Ein:Blicke Nr. 34

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: Ein Blicke Ausgabe Nr. 34 Juni 2012 Bildung ist für alle da! Das Bildungs- und Teilhabepaket Anspruchsberechtigten da- von profitiert: Zu unbekannt sind die Zuschüsse, zu kom- pliziert die Beantragungen. Um das zu ändern, hat sich der Bund dazu entschlossen, mehr Schulsozialarbeiter zu finanzieren, die das Bildungs- paket bekannter machen und so dafür sorgen sollen, dass sozial benachteiligte Kinder bessere Chancen erhalten. Moers etwa hat Mittel für insgesamt acht neue Schul- sozialarbeiter erhalten. Die Hälfte der Stellen hat die Stadt an den SCI:Moers weitergegeben, weil er über ein langjäh- riges Konzept in der Schulsozialarbeit und viel Erfahrung ver- fügt. Seit Februar 2012 sind nun sechs Sozialpädagogen an sieben Schulen (teils handelt es sich um halbe Stellen) da- mit beschäftigt, das Bildungspaket bes- ser an die Kinder zu bringen. „Wir kon- S o sperrig wie der Titel sind teilweise auch die Wege zur Bewilligung der Mittel. Mit der An- tragstellung kennen sich die Schulsozialarbeiter des SCI aber bestens aus. Einen von ihnen stellen wir auf Seite 2 vor. Und auf Seite 3 erklärt ein Mit- arbeiter des Kreises Wesel, welche Leistungen am häufigsten abgerufen werden. Sechs neue Schulsozialarbeiter des SCI helfen an Moerser Grundschulen, das Bildungspaket bekannter zu machen – eingebunden in ein langjährig erprobtes Konzept. Bildungs- und Teilhabepaket. Eine Information des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen. www.mais.nrw.de zentrieren uns auf die Grundschulen, an denen wir auch die offene Ganz- tagsbetreuung organisieren“, erklärt SCI-Fachbereichsleiter Frank Liebert. „Aber wir machen nicht nur auf das Bildungspaket aufmerksam, sondern wir binden es in unser Konzept für Schulsozialarbeit ein.“ Auf diese Wei- se, findet Liebert, erreiche man die Zielgruppe viel besser und bewirke an den Schulen auch mehr. Ein Beispiel: Im Stadtteil Meerbeck engagiert sich der Diplom-Sozialpädagoge und frü- here Bundesliga-Boxer Özgür Ucak Focus W as hilft das schönste Paket, wenn es nicht beim Empfän- ger ankommt? Dieses Problem hängt seit seiner Einführung im letzten Jahr an dem sogenannten „Bildungs- und Teilhabepaket“. Der Gedanke war einst, allen Kindern die Chance zu ge- ben, an allem teilzuhaben, was schlau macht und integriert. Kein Kind soll in Deutschland auf Musikunterricht, Nachhilfe oder Klassenfahrten ver- zichten müssen, weil es daheim am nötigen Kleingeld fehlt. Die Bundesre- gierung hat für diese Zwecke Milliar- denbeträge eingeplant. Im ersten Jahr des Bildungspakets hat sich allerdings gezeigt, dass nur ein kleiner Teil der an der Uhrschule, indem er die Kinder über ein spezielles Box-Training an einen vernünftigen Umgang mit Ag- gressionen heranführt (siehe Porträt auf Seite 2). Gerade weil er nicht in erster Linie Geldprobleme themati- siert, kommt er an Kinder und Eltern viel besser heran. Die Deeskalationskompetenz zu stär- ken, wie Ucak es mit dem Box-Training tut, ist natürlich nur ein Baustein im Gesamtkonzept des SCI für die Schul- sozialarbeit. Die wesentlichen Säulen dieses Konzepts sind die schulbezo- gene Jugendhilfe, die Vermeidung schulischen Scheiterns und der all- gemeinen Schulverweigerung. „Wir haben festgestellt, dass wir da an den Grundschulen erheblichen Nachhol- bedarf haben“, so Liebert. Er bezwei- felt allerdings, dass der Zeitraum, für den die Unterstützung vorgesehen ist – nämlich bis 2013 – ausreichen wird: „Der höhere Stellenwert, den man jetzt der Schulsozialarbeit einräumt, ist ja absolut richtig – und den wird man in zwei Jahren nicht einfach wie- der vergessen können.“ Nah dran an den Kindern: Schulsozialarbei- ter Nils Bohländer bei seiner Arbeit in der Turnhalle der Regenbogenschule. Die Teilhabe am Vereinssport ist ein wichtiges Förderziel des Pakets.

