Ein Vierkanter neu interpretiert - miba. · PDF fileMit diesem Ansatz setzten sich DMAA klar...

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  • 12 | Bauzustand

    Ein Vierkanter neu interpretiert Neubau Miba Forum in Laakirchen Obersterreich

    N0 5 10

    MIBA FORUM AustriaLaakirchen

    Section

    Fotos: Stefan Brandtner und Tilz & Partner; Plne und Renderings: DMAA

    Querschnitt

  • 13 Bauzustand | 24. Mrz 2016 BAUEN

    BAUZUSTAND

    Delugan Meissl Associated Architects schaffen mit ihrer Interpretation des traditionellen Vierkanthofs einen zeitgenssischen Firmensitz fr die Miba Group ein weltweit agierendes obersterreichisches Unternehmen.

    von Petra Kickenweitz

    Die Miba Group ist ein 1927 als Reparatur- und Produk-tionswerkstatt gegrndetes, mittlerweile international agierendes Familienunternehmen in dritter Generation, das weltweit Komponenten fr die Motoren- und Fahrzeugin-dustrie herstellt. Infolge des Generationswechsels 2013 wollte man am Grndungsstandort Laakirchen ein ansprechendes, reprsentatives Headquarter inklusive Kunden-, Technolo-gie- und Lernzentrum errichten. Dieses sollte einerseits Bezug zum Ort und zur Familien- beziehungsweise Unternehmensge-schichte nehmen und andererseits Innovation, Weltoffenheit und Zukunftsorientierung zeigen.

    Dieser Spagat im kulturellen Kontext zwischen Regionalitt, Tradition, Technologie und Fortschritt gelang Delugan Meissl Associated Architects (DMAA), indem sie mit ihrem Entwurf be-wusst einen Weg abseits der mittlerweile allerorts typischen, anonym wirkenden Industrie- und Brobauten und der nach Aufmerksamkeit ringenden Stararchitekturbauten verfolgten. Mit diesem Ansatz setzten sich DMAA klar von den vier wei-teren Mitbewerbern Zeytinoglu ZT GmbH, S+ Architekten Architekturstudio, ATP Architekten Ingenieure und Neumann + Steiner im 2014 durchgefhrten, nichtanonymen Realisie-rungswettbewerb ab.

    DER ENTWURF Das neue Miba Forum in der Kubatur des Vierkanthofs ist di-rekt an der Bundesstrae positioniert und wird sich knftig dem Autofahrer, analog dem historischen Vorbild, von weitem erschlieen. Der Vierkanter wurde von DMAA in seiner Grund-idee, seiner Geometrie, Rumlichkeit und Materialitt zeitge-m neu definiert.

    Das gesamte Gebude erscheint insgesamt in Anbetracht des verbauten Volumens nicht mchtig. Dazu wurde durch boden-nahe Fensterbnder der massive Sockel des Gebudes aus Ort-/Stahlbeton mit Auenputz optisch zum Schweben gebracht. Das Steildach im klassischen Kaltdachaufbau mit der Ziegel-deckung Wiener Tasche in dunkelbrauner Spezialfarbe und mit unterschiedlichen Lngen zur Erzeugung einer homogenen und glatten Flche sitzt nicht direkt auf dem Sockel auf. Der bergang vom Dach zum Sockel erfolgt durch ein umlaufendes geknicktes Fensterband, das die Traufe ausbildet. Das Fenster-band wird durch umlaufende Alulamellen in der Dachschr-ge beschattet, die zustzlich optisch die Dachflche auflsen. Durch die Neigung des Firstes wird nicht nur eine Spannung im Entwurf erzeugt, sondern es kommt in der Perspektive zu einer optischen Tuschung bezglich der Wirkung der Massivitt des Daches.

