Einführung ins NT.Zwischen historischem Einleitung Text ... · Themen des ntl. Schrifttums ref....

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Einführung ins NT. Zwischen historischem Text und heiliger Schrift ref. pfarramt beider basel an der universität www.unipfarramt.unibas.ch Luzius Müller Montag 10. Januar 2020 Dr. theol. Luzius Müller Einleitung ref. pfarramt beider basel an der universität www.unipfarramt.unibas.ch Luzius Müller Idee Konzept, Methoden Semesterplan Bibelübersetzungen ---------------------------------------------------------------------- Entstehung des NTs Idee: Theologie für Nicht-Theologen i ref. pfarramt beider basel an der universität www.unipfarramt.unibas.ch Luzius Müller z.B.: Ikonographie Archäologie des Heils. Das Christusbild im 15. und 16. Jahrhundert, Bodo Brinkmann (Hrsg.), Basel 2016 Idee: Theologie für Nicht-Theologen ii ref. pfarramt beider basel an der universität www.unipfarramt.unibas.ch Luzius Müller z.B.: Schweizer Kinderlied: „Roti Röösli im Garte, Maierisli im Wald, wenn dr Wind kunnt go bloose, so verwelge si bald.“ Vgl.: Ps 103, 15f „Des Menschen Tage sind wie Gras, er blüht wie eine Blume des Feldes: Wenn der Wind darüber fährt, ist er dahin, Und seine Stätte weiss nicht mehr von ihm.“

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Einführung ins NT. Zwischen historischem Text und heiliger Schrift

ref. pfarramt beider basel an der universitätwww.unipfarramt.unibas.ch Luzius Müller

Montag 10. Januar 2020

Dr. theol. Luzius Müller

Einleitung

ref. pfarramt beider basel an der universitätwww.unipfarramt.unibas.ch Luzius Müller

Idee

Konzept, Methoden

Semesterplan

Bibelübersetzungen

----------------------------------------------------------------------

Entstehung des NTs

Idee: Theologie für Nicht-Theologen i

ref. pfarramt beider basel an der universitätwww.unipfarramt.unibas.ch Luzius Müller

z.B.: Ikonographie

Archäologie des Heils. Das Christusbild im 15. und 16. Jahrhundert, Bodo Brinkmann (Hrsg.), Basel 2016

Idee: Theologie für Nicht-Theologen ii

ref. pfarramt beider basel an der universitätwww.unipfarramt.unibas.ch Luzius Müller

z.B.: Schweizer Kinderlied:„Roti Röösli im Garte, Maierisli im Wald,wenn dr Wind kunnt go bloose, so verwelge si bald.“

Vgl.: Ps 103, 15f„Des Menschen Tage sind wie Gras, er blüht wie eine Blume des Feldes:Wenn der Wind darüber fährt, ist er dahin,Und seine Stätte weiss nicht mehr von ihm.“

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Konzept: Wissenschaft, Theologie, Glauben

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- Wissenschaft: durch wissenschaftliche Methoden (Nachvollziehbarkeit und Objektivität als Ideal) gewonnene, allgemeine Erkenntnis Ort: Universität

- Theologie als Wissenschaft: Untersuchung des Glaubens bzw. seiner Äusserungen (Texte) und Erscheinungsformen. Wissenschaftliche Theologie erforscht nicht „Gott“, sondern sie erforscht „das Reden von Gott“.

- christl. Glauben: subjektive Orientierung des Vertrauens, Hoffens, Handelns etc. auf der Basis des christlichen Redens von GottOrt: Kirchen bzw. christliche Gemeinschaften etc.

Konzept: Historischer Text – Heilige Schrift

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- Bibel als historischer Text

- quantitativ-historisches Argument: 3000 jährige Rezeptionsgeschichte ohne Vergleichbares: ‚Buch der Bücher‘

- Bibel als heilige Schrift – ständiger Referenztext

- Sitz im Leben!

Methoden: Historischer Text

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Für den wissenschaftlich-historischen Umgang mit den biblischen Texten sind u.a. folgenden Gesichtspunkten wesentlich:

Textgeschichte (Quellen, Textvarianten etc.)Literargeschichte (Komposition, Redaktion etc.)Motivgeschichte bzw. Begriffsgeschichte Traditionsgeschichte (‚Sitz im Leben‘ etc.)etc.

Auslegungsgeschichte (Theologische Deutungen)Wirkungsgeschichte etc.

Es gibt keine ahistorische (Bibel-)Lektüre!!!

Text-Entstehung und ihr Kontext

Rezeption des Textes und ihr Kontext

Methoden

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Wissenschaftlich-theologischer commen sense (mainstream):

Was bisher nicht als falsifiziert/überkommen gilt.

(‚Lehrbuch- bzw. Lexikalisches Wissen‘)

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Kursplan

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- 13.1. Einführung, Entstehung NT

- 20.1. Paulus und Paulinisches Schrifttum

- 27.1. Markus und Lukas (Apg.)