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Ein:Blicke, Ausgabe 34, Juni 2012

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Ausgabe Nr. 34 Juni 2012

Bildung ist für alle da!

Das Bildungs- und Teilhabepaket

Anspruchsberechtigten da-von profitiert: Zu unbekannt sind die Zuschüsse, zu kom-pliziert die Beantragungen.

Um das zu ändern, hat sich der Bund dazu entschlossen, mehr Schulsozialarbeiter zu finanzieren, die das Bildungs-paket bekannter machen und so dafür sorgen sollen, dass sozial benachteiligte Kinder bessere Chancen erhalten. Moers etwa hat Mittel für insgesamt acht neue Schul-sozialarbeiter erhalten. Die Hälfte der Stellen hat die Stadt an den SCI:Moers

weitergegeben, weil er über ein langjäh-riges Konzept in der Schulsozialarbeit und viel Erfahrung ver-fügt. Seit Februar 2012 sind nun sechs Sozialpädagogen an sieben Schulen (teils handelt es sich um halbe Stellen) da-mit beschäftigt, das Bildungspaket bes-ser an die Kinder zu bringen. „Wir kon-

So sperrig wie der Titel sind teilweise auch die Wege zur Bewilligung der Mittel. Mit der An-

tragstellung kennen sich die Schulsozialarbeiter des SCI aber bestens aus. Einen von ihnen stellen wir auf Seite 2 vor. Und auf Seite 3 erklärt ein Mit-arbeiter des Kreises Wesel, welche Leistungen am häufigsten abgerufen werden.

Sechs neue Schulsozialarbeiter des SCI helfen an Moerser Grundschulen, das Bildungspaket

bekannter zu machen – eingebunden in ein langjährig erprobtes Konzept.

Bildungs- und Teilhabepaket.Eine Information des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen.

www.mais.nrw.de

zentrieren uns auf die Grundschulen, an denen wir auch die offene Ganz-tagsbetreuung organisieren“, erklärt SCI-Fachbereichsleiter Frank Liebert. „Aber wir machen nicht nur auf das Bildungspaket aufmerksam, sondern wir binden es in unser Konzept für Schulsozialarbeit ein.“ Auf diese Wei-se, findet Liebert, erreiche man die Zielgruppe viel besser und bewirke an den Schulen auch mehr. Ein Beispiel: Im Stadtteil Meerbeck engagiert sich der Diplom-Sozialpädagoge und frü-here Bundesliga-Boxer Özgür Ucak

Focus

Was hilft das schönste Paket, wenn es nicht beim Empfän-

ger ankommt? Dieses Problem hängt seit seiner Einführung im letzten Jahr an dem sogenannten „Bildungs- und Teilhabepaket“. Der Gedanke war einst, allen Kindern die Chance zu ge-ben, an allem teilzuhaben, was schlau macht und integriert. Kein Kind soll in Deutschland auf Musikunterricht, Nachhilfe oder Klassenfahrten ver-zichten müssen, weil es daheim am nötigen Kleingeld fehlt. Die Bundesre-gierung hat für diese Zwecke Milliar-denbeträge eingeplant. Im ersten Jahr des Bildungspakets hat sich allerdings gezeigt, dass nur ein kleiner Teil der

an der Uhrschule, indem er die Kinder über ein spezielles Box-Training an einen vernünftigen Umgang mit Ag-gressionen heranführt (siehe Porträt auf Seite 2). Gerade weil er nicht in erster Linie Geldprobleme themati-siert, kommt er an Kinder und Eltern viel besser heran.

