Ein Beitrag zur Bekämpfung der Kirschfliege (Rhagoletis cerasi)

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G. W e b e r: Ein Beitrag zur Beklimpfung der Kirschfliege (Rhagoletis eerasi) 69 Aus dem Pflanzenschu$amt der Landwirtsdta/tskammer /iir Hessen-Nassau in Frank/urt a. M. Ein Beitrag zur Bekllmpfung der I/irs fliege (Rhagoletis cerasi) Von Diplomgiirtner Gerhard W e b e r, Frank£urt a. M. Mit 2 Abbildungen Die Beklimpfung der Kirschfliege mit synthetischen Kontaktinsektiziden haben W i e s m a n n (Schweiz) und T h i e m (Heidelberg) zuerst aufgenommen. Mit l°/0igem Spriggesarol wurden zum Teil recht gute Ergebnisse er. zieh. Bei wechselvollem Wetter, ausgedehnter Schlupf- und Flugzeit der Fliegen besall jedoch Gesarol 10 keine ausreichende Wirkung, die hiJher konzentrierte Brilhe Ungeniigende Haftfiihigkeit. Auch das Ank~dern der Flie- gen mit Ammonlumstearat fiir die Ermittlung der ersten prit3ung versagte bei kiihlen Temperaturen. Seit der erstellung yon Gesarol 50 lag nach S e h n e i d e r und V o g e I das Problem der Bekiimpfung nidlt mehr in der Mittelfrage, sondern in der exakten Spritsprognose. Mit Hilfe der Puppenkontrolle versuchten sie Flugbeginn und damit Beginn und Anzahl der Sprigungen festzulegen. Die Versudlsergebnisse fielen so iiberzeugend aus, dab wir uns entschlossen, eine Kirschfliegenbekiimpfung nach dieser Methode durchzufiihren. Die Ortswahl fiel dabei nicht zuf~llig auf Ockstadt (Landkreis Friedberg). Sie war vielmehr die Folge der bier vorliegenden sdlwierigen Verhiihnisse fiir eine Be- kiimpfung, die dadurch eine wirklidle Oberpriifung der Sprigprognose gestattete. In Ockstadt liegt der Schwerpunkt des Anbaues auf Mittelfriihen. und Spiitkirschen, die im Durdlsdanitt der Jahre sehr stark vermadet sind. Die Ursache dieser schon traditionellen Verseuchung llillt sich vor allem auf die zahlreichen Wildlinge zuriickfiihren', die als Jungbiiume gepflanzt, abe/- erst nad~ vollzogenem Kronenaufhau ver- edelt werden. A'uf die Vernidltung der Puppen iibt an- Scheinend die st~ndige Bodenbearbeitung bei der Pflege landwirtschaftlicher Unterkulturen keinen allzu grollen EinfluB aus. Es kann vielmehr tro B dieser MaBnahmen eine ziemlidle konstante Vermadung der Spi~tkirsd~en heohachtet werden. Die Hanglage des Anbaugebietes nach Osten/Siidosten, die Begrenzung im Westen dural1 hohen Mischwald und weiterhih die wechselnde Bodengiite beeinflussen die Sehliipf. und Flugzeit der Fliegen sehr wesentli~. Da and1 die Wildkirschen sehr stark vermadet sind, aber niemals abgeerntet werden, boten sie die beste Gewiihr, schnell zu den fiir die Kontrolle notwendigen Puppen zu kommen. Unter einem solchen Wildling fanden wit 200Stiick auf einem Quadratmeter. Obertragen auf die yon der Kronentraufe begrenzten Fliiche yon 50 m 2 hlitte man mit etwa 10 000 Puppen rechnen kiinnen. Am 15. 5. (vielleicht etwas spilt) legten wir je 50 Stiick an 4 Kontrollstellen aus. Als Behiilter wurden vers&liefl- hare Tanksiebe gewlihlt, um den Ameisen das Eindringen und Verschleppen der Puppen zu verwehren. Auch der Einflul3 der Bodenbesdlattung sollte iiberpriift werden. Wit wlihlten deshalb folgende PliiBe auf der Siidseite des Kronenhereiches in I m Abstand vom Stamm etwa 20jiih- riger Biiume: Kontrollstellen: Unterkuhur: 1 Roggen 2 Hafer 3 geringer Grasbestand 4 iippiger Grasbestand Die Entfernung zwischen den einzelnen Kontrollstellen betrug etwa 100 m, zwischen 3 und 4 nur etwa 10 m. Es war vorgesehen auch Ammoniumstearat als Ki~dermittel zu verwenden. Leider konnte es nicht redltzeitig beschafft werden, so dab wit zur Ermittlung des Spri~termins allein auf die Ergebnisse tier Puppenkontrolle angewiesen waren. Infolge der spiiten Einrichtung der Kontrollstellen kann der Einflull der Unterkuhuren auf die Sehliipfzeit der Fliegen nicht mit Sicherheit festgestellt werdon, wie nach- stehende l~bersicht zeigt. Datum 1 2 3 4 1---4 Fliegen 30. 5. -- 1 6 -- 7 ,, 31.5. -- . . . . 1.6. 4 2 3 -- 9 ,, 2.6. 3 -- 1 -- 4 ,, 3. 6. -- -- 10 4 14 ,, 4. 6. -- 1 9 4 14 ,, Zus. 7 4 29 8 48 Fliegen Sobald die ersten Fliegen geschliipft sind, haben die weiteren Daten fiir die Bestimmung des SpriBtermins keine Bedeutung mehr. Deswegen soil der weitere Ab- lauf der Kontrolle hier nicht iiber den 4. 6. verfoigt wordeH, Abb. 1. GrliBenverhliltnisse der Kirsd~fliege zur Frucht unmittelbar vor Beginn der Ei0blage (4.6. 51) Nach den Ergebnissen vom 30. 5. hiltte die erste SpriBung spiitestens nadl 10 Tagen erfolgen miissen. Aber die giinstige Wetterla~e, das verhiihnismiiflig spiite Ein-

