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704 i 2010 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.wiley-vch-de/home/muw DOI 10.1002/mawe.201000656 Mat.-wiss. u. Werkstofftech. 2010, 41, No. 9 Einfluss von ECAP und Wärmebehandlung auf Mikrostruktur und mechanische Eigenschaften einer SiC-verstärkten AlCu-Legierung Effect of ECAP and heat treatment on microstructure and mechanical properties of a SiC reinforced Al-Cu alloy S. Wagner, H. Podlesak, S. Siebeck, D. Nestler, M. F.-X. Wagner, B. Wielage, M. Hockauf Der Beitrag befasst sich mit der Herstellung und Eigenschaftsmodifizierung eines pulvermetal- lurgisch hergestellten Verbundwerkstoffes auf Basis der ausscheidungshȨrtbaren Aluminium- knetlegierung EN AW-2017 und 5 Vol.-% SiC-Partikeln der Kornfraktion 0,2 bis 2 lm. Dabei wird eine Kombination von ECAP und nachtrȨglicher WȨrmebehandlung angewendet. Die verschie- denen BehandlungszustȨnde werden anhand von lichtmikroskopischen, raster- sowie transmis- sionselektronenmikroskopischen Untersuchungen charakterisiert. Die mechanischen Eigen- schaften werden durch HȨrtemessungen und quasistatische Zugversuche dokumentiert. Die experimentellen Ergebnisse zeigen, dass mit Hilfe der zur Herstellung verwendeten Prozess- route im stranggepressten Zustand eine relativ homogene Verteilung und eine gute Einbettung der SiC-Partikel in die Matrix sowie ein geeigneter GrenzflȨchenzustand erzielt werden. WȨh- rend der nachtrȨglichen LɆsungsglɒhbehandlung entsteht eine signifikante PorositȨt, die auf hohe Mengen und unzureichende Entfernung der StearinsȨure (Hilfsstoff bei der Herstellung des Verbundpulvers) zurɒckzufɒhren ist. Dadurch werden die mechanischen Eigenschaften des Verbundwerkstoffes negativ beeinflusst. Die Untersuchungen zeigen außerdem, dass die ECAP- Umformung von Aluminiummatrix-Verbundwerkstoffen mit max. 1 lm großen Hartstoffparti- keln realisierbar ist und eine Verbesserung der mechanischen Eigenschaften grundsȨtzlich erzielt werden kann. Die ECAP-Umformung fɒhrt zu einer signifikanten Festigkeitssteigerung, die auf eine verȨnderte Defektstruktur zurɒckgefɒhrt werden kann. Die hier betrachtete Tem- peraturwahl fɒr die nachfolgende WȨrmebehandlung bei 170 8C erweist sich jedoch als nicht gut geeignet, da ein Entfestigungseffekt der Matrixlegierung aufgrund von Erholungs- und ȠberalterungsvorgȨngen einsetzte. Die hier prȨsentierten, ersten Ergebnisse bilden die Grund- lage fɒr weitere Untersuchungen zur mikrostrukturellen Optimierung von partikelverstȨrkten Aluminiumlegierungen durch ECAP. SchlɒsselwɆrter: Equal-channel angular pressing (ECAP) / Mikrostruktur / Aluminiummatrix-Verbund- werkstoff / EN AW-2017 / SiC-PartikelverstȨrkung / In this study, the production and optimization of an aluminum matrix composite prepared by powder metallurgy, Equal-channel angular pressing (ECAP) and a subsequent heat treatment is investigated. A gas atomized powder (composition approximately similar to the commercial AA2017 alloy) was high energy ball milled with 5 vol.-% SiC particles (0.2 to 2 lm), hot iso-stati- cally pressed and extruded to square bars. Optical, scanning- and transmission electron microsco- py are performed to characterize the corresponding microstructural evolution. The mechanical properties are determined by quasi-static tensile testing and hardness measurements. The experi- mental results show that the extruded condition exhibits a relatively homogeneous particle dis- tribution with a good interface quality. However, the subsequent solid-solution heat treatment results in a significant increase of porosity due to remnant stearic acid (milling agent for the pro- duction of the composite powder) which was only partly removed during degassing. This leads to a significant degradation of the mechanical properties. This study also indicates that ECAP-pro- cessing of aluminum matrix composites with particle sizes below 1 lm can in principle lead to si- Technische UniversitȨt Chemnitz, Institut fɒr Werkstoffwissenschaften und Werkstofftechnik, Professur Werkstofftechnik, Chemnitz Korrespondenzautor: S. Wagner, Technische UniversitȨt Chemnitz, Institut fɒr Werkstoffwissenschaften und Werkstofftechnik, Professur Werkstofftechnik, Chemnitz E-Mail: [email protected]

