Ein weiterer Weltfriedenstag, ein neues Jahr der Hoffnung · Fest der Geburt des Herrn. N° 45...

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I m Nahen Osten wird immer neu für den Frieden gebetet, und doch gibt es keinen Frieden, sondern Zehntausende von un- schuldigen Todesopfern. Im Heiligen Land wird ständig für die Frei- heit gebetet, und doch gibt es keine Freiheit, sondern hohe und lange Mauern, die die Fa- milien trennen. Es wird auch für die Gerech- tigkeit gebetet, und doch leiden die arabi- schen und christlichen Minderheiten weiter- hin unter Einschränkungen ihrer Grundrech- te. Es gibt keinen Frieden, sondern auf allen Seiten großes Leiden. Man sagt, dass die Herausforderung des Glaubens darin besteht zu wissen, warum Gott das Böse und das Leiden zulässt, ohne jedoch den Glauben an Ihn zu verlieren. Was für eine Inspiration sollte es für uns sein zu sehen, wie sich die Christen im Heiligen Land in manchmal verzweifelten Situationen an den Glauben klammern. Und was für eine Befriedigung ist es für uns Mitglieder des Rit- terordens, uns bewusst zu machen, dass unse- re Solidarität mit ihnen, die sich im Gebet, in den Wallfahrten und in der finanziellen Un- terstützung zeigt, den Glauben der Christen dort stärkt und ihnen Hoffnung schenkt. Durch die zunehmende Kommunikation mithilfe der Newsletter, der jährlichen „Anna- les“ und der regelmäßig aktualisierten Websi- te sowie durch unsere persönlichen Besuche bemühen wir uns, alle unsere motivierten Ein weiterer Weltfriedenstag, ein neues Jahr der Hoffnung OSSERVATORE ROMANO Der Großmeister des Ordens vom Heiligen Grab in Begleitung des Heiligen Vaters im Petersdom beim Fest der Geburt des Herrn. N° 45 WINTER 2017 www.oessh.va Betrachtungen des Großmeisters @granmagistero.oessh @GM_oessh

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Im Nahen Osten wird immer neu für denFrieden gebetet, und doch gibt es keinenFrieden, sondern Zehntausende von un-

schuldigen Todesopfern.Im Heiligen Land wird ständig für die Frei-

heit gebetet, und doch gibt es keine Freiheit,sondern hohe und lange Mauern, die die Fa-milien trennen. Es wird auch für die Gerech-tigkeit gebetet, und doch leiden die arabi-schen und christlichen Minderheiten weiter-hin unter Einschränkungen ihrer Grundrech-te. Es gibt keinen Frieden, sondern auf allenSeiten großes Leiden.

Man sagt, dass die Herausforderung desGlaubens darin besteht zu wissen, warumGott das Böse und das Leiden zulässt, ohnejedoch den Glauben an Ihn zu verlieren. Wasfür eine Inspiration sollte es für uns sein zusehen, wie sich die Christen im HeiligenLand in manchmal verzweifelten Situationenan den Glauben klammern. Und was für eineBefriedigung ist es für uns Mitglieder des Rit-terordens, uns bewusst zu machen, dass unse-re Solidarität mit ihnen, die sich im Gebet, inden Wallfahrten und in der finanziellen Un-terstützung zeigt, den Glauben der Christendort stärkt und ihnen Hoffnung schenkt.

Durch die zunehmende Kommunikationmithilfe der Newsletter, der jährlichen „Anna-les“ und der regelmäßig aktualisierten Websi-te sowie durch unsere persönlichen Besuchebemühen wir uns, alle unsere motivierten

Ein weiterer Weltfriedenstag,ein neues Jahr der Hoffnung

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Der Großmeister des Ordens vom Heiligen Grab inBegleitung des Heiligen Vaters im Petersdom beimFest der Geburt des Herrn.

N° 45 WINTER 2017

www.oessh.va

Betrachtungen des Großmeisters

@granmagistero.oessh @GM_oessh

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Mitglieder von der entscheidenden Rolle zuüberzeugen, die Sie für den Erhalt des Glau-bens und der Hoffnung bei den Christen inIsrael, in Palästina und in Jordanien spielen.Und dank der engagierten Leitung unseresPatriarchates und seiner Partner vor Ort kön-nen wir gewiss sein, dass unsere Opfer er-möglichen, Kirchen und Schulen zu erhalten,Herbergen für Flüchtlinge und Waisen zu er-öffnen und für Nahrung zu sorgen, um denHunger aller zu stillen, unabhängig von ihremGlauben.

Der französische Bischof und Theologe ausdem 18. Jahrhundert, Jacques-Bénigne Bossu-et schreibt, dass „die ganz gewöhnlich schei-nenden Taten im Verborgenen von einer An-ordnung Gottes geleitet werden und SeinenPlänen dienen auch ohne dass man darandenkt, so dass nichts zufällig geschieht“. Wirkönnen sicher sein, dass das, was wir im Na-men Gottes tun, in gewisser Weise von denPlänen Gottes bestimmt wird und zu außerge-wöhnlichen Resultaten führt.

Edwin, Kardinal O’Brien

Der Orden hat sich engagiert, die Institutionen des Lateinischen Patriarchates im Heiligen Landregelmäßig zu unterstützen sowie die spezifischen Projekte, die ihm von dieser Diözese vorgestellt

werden. Entdecken Sie die Vielfalt dieser Solidaritätsaktionen, insbesondere im Dienst der Erziehung zumFrieden.

Der Orden im Einklang mitder weltweiten Kirche

„GEWALTFREIHEIT: STIL EINER POLITIKFÜR DEN FRIEDEN“ III

„WIE WEIT LIEGT FÜR MANCHE JERUSALEMUND BETHLEHEM AUSEINANDER!“ IV

„DAMIT DIE ZÄRTLICHKEIT GOTTESZU ALLEN GELANGE“ V

EINE DIPLOMATIE DER KLEINEN SCHRITTE,UM VERTRAUEN AUFZUBAUEN VII

MSGR. ADAM PARKER WURDE ZUMWEIHBISCHOF VON BALTIMORE (USA)ERNANNT IX

BOTSCHAFTER IVAN REBERNIK WURDEZUM EHRENKANZLER ERNANNT IX

DER TERMINKALENDER DES GROßMEISTERS X

DIE HEILIG-LAND-KOORDINATION UND DIEBEDEUTUNG DER PERSÖNLICHEN BEGEGNUNGEN XI

WEIHNACHTEN IN GEMEINSCHAFT MIT DENMIGRANTEN-KINDERN IM HEILIGEN LAND XIII

RESTAURIERUNG DER „ÄDIKULA“, IN DERSICH DAS LEERE GRAB BEFINDET XIV

FÜR DIE EINHEIT DER CHRISTEN IMHEILIGEN LAND BETEN XV

„TOR ZUM LEBEN“, UM DEN JUGENDLICHENMIT BEHINDERUNG IM WESTJORDANLANDZU HILFE ZU KOMMEN XVIII

ALS FAMILIE IM ORDEN VOM HEILIGENGRAB LEBEN XXI

Der Orden und das Heilige Land

Das Leben der Statthaltereien

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IMPRESSUM GROSSMAGISTERIUM DES RITTERORDENS VOM HEILIGEN GRAB ZU JERUSALEM00120 VATIKANSTADT

E-mail: [email protected]

Die Aktionen des Großmagisteriums

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III N° 45 - WINTER 2017

Am 1. Januar 1968 wandte sich der se-lige Papst Paul VI. mit der ersten Bot-schaft zum Weltfriedenstag an alle

Völker – nicht nur an die katholische Kirche– und sagte, dass der Friede „der einzig wah-re Weg menschlichen Fortschritts ist“. Am 1.Januar 2017 veröffentlichte Papst Franziskusdie 50. Botschaft zu diesem bedeutenden Tagund zeigte so, dass der Aufruf zum Friedennie aus der Mode kommt, nicht veraltet undseine Aktualität nicht verliert. Das darf unsnicht entmutigen, sondern soll uns im Ge-genteil zu einer größe-ren Verantwortlichkeitals Christen einladen.

