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Ein Vorposten des Kaiserstuhl-Vulkans WANDERN FÜR WISSBEGIERIGE (23): Von Sasbach auf den Limberg, zur Burg Sponeck und über Jechtingen zurück nach Sasbach / Von Peter Gürth G eschichtliche Lehrpfade schießen nur so aus dem Bo- den. Aber wo schon kann man 5000 Jahre Siedlungs- geschichte studieren? Das geht nur auf dem Limberg bei Sasbach, einem nördli- chen Vorposten des Kaiserstuhls mit vul- kanischem Ursprung. Der 1977 einge- richtete wissenschaftliche Lehrpfad er- fasst außer dem Limberg den Lützelberg und einen Teil der Rheinaue. Mehr als 90 Tafeln informieren über alles Wissenswerte aus der Natur und aus der Geschichte. Wir gehen, vom Parkplatz am westlichen Ortsende von Sasbach aus, an der Marckolsheimer Straße (zu- gleich Kreisstraße 5147) entlang bis zum Parkplatz gegenüber dem Gast- haus Limburg. 50 Meter vorher führt rechts ein Serpentinenpfad hoch (Markie- rung schwarzer Löwe auf Gold und gelbe Raute). Beim Wegweiser „Limburg-Gra- ben“ kommen wir links in den Innenhof der Ruine Limburg. 1078 wird eine Burg auf diesem Platz erstmals genannt, ihr Herr war Berthold I. von Zähringen. Urkundlich erwähnt wird sie 1215 und 1221 unter den Grafen von Habsburg. 1701 war sie eine Ruine. Beim Blick hinunter auf den Rhein (beim Kreuz) wird klar, warum das so ist: Dies war ein strategisch einmalig gelegener Platz, zumal der Rhein früher unmittelbar am Fuß des Berges floss. Bei der Rheinkor- rektur unter Tulla wurde sein Bett um 1000 Meter nach Westen verlegt. Wir gehen durch den Torbogen in den Burggraben, am Wegweiser in Richtung „Steinbruch-Nord“ links abwärts. An der Weggabel wandern wir rechts aufwärts und in den Steinbruch, wo wir die Geologie des Lim- bergs studieren können. Am Waldrand kommen wir zum Wegweiser „Kel- tenwall“. Links können wir ei- nen Abstecher zum Aussichts- punkt „Breisgaublick“ unter- nehmen. Am Waldrand aber er- fahren wir, dass hier vom 2. Jahrhundert vor Christus bis zu Kaiser Claudius (etwa 40 nach Christus) eine keltische Stadt be- stand. Ihren Wall kann man noch erken- nen. Aber der Limberg war damals bereits mehr als 3000 Jahre besiedelt. Auf einem ebenen Fahrweg laufen wir durch die Reben. Eine weitere Tafel unse- res Lehrpfads berichtet, dass auf die kelti- sche Stadt ein römisches Kastell folgte. Rechts führt ein Stichweg zum „Vogesenblick“. Die nächste Tafel handelt von der mittelalterli- chen „Vorburg“. Links geht es ab zum „Kaiser- stuhlblick“ mit ausführlichen Er- läuterungen, einem Pavillon und Rastplatz. Hier war das befestigte Dorf der Steinzeit. Erste Spuren stammen etwa aus der Zeit 3000 Jahre vor Christus. Wir lernen die Namen der Kulturen kennen, die hier anhand von Tonscherben und anderen Funden nachgewie- sen werden konnten: die Mi- chelsberger, die Rössener, die Bandkeramiker, die Glockenbe- cherkultur. Sie alle gehören zur Jüngeren Steinzeit, in der die Menschen sesshaft wurden und anfingen, Ackerbau zu betreiben. Darauf folgten die Bronzezeit mit der La-Tene-Kultur und schließ- lich die Alemannen und Franken (Merowinger). Letztere erbauten im 6. bis 8. Jahrhundert die „Alte Limburg“, von der über dem Steinbruch noch ein Rundturm aus dem 10. Jahrhundert erhalten ist. Dort blüht im Frühsommer der selte- ne Blaurote Steinsame. Ein schmaler Pfad steigt durch den Wald abwärts; ein breiterer