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Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung. Ein Leitfaden für Praktiker in Nordrhein-Westfalen. LIGA.Praxis 8 www.liga.nrw.de Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen

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Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung. Ein Leitfaden für Praktiker in Nordrhein-Westfalen.LIGA.Praxis 8

www.liga.nrw.de

Landesinstitut fürGesundheit und Arbeitdes Landes Nordrhein-Westfalen

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung2

LIGA.NRW

Impressum

Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen (LIGA.NRW)Ulenbergstraße 127 – 13140225 DüsseldorfTelefon 0211 3101-0Telefax 0211 [email protected]

AutorinnenNicole Tempel, Universität BielefeldProf. Dr. Petra Kolip, Universität Bielefeld

Redaktion und BearbeitungLIGA.NRW

Namensbeiträge geben die Meinung der Verfasser wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung des Herausgebers.

Layout und Verlag LIGA.NRW

Titelfoto© Claudia Hautumm/pixelio.de

Das LIGA.NRW ist eine Einrichtung des Landes Nordrhein-Westfalen und gehört zum Geschäftsbereich des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales.

Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des LIGA.NRW.

Düsseldorf, November 2011

ISBN 978-3-88139-170-2

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung. Ein Leitfaden für Praktiker in Nordrhein-Westfalen.

Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen

LIGA.Praxis 8

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LIGA.NRW

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Zusammenfassung .................................................................................................................................................7

1. Warum ein Leitfaden zur Qualitätsentwicklung in Prävention und Gesundheitsförderung? .....................9

2. Was ist Qualität in der Gesundheitsförderung? .............................................................................................11

DefinitiondesQualitätsbegriffs ............................................................................................................................11

Qualitätsdimensionen:Planungs-,Struktur-,Prozess-undErgebnisqualität ......................................................11

Qualitätssicherung–Qualitätsmanagement–Qualitätsentwicklung: WashabendieunterschiedlichenBegriffezubedeuten? ....................................................................................13

QualitätsmanagementinunterschiedlichenProjektphasen .................................................................................16

WasbedeutetQualitätausSichtderKrankenkassen? .......................................................................................17

WasbedeutetQualitätimRahmendesPräventionskonzeptsNRW? .................................................................19

WasbedeutetQualitätimRahmenderLandesinitiative„GesundesLandNRW“? ..............................................21

3. Überblick über Qualitätsinstrumente ..............................................................................................................23

4. Kurzbeschreibungen der Instrumente und Qualitätssysteme.......................................................................25

Evaluationstools ..................................................................................................................................................25

GemeindenaheGesundheitsförderung ...............................................................................................................25

Zielerreichungsskalen(GoalAttainmentScaling–GAS) ....................................................................................25

GoodPractice-Kriterien .......................................................................................................................................25

KEQ–KapazitätsentwicklungimQuartier ...........................................................................................................25

PartizipativeQualitätsentwicklung .......................................................................................................................25

QIP–QualitätinderPrävention ..........................................................................................................................26

QUiG©–QualitätszirkelinderGesundheitsförderungundPrävention ................................................................26

Quint-essenz .......................................................................................................................................................26

Selbstevaluation ..................................................................................................................................................26

5. Steckbriefe der Qualitätsinstrumente ..............................................................................................................27

Evaluationstools ..................................................................................................................................................27

GemeindenaheGesundheitsförderung ...............................................................................................................30

Zielerreichungsskalen(GoalAttainmentScaling–GAS) ....................................................................................32

GoodPractice-Kriterien ......................................................................................................................................35

KEQ–KapazitätsentwicklungimQuartier ...........................................................................................................39

PartizipativeQualitätsentwicklung .......................................................................................................................42

QIP–QualitätinderPrävention ..........................................................................................................................46

QUiG©–QualitätszirkelinderGesundheitsförderungundPrävention ................................................................50

Quint-essenz ......................................................................................................................................................53

Selbstevaluation ..................................................................................................................................................58

6. Literatur ..............................................................................................................................................................61

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung6

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WirdankendenEntwicklerinnenundEntwicklernderindiesemWegweiserdargestelltenQualitätsinstrumente,diedieKurzbeschreibungendurchgesehen,kommentiertundergänzthaben,namentlichGünterAckermann, Dr.OttmarBahrs,CarolaGold,Dr.HubertStuder,HolgerKilian,MPH,Prof.Dr.JoachimKönig,Dr.FrankLehmann,Prof.Dr.JulikaLoss,AndreasMühlbach,Dr.StefanNickel,InaSchaefer,MPH,Prof.Dr.AlfTrojanund Prof.Dr.MichaelT.Wright

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Zusammenfassung

„WasbedeutetQualitätinderGesundheitsförderung?“und„WasleistendieverfügbarenQualitätsinstrumente?“-MitdiesenFragestellungenbeschäftigtsichderneueLeitfaden„QualitätinGesundheitsförderungundPrä-vention“.DerBegriff„Qualität“wirddefiniertundinsei-nenDimensionenPlanungs-,Struktur-,Prozess-undErgebnisqualitäterläutert.DarüberhinauswerdendieKonzeptevonQualitätssicherung,QualitätsentwicklungundQualitätsmanagementdargestelltunddasQuali-tätsmanagementinAbhängigkeiteinzelnerProjektpha-senerläutert.SoerhältderLesereinenerstenÜberblicküberzentraleKonzepteundBegrifflichkeitenderQuali-tätssicherungimRahmenderGesundheitsförderung.

SchwerpunktdesLeitfadenssindSteckbriefezuaus-gewähltenQualitätsinstrumenten.Wirhabenunsdabeiauflangjährigbewährte,gutzugänglicheundverbreiteteInstrumentebeschränkt.Siewerdenmitihrenbeson-derenEigenschaften,ihrenZielgruppen,undideal-typischenEinsatzmöglichkeitenbeschriebenundmitnützlichenHinweisenfürdiepraktischeAnwendungversehen.DieSteckbriefesindstandardisiertaufgebaut,ermöglicheneinenschnellenVergleichzwischendenInstrumentenunderleichterndieAuswahldesgeeig-netenInstrumentsfürdiejeweiligeProjektplanung.

ImVergleichderSteckbriefewerdendieverschiedenenmethodischenAnsätzeund„Philosophien“deutlich,diedieQualitätsdiskussioninderGesundheitsförderungseitlangembestimmen.DerLeitfadennimmthierkeinegrundsätzlichenWertungenvor.Erversuchtauchnicht,einengemeinsamenNennerzufindenoderdieVielzahlderAnsätzezueinemübergreifendenGoldstandardzuverdichten.Zielistesvielmehr,diejeweiligenStärkenundSchwächensowiegeeigneteEinsatzgebietetrans-parentzumachenunddenNutzerndieEntscheidungfürodergegeneinbestimmtesInstrumentzuerleichtern.

DervorliegendeLeitfadenwurdeebenfallsineinerOnline-Fassungveröffentlicht,dieunterwww.liga.nrw.de/rk→„QualitätinGesundheitsförderungundPräven-tion“zufindenist.InderOnline-FassungwirdderLeitfa-denkontinuierlichaktualisiertunderweitert.

Zusammenfassung

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LIGA.NRW

IndenvergangenenJahrenwurden–anknüpfendaninternationaleErfahrungen–auchimdeutschsprachigenRaumzahlreicheAngebotederQualitätsentwicklungundQualitätssicherunginPräventionundGesund-heitsförderungentwickelt.DiesereichenvoneinfachenInstrumentenderProjektdokumentationbiszukomple-xenSystemenwiez.B.Equint-essenz(sieheS.53).BeiPraktikerinnenundPraktikernstößtdasThemaaufgroßesInteresse;allerdingsistesgeradefürEinstei-gerinnenundEinsteigernichteinfach,dieVielfaltanWebseiten,PublikationenundFortbildungsangebotenzuüberblickenunddenpassendenAnsatzausderAnge-botsvielfaltherauszufiltern.

DervorliegendeLeitfadenzurQualitätsentwicklunghatdasZiel,einenstrukturiertenEinblickinverschiedeneQualitätsansätzezuliefern.ErwilleinenÜberblicküberunterschiedlicheInstrumenteundSystemegebenundPraktikerinnenundPraktikerermutigen,diefürsiepas-sendenzuerproben.DerLeitfadenknüpftandasModul„QualitätvonBewegungsförderungimAlltagältererMenschen“an,daseinederAutorinnendiesesLeitfa-densfürdasLandesinstitutfürGesundheitundArbeitNRW(LIGA.NRW)erstellthatunddaseinenüberblicks-artigenEinstiegindasThemaermöglicht.(DasModulistseitJuni2010onlineverfügbar:www.liga.nrw.de/zfb→QualitätinderBewegungsförderung.)DiedorterwähntenAnsätzewerdenindiesemLeitfadenvertieft,umweitereAnsätzeergänzt,undeswerdenMöglich-keitenaufgezeigt,diejeweilsskizziertenInstrumentezuerproben.LeserinnenundLesersollenbefähigtwerden,dasfürsiepassendeInstrumentzuidentifizieren,indemKernelementeprägnantinFormvoneinheitlichaufge-bautenSteckbriefenzusammengefasstwerden.

DerLeitfadenistwiefolgtaufgebaut:Einerallgemei-nenEinführungindieGrundlagenderQualitätsentwick-lungunddesQualitätsmanagements(Kap.2)folgteineüberblicksartigeZusammenfassungderInstrumenteinFormeinesRasters,anhanddessensichdieLeserinundderLesereinenerstenEindruckverschaffenunddieinFragekommendenInstrumenteidentifizierenkönnen.

1. Warum ein Leitfaden zur Qualitätsentwicklung in Prävention und Gesundheitsförderung?

DieÜbersicht(sieheS.24)beantwortetdiefolgendenFragen:

● InwelcherFormfindetdieBewertungstatt(intern/ex-tern)?

● AufwelcheQualitätsdimensionwirdderSchwerpunktgelegt(Planungs-,Struktur-,Prozess-,Ergebnisquali-tät)(zudenBegriffensieheS.11ff.)?

● WelcheKostenfallenfürdieNutzungan?

● Wieaufwändigistes,sichindasInstrumenteinzuar-beiten?

ImanschließendenKapitel3werdendieInstrumentekurzbeschrieben,umeineweitereEingrenzungzuermöglichen.Ausführliche„Steckbriefe“werdeninKapi-tel4präsentiert.EinigeSchlagwortesinddenBeschrei-bungenzurleichterenOrientierungvorangestellt.DieSteckbriefelieferneineBeschreibungdesInstruments,stellendenEntwicklungskontextundtheoretischenHintergrunddar,spezifizierendieZielgruppeunddieVoraussetzungenfürdieAnwendung,diskutierenChan-cen,Stärken/VorteileundSchwächen/NachteileundlieferneineEinschätzungüberdenAufwandderEinar-beitung.ZujedemInstrumentwerdenweiterführendeLiteraturempfehlungenund/oderWeblinkssowieKon-taktdatenderInstrumentenentwicklerund-entwickle-rinnenangegeben.

Warum ein Leitfaden zur Qualitätsentwicklung in Prävention und Gesundheitsförderung?

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Definition des QualitätsbegriffsDerBegriff„Qualität“leuchtetimAlltagzunächstein-malintuitivein.Erhatetwasdamitzutun,dasseinProduktfehlerfreiistodereineDienstleistungsoerfülltwurde,dassSiealsKundinoderKundedamitzufriedensind(Außensicht)unddiehinterdemProduktoderderDienstleistungliegendeArbeitmöglichstreibungslosundmitvertretbaremAufwanderfolgt(Innensicht).

BeinäheremHinsehenistesabergarnichtsoeinfach,denintuitivenBegrifffürdieGesundheitsförderungzufüllen.DerQualitätsbegriffwurdeinderIndustrieent-wickeltundistzunächsteinmalunabhängigvomInhalt.InderDINENISO-Norm8402wirdQualitätdefiniertalsdie„GesamtheitvonMerkmalswerteneinerEinheitbezüglichihrerEignung,festgelegteundvorausgesetzteErfordernissezuerfüllen“(zitiertnachSelbmann2000).FürdieindustrielleProduktionlässtsichdieseabstrakteFormulierungleichtübersetzen:QualitätmeinthierdieMerkmaleeinesProduktes–z.B.einesAutoreifens–,diezuvorfestgelegtenKriterien–z.B.leisezurollen,gutzuhaftenundlanglebigzusein–zuerfüllen.Aberwassinddie„Merkmalswerte“inderGesundheitsförde-rung?DasUS-amerikanischeInstituteofMedicinefor-muliertQualitätimGesundheitssektorals„dasAusmaß,indemGesundheitsleistungenfürIndividuenundPopu-lationendieWahrscheinlichkeiterwünschtergesund-heitlicherBehandlungsergebnisseerhöhenundmitdemgegenwärtigenprofessionellenWissensstandüberein-stimmen“(zitiertnachSVR2001,S.57).

2. Was ist Qualität in der Gesundheitsförderung?

AufGesundheitsförderungundPräventionüber-tragenistQualitätalsodamitverbunden,dassdieWahrscheinlichkeitgewünschterErgebnisse(alsoz.B.eingesteigertesBewegungsverhaltenderüber65-jährigenBewohnerinnenundBe-wohnereinesQuartiers)steigtunddieInterven-tionselbstwissenschaftlichfundiertist(also z.B.mitBezugaufTheorienzurVeränderungdesBewegungsverhaltensgeplantwurde).

Qualitätsdimensionen: Planungs-, Struktur-, Prozess- und Ergebnis- qualitätDeramerikanischeProfessorfürPublicHealthAvedisDonabedianwareinerderersten,derdenQualitätsbe-griffaufdenGesundheitsbereichübertragenhat–sei-nerzeitnochmitBlickaufdiemedizinischeundpflege-rischeVersorgung.VonihmstammtdieUnterteilunginStruktur-,Prozess-undErgebnisqualität(Donabedian1966),diesichauchfürdieGesundheitsförderungeig-net,hieraberdurcheinenviertenAspekt,diePlanungs-/Konzept-/Assessmentqualitätergänztwird(Ruckstuhletal.2001)(sieheAbb.1).

DiePlanungs-oderKonzeptqualität(auch„Assessment-qualität“)beziehtsichu.a.aufdieseFragen:

● IstderBedarfsachlichdargestellt?

● SinddieBedürfnissederZielgruppeerfasst?

Planung Struktur Prozess Ergebnis

Abb. 1: Qualitätsdimensionen (eigene Darstellung)

Was ist Qualität in der Gesundheitsförderung?

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organisatorischenBedingungen.Somüssenz.B.inderschulischenGesundheitsförderungMaßnahmennichtnurmitdemCurriculum,sondernauchmitdenbildungs-politischenVorgabenabgestimmtwerden.

ProzessqualitätbeziehtsichaufdieUmsetzungeinerInterventionodereinesAngebotes.Eswirdz.B.bewer-tet,obeineRückenschuleodereinYogakurssoumge-setztwerden,wieesgeplantwar.Vorabistalsofest-zulegen,wieeineMaßnahmeimplementiertwerdensoll–z.B.ineinemdetailliertenAblaufplanodereinemHandbuch.AuchderUmsetzungsprozessmusssyste-matischdokumentiertwerden(z.B.mitDokumentations-bögen).DerBegriffderProzessqualitätistengverwandtmitdemderformativenbzw.Prozessevaluation.IndermedizinischenVersorgunglässtsichz.B.erfassen,obeinemedizinischeBehandlungentsprechendderLeitli-nieeinerFachgesellschafterfolgt.InderGesundheits-förderunggibtessolcheLeitlinienabernicht.Deshalbistesumsobedeutsamer,dieUmsetzungsschritteschrift-lichzufixieren,indemSiez.B.beieinemBewegungs-kursimParkfestlegen,wasinwelcherStundepassiert.

ErgebnisqualitätbeziehtsichschließlichaufdieFrage,obmitderInterventionauchdaserreichtwurde,wasangestrebtwar.UmdieErgebnisqualitätzuüberprüfen,isteswichtig,sichvorabklarzumachen,welchesdasZielderMaßnahmeistundworanderErfolggemessenwerdensoll.

● SinddieVorerfahrungenausanderenProjektenange-messenberücksichtigt?

● SinddiewissenschaftlichenGrundlagenaufbereitetundwurdedieInterventiontheoriegestütztentwickelt?

Soistesz.B.wichtigzuwissen,wiesichÄlteregene-rellzumehrBewegungmotivierenlassen,oderwasdieallgemeinenWünschevonSeniorinnenundSenioreninBezugaufBewegungsind.ModelleguterPraxisdienenalsErfahrungsbasis,aufdiesichdaseigeneAngebotstützenkann.BeisolchenvorbildhaftenModellenistfürdiePlanungsqualitätauchbedeutsam,obderentspre-chendeKontextdemdereigenenInterventionentsprichtoderähnlichist.Das,wasinGarmisch-Partenkirchenerfolgreichetabliertwerdenkonnte,kanninWanne-Eickelscheitern,weilderKontexteingänzlichandererist.EinekritischeReflexiondermöglichenÜbertragbar-keitistdeshalbbesonderswichtig(Broesskamp-Stone2009).

StrukturqualitätbeziehtsichaufdieRahmenbedin-gungeneinesGesundheitsangebotes,alsoz.B.aufdiepersonelle,technischeoderfinanzielleAusstattung.AuchräumlicheGegebenheitensindwichtig.SinddieRäumefüreinenEntspannungskursgroßgenug?IstdasPersonalausreichendqualifiziert?AufdieseAspektelegendiegesetzlichenKrankenkassengroßenWert,wennsieMaßnahmennach§20SGBVanbieten(sieheS.17f.).DerAspektderStrukturqualitätbeziehtsichaberauchaufdieadministrativen,gesetzlichenund

A

S

M

R

T

SMART-Kriterien der Zielformulierung (Quelle: www.quint-essenz.ch)

Spezifisch:Es ist klar, was durch das Projekt oder die Maßnahme genau bewirkt werden soll.

Messbar:Es wird festgelegt, wie die Erreichung des Zieles überprüft werden soll.

Anspruchsvoll:Das Erreichen des Zieles ist eine Herausforderung, das Ziel ist nicht zu niedrig gesteckt …

Realistisch:… aber das Ziel ist auch nicht zu anspruchsvoll, dass das Erreichen illusorisch bleibt

Terminiert:Es wird festgelegt, in welchem Zeitraum das Ziel erreicht werden soll.

Abb. 2: SMART-Kriterien der Zielformulierung

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Voraussetzungendafürgeschaffen,dassauchdasangestrebteErgebniserreichtwird.

DiesbedeutetaberimUmkehrschlussleidernicht,dasssichbeieinerhohenPlanungs-,Struktur-undProzess- qualitätautomatischderErfolgeinerInterventionein-stellt.ObsichMenschenz.B.voneinemBewegungs-angebotangesprochenfühlenundmitmachen,istvonvielenFaktorenabhängig.AberwennbereitsdieVoraussetzungennichtstimmen,istdieWahrscheinlich-keitgering,dasseineMaßnahmeErfolghat.

Qualitätssicherung – Qualitätsmanage-ment – Qualitätsentwicklung: Was ha-ben die unterschiedlichen Begriffe zu bedeuten?WennSiesichmitdemThemaQualitätinderGesund-heitsförderungbeschäftigen,werdenSiedieverschie-denenBegriffemöglicherweiseverwirren.KeinWunder,werdensiedochhäufigsynonym,mitunteraberauchinAbgrenzungvoneinanderverwendet(sieheauchRuckstuhl2009).DasBegriffswirrwarrkennzeichnetdenStandderDiskussion:DieseistnochamAnfang,vielesistimFlussundnochnichtfürdieGesundheitsförderungangepasst.ÜberdieAusrichtungderverschiedenenAnsätzewirdkontroversdiskutiert.

InderIndustrieistQualitätssicherungeinTeildesQua-litätsmanagements.JulikaLossundKollegen(2007)schlageneineähnlicheBegriffsdifferenzierungfürdieGesundheitsförderungvor.SiebegreifenQualitätssiche-

InderGesundheitsförderungisteineOrientierungandensogenanntenSMARTenKriterienüblich.DasAkro-nymstehtfürdieinAbb.2erläutertenAspekte.

WennSieIhrZielklardefinierthaben,stellensichfürdieErfassungderErgebnisqualitätweitereFragen:Wiewol-lenSieIhreZielindikatorenerheben?WannistfürSieeineVeränderungeinvollerErfolg,wannnureinTeil-erfolg?DasInstrumentdesEGoalAttainmentScaling,daswirineinemSteckbriefvorstellen(sieheS.32ff.),stelltdiese–manchmalmühsameZielformulierung–indasZentrumderAufmerksamkeit.

DieErgebnisqualitätwirdimRahmenvonEvaluations-studienerhoben,diemehroderwenigeraufwändigseinkönnen.WirempfehlenhierdieZusammenarbeitmitUniversitätenundFachhochschulen,dieüberdasent-sprechendeKnow-howverfügen.Häufigkannz.B.imRahmenvonQualifikationsarbeitenoderStudierenden-projekteneineEvaluationsstudiedurchgeführtwerden.AberauchmiteinfachenMittelnkönnensieersteHin-weisedaraufbekommen,welcheEffekteeineMaßnah-mehat.DieInternetseiteEwww.evaluationstools.de,zuderSieebenfallseinenSteckbrieffinden(sieheS.27ff.),führtSieanschaulichindieThematikein.

DievierQualitätsdimensionensindengmitei-nanderverbunden:NurwenndasAngebotdentatsächlichenBedarfberücksichtigt,dieBedürf-nissederZielgruppeerfasst,diestrukturellenVoraussetzungenangemessensindunddasAngebotwiegeplantumgesetztwird,sinddie

Planungs-/Konzept-/Assessmentqualität

• SinddieVoraussetzungenfürdasProjektgeklärt?• SinddieBedürfnissederZielgruppebekannt?• SinddieZieleklarbenannt?• StütztsichdieInterventionaufvorhandeneTheorienundForschungsergebnisse?• IstderKontextderInterventionbedacht?• Wurdefestgelegt,welcheEffekteaufwelcherEbenezuerwartensind?

Strukturqualität

• SindderorganisatorischeundinstitutionelleRahmenangemessen?• SinddiepersonellenundfinanziellenRessourcenangemessen?• GibteseindeutigeAufgabenzuordnungenundVerantwortlichkeiten?

Prozessqualität

• WirddasProjektwiegeplantumgesetzt?• GibtesProblememitderKommunikationoderdemInformationsfluss?• WelcheHindernisselassensichidentifizieren?• WelcheförderlichenBedingungenlassensichidentifizieren?

Ergebnisqualität

• ErreichtdasProjektdiegestecktenZiele?• InwelchemAusmaßwerdendieZieleerreicht(Zielerreichungsgrad)undinwelchenBe-reichen?

• SinddieErgebnissenachhaltig?

Was ist Qualität in der Gesundheitsförderung?

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung14

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EinsolchesQualitätsmanagementsystemistfürdieGesundheitsförderungnurbedingtgeeignet.NurindenseltenstenFällensinddieAnbietervonGesundheitsför-derungsangebotengroßgenug,sicheinemVorgehenanzuschließen,dasdiegesamteInstitutionumfasst.InderGesundheitsförderungwirdQualitätsmanage-mentdeshalbauchfürkleinereEinheitendiskutiertunddefiniert.Häufig„passt“einAnsatz,dersichauseinemProjektodereinerMaßnahmeherausentwickelt,auchvielbesserzudenGrundsätzengesundheitsförderlicherArbeit.

ImVergleichzudiesenallgemeinenAnsätzenwurdederBegriffderQualitätsentwicklungspeziellfürdieGesund-heitsförderungvorallemimRahmendesKooperations-verbundes„GesundheitsförderungbeisozialBenachteili-gten“entwickelt(Kilianetal.2009).EinwichtigesProjektdiesesVerbundesistdieDatenbankwww.gesundheit-liche-chancengleichheit.de,indiesichüber2.000Pro-jekteeingetragenhaben.IndiesemProjektwurdenzwölfKriterienzurSelbstbeurteilungentwickelt,dieProjekteanihreeigeneArbeitanlegenkönnen(siehehierzudenSteckbriefEGoodPractice-Kriterien,S.35ff.).DieBundeszentralefürgesundheitlicheAufklärung(BZgA)undGesundheitBerlin-Brandenburge.V.,diedenKooperationsverbundinitiierthabenbzw.koordinieren,wählenfürdiesenAbgleichdenBegriff„Qualitätsent-wicklung“,umdeutlichzumachen,dassesvorallemumeinenSensibilisierungsprozessgeht.

LetztlichwerdendieverschiedenenBegriffeimZusam-menhangmitQualitätinderGesundheitsförderungnichttrennscharfbenutzt.WieauchimmerdieBegriffedenProzessakzentuieren–siehabengemeinsam,

rungalsVerfahren,das„aufdieGewährleistung,Erhal-tungundVerbesserungderQualitätvonProzessenundAngeboten“abzielt(Lossetal.2007,S.199).

