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Ein Soll-Ist-Vergleich zum Arbeitsschutz bei Event-Rigging mit Bezug zur Lock-It! Kampagne Fakultät: Design Medien und Information (DMI) Department: Medientechnik Bachelorethesis zum Erlangen des akademischen Grades Bachelor of Science Verfasser: Damian Guse Matrikel-Nummer: 2055926 Erstprüfer: Prof. Dr. Roland Greule Zweitprüfer: Meister für Veranstaltungstechnik, Elektromeister Sven Kubin Abgabe: Hamburg den 23.12.2015

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Ein Soll-Ist-Vergleich zum Arbeitsschutz bei

Event-Rigging mit Bezug zur Lock-It! Kampagne

Fakultät: Design Medien und Information (DMI)

Department: Medientechnik

Bachelorethesis zum Erlangen des akademischen Grades

Bachelor of Science

Verfasser: Damian Guse

Matrikel-Nummer: 2055926

Erstprüfer: Prof. Dr. Roland Greule

Zweitprüfer: Meister für Veranstaltungstechnik, Elektromeister Sven Kubin

Abgabe: Hamburg den 23.12.2015

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Inhalt

1 Einleitung ................................................................................................................................ 3

1.1 Ziel dieser Arbeit .............................................................................................................. 3

1.2 Aufbau der Arbeit ............................................................................................................. 4

2 Rigging in der Veranstaltungsbranche .................................................................................... 6

2.1 Definition „Was ist Rigging?“ .......................................................................................... 6

2.2 Aufgabenfelder ................................................................................................................. 7

3 Die Interessengemeinschaft Veranstaltungswirtschaft (IGVW) ............................................. 8

3.1 Die Mitglieder der IGVW................................................................................................. 8

3.1.1 Die Deutsche Theatertechnische Gesellschaft (DTHG) ............................................ 8

3.1.2 Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. (EVVC) ............................ 9

3.1.3 Verband direkte Wirtschaftskommunikation – Der FAMAB e.V. (FAMAB) .......... 9

3.1.4 Der Verband für Medien und Veranstaltungstechnik (VPLT) ................................ 10

4 Ausbildung und Standards .................................................................................................... 11

5 Rechtliche Grundlagen der Arbeitssicherheit ....................................................................... 13

5.1 Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) ................................................................... 16

6 Lock-It! Kampagne ................................................................................................................ 17

6.1 Idee und Notwendigkeit.................................................................................................. 18

6.2 Inhalt ............................................................................................................................... 20

6.2.1 PSA richtig nutzen ................................................................................................... 21

6.2.2 Sichere Anschlagspunkte auswählen ....................................................................... 23

6.2.3 Bei jeder Arbeit Rettung einplanen .......................................................................... 23

6.3 Umsetzung der Kampagne.............................................................................................. 24

7 Gründe von Unfällen in der Praxis mit Bezug auf die rechtlichen Grundlagen der

Arbeitssicherheit ....................................................................................................................... 25

7.1 Der Zeitdruck .................................................................................................................. 28

7.1.1 Arbeitszeitgesetz (ArbZG) ....................................................................................... 29

7.2 Planung und Gefährdungsbeurteilung ............................................................................ 32

7.2.1 Psychische Belastungen in Bezug zur Gefährdungsbeurteilung .............................. 36

7.3 Routine............................................................................................................................ 38

8 Staatliche Kontrollen ............................................................................................................. 41

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8.1 PSA ................................................................................................................................. 43

9 Arbeitssicherheit in der Theorie und Praxis am Beispiel von Elektrokettenzügen ............... 46

9.1 Elektrokettenzüge ........................................................................................................... 46

9.2 Einfehlersicherheit .......................................................................................................... 48

9.2.1 Beispiel .................................................................................................................... 49

10 Beobachtungen in Bezug auf die Arbeitssicherheit in der Barclaycard-Arena und in der

Sporthalle Hamburg ................................................................................................................. 53

10.1 Lichtverhältnisse ........................................................................................................... 54

10.2 Helmpflicht ................................................................................................................... 55

10.3 Herabfallende Gegenstände .......................................................................................... 55

10.4 Nutzung der PSA .......................................................................................................... 56

10.4.1 Rettung und Gefährdungsbeurteilung .................................................................... 57

10.5 Einfehlersicherheit ........................................................................................................ 58

11 Zukunftsaussichten .............................................................................................................. 60

12 Fazit ..................................................................................................................................... 61

Literaturverzeichnis .................................................................................................................. 63

Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................. 70

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1 Einleitung

1.1 Ziel dieser Arbeit

Die Medientechnik umfasst viele Themen aus unterschiedlichen Bereichen der Medienwelt

und deren Umsetzung in unserem Alltag. Dazu gehören unter anderem die Tontechnik,

Videotechnik, Lichttechnik und vieles mehr. Das Studium befähigt jede Person nach dem

Abschluss selbständige Ingenieurstätigkeiten auszuüben und diese umzusetzen. Dazu gehören

unter anderem die Planung und Leitung von Produktionen jeglicher Art und Größe. Gerade in

der Veranstaltungsbranche, die sich mit den aktuellsten Techniken der Medienprodukte

bewegt, kann man viele dieser Inhalte wiederfinden. In der Planung solcher Produktionen, an

denen viele Menschen beteiligt sind, ist es ratsam, sich mit dem Thema der Arbeitssicherheit

auseinanderzusetzen und wer davon auf welche Art und Weise betroffen ist. Gerade als eine

Führungsperson, welche viel Verantwortung trägt, sollte man sich bewusst sein, wie wichtig

diese ist. Durch das Lesen dieser Arbeit soll ein Gesamtüberblick geschaffen und ein

Eindruck gegeben werden, wie umfangreich dieser Themenbereich ist. Meine eigenen und

persönlichen Erfahrungen in der Veranstaltungsbranche waren ebenfalls eine

ausschlaggebende Entscheidung eine Arbeit zu diesem Thema zu planen und durchzuführen.

Es ist Ihnen bestimmt schon aufgefallen, dass viel der oben genannten und verwendeten

Technik bei Veranstaltungen sich über Ihren und den Köpfen anderer befindet. Diese muss

natürlich von jemandem dort angebracht und montiert werden. Dies kann nicht jedermann

nach seiner spontanen Entscheidung passieren lassen, sondern es gibt dazu bestimmte

Vorgaben, die eingehalten und beachtet werden müssen und von Personen durchgeführt

werden, welche über die entsprechenden Qualifikationen verfügen. Gerade als Besucherin

und Besucher möchte man sich auf Veranstaltungen sicher und wohl aufgehoben fühlen.

Aktuelle Themen und Nachrichten zeigen immer wieder, was passieren kann, wenn die

Sicherheit vernachlässigt wird oder veranstaltungsspezifische Vorschriften nicht eingehalten

werden. Dabei kommt es leider immer wieder zu tödlichen Unfällen. Die Einhaltung solcher

Vorschriften beginnt bei der Planung und endet erst, wenn nach dem Abbau alle beteiligten

Personen den Veranstaltungsort sicher verlassen haben. Ein Event sollte dazu dienen eine

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positive Erinnerung zu schaffen, egal auf welche Art und Weise und egal wie man als Person

daran beteiligt ist.

Das „Soll“ im Titel bezieht sich hierbei auf die Theorie der Arbeitssicherheit und darauf, wie

diese laut der gesetzlichen Vorschriften und Regeln in der Praxis auszusehen hat. Das „Ist“

soll zeigen, wie es in der Praxis tatsächlich abläuft und was vom „Soll“ in der Umsetzung

übrig bleibt. Ziel dieser Arbeit ist somit ein klassischer Vergleich zwischen der Theorie und

Praxis im Bereich der Arbeitssicherheit im Rigging und soll Überschneidungen aufzeigen, die

eventuelle Probleme hervorhebt.

1.2 Aufbau der Arbeit

Der Begriff Rigging wird als erstes erklärt, also was für Qualifikationen notwendig sind und

welche Aufgabenfelder dabei umfasst werden. Die festgelegten Standards der Branche,

welche ins Leben gerufen wurden und als ein Fundament dienen, werden zudem erläutert.

Die Lock-It! Kampagne, die während dieser Arbeit mehrfach erwähnt wird, dient als eine Art

Rahmen bzw. Leitfaden. Diese wird ebenfalls mit ihren Inhalten vorgestellt und es wird

dargelegt, welche Akteure mit ihr in Verbindung stehen. Mit zur Hilfenahme der Kampagne

sind Fragen aufgekommen, mit deren Beantwortung die möglichen Probleme bei der

Umsetzung des Arbeitsschutzes aufgezeigt werden.

Rechtliche Rahmenbedingungen zum Arbeitsschutz werden erläutert und wie sie tatsächlich

in der Praxis umgesetzt werden. Dadurch soll herausgefunden werden, was die

Unfallursachen sind und wo es Verbesserungsmöglichkeiten gibt, die den Arbeitsschutz

betreffen. Ebenfalls stellte sich die Frage, ob sich seit der Gründung der Kampagne die

Arbeitssicherheit beim Rigging verbessert hat und wie sich diese in die Branche etabliert hat.

Dies wird mittels Experteninterviews erzielt und verdeutlicht. Mit Hilfe deren Aussagen wird

auf Konflikte zwischen der Theorie (Soll) und Praxis (Ist) aufmerksam gemacht.

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Mögliche Problematiken werden genauer betrachtet und erläutert. Ebenso werden eigene

Beobachtungen in der Praxis und die Aussagen von Experten1, welche im Rahmen dieser

Arbeit interviewt und vorgestellt werden, mit der geschriebenen Theorie verglichen.

Ein anschließendes Fazit fasst diese Arbeit dann noch einmal kurz zusammen und zeigt einen

möglichen Blick in die Zukunft und die Entwicklung der Arbeitssicherheit im Rigging auf.

1 Leiter des Sachgebiets „Bühnen und Studios“ der VBG und Präventionsexperte Herr Dipl.-Ing. Johannes

Heinz, Herr Dipl.-Jur. und Meister für Veranstaltungstechnik Hardy Scheuber und Herr Kay Gaafke,

Sachkundiger für Veranstaltungsrigging Level 3 nach dem Standard SQ Q2

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2 Rigging in der Veranstaltungsbranche

2.1 Definition „Was ist Rigging?“

Das Wort Rigging stammt aus dem Englischen und hat seine Bedeutung ursprünglich aus der

Schiffsfahrt. Genau übersetzt kann es Schiff-Takelage bedeuten und bezeichnet einen

feststehenden Teil der Masten bei Segelschiffen und deren Tauwerk. Das Verb to rig2, wenn

man es genau übersetzt, kann z. B. so viel wie ausrüsten bedeuten.

In der heutigen Veranstaltungstechnik, die immer mehr in Form von Events und

Veranstaltungen außerhalb von Theatern geprägt ist, gehört der Bereich Rigging zu einem

sicherheitsrelevanten Arbeitsteil, vor allem bei vorübergehenden Events, wie beispielsweise

Festivals oder Open Air Festen.

Grundsätzlich geht es dabei immer um das Hängen und das Montieren von Tontechnik,

Videotechnik, Lichttechnik und weiteren veranstaltungsspezifischen Elementen über der

Bühne oder auch zum Teil über dem Publikum. Das Hängen von den oben genannten Lasten

der einzelnen Gewerke geschieht dabei meistens durch den Einsatz von sogenannten

Traversen, an welchen das Material montiert wird. Diese bestehen zum größten Teil aus

zusammengeschweißten Aluminiumkonstruktionen.

Aluminium ist ein leichter Baustoff und lässt sich, ähnlich wie Stahl, nur schwer verbiegen.

Traversen gibt es in verschieden Längen und unterschiedlichen Bauformen, die sich durch

gewisse Stecksysteme zusammensetzen lassen. Je nach Anlass lassen sich dann entsprechende

Traversensysteme konstruieren. Diese werden mit Hilfe von Elektrokettenzügen nach oben

gezogen, die an Befestigungspunkten montiert werden. Dabei sollten immer die vom

Hersteller vorhandenen Bauanleitungen und deren Belastbarkeiten beachtet werden. (Mueller,

2004, S. 261 und Ebner, 2007, S. 17)

2 Zu Deutsch: auftakeln (Duden, 2015)

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2.2 Aufgabenfelder

Rigger haben eine hohe Verantwortung, da sie oft die Lasten und Anschlagspunkte für ihre

Traversen und Technik bestimmen. Diese hängen danach entsprechend über Artisten und

Publikum. Man spricht von sogenannten „schwebenden Lasten“. Wenn solche Installationen

notwendig werden, ist es die Aufgabe des Riggers, unter Beachtung entsprechender

Sicherheitsvorschriften und bauspezifischen Eigenschaften, diese Materialien zu hängen.

Der Rigger hat zudem die Aufgabe, die Lastenverteilung in einem Raum oder in einer

Bühnenkonstruktion unter der Berücksichtigung der Dynamik und äußeren Einflüsse (z.B.

dem Wind) zu berechnen und anzuschlagen. Anschlagen bedeutet in diesem Zusammenhang,

dass er im besten Fall mit einer persönlichen Schutzausrüstung (PSA) in einem Bühnendach,

Theaterdach, Messedach o.ä. arbeitet und dort die Punkte befestigt. Die PSA soll ihn gegen

ein Abstürzen sichern und vor Verletzungen schützen.

Falls es zur Notwendigkeit kommt, können Rigger mit entsprechenden Qualifikationen neue

Hängepunkte berechnen. Bei komplexeren Systemen und Nachberechnungen sollten, wie

schon in der Vorbereitung einer Veranstaltung, Statiker mit in die Planung einbezogen

werden. In Veranstaltungsräumlichkeiten wie z. B. der Barclaycard Arena (die ehemalige O2

World Arena und Multifunktionshalle) in Hamburg, werden alle Aufbauten und

Sicherheitsaspekte mit den Betreibern der Halle und deren Kunden besprochen. So können

mögliche Szenarien diskutiert, geplant und bestenfalls umgesetzt werden.

Für die Punkte, an welche Lasten gehängt werden sollen, müssen vorher alle Informationen

über die Statik vorhanden sein. Dadurch wird verhindert, dass unzulässigen Lasten in die

Dachsysteme montiert werden und somit Unfälle, verursacht durch zu viele oder fehlerhaft

eingehängte Lasten, passieren.