Die Deeskalationskompetenz zu stär-ken, wie Ucak es mit dem Box-Training tut, ist natürlich nur ein Baustein im Gesamtkonzept des SCI für die Schul-sozialarbeit. Die wesentlichen Säulen dieses Konzepts sind die schulbezo-

gene Jugendhilfe, die Vermeidung schulischen Scheiterns und der all-gemeinen Schulverweigerung. „Wir haben festgestellt, dass wir da an den Grundschulen erheblichen Nachhol-bedarf haben“, so Liebert. Er bezwei-felt allerdings, dass der Zeitraum, für den die Unterstützung vorgesehen ist – nämlich bis 2013 – ausreichen wird: „Der höhere Stellenwert, den man jetzt der Schulsozialarbeit einräumt, ist ja absolut richtig – und den wird man in zwei Jahren nicht einfach wie-der vergessen können.“

Nah dran an den Kindern: Schulsozialarbei-ter Nils Bohländer bei seiner Arbeit in der

Turnhalle der Regenbogenschule.

Die Teilhabe am Vereinssport ist ein wichtiges Förderziel des Pakets.

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von früher, als ich selber jung war – da kommt man ganz schnell wieder in Kontakt.“

Vorerst gibt es das Box-Training durch den Schulsozialarbeiter an zwei Ta-gen die Woche. Mit den sechs- bis zwölfjährigen Schülern der Uhrschule trainiert er in erster Linie Elemente des Boxens wie Reflexe, Koordina-tion und Ausdauer, aber auch Ent-spannung und Konzentration. Das wirkliche Kämpfen steht dabei erst mal hinten an. „Schließlich kommt es nicht auf Brutalität an“, sagt der Pro-fi, „sondern auf die Technik.“

Özgür Ucak heute beide Aspekte ver-binden und bietet an der Meerbecker Uhrschule ein spezielles Box-Training für die Grundschulkinder an. „Mich selbst hat das Boxen früher von schlechten Gewohnheiten ferngehal-ten“, beschreibt Özgür Ucak, der seit seinem zwölften Lebensjahr boxt. Viele Jahre lang hat er in der Bun-desliga geboxt – für Mülheim, Kamp-Lintfort, Schwerin und Hamm.

Seine Eltern stammen aus der Türkei, geboren und aufgewachsen ist Özgür Ucak jedoch in Meerbeck. Nach dem Abitur studierte er Sozialpädagogik in

Bielefeld. Dort arbeitete er auch noch bis Ende des letzten Jahres als Fa-milienhelfer im Auftrag des Jugend-amtes. Anfang 2012 zog er wieder in seine Heimatstadt zurück und trat im Februar seinen Dienst beim SCI an.

Die Arbeit mit den Grundschülern sei spannend und eine Herausforderung, verrät der 35-Jährige. Wichtig sei vor allem, das Vertrauen der Schüler und Eltern zu gewinnen. Dabei kommt dem Pädagogen die Tatsache zugute, dass er selbst in dem Stadtteil aufge-wachsen ist: „Meerbeck ist ein Dorf. Viele der Eltern kennen mich noch

Warum wurde Huckleberry Finn nicht süchtig? Die Antwort

ist: Weil er ein zufriedener Junge war, der seine Träume und Sehn-süchte ausleben konnte. Das zu-mindest meint der Psychotherapeut und Facharzt für Nervenheilkunde Dr. Eckhard Schiffer, der das Buch „Warum Huckleberry Finn nicht süchtig wurde“ verfasst hat. Darin beschreibt er, wie Sucht entsteht und welche Möglichkeiten es gibt, Kinder davor zu schützen.

Deshalb wurde Huckleberry Finn nicht süchtigGesundheit heißt, seine Träume auszuleben – so lautet

die Kernbotschaft des Buchautors Dr. Eckhard Schiffer.