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DOI 10.1002/mawe.201000656 Mat.-wiss. u. Werkstofftech. 2010, 41, No. 9

Einfluss von ECAP und W�rmebehandlung auf Mikrostrukturund mechanische Eigenschaften einer SiC-verst�rktenAlCu-Legierung

Effect of ECAP and heat treatment on microstructure and mechanicalproperties of a SiC reinforced Al-Cu alloy

S. Wagner, H. Podlesak, S. Siebeck, D. Nestler, M. F.-X. Wagner, B. Wielage, M. Hockauf

Der Beitrag befasst sich mit der Herstellung und Eigenschaftsmodifizierung eines pulvermetal-lurgisch hergestellten Verbundwerkstoffes auf Basis der ausscheidungsh�rtbaren Aluminium-knetlegierung EN AW-2017 und 5 Vol.-% SiC-Partikeln der Kornfraktion 0,2 bis 2 lm. Dabei wirdeine Kombination von ECAP und nachtr�glicher W�rmebehandlung angewendet. Die verschie-denen Behandlungszust�nde werden anhand von lichtmikroskopischen, raster- sowie transmis-sionselektronenmikroskopischen Untersuchungen charakterisiert. Die mechanischen Eigen-schaften werden durch H�rtemessungen und quasistatische Zugversuche dokumentiert. Dieexperimentellen Ergebnisse zeigen, dass mit Hilfe der zur Herstellung verwendeten Prozess-route im stranggepressten Zustand eine relativ homogene Verteilung und eine gute Einbettungder SiC-Partikel in die Matrix sowie ein geeigneter Grenzfl�chenzustand erzielt werden. W�h-rend der nachtr�glichen L�sungsgl�hbehandlung entsteht eine signifikante Porosit�t, die aufhohe Mengen und unzureichende Entfernung der Stearins�ure (Hilfsstoff bei der Herstellungdes Verbundpulvers) zur�ckzuf�hren ist. Dadurch werden die mechanischen Eigenschaften desVerbundwerkstoffes negativ beeinflusst. Die Untersuchungen zeigen außerdem, dass die ECAP-Umformung von Aluminiummatrix-Verbundwerkstoffen mit max. 1 lm großen Hartstoffparti-keln realisierbar ist und eine Verbesserung der mechanischen Eigenschaften grunds�tzlicherzielt werden kann. Die ECAP-Umformung f�hrt zu einer signifikanten Festigkeitssteigerung,die auf eine ver�nderte Defektstruktur zur�ckgef�hrt werden kann. Die hier betrachtete Tem-peraturwahl f�r die nachfolgende W�rmebehandlung bei 170 8C erweist sich jedoch als nichtgut geeignet, da ein Entfestigungseffekt der Matrixlegierung aufgrund von Erholungs- und�beralterungsvorg�ngen einsetzte. Die hier pr�sentierten, ersten Ergebnisse bilden die Grund-lage f�r weitere Untersuchungen zur mikrostrukturellen Optimierung von partikelverst�rktenAluminiumlegierungen durch ECAP.

Schl�sselw�rter: Equal-channel angular pressing (ECAP) / Mikrostruktur / Aluminiummatrix-Verbund-werkstoff / EN AW-2017 / SiC-Partikelverst�rkung /

In this study, the production and optimization of an aluminum matrix composite prepared bypowder metallurgy, Equal-channel angular pressing (ECAP) and a subsequent heat treatment isinvestigated. A gas atomized powder (composition approximately similar to the commercialAA2017 alloy) was high energy ball milled with 5 vol.-% SiC particles (0.2 to 2 lm), hot iso-stati-cally pressed and extruded to square bars. Optical, scanning- and transmission electron microsco-py are performed to characterize the corresponding microstructural evolution. The mechanicalproperties are determined by quasi-static tensile testing and hardness measurements. The experi-mental results show that the extruded condition exhibits a relatively homogeneous particle dis-tribution with a good interface quality. However, the subsequent solid-solution heat treatmentresults in a significant increase of porosity due to remnant stearic acid (milling agent for the pro-duction of the composite powder) which was only partly removed during degassing. This leads toa significant degradation of the mechanical properties. This study also indicates that ECAP-pro-cessing of aluminum matrix composites with particle sizes below 1 lm can in principle lead to si-

Technische Universit�t Chemnitz, Institut f�r Werkstoffwissenschaftenund Werkstofftechnik, Professur Werkstofftechnik, Chemnitz

Korrespondenzautor: S. Wagner, Technische Universit�t Chemnitz,Institut f�r Werkstoffwissenschaften und Werkstofftechnik, ProfessurWerkstofftechnik, ChemnitzE-Mail: [email protected]

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gnificant increases in strength by altering the relevant defect structures. The heat treatment tem-perature considered here (170 8C) results in a softening due to simultaneous recovery and over-aging. But the first results presented here may well point out directions for further studies on mi-crostructural optimization of particle reinforced aluminum alloys by ECAP.

