Ein Praktischer wink zur Technik der Zisternenpunktion

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I652 KLINISCI-IE WOCHENSCHRIFT. 16. JAHRGANG. Nr. 47 20. NOVEMBER 1937 des Samens ist unwirksam. Mit Wasser lassen sich wirksame Extrakte bereiten. Die Wirksamkeit der Samen bzw. der Extrakte wird dutch i--2stfindiges Kochen mit Wasser nicht zerst6rt. Die genaue chemische Natur des wirksamen Prinzips ist unbekannt. Aus technischen Griinden war es nicht m6glich, gr6[3ere 1Viengen yon Kflrbissamen zur Extraktbereitung aufzuarbeiten. Deshalb konnten mit den hergestellten Extrakten nut wenige Versuche am Menschen angestellt werden. Im Mat 1935 wurden 5 Erwachsene, die mit Bandwiirmern infestiert waren, behandelt, indem 3o--35 g eines Extraktes, der ungef~hr 6oo g frischen l~firbissamens ent- sprach, verabreicht wurden. In jedem Fall wurden 2 Stunden nach der Einnahme des IZfirbissamenextraktes 3o--4 ~ g Magnesium- sulfat als Abfi~hrmittel gegeben. In allen 5 FXllen gingen groBe Teile yon Bandwi~rmern ab, abet in keinem Fall gelang es, den Xopf zu identifizieren. Im Verlauf der letzten 2 Jahre wurde der Stuhl dieser Patienten wiederholt auf 13andwurmeier untersucht. Auch die letzte I(ontrolle, welche im Juli I937 vorgenommen wurde, ergab, ebenso wie die Erhebungen fiber das subjektive Befinden und fiber den Abgang yon Segmenten, dab alle 5 F~lle seit 1935 keine Bandwurmtr~iger mehr sind. Diese Befunde sind natfirlich ffir eine Beurteilung der Wirksamkeit beim Menschen unzureichend. Sie zeigen jedoch, dal3 es m6glich ist, auch beim erwachsenen lViensehen mit ether Dosis, welche 6-- 7 minimalen Effektivdosen entspricht, einen therapeutischen Brfolg zu erzielen. In Deutschland ist ein Extrakt aus Kfirbissamen, Cucumarin (Jungclaussen), erb~iltlich, der beim Erwachsenen und beim t(inde in einer Menge yon 25 g als Bandwurmmittel empfohlen wird. Eine wissenschaftliche Ver6ffentlichung fiber die Wirksamkeit dieses Mittels beim Menschen war mir nicht zugXnglich. Die minimale Effektivdosis des Cucumarins ist gr613er als 8 g; denn in einem Ver- such an 6 Hunden, yon welchen jeder 8 g dieses Extraktes erhielt, konnten nur bet 2 Tieren Bandwiirmer abgetrieben werden. Im Hinblick auf die eingangs erw/ihnten ~rztlichen Er- fahrungen und auI Grund der tierexperimentellen Unter- snchungen scheint es mir zul~issig, den SchluB zu ziehen, dab Kiirbissamen eine Bandwurmwirkung entfalten, und dab die Frage der klinischen Brauchbarkeit dieses Mittels eine systematische Untersuchung rechtfertigt. Die rationellste Methode der Anwendung beim Menschen diirfte, bis wirksame Extrakte fiir den ~rztlichen Gebrau'ch vorliegen, der w~sserige Extrakt sein, welcher in der Weise, wie es oben beschrieben wurde, hergestellt werden kann. Da das 01, wenn es allein gegeben wird, bet Hunden keine spezi- fische Wirkung entfaltet, und da 61Ireie Pr~parate wirksam sind, kann man -- vermuttich ohne Wirksamkeitsverlust -- das 01 entfernen. Zu diesem Zwecke I~BL man am besten den (nach dem Einkochen abgepreBten) w~sserigen Ex- trakt eine Zeitlang stehen und hebt das ~)1 vor dem Ein- nehmen ab. Die Unzuverl~ssigkeit, welche dem 5rztlichen Gebrauch des Ktirbissamens in Deutschland bisher anhaftete, ist wahr- scheinlich in der Hauptsache auf 2 Punkte zuriickzufiihren: I. Die bisher empfohlene Dosis (die einschl~gigen Biicher ~ erw~ihnen Dosen yon 2o--60 g geschglten t(tirbissamen) ist zu klein. Es miissen die wirksamen Stoffe yon 200--40o g un- gesch~ilten I<firbissamen beim Kind und von 4oo--7oo g beim Erwachsenen gegeben werden. (Auf die Samenschale entf~llt 25--3 ~ % des Gewichtes der ungesch/ilten Samen.) Da Kfirbis- samen ungiftig sind, bestehen keine Bedenken gegen die Ver- abfolgung derartig hoher Dosen. 