DerBegriffQualitätsmanagementbeziehtsichinderIndustrieunddemDienstleistungsgewerbeaufdasgesamteUnternehmen(„QualitätalsUnternehmens-philosophie“)undumfasstdreiaufeinanderfolgendeSchritte:

1. Datenerhebung

2. Begutachtung

3. Rückkoppelung

BesondersbekanntistdasTotalQualityManagementderEuropeanFoundationofQualityManagement(EFQM),daseinumfassendesZertifizierungssystembeinhaltet.DerTotalQualityAnsatzbesagt,dassQuali-tätnurineinemganzheitlichenProzessumgesetztwer-denkann,dersichamErgebnis(desProduktesoderderDienstleistung)orientiertunddieBeziehungzwischenUnternehmenundKundenindenVordergrundstellt.„Kundenzufriedenheit“istdeshalbaucheinerderzen-tralenBegriffe.NachdemTQM-AnsatzistQualitäteinumfassendesSystemziel,dasmitallenMitarbeiterinnenundMitarbeiterneinesUnternehmensodereinerInsti-tutionerreichtwerdensoll.TQMbezeichnetalsoeineUnternehmenskultur,dievonderFührungsebenevorge-geben,abervonallenMitarbeiterinnenundMitarbeiternmitgetragenwird,ZielistExzellenz,alsodiebestmög-lichePraxis.

DieEFQMhateinenKriterienkatalogerarbeitet,dervonUnternehmenzurSelbstbewertunggenutztwerdenkann.DieserKatalogumfasstneunHauptkriterienmit32Qualitätsindikatoren,diesichz.B.aufdiekunden-bezogenenErgebnisseoderdieFührungbeziehen.

Typische Fragen Planungs-/Konzept-/Assessmentqualität:

• SinddieVoraussetzungenfürdasProjektgeklärt?• SinddieBedürfnissederZielgruppebekannt?• SinddieZieleklarbenannt?• StütztsichdieInterventionaufvorhandeneTheorienundForschungsergebnisse?• IstderKontextderInterventionbedacht?

Typische Fragen zur Strukturqualität:

• SindderorganisatorischeundinstitutionelleRahmenangemessen?• SinddiepersonellenundfinanziellenRessourcenangemessen?• GibteseindeutigeAufgabenzuordnungenundVerantwortlichkeiten?

Typische Fragen zur Prozessqualität:

• WirddasProjektwiegeplantumgesetzt?• GibtesProblememitderKommunikationoderdemInformationsfluss?• WelcheHindernisselassensichidentifizieren?• WelcheförderlichenBedingungenlassensichidentifizieren?

Typische Frage zur Ergebnisqualität:

• ErreichtdasProjektdiegestecktenZiele?

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● dasssichQualitätnichtautomatischeinstellt(„Gutge-meintistnichtunbedingtgutgemacht“),

● dassmitQualitätsentwicklung,QualitätsmanagementundQualitätssicherungimmerverbundenist,dieZielederGesundheitsförderungzudefinierenundmessbarzumachen,

● dassQualitätgemessenwerdenkannundmuss,

● unddassEntwicklungoderSicherungvonQualitätim-mermiteinemDenkeninRegelkreisenverbundenist.

Implementation/ Umsetzung

Strategie- formulierung

Problem- definition

Bewertung/ Evaluation

Public-Health-Action-Zyklus

Ergebnis- qualität

Assessment-/ Planungs-/

Konzeptqualität

Struktur- qualität

Prozess- qualität

Abb. 3: Public Health Action Cycle (Kolip, 2006)

Was ist Qualität in der Gesundheitsförderung?

DasDenkeninRegelkreisenveranschaulichtderPublicHealthActionCycle(siehez.B.Ruckstuhletal.1997):AufdieProblemanaly-sefolgtdieAbleitungeinerInterventionsstrate-gie,daraufdieUmsetzungbzw.ImplementationundschließlichdieBewertung/Evaluation(sieheAbb.3).

InderBroschüre„FörderungderQualitätinGe-sundheitsprojekten.DerPublicHealthActionCyclealsArbeitsinstrument“[herunterladbarun-ter:http://www.quint-essenz.ch/de/files/Foerde-rung_der_Qualitaet.pdf](Ruckstuhletal.1997)sindpraktischeAspektezumPublicHealthAc-tionCyclezusammengestellt.]

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung16

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Qualitätsmanagement in unterschiedli-chen ProjektphasenDasQualitätsmanagementistinallenPhaseneinesProjektesrelevant.AllerdingssindjenachProjektphasejeweilsunterschiedlicheFragenvonBedeutung:

InderPlanungsphaseistvorallemdieKonzept-,Assessment-undPlanungsqualitätwichtig.DieFragenbeziehensichz.B.darauf,obdieInterventiontheore-tischfundiertist,obaufdieVorerfahrungAndererzurückgegriffenwurdeundobdieBedürfnissederZielgruppeangemessenerfasstwurden.IndieserPhasesolltenauchdieZieleklardefiniertwerden,undesmüssenbereitszudiesemZeitpunktersteÜberlegungenange-stelltwerden,wiederErfolgderMaßnahmeerfasstwer-densoll,umdieEvaluationzuplanen(Ergebnisqualität).VonBedeutungsindauchAspektederStrukturqualität,z.B.:StehengenügendRessourcenzurVerfügung?IstdasPersonal,dasdieInterventionumsetzensoll,ausrei-chendqualifiziert?

WenneinProjektindieDurchführungsphasegeht,istdieProzessqualitätvonzentralerBedeutung,alsodieFrage,obdasProjektauchwiegeplantumgesetztwird.NichtimmerläufteinProjektso,wieesursprünglichgeplantwar–dieRahmenbedingungenkönnensichändern,dasPersonalwechseltoderDinge,diemansichvorabüberlegthat,funktionierennicht.DieDokumenta-

tiondesAblaufesundeineReflexionderHindernisse,aberauchderförderlichenFaktoren,isthierwichtig,umausdenErfahrungendesProjekteslernenzukönnen.

InderAbschlussphaserücktdieErgebnisqualitätindenVordergrund,alsodieFragenachderBewertung(unddamitdieEvaluation):WurdendiegestecktenZieleerreicht?SinddieEffektenachhaltig,alsobleibtz.B.dasveränderteBewegungsverhaltenstabil?WurdenTeilederZielgruppebessererreichtalsandere?LassensichdieErfahrungenübertragen?GeradefürdieletzteFrageisteswichtig,dassdieErgebnissedokumentiertwerden,sodassanderebeiderPlanungneuerMaßnah-menaufIhreErfahrungenzurückgreifenkönnen.

DenBegriffEvaluationbeziehenwirindiesemWeg-weiservorallemaufdieErgebnisqualität,alsoaufdieFrage,obeineInterventionauchdiegeplantenZieleerreichthat(Kolip2006).SokanneineEvaluationsstu-diedanachfragen,obdurchdieSchaffungvonauto-freienQuartierenmehrMenschenkleinereDistanzenzuFußodermitdemRadzurücklegen,obdurchdieEinrichtungvonBewegungsangeboten(z.B.Lauftreffs,seniorengerechteBewegungsareale)dieälterenBewoh-nerundBewohnerinneneinesViertelssichmehrbewe-genoderobdurchTaiChi-AngeboteimParkdieBeweg-lichkeitderTeilnehmerundTeilnehmerinnengesteigertwird.MethodischstützensichdieseEvaluationsstudienaufdasRepertoirederSozialwissenschaften(Bortz&

Exkurs: Die Arbeit mit dem Public Health Action Cycle

InderSchweizhatdasInstitutfürSozial-undPräventivmedizininZusammenarbeitmitdemBundesamtfürGesundheiteinArbeitsinstrumententwickelt,dassichandeneinzelnenPhasendesPublicHealthActionCycleorientiert.FürjedePhasewurdenLeitfragenformuliert,dieSiezurReflexionIhrerProjektarbeitnutzenkönnen:

• WelcheInformationensinderforderlich,umeineInterventionzulegitimieren?AnhandwelcherKriterienwirddasZielpublikumfestgelegt?(Problemdefinition)

• WiekannbeiderEntwicklungeinerInterventionallesschieflaufen?(Strategieformulierung)• UnterwelchenBedingungenkanneineInterventionmöglichsterfolgreichdurchgeführtwerden?(Implementation/Umsetzung)

• WieerfolgreichistdieIntervention?(Bewertung/Evaluation)

DieseFragensindrichtungsweisendfürdiePlanung,DurchführungundBewertungvonProjektenundwerdendurch„hand-lungsleitendeFragen“spezifiziert.AnhanddieserkönnenSiebeispielsweisekritischreflektieren,ob

• IhreDatengrundlagefürdasProjektausreichendist• esüberhaupteineöffentlicheWahrnehmungfürdievonIhnenanvisierteProblemstellunggibt• SiezentraleAspektefürdieZusammenarbeitmitPartnerinnenundPartnernbedachthaben• SiedieKommunikationnachaußenundnachinnenfördernoder• obSieZieleformuliertbzw.hinsichtlichihrerErreichbarkeitüberprüfthaben.

InderBroschüresindaufdieseWeiseFaktorengebündelt,diezumGelingenoderMisslingenvonProjektenbeitragenkön-nen.ZusätzlichwirddieBedeutungdereinzelnenPhasenherausgestelltundeswerdenBeispieleausderPraxishinzugezo-gensowiekritischbeleuchtet.

InderAnwendungerfordertdasArbeitsinstrumentvorallemdieFähigkeit,dieeigeneArbeitkritischzubeleuchten.WennSiedabeiaufSchwachstellenaufmerksamwerden,sindSiegefordert,eigenständigProblemlösestrategienzuentwickeln.HierbeikanneinRückgriffaufandere–indiesemWegweiservorgestellte–Instrumentehilfreichsein.

17

LIGA.NRW

werden,diedasPotenzialaufweisen,eineneffektivenBeitragzurGesundheitsförderungundPräventionzuleisten.DochwasgenauerwartenGeldgeberinnenundGeldgebereigentlich?WelcheKriterienwerdenzugrun-degelegt,wenndarüberentschiedenwird,obessichbeidembeantragtenProjektumein„förderungswür-diges“Projekthandelt?JenachFörderergibtesver-schiedeneQualitätsanforderungenundVorstellungendarüber,wieeinAntraggestelltwerdensollte.

ImFolgendenerfahrenSie,welcheKriteriendiegesetz-lichenKrankenkassenzurFörderungvonProjektenimBereichderPräventionundGesundheitsförderungaufderBasisdes„LeitfadenPrävention“zugrundelegen.

Der§20SGBVsiehtvor,dassdieKassenLeistungenderPrimärprävention,diedenGesundheitszustandverbessernundinsbesonderezueinerVerminderungdersozialenUngleichheitbeitragen,erbringen(§20SGBV,Abs.1).DieserParagraphberücksichtigtauchdiebetrieblicheGesundheitsförderungunddiePräven-tionarbeitsbedingterGesundheitsgefahren.IndiesemBeitragsollderFokusjedochaufdiePrimärpräventiongelegtwerden.WeiterführendeInformationen–insbe-sonderezurbetrieblichenGesundheitsförderung–kön-nenSiedemLeitfadenPräventionentnehmen(GKV-Spitzenverband2010)).

InBezugaufdieQualitätsentwicklunggibtdieserAbsatzvor,dassderGKV-SpitzenverbandprioritäreHandlungs-felderundKriterienfürdieseLeistungenerarbeitensoll.Im„LeitfadenPrävention“(GKV-Spitzenverband2010)sindsowohldiezentralenHandlungsfelderalsauchdieQualitätsanforderungenanLeistungenderPrimärprä-ventionformuliert.DerLeitfadenstelltdieGrundlagezurFörderungvonProjektenindenBereichenGesundheits-förderungundPräventiondar.

GrundsätzlichlegendieKasseneinumfassendesQua-litätsverständniszugrunde,welchessowohldiePla-nungs-,Struktur-,Prozess-alsauchErgebnisqualitätumfasst.DabeiunterscheidensiezwischendemSetting-ansatzunddemindividuellenAnsatzundsehenhierfürjeweilsunterschiedlicheFörderkriterienvor.

Fürden Settingansatz sindeinerseitsallgemeineKrite-rienfürMaßnahmenimBereichGesundheitsförderungundPräventionundandererseitsspezielleKriterienfürdieSettingsKindertagesstätte,SchuleundKommune/Stadtteilformuliert.InBezugaufdieallgemeinenKrite-rienverweistderLeitfadenu.a.aufdieKriterienguterPraxis(siehehierzuSteckbriefEGood-Practice-Krite-rien,S.35ff.)undbenenntdiefolgendenQualitätsanfor-derungen

● FürdiegeplantenAktivitätenbestehteineindeutiger-kennbarerBedarf.

● EswerdeninsbesonderesozialbenachteiligteZiel-gruppeninihrenLebensumfeldernerreicht.

● EinegesundheitsförderndeGestaltungvonLebens-räumenfürdieseZielgruppenwirdinitiiert.

Döring2006).BeiderBewertungspielenzweizentraleFrageneineRolle:WurdenmitderMaßnahmedieange-strebtenZieleerreicht(FragenachderEffektivität)?UndstehendieKostenineinemangemessenenVerhältniszumNutzen(FragenachderEffizienz)?

EineweitereUnterscheidungistvonBedeutung:InderEvaluationsforschungwirddieinterne(Selbst-)Evaluati-onvonderexternen(Fremd-)Evaluationunterschieden.DerBegriffinterneEvaluationwirdverwendet,wenndieEvaluationvonderInstitutiondurchgeführtwird,dieauchdieMaßnahmeumsetzt.EristgleichbedeutendmitdemBegriff„Selbstevaluation“(siehehierzuauchdenSteckbriefESelbstevaluation,S.58f.).ExterneEvalu-ationistimmerdamitverbunden,dasseinePersonodereinTeamdieEvaluationdurchführt,dienichtmitderInstitutionverbundenist,diedieMaßnahmedurchführt.VielmehrwirdfachlicheundmethodischeExpertise„vonAußen“eingeholt.

EvaluationsstudiensindinderRegelaufwändigundbenötigeneinewissenschaftlicheUnterstützung.IndenvergangenenJahrenwurdenaberauchWebseitenent-wickelt,diePraktikerundPraktikerinnenindiePrinzipienderEvaluationeinführenundpraxistauglicheInstru-mentefürbewegungs-undernährungsbezogeneInter-ventionenbereithalten(siehedenSteckbriefEEvalua-tionstools,S.27ff.).

Was bedeutet Qualität aus Sicht der Krankenkassen?DiegesetzlichenKrankenkassensindeinwichtigerPartnerinderPräventionundGesundheitsförderung,dasieMaßnahmennach§20SGBVfördern.Ausdie-semGrundisteswichtig,sichmitdenQualitätskrite-rienderKrankenkassenauseinanderzusetzen.DerGKV-SpitzenverbandhatdiegesetzlicheAufgabe,unterEinbeziehungunabhängigenSachverstandsprioritäreHandlungsfelderundKriterienfürLeistungenderPrimär-präventionzubeschließen.Der„LeitfadenPrävention“desGKV-SpitzenverbandshatjeweilsbiszumErschei-neneinerNeufassungGültigkeit;EndeAugust2010wurdediejüngsteFassungherausgegeben.

WiebereitsdargestelltkannQualitätalsProzessver-standenwerden,dessenGrundsteinSiebereitswährendderKonzeptionIhresProjektslegen.Schonhierent-scheidenSiez.B.,welcheZieleSieverfolgen,welcheStrategienSiefürdieZielerreichungeinsetzenmöchten,welchesPersonalSieeinbeziehenundwelchePartne-rinnenundPartnerSiemitinsBootholenwollen.DieseundvieleandereersteÜberlegungensindentscheidendfürdieweitereEntwicklungdesProjekts–entsprechendlegenGeldgeberundGeldgeberinnengroßenWertdarauf,dassdieseerstenSchrittemitSorgfaltange-gangenwerden.SchließlichsollendievorhandenenMittelauchsinnvolleingesetztundProjekteunterstützt

Was ist Qualität in der Gesundheitsförderung?

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung18

LIGA.NRW

konsumbeziehen.FürjedesHandlungsfeldsind,wieinTabelle1ersichtlich,Präventionsprinzipienformuliert,diemitdenAngebotenverfolgtwerdensollten.FürdiePräventionsprinzipiensindzusätzlichspezifischeQua-litätsanforderungenbenannt,diesichaufdieBereicheBedarf,Wirksamkeit,Zielgruppe,ZielderMaßnahme,Inhalt,MethodikundAnbieterqualifikationbeziehen.

Der„LeitfadenPrävention“umfasstsomitumfassendausformulierteQualitätsanforderungen,dieSiebeiderBeantragungIhresAngebotsberücksichtigensollten.DiezurFörderungbeantragteMaßnahmesolltedenKassendabeiinstrukturierterFormvorgelegtwerden.AufderBasisderKriteriendesGKV-LeitfadensentscheidendieKassendannüberdieFörderungderMaßnahme(Stup-pardt&Wanek2009).

ZusätzlichzudenKriterienhabenderGKV-Spitzenver-bandunddieVerbändederKrankenkassenaufBun-desebeneMaterialienentwickelt,diesiedenKassenzurVerfügungstellen.SowurdenbeispielsweisesowohlfürdenSetting-alsauchfürdenIndividualansatzVorlagenzurAntragsstellungerarbeitet,dieSieunterstützendnut-zenkönnen(GKV-Spitzenverband2010).AuchfürdieEvaluationwurdenverschiedeneInstrumenteentwickelt.InFormeinerVorher-NachherBefragungkannz.B.dieWirksamkeitvonKursendesIndividualansatzesüber-prüftwerden,fürdenSettingansatzwurdeeinspeziellesEvaluationsverfahrenfürSchulenentwickelt(Stuppardt&Wanek2009).

ImZugeeinererfolgreichenAntragstellungistesinso-fernsinnvoll,sichmitdenKriterienderKassenausein-anderzusetzenundsichnachderNutzungderentspre-chendenAntragsvorlagenzuerkundigen.

WeitereInformationenbietetdieWeb-SeitedesGKV-Spitzenverbands,woesaucheinschlä-gigesMaterialzumdownloadgibt. www.gkv-spitzenverband.de→Versorgungsbe-reichederGKV→PräventionundbetrieblicheGesundheitsförderung→LeitfadenPrävention

● DiefürdasjeweiligeSettingzuständigenHauptak-teuresindindiePlanungundDurchführungkooperativeingebunden.

● DiegeplantenAktivitätenführenüberdieKrankheits-vermeidunghinauszueinerStärkungvongesund-heitsförderndenund-schützendenRahmenbedin-gungen.

● DerProjektverlaufundseineErgebnissewerdenimProjektteamregelmäßigreflektiertundbewertet(Qua-litätssicherung).

● IndieMaßnahmenplanung,-entwicklungundQuali-tätssicherungsinddieZielgruppenaktiveinbezogen,umsiezugesundheitsförderlichemVerhaltenzubefä-higen(Empowerment).

● DiegeplantenAktivitätenmündenineinerdauerhaftenVerstetigungdesProzesses.

● DiegeplantenAktivitätenführenzueinerweiterenVer-netzungzwischenInstitutionen–auchaußerhalbdesGesundheitsbereichesimengerenSinn–undförderneinekonstruktiveZusammenarbeit.

● DerfürdasSettingzuständigeTrägerbringteinenan-gemessenenAnteilanEigen-/Drittmitteln–auchinFormgeldwerterLeistungen–indieprojektbezogenenAktivitätenein.(GKV-Spitzenverband2010).

DarüberhinausbeinhaltetderGKV-Leitfadenspezi-fischeKriterienfürdiedreiobengenanntenSettings.Sowerdenz.B.andasSettingKindertagesstättegrund-sätzlicheAnforderungenwiedasDokumentierenundEvaluierendesAngebotsgestellt,eswerdenZieledefi-niert,diesichbeispielsweiseaufgesundeErnährungundBewegungbeziehenundAspektezurUmsetzungbenannt,dieu.a.HandlungsempfehlungenfürKoopera-tionsmöglichkeitenumfassen.

InBezugaufdenindividuellen AnsatzmüssensichdieAngeboteaufdieprioritärenHandlungsfelderBewegung,Ernährung,Stressmanagementund/oderSuchtmittel-

Tab. 1: Handlungsfelder und Präventionsprinzipien für die Primärprävention in Anlehnung an GKV-Spitzenverband 20

Handlungsfeld Präventionsprinzip

Bewegungsgewohnheiten

ReduzierungvonBewegungsmangeldurchgesundheitssportlicheAktivität

VorbeugungundReduzierungspeziellergesundheitlicherRisikendurchgeeignetever-haltens-undgesundheitsorientierteBewegungsprogramme

Ernährung VermeidungvonMangel-undFehlernährung

VermeidungundReduktionvonÜbergewicht

Stressmanagement FörderungvonStressbewältigungskompetenzen(MultimodalesStressmanagement)

FörderungvonEntspannung(Palliativ-regenerativesStressmanagement)

Suchtmittelkonsum FörderungdesNichtrauchens

GesundheitsgerechterUmgangmitAlkohol/ReduzierungdesAlkoholkonsums

19

LIGA.NRW

Was bedeutet Qualität im Rahmen des Präventionskonzepts NRW?ImJahre2005wurdeimRahmender14.Landesge-sundheitskonferenzdas„PräventionskonzeptNRW–eineInvestitioninLebensqualität“verabschiedet(Abb.4).DasPräventionskonzeptdientderUmsetzungderimLandvereinbartenGesundheitszieleundfokussiertMaß-nahmenderPrimär-undSekundärprävention,sodassinsbesonderedasübergeordneteZiel„Gesundheits-förderungundPräventionausbauen“Berücksichtigungfindet.BisherwurdendievierLandesinitiativen„LebenohneQualm“,„GesundheitvonMutterundKind“,„Prä-ventionvonÜbergewichtimKindesalter“und„Sturzprä-ventionbeiSeniorinnenundSenioren“initiiert.FürjededieserInitiativenwurdensogenannteLenkungsgruppeneingerichtet,diefürorganisatorischeundkoordinierendeAufgabenzuständigsind.ZurweiterenErarbeitungvoneinzelnenHandlungsschrittenkönnenzusätzlichArbeits-gruppengebildetwerden.SchließlichfließendieErgeb-nisseaufkommunalerEbenezusammen,hierwerden z.B.dieerarbeitetenKonzepteumgesetztundEinzel-projektedurchgeführt.

DasLIGA.NRWunterstütztdieUmsetzungdesPrä-ventionskonzeptsaufinhaltlicherundorganisatorischerEbeneundistz.B.zuständigfürdieÖffentlichkeits-arbeit,übernimmtkoordinierendeundkonzeptionelleTätigkeitensowiediePflegederOnline-Datenbank(sieheunten)(LIGA.NRW2009).AusführlicheDarstel-lungenzudenAktivitätendesPräventionskonzepts–auchinBezugaufdiejeweiligenLandesinitiativen–findenSieinderHandlungsgrundlagedesPräventions-konzepts(LIGA.NRW2009)oderaufderInternetseitewww.praeventionskonzept.nrw.de.

Leitfaden Qualität 15

Abb. 3a: Web-Auftritt des Präventionskonzepts (Startseite) [Gestaltung: Bitte den Bildschirm-

rahmen wegnehmen]

Das LIGA.NRW unterstützt die Umsetzung des Präventionskonzepts auf inhaltlicher und or-

ganisatorischer Ebene und ist z.B. zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, übernimmt koordi-

nierende und konzeptionelle Tätigkeiten sowie die Pflege der Online-Datenbank (siehe un-

ten) (LIGA.NRW 2009). Ausführliche Darstellungen zu den Aktivitäten des Präventionskon-

zepts – auch in Bezug auf die jeweiligen Landesinitiativen – finden Sie in der Handlungs-

grundlage des Präventionskonzepts (LIGA.NRW 2009) oder auf der Internetseite

www.praeventionskonzept.nrw.de.

Die Qualitätsfrage spielt im Präventionskonzept NRW eine zentrale Rolle und wird auch hier

im umfassenden Sinne von Planungs-, Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität verstanden.

Es wurde eine Kriterienliste entwickelt, die nationale und internationale Diskussionen sowie

bereits bestehende Bewertungsinstrumente, wie z.B. quint-essenz (siehe S. 66(?)) be-

rücksichtigt. Mit der erstellten Kriterienliste wird ein Orientierungsrahmen zur Verfügung ge-

stellt, der landesübergreifend einen Beitrag zur Qualitätsentwicklung leistet und Akteurinnen

und Akteure, die sich im Rahmen des Präventionskonzepts engagieren, in ihrer Arbeit unter-

stützt. Die Kriterien greifen die folgenden Aspekte auf:

Ist das Projekt dem Thema und Handlungsrahmen einer der Landesinitiativen des Präven-tionskonzepts zuzuordnen?

Sind die Ziele des Projekts klar und nachvollziehbar definiert?

Sind die Zielgruppen definiert und berücksichtigt?

Sind die eingesetzten Methodiken und Strategien plausibel und nachvollziehbar?

Werden die Möglichkeiten des Setting-Ansatzes genutzt?