Die Standards und Qualifikationen werden dazu von der Interessengemeinschaft

Veranstaltungswirtschaft (IGVW) vorgegeben und sind für jeden zu Informationszwecken

frei zugänglich.

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3 Die Interessengemeinschaft Veranstaltungswirtschaft

(IGVW)

Die IGVW ist eine Interessengemeinschaft, die aus mehreren Fachverbänden der

Veranstaltungsbranche besteht und im Dezember 2006 ins Leben gerufen wurde. Ihre Ziele

sind es, wichtige veranstaltungswirtschaftliche Themen aufzugreifen, zu diesen Stellung zu

beziehen und als Vertreter der Branche zu fungieren oder diese bei Bedarf zu repräsentieren.

Von ihr werden Branchen- und Qualitätsstandards definiert und festgelegt. Das Hauptziel

besteht darin, einen erforderlichen Qualitätsstandard von Dienstleistungen und Material

festzulegen. Alle Standards beziehen sich hierbei auf die aktuellen Rechtsordnungen

„[…] und beschreiben auf dieser Grundlage die speziellen Arbeitsverfahren

der Branche.“

(Interessengemeinschaft Veranstaltungswirtschaft, 2013, S. 3)

Dabei werden auch Themen wie der Arbeits- und Gesundheitsschutz aufgegriffen und

behandelt. (Interessengesellschaft Veranstaltungswirtschaft, 2015)

3.1 Die Mitglieder der IGVW

3.1.1 Die Deutsche Theatertechnische Gesellschaft (DTHG)

Ihre Kernpunkte und Hauptaufgaben bestehen darin, die Zusammenarbeit von Wirtschaft und

Fachpersonal kooperativ zu erleichtern. Dazu gehört das Zusammenspiel aus Ausbildung und

Berufsleben besser miteinander zu vereinen und ggf. bei Gesetzesänderungen beratend zur

Seite zu stehen, aber auch, wenn notwendig, gegen Gesetzesänderungen vorzugehen, falls

diese nicht mit den Vorstellungen der Branche harmonieren. Die Mitarbeiter der DTHG

arbeiten in diversen Gremien und in Ausschüssen, wie z. B. im Deutschen Institut für

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Normungen, der DIN oder dem Bundesinstitut für berufliche Bildung. Die DTHG ermöglicht

ihren Mitgliedern Weiterbildungen, stellt ihnen Fachbücher zur Verfügung und hilft ihnen

unter anderem bei der Arbeitssuche auf dem aktuellen Stellenmarkt. (Deutsche

Theatertechnische Gesellschaft, 2015)

3.1.2 Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. (EVVC)

Der EVVC wurde 1955 gegründet und besteht aus etwa 750 verschiedenen

Veranstaltungszentren, Kongresshäusern, Arenen und Special Event Locations. Seine

Hauptaufgabe ist die Kommunikation unter den Mitgliedern zu fördern, so dass das aktuelle

Wissen sowie aktuelle Informationen untereinander ausgetauscht und besser genutzt werden.

Wie die DTHG möchte der EVVC seine Mitglieder ebenfalls zu Aus- und

Weiterbildungsmöglichkeiten, Technik, Entwicklung, Zahlen, Rechtsberatung und Marketing

informieren und innerhalb der Veranstaltungsbranche begleiten. Der EVVC setzt sich zudem

in der Politik ein, um auf geplante Gesetzesänderungen Einfluss zu nehmen. Hierzu kann er

auf aussagekräftige Zahlen und Studien der Veranstaltungsindustrie zurückgreifen und diese

nutzen. (Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V., 2015)

3.1.3 Verband direkte Wirtschaftskommunikation – Der FAMAB e.V.

(FAMAB)

Der FAMAB existiert seit 1963 und setzt sich für Messebauunternehmen, Eventagenturen,

Messearchitekten, Eventcatering und für Fach-Zulieferanten ein. Hier wird ebenfalls ein

umfangreicher Service sowie Fortbildungsmöglichkeiten für Mitglieder geboten. Der

FAMAB versucht durch Lobbyarbeit Standards und Prozesse zu schaffen, die dem Anspruch

ihrer Mitglieder entsprechen. (FAMAB - Verband Direkte Wirtschaftskommunikation, 2015)

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3.1.4 Der Verband für Medien und Veranstaltungstechnik (VPLT)

„Der VPLT gestaltet richtungsweisend in den Themenfeldern Bildung,

Arbeits- und Sozialpolitik, Wirtschafts- und Industriepolitik sowie

Veranstaltungssicherheit für eine zukunftsfähige Branche.“

(Der Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik, 2015)

Dies ist der Leitfaden der VPLT, welcher sich ebenfalls für einen hohen Standard einsetzt,

technische Richtlinien entwirft, Gesetze im Interesse seiner Mitglieder ausarbeitet, Aus- und

Fortbildungsmöglichkeiten bietet und fördert, Netzwerke aufbaut und sich für eine

nachhaltige Branche einsetzt. (Der Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik, 2015)

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4 Ausbildung und Standards

Der Standard „Sachkunde für Veranstaltungsrigging“ (SQ Q2) sowie die weiteren Standards

(z. B. Traversen SQ P1, Elektrokettenzüge SQ P2) werden von der IGVW mit seinen

Fachverbänden zusammen entwickelt und festgelegt. Diese Standards werden auf die

aktuellsten gesetzlichen und technischen Veränderungen angepasst. Ziel ist es, die Mitglieder

der Verbände und auch die Nicht-Mitglieder aus der Veranstaltungsbranche schnellstmöglich

über Änderungen und Entwicklungen zu informieren.

Die Ausbildung zum Veranstaltungs-Rigger wird an diesen Standards orientiert und

festgelegt. Nach bestandener praktischen und theoretischen Prüfung wird dieser von der

IGVW zertifiziert. Die Qualifikationsnachweise für Rigger sind in drei Level geteilt, die

jeweils einzeln geprüft werden und jeweils aufeinander aufbauen. Sie sind jedoch nicht alle

zwingend notwendig.

Neben dem Erlangen der Befugnis zum Hängen von Lasten oder dem Bedienen von

entsprechenden Gerätschaften, erlernt man den Umgang mit seiner persönlichen

Schutzausrüstung (PSA) und wie man sich in Zusammenarbeit mit anderem Personal verhält.

Die folgenden Eigenschaften sind nötig, um die entsprechenden Qualifikationen zu erlangen:

Mathematische Grundkenntnisse

Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung

Mindestens 18 Jahre alt (für Level 1 & 2)

Mindestens 24 Jahre alt (für Level 3)

Abgeschlossene Ausbildung zur Fachkraft für

Veranstaltungstechnik oder

Mindestens eine dreijährige fachbezogene Tätigkeit in der

Veranstaltungstechnik

Ersthelferbescheinigung (für Level 2 & 3)

20 geloggte Tagewerke3 (für Level 2)

50 geloggte Tagewerke (für Level 3)

3 Tagewerke: Der Begriff kommt aus dem Altdeutschen und bezeichnet die Arbeit, die innerhalb eines Tages

verrichtet werden kann.

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Die Ausbildungsinhalte sind dabei:

Grundlagen zum Brandschutz (Level 1)

Elektronische Grundlagen (Level 1)

Statische Grundlagen (Level 1)

Technische Arbeitsmittel (Level 1 & 2)

PSA (Level 1, 2 & 3)

Gefährdungsbeurteilung (Level 1 & 2)

Rechtliche Grundlagen (Level 2)

Riggingspezifische Statik (Level 2 & 3)

Technische Kommunikation (Level 2 & 3)

Systemauswahl (Level 3)

Sicherungssysteme (Level 3)

Personalplanung und Unterweisung (Level 3)

Soziale Führungskompetenz (Level 3)

(Interessengemeinschaft Veranstaltungswirtschaft, 2013)

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5 Rechtliche Grundlagen der Arbeitssicherheit

Arbeitssicherheit bedeutet, dass man sich und andere Personen bei der Ausführung seiner

beruflichen Tätigkeit nicht unnötigen gesundheitsschädigenden Bedingungen und Gefahren

aussetzt und diese bereits im Vorfeld zu unterbinden versucht. Man schafft sich selber und

anderen Personen einen gefahrlosen Arbeitsplatz und beugt dadurch Arbeitsausfällen vor.

Herr Dipl.-Ing. Jens Mueller unterscheidet dabei in seinem Buch „Handbuch der

Lichttechnik“ drei unterschiedliche Bereiche:

„Störungsfreier Betriebsablauf

Arbeits- und Gesundheitsschutz

Schutz vor Sachschäden“

(Mueller, 2004, S. 439)

In Deutschland gibt es viele Verhaltensregeln und Gesetzen, die das Thema Arbeitsschutz und

Arbeitssicherheit aufgreifen. Die allgemein formulierten Gesetze zu diesem Thema befinden

sich im Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG), welches 1996 in Kraft trat und der Erfüllung und

Umsetzung von EU Richtlinien dient. Die Arbeitsschutzgesetze richten sich gleichermaßen an

Arbeitgeber und Arbeitnehmer. (Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 1969)

In diesen Richtlinien findet man ebenfalls das Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG) und das Siebte

Buch Sozialgesetzbuch (SGB VII). Sie sind vom Bund vorgeschriebene Gesetze und stehen

mit dem Arbeitsschutzgesetz auf einer Stufe.

Im SGB VII stehen in § 15 die sogenannten Unfallverhütungsvorschriften (UVV). Diese sind

autonome Rechtsnormen und gehören zu den Richtlinien der Unfallversicherungsträger

(UVT), die sie erlassen können. Autonome Rechtsnormen sind keine formellen Gesetze. Für

Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben sie jedoch die gleiche Bedeutung. (Haberkorn, 2003,

S.7)

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Berufsgenossenschaften können ebenfalls autonome Rechtsnormen erlassen, welche mit der

Unfallverhütungsvorschrift gleichzusetzen sind. Diese beiden Rechtsverordnungen können

jedoch kein bestehendes Gesetz zum Arbeitsschutz etc., das vom Bundestag beschlossen

wurde, verändern oder ersetzen. (Mueller, 2004, S. 440)

Der Spitzenverband der deutschen gesetzlichen Unfallversicherungen (DGUV) ist ein

Verband, der aus neun gewerblichen Berufsgenossenschaften und 27 unterschiedlichen

Unfallkassen entstanden ist. (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, 2015)

Die DGUV-Vorschriften orientieren sich an dem ArbSchG, ASiG, SGB VII und den UVV’s.

Sie dienen dazu ein gewisses Sachgebiet mit Präventionsmaßnahmen zu unterstützen und sind

ebenfalls autonome Rechtsnormen. (Unfallkasse Post und Telekom, 2014)

Die Abbildung (Abbildung 1) zeigt den Aufbau des rechtlichen Konstruktes zum

Arbeitsschutz. Über den Gesetzen vom Bund stehen die EU-Richtlinien, an denen sich diese

zu orientieren haben. Die Autonomen Rechtsnormen folgen darunter, sie sind, wie bereits

geschrieben, keine formellen Gesetze. Sie gelten wie diese, sind ihnen aber untergeordnet, da

sie diese nicht ersetzen oder ändern können.

Abbildung 1: Überblick zum Arbeitsschutz

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Zudem befinden sich darunter die zusätzlichen, anerkannten Regeln wie beispielsweise die

DIN-Normen, DGUV-Regeln, DGUV-Informationen und -Grundsätze. Diese sind nicht wie

die Vorschriften gesetzlich festgelegt, sondern sind als Richtlinien anzusehen, wie man einen

geeigneten Arbeitsschutz umsetzt.

Berufsgenossenschaften unterliegen der gesetzlichen Unfall- und Sozialversicherung und sind

somit ein Pflichtverband für Unternehmer. Man kann ihnen jedoch auch als freiwilliges

Mitglied beitreten. Sie haben die Aufgabe Arbeitsunfälle, Berufskrankheiten und

Gesundheitsgefahren zu unterbinden und, wenn nötig, durch Verletzungen oder Krankheit

arbeitsunfähige Personen sowie Hinterbliebene von Verstorbenen zu entgeltlichen. Sie

finanzieren sich durch die Beiträge der Pflichtmitglieder und der freiwilligen Mitglieder

(Selbstständige), wie es die untere Abbildung (Abbildung 2) zeigt. (Deutsche Gesetzliche

Unfallversicherung, 2015)

Abbildung 2: Beiträge (Beratungsgesellschaft für Arbeits- und Gesundheitsschutz mbH, 2015)

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5.1 Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG)

Unter den oben genannten neun Berufsgenossenschaften befindet sich die Verwaltungs-

Berufsgenossenschaft (VBG). Sie gehört mit ihren über 9 Millionen Pflichtversicherten zu

den größten gesetzlichen und selbst verwalteten Unfallversicherungen in Deutschland.

Mitglieder und Mitgliedsunternehmen kommen aus über 100 verschiedenen Branchen, u.a.

Banken, Versicherungen, Zeitarbeitsunternehmen, Ingenieur- und Architekturbüros,

Rechtsanwaltskanzleien, Kirchen, Sportvereine, Unternehmen der keramischen und

Glasindustrie sowie Straßen-, U-Bahnen und Eisenbahnen. (Verwaltungs-

Berufsgenossenschaft, 2015)

Veranstaltungs-, Messe- und Ausstellungsunternehmen sind ebenfalls in dieser

Berufsgenossenschaft mit eingebunden und pflichtversichert. Im Sachgebiet „Bühnen und

Studios“ bietet die VBG Beratungen, Leitfäden, Lösungen und Gestaltungen zu diversen

Themen wie Vorschriften des Arbeitsschutzes, Arbeitsschutzmanagement und

gesundheitsgerechte Gestaltung der Arbeitsplätze an. Dazu kommen Kontrollen, die zur

Einhaltung der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes auf Arbeitsplätzen

durchgeführt werden. (Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, 2015)

Zudem veröffentlicht die VBG viele Publikationen, ist viel auf Messen vertreten und ist in der

Normierung tätig, so Herr Diplom Elektro-Ingenieur Johannes Heinz. Herr Heinz arbeitet als

Präventionsexperte der VBG in der Bezirksverwaltung Mainz und leitet als Obmann das

Sachgebiet „Bühnen und Studios“. Herr Heinz ist seit über 30 Jahren in der VBG tätig und

kümmert sich um Präventionsmöglichkeiten in der Veranstaltungs-, Theater- und

Fernsehwelt. Dabei unterteilt er die Veranstaltungswelt in zwei Bereiche: Das Musikgeschäft,

also Rock ‘n Roll Veranstaltungen wie sie hier im Weiteren genannt werden, und das

Industriegeschäft, worunter auch die Messe fällt. (Dipl.-Ing. Heinz, 2015)

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6 Lock-It! Kampagne

Die VBG ist Mitbegründer der aus dem Jahre 2010 entstandenen Lock-It! Kampagne. Auf

diese wird im Sachgebiet „Bühnen und Studios“ aufmerksam gemacht. Sie wirbt für mehr

Sicherheit und einen bewussteren Umgang beim Arbeiten im und am Rigg, also mit und ohne

Klettern. Die Kampagne hat dazu drei Rigging-Regeln aufgestellt, die in ihren einzelnen

Teilen genauer auf ihre jeweiligen Themeninhalte eingehen. Dazu wird auf aktuelle Gesetze,

Vorschriften, Standards und Normen zum verwendeten Material und sicheren Arbeitsweisen

hingewiesen.