Im SCI:Kindergarten referierte er über Suchtprävention

und Gesundheit von Kindern.

Boxen zur Vermeidung von Aggression? Für Özgür Ucak ist das kein Widerspruch.

Erziehung

Das sanfte LeichtgewichtDer Diplom-Sozialpädagoge und frühere Bundesliga-

Boxer Özgür Ucak übt mit Grundschulkindern Boxen.

Dabei sollen die Kleinen vor allem einen kontrollier-

ten Umgang mit Aggressionen lernen.

Dass die kleinen und großen Huckle-berry Finns ihre Träume ausleben können, ist in der Wirklichkeit so wichtig wie in der Romanwelt. Ein Grundstein dazu soll im SCI:Kinder-garten in der Kirschenallee gelegt werden: Schiffer hat deshalb mit den SCI-Mitarbeiterinnen in einer Schulung zum Thema „Salutogene-se“ die Grundlagen für Gesundheit und eine gute Entwicklung der Kin-der geschaffen. Die 22 Teilnehmerin-nen haben dabei unter anderem er-

fahren, wie Lernen, Lebensfreude und Gesundheit zusammenhängen.

Das Gesundheitskonzept „Salutoge-nese“ beschäftigt sich mit der Frage, wie Gesundheit überhaupt entsteht. Damit ein Kind gesund ist, müssen demnach verschiedene Faktoren er-füllt sein. Ein Grundstein ist, dass Kinder die Welt und ihre Zusammen-hänge begreifen und das Vertrauen haben, Lebensaufgaben zu meistern – sei es aus eigener Kraft oder auch mit Unterstützung. Außerdem brau-chen Kinder sogenannte Erfahrungs-horizonte – beim Spielen und im Di-alog mit anderen. Diese Momente geschehen gerade im Alltag des Kin-dergartens ganz häufig, sowohl zwi-schen den Kindern als auch zwischen Erzieherinnen und Kindern. „Es sind die Momente, in denen die Kinder schöpferisch tätig sind, in denen sie

gemeinsam singen, malen oder et-was basteln und bauen, miteinander spielen und in ihre Fantasiewelt ein-tauchen“, erklärt Christine Joliet, Leiterin des SCI:Kindergartens. „Egal welches Spiel es ist: Es ist nie sinn-los, wenn es für die Kinder Spielwert hat.“ Sind diese Voraussetzungen erfüllt, entsteht das sogenannte Ko-härenzgefühl, das Gefühl des Zu-sammenhalts. Daraus wiederum re-sultiert die Gesundheit.

Die Schulung war für die Mitarbeite-rinnen eine Bestätigung ihrer tägli-chen Arbeit im Kindergarten: „Das Konzept der Salutogenese deckt sich mit dem Ansatz unseres Kindergar-tens“, erklärt Christine Joliet. „Wir haben noch einmal die Bestätigung bekommen, wie wichtig das gemein-same Singen, Musizieren und Spie-len für die Kinder ist.“

Zwölf Jahre lang war er Leistungs-sportler in der Bundesliga der Leicht-gewichte.

Für sich selbst hat Özgür Ucak die-sen Konflikt auf einem philosophi-schen Weg gelöst: „Gewalt hat jeder in sich. Lieber lasse ich sie durch das Boxen kontrolliert heraus, als dass sie unkontrolliert bleibt.“ Beruflich kann

Er wurde schon oft gefragt, wie das denn einhergehen könne:

eine soziale Arbeit auszuüben und gleichzeitig beim professionellen Bo-xen dem Gegner die Fäuste um die Ohren zu schlagen. Özgür Ucak ist Diplom-Sozialpädagoge und arbei-tet als Schulsozialarbeiter für den SCI:Moers. Gleichzeitig hat er aber auch eine Boxer-Karriere hinter sich:

Dr. Eckhard Schiffer erklärt den SCI-Mitar-beiterinnen die Grund-

lagen der Salutogenese.

