Eine Alternative zu Silomais?...er Anbauumfang der Durchwachsenen Sil-phie (Silphium perfoliatum) in...

3
Seite 14 RBZ - Nr. 28 / 16. Juli 2016 SCHWERPUNKT D er Anbauumfang der Durchwachsenen Sil- phie (Silphium perfoliatum) in der Praxis wird deutschlandweit inzwischen auf rund 850 ha geschätzt, hinzukommen einige Hektar aus Forschungsprojekten. Die Erfahrungen auf einen Nenner zu bringen, ist nicht ganz einfach. Wäh- rend Praxisbetriebe aus Niedersachsen und auch das DLR Eifel in Rheinland-Pfalz von deutlichen Mindererträgen gegenüber Mais berichten, gibt es bei der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) und Landwirten in Süddeutschland sehr po- sitive Erfahrungen. Als Ursachen kommt eine Reihe von Faktoren in Frage, systematische Ver- gleichsuntersuchungen fehlen noch. Beim Boden bevorzugt die Silphie ganz offen- sichtlich mineralstoffreiche Standorte, beispiels- weise Moränenschotterböden oder kalkreiche Böden, wie sie etwa auf der Schwäbischen Alb vor- kommen. Mineralstoffarme Standorte wie Moor- böden sind hingegen weniger geeignet, so die Be- obachtung des Agrarbiologen Dr. Walter Frölich, der Landwirte in Baden-Württemberg beim Anbau wissenschaftlich berät. In Bezug auf die Wasserversorgung sollte die Sil- phie als eine Dauerkultur ab dem 4. oder 5. Stand- jahr einen Vorsprung gegenüber annuellen Pflan- zen haben. Dann hat sich ihr kompakter Wurzel- stock von etwa 50 x 50 x 50 cm mit bis in 2 m Tiefe reichenden Feinwurzeln voll ausgebildet. Wie die Praxis zeigt, kommt der Mais in Einzelfällen dennoch besser mit Trockenheit zurecht. Schließlich spielen auch die Heterogenität des aktuell verwende- ten Pflanz- und Saatguts und das Klima eine Rolle. Die Silphie ist auf- grund ihrer Herkunft aus der nordamerikani- schen Prärie frosthart. Nach den Erfahrungen eini- ger Landwirte sind ein rascher Temperaturanstieg im Frühjahr und geschützte Lagen vorteilhaft. An- dere Beispiele aus der Praxis zeigen wiederum, dass die Silphie sehr gut auf Mittelgebirgsstandorten auf über 700 m ü. NN mit Jahresdurchschnittstempe- raturen unter 6 °C auskommt, auf denen Mais kaum Ertrag hervorbringen würde. In den Anbauversuchen des DLR Eifel hat die Silphie nur mittelmäßig abgeschnitten. Die Me- than-Hektar-Erträge variierten zwischen 1.765 und 4.079 m 3 . Mais, Szarvasi und Rohrglanzgras waren insgesamt klar überlegen. Zum Silphie-Ergebnis trugen eine 2014 aufgetretene starke Verunkrau- tung mit Gräsern und der geringere Methan-Ge- halt im Biogas bei. Lag das mittelmäßige Ergebnis am Standort? Berater Sebastian Thielen glaubt das nicht, zumindest in Altrich auf einem mineralstoff- reichen Bundsandstein (710 mm Niederschlag und 8,9 °C mittlere Temperatur) hatte die Pflanze ei- gentlich gute Bedingungen (die Versuchsberichte stehen auf dlr-eifel.rlp.de zur Verfügung.) Durchwachsene Silphie Eine Alternative zu Silomais? Mais Silphie TM-Ertrag Methanertrag TM-Ertrag Methanertrag (t TM/ha) (m 3 /ha) (t TM/ha) (m 3 /ha) 2013 14* 2014 17,02 5.787** 20 5.680 2015 15,65 5.321** 18 5.184 * Erstes Erntejahr ** Da beim Mais keine genaue Analyse der Gasausbeute stattfand, wurde hier mit einer durchschnittlichen Methanausbeute von 340 Nm 3 /t oTS gerechnet (nach Leitfaden Biogas, FNR 2016). 2012 lag die gemessene Methanausbeute beim Mais im Betrieb Metzler & Brodmann allerdings nur bei 269 Nm 3 /t oTS. Tabelle: Maximale Mais- und Silphie-Erträge im Betrieb Metzler & Brodmann KG Die starken Regenfälle in diesem Jahr haben dem Mais nicht gut getan, die Silphie scheint bislang unbeschadet. Vorne Mais (Atletico, gesät 1. Maiwoche), hinten Silphie (2015 unter Mais gesät), am 22.06. in Hahnennest. Foto: H. Brodmann Der Anbauumfang der Durchwachsenen Silphie in der Praxis wird deutschlandweit inzwischen auf rund 850 ha geschätzt. Foto: FNR/www.drohnen-fotografie.de Biogasanlagen sollen im neuen EEG nun doch eine Perspektive bekommen. Damit bleibt das Thema Energiepflanzen-Alternati- ven zum Silomais aktuell. Die Dau- erkultur Durchwachsene Silphie gilt als eine der vielversprechendsten. Nachfolgend erläutert Nicole Paul, Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), die bisherigen Erfahrungen.