Weg führt weiter hinunter. Auf ihm gelangen wir in den Steinbruch VII mit weiteren geologi- schen Erläuterungen. Vom Wegweiser „Steinbruch-Süd“ aus laufen wir die Kreisstraße entlang Richtung Sasbach. Bei einem Parkplatz geht links zuerst ein geteerter Weg ab und dann ein schmaler Pfad hinauf zur barocken Wallfahrtskapel- le auf dem Lützelberg. Auf dem Satio- nenweg steigen wir wieder hinunter ins Neubaugebiet von Sasbach. Beim Parkplatz am Ortsausgang gehen wir über die Straße und auf einer Brücke über den Altrheinarm in den Rheinaue- wald. Rechts, an der Kläranlage vorbei und über den Hochwasserdamm, kom- men wir zum Rhein. Nun folgen wir dem Uferweg etwa 3 Kilometer lang, bis es auf dem Rheinauenweg (Markierung weiße Wellen in blauer Raute) links zur Burg Sponeck abgeht. Hier stand ein römisches Grenzkastell, erbaut unter Kaiser Valentinian um 365 nach Christus, als sich die Römer aus dem Schwarzwald an den Rhein zurückzogen. Die mittelalterliche Burg wurde um 1285 im Auftrag Rudolfs von Habsburg durch die Grafen von Zähringen-Hachberg er- baut. Von 1333 bis 1806 gehörte die Burg zur Herrschaft Mömpelgard (Montbéliard), das heißt zu Württem- berg. Im 17. Jahrhundert war sie verfal- len. Der Kunstmaler Hans Adolf Bühler erwarb sie 1917 und ließ den Turm zu sei- nem Atelier ausbauen. Nun machen wir uns auf den Rückweg nach Sasbach. Von der Sponeck wandern wir hinauf zum Humberg, zum Wegwei- ser „Wegkreuz Ehrlacher“ (das Kreuz selbst seitlich steht im Wald) und weiter zum Habersattel. Bald danach halten wir uns links, am Waldrand entlang, in Rich- tung Haberberghütte und Wegweiser „Haberberg“. Die Wegmarkierung gelbe Raute (auch rote Traube) führt uns durch das Linsental nach Jechtingen. In Jech- tingen laufen wir am Bahnhof vorbei und dann rechts auf dem Radweg durch die Reben zum „Hochberg“. Unterwegs ma- chen wir einen Abstecher zur Marienka- pelle von 1952 (mit Aufenthaltsraum für Wanderer). An einem Wegkreuz vorbei steigen wir auf den Hochberg und von dort links (Markierung gelbe Raute und Wiedehopfpfad) nach Sasbach und durch den Ort zurück zum Parkplatz. DIE TOUR Tageswanderung, 17 Kilometer: Rundweg, eben bis mäßig steil, selten steil. Der wissenschaftliche Lehrpfad allein nur 7,5 Kilometer. Am Limberg Naturschutz beachten. Stellenweise Absturzgefahr in den Steinbrüchen. Anfahrt: Mit dem Auto auf der Au- tobahn A 5 bis Riegel, dann L 113 und L 104 bis Sasbach. Sasbach und Jechtingen sind Bahnstationen der Kaiserstuhlbahn, SWEG-Busse fahren von Freiburg, Emmendingen und Brei- sach aus. Literatur: Broschüre zum Lehrpfad für 7,50 Euro beim Bürgermeisteramt Sasbach. Einkehr: In Sasbach mehrere Gast- häuser und ein Café. Unterwegs bei der Sponeck Café Jägerhäusle /RT Di. t 07662/271). In Jechtingen Gast- haus Sonne (RT Mi, t 07662/314). 0 17 km 300 m 100 m Jechtingen Sasbach Sponeck Röm. Kastell Lützelberg- kapelle Rhein Grand Canal d‘Alsace START ZIEL Rhein Grand Ca S S S S S S Spo m R R R R R R R R R R R R Röm R R R Röm ell Jechtinge ste Jec eck eck eck Ka Kas Ka ne one ne m. m m. g- e ü ützelberg ü ü en S Sasba ach S Sasba a a ac ac ach h h h h S START ZIEL g l le ützelberg ü k k k k k ll k k k k kap k k k k k k k ell P Wissensch. Lehrpfad Die Wanderung rund um den Limberg bei Sasbach führt zu vielen histori- schen Stätten –so auch zur Burg Sponeck (rechts). FOTOS: GÜRTH/FÜSSLER