- 3.2. Matthäus und Exkurs

- 10.2. Johannes

- 17.2. Hebräerbrief, Offenbarung des Johannes und andere NT-Schriften

Gebräuchliche Bibelübersetzungen

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- Wenig tendenziöse Übersetzungen (siehe auch: www.die-bibel.de):

* Zürcher Übersetzung, 2007* Luther, 2017 bzw. 1984* Einheitsübersetzung, 1980

- tendenziöse Übersetzungen:

* Gute Nachricht, 1982 bzw. 1997 * Bibel in gerechter Sprache, 2006* Volxbibel, 2005* Basisbibel, NT 2010, Psalmen 2012

Gliederung der Heiligen Schrift(en)

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Jüdische Bibel (TNC):

Tora

Nebi‘im

C‘tubim

Christliche Bibel:

AT: Tora: fünf Bücher Mose

Geschichtsbücher (Josua - Ester)

Weisheits- und Psalmenliteratur

Prophetie (Jesaja - Maleachi)

NT: vier Evangelien und Apg.

Pls-Briefe (Röm - Phil)

andere Briefe (Hebräer - Judas)

Joh. Apokalypse

LXX

Älteste Handschriften der Bibel

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Masoretischer Text: Codex Firkowitsch, 1008 n.Chr. (!)

Qumran: vollständiger Jesaja (180 v.Chr.) u.a.m.

LXX: Codex Sinaiticus (Aleph, AT und NT), 4. Jh. n. Chr.

NT: * Papyrus 52: ca. 125 n.Chr. Joh 18* Aleph, B, A und andere Codexe* 200 000 Fragmente (!)

Textkritische Ausgaben AT und NT: * AT: Biblia Hebraica Stuttgardiensis * NT: Nestle Aland

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Entstehung des NTs

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0 33 50 70 100Geburt Jesu? Tod? 1. Thess.? Mk.? Joh.? Apk.?

- Das NT wird der zweite Teil der Heiligen Schrift des Christentums. Dieser zweite Teil baut grundlegend auf das AT auf: Im Zentrum steht das Bekenntnis, dass Jesus von Nazareth, der Messias (im Sinne einer apokalyptischen Heilsfigur) sei.

- Das NT ist mehrheitlich von einer apokalyptischen Stimmung geprägt: Das Ende dieses Äons und der Beginn einer neuen Zeit unter der Heilsherrschaft Gottes (Reich Gottes) wird in naher Zukunft erwartet bzw. habe sich schon angekündigt in Jesus von Nazareth, welcher der Christus sei.

- Erzählzeit, Textentstehung und erzählte Zeit liegen im Unterscheid zum AT nahe beieinander.

Zeit und Umwelt der ntl. Schriften

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- jüdische Kultur Palästinas um Zeitenwende und hellenistische (bzw. römische) Einflüsse

- römische Vormacht im Mittelmeerraum und röm. Kaiserkult: jüdisch-römischer Krieg (66 - 134 n. Chr.) 70 n. Chr. Zerstörung des herodianischen Tempels in Jerusalem

- griechisch-römische Mythologie und Philosophie: Neuplatonismus (Monotheismus!), Stoa (Logos!), Epikur (Weisheit) etc.

- in Palästina gesprochene Sprache: Koinä (umgangssprachliches Altgriechisch) und Aramäisch – NT ist in Koinä verfasst.

- Geographie: Ausbreitung entlang der Handelszentren am Mittelmeer (jüdische Diaspora-Gemeinden)

Das Judentum um die Zeitenwende

Theologie:- Monotheismus: „Höre Israel, der HERR, dein Gott ist einer“- Gottes Allmacht, Allwissenheit, Allgegenwart (Bildlosigkeit!)- Schöpfer (im Gegenüber zur Schöpfung) + Vollender (Apokalypse? Jenseitsvorstellungen?)- Heilige Schrift (enstehender TNC) und Schriftgelehrsamkeit

Ritus:- Tempel in Jerusalem (Hohepriester, Synedrium etc.)- Synagogen in Diaspora - verschiedene religiöse Gruppierungen: Pharisäer, Sadduzäer, Zelothen, Essener...