Keywords: Equal-channel angular pressing (ECAP) / Microstructure / Aluminium matrix composite /AA2017 / SiC particle reinforcement /

1 Einleitung

Das ECAP-Verfahren (engl. Equal-Channel Angular Pressing)ist eines der bedeutendsten Verfahren zur Festigkeitssteigerungmetallischer Werkstoffe. Es wurde bereits in den 1970er Jahrenvon Segal vorgestellt [1] und wird vor allem in den letzten Jahrenzunehmend eingesetzt. Hierbei wird eine relativ große Umfor-mung mit Hilfe eines um typischerweise 90 8 bzw. 120 8 abgewin-kelten Werkzeugkanals in ein stangenf�rmiges Halbzeug einge-bracht. Dabei wird bei jedem Umformschritt ein Vergleichsum-formgrad von ’ L 1,1 bzw. ’ L 0,67 induziert. Die Umformungkann theoretisch beliebig oft wiederholt werden, da sich derQuerschnitt des Halbzeugs durch die eingebrachte Scherverfor-mung nicht ver�ndert. Durch derart hohe Umformgrade wirdeine hohe Verformungsverfestigung erzeugt, die mit der Ausbil-dung einer ultrafeink�rnigen bzw. nanokristallinen Mikrostruk-tur einhergeht [1, 2]. Dieser mikrostrukturelle Vorgang bildet dieGrundlage f�r die Herstellung von leichten und festen Bautei-len. Ein Großteil der wissenschaftlichen Arbeiten auf diesemGebiet besch�ftigt sich mit der Verformung von reinen Metallenoder weichgegl�hten Legierungen [2]. Im Zusammenhang mitschwer verformbaren Werkstoffen sind dagegen deutlich weni-ger Publikationen bekannt, da eine homogene, rissfreie Umfor-mung nur bei erh�hten Temperaturen oder gr�ßeren Kanalwin-keln (die eine geringere Umformung bewirken) oder unterAnwendung eines Gegendruckes m�glich ist [3–7]. Es exisitie-ren nur sehr wenige Ver�ffentlichungen zur ECAP-Umformungvon Aluminium-Matrix-Verbundwerkstoffen (engl. AluminumMatrix Composites – AMCs).

Eine Partikelverst�rkung von Aluminiumwerkstoffen wirdunter anderem mit dem Ziel der Erh�hung des E-Moduls, derVerbesserung der thermischen Stabilit�t, der Festigkeit und derKriechbest�ndigkeit angewandt [8, 9]. Eine erfolgreiche ECAP-Umformung von AMCs verspricht durch die Kombination derVorteile aus ECAP-Umformung und Partikelverst�rkung einhervorragendes Eigenschaftsprofil. Aufgrund der hohen Kaltver-festigung geht die erw�nschte Festigkeitserh�hung jedoch miteiner deutlichen Abnahme der Duktilit�t einher [10, 11]. Da f�rden praktischen Einsatz dieser Werkstoffe in sicherheitsrelevan-ten Bauteilen �blicherweise ein gewisses Restumformverm�genbzw. eine gewisse Schadenstoleranz erforderlich ist, ist dieAnwendung dieser Werkstoffe wesentlich eingeschr�nkt. Nurwenige Arbeiten besch�ftigten sich mit der gleichzeitigen Ver-besserung der Duktilit�t. Wie in [12–20] gezeigt wurde, kanndurch eine Kombination aus ECAP-Umformung im l�sungsge-gl�hten Zustand und nachgelagerter Aush�rtungs- bzw. Stabili-sierungsgl�hung eine hervorragende Eigenschaftskombinationerreicht werden. Da hierf�r bereits ein ECAP-Umformschritt

ausreicht und die Aush�rtekinetik deutlich beschleunigt wird,ist dieser Ansatz f�r die industrielle Anwendung von besonde-rem Interesse. Die besonderen Eigenschaften basieren zumeinen auf der Bildung sehr feiner Ausscheidungen, die zumFestigkeitsanstieg f�hren, und zum anderen auf Erholungsvor-g�ngen, die zur Verbesserung der Duktilit�t f�hren. Im Rahmendieser Studie werden die Herstellung, die ECAP-Umformungund die dadurch erreichbaren mechanischen Eigenschafteneiner pulvermetallurgisch (PM) hergestellten, partikelverst�rk-ten (5 Vol.-% SiC) AlCuLegierung untersucht. Hierbei sollen dieam unverst�rkten Matrixwerkstoff gewonnenen Erkenntnisse[18, 20] auf den partikelverst�rkten Werkstoff �bertragen wer-den. Zur weiteren Verbesserung der mechanischen Eigenschaf-ten wird der Einfluss einer nachtr�glichen W�rmebehandlunguntersucht.