Abb. 4: Web-Auftritt des Präventionskonzepts (Startseite)

DieQualitätsfragespieltimPräventionskonzeptNRWeinezentraleRolleundwirdauchhierimumfassendenSinnevonPlanungs-,Struktur-,Prozess-undErgebnis-qualitätverstanden.EswurdeeineKriterienlisteent-wickelt,dienationaleundinternationaleDiskussionensowiebereitsbestehendeBewertungsinstrumente,wiez.B.Equint-essenz(sieheS.53ff.)berücksichtigt.MitdererstelltenKriterienlistewirdeinOrientierungsrahmenzurVerfügunggestellt,derlandesübergreifendeinenBeitragzurQualitätsentwicklungleistetundAkteurinnenundAkteure,diesichimRahmendesPräventionskon-zeptsengagieren,inihrerArbeitunterstützt.DieKrite-riengreifendiefolgendenAspekteauf:

● IstdasProjektdemThemaundHandlungsrahmeneinerderLandesinitiativendesPräventionskonzeptszuzuordnen?

● SinddieZieledesProjektsklarundnachvollziehbardefiniert?

● SinddieZielgruppendefiniertundberücksichtigt?

● SinddieeingesetztenMethodikenundStrategienplausibelundnachvollziehbar?

● WerdendieMöglichkeitendesSetting-Ansatzesge-nutzt?

● VerfügtdasProjektübergenügendRessourcen?

● SindsinnvolleFormenderKooperationdargelegt?

● IstderProjektverlaufklarstrukturiert?

● SinddiezuerwartendenErgebnisseundProduktedesProjektsdefiniertundrealistisch?

MitHilfevonIndikatorenwerdendieeinzelnenQualitäts-kriteriennähererläutert,sodassSiedieseinFormeinerChecklistefürdieeigeneArbeitnutzenkönnen.AufderInternetseitewww.praeventionskonzept.nrw.dekönnen

Was ist Qualität in der Gesundheitsförderung?

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung20

LIGA.NRW

SiedievollständigeKriterienlistedesPräventionskon-zeptsunterdemPfad„Projekt-Datenbank“>„NeuePro-jekte“>„Qualitätskriterien“herunterladen.

NebendieserKriterienlistewurdenvomMinisteriumfürGesundheit,Emanzipation,PflegeundAlter(MGEPANRW)spezielleFörderkriterienformuliert,dieebenfallsunterdiesemPfadzufindensind.DieseKriteriengeltenfüreinzelneProjektvorhaben,dieimRahmendesPrä-ventionskonzeptsaufkommunalerEbeneeinefinanzi-elleUnterstützungerhalten.

Aufwww.praeventionskonzept.nrw.defindenSieauchkonkreteArbeitshilfen,dieSieinIhrerProjektarbeitunterstützen.Soistz.B.derLeitfaden„EigenevaluationbeiGesundheitsförderungundPrävention–eineEinfüh-rung“aufderInternetseiteeingestellt,derSieanhandeinespraktischenBeispielsschrittweisedurchdieEvalu-ationführt.DabeiwerdendiefolgendenSchritteberück-sichtigt:

1. Schritt:Evaluationsschrittepräzisieren

2. Schritt:EvaluationszieleundEvaluationsgegenständepräzisieren

3. Schritt:Evaluationsmethodenentwickeln

4. Schritt:DatenerhebungundDatenauswertung(Lan-desinstitutfürdenÖffentlichenGesundheitsdienstdesLandesNordrhein-Westfalen(lögd)2007).

DerLeitfadenermöglichteinenerstenEinblickindasFeldderEvaluationundkannSiemitHilfeweiterführen-derInstrumente,wiez.B.EEvaluationstools(sieheS.27ff.),währendderPlanungundUmsetzungeinesEva-luationsvorhabensunterstützen.

AktuellwurdenebendiesenlandesübergreifendenQuali-täts-AktivitätenfürdenThemenschwerpunkt„PräventionvonÜbergewichtimKindesalter“einePlanungshilfefürdiequalitätsgesicherteUmsetzungvonMaßnahmenzurVermeidungvonÜbergewichterstellt.DiesePlanungs-hilfebeinhaltetQualitätskriterieninFormeinerCheckli-ste,TippszurpraktischenUmsetzung,BeispieleguterPraxisundHinweiseaufDatenbankensowiewichtigeAdressen(Graf2010).

Ansprechpartner:WolfgangWerse,LIGA.NRW

21

LIGA.NRW

Abb. 5: Startseite der Landesinitiative „Gesundes Land Nordrhein-Westfalen

Was bedeutet Qualität im Rahmen der Landesinitiative „Gesundes Land NRW“?MitdemPräventionskonzeptwirdebenfallsdasZielver-folgt,bereitsbestehende,guteAnsätzezudokumentie-renundbekanntzumachen.DiesgeschiehtauchseitvielenJahrendurchdieLandesinitiative„GesundesLandNordrhein-Westfalen–InnovativeProjekteimGesund-heitswesen”(Abb.5),dieaufBeschlussderLandesge-sundheitskonferenzeingerichtetwurde.Durchinnova-tiveProjektegibtsieAnreizefürdieWeiterentwicklungdesGesundheitswesensinNordrhein-WestfalenunddieUmsetzungdernordrhein-westfälischenGesundheits-ziele.

JährlichwirdderWettbewerb„GesundheitspreisNord-rhein-Westfalen“zueinemSchwerpunktthemaaus-geschrieben,umsowohlQualitätundEffizienzindergesundheitlichenVersorgungzuerhöhen,alsauchfürTransparenzzwischendenAkteurenderGesundheits-sektorenzusorgen.Bislangerreichtenüber200Institu-tionen,InitiativenundOrganisationendieMitgliedschaftinderLandesinitiative“GesundesLandNordrhein-West-falen“unddamiteineWertschätzungihrerArbeitinFormeinesQualitäts-undGütesiegels.Insgesamt23„bestpractice“-Projektewurdenmitdem„GesundheitspreisNRW“ausgezeichnetundfinanziellgefördert.

DieBewerbungenzurSchwerpunktausschreibungumAufnahmeindieLandesinitiative“GesundesLandNordrhein-Westfalen“und/oderden„GesundheitspreisNRW“werdenübereinen17-seitigenOnline-Fragebo-generfasst,indemdieAntragstellerundAntragstelle-rinnendetaillierteAuskunftüberihrProjektgeben.NacheinemgesundheitswissenschaftlichenPrerankingführtdieArbeitsgruppe„GesundesLandNordrhein-Westfa-len“desVorbereitendenAusschussesderLandesge-sundheitskonferenzNordrhein-WestfaleneineAuswahldurch.AufBasisdieserVorauswahlentscheidetderVor-bereitendeAusschussüberdieAufnahmeindieLandes-

Abb. 6: Startseite des „Infoportals Prävention NRW“

initiative„GesundesLandNordrhein-Westfalen“undden„GesundheitspreisNRW“.AufdieseWeiseentstehteinestetigwachsendeDatenbankmiteinerVielzahlvonqua-litätsgeprüftenProjekten,interessantenInformationenundneuenMöglichkeitenfürdieAkteurezurKontaktauf-nahmeundNachahmung(Abb.6).

DieseDatenbankistunterdemLinkwww.info-portal-praevention.nrw.dezufinden.

Sieträgtdazubei,dass:

● Landes-undkommunaleProjekteundInitiativentrans-parentwerden,

● „goodpractice“-Erfahrungenausgetauschtwerden,

● Defiziteaufgezeigtund

● HinweiseaufEntwicklungspotentialegegebenwerden(LIGA.NRW2010).

GezieltkönnenSieindieserDatenbanknachAngebotensuchen(einethematischeEingrenzunginz.B.Gesund-heitsziel,Setting,AltersgruppeoderGeschlechtistmög-lich)undsichvonanderenProjekteninspirierenlassen.

Ansprechpartner:GunnarGeuter,LIGA.NRW

Was ist Qualität in der Gesundheitsförderung?

23

LIGA.NRW

IndennächstenKapitelnfindenSieeineAuswahlanweiterführendenInstrumenten,dieSieunteranderemdabeiunterstützen,dieobengenanntenQualitätsan-forderungenzuerfüllen.DieInstrumentedecken–mitunterschiedlicherAkzentsetzung–allePhasenderPro-jektarbeitvonderAntragstellungbiszurEvaluationab.

DerfolgendetabellarischeÜberblickgibtIhneneineersteOrientierung.IndenKurzbeschreibungenderInstrumente(Kap.4)werdendiezentralenMerkmaleherausgestellt.DieausführlichenSteckbriefemitdenkonkretenEigenschaftenderInstrumenteundmitTippszurAnwendungfindenSieinKapitel5(abS.27).

3. Überblick über Qualitätsinstrumente

Überblick über Qualitätsinstrumente

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung24

LIGA.NRW

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LIGA.NRW

4. Kurzbeschreibungen der Instrumente und Qualitätssysteme

EvaluationstoolsAufderInternetseitewww.evaluationstools.desindzahl-reicheInstrumente(FragebögenundTests)zusammengestellt,diesichfürdieErgebnisevaluationvonbewe-gungs-undernährungsbezogenenInterventioneneig-nen.DieSeitewirdergänztdurcheineEinführungindiePrinzipienderErgebnisevaluation,dieesPraktikerinnenundPraktikernermöglichensoll,einfacheEvaluations-studienselberdurchzuführen.ZahlreichePraxisbeispielegebenhierfürAnregungen.(zumWeiterlesen:S.27ff.)

Gemeindenahe GesundheitsförderungBeidiesemInstrument,dasfürgemeindebezogeneGesundheitsförderungsprogrammeinBayernentwi-ckeltwurde,handeltessichumdreiSchritt-für-Schritt-Anleitungen.WährenddieerstedieProgrammpla-nungbeinhaltet,fokussiertdiezweiteaufFragenzumAufbauundzurAufrechterhaltungvonStrukturenundPartnerschaften.DiedritteAnleitungbefasstsichmitdemThemaEvaluation.DieSchrittesindanschaulichbeschriebenunderleichterndiesystematischeProjekt-arbeit.(zumWeiterlesen:S.30f.)

Zielerreichungsskalen (Goal Attainment Scaling – GAS)DieklareDefinitionvonZielenistfürdieQualitätsent-wicklungvonzentralerBedeutung.Zielerreichungsska-lenbezeichneneinVerfahren,beidemineinemparti-zipativenProzessdasgewünschteErgebnis(ggf.auchmitTeilzielen)festgelegtwird.AusgehendvondiesemErgebniswirdeineSkaladefiniert,dieAbweichungennachoben(besseralserwartet)undnachunten(schlechteralserwartet)beschreibt.DasInstrumenteig-netsichauchzurProzessevaluation,wennjeweilsTeil-schrittedefiniertwerden.(zumWeiterlesen:S.32ff.)

Good Practice-KriterienBeidenGoodPractice-KriterienhandeltessichumeinenKatalogvonzwölfKriterien,dieimKonsenszahl-reicherAnbietervonGesundheitsförderungsangebo-tenfürdieZielgruppesozialBenachteiligerentwickeltwurden.DieKriterienwerdenineinerPrint-Publikation(auchalsDownloadaufwww.gesundheitliche-chan-cengleichheit.de)ausführlicherläutertundeignensichalsReflektionsinstrument,umdieeigenenStärkenundSchwächenzuanalysieren.DiedazugehörigeDaten-bankmitmehrals2.000ProjektenbietetzahlreichePra-xisbeispiele,diedieKriterieninhervorragenderWeiseumsetzen.(zumWeiterlesen:S.35ff.)

KEQ – Kapazitätsentwicklung im QuartierMaßnahmenderGesundheitsförderungzielenauchdaraufab,dieLebensweltenundUmweltenzugestal-ten.Hierzuistesauchnotwendig,Expertise„vorOrt“aufzubauen,umnachhaltigStrukturenzuverändern.DerFragebogenzur„KapazitätsentwicklungimQuartier“erfasstmit51FragenfünfDimensionenderKapazitäts-entwicklung,dieimSelbstbeurteilungsverfahrenunterEinbindungallerAkteurebeantwortetundineinemNetz-diagrammanschaulichdargestelltwerden.DasInstru-mentkannebenfallsVeränderungenimzeitlichenVer-lauferfassen.(zumWeiterlesen:S.39ff.)

Partizipative QualitätsentwicklungDiePartizipativeQualitätsentwicklungbetrachtetQualitätinderPräventionundGesundheitsförderungalsErgeb-niseinerZusammenarbeitzwischenZielgruppe,Geld-geber,ProjektanbieterundanderenwichtigenAkteurenvorOrt.DiegleichberechtigteEinbindungalleraneinerInterventionBeteiligtenstelltjedocheinebesondereHerausforderungdar.AufderWebseitewww.partizi-pative-qualitaetsentwicklung.dewerdenKonzepteundMethodenzurFörderungderKooperationderAkteure

Kurzbeschreibungen der Instrumente und Qualitätssysteme

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung26

LIGA.NRW

vorgestellt,miteinerbesonderenBetonungaufMöglich-keitenzurStärkungderPartizipationvonZielgruppenanderEntwicklung,DurchführungundAuswertungvonAngeboten.(zumWeiterlesen:S.42ff.)

QIP – Qualität in der PräventionQIP–QualitätinderPräventionisteinexternesBeurtei-lungsverfahren,dasesProjektenundInitiativenermög-licht,daseigeneAngebotinRelationzudemande-rerAnbieterinnenundAnbieterzusetzen.EswirdeinumfangreicherDokumentationsbogenausgefüllt,dervonexternen,geschultenFachgutachternund-gutachte-rinnenbeurteiltwird.AufdieserGrundlagewirdeinProfilerstelltundandasProjektmitkonkretenVerbesserungs-vorschlägenzurückgemeldet.QIPermöglichtaucheineStandortbestimmung(„Benchmarking“),dieAusgangs-punktfürweitereQualitätsmanagement-Aktivitätenseinkann.(zumWeiterlesen:S.46ff.)

QUiG© – Qualitätszirkel in der Gesund-heitsförderung und PräventionMitQualitätszirkelninderGesundheitsförderungwirdeinindermedizinischenVersorgungerprobtesInstrumentübertragen.InregelmäßigemkollegialenAustauschwirddaseigeneberuflicheHandelnreflektiert.VoraussetzungisteinegeschulteModerationunddieBereitschaft,sichineinemlängerenProzessmitKolleginnenundKollegenauszutauschen.(zumWeiterlesen:S.50ff.)

Quint-essenzQuint-essenzistdaswohlumfassendsteQualitätssy-stem,dasderzeitimdeutschsprachigenRaumexistiert.EsverbindetProjektmanagementmitQualitätskriterien,orientiertsichandenverschiedenenProjektphasenundhinterlegtverschiedeneQualitätsdimensionenmitdreibisfünfKriterien.Quint-essenzisteineInternetseite(www.quint-essenz.ch),aufdereineVielzahlvonpraxis-nahenInstrumenten(z.B.Checklisten,Planungs-undEvaluationstabellen)kostenlosverfügbarsind.DiesesindauchfürEinsteigerundEinsteigerinnengutnutzbar.FortgeschrittenekönnensichfürdasOnline-Toolregis-trieren,mitdemsichProjektequalitätsgestütztsteuernlassen.(zumWeiterlesen:S.53ff.)

SelbstevaluationDerLeitfadenzurSelbstevaluationwurdeimRahmendersozialenArbeitentwickelt,eignetsichaberebensofürdieGesundheitsförderungundPrävention.DasBuchgibteineSchritt-für-Schritt-Anleitung,diesehrpraxis-tauglichaufbereitetist.(zumWeiterlesen:S.58f.)

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LIGA.NRW

Evaluationstools

Beschreibung

VielePraktikerinnenundPraktikerinteressierensichnichtnurfürdiePlanungs-,Struktur-undProzessqua-lität,sondernauchdafür,obdaseigeneAngebotdasgewünschteErgebnisbringt.DiesisteinetypischeFragederErgebnisevaluation.Evaluationsstudienset-

Schlagworte

• internetbasierter Methodenkoffer • Schwerpunkt Ergebnisqualität für bewegungs-

und ernährungsbezogene Interventionen• Evaluationsanleitung mit Praxisbeispielen für

Praktiker und Praktikerinnen

5. Steckbriefe der Qualitätsinstrumente

zenzumeisteinemethodischeExpertisevoraus.EineguteEvaluationsstudiearbeitetmiteinerVorher-Nach-her-MessungundeinemrandomisiertenStudiendesign,beidemTeilnehmerundTeilnehmerinnenperZufallindieInterventions-undindieKontrollgruppeeingeteiltwerden.Nursoistsichergestellt,dassdiebeobachteteVeränderungaufdieInterventionzurückgeführtwerdenkann.Dennochlassensichauchmitgeringerenmetho-dischenKenntnissenHinweiseaufdieEffektedeseige-nenAngebotserlangen.

DasInstitutfürPublicHealthundPflegeforschung(IPP)Bremenhatmitwww.evaluationstools.deeineInternet-seiteaufgebaut,aufderSieInformationen,anschaulichePraxisbeispielesowieEvaluationsinstrumentefürdieErfassungderErgebnisqualitätfinden.MitdieserSeiteerhaltenvorallemPraktikerundPraktikerinneneinenEinblickindasThemaEvaluationunddieMöglichkeit,geeigneteInstrumentefürdaseigeneEvaluationsvor-

Abb. 7: Startseite www.evaluationstools.de (Screenshot)

Steckbriefe der Qualitätsinstrumente

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung28

LIGA.NRW

Entwicklungskontext

DieInternetseitewww.evaluationstools.dewurdeimJahr2008imRahmendesVerbundprojekts„Ernährungs-undbewegungsbezogenePräventionbeisozialbenachteilig-tenKindern,JugendlichenundjungenErwachsenen:ErarbeitungabgestimmterToolszurEvaluationvonMaßnahmen“erstellt.DerHintergrundfürdieEntwick-lungderInternetseitewarzumeineneinMangelanniedrigschwelligenInformationenzumThemaEvaluationundzumanderenderWunsch,bisherigeErfahrungensowiegenutzteInstrumenteInteressiertenzurVerfügungzustellen.

MitdemEvaluationsvorhaben„AktionsbündnisseGesun-deLebensstileundLebenswelten“,welchesvomBun-desministeriumfürGesundheitimRahmendesNatio-nalenAktionsplans„INFORM–DeutschlandsInitiativefürgesundeErnährungundmehrBewegung“gefördertwird,konntendiesesAnliegenweiterverfolgtunddieInternetseiteneugestaltetsowieweiterentwickeltwer-den.

Zielgruppe

DieInternetseiterichtetsichschwerpunktmäßiganPraktikerinnenundPraktikerundmöchtemitHilfevonInformationenundkonkretenInstrumentendenZugangzumThemaEvaluationerleichtern.DadiePlanungundDurchführungeinerEvaluationsehraufwändigseinkann,istesggf.erforderlich,eineexterneBegleitungindenEvaluationsprozesseinzubinden.

Voraussetzungen für die Anwendung

FürdieAnwendungderInstrumenteisteshilfreich,wennSieüberGrundkenntnisseimBereichdersozi-alwissenschaftlichenForschungs-undAnalysemetho-denverfügen.Ergänzendwirdempfohlen,eineexterneBegleitungzusuchen(z.B.durchUniversitätenoderFachhochschulen),wenneineumfassendeErgebnis-evaluationangestrebtwird.

EinigeInstrumentestammenausdemenglischspra-chigenRaum.HiersindentsprechendeSprachkenntnis-senotwendig.

Chancen

WasSiedurchdieEvaluationstoolsgewinnenkönnen:

● SiekönnendieIndikatoren,diemitdenInstrumentenerfasstwerden,schoninderPlanungsphaseIhresProjektsheranziehenundkonkreteZielformulierungenableiten.

● MitderdurchgeführtenEvaluationkönnenSiedieWirksamkeitdesProjektsnachweisen.SieerhöhendamitdieLegitimationIhresProjektsundkönnenge-

habenausfindigzumachen.DerSchwerpunktliegtbeiAngeboten,dieeineernährungs-oderbewegungsbezo-geneKomponentehaben.

DieeinzelnenSeitendesWebauftrittssindengmitei-nanderverzahnt,sodassSiejenachFragestellungdurchdieverschiedenenThemenfeldergeführtwer-den.Siekönnensichz.B.zunächstallgemeinmitdemThemaEvaluationauseinandersetzen,umdannunterdemMenüpunkt„EvaluationinderPraxis“zuerfahren,welchebesonderenAnforderungenverschiedeneSet-tingsundZielgruppenfürdiePraxismitsichbringen.SiefindenInformationenzudenSettingsKindertagesstätte,Grundschule,SekundarstufeundStadtteilsowiezudenZielgruppenKinder,JugendlicheundjungeErwachse-ne,ErwachseneundÄltere.EinigePraxisprojekte,diebereitseineEvaluationdurchgeführthaben,stellenu.a.dasgenutzteEvaluationstoolsowiedenEinsatzimPra-xisfeldvor.SchließlichkönnenSieaufdieInstrumentezugreifenundsichselbsteinBilddavonmachen,inwie-weitsichdasInstrumentfürdaseigeneEvaluationsvor-habeneignet.

EinenZugangzudenInstrumentenhabenSieinderRubrik„Methodenkoffer“,demeigentlichenHerzstückderInternetseite.DiedortvorgestelltenInstrumenteerfassenüberwiegendVerhaltensänderungen,aberauchVeränderungenimUmfeld(z.B.wahrgenommeneBewegungsfreundlichkeitdesQuartiers).

FolgendeInstrumentefindenSiehierz.B.:

● MotKo4-6:EinMotoriktest,dermitsiebenÜbungenmotorischeFähigkeitenvonvier-bissechsjährigenKindernüberprüft.

● FreiburgerFragebogen:EinFragebogen,derdiekör-perlicheAktivitätundFitnessvon18-bis78-jährigenErwachsenenerfasst.

● NeighbourhoodEnvironmentWalkabilitySurvey(NEWS):EinFragebogen,derdiesubjektiveWahr-nehmungderBewegungsfreundlichkeitimnäherenWohnumfelderfasst.

Mittlerweilekonnten27Instrumentezusammengestelltwerden,dieebenfallsnachSettingsundZielgruppensowiezusätzlichnachdenThemenfeldernBewegungundErnährungsortiertsind.ZueinigendieserInstru-mentefindenSieSteckbriefefüreinenerstenÜberblick.Diesebeinhaltenu.a.InformationenzumAnwendungs-bereich,zurBearbeitungszeit,zumAufbauundzurAus-wertungsowievertiefendeLiteratur.NichtzuletztfindenSieandieserStelleauchdenweiterführendenLinkzumbeschriebenenInstrument.

AbetwaMärz2012wirdwww.evaluationstools.deinte-grierterBestandteilderqualitaetsinitiative.nrw.desein.

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LIGA.NRW

Aufwand der Einarbeitung

ZudenFragen„WasisteigentlichEvaluation“?und„WiekannsieinderPraxisaussehen?“könnenSieaufderInternetseiterelativschnellAntwortenfinden.DurchdieUnterteilunginSettingsundZielgruppenkönnenSiedarüberhinausgezieltzudengewünschtenThemen-feldernundInstrumentengelangen.FürdieDurchfüh-rungeinerEvaluationundeinerdamiteinhergehendenAnpassungdesgewähltenInstrumentssindhingegenausreichendzeitlicheRessourceneinzuplanen.

http://www.evaluationstools.de

Ansprechpartnerin

UniversitätBielefeld PetraKolip:[email protected]

genüberdemFinanzgeberoderderFinanzgeberinverbessertargumentieren.

● MitdemkonkretenWirksamkeitsnachweisspezifischerMaßnahmenfördernSiedieTransparenzIhrerArbeit.

Vorteile und Stärken

AufderInternetseitewirdeineVerknüpfungvonPraxisundTheorievorgenommen.Diesführtdazu,dass

● SieanhandvonPraxisbeispielenbesserbeurteilenkönnen,obsichdievorgeschlagenenInstrumentefürdieeigeneArbeiteignen,

● Siesichbesservorstellenkönnen,wiederEinsatzvonInstrumentengelingenkannundwasdiesfürdieeige-neArbeitbedeutet.

Der„Methodenkoffer“zeichnetsichdadurchaus,dasser

● eineÜbersichtüberbereitserprobteInstrumentebein-haltet(zumeistinderFormvonSteckbriefen),

● InstrumentefürverschiedeneSettingsundZielgrup-penbeschreibt,

● einheitlichaufgebauteSteckbriefebündelt,dieeinenVergleichzwischendenInstrumentenermöglichen.

Nachteile und Schwächen

Im„Methodenkoffer“befindensichInstrumente,die

● ggf.andieeigenenFragestellungenangepasstwer-denmüssen,

● mitunternochnichtindeutscherÜbersetzungvorlie-gen,

● inderAnwendungmöglicherweiseeinewissenschaft-licheBegleitungbzw.Informations-undSchulungsbe-darferfordern.

Steckbriefe der Qualitätsinstrumente

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung30

LIGA.NRW

rationmitIhrenPartnerinnenundPartnernaufzubau-en.Siekönnensichz.B.mitdenVoraussetzungenundverschiedenenFormenderZusammenarbeitsowiederFragenachderAuswahlderrichtigenPartnerinnenundPartnerauseinandersetzen.