Portrait

Zeugnisse sind eben nicht alles

Das gemeinsame Spiel ist ein ganz wichtiger Faktor für die

Gesundheit der Kinder.

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„Wir freuen uns über jeden Antrag!”

Gruppe kann leider nicht genau de-finiert werden. 2245 Personen allein aus Moers haben jedenfalls bereits einen Antrag gestellt.

Wie viele Anträge werden insge-samt gestellt?Kreisweit sind bei uns bisher rund 17.800 Anträge einge-gangen. Das ist im Vergleich zu anderen Kreisen eine recht hohe Akzeptanz. Wir haben aber auch viel dafür geworben, dass die Leute ihre Möglichkeiten nutzen. Wir haben die Familien an-geschrieben, wir haben in den Wohngeldstellen Wer-bung gemacht, und jetzt tun

Herr Ciesielski, auf welche Leis-tungen beziehen sich die Anträge, die bei Ihnen gestellt werden?Es gibt vor allem drei große Bereiche: die Mittagsverpflegung, die mehrtä-gigen Klassenfahrten und das, was unter „Teilhabe am sozialen und kul-turellen Leben“ läuft, also so etwas wie Vereinsmitgliedschaften oder Fe-rienspiele. Kreisweit wurden seit dem Start 2011 jeweils zwischen 4000 und 4500 Anträge auf Leistungen gestellt, mit denen die Teilhabe daran ermöglicht wird.

Wer gehört zur Gruppe der Be-rechtigten, und wie groß sind diese Gruppen speziell in Moers?Es gibt insgesamt zwei Hauptgrup-

wir das ja auch über die Schulsozi-alarbeiter.

Die Schulsozialarbeiter sollen bei der Beantragung helfen. Ist die denn so schwer?Eigentlich überhaupt nicht! Man trägt die Adressdaten ein, kreuzt die gewünschte Leistung an und gibt den Antrag bei seiner Kommune ab. Etwas komplizierter ist es nur bei der Lernförderung, weil da Nachweise erbracht werden müssen, ob die-se notwendig ist und nicht von der Schule selbst angeboten wird.

Ist es egal, ob man den Antrag selbst abgibt oder über einen Schulsozialarbeiter?Ja, das ist egal. Aber im Zweifel ist es uns natürlich lieber, wenn der Schul-sozialarbeiter darauf geachtet hat, dass alles vollständig ausgefüllt ist. Ich möchte aber darauf hinweisen,

dass die Vorstellung, alle Antragstel-ler seien Menschen mit niedrigem Bildungsstand, falsch ist: Die aller-meisten kommen mit den Anträgen schnell klar. Natürlich müssen sie aber erst mal wissen, dass diese Leis-tungen existieren.

Wie lange wird es die Mittel ge-ben, das Programm ist ja befris-tet?Am Anfang war die Lage nicht klar, aber inzwischen wissen wir, dass die Mittel bis 2014 genehmigt sind. Wir haben nicht sofort mit dem Start losgelegt, sondern erst mit einem Jahr Verspätung. Damit haben wir aber kein Jahr verschenkt, sondern nutzen die drei Jahre bis 2014 aus. Und da wir die Idee des Pakets gut finden und dafür auch keine Mittel aus Kreis oder Kommunen brauchen, freuen wir uns über jeden gestellten Antrag!

Teilhabe für alle: Das ist das Ziel des Pakets.

Nachgefragt

Treffen, in denen man ganz konkret über die eigenen Perspektiven dis-kutiert. „Der Profilpass eignet sich für Menschen jeden Alters. Dazu gehören Jugendliche, die eine Aus-bildung oder ein Studium suchen. Aber auch ältere Arbeitnehmer. Schließlich kann man auch noch mit 50 einen Berufswechsel anstreben“, erklärt Frank Liebert, stellvertreten-der Geschäftsführer des SCI:Moers. Der Profilpass soll die klassische Be-

Berufs- und Weiterbildung

rufsberatung ergänzen und nicht in Konkurrenz dazu stehen.