2 Experimentelles

Die verwendete Aluminiumlegierung stand in Form eines kom-merziellen, gasverd�sten, sph�rischen Pulvers mit einer Korn-fraktion a 100 lm zur Verf�gung. Die Zusammensetzung ent-spricht mit 4,1 Gew.-% Cu, 0,7 Gew.-% Mg, 0,8 Gew.-% Mn,0,1 Gew.-% Si und 0,2 Gew.-% Fe nahezu der technischen Legie-rung EN AW2017. Als Verst�rkungskomponente zur Herstel-lung des AMCs wurde SiC-Pulver mit Partikelgr�ßen von 0,2 bis2 lm verwendet. Diese kleinen Partikelgr�ßen minimieren dieKerbwirkung in der Aluminiummatrix. Zun�chst erfolgte dieHerstellung eines Verbundpulvers (95 Vol.-% Matrixwerkstoffund 5 Vol.-% SiC-Partikel) mittels einer Hochenergiekugel-m�hle mit Stahlausstattung unter Luftatmosph�re. Die Entste-hung des Verbundpulvers sowie die Einfl�sse der verschiedenenMahlparameter wurden ausf�hrlich in [21, 22] dokumentiert.Auf dieser Basis erfolgte die Festlegung der Prozessparametermit 3 h Mahldauer. Dem Mahlgut wurde w�hrenddessen Stea-rins�ure (C18H36O2) hinzugef�gt, um das Verschweißen der Alu-miniumpartikel untereinander und mit den Mahlwerkzeugenzu begrenzen. Der im Endzustand erreichte Durchmischungs-grad liegt sch�tzungsweise bei 80 %. Die Gr�ße der Hartstoffpar-tikel bleibt w�hrend des Hochenergie-Mahlens (HEM) nahezuunver�ndert. F�r Verbundpulver mit Hartstoffteilchen der fei-nen Kornfraktion (0,2 bis 2 lm) hat sich die Weiterverarbeitungdurch heißisostatisches Pressen (engl. Hot Isostatic Pressing –HIP) und Strangpressen zu kompakten AMCs als erfolgreicherwiesen. Das Verbundpulver wurde zu diesem Zweck zun�chstgekapselt und heiß entgast (450 8C, 66102 bar, 4 h), um die rest-liche Stearins�ure zu entfernen. Das Kompaktieren mittels HIPerfolgte dann bei 450 8C f�r 3 h bei einem Druck von 1100 bar.

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Das anschließende Strangpressen zu Vierkantstangen miteinem Querschnitt von 15615 mm2, die zur weiteren Eigen-schaftsoptimierung mittels ECAP vorgesehen waren, erfolgtemit einer Stempelgeschwindigkeit von 2 mm/s und einemPressverh�ltnis von 42:1. Die Presstemperatur lag dabei imBereich von 355–370 8C. Zur Einstellung eines definierten W�r-mebehandlungszustandes wurde der Werkstoff anschließendbei 505 8C f�r 60 min l�sungsgegl�ht und in Wasser abge-schreckt. Als Referenzzustand (mit Blick auf die mikrostruktu-rellen und mechanischen Eigenschaften) wurde ein Teil desMaterials einen Monat lang kaltausgelagert (so genannter T4-Werkstoffzustand). Die partikelverst�rkte AluminiumlegierungPM EN AW-2017 wurde direkt nach dem L�sungsgl�hen undAbschrecken bei Raumtemperatur einmal ECAPiert.

An der TU Chemnitz stehen mehrere beheizbare ECAP-Werk-zeuge zur Herstellung ultrafeink�rniger Gef�ge zur Verf�gung.Das f�r die aktuelle Studie verwendete, beheizbare Werkzeugbesitzt einen Kanalquerschnitt von 15615 mm2 und einenKanalwinkel von 120 8. Nach Iwahashi et al. [23] betr�gt derUmformgrad je ECAP-Durchgang in diesem Werkzeug 0,67.Das Werkzeug beinhaltet bewegliche Elemente (zwei W�nde imEin- und Ausgangskanal [24]), die zu einer Reibungsreduzierungund zur Verbesserung der Halbzeugqualit�t beitragen [18].Durch den mit dem Schlitten verbundenen Hydraulikzylinderwird im Ausgangskanal ein Gegendruck von 300 MPa aufge-bracht. Jedes Halbzeug wurde mit einer Pressgeschwindigkeitvon 25 mm/min nur einmal umgeformt. Als Schmiermittelwurde eine MoS2-haltige Paste verwendet. Zur Einstellung eineswohldefinierten Zustandes wurden die ECAPierten Probenebenfalls einen Monat lang kaltausgelagert (T4).