Entwicklungskontext

DieSchritt-für-Schritt-AnleitungenwurdenaufderBasisverschiedenerinternationalerModelleundDiskussionenmitPraktikerinnenundPraktikernentwickeltundberück-sichtigendiePlanungs-,Struktur-,Prozess-undErgeb-nisqualität.AnlasswardieEvaluationdesGesundheits-förderungs-Programms„GesundesKarlshuld“,dievomBayerischenLandesamtfürGesundheitundLebensmit-telsicherheitdurchgeführtwurde.

Zielgruppe

DieAnleitungenrichtensichanPraktikerinnenundPrak-tiker,diebereitsindemBereichderPlanungundUmset-zungvonSetting-Programmentätigsindoderaberpla-nen,indiesemBereichtätigzuwerden.

Voraussetzungen für die Anwendung

DadieAnleitungenalsOrientierungsrahmenundRefle-xionshilfezuverstehensind,könnenSiesichzunächsteinenerstenÜberblickverschaffen,ohnedasshierfürbesondereVoraussetzungenerfülltseinmüssen.DaSiejedochkeinevorgefertigtenInstrumentewiez.B.Frage-oderDokumentationsbögenfinden,isthinsichtlichderErarbeitungundUmsetzungdereinzelnenSchritteIhrEngagementgefragt.HierkönnenandereInstrumente(siehez.B.dieSteckbriefeEEvaluationstoolsundE Quint-essenz)hilfreichsein.FürdiePlanungundDurch-führungderEvaluationsinddarüberhinausKenntnisseimBereichderempirischenSozialforschunghilfreich.

Chancen

WasSiedurchdieSchritt-für-Schritt-AnleitungendergemeindenahenGesundheitsförderunggewinnenkön-nen:

● DerschrittweiseAufbaulieferteinensystematischenBlickaufdieProzessschrittedergemeindenahenGe-sundheitsförderung.

● AnhandderChecklistenkönnenSiereflektieren,wel-cheBereicheweiterhinerarbeitetwerdenmüssen.

● SiekönnenIhrProjektvonBeginnansystematischplanenundwerdengezieltaufdieEvaluationvorbe-reitet.

● IndemSiedieSchrittezumAufbauundzurAufrecht-erhaltungvonPartnerschaftenundStrukturenbe-

Gemeindenahe Gesundheitsförderung

Beschreibung

DieUniversitätBayreuthhatSchritt-für-Schritt-Anlei-tungenfürdiePlanung,DurchführungundEvaluationvonProgrammendergemeindenahenGesundheitsför-derungerarbeitet.SiewurdenvomBayerischenLan-desamtfürGesundheitundLebensmittelsicherheitherausgegeben.DieersteAnleitungführtSieschrittwei-sedurchdieProgrammplanung,unddiezweitebeziehtsichspeziellaufFragenzumAufbauundzurAufrechter-haltungvonStrukturenundPartnerschaften.EinedritteAnleitungbefasstsichmitdemThema„Evaluation“.

DieSchritt-für-Schritt-AnleitungzurProgrammplanungumfasstdiefolgendenAspekte:

1. Schritt:BedarfundBedürfnisseerfassen

2. Schritt: ProblemeundGesundheitsziele recherchieren

3. Schritt:Zieledefinieren

4. Schritt:Zielgruppebestimmen

5. Schritt:Kooperationspartnerinnenund-partner suchen

6. Schritt:Strategienfestlegen

7. Schritt:Kostenplanerstellen

8. Schritt: Zeit-undAufgabenplanerstellen

9. Schritt:Evaluationskonzeptentwickeln

10. Schritt: Evaluationdurchführen

JedereinzelneSchrittistaufungefährzweibisdreiSei-tenzusammengefasstundkannbegleitendinallenPha-senderProjektarbeitgenutztwerden.DieAnleitungenkönnenalsOrientierungsrahmenverstandenwerden.SieunterstützeneinesystematischeundgezielteVor-gehensweiseundtragendazubei,wichtigeAspektederProgrammplanungnichtausdenAugenzuverlieren.DieeinzelnenSchrittebeinhaltenu.a.Informationen,prak-tischeBeispielesowieAnleitungenzureigenständigenErarbeitung.AmEndejedenSchrittessinddiezentralenAussageninFormeinerChecklistezusammengefasst.

DiezweiteSchritt-für-Schritt-AnleitungumfasstsiebenSchritte,dieSiedarinunterstützen,eineguteKoope-

Schlagworte

• schriftliche Schritt-für-Schritt-Anleitungen zur Programmplanung, zum Aufbau von Partnerschaf-ten und Strukturen sowie zur Evaluation

• Anleitung mit Checklisten

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LIGA.NRW

Loss,Julika;Eichhorn,Christine;Gehlert,Judith;Donhauser,Johannes;Wise,Marilyn;Nagel,Eckhard(2007):GemeindenaheGe-sundheitsförderung–HerausforderungandieEvaluation.Gesundheitswesen,69,77-87.

Loss,Julika;Seibold,Claudia;Eichhorn,Christi-ne;Nagel,Eckhard(2008):ProgrammplanungindergemeindenahenGesundheitsförderung–EineSchritt-für-Schritt-AnleitungfürGesund-heitsförderer.BayerischesLandesamtfürGe-sundheitundLebensmittelsicherheit:München.Verfügbarunter:

http://www.img.uni-bayreuth.de/de/news/Neuer-scheinungen/m1_bt_080520_online.pdf

Seibold,Claudia;Loss,Julika;Eichhorn,Christi-ne;Nagel,Eckhard(2008):PartnerschaftenundStrukturenindergemeindenahenGesundheits-förderung–EineSchritt-für-Schritt-AnleitungfürGesundheitsförderer.BayerischesLandes-amtfürGesundheitundLebensmittelsicherheit:München.Verfügbarunter:

http://www.img.uni-bayreuth.de/de/news/Neuer-scheinungen/m2_bt_080520_online.pdf

DieAnleitungensindunterdeno.g.Linksdirektherunterladbar.

Ansprechpartnerin

MedizinischeFakultätderUniversitätRegensburg JulikaLoss:[email protected]

rücksichtigen,könnenSiediefürIhrProjektwichtigenPartnerinnenundPartneridentifizierenundeinbreitesNetzwerkaufbauen.

Vorteile und Stärken

DieSchritt-für-Schritt-Anleitungensindsystematischauf-gebautund

● könnensowohlumfassendalsauchpunktuellwäh-rendderPlanung,UmsetzungundEvaluationIhresProjektshinzugezogenwerden,

● sindjeweilsindergleichenArtundWeiseaufgebautundgestaltet,sodassSiesichbeiderNutzungderzweitenAnleitungnichterneutmitdemAufbauausein-andersetzenmüssen,

● enthaltenzahlreicheGrafikenundTabellen,diezentra-leInformationensowieMöglichkeitenzurUmsetzungaufzeigen,

● weisenmitHilfevonSymbolenz.B.daraufhin,wennSieetwaseigenständigerarbeitenmüssenoderwennetwasbesonderswichtigist.Diesermöglichteinge-zieltesLesenderAnleitungen.

● stellendurchzahlreichepraktischeBeispieleeineVer-knüpfungzwischenPraxisundTheorieher,

● könnenkostenlosvonderInternetseite(s.u.)heruntergeladenwerden.

Nachteile und Schwächen

DieAnleitungenbeinhalten:

● keinevorgefertigtenInstrumente,sodassfürdieAus-arbeitungundUmsetzungderjeweiligenHandlungs-vorschlägeEigeninitiativeerforderlichist.

● insgesamtbetrachteteineFülleanInformationenundAnleitungen,dieinsbesonderevonkleinerenProjektennurschwerumfassendumgesetztunderarbeitetwer-denkönnen.

Aufwand der Einarbeitung

FüreineumfassendeBerücksichtigungdereinzelnenSchrittesolltenSieausreichendZeiteinplanen.FürdieDurchführungderEvaluationundsomitauchfürdieEnt-wicklungvongeeignetenInstrumentensindggf.zusätz-lichepersonelleRessourceneinzuplanen.

EinepunktuelleNutzungisthingegen–nichtzuletztaufgrundderanschaulichenundübersichtlichenAuf-bereitungderAnleitungen–miteinemvergleichsweisegeringenZeitaufwandverbunden.SokönnenSiedieeinzelnenChecklistenbeispielsweiseohneaufwändigeVorarbeitenzurReflexionIhrerArbeitnutzen.

Steckbriefe der Qualitätsinstrumente

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung32

LIGA.NRW

DieZielerreichungsskalensindeinrelativeinfachauf-gebautesInstrument,mitdemSiejenachAnwendungsowohlProzessealsauchErgebnisseIhresProjektsbewertenkönnen.

FürdieZielformulierungwerdenüblicherweisedieSMART-Kriteriengenutzt(sieheS.12),dieauchinE quint-essenz(S.53ff.)undderEPartizipativenQuali-tätsentwicklung(S.42ff.)relevanteElementesind.

DieBasisfürdieBewertungderZielerreichungbildeteine5-stufigeSkala.ImZentrumdieserSkalawirddas„erwarteteErgebnis“zueinemfestgelegtenZeitpunkt(„0“)formuliert.AusgehendvondieserMittereichenzweiStufen(+1=„etwasmehralserwartet“und+2=„vielmehralserwartet“)nachobenundzweiStufen(-1=„etwaswenigeralserwartet“und-2=„vielwenigeralserwartet“)nachunten.Ineinemgemeinsamen„Zielepro-zess“werdeneinesodermehrereZielefestgelegt,dieimLaufedesProjektshinsichtlichihrerErreichbarkeitüberprüftwerdensollen.DieFestlegungderZielesiehteinenpartizipativenProzessvor,andemmehrereamProjektBeteiligtemitwirken.Dabeigehtesnichtdarum,eineumfassendeProjektbewertungvorzunehmen,viel-mehrsollendieprioritärenZieledesProjektsidentifiziertundformuliertwerden.

Abbildung8zeigteinBeispielfüreineZielerreichungs-skala.

Esempfiehltsich,zunächstdas„erwarteteErgebnis“zuformulieren,umdaraufhindieZielformulierungenfürdienachobenunduntenreichendenStufenvorzunehmen.NichtalleZielerreichungenlassensichdirektanhandderZielformulierungüberprüfen.IndiesenFällenmüssenIndikatorenfestgelegtwerden,dieesermöglichen,denGradderZielerreichungzuüberprüfen.

Zielerreichungsskalen (Goal Attainment Scaling – GAS)

Beschreibung

„Wernichtweiß,woerhinwill,musssichnichtwun-dern,wennerwoandersankommt“,soeinaltesIndia-nersprichwort.DieklareDefinitionvonZielenisteinezentraleVoraussetzungfürdiePlanungs-,aberauchdieProzess-undErgebnisqualität.Ebensowichtigist,sichvorBeginneinerMaßnahmezuüberlegen,wanneinZielgenauerreichtwurde,wannsogarmehrerreichtwurde,alsimVorhineinerwartetwurdeundwanndasZielviel-leichtpunktuellverfehltwurde(FestlegungdesZielerrei-chungsgrads).

UmProjekteundInitiativenbeiderDefinitionvonZielenundderFestlegungdesZielerreichungsgradeszuunter-stützen,wurdeimRahmendesEvaluationsvorhabens„AktionsbündnisseGesundeLebensstileundLebens-welten“amInstitutfürPublicHealthundPflegeforschung(IPP)derUniversitätBremendasInstrumentdesGoalAttainmentScalingfürNetzwerkederGesundheitsförde-rungerprobt.MitdiesenpartizipativentwickeltenSkalenistesmöglich,denGradderZielerreichungvonzuvorfestgelegtenZielenzuüberprüfen.

Schlagworte

• Definition, Spezifizierung und Überprüfung von Zielen

• Festlegung des Zielerreichungsgrades in einem partizipativen Prozess

• Messbarmachen von Zielen

+2= vielmehralserwartet

BisEndedesJahreswurdenausreichendTeilnehmerinnenfüreindrittesneueingerichtetesBewegungsangebotfürSeniorinnenimStadtteilgefunden.

+1= mehralserwartet

BisEndedesJahressinddieneueingerichtetenBewegungsangebotevollausgelastet.EskönnenkeineweiterenTeilnehmerinnenaufgenommenwerden.

0= erwartetesErgebnis

BisEndedesJahreshabensichausreichendTeilnehmerinnenfürzweineueingerichteteBewegungsangeboteimStadtteilgefunden.

-1= wenigeralserwartet

BisEndedesJahreshabensichausreichendTeilnehmerinnenfüreinesderbeidenneueingerichtetenBewegungsangeboteimStadtteilgefunden.

-2= vielwenigeralserwartet

BisEndedesJahreshabensichnochkeineTeilnehmerinnenfürdiebeidenneueingerichtetenBewegungsangeboteimStadtteilgefunden.

Ziel: Förderung der Bewegungsaktivität von Seniorinnen

Indikator: Einrichtung und Nutzung von 2 Bewegungsangeboten für Seniorinnen im Stadtteil

Abb. 8: Beispiel für die Formulierung einer Zielerreichungsskala

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LIGA.NRW

rischeZielvorstellungen.VordiesemHintergrundsindeinGrundverständnisfürdieBildungvonZielensowieggf.SchulungenzurZielbildungerforderlich.

AuchdieFormulierungeinereindeutigbewertbarenZiel-erreichungsskalaerfordertÜbung.Erfahrungsgemäßistesnichteinfach,nureineneinzelnenIndikatorfürdieÜberprüfungderZielerreichungfestzulegenundsichüberdieAbstufungenimRahmenderSkalazuverstän-digen.InsofernkannnebendereinführendenSchulungaucheinekontinuierlicheEinbindungeinerexternenPer-sonunterstützendsein.

DarüberhinausistdieAkzeptanzdesInstrumentsimTeamnötig,dennnursokönnendiegemeinsamgebil-detenSkalenindenArbeitsalltagintegriertwerden.FüreinesinnvolleBewertungderZielerreichungistesschließlichwichtig,dassdiefestgelegtenTerminezurÜberprüfungeingehaltenundggf.FortschreibungenderSkalensowieentsprechendeAnpassungenimProjektvorgenommenwerden.

Chancen

WasSiedurchdieZielerreichungsskalengewinnenkön-nen:

● SieformulierendieZieleihrerAktivitätklarundüber-prüfbarundunterscheidenZieleundMaßnahmen.

● Siekönnenüberprüfen,inwieweitSiedieangestrebtenZieleerreichthaben.

● ZielsetzungenförderneinenstrukturiertenArbeitspro-zesssowieeinegenaueZeitplanung.

● DergemeinsameZielsetzungsprozessförderteinein-heitlichesVerständnishinsichtlichderangestrebtenZieleundderweiterenVorgehensweise.

● EinegemeinsameZielfindungfördertdieVerbindlich-keit.DieswirddurchdieFestlegungvonVerantwort-lichkeitenunterstützt.

● DerpartizipativeAnsatzfördertdieTeam-undNetz-werkarbeit.

● DieintensiveAuseinandersetzungmitrealistischenZielenverhindertüberhöhteErwartungenandasPro-jekt.

● MitTeilzielerreichungsskalenwerdenLückenderMaß-nahmenplanungaufgedeckt.

● DarüberhinauskönnenSchwachstellenrechtzeitiger-kanntundmitangepasstenMaßnahmenausgebessertwerden.

● GemeinsamformulierteZieleerhöhendieTransparenzsowohlnachinnenalsauchnachaußen.

● DasErreichenvon(Teil-)ZielenführtzuErfolgserleb-nissen

WenndieZiele,dieSieanhandderSkalaüberprüfenmöchten,zukomplexangelegtsindoderimProjektver-laufnochvieleUnwägbarkeitenbestehen,istessinnvoll,zunächstTeilzielefürdasübergeordneteZielzuformu-lieren.DasInstrumentderZielerreichungsskalendientdamitauchderProzessevaluation.

DieÜberprüfungderZielerreichungerfolgtzudemvorabfestgelegtenZeitpunkt.DieTeilzielerreichungsskalenwerdenzudiesemZeitpunktfortgeschrieben,sodassderProzessinRichtungdesübergeordnetenZielswei-terhinverfolgtwerdenkann.

EineEinführungindieArbeitmitZielerreichungsskalenfindetsichaufderInternetseitewww.evaluationstools.de(sieheSteckbriefEEvaluationstools,S.27ff.).

Entwicklungskontext

DieZielerreichungsskalenwurdenbereits1968vonKiresukundShermanfürdieEvaluationdesBehand-lungsfortschrittsinderPsychiatrieentwickelt.ZudieserZeitwurdediestärkereEinflussnahmederPatientinnenundPatientenaufdieärztlicheBehandlungzunehmenddiskutiert,wassichnichtzuletztindempartizipativenAnsatzderSkalenwiderspiegelt.SoistauchfürdenklinischenBereicheinegemeinsameZielfindungund-bewertungzwischenPatientinbzw.PatientundThera-peutbzw.Therapeutinvorgesehen.MittlerweilewerdendieZielerreichungsskalenauchinweiterenBereicheneingesetzt,beispielsweiseinderPhysiotherapie,Reha-bilitationundRheumatologie.InderSchweizsinddieSkalensogarverbindlicherBestandteildesambulantenReha-Geschehens(Schädler2006).

Zielgruppe

ZieleundZielerreichungsskalenwerdenineinempartizi-pativenProzesserarbeitet,andemvorallemdieProjekt-leitung,aberauch–ähnlichwiebeiderEPartizipativenQualitätsentwicklung(sieheS.42ff.)–andereKernak-teuresowieVertreterinnenbzw.VertreterderZielgruppebeteiligtseinsollten.

Voraussetzungen für die Anwendung

DieFormulierungvonrealistischenundüberprüfbarenZielenerfordertvorallemÜbung.AuchwenndieZiel-formulierungzunächstbanalerscheinenmag,inderAnwendungentpupptsiesichalsaufwändigesunddis-kussionswürdigesVerfahren.SosindZieleundMaßnah-menz.B.nichtimmereindeutigvoneinanderabgrenzbarundeszeigensichunterschiedlicheoderaberilluso-

Steckbriefe der Qualitätsinstrumente

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung34

LIGA.NRW

Skalenbildungerforderlich.DerZeitaufwandiststarkvonderAnzahlderPersonenundInstitutionenabhängig,dieanderFormulierungundBewertungderZielerreichungs-skalenbeteiligtsind.

Kiresuk,ThomasJ.;Smith,Aaron;Carrillo,Jo-sephE.(1994):GoalattainmentScaling.Ap-plications,theoryandmeasurement.Hillsdale:LawrenceErlbaum.

Kloseck,Marita(2007):TheuseofGoalAttain-mentScalinginacommunityhealthpromotioninitiativewithseniors.BMCGeriatrics2007,7,16.Verfügbarunter:http://www.biomedcentral.com/1471-2318/7/16.

EineAnleitungzurArbeitmitdenZielerrei-chungsskalenfindetsichunterwww.evaluati-onstools.de:

http://www.evaluationstools.de/files/leitfaden_gas_endversion.pdf

Ansprechpartnerinnen

UniversitätBremen/InstitutfürPublicHealthundPfle-geforschung InaSchaefer:[email protected]

UniversitätBielefeld PetraKolip:[email protected]

Vorteile und Stärken

DergemeinsameZielfindungsprozesshatzurFolge,dassSie

● motiviertersind,daSiegemeinsammitAnderenaufdieZielerreichungzusteuern,

● imAustauschmitAnderendieeigeneArbeitreflektie-renkönnen.

DieZielerreichungsskalensindflexibeleinsetzbarundkönnen

● fürunterschiedlicheZieleeingesetztwerden.Sieselbstentscheiden,welcheAspekteSiebewertenmöchten.

● auchalsTeilzielerreichungsskalengenutztwerden.MitderschrittweisenZielformulierungfälltesleichter,dasübergeordneteZielnichtausdenAugenzuverlieren.

● jenachAnwendungfürdiePlanungs-,Ergebnis-und/oderProzessqualitäteingesetztwerden.

Nachteile und Schwächen

DieZielerreichungsskalenunterstützendiePlanungs-,Prozess-undErgebnisqualitätIhrerArbeit;allerdings

● deckensieimRahmeneinesumfassendenQualitäts-sicherungs-/Qualitätsentwicklungsprozessnurden–wennauchwichtigen–TeilbereichderZielformulie-rungab.

● könnenungenaueZielformulierungenoderTerminab-weichungendieAussagekraftderErgebnissebeein-trächtigen.

Aufwand der Einarbeitung

ImRahmendesEvaluationsvorhabenswareineintä-gigerWorkshopausreichend,umdreiZieleauszuwäh-lenunddafürZielerreichungsskalenzuformulieren.ImkontinuierlichenBewertungsprozesssinddarüberhinausentsprechendeAnpassungenundWeiterführungender

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LIGA.NRW

DerKriterienkatalog,indemdieeinzelnenPunkteaus-führlichererläutertsind,sowieeineentsprechendeChecklistekönnenIhnendabeihelfen,StärkenundSchwächendesProjektszureflektieren.InderCheck-listesinddieKriteriendurchIndikatorengenauerbestimmtundkönnenanhandeinervierstufigenSkalabeurteiltwerden.DierelativneuentwickeltenArbeitshil-fenfürPräventionundGesundheitimQuartier(nähereInformationenunterhttp://www.gesundheitliche-chan-cengleichheit.de/:arbeitshilfen)–hierinsbesonderedasHeft5„Erfahrungennutzen–Qualitätstärken“–greifenu.a.dieKriterienanschaulichauf.AnhandvonRefle-xionsfragenkönnenSiesichdamitauseinandersetzen,inwieweitSiedieeinzelnenKriterienbereitserfüllen.

DerKriterienkatalogistnichtnureinArbeitsinstrumentfürdieprojektinterneReflexion,sonderneristauchdieGrundlagefürdieVorstellungvonGoodPractice-Bei-spieleninderPraxisdatenbankwww.gesundheitliche-chancengleichheit.de/:datenbank.HierkönnensichPro-jekteeintragen,dieGesundheitsförderungfürundmitderZielgruppedersozialBenachteiligtenanbieten.DieausgewähltenBeispieleguterPraxissinddortu.a.nachdenjeweiligenGoodPractice-Kriterienrecherchierbar.DieausführlichenBeschreibungenumfassennebenderBeschreibungderGoodPractice-KriterienInformationenzumHintergrunddesAngebotesundzumVorgehenbeiderUmsetzung.FürdieAuswahlderGood-PracticeProjektehatderKooperationsverbundeinmehrstufigesVerfahrenentwickelt.

SowohldieKriterienalsauchdiePraxisbeispielekönneninallenPhasenderProjektarbeitunterstützendwirken.SokönnenSiesichzumBeispielvonanderenProjektenanregenlassen,wennSiesichfragen:

Good Practice-Kriterien

Beschreibung

Der„Good-Practice-Ansatz“wurdeimRahmendesKo-operationsverbundes„GesundheitsförderungbeisozialBenachteiligten“entwickelt,der2001vonderBZgAiniti-iertwurdeundeinZusammenschlussausmittlerweile53Partnerorganisationenist.DerAnsatzumfasstsowohltheoretischfundierteKriterienfürgutePraxisindersoziallagenbezogenenGesundheitsförderung,alsauchkonkretePraxisbeispiele.Diese„Zweigleisigkeit“zeigtIhnen,welcheQualitätsaspekteindersoziallagenbezo-genenGesundheitsförderungbedeutsamsindundwiesiepraktischumgesetztwerdenkönnen.DieBasisbil-denzwölfKriterienguterPraxis,dieSiezurOrientierungundSelbstreflexionwährendderPlanung,Durchfüh-rungundEvaluationdesProjektsheranziehenkönnen.DiesesindineinemKriterienkatalogzusammengefasst,derimKonsensverschiedenerAkteureundAkteurinnenderGesundheitsförderungentwickeltwurdeundzwölfPunktebeinhaltet(BZgA2010)(Tab.3)

Schlagworte

• Orientierungsrahmen und Kriterienkatalog zur Selbstreflexion zentraler Aspekte der Gesund-heitsförderung

• Datenbank mit Modellen guter Praxis (Schwer-punkt Gesundheitsförderung bei sozial Benach-teiligten)

1. DasProjektsollteeinenklarenZusammenhangzurGesundheitsförderungund/oderPräventionaufweisen.EbenfallswirddieVerringerungdersozialenUngleichheitangestrebt(Kriterium:Konzeption,Selbstverständnis).

