EIN LOCH IM WASSER MATERIAL - Theater Münster€¦ · Aus der Begegnung zwischen Publikum,...

15
1 Ein Loch im Wasser Eine Theaterperformance des Instituts für Angewandte Wirklichkeitsverwechslung Koproduktion des Jungen Theaters und dem Performancekollektiv Fetter Fisch für Kinder ab 10 Jahren Theaterpädagogische MATERIALMAPPE 13/14

Transcript of EIN LOCH IM WASSER MATERIAL - Theater Münster€¦ · Aus der Begegnung zwischen Publikum,...

  • 1

    Ein Loch im Wasser

    Eine Theaterperformance des Instituts für Angewandte Wirklichkeitsverwechslung

    Koproduktion des Jungen Theaters und dem Performancekollektiv Fetter Fisch

    für Kinder ab 10 Jahren

    Theaterpädagogische MATERIALMAPPE 13/14

  • 2

    1. Einleitung

    Liebe Pädagogen und Pädagoginnen,

    das Junge Theater und das Performancekollektiv Fetter Fisch gründeten bereits in

    der letzten Spielzeit das Institut für Angewandte Wirklichkeitsverwechslung. Ge-

    meinsam gingen wir auf Forschungsreise durch Münster und sammelten Spuren von

    Spiel und Wirklichkeit. Gibt es Wirklichkeit? Und wenn ja, wie viele? Warum ist deine

    Wirklichkeit eine andere als meine? Ist die Wirklichkeit so wie sie ist oder gestalte

    ich mir meine Wirklichkeit selbst? Was wir entdeckt haben, führen wir in dieser

    Spielzeit zurück ins Theater: Wann beginnt eigentlich für Schauspieler das Spiel? In

    der Garderobe? Auf dem Weg ins Theater? Ist alles, was hier passiert, gespielt? Wann

    weiß man, ob ein Schauspieler wirklich weint oder blutet, und wann tut er nur so als

    ob? Ist das Publikum nur Zuschauer oder spielt es auch eine Rolle? Und ist die Wirk-

    lichkeit nach einem Theaterstück eine andere? Kann das Theater die Wirklichkeit

    verändern? Oder: Können wir jenseits der bekannten Regeln und der festen Erwar-

    tungen ein neues Spiel erfinden, das vielleicht sogar eine Wirklichkeit werden kann?

    In den letzten Wochen war das Institut zudem erneut in verschiedenen Schulklassen

    unterwegs. Hinter verschlossenen Türen wurde mit Schülerinnen und Schülern der

    Klassen 5 bis 7 an einem geheimen Objekt gebaut, das für die Performance benötigt

    wird. Denn bei den Recherchen hat das Institut etwas Außergewöhnliches entdeckt.

    Es hat etwas mit Münster und seiner Architektur zu tun. Die Forscher haben heraus-

    gefunden, dass die ganze Stadt ein großer Körper ist. Während der Probenzeit arbei-

    tete das Team daran, ob und wie viele kleine Körper einen großen Körper verändern

    können.

    Noch eine wichtige Information vorab: Während der Performance wird der Vorstel-

    lungsraum verlassen und das Publikum, zusammen mit den Spielern, gehen hinaus in

    die Stadt. Draußen endet auch die Vorstellung! Also Jacken und Taschen mitnehmen,

    wenn Sie auf direktem Weg zurück zur Schule oder zum Bus gehen möchten!

    Mit herzlichen Grüßen aus dem Theater,

    Anne Verena Freybott & Angelika Schlaghecken

    POST: Junges Theater Münster TELEFON: 0251-5909211

    Neubrückenstraße 63 0251-5909158

    48143 Münster

    EMAIL: [email protected] BESUCHE: Junges Theater Münster

    [email protected] Am Bült 2 / 1. Etage

    48143 Münster

  • 3

    2. Besetzung REGIETEAM Inszenierung Silvia Andringa

    Choreografie Leandro Kees / Daniel Mathéus

    Bühne Kristopher Kempf

    Kostüme Ensemble

    Nadelbau und -halterung Leszek Michalek

    Video und Foto Oliver Berg

    Sounddesign Ralf Haarmann

    Dramaturgie Julia Dina Heße / Heike Kortenkamp

    Künstlerische Forschungen

    und Theaterpädagogik Ensemble / Angelika Schlaghecken

    Idee Einstiche in die Stadt Story Dealer Berlin

    (Hans Geißlinger / Stefanos Pavlakis)

    Technikbeauftragter Nadel Johannes Sundrup

    Subversive Interventionen mit

    Schülern und Schülerinnen Ruppe Kossellek

    Sound-Untersuchungen mit

    Schülern und Schülerinnen Kai Niggemann

    Produktion Performancekollektiv Fetter Fisch

    und Junges Theater Münster

    Produktionsassistenz Martina Bruns, Anna-Lena Hanke

    BESETZUNG mit Jan Sturmius Becker

    Manuel Herwig

    Janna Lena Koch

    Cornelia Kupferschmid �

    3. Personen

    REGISSEURIN Die niederländische Regisseurin und künstlerische Leiterin des Theaterfestivals

    HALBSTARK, Silvia Andringa, lebt und arbeitet in Amsterdam. Sie ist bekannt für ihre

    fantasievollen und berührenden Inszenierungen, die gleichzeitig soziale und gesell-

    schaftliche Fragen stellen.