F�r eine detaillierte mikrostrukturelle Charakterisierung wur-den metallografische Schliffe hergestellt und im unge�tztenZustand mittels Licht- (LM) und Rasterelektronenmikroskopie(REM) untersucht. REM-Aufnahmen mit Sekund�relektronenwerden insbesondere f�r die Abbildung der SiC-Teilchen ver-wendet. Dagegen ist f�r die Abbildung von intermetallischenPhasen und Hohlr�umen die Aufnahme mit R�ckstreuelektro-nen im Materialkontrastmodus vorteilhaft. Detaillierte Aussagenzur Mikrostruktur wurden durch Untersuchungen an ged�nn-

ten Proben am Transmissionselektronenmikroskop (TEM) oderam Rasterelektronenmikroskop mit einem STEM-Detektordurchgef�hrt. Die Probenentnahme erfolgte im Fall des ECAP-ierten Zustandes aus der Scherebene [19] der Halbzeuge. DieProben wurden zun�chst bis zu einer Restdicke von l 60 lmabgeschliffen und danach mit einer speziellen Elektrolytl�sungbei 31 V und –31 8C vorged�nnt. Abschließend wurde miteinem Argon-Ionenstrahl beidseitig endged�nnt. F�r die Unter-suchungen wurden Beschleunigungsspannungen von 200 kVf�r TEM bzw. 30 kV f�r STEM benutzt. F�r die Identifikationder Phasen im Gef�ge und die Bestimmung der durchschnittli-chen Probenzusammensetzung wurde die energiedispersiveR�ntgenmikrobereichsanalyse (EDXS) an den Elektronenmikro-skopen eingesetzt. Zur Charakterisierung der mechanischenEigenschaften erfolgten Brinellh�rtemessungen in der Ebenesenkrecht zur Pressrichtung nach DIN EN ISO 6506-1. Außer-dem wurden quasi-statische Zugversuche (Dehnungsgeschwin-digkeit a 10 – 3 s – 1) an A3-Proben gem�ß DIN EN 10002 durchge-f�hrt. Von jedem Zustand wurden mindestens drei parallele Pro-ben bei Raumtemperatur gepr�ft. Zus�tzliche elektronenmikro-skopische Untersuchungen wurden an Bruchfl�chen von Pro-ben nach dem Zugversuch am REM durchgef�hrt.

3 Ergebnisse und Diskussion

Die Verteilung und die Einbindung der Verst�rkungskompo-nente in die Aluminiummatrix sind f�r die Eigenschaften desAMCs von großer Bedeutung. Die lichtmikroskopischen Auf-nahmen in Bild 1 zeigen das Gef�ge der pulvermetallurgischhergestellten Aluminiumlegierung im stranggepresstenZustand im L�ngs- und Querschliff. Die dunklen Gebiete enthal-ten SiC-Teilchen und die hellen Gebiete stellen rein metallischeBereiche ohne Verst�rkungskomponente dar. Es ist zu erkennen,dass keine vollst�ndig gleichm�ßige Verteilung des Hartstoffesvorliegt. Die Ursache ist in dem Zustand des hochenergiegemah-lenen Verbundpulvers begr�ndet. Der Vermischungsgrad vonMetall- und SiC-Komponente in den Pulverteilchen weist einerelativ weite Streuung auf [22]. Typisch ist die L�ngsform und

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Bild 1. Lichtmikroskopische Aufnahmen der PM EN AW-2017 mit 5 Vol.-% SiC im stranggepressten Zustand a) im L�ngsschliff und b) im Quer-schliff.

Figure 1. Optical micrographs of PM AA2017 with 5 vol.-% SiC in the extruded condition a) longitudinal section and b) cross section.

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bevorzugte Orientierung der Gebiete mit unterschiedlichemSiC-Anteil in Strangpressrichtung. Die unverst�rkten Gebietebesitzen einen mittleren Durchmesser von ca. 10 lm (Bild 1a).Bei den einzelnen, groben Partikeln mit einer Gr�ße von einigen10 lm handelt es sich um die intermetallische Al3(Fe,Cu)-Phase,die mit Hilfe der EDXS-Analyse nachgewiesen werden konnte.Ursachen f�r das Vorhandensein dieser Verunreinigungen sindder Stahlpartikeleintrag in das Verbundpulver w�hrend desHochenergiekugelmahlens und die Phasenausbildung bei denerh�hten Temperaturen w�hrend der pulvermetallurgischenVerarbeitung.

