Eine ökologische Methode zur Wurzelsaugkraftmessung · brauchbar zu machen, ist es nach dem...

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PRESLIA 1963 35: 24 1-242 8 1 a V l k 0 V a : KRATKA SDELENi Eine ökologische Methode zur Wurzelsaugkraftmessung (Vorl ä ufi ge_ Mitteilung) Die Saugkraftmessungen mit d en s ung sko mpensation smet hod en s tiessen bei Wurzeln auf einige methodische Schwierigkeiten, so dass es bisher nicht gelungen ist, ihre Saugkraft direkt am Standort in natürlichen öko1ogischen Bedingungen verlässlich zu messen. Die Kompensationsmethoden, bei denen die Kompensation der Saugkräfte in Lösungen stattfindet (AI WICHOVSKIJ und OssIPOV 1931, AsHBY und WoLF 1947, MAKSIMov und PETINOV 1948, SCHAR- DAKOV 1948), erfordern eine genaue Kenntnis der Ausgangskonzentration des Osmotikums , also eine Bedingung , die bei Wurzeln nicht l eicht zu erfüllen ist. Man vermag die Wurzeln von Bodenpartikeln nicht restlos zu reini ge n, weder mechanisch noch durch schnelles Wasch en in der betreffenden osmotischen Lösung, in die sie dann eingelegt werden . Die Mineralpartikeln, mit den Wurzeln in die osmotische Lösung übertragen werden - besonders Wur - zeln aus feuchtem Boden werden schwierig gereinigt - verursachen Verände - rungen der Ausgangskonzentration. Alle diese Veränderungen , obzwar sie ab- solut sehr gering sind, spielen gerade bei der Kompensationsmessung , wo schon minimale Differenzen das Resultat verschieben können , dennoch eine b eträc ht - liche Hiolle. Deshalb hab e ich die Methode von MAKSIMOV und PETINOV (ASHBY und WoLF 1947, MAKSIMOV und PETINOV 1948), die di e Konzentration sver- ä nderungen d er Kompensationslösungen refraktometrisch b est immt , so modi- fizi er t, dass sie sich gera de für Wurz e lsau gkraftb es timmun gen am Standort sehr gut bewährt hat. Dem Prinzip dieser Methode folgend wird hier e in e s olche s ungskonzen- tration aus einer Reihe osmotisch abgestufter Saccharos elösungen . gesu cht, die mit der Saugkraft (diffusion pressure deficit) der Sau gwurzeln isotoni sch ist . Die Konzentration einer isotonischen Lösung verändert sich nicht durch osmotischen Ausgleich mit den einge leg ten · wurz eln ; die h ypertonisc hen Lösungen verdünnen sich, wogegen sich die hypotonischen Lösun gen konzen- trieren. Zur B es timmung wird ei ne Reihe von osmotisch abgest uften i:laccharoselösungen vorber e it e t, di e jo 0,3 bis 0,5 ml ins. g. Tabl e ttenglii sern (von 2,5 ml Vol ume n) verteilt werden. Am Stand - ort wird aus dem Bodon e in unb eschädigt er Wurzelzwe ig höhorer Ordnung mit g sse rer Anzahl von Wurzeln mit primärem anatomischen Bau fr e ige macht. Di eser Wurzelzweig wird abgeschnit- te n, dann möglichst schnell mittels e iner feinen Bürsto gereini gt , als Ganzes ins Tab le tt e nglas gesteckt und d asselb e mit einem Gummistöpsel versch lo ssen. Auf dies e W e ise wird di e ganze Heihe ge füllt. We nn man eine grössere sun gsreihe be nutzt - was bei vVurzeln oft notwe ndig ist - i st es vorte ilhaft e r, die abgesc hnit tenen Wurze ln nicht s ofort in di e Lösun ge n einzul egen, sondern sie zuerst im ob oren trockenen Ha um der Eprouv e tte zwischen der Lösungsoberfl äche und dem Stöpsel zu be lasse n, bis di e ga, nze Probenreihe vorb e reitet ist. Erst unmitt e lbar vor der ersten Brechungsindexbestimmung we rd en a ll e Wurzelproben in die Lösungen geschob en . Um di ese aus den obenbcschr ieben en Gründen für \Vurzeln 241