2. Ktirbissamen hubert keine abfiihrende Wirkung, und Bandwtirmer gehen nicht ab, wenn nicht nach der Einnahme der Samen bzw. des Auszuges -- durch ein salinisches Abfiihr- mittel oder dutch Ricinus61 -- fiir eine ausreichende Darm- entleerung gesorgt wird. Es besteht Ierner die M6glichkeit, dab Kfirbissamen verschie- dener Herkunft und yon verschiedenen Kflrbisarten verschieden wirksam sind; jedoch liegen iiber diese Frage noch keine Unter- suehungsergebnisse vor. Liieratur: 1 H. A. YENIKOMSHIAN U. I). A. BERBERIAN, Trans. roy. Soc. trop. Med. Lond. 27, 425 (1934) -- E. W. DENNIS, ebenda (im Drnck). -- ~ S. auch T. SOLLMANN, J. of Pharmacol. I2, 129 (1918) . _ a Z. B.: L. SZIDAT n. ~c{. WIEGAND, Leitfaden der ein- heimischen Wurmkrankheiten des Menschen. S. 29. Leipzig: Georg Thieme 1934 -- M~YER-GoTTLIEB, Lehrbuch der experimentetlen Pharmakologie. I I. Aufl. Herausgegeben yon H. H. MEYER u. E. P. PICK. S. 671. Berlin u. Wien: Urban & Schwarzenberg 1936 -- Siehe auch P. TRENDELE~BUI~G, Grundlagen der allgemeinen und speziellen Arzneiverordnung. 3. Aufl. Herausgegeben yon O. I(RA,ZXR. S. 2o 7. Berlin: F. C. W. Vogel 1931. KURZE WISSENSCHAFTLICHE MITTEILUNGEN. EIN PRAKTISCHER WINK ZUR TECHNIK DER ZISTERNENPUNKTION. Von MICHAEL KRAIJS, Nervenarzt, Timisoara (Rum~nien). Obwohl mehr als ein Jahrzehnt verstrich, seitdem ES- KUCHBN die Zisternenpunktion in Deutschland einffihrte, und obgleich die Methode die beste Aufnahme, Fiirsprecher und F6rderer land, ist sie bis heute nicht Gemeingut aller Nerven~irzte geworden. Zun~ichst bestehen Hemmungen in der N~ihe lebenswichtiger Zentren zu arbeiten, es werden aber auch die Gefahrenmomente -- wie bet jedem neuen Vorgehen-- abschreckend iibertrieben, schtiel31ich ist die notwendige in- dividuelle GeschicMichkeit nicht bet jedem vorhanden. Diese Mitteilung soil einen einfachen technischen Griff bekannt- geben, der die Erlernung der ZP. erleichtern und Sicherheit beim Vorgehen geben soll. Von allergr613ter Bedeutung bet der ZP. ist die genaue Orientierung. Nur derjenige beherrscht die Technik, der ffihlt und weiB, warm er an die zumeist straffe Membrana atlantooccipitalis bzw. in der H6hle der Zisterne angelangt ist. Mit graduierten Nadeln oder an der Nadel angebrachten Schiebern und Schrauben, Mai3st~iben kompliziert man eher das Vorgehen -- in Anbetracht der groBen anatomischen Verschiedenheit der Tiefe und Qualit~it der Membran --, und so wird die Unsicherheit des Ungeiibten gesteigert. Im Laufe yon iooo ambulant (ohne ernste Zwischenf~ille) yon mir selbst ausgeffihrten ZP. habe ich folgende Beob- achtung machen kSnnen: Nach Einstich und Vordringen der Punktionsnadel senkt sich dieselbe, wenn wit sie loslassen oder die haltenden Finger lockern, dutch die eigene Schwere, solange die Membran nicht erreicht ist. Ist die Nadel aber bereits in die Membran eingedrungen, so bleibt sie horizontal stehen. Dies kann eben- so bet 2 cm Tiefe sichtbar sein (bet mageren weiblichen Per- sonen), wie im Durchschnitt bet 4--5 cm Entfernung. Dann geht man noch einige Millimeter wetter vor und ffihlt das ~Jberwinden des Widerstandes der Membran und der Dura sowie die Leere der Zisterne. Die Nadel wird yon den in der Membran befindlichen st~irkeren Biindeln kollagenen Ge- webes und elastischen Fasern gefaBt, fixiert. Wit bedienen uns der Dattnerschen Nadel* bzw. deren Fiihrnngskaniile, welche aus rostsicherem Chromstahl yon 7 cm L~nge mit einem sehr bequemen und eleganten Handgriff besteht. Wir gehen technisch folgendermaBen vor: Der Eingriff geschieht am sitzenden Patienten nach Jodanstrieh der entsprechenden Region (ohne Rasieren). NIit den ehenfalls mit ]odtinktur versehenen Fingerbeeren der linken Hand tasten wit die Grebe zwischen Occipnt und Dornfortsa• des II. Halswirbels aus, die freie rechte Hand hilft den KopI im Sch~tdelgeIenk zu be- wegen, lockern. Dann iibernimmt die Assistenz die Fixierung des I<opfes, der an beiden Seiten mit der Halldfl~iche so gehalten wird, dab der Hals senkrecht steht. Das ~inn ist leicht gebeugt, iJber den ersten tastbaren Dornfortsatz wird in der Mittellinie eillgesio- chen und die Nadel in sagittaler Ricbtllng gefflhrt. An der Dattner- schen Nadel ruht der Daumen an der oberen, Zeige- und Mittel- finger an der unteren Fliiche des Handgriffes. Mit eillem IRuck bet angemessener Illnervation (v. SARB6) dringen wir vor, bis eine Resistenz zu ffihlen ist, oder auch bis wit die elltspreehende Tiefe * HersteIler: Med. Kau~haus, Wien IX/e, Garnisongasse ~7