In REM-Aufnahmen sind die einzelnen Hartstoffpartikel dar-stellbar. Bild 2 zeigt das Gef�ge in den Mischgebieten des AMCmit 5 Vol.-% SiC. W�hrend in Bild 2a (Sekund�relektronenauf-nahme mit Topografiekontrast) insbesondere die SiC-Teilchenund die Mikroporen gut zu erkennen sind, werden in Bild 2b(R�ckstreuelektronenaufnahme) die „wolkenf�rmigen” interme-tallischen Phasen in der Metallmatrix sichtbar. Die Aufnahmenzeigen, dass eine weitgehende Verteilung der Hartstoffpartikel

ohne ausgepr�gte Agglomeration vorliegt. Die Forderung nachvollst�ndiger Einbettung der Hartstoffpartikel in der Matrix isterf�llt. Anhand von weiteren REM-Aufnahmen konnte nachge-wiesen werden, dass das stranggepresste Material eine geringeMikroporosit�t von a 1 lm aufweist.

In den TEM-Aufnahmen in Bild 3 hebt sich die intermetalli-sche Phase als mittel- bis dunkelgrau von der Aluminium-Matrixab. Die Teilchen haben eine rundliche bis l�ngliche Form mitAbmessungen bis zu 1 lm. Anhand einer R�ntgenmikrobe-reichanalyse (EDXS) konnten sie der Al2Cu-Phase zugeordnetwerden. F�r die SiC-Partikel ist eine stark variierende Grauwert-schwankung innerhalb der Teilchen typisch. Aus diesem Grundist die Erkennbarkeit dieser Teilchen begrenzt und jeweils einePr�fung bei h�herer Abbildungsvergr�ßerung einschließlichEDXS-Analyse erforderlich (Bild 3b). Die Grenzfl�chen zwi-schen SiC-Partikeln und Matrix weisen weder Spalte nochS�ume aus Reaktionsphasen oder intermetallischen Phasen auf.Nur selten sind stabf�rmige Kristallite mit einigen 10 nm L�ngevorhanden. Deren ausgepr�gte Stabform ist typisch f�r die Reak-

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Bild 2. REM-Schliffaufnahmen der PM EN AW-2017 mit 5 Vol.-% SiC im stranggepressten Zustand. a) Sekund�relektronenaufnahme (Topografie-kontrast). b) R�ckstreuelektronenaufnahme (Materialkontrast).

Figure 2. SEM micrographs of polished sections of PM AA2017 with 5 vol.-% SiC in the extruded condition. a) Secondary electron image (top-ography contrast). b) Backscattered electron image (material contrast).

Bild 3. PM EN AW-2017 mit 5 Vol.-% SiC im stranggepressten Zustand a) TEM-�bersichtsaufnahme und b) TEM-Aufnahme bei h�herer Vergr�-ßerung. Der Pfeil markiert ein Spinellteilchen.

Figure 3. SEM micrographs of PM AA2017 with 5 vol.-% SiC in extruded state at a) low and b) higher magnification. The arrow marks a spinelparticle.

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tionsphase Al4C3 [25], aufgrund der geringen Gr�ße erfolgtejedoch keine direkte Identifizierung mittels Elektronenbeugung.Schließlich sind kristalline Oxidteilchen mit Abmessungen bis100 nm in der Matrix und an den Matrix-SiC-Grenzfl�chen nach-weisbar (Bild 3b). Dabei handelt es sich vermutlich um die Spi-nellphase MgAl2O4, die bei der pulvermetallurgischen Verarbei-tung des HEM-Verbundpulvers gebildet wird [21]. Aufgrund dergeringen Gr�ße und der feinen Verteilung dieser Spinellteilchenwird ein positiver Einfluss auf die mechanischen Eigenschaftenerwartet.

Nach der anschließenden T4-W�rmebehandlung des strang-gepressten PM-Werkstoffs wird jedoch eine starke Porenbildungbeobachtet, Bild 4. Die bis zu 15 lm großen Poren sind imgesamten Gef�ge verteilt. Die Ursache f�r die Porenbildungliegt an der dem Mahlprozess in vergleichsweise großen Mengenzugesetzten Stearins�ure, die vermutlich beim nachfolgendenHeißentgasen nicht vollst�ndig entfernt wurde. Als Konsequenzwird in aktuellen Arbeiten der Stearins�ureanteil herabgesetztund die Dauer des Heißentgasens erh�ht. Die relativ hohe Poro-sit�t muss bei der Bewertung der mechanischen Eigenschaftender verschiedenen Materialzust�nde ber�cksichtigt werden. ImFolgenden werden die Fließgrenze bei 0,2 % plastischer Deh-nung (Rp0,2), die Zugfestigkeit (Rm), die Gleichmaßdehung (Ag)und die Bruchdehnung (A3) der untersuchten Zust�nde vergli-chen. In Bild 5 sind die Spannungs-Dehnungskurven der Alumi-niumlegierung PM EN AW-2017 mit 5 Vol.-% SiC im T4- und imECAPierten Zustand dargestellt. Der kaltausgeh�rtete Zustandweist eine geringe Festigkeit (Rp0,2 = 246 l 2 MPa; Rm = 378 l7 MPa) und eine geringe Duktilit�t (Ag = A3 = 4,0 l 0,8 %) auf.Der Werkstoff versagt makroskopisch spr�de ohne einzuschn�-ren. Die im Vergleich zum unverst�rkten Material [20] deutlichgeminderten mechanischen Eigenschaften sind offensichtlichvorwiegend auf die nachgewiesene Porosit�t zur�ckzuf�hren,der durch die Partikelverst�rkung eigentlich erwartete Verfesti-gungseffekt bleibt aus.