Unter dem Profilpass darf man sich nicht im wörtlichen Sinne einen Ausweis vorstellen. Der Profilpass ist ein knallroter A4-Ordner, der zwan-zig Euro kostet. Eingeheftet werden Unterlagen zu sämtlichen Lebens-bereichen des einzelnen Schülers. Dazu gehören neben dem Lebenslauf auch Nachweise über ehrenamtliche Tätigkeiten. Der Profilpass fasst all das zusammen, was außerhalb von Schule und Bildungseinrichtungen Kompetenz bringt. Dazu gehören

das Lesen von Büchern, Interessen, Hobbys oder Sport. „Also alles, was ich mir aneigne, ohne explizit dafür lernen zu müssen, sondern weil es mich interessiert“, fasst Frank Lie-bert zusammen.

Das langfristige Ziel des Profil-passes ist ein strategisches für den Arbeitsmarkt: Künftig sollen alle Schüler ab der siebten Klasse auf diese Weise begleitet werden. Die Mitarbeiter des SCI stehen für Schulen aus der Region für weitere Informationen zur Verfügung, Tele-fon: 02841/972915.

Stärken herausarbeiten kann. Fünf SCI-Mitarbeiter wurden eigens da-für geschult, Berufsanfänger, aber auch ältere Berufswechsler mit die-sem Instrument vertraut zu machen.

Die Mitarbeiter des SCI planen Gruppen- und Einführungsveran-staltungen für die Interessierten. Wer möchte, kann außerdem eine individuelle Beratung erhalten. Dazu gehören etwa drei- bis viermalige

Wenn das Ende der Schulzeit naht, geht für die meisten

Schüler der Bewerbungsmarathon los. Eine schwierige Zeit, in der es heißt, sich mit anderen zu mes-sen und Vergleiche zu ziehen. Der SCI:Moers bietet den Studien- und Berufsanfängern mit dem soge-nannten Profilpass eine wertvolle Hilfe: einen deutschlandweit ange-wendeten Qualifikationsnachweis, mit dem man sich und seine eigenen

Sandra Helmrich hat sich schlau gemacht, wie der Profilpass idealerweise genutzt wird.

Broschüren und Unterlagen zum Bildungs- und Teilhabepaket gibt es auch in Englisch, Russisch, Türkisch und Arabisch.

pen von Anspruchsberechtigten: die Empfänger von Arbeitslosengeld II und Sozialgeld sowie die Empfänger von Wohngeld oder Kinderzuschlag. Die erste Gruppe umfasst in Moers derzeit 2852 Personen, die zweite

Seit kurzem wirken Schulsozialarbeiter des SCI:Moers

daran mit, das Bildungs- und Teilhabepaket in den Moer-

ser Grundschulen bekannt zu machen. Aber was hat es

inhaltlich und formal mit diesem Paket überhaupt auf

sich? Ein Interview mit Bert Ciesielski vom Fachdienst

für Allgemeine Sozialangelegenheiten des Kreises Wesel.

Um sich am Arbeitsmarkt durchsetzen zu

können, sollten Bewerber auch außerschulische

Qualifikationen nachweisen können. Ein Instru-

ment dazu ist der sogenannte Profilpass.

Fünf SCI-Mitarbeiter beraten neuerdings dazu.

Zeugnisse sind eben nicht alles

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Auch freie Träger in der Sozialwirtschaft werden in Zeiten der Finanzkrise kritischer beäugt als je zuvor. Der SCI:Moers hat deshalb seine Finanzsi-tuation durch die Creditreform analysieren lassen. Ergebnis ist das Boni-tätszertifikat „CrefoZert“. Das Gütesiegel bescheinigt dem SCI:Moers eine außergewöhnlich gute Bonität. Das Unternehmen konnte in der Prüfung ausnahmslos alle Zertifizierungskriterien erfüllen. Damit gehört der SCI zu den 1,7 Prozent der deutschen Unternehmen, denen eine außergewöhnlich gute Bonität bescheinigt wird. SCI-Geschäftsführer Karl-Heinz Theußen (im Bild mit dem Kaufmännischen Leiter Detlef Aretz) sieht das Gütesiegel als Bestätigung eines auch wirtschaftlich verantwortlichen Handelns: „Es si-gnalisiert Stabilität und Solidität und ist ein deutliches Zeichen für unsere Auftrag- und Fördergeber, Kunden und Mitarbeiter.“

