Ein Café mit Blick auf die Elbe...aber das Wasser fand immer ei-nen Weg. Mit fatalen Folgen: Das...

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Die über 140 Jahre alte Festungs- anlage direkt an der Elbe in Ab- benfleth hat sich in den vergange- nen Jahren zu einem Publikums- magneten für die ganze Region entwickelt. Über 25 000 Besucher zählten die Ehrenamtlichen im letzten Jahr. Kunstausstellungen, Basare, Konzerte und Autoshows lockten die Menschen an. Was den Ehrenamtlichen seit Gründung des Vereins 1997 Sor- gen gemacht hat, ist die Sanie- rung des Daches der Festungsan- lage. Zwar wurde Folie ausgelegt und die Betonplatten beschwert, aber das Wasser fand immer ei- nen Weg. Mit fatalen Folgen: Das Festungsbauwerk drohte zu ver- fallen. Das allerdings lag nicht et- wa am mangelnden Einsatz der vielen Helfer, sondern an alten Bausünden. So waren Belüftungs- schächte, die zur Trocknung der meterdicken Wände unbedingt notwendig sind, einfach mit Be- ton vollgegossen worden. Die neue Crew der Ehrenamtli- chen um Peter Schneidereit krempelten vor über einem Jahr die Ärmel hoch und setzten sich hohe Ziele. Die beinhalten als größte Brocken die Sanierung des Daches und die Errichtung eines Cafés an der Stelle, wo früher die Kanonen standen, um auf feindli- che Schiffe zu schießen – was tat- sächlich niemals geschah. Damals wie heute geht von der Stelle der Blick weit über die Elbe. Die Nachricht von Fördergel- dern aus einem Topf des Bundes ist ganz frisch. Aus dem Denk- malschutz-Förderprogramm IX kommen 350 000 Euro. Eingefä- delt hat das entscheidend Svenja Stadler, die als SPD-Bundestags- abgeordnete den Landkreis Stade mitbetreut. Stadler hat sich letzte Woche vor Ort die Festung ange- sehen, berichtet Schneidereit. Für die Sanierung des Daches gibt es weitere Geldgeber. 150 000 Euro hat die Stadt Stade zugesichert. Vom Landesamt für regionale Landentwicklung kom- men 120 000 Euro, von der Deut- schen Stiftung Denkmalschutz 80 000 Euro, von der niedersäch- sischen Sparkassenstiftung und der Bingo-Stiftung jeweils 50 000 Euro und der Denkmalschutz des Landes steuert 12 000 Euro bei. Mit einem überschaubaren Eigen- anteil kommen die erforderlichen knapp 900 000 Euro für die Sa- nierung des Daches zusammen. Neben diesem bautechnischen Ansatz verfolgen die Ehrenamtli- chen der Festung ein touristisches Ziel. In einem Aufwasch sozusa- gen. Mit der Dachsanierung soll die Errichtung eines Dachcafés einhergehen. Die Idee ist, den di- rekt an der Festung entlang füh- renden Elbe-Radwanderweg zu nutzen, um Kundschaft anzulo- cken. Die biegt dann vom Rad- wanderweg ab und gelangt über eine Brücke, die den Festungsgra- ben überspannt, ins Gemäuer und in den Innenbereich der Fes- tung. Dann kehren die Radwan- derer im Café auf dem Festungs- dach ein und genießen den Blick. Für dieses Projekt veranschla- gen Peter Schneidereit und seine Leute um die 500 000 Euro. Al- lein die WC-Anlage in den Kase- matten kann mit 200 000 Euro zu Buche schlagen. Zudem müssen Wege neu gestaltet und gebaut werden. Das Café selbst wird kei- ne fest installierte Einrichtung, sondern kann umgestaltet oder abgebaut werden. Ein Ersatzteil- shop mit Ladestationen runden das Angebot für den Radwande- rer ab. Fördermittel erhofft sich Peter Schneidereit aus dem Topf der Metropolregion und aus dem EU-Fonds für regionale Entwick- lung. Da die Finanzen des Ver- eins, dem das Fort gehört, in Ord- nung sind, kann selbst ein Beitrag geleistet werden. Das Ziel steht: Das erste Kaffeetrinken auf der Festung soll im Herbst steigen. Ein Café mit Blick auf die Elbe Große Pläne für die Festung Grauerort – Dringend notwendige Dachsanierung kostet 900 000 Euro – Öffentliche Mittel fließen Von Wilfried Stief Auf dem Dach der Festung Grauerort in Abbenfleth soll ein Café mit Blick über die Elbe entstehen. Peter Schneidereit hofft auf viele Radtouristen und andere Besucher – wenn das norddeutsche Wetter wieder besser ist. Im Hintergrund ist der ehemalige Elbausleger zu sehen, auf dem das Lokal „Klein Helgoland“ stand. Foto: Stief STADE. Die Sanierung des Daches der Festung Grauerort und das Dachcafé auf den Wallanlagen sind nicht mehr länger nur Wunsch- träume. „Die Finanzierung der Projekte ist jetzt durch Fördermittel weitgehend gesichert“, sagt Peter Schneidereit, Vorsitzender des Vereins Festung Grauerort. Er rechnet damit, die erste Tasse Kaffee schon im Herbst auf dem Wall ausschenken zu können. Das Programm für das Jahr 2020 steht: Am Sonnabend, 7. März, kommt die BMW-Crew Hamburg mit ihren flotten Fahrzeugen in die Festung Grauerort. Einen Monat später, am 10., 11. und 12. April, laden Kunst- schaffende zur Oster-Kunstaus- stellung. An drei Tagen geben sie Einblicke in ihr vielfältiges Schaf- fen. Am Sonnabend und Sonntag, 16. und 17. Mai, können die Ka- sematten bei den Festungstagen erobert werden. In der gesamten Festung sind Ehrenamtliche im Einsatz, auch der Festungsblitz ist dabei. An den Boxeraufstand vor 120 Jahren in China wird vom Donnerstag, 21., bis Mittwoch, 27. Mai, erinnert. Vom 19. bis 21. Juni kommen von Freitag bis Sonntag beim Hotrod-Treffen hubraumstarke US-Oldtimer in die Festung. Die Niederelbe-Clas- sics gehen dort am Sonnabend, 11. Juli, über die Bühne. Das Pi- ratenfest für Kinder ist für Sonn- abend und Sonntag, 18. und 19. Juli, angesetzt. Das Holk-Fest lockt am Freitag, 4. September. Höhepunkte in der Festung dieses Jahr