    Das Gebude orientiert sich analog der traditionellen Bau-form mit seinen Rumen zum Innenhof. Eine Ausnahme bilden lediglich die Cafeteria und der Konferenzsaal im Erdgescho, die ber direkte Blickbeziehungen nach auen verfgen. Im Erdgescho befinden sich neben dem Empfang der Kunden- und Servicebereich und Broflchen, die Meetingzone und die Zukunftswerkstatt. In der Ausstellungszone, die um den In-nenhof angelegt ist, sollen knftig neben der Firmengeschichte auch die Produkte des Unternehmens adquat prsentiert wer-den. Im Obergescho ist die multifunktionale, offene Bro etage mit unterschiedlichen Besprechungsrumen untergebracht. Durch den Neubau des Headquarters fr knftig rund 70 bis 100 Mitarbeiter durchluft das Unternehmen derzeit auch ei-nen Wandlungsprozess von der bisher gewachsenen Arbeits-struktur hin zu einer modernen und offenen Arbeitswelt in

    freien und flexibel gestalteten Rumen. Die Raumdifferenzie-rung wird durch die Dachstuhlkonfiguration und unterschied-liche Ebenen erreicht, u. a. ist die Arbeitsebene hher gesetzt als der Gang, in dem die Garderobe, Spinde und die mobilen Arbeitspltze in Form von Rollregalen und Containern geparkt werden. Zudem verzichtet auch der Vorstand auf reprsentative Bros und ntzt temporr bei Anwesenheit die Besprechungs-rume. Im Untergescho sind Lagerrume, Heiztechnik und ein Bewegungsraum fr die Mitarbeiter untergebracht. Fr den ge-samten Innenausbau entschied man sich fr eine schlichte und reduzierte Haltung und eine hochwertige Materialgestaltung: heller Terrazzoboden, weie verputzte Wandflchen, Holzstiege und Holzparkett aus aufgehellter Eiche. Die Architektursprache von DMAA ist generell geprgt von Schlichtheit und formal pr-zisen Detailformulierungen.

    KONSTRUKTION UND TECHNISCHER AUSBAUFr die komplexe und anspruchsvolle Dachgeometrie wurde, um eine mglichst zarte Wirkung des Dachgesprres zu errei-chen, auf den aus dem Mbelbau kommenden weiterentwi-ckelten Holztragwerkstoff Baubuche zurckgegriffen. Das Trag-werk des Dachstuhls spiegelt im Entwurf den gegenwrtigen Technologiestand wider. Die kostengnstige Baubuche als regi-onaler Baustoff verfgt ber eine auergewhnliche Festigkeit und ermglicht damit eine noch schlankere Dimensionierung, eine hohe Lastenaufnahme und grere Spannweiten als ver-gleichbare Leimbinder aus Nadelholz. Das Dachgesprre mit 220 unterschiedlichen Verbindungsknoten und einer Spannwei-te von bis zu 12,60 Meter wurde im Werk CNC-gesteuert vorge-fertigt. Die groe Herausforderung im Bauablauf stellte bis zur Einbringung der Glasfassade und der endgltigen Schlieung der Dachhaut das hohe Quellverhalten der Baubuche dar, die dazu temporr geschtzt werden musste.

    Eine Novitt in der derzeitigen Handhabung des Brand-schutzes stellt einerseits die unbehandelte und sichtbare Ober-flchenstruktur der Baubuche dar, andererseits wird das ge-samte zweigeschoige Gebude mit rund 4.588 Quadratmetern Nutzflche als ein Brandabschnitt ausgefhrt. Das Gebude wird mittels Fernwrme und Fubodenheizung erwrmt, ge-khlt wird mit Grundwasser ber eine der drei Brunnenanla-gen, welche auch die Produktionshallen versorgen.