Ja, gerade als Chri-sten, wie Papst Fran-ziskus kraftvoll in Er-innerung ruft: Denn„wahre Jünger Jesu zusein bedeutet heute,auch seinem Vorschlagder Gewaltfreiheitnachzukommen“. DerHeilige Vater fährtfort: „Auch Jesus lebtein Zeiten der Gewalt.Er lehrte, dass das ei-gentliche Schlachtfeld,auf dem Gewalt undFrieden einander be-gegnen, das menschli-che Herz ist. [...] Erverkündete unermüd-lich die bedingungslo-se Liebe Gottes, deraufnimmt und ver-zeiht, und lehrte seineJünger, die Feinde zulieben.“

Nachdem der Papst das Engagement fürden Frieden durch Gewaltfreiheit von Per-sönlichkeiten wie Mutter Teresa und MartinLuther King, aber auch Mahatma Gandhiund Khan Abdul Ghaffar Khan gewürdigthat, lädt er uns alle ein, „den Weg der Ge-waltfreiheit an erster Stelle innerhalb der Fa-milie zu gehen“: In der Familie lernen wir,einander zuzuhören, uns zu verständigen,Barmherzigkeit und Vergebung zu schenkenund zu leben. Wenn es uns gelingt, in unse-ren Familien den Frieden zu leben, können

wir wirklich dieserSauerteig sein, derAuswirkungen auf un-sere Gesellschaft hat.

Möge der Wunschvon Papst Franziskusfür dieses Jahr 2017kraftvoll in unserenGemeinden nachklin-gen: „Jedem Mann, je-der Frau und jedemKind wünsche ichFrieden und bete, dassdas Abbild und dieÄhnlichkeit Gottes injedem Menschen unsgestatten, einander alsheilige Gaben zu er-kennen, die mit einerunermesslichen Wür-de ausgestattet sind.Respektieren wir vorallem in Konfliktsitua-tionen diese „tiefgrün-digste Würde“ undmachen wir die aktiveGewaltfreiheit zu un-serem Lebensstil.“

„Gewaltfreiheit: Stil einer Politik für den Frieden“

Der Orden im Einklang mit der weltweiten Kirche

Der Papst lädt uns ein, „den Weg derGewaltfreiheit an erster Stelle innerhalb der

Familie zu gehen“ (Unser Foto: KünstlerischeDarstellung einer Friedenstaube in der

Universität Bethlehem).

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IV N° 45 - WINTER 2017

DDeerr PPaappsstt wwiieeddeerrhhoolltt sseeiinneenn AAuuffrruuff zzuu eeiinneerrssttaabbiilleenn uunndd ddaauueerrhhaafftteenn LLöössuunngg

iimm iissrraaeelliisscchh--ppaalläässttiinneennssiisscchheenn KKoonnfflliikktt

„Friede den Frauen und Männern des geschätzten Heiligen Landes, das von Gott erwählt und ge-liebt ist“, erklärte er in seiner Botschaft Urbi et Orbi zum Weihnachtsfest. „Israeliten und Palästi-

nenser mögen den Mut und die Entschlossenheit haben, eine neue Seite der Geschichte zu schreiben,in der Hass und Vergeltung den Platz räumen gegenüber dem Willen, gemeinsam eine Zukunft gegen-seitigen Verständnisses und Einklanges zu schaffen“, fügte er hinzu. Bei seiner Ansprache beim Neu-jahrsempfang für das Diplomatische Korps wiederholte er seinen „eindringlichen Aufruf, dass zwischenIsraelis und Palästinensern der Dialog wiederaufgenommen wird, damit man zu einer stabilen unddauerhaften Lösung gelangt, welche die friedliche Koexistenz zweier Staaten innerhalb internationalanerkannter Grenzen gewährleistet. Kein Konflikt darf je zur Gewohnheit werden, von der man schein-bar quasi nicht loskommen kann”, betonte Papst Franziskus vor den beim Heiligen Stuhl akkreditiertenBotschaftern. „Israelis und Palästinenser brauchen Frieden. Der ganze Nahe Osten braucht dringendFrieden!” sagte er weiter, bevor er Mitte Januar den Palästinenser-Präsidenten Mahmoud Abbas zurPrivataudienz im Vatikan empfing. Dieser schenkte dem Papst insbesondere einen Stein vom Golgota,der aus der Grabeskirche stammt, bevor er die Botschaft des Staates Palästina beim Heiligen Stuhleinweihte, ein Jahr nachdem das bilaterale Übereinkommen zwischen den beiden Staaten in Kraft ge-treten ist.

Lassen wir uns anfragen vom Kind in derKrippe, aber lassen wir uns auch an-fragen von den Kindern, die heute

nicht in einer Wiege liegen und von derLiebe einer Mutter und eines Vaters um-hegt sind“, sagte der Papst bei der Weih-nachtsmesse im Petersdom und lenkte unse-ren Blick auf die Kinder, „die im unterirdi-schen Bunker liegen, um den Bombardierun-gen zu entkommen, auf dem Bürgersteig ei-ner großen Stadt oder auf dem Boden einesmit Migranten überladenen Schleppkahns.“Dieser drängende Appel des Heiligen Vatersschließt sich dem Aufruf an, den der Groß-meister des Ordens vom Heiligen Grab

zur selben Zeit an uns richtete undwünschte, dass wir uns geistlich mehr für dieMigranten-Kinder im Heiligen Land enga-gieren, die materiell von unserer päpstlichenInstitution unterstützt werden. Hören wirnicht auf, mit den Gefühlen der MutterGottes an sie zu denken, wie uns der Nach-folger Petri nahelegt, indem wir uns vernei-gen, indem wir uns erniedrigen, indem wiruns vor ihrer Anfälligkeit klein machen, weitentfernt von diesem „Prunk der äußeren Er-scheinung“, die er aus Anlass dieses Weih-nachtsfestes anprangerte.

Beim Hochfest der Erscheinung des Herrnkam Papst Franziskus auf dieses Geheimnis

„Wie weit liegt für manche Jerusalemund Bethlehem auseinander!“

Um mit diesem Newsletter zu Beginn des Jahres noch mehr den„Geist von Bethlehem“ bei unserem Engagement im Dienst desHeiligen Landes zu bezeugen, rufen wir die leuchtenden Lehren

des Papstes in Erinnerung, die das Weihnachtsfest und dasHochfest der Erscheinung des Herrn prägten.

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Beim Jubiläum der Barmherzigkeitdurchschritten über 21 MillionenPilger die Heilige Pforte im Peters-

dom, während weltweit über 800 Millio-nen Gläubige diese geistliche Erfahrungmachten und die Heiligen Pforten durch-schritten, die in Diözesankirchen oderWallfahrtsorten eröffnet worden waren.Dieses Heilige Jahr war ein Training, eineÜbung, um die Barmherzigkeit anzuneh-men, deren Werkzeuge wir jetzt werdensollen, indem wir sie überall verbreiten,wie der Papst in seinem ApostolischenSchreiben Misericordia et misera – dieBarmherzigkeit und die Erbärmlicheschreibt, das er am 20. November, demChristkönigsfest und letzten Tag diesesJubiläums nach der Messe in Gegenwartder neuen Kardinäle öffentlich auf demPetersplatz unterzeichnete. Von den Per-sonen aus verschiedenen Lebensständen,

die dieses Dokument symbolisch aus denHänden von Papst Franziskus empfingen,um es der Welt zu übermitteln, sind zweiBischöfe Mitglieder des Ordens: KardinalLuis Antonio Tagle, Erzbischof von Mani-la, und Erzbischof Leo William Cushleyvon Edinburgh.