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Die über 140 Jahre alte Festungs-anlage direkt an der Elbe in Ab-benfleth hat sich in den vergange-nen Jahren zu einem Publikums-magneten für die ganze Regionentwickelt. Über 25 000 Besucherzählten die Ehrenamtlichen imletzten Jahr. Kunstausstellungen,Basare, Konzerte und Autoshowslockten die Menschen an.

Was den Ehrenamtlichen seitGründung des Vereins 1997 Sor-gen gemacht hat, ist die Sanie-rung des Daches der Festungsan-lage. Zwar wurde Folie ausgelegtund die Betonplatten beschwert,aber das Wasser fand immer ei-nen Weg. Mit fatalen Folgen: DasFestungsbauwerk drohte zu ver-fallen. Das allerdings lag nicht et-wa am mangelnden Einsatz dervielen Helfer, sondern an altenBausünden. So waren Belüftungs-schächte, die zur Trocknung der

meterdicken Wände unbedingtnotwendig sind, einfach mit Be-ton vollgegossen worden.

Die neue Crew der Ehrenamtli-chen um Peter Schneidereitkrempelten vor über einem Jahrdie Ärmel hoch und setzten sichhohe Ziele. Die beinhalten alsgrößte Brocken die Sanierung desDaches und die Errichtung einesCafés an der Stelle, wo früher dieKanonen standen, um auf feindli-che Schiffe zu schießen – was tat-sächlich niemals geschah. Damalswie heute geht von der Stelle derBlick weit über die Elbe.

Die Nachricht von Fördergel-dern aus einem Topf des Bundesist ganz frisch. Aus dem Denk-malschutz-Förderprogramm IXkommen 350 000 Euro. Eingefä-delt hat das entscheidend SvenjaStadler, die als SPD-Bundestags-abgeordnete den Landkreis Stade

mitbetreut. Stadler hat sich letzteWoche vor Ort die Festung ange-sehen, berichtet Schneidereit.