Weiterhin sind zu allen drei Regeln hilfreiche Tipps zu finden. Ebenso Checklisten und

Informationsblätter, die von Personen helfend und unterstützend eingesetzt werden können.

Dazu kommen Pressemitteilungen, Hintergrundinformationen und Fachinformationen zu allen

genannten Themen.

Abbildung 3: Aufkleber (Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, 2010)

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6.1 Idee und Notwendigkeit

Die Idee für eine solche Kampagne entstand durch die Berufsgenossenschaft VBG. Das

Konzept der Kampagne wurde in enger Zusammenarbeit und in diversen Gesprächen

zwischen den Fachverbänden der DTHG und des VPLT entwickelt. Im Anschluss wurde von

einer Grafikagentur das dazugehörende Design entworfen, welches u.a. auf Postern und

Aufklebern zu finden ist (Abbildung 3 und Abbildung 4).

Abbildung 4: Aufkleber Poster (Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, 2010)

Mit ein ausschlaggebender Grund für die Kampagne war eine Reihe von schweren Unfällen,

die sich ereignet hatten.

„Wir hatten in der Phase damals und vor der Kampagne schwere Unfälle.

Einige tödliche Unfälle, bei denen Rigger abgestürzt sind und wir mussten

uns irgendetwas überlegen zu tun.“

(Dipl.-Ing. Heinz, 2015)

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Das Fehlen einer ausreichenden Sicherung erwies sich als die häufigste registrierte

Unfallursache, weswegen es das Ziel der Kampagne war, an sich selber zu appellieren, an die

eigene Sicherheit zu denken. Sie sollte nicht als Warnung oder Vorwurf verstanden werden.

(Dipl.-Ing. Heinz, 2015)

Herr Hardy Scheuber ist Diplom Jurist, Meister der Veranstaltungstechnik und arbeitet schon

seit 1994 im Bereich Rigging. Zwar besitzt er selber nicht die Scheine nach dem Standard SQ

Q2, da er mehr in der technischen Leitung und Vorplanung agiert, jedoch darf er auf

Veranstaltungen, wie sie beispielsweise in der Barclaycard-Arena in Hamburg stattfinden,

Anschlagspunkte für Lasten wählen, diese beurteilen und abnehmen. Dabei arbeitet er stets

mit den verantwortlichen Riggern und Statikern vor Ort zusammen. Durch seine

Führungsposition hat er zudem ein geschultes Auge und ein fundiertes Wissen zum Thema

Arbeitssicherheit.

Herr Scheuber glaubt nicht, dass die Kampagne aufgrund der Häufung von Unfällen

unbedingt notwendig wurde, sondern weil der Beruf erwachsen geworden ist. Es wächst das

Verständnis für die Sicherheit für sich selbst und auch für andere Personen. Dies führte dazu,

dass gerade in größeren Hallen wie der Barclaycard-Arena entsprechende Gespräche geführt

wurden, was zur Folge hatte, dass dort Lifeline-Systeme (Sicherungssysteme zum Einhaken)

ins Dach gezogen wurden. Ebenso führte dieses Verständnis dazu, dass das rechtliche

Fundament immer konkreter definiert wurde. Dies führte wiederum dazu, dass der

Auftraggeber nun, auch in Hinblick auf seine rechtliche Absicherung, dafür Sorge zu tragen

hat, dass sein Personal angemessene Qualifikationen nachweisen kann. Dieser Nachweis,

welcher ausreichende Schulungen im Bereich der Sicherheit bestätigt, gewährleistet

wiederum ein sicheres Arbeiten. (Scheuber, 2015)

Ähnlich und ebenfalls positiv empfindet das Herr Kay Gaafke. Dieser ist nach dem Standard

SQ Q2 Level 3 Rigger und seit mehreren Jahren in der Branche berufstätig. Dabei empfindet

er ein hohes Verständnis gegenüber dem Thema und unterstützt, dass die Arbeitssicherheit als

wichtiger Punkt hervorgehoben wird.

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„Je mehr Leute in dem Gewerk tätig sind und je schneller sie qualifiziert

werden können, was die Branche irgendwie fordert, finde ich es notwendig,

dass Sicherheit ein Thema wird.“

(Gaafke, 2015)

Er begrüßt es, dass größere Hallen wie die Barclaycard-Arena mittlerweile über ein Lifeline-

System verfügen und dass das Bewusstsein zu dem Thema Arbeitssicherheit und Kontrollen

so mehr und mehr in den Vordergrund gerückt werden.

6.2 Inhalt

Abbildung 5: Zusammenhänge zwischen der Lock It! Kampagne, den gesetzlichen Regelungen, Standards und

der DGUV

Die oben gezeigte Grafik (Abbildung 5) veranschaulicht, dass die Kampagne nicht von

irgendwoher entstanden ist, sondern welche Inhalte sich darin wiederfinden. Diese orientieren

sich an den bestehenden gesetzlichen Regelungen, sowie an den neuesten DGUV-Vorschiften

und den Standards der IGVW. Daraus entwickelten sich die drei Regeln für welche die

Kampagne wirbt und welche im Folgenden erläutert werden.

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6.2.1 PSA richtig nutzen

In der ersten Regel geht es um die persönliche Schutzausrüstung (PSA), wie man mit ihr

professionell arbeitet und wie man sich bei Mängeln und deren Beseitigung zu verhalten hat.

Zudem wird behandelt, wie eine korrekte Pflege und Aufbewahrung die Langlebigkeit der

PSA unterstützt und wie sich Schäden vermeiden lassen. Es wird eine vollständige PSA mit

Auffanggurt, Falldämpfer und Verbindungsmittel graphisch dargestellt und darauf verwiesen,

was es zu beachten gibt. Dazu werden Funktionen zu den Komponenten und deren

physikalische Wirkung auf den Körper verdeutlicht. Zusätzlich findet man hier weitere

Informationen zu dem Thema Lifeline und zu der Y-Regel. Lifeline-Systeme sind in der

Regel horizontal oder vertikal gespannte Drahtseile (Abbildung 6), die das Einhängen und

Sichern des im Dach befindlichen Rigger gewähren. Diese Systeme hängen meistens oberhalb

von den Arbeitsplätzen, um die Fallhöhe zu verringern bzw. möglichst gering zu halten. Der

Rigger kann sich mit seinem Auffanggurt, der durch einen Falldämpfer und einem MGO-

Haken mit der Lifeline verbunden ist, befestigen.

Abbildung 6: Lifeline und MGO-Haken (Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, 2015)

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Sollte ein Rigger aus irgendwelchen Gründen abstürzen, wird er durch dieses System

aufgefangen. Der Falldämpfer soll dabei die auftretenden Kräfte, die sogenannte

Fangstoßkraft4, verringern, um dadurch mögliche körperliche Schäden zu minimieren bzw. zu

vermeiden. Die Y-Regel sieht vor, dass Rigger sich mit einem flexiblen Verbindungsmittel in

der Höhe fortbewegen. D. h. die Person ist immer mindestens mit einem von zwei MGO-

Haken sicher eingehakt (Abbildung 7). So die Theorie. Leider wird dies nicht immer so in der

Praxis umgesetzt und ist ein Grund, wieso es zu Unfällen kommt, bei denen Personen

abstürzen.

Ebenfalls wird dort auf einen geeigneten Helm für Höhenarbeiten hingewiesen und welche

Eigenschaften dieser mit sich bringen muss.

Man sollte bei seiner PSA außerdem auf die geprüften und zertifizierten Kennzeichnungen

achten. Damit wird gewährleistet, dass im Fall einer Überprüfung oder eines Unfalles keine

sicherheitsrelevanten Mängel festgestellt werden können und dadurch der

Versicherungsschutz bestehen bleibt. (Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, 2010)

4 Kraft, die durch einen Fall auf ein Seil wirkt

Abbildung 7: Zwei MGO-Haken mit einem Falldämpfer zum Anwenden der Y-Regel (Seilzugangstechnik, 2015)

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6.2.2 Sichere Anschlagspunkte auswählen

Die zweite Regel befasst sich mit dem Thema Anschlagspunkte und wie man diese auswählt,

um als Person sicher gehalten zu werden. Ferner wird hier beschrieben, welche Eigenschaften

ein solcher Punkt laut Norm (DIN EN 7955) haben sollte. Auch wie sich das

Verbindungsmittel zu verhalten hat und woher man Informationen über die Tragfähigkeit

eines solchen Punktes und der Kräfte erhält, die entstehen können. (Verwaltungs-

Berufsgenossenschaft, 2010)

6.2.3 Bei jeder Arbeit Rettung einplanen

Die letzte Regel sieht vor, dass bei jeder Arbeit ein Rettungsplan vorhanden sein sollte und

wie man sich in einem Notfall zu verhalten hat. Selbst nach einem gesicherten Absturz in die

PSA besteht immer noch eine akute Gefahr für die verunglückte Person, da sie ein

sogenanntes Hängetrauma erleiden kann, auch orthostatischer Schock genannt. (Verwaltungs-

Berufsgenossenschaft, 2010)

Bei solch einem orthostatischem Schock sammelt sich das Blut in den unteren Körperteilen.

Dies kann dazu führen, dass lebenswichtige Organe nicht mehr richtig durchblutet werden.

Infolge dessen, sollte zum Beispiel das Gehirn nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt

werden, kann der Tod eintreten. Die Zeitangaben variieren dazu zwischen 15 und 30 Minuten.

Deswegen ist es wichtig, einen für sich passenden Hängegurt zu haben, um solch einem

Schock entgegenzuwirken und um in einer Notsituation mehr Zeit zu haben, gerettet zu

werden. (Ebner, 2007, S. 242)

5 Anschlagseinrichtung (Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie, 2015)

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6.3 Umsetzung der Kampagne

Dabei wurde überlegt, wie man die Inhalte der Kampagne am besten an die Rigger vermittelt,

ohne dass sich diese durch wiederholende Ermahnungen oder Beobachtung bedrängt fühlten.

Zudem war es auch überhaupt nicht möglich eine erweiterte Überwachung zu veranlassen, da

für ein so großes Unterfangen schlicht die Kapazitäten fehlen. Deswegen wurde laut Aussage

von Herrn Heinz ein Erinnerungsmedium geschaffen.

„Wir dachten, dass sich jeder zu sichern hat weiß er, aber wenn er an allen

Ecken und Enden seiner Welt noch mal mit irgendetwas darauf hingewiesen

wird, dann kriegen wir da vielleicht mehr Bewusstsein hin.“

(Dipl.-Ing. Heinz, 2015)

Der Slogan Lock-It! wurde hier umfassend und allgemein gehalten. Man möchte die ganze

Branche und nicht nur speziell Rigger ansprechen. Es kann nämlich mehr bedeuten als nur

„hake dich ein“, sondern ebenso „sichere dich“.

Alles zum Thema der Kampagne und die diesbezüglichen Informationen findet man auf der

dazugehörigen Homepage www.vbg.de/rigging. Mit Messeauftritten und Vorträgen, z. B. auf

der Prolight & Sound6, die jedes Jahr in Frankfurt am Main stattfindet, sowie mit

Veröffentlichungen in Fachzeitschriften und Internetauftritten, hat die Kampagne einen

großen Bekanntheitsgrad erlangt. Die genannten Poster werden bei Firmen, die in der

Veranstaltungsbranchen tätig sind, ins Büro gehangen. Die Aufkleber schmücken dagegen oft

die Flightcases7 der Rigger und Techniker, die sich vor Ort einer Veranstaltung befinden.

6 Prolight & Sound: Internationale Messe der Technologie und Services für Veranstaltungen, Installation und

Produktion

7 Eine Art Koffer in der oft Werkzeug und Ausrüstung transportiert wird.

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7 Gründe von Unfällen in der Praxis mit Bezug auf die

rechtlichen Grundlagen der Arbeitssicherheit

Kommt es zu Unfällen bei Veranstaltungen liegt dies oft an dem Fehlverhalten einzelner

Personen, welches tragische Konsequenzen mit sich ziehen kann. Dies zeigt zum Beispiel ein

aktueller Fall vom 30. Oktober 2015 in einem Bukarester Nachtclub. Dort sind durch einen

Brand und der darauffolgenden Panik 27 Menschen ums Leben gekommen, da

Brandschutzvorschriften vom Betreiber nicht beachtet wurden. (MDR, 2015)

Wenn man die Unfallursachen der letzten Jahre betrachtet, dann ist dies ebenfalls zu

erkennen. Dass hingegen die Technik versagt, also z. B. die Traversen aufgrund von

Materialermüdung zusammenbrechen, ist eher selten der Fall, sollte als potentielle

Gefahrenursache jedoch nicht vollkommen außer Acht gelassen werden.

Im Folgenden wird jedoch insbesondere nach den Gründen für die Unfälle beim Auf- und

Abbau gefragt, da Rigger eher selten während einer Show im Einsatz sind. Bei der Nachfrage

unter den Experten, ob es sich beim Absturz um eine fehlerhafte Verwendung oder Mängeln

an der PSA handle, wird dies nicht bestätigt. Sie sind eher auf eine unzureichende Sicherung

zurückzuführen, die verschiedene Gründe haben können.