Die ECAP-Umformung wurde bei Raumtemperatur nachdem L�sungsgl�hen und Abschrecken durchgef�hrt, um durchnachtr�gliche Aush�rtung die Festigkeitswerte weiter zu stei-

gern. Zur Sicherung einer rissfreien Umformung wurde dermaximale Gegendruck von 300 MPa verwendet. In anderenArbeiten [6, 15] wurden bei der Umformung von unverst�rktenAl-Cu-Legierungen ohne bzw. bei geringem Gegendruck bereitsRisse w�hrend des ersten Umformschritts beobachtet. Bild 5zeigt, dass trotz des relativ geringeren ECAP-Umformgrades (’= 0,67) die Festigkeit drastisch angehoben wird. Die Fließgrenzeund die Zugfestigkeit steigen um 80 bzw. 35 % (Rp0,2 = 438 l4 MPa; Rm = 507 l 5 MPa). Die hohe Versetzungs- und Korngren-zendichte, die bei ECAP-Materialien durch die starke Scherver-formung eingebracht wird, erschwert die Versetzungsbewegungund tr�gt somit entscheidend zur Verfestigung des Werkstoffesbei [2, 16, 26–28]. Der R�ckgang der Verformungsf�higkeit isttypisch f�r ECAP umgeformte Werkstoffe ohne nachgelagerteStabilisierung [2, 18, 20]. Bei der Betrachtung der Bruchfl�cheder ECAPierten Probe ist ein Mischbruch mit vorwiegend dukti-

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Bild 4 REM-Schliffaufnahmen der PM EN AW-2017 mit 5 Vol.-% SiC im T4-Zustand a) Sekund�relektronenaufnahme (Topografiekontrast) und b)R�ckstreuelektronenaufnahme (Materialkontrast).

Figure 4. SEM micrographs of polished sections of PM AA2017 with 5 vol.-% SiC in T4 state made by a) secondary electron imaging (topographycontrast) and b) backscattered electron imaging (material contrast).

Bild 5. Spannungs-Dehnungs Verl�ufe der Legierung PM EN AW-2017mit 5 Vol.-% SiC im T4 und im ECAPierten Zustand.

Figure 5. Stress-strain curves for PM AA2017 with 5 vol.-% SiC in T4and in ECAP condition.

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lem Anteil zu erkennen (Bild 6). In der Wabenstruktur sind dieSiC- und die intermetallischen Phasenteilchen gut zu erkennen,da sich diese nicht verformen und teilweise freigelegt sind. Auf-grund der geringen Partikelgr�ße k�nnen keine belastbaren,

detaillierteren Aussagen zu Vorg�ngen an den Partikel-Matrix-Grenzfl�chen gemacht werden. Bei großen Partikeln (= 1 lm)konnten Br�che direkt beobachtet werden.

Um den Einfluss der W�rmebehandlung nach dem ECAPie-ren auf die mechanischen Eigenschaften zu untersuchen, wurdeschließlich eine direkt angeschlossene Aush�rtungs- bzw. Stabi-lisierungsgl�hung bei 170 8C durchgef�hrt. In Bild 7 ist die Ent-wicklung der H�rte und der mechanischen Eigenschaften inAbh�ngigkeit von der Auslagerungsdauer dargestellt. Es istersichtlich, dass die H�rte und die Festigkeit im Laufe der W�r-mebehandlung kontinuierlich abfallen, w�hrend die Verfor-mungsf�higkeit im Bereich von 45 min geringf�gig ansteigt.Eine bei den AlMgSi(Cu)- und AlCu-Legierungen erwarteteErh�hung der Festigkeit durch die Bildung feinster Ausschei-dungsteilchen [12, 14, 18] bleibt aus. Es wird vermutet, dass dieHartstoffteilchen eine vergleichsweise hohe Versetzungsdichteerzeugen, die bei der gew�hlten W�rmebehandlungstemperaturzu einer stark beschleunigten �beralterung bzw. Erholung f�h-ren. Diese Annahme wird durch mikrostrukturelle Untersu-chungen best�tigt. In Bild 8 sind STEM-Aufnahmen der ECAP-ierten Probe sowie einer nach der Umformung w�rmebehandel-ten Probe gegen�ber gestellt. W�hrend nach der UmformungVersetzungen in unterschiedlicher H�ufung vorkommen undSubkorngrenzen nur verschwommen zu erkennen sind (Bild8a), werden nach der 45-min�tigen Gl�hung lediglich einzelneVersetzungen und deutlich ausgebildete Subkorngrenzen beo-bachtet. Zudem haben sich nach der Gl�hung Ausscheidungengebildet, die anhand ihrer Abmessungen auf den �beraltertenWerkstoffzustand schließen lassen (Bild 8b). Hierbei handelt essich vermutlich um die pl�ttchenf�rmige Al2CuMg-Phase. DieSTEM-Ergebnisse in Bild 8 demonstrieren, dass durch geeignetgew�hlte W�rmebehandlungen nach der ECAP-Umformungeine mikrostrukturelle Optimierung erfolgen kann. Dies istGegenstand weiterer aktueller Forschungst�tigkeiten.