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G. W e b e r : Ein Beitrag zur Beklimpfung der Kirschfliege (Rhagoletis eerasi) 69

Aus dem Pflanzenschu$amt der Landwirtsdta/tskammer /iir Hessen-Nassau in Frank/urt a. M.

Ein Beitrag zur Bekllmpfung der I/irs fliege (Rhagoletis cerasi)

Von Diplomgiirtner Gerhard W e b e r , Frank£urt a. M.

Mit 2 Abbildungen

Die Beklimpfung der Kirschfliege mit synthetischen Kontaktinsektiziden haben W i e s m a n n (Schweiz) und T h i e m (Heidelberg) zuerst aufgenommen. Mit l°/0igem Spriggesarol wurden zum Teil recht gute Ergebnisse er. zieh. Bei wechselvollem Wetter, ausgedehnter Schlupf- und Flugzeit der Fliegen besall jedoch Gesarol 10 keine ausreichende Wirkung, die hiJher konzentrierte Brilhe Ungeniigende Haftfiihigkeit. Auch das Ank~dern der Flie- gen mit Ammonlumstearat fiir die Ermittlung der ersten

prit3ung versagte bei kiihlen Temperaturen. Seit der erstellung yon Gesarol 50 lag nach S e h n e i d e r und

V o g e I das Problem der Bekiimpfung nidlt mehr in der Mittelfrage, sondern in der exakten Spritsprognose. Mit Hilfe der Puppenkontrolle versuchten sie Flugbeginn und damit Beginn und Anzahl der Sprigungen festzulegen. Die Versudlsergebnisse fielen so iiberzeugend aus, dab wir uns entschlossen, eine Kirschfliegenbekiimpfung nach dieser Methode durchzufiihren.

Die Ortswahl fiel dabei nicht zuf~llig auf Ockstadt (Landkreis Friedberg). Sie war vielmehr die Folge der bier vorliegenden sdlwierigen Verhiihnisse fiir eine Be- kiimpfung, die dadurch eine wirklidle Oberpriifung der Sprigprognose gestattete.

In Ockstadt liegt der Schwerpunkt des Anbaues auf Mittelfriihen. und Spiitkirschen, die im Durdlsdanitt der Jahre sehr stark vermadet sind. Die Ursache dieser schon traditionellen Verseuchung llillt sich vor allem auf die zahlreichen Wildlinge zuriickfiihren', die als Jungbiiume gepflanzt, abe/- erst nad~ vollzogenem Kronenaufhau ver- edelt werden. A'uf die Vernidltung der Puppen iibt an- Scheinend die st~ndige Bodenbearbeitung bei der Pflege landwirtschaftlicher Unterkulturen keinen allzu grollen EinfluB aus. Es kann vielmehr tro B dieser MaBnahmen eine ziemlidle konstante Vermadung der Spi~tkirsd~en heohachtet werden.