Dieses Schreiben zeigt „den Weg auf“, denwir in Treue zur Lehre Christi „in Zukunft ge-hen sollen“. „Die Barmherzigkeit kannnämlich im Leben der Kirche nicht einbloßer Einschub sein”, erklärt der Autor zuBeginn seines Schreibens, dessen Inhalt unsam Montag, den 21. November, am Fest derDarstellung Mariens im Tempel zugänglichgemacht wurde. „Vertrauen wir auf ihre müt-terliche Hilfe und folgen wir ihrem ständigenHinweis, auf Jesus zu schauen, das leuchten-de Antlitz der Barmherzigkeit Gottes“,schreibt er zum Abschluss dieses bedeuten-den Textes, der wertvolle Vorschläge ent-

„Damit die Zärtlichkeit Gotteszu allen gelange“

zurück, dass „Gott dort gebo-ren werden wollte, wo wires nicht erwartet haben, wowir es vielleicht gar nichtwollen“, und führte die Hal-tung des Herodes an, derschlief, während die Sterndeu-ter auf dem Weg waren…„Während die Sterndeuter aufdem Weg waren, schlief Jeru-salem. Es schlief unter einerDecke mit Herodes, der, stattauf der Suche zu sein, tiefschlief. Er schlief betäubt miteinem abgestumpften Gewis-sen“, bemerkte der Heilige Va-ter und warnte uns von neuem vor „den Kli-schees der Welt“ und vor dem „Kult derMacht, des Scheins, der Überlegenheit“. „Wieweit liegt für manche Jerusalem undBethlehem auseinander!“, rief er diesbe-züglich aus und appellierte an jeden von uns,

„das Herz am Horizont offen“ zu haben, wiedie Sterndeuter, die „für Neues offen waren“.„Die Sterndeuter machten sich nicht aufden Weg, weil sie den Stern gesehen hat-ten, sondern sie sahen den Stern, weil siesich auf den Weg gemacht hatten…“

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Ein sehr ergreifender Moment bei den Weihnachtsfeiern in Rom:Die Verehrung des Jesuskindes durch Franziskus als ein Aufruf zumehr Einfachheit und Demut in den menschlichen Beziehungenauch in der Kirche, wo die „Klischees der Welt“ unangebracht sind.

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VI N° 45 - WINTER 2017

hält und uns neu bewusstmacht, dass „allesin der barmherzigen Liebe des Vaters ge-löst wird“.

Wie ein „heftiger und heilsamer Windwehten die Güte und das Erbarmen desHerrn über die ganze Erde hin“, und „es warwirklich ein neuer Besuch des Herrn inunserer Mitte“, so dass „wir gespürt haben,wie sein Lebensatem die Kirche anhauchte.“Nun wird es Zeit zu begreifen, „wie derReichtum der göttlichen Barmherzigkeitauch weiterhin in Treue, Freude und Begei-sterung zu erfahren ist.“

Die Erbärmlichkeit – misera auf Lateinisch– die das zweite wichtige Wort im Titel despäpstlichen Schreibens ist, besteht ihm zufol-ge vor allem darin, dass „Gott selbst heutefür viele ein Unbekannter bleibt“. „Diesstellt die größte Armut dar und das größteHindernis, um die unveräußerliche Würdedes menschlichen Lebens anzuerkennen“,schreibt er klar und deutlich in der Nr. 18von Misericordia et misera. Die Barmherzigkeit

ist also das dringend not-wendige Heilmittel für ei-ne moralische und geistli-che Armut, die vor allemim Westen mit einer „Kul-tur des extremen Indivi-dualismus“ einhergeht,die dazu führt, „den Sinnfür Solidarität und Verant-wortung gegenüber denanderen zu verlieren.“

Der Heilige Vater ent-faltet einerseits das insbe-sondere in den Sakramen-ten gefeierte Erbarmenund andererseits das inunserem Alltagsleben undin unseren Begegnungengelebte Erbarmen.

Hinsichtlich des gefeier-ten Erbarmens wünschtder Papst zum Beispiel,dass das Wort Gottes inder christlichen Ge-meinde mehr vertieftwird und schlägt vor, dassihm ein Sonntag des Kir-

chenjahres über die Themen der Barmher-zigkeit ganz und gar gewidmet wird, was un-weigerlich in Gesten und konkrete Werke derLiebe mündet.

Auf einer unmittelbar sozialen Ebene weister darauf hin, dass „wir aufgerufen sind, eineKultur der Barmherzigkeit wachsen zu las-sen, die darauf gründet, die Begegnung mitden anderen wiederzuentdecken.“ „Die Kul-tur der Barmherzigkeit bildet sich im be-harrlichen Gebet, in der bereitwilligenOffenheit für das Wirken des HeiligenGeistes, in der Vertrautheit mit dem Le-ben der Heiligen und in der konkretenNähe zu den Armen.“

„Es ist die Zeit der Barmherzigkeit“, wie-derholt der Nachfolger Petri fünf Mal am En-de seines Briefes – vielleicht als Bezug auf diefünf Wunden Christi – „damit niemanddenkt, der Nähe Gottes und der Machtseiner Zärtlichkeit fern zu sein“ und damit„durch das Zeugnis der Gläubigen die Zärt-lichkeit Gottes zu allen gelange.“

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Kardinal Luis Antonio Tagle aus Manila – Mitglied des Ordens vomHeiligen Grab – empfängt aus den Händen des Papstes dasApostolische Schreiben Misericordia et Misera, das die Zukunft für eineKultur der Barmherzigkeit in allen Bereichen des persönlichen undgesellschaftlichen Lebens eröffnet.

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VII N° 45 - WINTER 2017

Der Orden vom Heiligen Grab istim Dienst der Erziehung zumFrieden im Heiligen Land sehr

aktiv, insbesondere durch die Unter-stützung von Schulen und Universitä-ten, an denen Muslime und Christenin einer konkreten Dynamik des inter-religiösen Dialogs gemeinsam studie-ren. Was stellt diese päpstliche Institu-tion in Ihren Augen dar und was er-warten Sie in den kommenden Jahrenvon ihr?Der Orden vom Heiligen Grab übernimmt

eine eindrückliche Mission der konkretenund zugleich geistlichen Unterstützung derWerke der Kirche und der Katholiken im Hei-

ligen Land. Durch den schon lange andauern-den Einsatz ihrer Mitglieder trägt diese päpst-liche Institution dazu bei, die Fürsorge derKirche für die Gläubigen im Heiligen Landdeutlich zu machen. Im derzeitigen Kontextwissen wir alle, wie wesentlich der interreli-giöse Dialog ist. Insbesondere die Erziehungzu einem konstruktiven Dialog und zum Zu-sammenleben stellt eine entscheidende Her-ausforderung dar, um einen dauerhaften Frie-den für die kommenden Generationen zu ge-währleisten. Die Ausbildungseinrichtungen,die jungen Christen, die selbst aus einer gro-ßen kirchlichen Vielfalt stammen, und Ju-gendlichen anderer Religionen auf diese Wei-se erlauben, gemeinsam aufzuwachsen, zu

Eine Diplomatie der kleinenSchritte, um Vertrauen aufzubauen

Sekretär der Sektion für die Beziehungen mit den Staaten desStaatssekretariates des Heiligen Stuhles, Erzbischof Paul Richard

Gallagher gewährte dem Kommunikationsdienst desGroßmagisteriums ein Gespräch. Wir veröffentlichen im vorliegendenNewsletter einen Auszug aus diesem Interview und laden unsere Leser

ein, es ungekürzt auf unserer Website www.oessh.va zu lesen.

Erzbischof PaulGallagher, hier in

Begleitung vonMsgr. Antonio

Franco (von hinten),dem Assessor des

Ordens, und vonMsgr. Pierbattista

Pizzaballa,Administrator des

LateinischenPatriarchates von

Jerusalem beimEmpfang zu Ehren

der SeligenJungfrau Maria,

Königin vonPalästina, am Sitz

desGroßmagisteriumsin Rom im Herbst

letzten Jahres.

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VIII N° 45 - WINTER 2017

lernen, zu teilen und sich in einer Dynamikder Harmonie zu entwickeln, sind echte Kei-me der Hoffnung, die vermutlich keinen gro-ßen Lärm machen, aber die Zukunft vorberei-ten und bereits jetzt eine wahre Geschwister-lichkeit in der Vielfalt bezeugen.