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I652 K L I N I S C I - I E W O C H E N S C H R I F T . 16. J A H R G A N G . N r . 47 20. NOVEMBER 1937

des S a m e n s is t u n w i r k s a m . Mi t W a s s e r lassen sich w i r k s a m e E x t r a k t e be re i t en . Die W i r k s a m k e i t de r S a m e n bzw. de r E x t r a k t e wi rd d u t c h i - - 2 s t f i n d i g e s K o c h e n m i t W a s s e r n i c h t ze r s t6 r t . Die genaue c h e m i s c h e N a t u r des w i r k s a m e n Pr inz ips i s t u n b e k a n n t .

Aus technischen Griinden war es n icht m6glich, gr6[3ere 1Viengen yon Kflrbissamen zur Ext rak tbere i tung aufzuarbeiten. Deshalb konnten mit den hergestell ten Ex t r ak t en nu t wenige Versuche am Menschen angestell t werden. Im Mat 1935 wurden 5 Erwachsene, die mi t Bandwiirmern infestiert waren, behandelt , indem 3o--35 g eines Extraktes , der ungef~hr 6oo g frischen l~firbissamens ent- sprach, verabreicht wurden. In jedem Fall wurden 2 Stunden nach der E innahme des IZfirbissamenextraktes 3o--4 ~ g Magnesium- sulfat als Abfi~hrmittel gegeben. In allen 5 FXllen gingen groBe Teile yon Bandwi~rmern ab, abet in keinem Fall gelang es, den Xopf zu identifizieren. Im Verlauf der letzten 2 Jahre wurde der Stuhl dieser Pa t ien ten wiederholt auf 13andwurmeier untersucht . Auch die letzte I(ontrolle, welche im Juli I937 vorgenommen wurde, ergab, ebenso wie die Erhebungen fiber das subjektive Befinden und fiber den Abgang yon Segmenten, dab alle 5 F~lle seit 1935 keine Bandwurmtr~iger mehr sind. Diese Befunde sind natfirlich ffir eine Beurteilung der Wirksamkei t beim Menschen unzureichend. Sie zeigen jedoch, dal3 es m6glich ist, auch beim erwachsenen lViensehen mi t ether Dosis, welche 6-- 7 minimalen Effektivdosen entspricht, einen therapeut ischen Brfolg zu erzielen.