„Es sind in der Regel immer Übermüdung, Faulheit, also Bequemlichkeit

und tatsächlich der Zeitdruck, der von Agenturen aufgebaut wird.“

(Scheuber, 2015)

Die untere Grafik (Abbildung 8) mit genannten Beispielen, soll das besser verdeutlichen. Es

handelt sich um Vorfälle, die sich in den Jahren 2000 bis 2015 bei Auf- und Abbauarbeiten

von Veranstaltungen ereignet haben. Es sind nicht alle dokumentierten Ereignisse, sondern

nur jene, die es in die englische- und deutschsprachige Presse geschafft haben. Nach der

Abbildung folgen einige Beispiele möglicher Unfallhergänge, die in die Verteilung mit

eingeflossen sind.

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Abbildung 8: Vorkommnisse beim Auf- bzw. Abbau von Veranstaltungen

Fehlverhalten von Personen, welches zu einem technischen Versagen geführt hat, wird im

Teil „Mensch und/oder Technik“ berücksichtigt. Ansonsten beinhaltet dieser Punkt auch

Vorfälle, wo die Sachlage nicht ganz eindeutig abzuschätzen war ob es sich um den Mensch

oder Technik handelte. Wie man jedoch erkennen kann, ist zum Großteil der Mensch selber

für die Vorkommnisse verantwortlich.

Beispiel 1

„Ein Rigger fällt bei Aufbauarbeiten für eine ZDF-Sendung aus ca. 9 Meter

vom Bühnendach, als er Beleuchtung installiert. Polizeiliche Ermittlungen

ergaben, dass er nicht gesichert war.“

(Eventfaq, das Portal für Veranstalter, 2015)

Ob das oben genannte Beispiel aus Zeitdruck, Übermüdung oder Faulheit entstanden ist, ist

nicht klar. Jedoch war die Person nicht gesichert und hätte durch die Verwendung einer

vollständigen PSA gegen einen Absturz gesichert sein müssen.

217

8534

98

0

50

100

150

200

250

Insgesamt Mensch Technik Mensch und/oderTechnik

An

zah

l der

Un

fälle

Jahr 2000 - 2015

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Beispiel 2

„Bei Abbauarbeiten einer Messe bricht ein Kranausleger, als gerade ein 10

Tonnen schweres Maschinenteil versetzt werden soll. Der Ausleger fällt auf

einen Kleinbus, der Fahrer kann in letzter Sekunde aus dem Wagen

flüchten.“

(Eventfaq, das Portal für Veranstalter, 2015)

Bei diesem Beispiel war es ein klarer Fall von Materialermüdung8, die zum Zusammenbruch

des Kranauslegers geführt hat.

Beispiel 3

„Ca. 3 Stunden vor dem Einlassbeginn für das Radiohead9 Konzert bricht

die Bühne zusammen, ein Aufbauhelfer wird tödlich getroffen. Die

Unglücksursache ist unklar, das mit 40.000 Besuchern ausverkaufte

Konzert wurde abgesagt.“

(Eventfaq, das Portal für Veranstalter, 2015)

oder

„Bei Aufbauarbeiten für ein Festival fällt ein 9 Meter großes LED-Display

auf die Bühne.“

(Eventfaq, das Portal für Veranstalter, 2015)

In den Fällen konnte keine genauen Unfallursache ermittelt werden, jedoch kann man davon

ausgehen, dass etwas falsch kalkuliert, installiert oder durch einen menschlichen Fehler

verursacht wurde, was dadurch zu einem technischen Versagen geführt hat.

8 Eine Schädigungsprozess, der nach einer Zeit bei unterschiedlichsten Materialien eintreten kann

9 Radiohead: Alternative Rockband aus England

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7.1 Der Zeitdruck

„Der Zeitdruck besteht und er spielt ganz bestimmt eine Rolle.“

(Dipl.-Ing. Heinz, 2015)

Der Zeitfaktor spielt eine entscheidende Rolle im Bezug zur Arbeitssicherheit.

Veranstaltungen werden immer enger getaktet, gerade in Hallen, in denen tagtäglich die

unterschiedlichsten Veranstaltungen stattfinden. Dort spielt der Zeit- und Gelddruck eine

große Rolle und sollte mit in die Gefährdungsbeurteilung einfließen, damit Schäden, sollten

diese vorkommen, in ein passendes Verhältnis gesetzt werden können. Es sollte maximal ein

blauer Daumen toleriert werden, wenn etwas passiert. Wenn es jedoch zu einem nicht

wiederherstellbaren oder auch langfristigerem Schaden kommt, sollte der Zeitaufwand keine

Rolle mehr spielen. Dies muss in der Vorbereitung beachtet werden. (Dipl.-Ing. Heinz, 2015)

Gerade viele Rigger sind als selbstständige Unternehmer tätig und sollten selber dafür Sorge

tragen auf eine nötige Sicherheit zu achten. Wenn nachgewiesen werden kann, dass z. B.

aufgrund von fehlenden Ruhezeiten ein Fehler begangen wurde, dann zahlt keine

Versicherung für mögliche Schäden und es kann zu einem strafrechtlichen Verfahren

kommen. (Gaafke, 2015)

„Wenn du beim Rigging einen Fehler machst, dann kostet das Zeit und die

Zeit gibt es auf der Baustelle nicht und deswegen planen da die richtigen

Leute die Zeit ein.“

(Gaafke, 2015)

„Zeit ist Geld“. Dieser bekannte Spruch ist in diesem Zusammenhang für den Auftraggeber

anzuwenden und setzt insbesondere die selbstständigen Rigger unter Druck, schnell zu

arbeiten, da Sie sonst unter Umständen Angst haben müssen, ihre nächsten Aufträge an die

Konkurrenz zu verlieren.

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Dieser Druck führt dazu, dass sich die betroffenen Personen, in dem Fall die Rigger, unter

Umständen dazu verleiten lassen, an zeitaufwändigen, nicht zum Ergebnis führenden Arbeiten

Zeit einzusparen. Hierzu gehört zum Beispiel das Prüfen der sicherheitsrelevanten

Vorbereitungen.

7.1.1 Arbeitszeitgesetz (ArbZG)

Auch bezüglich der Länge der Arbeitszeit in Zusammenhang mit Überarbeitung und

Übermüdung kann es zu sicherheitsrelevanten Problematiken kommen. Das Arbeitszeitgesetz

steht mit dem Arbeitsschutzgesetz, Arbeitssicherheitsgesetz und dem Sozialgesetzbuch VII

auf einer Stufe. Es sieht im Allgemeinen vor, dass generell acht Stunden Arbeit nicht

überschritten werden dürfen. Die Zeit kann von acht auf zehn Stunden erhöht werden. Im

Durchschnitt sollte jedoch in einem Zeitraum von sechs Monaten oder innerhalb von 24

Wochen eine Zeit von acht Stunden am Tag nicht überschritten werden. Unter dem § 7

„Abweichende Regelungen“ sind Ausnahmefälle beschrieben und wie man mit diesen

umgeht. Dieser Teil bezieht sich auf Tarifverträge und ist deswegen im Zusammenhang dieser

Arbeit eher weniger interessant, da viele Rigger selbstständig arbeiten und somit nicht an

einen solchen Vertrag gebunden sind. (Bundesministerium der Justiz und für

Verbraucherschutz, 2013)

Betrachten wir nun die Praxis und wie es sich dort mit den Arbeitszeiten verhält.

„Früher sind durch Planungsfehler aus 8 auch gerne mal 14 bis 16 Stunden

geworden.“

(Gaafke, 2015)

Ein Arbeitstag von 16 Stunden kommt für Event-Rigger mittlerweile eher selten vor. Laut der

Experten sollte man jedoch zwischen den Industrie- und den Rock ‘n’ Roll-Veranstaltungen

unterscheiden. Rock ‘n‘ Roll-Veranstaltungen,

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„[…] die gehen morgens rein und abends wieder raus, oder am nächsten

Tag.“

(Gaafke, 2015)

Bei solchen Events arbeitet ein Rigger im Durchschnitt rund acht oder neun Stunden, welche

jedoch nicht am Stück abgearbeitet werden. So werden beispielsweise vier bis fünf Stunden

für den Aufbau und die restlichen Stunden für den Abbau gerechnet. Dazwischen haben die

Personen theoretisch frei. Auf der einen Seite sind solche Aufträge für sie entspannend, da

genügend freie Zeit zwischen den Auf- und Abbauarbeiten bleibt, diese ist jedoch oftmals

nicht als richtige Freizeit zu werten. Für die Anschlussjobs am darauffolgenden Tag ist dies

zudem manchmal schwierig bzw. macht es für den Arbeitnehmer unmöglich, diese

wahrzunehmen. Wenn die Person z. B. morgens um 07:00 Uhr auf einer nächsten Produktion

sein sollte, die letzte Veranstaltung jedoch erst um 02:00 Uhr in der Nacht verlassen hat, kann

dies dazu führen, dass die Ruhezeiten (nach § 5 mindestens elf Stunden) zwischen den

Aufträgen nicht eingehalten werden können.

Tritt ein Rigger den Auftrag trotzdem an, so entsteht eine gestiegene Sicherheitsgefahr

aufgrund von Müdigkeit, was zum Verlust des Versicherungsschutzes führen kann. (Gaafke,

2015)

In der Industrie sieht es etwas anders aus. Dort kann ein Auf- bzw. Abbau etwas länger

dauern, aber in der Regel werden die zehn Stunden Arbeitszeit nicht überschritten, da dort oft

vor Ort interne Sicherheitsbeauftragte10 zuständig sind und hier ein Auge darauf haben. Im

Vergleich zu Rock ‘n‘ Roll Veranstaltungen ist man hier die ganze Zeit durchgehend vor Ort.

Auf großen Veranstaltungen wie der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in

Frankfurt am Main, kann es zudem zu Personalmangel auf parallel laufenden Veranstaltungen

kommen. Dieser temporäre Personalmangel kann sowohl positive, als auch negative

Auswirkungen für die Arbeiter haben. Positiv, weil durch den Engpass die auftraggebenden

Firmen bereit sind mehr zu zahlen. Negativ, weil durch den Mangel an Arbeitskräften die

Nichteinhaltung des Arbeitszeitgesetzes in diesen Fällen tendenziell steigt. Das wird laut der

Experten nicht sehr genau dokumentiert und der Personalmangel kommt im Jahr nur selten

vor. (Scheuber, 2015).

10 § 22 SGB VII: Ab Unternehmen mit 20 Personen ist dies Pflicht

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Laut Arbeitszeitgesetz § 1611 und § 1712 ist es den Behörden erlaubt, Arbeitsstätten zu

besichtigen und jederzeit eine Einsicht auf alle Dokumentationen zu verlangen, um die

Einhaltungen zum Arbeitsschutz und Arbeitszeitgesetz zu kontrollieren. In der Regel

geschieht dies allerdings erst dann, wenn es tatsächlich zu einem Schaden gekommen ist. Es

liegt somit in der Selbstreflexion der einzelnen Person dies gerade auf zeitlich längeren

Veranstaltungen zu berücksichtigen. Laut § 1413 darf die Arbeitszeit die Zehn-Stundengrenze

nur dann überschreiten,

„[…] wenn eine verhältnismäßig geringe Zahl von Arbeitnehmern

vorübergehend mit Arbeiten beschäftigt wird, deren Nichterledigung das

Ergebnis der Arbeiten gefährden oder einen unverhältnismäßigen Schaden

zur Folge haben würden […]“

und

„[…] wenn dem Arbeitgeber andere Vorkehrungen nicht zugemutet werden

können.“

(Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, 2013)

Kommt es zu solch einem Fall bedeutet dies, dass bereits auf Organisationsebene falsch

kalkuliert und nicht korrekt geplant wurde. Treten Verzögerungen aufgrund unerwarteter

Ereignisse ein, hätten diese idealerweise im Vorfeld in Betracht gezogen und im besten Fall

durch korrektes Verhalten und Arbeiten vermieden werden müssen.

„Gesetzlich ist das alles festgelegt und es ist eindeutig. Kontrollieren tut es

keiner.“

(Gaafke, 2015)

11 § 16: Aushang und Arbeitszeitnachweise

12 § 17: Aufsichtsbehörde

13 § 14: Außergewöhnliche Fälle

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Wie man sehen kann, hat die Zeit einen wichtigen Einfluss auf die Arbeitssicherheit. In der

Theorie sollte die Arbeitszeit, wie vom Gesetz vorgegeben, eingehalten werden. Dies ist

jedoch in der Praxis nicht immer möglich. Zum einen von Arbeitgeberseite, da auch mit

weniger als dem geplanten Personal, insbesondere bei Veranstaltungen, Deadlines zu erfüllen

sind. Zum anderen von Arbeitnehmerseite, da die Rigger, insbesondere als Selbstständige, auf

Aufträge und damit ihr Einkommen angewiesen sind und sich die Arbeitszeiten nicht immer

aussuchen können.

7.2 Planung und Gefährdungsbeurteilung

Die Gefährdungsbeurteilung dient dem Arbeitgeber dazu mögliche Gefahren einzuschätzen

und um zu bestimmen, welche Maßnahmen erforderlich sind, um diese zu unterbinden. Das

Arbeitsschutzgesetz verpflichtet den Arbeitgeber dazu Gefährdungsbeurteilungen

vorzunehmen. Wie diese auszusehen haben wird dabei dem Arbeitgeber überlassen. Die

DGUV stellt dazu diverse Seminare, Leitlinien und weiteres Informationsmaterial zur

Verfügung, die zeigen, wie eine solche Gefährdungsbeurteilung aussehen kann. (Abbildung

9).

Abbildung 9: Mögliche Vorgehensweise um eine Gefährdungsbeurteilung zu erstellen (Info-Bausteine, 2015)

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Es muss laut dem Arbeitsschutzgesetz § 6 eine Gefährdungsbeurteilung zur Dokumentation

vorliegen.

„Der Arbeitgeber muss über die je nach Art der Tätigkeiten und der Zahl

der Beschäftigten erforderlichen Unterlagen verfügen, aus denen das

Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung, die von ihm festgelegten

Maßnahmen des Arbeitsschutzes und das Ergebnis ihrer Überprüfung

ersichtlich sind. Bei gleichartiger Gefährdungssituation ist es ausreichend,

wenn die Unterlagen zusammengefasste Angaben enthalten.“

(Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, 1996)

Ebenso hat er laut § 10 dafür Sorge zu tragen, dass entsprechende Erste Hilfe und alle

weiteren Maßnahmen vorhanden sind, um eine schnellstmögliche Rettung zu gewährleisten.