Ein Jahr nach der historischen Reisevon Papst Franziskus ins Heilige Landwurde der Staat Palästina durch denHeiligen Stuhl anerkannt. Inwiefernkann diese Anerkennung den Friedenim Nahen Osten konkret beflügeln?Seit mehreren Jahrzehnten schafft der Kon-

flikt im Nahen Osten ununterbrochen Leiden,Ungewissheit, Unverständnis, Spaltung undAbschottung. Mit der Zeit verschlimmern sichdie Situation und die Verletzungen nur noch.Die Stabilität und derFriede müssen jedochnotwendigerweise aufder Gerechtigkeit, aufder Anerkennung derRechte eines jeden undauf der Sicherheit derMenschen gründen. DieZwei-Staaten-Lösungstellt sich seit langem alsdie am besten geeignetedar, um dem Konfliktein Ende zu setzen und den betroffenen Völ-kern eine sichere Zukunft und einen dauer-haften Frieden zu garantieren, die auf der Si-cherheit, der Gerechtigkeit und dem Recht in-nerhalb von international anerkannten Gren-zen beruhen. Die Umsetzung einer solchenLösung verlangt freilich Mut, „den Mut zumFrieden“, wie Papst Franziskus sagt. Sie ver-langt auch Entschiedenheit und Kohärenz. Indiesem langen und schwierigen Prozess desisraelisch-palästinensischen Friedens bedeutetdies vor allem, dass die grundlegenden Be-dürfnisse der Menschen und der Völker aner-kannt werden. Es ist klar, dass die Lösung ei-nes solchen Konfliktes einen grundlegendenSchritt zugunsten des Friedens im NahenOsten darstellt.

Wo schöpfen Sie persönlich als Mannder Kirche in dieser dunklen Zeit des

„Weltkriegs in Stücken“ Ihre Hoff-nung? Und auf welche verheißungsvol-len Zeichen können Sie bezüglich eines„Friedens in Stücken“ verweisen, derebenfalls vorangeht ohne großen Lärmzu machen?Das ist eine sehr schöne Frage! Manchmal

mag es in der Tat schwierig erscheinen, dieHoffnung zu pflegen, wenn man sieht, wiedie Gewalttaten sich vermehren, die meistensUnschuldige, Kinder, Familien und wehrloseMenschen treffen. Die blinde Gewalt, die die-sen „Krieg in Stücken“ kennzeichnet – um mitden Worten von Papst Franziskus zu sprechen– zieht dramatische Folgen, so viel Leidenund Ungerechtigkeit nach sich! Der ApostelPaulus ermahnt uns, Männer und Frauen derHoffnung zu sein, die wie Abraham „gegen al-

le Hoffnung hoffen“. Wirhaben also die Aufgabe,ehrfürchtig in unseremAlltag daran zu arbeiten,und zwar durch kleineGesten des Friedens, derGeschwisterlichkeit, derDemut und der Versöh-nung, die unumgänglicheSamen für den Aufbaueines echten und dauer-haften Friedens sind, an

den wir unablässig glauben und nach demwir verlangen müssen. Der Friede ist ein Ge-schenk, das wir geduldig suchen müssen unddas „in den Händen der Menschen ein hand-werkliches Produkt ist“ – wie Papst Franzis-kus kürzlich sagte. Auch der Heilige Vater sel-ber verweist oft auf eine „Diplomatie der klei-nen Schritte“. Die jüngsten Ereignisse in Ku-ba, in der Zentralafrikanischen Republik oderin Kolumbien sind in einem gewissen Maß be-reits ermutigende Zeichen dafür. Man kannalso sicher auch von einem „Frieden in Stük-ken“ sprechen – von einem Frieden, der indem gemeinsamen Bewusstsein wurzelt, dasswir alle Geschwister derselben Menschheitsind, und der vom Glauben an Christus, denErlöser und Friedensfürsten gestärkt wird.

Das Gespräch führte François Vayne(Originaltext auf Französisch)

‘‘Die Erziehung zueinem konstruktiven Dialogund zum Zusammenlebenstellt eine entscheidendeHerausforderung dar, umeinen dauerhaften Friedenzu gewährleisten

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IX N° 45 - WINTER 2017

Msgr. Adam Parker wurde zumWeihbischof von Baltimore (USA) ernannt

Am 6. Dezember 2016 ernannte der Heilige Vater zwei neueWeihbischöfe von Baltimore (USA). Einer davon ist Msgr.

Adam John Parker, Komtur mit Stern des OESSH, der imGroßmagisterium von 2012 bis 2013 Assistent und Privatsekretärdes Großmeisters des Ordens, Kardinal Edwin O’Brien war. PapstFranziskus ernannte ihn zum Titularbischof von Tasaccora. AusAnlass seiner Bischofsweihe, die am 19. Januar in der KathedraleMary Our Queen von Baltimore stattfand, war unser Großmeistereiner der Ko-Konsekratoren. Wir beglückwünschen Bischof Parkerund begleiten ihn im Gebet bei seinem neuen Dienst in derKirche.

Botschafter Ivan Rebernik wurde zum Ehrenkanzler ernannt

Großmeister Kardinal EdwinO’Brien ernannte Ivan Re-bernik am 12. Dezember

2016 zum Ehrenkanzler. BotschafterRebernik ist seit 2000 Mitglied desOrdens vom Heiligen Grab unddiente ihm mit Leidenschaftlichkeit,als er von 2012 bis 2016 die Rolledes Kanzlers übernahm. Im Laufdieser Jahre leitete er aufmerksamdie Arbeiten der Kommission für dieErnennungen und Beförderungendes Ordens, unterstützte die Ent-wicklung der Kommunikation desGroßmagisteriums des Ordens, diezur Schaffung der neuen fünfspra-chigen Website und zu seiner Vertre-tung in den sozialen Netzwerkenführte. Dank seiner wertvollen undlangen Erfahrung im Bibliotheksbe-reich förderte er zudem die Neuor-ganisation der Archive des Großma-gisteriums.

Die Aktionen des Großmagisteriums

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X N° 45 - WINTER 2017

Im November feierte der Großmeister zwei Investituren in den USA: am 5. November in Bo-ston und am 18. November in New York. Am 3. Dezember empfing Kardinal O’Brien inAnagni (Italien) den Internationalen Preis Bonifatius VIII „… für eine Kultur des Friedens“

der Stadt Agnani 2016, sowie den Internationalen Preis „Misericordes sicut Pater“ für sein Wir-ken als Großmeister des Ordens vom Heiligen Grab und seine intensive Aktivität als Bischof.Wiederum in den Vereinigten Staaten feierte der Großmeister im Dezember in Shreveport inLouisiana die Messe zum 150. Jubiläum der Erscheinung und des Wunders des Johannes Berch-mans, dieses belgischen Jesuiten aus dem 17. Jahrhundert, der sich einer im Sterben liegendenamerikanischen Ordensnovizin auf übernatürliche Weise zeigte und ihre Heilung erlangte. Beidieser Feier konnte man die Reliquie des Herzens des Heiligen verehren. Aus diesem Anlass trafder Kardinal mit einer Delegation der Mitglieder des Ordens zusammen.

Nach seiner Rückkehr nach Rom nahm Kardinal O’Brien an den Weihnachtsfeiern mit demHeiligen Vater im Vatikan teil. Nach den Festtagen feierte der Großmeister am 11. Januar die In-vestitur von vier neuen Mitgliedern des Ordens im Päpstlichen Nordamerika-Kolleg in Gegen-wart der Kardinäle Blase Joseph Cupich aus Chicago und Donald William Wuerl aus WashingtonD.C. Am 19. Januar war er einer der Ko-Konsekratoren bei der Bischofsweihe von Msgr. Parker.In den kommenden Monaten wird der Großmeister die Investiturfeiern in Schweden (11. Febru-ar), in Palermo (18. Februar) und in Süd-Afrika (18. März) leiten.

Der Terminkalender des Großmeisters

KardinalEdwin

O’Brienzusammen

mit denKardinälen

BlaseJoseph

Cupich (anseiner

Linken) undDonaldWilliamWuerl,jeweils

Erzbischöfevon Chicago

undWashingtonD.C., sowie

demGeneralgou-verneur des

Ordens,AgostinoBorromeo und dem Kanzler Alfredo Bastianelli. Hinter ihnen die neu Ernannten: Pater John Bateman

(Sekretär des Großmeisters, oben links auf dem Foto), Pater Austin Vetter, der Ehrwürdige Pater PeterHarman, Rektor des Päpstlichen Nordamerika-Kollegs in Rom, und Pater John Cush.

