Stand !

    http://de.wikipedia.org/wiki/Kanbun

  • denn

    TEJI NO KUDEN das ist das althergebrachte eherne Gesetz

    des Kriegers !

    In einzigartig exemplarischer Weise wird hier aufgezeigt, wie man Männer in die Schlacht schickt.

    NAKAZUMI muß nicht immer “Schicksal” sein. Man kann auch z.B. “Gott”, ”Vaterland”, ”Familie”, ”Treue”, ”Pflicht” nehmen. Dieser Wert muss nur die NAKAZUMI-Eigenschaft besitzen: etwas was wie ein roter Faden den Krieger im innersten Zentrum bestimmt.

    Man sieht ASHIBUMI ist mehr als Zehenspitzen in bestimmter Weise auf gedachte Linien stellen

    Literatur:

    Artikel “ASHIBUMI” in der Zeitschrift Zanshin 1/2004 : Thomas Baer

    KYUDO YUMI MOKUROKU Original von Sakae Urakami ( in japanisch: zu finden unter “was helfen kann” in meinem Blog www.kyujutsublog.wordpress.com )

    Kyudo Yumi Mokuroku : Gundermann Hans, 1999

    Kyudo Japanisches Bogenschießen, Fachausdrücke : Gundermann Hans, 1996

    Bogenhandwerk und Bogensport bei den Osmanen : Joachim Hein, Dissertation Berlin 1925 ( zu finden unter “was helfen kann” in meinem Blog www.kyujutsublog.wordpress.com )

    The japanese house, a tradition for contemporary architecture: Heinrich Engel, 1964

    Wood joints in classical japanese architecture: Torashichi Sumiyoshi, Gengo Matsui, 1989

    The complete japanese Joinery: Hideo Sato, Yasua Nakahara, 1967

    Archery, the Technical Side, First Edition, National Field Archery Association, hrsg: Paul E. Klopsteg,1947

    http://www.kyujutsublog.wordpress.comhttp://www.kyujutsublog.wordpress.com