Transcript of Eine Alternative zu Silomais?...er Anbauumfang der Durchwachsenen Sil-phie (Silphium perfoliatum) in...

Page 1: Eine Alternative zu Silomais?...er Anbauumfang der Durchwachsenen Sil-phie (Silphium perfoliatum) in der Praxis wird deutschlandweit inzwischen auf rund 850 ha geschätzt, hinzukommen

Seite 14 RBZ - Nr. 28 / 16. Juli 2016

SCHWERPUNKT

Der Anbauumfang der Durchwachsenen Sil-phie (Silphium perfoliatum) in der Praxiswird deutschlandweit inzwischen auf rund

850 ha geschätzt, hinzukommen einige Hektar ausForschungsprojekten. Die Erfahrungen auf einenNenner zu bringen, ist nicht ganz einfach. Wäh-rend Praxisbetriebe aus Niedersachsen und auchdas DLR Eifel in Rheinland-Pfalz von deutlichenMindererträgen gegenüber Mais berichten, gibt esbei der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft(TLL) und Landwirten in Süddeutschland sehr po-sitive Erfahrungen. Als Ursachen kommt eineReihe von Faktoren in Frage, systematische Ver-gleichsuntersuchungen fehlen noch.

Beim Boden bevorzugt die Silphie ganz offen-sichtlich mineralstoffreiche Standorte, beispiels-

weise Moränenschotterböden oder kalkreicheBöden, wie sie etwa auf der Schwäbischen Alb vor-kommen. Mineralstoffarme Standorte wie Moor-böden sind hingegen weniger geeignet, so die Be-obachtung des Agrarbiologen Dr. Walter Frölich,der Landwirte in Baden-Württemberg beim Anbauwissenschaftlich berät.

In Bezug auf die Wasserversorgung sollte die Sil-phie als eine Dauerkultur ab dem 4. oder 5. Stand-jahr einen Vorsprung gegenüber annuellen Pflan-zen haben. Dann hat sich ihr kompakter Wurzel-stock von etwa 50 x 50 x 50 cm mit bis in 2 mTiefe reichenden Feinwurzeln voll ausgebildet. Wiedie Praxis zeigt, kommt der Mais in Einzelfällendennoch besser mit Trockenheit zurecht.