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XI N° 45 - WINTER 2017

Die Heilig-Land-Koordination, die ausVertretern der Bischofskonferenzenaus verschiedenen Ländern besteht,

wurde auf die Einladung des Heiligen Stuhlsam Ende des 20. Jahrhunderts eingesetzt, umdie christlichen Gemeinden vor Ort im Heili-gen Land zu besuchen und zu unterstützen.

Drei Schlüsselworte leiten die Aktionendieser Koordination: Gebet für und mit denGemeinden vor Ort, Wallfahrt und Über-zeugung – ein Aspekt, der die bedeutendeArbeit betrifft, die die Bischöfe nach ihrerRückkehr in ihre Heimat bei den Institutio-nen leisten müssen, um die christlichen Ge-meinden und die ganze Bevölkerung dieserGegend Unterstützung zukommen zu lassen.Zu diesen Worten wird das Wort Gegenwarthinzugefügt, damit unsere Brüder und Schwe-stern im Heiligen Land die Nähe der Gemein-den der anderen Länder spüren.

2017 reiste die Koordination vom 14. bis19. Januar ins Heilige Land, wohin ihr einekleine Delegation vorausge-fahren war, die am 12. und13. Januar Gaza besuchthatte (siehe das Abschluss-Kommunikee nach diesemJahresbesuch auf unsererWebsite www.oessh.va).

Das allgemeine Pro-gramm begann am Vortagdes Welttages der Migran-ten und Flüchtlinge in Jaffamit der „Messe der Völker“,die von verschiedenen na-tionalen Gemeinden aus Is-rael gestaltet wurde, undging dann in Tel Aviv mitdem Besuch des Pastoral-

zentrums für Migranten weiter. Die folgenden Tage waren vom Thema ‚50

Jahre Besatzung‘ mit Besuchen in Bethlehem,Hebron und Ost-Jerusalem geprägt. Um dieWoche des Gebetes für die Einheit der Chri-sten zu feiern, wurde der Mittwoch, 18. Janu-ar voll und ganz dem ökumenischen Dialoggewidmet und schloss mit einer Gebetszeit inder anglikanischen Kirche St. Georg in Jerusa-lem.

David Smith, der Statthalter für Englandund Wales, nimmt seit Jahren an den Besu-chen der Heilig-Land-Koordination teil undberichtet in diesem kurzen Gespräch über sei-ne Erfahrung.

Wie hat Ihr Engagement mit der Hei-lig-Land-Koordination begonnen?Ich nehme seit 2010 an der Koordination

teil. Mein Vorgänger hatte die Gewohnheit,sie zu begleiten, und als ich ihm als Statthal-ter nachfolgte, luden sie mich wegen der Ar-beit der Ritter im Heiligen Land ein. Jedes

Die Heilig-Land-Koordination und dieBedeutung der persönlichen Begegnungen

Gespräch mit David Smith, dem Statthalter für England und Wales

Der Orden und das Heilige Land

Seit Ende der 90er Jahre reist eine Gruppe von Bischöfen ausmehreren Kontinenten – die die „Heilig-Land-Koordination“ bilden –jedes Jahr vor Ort, insbesondere um die Ortsgemeinden derUnterstützung der weltweiten Kirche zu versichern.

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XII N° 45 - WINTER 2017

Jahr ist es interessant, die Bischöfe bei ihremBesuch zu begleiten. Unsere Statthalterei un-terstützt diese Initiative auch finanziell.

Was ist der Auftrag der Heilig-Land-Ko-ordination und welche Aktivitätenwerden unternommen? Die Initiative wurde auf die Einladung des

Heiligen Stuhles eingesetzt, um das HeiligeLand zu unterstützen, und England wurdeeingeladen, sie anzuerkennen. Die Mehrheitder Gruppe besteht aus Bischöfen aus ver-schiedenen Ländern, die auf verschiedeneWeise im Nahen Osten impliziert sind, mitder Kommission Gerechtigkeit und Friedenoder den Vertretern der nationalen Bischofs-konferenzen. Diese Personen haben eine be-sondere Rolle, und wenn sie nach Hause zu-rückkehren, können sie die Änderungendurch ihre Stimme fördern. Die Bischöfe ver-fassen am Ende ihres Besuches eine Erklä-rung und verbreiten sie in ihren Einflussbe-reichen. In dieser Gruppe sind auch Laien,zum Beispiel die Verwalter der UniversitätBethlehem und die Mitglieder der Caritas.

Gibt es einen besonderen Ort, eine Ge-meinde, eine Situation, die Sie nach Ih-ren Besuchen in Ihrem Gebet mit nach

Hause nehmen?Die stärkste Erfahrung, die ich bei einem

meiner letzten Besuche gemacht habe, wardie Begegnung mit den christlichen iraki-schen Flüchtlingen in Jordanien. 2016 kamenwir drei Tage lang täglich mit ihnen zusam-men und sie erzählten, wie sie früher lebten.140.000 irakische Christen wurden aus derNinive-Ebene vertrieben, und wir sind auchMenschen begegnet, die aus Mossul stam-men. Viele von ihnen hatten eine sehr guteAusbildung und leiteten ihr eigenes Unter-nehmen. Sie berichteten, dass Daesh bei sei-ner Ankunft an ihre Tür klopfte und sagte:„Werdet Muslime oder zahlt eine Steuer oderverschwindet bis morgen.“

Als sie nach Jordanien kamen, lebten sie inden Gemeinden. Derzeit ziehen sie in semi-permanente Wohnungen um und wurden da-bei von der Caritas Jordanien unterstützt.Dennoch steht das Königreich Jordanien zurZeit schwer unter Druck. Die Bischöfe sorg-ten dafür, dass sie von Angesicht zu Angesichtmit den Flüchtlingen sprechen konnten, unddiese Begegnungen erweitern immer die Sichtder Dinge.

Das Gespräch führte Elena Dini

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Weihnachten in Gemeinschaftmit den Migranten-Kindern

im Heiligen Land

An Weihnachten letzten Jahres wollteKardinal-Großmeister Edwin O’Brienbesonders die Aktivitäten in Erinne-

rung rufen, die der Orden für den Dienst anden Migranten-Kindern in Israel fördert, da-mit alle unsere Mitglieder dieses Fest in inne-rer Verbundenheit mit diesen Kindern lebenkönnen, die dem Jesuskind heute ein afrikani-sches oder asiatisches Gesicht geben und sodie Universalität der Kirche beweisen. Dankdie regelmäßigen Beiträge der Mitglieder istdas Großmagisterium des Ordens jedes Jahrin der Lage, eine bedeutende Summe beizu-steuern, um diese Solidaritätsaktion zu unter-stützen und auf diesem Weg nicht nur denKindern, sondern auch ihren Familien beizu-stehen.

Die humanitäre Situation der Migrantenim Heiligen Land ist kritisch und der Orden

vom Heiligen Grab hat sich verpflichtet, siedurch Aktivitäten und Einrichtungen zu un-terstützen, die das Vikariat St. Jakobus für dieHebräisch sprechenden Katholiken eingesetzthat. In der Tat sind über 60.000 Migranten ka-tholisch: Sie stellen einen bedeutenden Teildes Profils dar, das die katholische Kirche inIsrael hat und haben wird. Die rechtlichenProbleme, die Armut, die Notwendigkeit zuarbeiten und das Fehlen eines Ortes, an demdie Kinder gehütet werden, trägt zur Schaf-fung eines komplizierten Rahmens bei, derdie Eltern zwingt, ihre Kinder in gefährlichen“baby warehouses” oder „Baby-Lagerstätten“abzugeben.

Dort werden über 60 Babys im Alter zwi-schen einem Monat und drei Jahren in dunk-len Zimmern zusammengepfercht, fest einge-wickelt, damit sie sich nicht bewegen und

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von einem oder zwei unerfahrenen Erwachse-nen beaufsichtigt werden können. In den letz-ten Monaten sind mehrere Babys aufgrunddieser Misshandlung gestorben. Die Kindersind unterernährt und niemand kümmert sichwirklich um sie. Der Mangel an Ernährungverurteilt sie zum Schweigen. Diese „Aufbe-wahrungsstätten“ für ganz kleine Kinder er-lauben den Müttern zu arbeiten und so dasnotwendige Geld zu verdienen, um ihre Fami-lie am Leben zu erhalten.