    EIN NEUER ARCHITEKTONISCHER DISKURSDie lndliche Baukultur in Obersterreich wird historisch

    durch sehr groe mehrgeschoige Vierkanthfe geprgt. Die-se vereinen Wohnen und Arbeiten, orientieren sich stark nach innen in den Hof und sind verstreut in die Landschaft einge-bettet. Das Potenzial, das in dieser Typologie als Bindeglied zur Stadtstruktur von Laakirchen mit dem industriell bzw. gewerb-lich genutzten periurbanen Vorort liegt, wurde von DMAA er-kannt. Die architektonische Auseinandersetzung mit dieser un-geplanten, urbanen Agglomeration, die sich hier mit der neuen Ortsumfahrung von Gmunden bis nach Laakirchen erstreckt, und wie vielerorts in sterreich die ganze Bandbreite der Ver-siegelungs- und Zersiedelungsproblematik zeigt, knnte mit diesem Bauwerk einen neuen Impuls bekommen.

    Das Projekt leistet einen wertvollen Beitrag zur Diskussion und Rezeption regional verankerter Bauformen und zeigt die Wichtigkeit der Mastblichkeit und der Bezugsherstellung von Architektur und Ort auf diese sind zunehmend abhanden gekommen.

    Projektdaten

    Broneubau MIBA Forum, Dr.-Mitterbauer-Str. 3, 4663 Laakirchen

    Bauherr Miba AG, LaakirchenArchitekten: Delugan Meissl associated Architects (DMAA)

    Wettbewerb 2014 Nutzflche gesamt 4.588 m Bruttogeschoflche oberirdisch 5.178 m

    Bruttorauminhalt 39.008 m Grundstcksflche 27.575 m Hhe 12 mGeschoanzahl 2 (Untergescho 1)

    Projektleiter Gerhard Glles

    Konsulenten:Projektentwicklung, Projektsteuerung, technische u. konstruktive Kontrolle Tilz & Partner Bauconsult GmbHBA, Kostenermittlung Bubel Eichhorn ZT GmbHStatik Bollinger-Grohmann-Schneider ZT GmbHHaus- und E-Technik Energietechnik Ing. Mario Malli PlanungsgmbHBauphysik, Schall-u. Brandschutz Bro RhrerKostenkontrolle Vasko + Partner Ingenieure

    Gewerke:Bauunternehmen Granit GmbHHolzbau Lieb Bau Weiz GmbH & Co KGFassade MGlass GmbH

    Delugan Meissl Associated Architects

    1993Delugan Meissl ZT GmbH, gegrndet von Elke Delugan-Meissl und Roman Delugan 2004 Erweiterung zu Delugan Meissl Associated Architects Partner: Diet-mar Feistel, Martin Josst2012Grndung der Marke DMID, Delugan Meissl Industrial Design

    v. l.:Roman Delugangeboren in Meran (I), Studium an der Hochschule fr angewandte Kunst Wien [Meisterklasse W. Holzbauer]Elke Delugan-Meisslgeboren in Linz, Studium an der Universitt Innsbruck Seit 2012 Mitglied des Gestaltungsbeirates RegensburgMartin Josstgeboren in Hamburg (D) Studium an der Muthesius Kunsthochschule Kiel Mitarbeit bei Studio Morphosis, Los Angeles seit 2001 Mitarbeit bei Delugan Meissl ZT GmbH seit 2004 Partner bei Delugan Meissl Associated ArchitectsDietmar Feistelgeboren in Bregenz, Studium an der TU Wien seit 1998 Mitarbeit bei Delugan Meissl ZT GmbH seit 2004 Partner bei Delugan Meissl Associated Architects

    Projekte (Auswahl)2009 Porsche Museum; Stuttgart (D); 2011 EYE Film Institut Amsterdam (NL); 2012 Unternehmenszentrale der B&F Wien GmbH; Festspielhaus der Tiroler Festspiele Erl, Tirol; 2014 Sonnwendviertel; Pflegewohnhaus Donaustadt Wien; Adidas Stage 5 Offices South-East Herzogenaurach (D); 2015 Campus Tower HafenCity Hamburg

    Preise2006 mit dem Internationalen Hochhauspreis prmierte Hochhaus auf dem Wienerberg 2015 Groer sterreichischer Staatspreis

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    MIBA FORUM AustriaLaakirchen

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    KREUZBERGSTRASSE

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