SCI weist seine Bonität nach Radstation bleibt Radstation

Die Radstation am Moerser Bahnhof wird auch weiter-hin vom SCI:Moers betreut. Moers ist zwar nicht mehr Standort der Sys-temzentrale des touristischen Ver-leihsystems Nie-derrheinRad, aber der Service für die Radler bleibt gleich. Nach wie vor kön-nen die apfelgrünen Niederrhein-Räder an der Radstation ausgeliehen werden. Und natürlich bleiben auch die Unterstellplätze für Fahrräder weiter erhalten. Da die Rad-station wieder dauerhaft besetzt ist, kann ein noch umfangreicherer Service rund ums Rad angeboten werden: „Unsere Mitarbeiter helfen bei Pflegear-beiten, verkaufen Tickets für die Radstation und wickeln den Fahrradverleih ab“, erklärt Guido Bonewitz (Bild), Leiter der Integrationsbetriebe des SCI. Für die Zukunft sind weitere Aktivitäten geplant, um auch den Bahnhofsvorplatz wieder attraktiver zu gestalten. „Wir denken dabei an Veranstaltungen wie einen Fahrradfrühling oder einen Startpunkt des Niederrheinischen Radwan-dertages“, so Bonewitz.

Herausgeber: sci:moers gGmbH Gesellschaft für Einrichtungen und Betriebe sozialer Arbeit Kirschenallee 35, 47443 Moers Telefon 02841/9578-0 Telefax 02841/957878 eMail: [email protected]

V.i.S.d.P.: Karl-Heinz Theußen (Geschäftsführer)

Redaktion: Blattwerkstatt

Fotos:Peter Oelker, Helmut Berns, Karl Pircher (pixelio.de), Stephanie Hofschläger (pixelio.de)

Gestaltung und Produktion: Agentur Berns Steinstraße 3, 47441 Moers www.agenturberns.de

Wer ist der Service Civil International? Der Service Civil International wurde 1920 von dem Schweizer Pierre Ceresole gegründet. Ceresole lehnte jeglichen mi-litärischen Dienst ab. Stattdessen wollte er durch freiwillige Arbeit an gemein- nützigen Projekten den Frieden unter-stützen. In Esnes, in der Nähe von Verdun in Frankreich, fand der erste Einsatz von Freiwilligen aus Deutschland, Frank-reich und der Schweiz statt. Sie halfen mit, die im Krieg zerstörte Stadt wieder aufzubauen. Heute ist der sci in 25 Ländern weltweit als Friedensbewegung organisiert. Seine Aufgaben sind viel-fältig, sie reichen von der Förderung von Verständnis und Solidarität zwischen den Menschen bis zu gemeinnützigen Projek-ten und Arbeiten im Natur und Umwelt-schutz. Oberstes Gebot ist die Integration von sozial benachteiligten Gruppen.

Impressum

Kurz & Knapp

Aktuelle Projekte

Unterschiedlich sein, aber gemeinsam lebenDas SCI:Jugendcafé in Kamp-Lintfort hat sich

etabliert – indem Besucher und Anwohner sich

auf gegenseitigen Respekt verständigt haben.