Schließlich spielen auch die Heterogenität des aktuell verwende-ten Pflanz- und Saatgutsund das Klima eineRolle. Die Silphie ist auf-grund ihrer Herkunftaus der nordamerikani-

schen Prärie frosthart. Nach den Erfahrungen eini-ger Landwirte sind ein rascher Temperaturanstiegim Frühjahr und geschützte Lagen vorteilhaft. An-dere Beispiele aus der Praxis zeigen wiederum, dassdie Silphie sehr gut auf Mittelgebirgsstandorten aufüber 700 m ü. NN mit Jahresdurchschnittstempe-raturen unter 6 °C auskommt, auf denen Maiskaum Ertrag hervorbringen würde.

In den Anbauversuchen des DLR Eifel hat dieSilphie nur mittelmäßig abgeschnitten. Die Me-than-Hektar-Erträge variierten zwischen 1.765 und4.079 m3. Mais, Szarvasi und Rohrglanzgras wareninsgesamt klar überlegen. Zum Silphie-Ergebnistrugen eine 2014 aufgetretene starke Verunkrau-tung mit Gräsern und der geringere Methan-Ge-halt im Biogas bei. Lag das mittelmäßige Ergebnisam Standort? Berater Sebastian Thielen glaubt dasnicht, zumindest in Altrich auf einem mineralstoff-reichen Bundsandstein (710 mm Niederschlag und8,9 °C mittlere Temperatur) hatte die Pflanze ei-gentlich gute Bedingungen (die Versuchsberichtestehen auf dlr-eifel.rlp.de zur Verfügung.)

Durchwachsene Silphie

Eine Alternative zu Silomais?

Mais Silphie

TM-Ertrag Methanertrag TM-Ertrag Methanertrag (t TM/ha) (m3/ha) (t TM/ha) (m3/ha)

2013 14*

2014 17,02 5.787** 20 5.680

2015 15,65 5.321** 18 5.184

* Erstes Erntejahr** Da beim Mais keine genaue Analyse der Gasausbeute stattfand, wurde hiermit einer durchschnittlichen Methanausbeute von 340 Nm3/t oTS gerechnet(nach Leitfaden Biogas, FNR 2016). 2012 lag die gemessene Methanausbeutebeim Mais im Betrieb Metzler & Brodmann allerdings nur bei 269 Nm3/t oTS.

Tabelle: Maximale Mais- und Silphie-Erträge im Betrieb Metzler & Brodmann KG

Die starken Regenfälle in diesem Jahr haben dem Mais nicht gut getan, die Silphie scheint bislangunbeschadet. Vorne Mais (Atletico, gesät 1. Maiwoche), hinten Silphie (2015 unter Mais gesät), am22.06. in Hahnennest. Foto: H. Brodmann

Der Anbauumfang der Durchwachsenen Silphie in der Praxis wirddeutschlandweit inzwischen auf rund 850 ha geschätzt.

Foto: FNR/www.drohnen-fotografie.de

Biogasanlagen sollen im neuenEEG nun doch eine Perspektivebekommen. Damit bleibt dasThema Energiepflanzen-Alternati-ven zum Silomais aktuell. Die Dau-erkultur Durchwachsene Silphie giltals eine der vielversprechendsten.Nachfolgend erläutert Nicole Paul,Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), die bisherigenErfahrungen.

Page 2: Eine Alternative zu Silomais?...er Anbauumfang der Durchwachsenen Sil-phie (Silphium perfoliatum) in der Praxis wird deutschlandweit inzwischen auf rund 850 ha geschätzt, hinzukommen

Ganz anders sind die Erfahrungen der Metzler& Brodmann KG aus Hahnennest in der Ge-meinde Ostrach etwa 25 km nördlich des Bo -densees. Thomas Metzler betreibt zusammen mitdrei weiteren Landwirten im „Energiepark Hah-nennest“ eine Biogasanlage mit Gasaufbereitung(www.eph-energie.de/bienenenergie). Nicht nurdie Erzeugung von Biomethan in Bauernhand istungewöhnlich, auch der Substratmix: Die vierLandwirte haben mit dem BUND Baden-Würt-temberg und einem der Abnehmer des Methans,der Sanitärfirma Geberit, einen 10-Punkte-Planfür einen möglichst vielfältigen Energiepflanzen-anbau unterzeichnet. Unter anderem haben siesich dazu verpflichtet, maximal 35 % der Flächenfür die Biogasanlage mit Silomais zu bepflanzen.Auf den anderen 65 % stehen heute Getreide-GPS, Wickroggen-Gemenge, Luzerne, Weidelgras

und eben die Silphie, die 2016 insgesamt 120 habelegt.