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Ein Vorposten des Kaiserstuhl-VulkansW A N D E R N F Ü R W I S S B E G I E R I G E ( 2 3 ) : Von Sasbach auf den Limberg, zur Burg Sponeck und über Jechtingen zurück nach Sasbach / Von Peter Gürth

Geschichtliche Lehrpfadeschießen nur so aus dem Bo-den. Aber wo schon kannman 5000 Jahre Siedlungs-

geschichte studieren? Das geht nur aufdem Limberg bei Sasbach, einem nördli-chen Vorposten des Kaiserstuhls mit vul-kanischem Ursprung. Der 1977 einge-richtete wissenschaftliche Lehrpfad er-fasst außer dem Limberg den Lützelbergund einen Teil der Rheinaue. Mehr als 90Tafeln informieren über allesWissenswerte aus der Naturund aus der Geschichte.

Wir gehen, vom Parkplatzam westlichen Ortsendevon Sasbach aus, an derMarckolsheimer Straße (zu-gleich Kreisstraße 5147)entlang bis zum Parkplatzgegenüber dem Gast-haus Limburg. 50 Meter vorher führtrechts ein Serpentinenpfad hoch (Markie-rung schwarzer Löwe auf Gold und gelbeRaute). Beim Wegweiser „Limburg-Gra-ben“ kommen wir links in den Innenhofder Ruine Limburg.

1078 wird eine Burg auf diesem Platzerstmals genannt, ihr Herr war Berthold I.von Zähringen. Urkundlich erwähnt wirdsie 1215 und 1221 unter den Grafen von

Habsburg. 1701 war sie eine Ruine. BeimBlick hinunter auf den Rhein (beimKreuz) wird klar, warum das so ist: Dieswar ein strategisch einmalig gelegenerPlatz, zumal der Rhein früher unmittelbaram Fuß des Berges floss. Bei der Rheinkor-rektur unter Tulla wurde sein Bett um1000 Meter nach Westen verlegt.

Wir gehen durch den Torbogen in denBurggraben, am Wegweiser in Richtung

„Steinbruch-Nord“ links abwärts.An der Weggabel wandern

wir rechts aufwärts undin den Steinbruch, wowir die Geologie des Lim-

bergs studieren können.Am Waldrand kommenwir zum Wegweiser „Kel-

tenwall“. Links können wir ei-nen Abstecher zum Aussichts-punkt „Breisgaublick“ unter-nehmen. Am Waldrand aber er-

fahren wir, dass hier vom 2. Jahrhundertvor Christus bis zu Kaiser Claudius (etwa40 nach Christus) eine keltische Stadt be-stand. Ihren Wall kann man noch erken-nen. Aber der Limberg war damals bereitsmehr als 3000 Jahre besiedelt.

Auf einem ebenen Fahrweg laufen wirdurch die Reben. Eine weitere Tafel unse-res Lehrpfads berichtet, dass auf die kelti-

sche Stadt ein römisches Kastellfolgte. Rechts führt ein Stichwegzum „Vogesenblick“. Die nächsteTafel handelt von der mittelalterli-chen „Vorburg“.

Links geht es ab zum „Kaiser-stuhlblick“ mit ausführlichen Er-läuterungen, einem Pavillon undRastplatz. Hier war das befestigteDorf der Steinzeit. Erste Spurenstammen etwa aus der Zeit 3000Jahre vor Christus. Wir lernen dieNamen der Kulturen kennen, diehier anhand von Tonscherbenund anderen Funden nachgewie-sen werden konnten: die Mi-chelsberger, die Rössener, dieBandkeramiker, die Glockenbe-cherkultur. Sie alle gehören zurJüngeren Steinzeit, in der dieMenschen sesshaft wurden undanfingen, Ackerbau zu betreiben.Darauf folgten die Bronzezeit mitder La-Tene-Kultur und schließ-lich die Alemannen und Franken(Merowinger). Letztere erbautenim 6. bis 8. Jahrhundert die „AlteLimburg“, von der über demSteinbruch noch ein Rundturmaus dem 10. Jahrhundert erhalten

ist. Dort blüht im Frühsommer der selte-ne Blaurote Steinsame.