2. DieZielgruppesollteklareingegrenztseinundsichauf„sozialBenachteiligte“beziehen(Kriterium:Zielgruppe).3. DasProjektbeinhaltetneueAnsätzeoderIdeenundistaufeinelangfristigeUmsetzungausgerichtet(Kriterium:

InnovationundNachhaltigkeit).4. IndemProjektsindMultiplikatorinnenundMultiplikatorensystematischeingebunden(Kriterium:Multiplikatoren-

konzept).5. DasProjektsiehteineniedrigschwelligeArbeitsweisevor(Kriterium:NiedrigschwelligeArbeitsweise).6. DieZielgruppeistimhohenAusmaßanderKonzeption,Durchführungund/oderBewertungdesProjektesbetei-

ligt(Kriterium:Partizipation).7. DieInterventionenbefähigenundbestärkenEinzelneoderGruppen,diepersönlichenundsozialenRessourcen

hinsichtlichdereigenenGesundheitzunutzen(Kriterium:Empowerment).8. DieMaßnahmendesProjektssindaufPersonengruppenundStruktureninnerhalbeinesSettings(z.B.Schule,

Betrieb,Stadtteil)ausgerichtet(Kriterium:Setting-Ansatz).9. DasProjektzeichnetsichdurcheineintersektoraleZusammenarbeitaus.DieKooperationspartnerund-partner-

innensindanderUmsetzungdesKonzeptsbeteiligt(Kriterium:IntegriertesHandlungskonzept/Vernetzung).10. DasProjektsiehteinenkontinuierlichenVerbesserungsprozessimSinnedesPublicHealthActionCycles(S.7)

vor(Kriterium:Qualitätsmanagement/Qualitätsentwicklung).11. DieProjektarbeitenwerdendokumentiertundevaluiert(Kriterium:DokumentationundEvaluation).12. DieKostendesProjektsstehenineinerangemessenenRelationzumNutzen(Kriterium:Kosten-Nutzen-

Relation).

Steckbriefe der Qualitätsinstrumente

Tab. 3: Die zwölf Good Practice-Kriterien

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung36

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Abb. 9: Internetseite www.gesundheitliche-chancengleichheit.de, Menüpunkt „Good Practice“

● WiehabenAnderedieVorgehensweiseihresProjektsbegründet?

● WelchevorbildlichenAnsätzegibtes,wennichpartizi-pativarbeitenmöchte?

● WiebringenAndereihrProjektindieNachhaltigkeit?

● WelcheMöglichkeitenderDokumentationundEvalua-tionhabenAnderegenutzt?

AuchSiekönnensichentwederalsTrägerinstitutionodermiteinemkonkretenProjektbzw.AngebotindieseDatenbankeintragenundsichaufderSeitepräsentie-ren.HierfürmüssenSielediglicheinenOnlinefragebo-genausfüllen.DieserEintragistdieVoraussetzungfürdieAuswahlalsGoodPractice-Projekt.

Entwicklungskontext

DieAusgangsbasisfürdenGood-PracticeAnsatzbil-detdieDatenbankdesvonderBZgAinitiiertenKo-operationsverbundes„GesundheitsförderungbeisozialBenachteiligten“www.gesundheitliche-chancengleich-heit.de.AlssieimJahr2002aufgebautwurde,zeichnetesichrelativschnelleinBedarfimBereichderQualitäts-entwicklungab.DaraufhinentwickeltenderberatendeArbeitskreisdesKooperationsverbundes„Gesundheits-förderungbeisozialBenachteiligten“undseineUnter-arbeitsgruppedie„GoodPractice“-Kriterien,dieeine

systematischeÜberprüfungvonProjektendersozial-lagenbezogenenGesundheitsförderungermöglichen(Kilianetal.2009).HierfürwurdensowohlForschungs-ergebnissealsauchschonbestehendeQualitätsinstru-menteberücksichtigt(BZgA2010).

SchließlichwurdendieeinzelnenSchrittedesGood-Practice-Auswahlverfahrensentwickelt.SowohldieKri-terienalsauchdasAuswahlverfahrenwerdenseitdemerprobtundkontinuierlichweiterentwickelt.

DerGood-PracticeAnsatzfußtaufeinemVergleichdereigenenArbeitmitderPraxisAnderer.Zielistes,sichdurchgutgelungeneBeispieleanregenzulassenundbesondersgelungenePraxisansätzezurNachahmungzuempfehlen.

Zielgruppe

MitdemGood-Practice-AnsatzwerdenvorallemzweiZielgruppenangesprochen.Praxisanbieterund-anbie-terinnenerhalteneinenfachlichenOrientierungs-undBewertungsrahmensowohlauftheoretischeralsauchaufpraktischerGrundlage.

FinanzgeberundEntscheidungsträgerinnenfindenindemAnsatzeinenklarenKriterienrahmen,derzumBeispielfürAusschreibungengesundheitsfördernderAktivitäten,fürdieAuswahlvonAnträgenoderaberzurabschließendenProjektbewertungherangezogenwer-

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LIGA.NRW

● sichdurchdievorbildlicheErfüllungeinigerwenigerKriterienauszeichnenundSiesichsomitvoneinzel-nenPraxiselementenanregenlassenkönnen.DiesekönnenSiebesserals„Komplettangebote“indieeige-neArbeitintegrieren.

DerKooperationsverbundverknüpftimGood-PracticeAnsatzTheoriemitanschaulichenPraxisbeispielenund

● präsentiertaufderInternetseitewww.gesundheitliche-chancengleichheit.de/:datenbankdiebislangumfas-sendsteZusammenstellunganPraxisbeispielendersoziallagenbezogenenGesundheitsförderung,

● stößtbeidergesetzlichenKrankenversicherung(GKV)aufAkzeptanz.SoverweistderGKV„LeitfadenPrä-vention“zurUmsetzungdes§20SGBVvom27.Au-gust2010aufdieKriterienalsOrientierungsrahmen(GKV-Spitzenverband2010).

Nachteile und Schwächen

DerGood-PracticeAnsatzistausgestaltetfürAngeboteundProjektedersoziallagenbezogenenGesundheitsför-derung,sodass

● erfürPraktikerinnenundPraktikeraußerhalbderen-gerenGesundheitsförderungabstraktundpraxisfernerscheinenmag,

● dieÜbertragungderPraxisbeispielenurunterBerück-sichtigungdeseigenenKontextesmöglichist.

DasmehrstufigeVerfahrenzurAnerkennungalsGoodPractice-Projektistaufwändig.

Aufwand der Einarbeitung

DerZeitaufwandistvariabel.DieKriteriensindgutbeschrieben,undwennSiedieKriterienlistefüreineerstegrobeBeurteilungIhresProjekteseinsetzenwol-len,müssensiewenigZeitinvestieren.SiekönnendenKriterienkatalogaberauchalsBasisfüreineumfas-sendeStärken-Schwäche-Analysenutzen,dieSieimTeamdiskutieren-dannmüssenSiemehrZeiteinrech-nen.

WennSieinderPraxisdatenbankAnsätzefinden,diesieindieeigeneArbeitintegrierenmöchten,solltensiedendamiteinhergehendenAnpassungsprozesszeitlichnichtunterschätzen.Eine1:1-Übertragungistnichtmöglich,sodasseineAuseinandersetzungmitdem„Machbaren“vorOrterforderlichist.

BZgA(BundeszentralefürgesundheitlicheAuf-klärung)(2010):KriterienguterPraxisinderGe-sundheitsförderungbeisozialBenachteiligten,Ansatz–Beispiele–WeiterführendeInformati-

denkann(Kilianetal.2009).AuchdieSpitzenverbän-dederGesetzlichenKrankenkassenweiseninihremLeitfadenzurUmsetzungdes§20SGBVdaraufhin,dasssichderAnsatzdazueignet,einesolcheAufgabezuerfüllen(GKV-Spitzenverband2010)(sieheauchS.17f.).

Voraussetzungen für die Anwendung

VonVorteilistes,wennSiebereitsErfahrungenimBereichderGesundheitsförderungundPräventionhaben.Soäußerten„fachfremde“PraktikerundPrak-tikerinnenbereitsmehrfachdenWunschnachFortbil-dungenundBeratungen.EinSchulungskonzeptbefindetsichdeshalbbereitsinderEntwicklungs-undErpro-bungsphase(Kilianetal.2009).

Chancen

WasSiedurchdenGood-PracticeAnsatzgewinnenkönnen:

● SiekönnenStärkenundSchwächenIhresProjektsanhandderKriterienlisteidentifizieren.

● FürdieArbeitsfelder,indenenSiesichweiterentwi-ckelnoderverbessernwollen,könnenSiedieErfah-rungenAndererhinzuziehenundsichvonbereitser-probtenAnsätzenanregenlassen.

● FüreineAntragstellungstellendieKriterieneinege-eigneteStrukturierungshilfedar.

● InderAnwendungführendieKriterienauchzurTrans-parenznachinnen,weilSiesichprojektinternstruk-turiertüberStärkenundSchwächendeseigenenAn-satzesverständigen.

Vorteile und Stärken

InderAnwendungsinddiezwölfKriterienunterstützend,weilsie

● einenOrientierungsrahmenfürdieGestaltunggesund-heitsfördernderPraxisbieten,

● nichtdaraufausgelegtsind,umfassenderfülltzuwer-den.DiesverhinderteinemöglicheÜberforderung,

● flexibeleingesetztundsowohlpunktuellalsauchum-fassendzurQualitätsentwicklungherangezogenwer-denkönnen.

DieGood-PracticeBeispieleausderDatenbankwirkenunterstützend,weilsie

● dazubeitragen,dassdietheoretischfundiertenKrite-rienaucheinenpraktischenundanschaulichenCha-raktererhalten,

● TransparenzherstellenundzurNachahmunganregen,

Steckbriefe der Qualitätsinstrumente

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung38

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on,4.AktualisierteunderweiterteAuflage,Ge-sundheitsförderungKonkret5.Köln.

Kilian,Holger;Brandes,Sven;Lehmann,Frank(2009):DerGoodPractice-AnsatzdesKoope-rationsverbundes„GesundheitsförderungbeisozialBenachteiligten“.In:Kolip,Petra;Müller,VeronikaE.(Hg.):QualitätvonGesundheitsför-derungundPrävention.Bern.HansHuber,97-113

Gold,Carola;Bräunling,Stefan;Geene,Rai-mund;Kilian,Holger;Sadowski,Ute;Weber,Andrea(2009):AktivwerdenfürGesundheit,ArbeitshilfenfürPräventionundGesundheits-förderung,Heft5.In:GesundheitBerlin(Hg.).Berlin.

http://www.gesundheitliche-chancengleichheit.de

Ansprechpartner

GesundheitBerlin-Brandenburge.V. HolgerKilian:[email protected]

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KEQ – Kapazitätsentwicklung im Quartier

Beschreibung

GesundheitsförderungsmaßnahmenwollennichtnurdasVerhaltenverändern,sondernauchdieUmweltgestalten.EinAspektisthierbeidieFrage,inwieweitesgelingenkann,Kapazitäten(z.B.Expertise)„vorOrt“aufzubauen.InderGesundheitsförderungsliteraturwirddiesals„CapacityBuilding“(Kapazitätsentwicklung)beschrieben(Walter&Schwartz2003).

ImRahmeneinesForschungsprojektsentwickeltedasInstitutfürMedizin-Soziologie(IMS)desUniversitätskli-nikumsHamburg-EppendorfeinInstrumentzurMessungvonKapazitätsentwicklungimQuartier(KEQ).MiteinemstandardisiertenFragebogenwerdenStrukturenundKompetenzenimQuartiererfasst,dieeinenindirektenEinflussaufdieGesundheitnehmen.EshandeltsichsomitumquartiersbezogeneRahmenbedingungen,diedieDeterminantenvonGesundheitbeeinflussenundes

Schlagworte

• Fragebogen zur Selbstbeurteilung verschiedener Dimensionen der Kapazitätsentwicklung im Quartier

• geeignet zum Abbilden von Entwicklungen • interne und externe Bewertung möglich• gemeindenahe Gesundheitsförderung

1

2

3

4

5Bürgerbeteiligung

Lokale Führung

Vorhandene RessourcenVernetzung und Kooperation

Gesundheitsversorgung

Juni 2008 (T2)

Juni 2006 (T1)

Mai 2001 (T0)

Abb. 10: Beispiel für die Darstellung von Kapazitätsentwicklung im Quartier: die Hamburger Lenzsiedlung im Zeitverlauf (Nickel & Trojan 2009)

denMenschenermöglichen,ganzimSinnederWHO-Ottawa-ChartazurGesundheitsförderung„KontrolleüberdieeigeneGesundheit“zugewinnen.KEQeignetsichfürsettingbezogeneGesundheitsförderungsansät-zeundsiehteineBefragungallerimQuartierrelevantenAkteurinnenundAkteureausdemSozial-undGesund-heitsbereichvor(Nickel&Trojan2009).

DerFragebogenenthältfünfDimensionen,diejeweilsinweitereSubdimensionenmitmehrerengeschlossenenFragenuntergliedertsind.ZusätzlichzujederSubdimen-sionkönnenanhandvonoffenenFragenBeispieleundGründefürdiejeweiligenAngabengenanntwerden.Ins-gesamtumfasstderFragebogen51Fragen,dieanhandeiner5-stufigenSkalavon„(fast)nichterfüllt“bis„(fast)völligerfüllt“beantwortetwerdenkönnen.KanneinePersoneineFragenichtbeantworten,bestehtdieOptionderAntwort„kannichnichtbeurteilen“.

FolgendeHaupt-undSubdimensionenwerdenmitKEQberücksichtigt(Nickel&Trojan2009):

● Bürgerbeteiligung(AusmaßderBürgerbeteiligung,EigeninitiativederBewohner,FörderungderBürger-beteiligung)

● lokale Führung (AusmaßlokalerFührung,sozialeKompetenzenderlokalenFührung,Steuerungskom-petenzenderlokalenFührung)

● vorhandene Ressourcen(materielleRessourcen,Wis-senundInformationen,sozialeRessourcen)

● Vernetzung und Kooperation(lokaleVernetzungundKooperation,überlokaleVernetzungundKooperation,QualitätderVernetzungundKooperation)

Steckbriefe der Qualitätsinstrumente

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung40

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● Gesundheitsversorgung(BereitstellungvonGesund-heitsangeboten,ÜberwindungvonZugangsbarrieren,AngebotefürschwererreichbareZielgruppen)

DasInstrumentwirdseiteinigenJahrenimRahmenvonForschungsprojektenerprobt.BisherkonntenfürsechsgroßstädtischeQuartiereErhebungenzurKapazitäts-entwicklungdurchgeführtwerden.DasIMSarbeitetedabeiengmitdenAkteurinnenundAkteurenvorOrtzusammen.GemeinsamwähltensiemitdenjeweiligenPartnernundPartnerinnenindenQuartierendiezuBefragendenausundmeldetendieErgebnissesowieHandlungsempfehlungennachderAuswertungindieQuartierezurück.

DieErgebnissewurdenu.a.alsNetzdiagrammdarge-stellt.HierkönnenfürjedeDimensiondiedurchschnitt-lichenWerte,dievoneinsbisfünfreichenkönnen,abgelesenwerden(Abb.7).DarüberhinauskönnenindemDiagrammverschiedeneQuartiereimSinneeinesBenchmarkingsvergleichendgegenübergestelltoderaberVeränderungeneinzelnerQuartiereimzeitlichenVerlaufabgebildetwerden.SoerfolgtebeispielsweisedieFragebogenerhebungfüreinQuartierzudreiunter-schiedlichenZeitpunkten,sodassVeränderungenderjeweiligenDimensionenzwischendenJahren2001und2008deutlichsichtbarwurden.DieverantwortlichenAkteurinnenundAkteurekonntenanhanddieserErgeb-nisseStärkenundSchwächenerkennenundgezieltreagieren.

KEQkanneinenBeitragfüreineStandortbestimmungzudenStrukturenundKapazitätenimQuartierleisten,vorallemaberauchineinemkontinuierlichenQualitäts-entwicklungsprozessunterstützendwirken.

Entwicklungskontext

DerBegriff„CommunityCapacity“istbereits1997inderJakartaErklärung„Gesundheitsförderungfürdas21.Jahrhundert“zufinden(WHO1997).Indendarauffol-gendenJahrengewinntderBegriffinderGesundheits-förderungundPräventionzunehmendanBedeutung.WalterundSchwartzdefinierendas„CapacityBuilding“schließlichals„SchätzerfürdieDauerhaftigkeitange-stoßenerEntwicklungen“(Walter&Schwartz2003).Umdiesen„Schätzer“einsetzenzukönnen,entwickeltedasIMSdenKEQ-Fragebogen.

DieBasisfürdenFragebogenbildenu.a.VorarbeitenvonLaverackundLabonte(2000),diezurMessungderKapazitätsentwicklungneunstattfünfDimensionenzuGrundelegten.ImRahmenvonzweivomBundesmini-steriumfürBildungundForschung(BMBF)gefördertenForschungsprojektenkonntendieDimensionenandeut-scheVerhältnisseangepasstundKEQentwickeltsowieerprobtwerden.

DieErhebungenerfolgteninfünfHamburgerQuartie-rensowieinderBerlinerBezirksregionMarzahn-Nordzwischen2006und2009.ZunächstkamdasInstrumentzurEvaluierungindemHamburgerStadtteilLokstedt,dersogenanntenLenzsiedlung,zumEinsatz.ZudreiunterschiedlichenMesszeitpunktenwurdeeindortange-siedeltesPräventionsprogrammbewertet.ImSinnedesPublicHealthActionCycle(sieheS.15)konnteeinkon-tinuierlicherVerbesserungsprozessangeschobensowieeineQuartiersdiagnoseerstelltwerden(Mossakowskietal.2007).ZusätzlichwurdedieÜbertragbarkeitaufandereQuartiereüberprüft(Nickel&Trojan2009).

Zielgruppe

DadieKapazitätsentwicklungquartiersbezogenerhobenwird,umfasstdieZielgruppederBefragungallerele-vantenAkteurinnenundAkteureausdemSozial-undGesundheitsbereich.EbenfallssiehtKEQeineEinbe-ziehungvonaktivenBewohnerinnenundBewohnernausdemStadtteilvor,allerdingskonntediesbishernurunzureichendumgesetztwerden(Nickel&Trojan2009).

Voraussetzungen für die Anwendung

FürdasAusfüllendesFragebogenssindu.a.guteKenntnissederStrukturen,Kooperationen,ProblemeundRessourcenimStadtteilerforderlich.DieserschwertvorallemdieEinbindungvonBewohnerinnenundBewohnern.SogabendieseindererstenErprobungs-phaseoftan,sichnichtkompetentgenugfürdieBeant-wortungderFragenzufühlen(Trojan&Nickel2008).

EineweitereVoraussetzungstelltdasVorhandenseineinesintersektoralangelegtenGesundheitsförderungs-programmsdar.DiesimplizierteineAusrichtungaufgrö-ßereGebiete;NickelundTrojan(2009)gebenalsuntereGrenzeeineEinwohner-undEinwohnerinnenzahlvon3.000an(Nickel&Trojan2009).

NichtzuletzterfordertKEQdieBereitschaftzurZusammenarbeit,zumAustauschundzureflexivenGesprächen,indenendieStärkenundSchwächenderErhebungmitanderenAkteurinnenundAkteurendisku-tiertwerden.EbenfallserforderlichisteingemeinsamesEngagement,umVerbesserungenimQuartiervorneh-menzukönnen.

Chancen

Was Sie durch KEQ gewinnen können(Trojan&Nickel2008):

● SiekönnenStärkenundSchwächenvonStrukturenundKompetenzeninIhremStadtteilerkennen(Er-kenntnisfunktion).

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LIGA.NRW

● komplexeStrukturenundKompetenzenundnichtdieWirksamkeitspezifischergesundheitsrelevanterVer-haltensweisenwieBewegungundErnährungerfasstwerden.SotauchtdieGesundheitimFragebogenlediglichineinerDimension–undhiersehrallgemeinformuliert–explizitauf.DerGesundheitsbezugwirdnichtimmertransparent.

● DasInstrumentwirdvonBetroffenenvorOrtalskom-plexeingeschätzt.

Aufwand der Einarbeitung

WennSiesichgutmitdenStrukturenundKompetenzenimStadtteilauskennen,kannderKEQ-FragebogeninrelativkurzerZeitausgefülltwerden.Jenachdem,wel-cheRolleSieimRahmenderQuartiersentwicklungein-nehmenundwievieleMesszeitpunktefürIhrQuartiervorgesehensind,istdieErhebungsphaseunterschied-lichzeitaufwändig.WennSiesichaktivaneinemkonti-nuierlichenVerbesserungsprozessbeteiligen,gehtdiesmitderTeilnahmeanDiskussionsrundenundAnpas-sungenzurStruktur-undKompetenzverbesserungeinher.DerEntwicklungsprozesskannsichinsgesamtbetrachtetübermehrereJahreerstrecken.

Mossakowski,Karin;Nickel,Stefan;Schäfer,Ingmar;Süß,Waldemar;Trojan,Alf;Werner,Silke(2007):DieQuartiersdiagnose:Da-tenundAnsätzefüreinstadtteilorientiertesPräventionsprogrammdesÖffentlichenGe-sundheitsdienstes.ErsteErgebnisseeinesForschungsprojektes.In:PräventionundGe-sundheitsförderung,2,82-89.

Nickel,Stefan;Trojan,Alf(2009):ZurMessungvonKapazitätsentwicklungimQuartier:Kon-zept,Methode,Erfahrungen.In:Kolip,Petra;Müller,VeronikaE.(Hg.):QualitätvonGesund-heitsförderungundPrävention.Bern:HansHu-ber,279-293.

Trojan,Alf;Nickel,Stefan(2008):EmpowermentdurchKapazitätsentwicklungimQuartier–ersteErgebnisseundEinschätzungeinesErhebungs-instruments.DasGesundheitswesen,70,771-778.

http://www.uke.de(>Institute>Medizin-Soziolo-gie>AGGesundheitsförderung>Aktuellebzw.abgeschlosseneProjekteundPublikationen)

Ansprechpartner

UniversitätsklinikumHamburg-Eppendorf StefanNickel,AlfTrojan:[email protected]

● ImzeitlichenVerlaufwerdenFortschritteundDefizitederQuartiersentwicklungdeutlich(Kontrollfunktion).

● AufeinergemeinsamenBasiskönnenSiemitbeteilig-tenAkteurinnenundAkteurendieErgebnissediskutie-renundbewerten(Dialogfunktion).

● SichtbargemachteStärkenvonStrukturenundKom-petenzenlegitimierendieintersektoraleStadtteilarbeit(Legitimationsfunktion).

● ImVergleichmitanderenStadtteilenkönnenSieIhreeigeneArbeitbessereinschätzen.

● BeimAusfüllendesFragebogenswerdenSiefürge-sundheitsrelevanteStrukturenundKompetenzenimStadtteilsensibilisiertundkönnensichkritischmitdie-senauseinandersetzen.

Vorteile und Stärken

MitKEQkonnteerstmaliginDeutschlandein„Schätzer“fürdas„CapacityBuilding“entwickeltwerden,der

● komplexeStrukturenundKompetenzeninQuartierenineinfacherFormabbildenkann,

● flexibelanquartiersbezogene,gesundheitsförderndeProgrammeangepasstwerdenkann,

● sowohlzurkontinuierlichenQualitätsentwicklungalsauchzuevaluierendenZweckeneingesetztwerdenkann.

DieErhebungwirdwissenschaftlichbegleitetundderKEQ-FragebogenvomIMSausgewertet.AufdieserBasiskonnten

● dieStrukturenundKompetenzenobjektivbetrachtetwerden,

● HandlungsempfehlungenfürdenStadtteilformuliertwerden.

Nachteile und Schwächen

KEQwurdebisherinnurimgroßstädtischenKontexteingesetzt,sodass

● dieÜbertragbarkeitaufländlicheoderkleinstädtischeRegionenzumjetzigenZeitpunktnichtbeurteiltwer-denkann,

● weitereErhebungennotwendigsind,umdenStellen-wertdesInstrumentzurQualitätsentwicklungundEva-luationbessereinschätzenzukönnen.

DieMessungvonKapazitätsentwicklungimQuartierhatzurFolge,dass

● dieEinschätzungenfastausschließlichvonExpertenundExpertinnenvorgenommenwerden,dieteilweiseihreeigeneArbeitbewerten(sollen),

Steckbriefe der Qualitätsinstrumente

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung42

LIGA.NRW

etal.2009).EinstarkerFokusliegtaufeinermöglichstgleichberechtigtenZusammenarbeitzwischenProjekt,ZielgruppesowieGeldgeberinnenundGeldgebern.VorallemProjektmitarbeitendesowiedieZielgruppeselbstsolleninkontinuierlicheEntwicklungs-bzw.Entschei-dungsprozesseeinbezogenwerden.DabeigehtesnichtalleinumeineTeilnahme,sondernvorallemumeineaktiveTeilhabeandiesenProzessen(Partizipation).Wrightetal.(2009)weisendaraufhin,dassdiePartizi-pativeQualitätsentwicklung(PQ)maßgeblichvomloka-lenWissenderBeteiligtenlebtundsiedarinunterstützt,diesesWissenzunutzen,zureflektierenundzuerwei-tern.WennesIhneneinAnliegenist,dieZielgruppeindieProjektplanung,-durchführungund-evaluationein-zubinden,dannlohntsicheineAuseinandersetzungmitdiesemAnsatz.

AufderInternetseitewww.partizipative-qualitaetsent-wicklung.defindenSiefürallePhasenderProjektarbeitkostenfreiKonzepte,MethodenundPraxisbeispiele.ZurbesserenOrientierungdientderPQ-Zyklus,deraufjedereinzelnenSeiteabgebildetundinAnlehnungandiePhasendesEPublicHealthActionCycle(sieheS.15)indieBedarfsbestimmung,Planung,DurchführungundEvaluationsowiezusätzlichindieAspektePartizi-pationundZusammenarbeitunterteiltist.