    Als Gastregisseurin inszeniert sie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an ver-

    schiedenen internationalen Theatern. Sie betreut junge Theaterkünstler und -

    gruppen und unterrichtet Regie und Schauspiel. Seit 2000 beteiligt sie sich aktiv an

    Projekten zur Förderung der künstlerischen Qualität von Kinder- und Jugendtheater.

  • 4

    1999/2000 erhielt Silvia Andringa für die Vorstellung »Medusa« von Bouke Oldenhof,

    den Hans Snoekprijs für die wichtigste Kinder- und Jugendtheaterproduktion der

    Saison. »Medusa« wurde 2001 für den 1000 Watt Preis nominiert. Andringa war Mit-

    begründerin des Theaters Het Laagland in Sittard und hatte von 2000 bis 2007 die

    künstlerische Leitung zusammen mit Inèz Derksen und Bas Zuyderland inne. Als freie

    Regisseurin realisierte sie in den darauffolgenden Jahren Stücke für Kinder, Jugendli-

    che und Erwachsene, darunter auch Figuren- und Klassenzimmertheater. Seit 2004

    ist Silvia Andringa Jurymitglied beim niederländisch-deutschen Kinder- und Jugend-

    theater-Autorenwettbewerb "Kaas & Kappes" in Duisburg. 2010 war sie künstlerische

    Leiterin des ersten HALBSTARK-Festivals in Münster.

    Im Jahr 2012 feierten zwei ihrer Inszenierungen im Theaterhaus Frankfurt Premiere:

    »Stein auf Stein«, das der Geschichte des Hauses und des Jüdischen Viertels nach-

    geht, und »Wilde Schwäne« nach dem Märchen von Hans-Christian Andersen. Im

    selben Jahr inszenierte Andringa das Jugendtheaterstück »Tisha« für das Teatro Ka-

    daKen in Willemstad, Curaçao und die Jubiläumsvorstellung des Puppentheaters

    Gnaffel "Wiite en het wilde paard«. Für Theater im Klassenzimmer schrieb und in-

    szenierte sie das Projekt »Waar rook is, is vuur« (›Wo Rauch ist, ist auch Feuer’).

    Ebenfalls 2012 gründete Andringa die Theatergruppe De Jonge Republiek für interna-

    tionale Theatervorstellungen und Projekte. �

    CHOREOGRAFEN Die Choreografen Leandro Kees und Daniel Mathéus sind beide Teil des Produktions-

    ensembles Performing Group, welches ihren Schwerpunkt auf der Erforschung und

    der Entwicklung neuer Formen von Bühnenwerken legt.

    Diese Kompanie wurde im Jahr 2013 von Leandro Kees und Alexander Thun, in Ko-

    operation mit Julia Mota Carvalho, Daniel Mathéus, Martin Rascher und Marcela Ruiz

    Quintero, gegründet.

    www.performinggroup.com

    PERFORMANCEKOLLEKTIV FETTER FISCH Fetter Fisch ist eine 2006 gegründete freie Gruppe professioneller Theatermacher

    aus Münster und Recklinghausen und entwickelt seitdem erfolgreich eigene Produk-

    tionen. Gemeinsam sind die Schauspielerin Cornelia Kupferschmid, der Schauspieler,

    Tänzer und Musiker Jan Sturmius Becker und die Dramaturgin, Autorin und Kulturpä-

    dagogin Heike Kortenkamp auf einer »theatralen Forschungsreise«. Theater wird als

    ein Ort aufgefasst, an dem das Geschichtenerzählen primär ein körperlich-

    symbolischer Akt ist. Aus der Begegnung zwischen Publikum, Spielern und Material

    entsteht die jeweilige Performance. Aufführungsorte sind nicht nur klassische Büh-

    nenräume, sondern auch Museen, Schulen oder die Straße. Fetter Fisch war bisher in

    Deutschland, Frankreich und Luxemburg tätig.

    www.fetter-fisch.de

  • 5

    4. Performance – was ist das? ERRKLÄRUNG Man findet sehr viele Beschreibungen und Definitionen zu dem Begriff Performance.

    Die einzig Richtige gibt es darunter nicht. Allerdings hat mir die Formulierung von

    Prof. Dr. Wolfgang Sting (Universität Hamburg) am meisten zugesagt. Er charakteri-

    siert Performance im Gegensatz zum traditionellen Theater wie folgt: „Im Mittel-

    punkt steht nicht mehr die Inszenierung einer dramatischen Textvorlage, sondern

    eine durch das Ensemble bestimmte Eigenproduktion mit einer Vielfalt möglicher

    thematischer und ästhetischer Setzungen, oft mit biografischen und intermedialen

    Bezügen. Performance verbindet Kunst, Ritual und Alltag, schafft Spielräume für in-

    tensive sinnliche Erfahrungen. Das Reale des Augenblicks wird dabei dem konventio-

    nellen Kunstgedanken von Werk und Illusion entgegengestellt.“ (Klein, Gabrie-

    le/Sting, Wolfgang (Hg.): Performance. Positionen zur zeitgenössischen szenischen

    Kunst. Bielefeld 2005)

    Nach Sting kennzeichnen folgende Merkmal die Performance: Ereignis statt Werk,

    Präsentation statt Repräsentation, Handeln statt Spielen, Selbstdarstellung statt

    Rollen- und Figurendarstellung, Zuschaueransprache bzw. Unmittelbarkeit statt vier-

    ter Wand und Illusion.