Der Orden vom Heiligen Grab möchte,dass diese Kinder ihr Leben in einer Weisebeginnen, die sie nicht zum Leiden verurteilt,die ihre Rechte fördert und ihnen erlaubt,sich als Menschen zu entfalten. Deshalb un-terstützen wir die Förderung von Kindertages-stätten, die eine akzeptable Umgebung fürBabys im Alter zwischen drei Monaten und

drei Jahren gewährleisten. Derzeit werdentäglich etwa hundert Babys in diesen Einrich-tungen betreut: So bekommen diese Kindereine echte Chance im Leben und gleichzeitigwird ein gesundes Pflegemodell praktiziert,das auch von anderen übernommen werdenkann. Wir fördern ebenso Programme in denStunden nach Schulschluss, die den Kindernbei der Bewältigung der Schularbeiten helfensollen: Wir stellen dafür einen sicheren Raumzur Verfügung, in dem die Kinder empfangenwerden, solange die Eltern noch bei der Ar-beit sind.

Um alle Mitglieder des Ordens über dieseAktivitäten zu informieren, wurde einFaltblatt auf Englisch zusammengestellt,das Sie auf der Website des Großmagiste-riums unter folgendem Link finden.

Restaurierung der „Ädikula“, inder sich das leere Grab befindet

Die „Ädikula“ der Grabeskirche, in der sich dasleere Grab Christi befindet, wird seit mehrerenMonaten restauriert. Diese Restaurierung, dievon den drei christlichen Hauptkonfessionenund Hüterinnen des Heiligen Grabes (Lateiner,vertreten durch die Franziskaner, Griechisch-Orthodoxe und Armenier), und von öffentlichenund privaten Beiträgen finanziert wird –darunter die Spende von König Abdallah vonJordanien – hat zum Ziel, dieses Bauwerk zuerhalten. Auch der Orden beteiligt sich dankeiner finanziellen Unterstützung derStatthalterei USA Northwestern an denArbeiten. Bischof Jacques Perrier, der Großpriorder Statthalterei für Frankreich war, bietet unshier eine historische Erklärung zu diesem Bau,der dem Herzen aller Christen lieb und teuerist.

Der Engel fragte die Frauen, die den LeichnamJesu salben wollten: „Was sucht ihr den Le-benden bei den Toten?“ Dennoch liegt dem

Gläubigen daran, den Ort zu verehren, an den derLeichnam Jesu gelegt wurde. Hier geht es um die

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konkrete Seite seines Glaubens. Umso mehrgilt das für die Mitglieder des Ordens.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundertswurde die Basilika renoviert. Die Kuppel warwieder auf den Himmel hin geöffnet und dasLicht fiel auf die „Ädikula“ herab – dieserBegriff bezeichnet das, was die Griechen zuBeginn des 19. Jahrhunderts über dem Graberbaut haben.

Leider zeigte das Licht, dass die Ädikula insehr schlechtem Zustand war. Die drei Haupt-gemeinschaften, die gemeinsam Hüterinnendieses Gebäudes sind (die griechisch-orthodo-xe, lateinisch-katholische und armenisch apo-stolische Gemeinde) beschlossen, sie zu re-staurieren. Die Arbeiten begannen am Endedieses Sommers.

In der konstantinischen Basilika wurde dasHeilige Grab aus dem Felshügel freigelegt, inden es gehauen worden war. Es selbst blieb

jedoch erhalten. Am 19. Oktober 1009 be-schloss Kalif Al-Hakîm, das Felsengrab zuzerstören. Der Pickel der Abbrucharbeiterentfernte alles, was hervorstand und hielt aufder Bestattungsebene an, die in den Felsen ge-hauen war. Einige Jahre später wurde die Ba-silika dann so gut wie möglich restauriert bisdie Kreuzfahrer ankamen, die uns das aktuel-le Gebäude hinterließen.

Seit dieser Zeit war über dem ursprüng-lichen Felsen zum Schutz eine Marmor-platte angebracht, die die Pilger verehren.Beim Bau der derzeitigen Ädikula im Jahr1810 erschien der ursprüngliche Felsen zumletzten Mal. Da die Restaurierung einen iden-tischen Wiederaufbau vorsieht, ist er in Ge-fahr, wieder für mehrere Jahrhunderte zu ver-schwinden.

Msgr. Jacques PerrierEhemaliger Bischof von Lourdes

Pater David Neuhaus, Jesuit, der für die Seelsorge der Hebräischsprechenden Migranten und Katholiken im Lateinischen Patriarchatvon Jerusalem verantwortlich ist, war gern bereit, diesen Newsletterdurch Betrachtungen über die Einheit der Christen zu bereichern.Seine Meditation hilft uns, die Gebetswoche fortzusetzen, die im

Januar diesem zentralen Anliegen gewidmet ist und dem TestamentJesu folgt: „Alle sollen eins sein“ (Joh 17,21).

“Denn die Liebe Christi drängt uns, da wir er-kannt haben: Einer ist für alle gestorben, alsosind alle gestorben. Er ist aber für alle gestor-ben, damit die Lebenden nicht mehr für sichleben, sondern für den, der für sie starb undauferweckt wurde” (2 Kor 5,14-15)

Die Ökumene und die Initiativen, diedie Einheit des Christentums fördernund die Verletzungen der Spaltung

heilen sollen, setzen sich in der christlichenWelt allmählich durch. Im Heiligen Land gibtes zahlreichen Formen von Spaltung unterden Christen. Die sichtbarste Spaltung ist die

zwischen den verschiedenen christlichen Be-nennungen: orientalische, orthodoxe, katholi-sche, protestantische und evangelikale Chri-sten. Die größte Spaltung jedoch ist die Kluftzwischen den Christen, die sich mit den un-terschiedlichen Parteien des Konfliktes identi-fizieren, der im Heiligen Land wütet. DieHerausforderung der Einheit besteht nichtnur darin, die verschiedenen Benennungenzusammenzubringen, sondern auch das Be-wusstsein zu fördern, dass die Christen eineeinmalige Rolle zu spielen haben, weil es siein jedem Lager gibt.

Heute gibt es verschiedene Arten von Öku-

Für die Einheit der Christenim Heiligen Land beten

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mene im Heiligen Land:

- Die Ökumene der Solidarität: Ein star-ker Vektor der ökumenischen Beziehungenunter Christen im Heiligen Land liegt in ihrergemeinsamen Situation. Während die Ursa-chen für die theologischen, religiösen und hi-storischen Spaltungen oft abstrakt sind undweit weg scheinen, wird das Bedürfnis nachEinheit aufgrund eines gemeinsamen Überle-benskampfes verstärkt. Die ökumenische Be-gegnung hat oft mehr mit der Besatzung, derDiskriminierung und dem religiösen Funda-mentalismus zu tun als mit den Ursachen derSpaltung unter Christen. Diese Art von Öku-mene führt dazu, engere Beziehungen unterden Christen zu schaffen, weil sie sich klarerbewusst sind, dass das, was uns vereint, vielstärker ist als das, was uns spaltet.

- Die Ökumene der Frömmigkeit: Eine

ganz andere Form von Ökumene entsteht ausder Fokussierung auf spezifisch christlicheThemen. Manche betrachten ihren Glaubenals einen Zufluchtsort gegen die äußere Welt.Die Christen begeben sich in den religiösenRaum, um dem Konflikt zu entgehen, undtauchen in eine religiöse Sprache und Praxisein, um eine Distanz zu ihrem Umfeld zuschaffen. Das ist eine Tendenz, die man oft intraditionalistischen christlichen Gemeindenbeobachten kann, für die die Welt ein Reichder Finsternis und die christliche Gemeindeeine Quelle des Lichtes und des Trostes sind.