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Die Messiaserwartung Israels- Israel unter römischem Protektorat:

* Kooperation (Sadduzäer) und Widerstand (Zelothen)

- „Messias�* griechisch „Christus� (Septuaginta)* Motiv hat bereits vielhundertjährige, vielfältige Tradition: Messias = Gesalbter: König (vgl. David), Kriegs-herr, Hohepriester, apokal. Heilsfigur* Motiv löst (real-)politische und/oder religiöse Erwartungen aus* um Zeitenwende treten verschiedene Messiasprätendenten auf und röm. Repression

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Historischer Jesus von Nazareth i

Leben-Jesu-Forschung:- Ausserbibl. Quellen u.a.: Tacitus (117 n. Chr., Annales, Buch XV, 44): „Der Mann, von dem sich dieser Name herleitet, Christus, war unter der Herrschaft des Tiberius auf Veranlassung des Prokurators Pontius Pilatus hingerichtet worden.� > Quellen des Tacitus?- Selbstzeugnis des Jesus von Nazareth (?): Reich-Gottes-Ankündiger (vgl. atl. Propheten) oder Gottes Sohn; unterschiedliche Ansätze in den Evangelien- Evangelien sind religiöse Bekenntnisschriften, keine historiologisch-neutralen Biographien Jesu! (Albert Schweitzer: Keine Rekonstruktion des historischen Jesus aus Evangelien möglich!)

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Historischer Jesus von Nazareth ii

- Jude, Schriftgelehrter, Zimmermann (untere Mittelschicht)- Wanderung, Predigten, Jüngerkreis (vgl. atl. Propheten)- Wunder (?!) und eigentümliche soziale und religiöse Praxis als Zeichenhandlungen im Zusammenhang mit Predigten (vgl. atl. Propheten)- Hinrichtung in Jerusalem (Anklage?) - keine eigenen Schriften- mündliche Tradition der Jesus-Worte (Suche nach der ipsissimavox jesu?) und mündliche Berichte über Wirken Jesu?- Das Interesse gilt dem Jesus als Christus (Osterbekenntnis) - das Wesentliche des Glaubens ist historisch nicht greifbar!

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Histor. Bekenntnis: „Jesus Christus�Osterglaube: Der Gekreuzigte erscheint den Jünger/innen

Ø Erscheinungen des Gekreuzigten als als Auferstehung bzw. Auferweckung gedeutet (es geht weiter…)Ø Bekenntnis: Jesus ist Christus (neue Deutungsgehalte des Christus-Titels entwickeln sich)Ø aus Jüngern werden ApostelØ eine neue jüdische ‚Messias-Sekte‘ entstehtØ mündliche Tradition und VerschriftlichungØ Mahlfeiern und Taufe etablieren sich (beide Riten haben im Judentum und in der paganen Umwelt Vorläufer)

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Universalisierung und Inkulturation

- Hellenisierung des Judentums ab 3. Jh. v. Chr.: - Heiden-christliche Gemeinden: Heidenmission (Paulus); Sistierung jüdischer Ritualgebote (Beschneidung etc.) - Ab wann ist das Christentum eine eigenständige Religion?!!!

Reisen des Paulus?

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NT: Grunderzählung (Evangelien und z.B. Meditationes Vitae Christi u.a. ma. Quellen)- Geburtsgeschichten (nur Mt und Lk!)- Taufe und Versuchung- Predigten, Wunder, Jünger, Verklärung- Passion: Streitgespräche in Jerusalem, letztes Mahl, Festnahme, Verhör, Kreuzigung, Grablegung---------------------------------------------- Ostern: Erscheinung des Auferstandenen- Himmelfahrt- Pfingsten---------------------------------------------- Mission (Petrus und Paulus)---------------------------------------------- baldige Wiederkunft Christi und Weltende?

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NT: zugleich theologische Reflexionen

theologische Deutung und Ausgestaltung der Grunderzählung:

Ø der Christologie (Adoption, Incarnation, Präexistenz)Ø des Lebens Jesu (Predigten und moralisches Exemplum)Ø der Reden vom Reich GottesØ des Kreuzes und der Auferstehung (Sakrifizium? neue Schöpfung und neuer Äon?)Ø der kosmischen Bedeutung (Auffahrt, Christus als Pantokrator)Ø von Pfingsten (Pneumatologie)Ø der Gemeinde und Kirche (Ekklesiologie)Ø der „letzten Dinge“ (Eschatologie)

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Themen des ntl. Schrifttums

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‚vordergründig‘:- Jüdische Messiaserwartung- Auftreten Jesus von Nazareths, sein Wirken, seine Hinrichtung, ‚Erscheinung� des Auferstandenen: Glaube an Messianität Jesu - theologische Deutung des Auftretens, Wirkens, Todes und Auferstehens Jesu auf der Basis der atl. Religion‚hintergründig‘:

- Mission, apostolische Autorität, Gemeindebildungen und Gemeindeordnung (Ämter) – unter ‚jüdischer Anfeindung‘ (?!) und römischer Verfolgung

- Auseinandersetzung um Orthodoxie und Häresie (z.B. Gnosis)

- Etablierung ‚christlicher‘ Riten und des ntl. Schrifttums

Lektüre

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Maximalversion: 1. Thess. / Röm. 1. 3. 5. 8. 13 / 1. Kor. 1. 11. 13. 15 / Gal. 2. 4 / Phil. 2 / Kol. 1

Minimalversion: Röm. 1. 3. 5. / 1. Kor 11. 13