    Allerdings werden auch einige dieser unterscheidenden Merkmale gemischt in einer

    Performance angewendet, was eine eindeutige Definition erschwert.

    Die meisten Performances stellen sich die Fragen, wie Selbstdarstellung inszeniert

    wird (zum Beispiel über Selbstpräsentation, biografisches Erzählen oder Interviews)

    oder wie man Privatheit auf der Bühne erzielen kann. Die Zuschauer sind bei einer

    Performance oft mehr oder zumindest anders gefordert, da sie stets dabei sind zu

    unterscheiden, ob das Geschehen vor ihnen fiktiv, real oder privat ist. Zusätzlich

    werden die Zuschauer auch oft aktiv beteiligt, ihr Mitagieren ist teilweise sogar ent-

    scheidend für die Performance. Die Orte, an oder in denen Performances stattfin-

    den, können neben den traditionellen Bühnen und Ausstellungsräumen für Theater,

    Tanz und Kunst auch alltägliche Räume, private wie öffentliche, sein.

    Die Theaterwissenschaflterin Erika Fischer-Lichte ergänzt den Begriff Performance

    um eine sich auf alle Lebensbereiche ausbreitende Inszenierung der Wirklichkeit und

    nennt diese seit bereits ca. 60 Jahren andauernde Entwicklung einen ‚Performativie-

    rungsschub’. Durch beispielsweise mediale Formate der Reality Shows, das Erlebnis-

    Shopping im neu designten Einkaufscenter, die Wahl eines bestimmten Outfits oder

    Tatoos entsteht eine Erlebnis- und Spektakelkultur, in der Wirklichkeit mehr und

    mehr als Darstellung und als Inszenierung erlebt werde. „Als Wirklichkeit (Theater)

    wird eine Situation erfahren, in der ein Akteur an einem besonderen Ort zu einer be-

    stimmten Zeit, einen anderen oder etwas vor den Blicken anderer (Zuschauer) dar-

    stellt oder zur Schau stellt. Wirklichkeit erscheint in diesem Sinne prinzipiell als

    theatrale Wirklichkeit.“ (Erika Fischer-Lichte: Grenzgänge und Tauschhandel, in:

  • 6

    Dies./ Friedemann Kreuder/ Isabel Pflug (Hg.): Theater seit den 60er Jahren. Tübin-

    gen/Basel: Franke1998)

    Von einem ‚Einbruch des Realen’ in die theatrale Fiktion spricht der Wissenschaftler

    Hans-Thies Lehmann. Er betont dabei, dass es nicht um die Verwendung und Präsen-

    tation des Realen geht, sonder darum, „durch den Einbruch des Realen im theatralen

    Prozess, mit den Grenzen zwischen Realem und Fiktivem zu spielen, dadurch die

    Wahrnehmung der Beteiligten zu verunsichern, ihre ästhetische Distanz zu erschüt-

    tern.“ (http://www.hamburg.de/contentblob/1458884/data/ratschlag-9.pdf)

    Zu den bekanntesten Performancegruppen im deutschsprachigen Raum zählen

    Showcase Beat Le Mot http://www.showcasebeatlemot.de/

    Gob Squad http://www.gobsquad.com/

    Rimini Protokoll http://www.rimini-protokoll.de/website/de/

    She She Pop http://www.sheshepop.de/

  • 7

    PERFORMANCEBEISPIELE

    X Wohnungen

    Diese Performance ist ortsspezifisch. In einer Stadt, meist in einem Stadtteil, besu-

    chen die Zuschauer mehrere Privatwohnungen, in denen kurze Performances gezeigt

    werden. Kleine Besuchergruppen werden so durch einen Stadtteil geführt, erhalten

    Einblicke in fremde Wohnungen und in unterschiedlichste Arten von performativen

    Darbietungen, die mit den Bewohnern, ihrer Geschichte und ihrem Raum zu tun ha-

    ben. Zusätzlich werden auch fiktive Wohnungen mit in den Parcours eingebaut, so

    dass sich die Zuschauer nicht sicher sein können, ob dies echte oder unechte (meist

    städtische Räume) Wohnungen sind. Wie oben Lehmann sagt, ist dies ein „Einbruch

    des Realen“, in dem Fall auf der Ebene des Raums. Initiiert wurde dieses Projekt 2002

    durch Matthias Lilienthal, dem damaligen Intendanten des Berliner Theaters Hebbel

    am Ufer. Es wurde in vielen weiteren Städten durchgeführt.