In Deutschland ist ein E x t r ak t aus Kfirbissamen, Cucumarin (Jungclaussen), erb~iltlich, der beim Erwachsenen und beim t( inde in einer Menge yon 25 g als Bandwurmmit te l empfohlen wird. Eine wissenschaftliche Ver6ffentlichung fiber die Wirksamkei t dieses Mittels beim Menschen war mir n icht zugXnglich. Die minimale Effektivdosis des Cucumarins ist gr613er als 8 g; denn in einem Ver- such an 6 Hunden, yon welchen jeder 8 g dieses Ext rak tes erhielt, konnten nur bet 2 Tieren Bandwiirmer abgetr ieben werden.

I m H i n b l i c k au f die e ingangs e r w / i h n t e n ~ rz t l i chen E r - f a h r u n g e n u n d auI G r u n d de r t i e r e x p e r i m e n t e l l e n U n t e r - s n c h u n g e n s c h e i n t es m i r zul~issig, den SchluB zu ziehen, d a b K i i r b i s s a m e n eine B a n d w u r m w i r k u n g en t f a l t en , u n d d a b die F r a g e de r k l in i schen B r a u c h b a r k e i t dieses Mi t te l s eine s y s t e m a t i s c h e U n t e r s u c h u n g r ech t f e r t i g t .

Die r a t i one l l s t e M e t h o d e de r A n w e n d u n g b e i m M e n s c h e n di i rf te , bis w i r k s a m e E x t r a k t e fiir den ~ rz t l i chen Gebrau ' ch

vor l iegen, de r w~sserige E x t r a k t sein, we lcher in der Weise, wie es oben be sch r i eben wurde , he rges t e l l t w e r d e n k a n n . D a das 01, w e n n es a l le in gegeben wird, bet H u n d e n ke ine spezi- f ische W i r k u n g en t f a l t e t , u n d d a 61Ireie P r ~ p a r a t e w i r k s a m sind, k a n n m a n - - v e r m u t t i c h ohne W i r k s a m k e i t s v e r l u s t - - das 01 en t f e rnen . Zu d iesem Zwecke I~BL m a n a m b e s t e n den ( n a c h d e m E i n k o c h e n abgepreBten) w~sser igen E x - t r a k t eine Ze i t l ang s t e h e n u n d h e b t das ~)1 vo r d e m Ein - n e h m e n ab.

Die Unzuver l~ss igke i t , welche d e m 5rz t l i chen G e b r a u c h des K t i r b i s s a m e n s in D e u t s c h l a n d b i she r a n h a f t e t e , i s t w a h r - sche in l i ch in der H a u p t s a c h e auf 2 P u n k t e zu r i i ckzuf i ih ren :

I. Die b i she r empfoh lene Dosis (die e inschl~gigen Bi icher ~ erw~ihnen Dosen yon 2 o - - 6 0 g geschg l ten t ( t i r b i s s amen) i s t zu klein. Es mi i s sen die w i r k s a m e n Stoffe y o n 2 0 0 - - 4 0 o g un - gesch~ilten I<f i rb issamen b e i m K i n d u n d v o n 4 o o - - 7 o o g b e i m E r w a c h s e n e n gegeben werden . (Auf die S a m e n s c h a l e en t f~ l l t 2 5 - - 3 ~ % des Gewich tes de r ungesch / i l t en Samen. ) D a Kf i rb is - s a m e n ung i f t i g sind, b e s t e h e n ke ine B e d e n k e n gegen die Ver - ab fo lgung d e r a r t i g h o h e r Dosen.