Die Hanglage des Anbaugebietes nach Osten/Siidosten, die Begrenzung im Westen dural1 hohen Mischwald und weiterhih die wechselnde Bodengiite beeinflussen die Sehliipf. und Flugzeit der Fliegen sehr wesentli~. Da and1 die Wildkirschen sehr stark vermadet sind, aber niemals abgeerntet werden, boten sie die beste Gewiihr, schnell zu den fiir die Kontrolle notwendigen Puppen zu kommen. Unter einem solchen Wildling fanden wit 200Stiick auf einem Quadratmeter. Obertragen auf die yon der Kronentraufe begrenzten Fliiche yon 50 m 2 hlitte man mit etwa 10 000 Puppen rechnen kiinnen.

Am 15. 5. (vielleicht etwas spilt) legten wir je 50 Stiick an 4 Kontrollstellen aus. Als Behiilter wurden vers&liefl- hare Tanksiebe gewlihlt, um den Ameisen das Eindringen und Verschleppen der Puppen zu verwehren. Auch der Einflul3 der Bodenbesdlattung sollte iiberpriift werden. Wit wlihlten deshalb folgende PliiBe auf der Siidseite des Kronenhereiches in I m Abstand vom Stamm etwa 20jiih- riger Biiume:

Kontrollstellen: Unterkuhur:

1 Roggen 2 Hafer 3 geringer Grasbestand 4 iippiger Grasbestand

Die Entfernung zwischen den einzelnen Kontrollstellen betrug etwa 100 m, zwischen 3 und 4 nur etwa 10 m. Es war vorgesehen auch Ammoniumstearat als Ki~dermittel zu verwenden. Leider konnte es nicht redltzeitig beschafft werden, so dab wit zur Ermittlung des Spri~termins allein auf die Ergebnisse tier Puppenkontrolle angewiesen waren.

Infolge der spiiten Einrichtung der Kontrollstellen kann der Einflull der Unterkuhuren auf die Sehliipfzeit der Fliegen nicht mit Sicherheit festgestellt werdon, wie nach- stehende l~bersicht zeigt.

Datum 1 2 3 4 1---4 Fliegen

30. 5. - - 1 6 - - 7 ,, 31.5. - - . . . .

1.6. 4 2 3 - - 9 ,, 2.6. 3 - - 1 - - 4 ,, 3. 6. - - - - 10 4 14 ,, 4. 6. - - 1 9 4 14 ,,

Zus. 7 4 29 8 48 Fliegen

Sobald die ersten Fliegen geschliipft sind, haben die weiteren Daten fiir die Bestimmung des SpriBtermins keine Bedeutung mehr. Deswegen soil der weitere Ab- lauf der Kontrolle hier nicht iiber den 4. 6. verfoigt wordeH,

Abb. 1. GrliBenverhliltnisse der Kirsd~fliege zur Frucht unmittelbar vor Beginn der Ei0blage (4.6. 51)

Nach den Ergebnissen vom 30. 5. hiltte die erste SpriBung spiitestens nadl 10 Tagen erfolgen miissen. Aber die giinstige Wetterla~e, das verhiihnismiiflig spiite Ein-

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7 0 H. M u t z : Ober das Auftreten des Dickmaulriii~lers Otiorrhynchus ovatus L. als Schlidling der Erdbeeren

richten der Kontrollstellen, sowie die schwierigen Ge- liindeverh~iltnisse sprachen fllr einen vorzeitigen Beginn der Spri~ung. Die Heuernte brachte elnen Verzug yon 22 Tagen, so dab die SpriBung am 5. 6. beginnen konnte.

Des Hauptbefallsgebiet mit Friih-, Mi t t e l f r i ih -und Spiitkirschen, sowie Wildkirschen, etwa 700 B~iume, wur- den mit Gesaro| 50 0,2°/0iger Konzentration gespri~t, ein angrenzender Bestand mit etwa 300 B~iumen wurde je zur Hiilfte mlt Gesarol 50 0,33°/0iger nnd E 605 forte mit 0,075°/0iger Konzentration hehandelt.

Eine filr den 15. 6. vorgesehene 2. Spri~ung der Split- kirschen mit den gleichen Mitteln mul~te infolge widriger

R I . = ~eloffve Luf#feochti~k~ff ~T. =M/if/ere rogestempero~ur(oe) H. = N/ederachlo~smenqen{mm)

o

Probenzahl Mittel je 100 Kirschen Vermadung

6. 77. 78. ZZ 26. 31. 5. 10. 15. 20. ~5. 30. Moi Jun /

Abb. 2. Witterangsverleuf wiihrend der Versuchsdurddiihrung in 0ckstadt.