    Deutschland 2

    Das Team Rimini Protokoll (Stefan Kaegi, Daniel Wetzel, Helgard Haug) realisierte

    dieses Projekt im Rahmen des Festivals Theater der Welt 2002 im Bonner Schau-

    spielhaus. Hier wurde eine Debatte im Deutschen Bundestag von Laiendarstellern

    nachgespielt. Dieses Nachspielen sollte möglichst zeitgleich zum Berliner Geschehen

    passieren. Dazu erhielten die Spieler Kopfhörer, hörten den Originalwortlaut aus dem

    Bundestag mit und sprachen möglichst synchron nach. Es war eigentlich geplant,

    diese Performance im Haus des alten Bundestags in Bonn zu zeigen, allerdings wur-

    de das kurzfristig mit dem Hinweis auf die Würde des Hauses untersagt und die Per-

    formance fand im Schauspielhaus statt. Die Darsteller konnten sich für ihre Rollen

    bewerben und mit angeben, welchen Abgeordneten sie ‚doublen’ möchten.

    Bei dieser Performance wird eine Realität herangezogen - eine politische Repräsen-

    tation - die bereits inszeniert ist. „Der gewählte „Realitätsbereich“ ist hochgradig

    symbolisch und weit davon entfernt, durch seine Versetzung ins Theater, eine Sehn-

    sucht nach Wahrheit, Unmittelbarkeit jenseits schauspielerischer Verstellung zu be-

    dienen.“ (http://www.hamburg.de/contentblob/1458884/data/ratschlag-9.pdf)

    The Artist is Present

    Die Performerin Marina Abramovic zeigte 2010 im Museum of Modern Art ihre Ar-

    beit, die sie „The Artist is Present“ nannte. Dafür saß sie 3 Monate, 6 Tage die Wo-

    che, jeden Tag 7 Stunden bewegungslos auf einem Stuhl. Einzeln konnten die Besu-

    cher sich ihr gegenübersetzen, um in einen geistigen Dialog zu treten. Sie tat nichts

    anderes als die Besucher anzuschauen. Ohne Pause, ohne zu essen, zu trinken, zu

    sprechen. Oder auf die Toilette zu gehen. Der Stuhl war für diesen Fall mit einem

    entsprechenden Loch und einem Auffangbecken versehen.

  • 8

    Performation als Intervention im Alltag

    Intervention im Alltag meint ein Eingreifen, wenn andere diskriminiert oder auf eine

    andere Art und Weise eingeschränkt werden. Damit ist weniger Gewalt, sondern ein

    sich Sich-Positionieren zu den Vorgängen gemeint, dass auch auf andere wirkt und

    diese ermutigt, nicht wegzuschauen.

    Hier ein Beispiel:

    Auf dem Anti-G8-Camp 2006 entwickelte sich ein Streit zwischen Israel-Fans und -

    Gegnerinnen, ausgelöst durch Transparente und deren Entfernung, die zum Teil sehr

    platte politische Forderungen aufwiesen. Es bahnte sich irgendwann eine Schlägerei

    zwischen Menschen an, die sich den unterschiedlichen Lagern zuordneten. Spontan

    griffen Außenstehende mit einer neuen Aktionsform ein, die für Intervention im All-

    tag gut geeignet ist - das „Covern“, das heißt eine Situation, die kritisiert wird, direkt

    nebenan mit absurden Bezügen nachahmen: Drei Menschen inszenierten spontan ein

    Wortgefecht und eine "Schlägerei" darum ob Mickey Mouse, Donald oder Dagobert

    Duck cooler seien. Mit interessanter Wirkung: Das Restgeschehen ‚fror’ ein, die Auf-

    merksamkeit der Israel-Fans und –Gegnerinnen richtete sich auf das Theater.

    (http://www.projektwerkstatt.de/alltag/texte/intervention.html)

    5. Wirklichkeit

    Laut Duden bedeutet Wirklichkeit: [alles] das, Bereich dessen, was als Gegebenheit,

    Erscheinung wahrnehmbar, erfahrbar ist. Welche Erklärung auch häufig auftaucht, ist

    die Beschreibung durch das Aufzählen der Gegenbegriffe wie Traum, Fantasie oder

    Schein. Zunächst ist Wirklichkeit also im Alltagsverständnis alles, was tatsächlich

    existiert. Als nicht wirklich gelten hingegen alles Fantasierte und Ausgedachte. Da

    wird schon deutlich, dass eine genaue Bestimmung des Worts Wirklichkeit unmög-

    lich scheint. Im Zuge der letzten 18 Monate haben wir unterschiedlichste Antwort-

    möglichkeiten erhalten, die nur gemeinsam hatten, dass es keine exakte Antwort

    zweimal gab.

    PHILOSOPHEN ÜBER WIRKLICHKEIT Wie wirklich die Wirklichkeit ist, darüber streiten viele.

    Bei Platon ist die Welt der Ideen die wahre Wirklichkeit, die Welt der Erscheinungen

    nur ein Abbild der wahren Wirklichkeit. Wirklichkeit ist gleich Wahrheit

    Platon wird aber auch so interpretiert, dass es bei ihm unterschiedliche Modalitäten

    der Wirklichkeit gibt. Die Ideen hätten einen höheren Wirklichkeitsgrad, die materiel-

    len Dinge einen niedrigeren Wirklichkeitsgrad.