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PRESLIA 1963

35: 241-242

Ji(·~na 8 1 a V l k 0 V a :

KRATKA SDELENi

Eine ökologische Methode zur Wurzelsaugkraftmessung (Vorlä ufige_ Mitteilung)

Die Saugkraftmessungen mit den Lösungskompensationsmethoden stiessen bei Wurzeln auf einige methodische Schwierigkeiten, so dass es bisher nicht gelungen ist, ihre Saugkraft direkt am Standort in natürlichen öko1ogischen Bedingungen verlässlich zu m essen. Die Kompensationsmethoden, bei denen die Kompensation der Saugkräfte in Lösungen stattfindet (AIWICHOVSKIJ und OssIPOV 1931, AsHBY und WoLF 1947, MAKSIMov und PETINOV 1948, SCHAR­DAKOV 1948), erfordern eine genaue Kenntnis der Ausgangskonzentration des Osmotikums, also eine Bedingung, die bei Wurzeln nicht leicht zu erfüllen ist. Man vermag die Wurzeln von Bodenpartikeln nicht restlos zu reinigen , weder mechanisch noch durch schnelles Waschen in der betreffenden osmotischen Lösung, in die sie dann eingelegt werden. Die Mineralpartikeln, '~relche mit den Wurzeln in die osmotische Lösung übertragen werden - besonders Wur­zeln aus feuchtem Boden werden schwierig gereinigt - verursachen Verände­rungen der Ausgangskonzentration. Alle diese Veränderungen , obzwar sie ab­solut sehr gering sind, spielen gerade bei der Kompensationsmessung , wo schon minimale Differenzen das Resultat verschieben können, dennoch eine beträcht­liche Hiolle. Deshalb habe ich die Methode von MAKSIMOV und PETINOV (ASHBY und WoLF 1947, MAKSIMOV und PETINOV 1948), die die Konzentrationsver­änderungen der Kompensationslösungen refraktometrisch bestimmt, so modi­fiziert, dass sie sich gerade für Wurzelsaugkraftbestimmungen am Standort sehr gut bewährt hat.

Dem Prinzip dieser Methode folgend wird hier eine solche Lösungskonzen­tration aus einer Reihe osmotisch abgestufter Saccharoselösungen . gesucht, die mit der Saugkraft (diffusion pressure deficit) der Saugwurzeln isotonisch ist . Die Konzentration einer isotonischen Lösung verändert sich nicht durch osmotischen Ausgleich mit den eingelegten ·wurzeln ; die hypertonischen Lösungen verdünnen sich, wogegen sich die hypotonischen Lösungen konzen­trieren.

Zur B estimmung wird eine Reihe von osmotisch abgestuften i:laccharoselösungen vorbereitet, di e jo 0,3 bis 0,5 ml ins. g. Table ttengliisern (von 2,5 ml Volumen) verteilt werden. Am Stand­ort wird aus dem Bodon ein unbeschädigter Wurzelzweig höhorer Ordnung mit grössere r Anzahl von Wurzeln mit primärem anatomischen Bau freigemacht. Dieser Wurzelzweig wird abgeschnit­t en, dann möglichst schnell mittels e iner feinen Bürsto gereinigt, als Ganzes ins Tablettenglas gesteckt und d asselbe mit einem Gummistöpsel verschlossen. Auf diese W eise wird die ganze Heihe gefüllt. W enn man eine grössere Lösun gsreihe b enutzt - was bei vVurzeln oft notwendig is t - ist es vorteilhafter, die abgeschnit tenen Wurzeln nicht sofort in die Lösungen einzulegen, sondern sie zuerst im oboren trockenen H a um d er Eprouvette zwischen d er Lösungsoberfläche und d em Stöpsel zu b elassen, bis die ga,nze Probenreihe vorbereitet ist. Erst unmittelbar vor der erst en Brechungsindexbestimmung w erden a lle Wurzelproben in die Lösungen geschoben .

Um diese Lösungskompensationsmetl~ode aus den obenbcschrieben en Gründen für \Vurzeln

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brauchbar zu mach en, ist es nach d em Einlegen des Wurzelmaterials in die Lösungen notwendig, den Ausgangswort d es Brechungsindexes abzulesen, mit dem d er Endwert nach d er Exposition v erglichen wird .