2. K t i r b i s s a m e n huber t ke ine ab f i i h r ende W i r k u n g , u n d B a n d w t i r m e r gehen n i c h t ab, w e n n n i c h t n a c h de r E i n n a h m e der S a m e n bzw. des Auszuges - - d u r c h ein sa l in isches Abf i ih r - m i t t e l ode r d u t c h Ricinus61 - - fiir eine a u s r e i c h e n d e D a r m - e n t l e e r u n g gesorgt wird.

Es besteht Ierner die M6glichkeit, dab Kfirbissamen verschie- dener Herkunf t und yon verschiedenen Kflrbisarten verschieden wirksam sind; jedoch liegen iiber diese Frage noch keine Unter- suehungsergebnisse vor.

L i i e r a t u r : 1 H. A. YENIKOMSHIAN U. I). A. B E R B E R I A N , Trans. roy. Soc. trop. Med. Lond. 27, 425 (1934) -- E. W. DENNIS, ebenda (im Drnck). - - ~ S. auch T. SOLLMANN, J. of Pharmacol. I2, 129 (1918) . _ a Z. B.: L. SZIDAT n. ~c{. WIEGAND, Leitfaden der ein- heimischen Wurmkrankhe i ten des Menschen. S. 29. Leipzig: Georg Thieme 1934 -- M~YER-GoTTLIEB, Lehrbuch der experimentetlen Pharmakologie. I I. Aufl. Herausgegeben yon H. H. MEYER u. E. P. PICK. S. 671. Berlin u. Wien: Urban & Schwarzenberg 1936 - - Siehe auch P. TRENDELE~BUI~G, Grundlagen der allgemeinen und speziellen Arzneiverordnung. 3. Aufl. Herausgegeben yon O. I(RA,ZXR. S. 2o 7. Berlin: F. C. W. Vogel 1931.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

EIN PRAKTISCHER WINK ZUR TECHNIK DER ZISTERNENPUNKTION.

V o n

MICHAEL KRAIJS, N e r v e n a r z t , T i m i s o a r a (Rum~nien ) .

O b w o h l m e h r als e in J a h r z e h n t ve r s t r i ch , s e i t d e m ES- KUCHBN die Z i s t e r n e n p u n k t i o n in D e u t s c h l a n d e inff ihr te , u n d obgle ich die M e t h o d e die bes te A u f n a h m e , F i i r s p r e c h e r u n d F 6 r d e r e r l and , i s t sie bis h e u t e n i c h t G e m e i n g u t a l le r Nerven~irz te geworden . Zun~ichst b e s t e h e n H e m m u n g e n in der N~ihe l ebenswich t ige r Z e n t r e n zu a rbe i t en , es w e r d e n abe r a u c h die G e f a h r e n m o m e n t e - - wie bet j e d e m n e u e n V o r g e h e n - - a b s c h r e c k e n d i ibe r t r i eben , schtiel31ich i s t die n o t w e n d i g e in- d iv iduel le Gesch icMichke i t n i c h t bet j e d e m v o r h a n d e n . Diese M i t t e i l u n g soil e inen e in f achen t e c h n i s c h e n Griff b e k a n n t - geben , de r die E r l e r n u n g de r ZP. e r l e i ch te rn u n d S iche rhe i t b e i m V o r g e h e n geben soll.

Von allergr613ter B e d e u t u n g bet de r ZP. i s t die genaue O r i e n t i e r u n g . N u r de r j en ige b e h e r r s c h t die Techn ik , de r ff ihl t u n d weiB, warm er a n die zum e i s t s t ra f fe M e m b r a n a a t l an toocc ip i t a l i s bzw. in der H 6 h l e der Z i s t e rne a n g e l a n g t ist . Mi t g r a d u i e r t e n N a d e l n oder an de r Nade l a n g e b r a c h t e n Sch i ebe rn u n d S c h r a u b e n , Mai3st~iben kompl i z i e r t m a n ehe r das V o r g e h e n - - in A n b e t r a c h t de r groBen a n a t o m i s c h e n V e r s c h i e d e n h e i t de r Tiefe u n d Qualit~it de r M e m b r a n - - , u n d so wi rd die U n s i c h e r h e i t des U n g e i i b t e n geste iger t .