    In der Scholastik wurde Wirklichkeit als das gesehen, was Wirkung hat. Dies ging zu-

    rück auf Eckharts Übersetzung des lateinischen Wortes aktualitas. Das deutsche

    Wort Wirklichkeit wurde von Meister Eckhart als Übersetzung von lateinisch actuali-

  • 9

    tas eingeführt. Hierin ist neben der Handlung (actus) auch ein Bezug zur zeitlichen

    Nähe der Gegenwart enthalten.

    Bei Kant sind Wahrnehmungen der herausragende Charakter der Wirklichkeit.

    Für Hegel ist Wirklichkeit die Einheit von Realität und Aktualität. Wirklich ist für He-

    gel allerdings nur der Teil des real Existierenden, der mit seinem Wesen (Platon sagt

    Idee) übereinstimmt. Und da für Hegel Wesen und Vernunft das Gleiche ist, sagt er

    „Alles was vernünftig ist, ist wirklich, und alles was wirklich ist, ist vernünftig“.

    Wirklichkeit wird als eine Modalität des Seins angesehen, neben Möglichkeit und

    Notwendigkeit.

    Wirklichkeit hat einen Bezug zur Erfahrung. Bei einem eingeschränkten Erfahrungs-

    begriff hat man auch nur eine eingeschränkte Wirklichkeit. Meint Erfahrung aber das

    ganze Leben gibt es viele Formen und Arten von Wirklichkeit.

    (http://www.philolex.de/wirklich.htm) SUBJEKTIVE WIRKLICHKEIT Es gibt die von mir unmittelbar erlebte

    Wirklichkeit, die „subjektive Wirklichkeit“.

    Sie ist als mein Erlebnis ohne jeden Zweifel

    existent. Und es gibt die Wirklichkeit, die

    unabhängig von mir und meinen

    Erkenntnisvorgängen existiert, die

    „objektive Wirklichkeit“. Von ihr habe ich

    überhaupt kein sicheres Wissen, sondern

    nur Vermutungen. Lediglich

    Ausschließungsbehauptungen sind

    möglich.

    Nach den Behauptungen der modernen

    Physik mit Relativitätstheorie und

    Quantenphysik gibt es zwischen der

    Wirklichkeit, in der wir Menschen uns

    erleben (subjektive oder intersubjektive

    Wirklichkeit), und der von uns Menschen

    unabhängigen Wirklichkeit (objektive

    Wirklichkeit) überhaupt keine Ähnlichkeit.

    Ein Beispiel auch aus der kulturellen,

    sozialen Gegebenheit und ihren Effekt auf

    die Wirklichkeit: Die Sprache. Sie hat

    ungeheure, unterschätzte Auswirkungen auf die Realität, die wir wahrnehmen; so

    kennt beispielsweise der Eskimo über 30 verschiedene Wörter für Schnee, der durch-

    schnittliche Mitteleuropäer 8, wenn überhaupt. Dies weist zusätzlich darauf hin, dass

  • 10

    Sprache und Unterscheidungsvermögen unverzichtbare Elemente der Konstruktion

    einer gemeinsamen sozialen Realität sind.

    Wir haben die Schüler, mit denen wir recherchiert und gearbeitet haben, gefragt:

    Was ist für euch Wirklichkeit? Hier einige Antworten

    - Wirklichkeit ist eine Vermutung, die man beweisen kann.

    - Es gibt keine Wirklichkeit. Das hier könnte ein Traum sein.

    - Wirklichkeit ist das, was Leute in Sachen sehen.

    - Das Gegenteil von Wirklichkeit ist das, was unglaubwürdig zusammengedichtet ist.

    Wirklichkeit muss wahr sein, darf nicht unwahr sein.

    - Was jetzt grade passiert, ist für mich wirklich.

    - Wirklichkeit ist immer das, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen. Sie ist für

    jeden anders.

    - Freunde, die gar nicht existieren, können für ein Kind Wirklichkeit sein. Manche

    Kinder „sehen“ Freunde, sie glauben an sie. Meine kleine Schwester behauptet, ihre

    Freunde heißen Käthe und Ukus, sie leben in meinem Zimmer und bringen alles

    durcheinander.

    - Wirklichkeit besteht aus unseren Entscheidungen

    - Wirklichkeit ist eine Art Stimmungscode. Meine Stimmung entscheidet alles, was

    danach kommt.

    - Wirklichkeit ist alles, was man mit seinen Sinnen prüfen kann.

    - Ein Traum ist Wirklichkeit. Der Inhalt eines Traums nicht immer.

    - Wenn man spielt, beeinflusst man sich selbst und dadurch auch die Wirklichkeit.

    5. Ein Loch im Wasser

    INHALT Inhaltlich behandelt die Performance wie oben beschrieben das Thema Wirklichkeit.

    Sie besteht aus vielen einzelnen Szenen, die sich mit diesem Thema befassen und

    auseinandersetzen. Es wird also kein Theaterstück gezeigt, dem eine Geschichte

    zugrunde liegt, wie die meisten es üblicherweise kennen.