Ein schmaler Pfad steigt durch denWald abwärts; ein breiterer Weg führtweiter hinunter. Auf ihm gelangen wir inden Steinbruch VII mit weiteren geologi-schen Erläuterungen. Vom Wegweiser„Steinbruch-Süd“ aus laufen wir dieKreisstraße entlang Richtung Sasbach.Bei einem Parkplatz geht links zuerst eingeteerter Weg ab und dann ein schmalerPfad hinauf zur barocken Wallfahrtskapel-le auf dem Lützelberg. Auf dem Satio-nenweg steigen wir wieder hinunter insNeubaugebiet von Sasbach.

Beim Parkplatz am Ortsausgang gehenwir über die Straße und auf einer Brückeüber den Altrheinarm in den Rheinaue-wald. Rechts, an der Kläranlage vorbeiund über den Hochwasserdamm, kom-men wir zum Rhein. Nun folgen wir demUferweg etwa 3 Kilometer lang, bis es aufdem Rheinauenweg (Markierung weißeWellen in blauer Raute) links zur BurgSponeck abgeht.

Hier stand ein römisches Grenzkastell,erbaut unter Kaiser Valentinian um 365nach Christus, als sich die Römer aus demSchwarzwald an den Rhein zurückzogen.Die mittelalterliche Burg wurde um 1285im Auftrag Rudolfs von Habsburg durchdie Grafen von Zähringen-Hachberg er-

baut. Von 1333 bis 1806 gehörte die Burgzur Herrschaft Mömpelgard(Montbéliard), das heißt zu Württem-berg. Im 17. Jahrhundert war sie verfal-len. Der Kunstmaler Hans Adolf Bühlererwarb sie 1917 und ließ den Turm zu sei-nem Atelier ausbauen.

Nun machen wir uns auf den Rückwegnach Sasbach. Von der Sponeck wandernwir hinauf zum Humberg, zum Wegwei-ser „Wegkreuz Ehrlacher“ (das Kreuzselbst seitlich steht im Wald) und weiterzum Habersattel. Bald danach halten wiruns links, am Waldrand entlang, in Rich-tung Haberberghütte und Wegweiser„Haberberg“. Die Wegmarkierung gelbeRaute (auch rote Traube) führt uns durchdas Linsental nach Jechtingen. In Jech-

tingen laufen wir am Bahnhof vorbei unddann rechts auf dem Radweg durch dieReben zum „Hochberg“. Unterwegs ma-chen wir einen Abstecher zur Marienka-pelle von 1952 (mit Aufenthaltsraum fürWanderer). An einem Wegkreuz vorbeisteigen wir auf den Hochberg und vondort links (Markierung gelbe Raute undWiedehopfpfad) nach Sasbach und durchden Ort zurück zum Parkplatz.

D I E T O U RTageswanderung, 17 Kilometer:Rundweg, eben bis mäßig steil, seltensteil. Der wissenschaftliche Lehrpfadallein nur 7,5 Kilometer. Am LimbergNaturschutz beachten. StellenweiseAbsturzgefahr in den Steinbrüchen.

Anfahrt: Mit dem Auto auf der Au-tobahn A 5 bis Riegel, dann L 113 undL 104 bis Sasbach. Sasbach und

Jechtingen sind Bahnstationen derKaiserstuhlbahn, SWEG-Busse fahrenvon Freiburg, Emmendingen und Brei-sach aus.Literatur: Broschüre zum Lehrpfadfür 7,50 Euro beim BürgermeisteramtSasbach.Einkehr: In Sasbach mehrere Gast-häuser und ein Café. Unterwegs beider Sponeck Café Jägerhäusle /RTDi. t 07662/271). In Jechtingen Gast-haus Sonne (RT Mi, t 07662/314).

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