Wetterverhlihnisse versdmben werden, und sis eriibrigte sich, well das Erntedatum der Splltkirschen auf 14 Tags nahe gekommen war.

Unmittelbar ve t dem Ernteabschlul~ der mittelfriihen Kirsd~en, aber vor Erntebeginn der Sp~itkirsdlen (am 25./26.6.) wurden yon 39B~umen je 100Kirschen im Salzwassertest auf ihre Vermadung iiberprllft:

DDT 50 0,20/0 11 3,80/0 DDT 50 0,33O/o 9 2,20/o E 605 forte 0,0750/0 12 12,0°/o Unbehandelt 7 36,1°/0

Gesarol 50 in 0,33°/0iger Briihe verspri~t, brachte den besten Bekiimpfungserfolg. Eine statistische Nadlpriifung ergab jedodJ, da~ die Differenz zwlschen den Ergebnissen yon DDT 50 0,2- und 0,33°/01get Konzentration nidlt ge- sichert ist. Die h6here Konzentration konnte das Ergeb-

his also nicht verbessern. Der Erfolg, der mit einer einmaligen

Spritsung erzieh werden konnte, ist auf rO0o/o dieWetterlage selbst zuriickzuffihren, wie

nadlstehende ~bersicht veranschaulicht:

gO % Wetteriibersicht Die klihlen Temperaturen his Mitre

~0% Mai verz6gerten des Schliipfen der Flie- gen, des erst Anfang Juni verstlirkt.

70% einse~te. Infolge der geringen Nieder- schlagsmengen nach der Spri15ung blieb

60% die Wirkung des SpriBbelages yon Gesarol 50 his zum 15.6. erhahen (2).

ZO°e Die folgenden Tage waren weder fiir sine vorgesehene zweite SpriBung noch

10°C fiir das Schwlirmen der Fliegen giinstig. Wir k6nnen demnach abs~liel~end

9 sagen: Eine Kirschfliegenbekllmpfung mit Gesarol 50 und E 605 forte ist m6g-

?Omm lich und wirtschaftlich traghar, wenn fiir die SpriBprognose die Puppenkontrolle

76ram zu Hilfe genommen wlrd. Nadl dem vorliegenden Ergebnis ist sine Spri~ung

lOmm mit Gesarol 50 in 0,2°/0iger (0,330/0) Kortzentration am wirkungsvollsten.

~'tnm Damit werden die Ergebnisse be- sfiitigt, die S c h n e i d e r und V o g e l

9 in ihren Versuchen 1948/49 in der Schweiz erzielten.

Die Methods der Puppenkontrolle verdient daher besondere Beachtung, worauf dieser Beitrag aufmerksam machen wolhe.

Literatur 1. W i e s m a n n , R., und F e n j v e s , P., Wlldenswii: Welters

Versud~e =ur Bekilmpfung der Kirschfliege (Rhagoletis cerad) mit Gesarol im Jahre 1943. Schwei=. Zeitschrift fllr Obst- und Weinbau, Nr. 7/1. April 1944.

2. S c h n e i d e r , F., und Voge l ,W. , Wildenswil: Neuere Erfah. rungen in der ehemischen Bek~impfung tier Kirschfliege (Rhago- letis eerasi). Schweiz. Zeitsehrift fitr Obst- und Weinbau, Nr. 3/4. Februar 1950.

Aus dem wissensdmJtllchen Laboratorium der Chemischen Fabrik Deliria in Deli~sch

das Auftreten des Diekmaulr sslers Otiorrhynebus ovatus L. als SehildHng der Erdbeeren (Fragaria)

Von Helmut M u t z

Mit 5 Abbildungen

1. Einleitung Otiorrhynchus ovatus L. wird in der Fachliteratur als

Sdllldling der Erdbeeren in Deutschland kaum erwiihnt. Es erscheint deshalb angebracht, neben allgemeinen Aus- fiihrungen fiber die Lebensweise und des Vorkommen

des Kiifers, yon einem Fall der Massenvermehrung an Erdbeeren im heimischen Gehiet mitzuteilen.

Aus der siichsischen Stadt Strehla (Elbe) wurde Anfang Juni 1949 erheblid~es A~stcrben der Erdbeerpflanzen in den dortigen Grogkuhuren gemeldet. Am selben Ort trat