    Die 4 Spieler machen sich auf die Suche nach Wirklichkeit, stellen Fragen, geben

    Aufgaben, versuchen Antworten zu finden, Wirklichkeitsalternativen und -

    möglichkeiten aufzuzeigen. Dabei durchläuft jeder Spieler eine individuelle Reise im

    Stück. Eine Spielerin ist auf der Suche nach sich selbst, erfindet Biografien, um aus

    vielen ihre eigentliche, anscheinend richtige herauszufiltern. Sie recherchiert und

    versucht auch aus ihrer Wirkung auf andere Rückschlüsse auf ihre Person zu ziehen,

    um sich zu definieren. Ein anderer Spieler möchte die Vielfältigkeit eines Menschen

    zeigen und der Frage nachgehen: Wann bin ich eigentlich wirklich ich selbst? Es gibt

    so viele Facetten, die man in unterschiedlichen Situationen mal mehr oder weniger

    zeigt und daher jedem die Möglichkeit gegeben ist, sich stets anders zu präsentieren

  • 11

    oder auch ganz neu zu erfinden. Der nächste Spieler möchte sich über das Aus-

    schlussverfahren immer mehr der Definition von Wirklichkeit nähern. Aus seiner ana-

    lytischen, eher wissenschaftlichen Sichtweise heraus entwickelt er die Meinung, dass

    jeder die Wahl hat sich seine Wunschwirklichkeit auszusuchen und zu kreieren. Die

    vierte Spielerin beobachtet die anderen Spieler sowie die Zuschauer, führt Interviews

    und vertritt die These, dass eine Theaterrolle zu verkörpern und zu spielen auch im-

    mer eine Wirklichkeit darstellt.

    Am Ende der Performance verlassen die Spieler wie die Zuschauer das Theaterge-

    bäude, ziehen in die Stadt und werden dort ein Symbol für Wirklichkeitsveränderung

    platzieren.

    Was die Wirklichkeit wirklich ist, hat das Team auf all seinen Recherchetouren nicht

    eindeutig herausfinden können. Wen es auch fragte, immer gab es eine andere Ant-

    wort, immer fehlte ein Teilchen zur Lösung des Rätsels „Wirklichkeit“. So bleibt am

    Ende auch die Theaterperformance – ganz im Sinn des Projekts – eine gemeinsame

    Forschungsarbeit, die sich nicht allein auf der Bühne im dunklen Theatersaal ereig-

    nen wird, sondern zusammen mit dem Publikum ihren Weg hinaus in die Stadt neh-

    men und dort die Wirklichkeiten verwechseln soll.

    THEMEN UND SPIELIDEEN

    Biografien – wer bin ich? Wer bist du?

    Die Frage nach dem eigenen Ich, wie ich gesehen werde oder wie ich mich sehe oder

    wie ich gesehen werden möchte stellen die Spieler in der Performance und wollen

    dem auf dem Grund gehen.

  • 12

    - Die Schüler denken sich eigene Biografien aus. Dabei bleibt ihr Name der gleiche,

    die restlichen Daten können sie neu erfinden wie Familienverhältnisse, Hobbies,

    Wohnort, Haustiere… Zu zweit interviewen sich die Schüler untereinander und stel-

    len die „neue“ Person anschließend der Klasse vor.

    - Zu zweit: Ein Schüler stellt sich dem anderen vor, benennt seine Eigenarten und

    Besonderheiten seines Charakters. Der andere kann ergänzen oder vielleicht sieht er

    den Schüler ganz anders. Was sind die Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten in der

    Wahrnehmung? Diese Übung verlangt sehr viel Ehrlichkeit und Offenheit, daher im-

    mer erst mal zu zweit beginnen, in einigen Klassen kann man sie auch in größeren

    Gruppen durchführen.

    Emotionen spielen/erkennen

    Im Theater werden Emotionen gespielt – oder fühlen die Spieler die Emotionen in

    diesem Augenblick in echt? In jedem Fall kann man vom Gesicht eines Menschen

    sehr viel über seine Laune, über seinen Gefühlszustand ablesen.

    - Jeder Schüler denkt sich eine Emotion aus und macht sie ohne Geräusche oder

    Text den anderen vor, diese müssen raten, was er darstellt. Man kann auch erstmal

    mit der Klasse gemeinsam Gefühlszustände sammeln, wie viele fallen den Schülern

    ein?

    - Mimik: um sich aufzuwärmen wie ein Sänger seine Stimme aufwärmt und sich ein-

    singt, lassen Sie alle Schüler Grimassen schneiden, dann nur den Mund bewegen, was

    kann man alles mit dem Mund machen, welche Formen gehen und wie verändern

    diese den gesamten Gesichtsausdruck, dann nur die Augen sprechen lassen – wie

    sollte die Augenpartie aussehen, wenn man lacht oder wenn an traurig oder wütend

    ist?