- Die prophetische Ökumene: Einige Jün-ger Christi haben sich in einer neuen Formvon Ökumene engagiert, die man als „prophe-tische Ökumene“ bezeichnen könnte. „Denner ist unser Friede. Er vereinigte die beidenTeile (Juden und Heiden) und riss durch seinSterben die trennende Wand der Feindschaft

Jedes Jahr im Januar nimmt die Gebetswoche für die Einheit der Christen eine besondere Bedeutung anfür diese „lebendigen Steine“, die gemeinsam die Kirche Christi in Jerusalem und in den Gebieten bilden,in denen der Sohn Gottes sein Erlöserwerk gelebt hat. (Hier ein ökumenischer Gebetsabend in derarmenischen Kathedrale St. Jakobus in Jerusalem, Archive. © Lateinisches Patriarchat von Jerusalem).

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nieder. Er hob das Gesetz samt seinen Gebo-ten und Forderungen auf, um die zwei in sei-ner Person zu dem einen neuen Menschen zumachen. Er stiftete Frieden und versöhnte diebeiden durch das Kreuz mit Gott in einemeinzigen Leib. Er hat in seiner Person dieFeindschaft getötet (Eph 2,14-16). Wir begin-nen, über die Tatsachenachzudenken, dass Gott inChristus den Samen desGlaubens in den Boden bei-der Gesellschaften, der pa-lästinensischen und der is-raelischen gesät hat. Ist dasbedeutsam für die Berufungder Jünger Christi, die we-gen des derzeitigen Kon-flikts zwar von Mauern derFeindschaft getrennt sind, doch durch ihrenGlauben an Christus vereint sind, der unserFriede ist?

Zum Abschluss möchte ich einen Mann zi-tieren, der ständig an das Gewissen seinerBrüder und Schwestern in Christus appellierthat, indem er sie aufruft, dem Skandal derchristlichen Spaltung ins Auge zu sehen:

Papst Franziskus. Bei seinem Treffen mit demgriechisch-orthodoxen Patriarchen Bartholo-maios vor dem Grab Christi in der Grabeskir-che in Jerusalem am 25. Mai 2014 sagte er:„Jedes Mal, wenn wir einander um Vergebungbitten für die gegen andere Christen begange-nen Sünden, und jedes Mal, wenn wir den

Mut haben, diese Verge-bung zu gewähren und zuempfangen, machen wireine Erfahrung der Aufer-stehung! Jedes Mal, wennwir nach der Überwin-dung alter Vorurteile denMut haben, neue brüder-liche Beziehungen zu för-dern, bekennen wir, dassChristus wahrhaft aufer-

standen ist. Jedes Mal, wenn wir die Zukunftder Kirche von ihrer Berufung zur Einheit herbedenken, erstrahlt das Licht des Ostermor-gens!“ Die Jünger Christi sind aufgerufen,Zeugen dieser Morgendämmerung über sei-nem geliebten Land zu sein, das auch das un-sere ist und schon viel zu lange von diesemKonflikt entzweit wird.

Pater David Neuhaus, sj

‘‘Jedes Mal, wennwir den Mut haben, dieseVergebung zu gewährenund zu empfangen,machen wir eineErfahrung derAuferstehung ’’

DAL 1975

Via dell’Orso, 17 - 00186 Roma - ItaliaTel/Fax: (+39) 06 68307839 [email protected]

Orden vom Heiligen GrabPäpstliche Ritterorden

Malteser-OrdenOrden des Königreichs und der Republik Italien

AUSZEICHNUNGEN DER RITTERORDEN

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XVIII N° 45 - WINTER 2017

Auf die Initiative zwei ihrer Mitglieder,Frank und Rita Deiters, ständige Dele-gierte für das Heilige Land der Schwei-

zerischen Statthalterei, hat diese ein Projektvon Lifegate unterstützt. Die beiden kennenLifegate seit einer Heiliglandreise mit ihrerFamilie im Jahre 2010 und waren von der In-stitution sehr beeindruckt. Der Sohn vomEhepaar Deiters, Frank Deiters jun., war mitauf dieser Heiliglandreise und hat sich ent-schieden, als freiwilliger Helfer dort für 3Monate zu arbeiten. Mittlerweilen jedoch ister seit 2011 dort, so sehr hat ihm die Arbeit

vor Ort gefallen.Es befinden sich 250 Kinder und junge

Menschen mit Behinderungen in den wö-chentlichen Förderprogrammen. Zu den Auf-gaben gehört eine Frühförderstelle, ein För-derkindergarten, eine Förderschule, sowie ei-ne Berufsausbildungswerkstatt für diese jun-ge behinderte Menschen, welche in zwölfHandwerksberufen ausgebildet werden. Life-gate hilft bei der Integration von behindertenKindern in Regelschulen und die Mitarbeiten-den besuchen alte und bedürftige Menschenzuhause, um ihnen Hilfestellung zu geben

„Tor zum Leben“, um den Jugendlichenmit Behinderung im Westjordanland

zu Hilfe zu kommen“Lifegate”, das man mit “Tor zum Leben” übersetzen könnte, ist in

Beit Jala bei Bethlehem eine christliche deutsche Organisation, die seit1991 behinderte Kinder und junge Menschen im Westjordanland nach

einem ganzheitlichen Konzept fördert. Mit einem Team vonpalästinensischen und deutschen Mitarbeitern stellt sich Lifegatedieser Herausforderung. Die Arbeit beruht auf der Hoffnung und

Liebe zu allen Menschen, die im christlichen Glauben wurzelt und indie Arbeit aller Mitarbeiter einfließt.

Können Sie uns etwas mehr zu denEntwicklungsprogrammen sagen, die

‚Lifegate Rehabilitation‘ anbietet?Lifegate hat 26 Jahre lang im Bereich der

Rehabilitation für Kinder und Jugendliche mitBehinderung gearbeitet. Die Arbeit im Alltagfolgt einer ganzheitlichen Herangehensweise.Wir betrachten alle Aspekte des Lebens einerPerson und beginnen sie wenn nötig zu entfal-

ten: der Unterricht in der Vorschule, in der Schu-le und im Berufsausbildungszentrum, ärztlicheEingriffe und Therapien, intensive Arbeit mit denFamilien und Geschwistern, Berufsprogrammzu Hause. Unsere Philosophie lautet: JedesKind und jeder Mensch ist eine wunderbareSchöpfung unseres Gottes und hat Recht aufLiebe, auf Angenommen-Sein, auf Entfaltungund auf Zugang zur Ausbildung.

Burghard Schunkert, der Direktor von „Lifegate“, spricht mituns über „Lifegate Rehabilitation“ und über die Situation der

Kinder mit Behinderung in Bethlehem.

Das Leben der Statthaltereien

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XIX N° 45 - WINTER 2017

Zusätzlich zu unserem täglichen Programmfür über 200 Menschen mit Behinderung bietenwir eine Wäscherei für die Öffentlichkeit, eineZahnklinik für die speziellen Probleme von Kin-dern und Jugendlichen (aber auch für alle ande-ren Personen, die kommen wollen), einen Cate-ring Service und eine Werkstatt für Leder- undSchuhreparatur für Kunden von außen. UnserePflegeabteilung steht von Montag für Freitagebenfalls für die Öffentlichkeit (externe Patien-ten) offen. Wir haben einen Betreuungsdienstund eine sehr sachkundige Abteilung für Roll-stühle. Mehrmals haben wir unser Team und un-sere Dienste den syrischen Flüchtlingen in Jor-

danien, in Ägypten und im Irak ausgeliehen.Wir beginnen unsere Woche mit einer Bibel-

Meditation, haben ein wöchentliches Gebetstref-fen und teilen die Liebe Christi in unseren tägli-chen Taten und Worten. Wir arbeiten für dieMenschen, für den Frieden und das Verständnis,und wir sind gegen niemanden.

Wir glauben an die Versöhnung zwischenArabern und Juden und können diesen Raumals Christen ausfüllen. Unser Glaube ist dieQuelle unserer Liebe und unseres Handelns.

Gibt es besondere Aktivitäten, die Sie an-bieten, um die Familien der Menschen mit

(ambulanter Pflegedienst). Alle Kinder undJugendlichen erhalten bei Lifegate eine um-fangreiche medizinische und therapeutischeVersorgung. Ein gesetzliches Sozialversiche-rungssystem fehlt ebenso wie eine speziellefinanzielle Unterstützung für Menschen mitBehinderung.

