EINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN...

14
EINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN OBJEKTE

Transcript of EINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN...

Page 1: EINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN OBJEKTEpress.khm.at/fileadmin/content/KHM/Presse/2011/Geigen/wichtigste... · ... (wahrscheinlich ab 1795, ... Die „caesarische“ Darstellung dieser

EINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN OBJEKTE

Page 2: EINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN OBJEKTEpress.khm.at/fileadmin/content/KHM/Presse/2011/Geigen/wichtigste... · ... (wahrscheinlich ab 1795, ... Die „caesarische“ Darstellung dieser

Autographe Partitur: Ludwig van Beethoven

Konzert für Violine und Orchester C-Dur, WoO 5

Fragment, 20 Seiten, gebunden

© Gesellschaft der Musikfreunde in Wien

Die Handschrift dieser Partitur wird in der Beethovenforschung traditionell „jedenfalls in die

frühe Wiener, vielleicht noch in die Bonner Zeit“ des Komponisten datiert. Vieles spricht

dafür, dass sich der junge Komponist und Pianist mit diesem Konzert bei einem Wiener

Geiger und dessen Umkreis oder Publikum einführen konnte.

Auch wenn nur die erste Lage der Partiturniederschrift erhalten ist, deutet nichts darauf hin,

dass die Komposition nicht vollendet worden wäre; die weiteren Lagen der Partitur sind

offensichtlich verloren gegangen. In der Entwicklungsgeschichte des Violinkonzerts steht

dieses Werk zwischen Mozarts Konzerten und Beethovens D-Dur-Konzert.

.

Page 3: EINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN OBJEKTEpress.khm.at/fileadmin/content/KHM/Presse/2011/Geigen/wichtigste... · ... (wahrscheinlich ab 1795, ... Die „caesarische“ Darstellung dieser

Ignaz Schuppanzigh

Unbekannter Maler

Pastell

© Gesellschaft der Musikfreunde in Wien

Der 1776 in Wien geborene Geiger Ignaz Schuppanzigh ist mit der Geschichte des

Streichquartetts eng verbunden. Er gilt als der Begründer der Wiener Streichquartett-

Tradition, wirkte außerdem als Lehrer und ist (wahrscheinlich ab 1795, gesichert ab 1799)

als Dirigent der schon unter Mozart beliebten, 12 bis 16 Mal pro Saison stattfindenden

Konzerte im Wiener Augarten und – wenngleich mit etwas weniger Erfolg – als Solist

hervorgetreten. 1824 wurde er zum expektierenden, 1827 zum wirklichen Mitglied der

Hofmusikkapelle, 1828 zum Orchesterdirektor am Wiener Kärntnertortheater ernannt.

Schuppanzighs plötzlicher Tod im Jahr 1830 hinterließ im Musikleben Wiens vor allem im

Hinblick auf die Streichquartettpflege eine große Lücke.

Page 4: EINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN OBJEKTEpress.khm.at/fileadmin/content/KHM/Presse/2011/Geigen/wichtigste... · ... (wahrscheinlich ab 1795, ... Die „caesarische“ Darstellung dieser

Joseph Hellmesberger d. Ä.

Unbekannter Maler

Leinwand

© Gesellschaft der Musikfreunde in Wien

Joseph Hellmesberger d. Ä. einer der Söhne von Georg Hellmesberger d. Ä., trat in die

Fußstapfen seines Vaters. Er war von 1851 bis 1877 Professor für Violine am

Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde, von 1851 bis 1859 ihr artistischer

Direktor und danach Direktor ihres Konservatoriums; 1860 wurde er Konzertmeister des K.

K. Hofopernorchesters, 1863 Soloviolinist der K. K. Hofmusikkapelle und 1877 K. K.

Hofkapellmeister. Er ging als Geiger, Dirigent und Primarius des 1849 von ihm gegründeten

Hellmesberger-Quartetts in die Musikgeschichte ein, scheint aber auch ein besonderes

pädagogisches Talent gewesen zu sein.

.

Page 5: EINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN OBJEKTEpress.khm.at/fileadmin/content/KHM/Presse/2011/Geigen/wichtigste... · ... (wahrscheinlich ab 1795, ... Die „caesarische“ Darstellung dieser

Fritz Kreisler

Rudolf Bernatschke

New York, 1943

Leinwand

© Gesellschaft der Musikfreunde in Wien

Dieses ausdrucksstarke Brustbild des weltberühmten Geigers Fritz Kreisler ist 1943 in New

York entstanden, jenem Jahr, in dem er amerikanischer Staatsbürger wurde.