    Meisner Technik

    In unserer Performance wird eine Schauspieltechnik sehr deutlich genutzt und offen

    gezeigt – die Meisner Technik. Diese ist nach dem Schauspieler und Schauspiellehrer

    Sanford Meisner (31. August 1905 - 2. Februar 1997) benannt. Er entwickelte diese

    Technik in den 40er Jahren.

    Meisner folgte der Philosophie, dass Schauspiel echtes Leben unter gegebenen Um-

    ständen ist. Er erkannte, dass es nicht ausreichte wenn zwei Schauspieler in guten

    Rollen emotional wahrhaftig spielten. Erst die Interaktion zweier Schauspieler mit-

    einander haucht den Figuren Leben ein. Das „im Moment-Sein“ funktioniert nur,

    wenn man sich ganz auf seinen Spielpartner konzentriert, ihm zuhört und beobach-

    tet. Man muss zudem seinen eigenen Impulsen folgen und alles, was in diesem Mo-

    ment passiert auch zuzulassen, also sich total öffnen. Dies ist für angehende Schau-

    spieler unglaublich schwierig, vor allem ihrem Spielpartner zuzuhören, da die meis-

    ten damit beschäftigt sind, ihre eigenen Gedanken zu verfolgen und auf ihr Stich-

    wort zu achten.

  • 13

    Die Übung, die als Grundlage dient und die wir auch während der Performance an-

    wenden, beginnt damit, etwas an seinem Gegenüber wahrzunehmen und es auszu-

    sprechen. Das Wahrgenommene muss eine objektive Tatsache, keine Interpretation

    des Gegenübers sein. Zum Beispiel: "Du lachst" (objektive Tatsache) und nicht "Du

    bist lustig" (Interpretation des Schwitzens). Jetzt wiederholt der Partner den Satz,

    indem er ihn auf sich bezieht, also: "Ich lache". Das sture Wiederholen dieses Satzes

    wird dazu führen, dass zu diesem Satz Haltungen oder direkte Emotionen entstehen.

    So entstehen direkte, pure, wahrhafte Momente. Es wird authentisch. Man kann

    auch mit der Kleidung einsteigen „Du trägst eine blaue Jeans“, „Ich trage eine blaue

    Jeans“, bis dem einem auffällt, dass der andere ständig mit seinem Fuß wackelt: „Du

    wackelst mit dem Fuß“, „Ich wackle mit dem Fuß“ …

    Wenn man in dieser Übung offen und auf den Partner konzentriert bleibt, hört man

    echt zu, nimmt wahr und reagiert im Moment auf sein Gegenüber. Vollkommen egal,

    was man von dem anderen denkt, ob man ihn mag oder nicht, ob man findet, dass

    er gut spielt oder nicht - die Striktheit der Übung bringt einen dazu, subjektive Beur-

    teilungen zu unterlassen und nur im Moment zu agieren.

    - Versuchen Sie diese Übung in Zweiergruppen mit ihrer Klasse. Wichtig ist, nicht zu

    interpretieren, sondern nur das zu beschreiben, was einem auffällt. Wenn sich 2

    trauen, können sie die Übung vor der Klasse zeigen. So sehen die Mitschüler wie zu

    einfachen Beschreibungen automatisch Emotionen hinzugefügt werden.

    Wirklichkeit von Gegenständen

    In unserer Performance kann das Publikum abstimmen, ob bestimmte Dinge echt

    oder nicht echt sind. Machen Sie diesen Versuch auch mit ihrer Klasse und lassen

    erklären, warum der eine Gegenstand wirklich ist und der andere nicht, obwohl sie

    alle im Raum zu sehen sind und man sie sogar anfassen kann. Zum Beispiel eine

    Plastikblume: Ist das eine echte Pflanze – ja / nein? Warum? Aber in jedem Fall ist

    es eine echte Plastikblume.

    Oder mit Figuren, die in Computerspielen vorkommen – sind diese echt? Wir wirklich

    sind sie – sie sehen ja oft sehr echt aus, sie können sprechen, Gefühle zeigen, agie-

    ren, haben besondere Merkmale. Reicht das aus?

    Für alle diese Fragen und Diskussionen ist es wichtig, den Schülern zu sagen, dass es

    kein falsch oder richtig gibt, dass jede Meinung gleichwertig ist und dass Sie als Pä-

    dagoge nicht auf eine bestimmte Antwort aus sind.

    Wunschwirklichkeit

    Einer unserer Spieler stellt während der Performance die These auf, dass man sich

    seine Wunschwirklichkeit erstellen kann. Das beinhaltet, dass man eine bestimmte

    Wunschvorstellung von der Wirklichkeit hat.

    - Fragen Sie Schüler, wie ihre Wunschwirklichkeit aussieht? Lassen Sie sie diese zum

    Beispiel durch eine Collage darstellen

  • 14

    - Eine weitere Frage, die damit im Zusammenhang steht ist die nach der Beeinflus-

    sung

    der Wirklichkeit: Wie kann man die Wirklichkeit beeinflussen/verändern? Und noch

    konkreter:

    Hier einige Antworten, die Schüler uns auf diese Frage gegeben haben: Was möchtet

    ihr an eurer Umwelt verändern?