Die Lage eines Jugendcafés in einer Fußgängerzone hat natur-

gemäß einen großen Vor- und einen großen Nachteil. Der Nachteil ist, dass hier eben nichts verkauft wird, keine Umsätze entstehen, die Kon-kurrenz nicht das Geschäft belebt. Der Vorteil ist dagegen, dass der Ort für die Jugendlichen wirklich zentral ist – sie werden nicht ausgelagert, sondern integriert. Diese Ambiva-lenz hat beim Jugendcafé auf der Moerser Straße in Kamp-Lintfort von seinem Beginn im Dezember 2009 an für Meinungsverschieden-heiten gesorgt. Während die einen sich durch die Jugendlichen gestört fühlen, halten die anderen einen solch zentralen Treffpunkt für be-sonders wichtig. Die Jugendlichen selbst beweisen durch steigende Be-suchszahlen, dass das Café unver-zichtbar ist.

Über die letzten Jahre hinweg hatte es immer wieder Anlässe zu gegen-

mehrstündigen Gespräch zwischen den Jugendlichen und Mitgliedern der Werbegemeinschaft hat man sich darauf verständigt, genau diesen Respekt gegenüber der anderen Seite besser zu zeigen. Symbolisiert wird dies durch ein Plakat, das sowohl im Jugendcafé als auch in mehreren Ge-schäften von Mitgliedern der Werbe-gemeinschaft aushängt. Zu lesen ist darauf: „Unterschiedlich sein – aber gemeinsam leben. Wir alle treten für gegenseitigen Respekt ein!“

Aber kann ein Plakat etwas am Kon-flikt ändern? „Es erinnert die Jugend-lichen zum Beispiel daran, dass es re-spektlos ist, wenn man hier auf den Boden spuckt – die Passanten stören sich daran ja zurecht“, meint Jana Reifegerste. Zwar müsse sie immer noch gelegentlich daran erinnern, dass man sich auf diesen gegenseiti-

„Respekt“ ist für die Jugendlichen (hier mit der Jugendcafé-Leiterin Jana Reifegerste)

wichtig – und zwar auf beiden Seiten.seitiger Kritik gegeben. Insbesondere die Werbegemeinschaft Kamp-Lint-fort äußerte sich mehrfach ableh-nend zu der Lage auf der Moerser Straße. Man störte sich vor allem da-

vom SCI:Moers, die das Café leitet. Seit einiger Zeit habe sich die Lage jedoch zum Guten gewendet, meint Reifegerste: „Früher haben wir dau-ernd negative Rückmeldungen be-

gen Respekt verständigt habe – aber zu Auseinandersetzungen sei es in-zwischen lange nicht mehr gekom-men.

Für die Jugendlichen ist das Café in Kamp-Lintfort inzwischen nicht mehr wegzudenken. Als der städti-sche Jugendhilfeausschuss über die Fortführung der Einrichtung ent-schied, hatte sich gleich ein gutes Dutzend Jugendlicher eingefunden, um die Notwendigkeit in der Sitzung allein schon durch physische Präsenz aufzuzeigen. Entsprechend beein-druckt zeigte sich das Gremium – der Vertrag wurde bis 2015 verlängert.

Das Jugendcafé

Gedacht ist das Jugendcafé als Treffpunkt für Jugendliche ab 15 Jah-ren. Betrieben wird es vom SCI:Moers in einem Kooperationsprojekt mit der Stadt Kamp-Lintfort. Die Jugendlichen können hier unter anderem Billard spielen oder kickern und finden bei den Betreuern auch ein offenes Ohr bei Problemen. Zu besonderen Gelegenheiten werden auch gemeinsame Aktivitäten wie Ausstellungen, Konzerte, Sportturniere oder Public Viewing angeboten. Geöffnet ist das Ju-gendcafé dienstags bis samstags von 16 bis 20 Uhr.

ran, dass die Jugendlichen sich nicht nur im Café selbst treffen, sondern auch davor oder in der näheren Um-gebung. „Wir haben immer deutlich zu spüren bekommen, dass wir hier nicht erwünscht sind“, erzählt die Sozialpädagogin Jana Reifegerste

kommen, jetzt ist es ruhig geworden, keine Beschwerden mehr.“

Mitverantwortlich für die entspann-tere Stimmung könnte die Aktion „Respekt“ sein, die zwischen den Parteien vermitteln soll: Nach einem