„Der Arbeitgeber hat entsprechend der Art der Arbeitsstätte und der

Tätigkeiten sowie der Zahl der Beschäftigten die Maßnahmen zu treffen, die

zur Ersten Hilfe, Brandbekämpfung und Evakuierung der Beschäftigten

erforderlich sind.“

(Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, 1996)

Gefährdungsbeurteilungen beinhalten unterschiedlichste Herangehensweisen und Verfahren

zur Prävention von Unfällen und müssen auf den entsprechenden Arbeitsplatz angepasst

werden. Dazu finden sich in allen Berufsgenossenschaften entsprechende Anleitungen.

Aufsichtspersonen der Unfallversicherungen stehen dabei den Arbeitgebern zur Verfügung

und erstellen in einer Zusammenarbeit mit diesen die passende Gefährdungsbeurteilung. Das

bedeutet, dass für jede Veranstaltung eine passende Gefährdungsbeurteilung erstellt und

dokumentiert werden kann. (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, 2015)

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„Eine lückenhafte Gefährdungsbeurteilung ist ein großes Risiko für

jemanden, der große Verantwortung trägt.“

und

„Eine gute Gefährdungsbeurteilung bedeutet, dass die Gefährdung definiert

ist, dass man sich entsprechende Maßnahmen überlegt und dass man in

einem weiteren Stück prüft, ob diese Maßnahmen wirksam sind oder

brauchbar sein können. Diese definiert dann auch, wer dafür

verantwortlich ist und was wirklich umgesetzt wird.“

(Dipl.-Ing. Heinz, 2015)

Für die Bereiche der Veranstaltungen gibt es die DGUV Regeln 115-002 „Veranstaltungs-

und Produktionsstätten für szenische Darstellung“. (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung,

2015)

DGUV-Regeln sind den DGUV-Vorschriften und Unfallverhütungsvorschriften

untergeordnet, repräsentieren jedoch anerkannte Regeln, die dazu dienen, die Vorschriften

und UVV für einen gewissen Fachbereich zu veranschaulichen. Dabei werden Wege zur

Umsetzung vom Arbeitsschutz aufgeführt, die sich gemäß der gesetzlichen Richtlinien

orientieren. Gefährdungsbeurteilung und Rettungskonzepte zu erstellen gehört ebenfalls mit

zur Ausbildung zum SQ Q2 Rigger. Im Normalfall sollte laut der DGUV-Regel 112-199 für

das „Retten aus Höhen und Tiefen mit persönlicher Absturzsicherung“ bei Auf- und Abbauten

ein Rettungskonzept vorliegen. (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, 2012)

Da es sich hierbei ebenfalls ‘‘nur‘‘ um eine Regel handelt, wirbt die Lock-It! Kampagne auch

dafür, dass immer ein Rettungskonzept vorzubereiten ist.

Diesbezüglich zeigt sich oft im ersten Moment ein Unverständnis beim Kunden, wenn

beispielsweise Herr Gaafke ein Worst-Case-Szenario vorlegt, woraufhin er erklären muss,

dass die Berufsgenossenschaften bei einem Vorfall erst nach zwei Dingen fragen:

„Gibt es eine Gefährdungsbeurteilung und dazu ein Rettungskonzept?“

(Gaafke, 2015)

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Grundsätzlich sollte immer ein Rettungskonzept vorgelegt werden, welches anhand der

Versammlungsstätten-Verordnung (VStättVO), Regeln, Informationen usw. konzipiert

werden kann und den Arbeitsgeber rechtlich gegen Schadensansprüche absichert. Die

VStättVO hat keine eigene Rechtswirkung, sondern orientiert sich am Bauordnungsrecht der

jeweiligen Länder. In der Verordnung, die von Bundesland zu Bundesland zu unterscheiden

ist, geht es um Vorschriften über „Bau und Betrieb von Versammlungsstätten“. Dabei werden

Themen wie Rettungswege, Brandverhütung oder Großbühnen aufgegriffen. (Ebner, 2007, S.

225)

In vielen DGUV-Informationen, Regeln, Vorschriften usw. wird man zudem explizit auf diese

hingewiesen. Tendenziell entwickelt sich ein wachsendes Bewusstsein, wie wichtig eine

sinnvolle Gefährdungsbeurteilung zur Vorbeugung und eine genaue Planung sind. Gerade

durch diese Verordnung, so Herr Scheuber, erkennen die Kunden und Auftraggeber oft, dass

sie keinen Freifahrtschein haben. Dadurch bekommen die Menschen eine zusätzliche

Sicherheit. (Scheuber, 2015)

Bei Planungsfehlern sollte man sich wieder die Fälle aus Rock ‘n‘ Roll- und Industrie-

Veranstaltungen betrachten. Herr Scheuber und Herr Gaafke sehen in den Rock ‘n‘ Roll

Veranstaltungen das kleinere Problem. Dort sind die Abläufe meistens eingespielt und die

Leute wissen, was zu tun ist, da sich die Tätigkeiten beim Auf- und Abbau wiederholen. Nach

dem ersten Bau kann man sich sicher sein, dass das benötigte Material vorhanden und alles

funktionstüchtig ist, zudem weiß man wie die Veranstaltung richtig auszusehen hat.

Es müssen trotzdem vor jedem Räumlichkeitswechsel die Abläufe abermals besprochen und

Einweisungen durchgeführt werden. Dass dabei grundlegende Dinge wie die S3-

Sicherheitsschuhe14 oder Helme getragen werden müssen, ist Voraussetzung. Gerade

Personen in einer leitenden Position achten darauf sehr. Bei einer Missachtung können

Personen durchaus der Baustelle verwiesen werden, falls auf eine Hinweisung keine

Umsetzung erfolgt. Dies ist allerdings ein eher seltener Fall. (Scheuber, 2015)

Da solche Veranstaltungen oft in entsprechenden Häusern stattfinden (z.B. Barclaycard-Arena

oder Sporthalle in Hamburg), sind Gefährdungsbeurteilungen dementsprechend gut

ausgearbeitet und werden durch anwesende Personen auf Einhaltung überprüft. Dadurch

entsteht eine Art von Routine in den Arbeitsabläufen.

14 S3: Durchtrittsicher, antistatisch, öl- & benzinresistente Sohle, Energieaufnahme im Fersenbereich,

wasserbeständig

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Die Gefährdungsbeurteilung für den Auf- und Abbau und auch die Durchführung von

Veranstaltungen ist ein sehr wichtiger sicherheitsrelevanter Aspekt, sowohl für die Besucher

als auch die Mitarbeiter einer Veranstaltung. In der Theorie sollte sie für jede Veranstaltung

sorgfältig vorgenommen werden. Wie dargelegt wurde, sind die Hilfsmittel hierfür durch die

Berufsgenossenschaften gegeben. Durch größere Unfälle bei Veranstaltungen, z.B. durch

einen Brand oder eine Massenpanik, wo eine Gefährdungsbeurteilung oder ein

Rettungskonzept in der Praxis nicht oder fehlerhaft vorgenommen wurden, ist das

Bewusstsein für die Notwendigkeit solcher Konzepte in den letzten Jahren erheblich

gestiegen. In Bezug auf die Arbeitssicherheit und Rettungskonzept für die Rigger als

Mitarbeiter besteht jedoch sicherlich noch Verbesserungsbedarf, da es sich, wie beschrieben,

um eine Regel handelt, ein solches Konzept zu erstellen und nicht um eine zwingende

Maßnahme.

7.2.1 Psychische Belastungen in Bezug zur Gefährdungsbeurteilung

In den Industrieproduktionen kommt es hingegen eher einmal zu Fehlern in der Planung. Herr

Gaafke erklärt, dass das Fehlen von Material die am häufigsten auftretende Problematik ist.

Gerade wenn dies während Nachtschichten vorkommt und sich das Problem erst am

darauffolgenden Tag beheben lässt, kann dessen Behebung zu einem großen Zeitdruckfaktor

werden. Dieser kann für Beteiligte in dieser Zeit eine psychische Belastung darstellen, da die

fehlende Arbeit natürlich aufgeholt werden muss. (Gaafke, 2015)

In der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) steht unter dem Punkt, Abschnitt 2,

„Gefährdungsbeurteilung und Schutzmaßnahmen“, § 3 Gefährdungsbeurteilung, dass eine

physische und psychische Belastung bei Beschäftigten auftreten kann. Diese sollte mit in die

Gefährdungsbeurteilung einbezogen und berücksichtigt werden. Die BetrSichV hat das Ziel,

„[…] die Sicherheit und den Schutz der Gesundheit von Beschäftigten bei

der Verwendung von Arbeitsmitteln zu gewährleisten.“

(Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, 2015, S. 2)

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Gerade wenn man sich heutzutage die Taktungen und zeitlichen Abstände der

Veranstaltungen ansieht, dazu die hohe sicherheitsrelevante Verantwortung gegenüber

Künstlern und Publikum, den Druck von Auftraggebern, sowie kurzfristige Änderungen und

Planungsfehler, könnte man annehmen, dass dieses Thema bereits eine große Relevanz hat.

Laut der Experten hat es jedoch noch keinen großen Einzug in die Diskussionsrunden

gefunden. Herr Heinz bestätigt, dass die VBG in diesem Bereich bisher noch keine großen

Probleme gehabt oder schlechte Erfahrungen gemacht hat. Er bemerkt jedoch, dass sich dies

in Zukunft ändern und eine zentralere Thematik werden könnte, da die psychische Belastung

der Arbeitnehmer in allen Gesellschaftsbereichen zunehmend ein offenes Gesprächsthema

wird und sich die Menschen bewusster damit auseinandersetzen.

„[…] auf der letzten Prolight & Sound in Frankfurt gab es einen Vortrag zu

diesem Thema und der war besucht von etlichen Leuten. Wenn Leute so

etwas besuchen, dann ist wohl auch etwas im Raum.“

(Dipl.-Ing. Heinz, 2015)

Herr Scheuber meint dazu, dass der Rhythmus zwischen den Veranstaltungen zwar kleiner

wird, sich die Vorgänge jedoch mehr und mehr nach einem gewissen Schema abarbeiten

lassen. (Scheuber, 2015)

Herr Gaafke sieht noch keine konkrete Entwicklung und betont, dass die psychologische

Belastung davon abhängt, wie ein jeder persönlich an eine Veranstaltung und deren

Umsetzung herangeht. Dass sich das von Person zu Person unterscheidet, müsse man

natürlich berücksichtigen. (Gaafke, 2015)

Es sind sich beide einig, dass die psychische Belastung vor dem Aufbau einer Veranstaltung

am größten ist, da Planung und Kundenwünsche sich sehr oft und ebenso kurzfristig ändern.

In Bezug auf die Arbeitssicherheit spielt die psychische Belastung in Hinblick auf

Konzentration und generelle Belastungsfähigkeit einer Person eine Rolle, weshalb sie in der

Theorie mit in die Gefährdungsbeurteilung einfließen sollte. Die psychische Belastung im

Berufsalltag spielt in allen gesellschaftlichen Bereichen und Berufszweigen eine zunehmende

Rolle. Dies zeigt sich z.B. in den Diskussionen rund um die Work-Life-Balance und das

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Burn-Out-Syndrom, Begriffe, die in den letzten Jahren zunehmend verwendet wurden. Wie

die Experten feststellen, ist es noch kein akutes Thema, welches unter Riggern behandelt

wird, es sollte jedoch auch in diesem Berufszweig nicht vernachlässigt werden.

7.3 Routine

Routine kann man aus zwei Blickwinkeln betrachten, einmal positiv und einmal negativ. Dies

zeigt sich in den zwei Definitionen, welche im Duden zu finden sind:

1.) „Durch längere Erfahrung erworbene Fähigkeit, eine bestimmte

Tätigkeit sehr sicher, schnell und überlegen auszuführen“

und

2.) „Ausführung einer Tätigkeit, die zur Gewohnheit geworden ist und jedes

Engagement vermissen lässt“

(Duden, 2015)

In der ersten Definition wird die Routine als eine positive Fähigkeit dargestellt, die für die

Sicherheit und Schnelligkeit einer gewissen Tätigkeit sorgt.

In der zweiten Definition hingegen wird die negative Seite gezeigt, die darstellt, dass Routine

zu Unachtsamkeit, Nachlässigkeit und Sorglosigkeit führt.

Man könnte also annehmen, dass durch die Routine auf die Sicherheit verzichtet wird, da eine

Person den einen oder anderen Schritt schon sehr oft getan hat und sie sich hierdurch sicher

fühlt, da bis zu diesem Zeitpunkt ja noch nie etwas passiert ist. Durch das Weglassen

sicherheitsrelevanter Tätigkeiten kann sie Zeit sparen, die für sie im ersten Moment die

oberste Priorität hat.

Die Lock-It! Kampagne will gerade dies verhindern. Es soll zum Alltag - zur Routine -

werden, dass man sich ständig sichert, egal wie oft man den Arbeitsschritt schon ohne Vorfall

erledigt hat. Selbst wenn es nur für einen kurzen Augenblick notwendig ist, z. B. um eine

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Schiene zu verschieben, wie sie beispielsweise in der Sporthalle Hamburg (Abbildung 10)

vorhanden sind. Diese lassen sich nach dem Lösen einer Arretierung an der Decke versetzen,

um an den gewünschten Stellen z.B. einen Elektrokettenzug anzubringen.

Abbildung 10: Bewegliche Dachschienen in der Sporthalle Hamburg

Die beste Methode den Inhalt der Lock-It! Kampagne zu verinnerlichen ist, laut Herrn Heinz,

wenn Kollegen sich untereinander auf eine unzureichende Sicherheit, die auf „schlechter“

Routine beruht, aufmerksam machen. Dabei können sich vor allem die jüngeren Mitglieder

der Branche als hilfreich erweisen.

Bei diesen ist nach Aussagen aller drei Experten eine Entwicklung in diesem Bereich der

routinemäßigen Sicherung zu beobachten, was vermutlich durch die ständige Verbesserung

der Standards und mit den zunehmend umfangreicheren Vorschriften zu tun hat, mit denen sie

bereits in der Ausbildung konfrontiert werden.