ÜberdiesenPQ-ZykluskönnenSiedirektzurgewünsch-tenProjektphasegelangenundsichmitdenKonzeptenderPartizipativenQualitätsentwicklungauseinanderset-zen.SokönnenSiesichzumBeispielvertiefendüber

Partizipative Qualitätsentwicklung

Beschreibung

EsistKonsens,dasssichdieQualitätlebensweltorien-tierterProjektenurschwermitstandardisiertenInstru-mentenerfassenlässt.Strukturen,BedürfnissesowiemöglicheKooperationspartnerund-partnerinnenvari-ierenstarkundmüssenfüreineerfolgversprechendeProjektarbeitvorOrtentsprechendberücksichtigtwer-den.DiesnahmendieForschungsgruppePublicHealthimWissenschaftszentrumBerlinfürSozialforschung(WZB)undGesundheitBerlin-BrandenburgzumAnlass,internationalerprobtepartizipativeForschungsmethodenaufDeutschlandzuübertragen.„PartizipativeQualitäts-entwicklung“isteinAnsatz,dereinigederwichtigstenPrinzipienderGesundheitsförderung–Partizipation,KompetenzentwicklungundEmpowerment–auchinderQualitätsentwicklungselbstberücksichtigt(Wright

Schlagworte

• Internetbasierter Methodenkoffer • Methoden zur Einbindung aller Akteure einschließ-

lich der Zielgruppe • Schwerpunkte Partizipation, Empowerment und

Kompetenzentwicklung

Partizipation

Bedarfsbestimung

PlanungEvaluation

Durchführung

Zusammenarbeit

Abb. 11: PQ-Zyklus (Quelle: www.partizipative-qualitaetsentwicklung.de)

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LIGA.NRW

werment,KompetenzentwicklungundPartizipationindenMittelpunktundwurdeaufDeutschlandübertragen.IneinemkontinuierlichenundgemeinsamenLernpro-zesserwerbenvorallemProjektmitarbeitendesowiedieZielgruppeneueKompetenzenundwerdenzuExpertenbzw.ExpertinnenineigenerSache.Projektmitarbeiten-dekönnenihreProjekteverbessertaufdieBedürfnissederZielgruppeausrichten,habenvertiefendeEinblickeindiegesundheitlicheSituationvorOrt,unddieZiel-gruppekanneigenegesundheitlicheProblemezuneh-mendformulierenundpartizipativandenVeränderungs-prozessenmitwirken(Wrightetal.2009).

Zielgruppe

PQrichtetsichvordergründiganProjektmitarbeitende,diefürdiePlanungundUmsetzungvonProjektenundAngebotenzuständigsind.DieMitarbeiterinnenundMit-arbeiterbestimmenselbst,inwelchemAusmaßsiedieZielgruppeeinbeziehen(können)undarbeitengleich-berechtigtmitallenProjektbeteiligten.Ineinem„Bezie-hungsdreieck“beteiligensichProjekt,ZielgruppeundGeldgeber/GeldgeberinnensowieoftmalsauchweitereAkteureandemEntscheidungsprozess(Wrightetal.2009).

Voraussetzungen für die Anwendung

DadiezurVerfügunggestelltenMethodenaufdaseige-neProjekt„zugeschnitten“werdenmüssen,könnenSiekeinevorgefertigtenArbeitsinstrumenteerwarten.VielmehrsolltenSiedazubereitsein,sichmitoffenenGestaltungs-undAnpassungsprozessenauseinander-zusetzen.

DieZusammenarbeitmitanderenAkteurensollteIhnenSpaßmachen,aucheineAufgeschlossenheitfürdiePerspektivenAndereristerforderlich.DergemeinsameEntwicklungsprozesssetztebenfallsvoraus,dassSiesichkritischmitihrereigenenArbeitauseinandersetzenundgegebenenfallsauch„neue“,zuvornichtbekannteWegegehen.

Chancen

WassiedurchdiePartizipativeQualitätsentwicklunggewinnenkönnen:

● DiePQfördertnichtalleindieQualitätdesProjekts,sondernauchdieQualitätderZusammenarbeit.

● MitarbeiterinnenundMitarbeitersindaufgrundderTeilnahmeundTeilhabewährendderPlanung,Durch-führungundEvaluationihresProjektsmotivierter.

● DieZielgruppekanndieeigeneSituationzunehmendartikulierenundsichfürÄnderungeninderLebenswelteinsetzen.ZielgruppenspezifischeBedürfnissekönnenverbesserterfasstwerden.

denBegriff„Partizipation“informierenundbeurteilen,aufwelcherStufederPartizipationSiesichmitIhremPro-jektbefinden.DieInformationstexteenthaltenLiteratur-hinweiseundQuerverweisezuweiterenkonzeptuellenGrundlagensowiezudenMethoden.

UnterdemMenüpunkt„Methodenkoffer“könnenSiedirektaufdieQualitätsinstrumentezugreifen.HierfindenSiezumBeispielBeschreibungenzurBlitzbefragung,zuFokusgruppenoderzurZiWi-Methode.(ZieleundWir-kungswegevonInterventionenwerdenerarbeitet,ver-anschaulichtundüberprüft.)EineÜbersichtzeigtIhnen,welcheMethodensichfürwelchePhasederProjektar-beiteignen,sodassSieMethodengezieltauswählenkönnen.DieMethodenwerdenausführlichbeschriebenundenthaltennebeneinerKurzbeschreibungInformati-onenzuVoraussetzungen,Zeit-undPersonalaufwandsowieeinedetaillierteDarstellungdereinzelnenArbeits-schritte.

DamitSiesicheinBilddavonmachenkönnen,wiedieseMethodenbereitsinderPraxisumgesetztwurden,prä-sentierensichunter„Praxisbeispiele“Projekte,dieinBegleitungdesWZBMethodenzurQualitätssicherungundEvaluationgenutzthaben.

Nichtunerwähntbleibensollendiepartizipativen„Mit-gestaltungsmöglichkeiten“aufdieserInternetseite.SokönnenauchSiesichanderWeiterentwicklungsowieKommentierungderSeitebeteiligen.SiehabendieMög-lichkeit,dieMethodenzubewerten,Beiträgezukom-mentieren,eigeneMaterialieneinzustellenoderaberdasGlossarzuerweitern.

DadiewenigstenQualitätsinstrumenteeinenderartaus-geprägtenpartizipativenAnsatzaufweisen,könnenSiedieMethodenderPQgutergänzendzuanderenInstru-menteneinsetzen.

Entwicklungskontext

ImRahmenvonzweiForschungsprojektenwurdederAnsatzderPQinZusammenarbeitvonPraxisundWis-senschaft(weiter-)entwickeltunderprobt.GemeinsammitderAidshilfeundProjektenderGesundheitsförde-rungundPräventionkonntedieUmsetzungderMetho-denüberprüftundandieRahmenbedingungenderlebensweltorientiertenGesundheitsförderungundPrä-ventionangepasstwerden.Insgesamthabenungefähr100EinrichtungenanWorkshopsund/oderanwissen-schaftlichenBeratungenvorOrtteilgenommen.NichtzuletztaufdieserGrundlagekonntedasInternethand-buchwww.partizipative-qualitätsentwicklung.dederPQentwickeltwerden.

DiePQfußtaufdeminternationalenAnsatzderpartizi-pativenForschung,dersogenanntencommunity-basedparticipatoryresearch(CBPR).DieserAnsatzstelltdieinderOttawa-Charta(WHO1986)formuliertenKernele-mentederGesundheitsförderungundPräventionEmpo-

Steckbriefe der Qualitätsinstrumente

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung44

LIGA.NRW

● Ihnenim„Methodenkoffer“aufgezeigtwird,welcheMethodensichfürwelcheProjektphaseeignen,

● dieBeschreibungenderMethodeneinheitlichgeglie-dertsind.

PQbietetfürjedePhasederProjektarbeitUnterstützungund

● kannjenachBedarfundeigenenRessourcenindieProjektarbeitintegriertwerden.

● ermöglichtdurchdiedetailliertenBeschreibungenderMethodeneineungefähreEinschätzungdesAuf-wands.

● stelltumfassendeInformationenundanschaulichePraxisbeispielebereit.

● kannwegendesbesonderenAnsatzesgutergänzendzuanderenInstrumentengenutztwerden.

Nachteile und Schwächen

DerpartizipativeAnsatzistschwerumsetzbar,wennSie

● ineinerstarkhierarchischstrukturiertenEinrichtungtätigsind,

● eineMitgestaltungdurchdieZielgruppeinIhremPro-jektnichtvorsehen,

● imProjekt-TeamkeineUnterstützungfürdiesenAn-satzfinden,

● keineZielgruppenvertreterfinden,diedazubereitsind,sichindieEntscheidungsprozesseeinzubinden.

DerpartizipativeAnsatzhatzurFolge,dass

● keinevorgefertigtenQualitätsinstrumentezurVerfü-gungstehen,

● Methoden,dieSiefüreinProjektbereitserprobtundangepassthaben,füreinanderesProjektmöglicher-weisenichtgeeignetsind,

● ZeitundMühein(zusätzliche)partizipativeProzesseundMechanismeninvestiertwerdenmuss.

Aufwand der Einarbeitung

DieBeschreibungenderMethodenbeinhaltenjeweilsHinweisezumzeitlichenAufwand.DieshilftIhnen,dienötigenzeitlichenRessourcenbessereinschätzenzukönnen.AufgezeigtwerdendieDauerderVorbereitung,derUmsetzungundderNachbereitung.DertatsächlicheAufwandvariiertdabeistark.Währenddie„KreisederEntscheidung“zumBeispielinnerhalbvoneinerStundeentwickeltwerdenkönnen,erfordertdieZiWi-Methodemehrere2-stündigeArbeitskreistreffensowieRecher-che-undDokumentationsarbeiten.

● DievielfältigenPerspektivenhelfenIhnen,dieeigeneProjektarbeitverbessertzubeurteilen.

● DieAnwendungdervorgeschlagenenMethodenführtzueinerbesserenPlanungundDokumentationdesProjekts.

● DieAuseinandersetzungmitdenKonzeptenunddenMethodenverdeutlichtZieleundWirkungswegesowiekonzeptuelleGrundlagenderPrävention.

● DasErlernenneuerMethodenfördertdieeigenenKompetenzen.

● ImpliziteErkenntnisseundErklärungenkönnenmitHilfevonpartizipativenMethodenexplizitgemachtundsystematischerfasstwerden(Wrightetal.2009).

● PQsorgtsowohlfüreineverbesserteTransparenznachinnenalsauchfüreineverbesserteAußendar-stellung.

Vorteile und Stärken

PQstelltdieKernelementederGesundheitsförderungundPrävention–Partizipation,EmpowermentundKom-petenzentwicklung–indenMittelpunkt.Diesführtdazu,dass

● IhnenwiebeikeinemanderenInstrumentMöglich-keitenzurEinbindungderZielgruppeaufgezeigtwer-den,

● KompetenzentwicklungundEmpowermentbeiPro-jektmitarbeitendenundderZielgruppestattfinden,

● SiemitHilfederpartizipativenMethodeInterventionenundAngeboteaufdieRahmenbedingungenvorOrt„zuschneiden“können,

● SiesichgleichberechtigtmitanderenMitarbeiterinnenundMitarbeiternaustauschenkönnenundgemeinsamdenVerbesserungsprozessbeschreiten,

● derAnsatzderPQsowohlniedrigschwelligalsauchzielgruppenorientiertangelegtist,

DadurchdassPQalsInternethandbuchzurVerfügungsteht,

● könnenSiejederzeitkostenlosaufdieKonzepte,Me-thodenundMaterialienzugreifen.

● sindSieaufgrundvonAktualisierungenundWeiterent-wicklungenimmeraufdemneuestenStand.

DieÜbersichtlichkeitderInternetseitezeichnetsichzumBeispieldadurchaus,dass

● SieüberdenPQ-ZyklusdirektzumgewünschtenThe-menfeldgelangen,

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LIGA.NRW

http://www.partizipative-qualitaetsentwicklung.de

http://www.qualitaet.aidshilfe.de

Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner

Prof.Dr.MichaelT.Wright KatholischeHochschulefürSozialwesenBerlin [email protected]

GesundheitBerlin-Brandenburg HolgerKilian,MarcoZiesemer&SvenBrandes: [email protected]

DeutscheAIDS-Hilfe KarlLemmen:[email protected]

Wright,MichaelT.(Hg.)(2010):PartizipativeQualitätsentwicklunginderGesundheitsförde-rungundPrävention.Bern:HansHuber.

Wright,MichaelT.(2006):AufdemWegzueinertheoriegeleiteten,evidenzbasierten,qua-litätsgesichertenPrimärpräventioninSettings.JahrbuchfürKritischeMedizin,43,55-73.

Wright,MichaelT.;Block,Martina;vonUnger,Hella(2007):StufenderPartizipationinderGe-sundheitsförderung:EinModellzurBeurteilungvonBeteiligung.InfodienstfürGesundheitsför-derung,3,4-5.

Wright,MichaelT.;Block,Martina;vonUnger,Hella(2009):PartizipativeQualitätsentwicklung.In:Kolip,Petra;Müller,VeronikaE.(Hg.):Qua-litätvonGesundheitsförderungundPrävention.Bern.HansHuber,157-175

Steckbriefe der Qualitätsinstrumente

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung46

LIGA.NRW

tet.DasoimmerdasAngebotalsGanzesimBlickbleibt,könnenauchZusammenhängezwischeneinzelnenQualitätsdimensionenberücksichtigtwer-den.BereitsinderPlanungsphaseistesmöglich,eineBeurteilungvornehmenzulassen.Sieerhal-tendannschonvorProjektbeginnVerbesserungs-vorschlägezurAngebotsplanungundkönnendieseentsprechendeinfließenlassen.AnsonstenkannQIPinjederPhasederlaufendenArbeiteingesetztwerden.

3. AufderGrundlagederBewertungwirdeinQua-litätsprofilfürIhrAngeboterstellt.AnderebereitsbeurteilteundmitihremAngebotvergleichbareMaßnahmenbildenhierfürdieReferenz(diesbedeutetauch,dassIhreDateninanonymisierterFormebenfallsindieDatenbankaufgenommenwerden,umdieDatenbasisfürdiesevergleichendeBeurteilungzukünftigerProjektezuvergrößern).IneinerTabelleundeinerGrafikwerdendiedurch-schnittlichenErgebnisseIhresAngebotsdargestellt.DarüberhinaussindfürjedeDimensiondiemittle-ren,diebestensowiedieschlechtestenErgebnisseallerähnlichenAngeboteabgebildet.AufdieseWeisekönnenSieerkennen,woSiemitIhremPro-jektstehen(sieheTabelle4undAbbildung12).

4. DieseErgebnissewerdenIhnenzusammenmitdenVerbesserungsvorschlägenzugeschickt.Sieerhal-tendarüberhinauszusätzlicheInformationenzurQualitätsentwicklung,weiterführendeLiteraturhin-weisesowieInternetlinks.DieRückmeldungerfolgtdabeiunterstrikterVertraulichkeit.SoerhaltennurdiePersonen,diealsAnsprechpartnerbzw.alsAnsprechpartnerinaufdemDokumentationsbogenaufgeführtwerden,dieErgebnisse.Sieselbstkön-nendannentscheiden,anwenSiedieErgebnisseweiterreichenundfürwelcheZweckesieeingesetztwerdensollen.

QIPbietetsomitnichtnureineRückmeldungzurQua-litätdereigenenStrukturen,ProzesseundErgebnisse,sondernermöglichtdarüberhinausdenVergleichmitAnderen(Benchmarking).QIPkannzurStandortbestim-mungherangezogenwerdenundzuweiterenAktivitätenimBereichderQualitätsentwicklungmotivieren.

QIP – Qualität in der Prävention

Beschreibung

QIP„QualitätinderPrävention“wurdealsexternesVer-fahrenzurQualitätsbestimmungvomUniversitätsklini-kumHamburgEppendorf(UKE)undderBZgAentwi-ckelt.MitQIPerhaltenEinzelprojekte,Settingprojekte,ProgrammeundKampagneneineumfassendeRück-meldungzurQualitätihresAngebotsunddieMöglich-keit,diesesmitanderenAngebotenzuvergleichen.FürdasexterneBeurteilungsverfahrenfüllenProjektmitar-beitendeeinen22-seitigenFragebogenaus.Dieserwirdvonmehreren,speziellgeschultenundpraxiserfahrenenGutachterinnenundGutachterentlangvon28Quali-tätsdimensionenausgewertetundinFormvonProfilenanSiezurückgemeldet(Töppich&Lehmann2009).ZusätzlichformulierendieGutachterinnenundGutachterkonkreteVerbesserungsvorschlägefürdasProjekt.

Das Beurteilungsverfahren setzt sich aus den fol-genden vier Schritten zusammen:

1. DieGrundlagefürdieBeurteilungstellteinDoku-mentationsbogendar.DiesenkönnenSieaufderInternetseitehttp://www.uke.de/extern/qip/unterdemMenüpunkt„Texte“finden.DerBogenenthält28Qualitätsdimensionen,dieinsiebenHaupt-und21Teildimensionenunterteiltsind.FolgendeHaupt-dimensionenwerdenmitQIPberücksichtigt:

• Konzeptqualität• Planungsqualität• Mitwirkende(PersonalundKooperationspart-ner)

• VerbreitungundVermittlung(Streuwege,Me-thodenundMedien)

• VerlaufsgestaltungundManagementderAk-tivität

• ErfolgskontrolleundEvaluation• Qualitätsentwicklung

2. NachdemSiedenBogen–fallsvorhandenmitweiterenUnterlagenzumAngebot–andasUKEgeschickthaben,nehmendieGutachterbzw.Gut-achterinnendieBeurteilungvor.DiejeweiligenQua-litätsdimensionenwerdenanhandeinervierstufigenSkalavon0=Problemzonebis3=Vorbildbewer-

Schlagworte

• Ausfüllen eines Dokumentationsbogens • Beurteilung zentraler Qualitätsdimensionen durch

geschulte Externe • Benchmarking• praxisnahe Rückmeldung mit Verbesserungsvor-

schlägen

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LIGA.NRW

Anzahl der Gutachter/-innen Ihres Projektes: 3 interne Projektnummer:

Mittelwerte zum Vergleich: jeweils pro Dimension erreichte Werte

Dimensionen Ihres Projektes

aller Pro-jekte schlechtestes Projekt bestes Projekt

Bedarfsbezug 1,33 1,83 1,00 3,00Zielgruppenbestimmung 1,67 2,01 0,67 3,00Zielgruppenverständnis 1,00 1,60 0,33 3,00Zielsetzung 1,33 1,70 0,33 3,00präventiverAnsatz 1,33 1,87 0,00 3,00Konzeptqualität 1,33 1,74 1,00 3,00EinbettungimArbeitsfeld 0,67 1,55 0,00 3,00KontextuellePassungundAktualisierungdesAnsatzes 1,00 1,43 0,00 2,67

Planungsqualität 1,00 1,46 0,00 2,67PersonalundQualifikationen 1,33 2,08 1,00 3,00Kooperation 0,67 1,82 0,00 3,00

Mitwirkende(PersonalundKooperationspartner) 1,00 1,84 1,00 3,00

StreuungdesAngebotsbeidenZielgruppen 0,33 1,61 0,00 3,00

Arbeitsmethoden 1,00 1,84 0,00 3,00VermittlungdesAngebotes 0,00 1,65 0,00 3,00WeiterführendeSchritte 1,00 1,54 0,00 3,00Verbreitung&Vermittlung 1,00 1,60 0,33 3,00LenkungderAktivität 1,00 1,62 0,00 3,00BearbeitungvonSchwierigkeiten 1,33 1,36 0,00 3,00PrüfungexternerLeistungen - 1,17 0,00 3,00

VerlaufsgestaltungundManagementderAktivität 1,00 1,42 0,33 3,00

GesamtbildderEffekte 0,67 1,42 0,00 3,00

ErfassungvonBekanntheitundAkzeptanz 0,00 1,47 0,00 3,00

ErfassungvonWirkungen 0,00 1,20 0,00 3,00Wirkungsnachweis 0,50 1,26 0,00 3,00ErfassungderNutzerderAktivität 1,67 1,51 0,00 2,67ErfolgskontrolleundEvaluation 0,50 1,20 0,00 2,67Qualitätsentwicklung 1,00 1,63 0,00 3,00

Tab. 4: Rückmeldung von Begutachtungsergebnissen des eigenen Projektes und der Vergleichswerte zu allen Projekten (Haupt- und Teildimensionen)

Entwicklungskontext

QIPwurdeunterBerücksichtigungwissenschaftlicherundpraktischerKenntnisseentwickelt.DabeiflossenauchinternationaleEmpfehlungenundInstrumentewiezumBeispielquint-essenz(siehehierzuSteckbriefE quint-essenz,S.53ff.)indasVerfahrenein(Klicheetal.2007).ImRahmenvonmehrerenFeldtestswurdendieElementevonQIPmehrfacherprobtunderfüllendiewissenschaftlichenGütekriterienObjektivität,ReliabilitätundValidität(Töppich&Lehmann2009).

QIPerhebtdieKonzept-,Struktur-,Prozess-undErgeb-nisqualität.DochbleibtQIPnichtbeiderMessungdie-serQualitätsdimensionen,sondernermöglichtebenfallseinenVergleichzwischenverschiedenenAngeboten

(Töppich&Lehmann2009).Dashierzugrundeliegen-deBenchmarking-VerfahrengehtaufdiegewerblicheWirtschaftzurückundistmittlerweile–wiezumBei-spielauchbeimGood-Practice-Ansatz(siehehierzu:SteckbriefEGood-Practice-Kriterien,S.35ff.)–indenBereichenPräventionundGesundheitsförderungwie-derzufinden.

Steckbriefe der Qualitätsinstrumente

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung48

LIGA.NRW

Zielgruppe

QIPrichtetsichanPraktikerinnenundPraktiker,diekon-kreteAngeboteimBereichPräventionundGesundheits-förderungbereithalten.Esgehtnichtdarum,Einrich-tungenhinsichtlichihrerStrukturenundArbeitsweiseninsgesamtzubeurteilen,sondernumeineQualitätsbeur-teilungkonkreterAktivitäten.

Voraussetzungen für die Anwendung

UmdenDokumentationsbogenvonQIPausfüllenzukönnen,solltenSiesichmitdemAngebotoderProjektgutauskennenundauchmitEinzelheitenvertrautsein.DasAusfüllendesBogenskannsehraufwändigsein.DasBeurteilungsverfahrenistkostenpflichtig(jenachKomplexitätsgradderAktivität,desProjektesoderPro-grammszwischen300und1.200€).

Chancen

WasSiedurchdasexterneBeurteilungsverfahrenvonQIPgewinnenkönnen:

● EswerdenStärkenundVerbesserungspotenzialvonStrukturen,ProzessenundErgebnissendurchexterneGutachterundGutachterinnenbenannt.

● SieerhaltenEinschätzungeninBezugaufdiewahr-scheinlicheWirksamkeitvonInterventionen.

● SiekönnenIhreeigeneArbeitimVergleichzuAnderenbessereinschätzen.

● SieerhaltenpraktischeHinweise,wieSiedieQualitätIhresAngebotsverbessernkönnenunddamitvielleichtauchAnsatzpunkte,umineinenkomplexerenQuali-tätsentwicklungsprozesseinzutreten.

Hauptdimensionen

0,00

0,50

1,00

1,50

2,00

2,50

3,00

3,50

Kon

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qualitä

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Ihr Projekt

Alle Projekte

Schlechtestes Projekt

BestesProjekt

Abb. 12: Grafische Darstellung der Rückmeldung zu den einzelnen Projekten (Hauptdimensionen)

● BeiGeldgebern/GeldgeberinnenstößteineexterneBeurteilungauferhöhteAkzeptanz.

● SieselbsthabensichwährenddesAusfüllensdesFragebogenssowieimZusammenhangmitderRück-meldungvertiefendmitQualitätsansprüchenausein-andergesetztundkönnenbesserargumentieren– z.B.gegenüberKooperationspartnern,derZielgruppeoderGeldgebern.

Vorteile und Stärken

DieexterneBeurteilungdurchgeschulteundimPraxis-felderfahreneGutachterinnenundGutachterhatzurFolge,dass

● SiefachlichfundierteundgleichzeitigpraxisnaheRückmeldungenzuIhremAngeboterhalten,

● IhrAngebotobjektivbetrachtetwird.EineBeeinflus-sungdurchsubjektiveMeinungenundEinschätzungenentfälltdurchdenexternenBlickaufdasProjekt.

● SieaufgrundderstriktenVertraulichkeitinBezugaufdieDatenselbstentscheidenkönnen,werEinblickeindieErgebnisseerhält.