Nicht zu spät ernten

Im Vergleich zum ebenfalls im Betrieb ange-bauten Mais lagen die Methanerträge der Silphiein den vergangenen Jahren auf vergleichbarem,die Trockenmasseerträge auf deutlich höheremNiveau (Tabelle). Auch der Energiegehalt der Sil-phie-Silage für die Milchviehfütterung könntefür manchen Landwirt interessant sein, er liegtlaut dem Hahnennester Betrieb bei 6,4 MENEL.

Ralf Brodmann, der für den Substratanbau zu-ständig ist, führt das gute Ergebnis der Silphie zumeinen auf das günstige Klima am Standort mit einerlangen Vegetationsperiode zurück. Die Jahres -

niederschlagsmenge von 700 mm habe auch eineRolle gespielt. Besonders wichtig sei aber der opti-male Erntezeitpunkt, der zum Ende der Haupt-blüte Ende August, Anfang September liegen sollte.Viele Landwirte ernten zu spät, so seine Beobach-tung.

Wie wichtig der richtige Erntetermin für die Sil-phie ist, zeigt auch das Beispiel von Landwirt ErwinTheobald aus Alflen bei Cochem. Er hat 2015 vonseinem ein Jahr zuvor gesäten Silphieschlag rund36 t FM/ha geerntet. „Wir haben die Gasausbeuteanalysieren lassen, sie lag bei nur etwa 50 % des üb-lichen Mais-Niveaus. Neben der Trockenheit 2015war eine Ursache wohl auch, dass wir zu spät - ca.

Eine starke Verungrasung auf der Silphiefläche des DLR Eifel (l.) machte den Einsatz eines Grä-serherbizids notwendig. Pflanzenschutzmaßnahmen sind jeweils zu genehmigen. 2015 starbenzunehmend Pflanzen ab (r.). Die Gründe waren nicht eindeutig zu ermitteln. Als Ursache könntez. B. Trockenheit oder Sclerotinia in Frage kommen. Fotos: S. Thielen

Kooperation zwischenForschung und Praxis

Im laufenden Forschungsvorhaben „Silphie- Anbauoptimierung, Sätechnik und Züch-tung“ begleitet die TLL 2016 Praxisbetriebe inBayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern.Diese erproben in enger Abstimmung mit derTLL unterschiedliche Sä-, Pflege- und Ernte-techniken, u.a. auch den Anbau im ersten Jahrunter der Deckfrucht Mais. Für 2017 will dieTLL weitere Praxispartner gewinnen. Interes-sierte Betriebe melden sich baldmöglichst beider TLL (Kontakt: Johannes Köhler, Tel.:03641/683 241, [email protected]).

Page 3: Eine Alternative zu Silomais?...er Anbauumfang der Durchwachsenen Sil-phie (Silphium perfoliatum) in der Praxis wird deutschlandweit inzwischen auf rund 850 ha geschätzt, hinzukommen

Seite 16 RBZ - Nr. 28 / 16. Juli 2016

SCHWERPUNKT

Grafik: TM-Ertrag von Durchwachsener Silphie zum optimalen Erntetermin im Vergleich zu Silomais (2005 - 2012 ‚Athletico‘, 2013 ‚Marleen‘, 2014 ‚Jessy‘, VS Dornburg 2005 - 2014)

Silphie-Aussaat unter der Deckfrucht MaisFoto: FNR/W. Stelter

Anfang Oktober - geerntet haben. Dieses Jahr pla-nen wir die Ernte deutlich früher. Ich bin gespanntauf das Ergebnis, die Pflanzen stehen viel besser daals 2015.“

Aus Sicht der TLL entscheidet vor allem einegute Etablierung im ersten Jahr über die Höhe derkünftigen Erträge. Unkraut gelte es, intensiv undgezielt zu bekämpfen.