Bei Lifegate arbeiten 65 palästinensischeChristen. Es sind weniger als 1% Christen inder Gesamtbevölkerung im Heiligen Land,und Lifegate möchte sie durch einen stabilenArbeitsplatz zum Bleiben ermutigen.

Burghard Schunkert, Gründer und Direk-tor von Lifegate, beschreibt seine aktuelle Tä-tigkeit mit folgenden Worten:

„Ein spezielles Programm in unserer Früh-förderstelle, in dem Kinder verschiedener Al-tersgruppen auf einen Regelkindergarten unddie Schule vorbereitet wurden, ermöglichtefünf Kindern den Wechsel von Lifegate inSchulen am Ort. Im neuen Schulflügel konn-ten wir eine weitere Förderschulklasse eröff-nen und jetzt 60 Kinder in 6 Klassen unter-richten. Wir freuen uns, dass wir damit Life-gate Kindergartenkindern eine Weiterführungermöglichen können und einige Kinder vonunseren langen Wartelisten von außen dazustoßen konnten.“

Er fährt fort: „Im Jahr 2016 konnten 50junge Menschen gleichzeitig bei Lifegate aufeinen Beruf und damit ein Leben in der Ge-sellschaft vorbereitet. Die meisten der ausge-bildeten Jugendlichen fanden bereits einen

Unter den Aktivitäten, die Lifegate anbietet, fehltes nicht am künstlerischen Ausdruck: Hier zumBeispiel die schöne, von Kholoud einer begabtenjungen Malerin gefertigte Servierplatte!

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Arbeitsplatz in Fir-men in Bethlehemund Umgebung.Neben dem prakti-schen Beruf erlern-ten die Jugendli-chen die arabischeSprache zu lesenund zu schreiben,wurden in Mathe-matik und Allge-meinbildung unter-richtet. Ein beson-derer Höhepunkt indiesem Sommerwar wieder einKurs für die Studen-ten der Ergothera-pie der UniversitätBethlehem in den Werkstätten.»

Schunkert verweist zudem auf die Hilfe,die Lifegate auch für syrische Flüchtlinge inJordanien leistet, seine diesbezüglichen Aus-führungen lauten:

„Auch in diesem Frühjahr konnten wir vie-len Menschen mit Behinderungen zu Hilfs-mitteln verhelfen, die wir bei Lifegate bautenoder gespendet bekamen. Unsere Mitarbeiterunterstützt von Therapeuten waren ein weite-res Mal in einem Flüchtlingslager für syrischeFlüchtlinge in Jordanien, um dort die Men-schen mit Rollstühlen und Hilfsmitteln zuversorgen. Das Hilfsmittel-Team von Lifegateist mittlerweile auch in unseren Nachbarlän-

dern gefragt und wir stellen uns diesen Anfra-gen gerne, wenn wir die Möglichkeiten habenweiterzuhelfen.“

Die Arbeit von Lifegate finanziert sich ausSpenden, dem Verkauf von Geschenkproduk-ten aus den Werkstätten und Dienstleistun-gen, wie zum Beispiel eine Schuhreparatur-Werkstatt. Eine Zahnarztklinik, eine Wäsche-rei und ein Catering Service sollen in Zukunfthelfen, auch Eigenmittel zu erwirtschaften.

Jean-Pierre de GlutzStatthalter für die Schweiz

Donata Krethlow-BenzigerKanzlerin

Behinderung zu unterstützen?Bei Lifegate helfen wir den Familien, sich

durch einträgliche Projekte selbst zu helfen, wiezum Beispiel Secondhand-Läden, Schafzucht,Gewächshäuser, Hühner- und Eierproduktionusw. Es ist uns lieber, wenn die Idee von der Fa-milie selbst und aus Bereichen kommt, in denensie bereits Erfahrung haben. Wir ermutigen vieleFamilien, unsere Partner bei der Entwicklungder Kinder zu werden. Zudem haben wir bei Li-fegate Programme für Mütter und Väter, bei de-nen die Eltern mehr von ihrem Kind lernen undauch, wie sie ihm helfen können.

Wie spielt sich das Leben eines Kindesmit Behinderung in Bethlehem ab?Ihr Leben ist einfacher als woanders in der

palästinensischen Zone, denn es gibt Institutio-nen und Orte in Bethlehem, wo diese Kinderund ihre Familien unterstützt werden. Bei Lifega-te tun wir unser Bestes, um mit anderen Institu-tionen zusammenzuarbeiten und nicht diesel-ben Dienste anzubieten. Die Menschen im Roll-stuhl haben Schwierigkeiten und wir diskutierenmit der Stadtverwaltung über die Notwendigkeitsicherer Straßen für Rollstuhlfahrer, für Blindeund für die, die sich sehr langsam fortbewegen.Wir bekommen Versprechen aber keine Taten.

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XXI N° 45 - WINTER 2017

„Wir waren schon immer dem Hei-ligen Land verbunden, und un-sere Geschichte mit dem Orden

begann 2015 mit der Investitur, die am 19.Dezember in der Basilika St. Johannes im La-teran stattfand und an die wir uns immer mitgroßer und tiefer Ergriffenheit erinnern.Gleich bei der ersten Begegnung wurden wirwie in einer großen Familie empfangen, wodie Werte der christlichen Gemeinde mit denPrinzipien der Zugehörigkeit zu einem Ritter-orden verschmelzen.

Wir stammen aus Neapel und aus Palermound üben denselben Beruf in der italieni-schen Polizei aus, allerdings mit verschiede-nen Rollen. Wir haben am 3. August 2013geheiratet, und seit diesem Tag haben wirzusätzlich zu einem ge-meinsamen Lebenswegauch einen geistlichenWeg als Familie im weite-sten Sinn begonnen. Des-halb beschlossen wir ge-meinsam, Mitgliederdes Ordens zu werdenmit dem Ziel, die Praxis unseres christlichenLebens grundlegend zu stärken und die kari-tativen und sozialen Werke im Heiligen Landzu unterstützen.

Die Familie stellt für uns die eigentlicheUrzelle dar, in der man die Erfahrung dermenschlichen Geselligkeit macht und die aufeinmalige und unersetzliche Weise zum Wohlder Gesellschaft beiträgt. Unter diesem Ge-sichtspunkt hat unsere Verbindung mitdem Orden die Grundlage unseres Ehele-bens verstärkt und uns eine neue Perspekti-ve der sozialen Subjektivität der Familie ge-bracht, die sich auch durch Werke des Die-

Als Familie im Ordenvom Heiligen Grab leben

Zeugnis von Giuseppe und AngelaCasamassima, Ritter und Dame der

Statthalterei für Mittelitalien desOrdens vom Heiligen Grab.

nens und durch Solidaritätsbekundungen äu-ßern muss. Der Orden hat uns außerdem per-sönlich in zahlreiche karitative Werke einbe-zogen und uns so an eine der bedeutendstenLehren erinnert, die der Herr uns hinterlas-sen hat: die Bedeutung der Liebe zu unse-rem Nächsten.

In diesem Sinn empfanden wir das Bedürf-nis, unsere Gedanken und unser Gebet auf

das Heilige Land auszu-richten und zu entdecken,welche Bedeutung die Ge-stalt des Ritters heutenicht nur als Friedensvek-tor, sondern auch als eingreifbarer Verteidiger vonWerken hat. Wir fühlen

uns mit dem Orden auch wegen seiner Ver-bindung mit dem seligen Bartolo Longo ver-eint, dem Gründer des Wallfahrtsortes Unse-re Liebe Frau vom Rosenkranz von Pompeji,den wir seit Jahren mit großer Andacht aufsu-chen. Das Bild des Seligen, der in seinen wei-ßen Mantel gehüllt ist, hat uns erlaubt, demOrden näher zu kommen und die Werte ken-nenzulernen, auf denen er gründet. Deshalbglauben wir fest, dass unser Beitritt zum Or-den ein Segen für unsere Familie darstellt, deruns auf diesem wunderbaren Weg begleitet,den wir gemeinsam begonnen haben.“

Giuseppe und Angela Casamassima

‘‘Unsere Verbindungmit dem Orden hat dieGrundlage unseresEhelebens verstärkt

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