1939 hat Kreisler Europa für immer verlassen, nachdem er – abgesehen von unzähligen

Konzerttourneen durch die ganze Welt – viele Jahre in Berlin und Paris gelebt und 1935 den

Ehrenring der Stadt Wien erhalten hatte. Fritz Kreisler ist der letzte Violinvirtuose, der

selbst komponierte und seine eigenen Werke in den Mittelpunkt seiner Konzerte stellte: Er

repräsentiert damit den Endpunkt einer weit zurückreichenden Tradition, in deren Zentrum

einst Paganini stand.

Page 6: EINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN OBJEKTEpress.khm.at/fileadmin/content/KHM/Presse/2011/Geigen/wichtigste... · ... (wahrscheinlich ab 1795, ... Die „caesarische“ Darstellung dieser

Niccolò Paganini

Unbekannter Künstler

Um 1840

Gips, in Öl gefasst

© Gesellschaft der Musikfreunde in Wien

Die „caesarische“ Darstellung dieser Büste entspricht Vorstellungen der Romantik, die im

Künstler eine dem Alltag enthobene Persönlichkeit sah. Obwohl sie sich an antiken

Kaiserbüsten orientiert, spielt in eine solche Auffassung auch etwas vom Gottesgnadentum

des absolutistischen Kaisertums hinein: So wie der Herrscher ist auch der Künstler durch

Gottes Gnade zu dem geworden, als den wir ihn verehren. Die Erinnerung an die Antike

signalisiert ferner die zeitlose Anerkennung und die Unsterblichkeit des Künstlers in seiner

Kunst.

Page 7: EINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN OBJEKTEpress.khm.at/fileadmin/content/KHM/Presse/2011/Geigen/wichtigste... · ... (wahrscheinlich ab 1795, ... Die „caesarische“ Darstellung dieser

Der alte Geigenlehrer

Unbekannter Maler

Um 1840

Leinwand

© Gesellschaft der Musikfreunde in Wien

Was oberflächlich wie ein Genrebild aussieht, ist ein vielsagendes Bilddokument zur

Sozialgeschichte der Musik. Dieser alte Mann, der Violinunterricht erteilt, wohnt in einer

Dachstube. Ihre Einrichtung lässt erkennen, dass der Musikus einmal bessere Zeiten erlebt

hat. Tatsächlich haben viele Musiker, die in einer Epoche, die keine Altersvorsorge kannte,

aus gesundheitlichen Gründen aus dem Kapell- oder sonstigen Orchesterdienst

ausscheiden mussten, ihren Lebensunterhalt als Musiklehrer verdient und damit

Erfahrungen an die jüngere Generation weitergegeben.

Page 8: EINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN OBJEKTEpress.khm.at/fileadmin/content/KHM/Presse/2011/Geigen/wichtigste... · ... (wahrscheinlich ab 1795, ... Die „caesarische“ Darstellung dieser

Hellmesberger-Quartett

Joseph Anton Bauer nach Theodor Petter

Lithographie, aufgewalzt

© Gesellschaft der Musikfreunde in Wien

Das Blatt zeigt das Ensemble in seiner ersten Zusammensetzung: Joseph Hellmesberger

d. Ä. (Erste Violine), Mathias Durst (Zweite Violine), Carl Heissler (Viola) und Carl

Schlesinger (Violoncello).

Der Gründer übergab die Leitung des Quartetts 1887 seinem Sohn Joseph d. J., die

übrigen Mitwirkenden wechselten häufiger, kamen aber alle aus dem musikalischen Milieu

des Konservatoriums der Gesellschaft der Musikfreunde und des Hofopernorchesters bzw.

der Wiener Philharmoniker.

Page 9: EINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN OBJEKTEpress.khm.at/fileadmin/content/KHM/Presse/2011/Geigen/wichtigste... · ... (wahrscheinlich ab 1795, ... Die „caesarische“ Darstellung dieser

Autographe Partitur: Franz Schubert

Quartettsatz c-Moll, D 703

16 Seiten, 13 beschrieben, geheftet

© Gesellschaft der Musikfreunde in Wien

Nach zeitgenössischen Berichten war das Quartettspiel im frühen 19. Jahrhundert in Wien

die beliebteste Form gemeinsamen häuslichen Musizierens, es war auch im Elternhaus

Schuberts üblich. So verwundert es nicht, dass Schubert zahlreiche Werke für diese Form

des Musizierens geschaffen hat.

Die berühmteste Fragment gebliebene Komposition Schuberts für Streichquartett ist dieser

Stirnsatz eines nach 41 Takten des zweiten Satzes (Andante) nicht weiter komponierten

Quartetts: ein kammermusikalisches Gegenstück zu der „Unvollendete“ genannten

Symphonie.

Page 10: EINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN OBJEKTEpress.khm.at/fileadmin/content/KHM/Presse/2011/Geigen/wichtigste... · ... (wahrscheinlich ab 1795, ... Die „caesarische“ Darstellung dieser

Familienszene

Unbekannter Maler

Um 1810/20

Leinwand

© Gesellschaft der Musikfreunde in Wien

In dieser biedermeierlich anmutenden Familienidylle sind alle Mitglieder mit für sie

typischen Attributen ausgestattet bzw. bei charakteristischen Tätigkeiten dargestellt.