DeraufwissenschaftlichenundpraktischenErkenntnis-senbasierendeDokumentationsbogen

● bildetausSichtvonPraktikernundPraktikerinnenso-wieGutachternundGutachterinnenzentraleAspektevonpräventiverArbeitab,

● kannschoninderPlanungsphaseeingesetztwerdenundrechtzeitigVerbesserungspotenzialaufzeigen,

● liefertevidenzgestützteEinschätzungenhinsichtlichderQualitätIhresAngebots,

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LIGA.NRW

Kliche,Thomas;Töppich,Jürgen;Lehmann,Harald;Koch,Uwe(2007):QIP:ErfahrungenmiteinemgetestetenQualitätsentwicklungsver-fahrenfürGesundheitsförderungundPräventi-on.QualitätsentwicklungsichertdieWirksam-keitundEffizienzpräventiverMaßnahmenundProjekte.In:GesundheitBerlin(Hg.):Dokumen-tation12.bundesweiterKongressArmutundGesundheit.Berlin.

Töppich,Jürgen;Lehmann,Harald(2009):QIP–QualitätinderPrävention:EinVerfahrenzurkontinuierlichenQualitätsverbesserunginderGesundheitsförderungundPrävention.In:Kolip,Petra;Müller,VeronikaE.(Hg.):QualitätvonGesundheitsförderungundPrävention.Bern.HansHuber,223-238.

http://www.uke.de/extern/qip/

Ansprechpartner

BundeszentralefürgesundheitlicheAufklärung JürgenTöppich: [email protected]

● ermöglichtschonwährenddesAusfüllenseinekri-tischeReflexiondereigenenArbeit.

Nachteile und Schwächen

EineexterneBeurteilungmitQIPistfüreinigePraktikerschwierig,weil

● sicheinGefühlvonexternerKontrolleeinstellenkann,

● Kostenzwischen300und1.200€entstehen,

● derstandardisierteDokumentationsbogenderKom-plexitätundBesonderheitdereigenenPraxisnichtge-rechtwird(bzw.soempfundenwird).

Aufwand der Einarbeitung

DerZeitaufwandfürdasAusfüllendesDokumentations-bogenshängtstarkvonderKomplexitätIhresProjektsundvonschonvorliegendenVorarbeitenzumKonzeptundzurUmsetzungab.DieZeitspannederAngebots-beschreibungreichtvoneinerbiszuzehnStunden.DerDurchschnittswertliegtjedochbeizweiStunden,wasverglichenmitanderenQualitätssicherungsverfahreneinenrelativgeringenZeitaufwanddarstellt(Töppich&Lehmann2009).

Kliche,Thomas;Töppich,Jürgen;Kawski,Ste-phan;Koch,Uwe;Lehmann,Harald(2004):DieBeurteilungderStruktur-,Konzept-undProzess- qualitätvonPräventionundGesundheitsförde-rung.AnforderungenundLösungen.Bundesge-sundheitsblatt-Gesundheitsforschung–Ge-sundheitsschutz,47,125-132.

Steckbriefe der Qualitätsinstrumente

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung50

LIGA.NRW

DievorgegebenenSchrittesinddabeinichtzwingendindieserReihenfolgeeinzuhalten,sondernalsOrien-tierungsrahmenzuverstehen.Soistesmöglich,dassSieeinigeSchrittezurückgehenundbeispielsweiseeineÜberarbeitungderzuvorformuliertenQualitätskrite-rienvornehmenmüssen.NacheinergewissenZeitwirdschließlichüberprüft,inwieweitdieerarbeitetenVor-schlägeimArbeitsalltagumgesetztwerdenkonntenundwelcheThemen(erneut)indenKreislaufeinfließensol-len.AufdieseWeiseleistendieQualitätszirkelinsbeson-dereeinenBeitragzurProzessqualität.

Entwicklungskontext

DasVerfahrenderZirkelarbeitwirdbereitsseitden1960erJahrenimindustriellenBereichangewandt.HiergehtesimSinnederOrganisationsentwicklungvorder-gründigdarum,betrieblicheProblemezulösenundPro-zessezuoptimieren.

ImGesundheitssektorverbreitetesichdieseArtdesZirkelverfahrenszunächstimstationärenBereich.ImhausärztlichenBereichwurdeinden1990erJahreneineveränderteArbeitsweiseerprobt.AufderBasiskonkreterHandlungssituationenwurdenVerbesserungsvorschlägeerarbeitet.DieserfallrekonstruktiveAnsatzkonnte1993inderQualitätsrichtliniederKassenärztlichenBundes-vereinigung(KBV)verankertundeinLeitfaden„ÄrztlicheQualitätszirkel“erstelltwerden.MittlerweilegibtesinderambulantenVersorgungmehrals8.000Qualitätszirkel(KBV2010).

AnknüpfendandieseErfahrungenkonntenQualitätszir-kelschließlichauchfürdieBereichederGesundheits-förderungundPräventionerprobtwerden.ImAuftragderBZgAführtedieProjektgruppeQualitätsförderungderAbteilungMedizinischePsychologiederUniversitätGöttingenvon1999bis2003einModellprojektdurch.EskonntenModeratorinnenundModeratorengeschultundzwölfQualitätszirkelinitiiertsowiewissenschaft-lichbegleitetwerden.EbenfallswurdenMaterialienundMedienalsArbeitshilfenfürQualitätszirkelerstellt(„HandbuchfürModeratorinnenundModeratoren“,BZgA2005a)(Bahrs2009).ZurweiterenVerbreitung

QUiG© – Qualitätszirkel in der Gesund-heitsförderung und Prävention

Beschreibung

WirallehabenVorstellungendarüber,wieunserHan-delnimArbeitsalltagidealerweiseaussehensollte.DieseVorstellungenwerdenjedochhäufignichtkommuniziert,obwohlsiezumTeilalsimpliziteQualitätskriterienoderalsLeitlinienverstandenwerdenkönnen.Mit„Quali-tätszirkelninderGesundheitsförderungundPrävention(QuiG®)“werdendiesebisherunbewusstenLeitlinieninsBewusstseingerücktundkritischbetrachtet.DieZirkelwerdeninAnlehnungandieQualitätszirkeldurchge-führt,diesichauchinderambulantenmedizinischenVersorgungetablierthaben.InFormeinerregelmäßigenGruppendiskussionerhaltenSiedieMöglichkeit,daseigenealltäglicheHandelnimAustauschmitAnderenzudiskutieren,hinsichtlichderQualitätzureflektierenundzubewertensowiekonkreteProblemlösestrategienzuentwickeln.DabeigiltdasMotto:„JedeEinzelneundjederEinzelnerweißviel–gemeinsamvielmehr“(Bahrs2009).

QuiG®wurdenvonderProjektgruppeQualitätsförderungderAbteilungMedizinischePsychologiederUniversitätGöttingenentwickeltundfördernaufBasiseinesinter-disziplinärenErfahrungsaustauschseinenkontinuier-lichenQualitätsentwicklungsprozess.

Insgesamtbeteiligensichungefähr10bis15PersonenauffreiwilligerBasisandenregelmäßigstattfindendenZirkeltreffen.InAbständenvonungefährvierbissechsWochentreffensichdieZirkelteilnehmendenmitdemZiel,LösungsvorschlägefürdenberuflichenAlltagzuerarbeitenundumzusetzen.ImZentrumderDiskussionstehtdieArbeitamkonkretenFall.SieselbstsinddabeiExpertinbzw.ExperteineigenerSacheundhinsicht-lichIhrerErfahrungenundHierarchienmitdenanderenTeilnehmendengleichgestellt.EinespeziellgeschulteModeratorinodereinModeratorunterstütztSiedarin,eingemeinsamfestgelegtesThemasystematischundproblemlöseorientiertzudiskutieren.DieErgebnissederZirkeltreffenwerdeninFormvonProtokollenzusam-mengefasst,umFortschritteundauchZielsetzungennachvollziehbarzumachen.FüreinestrukturierteVor-gehensweisesinddiefolgendenSchrittevorgesehen:

Schlagworte

• regelmäßige moderierte Gruppensitzungen mit ande-ren Gesundheitsförderungspraktikern

• Erfahrungsaustausch• Erarbeitung von Handlungsroutinen und Verbesse-

rungsmöglichkeiten am Fall

1. (Neues)Rahmenthemawählen2. Problemlisteerstellen3. Qualitätskriterienbenennen(Wiewollenwir

dieQualitätbeurteilen?)4. Alltagshandelndokumentieren5. Arbeitsrealitätanalysieren–Fallauswählen

unddiskutieren6. Zielvorstellungenformulieren7. Veränderungenplanenundumsetzen8. MöglicheVeränderungenüberprüfen

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LIGA.NRW

Chancen

WasSiedurchQualitätszirkelgewinnenkönnen:

● IndemSiesichmitHandlungsroutinenauseinander-setzenundihr„gewünschtesHandeln“dem„tatsäch-lichen“gegenüberstellen,könnenSieDiskrepanzenerkennenundwerdenfürStärkenundSchwächenIhrerArbeitsensibilisiert.

● BisherimplizitverfolgteLeitlinienwerdenexpliziert;dieskannzueinergrößerenHandlungssicherheitfüh-ren.

● ImAustauschmitAnderenwerdenSieaufguteBei-spieleaufmerksam,erhaltenneueImpulseundkön-nendavonimeigenenArbeitsalltagprofitieren.

● AufderBasisgemeinsamerarbeiteterundumsetz-barerHandlungsorientierungenkönnenSieArbeitspro-zesseoptimieren.

● DurchdenRückhaltderTeilnehmendenimQualitäts-zirkelkönnenSieemotionaleEntlastungerfahren.

● SelbstvergewisserungunderfahreneBestärkung,AnregungenvonanderenTeilnehmendensowieer-leichterteKooperationenführenzueffektivererArbeitundwirkenRessourcensparend(Zeit,Kraft).

● Institutions-undberufsübergreifendeQualitätszirkelförderndieübergreifendeZusammenarbeitsowiedenInformationsfluss.

Vorteile und Stärken

SiearbeitenimQualitätszirkelankonkretenFällen.DieshatzurFolge,dass

● diediskutiertenThemenundentwickeltenLösungs-strategienpraxisnahsowieumsetzbarsind,

● diebereitsinderAlltagspraxiserprobteninnovativenHandlungsweisensichtbarwerdenundweitergegebenwerdenkönnen,

● Siesichnichtmit„vonoben“vorgebendenThemenauseinandersetzen,sondernselbstentscheiden,wel-cheAspektefürIhrAlltagshandelnrelevantsind,

● SiealsExperteoderExpertinineigenerSachedenanderenTeilnehmendengegenübergleichgestelltsind.

DieArbeitinFormeinerGruppendiskussionführtdazu,dassSie

● EinblickeinandereArbeitsweltenerhaltenundderBlickaufdieeigeneArbeiterweitertwird;diesfördertdenAbbauvonVorurteilenundKonkurrenzverhalten.

● vonundmitanderenlernen.OftmalsgehteinsolcherGruppenlernprozessmitSpaßunderhöhterKreativitäteinher.

desAnsatzesbietetdieGesellschaftzurFörderungMedizinischerKommunikatione.V.inKooperationmitderBZgAsowiedemBildungswerkVerd.DiSchulungenzurModeratorinbzw.zumModeratoran(siehehierzu:VoraussetzungenfürdieAnwendung).

QuiG®knüpfenandenRessourcenderTeilnehmendenan.Sie orientierensichamAnsatzderSalutogeneseundunterstützendieTeilnehmenden,ihreArbeitalssinnvoll,verstehbarundhandhabbarzubegreifen(BZgA2005a).

Zielgruppe

GrundsätzlichsindQualitätszirkelinjedemArbeitsfeldderGesundheitsförderungumsetzbarundkönnenmitPraktikerinnenundPraktikern,aberauchmitTrägerinsti-tutionenoderForschendendurchgeführtwerden.

Voraussetzungen für die Anwendung

WennSieQualitätszirkelalsInstrumentderQualitäts-entwicklungnutzenmöchten,isteszunächstnotwen-dig,eineGruppeInteressierterfürIhrVorhabenzugewinnen.Weiterhinisteserforderlich,diebeteiligtenInstitutionenvondemAnsatzzuüberzeugenundeinegeschulteModeratorinodereinengeschultenModera-torzufindenbzw.sichselbstausbildenzulassen.FürdieArbeitdesModeratorsbzw.derModeratorinmüs-senSiedieKosteneinkalkulieren.Ineinem1½-tägigenEinführungsseminarundggf.ineinemdaraufaufbauen-denpraxisbegleitendenLehrgangkönnenSiesichbeiderGesellschaftzurFörderungMedizinischerKommu-nikatione.V.alsModeratorinoderModeratorausbildenundzertifizierenlassen.DieKostenfürdasEinführungs-seminarbetragen180€,dervertiefendeLehrgangmitmehrerenTerminenüber1½Jahrekostet900€(Standjeweils:Juni2011).WeitereInformationenzudenSchu-lungenfindenSieunterwww.gemeko.de.

AlsTeilnehmendesindSieimQualitätszirkelgefordert,EinblickeinIhrtäglichesRoutinehandelnzugeben.DiessetzteineOffenheitgegenüberdenanderenTeilneh-mendensowiedieFähigkeitzur(Selbst-)Kritikvoraus.UmdiehierfürnotwendigeVertrauensbasisimZirkelzufördern,istsowohleinekontinuierlichealsauchverbind-licheTeilnahmevorgesehen.AndersalsSieesmögli-cherweisevonArbeitsgruppentreffenkennen,könnenSiesichimlaufendenKreislaufnichtdurchKolleginnenoderKollegenvertretenlassen.DieVertraulichkeitwirddarüberhinausdurchweitereRegelnderZusammenar-beitunterstützt.

Steckbriefe der Qualitätsinstrumente

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung52

LIGA.NRW

erforderlichsind,müssenauchimArbeitsalltagVorberei-tungenfürdieZirkeltreffengetroffenwerden.Sobildenz.B.BeobachtungsprotokolleoderVideoaufnahmendieBasisfürdieGruppendiskussion.DarüberhinaussindSiegefordert,dieerarbeitenHandlungsempfehlungenimArbeitsalltagumzusetzen.

AlsInitiatoroderInitiatorineinesQualitätszirkelssindzusätzlichevorbereitendeundkoordinierendeTätig-keitenoderggf.eineSchulungzurModerationerforder-lich(siehehierzu:VoraussetzungenfürdieAnwendung).

Bahrs,Ottomar(2009):QualitätszirkelalsIn-strumentderQualitätsentwicklung.In:Kolip,Pe-tra;Müller,VeronikaE.(Hg.):QualitätvonGe-sundheitsförderungundPrävention.Bern:HansHuber,201-221.

BZgA–BundeszentralefürgesundheitlicheAuf-klärung(Hg.)(2005a):QualitätszirkelinderGe-sundheitsförderungundPrävention.HandbuchfürModeratorinnenundModeratoren.Köln:BZgA.

BZgA–BundeszentralefürgesundheitlicheAuf-klärung(Hg.)(2005b):QualitätszirkelinderGe-sundheitsförderungundPrävention.ForschungundPraxisinderGesundheitsförderung,Band26.Köln:BZgA.

http://www.gemeko.de

Ansprechpartner

GesellschaftzurFörderungmedizinischerKommunika-tione.V. OttomarBahrs:[email protected]

● sichmitanderenTeilnehmendenabstimmenundge-meinsameZielesetzen.DieserhöhtdieVerbindlich-keithinsichtlichderUmsetzung.

DerEinsatzvonQualitätszirkelnkannflexibelgehand-habtwerden.Qualitätszirkelkönnen

● berufs-undinstitutionsübergreifend,aberauchinstitu-tionsinterneingesetztwerden,

● gutmitanderenInstrumentenderQualitätsentwick-lungkombiniertwerden.Sokönnenz.B.externeBeurteilungendurchQIP(siehehierzu:SteckbriefE QIP-QualitätinderPrävention,S.46ff.)thematisiertoderQualitätskriterienvonquint-essenz(siehehierzu:SteckbriefEquint-essenz,S.53ff.)hinzugezogenwerden.

Nachteile und Schwächen

DerkontinuierlicheQualitätsentwicklungsprozesserfor-dertregelmäßigeGruppentreffen,die

● möglicherweiseaufgrundunterschiedlicherArbeits-zeitenschwerzukoordinierensind,

● voneinerqualifiziertenModeratorinbzw.einemqualifi-ziertenModeratorgeleitetwerdenmüssen.DieQualifi-kationistkosten-undzeitaufwändig(sieheoben),

● dieeinepersönlicheMitarbeiterfordern(keinVertre-tungsprinzip),

● einegewisseDisziplinhinsichtlichDokumentation,FallarbeitsowiederUmsetzungvonErgebnissener-fordern,

● imFallevonKonkurrenzdenkenundSkepsisgegen-überAnderennegativbeeinflusstwerdenkönnen.DieskanndieWirksamkeitoderaberdieUmsetzungvonQualitätszirkelnbeeinträchtigen.

Aufwand der Einarbeitung

AlsTeilnehmendeerwartetSieeinArbeitszyklusvonungefähr1½JahrenmitregelmäßigenTerminenimAbstandvonvierbissechsWochen.DieeinzelnenTreffendauernjeweilszweibisdreiStunden.DafürdieArbeitamFallEinblickeindasberuflicheHandeln

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LIGA.NRW

abstraktformuliert,sondernmitkonkretenIndikatorensowieinhaltlichenErläuterungenhinterlegtsind.Zahl-reicheInstrumentewiepraktischeVorlagenoderCheck-listenunterstützendieUmsetzungderQualitätskriterienindenProjekten.

DasHerzstückvonquint-essenzbilden24Qualitätskri-terien,dieindiesechsHauptdimensionenGesundheits-förderung,Projektbegründung,Projektplanung,Projekt-organisation,ProjektsteuerungundWirkungenunterteiltsind(sieheAbb.13).InhaltlichkonkretisiertwerdensiedurchspezifischeIndikatoren.AnhandeinerKriterienli-stekönnenSieIhrProjektinallenPhasensystematischbewertenundeinprojektspezifisches„Qualitätspro-fil“erstellen.ZurbesserenOrientierungwirdzusätzlichaufgezeigt,welcheKriterieninwelcherProjektphaserelevantsind.Siekönnenz.B.überprüfen,inwieweitdieGrundprinzipienderGesundheitsförderungwieChancengleichheitundEmpowermentinIhremProjektberücksichtigtsindoderbeurteilen,obIhrProjektange-messenvernetztist.Daserstellte„Qualitätsprofil“ver-deutlichtsowohlStärkenalsauchVerbesserungspoten-zialeIhresProjekts(sieheAbb.14).

DiesechsHauptdimensionenziehensichsystematischdurchdasgesamteAngebot.SofindetsichdieseEintei-lungauchimBereich„Themen“wieder,woSieerläu-terndzudenKriterienvertiefendeInformationensowiepraktischeTippsheranziehenkönnen.DarüberhinausgibtesQuerverweisezuweiterführendenLinkssowiezupraxistauglichenArbeitshilfen.AnhandvonChecklistenkönnenSiezumBeispielreflektieren:

Quint-essenz

Beschreibung

Quint-essenzisteinumfassendesQualitätssystemderStiftungGesundheitsförderungSchweiz,einemitderBZgAvergleichbareInstitution,dieinderSchweizaufnationalerEbeneu.a.fürdieEntwicklungvonAngebo-tenderGesundheitsförderungzuständigist.BereitsseitzehnJahrenpräsentiertsichquint-essenzalsQuali-tätsangebotfürProjektederGesundheitsförderungundPräventionkostenfreiundinvierverschiedenSprachen(deutsch,englisch,französisch,italienisch)aufderInter-netseitewww.quint-essenz.ch.AufdieserSeitefindenSieumfassendeInformationensowiepraktischeArbeits-hilfenfürdieBereicheQualitätsentwicklungundPro-jektmanagement.Quint-essenzverbindetsystematischdasProjektmanagementmitQualitätskriterien,dienicht

Schlagworte

• Umfassendes Qualitätsentwicklungssystem mit zahl-reichen, auch einzelnen zu nutzenden Checklisten und Instrumenten

• internetbasiert • Verbindung von Projektmanagement mit Qualitäts-

entwicklung • für Fortgeschrittene Online-Tool für Projektmanage-

ment verfügbar

1. Gesundheitsförderung1.1 Chanchengleichheit1.2 Empowerment1.3 Settingansatz1.4 Partizipation

2. Projektbegründung2.1 Bedarf2.2 Bedürfnisse2.3 Einbettung2.4 Rahmenbedingungen2.5 Lernen

3. Projektbegründung3.1 Zielsetzung3.2 Vorgehensweise3.3 Etappierung3.4 Ressoucen

4. Projektorganisation4.1 Projektstruktur4.2 Qualifikation4.3 Vernetzung

5. Projektsteuerung5.1 Controling5.2 Evaluation5.3 Dokumentation5.4 Kommunikation5.5 Motivation

6. Wirkungen6.1 Zielerreichung6.2 Nachhaltigkeit6.3 Valorisierung

Abb. 13: Qualitätskriterien quint-essenz (Quelle: www.quint-essenz.ch)

Steckbriefe der Qualitätsinstrumente

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung54

LIGA.NRW

Abb. 14: Bewertungsprofil quint-essenz (Ausschnitt) (Quelle: www.quint-essenz.ch)

www.quint-essenz.ch, ein Angebot von Gesundheitsförderung Schweiz Qualitätskriterien, Version 5.0, 30.11.2007 9/10

Bewertungsprofil Bewertungszeitpunkt: ❏ Grobplanung ❏ Feinplanung ❏ Durchführung ❏ Abschluss

Relevanz Bewertung

zur Zeit nicht relevant -- - + ++

1. Konzepte der Gesundheitsförderung

1.1 Gesundheitliche Chancengleichheit (Chancengleicheit) 1.2 Ressourcenorientierung (Salutogenese) und Empowerment

(Empowerment)

1.3 Setting bezogene Interventionen (Settingansatz) 1.4 Partizipation der Akteure des Settings (Partizipation)

2. Projektbegründung

2.1 Bedarfsnachweis des Projekts (Bedarf) 2.2 Bedürfnisse der Ziel- und Anspruchsgruppen (Bedürfnisse) 2.3 Einbettung des Projekts in übergeordnete Strategien (Einbettung) 2.4 Rahmenbedingungen und Projektumfeld (Rahmenbedingungen) 2.5 Lernen aus anderen Projekten (Lernen)

3. Projektplanung

3.1 Zielsetzung des Projekts (Zielsetzung) 3.2 Begründung der Vorgehensweise (Vorgehensweise) 3.3 Zeitliche Gliederung des Projekts (Etappierung) 3.4 Sicherung der Ressourcen (Ressourcen)

4. Projektorganisation

4.1 Adäquate Projektstruktur (Projektstruktur) 4.2 Qualifikationen und Anforderungen (Qualifikationen) 4.3 Zielgerichtete Vernetzung (Vernetzung)

5. Projektsteuerung

5.1 Projektcontrolling (Controlling) 5.2 Formative und summative Evaluation (Evaluation) 5.3 Dokumentation des Projekts (Dokumentation) 5.4 Kommunikation in der Projektorganisation (Kommunikation) 5.5 Motivation und Zufriedenheit der Akteure (Motivation)

6. Ergebnisse und Wirkungen

6.1 Projektzielerreichung (Zielerreichung) 6.2 Nachhaltigkeit der Veränderungen (Nachhaltigkeit) 6.3 Information und Valorisierung (Valorisierung)

● inwieweitSiedieBedarfs-undBedürfnissituationan-gemessenanalysierthaben(ChecklisteAssessment)

● obSierelevanteAspektefürdieKostenplanungbe-rücksichtigthaben(ChecklisteBudget)

● undinwieweitSiedieMigrations-undauchGen-derperspektiveinIhrePlanungeinbezogenhaben(ChecklisteMigration&ChecklisteGender,sieheAbb.15)

Siekönnenquint-essenzmitunterschiedlicherInten-sitätnutzen.Zum„Reinschnuppern“eignensichdieChecklistenoderdieArbeitshilfen,z.B.TabellenzurProjektplanung,-steuerungund-evaluation,dieaufderInternetseiteeingestelltsind.DieseVorlagenkönnenalsWord-oderPowerpointDateienheruntergeladen,individuellangepasstundmiteigenenProjektinhaltengefülltwerden.DiePlanungstabellehilftIhnenbeispiels-weise,ZielevonMaßnahmenzutrennen(zurUnter-scheidungvonZielenundMaßnahmensieheauchdasEGoalAttainmentScalingS.32ff.)sowieIndika-torenundSollwertefürdieZielerreichungfestzulegen.Siekönnenaberauchtiefereinsteigenundsichz.B.mitdenverschiedenenZielebenenanhanddesErgeb-nismodellsbefassen(Ackermannetal.2005).DieseMaterialiensindkostenloszugänglich.FortgeschritteneAnwenderundAnwenderinnenkönnensichkostenfreifürdieNutzungdesintegriertenProjektmanagement-Toolsregistrieren.DieEinarbeitungindiesesSystem

istzwarmitetwasAufwandverbunden,lohntsichaber,wennSiemehrereProjektezurGesundheitsförderungdurchführen.DasProjektmanagement-ToolbietetdieMöglichkeit,gemeinsammitanderenProjektmitarbeiten-denProjekteonlinezuplanen,zusteuern,zuevaluierenundzuverwalten.