Nach d crn Einlegen d er Wurzeln in di e L ös un gen werden diese am besten mittels le ichte n B lasons durch e in Olasrö l11·che n schnell durchgomischt und di e Wurzeln d a bei mit d emselben Röhrchen le icht gepresst. Die übriggebliebene Lös ung wird dann ins Höhrchon gesaugt und für dio refraktornotrische Ausgan sbe::; timmung be nnt,r,t. Dies() ganze Manipulation dauert samt der Brochungsindoxbestirnmmig selbst drei Viertel bis e ine Minute.

Es ist bemerkenswert, dass bei \Vurzeln (im Gegensatz zur Messung der Blättersaugkraft) nur eine Schnittf1äche vorkommt und der primäre anatomi­sche Bau der Wurzeln mit unverletzter Rhizodermjs einen ziemlich raschen und besonders gleichmässigen Ausgleich ermöglicht , einen Ausgleich, der den normalen physiologischen Bedingungen im Boden ähnlich ist .

Eine wichtige Voraussetzung für eine verläss liche Messung ist ein günstiges Verhältnis zwischen der Lösungsmenge und der Wurzeloberfläche. Die Lösung soll nur eine dünne Schicht auf der Wurzeloberfläche bilden, die zwischen den WurzeJn (die im Gegensatz zu Blättern gut benetzbar sind) nur durch die Oberflächenspannung haftet. Die Wurzeln sollen mässig und vorsichtig gepresst werden. Das absolute Volumen der Lösung muss nur eine Menge für zwei refraktometrische Brechungsindexbestimmungen liefern.

Die ersten Veränderungen in den Lösungskonzentrationen kann man bei einer Temperatur um 20°C und bei der beschriebenen Anordung schon nach einer Viertelstunde feststellen. Da aber die Brechungsindexbestimmung umso verlässlicher und genauer ist, je grössere Differenzen gemessen werden, soll die Exposition wenigstens 2 Stunden dauern. Im Gegensatz zu den Erfahrun­gen mit der Saugkraftbestimmung an Blättergeweben (REHDER 1909, LEMEE und GoNZALES 1962) habe ich bei Wurzeln während der Exposition ein Sin­ken des gefundenen Saugkraftwertes niemals finden können. Zu dieser zweiten Brechungsindexbestimmung wird - nach eingehendem Durchmischen in der oben beschriebenen Weise - der Rest der Lösung benutzt. Da die grösste Ge­nauigkeit der refraktometrischen Bestimmung erzielt werden muss (die gemessenen Differenzen liegen ja in der vierten Dezimale des Brechungsin­dexes), soll man hier auf die Paralaxe beim Ablesen achten, sowie ein wieder­holtes EinstolJen der Totalreflexgrenze ins Fadenkreuz benützen.

Lit e ratur

AIWICHOVSJ~LJ V. und O . ..;s 1.Pov A. (1931): Untersuchungen über die Saugkraft dflr Pflanzen. IV. - Pla nta 14 : 545 - · fi5 l .

AsRnv E. a nd \VoLF H. (1947): A critical examination of the gravimetric mothod of d e te r ­mining su ction forco . - Annals of Botany, NS l 1 : 2ül -- 268.

LEMEE G. et. GONZALES F. (1962): Comparaison d e nrnthocles d e m esnre du DPD par equilibre osmotique ot par equilibro d e prcssion d o vapeur. - · Inte rntl. Symp. Mothodol. of Plant Eco­physiology. Montpellier 1!)62.

MAKSIMOV N. A. i P E'I'INOV N. R. (1948): Opred e lenie sosuscej sily li stev m otodorn kornpe nsac ii s pomoscj u refraktomctra. -- DAN SSSR 62 : 537 - 540.

REHDEH. H. (1969): V ersuche zur Bestimmung der Saugkraft mit d e r Schardakow-Metbode. - B er. Geobot. Forschungsinst. !{übel 1958 : 91 - 110.

tlARDAKOV V. S. (1948): N ovyj polevoj m etod opredolenija sosusce j s ily rastenij. DAN SSRR 60:16H - 172.

Eingegangen am 6. 10. 1962. Anschrift de r Verfasserin: Dr Jifina Slavikova, Praha 2, Benatska 2

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