Bei der älteren Generation ist hingegen zu beobachten, dass dieser Personenkreis meist durch

Erfahrungswerte eine vernünftige Arbeitsweise angenommen hat. (Dipl.-Ing. Heinz, 2015)

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Ein weiterer positiver Effekt bei erfahrenen Riggern ist es, dass sie Fehler schneller erkennen

und schneller eine Lösung finden. Das routinierte und geschulte Auge erkennt z. B. schneller,

wann sich die Kräfte an Hängepunkten addieren und es notwendig wird, ein Stahlseil oder

ähnliches auszutauschen. Durch die Standards, Vorschriften, Regeln Informationen usw.

kommt das Vernachlässigen der persönlichen Sicherheit immer seltener vor. (Scheuber, 2015)

Ein dreifacher Kontrollmechanismus soll Fehler in der alltäglichen Routine vermeiden:

Erstens befinden sich fast immer sogenannte Headrigger oder Hausrigger in den

Veranstaltungshallen. Diese haben neben der leitenden Stellung die Aufgabe, die gewählten

Hängepunkte frei zu geben und, sobald etwas umgesetzt wurde, diese zu kontrollieren. Sie

tragen höchste Verantwortung und müssen für eventuelle Vorkommnisse die Haftung

übernehmen. Des Weiteren ist die schon erwähnte, gegenseitige Kontrolle im Team als

wichtiger Kontrollmechanismus zu nennen und zu guter Letzt die Selbstkontrolle. Hier ist ein

jeder selbst dafür verantwortlich, seine persönliche Ausrüstung zu pflegen, korrekt zu

verwenden und seine Arbeit unter den gegeben, sicherheitstechnischen Voraussetzungen zu

erfüllen. (Gaafke, 2015)

Ganz wie es sich die Kampagne dies in ihrer ersten Regel vorstellt.

Die Routine kann in der Praxis aus den genannten Gründen ein erhebliches Unfallrisiko

darstellen. Wie dargelegt ist es daher wichtig, Kontrollmechanismen einzusetzen, die

verhindern, dass Personen, in diesem Kontext die Rigger, eine „falsche“ oder „schlechte“

Routine entwickeln. Hier setzt die Lock-It! Kampagne an und ruft mit ihren verschiedenen

Mitteln (z.B. Aufklebern, Plakaten) im alltäglichen Arbeitsumfeld dazu auf, die Theorie der

Arbeitssicherheit auch wirklich in der Praxis anzuwenden.

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8 Staatliche Kontrollen

Die Aufgabe, staatliche Kontrollen zum Arbeitsschutz vorzunehmen, hat in Deutschland die

Gewerbeaufsicht. Die Bundesländer sind dazu verpflichtet, die dazugehörigen Organisationen

mit ihren Aufgaben selber zu gestalten. Sie kontrollieren die Einhaltung der Gesetze. Um

effizient ihren Tätigkeiten und Aufgaben nachzukommen, stehen sie im engen Kontakt mit

den Unfallversicherungsträgern der DGUV und ihren Mitgliedern. Laut § 13 und § 22 des

ArbSchG haben diese Organisationen eine „Überwachungsaufgabe“ zu erfüllen und können

nach Dokumentationen und Unterlagen verlangen, die die Einhaltung vom Arbeitsschutz

nachweisen. Es können ebenso Anlagen, Betriebsmittel und PSA vor Ort geprüft werden.

Nach einem Arbeitsunfall werden die verursachenden Umstände dazu geklärt, um eine

Fahrlässigkeit auszuschließen. Im Gegensatz zu den Berufsgenossenschaften hat die

Gewerbeaufsicht ein allgemeines Auftreten in Deutschland. Als Berufsgenossenschaft hat

sich die VBG auf die Branchenzweige ihrer Mitglieder fokussiert. Diesen entsprechend

werden die jeweiligen spezifischen Vorschriften und Regeln auf ihre Einhaltung geprüft.

Dazu muss entsprechendes Personal eingesetzt werden. (Kluwers, 2015)

Laut Herrn Scheuber und Herrn Gaafke werden auf Veranstaltungen Kontrollen eher selten

durchgeführt. Dies wird durch Herrn Heinz bestätigt und er erklärt, dass es nicht möglich ist

eine flächendeckende Überwachung durchzuführen. Durch die Vielfalt von Berufen und

Qualifikationsnachweisen in dieser Branche sind die Verantwortlichen überwiegend selber

dazu verpflichtet, sich an die geltenden technischen Regeln zu halten.

Aus einem gegebenen und/oder kritischen Anlass kann es jedoch zu einer Überprüfung durch

die Behörden kommen, zum Beispiel wenn sich Personen mit Bedenken um die Sicherheit vor

Ort bei ihnen melden. Bei Unfällen findet natürlich eine komplette und ausführliche

Untersuchung statt. (Dipl.-Ing. Heinz, 2015)

„Diese Eigenverantwortung steht im Vordergrund […]“

(Dipl.-Ing. Heinz, 2015)

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Der Mechanismus der Beweislastumkehr erweist sich in diesem Zusammenhang als sehr

effektiv, da dieser vorsieht, dass jegliche Vorgänge kontrolliert und protokolliert werden

müssen, um im Falle eines Unfalls den Auftraggeber gegen mögliche

Schadensersatzansprüchen abzusichern. Allein die Möglichkeit, dass es zu einem Unfall

kommen kann, kann laut Strafgesetzbuch (StGB) als Delikt gewertet werden. (Scheuber,

2015)

Als Beispiel dazu aus § 319 des StGB zur Baugefährdung:

„Wer bei der Planung, Leitung oder Ausführung eines Baues oder des

Abbruchs eines Bauwerks gegen die allgemein anerkannten Regeln der

Technik verstößt und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen

gefährdet, wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit

Geldstrafe bestraft.“

(Bundesministerium der Justiz und Verbraucherschutz, 2015)

Solche Gefährdungsdelikte unterscheidet man in konkrete und abstrakte Gefährdungsdelikte.

Konkrete Gefährdungsdelikte sind bereits passiert, also der Vorfall hat sich bereits ereignet.

Von abstrakten Gefährdungsdelikten spricht man, wenn z. B. eine akute und mögliche Gefahr

besteht. Sie muss jedoch nicht zu einer Schädigung geführt haben, um es zu einer

Verurteilung kommen zu lassen. (Große-Wortmann, 2009)

Laut Gaafke würden Erfahrungen zeigen, dass durch ein plötzliches Auftreten einer

Kontrollperson auf Produktionen keine sonderlich große Auswirkung entsteht und dadurch

kaum die Arbeitsweise verändert wird. Hier fehle der Effekt. Durch eine wiederkehrende

Unterweisung, welche Fehler zu welchen Folgen führen, finde man wesentlich mehr Anklang.

Sinnvoller seien Arbeitsschutzbeauftragte, die von Anfang an auf Produktionen dabei sind

und für die grundlegende Einhaltung aller nötigen Sicherheitsvorkehrungen sorgen. (Gaafke,

2015)

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„Wenn man den Leuten gesagt hat, dass es dafür einen Strafbestand gibt,

wenn du dich nicht an die technischen Regeln hältst, dann wird kurz

geschluckt. […] Man muss es den Leuten nur sagen. Da helfen auch keine

Kontrollen.“

(Scheuber, 2015)

Staatliche Kontrollen sind in Bezug auf die Arbeitssicherheit ein wichtiges Instrument,

können jedoch aufgrund des großen Aufwands in der Praxis nicht flächendeckend

vorgenommen werden. Daher haben sie, so die Experten, nicht allzu großen Einfluss auf die

tatsächliche Umsetzung der Arbeitssicherheit in der Praxis. Doch wenn es zu einer Kontrolle

kommt, dann im vollen Umfang.

8.1 PSA

Laut der DGUV-Vorschrift 1 § 29, § 30, und § 31 muss der Unternehmer (Arbeitgeber /

Selbstständiger) eine PSA bereitstellen und sicherstellen, dass eine solche auch korrekt

benutzt wird. Ebenso dass diese auf einen ordnungsgemäßen Zustand geprüft wurde.

(Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, 2014, S. 20)

Hierbei wird ausdrücklich auf die „Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei

der Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen bei der Arbeit“ hingewiesen. Dort geht es in

§ 1 um die Anwendungsbereiche, in § 2 um die Bereitstellung und Benutzung und in § 3 um

die Unterweisung einer PSA. Da es sich hierbei um eine Verordnung handelt, ist diese

rechtskräftig. (Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, 1996)

Die Verordnung ist sehr allgemein formuliert und beschreibt nur die Grundzüge einer

Verwendung und nicht, wie diese für einen bestimmten Beruf auszusehen hat. Die DGUV-

Vorschrift ist dagegen ausführlicher, beschreibt aber ebenfalls relativ allgemein, wie eine

Schadensprävention auszusehen hat. Es werden dazu noch andere Themen aufgezählt z.B.

welche Inhalte und Maßnahmen bei einem betrieblichen Arbeitsschutz von Bedeutung sind.

Zum Thema der persönlichen Schutzausrüstung gibt es viele Regeln, Grundsätze,

Informationen und Fachliteratur. Diese werden von den Berufsgenossenschaften und der

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DGUV zur Verfügung gestellt. Sie sind oft kodifiziert, d.h. sie sind Zusammenfassungen aus

Inhalten und bestmöglichen Verhaltensweisen, die sich auf Gesetze, Vorschriften und

Normen beziehen. Man kann sie als eine Art Verhaltenskodex15 beschreiben. Sie

gewährleisten damit die bestmögliche Prävention gegen einen Absturz und für eine ideale

Rettung oder Arbeitsweise der Rigger. Auf alle nötigen Publikationen dazu weist die Lock-It!

Kampagne hin. (Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, 2010)

Neben den Arbeitsweisen und Normen findet man Informationen darüber, welche

Kennzeichnungen eine PSA haben sollte, damit eine optimale Sicherheit gewährleistet wird

und das Material den Anforderungen genügt.

Es gibt keine genaue gesetzliche Regelung wie oft eine PSA kontrolliert werden muss. Hierzu

findet man in den Regeln der Berufsgenossenschaft, dass sie mindestens einmal im Jahr durch

einen Sachkundigen geprüft werden sollte. Einen Nachweis auf einer Produktion zu

erbringen, dass eine PSA tatsächlich gewartet wurde, ist jedoch keine Pflicht, kann jedoch

Zeit sparen, falls es auf einer Produktion zu einer Kontrolle kommt. (Deutsche Gesetzliche

Unfallversicherung, 2011)

„Meine PSA ist dokumentiert […] und wird jedes Jahr kontrolliert.“

(Gaafke, 2015)

Eine funktionsfähige und sichere PSA ist mit einer der wichtigsten Aspekte für die Sicherheit

eines Riggers. Leider ist die Gesetzgebung aufgrund ihrer allgemeinen Formulierung für

diesen Berufszweig nicht ganz eindeutig. In der Theorie sollte sie auf einen ordnungsgemäßen

Zustand geprüft werden, es existiert jedoch keine gesetzliche Pflicht dies in der Praxis

nachzuweisen.

Die Lock-It! Kampagne greift diesen Punkt der Arbeitssicherheit auf und appelliert an das

Bewusstsein der Rigger, wie wichtig eine intakte PSA ist. Sie zeigt insbesondere in ihrer

ersten Regel, wie eine korrekte Pflege und Aufbewahrung vorgenommen werden muss, um

15 Kodex: Sammlung von Gesetzen, Normen, Regeln eines Sachbereichs, ungeschriebene Regeln des Verhaltens,

des Handelns, an denen sich eine Gruppe orientieren kann (Duden, 2015)

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ihre Langlebigkeit zu sichern und Schäden zu vermeiden. Dieses Bewusstsein, welches eine

erhöhte Wachsamkeit bei der Nutzung einer PSA mit sich bringt, steigert die Sicherheit der

Rigger in der Praxis, auch ohne den derzeitig noch fehlenden Nachweis über eine regelmäßige

Wartung.

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9 Arbeitssicherheit in der Theorie und Praxis am Beispiel

von Elektrokettenzügen

Die Experten sind sich einig, dass es zu den meisten sicherheitsrelevanten Themen in den

Arbeitsschutzregelungen etwas zu finden gibt. Es existiert lediglich das ein oder andere

Thema, welches eindeutiger definiert werden könnte oder fälschlicher Weise als

Auslegungssache formuliert wurde. Sie sind sich jedoch ebenso einig, dass diese mit einem

gesunden Menschenverstand zu verstehen und umzusetzen sind. Die Einfehlersicherheit bei

Elektrokettenzügen ist so ein Thema, welches im weiteren Verlauf dieser Arbeit genauer

betrachtet wird.

9.1 Elektrokettenzüge

Elektrokettenzüge werden mit geeigneten Mitteln in Hallendächern oder Dachkonstruktionen

befestigt. Oft werden dazu sogenannte Baskets (Abbildung 11) verwendet. Sie bestehen aus

einem Stahlseil (ein sogenanntes Safety), welches z.B. um einen Stahlträger herum

angebracht wird. An beiden Enden befindet sich ein Schäkel (Verbindungsmittel). Diese

werden, nachdem sie um den Strahlträger gelegt wurden (Abbildung 12), miteinander

verbunden. Dabei ist es notwendig, einen direkten Kontakt mit dem Stahlträger und dem

Stahlseil zu vermeiden, da diese oft mit einer Farbe lackiert sind, die dem Brandschutz dient.