Im Zentrum stehen drei junge Männer, vermutlich die Söhne der Familie, jeder von ihnen

mit einem Streichinstrument. Ihre musikalische Erziehung hatte nicht nur eine häuslich-

private, sondern auch eine gesellschaftliche Funktion. Das Geigenspiel ermöglichte ihnen

schon während der Studentenzeit, auch außerhalb des Familienverbandes in den

verschiedensten musikalischen Salons zu musizieren und dort Kontakte privater und

geschäftlicher Natur als Grundlage für ihren späteren Beruf zu schließen.

Page 11: EINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN OBJEKTEpress.khm.at/fileadmin/content/KHM/Presse/2011/Geigen/wichtigste... · ... (wahrscheinlich ab 1795, ... Die „caesarische“ Darstellung dieser

Un Quatuor d’Amateurs

Claude Thielly nach Eugène-Erneste Hillermacher

Paris 1858, Sonder-Etat für die Mitglieder des Oberösterreichischen Kunstvereins 1858

Kolorierte Lithographie

© Gesellschaft der Musikfreunde in Wien

Wie bereits aus dem Titel hervorgeht, handelt es sich hier um ein Streichquartett von

Dilettanten, von Musikliebhabern, die in einem gemütlichen bürgerlichen Salon ohne

Zuhörer zu ihrer eigenen Freude Hausmusik machen. Die leicht ironisierende Darstellung

der Quartettmitglieder entspricht der um die Jahrhundertmitte zunehmend kritischen

Beurteilung der Amateurmusiker, da diese der damals immer anspruchsvoller werdenden

zeitgenössischen Kammermusik nicht immer gewachsen waren.

Page 12: EINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN OBJEKTEpress.khm.at/fileadmin/content/KHM/Presse/2011/Geigen/wichtigste... · ... (wahrscheinlich ab 1795, ... Die „caesarische“ Darstellung dieser

Violine

Franz Geissenhof

Wien, 1820

© Wien, Kunsthistorisches Museum

Franz Geissenhof (1753–1821) wurde schon zu Lebzeiten mit dem Beinamen eines

„Wiener Stradivari“ ausgezeichnet. Dies bezog sich auf seine handwerklichen Fähigkeiten,

aber auch darauf, dass er als erster Wiener Geigenbauer konsequent nach Modellen von

Stradivari gearbeitet hat.

Das Instrument von 1820 trägt die Merkmale eines Spätwerks. Die Ränder wirken massig

und schwer und der Schnitt der F-Löcher zeigt bereits eine etwas unsichere Hand.

Page 13: EINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN OBJEKTEpress.khm.at/fileadmin/content/KHM/Presse/2011/Geigen/wichtigste... · ... (wahrscheinlich ab 1795, ... Die „caesarische“ Darstellung dieser

Violine

Nicolaus von Sawicki

Wien, um 1835

© Wien, Kunsthistorisches Museum

Nicolaus von Sawicki (1793–1850) ist zu den besten Meistern seines Faches zu zählen. Er

gilt als der „einer der hervorragendsten, wenn nicht gar der beste unter den Wiener

Geigenbauern des 19. Jahrhunderts“.

Sawicki kopierte Stradivari und Guarneri, wobei er dessen Modell mitunter, wie beim

vorliegenden Instrument, nur als Anregung nahm. Die Violine ist handwerklich perfekt

gearbeitet und besitzt einen attraktiven Lack von großer Transparenz. Trotz ihrer

hervorragenden klanglichen Qualitäten wurde sie nur sehr wenig gespielt und befindet sich

daher in perfektem Erhaltungszustand.

Page 14: EINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN OBJEKTEpress.khm.at/fileadmin/content/KHM/Presse/2011/Geigen/wichtigste... · ... (wahrscheinlich ab 1795, ... Die „caesarische“ Darstellung dieser

Violine

Carl Hermann Voigt

Wien, 1908

© Wien, Kunsthistorisches Museum

Carl Hermann Voigt (1850–1925) zählte zu Wiens besten Geigenbauern und hatte schon zu

Lebzeiten einen hervorragenden Ruf als Reparateur. Voigt war beeideter Schätzmeister

und ab 1901 Vorsteher der Genossenschaft. 1910 übernahm Georg Rauer sein Geschäft in

der Friedrichstraße. Aus einem handschriftlichen Zettel im Inneren der Geige von 1908

kann man schließen, dass Voigt diese in unvollendetem Zustand hinterlassen hat und das

Instrument von Karl Richard Kaltenbrunner (1878–1957) fertig gestellt wurde.