Für die Sanierung des Dachesgibt es weitere Geldgeber.150 000 Euro hat die Stadt Stadezugesichert. Vom Landesamt fürregionale Landentwicklung kom-men 120 000 Euro, von der Deut-schen Stiftung Denkmalschutz80 000 Euro, von der niedersäch-sischen Sparkassenstiftung undder Bingo-Stiftung jeweils 50 000Euro und der Denkmalschutz desLandes steuert 12 000 Euro bei.Mit einem überschaubaren Eigen-anteil kommen die erforderlichenknapp 900 000 Euro für die Sa-nierung des Daches zusammen.

Neben diesem bautechnischen

Ansatz verfolgen die Ehrenamtli-chen der Festung ein touristischesZiel. In einem Aufwasch sozusa-gen. Mit der Dachsanierung solldie Errichtung eines Dachcaféseinhergehen. Die Idee ist, den di-rekt an der Festung entlang füh-renden Elbe-Radwanderweg zunutzen, um Kundschaft anzulo-cken. Die biegt dann vom Rad-wanderweg ab und gelangt übereine Brücke, die den Festungsgra-ben überspannt, ins Gemäuerund in den Innenbereich der Fes-tung. Dann kehren die Radwan-derer im Café auf dem Festungs-dach ein und genießen den Blick.

Für dieses Projekt veranschla-gen Peter Schneidereit und seineLeute um die 500 000 Euro. Al-

lein die WC-Anlage in den Kase-matten kann mit 200 000 Euro zuBuche schlagen. Zudem müssenWege neu gestaltet und gebautwerden. Das Café selbst wird kei-ne fest installierte Einrichtung,sondern kann umgestaltet oderabgebaut werden. Ein Ersatzteil-shop mit Ladestationen rundendas Angebot für den Radwande-rer ab. Fördermittel erhofft sichPeter Schneidereit aus dem Topfder Metropolregion und aus demEU-Fonds für regionale Entwick-lung. Da die Finanzen des Ver-eins, dem das Fort gehört, in Ord-nung sind, kann selbst ein Beitraggeleistet werden. Das Ziel steht:Das erste Kaffeetrinken auf derFestung soll im Herbst steigen.

Ein Café mit Blick auf die ElbeGroße Pläne für die Festung Grauerort – Dringend notwendige Dachsanierung kostet 900 000 Euro – Öffentliche Mittel fließen

Von Wilfried Stief

Auf dem Dach der Festung Grauerort in Abbenfleth soll ein Café mit Blick über die Elbe entstehen. Peter Schneidereit hofft auf viele Radtouristen und andere Besucher – wenn dasnorddeutsche Wetter wieder besser ist. Im Hintergrund ist der ehemalige Elbausleger zu sehen, auf dem das Lokal „Klein Helgoland“ stand. Foto: Stief

STADE. Die Sanierung des Daches der Festung Grauerort und dasDachcafé auf den Wallanlagen sind nicht mehr länger nur Wunsch-träume. „Die Finanzierung der Projekte ist jetzt durch Fördermittelweitgehend gesichert“, sagt Peter Schneidereit, Vorsitzender desVereins Festung Grauerort. Er rechnet damit, die erste Tasse Kaffeeschon im Herbst auf dem Wall ausschenken zu können.

Das Programm für das Jahr 2020steht: Am Sonnabend, 7. März,kommt die BMW-Crew Hamburgmit ihren flotten Fahrzeugen indie Festung Grauerort.

Einen Monat später, am 10.,11. und 12. April, laden Kunst-schaffende zur Oster-Kunstaus-stellung. An drei Tagen geben sieEinblicke in ihr vielfältiges Schaf-

fen. Am Sonnabend und Sonntag,16. und 17. Mai, können die Ka-sematten bei den Festungstagenerobert werden. In der gesamtenFestung sind Ehrenamtliche imEinsatz, auch der Festungsblitz istdabei. An den Boxeraufstand vor120 Jahren in China wird vomDonnerstag, 21., bis Mittwoch,27. Mai, erinnert. Vom 19. bis 21.

Juni kommen von Freitag bisSonntag beim Hotrod-Treffenhubraumstarke US-Oldtimer indie Festung. Die Niederelbe-Clas-sics gehen dort am Sonnabend,11. Juli, über die Bühne. Das Pi-ratenfest für Kinder ist für Sonn-abend und Sonntag, 18. und 19.Juli, angesetzt. Das Holk-Festlockt am Freitag, 4. September.

Höhepunkte in der Festung dieses Jahr