Daran befindet sich die Kette vom Elektrokettenzug. (Alderson, 2006)

Die Kette dient dazu, dass die Last, z.B. eine Traversenkonstruktion, mit der benötigten und

montierten Technik zusammen nach oben fährt. Dies geschieht in der Regel mit einer

Steuerung, die vom Boden aus bedient werden kann. (Ebner, 2007, S. 40-41)

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Abbildung 11: Basket: Stahlseil mit zwei Schäkeln & Motorkette

Abbildung 12: Stahlseil um einen Stahlträger gelegt

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9.2 Einfehlersicherheit

Herr Scheuber sieht das Problem darin, dass man sich erst richtig in das Thema der

Einfehlersicherheit einlesen muss, um zu verstehen, ob es bei Einhaltung aller

sicherheitsrelevanten und technischen Aspekte bei D8 Elektrokettenzügen überhaupt noch

notwendig ist, diese noch einmal zusätzlich zu sichern. Da durch eine Verdopplung des

Sicherheitsfaktors (z.B. maximal die Hälfte der maximalen Tragfähigkeit eines

Elektrokettenzugs) bereits eine ausreichende Sicherheit besteht. Zeit, Material und ein

Sicherheitsrisiko könnten dadurch eingespart werden, da keine Person mehr ins Dach klettern

müsste. (Scheuber, 2015)

„Dieser Mechanismus des Sicherns an sich ist in meinen Augen

gefährlicher als das, was an Restrisiko bleibt, falls da irgendetwas

ausfällt.“

(Scheuber, 2015)

Einfehlersicherheit bedeutet, dass man eine zusätzliche Sicherung (Safety) an Gegenstände

anbringt. Dadurch soll verhindert werden, dass ein Gegenstand unkontrolliert herabfallen

kann. Diese Gegenstände können z.B. Leuchten, Traversen, Motoren oder Lautsprecher sein.

Dies wird in der BGV C1 § 7, jetzt DGUV Vorschrift 17 und 18, ebenfalls § 7 „Schutz gegen

herabfallende Gegenstände“ geregelt. (Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, 2014)

Dort findet man einen Verweis zur DGUV Information 215-313 „Sicherheit bei Produktionen

und Veranstaltungen“. In dieser befindet sich der Abschnitt 1.3 „Einfehlersicherheit durch

Sicherungselemente/Sekundärsicherung“, wo der oben genannte Nutzen erklärt wird.

(Verwaltungs-Berufsgenossenschaft VBG, 2015)

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Dort steht:

„Auf eine zusätzliche Sicherung (Sekundärsicherung) kann verzichtet

werden, wenn die Befestigungseinrichtung eigensicher bemessen ist und nur

mit Werkzeug zu lösen sowie gegen Selbstlösen gesichert ist.“

(Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, 2015, S. 5)

9.2.1 Beispiel

Es wird von einem Elektrokettenzug nach der BGV D8 Norm mit den technischen Daten von

einer Belastbarkeit von 1000 kg ausgegangen. Diese haben in der Regel, wenn sie auf den

Veranstaltungen eintreffen, eine Abnahme und Überprüfung vom Hersteller (nach der

Herstellung), vom Verleiher (nach jedem Einsatz) und der BGV (jährlich). Diese Nachweise

sollten gewährleisten, dass der Motor funktioniert und einwandfrei läuft.

Abbildung 13: Ein nach BGV geprüfter Elektrokettenzug

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Laut dem Standard SQ P2 Elektrokettenzüge der IGVW habe die D8 Motoren eine

sogenannte Rutschkupplung. Diese verhindert das Fahren der Motoren bei einer Überlast, also

wenn zu viel Gewicht in den Motor gehangen wird. Laut der DGUV 215-313 Abschnitt 1.4,

darf man die Arbeitsmittel, die zum Anschlagen oder zur Lastaufnahme verwendet werden

und über Personen hängen, mit maximal der Hälfte der Tragfähigkeit belasten, also in diesem

Fall mit nur 500 kg. (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung , 2015, S. 6)

Gerade bei statisch unbestimmten Systemen werden Gerätschaften zum Messen der Lasten

noch zusätzlich mit heran gezogen. Diese können mit der Steuerung der Motoren verbunden

sein und Abweichungen von Kräften beim Fahren direkt ausgleichen. (Ebner, 2007, S. 42)

Bei einem statisch unbestimmten System lassen sich die auftretenden Kräfte nicht mehr so

einfach berechnen und müssen deswegen durch komplexere Gleichgewichtsbedingungen

berechnet werden. (Ebner, 2007, S. 77)

Laut BGV darf bei der Dimensionierung der Lasten über Personen der Betriebskoeffizient

(Verhältnis von der Mindestbruchkraft zur Tragfähigkeit) nicht überschritten werden. Dieser

ist bei D8 Motoren im Vergleich zu seinen Nachfolgemodellen niedriger. (Verwaltungs-

Berufsgenossenschaft, 2010, S. 14)

Des Weiteren kommt es drauf an, wie der Motor aufgebaut ist. Die D8 Motoren besitzen

entweder nur eine Bremse oder alternativ ein selbsthemmendes Getriebe. Würde der D8

Motor mit dem selbsthemmenden Getriebe funktionsunfähig werden, würde dieser sich

langsam abwärts bewegen oder gar nicht mehr fahren. Wenn dagegen die Bremse ausfällt,

stürzt dieser ab.

Laut dem Standard SQ P2 und der BGV ist es verboten, einen solchen Motor mit einer Last

ohne einer zusätzlichen Sicherung über Personen zu hängen, solange diese nicht vorhanden

ist. Auch dann nicht, wenn alle oben genannten sicherheitsrelevanten Punkte eingehalten

werden, die das das Hängen von Lasten über Personen erlauben (Verwaltungs-

Berufsgenossenschaft, 2010, S. 9)

Hier ist es notwendig, dass die Last aus dem Motor genommen wird, also mit zusätzlichen

Mitteln befestigt wird.

Es existieren laut der BGV Norm drei Arten von Elektrokettenzügen: D8, D8 Plus und C1.

D8 Elektrokettenzüge dürfen laut der BGV Normen nur zum Auf- und Abbau verwendet

werden. Dabei dürfen sich keine Personen unter dem gefahrenen System aufhalten. Danach

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muss der Motor aus seiner gezogenen Last gehangen werden. Das bedeutet, dass eine Person

die Konstruktion mit einer zusätzlichen Sicherung im Dach befestigen muss.

Nachdem D8 Plus Elektrokettenzüge gefahren sind, dürfen sich Personen unter ihnen

aufhalten. Diese müssen nicht zusätzlich gesichert werden, da sie bereits über eine zusätzliche

Sicherung verfügen, die ein unkontrolliertes Fahren verhindert.

Elektrokettenzüge nach C1 dürfen auch dann gefahren werden, wenn sich Personen darunter

aufhalten. Diese haben mit den Eigenschaften eines D8 Plus Motors zusätzliche Funktionen,

die das Fahren sicherer machen. Bei größeren Veranstaltungen, wie sie in der Barclaycard

Arena in Hamburg stattfinden, kommen diese z.B. zum Einsatz. Gerade bei solchen

unübersichtlichen Installationen können zusätzliche Kontrollmechanismen, die an der

Steuerung angezeigt werden können, für mehr Sicherheit sorgen. Zudem kann hier auf eine

zusätzliche Sicherung verzichtet werden. (Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, 2010, p. 9)

Abbildung 14: Elektrokettenzüge nach BGV: Vorne ein D8 (1 t) & hinten D8 Plus (500 kg)

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Die Auflistung und genauere Beschreibung der Motorkettenzüge soll im Kontext dieser

Arbeit skizzieren wie schwierig und komplex die Thematik der korrekten Lastensicherung in

der Praxis werden kann. Dies soll die Aussage von Herr Scheuber verdeutlichen und

aufzeigen, wie problematisch es ist, wenn es um den Nachweis einer ausreichenden Sicherung

geht, gerade wenn man alle nötigen Vorschriften, technischen Normen und die

Dimensionierung der Arbeitsmittel (Schäkel und Safeties) beachten muss. Je nach Last

müssen dort unterschiedliche Größen und Gewichtsklassen ihre Verwendung finden.

„Klar ist das nicht alles ganz eindeutig und vieles ist Auslegungssache,

aber wenn schlussendlich mein gesunder Menschenverstand dafür

notwendig ist eine Entscheidung zu finden, dann traue ich mir das entweder

zu oder nicht.“

(Gaafke, 2015)

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10 Beobachtungen in Bezug auf die Arbeitssicherheit in

der Barclaycard-Arena und in der Sporthalle Hamburg

Beobachtungen wurden hier in zwei unterschiedlichen Hallen, während zwei

unterschiedlichen Veranstaltungen gemacht. Einmal in der Barclaycard-Arena und einmal in

der Sporthalle. Diese befinden sich jeweils in Hamburg und sind sogenannte

Multifunktionshallen, d.h. sie können für unterschiedliche Arten von Veranstaltungen und

Ereignisse gebucht und hergerichtet werden. Dabei ist die Barclaycard Arena mit Platz für

rund 16.000 Zuschauern etwa doppelt so groß wie die Sporthalle. (Barclaycard-Arena

Hamburg, 2015)

Die Größe der Halle wirkt sich natürlich auch auf die Anzahl des Personals aus, welches dort

an einem Tag arbeitet. Dies ist mit ein Grund, warum C1 Elektrokettenzüge in der

Barclaycard Arena ihre Verwendung finden und in der Sporthalle die D8 und D8 Plus

Elektrokettenzüge verbleiben, da dort viel mehr Bewegung herrscht. Dadurch, dass die Halle

wesentlich größer ist, kann durch die C1 Motoren gewährleistet werden, dass auch während

dem Fahren der Lasten normal weitergearbeitet werden kann.

Hier werden Lastmesszellen verwendet, da das gefahrene Rigg um einiges komplexer ist als

in der Sporthalle und durch die unterschiedlichen Größen mehr Material ins Dach gefahren

werden muss. Eine Lastmesszelle ist eine Messvorrichtung für Lasten, die zusätzlich

Informationen zum Fahrverhalten an die Elektrokettenzugsteuerung senden kann. Dadurch

lassen sich Fahrgeschwindigkeiten und Überlast an einzelnen Punkten korrigieren. Das sind

jedoch Features, die sich bei jedem System unterscheiden. (Ebner, 2007, S. 42)

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10.1 Lichtverhältnisse

In der Barclaycard Arena ist aufgefallen, dass nach einem Hinweis auf das zu schwache

Arbeitslicht dieses umgehend verstärkt wurde, was sofort einen sichtbaren Unterschied

hervorrief. Laut einer DGUV-Regel sollte immer ein Arbeitslicht von mindestens 300 Lux

[lx] vorhanden sein. (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, 2015, S. 12)

Lux ist die Beleuchtungsstärke und beschreibt wie viel Licht auf eine Fläche auftrifft. Als

Vergleich: Bei einem sonnigen Tag im Sommer hat man eine typische Beleuchtungsstärke

von etwa 100.000 [lx]. (Mueller, 2004, S. 104-105)

Ebenso ist aufgefallen, dass keine Stresssituationen aufgekommen sind. Auch nicht, als in der

Sporthalle noch zwei Motoren umgesetzt werden mussten, noch weitere Traversen eingebaut

und diese noch mit Molton16 bestückt wurden. Material und Ausrüstung hatten in beiden

Hallen die nötigen Kennzeichnungen und Prüfsiegel und wurden ordnungsgemäß verwendet.

16 Molton ist in der Branche ein schwer entflammbarer Stoff und findet relativ viele Anwendungsbereiche

Abbildung 15: Geprüfte Lifeline mit dazugehörigen Kennzeichnungen

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10.2 Helmpflicht

Bei beiden Veranstaltungen bestand so lange die Helmpflicht, bis das komplette Rigg oben

und die Arbeiten im Dach vorüber waren. Dies wurde in beiden Hallen weitestgehend

eingehalten. Nur der Hallenleiter in der Sporthalle musste explizit ein zweites Mal darauf

hinweisen, da der Helm nicht von allen Mitarbeitern getragen wurde. Es ist nicht möglich zu

sagen, ob es ein bewusstes Vergehen war, da nicht immer alle Personen gleichzeitig in der

Halle anwesend sind und mögliche Anweisungen hören. Diese Anweisungen werden in der

Regel schon während der Vorbesprechungen gegeben, manchmal jedoch auch erst, wenn

tatsächlich im Dach angefangen wird zu arbeiten. Erstaunlicherweise waren die Techniker

darauf hingewiesen worden und nicht die Helfer. Vor allem als die Ketten von den Motoren

vom Rigger ins Dach gezogen wurden, wurden oft keine Helme am Boden verwendet.

Kommen wir nun zu den Beispielen, die noch etwas kritischer zu betrachten sind.

10.3 Herabfallende Gegenstände

In der Sporthalle kamen Glasteile von einer Leuchtstoffröhre aus dem Dach hinunter gefallen.

Höchstwahrscheinlich lagen diese auf einer begehbaren Fläche im Dach. Als ein Rigger das

Seil zum nächsten Hängepunkt bringen wollte, muss dieses Seil auf dem Boden geschliffen

sein. Wahrscheinlich sind die Glasteile dann durch eine der Lücken am Boden der begehbaren

Fläche gefallen. Glücklicherweise befanden sich zu dem Zeitpunkt keine Personen darunter

auf dem Hallenboden. Es bestand zu diesem Zeitpunkt auch noch die Helmpflicht, aber da es

sich hier um ziemlich kleine Glasteile gehandelt hat, hätten diese auch leicht ins Auge gehen

können, z.B. bei einem gerade unpassenden Blick nach oben. Dies hätte durch eine

aufmerksamere Arbeitsweise bemerkt werden können. Da es in solchen Dächern wesentlich

dunkler ist, ist es in Hinblick auf die Arbeitssicherheit wichtig, dass Rigger Leuchten an ihren

Helmen tragen.

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10.4 Nutzung der PSA

Es wurde zudem eine unzureichende Nutzung der PSA festgestellt, die bei den Höhenarbeiten

im Dach in rund zwölf Metern Höhe bei einem Fehler notwendig gewesen wäre. Neben einem

nicht verwendeten Auffanggurt wurde zudem auch kein Helm verwendet. Der Gurt war nicht

an alle Stellen notwendig. Man muss sich dazu die Dachkonstruktion in der Sporthalle näher

betrachten. Diese hat ein verschiebbares Schienensystem, an dessen Schienen je 1,5 Tonnen

an Last gehangen werden können (Abbildung 10, S. 39). Man kann diese vom begehbaren

Bereich aus verschieben, wenn sie gerade in Reichweite sind und die Arretierung erreichbar

ist. Diese ist eine Schraube, die man lediglich lösen und dann wieder festziehen muss. Dies

war hier jedoch nicht immer der Fall. Bei ein paar Stellen wurde es notwendig, sich über das

Geländer zu bewegen und sich auf einen schmalen Stahlträger zu begeben, um beides zu

erreichen. (Abbildung 16). Dort wäre der Gurt dann nötig gewesen. Ein erhebliches

Unfallrisiko, welches im Falle eines Absturzes tödliche Folgen haben kann.