I m Laufe yon iooo a m b u l a n t (ohne e rns t e Zwischenf~ille) yon mi r se lbs t ausge f f ih r t en ZP. h a b e ich fo lgende Beob- a c h t u n g m a c h e n k S n n e n :

N a c h E i n s t i c h u n d V o r d r i n g e n der P u n k t i o n s n a d e l s e n k t s ich dieselbe, w e n n wi t sie los lassen oder die h a l t e n d e n F i n g e r lockern, d u t c h die eigene Schwere, so lange die M e m b r a n n i c h t e r r e i c h t ist . I s t die Nade l abe r be re i t s in die M e m b r a n e ingedrungen , so b l e i b t sie h o r i z o n t a l s t ehen . Dies k a n n eben- so bet 2 c m Tiefe s i c h t b a r sein (bet m a g e r e n we ib l i chen Per - sonen) , wie i m D u r c h s c h n i t t bet 4 - - 5 c m E n t f e r n u n g . D a n n geh t m a n n o c h einige Mi l l imete r we t te r v o r u n d ff ihl t das ~Jberwinden des W i d e r s t a n d e s de r M e m b r a n u n d der D u r a sowie die Leere der Zis te rne . Die Nade l wi rd y o n den in de r M e m b r a n be f ind l i chen st~irkeren B i inde ln ko l l agenen Ge- webes u n d e la s t i schen F a s e r n gefaBt, f ix ier t . W i t b e d i e n e n uns de r D a t t n e r s c h e n Nadel* bzw. de ren F i ih rnngskan i i l e , welche aus ro s t s i che r em C h r o m s t a h l yon 7 cm L~nge m i t e inem sehr b e q u e m e n u n d e l egan t en H a n d g r i f f b e s t e h t .

W i r gehen t e c h n i s c h fo lgende rmaBen v o r : Der Eingriff geschieht am sitzenden Pat ien ten nach Jodanstr ieh

der entsprechenden Region (ohne Rasieren). NIit den ehenfalls mit ] o d t i n k t u r versehenen Fingerbeeren der l inken Hand tas ten wit die Grebe zwischen Occipnt und Dornfortsa• des II . Halswirbels aus, die freie rechte Hand hilf t den KopI im Sch~tdelgeIenk zu be- wegen, lockern. Dann i ibernimmt die Assistenz die Fixierung des I<opfes, der an beiden Seiten mi t der Halldfl~iche so gehalten wird, dab de r Hals senkrecht steht. Das ~ i n n ist leicht gebeugt, iJber den ersten t a s tba ren Dornfortsatz wird in der Mittellinie eillgesio- chen und die Nadel in sagittaler Ricbtllng gefflhrt. An der Dat tner- schen Nadel ruh t der Daumen an der oberen, Zeige- und Mittel- finger an der unteren Fliiche des Handgriffes. Mit eillem IRuck bet angemessener I l lnervat ion (v. SARB6) dringen wir vor, bis eine Resistenz zu ffihlen ist, oder auch bis wit die elltspreehende Tiefe

* HersteIler: Med. Kau~haus, Wien IX/e, Garnisongasse ~7

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2o. NOVEMBER I937 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 16. J A H R G A N G . Mr. 47 1653

vermuten. Dann wird geprflft, ob die Nadel sich senkt oder stehen bleibt. Nun geht mail vorsichtig miltimeterweise vor und versucht mit der angesetzten 5-ccm-Spritze den Liquor anzusaugen. Ftihlt man die Leere der Zisterne und gewinnt man trotzdem keine Cerebro. spinalfliissigkeit, so dreht man die Nadel um die L~ngsachse oder versucht mit einem Mandrin die l)urchg~ingigkeit der Nadel zu prtifen. Bei einiger Ubung wird dieses Geffihl des Durchstechens der Membran und die Leere in der Zisterne leicht erworben,

Bet Durchsicht der uns erreichbaren groBen Literatur fiber ZP. in deutscher und Iranz6sischer Sprache konnten wit dieses yon uns hier mitgeteilte PhSnomen des Festhaltens der Nadel in der Membranct atlantooccipitalis nicht finden. Dies veranlaBt uns zur Mitteilung unserer Beobachtungen.

ZUR FRAGE DES VITAMIN P.