4 Zusammenfassung und Ausblick

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Herstellung, ECAP-Umformung und der Auswirkung einer nachgelagerten W�rme-behandlung auf die Mikrostruktur und die mechanischen Eigen-schaften der pulvermetallurgisch hergestellten Aluminiumlegie-

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Bild 6. REM- Bruchfl�chenaufnahme an der Zugprobe der PM EN AW-2017 mit 5 Vol.-% SiC nach ECAP.

Figure 6. SEM micrograph of tensile fracture of PM AA2017 with 5vol.-% SiC after ECAP.

Bild 7. Aush�rteschaubild bei 170 8C von PM EN AW-2017 mit 5 Vol.-% SiC nach ECAP bei.

Figure 7. Aging plot at 170 8C for PM AA2017 with 5 vol.-% SiC afterECAP.

Bild 8. STEM-Aufnahmen von PM EN AW-2017 mit 5 Vol.-% SiC a) nach ECAP und b) nach ECAP und W�rmebehandlung bei 170 8C f�r 45 min.

Figure 8. SEM micrographs of PM AA-2017 with 5 vol.-% SiC a) after ECAP and b) after ECAP and age-hardening at 170 8C for 45 min.

Page 7: Einfluss von ECAP und Wärmebehandlung auf Mikrostruktur und mechanische Eigenschaften einer SiC-verstärkten AlCu-Legierung

S. Wagner et al. Mat.-wiss. u. Werkstofftech. 2010, 41, No. 9

rung EN AW-2017 mit einer Partikelverst�rkung aus 5 Vol.-%SiC. Nach dem Strangpressen der Legierung liegt eine gute Ver-teilung und Einbindung der Hartstoffkomponente ohne ausge-pr�gte Agglomeration in der Aluminiummatrix vor. Anhand vonREM-Schliffaufnahmen sind einzelne Poren von max. 1 lmGr�ße zu erkennen. Bei der nachfolgenden T4-W�rmebehand-lung kann jedoch eine ausgepr�gte Hohlraumbildung beobach-tet werden, die aufgrund der beim Mahlprozess in vergleichs-weise hohen Mengen zugesetzten Stearins�ure entstanden ist.Die bis zu 15 lm großen Poren wirken sich negativ auf diemechanischen Eigenschaften (insbesondere auf die Duktilit�t)des Materials w�hrend einer Zugbeanspruchung aus. Zurzuk�nftigen Vermeidung dieses unerw�nschten Effektes mussder Anteil der Stearins�ure reduziert und die Dauer des Heißent-gasens erh�ht werden. W�hrend die ECAP-Umformung derLegierung zur Erh�hung der Fließgrenze um 80 % bei gleichzei-tigem R�ckgang der Bruchdehnung f�hrt, bewirkt die nachgela-gerte W�rmebehandlung bei 170 8C eine Abnahme der Festigkeitbei nur geringf�giger Verbesserung der Duktilit�t. Die aufgrundder hohen Auslagerungstemperatur und durch die Partikel starkbeschleunigte Ausscheidungskinetik f�hrt zu einer schnellen�beralterung der Legierung. In nachfolgenden Untersuchun-gen m�ssen aus diesem Grund die W�rmebehandlungsparame-ter so angepasst werden, dass ausreichend feine Ausscheidun-gen, welche die Festigkeit zus�tzlich steigern, gebildet werden.

Danksagung

Die Autoren bedanken sich bei der Deutschen Forschungsge-meinschaft f�r die finanzielle F�rderung im Rahmen des Son-derforschungsbereiches 692. Des Weiteren gilt der Dank denMitarbeiterinnen U. Faust, A. Schulze, C. Gl�ser und K. Muhrvom Institut f�r Werkstoffwissenschaft und Werkstofftechnikf�r Unterst�tzung bei der Gef�gecharakterisierung.

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Eingegangen in endg�ltiger Form: 29.06.2010 T 656

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