Abbildung 16: Stahlträger

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Der Rigger hätte sich seinen Auffanggurt mit dem Falldämpfer und Helm anziehen müssen,

um gegen einen möglichen Absturz gesichert zu sein wie es Lock-It! in ihren Regeln vorsieht.

Da es sich hierbei um eine recht überschaubare Größe der Veranstaltung handelte, war zudem

nur ein Rigger vor Ort. Daher war dieser alleine im Dach unterwegs, sodass niemand hätte

etwas dazu sagen können, wie es in einer Gruppe von Menschen wahrscheinlich der Fall

gewesen wäre. Dies wurde von Herrn Gaafke als zusätzlicher Kontrollmechanismus

beschrieben, was in diesem Fall fehlte. Bei einer Nachfrage wurde begründet, dass die Person,

auch außerhalb der Arbeit, ein erfahrener Kletterer sei und der Zeitaufwand zu hoch wäre.

Dies kann als Beispiel für eine negative Routine betrachtet werden kann.

10.4.1 Rettung und Gefährdungsbeurteilung

Die nächste Frage, die sich stellt, ist, wie die Rettung abgelaufen wäre, hätte eine Benutzung

der PSA stattgefunden. Die Lock-It! Kampagne wirbt dazu in ihrer dritten Regel, dass bei

jeder Arbeit in der Höhe eine Rettung eingeplant und bestenfalls ein Rigger mit einer Level 2

Qualifikation vor Ort sein und als Ersthelfer bereit stehen sollte. (Verwaltungs-

Berufsgenossenschaft, 2010)

Da es sich hierbei jedoch nicht um eine gesetzliche Pflicht handelt, wird dies gerade auf

kleineren Produktionen als ausschlaggebender Kostenpunkt angesehen und nicht umgesetzt.

Das war in der Sporthalle der Fall, in der sich zwar Ersthelfer befanden, aber keine

Rettungsrigger. Nur in der Barclaycard Arena waren Rettungsrigger vor Ort.

Gerade der gesundheitliche Aspekt ist hier ein wichtiger Punkt und wie man bei einem Fall zu

reagieren hat, da hier der bereits erwähnte lebensgefährlich, orthostatische Schock eintreten

kann. Der Helm hätte noch gegen schwerwiegende Verletzungen am Kopf helfen können,

falls man sich diesen bei einem Fall irgendwo auf- oder angeschlagen hätte. Auch darauf wird

in der Kampagne hingewiesen. Oft befinden sich viele Gegenstände in solchen

Dachkonstruktionen auf Kopfhöhe. Auch der Platz ist nicht gerade sehr umfangreich, was

schnell zu einem Kopfstoß führen kann (siehe Abbildung 10, Seite 39)

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Sanitäter, Ersthelfer, Brandbekämpfung (Feuerlöscher) und eine ausreichende

Evakuierungsmöglichkeit waren in beiden Hallen vorhanden. Auch wurde in beiden Hallen

sehr darauf Wert gelegt, dass die Rettungswege nie zugestellt werden und dass die

Feuerlöscher immer zu erreichen sind. Da beide Hallen relativ groß sind, sind die

Sicherheitsstandards entsprechend gut ausgearbeitet.

10.5 Einfehlersicherheit

Ein weiterer und der letzte auffällige Punkt in der Praxis war das schon in einem eigenen

Kapitel beschriebene Thema der Einfehlersicherheit. Hier wurde die Abweichung zur Theorie

deutlich. Bei der Anlage in der Sporthalle für die Beschallung wurden vor der rechten und

linken Seite der Bühne zwei Lautsprecheranlagen aufgebaut und mit Hilfe von jeweils zwei

D8 Elektrokettenzüge ins Dach gehangen. Jeder Elektrokettenzug hatte eine Tragfähigkeit

von 1000 kg. Es wurden etwa 640 kg mit jeweils zwei Elektrokettenzüge ins Dach gehangen

und nicht mehr zusätzlich gesichert, wie es eigentlich in der Theorie vorgeschrieben wird. Im

SQ P2 Standard steht unter dem Begriff D8 Elektrokettenzüge, dass das Halten und Bewegen

von Lasten über Personen nicht zulässig ist. Es wird dabei auf die DGUV Vorschrift 17

hingewiesen, dass ausschließlich Elektrokettenzüge gemäß der BGV verwendet werden

dürfen. Jedoch steht dort unter dem Begriff Bereitstellung:

„Von dieser Anforderung kann nur abgewichen werden, wenn durch die

Beurteilung der Gefährdung nachvollziehbar festgestellt worden ist, dass

andere technische Lösungen hinreichend sicher sind.“

(Interessenengemeinschaft Veranstaltungswirtschaft, 2010, S. 13)

In § 8 und § 9 der DGUV-Vorschrift 17 steht ebenfalls sehr allgemein formuliert, dass es

gegen eine unbeabsichtigte Bewegung eine Bremse geben muss und dass das Tragemittel und

Anschlagmittel entsprechend bemessen sein sollen (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung,

2014).

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Unter den konstruktiven Anforderungen der SQ P2 steht, dass ein D8 Elektrokettenzug eine

Bremse hat. Zur Auswahl und Dimensionierung der Last wird auf die DGUV Information

215-313 hingewiesen. Dies bedeutet der Elektrokettenzug darf maximal mit der Hälfte der

zugelassenen Last belastet werden.

Belastungsgrenze = 1000 kg

2= 500kg

Da sich auf zwei Motoren 640 kg befinden ist die ungefähre Gewichtsverteilung:

Last pro Motor = 640 kg

2= 320 kg

Das bedeutet, dass hier mit dieser Berücksichtigung im sicheren Bereich gearbeitet wurde,

was die Dimensionierung des Anschlagsmittels und dessen Last angeht. Die allgemeine

Erfahrung und Routine der Personen vor Ort hat hier dazu geführt, dass das eine ausreichende

Sicherheit gewährleistet und auf die Sekundärsicherung verzichtet werden konnte. Somit

musste der Rigger nicht noch einmal zusätzlich ins Dach steigen, was das Gefahrenpotenzial

eines Absturzes verringert hat.

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11 Zukunftsaussichten

Man ist sich unter den Experten einig, dass der Erhalt der Kampagne wünschenswert ist.

Jedoch gibt es momentan keine konkreten Pläne dafür, da Kampagnen in einem solchen

Umfang Geld und Ressourcen kosten.

Für die Zukunft der Branche wünschen sie sich, dass die Arbeitssicherheit nach wie vor ein

Thema bleibt, über das offen gesprochen wird. Man befinde sich bereits auf einem sehr guten

Weg, da die Regulierungen zu dem Thema schon sehr gut und sinnvoll seien.

Gerade die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass das Bewusstsein für Sicherheit vor,

während und nach Veranstaltungen, bei Kunden und Auftraggebern wächst. In allen

Gesellschaftsbereichen und Berufszweigen stellt die Sicherheit aller Beteiligten zunehmend

einen wichtigen Aspekt dar.

Die Professionalisierung des Berufes und der Branche, mit seinen Akteuren und zunehmend

genaueren Gesetzen und Regelungen, sowie einer fundierten, anerkannten Ausbildung zeigt,

dass man hier auf dem richtigen Weg ist.

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12 Fazit

Diese Arbeit hat einen Eindruck darüber vermittelt, wie sich der Arbeitsschutz für Rigger

gestaltet. Gerade für Studenten der Medientechnik und auch allen anderen Menschen, die

nicht in ihrem Studium oder ihrer Ausbildung damit konfrontiert werden oder vorhaben, sich

in der Welt der Veranstaltungsbranche wiederzufinden, kann diese Arbeit eine Übersicht

geben. Die Erkenntnisse darüber in welchen Zusammenhang Gesetze, DGUV-Vorschriften,

Regeln und Informationen usw. zueinander stehen, waren zudem äußerst aufschlussreich.

Der Vergleich zwischen der Theorie (Soll) und Praxis (Ist) hat gezeigt, dass in manchen

Bereichen eine Diskrepanz zwischen Soll und Ist existiert. So zum Beispiel im Bereich der

Arbeitszeiten, die gesetzlich genau vorgegeben sind, aber in der Praxis nicht immer

eingehalten werden können. Auch im Bereich der Gefährdungsbeurteilung wurde deutlich,

dass diese eigentlich für jede Veranstaltung existieren müsste, dies jedoch oftmals aufgrund

von Geld- und Zeitgründen nicht möglich ist.

Eindeutig erkennbar ist, dass die Ursachen von Unfällen größtenteils auf eine unzureichende

Sicherung der eigenen Person zurück zu führen sind. Dies ist sehr bedauerlich und wird sich

höchstwahrscheinlich nicht verhindern lassen. Ebenfalls werden durch das Fehlverhalten von

einzelnen Personen immer wieder andere Menschen zu Schaden kommen.

Wie die Beobachtungen in der Praxis gezeigt haben, sind Regeln und Theorien zwar

umsetzbar, nehmen jedoch oftmals viel Zeit und Geld in Anspruch.

Der Mensch selber ist als die größte Gefahr einzustufen, da unter anderem Routine einen

negativen Effekt auf das Arbeitsverhalten in Bezug auf die Sicherheit haben kann.

Es ist aufgefallen, dass gerade bei größeren Produktionen die Mitarbeiter eher aufeinander

Acht gegeben, gerade wenn man als ein Team eingesetzt wird. Man kennt sich wahrscheinlich

untereinander und schätzt sich, achtet auf die Sicherheit der anderen. Dieser zusätzliche

Kontrollmechanismus fehlt leider auf kleineren Produktionen

Da staatliche Kontrollen in Bezug auf die Arbeitssicherheit aus Kosten- und

Aufwandsgründen nicht flächendeckend umsetzbar sind, wird die Wichtigkeit der

Bewusstseinsbildung im Bereich der Arbeitssicherheit umso deutlicher.

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Die Experten sind sich einig, dass die gesetzlichen Regelungen und Standards nicht zwingend

einer Überarbeitung benötigen. Sie verweisen auf den menschlichen Verstand, der durch eine

effektive Kampagne wie die der Lock-It! Kampagne angesprochen werden kann und das

Bewusstsein für diesen wichtigen Bereich schärft. Die Kampagne hat somit dazu beigetragen,

dass die Arbeitssicherheit beim Auf- und Abbau einer Veranstaltung keine Randnotiz ist, die

schwarz auf weiß irgendwo geschrieben steht, sondern als ein wichtiger und ernsthafter Teil

wahrgenommen wird.

Auftraggebern und Kunden sollten für den Bereich der Arbeitssicherheit noch mehr

sensibilisiert werden, da die Gespräche mit den Experten gezeigt haben, dass diese das Thema

oft noch unterschätzen. Entsprechend wird es falsch oder sogar gar nicht kalkuliert.

Dass die Kampagne als Erinnerungsmedium zum Wohle der eigenen Sicherheit dient, ist

schlüssig und nachvollziehbar. Nach vielen Gesprächen war es überraschend, wie viele

Menschen die Kampagne kennen, befürworten und hoffen, dass diese auch in Zukunft

erhalten bleibt.

Im Großen und Ganzen befindet sich die Arbeitssicherheit beim Event-Rigging auf dem

richtigen Weg. Dieser sollte beibehalten werden. Gerade in der heutigen Zeit, wo der

Gesundheitsschutz eine zunehmend wichtigere Rolle spielt und die Menschen länger arbeiten,

sollte es möglich sein, auch in diesem Bereich möglichst lange und mit wenig körperlichen

Schäden tätig sein zu können. Events werden in der Zukunft immer mehr an Bedeutung

gewinnen und an Größe zulegen.

Gerade als Besucher oder auch als Künstler möchte man eine Veranstaltung erleben, die

positiv in Erinnerung bleibt. Das Ergebnis einer Produktion, welche von vornherein von

negativen Ereignissen überschattet ist, macht nur halb so viel Freude.

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Überblick zum Arbeitsschutz ............................................................................. 14

Abbildung 2: Beiträge (Beratungsgesellschaft für Arbeits- und Gesundheitsschutz mbH,

2015) ......................................................................................................................................... 15

Abbildung 3: Aufkleber (Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, 2010) ..................................... 17

Abbildung 4: Aufkleber Poster (Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, 2010) .......................... 18

Abbildung 5: Zusammenhänge zwischen der Lock It! Kampagne, den gesetzlichen

Regelungen, Standards und der DGUV ................................................................................... 20

Abbildung 6: Lifeline und MGO-Haken (Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, 2015) ............ 21

Abbildung 7: Zwei MGO-Haken mit einem Falldämpfer zum Anwenden der Y-Regel

(Seilzugangstechnik, 2015) ...................................................................................................... 22

Abbildung 8: Vorkommnisse beim Auf- bzw. Abbau von Veranstaltungen ........................... 26

Abbildung 9: Mögliche Vorgehensweise um eine Gefährdungsbeurteilung zu erstellen (Info-

Bausteine, 2015) ....................................................................................................................... 32

Abbildung 10: Bewegliche Dachschienen in der Sporthalle Hamburg .................................... 39

Abbildung 11: Basket: Stahlseil mit zwei Schäkeln & Motorkette ......................................... 47

Abbildung 12: Stahlseil um einen Stahlträger gelegt ............................................................... 47

Abbildung 13: Ein nach BGV geprüfter Elektrokettenzug ...................................................... 49

Abbildung 14: Elektrokettenzüge nach BGV: Vorne ein D8 (1 t) & hinten D8 Plus (500 kg) 51

Abbildung 15: Geprüfte Lifeline mit dazugehörigen Kennzeichnungen ................................. 54

Abbildung 16: Stahlträger ........................................................................................................ 56

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Eidesstattliche Erklärung zur Bachelorarbeit

Hiermit erkläre ich, dass die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als

die angegeben Hilfsmittel benutzt habe.

Die Stellen der Hausarbeit, die anderen Quellen im Wortlaut oder dem Sinn nach entnommen

wurden, sind durch Angaben der Herkunft kenntlich gemacht. Die gilt auch für Zeichnungen,

Skizzen, bildliche Darstellungen sowie für Quellen aus dem Internet.

Unterschrift Hamburg, den 16.12.2015