Zur Aussaat empfiehlt Brodmann, das Saatgutsehr flach, 1 - 2 cm tief, und so gleichmäßig wiemöglich abzulegen. Er hat hierbei gute Erfahrun-gen mit einer pneumatischen Drillmaschine ge-macht, mechanische Drillmaschinen seien wenigergeeignet. Für die Ernte Ende August, Anfang Sep-tember setzt er einen Maishäcksler mit Direct Discund Seitenschneidwerk ein.

Silphie-Aussaat mit Mais als Deckfrucht

Um das erste Jahr, in dem normalerweise keineErnte anfällt, zu überbrücken, sät der LandwirtMais mit einer Saatstärke von 45.000 - 50.000Körnern/ha als Deckfrucht ein. Dies mindert denUnkrautdruck durch eine schnellere Bodende-ckung und brachte ihm 2014 einen Maisertrag von17,3 t TM/ha. Allerdings birgt dieses Verfahrenauch Risiken, denn Deckfrucht und Silphie kon-kurrieren um Wasser. In Jahren mit Frühjahrstro-ckenheit kann die Silphie hierbei u. U. den Kürze-ren ziehen, gibt die TLL zu Bedenken. Sie unter-sucht die Deckfrucht-Aussaat derzeit systematischin dem Forschungsvorhaben „Silphie-Anbauopti-mierung, Sätechnik und Züchtung“ (Infos unterfnr.de - Projektförderung - Förderkennzeichen22017012).

Ein Anbieter von Silphie-Saatgut und Jung-pflanzen in Deutschland ist die Thüringer N. L.Chrestensen Erfurter Samen- und PflanzenzuchtGmbH. Anbauberater Ronald Müller vonChrestensen schätzt die Zukunft der Kultur alssehr positiv ein, wenn sich das neue Verfahrender Silphie-Aussaat mit Mais als Deckfruchtetablieren sollte. Punkten könne die Pflanze vorallem auch auf kleinen, schwer zugänglichen Flä-chen. Dort sei der geringere Arbeitsaufwand der

Dauerkultur ein echterVorteil. Zur Aussaatempfiehlt Müller fürdie Sämaschine Rüben-oder Sonnenblumen-scheiben.

Nach etwa 4 - 5 Jahren haben sich die Mehr-kosten der Silphie-Etablierung - hier schlägt vorallem die technisch sehr aufwändige Saatgutge-winnung und -aufbereitung zu Buche - gegenüberMais ausgeglichen. Da die Pflanze keine jährlicheAussaat braucht und geringere Pflegekosten alsMais verursacht, sind die Substrat- und damitevtl. auch die Stromgestehungskosten ab danngünstiger, vorausgesetzt, die Erträge fallen ähnlichwie beim Mais aus. Das könnte ein Vorteil beiAusschreibungen sein, so die Überlegung vonBrodmann.

Die Metzler & Brodmann KG ist von derDauerkultur so überzeugt, dass sie ihre Erfahrun-gen an andere Landwirte weitergeben will. Aufdem Portal donau-silphie.de hat sie Informatio-nen zusammengestellt, u. a. bietet sie dort auchein Vertragsanbau-Modell an. Darüber konnte sie2015 zusätzliche 30 ha und 2016 sogar schonrund 330 ha Silphie bei 100 Landwirten etablie-ren. Brodmann, der die Kulturen bei den Neu-einsteigern betreut, berichtet: „Ich bin in ganzBaden-Württemberg und bis nach Bayern unter-wegs, von Sinsheim im Norden über Donau-wörth im Osten bis an die Schweizer Grenze imSüden wächst jetzt die Silphie.“ Der Pionier hatsich ambitionierte Ziele gesetzt: „Nächstes Jahrmöchte ich, wenn es gut läuft, 3.000 ha neue Flä-chen etablieren.“