V o n

T~. MOLL.

Das Vitamin P (Permeabilit~tsvitamin) ist als neues Vitamin yon SZENT-GY(3RGYI und Mitarbeitern im Jahre I936 beschrieben und mit dem Glykosid Citrin bzw. seinem ]3e- standteil Hesperidin identifiziert worden. Die experimentetle Grundlage fiber die Wirksamkeit dieses Stories hat in der Zwischenzeit eine J~nderung erfahren. Nach den ersten Mit- teilungen der ungarischen Forscher ist dieser Stoff imstande, die Lebensdauer yon Vitamin C-fret ern~hrten Meerschwein- chen zu verl~ngern nnd die Intensit~t der pathologischen Blutungen herabzusetzen. Diese Wirksamkeit hat ZILVA nicht best~ttigen k6nnen, und die ungarischen Forscher haben daraufhin mitgeteilt, dab das Vitamin P ffir seine Aktivit~t die Gegenwart yon Spuren Ascorbins~ture ben6tigt und bet Abwesenheit yon Ascorbins~ure unwirksam bleibt.

Im Hinblick auf die praktische Bedeutung, die dem Vitamin P nach seinen klinischen und experimentellen Wir- kungen ffir die Therapie beigemessen wird und in Anbetracht der grunds~tzlichen Bedeutung, die das Vitamin P ffir die En~cwicklung des experimentellen Meerschweinchenskorbuts haben soll, wird fiber das Ergebnis yon eigenen umfangreichen experimentellen Untersuchungen berichtet, die im Anschlul3 an die ersten Mitteilungen fiber Vitamin P begonnen wurden. Eine ausfiihrliche Beschreibung der biologischen Versuche mit Angabe der Literatur wird an anderer Stelle (Mercks Jahresbericht 1937) ver6ffentlicht.

Die Versuche haben in I3bereinstimmung mit den Befun- den yon ZILVa ergeben, dab bet der Prtifung an skorbut- kranken Meerschweinehen die beschriebene Vitamin P-Wirk- samkeit mit Hesperidin nicht zu erzielen ist. VieImehr haben sich die mit Hesperidin, Hesperetin, Diosmin und Phlorrhizin in mehreren Versuchen prophylaktisch behandelten, nach SHERMAN, LA MER und CAMPBELL Vitamin C-frei ernghrten Meerschweinchen naeh dem klinischen Verlauf der Erkran- kung sowie nach dem pathologisch-anatomisehen nnd histo- logisehen Befund ebenso verhalten wie die unbebandelten Kontrolltiere.

Es sind dann weiterhin noch mehrfach wiederholte Versuche mit diesen Stoffen und unterschwelligen Ascorbins~uredosen durchgeffihrt worden. Bei einem Versuch hat sich mit Hespe- ridin eine geringe AbschwL.chung der Erkrankung gegenfiber den Kontrolltieren gezeigt, aber dieser Unterschied war nicht charakteristisch und entsprach nicht der Wirksamkeit, die dem Vitamin P zugeschrieben wird. Die erziel~e Verbesserullg der Schutzwirkung bet der kombinierten Behandlung hat auch selbst naeh Darreichung yon relativ hohen Dosen I-tesperidin (2 mg) bet keil~em Tier die Wirkung hervorgerufen, die Ascorbins~ure allein in wirksamen Dosen ausl6st. Es war auch nicht zu erkennen, dab Hesperidin einzelne Symptome wie die Blutungen beeinfiuBt, sondern die erzielte Wirkung stimmte mit der yon unterschwelligen Dosen Ascorbins~ture

vollkommen fiberein. Ferner aber hat die Tatsache, dab der Wirkungsunterschied bet den Wiederholungen des Versuches mit dem gleichen Pr~parat nicht mehr erzielt werden konnte, die Vermutung bestXtigt, dab das Ergebnis des ersten Ver- suehes mit einer Schwankung der Ascorbins~urewirkung in Zusammenhang gestanden hat, wie sie bet h~ufigen Wieder- holungen yon Vitamin C-Auswertungen mit unterschwelligen Dosen infolge yon jahreszeitlichen Einflfissen immer ab und zu beobachtet werden kann.