Neuerdingsverfügtquint-essenzzusätzlichübereineAustausch-Plattform.Indersogenannten„Community“ könnensichFachpersonenundOrganisationenmitihremProfilöffentlichsichtbarmachen,ihreProjekteveröffentlichenundsichmitanderenFachpersonenundOrganisationeninFachgruppenzuselbstgewähltenThemenaustauschen.

InsgesamtbetrachtetermöglichtdieInternetseitedurchdensystematischenAufbausowiedurchdiejeweiligenQuerverweisezwischenQualitätskriterien,InformationenundInstrumenteneineengeVerzahnungvonQualitäts-entwicklungundProjektmanagement.SiestelltdaswohlumfassendsteQualitätssystemimBereichderGesund-heitsförderungundPräventiondar,wobeidieNutzendenselbstentscheidenkönnen,inwelchemUmfangsieindasSystemeinsteigen.

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LIGA.NRW

Abb. 15: Prüffragen der Gender-Checkliste (Ausschnitt) (Quelle: www.quint-essenz.ch)

www.quint-essenz.ch, ein Angebot von Gesundheitsförderung Schweiz Checkliste zur Genderperspektive, Version 1.0, 03.02.2006 1/2

Checkliste zur Genderperspektive

Funktion Diese Checkliste zur Genderperspektive, die sich an der Qualitätskriterienliste für Projekte orientiert, gibt Ihnen die Möglichkeit, den Grad Ihrer Gendersensibilität zu überprüfen. Gleichzeitig gibt Sie Ih-nen Anregungen, in welchen Bereichen Sie Ihre Arbeit geschlechtergerecht gestalten können. Wenn Sie die Bewertung periodisch wiederholen, in Bezug auf die vorhandenen Verbesserungspotenziale Qualitätsziele setzen und entsprechende Massnahmen ergreifen, können Sie Ihre Fortschritte in Bezug auf Ihre Genderkompetenz systematisch entwickeln, überprüfen und dokumentieren.

Prüffragen

ja nein

1. Konzepte der Gesundheitsförderung

1.1 Gesundheitliche Chancengleichheit: Fördert die geplante Intervention die gesundheitliche Chancengleichheit von Mädchen/Frauen und Jungen/Männer?

1.4 Partizipation der Akteure des Settings: Partizipieren männliche und weibliche Vertreter/-innen der Zielgruppe(n) am Projekt?

2. Projektbegründung

2.1 Bedarfsnachweis des Projekts: Sind unterschiedliche Zugänge von weiblichen und männlichen Vertretern der Zielgruppe(n) zum Thema recherchiert und dokumentiert?

2.2 Bedürfnisse der Ziel- und Anspruchsgruppen: Werden bei der Umsetzung von Massnahmen jun-gen-/männerspezifische und mädchen/frauenspezifische Anliegen gleichermassen berücksich-tigt?

2.5 Lernen aus anderen Projekten: Haben Sie geschlechterbezogene Qualitätsziele für Ihr Projekt formuliert?

3. Projektplanung

3.2 Begründung der Vorgehensweise: Ist bei der Planung der Vorgehensweise geprüft worden, ob und wann geschlechtsspezifische Interventionsmethoden erforderlich sind?

4. Projektorganisation

4.1 Adäquate Projektstruktur: Sind Frauen und Männer in der Projektorganisation (Projektteam, Be-gleitgremien) angemessen vertreten?

4.2 Qualifikationen und Anforderungen: Werden, wenn nötig, Massnahmen ergriffen, um die den „männlichen“ und „weiblichen“ Blick auf das Thema sicherzustellen?

5. Projektsteuerung

5.2 Formative Evaluation: Werden Zugänge, Erfolgs- und Abbruchquoten sowie die Nachhaltigkeit von einzelnen Massnahmen geschlechterdifferenziert erfasst und werden die Ergebnisse für die Projektsteuerung genutzt?

5.4 Motivation und Zufriedenheit der Akteure: Wird das Geschlechterverhältnis im Projektteam und seine Auswirkungen auf die Projektarbeit periodisch reflektiert und besprochen?

Entwicklungskontext

Vorüber15Jahrenwurdequint-essenzinengerZusammenarbeitzwischenPraxisundTheorieineinemModellprojektvomInstitutfürSozial-undPräventiv-medizinderUniversitätZürichimAuftragdesBundes-amtesfürGesundheitentwickelt.Seit2001befindetsichdasSysteminTrägerschaftvonGesundheitsförderungSchweiz,hierwirdeskontinuierlichaktualisiertundwei-terentwickelt.

AlsumfassendesQualitätssystemknüpftquint-essenzandiePrinzipiendesTotal-QualityManagement(TQM)(sieheS.14)an.DiesemAnsatzentsprechendwirdmitquint-essenzalslängerfristigeVisiondieEtablie-rungeinergemeinsamenQualitätskulturinderGesund-heitsförderungundPräventionangestrebt.EinesolcheKulturwirdgelebt,wennsichProjektverantwortlicheaufallenEbenenaufdenWegzur„BestPractice“machen(Ackermannetal.2009).DamitaucheininternerVer-gleichmöglichist,solltenalleProjekteinnerhalbeinesProgrammsdiegleichesystematischeVorgehensweisenutzen(Studer&Ackermann2009).ImSinnedesPublicHealthActionCycle(sieheS.15)erfolgtdieseArbeitineinemkontinuierlichenVerbesserungsprozess.DurchdiesystematischeReflexionanhandderQualitätskrite-rienkönnenStärkenundVerbesserungspotenzialeeinesProjektsidentifiziertundVerbesserungsmaßnahmenumgesetztwerdenDieErfahrungenfließenerneutindenKreislaufein.

Zielgruppe

EntsprechendderVisioneinergemeinsamenQualitäts-kulturkannquint-essenzaufallenEbenenderPro-jektarbeitgenutztwerden.SowohlProjektleitendealsauchMitarbeitendekönnenquint-essenzzursystema-

tischenPlanung,UmsetzungundBewertungihrerPro-jekteanwenden.DarüberhinauskönnenAuftrag-undGeldgeberaufBasisvonquint-essenzprojektbezogeneEntscheidungenfundiertbegründen(Ackermannetal.2009).InderletztenZeittretenmehrundmehrEnt-scheidungsträgeralsZielgruppevonquint-essenzindenVordergrund.DieEtablierungeinerQualitätskulturmussaufderEbenedergesamtenOrganisationebensoansetzenwieineinzelnenProjekten.IndiesemZusam-menhangwurdenzweineueInstrumenteentwickelt,jeeinBewertungsrasterfürTrägerorganisationenundfürFinanzgeberinnenbzw.Finanzgeber.

Voraussetzungen für die Anwendung

WennSiesichindasSystemeinarbeiten,solltenSiemotiviertsein,sichaufeinesystematischeundstruktu-rierteVorgehensweiseeinzulassen.NichtnurdieGrund-sätzevonGesundheitsförderungundPräventionsowiediekontinuierlicheQualitätsentwicklungsindkennzeich-nendfürquint-essenz,auchdiewesentlichenGrundla-gensystematischenProjektmanagementssindindasSystemintegriert.DiesbringtAnregungenzurstruktu-riertenundschrittweisenPlanungfürallePhasendesProjektsmitsich.

NochwichtigeristallerdingsdieBereitschaft,dieeigeneArbeitkontinuierlichkritischzureflektieren.Diegemein-samesystematischeReflexionistderGrundpfeilerdesgesamtenQualitätssystems,derreflektierteUmgangmitInterventioneneinewichtigeVoraussetzungfürdieanspruchsvolleArbeitinkomplexensozialenSystemen.BesondersgewinnbringendistdieserArbeitsprozess,wennergemeinsamimTeamdurchgeführtwird.

WennSieIhreProjektegemeinsamonlineverwaltenmöchten,isteshilfreich,sichimVorhineinzuüberle-

Steckbriefe der Qualitätsinstrumente

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung56

LIGA.NRW

● könnenbeiderNutzungdesOnline-ToolsalleMitar-beiterundMitarbeiterinnengleichzeitigsowievonun-terschiedlichenOrtenausandemProjektarbeiten.

Quint-essenzisteinumfassendes,aberauchflexiblesSystem,das

● allePhasenderProjektarbeitberücksichtigt,

● einenEinsatzschoninderfrühenPlanungsphaseer-möglicht,wennProjektideenskizziertwerden,

● sowohlumfassendalsauchpunktuellgenutztwerdenkann,

● praktischeTipps,methodischeVorgehensweisenso-wieInformationenaufzeigt,diedasErfüllenderQuali-tätskriterienerleichtern,

● konkreteVorlagenzumHerunterladenanbietet,diein-dividuellangepasstwerdenkönnen,

● ausführlicheAnleitungenfürdieNutzungderInstru-mentebereithält,

● wieeinNachschlagewerkgenutztwerdenkann,

● durchQuerverweiseeineengeVerknüpfungallerEle-menteermöglicht.

Nachteile und Schwächen

DieKomplexitätvonquint-essenzkanndazuführen,dass

● EinsteigerinnenundEinsteigerzunächstmitderFül-lederMaterialienundInformationenüberfordertseinkönnen,

● sichderAufbausowiedieinnerenQuerverbindungenderWebsitenichtdirekterschließen,

● eszuBeginnschwerfällt,PrioritätenfürdieeigeneArbeitzusetzen.

Quint-essenzisteininderSchweizentwickeltesSystem,sodass

● einigeWörter,wie„allfällig“,„lancieren“oder„Etappie-rung“möglicherweisenichtbekanntsind.(Eine„Über-setzungshilfe“wirdimRahmendesProjekts„quint-essenzinDeutschland“angebotenundistunterwww.quint-essenz-info.dezufinden.)

Aufwand der Einarbeitung

JenachdemwieumfassendSiemitquint-essenzarbeitenmöchten,benötigenSieunterschiedlichvielZeit.WennSiequint-essenzsystematischvonderPro-jektplanungbiszurEvaluationundauchkontinuierlichimProjektteamanwendenmöchten,müssenSiezumindestinderEinarbeitungsphaseausreichendZeiteinplanen.DieTeilnahmeanEinführungsveranstaltungenem-

gen,werwelcheNutzungsrechteerhaltensoll.Gemein-samsolltenSieeineinheitlichesVorgehenwählenundsichüberdiejeweiligenRollenundAufgabenbeiderNutzungdesProjektmanagement-ToolsimKlarensein(Ackermannetal.,2009)

Chancen

WasSiedurchdieArbeitmitquint-essenzgewinnenkönnen:

● quint-essenzfördertsowohleine„gemeinsameSpra-che“alsaucheinegemeinsameVorgehensweiseimTeam.

● DieeinheitlicheVorgehensweise,dieNutzungvonIn-strumentensowiederAustauschimTeamförderndieTransparenzderProjektarbeit.

● AufgrundderkontinuierlichenReflexionkönnenSieVerbesserungspotenzialerechtzeitigerkennenundPrioritäteninihrerArbeitsetzen.

● Ressourcenkönneneingespartwerden,indemz.B.RollenundZuständigkeitenvonBeginnangeklärtoderdurchdieReflexionsarbeitenNotwendigesvon„Illusorischem“abgegrenztwird.

● DurchdiekritischeAuseinandersetzungmitIhremPro-jektsindSiegutvorbereitetaufprojektbezogeneDis-kussionenundVerhandlungenundverfügenübereineguteArgumentations-undVerhandlungsbasis.

● quint-essenzkannauchals„Gedächtnisstütze“ver-standenwerden.SohelfenKriterien,VorlagenundChecklisten,relevanteAspektenichtausdenAugenzuverlieren.

● DiesystematischeNutzungbringtStabilitätundSi-cherheitsowieProfessionalitätinihrProjektteam.

Vorteile und Stärken

Quint-essenzisteininderFachweltgutakzeptiertesInstrumentund

● verfügtüberwissenschaftlichabgesicherteInformati-onen,

● istmiteuropäischenStandardsabgeglichen,

● istauchinternationaleinanerkanntesSystem,

● istkostenfreinutzbar.

Dadurchdassquint-essenzonlineverfügbarist,

● stehtesjederzeitzurVerfügung.

● ermöglichtdasSystemeinenniedrigschwelligenZu-gang,

● sindSieaufgrundständigerAktualisierungenundWei-terentwicklungenimmeraufdemneuestenStand,

● könnenSieüberdieAustauschgruppe„quint-essenzSupport“FragenundUnklarheitendirektklären,

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LIGA.NRW

Ackermann,Günter;Studer,Hubert;Ruckstuhl,Brigitte (2009):Quint-essenz:EinInstrumentzurQualitätsentwicklunginGesundheitsförde-rungundPrävention.In:Kolip,Petra;Müller,VeronikaE.(Hg.):QualitätvonGesundheitsför-derungundPrävention.Bern.HansHuber,137-156.

Studer,Hubert&Ackermann,Günter(2009):quint-essenz–PotenzialeinProjektenerken-nenundnutzen.SuchtMagazin,2009-2,26-30. Onlineverfügbarunter: http://www.quint-essenz.ch/de/files/Studer_Ackermann_Suchtmagazin_2009.pdf

http://www.quint-essenz.chhttp://www.quint-essenz-info.de

Ansprechpartner (Schweiz)

GesundheitsförderungSchweiz GünterAckermann: [email protected]

BürofürQualitätsentwicklung HubertStuder: [email protected]

pfiehltsich,wenndieseverfügbarsind(inderSchweizüberwww.quint-essenz.ch/de).

Vorallemdann,wennSiefürdieVerwaltungdesPro-jektsdieArbeitmitdemProjektmanagement-ToolinBetrachtziehen,könnensolcheSchulungenhilfreichsein.AlternativkannauchdieimInternetzurVerfügungstehendeSchritt-für-Schritt-Anleitunggenutztwerden.

SelbstbeieinerpunktuellenNutzungvonquint-essenzistessinnvoll,sichzunächsteinengrobenÜberblicküberdieverschiedenenKriterien,ThemenundInstru-mentezuverschaffen.

MitrelativgeringemAufwandkönneneinzelneInstru-mente,z.B.VorlagenfürSkizzenundKonzepteundChecklisten,verwendetoderabereinzelneFragenzurGesundheitsförderung,PräventionsowiezurQualitäts-entwicklungundzumProjektmanagementnachgeschla-genwerden.

Ackermann,Günter;Broesskamp-Stone,Ursel;Cloetta,Bernhard;Ruckstuhl,Brigitte;Spencer,Brenda(2005):EinWegweiserzurgutenPraxis.DasErgebnismodellvonGesundheitsförderungSchweiz.In:Focus,MagazinderGesundheits-förderungSchweiz,September2005,14-24.Verfügbarunter:

http://www.quint-essenz.ch/de/files/Focus24_ErgM.pdf

Ackermann,Günter;Studer,Hubert(2006):BessermitMethode.Qualitätsentwicklungmitwww.quint-essenz.ch.In:Focus,MagazinderStiftungGesundheitsförderungSchweiz,März2006,18-21.Verfügbarunter:

http://www.quint-essenz.ch/de/files/Focus26_QualK.pdf

Steckbriefe der Qualitätsinstrumente

Qualitätsinstrumente in Prävention und Gesundheitsförderung58

LIGA.NRW

IndemLeitfadenwirdjederdiesereinzelnenSchrittenähererläutertundenthältInformationenund/oderReflexionsfragenhinsichtlichderUmsetzung.Darüberhinauswirdaufgezeigt,wiedieeinzelnenSchritteinderPraxisaussehenkönnen.

Entwicklungskontext

DerAnsatzwurdespeziellfürdenBereichderSozialenArbeitentwickelt.DenHintergrundhierfürbildetedieNotwendigkeit,ProjektehinsichtlichihrerQualitätundEffizienzzubewerten–eineAnforderung,dieauchbeiProjektenderGesundheitsförderungundPräventiongegebenist.KönigveröffentlichtedenentwickeltenLeit-fadenzurSelbstevaluationbereitsimJahre1997,eineNeuauflageseinesBuches„EinführungindieSelbst-evaluation–EinLeitfadenzurBewertungderPraxisSozialerArbeit“erschien2007.DasichdieserLeitfadenauchgutfürProjektederGesundheitsförderungundPräventioneignet,wurdeerschließlichauchfürdieseBereichevorgestellt(siehehierzu:König2009).

DievorgeschlagenenArbeitsschrittedesLeitfadenssindalskontinuierlicherEntwicklungsprozesszuverstehen,sodassauchhierderPublicHealthActionCycle(sieheS.15)zugrundegelegtwerdenkann.DarüberhinausbeziehtsichKönigaufMethodenausderallgemeinenempirischenSozialforschung.

Zielgruppe

DerLeitfadenrichtetsichanPraktikerinnenundPrakti-ker,dieeinInteressedaranhaben,dieeigenenArbeitenselbstständigzuevaluieren.

Voraussetzungen für die Anwendung

WennSieeineSelbstevaluationanhanddereinzelnenSchrittevornehmenmöchten,sindGrundkenntnissederempirischenSozialforschungnotwendig.

DaderLeitfadenkeinevorgefertigtenMaterialienzurVerfügungstellt,solltenSiemotiviertsein,geeigneteMethodeneigenständigzuentwickeln.AnregungenfürErhebungsinstrumentefindenSieaberim3.TeildesBuchesundauchaufderSeitewww.evaluationstools.de(siehehierzu:SteckbriefEEvaluationstools,S.27ff.).JenachDatenmengekönnenggf.zusätzlichepersonelleRessourcenerforderlichsein.DarüberhinaussolltenSiesichIhrerDoppelrollealsForscherinundPraktikerbewusstseinundsichzusätzlichkritischmitdereigenenArbeitauseinandersetzenkönnen(König2009).Dazu

Selbstevaluation

Beschreibung

MitderSelbstevaluationwerdenausgewählteAspektedeseigenenberuflichenHandelnsundseinerAuswir-kungennachbestimmenKriterienbeschriebenundbewertet(König2009).König(2009)hatsichvorallemimRahmenderSozialenArbeitvertiefendmitdiesemVerfahrenauseinandergesetzt,weilindiesemZusam-menhanghäufigdieFragenachEvaluationundDoku-mentation–auchzurLegitimationgegenüberdenGeldgebern–aufgeworfenwird.ErhateinenLeitfa-denentwickelt,deranhandvonzehnArbeitsschrittenaufzeigt,wiedaseigeneProjektbzw.Angeboteigen-ständigevaluiertwerdenkann.DerLeitfadenistgutaufdieBereichederGesundheitsförderungundPräventionübertragbarundwieeineChecklistezuverstehen.SozeigendieeinzelnenArbeitsschritteauf,welcheAspekteSiewährendderPlanungundDurchführungsowieinderAbschlussphaseeinerEvaluationberücksichtigensollten.WährendSiedieeinzelnenSchrittedurchlau-fen,könnenunterschiedlicheMethodenderempirischenSozialforschungzumEinsatzkommen.Dokumentations-bögendienendereigenenArbeitsbeschreibung,Befra-gungs-undBeobachtungsmethodenderBewertungundMethodenzurKriterienentwicklungsolltensowohlfürdieBeschreibungalsauchfürdieBewertunghinzugezo-genwerden.DerLeitfadenumfasstdiefolgendenzehnArbeitsschritte:

Schlagworte

• Schritt-für-Schritt-Anleitung in Buchform• praxisnahe Beschreibung mit Schwerpunkt Er-

gebnisevaluation zur Bewertung des beruflichen Handelns

1. Schritt:ZielederEvaluationdefinieren2. Schritt:RessourcenundBedingungenklären3. Schritt:Forschungsgegenstandund-fragendefi-

nieren4. Schritt:Operationalisierung5. Schritt:Bewertungskriterienfestlegen6. Schritt:AuswahlderStichprobe7. Schritt:Methodenauswählen8. Schritt:Auswertungsmethodefestlegen9. Schritt:VerwertungderErgebnissediskutieren10. Schritt:Selbstevaluationbewerten

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LIGA.NRW

● aufgrundder„Nähe“zureigenenArbeiteinenMangelanObjektivitätmitsichbringen.

Aufwand der Einarbeitung

DieAuseinandersetzungmitderempirischenSozial-forschung,dieAuswahlundAnpassungvonMetho-densowiedieAuswertungsindnichtzuunterschätzen.Siesolltenhierfürausreichendzeitlicheundggf.auchzusätzlichepersonelleRessourcenoderUnterstützungundBeratung„vonaußen“einplanen.

König,Joachim(2007):EinführungindieSelbst-evaluation.EinLeitfadenzurBewertungderPraxisSozialerArbeit.Freiburg:Lambertus.

König,Joachim(2009):SelbstevaluationinderGesundheitsförderung:PerspektivenundMe-thode.In:Kolip,Petra;Müller,VeronikaE.(Hg.):QualitätvonGesundheitsförderungundPräven-tion.Bern:HansHuber,295-311.

http://www.selbstevaluation.de

Ansprechpartner

EvangelischeFachhochschuleNürnberg/InstitutfürPraxisforschungundEvaluationimkirchlichen,sozialenundBildungsbereich JoachimKönig:[email protected]

werdenimLeitfadenauchKriterienfürdieBewertungdeseigenenEvaluierensvorgeschlagen(Schritt10).

Chancen

WasSiedurchdenLeitfadenzurSelbstevaluationgewinnenkönnen:

● SiekönnendasArbeitsinstrumentwieeineChecklistenutzenundFragenzurPlanungundDurchführungei-nerSelbstevaluationklären.

● InderAnwendungführtderLeitfadenzueinersyste-matischenReflexiondereigenenArbeitsowiezurPro-fessionalitätimArbeitsfeld.

● SiekönnenStärkenundSchwächenIhrerInterventi-onerkennenundineinemkontinuierlichenVerbesse-rungsprozessinnovativeAnpassungenvornehmen.

● InderschrittweisenAuseinandersetzungmitdemLeit-fadenkönnenSieneueKompetenzenimBereichderempirischenSozialforschungerwerben.

Vorteile und Stärken

DerLeitfadengibteinenumfassendenÜberblicküberdieeinzelnenSchrittederSelbstevaluationund

● beinhaltetChecklisten,mitderenHilfeSiedieUmset-zungdereinzelnenArbeitsschrittereflektierenkönnen,

● umfasstTippsundRatschlägefürdiepraktischeUm-setzung,

● zeigtmöglicheSchwierigkeitenundHindernissebeiderDurchführungauf,

● veranschaulichtdiejeweiligenArbeitsschritteanhandvonpraktischenBeispielen,

● enthältim3.TeildesBucheszusätzlichkonkreteAr-beitsmaterialien,diefürdiePlanungundDurchführunggenutztwerdenkönnen.

Nachteile und Schwächen

DerSchritt-für-SchrittLeitfadenistalsOrientierungshilfezuverstehen,sodassSie

● dieMethodenundInstrumenteselbstständigaus-wählenundentwickelnmüssenbzw.dievorgestelltenArbeitsmaterialienanIhreigenesEvaluationsprojektanpassenmüssen,

● dieeinzelnenSchrittemöglicherweisenichtsinnvollinihrerReihenfolgeeinhaltenkönnenundggf.Anpas-sungenvornehmenmüssen.

DieRollealsSelbstevaluierendebzw.alsSelbstevaluie-renderkann

● mitRollenkonflikteneinhergehenundzuVerwirrungenführen,

Steckbriefe der Qualitätsinstrumente

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LIGA.NRW

Ackermann,Günter;Broesskamp-Stone,Ursel;Cloetta,Bern-hard;Ruckstuhl,Brigitte;Spencer,Brenda(2005):EinWegweiserzurgutenPraxis.DasErgebnismodellvonGesundheitsförderungSchweiz.In:Focus,MagazinderGesundheitsförderungSchweiz,September2005,14-24.Verfügbarunter: http://www.quint-essenz.ch/de/files/Focus24_ErgM.pdf

Ackermann,Günter;Studer,Hubert;Ruckstuhl,Brigitte(2009):Quint-essenz:EinInstrumentzurQualitätsentwicklunginGesundheitsförderungundPrävention.In:Kolip,Petra;Mül-ler,VeronikaE.(Hg.)(2009):QualitätvonGesundheitsför-derungundPrävention.Bern:HansHuber,137-156.

Bahrs,Ottomar(2009):QualitätszirkelalsInstrumentderQua-litätsentwicklung.In:Kolip,Petra;Müller,VeronikaE.(Hg.):QualitätvonGesundheitsförderungundPrävention.Bern:HansHuber,201-221.

Bortz,Jürgen;Döring,Nicola(2006):ForschungsmethodenundEvaluationfürHuman-undSozialwissenschaftler.4.über-arbeiteteAuflage.Berlin:Springer.

Broesskamp-Stone,Ursel(2009):Gute,vielversprechende,bestePraxis?DerBest-Practice-RahmenfürGesundheits-förderungundPrävention.In:Kolip,Petra;Müller,Veroni-kaE.(Hg.)(2009):QualitätvonGesundheitsförderungundPrävention.Bern:HansHuber,115-136.

BZgA–BundeszentralefürgesundheitlicheAufklärung(Hg.)(2005a):QualitätszirkelinderGesundheitsförderungundPrävention.HandbuchfürModeratorinnenundModera-toren.Köln:BZgA.

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