    - Mehr Busse und Züge anstatt Autos für den Umweltschutz

    - Münsters Häuserfassaden sollen bunter werden

    - der Aasee soll sauberer werden, damit man darin schwimmen kann

    - Wenn man spielt, beeinflusst man sich selbst und dadurch auch die Wirklichkeit

    - durch Gefühle verändert man Wirklichkeit, wenn Gefühle im Theater aufgebaut

    werden, der Zuschauer zum Beispiel lachen muss

    - durch jede Bewegung, jede Handlung wird die Wirklichkeit verändert, dabei gibt es

    Unterschiede im Ausmaß der Wirkung: ob jemand sich kurz bewegt oder ob wie auf

    den Philippinen ein Naturgewalt wütet oder ob jemand aus dem Freundeskreis stirbt

    Bewegung Wie auch auf der Bühne zu sehen ist, arbeiten wir viel mit Bewegungsabläufen, mit

    bestimmten Choreografien. Eine davon ist die Kanon-Choreo. Diese können Sie auch

    mit Schülern versuchen, nachzuahmen.

    - Beginnen Sie erstmal einfach. Alle stellen sich im Kreis auf, einer macht eine Bewe-

    gung vor, alle machen sie nacheinander nach. Dann versuchen Sie diese Übung in

    einem bestimmten, langsamen Rhythmus.

    - die nächste Stufe: alle stellen sich in einer Reihe auf. In dem gleichen Rhythmus

    fängt der erste an, eine Bewegung vorzugeben, diese macht die zweite Person nach.

    Währenddessen gibt er erste auf den 2. Beat die nächste Bewegung vor, usw.... Jeder

    achtet dabei immer nur auf die Person direkt neben einem, denn nur diese Bewe-

    gung ist für ihn wichtig, die muss er nachmachen. Je langsamer diese Übung gestar-

    tet wird, umso einfacher. Und es reichen ganz simple Bewegungen aus, wie bei-

    spielsweise einen Arm hochheben oder die Hand drehen oder Kopf nicken.

    weitere Spielideen:

    Performance mit Kindern

    - Versuchen Sie mit den Schülern doch einmal eine eigene Performance. Wichtig da-

    bei ist, klein zu beginnen. Es bieten sich einige Möglichkeiten an, einfache Aktionen

    draußen zu performen wie beispielsweise Walk-Acts, Statuen und Mini-Dramen an

    wechselnden Orten. Üben Sie die einzelnen Elemente in der Schule ein. Wenn Sie mit

    Statuen beginnen möchten, brauchen die Schüler eine festgelegte Pose, die sie ein-

    nehmen, vielleicht können auch alle Schüler einmal die gleiche Pose zeigen. Dann

    benötigt man eine bestimmtes Zeichen, das den Startpunkt der Performance angibt

  • 15

    und auch eins, um die Statuen zu beenden. Wie funktioniert die Performance? Wie

    sind die Reaktionen der Vorbeigehenden/Zuschauer?

    - eine weitere Möglichkeit ist, bestimmte Aktionen, die draußen gemacht werden

    können auf Zettel zu schreiben, diese mit nach draußen zu nehmen und die Klasse

    dann diese Aktionen durchführen zu lassen. Dabei zieht immer der gleiche Schüler

    ein Zettel, zum Beispiel steht darauf: „Hüpfe auf einem Bein“ oder „Gehe zum nächs-

    ten Passanten und sage ihm: Guten Morgen“ oder „Umarme die nächstgelegene La-

    terne“ oder „Such dir einen Passanten aus und verfolge ihn 50 Meter“. Der Schüler

    beginnt mit der Aktion, die anderen beobachten ihn und machen es ihm nach.

    - Eine Performance innerhalb der Schule ist ebenso möglich. Hier ein Beispiel für ei-

    ne Performance durch Bildende Kunst. Der Hintergrund dieser Performance ist die

    Frage nach der Art und Weise wie Kinder die Wirklichkeit wahrnehmen und abbilden.

    Suchen Sie sich mit den Schülern zusammen ein Ereignis heraus, welches die Schüler

    interessiert und welches eine Emotion hervorruft, zum Beispiel eine Naturkatastro-

    phe wie eine Überschwemmung, die Bestürzung und Trauer auslöst oder ein ganz

    bedeutendes Ereignis wie die Mondlandung. Zu dem ausgesuchten Thema erarbeiten

    die Schüler mit Hilfe von alltäglichen Gegenständen Modelle, entweder des gesam-

    ten Ereignisses, einem Teilausschnitt oder auch einer Wirkung des Ereignisses. Las-

    sen Sie die Schüler dafür über eine Woche zunächst Material zusammentragen wie

    Papier, Werkzeuge, Styropor oder Küchenutensilien. Anschließend suchen sie zu-

    sammen ein Ereignis aus, das ihre Performance zeigen soll. Wenn ihre Kunstwerke

    fertig gearbeitet sind, überlegen sie zusammen in welcher Reihenfolge diese zu stel-

    len sind, ähnlich wie in einer Galerie die Bildreihenfolge und lassen die Nachbarklasse

    oder die gesamte Schule ihre Objekte anschauen.