Es haben sich mithin bet der wiederholten Prfifung an Vitamin C-fret ern~hrten Meerschweinchen keine Anhalts- punkte dafiir ergeben, dab ttesperidin auch bet Gegenwart von Vitamin C imstande ist, den Verlauf des experimentellen Skolbuts zu beeinfiussen und eine Wirkung auszul6sen, wie sie dem Vitamin P zugeschrieben wird. Aber auch abgesehen yon diesem experimentellen Ergebnis fiber fehlende Wirk- samkeit des Hesperidins sprechen theoretische Erw~tgungen gegen die Existenz eines ,,Vitamins P". Die Anffassung der ungarischen Autoren fiber die Vitamin P-Natur des Hesperi- dins l~Bt unberficksichtigt, dab nach den bisherigen Erfah- rungen Vitamin C allein imstande ist, den experimentellen Skorbut des Meerschweinchens zu verhfiten u n d zu heilen. Die Annahme, dab bet allen frfiheren Versuchen mit Vitamin C das Vitamin P genfigend mit der Nahrung zugeffihrt wurde, dfirfte nicht zutreffend seth, da nichts darfiber bekannt ge- worden ist, dab bet solehen nichtbehandelten Vitamin C-fret ern~thrten Meerschweinchen die Blutungen an den Pr~- dilektionsstellen yon sehw~cherer Intensit~t gewesen sind oder h~ufig gefehlt haben. Auch hat die alleinige Darreichung yon Vitamin C nicht nur die Rntwicklung des Skorbuts, sondern stets anch die der dabei auftret6nden t31utungen verhfitet. Mit der Verwendung yon krystallisiertem Vitamin C und insbesondere yon synthetischem Material erledigt sich auch der Einwand, dab bet solchen Behandlungsversuchen das Vitamin P mit den verabfolgten Pr~paraten zugeffihrt wurde. Aber selbst unter der Voraussetzung, dab dem Hesperidin die zugeschriebene ~rirkung beim experimentellen Meerschweinchenskorbut zukommen wfirde, erscheint es nicht begrfindet, eine solche Wirkung als die eines neuen Vitamins anzusprechen, solange nicht Mangelerscheinungen vorliegen, die yon denen der ktassischen C-Avitaminose des Meerschweinchens grunds~tzlich abweichen.

Da inzwischen auch yon den ungarischen Autoren Citrin und Hesperidin beim Meerschweinchenskorbut als unwirksam angesprochen werden und da, wie die vorliegenden Ergebnisse zeigen, eine Anderung der Vitamin C-Wirkung auch mit einer kombinierten Behandlung yon Hesperidin und unterschwelli- gen Ascorbins~uredosen nicht zu erzielen ist, erscheint es unter Berficksichtigung der theoretischen Erw~gungen nicht begrfindet, die Behauptung yon der Existenz eines Vitamins P und seiner Identit~tt mit dem Hesperidin aufrechtzuer- halten.

Ob den Flavonen die ihnen auf Grund yon klinischen Beobachtungen zugeschriebene Wirkung bet gewissen patho- logisehen Zust~nden der Get,Be zukommt und die Wirkung in diesen F~llen vitaminartiger Natur ist, soll ant Grund der vorliegenden Ergebnisse nicht entschieden werden.

Zusammen/assung: Bet Versuehen an Vitamin C-fret er- n~thrten Meerschweinchen mit Hesperidin, Hesperetin, Di- osmin und Phlorrhizin konnte eine Nnderung des Sym- ptombildes der Erkrankung sowie der Vitamin C-Wirknng bet Gegenwart yon untersehwelligen Dosen Ascorbins~ure nicht nachgewiesen werden. Die Frage nach der Existenz des Vitamins P und seiner Idenfit~t mit dem Hesperidin wird er6rtert . Die Existenz eines ,,Vitamins P" wird auf Grund yon theoretischen Erw~gungen nnd naeh dem Er- gebnis der experimentellen lPrfifung beim Meerschweinchen- skorbut ffir nicht erwiesen angesehen. (Aus dem Expeei- mentell-Therapeutisehen Laboratorium der ~irma E. Merck, Darmstadt.)