Silphie und Ökologie

Viele Landwirte fragen sich, warum die Silphie nicht für ökologische Vorrangflächenbeim Greening anerkannt wurde. Sie bedecktden Boden langfristig, braucht ab dem zweitenbis dritten Standjahr wenig bis keine Bear -beitung und Pflanzenschutz und ist noch dazueine hervorragende Bienenweide. Damit wäre sie

Erwin Theobald (l.) macht gemeinsam mit dem Verein unser klima cochem-zell Öffentlichkeitsarbeit für die Energiepflanze. Im Bild mit Nicole Jobelius-Schausten, Netzwerkmanagerin unser klima cochem-zell. Foto: unser-klima-cochem-Zell.

Die Durchwasene Silphie bietet positive Ef-fekte für Bienen. Foto: D. Gerhard

eine ideale Anwärterin für eine noch einzurich-tende Kategorie „Umweltfreundliche Dauerkul-turen“.

Dr. Benedikt Sauer vom InterdisziplinärenZentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE)der Universität Göttingen ergänzt: „Ein sehr inte-ressanter Aspekt ist auch, dass die Silphie im Ge-gensatz zu Mais ein Vielfaches an den ElementenCobalt und Nickel aufnimmt, die für die Methan-produzierenden Mikroorganismen essenziell sind.Im Forschungsprojekt „NiCo-Spurenelementedurch Energiepflanzen“ bereiten wir aktuellHandlungsempfehlungen für eine optimierte Pro-zessbiologie in Biogasanalgen vor (fnr.de - Projekt-förderung - Förderkennzeichen 22014813). Kri-tische Schadelemente wie Cadmium, Thalliumund Blei assimiliert die Silphie hingegen nur mi-nimal, die Gärreste sind insofern in Bezug auf dieDüngemittelverordnung unproblematisch.“ An-gesichts bis zu 1 Mio ha potenziell schadstoffbe-lasteter landwirtschaftlicher Fläche in Deutsch-land hat das IZNE ein Forschungsprojekt bean-tragt, um diese Eigenschaften der Pflanze näherzu untersuchen.

Naturschützer bemängeln, dass die Silphie keineeinheimische Art ist.

Fazit

Die Ergebnisse mit der neu entdeckten Energie-pflanze Silphie fallen je nach Standort sehr unter-schiedlich aus. Welche Parameter genau für einenerfolgreichen Anbau ausschlaggebend sind, lässtsich bislang noch nicht abschließend sagen. Im po-sitiven Fall bringt die Silphie ähnliche Methan-Er-träge wie Mais. Durch zum Teil deutlich höhereTrockenmasseerträge ist der Transportaufwand u.U. größer, der sonstige Arbeitsaufwand ab dem 2.Standjahr - bei guter Etablierung - jedoch geringer.Aufgrund ihrer ökologischen Vorteile hat diePflanze als Ergänzung zum Mais, auch bei Minder-erträgen, in jedem Fall ihre Berechtigung. Siewurde bislang kaum züchterisch bearbeitet undweist eine große Variationsbreite auf. Insofern ste-hen die Chancen für eine züchterische Verbesse-rung der Gasausbeuten, aber auch von Saatgutqua-lität und -ertrag nicht schlecht. Letzteres könntedie Etablierungskosten deutlich senken. Schließlichsollten über züchterische Maßnahmen auch poten-zielle Krankheiten durch pilzliche und bakterielleSchaderreger wie Sclerotinia, Pseudomonas syrin-gae oder Botrytis eingedämmt werden. Diese könn-ten bei einer starken Flächenausweitung zum Pro-blem werden.